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Leseprobe 101 Nacht zum Download (pdf, 1 MB)

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<strong>101</strong><strong>Nacht</strong>Aus dem Arabischen erstmals insDeutsche übertragen von Claudia Ottnach der Handschrift desAga Khan MuseumsLESEPROBE– 1 –


Die Geschichte vom EbenholzpferdDie Leute behaupten, o König – fuhrSchahrasad fort zu erzählen –, dasses in alter Zeit einmal einen König gab. Erführte ein vorbildliches Leben in seinemKönigreich, übte Gerechtigkeit gegen seineUntertanen, und so fürchteten und achtetenihn die Araber, und alle Länder waren ihmergeben. Auch liebte der König Bildung undLiteratur, war in der Kunst der Rhetorikbewandert und den Gelehrten zugetan. Ersuchte die Gesellschaft von Wissenschaftlernund Weisen, und unter diesen sprach sichseine Kunde herum, sodass die Gelehrtenund Wissenschaftler in solch großer Zahlbei ihm zusammenkamen, wie es bei keinemanderen König der Fall war.Der König hielt jedes Jahr zwei Feiertageab, an denen er dem ganzen Volk Audienzgewährte. An diesen Tagen öffnete er diePforten seines Palasts, und die Anliegen derMenschen wurden ihm vorgebracht. Edelleutewie auch einfaches Volk hatten dann Zutrittzu ihm.An einem solchen Feiertag hielt derKönig gerade seine Audienz, als drei Weisevor ihn hintraten. Der eine war Byzantiner,der zweite Inder und der dritte Perser. Jederder drei hatte ein Geschenk mitgebracht, daser selbst gefertigt hatte. Nun hatte der Königdie Angewohnheit, wenn er ein Geschenkempfing, das ihm gefiel, den Geber sich etwaswünschen zu lassen und ihm seinen Wunschzu erfüllen, was auch immer er sich ausbat.Was also schenkten ihm die drei Weisen? DerInder schenkte ihm eine Figur aus Bronzein Menschengestalt mit einem großen Hornin der Hand, in das die Figur blies. DenAutomaten hatte er eigenhändig konstruiertund zusammengebaut.Als der König ihn sah, fand er Gefallendaran. «Ehrenwerter weiser Mann», sprach erden Inder an, «was tut dieser Talisman?»«Wenn du ihn am Stadttor aufstellst, oKönig», antwortete er, «so wird kein Feind undkein Spion in die Stadt eindringen können,ohne dass dieser Bläser mit seinem Horn einSignal gibt und ihn anzeigt.»Als der König das hörte, freute er sichsehr. Er ließ den Talisman in sein Schatzhausschaffen, staffierte den Weisen, der ihn ihmgeschenkt hatte, mit einem Ehrengewand ausund erwies ihm allerhand Freundlichkeiten.Dann ließ er ihn hereinkommen – also denzweiten Weisen. Es war der Byzantiner. Dertrat ein und stellte eine Schale aus rötlichemGold vor den König hin, in deren Mitte sich einschön gestalteter Pfau mit zwölf Küken befand.Der König betrachtete das Geschenk,und es gefiel ihm. «Was hat es mit diesem Pfaufür eine Bewandtnis?», fragte er den Weisen,und jener erwiderte: «Wenn du ihn vor dichhinstellst, sei es bei Tag oder bei <strong>Nacht</strong>, sokannst du jede Stunde, die vorübergeht, anseinen Küken ablesen. So wirst du immerwissen, wie viele Stunden vom Tag bereitsvergangen sind. Ist der Tag zu Ende und die<strong>Nacht</strong> herbeigekommen, so schreit der Pfau,doch sein Ruf klingt angenehm. Desgleichen<strong>zum</strong> Ende der <strong>Nacht</strong>.»«Wenn es wahr ist, was du da sagst»,entgegnete der König, «so werde ich dir alledeine Wünsche erfüllen.» Und er befahl, dasGeschenk in sein Schatzhaus zu tragen undgut zu verwahren.Als der Weise seine Ausführungenbeendet hatte, befahl der König, den drittenvorzulassen. Es war der Perser. Er war einalter Mann und bot einen abstoßendenAnblick. Der weise Perser trat vor den König,grüßte höflich und stellte ein Pferd ausEbenholz mit einem Sattel ganz aus Goldund Edelsteinen vor ihn hin. Kein Menschhatte jemals so etwas gesehen. Alle, die imThronsaal anwesend waren, gerieten inVerzückung.