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40 6 Massiver Ausbau der Kernenergie – welche Folgen das ...

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Streitpunkt <strong>Kernenergie</strong> <strong>–</strong> Eine neue Debatte über alte Probleme6.5Neue ReaktortypenSeit vielen Jahren sprechen Experten davon, <strong>das</strong>s bald Reaktoren <strong>der</strong> so genannten GenerationIV auf den Markt kommen. Diese sollen dann im Vergleich zu heutigen Anlagengrundlegende Lösungen bei den Themen Sicherheit, Proliferation und Entsorgung bietenund dabei gleichzeitig wirtschaftlich attraktiv sein. Solche Reaktorkonzepte existieren jedochbisher nur auf dem Papier. Auch lässt <strong>der</strong> zurückhaltende Forschungsaufwand nicht erwarten,<strong>das</strong>s diese Konzepte schnell realisiert werden. Erste Projekte, die beispielsweise inSüdafrika einen Prototypen bauen wollen, müssen ihre Zeitpläne immer wie<strong>der</strong> drastischkorrigieren. Die eigentlichen Probleme tauchen häufig erst beim konkreten ingenieurtechnischenDesign, während des Baus und im Betrieb auf. Fazit: Es ist fraglich, ob und wannReaktoren <strong>der</strong> so genannten Generation IV gebaut werden. Deshalb spielen solche Konzeptein den nächsten Jahrzehnten praktisch keine Rolle, selbst wenn es zu einem massiven<strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> <strong>Kernenergie</strong> kommen würde.Die Reaktoren, die <strong>der</strong>zeit auf dem Markt sind, wie beispielsweise <strong>der</strong> Europäische Druckwasserreaktor(EPR) stellen kontinuierliche Weiterentwicklungen <strong>der</strong> bisherigen Technikdar. Sie sind zwar technisch auf einem neuen Stand, können aber die bisherigen Probleme<strong>der</strong> <strong>Kernenergie</strong> nicht grundsätzlich lösen.Es ist mehr alsfraglich, ob dieneuen Reaktortypen<strong>der</strong> Generation IVbald auf den Marktkommen.Im Jahr 2000 haben sich verschiedene Staaten zu einem gemeinsamen Forum zusammengeschlossen,um die Entwicklung für zukünftige Nuklearanlagen (Generation IV) zukoordinieren. Diese Kernkraftwerke sollen über grundlegend neue Eigenschaften verfügen.Das Forum konzentriert sich seither auf sechs wesentliche Reaktorkonzepte und einigeQuerschnittsthemen. Dabei will <strong>das</strong> Forum alle Typen gleichzeitig weiter entwickeln,wobei sich einzelne Staaten jeweils nur auf eines o<strong>der</strong> wenige <strong>der</strong> Konzepte konzentrieren.Zu den zentralen Problemen, die dort behandelt werden, gehören: Fragen <strong>der</strong> Sicherheitund <strong>der</strong> Nuklearen Nichtverbreitung, die verbesserte Nutzung <strong>der</strong> Ressourcen,die Entsorgung sowie die Wirtschaftlichkeit. Dabei versprechen einzelne Konzepte jeweilsVorteile in einem <strong>der</strong> zentralen Fel<strong>der</strong>. Ob allerdings einer <strong>der</strong> Reaktortypen o<strong>der</strong> gar eineKombination aus verschiedenen in <strong>der</strong> Lage sein wird, alle Probleme entscheidend zulösen, ist aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich.Eine Einschätzung des Generation IV International Forums zu den Entwicklungskosten dieserReaktoren kam zu dem Ergebnis, <strong>das</strong>s pro verfolgtem Reaktortyp zwischen 600 und1.000 Millionen US-Dollar bis 2020 erfor<strong>der</strong>lich wären. Darin sind die Kosten für den Bauvon Demonstrationskraftwerken noch gar nicht enthalten. Dies entspräche pro Reaktortypeiner notwendigen jährlichen Investition in <strong>der</strong> Größenordnung von 300 bis 350 MillionenUS-Dollar. Dem stehen bisher für alle sechs Konzepte zusammen Forschungs- undEntwicklungsausgaben in <strong>der</strong> EU und den USA zwischen 50 und 100 Millionen US-Dollargegenüber. Selbst wenn sich weitere Län<strong>der</strong> beteiligen sollten, fallen die tatsächlichenAnstrengungen damit weit hinter den eigentlich erfor<strong>der</strong>lichen Aufwand zurück. Damitsolche Reaktorkonzepte die heutigen Kernkraftwerke ersetzen könnten, müssten sie jedochinnerhalb <strong>der</strong> nächsten zwei Jahrzehnte auf den Markt kommen. Ob dies auch nurfür eines <strong>der</strong> Konzepte gelingen kann, ist angesichts des zurückhaltenden Forschungsaufwandsund <strong>der</strong> vielen ungelösten technischen Probleme aus Sicht des Öko-Instituts mehrals fraglich.51

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