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Definitionsmacht als Strategie zum Umgang mit sexualisierter Gewalt?

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„Die männliche Herrschaft konstituiert die Frauen <strong>als</strong> symbolische Objekte,deren Sein (esse) ein Wahrgenommen (percipi) ist. Das hat zur Folge, dass die Frauenin einen andauernden Zustand körperlicher Verunsicherung oder, besser, symbolischerAbhängigkeit versetzt werden: Sie existieren zuallererst für und durch die Blicke deranderen.“ (Bourdieu 2005, S. 177)Dieser von Bourdieu kritisierte Zustand wird auch in den von Kritikern und Kritikerinnenverfassten Artikeln deutlich, welche sich gegen das Konzept der <strong>Definitionsmacht</strong>richtet. So argumentieren beispielsweise Les Madelaines, Frauen gefiele schließlich ihrObjektstatus:„Ähnlich kurz greift die Kritik, Frauen würden nur <strong>als</strong> Sexualobjekte angesehen [...]Dass Sexualobjekt zu sein aber in Maßen auch angenehme Seiten hat, Frauenvielleicht auch <strong>als</strong> Frauen und eben nicht nur <strong>als</strong> Menschen geliebt werden wollen, wirdnicht einmal in Betracht gezogen. Dann möge man aber schlüssig erklären, wiesoFernsehsendungen, die Mädchen nackt fotografieren, den Mädchen da<strong>mit</strong> nacheigenen Aussagen einen Herzenswunsch erfüllen? Wieso ist Model ein Traumjob vielerMädchen und Frauen? Und worin besteht der Sinn des Spiels der kalten Schulter? Istes womöglich die Freude daran, <strong>mit</strong> dem eigenen - weiblichen – Körper im AnderenBegehren zu erzeugen?“ (Les Madelaines 2002)Les Madelaines argumentieren hierbei, der Objektstatus sei zwar gegeben, aber derTraum vieler Frauen. Durch welche gesellschaftlichen Einflüsse dieser Wunschzustande kommt, wird nicht erörtert, allerdings oben von Bourdieu beschrieben: Ineiner patriarchalen Gesellschaft wird das Ansehen von Frauen über deren Aussehenund Objekthaftigkeit hergeleitet, sodass Frauen (bewusst oder unbewusst) aufÄußerlichkeiten reduziert werden. Wenn sich eine Frau <strong>als</strong> Teil der Gesellschaft nachdiesen sozialen Normen richtet, so sehen Les Madelaines hierin eine Kritik an der<strong>Definitionsmacht</strong>, da Frauen diesen Status wünschten. Nach Bourdieu ist diesallerdings eine Bestätigung des <strong>Definitionsmacht</strong>-Konzeptes, welches denSubjektstatus von Frauen im Allgemeinen und Betroffenen <strong>sexualisierter</strong> <strong>Gewalt</strong> imSpeziellen stärken soll. Deshalb kann eine solche Begründung für das Ablehnen des<strong>Definitionsmacht</strong>-Konzeptes nicht akzeptiert werden. 1717 Eine detailliertere Auseinandersetzung <strong>mit</strong> den Argumenten der Bahamas und Les Madeleines wärevermutlich sehr ergiebig, aber dem Umfang dieser Arbeit nicht angemessen.14

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