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Explosionsschutz im Bergbau ISicherheit, Wirtschaftlichkeit ...

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<strong>Explosionsschutz</strong> <strong>im</strong> <strong>Bergbau</strong><br />

I Sicherheit, <strong>Wirtschaftlichkeit</strong>, Umweltschutz 1 )<br />

DIN-Preis 2006 "Nutzen der Normung"<br />

Ass. des Bergfachs,<br />

Dr.-Ing. flmor Fuchs<br />

ist Leiter der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen<br />

der Deutsche SteinkohLe AG,<br />

Ensdorf und Herne, sowie Obmann des<br />

FABERG·Arbeitsausschusses "<strong>Explosionsschutz</strong>"<br />

und Vorsitzender der<br />

CEN(TC 305/WG 5.<br />

ExpLosionsereignisse in Bergwerken müssen wegen ihrer verheerenden Auswirkungen<br />

auf Menschen und Sachen unter aUen Umständen vermieden werden.<br />

Mit zunehmender Industrialisierung und Demokratisierung einer Gesellschaft wächst<br />

die Bedeutung der Sicherheit am Arbeitsplatz. Höherer Wohlstand für größere Teile<br />

der Allgemeinheit und eine einschätzbare Zukunftsperspektive verschaffen zunehmend<br />

ethischen Grundsätzen und Regeln zum Schutz des menschlichen Lebens die<br />

notwendige Anerkennung. Die Schaffung von Sicherheit wird für <strong>im</strong>mer mehr Betriebe<br />

gleichrangiges Unternehmensziel.<br />

In diesem Sinne wurden in den zurückliegenden sieben Jahren harmonisierte Europäische<br />

Normen erarbeitet und ihre Umsetzung <strong>im</strong> europäischen <strong>Bergbau</strong> vorwärtsgetrieben.<br />

Die konsequente Anwendung dieses Regelwerkes<br />

und die damit verbundenen<br />

hohen Steigerungsraten be<strong>im</strong> Export in<br />

Deutschland entwickelter und hergestellter<br />

Geräte und <strong>Bergbau</strong>maschinen, die<br />

nach diesen Europäischen Normen gebaut<br />

werden, zeigen die weltweite Bedeutung<br />

der Normen. So ist es geplant,<br />

die europäischen <strong>Bergbau</strong>normen zum<br />

<strong>Explosionsschutz</strong> in internationale Normen<br />

zu überführen. Entsprechende Gespräche<br />

über die Gründung eines 150­<br />

Komitees zum <strong>Explosionsschutz</strong> finden<br />

zurzeit statt.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein<br />

ständig zunehmender Anteil der untertägig<br />

gewonnenen Steinkohle, dem be-<br />

m Januar 2007<br />

IAss. des Markscheidefachs,<br />

Dipl.-Ing. Hons Georg Blosgude<br />

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und<br />

Referent 1m Normenausschuss <strong>Bergbau</strong><br />

(FABERG) <strong>im</strong> DIN. Essen.<br />

deutendsten Energieträger, aus industriellen<br />

Schwellenländern stammt, deren<br />

Sicherheitsniveau verglichen mit demjenigen<br />

eines westeuropäischen Bergwerks<br />

um Jahrzehnte zurückliegt. Geschieht die<br />

Einführung solcher europäischer 5icherheitsnormen<br />

mit Bedacht, so wird sich<br />

auch in diesen Ländern ein signifikanter,<br />

konkreter Nutzen der Normung sowohl<br />

für die Anwender als auch die Gerätehersteiler<br />

einstellen. Denselben Weg ist der<br />

deutsche Steinkohlenbergbau in den zurückliegenden<br />

50 Jahren ebenfalls gegangen<br />

und hat von der Einführung der<br />

Normen sicherheitlieh, wirtschaftlich und<br />

durch Schonung der Umwelt profitiert.<br />

Jüngste Entwicklungen zeigen, dass die<br />

Hoffnungen nicht unbegründet sind: Bei<br />

seinem Deutschlandbesuch <strong>im</strong> November<br />

2005 informierte sich der chinesische<br />

Staatspräsident Hu Jintoo unter anderem<br />

auch über die Möglichkeiten des Einsatzes<br />

deutscher Sicherheitstechnik in<br />

chinesischen Gruben.<br />

Durch die Entwicklung des präventiven<br />

<strong>Explosionsschutz</strong>es, z. B. durch leistungsstarke<br />

Belüftung (Wetterführung)<br />

mit Gasabsaugung, können die Entstehung<br />

explosionsfähiger Atmosphären<br />

weitgehend verhindert und Produktionsausfälle<br />

durch unzulässige Gasgehalte<br />

schon <strong>im</strong> Vorfeld vermieden werden.<br />

Ebenso wichtig sind Maßnahmen<br />

zur Verhinderung elektrischer und nichtelektrischer<br />

Zündquellen an Maschinen.<br />

Die Anzahl der auftretenden Explosionsereignisse<br />

wurde hierdurch drastisch reduziert.<br />

Um die Auswirkungen einer Explosion<br />

auf den unmittelbaren Bereich<br />

ihrer Entstehung zu begrenzen, wurden<br />

Normen für 5chutzsysteme, z. B. Wassertrogsperren,<br />

Wetterbauwerke und Explosionslöschanlagen<br />

an Maschinen, verabschiedet.<br />

Durch die Vermeidung von<br />

Arbeitsunfällen konnte die Anzahl der<br />

bei einem Ereignis betroffenen Personen<br />

sehr stark verringert werden, was sich<br />

auch kostenmäßig für die Betriebe günstig<br />

auswirkt.<br />

Die Anerkennung des Normenwerkes<br />

durch die Bergbehörden als Ersatz eigener<br />

bergbehördlicher Regelungen hat die<br />

Anwendung der Normen stark beschleunigt<br />

und noch wirtschaftlicher gemacht.<br />

Durch Opt<strong>im</strong>ierung von Betriebsabläufen<br />

und Materialflüssen konnte die Produktivität<br />

erhöht werden. Die Einsparung von<br />

Material-, Energie-, Zeit- und Personalkosten<br />

ist ein weiterer Faktor zu einer<br />

Verbesserung der <strong>Wirtschaftlichkeit</strong> bei<br />

der 5teinkohleproduktion. Infolge der<br />

zunehmenden Standardisierung können<br />

1) Dieser Beitrag wurde mit dem ersten Preis <strong>im</strong> DIN­<br />

Preis-Wettbewerb wNutzen der Normung" 2006 ausgezeichnet.<br />

Der Preis wurde am 7. November 2006<br />

<strong>im</strong> Rahmen der Festveranstaltung "Weltfaktor Normung"<br />

an die Verfasser überreicht.


