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Die rheumaorthopädische Behandlung der Hand - OUP

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400 WISSENSCHAFT / RESEARCH Originalarbeit / Original ArticleS. Mai 1 , B. Mai 1<strong>Die</strong> <strong>rheumaorthopädische</strong><strong>Behandlung</strong> <strong>der</strong> <strong>Hand</strong>Orthopedic treatment of the rheumatoid deformed handZusammenfassung<strong>Die</strong> Therapie <strong>der</strong> Rheumatoiden Arthritis erfor<strong>der</strong>t eineinterdisziplinäre Zusammenarbeit. Nur bei optimaler medikamentöserEinstellung und im Zusammenwirken von Internist,Hausarzt, Rheumaorthopäde, Physiotherapeut und Ergotherapeutführt die <strong>Behandlung</strong> zum gewünschten Erfolg. Bei <strong>der</strong>operativen Therapie wird zwischen präventiven, dringlichenund rekonstruktiven Eingriffen unterschieden. <strong>Die</strong> Planungsollte den individuellen Krankheitsverlauf, Komorbiditäten,Beruf, Hobby, Alter, funktionelle Bedürfnisse, Dominanz <strong>der</strong><strong>Hand</strong>, Zustand <strong>der</strong> Nachbargelenke und <strong>der</strong> kontralateralenExtremität beachten. Auch sollte die Operation bevorzugtdurch einen speziell dafür ausgebildeten Chirurgen o<strong>der</strong> Orthopädenerfolgen. Frühstmögliche Einbindung des Patientenin das oben beschriebene Team kann schwere Deformitätenvermeiden, die Lebensqualität verbessern und demPatienten über lange Zeit seine Selbstständigkeit erhalten.Schlüsselwörter: Rheuma-Orthopädie, <strong>Hand</strong>chirurgie, RheumatoideArthritis, RegJointZitierweiseMai S, Mai B: <strong>Die</strong> <strong>rheumaorthopädische</strong> <strong>Behandlung</strong> <strong>der</strong> <strong>Hand</strong>. <strong>OUP</strong>2013; 9: 400–404. DOI 10.3238/oup.2013.0400–0404AbstractTherapy of the rheumatoid arthritis needs interdisciplinarytreatment together with the family doctor, internal specialist,rheumatologist, orthopedic surgeon, physiotherapistand ergotherapist to achieve an optimal result. Surgery distinguishesbetween preventing, urgent and reconstructiveoperations. Planning should be done consi<strong>der</strong>ing the individualprogress of the disease, co-morbidities, profession,hobbies, age, functional needs, dominance of the hand,situation of the neighbouring joints and the contra lateralextremity. The operation should preferably be performedby an especially trained orthopedic surgeon. Early integrationof the patient into such a team can avoid severe deformations,improve quality of life and preserve the patient´sindependence over a longer period.Keywords: orthopedic rheumatology, hand surgery, rheumatoidarthritis, RegJointCitationMai S, Mai B: Orthopedic treatment of the rheumatoid deformedhand. <strong>OUP</strong> 2013; 9: 400–404. DOI 10.3238/oup.2013.0400–0404Einleitung<strong>Die</strong> rheumatischen Erkrankungen sindweltweit verbreitet. Ihr Anteil an <strong>der</strong> Gesamtmorbiditätin europäischen Län<strong>der</strong>nliegt bei 16 %. In Deutschland schätztman die Rheumamorbidität <strong>der</strong> Bevölkerungauf 2 %. Am häufigsten ist die RheumatoideArthritis (RA). Sie ist eine systemischeErkrankung des Bindegewebes, wahrscheinlichim Rahmen eines autosensibilisierendenProzesses, und manifestiertsich überwiegend an <strong>der</strong> Synovialis <strong>der</strong>Gelenke und Sehnen und dem periartikulärenBindegewebe. <strong>Die</strong> hypertrophischeSynovialitis führt zu <strong>der</strong> Entwicklung einesaggressiven Pannus, <strong>der</strong> den Gelenkknorpelund den angrenzenden Knochenangreift sowie in Kapsel und Sehnen einwächst.Später kommt es zu Subluxationenvon Sehnen und Gelenken, Sehnenrupturenund zur Gelenkzerstörung.Rheumatoide Granulome können sich imsubcutanen Bindegewebe, Periost und periartikulärenGeweben entwickeln mitEinbeziehung von Sehnen, Sehnenscheidenund Schleimbeuteln. Auch innere Organekönnen betroffen sein.Erscheinungsbild <strong>der</strong> RAan <strong>der</strong> <strong>Hand</strong><strong>Die</strong> RA befällt in mehr als 80 % die Gelenkean Händen und Füßen mit <strong>der</strong> charakteristischenMorgensteifigkeit undschmerzhaften, entzündlichen Gelenkschwellungen.Beson<strong>der</strong>s typisch ist <strong>der</strong>symmetrische Befall an Langfingergrundund-mittelgelenken. Folgende Verän<strong>der</strong>ungenan den Händen [1] sind bezeichnendfür die Erkrankung: Verdickung <strong>der</strong>Gelenke durch schmerzhaften Erguss undentzündliche Proliferation <strong>der</strong> Synovialis,Schwellung <strong>der</strong> periartikulären Weichteile,trophische Störungen sowie Überdehnungvon Kapsel, Ligamenten und Sehnen.In fortgeschrittenen Stadien kommtes zu Deformitäten und Instabilitäten wieUlnardeviation, Subluxationen und Luxationenvor allem in den Metacarpophalangealgelenken(MCP) (Abb.1),Schwanenhals- und Knopflochdeformitätan den Langfingern sowie Addukti-1 Vitos Orthopädische Klinik Kassel, Orthopädische Rheumatologie■ © Deutscher Ärzte-Verlag | <strong>OUP</strong> | 2013; 2 (9)


S. Mai et al.:<strong>Die</strong> <strong>rheumaorthopädische</strong> <strong>Behandlung</strong> <strong>der</strong> <strong>Hand</strong>Orthopedic treatment of the rheumatoid deformed hand401Abbildung 1 Rheumahand: subluxierte MCP-Gelenke mit Ulnar -deviation.Abbildung 2 Schwanenhalsdeformität D4 und Teleskopfinger D5,Kollaps des <strong>Hand</strong>gelenks.onsstellung des Daumens [2]. Gelenkemutilieren o<strong>der</strong> ankylosieren fibrotischo<strong>der</strong> auch knöchern. Eine beson<strong>der</strong>e Verlaufsformführt zu teleskopartigen Verkürzungen<strong>der</strong> Finger durch Knochenresorption(Abb. 2). Bursitiden und Rheumaknotenvervollständigen das Bild. Sehnenscheidenentzündungensieht manhäufig auch in Frühstadien. Vor allemdurch Proliferation <strong>der</strong> Tenosynovialisund Bildung von Hygromen kann es zuklinischen Zeichen wie schnellen<strong>der</strong> Fingero<strong>der</strong> Karpaltunnelsyndrom kommen.Interdisziplinäre TherapieEine kausale Therapie ist z.Z. noch nichtmöglich. <strong>Die</strong> medikamentöse <strong>Behandlung</strong>steht zunächst im Vor<strong>der</strong>grund, wobeisich das Konzept bewährt hat, hochgenug dosiert zu beginnen und relativfrüh nach Versagen <strong>der</strong> Standardbasistherapie(DMARD, z.B. MTX und Prednisolon)mit Biologicals einzusteigen. Aberauch physikalische und balneotherapeutischeMaßnahmen sind fester Bestandteil<strong>der</strong> Therapie. Durch die konsequente<strong>Behandlung</strong> im Team unter Einbeziehungvon Hausarzt und Rheumainternist,Krankengymnastik, Ergotherapie,Nuklearmedizin sowie Rheumaorthopädieund -chirurgie lässt sich die Entstehung<strong>der</strong> Gelenkdeformitäten verzögern,manchmal sogar verhin<strong>der</strong>n. Auch dieFamilie und Selbsthilfegruppen wie dieRheumaliga können entscheidend dazubeitragen.Konservative orthopädischeTherapieNeben den oben erwähnten