«Welches Wunder kann nun dieses Pferdvollbringen?», wollte der König wissen.«Gott schenke dem König ein langesLeben und dauerhaftes Glück», erwiderte deralte Perser. «Mit diesem Pferd hat es etwasganz Besonderes auf sich. Wer auf ihm reitet,den trägt es an einem einzigen Tag so weit, wiees ein schnelles Pferd in einem ganzen Jahrvermag.»Der König war entzückt über seineWorte. «Wenn es wirklich wahr ist, was duda schilderst, dann gebe ich dir von meinemKönigreich, was immer du dir wünschst.» Under befahl, es in sein Schatzhaus zu bringen.DIE DREI WEISEN ZOGEN SICH ZURÜCK,nachdem der König ihnen alles Gute undWohltaten in Hülle und Fülle versprochenhatte.AM TAG der Prüfung nahm der KönigPlatz auf seinem Thron, setzte sich die Kroneaufs Haupt, und, nachdem sich die Wesire undsein Hofstaat eingefunden hatten, ließ er denTalisman aus Bronze mit dem Signalhorn vorsich hinstellen. Er prüfte ihn und fand, dassalles wie versprochen funktionierte.«Du darfst dir von mir wünschen, was duwillst», SAGTE DER KÖNIG.Nun hatte der König drei Töchter undeinen Sohn. «Majestät», sagte der erste Weise,«ich wünsche mir, dass du mir deine Tochterzur Frau gibst und ich dein Schwiegersohnwerden darf.»Es waren aber alle seine Töchter hintereinem Vorhang verborgen, der an einer Seitedes Gemachs herabgelassen war, so dass siedahinter hervorgucken konnten. Die ältesteKönigstochter freute sich darüber, denn siesah, wie elegant und anmutig er war und nochdazu höflich und gebildet.ALS NÄCHSTES ließ der König sich dieSchale mit dem Pfauen bringen. Er probierte sieaus und fand, dass alles bestens funktionierte.«Gott möge des Königs Macht befestigenund mehren», sagte der zweite Weise. «Ichwünsche mir, dass du mir dasselbe Gutgewährst wie meinem Weggefährten. Auch ichmöchte dein Schwiegersohn werden.»Der König war‘s zufrieden und sagte esihm zu, und die mittlere Tochter freute sich,da sie seine Schönheit und Anmut schonbemerkt hatte.DANN rief der König nach dem Pferd,und es wurde ihm gebracht. Der Weise, demdas Pferd zuvor gehört hatte, erhob sich undküsste den Erdboden.«Ich möchte mir dieses Pferd einmalgenau anschauen», sagte der König zu ihm.«Ich will sehen, ob es wirklich seinen Reiterfortträgt, so wie du es behauptet hast.»«Sehr wohl», sagte der Weise, lief behändeauf das Pferd zu und sprang mit einem Satzauf dessen Rücken. Er streckte seine Handaus und drehte an einer geheimen Schraubefür den Start. Das Pferd besaß zwei solcherSchrauben, die er kunstfertig eingebaut undan verborgenen Stellen angebracht hatte. Dieeine Schraube war für den Abflug, die anderefür die Landung. Solange er die erste Schraubedrehte, bewegte sich das Pferd und erhob sichin die Lüfte. Drehte er die zweite Schraubeherum, so setzte es zur Landung an. Alles dastat nun der Weise.ALS der König das sah, war er begeistert.«So wünsch dir etwas», forderte er den Weisenauf.– 2 – – 3 –


«Ich wünsche mir», entgegnete der Weise,«dass du mich meinen Weggefährten gleichstellstund auch ich dein Schwiegersohn werdendarf wie sie.»Die Königstochter blickte zu dem persischenWeisen hinüber. Er war wahrhaftigganz abscheulich anzuschauen. Dabei war siedie schönste der drei Schwestern. Sie wurdebetrübt und grämte sich.Da trat ihr Bruder, der sie lieb hatte, zu ihrherein. «Was ist dir widerfahren?», erkundigteer sich, ALS er sie in diesem Zustand sah.«Wie sollte ich nicht traurig sein?»,entgegnete sie. «Es ist wegen dieses widerlichenalten Greises.»«Nein, du darfst nicht traurig sein», tröstetesie ihr Bruder und versprach ihr: «Ichwer de dich vor ihm retten und deine Handaus seiner Rechten lösen.»Damit trat er bei seinem Vater ein.