Bild 4: Wetterbauwerke zur Wettertenkung für die Frischluftversorgung<br />

zündet werden kann. Ist schon die<br />

Methangasexplosion selbst eine Katastrophe,<br />

so kommt es zu einer ungemeinen<br />

Potenzierung der Gefahr bei der<br />

Entzündung von Kohlenstaub, der in jedem<br />

Kohlenbergwerk bedingt durch die<br />

Bewetterung fein verteilt <strong>im</strong> gesamten<br />

Grubengebäude vorzufinden ist. Dieser<br />

Kohlenstaub, aufgewirbelt durch eine<br />

Methangaszündung, bildet vermischt mit<br />

Luft eine explosionsfähige Atmosphäre.<br />

Eine anlaufende Explosion findet durch<br />

aufgewirbelten Staub <strong>im</strong>mer neue Nahrung,<br />

pflanzt sich <strong>im</strong>mer weiter fort und<br />

Bild 5: Wassertrogsperre<br />

ll!I Januar 2007<br />

kann letztlich ein gesamtes Bergwerk<br />

zerstören, was <strong>im</strong> Fall von Courrieres<br />

1906 auch tatsächlich der Fall war. Die<br />

Wucht der Explosion war so stark, dass<br />

ihre Auswirkungen durch die Schächte<br />

nach über Tage reichten und sogar hier<br />

Menschenleben forderten.<br />

Oie verheerenden Auswirkungen von Explosionen<br />

<strong>im</strong> <strong>Bergbau</strong> sind dreifach:<br />

• Zunächst erfolgt eine Druckwelle, die<br />

zum Zusammenstürzen von Grubenbauen<br />

und zu mechanischen Schäden<br />

führt.<br />

• Millisekunden danach frisst sich eine<br />

unvorstellbar heiße Explosionsflamme<br />

durch das Grubengebäude, die zu anhaltenden<br />

Bränden führen kann und<br />

für Menschen tödlich ist. Zeugen berichten,<br />

dass be<strong>im</strong> Grubenunglück von<br />

(ourrieres die untertägigen Brände<br />

so <strong>im</strong>mens waren, dass sie sogar aus<br />

einigen Schächten an der Tagesoberfläche<br />

herausschlugen.<br />

• Durch den mit der Explosion verbundenen<br />

Verbrennungsprozess wird der<br />

Sauerstoff in der Grubenluft verzehrt.<br />

Die Grubenbaue füllen sich mit Kohlenmonoxid-haltigen<br />

Schwaden, die<br />

zum Erstickungstod führen. In der Tat<br />

sterben die meisten Menschen, die<br />

Opfer einer Grubengas- oder Kohlenstaubexplosion<br />

wurden, an Erstickung<br />

(was wiederum das Grubenunglück<br />

von (ourrieres leider eindrucksvoll<br />

belegt).<br />

Richtlinie 94/9/EG und Normung<br />

Oie Normung <strong>im</strong> Bereich des <strong>Explosionsschutz</strong>es<br />

ist eng verknüpft mit der 1994<br />

erschienenen Richtlinie 94/9/EG des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates zur<br />

Angleichung der Rechtsvorschriften der<br />

Mitgliedstaaten für Geräte und Schutzsysteme<br />

zur best<strong>im</strong>mungsgemäßen Verwendung<br />

in explosionsgefährdeten Bereichen.<br />

Im Auftrag der Europäischen<br />

Kommission und der Europäischen Freihandelszone<br />

werden harmonisierte Europäische<br />

Normen erarbeitet.<br />

Schon frühzeitig wurde vom <strong>Bergbau</strong><br />

die Notwendigkeit erkannt, auf die neuen<br />

gesetzlichen Grundlagen zu reagieren<br />

und die Schaffung harmonisierter Europäischer<br />

Normen für den <strong>Bergbau</strong> kreativ<br />

mitzugestalten. Mit seiner Gründung<br />

<strong>im</strong> November 1995 hat der FABERG-Arbeitsausschuss<br />

<strong>Explosionsschutz</strong> national<br />

federführend begonnen, ein neues Normenwerk<br />

zum <strong>Explosionsschutz</strong> als Basis<br />

für die europäische Normung zu erarbeiten.<br />

Dies war notwendig, weil für den<br />

nicht-elektrischen <strong>Explosionsschutz</strong> bis<br />

dahin keine Normen vorlagen. Als Grundlage<br />

für die Normung dienten hauptsächlich<br />

behördliche Regelwerke und<br />

Erkenntnisse aus der Forschung, die zunächst<br />

in deutsche, anschließend in europäische<br />

Normen überführt wurden. Die<br />

Normen sind zwischenzeitlich vollständig<br />

als Europäische Normen bzw. Norm-Entwürfe<br />

erschienen und bilden somit die


Bilder 6 und 7: Wirkungsweise von Wassertrogsperren<br />

Grundlage für die Anwendung der Richtlinie<br />

94/9/EG.<br />

Im Jahre 2000 wurde die Europäische Arbeitsgruppe<br />

WG 5 ..Geräte und Schutzsysteme<br />

für den <strong>Bergbau</strong>" gegründet, die<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Europäischen Normungskomitees<br />

