13.07.2015 Aufrufe

40 6 Massiver Ausbau der Kernenergie – welche Folgen das ...

40 6 Massiver Ausbau der Kernenergie – welche Folgen das ...

40 6 Massiver Ausbau der Kernenergie – welche Folgen das ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Streitpunkt <strong>Kernenergie</strong> <strong>–</strong> Eine neue Debatte über alte ProblemeSafeguards beinhalten zum Beispiel Meldepflichten sowie eine Überwachung kernwaffenfähigerMaterialien und wichtiger Anlagen. Klar ist, <strong>das</strong>s Safeguards ein wesentlichesElement zur Kontrolle <strong>der</strong> nuklearen Nichtverbreitung darstellen. Jedoch wird im Rahmenvon Safeguards lediglich sichergestellt, <strong>das</strong>s ein Vertragsbruch mit einer bestimmtenWahrscheinlichkeit innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums entdeckt würde. So führtdiese Kontrolle bestenfalls dazu, <strong>das</strong>s Verstöße nachträglich entdeckt werden und diesabschreckend wirkt. Grundsätzlich verhin<strong>der</strong>n lässt es sich jedoch nicht, <strong>das</strong>s ein StaatKernwaffenmaterialien abzweigt. Stattdessen ist es auch möglich, <strong>das</strong>s Staaten die Kontrollenumgehen o<strong>der</strong> heimlich handeln. Zwar ermöglicht <strong>das</strong> Zusatzprotokoll <strong>der</strong> IAEOnach 1997 eine weitergehende Überwachung und Kontrolle, aber Safeguards könneneinen Staat, <strong>der</strong> über vollen Zugriff auf die Technologien <strong>der</strong> Anreicherung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufarbeitungverfügt, trotzdem nicht sicher am Zugriff auf Kernwaffen hin<strong>der</strong>n.Der aktuelle Streit um <strong>das</strong> iranische Nuklearprogramm verweist deutlich auf diese zentraleProblematik. So befindet sich im Iran zurzeit ein erster kommerzieller Leistungsreaktorim Bau <strong>–</strong> in den 1970er Jahren mit deutscher Unterstützung begonnen, wird dieser seiteinigen Jahren mit russischer Hilfe fertig gestellt. Zudem errichtet <strong>der</strong> Iran eine eigene Anlage,um Uran anzureichern. Während zur gleichen Zeit weitgehend unbeachtet in Brasilienebenfalls eine kommerzielle Anlage zur Urananreicherung in Betrieb genommen wird,die ebenfalls mit deutscher Hilfe seit den 1970er Jahren entwickelt wurde, entbrennt über<strong>das</strong> iranische Nuklearprogramm ein internationaler Konflikt. Dieser hat sogar zu Resolutionendes UNO-Sicherheitsrats geführt.Im Kern dieses Konflikts geht es neben den offenen o<strong>der</strong> verdeckten politischen Zielendarum, ob die als zivil bezeichneten Nuklearprogramme auch wirklich zivil sind (dualuse).Während <strong>der</strong> Iran auf sein <strong>–</strong> im Rahmen des NVV <strong>–</strong> zugesichertes Recht besteht,Uran für zivile Zwecke anreichern zu dürfen, interpretieren an<strong>der</strong>e Staaten dies an<strong>der</strong>s.Sie befürchten, <strong>das</strong>s sich <strong>der</strong> Iran auf diesem Weg die notwendigen Technologien undSpaltmaterialien aneignen will, um Zugriff zur Bombe zu erhalten. Bereits <strong>das</strong> technischePotential des Iran, sich nach einer entsprechenden politischen Entscheidung in kurzer Zeitin den Besitz von Kernwaffen zu bringen, verän<strong>der</strong>t dramatisch die regionale und globaleSicherheitsstruktur.Vor dem Hintergrund dieses Konflikts sind auch die Planungen einer ganzen Reihe vonStaaten <strong>der</strong> Region, von Saudi Arabien über Syrien und Ägypten bis hin zur Türkei, ebenfalls<strong>Kernenergie</strong>programme aufzubauen, durchaus problematisch. So werfen die USAeinerseits dem Iran vor, <strong>das</strong>s sein als rein zivil deklariertes Nuklearprogramm wegen <strong>der</strong>beträchtlichen Ölreserven aus energiepolitischer Sicht unglaubwürdig sei. Gleichzeitig unterstützendie USA aber selbst nukleare Forschungs-Programme in an<strong>der</strong>en Staaten mitgroßen Ölvorräten <strong>–</strong> beispielsweise in Saudi Arabien. Ebenfalls problematisch: Frankreichhat angekündigt, einen Leistungsreaktor an Libyen zu liefern. Dabei wurde nur wenigeJahre zuvor ein bis dato geheimes libysches Kernwaffenprogramm aufgedeckt. Alle dieseBeispiele zeugen nicht von einer klaren, langfristigen Nichtverbreitungspolitik <strong>der</strong> großenLieferlän<strong>der</strong>.Der Mangel einer langfristigen Nichtverbreitungspolitik zeigt sich auch am Umgang mitStaaten, die nicht dem NVV angehören. Nachdem Indien in den 1970er Jahren Kernwaffentestete, erklärten alle Kerntechnik exportierenden Nationen einen Exportstopp gegenüberIndien. Doch diese nukleare Isolation Indiens steht vor einem absehbaren Ende,was wie<strong>der</strong>um dazu beiträgt, <strong>das</strong> bestehende Regime von Nichtkernwaffenstaaten zuuntergraben. Damit erkennen die exportierenden Nationen Indien praktisch als Kernwaf-49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!