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Predigt vom 27. Januar 2013; Matthäus 8,23-28

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4Christ, die Sach an der wir stehn. Und weil es deine Sache ist,kann sie nicht untergehn.“Etwas Zweites aber dürfen wir auch nicht vergessen: Ein Predigerhat einmal gesagt, dass es bei Christus keine Pedalos gebe. Dassind Zweierboote, wie man sie auch auf dem Zürichsee mietenkann. Einer strampelt und der andere sitzt daneben und fährt mit.Kirche, das sind immer mehrere. Wir haben Jesus immer nur mitanderen zusammen. Kirche ist immer Mehrzahl, sie ist eine Querverbindungzu den anderen. Heute ist die Stunde, in der Gemeindenzusammengelegt werden sollen und die Mindestgrösse vorgeschriebenwird. Natürlich aus finanziellen Gründen.Vor einem halben Jahrhundert hat man darum gekämpft, dass dieGemeinden übersichtlich werden. Sie mussten Orte sein, in denenman einander kennt und miteinander glaubt. Ich denke mit Dankbarkeitan jene Kirchgemeindeversammlung zurück − es war 1965– in der mehr als etwa 300 Männer (die Frauen hatten noch keinStimmrecht) im vollbesetzten Neumünster für die Selbständigkeitder kleinen Kirchgemeinde Balgrist gestimmt haben. Wir müssenzusammenstehen, Gemeinschaft miteinander haben, in der wirreden, singen, beten und glauben um bestehen zu können. Das wardamals der leitende Gedanke. Heute ist es eine Gegenbewegung.Man kann auch in einer grossen Gemeinde eine kleine Gemeindesein. Schon Luther hat von der Ecclesiola in Ecclesia gesprochen.Dort geschieht das Eigentliche. Wo wir zusammenstehen, wo wirmiteinander beten, wo wir miteinander singen und Gott loben.Das ist so nötig. Denn wo die Kirche unterwegs ist, da kommtSturm. Die Anwesenheit Jesu im Schiff ist keine Garantie fürsturmfreie Fahrt! Schon Martin Luther hat einmal zu dieserGeschichte gesagt: „So geht es: Kommt Christus ins Schiff, so


5wird es nicht lange still bleiben. Es wird ein Wetter und Ungestümkommen!“ Wetter und Ungestüm sind auch in unserem Leben keinZeichen, dass Jesus uns verlassen hätte. Ganz im Gegenteil! Siekönnen Zeichen dafür sein, dass Jesus mit uns unterwegs ist. Dasmacht es uns allerdings so oft schwer und die Versuchung setztuns zu. Darum werden wir mit unseren Zweifeln, mit unsererAnfechtung, mit unseren Sorgen und unserer Angst nie fertig. Wirhaben manchmal das Gefühl es sei alles nichts und es breche alleszusammen.Nur auf diesem Hintergrund wird das eigentümliche Schlafen Jesumitten im Sturm verständlich. Gewiss es hat etwas Aufreizendesund Ärgerliches. Kann Jesus denn wirklich einfach schlafen, währenddie Jünger sich in Todesangst abrackern, um das Schiff vordem Untergang zu bewahren? Nicht wahr, diese Gedanken kennenwir. Wir erleben es immer wieder, wie wir in akuten Schwierigkeitendes Lebens den Eindruck nicht loswerden, Jesus schlafe.Martin Luther hat in seiner Auslegung dieser Geschichte gesagt,dass in diesem Schlafen Jesu eigentlich schon ein Stück Evangelium− frohe Botschaft − drin sei. Mitten im Auf und Ab desschwankenden Schiffes schläft Jesus. Luther hat gesagt, Jesusschlafe nicht aus Müdigkeit und schon gar nicht aus Gleichgültigkeit:„Er tut dem Teufel mit seinem Trotzen nicht die Ehrean, dass er es ansieht. Er schläft dem Teufel ins Angesicht.“ SeinSchlafen ist ein Zeichen der letzten Gewissheit seines Sieges.Eines hat Jesus geweckt. Es war der Ruf der Jünger: „Herr, hilfuns, wir gehen unter.“ Es hat wohl viel gebraucht, bis die Jüngeran diesem Punkt angelangt sind. Sie haben als abgebrühte Fischerschon manchen Sturm auf dem See durchgestanden und wolltendoch auch diese Gefahr selbst bewältigen. Aber was sie jetzterleben, geht über ihre Kraft und ihr Können. Es braucht viel, bis