CEN/TC 305 ..Explosionsfähige<br />

Atmosphären - <strong>Explosionsschutz</strong>" für<br />

die Erarbeitung Europäischer <strong>Explosionsschutz</strong>normen<br />

für den untertägigen <strong>Bergbau</strong><br />

zuständig ist.<br />

Der FABERG-Arbeitsausschuss <strong>Explosionsschutz</strong><br />

ist eingebunden in ein dkhtes<br />

Netz von Beziehungen zu anderen nationalen<br />

und europäischen Normungsgremien,<br />

zum großen Teil durch direkte<br />

Mitarbeit der Experten. Auf deutscher<br />

Seite sind dies die Arbeitsausschüsse<br />

des Normenausschusses Sicherheitstechnische<br />

Grundsätze (NASG) des DIN, die<br />

für die Normungsarbeiten für die übertägige<br />

Industrie zuständig sind. Weitere<br />

Bilder 8 und 9: Weiterentwicklung von Wassertrogsperren<br />

Verbindungen bestehen zur Deutsche<br />

Kommission Elektrotechnik Elektronik<br />

Informationstechnik <strong>im</strong> DIN und VDE<br />

(DKE), die für die elektrotechnische Normung<br />

zuständig ist. Im europäischen<br />

Rahmen gibt es neben den engen Verbindungen<br />

zu CEN/TC 305 Berührungen<br />

mit CEN/TC 151 ..Bau- und Baustoffmaschinen<br />

- Sicherheit", CEN/TC 196 ..Maschinen<br />

für den <strong>Bergbau</strong> unter Tage<br />

- Sicherheit", CEN/TC 270 ..Verbrennungsmotoren".<br />

Die vielfach befürchtete Absenkung des<br />

vorhandenen Sicherheitsniveaus durch<br />

europäische Normung ist dank der Arbeit<br />

des FABERG-Arbeitsausschusses <strong>Explosionsschutz</strong><br />

für den Bereich des <strong>Bergbau</strong>s<br />

nicht eingetreten, trotz schwieriger<br />

wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Zu<br />

diesem Schluss kommt die aktuelle Studie<br />

.,Normung <strong>im</strong> Bereich der Richtlinie<br />

94/9/EG" der Kommission für Arbeitsschutz<br />

und Normung (KAN).<br />

THEMEN<br />

Integrierte Explosionssicherheit<br />

Die Konzeption von Geräten und Schutzsystemen<br />

zur best<strong>im</strong>mungsgemäßen Verwendung<br />

in explosionsgefährdeten Bereichen<br />

muss nach den Prinzipien der<br />

integrierten Explosionssicherheit erfolgen.<br />

Hierzu hat der Hersteller Maßnahmen<br />

zu treffen, um<br />

• vorrangig, wenn es möglich ist,<br />

explosionsfähige Atmosphären zu<br />

vermeiden, die von den Geräten und<br />

Schutzsystemen selbst erzeugt oder<br />

freigesetzt werden können;<br />

• die Entzündung explosionsfähiger<br />

Atmosphären unter Berücksichtigung<br />

von elektrischen und nicht-elektrischen<br />

Zündquellenarten <strong>im</strong> Einzelfall<br />

zu verhindern;<br />

• falls es dennoch zu einer Explosion<br />

kommen sollte, die eine Gefahrdung<br />

von Personen und gegebenenfalls von<br />

Haustieren oder Gütern durch direkte<br />

Januar 2007 m


oder indirekte Einwirkung verursachen<br />

kann, diese umgehend zu stoppen<br />

und/oder den Wirkungsbereich von<br />

Explosionsflammen und Explosionsdrücken<br />

auf ein ausreichend sicheres<br />

Maß zu begrenzen.<br />

Die Prinzipien der integrierten Explosionssicherheit<br />

werden in der europäischen<br />

Normung für den <strong>Explosionsschutz</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Bergbau</strong> in beispielhafter<br />

Weise umgesetzt. Nicht nur, dass in der<br />

Grundlagennorm EN 1127-2 diese Prinzipien<br />

aufgegriffen und näher ausgeführt<br />

werden, auch die Einzelnarmen spiegeln<br />

diese Prinzipien wider:<br />

• Durch Gasabsaugung nach EN 14983<br />

wird das Grubengas bereits <strong>im</strong> Vorfeld<br />

großflächig aus der in Abbau stehenden<br />

Lagerstätte abgesaugt und somit<br />

die Entstehung möglicher explosionsfähiger<br />

Atmosphären vermieden.<br />

• Durch entsprechend konstruierte<br />

Geräte nach den Produktnormen<br />

EN 13463-1 als Grundlagennorm,<br />

EN 50303 für M1-Geräte und vor allem<br />

EN 1710 für die hauptsächlich <strong>im</strong><br />

<strong>Bergbau</strong> eingesetzten MZ-Geräte wird<br />

die Entzündung explosionsfähiger Atmosphären<br />

verhindert.<br />

• Durch Schutzsysteme wie 2-bar-Wetterbauwerke,<br />

Wassertrogsperren oder<br />

automatische Explosionslöschanlagen<br />

nach den Normen EN 14591-1,<br />

EN 14591-2 und EN 14591-4 werden<br />

Explosionen umgehend gestoppt und/<br />

oder der Wirkungsbereich auf ein ausreichend<br />

sicheres Maß begrenzt.<br />

Nutzen der Normung<br />

Durch die Anwendung der Normen zum<br />

<strong>Explosionsschutz</strong> ergibt sich schon einzeln,<br />

aber insbesondere zusammenfassend<br />

ein großer Nutzen auf betriebswirtschaftlicher<br />

und volkswirtschaftlicher<br />

Ebene. Die oben aufgeführten Normen<br />

senken einerseits die betriebswirtschaftlichen<br />

Kosten be<strong>im</strong> Einsatz der entsprechenden<br />

Maschinen und Arbeitsmittel<br />

und andererseits werden volkswirtschaftliche<br />

Effekte in Hinblick auf den Umweltschutz<br />

und eine große Präventionswirkung<br />

<strong>im</strong> Hinblick auf die Sicherheit von<br />

Personen erreicht. Hieraus ergeben sich<br />

folgende Vorteile:<br />

• rund 18 Millionen Euro Einsparungen<br />

pro Jahr für den deutschen Steinkohlenbergbau<br />

m Januar 2007<br />

• rund 15 Millionen Euro Einsparungen<br />

pro Jahr <strong>im</strong> Rahmen des Exports von<br />

<strong>Bergbau</strong>maschinen<br />

• Einsparungen durch Senkung der Arbeitsunfälle<br />

• Verbesserter Umweltschutz<br />

• Staatsentlastende Wirkung durch Ersatz<br />

behördlicher Vorschriften<br />

• Sicherung des deutschen Know-hows<br />

und der in Deutschland bewährten<br />

Technik<br />

• Sicherung der bestehenden Weltmarktposition<br />

für die deutschen Hersteller.<br />

Der Hauptnutzen der hier aufgeführten<br />

Normen zum <strong>Explosionsschutz</strong> <strong>im</strong> <strong>Bergbau</strong><br />

