Foto: Toni Kerschbaumer„Sich in die Natur zu verlieben isteines der größten Abenteuer des Lebens“Martin HartmannFachbereichNatur- & UmweltbildungWie in den bisherigen Magazinen„Im Gseis“ stellen wir einenFachbereich gesondert und ausführlichvor. DI Martin Hartmannberichtet über jenen Bereich,in dem es am meisten „menschelt“:Etwa 30 <strong>Nationalpark</strong>führerund viele tausend Besucherjährlich haben mit ihm zu tun.Ich freue mich, Ihnen an dieser Stelleden Fachbereich Natur- und Umweltbildungvorstellen zu dürfen. Wiemeine Kollegen zuvor, möchte ich allerdingszuvor ein wenig ausholen, underlaube mir, in ein paar Sätzen auch meinenpersönlichen Werdegang zu schildern,der mich letztendlich an einen derfaszinierendsten Arbeitsplätze im Bereichdes Naturschutzes geführt hat.Zur Person Martin HartmannZugegeben: Ich komme aus Wien! Auchwenn ich mich gerne auf meine mütter-lichen Wurzeln aus dem Salzkammergutberufe, kann ich es nicht verleugnen, ineiner Großstadt geboren und aufgewachsenzu sein. Originellerweise kam ichjedoch in einem Spital zur Welt, daswenig später zu einem Institutsgebäudeder Universität für Bodenkultur umgewandeltwurde. Just in jenem Saal also,wo ich meine ersten Schreie losließ, warmir Jahre später bei so mancher Prüfunggar nicht mehr so sehr nach irgendwelchenLautäußerungen zumute.Das, was die Stadt durch ihre Häuserfluchtenan Natur vermissen ließ, machtenjedoch meine Eltern mehr als wett.Beinahe jede freie Minute verbrachtenwir im Freien, sei es bei Wanderungendurch die wunderbaren Landschaften desWienerwaldes und der Wiener Hausberge,oder bei ausgedehnten Urlaubenin Oberösterreich, der Steiermark undKärnten. Zudem sind die Sommer meinerKindheit untrennbar mit den Erlebnissenbei meinen Verwandten im Salzkammergutverbunden. Es waren unsäglich langeTage voller Abenteuer in den Wäldernund entlang geheimnisvoller Pfade anverschlungenen Bächen. Orte wie Pfandloder Bad Ischl werden für immer in meinerErinnerung als Plätze verankert bleiben,wo ich meine tiefe Liebe zur Naturentwickelte. Meine Eltern fördertenuneingeschränkt diesen Hang zu allem,„was da kreucht und fleucht“, wofür ichihnen zutiefst dankbar bin. Oft zu ihremeigenen Entsetzen, zum Beispiel, wennich „Wasserproben“ aus Tümpeln undPfützen mit nach Hause nahm und überWochen beobachtete – was zur Folgehatte, dass sich unsere Wohnung mittenin Wien einen ganzen Sommer lang alsGelsenparadies erwies.Meinem Hang zur Natur folgend, besuchteich nach der Hauptschule die HBLVAfür Gartenbau in Wien-Schönbrunn. DieseSchule versorgte mich mit wertvollemRüstzeug über alle Bereiche der GartenundLandschaftsplanung, aber dennochblieben die „Wälder meiner Kindheitserinnerung“bestimmend. So blieb miralso fast nichts anderes übrig, als anschließendnoch das Studium der Forstwirtschaftzu absolvieren. Nicht im Hinblickauf das spätere Leiten von Forstbetrieben,sondern um die faszinierendeWelt der Wälder tiefer zu ergründen. Seitdamals prägt mich und meine Arbeit einwunderbarer Ausspruch von Franz Kafka:10 <strong>Nationalpark</strong> Gesäuse | Fachbereich Bildung
„In den Wäldern sind Dinge,über die nachzudenken man jahrelangim Moos liegen könnte.“Bereits zu Beginn meines Studiums kamich über die <strong>Nationalpark</strong>akademie desNaturhistorischen Museums in engenKontakt mit der faszinierenden Welt derDonauauen. Damals, anfangs der neunzigerJahre, war der spätere <strong>Nationalpark</strong>Donauauen noch lange nicht fixiert, aberdennoch wurde eine kleine Gruppe vonnaturbegeisterten Studenten für einespätere Tätigkeit als „Ranger“ ausgebildet.