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Jahresbericht Vorarlberger Kinderdorf 2012 (2.8 MB)

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Alice Hagen-CanavalLeiterinAmbulanter FamiliendienstHilfe anzunehmen ist alles andere alsselbstverständlich oder einfach. Nochschwieriger ist es, wenn andere meinen,dass man bei der Erziehung der eigenenKinder Unterstützung braucht. Das,was für die Familie geleistet wird, genügtin den Augen der Gesellschaftnicht. Es scheint, als würde einem dieFähigkeit abgesprochen, eine guteMutter oder ein guter Vater für seineKinder zu sein.Unter diesen Umständen ein Angebotzur Hilfe anzunehmen, verlangt Betroffenenviel ab. Neben der Bereitschaft,offen über die Probleme zu reden unddas eigene Verhalten zu reflektieren,braucht es einen großen Vertrauensvorschussseitens der Familie in die Kompetenzender Helfenden. Dabei darf derGlauben an die eigenen Fähigkeiten,Kräfte und Stärken nicht verloren gehen,ohne den die Gestaltung des Familienalltagsnicht funktioniert.Familien haben viel zu leisten, dies oftunter widrigen Umständen und ohneAnerkennung. Alleinerziehende, Familienmit einer Migrationsgeschichteoder am Existenzminimum*, erkrankteEltern, Flüchtlingsfamilien – die Voraussetzungenfür die Kinder sind häufignicht ideal. Es lastet viel auf diesenEltern, werden sie doch an dem gemessen,was für Kinder wünschenswert undbei uns „normal“ ist.Die Leistungen und bisherigen Lösungsstrategiender Eltern anzuerkennenist Grundlage für eine positive Veränderung.Das Wiederherstellen bzw.die Erhaltung von „Normalität“ für dieKinder ist eine undankbare – im Sinnvon ungedankter – Aufgabe, die weitgehendnicht gesehen und als selbstverständlichvorausgesetzt wird.*Ein neuer UNICEF-Report enthüllt das Ausmaß vonKinderarmut in den wirtschaftlich hoch entwickeltenwestlichen Ländern. In Österreich gelten 7,3 % allerKinder als arm. Demnach leiden in Vorarlberg über6000 Kinder unter Armut.A<strong>MB</strong>ULANTER FAMILIENDIENSTKronhaldenweg 2, 6900 BregenzT 05574/4992-51, afd@voki.atDEN KREISLAUFDURCHBRECHENFür Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren, deren Eltern alkoholabhängigsind, wurde die siebte therapeutisch-pädagogische Gruppe„Kasulino“ durchgeführt. Entscheidend ist die Zustimmung der Elternzur Teilnahme ebenso wie die vor dem Kind ausgesprochene Erlaubnis,über die Problematik in der Familie offen reden zu dürfen. Kinder ausSuchtfamilien sind oft sozial isoliert. „Kasulino“ richtet den Blick auf dieNöte dieser Kinder, hilft ihnen, ihre Einsamkeit zu überwinden und mitihrer schwierigen Lebenssituation umzugehen.Neu angeboten wurden erstmals Gruppentreffen für Jugendliche, beidenen der eigene Umgang mit Suchtmitteln thematisiert, Erfahrungenfür das Aufwachsen in einer „Suchtfamilie“ ausgetauscht und überHilfestellungen informiert wird.561Kinder in 276 Familien wurden zum Stichtag31. 12. <strong>2012</strong> vom Ambulanten Familiendienstbetreut. Im Vergleich dazu waren dies 244Familien mit 477 Kindern im Jahr 2011, 248Familien mit 472 Kindern 2010 und 228Familien mit 418 Kindern im Jahr 2009.Der Großteil der im Vorjahr betreuten Familienwaren mit 44 % Alleinerziehende, 19 % warenPatchworkfamilien, in 34 % waren es leiblicheEltern mit ihren Kindern.FAMILIENGRUPPEN-KONFERENZ: GEMEINSAMSCHAFFEN WIR ESIsolierung und Vereinsamung von Familien sind oft Auslöser für belastende Situationen. Ohne unterstützendeNetzwerke ist das, was von Familien erwartet wird, jedoch nicht zu leisten. Die Rückbesinnungauf Verwandte und Freunde, die in Krisensituationen helfend zur Seite stehen, ist nicht mehr selbstverständlich.Mit der Idee der Familiengruppenkonferenz werden die sozialen Beziehungen innerhalb einesFamiliensystems rekultiviert und zur Unterstützung der Kinder miteinbezogen.Der Leitgedanke der Familiengruppenkonferenz istdas Vertrauen in die Betroffenen: Sie wissen selbstam besten, wie und mit wessen Hilfe sie schwierigeSituationen lösen wollen und können. Die Familiengruppenkonferenzist also ein Aushandlungsprozessüber geeignete Hilfen und Vorgehensweisenzwischen den Betroffenen auf der einen Seite undden Fachkräften der Jugendwohlfahrt auf der anderenSeite. Mit dieser konsequenten Form derBeteiligung aller Betroffenen sinkt das Risiko, dassdie Familie die Hilfe als fremdbestimmt erlebt undnicht annimmt. Hier sind die Familienmitgliederund ihr wiederbelebtes soziales Netz Experteneiner gelungenen Lösung. Die Fachkräfte gebenlediglich Mindestanforderungen vor, die für dieKinder gesichert sein müssen. Die Einbeziehungder Familiennetzwerke aktiviert Ressourcen und eröffnetenorme Chancen für alle Beteiligten. Vielfachscheuen sich Verwandte oder Freunde, Hilfe anzubieten.Ganz anders stellt sich die Situation dar,wenn die Probleme offen gelegt und konkrete,überschaubare Unterstützungsleistungen für einKind übernommen werden können.Familien- und Nahraumsysteme leisten viel, sofernsie in geeigneter Weise miteinbezogen werden, unddie ersten Erfahrungen mit der Familiengruppenkonferenzim Ambulanten Familiendienst sind bislangsehr erfreulich.JAHRESBERICHT <strong>2012</strong>11

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