UNSER JAHR <strong>2012</strong>3 VORWORT4 KOORDINATION KINDERSCHUTZ5 QUALITÄTSENTWICKLUNGKinder reden mit6 FAMILIENIMPULSE„Allein würd’ ich das nie tun“MEINEDEINEUNSEREZUKUNFTDr. Christoph HackspielGeschäftsführer<strong>Vorarlberger</strong> <strong>Kinderdorf</strong>8 NETZWERK FAMILIEKinder, Krisen und Familiengeschichten10 A<strong>MB</strong>ULANTER FAMILIENDIENSTGemeinsam schaffen wir es12 AUFFANGGRUPPEBesser als motzen15 SOZIALPÄDAGOGISCHES INTERNAT & SCHULEWas kommt als Nächstes?18 PFLEGEKINDERDIENSTBennys Vertrauen wächst20 KINDERDORF KRONHALDEMutige Jungs und Königssöhne22 EHEMALIGENBETREUUNGDieser Weg wird kein leichter sein24 FAMILIENKRISENDIENSTWendepunkte25 BESUCHSCAFEFrieden schließen können nur die Eltern26 BETRIEBSWIRTSCHAFT28 KOMMUNIKATION & FUNDRAISINGSo kreativ . . .31 ORGANIGRAMMIMPRESSUM<strong>Vorarlberger</strong> <strong>Kinderdorf</strong> Informationen 1/2013, Medieninhaber,Herausgeber, Verleger und Redaktion: <strong>Vorarlberger</strong> <strong>Kinderdorf</strong>,Kronhaldenweg 2, 6900 Bregenz, vermittlung@voki.at,Tel. 05574/4992-0, Fax 05574/4992-48, www.kinderdorf.cc;Mitglieder des Leitungsorgans (Vorstand des Vereins) undder Gesellschafterversammlung: DI Hugo Mathis (Vorsitzender),Dr. Franz Josef Köb, Dr. Alexander Matt, Dr. Nadja Pfanner,Dr. Elisabeth Vonbank-Dür, Dir. Andrea Rüdisser;Verlagsort: Bregenz; für den Inhalt verantwortlich:Dr. Christoph Hackspiel; Redaktion: Mag. Christine Flatz-Posch;Layout: Barbara Drexel; Fotos: <strong>Vorarlberger</strong> <strong>Kinderdorf</strong>;Druck: Bucher Druck Hohenems, Recystar 100% Altpapier, Auflage: 6500A<strong>MB</strong>ULANTER FAMILIENDIENSTNeuer Weg: FamiliengruppenkonferenzAUFFANGGRUPPEKinderbeteiligung ist KinderschutzPFLEGEKINDERDIENSTBenny schmeckt sein neues Leben immer mehrVor einem Jahr bin ich Opa geworden. Ich kriecheauf dem Boden herum, schneide Grimassen,lasse mich an den Haaren ziehen, beim Füttern vollsabbern,mir die Brille von der Nase reißen undahme angesichts des Bauernhofs im Bilderbuchmehr schlecht als recht alle Tierlaute nach. Welcheine Freude!Als Opa darf man ja vor allem die guten Momentenutzen. Immer dann, wenn die Kleine müde undanstrengend wird, wenn sie zu schreien beginnt,wenn sie Angst oder Schmerzen hat, findet sieZuflucht bei Mama und Papa, und ich kann michzurücklehnen. Es ist schön, unserer Tochter und ihremMann dabei zuzusehen, wie sie trösten können,wie sie jede Sekunde präsent sind, wie ihre Liebe,Freude, ihre Ruhe und Zuversicht auf diesen kleinenMenschen übertragen werden.Gibt es für unsere Gesellschaft etwas Wichtigeresals liebevolle, stabile und vertrauensvolle (Groß)-Eltern, aber ebenso KindergärtnerInnen, Lehrpersonenund ErzieherInnen? Die sich Zeit nehmen,Geschichten erzählen, Türme bauen, den Wald erkunden,für Lesen oder kulturelle Werte begeistern.Wie wundervoll können Kinder bei solchen Personenihre Kräfte entfalten, Freude am Leben versprühen,den Umgang mit sich selbst und anderenerproben, Grenzen erkennen und an Misserfolgenwachsen. Kinder entwickeln sich fast immer zu verantwortungsvollenund leistungsfreudigen Erwachsenen,wenn sie von Menschen begleitet werden,die sie liebevoll fördern und