«Väterchen», sprach er ihn an, «wofür hast dudiesem alten Greis versprochen, dass er deinSchwiegersohn werden darf?»«Für seine Weisheit und Kunstfertigkeit»,antwortete der König.«Was hast du denn gesehen von seinerKunst?», fragte der Junge.«Dieses Pferd, das du hier siehst», erwiderteer.Der Junge besah sich das Pferd. «Ichwill es reiten», sagte er, trat auf das Pferd zu,schwang sich in den Sattel und wollte dasPferd antreiben. Doch es rührte sich nicht vonder Stelle.Als der König das sah, sagte er zu demWeisen: «Was ist mit dem Pferd los? MeinSohn will es reiten, und es bewegt sich nicht.»Der Weise stand auf und drehte an derStartschraube. Sofort setzte sich das Pferd inBewegung. Sobald der Königssohn begriff,wie er die Schraube zu betätigen hatte, packteihn der Übermut. Schon füllte sich der Bauchdes Pferdes mit Luft, und es begann zu fliegen.Der König schaute hinauf zu seinem Sohn,bis dieser aus seinen Augen verschwundenwar. Als er aber allzu lange fort blieb, wandteer sich an den Weisen: «Bring mir meinenSohn zurück!», verlangte er.«Daran ist gar nicht zu denken!», wehrteder Weise ab. «Du wirst ihn nie wiedersehen.»«Aber wieso denn das?», ereiferte sich derKönig.«Dein Sohn hat es vor lauter Übermutund Stolz versäumt, mich nach der Schraubefür die Landung zu fragen», erklärte derWeise. «Nun wird er immer weiter in die Höhesteigen, bis die Winde ihn herumwirbelnwerden.»Als der König ihn das sagen hörte,verfärbte sich sein Gesicht. Er riss sichdie Krone vom Kopf und sank ohnmächtigzu Boden. Man besprengte sein Gesichtmit Wasser, da kam er wieder zu sich underteilte den Befehl, dass der Weise insGefängnis geworfen würde. Am Schicksalseines Sohnes verzweifelte er zusehends. Erverfiel in tiefe Trauer, kleidete sich in häreneGewänder und nahm weder Essen nochTrinken zu sich.Wie aber erging es unterdessen demKönigssohn? Als er bemerkte, wie er immerhöher in die Lüfte stieg, bereute er, was ergetan hatte. Ihm war klar, dass das Pferd nurdurch eine weitere Drehung zur Landung zubewegen wäre. Also untersuchte er das Pferdund fand schließlich auf der linken Seiteeine kleine Schraube. Er drehte an ihr, unddas Pferd begann zu sinken. Dann drehte erwieder an der ersten Schraube, und es gewannwieder an Höhe. Jetzt hatte er verstanden, dassdie linke Schraube für den Sinkflug und dierechte für den Steigflug bestimmt war. FrohenMutes drehte er die Landeschraube, und dasPferd sank ganz allmählich. Immer niedrigerglitt es mit ihm durch die Luft, den ganzenTag lang, bis in die <strong>Nacht</strong>.Endlich sichtete der Königssohn eineStadt ganz aus weißem Marmor. Dort gabes Flüsse, Bäume und Früchte. «Ich möchtewohl wissen, was für eine Stadt das ist»,dachte er bei sich und ließ sich weiter sinken,bis er auf dem Dach eines Palasts gelandetwar, der aus Silber gebaut zu sein schien.«Wem wohl dieser Palast gehören mag?»,überlegte er weiter. Und er begann links undrechts herumzustreifen. Dabei sprach er zusich selbst: «Ich werde wohl kein schöneresPlätzchen <strong>zum</strong> Übernachten finden als diesenOrt. Sobald es wieder heller Tag ist, steige ichauf mein Pferd und fliege zurück zu meinemVater. Dann werde ich ihm alles erzählen,was ich mit dem Pferd erlebt habe.» Mitdiesen Gedanken ließ sich der Königssohnauf dem Dach nieder, warf sich zu Boden,um Gott, dem Erhabenen, zu danken, gingdann um sein Pferd herum und betrachteteund bewunderte es von allen Seiten. «Wennmich Gott, der Erhabene, in mein Landheimführt», gelobte er, «werde ich mich demweisen Perser gegenüber erkenntlich zeigen.»Der Königssohn lehnte seinen Rücken gegendas Pferd und schlief, erschöpft von denAnstrengungen des Tages, ein.Als