Über die Jahre hindurch war ich aufdiese Weise mehr und mehr mit der<strong>Nationalpark</strong>idee beschäftigt, bis sieschließlich zum bestimmenden Inhaltmeiner beruflichen Tätigkeit wurde.Zahlreiche eindrucksvolle und unvergesslicheReisen führten mich in verschiedenste<strong>Nationalpark</strong>s weltweit, darunterNordamerika, Island und Asien, undbestärkten mich in meiner Absicht, demNaturschutz auch weiterhin beruflich treuzu bleiben. Nach über sieben Jahren vielfältigsterund lehrreicher Arbeit in denDonauauen ergab sich im Mai 2003 dieGelegenheit, im neu geschaffenen<strong>Nationalpark</strong> Gesäuse für die zukünftigeGestaltung der Natur- und UmweltbildungVerantwortung zu tragen – eine Aufgabe,die ich als große Herausforderung undAuszeichnung betrachte.Spannende und lehrreiche Jahre im<strong>Nationalpark</strong> DonauauenAufgaben und ZieleDie Erlebbarkeit der Landschaft auf naturverträglicheWeise, sowie die Natur- undUmweltbildung sind jene Werkzeuge, mitdenen dem Besucher die Einzigartigkeitdes <strong>Nationalpark</strong>s Gesäuse vor Augengeführt werden soll.Umweltbildung im <strong>Nationalpark</strong> bedeutetjedoch nicht, dass Teilnehmer derBildungsangebote, seien es jetzt Schüler,Familien oder andere Gäste, schulmäßig„belehrt“ werden. Dafür ist der Mensch inseinem heutigen Dasein meist viel zusehr in einer Welt gefangen, in der eineFlut an <strong>Info</strong>rmationen jedes weitereAnsammeln von nüchterner <strong>Info</strong>rmationvon vornherein scheitern lässt. Die Naturbewusst zu erleben und erlebbar zumachen ist jener Kunstgriff, mit demunsere Gäste für die Faszination ungestörterAbläufe begeistert und sensibilisiertwerden sollen.Worte, wie etwa „be-greifen“, „wahr-nehmen“oder „be-sinnen“ gewinnen in diesemZusammenhang wieder ihre ureigensteBedeutung zurück und ermöglicheneine völlig neue Qualität des Verstehensnatürlicher Prozesse. Diese Fertigkeitenan unsere Besucher zu vermitteln erfordertallerdings auch eine Kollegenschaftan fundiert ausgebildeten <strong>Nationalpark</strong>führern,die neben ihrem Fachwissenimstande sind, die Liebe zur Natur alsFunken überspringen zu lassen. Aus diesemGrund zählt die umfassende AusundWeiterbildung unserer Besucherbetreuerzu den vordringlichsten Aufgabendes Fachbereichs. Gerade sie sindjenes Aushängeschild, mit dem sich der<strong>Nationalpark</strong> Gesäuse in Zukunft als herausragendesBeispiel in der Natur-Umweltvermittlungprofilieren möchte. Als Mittlerzwischen der <strong>Nationalpark</strong>idee als höchsterForm des Naturschutzes und der Möglichkeitdes individuellen Erlebens kommtihnen eine verantwortungsvolle undzugleich herausfordernde Aufgabe zu.Die Gestaltung ansprechender und erlebnisreicherThemenwege, die Schaffungund Weiterentwicklung eines attraktivenFührungs- und Vortragsangebotes fürunterschiedlichste Ziel- und Altersgruppen,aber auch Projekte wie die„<strong>Nationalpark</strong> Gesäuse VolksschuleHieflau“ oder die „Junior Ranger“ zählenzu den weiteren Aufgaben des FachbereichsNatur- und Umweltbildung.Nicht zuletzt ist mit der „Forschungswerkstattim Weidendom“ ein einzigartigesBildungsprojekt ins Leben gerufen worden,das innerhalb kürzester Zeit fürbegeisterten Zuspruch und Aufmerksamkeitsorgt und eines der Markenzeichendes <strong>Nationalpark</strong>s Gesäuse geworden ist.Auch über die Grenzen des <strong>Nationalpark</strong>shinaus soll allgemeines Verständnis fürNatur- und Umweltschutz gefördert werden.Die Freude an natürlicher Vielfaltund Schönheit und das Wissen um derenGefährdung ist eine wichtige Voraussetzungfür umweltbewussteres Verhaltenund das Bemühen um den Schutzder einzigartigen NaturlandschaftenÖsterreichs. ■Für nähere Auskünfte stehe ichIhnen gerne zur Verfügung:Martin Hartmannmartin.hartmann@nationalpark.co.atTel.: 03613/21000-40Das größte Lebewesen der Welt(im Hintergrund), 4000 Jahre alt und1800 Tonnen schwer: Mammutbaum imSequoia-<strong>Nationalpark</strong>/Kalifornien„Am Ende schützen wir nur, was wir lieben,wir lieben nur, was wir verstehen, und wirverstehen nur, was wir erfühlen.“Foto:Toni KerschaumerFrühjahr 2005 | Im Gseis 11