physikalischen,physio- und ergotherapeutischenMaßnahmen kommen ergänzendSchienenversorgungen infrage, um Gelenkfehlstellungenzu verhin<strong>der</strong>n und instabileGelenke zu stabilisieren. Eine bleibendeKorrektur von Fingerdeformitätenmit Hilfe von Schienen ist in <strong>der</strong> Regelnicht möglich.Bei anhaltenden Entzündungen istdie frühzeitige Mitbehandlung durch denRheumaorthopäden in Erwägung zu ziehen.An den Gelenken und Sehnen solltedie Synovialitis möglichst bald lokal behandeltwerden, um die oben beschriebenenFolgeschäden zu verhin<strong>der</strong>n. Dazueignen sich zunächst intraartikuläre undperitendinöse Kortisoninjektionen. BeiPersistenz kommt an den Gelenken auchdie Chemosynoviorthese (CSO) o<strong>der</strong> dieRadiosynoviorthese (RSO) infrage [3].(Bei <strong>der</strong> CSO mit Na-Morrhuate gibt esz.Zt. Lieferschwierigkeiten.) <strong>Die</strong> Neural -therapie und Akupunktur können zurSchmerzlin<strong>der</strong>ung beitragen.Präventive OperationenBei persistierenden Synovialitiden an Gelenkeno<strong>der</strong> Sehnen (Abb. 3a) über einenZeitraum von 3–6 Monaten trotz optima-Abbildung 3a Synovialitis an den MCP-Gelenken.Abbildung 3b Offene Synovialektomie (Fibrin-Körperchen).© Deutscher Ärzte-Verlag | <strong>OUP</strong> | 2013; 2 (9) ■


402S. Mai et al.:<strong>Die</strong> <strong>rheumaorthopädische</strong> <strong>Behandlung</strong> <strong>der</strong> <strong>Hand</strong>Orthopedic treatment of the rheumatoid deformed handAbbildung 4 Radioscaphoidale Teilarthrodese am <strong>Hand</strong>gelenk, Teil -nekrose des Scaphoids.Abbildung 5 <strong>Hand</strong>gelenkarthrodese mit Schraubenlockerung beiOsteoporose.ler Basis- und Injektionstherapie sollte dieprophylaktische Synovialektomie erfolgen,um Gelenkdestruktionen und Sehnenrupturenzu vermeiden. <strong>Die</strong> Synovialektomiekann offen (Abb. 3b) o<strong>der</strong> arthroskopisch(ASK) am <strong>Hand</strong>gelenk und sogarauch an den MCP- und PIP-Fingergelenkendurchgeführt werden [2]. Bei nach<strong>der</strong> Arthroskopie anhaltenden Schwellungenund Schmerzen <strong>der</strong> Gelenke sollteeine CSO o<strong>der</strong> RSO folgen, da nicht immeralle Gelenkanteile eingesehen werdenkönnen. Auch Bursektomien gehörenzu den operativen Grundtechniken.Dringliche EingriffeSie sind indiziert bei akuten Nervenkompressionen(z.B. Karpaltunnelsyndrom),drohenden Sehnenrissen (Extensor-carpi-ulnarisund vor allem <strong>der</strong> Flexorsehnen),Frakturen und unerträglichenSchmerzen [4]. Auch kann ein Infekt mitBeteiligung von Sehnen und Gelenken eineIndikation zur sofortigen Interventiondarstellen.Rekonstruktive OperationenOperationsplanungBei aggressiven Verläufen <strong>der</strong> Erkrankungentwickeln sich immer wie<strong>der</strong> Indikationenzu funktionsverbessernden undrekonstruktiven Maßnahmen [5]. Weilviele Gelenke gleichzeitig betroffen werden,sind die Patienten oft außerordentlichschwer behin<strong>der</strong>t und nicht seltenvöllig hilflos. Für die Operationsplanungbeim Vorliegen verschiedener Problemlokalisationengab Willi Souter den Rat:„Start with a winner“ [6]. Das bedeutet,dass man sich die Funktion <strong>der</strong> einzelnenGelenke und die Gesamtfunktion <strong>der</strong><strong>Hand</strong> genau anschauen sollte, bevor mansich für den am meisten Erfolg versprechendenEingriff mit dem geringsten Risikoentscheidet. Außerdem empfiehlt essich unbedingt zu erfragen, welche Tätigkeiten<strong>der</strong> Patient mit dieser <strong>Hand</strong> ausführenmöchte, wozu er sie beruflicho<strong>der</strong> im Rahmen von Hobbys einsetzt.Oft ist es erstaunlich, was schwer verformteHände noch leisten können. Deshalbmuss man mit chirurgischen Eingriffensehr vorsichtig sein, um nicht diesedurch lange Adaptation gewonneneFunktion nachteilig zu verän<strong>der</strong>n. Gemeinsammit dem Patienten wird entschieden,welche Operation zunächstden größten Funktionsgewinn verspricht.