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Beilage zur digitalen Wanderkarte (PDF) - EnnstalWiki

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Bewegen in Natur und KulturPiktogramm KlettersteigzustiegeEin relativ neues Symbol, das unsere Wanderer voreinem „falschen“ Weitergehen warnen soll. Ein Klettersteigsollte entweder nur mit einem geprüftenBergführer oder mit entsprechender Ausbildung undAusrüstung begangen werden!* * *Alle angeführten Wegpunkte sind für Wanderererlebbar. Viel Freude mit diesem Begleitheft!1-103Wegpunkte in der FreizeitkarteDie Alpenregion Nationalpark Gesäuseumfasst in der Nordost-Steiermark 13 Gemeinden.Eine Wander- und Bergsteigerregion,die teils im Nationalpark Gesäuse, im NaturparkSteirische Eisenwurzen, im Europäischen GeoparkEisenwurzen (Mitglied im Global GeoparkNetwork und unter der Schirmherrschaftder UNESCO) liegt.Die Flüsse Enns und Salza stellen das österreichischeWildwassersport-Areal mit Kajak,Kanu und Rafting dar. Rad- & Mountainbike-Wege, Hochseilgärten, Bogenparcours imSommer sowie im Winter alpiner Skilauf,Langlauf, Schneeschuh, Husky, Skitourengehenzählen nur die Highlights dieser Regionauf.Mai 2012Ein herzliches Grüß Gott & Berg Heil!Der Autor und der TVBAlpenregion Nationalpark Gesäuse


Bewegen in Natur und Kultur2WildfrauenhöhleVon weitem sichtbar liegt in der Frauenmauer,der Südwand des Bosrucks, die Höhleder Wildfrauen. Diese weißen Frauen oderWaldfrauen beschützten das Almvieh derArdninger, saßen gerne in der Dämmerungbeim Höhleneingang, kämmten ihr langes,goldig schimmerndes Haar und sangenwundersame Lieder.Einst hatte sich ein armes Kräuterweiblbeim Wurzelgraben in der Felswand so verstiegen,dass sie nicht mehr weiterkonnte.Sie glaubte, dass sie nun sterben müsse. –Da hörte sie einen wunderschönen Gesang,dem sie andächtig lauschte. Plötzlich standendrei Waldfrauen gütig lächelnd vor ihr.Sie fassten das Weiblein an den Händenund führten sie auf einen Platz, von demsie bequem in das Tal absteigen konnte.Auch schenkten sie dem Weiblein einenLaib ausgezeichnet schmeckenden Brotes,das nie weniger wurde, sie mochte davonabschneiden, so viel sie nur wollte. Nunkonnte die Frau das mühsame Kräutersuchenaufgeben, sie hatte ja genug zu essen,so lange sie lebte. (Krainz, Mythen und Sagenaus dem steirischen Hochlande 1880).2αArlingsattel – WallfahrenOberhalb der Ardningalm führt der Arlingsattelnach Oberösterreich. Es ist der kürzesteWeg zwischen Frauenberg und demWindischgarstner Becken. Von dorther wieauch aus dem gesamten Enns- und Paltentalpilgern seit 600 Jahren Wallfahrer zumMarienheiligtum nach Frauenberg.Die Windischgarstner haben für die 20 kmlange Wegstrecke hoch hinauf in die Bergezu steigen. Eine Votivtafel in der Gnadenkircheerklärt den Grund für die alljährliche


Bewegen in Natur und Kultur(Stiftsbibliothek Admont, ÜbersetzungHasitschka).4Frauenberg und GnadenmutterDie Marienverehrung auf dem Kulm beginntim Jahre 1404. Der Legende nachwurde eine Marienstatue von der Enns amFuße des Kulms angeschwemmt. Die Statue,nach Admont gebracht, kehrte aufwunderbare Weise wieder an den Fundort<strong>zur</strong>ück. Auf dem Berg wurde eine hölzerneKapelle errichtet. Wegen des Zustromesan Wallfahrern ließ das Stift Admont einGotteshaus aus Stein erbauen. Der immerstärkere Zustrom an Pilgern veranlassteAbt Adalbert ab 1680 zu einem Umbau,welchem die heutige barocke Wallfahrtskircheund das angebaute Pfarrhaus seineprächtige Architektur verdankt.Auch in der Gegenwart ist Frauenberg einesder bedeutendsten Wallfahrtszentrender Steiermark mit etwa 50.000 Pilgern.Ziel ist das Gnadenbild am Hochaltar, weiterseine Marienstatue, vor der Votivgabenaus Wachs abgelegt werden. Alte Votivbilderzeugen von der Not und den Anliegender Wallfahrer, von Sorgen, die auf denBerg hinaufgetragen wurden, von körperlicherHeilung und von Trost.(www.wallfahrtskirche-frauenberg.at)Wallfahrtskirche Frauenberg/ Ardning


Bewegen in Natur und KulturHall5Gstattmoar, DonibasDie Ebene zwischen den BauernhöfenGstattmaier heißt der „Donibas“. Dorthätte ursprünglich – vor bald 1000 Jahren– das Stift Admont stehen sollen. Die Gründungslegendeerklärt dies folgend: DieGräfin Hemma von Gurk besaß in Kärntenund in Obersteiermark große Besitzungen.Sie zog sich der Sage nach auf ihr SchlossPurgstall <strong>zur</strong>ück, das auf den bewaldetenHöhen der Zirnitz, zwischen der Plesch unddem Leichenberg stand. Sie vermachte demSalzburger Erzbischof Balduin ihre Güter inder Obersteiermark mit der Widmung, dort– in der Nähe ihres Schlosses – ein Klostererstehen zu lassen.Balduins Nachfolger Erzbischof Gebharderfüllte im Jahre 1074 das Vermächtnis derGräfin. Er suchte für den Klosterbau nacheinem geeigneten Platz am linken Ufer derEnns am Fuße des Leichenberges.Feierlich stand der Kirchenfürst in seinemFestornat im Kreise der geistlichen undweltlichen Großen, um den Grundstein fürdas Kloster zu legen. Da drängte sich plötzlichein von Geburt aus Taubstummer anden Kirchenfürsten, winkte heftig mit denArmen, begann auf einmal zu deuten undrief plötzlich dem Erzbischof die Worte zu:„Ummi baß (etwas hinüber) vom Donibaß,baß ummi übers Wasser. Fang an, Gott vollendet!“Dann fiel er wieder in seinen taubstummenZustand <strong>zur</strong>ück.Überrascht und erschrocken standen alleim Banne dieser Worte. Da sprach ErzbischofGebhard: „Gott selbst hat nun durchein Wunder zu uns gesprochen, es ist einWink des Himmels, den wir befolgen wollen.Nicht hier am Donibaß soll das Klosterstehen, sondern jenseits der Enns“, wo es


Bewegen in Natur und Kulturheute steht. (Adalbert Krause, Admont unddas Gesäuse in Geschichte und Sage.)Auf dem „Donibas“ wäre das Kloster vorden Hochwässern der Enns nicht sichergewesen. Zu verdanken ist die Warnungdem Taubstummen. Als Dank für den Hinweisdurch den Behinderten sorgt das Stift– so eine weitere Überlieferung – von altersher für zwölf körperlich oder geistig behinderteMenschen. Im Volksmund wurden sie„Goggen“ oder „Malterer“ genannt.6Essling: Salzquellen und SalzpfannenAm östlichen Leichenberg in Hall und imSulzgraben lagen Salzquellen, welchenoch vor der Gründung des Klosters, genutztwurden. In loco, ubi sal jugiter coquitur(an dem Ort, wo ständig Salz gekochtwird) standen die Sudpfannen, die von denKlöstern Admont, Bamberg, Freising undanderen betrieben wurden. Dafür wurdesehr viel Feuerholz benötigt. Dies führtezu Holzmangel. So mussten die Salinenarbeiterdes Klosters Bamberg sogar die Solemit Saumrössern durch die Furt in der Ennsbis zu den eigenen Wäldern am Röthelsteintransportieren, um dort in den SudpfannenSalz zu sieden.Anfang der Neuzeit verloren die Haller Salinengegenüber jenen im landesfürstlichenSalzkammergut an Bedeutung. Gemäß demkaiserlichen Salzmonopol musste der Betriebeingestellt werden, die Quellen wurdenverschlagen.Erzherzog Johann bemängelte 1810 in seinemTagebuch, dass die kaiserlichen Beamtenden Haller Bauern gar nichts von dem ehemaligenSalzreichtum gönnen wollten: DieBauern benützen die Quellen bei den hohenSalzpreise zum Kochen. Es wäre schade,den Bauern die Wohlthat zu rauben, da für


