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Haubergswirtschaft im Siegerland - Rothaarsteig

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<strong>Haubergswirtschaft</strong> <strong>im</strong> <strong>Siegerland</strong><br />

Station 1: Geschälte Eichen mit anhängender<br />

Lohrinde<br />

Holzernte und Lohrindegewinnung gehörten zu den traditionellen<br />

Nutzungen innerhalb des Haubergsbetriebes.<br />

Schon <strong>im</strong> Winter und <strong>im</strong> zeitigen Frühjahr wurden alle<br />

Birken aus dem Hauberg entfernt. Wenn dann <strong>im</strong> Frühjahr<br />

der Saft in die Eichen stieg, wurde mit dem Lohlöffel<br />

(Schöwwel) die Rinde abgeschält. Diese verblieb<br />

zunächst zum Trocknen am Stamm. Nach dem Trocknen<br />

wurde sie abgenommen, gebündelt, gewogen und an<br />

Gerbereien verkauft. Nach dem Zerkleinern der Lohrinde<br />

war für die Gerbereien der Grundstoff für das Gerben<br />

der Lederhäute vorhanden. Nach der Ernte der Lohrinde<br />

wurden auch die Eichen mit der Axt abgehauen (daher<br />

der Name Hauberg: Hauen auf dem Berg). Außer einigen<br />

Bäumen, die z.B. als Samenbäume stehen gelassen<br />

wurden, war die Fläche dann kahl.<br />

Station 2: Schanzen<br />

Die Reisigbündel aus dem Kronenmaterial sind Schanzen,<br />

die der Bevölkerung als Brennmaterial für die Öfen<br />

der Backhäuser dienten. Da das Holz zur Herstellung der<br />

Holzkohle benötigt wurde, kam den Schanzen als Brennmaterial<br />

besondere Bedeutung zu.<br />

Station 3: Zwischenfruchtanbau<br />

Im Frühsommer wurde die sich einstellende Grasdecke (Brasen)<br />

mit der Hainhacke (Hähhacke) vom Boden abgeschält, getrocknet<br />

und verbrannt. Auf den nackten Boden wurde je nach der<br />

vorgesehenen Nutzung Roggen oder Buchweizen eingesät. Mit<br />

dem Hainpflug (Hoach) wurde oberflächlich Bodenmaterial auf<br />

die Saatkörner gepflügt, um diese abzudecken und damit gegen<br />

Vogelfraß zu schützen. Aus den Stöcken der abgeschlagenen Bäume<br />

trieben neue Baumsprossen aus, die <strong>im</strong> ersten Jahr zusammen<br />

mit der Zwischenfrucht den Boden bedeckten. Um bei der Ernte<br />

der Frucht nicht die Baumtriebe zu beschädigen, musste <strong>im</strong><br />

Herbst die Getreideernte mit einer Sichel vorgenommen werden.<br />

Station 4: Stockausschlag<br />

Die Bewirtschaftung des Haubergs unterlag strengen Regeln,<br />

deren Einhaltung durch den Haubergsvorsteher sichergestellt<br />

wurde. So mussten die Bäume <strong>im</strong> Hauberg mit einer scharfen Axt<br />

und entsprechender Technik abgehauen werden, um problemloses<br />

Wiederausschlagen zu ermöglichen.<br />

Nach der einmaligen Zwischennutzung lagen die Flächen dann<br />

mehrere Jahre still, damit die jungen Bäumchen in Ruhe wachsen<br />

konnten. Waren diese hoch genug, wurde das Vieh (Kühe und<br />

Schafe) für einige Jahre in diese Flächen eingetrieben, bis die<br />

nächste Nutzung, meist in einem Alter von ca. 18 Jahren, anstand.<br />

Station 5: Meiler<br />

Das durch die flächigen Kahlschläge gewonnene Holz wurde<br />

überwiegend zu Holzkohle weiterverarbeitet. Dies geschah in<br />

Holzkohlemeilern, die vor Ort <strong>im</strong> Hauberg errichtet wurden.<br />

Der hier errichtete Meiler ist nur ein Nachbau in kleinerem Maßstab.<br />

Früher hatten die Meiler ein Volumen von ca. 20 m3 , eine<br />

Höhe von 2 - 2,5m und einen Durchmesser von 4 - 4,5m. Die Meiler<br />

wurden mit Schichten aus Erde und Grassoden abgedeckt,<br />

damit das Holz unter Sauerstoffausschluss verkohlen konnte. Der<br />

Verkohlungsprozess dauerte dann zwischen 10 und 14 Tagen, in<br />

denen der Köhler ständig auf den Meiler achten musste.<br />

Die erzeugte Holzkohle wurde als Energieträger bei der Eisenerzverhüttung<br />

benötigt. Um diesen Industriezweig betreiben<br />

zu können, wurden <strong>im</strong> <strong>Siegerland</strong> große Mengen an Holzkohle<br />

benötigt. Die Blüte dieser Industrie war <strong>im</strong> 18. Jahrhundert.<br />

Station 6: Brennholz<br />

Erst in neuerer Zeit, zunächst durch technischen Fortschritt<br />

bei der Eisenverhüttung (wodurch der Bedarf an Holzkohle<br />

wegfiel), später durch die sog. Ölkrisen, hat der Hauberg als<br />

Brennholzlieferant an Bedeutung gewonnen.

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