<strong>Die</strong> gewonnene Lebensqualitätnach gelungenem Eingriff gibt dem Patientenwie<strong>der</strong> Hoffnung, Vertrauen undAbbildung 6a RegJoint-Implantation intraoperativ.Abbildung 6b RegJoint als Trapezoi<strong>der</strong>satz, fibröse Umwandlung innerhalbvon 2–3 Jahren.■ © Deutscher Ärzte-Verlag | <strong>OUP</strong> | 2013; 2 (9)


S. Mai et al.:<strong>Die</strong> <strong>rheumaorthopädische</strong> <strong>Behandlung</strong> <strong>der</strong> <strong>Hand</strong>Orthopedic treatment of the rheumatoid deformed hand403Abbildung 7 Swanson-Spacer MCP D2–5.Abbildung 8 DIP-Arthrodese mit 2-mm-Mini-Schraube.den Mut, eventuell auch weitere notwenigeo<strong>der</strong> sinnvolle Eingriffe anzugehen. maris longus verwendet werden. Ent-infrage kommt, u.a. die Sehne des M. palscheidendist es, die abgerissenen distalenWeichteileingriffeSehnenstümpfe an einen funktionsfähigenMuskelmotor anzukoppeln.Zu den Weichteileingriffen gehören nebenSynovialektomien auch Kapselresektionenwerden häufig mit Neurolysen<strong>Die</strong> <strong>rheumaorthopädische</strong>n Operationenund -raffungen, Operationen an kombiniert. So auch bei <strong>der</strong> mikrochirurgischenEntfernung von Rheumaknoten,den langen Sehnen, kurzen <strong>Hand</strong>muskelnund Gelenkbän<strong>der</strong>n zur Korrektur die oft dicht an den sensiblen Nervenvon Fingerdeformitäten und zur Gelenkstabilisierung[2]. Zur Korrektur <strong>der</strong> UlordentlicheSchmerzhaftigkeit erklärt.platziert sind, wodurch sich die außernardeviationführen wir z.B. die Rezentrierung<strong>der</strong> Strecksehnen durch radiale GelenkoperationenRaffung <strong>der</strong> Streckerkappe, ulnares Inter -osseus Release, Ablösung <strong>der</strong> Abduktor digitiminimi Sehne und eventuell außer-betroffen. Es spielt eine zentrale Rolle fürDas <strong>Hand</strong>gelenk ist bei <strong>der</strong> RA häufig mitdem den Interosseustransfer durch. Bei die <strong>Hand</strong>- und Fingerfunktion. <strong>Die</strong> entzündlicheZerstörung führt zu einer Insta-Insuffizienz <strong>der</strong> langen Daumenstrecksehneist <strong>der</strong> Indicis-proprius-Transfer eineübliche Option. Als Sehnentransplanlaremund ulnarem Abgleiten (shift), späbilitätdes radiocarpalen Gelenks mit votatkann bei Sehnenrupturen, bei denen ter dann die Radialabweichung des Carpusund bajonettartige Subluxation. Indie Sehnen meist durch die Erkrankungso geschädigt sind, dass eine Naht nicht weiterer Folge kommt es kompensato-Abbildung 9 Dynamische Antiulnardeviations-Orthese.Fotos: Dr. B. Mairisch zur Ulnardeviation <strong>der</strong> Langfinger(Abb. 1). Markant tritt das Ulnaköpfchendorsal hervor, seine Resektion wirkt sichschmerzlin<strong>der</strong>nd aus.Bei umschriebener Symptomatikwerden Teilarthrodesen des Carpus wiez.B. die radiolunäre o<strong>der</strong> radioscaphoidaleArthrodese angestrebt (Abb. 4). Wegen<strong>der</strong> zentralen Bedeutung des <strong>Hand</strong>gelenksvor allem bei starken Funktionsverlusten<strong>der</strong> Finger kann