ist die Vermeidung von Explosionsereignissen<br />

bzw., sollte es dennoch einmal<br />

zu einer Explosion kommen, die Begrenzung<br />

der Auswirkungen von Explosionen.<br />

Die katastrophalen Auswirkungen von<br />

Grubengas- oder Kohlenstaubexplosionen<br />

<strong>im</strong> <strong>Bergbau</strong> wurden eingangs dargestellt.<br />

Die Anwendung von Normen zum <strong>Explosionsschutz</strong><br />

und die Vermeidung von Grubenunglücken<br />

führen zu einer Ersparnis,<br />

die eigentlich gar nicht zu beziffern ist.<br />

Denn ein schweres Explosionsereignis<br />

kann dazu führen, dass neben dem unschätzbaren<br />

Verlust von Menschenleben<br />

das ganze Bergwerk aufgegeben werden<br />

muss und die Lagerstättenvorräte für <strong>im</strong>mer<br />

verloren sind.<br />

Vermeidung von Arbeitsunfällen<br />

Die Zeiten der großen Grubenunglücke<br />

hat Deutschland hinter sich gelassen: Im<br />

Jahr 2004 hatte der deutsche Steinkohlenbergbau<br />

lediglich drei tödliche Unfälle<br />

unter Tage zu beklagen. Dies ist offensichtlich<br />

der Sicherheitstechnik zu<br />

danken, die zu einem guten Teil auf die<br />

Anwendung von Normen zurückzuführen<br />

ist. Bei aller Tragik jedes Einzelfalls<br />

steht der deutsche Steinkohlenbergbau<br />

international gut da: Bezogen auf eine<br />

Million Tonnen Fördermenge starben in<br />

China 3,2 Bergleute, in Deutschland liegt<br />

die Quote bei 0,1. Das würde bedeuten,<br />

rechnete man die chinesische Quote<br />

auf deutsche Verhältnisse hoch, dass es<br />

bei einer Jahresproduktion in Deutschland<br />

von 25,6 Millionen Tonnen <strong>im</strong> Jahre<br />

2004 zu etwa 80 tödlichen Unfällen mit<br />

damit einhergehenden wirtschaftlichen<br />

Folgen gekommen wäre.<br />

2-bar-explosionsfestes Wetterbauwerk<br />

(EN 14591-1)<br />

Wetterbauwerke haben die Aufgabe, die<br />

Wetterführung so zu lenken, dass jeder<br />

Arbeitsplatz <strong>im</strong> untertägigen Grubengebäude<br />

ausreichend mit Frischluft<br />

(-wetter) versorgt wird, die Kl<strong>im</strong>awerte<br />

auf ein erträgliches Maß abgesenkt werden<br />

und das durch die bergmännische<br />

Arbeit freigesetzte Grubengas auf einen<br />

Wert kleiner 1 Vol.-% CH, verdünnt<br />

wird. Um den Durchgang zu ermöglichen,<br />

sind in das Bauwerk große Wettertüren<br />

aus Stahl für gleisgebundene Fahrzeuge<br />

bzw. kleinere Türen, ebenfalls aus<br />

Stahl, für den Personendurchgang eingebaut.<br />

Die Bauwerke, die diese Einbauten<br />

umgeben, bestehen normalerweise<br />

zwar aus unbrennbarem oder zumindest<br />

schwerentflammbarem Material, sie sind<br />

jedoch nicht resistent gegenüber den<br />

Druck- und/oder Flammenauswirkungen<br />

einer Explosion.<br />

Im Jahr 1986 wurde ein Wetterbauwerk<br />

auf dem Bergwerk Camphausen durch<br />

eine Explosion in einem Abbaubetrieb<br />

zerstört, die Wetterzirkulation änderte<br />

sich, es kam zu Nachfolgeexplosionen,<br />

bei denen sieben Bergleute den Tod fanden.<br />

Um solche Auswirkungen für die Zukunft<br />

auszuschließen, wurden explosionsfeste<br />

Wetterbauwerke entwickelt. Die 2-bar-explosionsfesten<br />

Wetterbauwerke befinden<br />

sich in unmittelbarer Nähe von Abbaubetrieben.<br />

Das Material der Blendrahmen<br />

sowie speziell entwickelte Einbauten<br />

können dem Druck einer Anlaufexplosion<br />

widerstehen und ermöglichen somit<br />

auch nach einer Explosion ausreichende<br />

Flucht- und Rettungsmöglichkeiten.<br />

Im Vorfeld einer Abbaugenehmigung<br />

werden alle Abbaubetriebe darauf untersucht.<br />

ob Wetterbauwerke in unmittelbarer<br />

Nähe einer möglichen Explosionsquelle<br />

zur Sicherstellung des<br />

ausreichenden Wetterstromes notwendig<br />

sind. Vor der Entwicklung explosionsfester<br />

Wetterbauwerke konnte nach Bejahung<br />

dieser Frage kein Abbau mit einer<br />

solchen Abbauplanung stattfinden. Die<br />

Europäische Norm EN 14591-1 beschreibt<br />

den Bau solcher explosionsfester 2-bar­<br />

Wetterbauwerke und schränkt damit die<br />

freie Wahl einer bergtechnisch besseren<br />

Abbauplanung aufgrund besserer Fluchtund<br />

Rettungsmöglichkeiten nicht ein.<br />

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Wassertrogsperren (EN 14591-2)<br />

