Sven is back! - PIGmagazin

24 // INTERVIEW
Du hast ja auch schon andere Model-Jobs hinter
dir. Was ist gut, was ist schlecht an diesem großen
Format, der großen Bühne von GNTM?
Das ist schwer zu sagen. Es ist auf jeden Fall ganz
anders. Normalerweise weiß der Kunde, was er
möchte, gibt Anweisungen dazu und man koordiniert
die Sache gemeinsam, um das perfekte Ergebnis
zu erzielen. Bei GNTM wirst du ins kalte Wasser
geschmissen, so auf die Art „Hier, mach mal.“ Aber
man darf natürlich auch nicht glauben, dass wenn
man zu dieser Show eingeladen wird, man danach
wirklich ein Topmodel ist. Das findet die Show einfach
nicht, eher neue Werbegesichter. Natürlich, Sara
Nuru und Barbara Meier sind schon sehr erfolgreich,
aber mehr auf dem Level eines gut bezahlten Models,
die auf einem höheren Niveau in die Branche
einsteigen. Aber Topmodels sind Frauen wie Naomi
Campbell oder Gisele Bündchen.
„man darf nicht vergessen,
Heidi macht
dort einen Job.“
Das heißt, du siehst die Show auch kritisch bzw.
realistisch genug um das einschätzen zu können.
Ist dieses Bewusstsein bei allen Mädels da?
Naja, bei allen ist das nicht so. Manche gehen dort
hin um diese Erfahrung zu sammeln, um tolle Bilder
zu kriegen für die eigene Mappe. Aber andere sind
wirklich so naiv, dass sie glauben, das wird der große
Durchbruch. Aber was will man von Mädels mit 16
Jahren erwarten? Das Fernsehen muss man sowieso
immer kritisch sehen, denn es sind Shows und es
geht darum zu vermarkten und zu unterhalten und
weniger die Mädels wirklich weit zu bringen. Zudem
muss man auch mit Kritik umgehen können. Ich
hatte das Glück, dass ich relativ gut dargestellt wurde.
Bis auf das, dass ich eine Quasselstrippe bin – was ich
ja auch bin. Aber beispielsweise Lena, aus der letzten
Staffel, wurde dargestellt, als hätte sie den IQ eines
Apfels. Damit muss man umgehen können, aber wer
kann das schon mit 16 Jahren?
Wie ist die große Heidi Klum wirklich?
Ich denke man darf nicht vergessen, Heidi macht
dort einen Job und ist nicht da, um eine neue beste
Freundin zu finden. Sie begegnet einem sehr freundlich,
aber eben auf einem oberflächlichen, einem
geschäftlichen Niveau.
Wie hast du dich gefühlt, als du rausgeflogen bist?
Heidi hat zu mir gesagt „Kera, du bist spannend.“
(in perfekter Heidi-Manier, Anmerkung der Redaktion)
Und dann hat sie ja diesen Starr-Blick drauf.
Ich stand da und ich war mir sicher, dass ich gehen
muss. Dann schaute ich sie an, sie mich auch und
guckt und guckt und dann irgendwann „Das reicht
aber leider nicht.“ (siehe oben) Ich glaube, man darf
das einfach nicht überbewerten. Grundsätzlich sollte
man abwägen können zwischen konstruktiver Kritik
und der Zugabe fürs Fernsehen.
Was hast du für dich persönlich aus der Zeit bei
GNTM mitgenommen?
Ich habe fürs Modeln eher wenig mitgenommen, dafür
war ich einfach nicht lange genug dabei. Ich habe
mehr Erfahrungen gesammelt beim Interviews geben.
Und vor allem habe ich gelernt, dass es gar nicht so
toll ist, wie ich noch mit 16 geglaubt habe, wenn man
auf der Straße erkannt wird. Furchtbar, ich laufe jedes
mal rot an, wenn mich jemand anspricht. Ich habe
nichts Großes bewegt, ich war nur drei Folgen dabei.
Es gibt sicher auch Leute denen das gefällt, aber ich
brauche das nicht. Aber klar, es war auch eine wichtige
Erfahrung für mich.
Welche Erfahrungen hast du darüber hinaus noch
gesammelt? Wohin führt dein weiterer Weg?
Moderatorin war ich auch schon, unter anderem auf
einem Aggro Berlin-Konzert. Als ich auf die Bühne
kam schrie die Halle „Auszieh‘n, auszieh‘n!“ Ich
war komplett verwirrt, sagte nur „später vielleicht.“
Jedenfalls bin ich in erster Linie Studentin, die nebenher
modelt, auf der Schauspielschule war und hin
und wieder mal moderiert.
Vielen Dank für das Interview, Kera.
INTERVIEW // 25
„Bis auf das,
dass ich eine
Quasselstrippe bin.“
Das ganze Interview und ein paar weitere Bilder
von Kera-Rachel Cook gibt es auf www.pigmagazin.de.