Bewegen in Natur und Kultursie die Salzpreise äußerst drückend sind. -Ein Salzlehrpfad mit einer „Gradier-Anlage“gibt Einblick in die ehemalige Bedeutungder Haller Salzquellen.Galgengasse: BlutgerichtDas Stift Admont war Grundherr über dasgesamte Admonttal. Es hatte schon frühweltliche Verwaltungsaufgaben für denLandesfürsten zu übernehmen. Im Jahre1278 wurde ihm vom König die Gerichtsbarkeitim Admonttale bestätigt, es warals Landgericht berechtigt, über todeswürdigeVerbrechen zu richten. Der Verurteiltewurde dann allerdings an den landesfürstlichenBlutrichter übergeben. DerGalgen stand im Gries, damals noch abseitsvon Gehöften. Wie oft dort am GalgenplatzVerurteilte baumelten, ist unklar. DerGalgen bestand aus drei Säulen, über welcheQuerhölzer gelegt waren. In einer Kartevon 1787 ist er in dieser Form unter demFlurnamen „Gericht“ eingezeichnet. Mittedes 20. Jahrhunderts wurden dort Überrestevon Beerdigten gefunden.8Ennsarme: „Verrückte“ GemeindegrenzenDer Radfahrer, Läufer oder Spaziergänger,welcher den ruhigen Radweg von Admontzum Grabnerhof benützt, sieht entlangdes Weges die breit dahin fließende Enns,daneben aber immer wieder Enns-Altarme,gewundene Auwälder wie das „Amerika-Waldl“, und ahnt, dass die Enns früher andersgeflossen ist als heute.Das Szenario vor 150 Jahren: Breit mit vielenMäandern beherrscht die Enns den Talboden.Überall Altarme, überflutete Streuwiesen,Sümpfe, Moore, hochwassergefährdeteWiesen und Felder. Der Flussspiegel amGesäuse-Eingang lag bis zu 14 Meter über7


Bewegen in Natur und Kulturheutigem Niveau.Sprengungen am Gesäuse-Eingang durchdas Stift im Jahre 1824 brachten nur wenigSchutz vor den dauernden Überschwemmungen.Man wandte sich an den Kaiser, undim Jahre 1860 unterschrieb er das für dasgesamte Ennstal lebenswichtige Patent der„Ennsregulierung“.In den 60-er Jahrenwurde die Enns mittels „Durchstichen“ begradigt,die Ufer durch Buhnen und Querwerkebefestigt. Östlich von Admont warender Kornbauer- und der Grabner-Durchstichdie wichtigsten und kostspieligsten Baulose(die insgesamt 2.400 m an Durchstichen kosteten46.500 Gulden – eine Summe, die dieGemeinden oder das Herzogtum Steiermarkdamals nie hätten aufbringen können.)Die alten Gemeindegrenzen zwischenAdmont südlich und Hall bzw. Weng nördlichder Enns blieben damals unverrückt. Soverwundert es, dass heute nördlich der EnnsAdmonter Grundstücke und südlich davonHaller Wiesen liegen – eine nur scheinbar„verrückte“ Grenzziehung, die von demehemaligen Lauf der Enns erzählen kann.Die Altarme der Enns bilden heute wichtigeBiotope. Besonders die vielfältige Vogelweltist Beobachtungsziel der Ornithologen.9Sonnberg: Martha Wölgers DichterreichDie Heimatdichterin Martha Wölger (1920-1992), gebürtig aus dem Freingraben in derNähe von Mariazell, lebte den Großteilihres arbeitsamen Lebens am Sonnbergoberhalb von Hall. Das kleine Häuschensteht am Waldrand am markierten Wegzum Dörfelstein. Dort entstanden wunderbareGedichte und Erzählungen, dievor allem vom Admonttal handeln. Mundartdichtungwar ihre große Stärke. „Rund


Bewegen in Natur und Kulturuman Sunnberg“, „Wird olls wieder guat“sind Sammelbände. Schlichte Verse, ungekünstelt,zeigen das Leben der einfachenLeute auf, einige wurden vertont. Gernewird gesungen: „An olde Mühl“; „Und banSchauersberger seiner Holzhüttn“; „DaHirbstwind“; „Die Dochtrapfn glugazt“.Ein Martha-Wölger-Gedenkweg am Sonnbergzeigt die Naturverbundenheit derDichterin auf.Dörfelstein:10Gesäuseblick von hoher WarteWo liegt das Haller Dörfl? Nicht bei derheutigen Kirche, sondern weiter östlich,direkt unter dem Sonnberg. Darüber ragtdie Felsklippe des Dörfelsteins auf. Aufmarkiertem Weg wandert man zuerst übereine Haselgebirgszone mit Gipsdolinen. Amöstlichen Berghang wurde bereits in derZwischenkriegszeit Gips abgebaut, heuteist die Bergbauzone wieder aktiviert.Auf dem schmalen Gipfelgrat merkt mannichts vom Gipsabbau. Wie von einer hohenWarte sieht man weit in die Berge,die das Admonter Becken umkränzen: dieHallermauern im Norden, die Grauwackenzonezwischen Röthelstein, Klosterkogelund Dürrnschöberl im Südwesten, im Südenden Reichensteinstock und vor allemim Osten die Mauern des Gesäuses – ein beeindruckendesPanorama.11Sulzgraben: Alte Flurnamen zeugen vonder SalzerzeugungWer den markierten Steig von Hall zumAdmonterhaus wandern will, steigt anfangsden Großen Sulzgraben hinauf.„Sulz“ bedeutet nasse Stelle, Quelle, auchsalzhaltiges Wasser und ist mit „Salz“ namensverwandt.Aber auch „Hall“ bedeutet


Bewegen in Natur und KulturSalz, es hat eine indogermanische Wurzelund weist auf die uralte Bedeutung der Salzgewinnunghin.Die alten Gehöfte Ober- und Unterpfannerdeuten an, wie das Salz früher gewonnenwurde: Die Salzquellen wurden gefasst, inHolzröhren leitete man die Sole in großeflache Eisenpfannen. Viel Holz wurde benötigt,um die Sole durch Verdampfen <strong>zur</strong>einem Salz zu konzentrieren. Der vulgoPoser und früher die Salzsieder und Pfannersind Namen für Salinenarbeiter. Ihnenwurden Grundstücke zugewiesen, die man„Salzgründe“ nannte. Auf den Weitertransportweisen alte Urkunden mit den Begriffen„Gurkross“ (Fuhrdienst für Salzfuhrenin das kärntnerische Stift Gurk).12Zirnitz: Wo liegt das Hemmaschloss?Einige Namen wie Zirnitz, Essling, ja auchAdmont sind slawischen Ursprungs undzeigen, dass das Admonttal im Frühmittelalterbereits lange vor der Gründungdes Stiftes besiedelt war. Die Salzquellenwurden wohl von den Slawen genutzt. –Hemma von Friesach-Zeltschach (späterHemma von Gurk) besaß hier große Güter,das gesamte Ennstal zwischen Selzthal imWesten und dem Salzatal mit Wildalpen imOsten schenkte sie dem Erzbischof von Salzburgmit der Auflage, hier ein Kloster zubauen. Sie selbst soll in Hall ein Schloss odereinen „Purgstall“ (eine Stelle mit einem festgemauerten Haus) besessen haben.Zahlreiche Forscher rätselten, wo denndieses Hemmaschloss gestanden seinkonnte. Die Zirnitz war wegen der Nähe<strong>zur</strong> Lei-chenberger Salzquelle ein „heißerTipp“. Sogar eine Legende rankt sichum die Suche nach diesem „Purgstall“:Der Burgvogt von Purgstall entbrannte in


Bewegen in Natur und Kulturheftiger Liebe zu seiner Herrin. Hemma entzogsich den Ausbrüchen seiner wilden Leidenschaftdurch Flucht. Ein kleiner Karren,mit zwei jungen Rindern bespannt, dienteals Fahrzeug und brachte sie nach Gurk. Derlüsterne Burgvogt verfluchte im Zorn sichund sein Geschick. Da versank das SchlossPurgstall im schlammigen Moorgrunde.Noch lange soll man die Zinnen der Burg ausdem Sumpfe hervorragen gesehen haben.(Nach Fuchs, Geschichte des BenediktinerstiftesAdmont 1859).Schwarzenbach: Die singenden HasenDer leidenschaftliche Jager Lipp aus Wengbei Admont ging sogar in der Christnachtim Schwarzenbach in Hall jagern. Er erlegtezwei Hasen. Doch die in der Holzknechthüttean den Läufen aufgehängten Hasenbegannen mit zahlreichen Artgenossen zufeiern und zum Tanz aufzuspielen.„Der Jagerlipp hat mi g’schossen,der Jagerlipp hat mi brennt,der Jagerlipp hat mi z’Nachtndie Wand aufi g’hängt.“Der Schreck des Jägers war heilsam: er erkannteseinen Fehler und wurde wieder eingottesfürchtiger Jäger. Bemerkenswert ist,dass nicht höhere Mächte, son-dern zumTanz aufspielendende Hasen den Jäger <strong>zur</strong>Besserung führen – eine seltsame, unheimlicheund unwirkliche Sage.14Der verrufene PleschbergDer bewaldete Pleschberg ragt mit einerwaldlosen Gipfelkuppe aus dem Ennstalauf. Doch die Weide dort oben ist verdorrtund mager. Eine Sage, bereits 1834 aufgezeichnet,erklärt den Grund: Einst wuchshier fettes Gras, die Almen waren zahlreich.Doch ein übermütiges Hirtenvolk verklei13


Bewegen in Natur und Kultursterte die Hütten mit Käse und Schotten.Freundliche Waldfrauen warnten die Hirten.Doch ein boshafter Hirte warf mit dem Ringsteckennach einer Waldfrau. Da ächzte esin den Lüften und jammerte aus dem Walde.Der Himmel verdunkelte sich <strong>zur</strong> Gewitternacht,und die verwundete Waldfrauerschien in einem Kreis von Feuer und verfluchtedie ganze Gegend. Seitdem ist derPleschberg öde und verrufen.Eine sehr stimmige Erklärung für derartigeGeschichten lieferte der Admonter GeistlichePater Thassilo Weimair in seiner „Topographiedes Admontthales“ 1859: DerWunsch, dass Grund und Boden erträglichersein möchte, erzeugte die Sagen, dasser es ehemals wirklich gewesen.Wer der Sage buchstäblich auf den felsigenGrund gehen will, möge die geologischenVerhältnisse berücksichtigen: Der Schieferbergsteht auf einem unruhigen Haselgebirge,welches für die Hangrutschungenund Zerreißungen im Berg mitverantwortlichist.Blick vom Pleschberg auf Frauenberg