respektvoll fordern.Es ist dabei nicht leicht, in einer Welt der Beschleunigung,der Effizienz und Effektivität Kindern spielerischRaum und Zeit zu geben. Um uns herum geltenvor allem Werte wie „Besser-als-die-anderen-sein“,GESCHÄFTSLEITUNGKronhaldenweg 2, 6900 BregenzT 05574/4992-0, c.hackspiel@voki.atDurchsetzungsvermögen und Leistungsoptimierung.Allzu viele kommen da nicht mehr mit, rutschenin die Armut ab, haben nur mehr wenigeChancen, in dieser Welt zu bestehen. Diesen Kindern,aber auch deren Eltern beizustehen, ist unsereAufgabe. Wir sehen ihre Kräfte und Talente, auchwenn sie selbst nicht mehr daran glauben. UnsereMitarbeiterInnen schöpfen ihre Kraft aus der alltäglichenErfahrung, dass sich vermeintlich unabänderlichesSchicksal wenden kann.Für das, was wir im Jahr <strong>2012</strong> wieder an vertiefendenBeziehungen und als Wegbegleitung für tausendeKinder und Familien bewirken durften, danken wirIhnen allen, SpenderInnen, PatInnen, Ehrenamtlichen,dem <strong>Vorarlberger</strong> Sozialfonds und damit demLand Vorarlberg sowie unseren Gemeinden.Nur etwas bedauern wir zutiefst: Warum gelingt esuns als Gesellschaft nicht, noch früher und umfassenderfür jene Kinder da zu sein, die keine gutenLebensbedingungen haben? Wir würden uns verstärktfamilienunterstützende Angebote bereits amBeginn von Problemstellungen wünschen, zudemKinderbetreuungseinrichtungen, die auch für benachteiligteKinder optimale Unterstützung, undSchulen, die auch bildungsfernen Kindern besteBedingungen bieten. Jede Zeit und Aufmerksamkeitfür unsere Kinder – je früher desto besser – istdie nachhaltigste Investition in unsere Zukunft. Wirhoffen, dass die Verantwortlichen bei der Erstellungvon Budgets gerade dieser Tatsache mehr Beachtungschenken. Dies würde uns allen heute schongut tun, und nicht erst dann, wenn wir selbst alsUromas und Uropas auf die Mitmenschlichkeit undLeistungsfreude unserer Kinder angewiesen sind.JAHRESBERICHT <strong>2012</strong>3
Dr. Anneli Kremmel-BohleStv. GeschäftsführerinKoordination KinderschutzES BEWEGTSICH DOCHNOCH WASDr. Claudia MüllerLeiterinQualitätsentwicklungKINDERREDEN MITEines der Grundprinzipien des an der UN-Kinderrechtskonventionorientierten Gesetzes ist die Ermächtigungvon Kindern, Jugendlichen und Eltern.Übergeordnetes Ziel ist, „dass Kinder und Jugendlicheihre Anlagen und Fähigkeiten frei entfalten könnenund sich zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigenPersönlichkeiten entwickeln“.BETEILIGUNGEin zweites Grundprinzip ist die Beteiligung vonKindern sowie deren Eltern, der in den Grundsätzenebenso wie bei der Gefährdungsabklärungund Hilfeplanung ein besonderer Stellenwert eingeräumtwird. Positiv ist auch, dass Kinder undJugendliche künftig das Recht haben, selbst Auskünfteüber Tatsachen ihres Privat- und Familienlebenseinzuholen, die ihnen aufgrund ihres Altersund Entwicklungsstands zumutbar sind.PRÄVENTIONAnders als im Bundesgesetz wird im Landesgesetzder Prävention besondere Bedeutung zugemessen:sowohl in Form der „Frühen Hilfen“ mit werdendenEltern bzw. Eltern mit Kleinkindern als Zielgruppe alsauch durch Gewaltprävention, Vermeidung von traumatisierendenBeziehungsabbrüchen nach Trennungenund