er wach wurde, verspürte er Hungerund Durst. «In diesem Palast gibt es sicheretwas zu essen und zu trinken», dachte er, ließdas Pferd an seinem Platz stehen und stieg inden Palast hinunter. Er ging immer weiter,bis er zu einem großen Zelt gelangte, dasmit getupftem Brokat ausgekleidet und mitrötlichem Gold verziert war. Staunend blieb erstehen, ohne zu wissen, wohin er sich wendensollte. Während er gerade so dastand, hörte erauf einmal die Atemzüge eines Schlafenden.Er ging darauf zu und fand einen schlafendenMenschen. Neben ihm lag ein Schwert, vorihm aber stand ein goldener Teller mit Essendarauf. Auf einem goldenen Ständer steckteeine Kerze.Der Königssohn trat hinein, aß sich satt,und trank, bis sein Durst gestillt war. «BeiGott», sprach er zu sich selbst, «Ich werdediesen Palast nicht eher verlassen, als bis ichgesehen habe, was darin ist.» Er trat an jenenSchlafenden heran und nahm dessen Schwertan sich. Jetzt sah er Licht aus einem anderenGemach hervorschimmern, ging darauf zu,betrat das Gemach und fand dort Kerzenaufgesteckt. In der Mitte des Gemachs standein Bett aus Elfenbein auf vier Bettpfostenaus Gold. Es war über und über mit Perlenund unterschiedlichen Edelsteinen in vielerleiFarben verziert. Auf dem Bett lag jemand undschlief. «Ohne Zweifel ist das der Herr diesesPalasts», sprach der Königssohn zu sich selbst,trat auf ihn zu, und was sah er da? Es war einMädchen gleich dem strahlenden Vollmondoder dem zunehmenden Mond, wenn ersich rundet. Sie trug ein aus rötlichem Goldgewebtes Gewand. Als der junge Mann sie sah,verlor er den Verstand. Sein Herz verging undseine Seele begann zu schweben. Er stieg zuihr aufs Bett, setzte sich an ihrem Kopfendenieder und betrachtete ihre Schönheit undAnmut. Da konnte er nicht länger an sichhalten und küsste sie auf die Stirn.Sie erwachte, blickte ihn an und richtetesich auf. «Wer bist du, und wo bist du hereingekommen?»,sprach sie ihn an. «Die Toresind doch alle verschlossen!»An dieser Stelle unterbrach das Morgen grauenSchahrasad, und sie hörte auf zu er zählen.Weitere <strong>Leseprobe</strong>n finden Sie aufwww.<strong>101</strong>-nacht.de– 4 – – 5 –


© Kristina JentzschInterview mit Claudia Ott– 6 –Wie findet eine zufällig des Wegskommende Über setzerin eineunbekannte jahrhundertealteHand schrift? Und wie findeteine unscheinbare Hand schriftihrerseits eine begeisterungsfähigeÜbersetzerin? Die ArabistinDr. Claudia Ott im Manesse-Interview über eine geheim nisvolleVitrine und das ungläubigeStaunen, als ihr aufging, welchesKleinod sie entdeckt hatte.MANESSE: Ihr sensationeller Handschriftenfund von Hundertundeine <strong>Nacht</strong> hat fürAufsehen in Fachwelt und Medien gesorgt; die Presse sprach von einem «neuen Kapitel inder arabischen Literaturgeschichte». Was ist das Besondere an Ihrer Entdeckung?OTT: Mit der Handschrift des Aga Khan Museums tauchen wir erstmals tiefein in die Geschichte von Hundertundeine <strong>Nacht</strong> – der kleinen Schwester vonTausendundeine <strong>Nacht</strong>. Die Handschrift stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert,also aus der Zeit unseres Mittelalters, und ist somit über 500 Jahre älter als diebislang ältesten erhaltenen Handschriften des Werks. Sie stammt aus al-Andalus,dem arabischen Spanien, und führt uns mitten hinein in die Hochblüte desmultikulturellen Europa. Gleichzeitig spielen die Geschichten in Indien, China,Persien und den arabischen Ländern. Hundertundeine <strong>Nacht</strong> umspannt alsoden halben Globus und praktisch die gesamte damals bekannte Welt. Es stimmttatsächlich: Mit diesem Werk wird ein neues großes Kapitel der Literaturgeschichteaufgeschlagen.MANESSE: Was unterscheidet