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Landsässische Tracht im 13. Jahrhundert - Marca Brandenburgensis

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<strong>Landsässische</strong> <strong>Tracht</strong> <strong>im</strong> HochmittelalterRuth M. Hirschberg, Berlin 2005zahlreiche einfacherer Kopfbedeckungen belegbar sind (vergl. Purrucker, 1989), sind diese <strong>im</strong>hochmittelalterlichen Bildgut nur spärlich zu entdecken.Die halbwegs realistischen Alltagszenen zeigen arbeitende Frauen entweder mit einer Art‘Haarsack‘ oder aber mit geknoteten oder gewickelten Kopftüchern.Die Konstruktion des Haarsacks aus einfach geschnittenen Stoffstücken erweist sich alsschwierig. Ein Rekonstruktionsversuch der Autorin aus einem einfachen Rechteck, das amHinterkopf verknotet, während der überhängende Stoffüberschuß dann unter den Knotengeschoben wird, hat sich als sehr praktikabel bewährt (vergl. Foto oben), weist abernaturgemäß vor allem seitlich entsprechende Falten auf, die <strong>im</strong> Bildgut nur selten zu entdeckensind (vergl. Darstellungen in der Bible moralisée, Abb. 3; Kreuzfahrerbibel, Abb. 5; Plastik amNaumburger Dom, Abb. 9). Evtl. verbirgt sich hinter dieser Kopfbedeckung auch ein rundlichesoder oval geschnittenes Tuch mit randständigem Tunnelzug – auf eine Bänderbefestigungweisen die Abbildungen aus der Kreuzfahrerbibel hin.Das verknotete Kopftuch ist ebenfalls eine sehr alltagstaugliche Kopfbedeckung, wenn es auchselten <strong>im</strong> Bildgut auftaucht (siehe Bible moralisée, Abb. 3). Einfache verknotete Stoffstreifenfinden sich als Kopfbedeckungen bei Bettlerdarstellungen (Elisabethschrein, Abb. 4) oder auchbei Frauen, die <strong>im</strong> Haus tätig sind (Goslarer Evangeliar, Abb. 2). Möglicherweise ist ein solchesgeknotetes Band die Unterkonstruktion für viele verschiedene Kopfbedeckungen – es könnteals Befestigung für W<strong>im</strong>pel, Schleier, Haarnetze etc. dienen.Über der ‘Unterbekleidung‘ für den Kopf (also Bundhaube, Kopftuch) können verschiedene Hütegetragen werden (vergleiche Hinweise <strong>im</strong> Abbildungsteil sowie Abbildungen in Hirschberg,,2003: http://www.brandenburg1260.de/schuhwerk.pdf). Die zeitgenössischen Abbildungenzeigen bei ländlichen Tätigkeiten vor allem breitkrempige Hüte (als Sonnen- und Wetterschutz)bzw. solche mit aufgeschlagener Krempe, oder einfache Kappen. Über das Material kann ausden Bildquellen meist wenig abgelesen werden, vermutlich wurden sie überwiegend ausgefilzter Wolle oder vielleicht auch in Nadelbindung (siehe Bettlerdarstellung amElisabethschrein, Abb. 4) gearbeitet. Bei der Arbeit auf dem Felde sind auch oft Strohhüte inunterschiedlicher Form belegbar (z. B. Kreuzfahrerbibel, Abb. 6).Quellen und LiteraturKostümkunde:• Bumke, J. Kleider und Stoffe. In: Höfische Kultur – Literatur und Gesellschaft <strong>im</strong> hohen Mittelalter. 9. Aufl., DTV,München, 1999, 172- 210• Carlson, M.. Some Clothing of the Middle Ages. http://www.geocitis.com/Athens/Parthenon/• Crowfoot, E.; F. Pritchard, K. Stanilard. Textiles and Clothing c.1150-c.1450. Medieval Finds from Excavations in London,4. Museum of London. Boydell Press, Woodbridge, 2001• Düppeler Lexikon: Stofferwerb. http://www.dueppel.de/lexikon/stofferwerb.htm• Egan, G.; F. Pritchard. Dress Accessories c.1150-c.1450. Medieval Finds from Excavations in London, 3. Museum ofLondon. Boydell Press, Woodbridge, 2002• Goldmann, A. Das Manteltuch des Tempelritters, Textilfragmente aus einer Berliner Dorfkirche. Proc. TextilsymposiumNeumünster 1993. Neumünster, 1994. 137-146• Helbig, H. Gesellschaft und Wirtschaft der Mark Brandenburg <strong>im</strong> Mittelalter. Veröffentlichungen der historischenKommission zu Berlin, Bd. 41. Walter de Gruyter, Berlin, 1973• Hirschberg, R. M. Welche Fußbekleidung trug die ländliche Bevölkerung in der Mark Brandenburg des <strong>13.</strong> <strong>Jahrhundert</strong>s?Ein Beitrag zur möglichen Verwendung und Verbreitung verschiedener Schuh- und Überschuhformen <strong>im</strong> ländlichen Raum.Berlin, 2003. http://www.brandenburg1260.de/schuhwerk.pdf• Kania, K. Bedeckte Köpfe. Vortrag Tagung Exper<strong>im</strong>entelle Archäologie (EXAR), 15.-17. Oktober 2004, Hochdorf.(Bearbeitung des Vortragsmanuskript: Heidi Stolte und Dieter Todtenhaupt. Berlin, 2004)• Krabat, S. Die hoch- und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen. Eine archäologisch-kunsthistorischeUntersuchung zu ihrer Herstellungstechnik, funktionalen und zeitlichen Best<strong>im</strong>mung. Internationale Archäologie 63,Rahden/Westfalen, 2002• Mahr, G.; H. Stolte. Wollverarbeitung <strong>im</strong> Mittelalter. Führungsblätter des Museumsdorf Düppel, 6. Auflage. MuseumsdorfDüppel e.V., Berlin, 19928

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