Bewegen in Natur und KulturAdmont15Das Stift Admont - KlosterlegendenDie Geschichte des Stiftes Admont ist inzahlreichen Werken sachlich aufgearbeitetund soll hier nicht wiederholt werden.Lediglich drei Klostersagen neben derlegendenhaften Gründung des Klosters(siehe die Gründungslegende unter demOrtsteil von Hall „Donibas“) sollen hier erwähntwerden (entnommen dem lesenswertenBuch „Admont und das Gesäusein Geschichte und Sage“ von P. AdalbertKrause, 2. Aufl. 1965):Das Gottesgericht des Abtes Wolfold, einewundersame Legende aus dem 12. Jahrhundert,in welcher der beschuldigte Abt sichdurch ein freiwilliges „Feuerordal“ reinwäscht, spielt nahe von Admont am erzhältigenBlahberg. Dort wurde Eisen geschmolzen,und der Abt ließ den Schmelzherdöffnen und die glühende Eisenluppe mitZangen herausnehmen. Dieses feurige Eisenstückergriff der Abt und trug es feierlicheine Strecke lang bis zu einem Amboss.Seine Hände blieben unversehrt und seineUnschuld war damit bewiesen.Der hl. Blasius bestraft verleumderischeKlosterbrüder: Der weise Abt Engelbertwurde von verleumderischen Klosterbrüdernund dem Stiftskämmerer beschuldigt,seine Pflichten als Klostervorsteher zu vernachlässigen.Dem Kämmerer träumte einesNachts, dass der heilige Blasius mit rotemMantel in einem Boot über die bewegteWasserfläche des Stiftsteiches gerade aufdie Verleumder zufuhr und sie ins Wasserwarf. Kurz darauf starben die drei Mönche.Abt Engelberts Horoskop: Der gelehrte AbtEngelbert, ein bedeutender WissenschaftlerAnfang des 13. Jahrhunderts, mahnte


Bewegen in Natur und Kulturden Habsburger Friedrich den Schönen, vonder Entscheidungsschlacht gegen seinenWidersacher Ludwig von Bayern abzulassen,da ein Horoskop, erstellt in der Nachtauf dem einsamen Stiftsturm, Unglück vorhersagte.Doch Friedrich zog in die Schlachtund verlor.16Die Stammelkrippe in der StiftskircheDas nach dem verheerenden Brand von 1865neu erbaute Admonter Münster birgt nebenanderen künstlerischen Kostbarkeiten die1745 geschnitzte Weihnachtkrippe des BarockkünstlersJoseph Stammel, anschliessendwundervoll unter seiner Anleitung vondem Admonter Pötschnig bemalt, stellt siein einer zeitlichen und örtlichen Zusammenschaudrei Geheimnisse der Weihnachtszeitdar: Die Geburt Christi mit der Anbetung derHirten rechts (besonders gelungen sind derneugeborene Jesus und ein Hirtenknabe),die Beschneidung des Gotteskindes im Tempelim Hintergrund, und die Heiligen Drei Könige,welche mit Gaben von links herantreten.– Die Stammelkrippe kann von der feierlichenKrippenöffnung am Heiligen Abendbis Maria Lichtmess besichtigt und bestauntwerden.Manches Legendenhafte ist aus Stammelsreichem Wirken in Admont überliefert:Im Hintergrund der Krippe sind zwei kämp--fende weiße Böcke zu sehen. Hoch aufgerichtetauf ihren zottigen Hinterbeinen stoßensie mit den gehörnten Stirnen erbittertzusammen (Krause). Stammel soll in diesenbeiden Böcken zwei Brüder Griessenböckverewigt haben, welche beide als Geistlicheim Kloster lebten und sich öfters stritten.Stammel arbeitete auch für Pfarreien desStiftes. Für den Kreuzaltar in Frauenbergwünschte Abt Antonius weinende Engel.


Bewegen in Natur und KulturStammel war ratlos, bis er einen Buben zusich rief, ihm eine tüchtige Ohrfeige gab,so dass der Bub erschreckt zu weinen anfing.Diesen Ausdruck im Gesicht des Bubenmodellierte der Künstler schnell in Ton undgab dem Knaben anschließend einen großenSilbertaler.17Die Stiftsbibliothek – der BibliotheksteufelDie größte Klosterbibliothek der Welt, eingewaltiger Wissensspeicher der Menschheit,wertvolle Bücherschätze, eines der großenGesamtkunstwerke des Spätbarocks, das„Achte Weltwunder“ – diese Schlagwortesind berechtigt. Zum Besuch dieses Juwels,gefaßt in Kunstgattungen wie Architektur,Fresken, Skulpturen, Schriften und Druckwerken,sollte man sich genügend Zeit nehmen.In Schrift, Bild, Film und Ton sind dieSchätze ausführlich dokumentiert.Weniger bekannt sind die zahlreichenGeheimnisse in den Fresken von Altomonteund in den Skulpturen von Josef Stammel.Letztere zeigen in den Details Symbolik undAnspielungen, welche sich dem Betrachtererst auf den zweiten Blick erschließen. Sokauert zu Füßen des Jünglings, der bei den„Vier letzten Dingen“ das „Gericht“ darstellt,der Teufel als Widersacher am GerichteGottes. Der Legende nach soll Stammeldarin den angeblich knauserigen stiftischenRentmeister verewigt haben. Derdicke Zwicker auf der gerunzelten Nase lässtdie schlechten Taten des Jünglings nochschwärzer und größer erscheinen, mit demFederkiel werden diese in das Buch desLebens eingetragen. - Nach anderer Überlieferungist jener Teufel abgebildet, denHolzknechte in den Admonter Wälderneingefangen und in den Keller unter derBibliothek eingesperrt haben. Nur am Kar-


Bewegen in Natur und Kulturfreitag wird er an einer eisernen Kette imKlostergarten herumgeführt, dann muss erwiederum im Keller schmachten.Der Löwe von AdmontIn einer Nische der Stiftsmauer kauert dieSkulptur eines Löwen, der ein Kind verschlingt.Besser und aus der Nähe kann mandas Original im Foyer des Museums bewundern.Um diese Löwenfigur aus der Romanikrankt sich folgende Sage:In grauer Vorzeit war das Admonttal eineWildnis. Im Urwald hauste ein ungeheurerLöwe, der harmlose Hirten und ganze Viehherdenüberfiel, zerriss und verschlang. Jaselbst kleine Kinder verschonte er in seinerRaubgier nicht. – In den Wäldern südlichdes Stiftes, am heutigen Frauenfeld, stelltenmutige Jäger schließlich das Untier undtöteten es.19Rathaus – von der Nagelschmiede undWeißgerberei zum AmtshausAus der wechselvollen Geschichte des Rathausesgeht hervor, welche Handwerkerund Institutionen bis heute in diesem Gebäudegehaust und gearbeitet haben:Im 16. Jahrhundert ein Nagelschmied, dervermutlich den kleinen Hammer vom vorbeifließendenLichtmessbach antreiben ließ;ein Weißgerber, der im Gegensatz zumRotgerber Felle von Kälbern, Ziegen oderSchafen zu weicherem geschmeidigemLeder verarbeitete – auch er brauchte dasWasser vom Lichtmessbach; seit 1859 residierteder Gemeinderat im ersten Stock; imErdgeschoß finden wir das Armen-Institutder Gemeide, dann einen Häute- und Fellhandel,daneben Handschuhmacherei undLederhosenerzeugung (1895 wurde demP.T. Publicum angeboten: aus Wildleder18


Bewegen in Natur und Kulturverfertigte Touristenhosen, Steirer-,Pump-,Reit- und Stiefelhosen, Leder-Bettwäsche,-Unterhosen); ein Sattler; ein Schuhmacher;ein Uhrmacher; ein Schneider; ein Friseur; dasBüro des Tourismusverbandes; die Gemeinde-Bücherei; im 2. Stock das Gendarmeriepostenkommando.Die lange Geschichte der zahlreichenverschwundenen Gewerbe in Admontist nachzulesen bei Hubert Walter,Häuser-Chronik der Marktgemeinde Admont.20Das HofrichterhausEines der ältesten Gebäude im Markt ist dasHofrichterhaus. Seine seltsam verwinkelteBauweise, der Eingang unter dem Straßenniveauund Reste der alten Bausubstanzbelegen dies. Darin wohnte bis <strong>zur</strong> Aufhebungder Grunduntertänigkeit Mitte des19. Jahrhunderts der Hofrichter, der höchsteweltliche Beamte im Herrschaftsbereich desStiftes Admont. Die Pflichten betrafen damalsnur zu einem Zwölftel die Stiftsangelegenheiten.Der größte Teil der Arbeit bestandin öffentlichen Diensten. Er war Ortsrichter,Criminalrichter und Bezirks-Commissär.Neben dem Richteramt leitete er dieWaisenverwaltung, alle Criminal-Untersuchungen,er war oberste Polizeibehördedes Bezirkes und hatte die Steuerobrigkeitinne. – Die Hofkanzlei selbst war im Stift untergebracht,dort wo heute die Kanzleiender Stiftsverwaltung liegen.Eichelau – Kampf gegen die EnnsflutenWoher stammen die ehrwürdigen Eichenbäumeim Bereich der Eichelau und derKajetanpromenade? Sie wurden vor über400 Jahren an den Ufern der ehemaligenEnnsarme gesetzt, um die sandigen Böschungenzu befestigen. Mit „Schlachten“21