zur Vermeidungeiner Versteifung eine <strong>Hand</strong>gelenk -endprothese eingesetzt werden. <strong>Die</strong><strong>Hand</strong>gelenkarthrodese (Abb. 5) ist beimRheumatiker mit seinen verän<strong>der</strong>ten Sehnenzügenauf die instabilen Fingergrundgelenkeeine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung,um eine optimale <strong>Hand</strong>funktion herzustellen[7]. Ein Grundprinzip ist es, dieKrafthand in leichter Dorsalextension,die „Hygienehand“ aber in palmarer Flexioneinzustellen. Ein physiologischerLängengewinn zur besseren Vorspannung<strong>der</strong> Sehnen ist anzustreben. Einenumfassenden Überblick über die pathologischenVerän<strong>der</strong>ungen und Therapiemöglichkeitendes <strong>Hand</strong>gelenks habenSchill et. al zusammengestellt [8].<strong>Die</strong> sekundäre Rhizarthrose ist einehäufige Begleiterscheinung <strong>der</strong> RA. Einedankbare Operation ist die Resektions-Interpositions-Suspensions-Arthroplastik(RISAP). Als Interponat o<strong>der</strong> Suspendorkann eine hälftige Sehne (M. flexor carpiradialis, abductor pollicis longus) verwendetwerden. In einer internationalen Studie,an <strong>der</strong> in Deutschland ausschließlichdie Orthopädische Klinik Kassel teilnahm,wurde als Platzhalter ein langsamresorbierbares Bioimplantat (RegJoint)eingesetzt (Abb 6a und 6b), womit ebenfallssehr gute funktionelle Ergebnisse er-© Deutscher Ärzte-Verlag | <strong>OUP</strong> | 2013; 2 (9) ■


404S. Mai et al.:<strong>Die</strong> <strong>rheumaorthopädische</strong> <strong>Behandlung</strong> <strong>der</strong> <strong>Hand</strong>Orthopedic treatment of the rheumatoid deformed handzielt werden konnten (5-Jahres-Erbebnissenoch nicht veröffentlicht) [9]. Nur inausgewählten Fällen ist ein endoprothetischerErsatz sinnvoll. <strong>Die</strong> Arthrodesekommt nur äußerst selten zum Einsatz.An den Langfingern kommt nebenden Weichteileingriffen <strong>der</strong> endoprothetischeErsatz an den metacarpophalangealen(MCP) und proximalen interphalangealen(PIP) Gelenken infrage [10].Seit 4 Jahrzehnten ist hier <strong>der</strong> Goldstandarddie Implantation eines Swanson-Silastikinterponats(Abb. 7). Es wurden inden vergangenen Jahren über 50 Implantateaus verschiedenen Materialien entwickelt,die sich aber bisher langfristignur selten neben <strong>der</strong> Swansonprothesedurchgesetzt haben.An den MCP-Gelenken ist in beson<strong>der</strong>sgelagerten Fällen die Resektionsbzw.Resektions-Interpositions-Arthroplastikindiziert, beispielsweise bei schwerenknöchern fixierten Fehlstellungen,Mutilationen mit schlechter Knochenqualitätund Prothesenfehlschlägen [11].An den PIP und DIP (proximalen unddistalen interphalangealen) Gelenkenbietet sich beson<strong>der</strong>s am Ring- und Kleinfingerbei funktionsfähigem MCP-Gelenkdie Arthrodese an, wenn <strong>der</strong> Patient kräftigzufassen will und ein stabiles Wi<strong>der</strong>lagerfür die Greiffunktion benötigt. Bei Arthrodesenz.B. an Fingermittelgelenkenist beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf die Stellungzu legen, die an die übrigen Funktionenund Funktionsverluste <strong>der</strong> <strong>Hand</strong> angepasstwerden muss, um die Gebrauchsfähigkeit<strong>der</strong> <strong>Hand</strong> zu erhalten. <strong>Die</strong> Arthrodese<strong>der</strong> DIP-Gelenke bei instabilenVerhältnissen mit Achsdeviation führt zueiner sehr guten Funktionsverbesserung,die auch kosmetisch überzeugt (Abb. 