Wassertrogsperren sind autonome<br />

Schutzsysteme <strong>im</strong> Sinne der Richtlinie<br />

94/9/EG. Ihre explosionstechnische<br />

Wirksamkeit beruht auf der Verteilung<br />

des Löschmittels Wasser, das in einzelnen<br />

Wassertrögen bevorratet wird. Durch<br />

die der Explosion voreilende Druckwelle<br />

werden die einzelnen Wassertröge zerstört,<br />

sodass sich das Löschmittel Wasser<br />

<strong>im</strong> Streckenquerschnitt gleichmäßig verteilt<br />

und die nachfolgende Explosionsflamme<br />

ablöscht. Gefährliche Kettenreaktionen<br />

sowie Übergänge von anlaufenden<br />

Explosionen in Detonationen werden somit<br />

verhindert.<br />

Am 6. Juni 2006 hat die Zertifizierungsstelle<br />

der EXAM BBG Prüf- und Zertifizier<br />

GmbH in der EG-Baumusterprüfbescheinigung<br />

der Deutschen Steinkohle<br />

AG bescheinigt. dass das Schutzsystem<br />

.Passive Wassertrogsperren" - durch<br />

Übereinst<strong>im</strong>mung mit den EN-Normen<br />

EN 13463-1 (Nicht-elektrische Geräte<br />

- Grundlagen), EN 1127-2 (Grundlagen<br />

und Methodik in Bergwerken) sowie<br />

EN 14591-2 (Passive Wassertrogsperren)<br />

- die grundlegenden Sicherheits- und<br />

Gesundheitsanforderungen für die Konzeption<br />

und den Bau von Geräten und<br />

Schutzsystemen zur best<strong>im</strong>mungsgemäßen<br />

Verwendung in explosionsgefährdeten<br />

Bereichen nach Anhang lIder<br />

Richtlinie 94/9/EG erfüllt. Auf dieser<br />

Basis können Wassertrogsperren überall<br />

gleich errichtet werden. Im deutschen<br />

Steinkohlenbergbau kann das bewährte<br />

Verfahren beibehalten werden.<br />

Die ausschließlich deutschen Hersteller<br />

von Wassertrögen können ihre Produkte<br />

<strong>im</strong> europäischen Ausland in Verkehr bringen,<br />

was zu einer Belebung der Exportaktivitäten<br />

führt. So werden seit 2005<br />

alle spanischen Kohlenbergwerke mit<br />

Wassertrogsperren ausgerüstet.<br />

Mit Veröffentlichung der harmonisierten<br />

Europäischen Norm werden die bisherigen<br />

bergbehördlichen Regelungen unmittelbar<br />

außer Kraft gesetzt.<br />

Neben der schlecht quantifizierbaren sicherheitlichen<br />

Bedeutung be<strong>im</strong> Einsatz<br />

von Wassertrogsperren nach EN 14591-2<br />

- kein größeres Explosionsereignis seit<br />

Einführung dieser Art des konstruktiven<br />

<strong>Explosionsschutz</strong>es - ist auch der wirtschaftliche<br />

Nutzen, der von dieser Norm<br />

ausgeht. enorm. In Zeiten des Hochleis-<br />

tungsbergbaus mit einem sehr hohen<br />

Mechanisierungsgrad hängt die Erlössituation<br />

maßgeblich von den Personalkosten<br />

ab. Da die Errichtung und Wartung<br />

von Wassertrogsperren personalintensiv<br />

sind, können durch die neuen, nun genormten<br />

Bauweisen des Wassertrogsystems<br />

viele Schichten eingespart und die<br />

Kosten für den <strong>Explosionsschutz</strong> trotz<br />

verbesserter Sicherheit wesentlich gesen<br />

kt werden.<br />

Kosteneinsparung für 2ertifizierungsverfahren<br />

Ohne die Norm EN 14591-2 wäre eine<br />

EG-Baumusterprüfbescheinigung nur<br />

schwierig zu erreichen gewesen. Ohne<br />

EG-Baumusterprüfbescheinigung wiederum<br />

wäre für jede Wassertrogsperre eine<br />

Einzelprüfung durch eine Benannte Stelle<br />

erforderlich gewesen. Auf den Bergwerken<br />

der DSK wurden <strong>im</strong> Jahre 2005 etwa<br />

500 Wassertrogsperrensysteme mit etwa<br />

20 000 Wassertrögen errichtet. Die einmaligen<br />

Kosten für die EG-Baumusterprüfbescheinigung<br />

haben sich damit sehr<br />

schnell amortisiert.<br />

Weiterentwicklung von Wassertrogsperren<br />

Aufbauend auf EN 14591-2 sowie<br />

EN 14591-4 wurden bei der Deutsche<br />

Steinkohle AG mobile, aktive Wassertrogauslösesperren<br />

entwickelt (System<br />

THEMEN<br />

SaarEX 2000). Die Überführung in eine<br />

eigenständige Europäische Norm ist geplant.<br />

Das System besteht aus einem mobilen<br />

Wassertroggehänge, in dem sich Wassertröge<br />

mit Sprengzündern befinden.<br />

Dieses Gehänge ist <strong>im</strong> Energiezug <strong>im</strong> Abstand<br />