Bewegen in Natur und Kultur(Holzbefestigungen), Faschinen (Rutenbündeln)und Anpflanzen von Weiden und ebenEichen wurde versucht, die jährlichen Abtragungendurch den Fluss zu vermindern.Als in den Jahren 1830 /31 die Gründe in derEichelau halb weggerissen und die Mühlpoint-Gründebedroht waren, bauten böhmischeTeichgräber die „Sautratte“ unterhalbder Promenade durch das Anbringenvon 20.000 „Faschinen“, befestigt mit60.000 Faschinenpfählen. Erst die vom Kaiserhausgenehmigte Ennsregulierung abdem Jahre 1861 schuf hier Abhilfe. – Werheute in der Umgebung des Hotels „Spirodom“(ab Okt. 2012) die uralten Eichenriesenbewundert, möge ihnen danken – siehaben die Abtragung des Hotel-Bauplatzesverhindert. .22Röthelstein - das Bildnis mit dem TotenkopfIm Museum des Stiftes Admont hängt einmerkwürdiges Bild: Es stellt das Brustskeletteiner Frau mit einem Totenkopf dar,der mit wallenden Locken, glänzenden Perlenund einem Federbarett geschmückt ist.Lange war es im Schloss Röthelstein aufbewahrt.Die Sage erzählt darüber Folgendes:Das Burgfräulein von Strechau verlobtesich mit dem kühnen Ritter Ilsung, der abernach Italien in den Krieg ziehen musste.Einige Jahre gingen dahin, und der Ritterkam nicht <strong>zur</strong>ück. Das Burgfräulein vergaßallmählich ihren Treueschwur und verlobtesich mit einem anderen reichen und stolzenRitter. – Doch nach langen Jahren erschienIlsung und wollte freudig seine Braut indie Arme schließen. Diese aber trat ihmmit einem Trauerschleier entgegen undheuchelte, sie wolle den Freuden der Weltentsagen und in ein Kloster eintreten. Mitgebrochenem Herzen ritt Ilsung davon. Bei


Bewegen in Natur und Kulturder Hochwasser führenden Palten brach dieBrücke, und Ilsung stürzte in die Fluten. Kaumvernahm die Treulose von diesem Unglück,jubelte sie laut auf und rüstete <strong>zur</strong> Hochzeitmit dem stolzen Ritter. Im prächtigenRittersaal in Strechau wurde Hochzeit gefeiert.Als der Tanz beginnen sollte, lüfteteder Bräutigam den Schleier der Braut, prallteaber mit einem furchtbaren Aufschrei <strong>zur</strong>ück.Ein scheußlich grinsender Totenkopfblickte ihn mit hohlen Augen an. Entsetztverließen die Festgäste und der Bräutigamdas Schloss. – Ilsung aber wurde von denWaldfrauen gerettet und sie führten ihn inihr unterirdisches Schloss nach Johnsbach.(Nach Brauner, Was die Heimat erzählt.)23Die betenden MöncheDrei gottlose Männer gingen statt in dieMette auf die Kaiserau und verbrachten dieChristnacht im Wirtshaus beim Kartenspielen.Zur Mitternachtsstunde fluchten sie lautüber die Geburt des göttlichen Heilandes. Alsnun in der Stiftskirche zu Admont beim Mettenamtdie Wandlungsglocken ertönten,erhob sich ein heftiger Sturm, der die gottlosenMänner davontrug. – Am nächsten Tagbemerkte man in der Nähe des Kaiserausattelsauf einem Felsen drei versteinerteGestalten. Mit gefalteten Händen und Kapuzehalten sie nun, gleich betenden Mönchen,ewige Anbetung. (Nach Krause, Admontund das Gesäuse in Geschichte undSage).Schloss Röthelstein


Bewegen in Natur und Kultur24KaiserauGruß dir, Kaiserin der Auen Und der AlpenKönigin! dichtete vor etwa 180 Jahrender Orientalist Hammer-Purgstall beim Anblickdes idyllischen Hochtales. Der Namestammt nicht vom Kaiser, sondern von einermittelalterlichen Schwaige namens Chaeserowe,hat also mit Käseerzeugungzu tun. Die Sommermeierei des StiftesAdmont zählte früher zu den größten derSteiermark. Im Sommer 1827 wurden dort2.266 Pfund (= 1300 Kilogramm) Buttergewonnen. Auch Erzherzog Johann bewundertedie fortschrittliche Almwirtschaft.Das im 18. Jahrhundert zu einem Jagdschlossumgebaute Gebäude beherbergtehochrangige Gäste, die diese ruhige Berglandschaftgeniessen konnten. Auch heuteist es dem Wanderer, Bergsteiger oder Skifahrerdes Sommers und Winters möglich,sich ähnlich wohl zufühlen wie seinerzeitHammer-Purgstall: Dich im Sonnenglanz zuschauen Ist für’s Leben Hochgewinn.Oberst-Klinke-Hütte –25die mittelalterliche KalblingalmBereits im Jahre 1139 scheint der Flurname„Alpis Calwing“ in den Grenzbeschreibungendes Stiftes auf. Wir können die „Kalblingalm“auf den Böden um die heutige Oberst-Klinke-Hütte und am Kalblinggatterl lokalisieren.Das war übrigens noch nicht diehöchste Alm. Darüber weideten die Rosse(vergleiche das nahe gelegene Rosskaroberhalb der Waldgrenze) und die Ochsen.Im 2. Weltkrieg stand in Admont ein Wehrmachtslagerdes 138. Gebirgsjägerregimentes.Deren Soldaten gründeten einen Sportvereinund erbauten aus eigenen Mittelnein Schutzhaus. Nach dem Weltkrieg konnte


Bewegen in Natur und Kulturdiese Hütte alpinen Vereinen übergebenwerden. Heute ist sie Ausgangspunkt fürWanderungen oder für die Besteigungdes Admonter Kalblings. Im Winter ist derFahrweg als Rodelbahn präpariert. AuchSchneeschuhgeher können die markiertenTouren auf den Lahngang oder um dasHüttengelände durchstreifen und die winterlicheEinsamkeit und Schönheit erahnen.26Kalblinggatterl – Vom Wilderer erschossenAuf einem Gedenkstein knapp östlich unterhalbdes Kalblinggatterls steht auf einerBronzetafel: Bei einem Reviergang am10. September 1926 wurde der Jäger KarlSteiner von Wildererhand meuchlings erschossen.Seiner Liebe <strong>zur</strong> Jagd und dertreuen Pflichterfüllung fiel er zum Opfer.In Dankbarkeit, die Jagdherren.Kalbling -27Vermessung vor zweihundert JahrenDer Kalblingfelsen – den Namen erhielt ervon der Kalblingalm unterhalb – war vor200 Jahren Ziel einer Gesellschaft vonAdmonter Geistlichen, welche die Bergspitzebarometrisch vermessen wollten. PaterAlbert Muchar, ein Historiker, Sprachgelehrterund ein Vertrauter von ErzherzogJohann, berichtet von der denkwürdigenBesteigung am 2. August 1814: Um die Höhedes Berges zu vermessen, verabredeten wiruns, ich und Gotthard, daß er unten, undich auf der Spitze oben die Beobachtungenmachen wollte, zu welchen Zwecken ermeinen Rücken, mit Barometern und Thermometernzu einem mulo Gravato (= Packesel)umwandelte, wobei auch das Tintinabulum(Schreibkästchen) nicht fehlte. Aucheine Flasche des besten RadkersburgerWeines war im Gepäck verstaut. Wir kamen


Bewegen in Natur und Kulturder Spitze immer näher – schauderten vorden Abgründen, welche uns anzugähnenanfingen. Starker Wind und Nebel auf demGipfel des Kalblings behinderten die Messungen,diese konnten aber abgeschlossenwerden, wobei wohl ein Schluck Radkersburgerdie durchfrorenen Geistlichen aufwärmte.– Auf den Spuren der Vermesserkann der trittsichere Bergsteiger bequemden Gipfel erreichen und die AlpenregionNationalpark Gesäuse von oben betrachten.Das Sparafeld –28Pater Gabriels BlumenbergDer Naturforscher Pater Gabriel Strobl, einhervorragender Botaniker, stieg um 1870 aufzahlreiche Gipfel des Gesäuses. Das Sparafeldliebte er besonders wegen seiner Alpenflora.Im Aufsatz „Das Sparafeld beiAdmont“ schwärmte er: Vor meinen Füssenlag die herirlchste Alpenflora, die je meinAuge entzückte. ... Stengellose Steinschmükkel,Hungerblümchen und Silenen drängtensich in dichten, niederen Rasen an geschütztenStellen zusammen, als wolltensie gesellig den übel gelaunten ElementenTrotz bieten. ... Mit Bewunderung hingmein Auge an diesen wunderlieblichen Gebilden,diesen Meisterwerken der Schöpfungund von Minute zu Minute mehrtesich der Inhalt meiner Botanisirbüchse.Besonders liebte er einsame Gipfelrasten:Dieses Staunen ob der Welt unübersehbarenHerrlichkeit, dem Abglanze derUnendlichkeit, dieses niederdrückende unddoch zugleich erhebende Gefühl, wenn derMensch sich selbst der riesigen Natur gegenüberbetrachtet ... Tiefe Stille herrschte ummich, nur das Rauschen eines Waldbachestönte zu mir herauf, und der Jodler einer


