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Vreni Waechter: "Arbeitsscheue und Liederliche...". - thata site

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wenn sie zufolge liederlichen Lebenswandels sichselbst oder andere in Not bringen oder einem Notstandaussetzen." Oder im Gesetz betreffend die administrativeEinweisung von Personen, die die öffentliche Ges<strong>und</strong>heitoder Sicherheit gefährden, des Kantons Fribourgvom 13. Mai 1942, Art. 1: IIPersonen im Alterv~n ü~er 18 Jahren, die durch gewohnheitsmässigen, unslttllchenLebenswandel oder Müssiggang die öffentlicheGes<strong>und</strong>heit oder Sicherheit gefährden können aufadministrativem Wege in das Arbeitshaus ~ingewiesenwerden. 11Allerdings gibt es einige Kantone, deren Gesetzgebungmehr Rechtsschutz bieten. So muss in den Kantonen Aarga~<strong>und</strong> ~larus der Richter einer Einweisung in die Arbeltserzlehungsanstaltzustimmen. In der Innerschweiz<strong>und</strong> in der Ostschweiz sind verschiedene Kantone daranihre kantonalen Versorgungsgesetze abzuschaffen, um 'n~ noch nach Vorm<strong>und</strong>schaftsrecht zu versorgen. Dadle Bestimmungen des VormUndschaftsrechtes dem Betroffenenaber genau so wenig Schutz gewähren müssennicht nur die kantonalen Gesetzgebungen abgeschafft,sonde~ auch das Vorm<strong>und</strong>schaftsrecht geändert werden.Im Aprll 1972 hat Nationalrat Andreas Gerwi&SP Basel­Stadt, vorher schon ähnlich Nationalrat Schaffer SPKanton Bern, im Parlament ein Postulat eingereichtmit welchem der B<strong>und</strong>esrat eingeladen wurde zu prüfenob nicht ein neues B<strong>und</strong>esgesetz zu schaffe~ sei zum 'Schutze der persönlichen Freiheit des Einzelnen vorstaatlichen Eingriffen. Es müsse verhindert werdendass d~s Recht auf persönliche Freiheit, das als ~-gesc~lebenes Verfassungsrecht gelte, durch administratlveVersorgungen weiterhin verletzt würde. DasPost~at ist überwiesen worden. Im Frühling 197~J hatdas Eldg. Justiz- <strong>und</strong> Polizeidepartement einen Entwurfzu einem eidgenössischen Versorgungsgesetz fürentmündigte <strong>und</strong> mündige Personen in die Vernehmlassunggegeben. Diese neuen Versorgungsvorschriftenwürden einmal zu einer Aenderung des eidgenössischenVorm<strong>und</strong>schaftsrechtes führen, zum andern würden sieda sie sich auch auf nicht entmündigte Personen er-'6strecken, die kantonalen Versorgungs gesetze überflüssigmachen. Nach Auswertung der im Vernehmlassungsverfahreneingegangenen Anregungen wird der B<strong>und</strong>esratdem Parlament eine Gesetzesvorlage unterbreiten. NationalratAndreas Gerwig wird im Nachwort dieses Bucheszu dem Gesetzesentwurf Stellung nehmen.Nirgends in den heutigen Gesetzen, auch nirgends inden schriftlichen Begründungen von Versorgungen sinddie Begriffe !!Arbeitsscheu!! <strong>und</strong> !!Liederlichkeit" näherumschrieben. Dieses Buch versucht, einige dieser"<strong>Arbeitsscheue</strong>n" <strong>und</strong> "<strong>Liederliche</strong>n!! genauer kennenzulernen,an Hand von einzelnen Schicksalen zu zeigen,was administrative Versorgung konkret bedeutet. Inlangen Gesprächen mit Versorgten sowie anschliessendden jeweiligen Vormündern sollten verschiedenartige<strong>und</strong> charakteristische Einzelfälle dokumentiert werden.Hierbei ergaben sich eine Reihe von SChwierigkeiten.Einige der Interviewten haben ein gestörtes Verhältniszur Wahrheit. Ein Geflecht von Schutzbehauptungen<strong>und</strong> Lebenslügen erschwert den Zugang zur tatsächlichenLebensgeschichte. Andere sind gar nicht mehrfähig, ihre Entwicklung kontinuierlich darzustellen.Auch in den sechs in d~sem Buch wiedergegebenen Gesprächenmit Versorgten finden sich Aussagen, diekrass von den Akten <strong>und</strong> der Stellungnahme des Vorm<strong>und</strong>esabweichen. Ich habe die Aussagen der Versorgtennie verändert, sondern die Stellungnahme der Vormündereinfach daneben gestellt.Ferner war es ausserordentlich schwierig, überhauptin die Anstalten zu gelangen. Die Behörden zeigtensich häufig vom Anliegen des Buches nicht begeistert.Ueberwiegend äusserten Anstaltsleiter <strong>und</strong> kantonaleRegierungsbeamte , über Straf- <strong>und</strong> Massnahmenvollzugsei schon viel Schlechtes <strong>und</strong> Tendenziöses geschrieben<strong>und</strong> gesendet worden, <strong>und</strong> man solle doch das Vertrauenin die Behörden nicht noch weiter untergraben.Ueberall bin ich auf ängstliche Informationsfeindlichkeitgestossen. UmSO mehr danke ich den Anstaltsleitern<strong>und</strong> Vormündern, die diese Arbeit doch noch ermöglichthaben.7

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