8).Nachbehandlung<strong>Die</strong> Nachbehandlung erfor<strong>der</strong>t häufig vorübergehendLagerungsschienen (Abb. 9)und eine intensive physiotherapeutischeBetreuung. <strong>Die</strong> Ergotherapie und die Versorgungmit individuellen Hilfsmittelnsowie die Schulung für die <strong>Hand</strong>griffeund Bewegungen des täglichen Lebenssind eine große Hilfe für diese zum Teilschwerst-behin<strong>der</strong>ten Patienten. <strong>Die</strong>Nachbetreuung und <strong>der</strong> Kooperationswilledes Patienten sind essenziell für denOperationserfolg und die Verbesserung<strong>der</strong> Lebensqualität. Es ist immer wie<strong>der</strong>erstaunlich, mit welcher Kraft und positivenLebenseinstellung Rheumapatientenihr Leben meistern.KomplikationenAufgrund <strong>der</strong> immunmodulatorischenTherapie kann es bei diesen Patienten nebenden allgemein bekannten möglichenpostoperativen Komplikationen eher einmalzu Wundheilungsstörungen kommen.<strong>Die</strong> Single-Shot-Antibiotikaprophylaxesollte großzügig eingesetzt werden.Das perioperative Medikamentenregimesollte unbedingt mit dem behandelndenRheumainternisten abgesprochen werden.MTX kann nach heutiger Einschätzungmeist weiter eingenommen werden.Manchmal ist eine kurze postoperativeKortisonstoßtherapie erfor<strong>der</strong>lich. EinWie<strong>der</strong>aufflackern <strong>der</strong> fortschreitendenGrun<strong>der</strong>krankung (Rheumaschübe) kannin den Folgejahren den <strong>Behandlung</strong>serfolggefährden o<strong>der</strong> sogar zu Implantatlockerungenführen. Auf diesen Sachverhaltsind die Patienten hinzuweisen.Schlussfolgerung<strong>Die</strong> operative Therapie <strong>der</strong> rheumatischenVerän<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> <strong>Hand</strong> [12] erfor<strong>der</strong>teine interdisziplinäre Zusammenarbeit,wie sie in unserer Klinik, die eigens dafürinternistische und orthopädische Rheumatologenbeschäftigt, seit über 30 Jahrengelebt wird. Sie ist abhängig vom individuellenKrankheitsverlauf, Komorbiditäten,Beruf, Hobby, Alter, funktionellen Bedürfnissen,Dominanz <strong>der</strong> <strong>Hand</strong>, Zustand<strong>der</strong> Nachbargelenke und <strong>der</strong> kontralateralenExtremität. <strong>Die</strong> operative Planungsollte von einem speziell dafür ausgebildetenChirurgen erfolgen. Nur bei optimalermedikamentöser Einstellung und im Zusammenwirkenvon Internist und Hausarzt,Operateur, Physiotherapeut und Ergotherapeutführt die Operation zum gewünschtenErfolg. Frühstmögliche Einbindungdes Patienten in das oben beschriebeneTeam kann schwere Deformitätenvermeiden, die Lebensqualitätverbessern und dem Patienten über langeZeit seine Selbstständigkeit erhalten.Interessenkonflikt: <strong>Die</strong> Autoren erklären,dass kein Interessenkonflikt imSinne <strong>der</strong> Richtlinien des InternationalCommittee of Medical Journal Editorsbesteht.KorrespondenzadresseDr. Sabine MaiOberärztinVitos Orthopädische Klinik KasselWilhelmshöher Allee 34534131 Kasselsabine.mai@vitos-okk.deLiteratur1. Eberhardt K, Hohnson PM, Rydgren L:The occurence and significance ofhand deformities in early rheumatoidarthritis. Br J Rheumatol 1991; 30:211–2132. Rehart S, Kerschbaumer F: Daumenund Langfinger. Rheumaorthopädie,Hrsg. ARO, Darmstadt: Steinkopff Verlag,2005: 221–2303. Niehaus P, Intra- und periartikuläreTherapieverfahren. Rheumaorthopädie,Hrsg. ARO, Darmstadt: SteinkopffVerlag, 2005: 203–2074. 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