Bewegen in Natur und KulturSchwoagerin schlug einmal an mein Ohr.Manchmal sumste auch eine Fliege ummich und grasten etwaige Gemse, die einzigenlebenden Wesen in diesen Höhen.Heute erlebt man diese tiefe Stille im Gesäuseeher selten. Doch auch eine geselligeGipfelrast mit Freunden ermöglicht einschönes Bergerlebnis auf dem Sparafeld.Oberst KlinkehütteSchloss KaiserauKalblinggatterl


Bewegen in Natur und KulturWeng29Kapelle gegen den Schwarzen Tod1485, <strong>zur</strong> Zeit der Türkeneinfälle, der Misserntenund der Pest erbaute man südlich derPfarrkirche eine Sebastianskapelle. Sie istdie älteste Sebastiani-Kultstätte Österreichs.Von den Türken blieb das Admonttal zwarverschont, nicht aber von der Pest. Bereitsdie erste Pestepidemie um 1339 hatte vieleWenger dahingerafft, ebenso die zweiteum 1485. Der Prior des Stiftes Admont (dortwurden 11 Patres von der Seuche dahingerafft)gelobte damals den Kapellenbau.Der hl. Sebastian, ein römischer Offizier derkaiserlichen Leibgarde, wurde von Bogenschützenmit Pfeilen durchbohrt und durchKeulenschläge getötet. Er gilt als Schutzpatrongegen die Pest und gegen Seuchen beiMensch und Vieh.Der hl. Rochus, der typische Pestheilige,steht am Altar neben dem hl. Sebastian.Rochus ist auch über dem Eingangsportalrechts neben dem hl. Sebastian abgebildet.Das Eingangsportal selbst ist ein Kunstwerk,das zum Schauen und Entdecken einlädt:Die seltsame Jahreszahl (mit der eigenartigenSchreibweise der Ziffer 4), die Freskenals Bilderbuch für die Landbevölkerung.Der Brauch, am 20. Jänner, dem Sebastianitag,den „Sebastiani-Wein“ zu weihen, istauch heute noch üblich. Früher tunkte manals Symbol einen Pfeil des Sebastian in denWein:thuet man den Wein weichen, ... dunkethernach den Pfeil Sebastiani hinein undgibet den Leithen von solchem zu trinckhenbei dem Hochaltar. Man schrieb diesem gesegnetenWein besondere Kräfte zu und gabihn daheim den Kranken.


Bewegen in Natur und KulturBuchauersattel – die EndmoränenDie Eiszeiten haben das Ennstal geformt,die Talflächen wurden in den Zwischeneiszeitenverfüllt und zum Teil wieder abgetragen.Die Gewalten der letzten Würmeiszeitlassen sich am Buchauersattel erahnen.Dort sind noch die sichelförmigen Endmoränendes Ennsgletschers im Waldgebietzu erkennen.Das gesamte Ennstal war vom Ennsgletscherbedeckt, welcher sich, von denHohen Tauern her langsam nach Ostenschiebend, am Gesäuse staute und geradenoch über die Buchau reichte. Das Talniveaubei Admont lag etwa 600 Metertief unter den Eismassen. Die begrenzendenBerge des Ennstales ragten aus demGletscher: der Gipfel der Plesch, die Hallermauernund die Gesäuseberge. In denKaren von Hochtor oder Buchstein lagertenkleine Lokalgletscher, welche ihrerseits ankleinen Endmoränen erkennbar sind.Wenn am Morgen von Spätherbsttagen einNebelmeer im Admonter Becken liegt, amBuchauer Sattel anbrandet und der Wandererauf der Grabneralm die Sonnenstrahlengenießt, kann das gesamte Ausmaß desehemaligen Ennsgletschers erahnt werden.31Grabneralm – alpwirtschaftliche LehrstätteDer Schweizer Ökonom Dr. Paul Schupplikonnte im Jahre 1901 erreichen, dass dasHerzogtum Steiermark den Grabnerhof inHall und die dazugehörige Grabneralm <strong>zur</strong>Errichtung einer „Landesschule für Alpwirtschaft“erwarb. Eine in Österreich einzigartigeAusbildungsstätte entstand. Bereits der1910 gebaute Fahrweg (heute der markierteFußweg) wurde von böhmischen Deichgräbernnoch gänzlich ohne Maschinen gebaut.- 1915 wurde das „Almschulgebäude“,30


Bewegen in Natur und Kulturdie heutige Grabneralm, errichtet. Von denehemaligen Almgebäuden steht nur mehreine Hütte, auf dem Fundament des UnterenAlmstalles wurde 2010 ein großer Ziegenstallmit einer Schaukäserei errichtet.Liegeterrassen für Kühe sind in den geneigtenHängen unterhalb der Hütte zu sehen,ein ehemaliger Versuchstall auf dem Grabnersteinzeugt vom Pioniergeist PaulSchupplis. - Die Grabneralm ist ein beliebtesAusflugsziel, die jungen Bewirtschafterbieten Almjause und Spezialitäten aus bäuerlicherKüche an.Grabnerstein –32der schönste BlumenbergDer Grabnerstein, benannt nach der Grabneralm,baut sich als mäßig geneigterAlmberg über den Almhütten auf. Früherbis zum Gipfel beweidet (ein „Versuchsstall“wurde vor 100 Jahren in Gipfelnähegebaut), ist er heute bereits stark mitLatschen verwachsen. Auf den freien Flächenallerdings findet der Besucher eineFülle an Bergblumen. Besonders im Frühsommerkann der Botaniker, der Fotografoder einfach der Blumenliebhaber die buntePalette der alpinen Botanik vom Alpenmohnbis zum Almrausch bewundern. SogarNarzissen kann er bei den von den Raiblerschichtenverursachten Quellaustrittenentdecken – und das in 1.700 m Seehöhe.Der Grabnerstein erhielt bereits vor Jahrzehntendas Prädikat „schönster Blumenbergder Steiermark“.Lahnalm – die gastliche NiederalmDie Alpenregion Nationalpark Gesäuse istreich an Almen, die noch beweidet werdenund in denen der Wanderer zu einer gutenAlmjause einkehren kann. Sehr leicht zu33


Bewegen in Natur und Kulturerreichen ist die Lahnalm. Vom BuchauerSattel zweigt nach 2 km eine Forststraße mitWegweiser „Lahnalm“ ab. Auf bequemerWanderung erreicht man die Alm in 45 Minuten.„Auf der Lahn“ steht die Hütte in idyllischerLage. Sie ist eine typische Servitutsalm.Seit Jahrhunderten verbriefte Almrechteermöglichten den Bauern des Admonttalesvon altersher, auf dem Grund des Stiftes Admont,heute der Steiermärkischen Landesforste,Almwirtschaft zu betreiben. Genauwaren und sind heute noch in den Servitutenregelungenalle „Einforstungsrechte“ wieHüttenbau, Auftriebszahl, Brennholzbedarfetc. festgelegt.Die Alm wird seit mehr als 100 Jahren vomSchermerhof bewirtschaftet, bis etwa 1970mit Milchkühen, danach weideten – um dieArbeit zu erleichtern – die Jungtiere aufder Alm. Seit 1992 werden an Wochenendenund Feiertagen Butter, Steirerkas, Frischkäse,Geselchtes, Selchwürstel, selbst gebackenesBrot und Aufstriche – alle am Schermerhofbiologisch produziert – den Almwanderernkredenzt. Die bäuerlichen Mehlspeisen,besonders die Bauernkrapfen, sind immerein Genuss für Groß und Klein.Lahnalm


Bewegen in Natur und KulturJohnsbach34Der wilde Johnsbach – ein DurchbruchstalAn der Mündung des Johnsbaches in dieEnns stoßen die drei Gemeinden Admont,Weng und Johnsbach zusammen. Verlassenwir bei der Bachbrücke das breite Bett derEnns und biegen nach Süden in das Johnsbachtalein, seit 200 Jahren ein vielbesuchtesDurchbruchstal mit sagenhaften Felsgebilden.Entlang des Sagenweges könnenwir sie erwandern und bestaunen.34αAmtmanngalgenZwei hohe Felssäulen stehen an der Straßenach Johnsbach. Eine uralte Sage erzählt:In Krumau bei Admont lebte einst ein stiftischerAmtmann mit seinem bösen, zankundstreitsüchtigen Weibe, das ihm dasLeben gar schwer machte. Verbittert darübervernachlässigte er seine Amtsgeschäfteund ergab sich leidenschaftlich dem Spielund Trunk. Dadurch verschuldete er sich undverschrieb sich dem Teufel. - Jetzt führteder Amtmann erst recht ein lustiges Leben.Um sein Weib und seine Amtsgeschäfte kümmerteer sich überhaupt nicht mehr. Allesdas überließ er seinem Diener, dem Teufel,der <strong>zur</strong> Ausübung der Amtsgeschäfte sogardie Gestalt des Amtmannes annehmenmusste.Aber bald war die Jahresfrist abgelaufen.Der Teufel ergriff den Amtmann und entführteihn, durch die Lüfte flatternd, in dieJohnsbacher Berge. Hier sollte er sich dieTodesart selbst wählen. Der Amtmann warauch jetzt im Angesichte des Todes nochpfiffig genug. Er zeigte ihm zwei turmartige,aufrecht stehende Felsen. „Zwischendiesen beiden Felsen will ich hängen“,sagte der Amtmann zum Teufel. „Gut“, er-


