TitelthemaExpats und Emiratis in DUbai<strong>Guckloch</strong>: Liebe Sylvia, vielen Dank, dass Du Dir spontan dieZeit nimmst, für unser <strong>Guckloch</strong> Rede und Antwort zu stehen.Magst Du Dich kurz vorstellen?Sylvia: Mein Name ist Sylvia Kluge. Vor zwei Jahren habenwir, mein Mann und ich, uns aufgrund eines beruflichen Angebotsentschlossen, nach Dubai auszuwandern.<strong>Guckloch</strong>: Du lebst jetzt schon seit einiger Zeit in Dubai, wiehast Du die dortige Kultur bisher kennengelernt? Wie lebendie Menschen dort und wie gläubig sind sie?Sylvia: Als wir hierher gezogen sind, hatte ich wenig Ahnungvon Dubai und der dortigen Kultur. Dubai besteht zur Mehrzahl,zu ca. 75 % aus Expats (d.h. aus Gästen, wie wir es sind,aus Europa aber auch aus Indern, Philippinos, usw.). Nur 25% der Einwohner sind sogenannte Emiratis, die den Islamleben. Dubai ist sehr westlich orientiert und daher merktman die Kulturunterschiede nur sehr wenig. Der Hauptunterschiedsind die hier vor Ort gültigen islamischen Feiertageund die unterschiedlichen Regeln hier in Dubai. Gemäß demgültigen Schariah Gesetzes sind z. B. Küssen in der Öffentlichkeit,Nacktbaden oder Sonnen am Strand und andere Dingehier nicht erlaubt.<strong>Guckloch</strong>: Bestimmt der Islam die Lebensweisen der Menschenund inwiefern zeigt sich das auch in Deinem Leben?Sylvia: Der Islam bestimmt natürlich hier, wie bei uns dasChristentum auch, die Lebensweisen der Menschen. DerIslam basiert auf fünf Säulen: 1. Die Bekenntnis (Shahada)2. Das Gebet (Salat) 3. Das Almosen (Zakat) 4. Das Fasten(Saum) im Fastenmonat Ramadan 5. Die Pilgerreise (Hadsch)nach Mekka, mindestens einmal im Leben. Das Bekenntnisist mit unserem Glaubensbekenntnis zu vergleichen. DasGebet meint die Gebete die jeder Moslem fünf mal am Tagvollziehen soll, dafür gibt es festgelegte Gebetszeiten. In jedemöffentlichen Gebäude gibt es Gebetsräume für Männerund Frauen und auch in den Hotels finden sich Gebetsräumesowie auch ein Kompass, um die Gebetsrichtung nach Mekkaanzuzeigen.Die Almosen sind eine Verpflichtung im Islam und sie werden,wie bei uns zu besonderen Anlässen, im Islam im FastenmonatRamadan gelebt, gelten aber das ganze Jahr und werdensehr ernst genommen. Im Ramadan gelten aus Rücksicht aufdie Fastenzeit der Muslime verkürzte Arbeitszeiten, damitdie Gebete eingehalten werden können. Und ausserdem istnatürlich das Fasten, insbesondere wenn der Ramadan wie indiesem Jahr in die Monate Juli/ August fällt, aufgrund der Hitzehier vor Ort sehr anstrengend. Die genauen Zeiten der Feiertagewerden hier allerdings erst sehr kurzfristig bestimmt,abhängig vom Mondkalender. So sind z.B. das Essen, Trinkenund Rauchen in der Öffentlichkeit verboten.Der Islam bestimmt mein Leben hier insofern, dass wir ebendie islamischen Feiertage haben und während des Ramadanwurde ich schon mal zu einem Moslem nach Hause eingeladen,um dort ein Iftar (das Mahl nach einem Fastentag)gemeinsam einzunehmen. Das ist schön mal zu sehen, wiedort solche Feiertage begangen werden und auch von der islamischenKultur zu lernen. Die Iftars gibt es hier auch sehrviel prunkvoller in Hotels oder Restaurants, da ist die Athmosphärezwar auch schön aber natürlich nicht so familiär. DieMehrzahl der Muslime versucht während des FastenmonatsRamadans die Zeit mit der Familie zu verbringen.<strong>Guckloch</strong>: Hast Du Dich mit dem Islam schon beschäftigt undwie erlebst Du die islamischen Feiertage ? Sind dann wie hierz.B. auch die Geschäfte zu?Sylvia: Hier in Dubai gibt es keinen Tag, an dem die Geschäftegeschlossen sind. Allerding in den Nachbaremiraten, z. B. inSharjah, Ras al Khaimah oder Fujairah (ca 1 - 3 h von Dubaientfernt) ist der Freitag frei und dort sind auch die meistenGeschäfte geschlossen oder öffnen erst am Nachmittag, dadie Moslems dann Freitags in die Moschee gehen. Dort istdas Leben noch sehr viel traditioneller und einfacher, ähnlichwie beispielsweise im Oman.<strong>Guckloch</strong>: Du bist ja Christin, wie lebst Du Deinen Glaubenin Dubai, bzw. wie kannst Du Deinen Glauben in Dubai ausleben?In Deutschland war es Dir ja auch immer eine Herzensangelegenheit,in die Kirche zu gehen, vor allem an Feiertagen,da denke ich natürlich an Weihnachten und Ostern.Sylvia: Dubai als Stadt ist sehr liberal was die Auslebung desGlaubens angeht. Es gibt in Dubai, wie beschrieben, eine sehrgroße Anzahl von Ausländern (Europäer, Inder, Philippinos)Insbesondere die Philippinos, einige Inder und natürlich dieEuropäer sind christlich. Hier in Dubai gibt es einen komplettenBezirk in dem alle ausländischen Kirchen verschiedener10