familienergänzende Betreuungsangebote.VIER-AUGEN-PRINZIPBei der Gefährdungseinschätzung wird das Vier-Augen-Prinzipgesetzlich verankert und zwar ohne dieim Bundesgesetz vorgesehene Einschränkung von„erforderlichenfalls“. Im Landesgesetz gilt diese nurfür die Hilfeplanung.KRITISCH: VERSCHWIEGENHEITSPFLICHTDie geplante Reform enthält jedoch auch kritischePunkte wie eine erweiterte Mitteilungs- und Auskunftspflichtgegenüber Kinder- und Jugendhilfeträgernsowie Staatsanwaltschaften und Gerichten.Einrichtungen zur psychosozialen Beratung, Ärzt-Innen, PsychologInnen oder PsychotherapeutInnenmüssen auch bisher Verdachtsmomente über Misshandlung,Vernachlässigung oder Missbrauch aufVerlangen der Jugendwohlfahrt ohne Ausnahmemitteilen. Künftig müssten sie auch Informationen,die über solche Vermutungen hinausgehen, weitergeben– z. B. über Suchtprobleme, Schulden oderpsychische Erkrankungen der Kindeseltern. BeiStrafverfahren müssten Beratungsinhalte mitgeteiltwerden. Das bewährte Recht auf Aussageverweigerungin Strafverfahren würde somit ausgehebelt.UNTERGRABUNG DES VERTRAUENSEs ist zu befürchten, dass sich betroffene Kinder undJugendliche, deren Angehörige sowie (potenzielle)TäterInnen aufgrund der Änderung bei der Verschwiegenheitspflichtnicht mehr oder nur mit Vorbehaltenan Betreuungseinrichtungen wenden unddamit die Möglichkeit zu helfen massiv untergrabenwird, was dem Grundgedanken von Prävention undwirksamem Kinderschutz entgegensteht.Wie erleben Kinder und Jugendliche das Zusammenlebenin Dorf, Internat oder Pflegefamilie?Fühlen sie sich ernst genommen? Sind wir mitunseren Angeboten auf dem richtigen Weg? Wasmüssen wir aus Kindersicht verändern? Darüberwerden Kinder und Jugendliche im <strong>Vorarlberger</strong><strong>Kinderdorf</strong> regelmäßig befragt. Nicht zuletzt deshalb,weil Beteiligung zum Kinderschutz beiträgt.Durch die Befragung mit standardisierten Fragebogenund eigens entwickelten Interviewformensoll stationär, aber auch ambulant betreuten Kindernund Jugendlichen sowie deren Herkunftsfamilienjene Stimme gegeben werden, die ihnengebührt. Gleichzeitig werden Kinder und ihre Erziehungsverantwortlichenaktiv an der Gestaltungihrer Zukunft beteiligt und befähigt, ihr Recht auffreie Meinungsäußerung wahrzunehmen.Als Kinderschutzeinrichtung habenwir die Pflicht und Verantwortung,auf jedes Kind bestmöglich zu achtenund es zu schützen.Die Kinderbefragungen sind Teil eines umfassendenKinderschutzkonzepts des <strong>Vorarlberger</strong> <strong>Kinderdorf</strong>sund eine Möglichkeit, auf grenzverletzendeSituationen hinzuweisen. Zudem erfahren Kinderund Jugendliche Achtung. Sie sind aufgefordert,ihre Situation zu reflektieren und fühlen sich in denBetreuungsprozess einbezogen. Kinder und Jugendlichesind fähig, ihrem Alter und ihrer Entwicklungentsprechend Entscheidungen zu treffen. Wirnehmen ihre Anregungen aus den Kinderbefragungenernst, sind ihren Argumenten gegenüberoffen und lassen uns durchaus auch überzeugen.KOORDINATION KINDERSCHUTZQUALITÄTSENTWICKLUNGKronhaldenweg 2, 6900 BregenzT 05574/4992-77; c.mueller@voki.atKronhaldenweg 2, 6900 BregenzT 05574/4992-57, a.kremmel@voki.atJAHRESBERICHT <strong>2012</strong>5