Bewegen in Natur und Kulturwiderte der Satan, „aber der Querbalkenfehlt noch“. „Den will ich mir selbst in denWäldern suchen und an den beiden Felsenbefestigen“, entgegnete der Amtmann. DerTeufel gewährte ihm das. - Der Amtmann ließsich nun beim Aussuchen eines passendenQuerholzes recht viel Zeit. Der Ahorn warihm zu knorrig, das Buchenholz zu hart, dieFichte zu weich, das Krummholz zu krumm,die Erle zu dünn und schwach, die kleinwüchsigeEibe zu kurz, die Pappel zu spröde.Kurzum, er konnte und konnte kein passendesQuerholz finden! So verstrich die „Galgenfrist“.Da merkte der Teufel, dass erüberlistet worden war. Er schrie den Amtmannvoller Wut an: „NichtswürdigerSchurke, du bist ja noch schlauer als ich!Du bist sogar für die Hölle zu schlecht!“Er holte aus, versetzte dem Amtmann mitseinen behaarten Teufelspranken einenschallenden Schlag auf die Wange, dass esim Johnsbachtal nur so widerhallte, undfuhr mit Gestank in die Hölle <strong>zur</strong>ück.Bei uns im Gesäuse haben anscheinend dieTeufel wenig Erfolg, sie werden gefopptund überlistet. Dass man das auch mithilfevon Baumsorten machen kann, ist unter allenbekannten Teufelssagen eine einzigartigeBesonderheit des Gesäuses.34bϖϖDer Hellichte SteinDer Hellichte Stein ist eine hohe Felswandgegenüber dem Amtmannsgalgen. Dort istder Johnsbach eingeengt von hohen Felsen.Einst verirrte sich dort ein stiftischer Jäger.Er war vom rechten Steig, der hinauf zumHaindlwaldspitz führt, abgekommen undin ein Waldesdickicht geraten, aus dem erkeinen Ausweg fand. Nach stundenlangemHerumirren stand er ratlos, schon ganz erschöpft,in stockfinsterer Nacht zwischen


Bewegen in Natur und KulturFelsen und Bäumen. - Da drang auf einmalein greller Lichtschein durch das Waldesdunkel.Mutig schritt er dem Lichte zu.Doch wie staunte er, als er bemerkte, dassdas Licht aus einem Felsen schien und aufeinen ganz in der Nähe befindlichen Wegleuchtete, den er als Jägersteig gut kannte.Nun wusste er auch seinen Heimweg undwar ganz glücklich darüber. Doch als er andiesem Lichtfelsen vorübergeschritten war,erlosch das seltsame Licht am Stein. Seitdemheißt dieser Felsblock im Johnsbachtal der„Hellichte Stein“. Er leuchtet jedes Mal <strong>zur</strong>mitternächtlichen Stunde und zeigt jedemFremden im Dunkel der Nacht den Weg. Sobaldman aber an ihm vorüber ist, verlierter wieder sein Licht.34cϖϖBuckleter SchneiderEinst verschrieb sich ein Schneider ausJohnsbach mit Leib und Seele dem Teufel.Dafür diente ihm der Satan vier lange Jahreund übergab ihm während dieser Zeit eineneisernen Ring. Drehte er nun diesen an seinemZeigefinger, so erhielt er alle Machtdes Teufels. Nun führte der Schneidermeisterein gar lustiges Leben und schwelgte inÜberfluss. - Kaum waren aber die vier Jahreverstrichen, so erschien der Teufel wieder.Er brüllte: „Gib mir meinen Ring <strong>zur</strong>ück!“Und schon packte er den dürren Zeigefingerdes Schneiders und riss ihm den Zauberringherunter. Dann schrie er: „Und jetzt her mitdeiner Nadelbüchse!“ Zitternd reichte dasSchneiderlein die kleine Blechbüchse undbettelte gleichzeitig um sein Leben. Höhnischöffnete der Teufel die Büchse undschüttete all die Nadeln des Schneiders heraus.Dann stürzte er sich auf den sich vorSchmerz krümmenden Schneider, erwürgteihn, steckte seine Seele in die Nadelbüchse


Bewegen in Natur und Kulturund verschloss diese sorgfältig. Den Leib desverkrümmten Schneiderleins warf er nebenden Johnsbacher Weg und verwandelte ihnin Stein. Dann fuhr er hohnlachend in dieHölle. - Wer den buckligen, verkrümmtenSchneider dort hinter den Bäumen sitzensieht, kann dem armen Kerl nachfühlen, wieungut es sein muss, wenn die Seele in einekleine Nadelbüchse gestopft wird.34dϖϖDie kopflose Madonna mit KindWie schnell scheinbar ewig zu Stein gewordeneSagengestalten vergehen können!Die „Madonna mit Kind“ schräg gegenüberdem Silberreith-Tunnel soll früher einmalwie eine Marienstatue ausgesehen haben.Heute ist sie, nach einem Felssturz imJahre 1974 , kopflos geworden. - Wer auf derletzten Plattform des „Bibelweges“ in derScharte steht, kann die Abbruchstelle ganzaus der Nähe bestaunen.Jene Johnsbacher, die früher gewiss mehrmalsin ihrem Leben den weiten Weg zuFuß nach Admont gewandert sind, habendaheim von der Stiftskirche und von derwunderschönen „Admonter Madonna“berichtet: Eine gotische Holzstatue mitsanftem S-Schwung, einem milden Lächelnum die Lippen, das Jesuskind auf dem Arm.Das Bild haben sie beim Heimgehen durchdas enge Tal im Innern noch mit sich getragen.Da war es nur mehr ein kleiner Anstoß,dass der markante Turm am Fuße derPfarrmauer eine gewisse Ähnlichkeit <strong>zur</strong>gotischen Statue aufwies, und schon hattenauch die Johnsbacher ihre Madonna, nochdazu größer und aus Stein.


Bewegen in Natur und KulturDer versteinerte SchulmeisterVor Zeiten lebte in Johnsbach ein Schulmeister.Als er einmal mit seinen Schülern einenAusflug in die Gesäuseberge machte,beleidigte ihn ein boshafter Bub derart,dass der Lehrer in Zorn geriet und ihn miteinem Stein in der erhobenen Rechten bedrohte.Sofort erstarrte der Schulmeisteran der Stelle und wurde zu Stein. Seitdemsteht der „versteinerte Schulmeister“ aufeiner Felsenmauer unter dem kleinenÖdstein und zeigt mit zwei Fingern mahnendins Johnsbachtal.Heute gibt es keine Schule und keinenSchulmeister mehr in Johnsbach.34fϖϖ34eϖϖSilberreithtorNach der Silberreithbrücke sperrt ein Felsenden Zugang nach Johnsbach. Seit 60 Jahrenführt ein Tunnel durch diese Felsschuppe.Früher, als man den Sperrriegel mühsam aufder Wildbachseite umfahren musste, warim Felsen eine Vertiefung wie ein Torbogenzu sehen.Jedes Jahr am Palmsonntag während derPassion ist das Tor offen. Zwei Buben gingeneinmal <strong>zur</strong> bestimmten Stunde hin undfanden richtig das Tor offen. Einer schlüpftesogleich hinein, während der andere draußenwartete. Doch der von Gold geblendeteKnabe verweilte viel zu lange in der Schatzhöhle,so dass die Zeit der Passionslesungverstrich und das Tor sich wieder von selbstschloss. So war der kleine Goldsucher in derSchatzhöhle eingesperrt. Erst am nächstenPalmsonntag öffnete sich wieder das Tor,und der Eingeschlossene kam frisch undmunter heraus. Seine Taschen waren mitGold- und Silberstücken gefüllt, die er drinnengefunden hatte.


Bewegen in Natur und KulturBergsteigerfriedhofDer größte Bergsteigerfriedhof der Welt –ein trauriger Superlativ.59 Bergtote liegen in den 49 Bergsteigergräbern,weitere 24 Alpinisten, deren Gräberbereits aufgelassen sind, ruhen auf diesemFriedhof. Nicht näher angeführt sind jeneEinheimischen, die als Holzknechte, Gamstreiberoder Schafhalter bei Arbeitsunfällenin den vergangenen 200 Jahren in den Bergenverunglückten. Auch einheimische Bergretterhaben hier ihre Ruhe gefunden undsind nun in der Nähe jener Bergtoten begraben,die mühsam und unter großer Gefahraus den Felswänden des Gesäuses geborgenwurden. Die Inschriften auf den Grabsteinenkönnen einiges erzählen: von tödlichenWetterstürzen, von Steinschlag, Blitzgefahrund Absturz.Die Toten in den Gräbern wurden jung ausihrem Bergsteigerleben herausgerissen. Einruhiger, besinnlicher Gang durch die Gräber.35αϖ35ϖBibelwegIm Jahre 2001 wurde hinter der Kirche aufsteigendbis <strong>zur</strong> Felsgestalt „Madonna“ einWanderweg mit besinnlichen Stationen angelegt.Zehn Gleichnisse aus der Bibel sindals Bilder dargestellt. Der dazugehörigeText ist als Broschüre von Josef Hasitschka:„Der Johnsbacher Bibelweg“ in der Kircheund im Dorfladen erhältlich. Das Gleichnis„Das verlorene Schaf“ wird in Bezug zu denJohnsbacher Pfarrern gesetzt, jenes vom„Barmherzigen Samariter“ mit den Bergrettungsleuten,„Wasser des Lebens“ stehtan der Pfarrerquelle und ladet zu einemköstlichen Trunk ein. – Der gesamte Wegkann in 40 Minuten durchwandert werden,mit seinen bequemen wie auch steilen