TitelthemaGlaubensrichtungen vertreten sind, u.a. auch eine evangelischeund eine katholische Kirche.<strong>Guckloch</strong>: Wie ist es denn mit den Feiertagen in Dubai, geltenda auch „unsere“ Feiertage oder sind so Tage, wie dieOstertage, ganz normale Arbeitstage? Wenn es Arbeitstagesind: Kriegt man dann überhaupt mit, dass ein besonderesFest ansteht und gestaltest Du Dir die Zeit irgendwie feierlich?(Osterbräuche, etc.)Sylvia: Die Feiertage in Dubai sind ausschliesslich islamischeFeiertage, allerdings gibt es einen freien Tag am 25.12 für dieChristen. Alle übrigen christlichen Feiertage sind normale Arbeitstage,so dass man teilweise nicht mitbekommt, dass einbesonderer Tag ist. Aber trotzdem ist mir Kirche wichtig undz.B. zu Ostern gibt es in der katholischen Kirche sehr vieleMessen und dort habe ich auch eine Messe besucht. Zuhausehabe ich Ostereier gefärbt und die Wohnung österlich dekoriert.Gerade im Ausland hat man doch das Bedürfnis mal indie Kirche zu gehen, insbesondere an solchen Feiertagen.<strong>Guckloch</strong>: In Deutschland ist es ja möglich, die eigene Religionauch öffentlich zu leben, wir haben katholische und evangelischeKirchen, Moscheen, Synagogen und viele andereReligionen, die hier ausgelebt werden, wie akzeptieren dieMenschen in Dubai andere Glaubensrichtungen?Sylvia: Dubai ist wirklich ein Schmelztiegel von Kulturen, Hindus,Buddhisten, Moslems, Christen und viele mehr. Aber geradein Dubai existieren diese Glaubensrichtungen nebeneinanderund viele pflegen auch ihre Bräuche in ihren Familienoder mischen diese dann mit einingen christlichen Bräuchen,das ist sehr interessant zu beobachten. Das ist schon schön,in einer katholischen Kirche, wo die Messe dann natürlichauf Englisch gehalten wird, so viele verschiedene Kulturen zutreffen.mir aber die kühle Luft in Deutschland und da kommen wirdoch gerne wieder zurück, denn diese Feste bedeuten dochzusätzlich zum Glauben auch immer Zeit mit den Famlien undden Lieben, die einem wichtig sind.<strong>Guckloch</strong>: Falls Du noch Lust und Zeit hast, bitte ich Dich,diesen Satz für uns zu vervollständigen: Glaube ist für mich…Sylvia: ... ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben, der mirKraft gibt und insbesondere dann hilft, wenn man mal sehrkaputt und niedergeschlagen ist.<strong>Guckloch</strong>: Hättest Du diese Frage vor Deinem Aufenthalt inDubai anders beantwortet?Sylvia: Warscheinlich schon, denn ich bin mit etwas gemischenGefühlen nach Dubai gegangen, aber mittlerweilemuss ich sagen, ich geniesse die Zeit hier und insbesondereden Mix an Kulturen und Erfahrungen. Natürlich habe ich immermal wieder auch Sehnsucht nach Hause und freue michsehr auf Heimatbesuche bei meiner Familie und meinenFreunden, ob zu Weihnachten oder zu anderen Gelegenheiten.<strong>Guckloch</strong>: Liebe Sylvia, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit füruns genommen hast!<strong>Guckloch</strong>: Ich vermute, ein Kirchenbesuch ist in Dubai sehrviel aufwändiger, als bei uns: Vermisst Du es manchmal, einfachmal eben in die Kirche zu gehen, um z.B. einen Gottesdienstmitzuerleben, Feiertage zu feiern oder auch nur maleben eine Kerze anzuzünden?Sylvia: Ich würde nicht sagen dass ein Kirchenbesuch sehr vielaufwändiger ist als in Deutschland. Es gibt sehr viele Messenwährend der Woche und auch am Wochenende, zu denenman die Kirchen aufsuchen kann. Aber auch ausserhalb dieserZeiten sind die Kirchen geöffnet und man kann dort z.B.eine Kerze anzünden. Nur ist das Leben hier sehr schnellebig,so dass man sich natürlich, wie für alle Dinge, auch für denGlauben Zeit nehmen muss. Aber ich war z.B. hier auf einerFirmung in der katholischen Kirche, bei der 120 Firmlinge gefirmtwurden. Das war natürlich schon etwas anders als zuhauseaber trotzdem sehr feierlich. Zu Weihnachten z.B. fehlt11