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Seite 16<br />
Joachim Röder (Bildmitte) gehört<br />
zum Kader der deutschen<br />
Boccia-Nationalman<strong>ns</strong>chaft.<br />
Olympiateilnehmer war er<br />
allerdings in einer anderen<br />
Sportart. Den Ball gezielt i<strong>ns</strong><br />
Feld zu befördern verlangt<br />
ihm große Konzentration und<br />
A<strong>ns</strong>trengung ab.<br />
Überblick Februar 2012<br />
Behindertenheim Markgröningen<br />
Brasilien im Visier<br />
Sport spielt im Leben von Joachim Röder eine ganz besondere Rolle<br />
1984 war Joachim Röder, genannt Joe, als Olympiateilnehmer<br />
in New York. Fast 20 Jahre später<br />
ist der 49-Jährige immer noch Mitglied einer<br />
Nationalman<strong>ns</strong>chaft – genauer formuliert ist er<br />
es wieder. Inzwischen hat Joe Röder nämlich die<br />
Sportart gewechselt. Bei den Paralympics in New<br />
York war er in den Disziplinen 20-Meter-Rollstuhlschnellfahren<br />
und Keulenweitwurf angetreten,<br />
2008 führte er als Kapitän das deutsche<br />
Boccia-Team zu den Weltmeisterschaften in<br />
Portugal.<br />
„Ich bin sehr ehrgeizig und habe Probleme damit,<br />
wenn ich bei etwas nicht so gut abschneide wie<br />
ich es mir wü<strong>ns</strong>che“, sagt Joachim Röder über sich.<br />
Nicht selbstverständlich für jemanden, der mit einer<br />
Cerebralparese zur Welt kam und deshalb zeitlebe<strong>ns</strong><br />
Rollstuhlfahrer ist. Schon im Alter von acht Jahren<br />
kam er mit dem Behindertenheim Markgröningen in<br />
Kontakt. Damals, 1970, hieß es noch „Landesheim“<br />
und beherbergte eine Schule und ein Internat für<br />
Kinder. In Schechingen bei Schwäbisch Gmünd<br />
wurde er geboren. Das Kind im Rollstuhl, so erinnert<br />
er sich, war vielen Blicken ausgesetzt. „Meine Mutter<br />
hat sich immer aufgeregt, wenn wir in u<strong>ns</strong>erem Ort<br />
unterwegs waren und u<strong>ns</strong> alle angafften. Irgendwann<br />
war es ihr zu bunt und sie hat dann gesagt:<br />
‚Wollt ihr vielleicht ein Passbild von u<strong>ns</strong>?’ Damit war<br />
die Sache dann erledigt.“<br />
Das Leben im Behindertenheim empfand er nie<br />
als Ei<strong>ns</strong>chränkung. „Ich glaube, ich habe immer<br />
versucht, trotz meiner Behinderung ein normales<br />
Leben zu führen. Ich mache sehr viel und das<br />
Heim hat mich immer bei allem unterstützt. Früher<br />
war das nicht so einfach, da gab es noch weniger<br />
Akzeptanz“, erzählt Joachim Röder. „Außerdem gab<br />
es auch weniger öffentliche Rollstuhlbusse und alles<br />
war schwieriger mit dem Rollstuhl zu erreichen. Ich<br />
war beim Tra<strong>ns</strong>port viel mehr auf Nichtbehinderte<br />
angewiesen“.<br />
Er sei stolz darauf, was er „trotz allem“ erreicht<br />
habe, sagt er. „Meine sportlichen Erfolge sind mir<br />
besonders wichtig – vor allem die Teilnahme an den<br />
Paralympics in New York.“ Ziemlich überraschend<br />
war es damals zu seiner Nominierung gekommen,<br />
nachdem er bei den Bundes-Spastiker-Spielen 1983<br />
in Mössingen sehr gut abgeschnitten hatte. Trotz<br />
der Verkleinerung des olympischen „Spastikerkaders“<br />
von 32 auf 22 Athleten katapultierte er sich<br />
auf Anhieb i<strong>ns</strong> Teilnehmerfeld. „Es war ein großes<br />
Erlebnis für mich – nicht nur die vielen Sportler<br />
hautnah zu erleben, sondern auch New York mit den<br />
Wolkenkratzern und dem Leben in dieser Stadt –<br />
sehr beeindruckend!“<br />
Doch nach Olympia ging es zunächst bergab mit der<br />
Sportlerkarriere. „Ich habe schon weiter trainiert,<br />
aber meine Moti<strong>va</strong>tion war nicht mehr so hoch<br />
wie vor den Paralympics“, meint er rückblickend.<br />
„Komisch, wenn ich so darüber nachdenke. Es ging<br />
ja auch alles so schnell. Andere Sportler trainieren<br />
jahrelang, bevor sie i<strong>ns</strong> Nationalteam kommen. Bei<br />
mir ging es ja fast über Nacht“. Immerhin ließen sich<br />
andere Bewohner des Behindertenheims Markgröningen<br />
von der Paralympics-Teilnahme Röders<br />
mitreißen und sorgten für eine aktive Sportgruppe,<br />
die Jahr für Jahr mindeste<strong>ns</strong> fünf Teilnehmer bei den<br />
bundesweiten Spastiker-Sportspielen stellte.<br />
1996 änderte sich dann einiges in Joe Röders Leben.<br />
Er heiratete seine Freundin Senada. „Da haben wir<br />
noch im Heim gelebt. Die Feier war schön. Viele