Bewegen in Natur und KulturStrecken bietet er ein Sinnbild des Lebensweges.Rotleiten – mittelalterliche ErzgrubenDer Beginn der Siedlungstätigkeit in Johnsbachfällt mit dem mittelalterlichen Erzabbauzusammen, den das Stift Admont dort betrieb.Das „Johnsbacher Waldeisen“ wurdemeist im Tagbau in Erzgruben zwischen derSilberleiten und der Rotleiten gewonnen.Einzelne „Pingen“ (mannstiefe Gruben)zeugen noch davon, auch die braunen Erzbrockenauf dem Wanderweg <strong>zur</strong> Mödlingerhütte.Geschmolzen wurde es in kleinenÖfen am heutigen „Schmelzanger“ beimDonnerwirt. Das Gasthaus selbst steht aufden Fundamenten des „Meisterhauses“,in dem das wertvolle Eisen gelagert war.Auch weiter östlich in der Schattseite liegenmittelalterliche Stollen. Noch nicht mitSchießpulver, sondern mit Feuersetzen undmit dem Schrämeisen erfolgte der Vortrieb.Diese geheimnisvollen Bergbauzeugenvom damaligen Wert des Johnsbacher Eisens,aber auch von harter, gefährlicher Arbeit imDunkel der Bergwerke. Die Erinnerung andas ehemalige Knappendorf ist heute nochin Sagen lebendig.Mödlingerhütte und TreffnerseeDie gastliche Mödlingerhütte auf demTreffnersattel ist ein ideales Wanderziel fürGenießer, und das im wörtlichen Sinne: DieHausmannskost und vor allem die hervorragendenSüßspeisenkreationen der Hüttenwirtinsind weitum berühmt. Die Hüttewurde vor 100 Jahren harmonisch in dasLandschaftsbild gebaut und bietet demWanderer einen idealen Stützpunkt für dieErkundung des Hochplateaus. Besondersder geheimnisvolle Treffnersee regt zum37ϖ36ϖ


Bewegen in Natur und KulturForschen an, was wohl die prähistorischenErzsucher dort gefunden haben. Sogar imWinter bietet der Treffnersee eine Besonderheit:Genau an der Gemeindegrenze messensich die Eisschützen von Johnsbach undGaishorn und tragen ihren jährlichen Wettkampfaus, gemütliches Nachfeiern auf derMödlingerhütte inbegriffen.ϖDas Heldenkreuz im Angesicht desReichensteinesEin sicherer Wanderweg führt entlang vonFelsfiguren aus Breccienmaterial und nebenseltsamen Klüften bis zu einem kleinen Plateau,dem Rest einer eiszeitlichen Hangverschüttung.Dort steht zum Gedenken an dieOpfer der Kriege ein Kreuz. Vom grünenJohnsbachtal bis in das Paltental reicht dieRundschau. Wuchtig baut sich nördlich derReichenstein auf, der nur den trittsicherenBergsteigern vorbehalten ist. Er wurde alseiner der letzten Gesäuseberge im Jahre1873 von dem Paltentaler Bergführer Krachlerbestiegen, der sich um seine anvertrautenAlpinisten ebenso kümmerte wie um diemitgenommene Weinflasche, welche <strong>zur</strong>Feier des Gipfelsieges geleert wurde.39ϖDie OdelsteinhöhleVom Gasthof Kölblwirt steigen wir auf einemneu angelegten Rundwanderweg <strong>zur</strong>Höhle auf. Vor 100 Jahren entdeckt, wurdesie mit Holzleitern für Führungen gangbargemacht. Wegen ihres türkisgrünen Sinterschmuckeswurde sie gerühmt. Vandalenaktedurch Mineraliensammler brachtenzwar die Führungstätigkeit zum Stillstand.Heute jedoch ist dieses Naturjuwel mitStahleinbauten sicher gangbar gemacht.Höhlenführer begleiten die Gruppen durchdie naturbelassene Höhle, erklären das Ent-38


Bewegen in Natur und Kulturstehen von Hohlräumen, von Tropfsteinen,zeigen sogar das winzige Höhlentier „Niphargus“– ein abenteuerlicher Gang durch dieUnterwelt von Johnsbach. Die Broschüre„Die Odelsteinhöhle einst und jetzt“ istbeim Kölblwirt erhältlich.Frevelhaftes Kegelspiel beimGrießmeierhofDie wenigen Höfe im Johnsbachtal habenihre eigene lange Geschichte. Sie reichthinab in dunkle Tiefen des Mittelaltersund verbindet sich mit dem legendenumwobenenBergbau. Eineschreckliche Sageberichtet vom Untergang des JohnsbacherKupferbergwerkes:Beim Grießmeierhof war vor langer Zeit dasHerrenhaus des großen Kupferbergwerkes.Dort unterhielten sich übermütige Knappenbeim Kegelspiel. Als eine Frau mit ihremkleinen Kind an der Kegelstätte vorbeikam,bemächtigten sich die Knappen des Kindes,hieben ihm den Kopf ab und spielten nunmit dem Kinderkopf auf der Kegelbahn. –Die Mutter verfluchte die Mörder: Sie griffin ihre Schürze, nahm eine Handvoll Hirsekörnerheraus und schrie: „ So viele Hirsekörnerin meiner Hand, so viele Jahre solles in Johnsbach keine Bergknappen mehrgeben!“ Seit dieser Zeit ging der Kupferbergbauin Johnsbach ein. (Nach Krause.)Und das Körnchen Wahrheit? Hinter demGrießmeierhof wurden Schlacken gefunden,allerdings aus prähistorischer Zeit.40ϖOdelsteinhöhle


Bewegen in Natur und KulturDie Wildfrauen am WasserfallGleich fünf Sagen handeln von den gutenweißen Frauen, welche hier am Wolfbauern-Wasserfall hausten. Sie halfen den Bauernbeim Arbeiten, wuschen einem armenKnecht das Hemd, beschenkten Fuhrmännermit Brot. Sie spenden den Almen Segen, solange die Schwaigerinnen nicht übermütigwerden. (Krainz, Mythen und Sagen). Eineschöne Wildfrau verliebte sich in den PaulWolfbauer. Die Wolfbäuerin duldete diesesVerhältnis, und so liegt der Segen auf diesemHof, so lange ein „Paul“ auf diesem Hofe ist.Die Wildfrauen sind sehr scheu und hassenlauten Lärm. Der Wanderer, der auf demWeg <strong>zur</strong> Hesshütte dort vorüber kommt,möge sich deshalb ruhig verhalten. Vielleichtsieht er den weißen Schleier einerWildfrau.42ϖDer GamsbrunnAm Westabhang des Zinödls, knapp unterhalbder Hesshütte, entspringt die starkeQuelle des Gamsbrunns. Sie wird heuteabgeleitet und speist die Hesshütte mitbestem Trinkwasser, aber auch die Stadelalm.Wenn nun Gämsen oder Schafe öfter vondiesem Wasser trinken, bekommen sie mitder Zeit ein vergoldetes Gebiss. – Bei Wanderernist dieses Phänomen noch nicht beobachtetworden, sie trinken auf der Hesshütteauch nur wenig Wasser.43ϖVom hohen TorDas Ennseck, auf dem die Hesshütte liegt,hieß früher das Hochtor, also ein hoherÜbergang. Seit Jahrhunderten wurde überdiesen Gebirgspass das Vieh auf Hochalmenwie Ochsenleiten, Rosskar, Seeleiten,41ϖ


Bewegen in Natur und KulturEbnesanger und Wolfbauern-Hochalm getrieben.Wo sind alle diese Almen? Von Latschenüberwuchert oder von Wetterfichtenbewachsen. Die Natur hat sich die freienKulturflächen <strong>zur</strong>ückerobert.Das Hochtor, mit 2369 Metern der höchsteGipfel des Gesäuses, erhielt von diesemÜbergang den Namen. Vor seiner Besteigunghieß das Bergmassiv „Hochtorfelsen“.Das Neugeborene der Ebnesanger-SennerinDie Sennerin vom Grießmeierhof wirtschafteteauf der entlegenen Ebnesangeralm.Herbstlicher Schneefall Mitte September1869 veranlasste den vorzeitigen Abtriebder Rinder, nur die Schweine blieben noch<strong>zur</strong>ück. Die Sennerin war hochschwanger.Beim Viehabtrieb über das Ennseck nachJohnsbach setzten auf der Jagerhoferalmdie Wehen ein. Die Wöchnerin blieb ineinem kleinen Almstall <strong>zur</strong>ück und wurdevon einem Sohn entbunden. Am folgendenTag hüllte die Sennerin den Kleinen in alteLumpen, die sie auf der Jagerhoferalm fand,und ging damit <strong>zur</strong>ück <strong>zur</strong> Ebnesangeralm.Dort verarbeitete sie die Milch vomVortag, fütterte die Schweine, versorgtedie Alm für den Winter und zog dann mitdem Kleinen und den Schweinen wiederüber das Ennseck heimwärts nach Johnsbach(Nach Walter, Johnsbach).Der Bub wurde Mathäus getauft. So abenteuerlichbegann also das Leben des späterenBergführers und BergrettungsmannesMathäus Gindl.44ϖ