die kleine von der großen Schwester?OTT: Während Tausendundeine <strong>Nacht</strong> im Orient verbreitet war, finden wirHundertundeine <strong>Nacht</strong> ausschließlich im arabischen Westen, also in Nordafrikaund Spanien. Aber auch inhaltlich gibt es große Unterschiede. Die Geschichten ausHundertundeine <strong>Nacht</strong> sind kürzer und kompakter als die aus Tausendundeine <strong>Nacht</strong>.15 von 17 Geschichten sind bislang völlig unbekannte Erzählschätze; jede Geschichtefür sich ist von ausgeprägt eigenem Charakter: Heldensagas von Rittern und Recken,Lind würmern und Jungfrauen, Anekdoten um untreue Ehefrauen, Abenteuer mitFlugmaschinen und den ersten Bewegungsmeldern der Weltliteratur! Und was dasSchönste ist: Jede Geschichte hat ein Happy End!MANESSE: Wie kamen Sie eigentlich zur Entdeckung der Handschrift?OTT: Ich hatte das Glück, im März 2010 bei der Eröffnung der Ausstellung «Schätzedes Aga Khan Museum» im Berliner Gropiusbau als Musikerin mitwirken zu dürfen.Dort fiel mir eine Handschrift auf, die abseits der anderen Handschriftenschätze ineiner Vitrine mit Kunstobjekten aus Andalusien lag. Ich las die Überschrift, in roterTinte geschrieben: Kitâb fîhi hadîth mi‘at layla wa-layla – Das Buch mit der Geschichtevon Hundertundeiner <strong>Nacht</strong> – und war sofort elektrisiert. Diese Handschrift, diekein Orientalist zuvor gekannt hatte, war eine absolute Sensation! Zum Glückkannte ich den Kurator der Exponate und konnte mit ihm vereinbaren, dass ichbeim Abbau der Ausstellung einen Blick auf den Kolophon, d.h. die Schlussschriftmit der Schreibersignatur, und andere Details der Handschrift werfen durfte. DieSammelhandschrift, in der sie steckt, ist nämlich datiert auf das islamische Jahr 632,das entspricht dem Jahr 1234 oder 1235 unserer Zeitrechnung.MANESSE: Was haben Sie nach der Entdeckung getan?OTT: Ich konnte nicht anders, als noch am selben Tag auf Basis meiner Fotos mitder Übersetzung loszulegen. Bald darauf sandte mir der Handschriftenbesitzer einedigitalisierte Fassung zu – die hatte es bis dahin noch nicht gegeben, da der wahreWert der Handschrift zuvor auch ihrem Besitzer unbekannt gewesen war.MANESSE: Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihrer Übersetzungstätigkeit gesammelt?OTT: Die Übersetzung einer Handschrift, die noch nicht im Druck vorliegt, istschon ein besonderes Erlebnis, aber auch eine große Herausforderung, denn alsÜbersetzerin musste ich die Vorarbeiten, die eigentlich zu einer textkritischenEdition gehören, selbst erledigen: Wo hat die Handschrift Lücken, wo muss eineParallelhandschrift zurate gezogen werden, wo lauern sprachliche Klippen oderUntiefen? All das musste zunächst erledigt werden, bevor ich – in sieben Schritten –die eigentliche Übersetzertätigkeit in Angriff nehmen konnte.MANESSE: Welche sieben Schritte sind denn das?OTT: Die sieben Schritte bis zur fertigen Übersetzung sind aufeinanderfolgendePhasen des Analysierens, Ausformulierens und Überarbeitens – ich erläutere sieausführlich im Nachwort zur Übersetzung. Mir hat der vierte Schritt besondersviel Freude bereitet: Hundertundeine <strong>Nacht</strong> ist ein Buch <strong>zum</strong> Lesen und Vorlesen.Immer wenn eine Geschichte fertig übersetzt war, habe ich darum Freunde undinteressierte Zuhörer in meine Übersetzerklause in der Südheide eingeladen, damitsie sich meine Rohübersetzung anhören, das Vorgelesene auf logische Fehler,aber auch auf seine Wirkung als Vortragstext hin prüfen und mit mir zusammenknifflige Übersetzungsprobleme lösen sollten. Diese privaten «Korrekturlesungen»sind regelrecht berühmt geworden!MANESSE: Und jetzt, wo Ihr Buch fertig ist, hat sich die Begeisterung etwas gelegt?OTT: Aber nein! Meine Begeisterung ist sogar noch größer geworden, jetzt, wo ichdas ganze Werk überschauen kann. Es macht mir immer wieder Spaß hineinzulesen,und Sie werden staunen: Obwohl ich die Texte ja selbst übersetzt habe, bin ich jedesMal wieder überrascht von der Spannung, die da aufgebaut wird und die mich beimLesen förmlich ins Buch hineinzieht.– 7 –