von etwa 65 m von einer möglichen<br />

Zündquelle (Ortsbrust. Streb-/<br />

Streckenübergang) untergebracht. 10 m<br />

bis 15 m vom möglichen Explosionsausgangsort<br />

entfernt detektieren zwei Thermofühler<br />

sehr frühzeitig eine Explosion<br />

und übertragen dieses Signal zu einer<br />

Auslöseeinheit, die bereits die Zerstörung<br />

der Wassertröge in dem Augenblick<br />

veranlasst, in dem die Explosionsflamme<br />

<strong>im</strong> Bereich der Wassertroggehänge ankommt.<br />

Die Explosionsflamme wird gelöscht,<br />

der Explosion die nötige Energie<br />

für eine Fortpflanzung entzogen und<br />

Personen und Betriebsmittel werden geschützt.<br />

Die Wassertrogsperren Typ SaarEx 2000<br />

haben sich auf den saarländischen Bergwerken<br />

bestens bewährt. Aufgrund der<br />

bei der HauptsteIle für das Grubenrettungswesen<br />

durchgeführten erfolgreichen<br />

Löschversuche konnte die Anordnung<br />

von passiven Wassertrogsperren weiter<br />

entfernt von Ortsbrust bzw. Streb-/Streckenübergang<br />

verlegt werden.<br />

Januar 2007 m


Bild 11: <strong>Bergbau</strong>maschinen (M2-Geräte)<br />

Explosionslöschanlagen für Teilschnittmaschinen<br />

(EN 14591-4)<br />

Streckenvortriebsmaschinen dürfen in<br />

neuen FeLdern mit unbekannten Gasinhalten<br />

oder Störungszonen bzw. in bekannten<br />

Feldern mit hohen Gasinhalten<br />

und Störungszonen, die als Gasspeicher<br />

fungieren, nicht oder nur mit besonderen<br />

sicherheitlichen Vorsichtsmaßnahmen<br />

eingesetzt werden. Die zwischenzeitlich<br />

opt<strong>im</strong>ierten Bedüsungssysteme an den<br />

I Tabelle 1: Stand der Normung<br />

Normnummer Titel Ausgabedatum<br />

EN 1127-2<br />

EN 1710<br />

Explosionsfähige Atmosphären - <strong>Explosionsschutz</strong> -<br />

Teil 2: Grundlagen und Methodik in Bergwerken<br />

Geräte und Komponenten für den Einsatz in schlagwettergefährdeten<br />

Bereichen von Bergwerken<br />

2002-04<br />

2005-11<br />

Nicht·elektrische Geräte für den Einsatz in explosi-<br />

EN 13463-1 onsgefährdeten Bereichen - Teil 1: Grundlagen und 2001-11<br />

Anforderungen<br />

EN 14591-1<br />

prfN 14591-2<br />

<strong>Explosionsschutz</strong> in untertägigen Bergwerken<br />

- Schutzsysteme - Teil 1: 2-bar-Wetterbauwerk<br />

<strong>Explosionsschutz</strong> in untertägigen Bergwerken<br />

- Schutzsysteme - TeH 2: Passive Wassertrogsperren<br />

2004-00<br />

2006-10<br />

<strong>Explosionsschutz</strong> in untertägigen Bergwerken<br />

prEN 14591-4 - Schutzsysteme - Teil 4: Automatische Explosions- 2005-04<br />

löschanLagen für Teilschnittmaschinen<br />

<strong>Explosionsschutz</strong> in untertägigen Bergwerken - GeprEN<br />

14983 räte und Schutzsysteme für die Absaugung von 2006-10<br />

Grubengas<br />

Gruppe I. Kategorie M1 - Geräte für den Einsatz in<br />

EN 50303 Atmosphären, die durch Grubengas und/oder brenn- 2000-07<br />

bare Stäube gefährdet sind<br />

m Januar 2007<br />

Schneid köpfen reichen hierfür oftmals<br />

allein nicht aus. Mit der Entwicklung neuartiger<br />

Explosionslöschanlagen unmittelbar<br />

am Tragarm des Schneidkopfes<br />

können Anlaufexplosionen durch UV­<br />

Sensoren schon in der Entstehungsphase<br />

erkannt und mit Löschpulver abgelöscht<br />

werden. Normale Schneidfunken ohne<br />

CH,-AnteHe werden von den Sensoren<br />

durch ihr speziell kalibriertes Lichtspektrum<br />

nicht als Anlaufexplosion detektiert<br />

und es erfolgt folgerichtig kein Ausstoß<br />

von Löschpulver. Unter dem Schutz solcher<br />

automatischer Explosionslöschanlagen,<br />

deren Bauanforderungen in der<br />

Norm EN 14591-4 festgelegt sind, ist<br />

es möglich, in neue unbekannte Abbaufelder<br />

oder Abbaufelder mit hohen<br />

Gasinhalten mit mechanisierten Streckenvortrieben<br />

einzudringen und hohe<br />

Auffahrleistungen ohne Risiken zu garantieren.<br />

Die <strong>Wirtschaftlichkeit</strong> eines<br />

konventionellen Vortriebssystems, z. B.<br />

mit Sprengarbeit, wäre aufgrund der wesentlich<br />

geringeren Auffahrleistung nicht<br />

mehr gegeben.<br />

Zurückliegende Löscherfolge an Anlaufexplosionen,<br />

bei denen etliche Gaszuströme<br />

durch Reibungsfunken gezündet<br />

wurden, bestätigen das hohe Sicherheitsniveau<br />

dieser Anlagen und haben Personenschäden<br />

oder auch die Aufgabe von<br />

Streckenvortrieben verhindert.<br />

Messgeräte (M1-Geräte) (EN 50303)<br />

EN 50303 enthält Anforderungen für<br />

Geräte, die in explosionsfähiger Atmosphäre<br />

weiter betrieben werden dürfen<br />

(M1-Geräte). Die Norm ersetzt die<br />

früheren, weit schärferen Vorschriften<br />

der Verwaltungsanweisung zur Elektro-Bergverordnung,<br />

die von Seiten der<br />

Betriebe für weit überzogen, kostentreibend<br />

und betrieblich schwer durchführbar<br />

gehalten wurden. Durch intensive<br />

Mitarbeit bei der Erstellung der<br />

Norm konnten kostenintensive Umrüstungen<br />

bzw. Neuanschaffung von Geräten,<br />

hier handelt es sich insbesondere<br />

um CH 4 -Messgeräte, somit vermieden<br />

werden. Insgesamt werden auf den Bergwerken<br />

der Deutschen Steinkohle AG<br />

fast 4 000 stationäre und 5 500 tragbare<br />

Gasmessgeräte eingesetzt.<br />

Die Messgenauigkeit dieser modernen<br />

Messgeräte hat sich durch konsequente<br />

Festlegung auf best<strong>im</strong>mte normierte<br />

Gerätespezifikationen in den letzten Jahren<br />

wesentlich verbessert. Die Abschaltkriterien<br />

von untertägigen elektrischen<br />

und maschinellen Betriebsmitteln an den<br />

behördlich vorgegebenen Grenzwerten<br />

(z. B. 1 Vol.-% eH.) können eng gefasst<br />

werden, sodass sich insgesamt die<br />

Betriebslaufzeiten erhöht haben.<br />

Durch Übertragung der Messwerte online<br />

auf die übertägige Sicherheitswarte<br />

(SiWa) wird zudem die sicherheitliehe<br />

Überwachung wesentlich verbessert.


