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Ein Frühstück mit Franz West - Achtzig

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www.achtzig.comThe Ego and the Idin situ at the Doris C. Freedman Plazain Central Park,2009mir ihre Ateliers gezeigt - für mich wardie Tradition Rauschenbergs zu erkennen.Das finde ich sehr sympathisch. Siearbeiten <strong>mit</strong> Materialien, die „zu Hauseherumliegen“, könnte man sagen, odereinfach <strong>mit</strong> nicht zu kostspieligen Materialien.Es gab eine Zeit, in der Künstler<strong>mit</strong> Grundprodukten gearbeitet hatten,die an sich schon kaum leistbar waren.Als Kunstwerk waren sie dann doppeltso teuer – das finde ich nicht besondersinteressant.Andy Warhols Kunst lässt sich in meinenAugen nicht mehr weiterentwickeln - sieist bereits vollendet.Wie sehen Sie die Entwicklungen desinternationalen Kunstmarktes in denletzten Jahren?In letzter Zeit war das Hauptgewichtder Kunst ihr Preis. Man befasstesich weniger <strong>mit</strong> den Arbeiten selbst,sondern der Preis spielte die größteRolle. Schön langsam ist man von dieserWelle heruntergekommen, was ich sehrbefürworte.Wann beginnt Kunst für Sie spannendzu werden?Wenn ich davon „attraktiert“ bin.Wenn ich etwas sehe, das mir gefällt,beginnt mich auch der Zusammenhangdahinter zu interessieren. Das klingtjetzt zwar nicht sehr koscher, aber ichspreche darauf an, wenn ich eine gewisseÄsthetik im Kunstwerk erkenne. Dasmuss jetzt nicht dem klassischen Schönheitsidealentsprechen, vielmehr gehtes mir dabei um eine spürbare Raffinesse,die in meiner Geschmacksrichtungliegt. Kunst hat – wenn ich mich nichttäusche hat Kant dies tituliert – immer<strong>mit</strong> Geschmack zu tun. In der Avantgardewurde diese Annahme in Fragegestellt und als nebensächlich abgetan.Für mich wünsche ich mir beim Betrachtenvon Kunst einen ganz einfachen, gefühlsmäßigenReiz zu erfahren. Jedenreizt etwas anderes.Was haben Sie in letzter Zeit an Kunstbetrachtet, das Ihnen besonders gutgefallen hat?Mir ist eine Künstlerin aufgefallen,die sich Agathe Snow nennt. Sie ist einejunge New Yorkerin. Sie verpackt Dinge,die irgendwo herumliegen. Aber in einerArt und Weise, dass es mich reizt ihre Arbeitenzu betrachten.Wie spannend ist für Sie die bei Kuratorenso beliebte „junge Kunst“?Was vor zwanzig Jahren jung war,ist heute bereits alt. Da gibt es so genannte„Young british artists“ diebereits um die fünfzig Jahre alt sind– wahnsinnig jung finde ich das nicht(schmunzelt)!In meinen Augen hat ein Künstler, wennes gut geht, vielleicht 15 oder 20 Jahre,in denen er wirklich produktiv seinkann. Wenn diese Zeit zu früh angesetztist, kann das in die verkehrte Richtunggehen. Und zu ihrer Frage: Kunst mussmich reizen, da spielt es keine Rolle wiealt der Künstler ist, der dahinter steht.Heute sind Künstler <strong>mit</strong> 35 Jahren bereitsdort, wo man vor langer Zeit <strong>mit</strong>65 angelangt war. Heutzutage produziertman wesentlich schneller als nochvor dreißig Jahren. Computer im heutigenSinn gab es damals noch nicht. Mit35 Jahren ist mancher heute schon einRoutinier, da müssen doch Leerräumeentstehen? Es taucht einer auf, unddann hört man nichts mehr von ihm,denn es herrscht ein großer Druck.Wieviel Handwerk braucht die Kunst?Soviel für den einzelnen Künstlernotwendig ist, um seine Ideen umsetzenzu können. Bei der Malerei istHandwerk von großer Wichtigkeit –oder zumindest sollte ein Maler „halbwegs“etwas können. Andererseits gibtes die Behauptung, dass, wenn man zuviellernt, man in den einzelnen Schulenhängen bleiben könnte.Sie haben schon in ihren Anfängen alsKünstler im Ausland ausgestellt – wiewichtig ist es, das Heimatland zu verlassen,um sich als Künstler weiterentwickelnzu können?Wenn man zu sehr auf den lokalenBereich beschränkt ist und sich nur Gedankendarüber macht, was lokalen Interessentenentsprechen könnte, läuftman Gefahr, dass es den Rest der Weltnicht interessiert. In Österreich hatteich lange Zeit keine gute Stellung, währendich in Deutschland und der Schweizbereits akzeptiert wurde.Als gebürtiger Wiener war es für Sie nieeinen Gedanken wert, in Wien zu bleiben?Ich hatte es ihn Wien ziemlichschwer, denn es gab nicht den Marktfür viele Künstler – nur einen sehr begrenztenInteressentenkreis, der vonso genannten Platzhirschen untereinanderaufgeteilt wurde. Man konnteauch nicht neben den Aktionisten etwasmachen, höchstens unter ihnen.Nitsch hatte 100 Anhänger, Mühl hatte100 Anhänger und dann blieben nochungefähr 5 andere Interessenten übrig,die selbstständig waren. Hatte man nunsein eigenes Ding am Laufen, wäre manziemlich isoliert gewesen – das wäre fürmich auch nicht der reine Genuss gewesen(schmunzelt).Stichwort: Genuss – Heute sind Siejener Künstler Österreichs <strong>mit</strong> demhöchsten Marktwert am internationalenKunstmarkt. Wie hart waren dieAnfangsjahre?Die ersten Jahre waren überhauptkein Genuss! Und auch nach den erstenzwanzig Jahren, bis ich Fuß gefasst hatte,war es noch immer kein angenehmesLeben. Ich lebte in einer dauernden Wettbewerbssituation.Aber wie heißt es soschön: Wenn man nicht will, kann man jazu Hause bleiben! Es gibt immer vielmehrBewerber als es Nachfrage gibt. SZOtto Kobalek<strong>mit</strong> Passstück„Andy Warhols Kunst lässtsich in meinen Augen nichtmehr weiterentwickeln, sieist bereits vollendet.“<strong>Franz</strong> <strong>West</strong><strong>Franz</strong> <strong>West</strong> zu Besuchin der 80-RedaktionMeeting Point 3, Laube, Ypsilon, Dorit, Bronze (am Brunnenvor dem Tore), Doppelring, CouchAluminium, lackiert, verschiedene Maße,Installation „Mostly <strong>West</strong>“, Lincoln Plaza, New York 2004

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