6wir zu dieser Erkenntnis kommen: „Herr, hilf uns, wir gehenunter.“Gewiss es klingt wie Tadel, wenn Jesus nun sagt: “Warum seid ihrso furchtsam, ihr Kleingläubigen?“ Ihr Versagen besteht nichtdarin, dass sie selber nicht zurechtkommen, sondern weil sie verzweifelnund ihre Hoffnung aufgeben. Weil sie vergessen haben,was es bedeutet, dass Jesus mitten in ihrem Schiff ist, als wäreseine Gegenwart nicht doch Garantie. Nicht gegen den Sturm,nicht dafür, dass ihnen der Kampf erspart bleibt. Aber dafür, dass,wo er ist, Gottes Liebe, Gottes Treue, ja Gottes Sieg mitten imSturm auf dem Plan ist. Dass dann die grosse Windstille eintrittund das Schiff wohlbehalten ans Ufer gelangt, ist noch einmal dasZeichen dafür, dass Christus im Himmel und auf Erden alleGewalt gegeben ist.Wir sind noch immer mit ihm unterwegs. Vielleicht gerade mittenim Sturm. Aber Christus ist da. Wir dürfen ihn wecken und umHilfe bitten, dass wir mit Ambrosius Blarer, dem Reformator vonKonstanz, singen dürfen: “In deiner Kraft, Herr, siegen wir, dassweit erschall dein Lob und Ehr und alle Welt des inne wird, dassdu lebst und regierst auf Erd.“ Wir sind immer wieder neu gefragt:Ist Jesus in unserem Leben nur das Maskottchen in unseremSchiff, oder wissen wir, dass wir in seinem Schiff sind?Das gilt nicht nur für die Kirche, sondern auch für unser eigenesLeben. Es ist sein Leben, auch wenn es unseren Namen trägt. Erhat uns in dieses Leben hereingerufen. Und, liebe Gemeinde, dasgilt auch für unsere ganze Welt. So schwierig sie immer wiederaussieht. Ja, diese Welt mit allen Problemen und aller Trostlosigkeitist und bleibt seine Welt, und er hat uns da hereingerufen.In allen Stürmen müssen wir darum nicht verzweifeln. Auch unser


7Leben und unsere Welt, sind sein Eigentum. Und weil er inunserem Leben und in unserer Welt mitten drin ist, dürfen wirimmer wieder rufen: „Herr, hilf uns, wir gehen unter.“Er hat Erbarmen mit unserem Kleinglauben. Wie hat unsBlumhardt in grossen Kämpfen singen gelehrt: „Dass Jesus siegt,bleibt ewig ausgemacht, sein wird die ganze Welt, denn alles istnach seines Todes Nacht in seine Hand gestellt. Nachdem amKreuz er ausgerungen, hat er zum Thron sich aufgeschwungen. Ja,Jesus siegt!“ Amen.


8LiedDass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht; sein wird die ganzeWelt. Denn alles ist nach seines Todes Nacht in seine Handgestellt. Nachdem am Kreuz er ausgerungen, hat er zum Thronsich aufgeschwungen. Ja, Jesus siegt.Ja, Jesus siegt, obschon das Volk des Herrn noch hartdarniederliegt. Wenn Satans Pfeil ihm auch von nah und fern mitList entgegenfliegt, löscht Jesu Arm die Feuerbrände. Das Feldbehält der Herr am Ende. Ja, Jesus siegt.Ja, Jesus siegt. Seufzt eine grosse Schar noch unter Satans Joch,die sehnend harrt auf das Erlösungsjahr, das zögert immer noch:So wird zuletzt aus allen Ketten der Herr die Kreatur erretten. Ja,Jesus siegt.Ja, Jesus siegt. Wir glauben es gewiss, und glaubend kämpfen wir.Wie du uns führst durch alle Finsternis, wir folgen, Jesu, dir. Dennalles muss vor dir sich beugen, bis auch der letzte Feind wirdschweigen. Ja, Jesus siegt.Johann Christoph Blumhardt (1805-1880), RG 857ST. ANNA-GEMEINDE ZÜRICHSt. Anna-Kapelle, St. Annagasse 11, 8001 ZürichGottesdienste: Sonntag 10.00 Uhr, Bibelstunden: Mittwoch 15.00 UhrSekretariat St. Anna, Grundstrasse 11c, 8934 Knonau, Telefon 044 776 83 75

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