Eine Sonderrolle spielt hierbei das mobile<br />

Bra ndgas-U ntertage-Ana lysesystem,<br />

welches gleichzeitig an sieben festzulegenden<br />

Probenahmestellen Brandgasproben<br />

auf ihre Brandgaszusammensetzung<br />

(CH" CO, 0" H" CO, und höhere Kohlenwasserstoffe)<br />

untersucht. Mit speziell<br />

entwickelten Auswerteverfahren werden<br />

von über Tage aus die Steuerung der<br />

Brandbekämpfungsmaßnahmen und die<br />

Überwachung der hierbei eingesetzten<br />

Grubenwehren auf mögliche Explosions- Gasbotlren aus der Strecke<br />

gefahr durchgeführt.<br />

Durch den Wegfall der bisher üblichen<br />

zeitintensiven manuellen Entnahme von<br />

Vollproben, Transport der Analyseflaschen<br />

nach über Tage mit Analyse in<br />

einem Labor wird nicht nur die Sicherheit<br />

durch ständige Überwachung mit<br />

Hilfe des Brandgaslabors erhöht, sondern<br />

es werden auch Kosten bei der Brandbekämpfung<br />

eingespart.<br />

<strong>Bergbau</strong>maschinen (M2-Geräte)<br />

(EN 1710)<br />

EN 171D enthält die konstruktiven Anforderungen<br />

von M2-Geräten und Komponenten<br />

und ermöglicht deren Einsatz<br />

in Bergwerken. Sie enthält die explosionstechnischen<br />

Anforderungen für eine<br />

Vielzahl von <strong>Bergbau</strong>maschinen, wie<br />

Streckenvortriebsmaschinen, Kohlenhobel,<br />

Walzenlader, Gurtförderer usw.<br />

Die Notwendigkeit für EN 1710 erwächst<br />

aus den erheblichen betrieblichen Unterschieden<br />

zwischen den untertägigen<br />

Aktivitäten und denen in anderen Industrien,<br />

die mit oder in explosionsgefährdeten<br />

Bereichen arbeiten. Beispiele für<br />

diese Unterschiede sind:<br />

• Das hereingewonnene Produkt aus den<br />

untertägigen Schichten kann brennbar<br />

sein und kontinuierlich Grubengas<br />

während der Gewinnung freisetzen.<br />

• Die Zündfähigkeit der Atmosphäre <strong>im</strong><br />

Bereich der Geräte und Komponenten<br />

ist normalerweise abhängig von der<br />

Höhe der Verdünnung, die durch eine<br />

ausreichende Bewetterung erreicht<br />

wird.<br />

• Die Atmosphäre <strong>im</strong> Grubengebäude, in<br />

dem die Maschinen betrieben werden,<br />

kann wechseln von einer möglicherweise<br />

exptosionsfähigen zu einer<br />

explosionsfähigen Atmosphäre, z. B.<br />

während eines Gasausbruches.<br />

Bild 13: Grubengasabsaugung<br />

-Verronrtes<br />

THEMEN<br />

Me=tred


Aufgrund ihrer Historie waren bei der Erarbeitung<br />

der Norm neben Fachleuten<br />

des <strong>Explosionsschutz</strong>es auch Fachleute<br />

für Maschinensicherheit beteiligt. Die<br />

Norm erfüllt somit nicht nur die Richtlinie<br />

94/9/EG. sondern in einem Punkt<br />

auch die Richtlinie 98/37/EG des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates<br />

