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wsw.info Ausgabe 155 / Dezember 2013 - Wuppertaler Stadtwerke AG

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Carsten Hevelinghat seine Leidenschaftfür Tangound Bandoneonszum Beruf gemacht.Der <strong>Wuppertaler</strong> CarstenHeveling ist Restaurator fürhistorische Bandoneons.Das sind ursprünglich inDeutschland entwickelteHandzug-Instrumente,deren Klang vor allem eineAssoziation weckt – Tango.Historische Instrumente: Der Balg des Bandoneons ist die größte Schwachstelle.KULTUR: Bandoneon-Restaurator in WuppertalAlte Liebe19Dieser Klang – irgendwie klagend unddoch treibend – es ist schwer zu beschreibenund doch berührt er zutiefst. DasBandoneon, das Instrument, das demTango seinen Charakter verleiht, ist dasLeben von Carsten Heveling. Er ist einerder wenigen außerhalb Argentiniens, derdie alten Instrumente repariert und restauriert.Der gebürtige Essener stammtaus einer Handwerkerfamilie und studiertein Düsseldorf Modedesign. NachWuppertal fand er als Kostümassistentbei Pina Bausch – und blieb. Dort gab esauch erste Berührungen mit dem Tango,doch so richtig packte es den heutigenHeckinghauser auf einer Autofahrt. „EinFreund aus Berlin hatte mir eine Kassettemit Tango-Musik und einem unglaublichenBandoneon-Solo aufgenommen undda hat es mich einfach gepackt“, erinnertsich der 46-Jährige. 1996 begann er damit,Tangoveranstaltungen im Café Ada zuorganisieren. Der Erfolg stellte sich unmittelbarein. Der endgültige Durchbruchgelang 1998. Im Rahmen des 25-jährigenJubiläums des Tanztheaters beschlossHeveling, die Stadthalle zu mieten undeinen Tangoball zu organisieren. „DieHalle und der Tanz, das passt einfachzusammen“, meint Heveling. „Und dassPina dann kam und tanzte, war natürlichauch hilfreich“, sagt er lächelnd. Ein Jahrspäter kam das erste alte Instrument ausArgentinien.Exportschlager aus DeutschlandBandoneons sind eine deutsche Erfindung.„Vereinfacht gesagt, gibt es zwei verschiedeneArten. Das eine klingt eher wie einAkkordeon und eben das mit der sogenannten„Rheinischen Lage“, das Exportmodell,das tausendfach den Weg nach„ Im November habe ichInstrumente in Wien,Istanbul und Paris ausgeliefert– persönlich.“Südamerika vor allem nach Argentiniengefunden hat“, erzählt Heveling. Da diesesModell praktisch nur bis 1939 inSachsen gebaut wurde, sind die Instrumenteheute 70 bis 100 Jahre alt. Dasgrößte Problem: der Balg aus Leder undPappe. „Die werden undicht und niemandstellte sie mehr nach historischemVorbild her. Also habe ich sie nachgebaut.“Als der Tango in den 90er-Jahrenwieder modern wurde, war auch dieNachfrage da. Es gibt auch neue Instrumente,aber die klingen in den Ohren derMusiker etwas anders und sind imGegensatz zu den historischen Bandoneonsnicht zu hundert Prozent Handarbeit.Wie Heveling vertrauen auch dieMusiker auf das alte Handwerk undzählen dementsprechend zu seinen Kunden.Und sie kommen aus der ganzenWelt. „Im November habe ich Instrumentein Wien, Istanbul und Paris ausgeliefert– persönlich. So was kann mandoch nicht verschicken und es gibt auchimmer noch etwas zu justieren“, berichtetCarsten Heveling. Gerne würde erauch für den asiatischen Raum arbeiten.Die Aufträge reichen von kleinen Reparaturenbis zum Wiederaufbau nach historischemVorbild. Letzterer dauert runddrei bis vier Monate, sodass die Wartelistedafür entsprechend lang ist. Fast300 Zungen, die im Instrument für dencharakteristischen Klang sorgen, müssenvon Hand überarbeitet werden. Beschlägemüssen gestanzt, Pappe repräsentativbeklebt werden. Die Liste der Arbeitenist lang. „Das Handwerkliche scheint mireben doch im Blut zu liegen“, stelltHeveling fest.Alle Erstbesitzer verstorbenMit dem internationalen Siegeszug desTangos hat auch sein zentrales InstrumentBegehrlichkeiten geweckt. Sammler,die gar nicht spielen, tummeln sichauf dem begrenzten Markt. Immerhinwerden bis zu 10.000 Euro für ein Instrumentauf den Tisch gelegt. „Es ist schwer,heute noch Bandoneons zu finden“, bedauertder <strong>Wuppertaler</strong> und tätschelt liebevollsein eigenes Schätzchen. Da hatjemand seine Leidenschaft zum Berufgemacht und empfindet sich selbst als„privilegiert“. Von den Erstbesitzern deralten Instrumente sei doch keiner mehram Leben, im Gegensatz zu den Bandoneons.„Das Instrument hat den Spielerbesessen, so sehe ich das“, spricht er undspielt einen Tango. Dieser Klang …Weiterlesen:www.<strong>wsw</strong>.<strong>info</strong><strong>wsw</strong>.<strong>info</strong> <strong>155</strong>/<strong>2013</strong>

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