Sven is back! - PIGmagazin

28 // uND JETZT SPoRT!
Wir
waren Brüder
Was zeichnet große mannschaften aus? In erster linie wohl Titelgewinne,
dennoch gab es auch grandiose Teams, die an den ganz großen meisterschaften
nur schnuppern durften. PIG-Kolumnist Dr. l. Eder wirft einen Blick zurück in die Sportgeschichte
und hat dabei so manche, fast vergessene Anekdote zu Tage gebracht.
Eine dieser mannschaften rührt ihn bis heute noch zu Tränen.
Hach, man kann schon ins Schwärmen geraten,
wenn man dieser Tage die Spiele des FC
Barcelona verfolgt. Was Lionel Messi & Co.
auf dem Fußballfeld zelebrieren, sucht seit geraumer
Zeit seinesgleichen. Dennoch gibt es immer wieder
Neider der hohen katalanischen Ballkunst, die einem
Team, das binnen zwei Jahren jeden Vereinstitel gewonnen
hat und dabei edlen und ehrlichen Fußball
spielt, allzu selten eintretende Niederlagen vorhalten,
um an dessen Makellosigkeit zu kratzen.
In der Tat sind es aber genau diese gelegentlichen Niederlagen,
die oftmals die wahre Größe eines Sportlers
oder einer Mannschaft erst zu Tage bringen. Zuvorderst
kommt mir hier die französische Nationalmannschaft
der 1980er Jahre in den Sinn. Das „carré
magique“ um Michel Platini verzauberte die Fußballwelt
über Jahre hinweg mit traumhaft schönem Fußball,
scheiterte jedoch bei zwei Weltmeisterschaften
hintereinander jeweils an der hässlichen teutonischen
Zerstörungsorgie. Immerhin sprang für die Équipe
tricolore 1984 der EM-Titel heraus – bis heute der am
souveränsten gewonnene seiner Art. Mehr noch als
dieser erste Titelgewinn für Frankreich wird aber das
unbestritten beste Spiel aller Zeiten im Gedächtnis
bleiben. Das Viertelfinale während der Weltmeisterschaft
1986 gegen Brasilien, mit zwei Mannschaften,
die ausnahmslos von ihrer Spiellaune angetrieben
wurden, war schlicht und einfach die schillerndste
Sternstunde des Fußballs.
Fragt man die älteren Semester nach „ihrer“ besten
Elf, bekommt man mit höchster Wahrscheinlichkeit
als Antwort: Brasilien 1970. Das Team, das mit sechs
Siegen und einer Tordifferenz von 23:2 durch die
WM-Qualifikation raste, bei der Endrunde in Mexiko
dann weitere sechs Siege bei 19:7 Toren folgen ließ,
sicherte sich mit nahezu perfektem Fußball den dritten
WM-Titel. Ein Dream Team des Fußballs, das mit
Pelé, Jairzinho, Tostão, Gérson und Rivelino eine Of-
Text dr. l. Eder
fensivreihe zu bieten hatte, wie sie die Welt bis heute
kein zweites Mal gesehen hat.
A propos Dream Team: Spricht man von den ganz
großen Mannschaften, darf man selbstverständlich
den Namensgeber des „Traumteams“ nicht vergessen.
1992 schickte sich das Mutterland des Basketballs an,
die Welt das Fürchten zu lehren. Mit im Schnitt 50,4
Punkten Differenz wies die US-Mannschaft um Michael
Jordan und Magic Johnson beim Olympischen
Basketballturnier ihre bemitleidenswerten Gegner in
die Schranken und war mit ihrem legendären Auftritt
maßgeblich für den daraufhin folgenden Siegeszug
der NBA um den Erdball verantwortlich.
Die hohe Kunst des Basketballspiels hatte Magic
Johnson mit seinen Los Angeles Lakers in den 80ern
vorangetrieben, perfektioniert wurde sie daraufhin
in den 90ern von Michael Jordan und seinen unvergleichlichen
Chicago Bulls. Gleich sechs Mal gewann
His Airness die NBA-Krone und pulverisierte nebenbei
nahezu jeden individuellen Rekord. Bestleistungen,
für die auch ein anderes Basketballteam Zeit
seines Zusammenseins berühmt war, tragischerweise
aber schon vor dem Erreichen seines Zenits auseinander
gerissen wurde. Ende der 80er Jahre formierte sich
eine höchst talentierte jugoslawische Mannschaft, die
in den Wirren des folgenden Balkankrieges jedoch
ihrer goldenen Zukunft beraubt wurde. Und mich
quält bis heute die Frage: Wie hätten sich die Serben,
Kroaten, Bosnier, Slowenen, Montenegriner und Mazedonier
gemeinsam unter der jugoslawischen Flagge
gegen das original US-Dream Team geschlagen? Der
Dokumentatarfilm „Once Brothers“ über die Freundschaft
zwischen Vlade Divac und Dražen Petrović,
darüber wie Krieg, eine unbedachte Geste und Nationalismus
sie zerstört haben, lässt das erahnen. Was
bleibt ist die Erinnerung an großartigen Basketball.
Und an eine ganz besondere Mannschaft, die mich
noch heute zu Tränen rührt.
Die Fußballschule der SV Böblingen
für Kinder ab 5 Jahre.
Eine Alternative, Vorstufe oder Ergänzung
zum klassischen Vereinsfußball.
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