28 EARLY BIRDSTORYKeine Angstvor langen Eisen?Golfschläger-Produzent Thomas Walk aus Aschaffenburg bringt alle Schlägerauf den gleichen Massenträgheitsmoment – Biodynamisches FittingNeulich kam eine Tour-Spielerin zu ThomasWalks Stand bei der Golfmesse. Sie wolltemaximal ein fünfer Eisen ausprobieren,längere spiele sie nicht. Also gab ihr derSchläger-Experte heimlich ein Eisen zwei,„weil sie ja Eisen drei nicht haben wollte.Und dann war sie ganz verblüfft, wie gut sieauch das lange Eisen spielen konnte“. SolcheGeschichten nimmt der Aschaffenburger alsBeleg dafür, dass seine Technik funktioniert:alle Eisen eines Sets so zu bauen, dass derGolfer sie gleich einfach spielen kann. AlleEisen schwingen wie das Lieblingseisen?Der Traum wohl eines jeden Golf-Spielers!Thomas Walk ist davon überzeugt, dieseTräume wahr zu machen. Massenträgheitsmomentist die Zauberformel, nach der dasfunktionieren soll.Oliver Keilbach nutzt Walkschläger seit dreiMonaten und ist zufrieden: „Sie liegen gutin der Hand, das Material ist sehr gut. DerBall geht hin, wo er hin soll. Man muss abersehr präzise schlagen, denn die Walkschlägerverzeihen weniger Fehler“, meint derGolfer, und dass er mit den neuen Schlägern,die „nicht billig waren“, besser zurechtkommeals mit den alten. Das dürfteThomas Walk, der seit zehn Jahren in seinemGeschäft in Aschaffenburg Schlägerbaut, gerne hören. „Oliver Keilbach wollteSchläger, mit denen er spürt, wenn er malnicht so gut getroffen hat“, erinnert sich derSchläger-Hersteller. „Deshalb bekam er geschmiedeteSemi-Cavity-Backs mit entsprechenderRückmeldung.“An die zwei Stunden hat der gelernte DesignerOliver Keilbach – kostenlos – gefittet,ihn unterschiedliche Eisen auf der Indoor-Anlage testen lassen. „Das war schon gut,er hat sich wirklich Mühe gegeben“, erinnertsich Keilbach. Am Ende bot Walk ihm Eisenan, die seiner Meinung nach am besten zuKeilbachs Kraft, Tempo und Schwungeigenschaftenpassten. Der Schläger-Experte istüberzeugt: „Das Massenträgheitsmomentmuss optimal zum Spieler passen“. Auf dieses– individuell ermittelten – Moment abgestimmt,baut er alle Eisen eines Satzesmit Ausnahme des Drivers, „denn wennman einen Driver in die Hand nimmt, willman weit schlagen und schaltet automatischden Turbo ein. Deshalb hat dieser einhöheres Massenträgheitsmoment.“Zum Spielen seiner Walkschläger brauchtder Golfer dann immer den gleichen Kraftaufwandund die gleiche Dynamik; für mancheGolfer dürfte das durchaus eine Umstellungbedeuten. Ein anderer Spieler alsOliver Keilbach käme mit dessen individuellgefertigten Schlägern vermutlich nicht so gutCenterschaft Putter RAY-HTW2 – auf dem GreenCenterschaft Putter RAY-HTW2 – mit Ausrichtungslinie
EARLY BIRD 29zurecht, weil sein Massenträgheitsmoment einanderes ist: Er schwingt anders, hat mehroder weniger Kraft, eine andere Statur undvielleicht auch mehr oder weniger Talent. Alldiese Komponenten bezieht Thomas Walkmit ein, wenn er analysiert, welche Eisen fürden Golfer am besten passen. BiodynamischesFitten nennt er das.Die physikalischen Feinheiten des Massenträgheitsmomentshat Thomas Walk sichselbst erarbeitet und die passende Software,um Schläger nach diesem Prinzip bauen zukönnen, selbst entwickelt. Die Idee war eigentlichaus der Not geboren: Die Kundenseiner damaligen Textilfirma, die seine mitGolfmotiven bestickte Bettwäsche undHandtücher kauften, fragten immer wiedernach Schlägern, Thomas Walk suchte passendeHandelsware, fand keine, dafür aberin den USA mit dem GolfschlägerentwicklerTom Wishon einen Trägheitsmoment-Verfechter– und produzierte Schläger schließlichselbst, erst mit Wishons Software, dannmit seiner eigenen.Im Jahr 2003 fing er damit an und bautenach und nach sein Geschäft völlig um,konzentrierte sich voll auf den Schlägerbaunach dem Massenträgheitsmoment – englisch:Moment of Inertia (MOI) –, das damalsin der Golfszene nur wenigen ein Begriffwar. Zwar war die MOI-Idee schon imJahr 1920 angedacht worden, also vor baldhundert Jahren, durchgesetzt hat sie sichaber nicht, „weil die Messmöglichkeiten fehlten“,meint Thomas Walk. In der Golf-Szeneist sie mittlerweile bekannt, gilt aber nichtals Non-plus-ultra. Thomas Walk jedenfallsist von seiner Theorie absolut überzeugt.„Mittellange und längere Schläger sindschwerer zu spielen, aber nicht wegen derenLänge, sondern wegen des zunehmendenMassenträgheitsmoments, das immer dannentsteht, wenn etwas in einer Rotationsbewegungbeschleunigt wird“, ist sein Mantra.Das MOI ist seine Philosophie, er bietet seitdem Jahr 2005 ausschließlich danach ausgerichteteEisenschlägersätze an – mittlerweilenicht mehr als einziger in Deutschland,doch sicher als einziger mit dieser Leidenschaftund Überzeugung – und vielleichtals einziger Hersteller, der MOI und Golfschwungals zwei Seiten einer Medaillesieht und entsprechend analysiert. OliverHeuler, Golflehrer und Ex-Nationalspieler,schreibt auf seiner Internetseite, dass esGolfern nichts nützte, „wenn der Fitternichts vom Golfschwung versteht und dasMOI-Matching sein größtes Plus ist“. Dennpasse man „die Golfschläger an einen fehlerhaftenSchwung an, werden diese unbrauchbar,sobald der Schwung besserwird.“ Thomas Walk nimmt deshalb beimFitten auch den Golfschwung unter die Lupe.Golftrainer ist er zwar nicht, nimmt aberseine zehn Jahre Erfahrung als Grundlagefür seine Empfehlungen.Ob man mit Walkschlägern ein bessererGolfer wird, bleibt gleichwohl Ansichtssache.Driver – IC-400-HSS „investment casted“moi-Volution®„Man muss sich nur mal die Golfer an derWeltspitze anschauen: Die spielen doch allemit unterschiedlichen Schlägern und sindtop“, meint Oliver Keilbach, der gleichwohl„nichts Negatives“ über seine neuen Schlägersagen kann. „Golfen ist aber zum großenTeil Kopfsache. Es kommt sicher auch aufden Golfer an, wie gut er mit seinen Schlägern,egal welchen Herstellers, umgehenkann.“ Thomas Walk sieht das anders: Fürihn hat Golfen viel mit Physik zu tun – undder Moment of Inertia ist pure Physik.Susanne von MachForsar – geschmiedetes Semi-Cavity-Back-EisenCenterschaft Putter RAY-multicon – mit variabelem Hosel und GewichtenFotos: Thomas Walk