«Claudia Ott überträgt eine spektakuläre Handschriftins Deutsche. Sie hat eine rund 800 Jahre alteHandschrift von ‹Hundertundeine <strong>Nacht</strong>› entdeckt –die bislang älteste Quelle des westarabischen Werks.»Hannoversche Allgemeine Zeitung«Eine Sensation: Claudia Ott hatein un bekanntes Manuskript ausdem 13. Jahr hundert gefunden.»NDR«Ein Buch ohne Siegel über die cleverste Frau im Orient.»Bayerischer Rundfunk«Die Märchen aus‹Hundertundeine <strong>Nacht</strong>›:Claudia Ott erschließtdie unbekannte Überlieferungeiner berühmtenGeschichte.»Süddeutsche Zeitung«Das Sensationelle an dieser Handschrift: Sie ist etwa fünfhundert Jahreälter als die wenigen bislang bekannten Überlieferungen aus dem 18. und19. Jahrhundert. Die Geschichten aus ‹Hundertundeine <strong>Nacht</strong>› sind zwarbekannt als so etwas wie die kleine Schwester der großen Geschichts samm -lung aus ‹1001 <strong>Nacht</strong>›. Aber die bekannten Texte unterscheiden sich in erheblichemMaße von denen, die Claudia Ott in der Berliner Vitrine fand.»Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung


Begeistern Sie Ihre Kunden mitNach über 200 erfolgreichen Veranstaltungen zu «1001 <strong>Nacht</strong>»einer Lesung von Claudia Ottjetzt die neue Veranstaltungsreihe zu «<strong>101</strong> <strong>Nacht</strong>»Zur Auswahl stehenverschiedensteVeranstaltungskonzepte,<strong>zum</strong> Beispiel:Musikalische Lesung (Duo)<strong>zum</strong> Beispiel mit nay (arabischer Rohrflöte)und qanun (arabischer Kastenzither)ODER tonbak (persischer Perkussion)Claudia Ott (nay, Lesungund Gespräch) und 1 MusikerKulinarische Lesungfür Gourmets und Veranstalteraus dem Bereich derEvent-GastronomieLesungmit Gespräch oderKurzvortragfür Theater, Buchhandlungenund Literaturveranstalter© Ulrike Schmidt-Parusel© Stefan SimonsenWir beraten Sie gerne, um dasoptimale Konzept für Sie zu finden!Bitte wenden Sie sich an:Presseabteilung Manesse Verlag,Sara Seppelfeld, Tel. +49-89-4136-3707sara.seppelfeld@randomhouse.de© Franziska SchneiderClaudia Ott, geboren 1968, studierte Orientalistik in Jerusalem, Tübingen und Berlinsowie arabische Musik in Kairo. Ihre preisgekrönte Neuübersetzung von 1001 <strong>Nacht</strong>machte sie weit über die Grenzen ihres Fachs hinaus bekannt. Derzeit unterrichtet siean der Universität Göttingen. Ob durch szenische Lesungen oder Konzertlesungen mitSinfonieorchester – stets begeistert sie ihr Publikum und öffnet neue Türen für diearabische Literatur.– 11 –© Literaturfest Salzburg


Ein Juwel der arabischen Literatur<strong>101</strong> <strong>Nacht</strong>Nach der Handschrift des Aga Khan Museumsaus dem Arabischen übersetzt und umfassendkommentiert von Claudia Ottca. 350 Seitenmit Faksimiles des arabischen Originals19,0 x 29,0 cmSamtbezug mit FolienprägungISBN 978-3-7175-9026-2ca. ¤ 49,95 [D] / ¤ 51,40 [A] / CHF 66,90Premiumausgabe mit GoldschnittISBN 978-3-7175-9027-9¤ 130,00 [D] / ¤ 133,60 [A] / CHF 150,00Auch als E-Book erhältlichErscheint im Oktober 2012Plakat «<strong>101</strong> <strong>Nacht</strong>»Bestellnummer047/89199Wir werben in:Display mit 5 ExemplarenBestellnummer 047/90062Display mit 10 ExemplarenBestellnummer 047/90063Erfahren Sie mehr aufwww.<strong>101</strong>-nacht.de

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