vom 22. Juni 1998 zur Angleichung der<br />

Rechts- und Verwaltungsvorschriften der<br />

Mitgliedstaaten für Maschinen. Eine weitere<br />

Besonderheit ist, dass EN 1710 auch<br />

elektrotechnische Anforderungen enthält.<br />

Dabei handelt es sich um Anforderungen,<br />

die in anderen elektrotechnischen<br />

Normen nicht enthalten sind,<br />

wie z. B. Anforderungen zum Überstromschutz<br />

oder zu Kabeln und Leitungen,<br />

die aber für den sicheren Betrieb von<br />

Geräten in explosionsgefährdeten Bereichen<br />

von Bergwerken erforderlich sind.<br />

Alle Geräte, die in explosionsgefährdeten<br />

Bereichen von untertägigen Bergwerken<br />

eingesetzt werden sollen, müssen Geräte<br />

der Kategorie M2 nach der Richtlinie<br />

94/9/EG sein. Die Hersteller weisen die<br />

Konformität ihrer Produkte mit den Anforderungen<br />

der Richtlinie durch Einhaltung<br />

von EN 1710 nach. Die Norm vereinfacht<br />

den Nachweis der Konformität<br />

enorm. Dem Hersteller entsteht durch die<br />

Anwendung der Norm ein Kostenvorteil<br />

durch Reduzierung von Material-, Energie-,<br />

Zeit- und Personalkosten.<br />

Der hohe Stand der Sicherheitstechnik<br />

deutscher <strong>Bergbau</strong>maschinen führt zu<br />

großem wirtschaftlichen Erfolg be<strong>im</strong> Export.<br />

Dies belegen die folgenden Zahlen:<br />

in 1 000 Euro<br />

2001 803 126<br />

2002 957345<br />

2003 894 709<br />

2004 1117644<br />

2005 1 579 453<br />

2005/2004 +41, 3 %<br />

Die stetige Steigerung der Umsätze ist<br />

zu einem großen Anteil auch auf die<br />

Standardisierung der <strong>Bergbau</strong>maschinen<br />

zurückzuführen. Diese Maschinen,<br />

die sich <strong>im</strong> harten Einsatz <strong>im</strong> deutschen<br />

Steinkohlenbergbau bewährt haben,<br />

werden in zunehmendem Maße auch <strong>im</strong><br />

m Januar 2007<br />

internationalen <strong>Bergbau</strong> eingesetzt. Hilfreich<br />

für den weiteren Ausbau der Exportaktivitäten<br />

wären in dem Zusammenhang<br />

internationale Normen (ISO).<br />

Grubengasabsaugung (EN 14983)<br />

Gasabsaugung ist ein technisches Verfahren<br />

zur gezielten Gasabführung, um<br />

Gefahren durch zündfähige Gas/Luft-Gemische<br />

zu reduzieren. Die Gasabsaugung<br />

ist deshalb eine Maßnahme des vorbeugenden<br />

<strong>Explosionsschutz</strong>es.<br />

Im <strong>Bergbau</strong> wird Grubengas aus den<br />

Grubenbauen, aus Bohrlöchern oder aus<br />

abgeworfenen Grubenbauen abgesaugt,<br />

um sicherzustellen, dass die Bergleute<br />

keinem Risiko ausgesetzt sind, das mit<br />

dem Auftreten von explosionsfähigen<br />

Atmosphären am Arbeitsplatz verbunden<br />

ist. Das Risiko resultiert aus unzulässigen<br />

Ansammlungen von Grubengas,<br />

die in Hohlräumen <strong>im</strong> Gebirge als<br />

Folge der Gewinnung der Kohle <strong>im</strong> Flöz<br />

entstehen. Nach der Absaugung der Grubengasansammlungen<br />

aus den betroffenen<br />

Bereichen wird das Grubengas zur<br />

Tagesoberfläche abgeführt. Anschließend<br />

wird das Grubengas verdichtet und<br />

weitergeleitet zu einer Verwertungsanlage.<br />

In abgeworfenen Bergwerken wird die<br />

Grubengasabsaugung angewandt:<br />

• um zu vermeiden, dass sich der Gasdruck<br />

aufbaut und das Gas an der<br />

Tagesoberfläche in unkontrollierter<br />

Weise austritt,<br />

• um die Bergleute in angrenzenden<br />

nahe gelegenen Bergwerken zu schützen<br />

oder<br />

• um die Verwertung des Gases zu ermöglichen,<br />

z. B. durch Verbrennen<br />

in gasbefeuerten Kesseln zur Wärmeerzeugung<br />

oder zur Erzeugung von<br />

Elektrizität.<br />

Der Nutzen der Grubengasabsaugung ist<br />

ein mehrfacher:<br />

Durch die Absaugung des Grubengases<br />

wird die Bildung explosionsfähiger Atmosphären<br />

vermieden. Das Explosionsrisiko<br />

wird somit verringert.<br />

Der Grubengasgehalt in den Grubenwettern<br />

wird gesenkt. Der Grubengasgehalt<br />

darf nach deutschem Recht an keiner<br />

Stelle 1 % (Ausnahme 1,5 %) überstei-<br />

gen. Wird dieser Grenzwert erreicht, so<br />

müssen alle M2-Geräte, und das sind fast<br />

aUe Gewinnungs- und Fördermaschinen<br />

unter Tage, abgeschaltet werden, was zu<br />

einem Produktionsausfall führt.<br />

Nach dem Wasserdampf sind das Kohlendioxid<br />

(CO,) und das Methan (CH.) die<br />

wichtigsten Treibhausgase, die den Treibhauseffekt<br />

der Erdatmosphäre bewirken.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass der<br />

Treibhauseffekt des Methans um den<br />

Faktor 10 größer ist als der des Kohlendioxids.<br />

Die Absaugung und die gleichzeitige<br />

Verwertung machen das stark<br />

CH,haltige Grubengas kl<strong>im</strong>aunschädlich<br />

und entlasten somit wesentlich die Umwelt.<br />

Ein weiterer ökologischer Aspekt ist die<br />

Ressourcenschonung anderer fossiler<br />

Brennstoffe und die Verminderung der<br />

damit verbundenen CO 2 -Emissionen.<br />

Im Jahr 2005 führte das gesamte verwertete<br />

Grubengaspotenzial zu einer CO,­<br />

Reduktion von rund 40 Millionen Tonnen,<br />

wodurch ein wichtiger Beitrag für<br />

die Umwelt durch Reduzierung der Treibhausgase<br />

geleistet wurde.<br />

Durch die energetische Verwertung des<br />

Grubengases entsteht ein wirtschaftlicher<br />

Nutzen für die Betreiber der Grubengasabsaugeanlagen:<br />

Durch das <strong>im</strong><br />

April 2000 in Kraft getretene Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) werden den<br />

Netzbetreibern eine Abnahmeverpflichtung<br />

und eine Einspeiseverpflichtung für<br />

Strom aus Grubengas vorgeschrieben. Die<br />

Einspeisevergütung beträgt für die ersten<br />

500 kW 7,65 Cent/kWh, über 500<br />

kW 6,65 Cent/kWh. In Deutschland wurden<br />

<strong>im</strong> Jahr 2005 290 Millionen m '<br />

CH, abgesaugt, wovon 262 Millionen<br />

m' verwertet wurden. Dies entspricht<br />

einer Steinkohlenförderung von rund<br />

330 000 t SKE. Allein in Nordrhein-Westfalen<br />

waren Ende 2005 124 Blockheiz­<br />

Kraftwerke mit einer elektrischen Leistung<br />

von insgesamt 158 Megawatt in<br />

Betrieb. Mit dem verwerteten Gas wurden<br />

etwa 2 Milliarden kWh Strom erzeugt,<br />

womit etwa 500 000 Haushalte versorgt<br />

werden konnten.<br />

In Tabellel ist der aktuelle Stand der<br />

Normung zusammenfassend dargestellt.

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