Bewegen in Natur und KulturSulzkarhund und TeufelsarschWeithin sichtbar thront auf dem Sulzkarsatteleine Felsgestalt, die einem Hundähnelt. Die traurige Sage vom Schlossfräuleinvon Strechau, das dort auf der Fluchtstarb und von seinem Hund bewacht wurde,ist in jedem Sagenbuch nachzulesen. – Wenigerbekannt ist ein Felsen knapp unterhalbdes Sulzkarhundes. Bei einer Kehre desWanderweges kann man dort in einer HalbhöhleSchutz suchen. – Die Hirten, welcheüber diesen Sattel ihr Vieh trieben, benanntendiese Höhlung sehr deftig als„Teufelsarsch“. Und mit ein wenig Phantasiekann man die Falte und die zwei Pobackenim Felsen erkennen, die Schrundenund Rippen ähneln den Zotteln des Höllenfürsten.Ein schauriger Rastplatz!Vom Butterfassl im SulzkarseeDer einzige See im Gesäuse liegt verstecktim Sulzkar. Dieser kleine Moränensee wirdvon unterirdischen Quellen gespeist. Daranknüpfen sich Meinungen über Strömungenim Gebirge (welche in diesem verkarstetenGebiet gar nicht so abwegig sind): So sollenvom weit entfernten Wetterloch auf der Stadelfeldschneidhineingefallene Gegenständeim Sulzkarsee wieder zum Vorscheingekommen sein: der Rührkübel der Sennerinvon der Stadelfeldalm schwamm im See,auch Knochen eines Stiers, der in die Tierfalledes Wetterloches gestürzt war, sollenspäter im Sulzkarsee geschwommen sein.Haselkaralm – rätselhafte Ruinen 47ϖWer auf der langen Wanderung vom Hartelsgraben<strong>zur</strong> Neuburgalm die Haselkaralmam Fuße des Lugauers besucht, wird45ϖ46ϖ


Bewegen in Natur und Kultursich über rätselhafte Reste von Steinbauten,etwa 200 Meter südlich der Hütte,wundern. Wie Ruinen im kolumbianischenPeru stehen sie auf einem kleinen Plateaudirekt in der Lugauer Plan und werden jährlichvon Frühjahrslawinen überrollt. Wermag auf diesem lawinengefährdeten Bauplatzgebaut haben? – Es war der Direktorder damaligen Alpwirtschaftsschule GrabnerhofDr. Paul Schuppli, der 1912 einen„Alpstall“ mit den Maßen 41,1 m lang,8,4 m breit erbauen ließ. Unterm gleichenDache befand sich ein Wohngebäude mit4 Wohnräumen und nebenan ein Wasserreservoirvon ca. 40 Kubikmetern ausZement. Vermutlich vertraute Schuppli derBauweise: das Mauerwerk, in den Hanghineingebaut, mit einem Pultdach angeglichenan die Hangneigung, sollte denLawinen standhalten. Das Holzdach wurdeaber bald danach von einer großen Lawineweggerissen. Eine riesige Staublawine imJahre 1944 trug alle Holzteile ab und lagertesie hoch am Gegenhang ab. SchupplisExperiment war gescheitert.48ϖBronzezeitliche Weidewirtschaft auf derNeuburgalm?Die Neuburgalm ist einen Halbtagsausflugwert: Auf dem Almrundweg von Johnsbachaus kann man entlang von Almen mit kleinenJausenstationen Natur und Almwirtschafterkunden. Viel weniger bekannt sind uralteFunde aus der Bronzezeit: Vor etwa 3500Jahren wurde auf den Almböden Kupfererz,von den nahegelegenen „Erzbergen“des Pleschkogels und des Gschaideggs herangetragen,in Schmelzöfen mit viel Energieaus Holzkohle zu Schwarzkupfer geschmolzen.Holzkohle benötigt Mengen anHolz, dieses wurde auf den Almböden ge-


Bewegen in Natur und Kulturschlägert. Die daraus entstehenden Lichtungendürften bereits damals als Weidefür das Vieh der Bergleute genutzt wordensein, Knochenfunde aus ähnlichen Gebietenim Paltental deuten darauf hin.Viel ist vom Arbeitskreis „Johnsbach montan“zu erforschen: Abbau, Schmelztechnik,Siedlungsweise, Transportwege sind nochungeklärt. Die Hauptsiedlungen dürftenim Paltental gelegen sein. – Wer einen derzahlreichen „Zunderflecken“ (Stellen mitkargem Bewuchs wegen der kontaminierendenSchlackenwürfe) auf Almböden entdeckt,möge sich in die Zeit vor 3500 Jahrenhineindenken – etwas für neugierige Altertumsforscher.49Ebneralm ϖAuf dem schmalen Sporn des „Überegg“liegt mit herrlicher Aussicht in das Johnsbachtaldie Ebneralm. Wenige Geheimnisse,dafür aber solide Almgeschichte hatsie aufzuweisen: eine typische Heimalmoberhalb des Ebnerhofes. Allerdings: wusstenSie, dass auch dort oben auf schlechtemBoden noch Getreide angebaut wurde?Das „Alpenfeld“ war ein „Egarten“ (Wechselacker),zwei Jahre bebaut, vier Jahre alsWiese benutzt. Es brachte den bescheidenenErtrag von 5 Metzen Korn (= Roggen)und 8 Metzen Hafer, also den nötigen„Brennstoff“ für die Pferde.Heute hat der Ebnerbauer eine neue Almhüttean die alte angebaut. Nach ökologischsinnvoller Bauweise mit Materialienwie selbst gefällten Fichtenrundlinge, mitnicht entfetteter Schafwolle als Dämmstoff,in angenehmer Atmosphäre die alteGastlichkeit einer Almhütte verbreitend.Sein Fahrweg ist im Winter als Rodelpisteausgebaut. Es ist wert, bei der kleinen Alm-


Bewegen in Natur und Kulturrunde bei ihm einzukehren.50Kölblalm ϖ – der Bauer in der RahmschüsselDie Kölblalm war ursprünglich keine Alm,sondern eine dauernd bewohnte Schwaige.Sie musste dem Grundherrn, dem StiftAdmont, den Zins in Form von 50 Käselaibenund einem Rind abliefern (1335). DieSchwaige hieß Perensolter, also am Orteiner Bären-Suhle. 1572 übernahm HannsRämschüssl das Gütl Pernsoll. Deshalb heißtdie Kölblalm nach dem Familiennamen„Rämbschissl“ heute noch im Volksmund„Bauer in der Rahmschüssl“. Das Gütl warauch im Winter bewohnt, darauf weist dergemauerte Teil der Hütte mit der Rauchkuchlhin (solche gemauerten Teile warenauf Almen nicht üblich).Der Dauerwohnsitz wurde aufgegeben, seitetwa 300 Jahren wird dort Almwirtschaftbetrieben. Nach der Umstellung von Milchwirtschaftauf Mutter-Kuh-Haltung betreutheute eine Halterin die Alm und die kleineJausenstation mit köstlichen Almspezialitäten.50αϖZeiringeralm – Jahrmillionen durchwandernDie heutige Zeiringeralm war – gleichwie die Kölblalm – früher eine Schwaige.Bereits 1325 ist ein Heinricus Ridausch deRotleiten östlich des Gschaidegger erwähnt.Er hieß später Zossegger. Die FlurnamenRotleiten und vielleicht auch Zossegg weisenauf alten Bergbau hin – eine mächtigeAbbauhalde oberhalb der Hütte und sogarprähistorische Kupferschmelzplätze sindalte Zeugen dafür. Die gemütliche Terrasseder kleinen Jausenstation ladet zum Schauenein: in die schattseitigen erzführendenBerge des Gschaideggs und des Leobener


Bewegen in Natur und Kulturoder in die hellen Kalkwände des Hochtorstockes.Wir sitzen auf einer geologischenGrenze zwischen dem Erdaltertum unddem -mittelalter und können mit wenigenSchritten Jahrmillionen durchwandern.Geheimnisvolles GesäusetalLauferbauernbrücke – die Ennsbäume ϖEnnsbrücken nach alter Bauweise stehennur mehr wenige. Allzu sehr rütteltund gräbt die Wucht des Flusses an denBrückenjochen und an den eingerammtenPiloten. 2003 entschlossen sich die Verantwortlichen,die baufällige, aber denkmalgeschützteBrücke nach der alten Holzbauweiseneu zu errichten, also ohne Stahlträgeroder betonierte Pfeiler. Dazu benötigteman 400 Kubikmeter widerstandsfähigesTannen- und Lärchenholz. Besonders dieLängsträger waren in den Dimensioneneine Herausforderung: Riesige Tannenwurden mühsam aus den Hochlagen insTal geführt. Diese uralte Holztechnik ist inden Archiven dokumentiert, bereits vor 400Jahren wurden derartige „Ennsbäume“zum Brückenbau verwendet.Die Besichtigung der größten HolzbrückeÖsterreichs und der Blick von der Brücke indas Gesäuse sind eine Wanderung wert!52Die ϖ Ennskatarakte oder: wo liegt dasGesäuse?Die Enns wird im Gesäuse-Eingang durchFelsstürze gestaut. Vor 200 Jahren versuchteman die sperrenden Blöcke zusprengen. Doch bis heute stürzen die Wasserschäumend und sausend in Kataraktenbergab – ein europaweit spektakuläres Naturdenkmal.Doch diese Sehenswürdigkeitwar vor etwa 20 Jahren durch ein geplantes51


Bewegen in Natur und KulturBilder von oben links bis rechts unten:Bergsteigerfriedhof Johnsbach - Mödlingerhütte - Bibliotheksteufel- Gamsbrunn - Kalbling - Ganser Grotte - Burg Gallenstein- Johnsbacher Bibelweg (Start)


Bewegen in Natur und KulturKraftwerk gefährdet. Eine Plattform zumSchutz des Gesäuses konnte dies verhindern.Aus dieser Bürgergruppe erwuchs dieForderung nach einem stärkeren Schutzdurch einen Nationalpark. 2002 war vonPolitikern dieser Traum verwirklicht. Der6. Nationalpark Österreichs verdankt seineEntstehung dem Kampf um diese schäumendeNaturschönheit.Weitaus älter ist der Name „Gesäuse“: Genaudiese Wasserfälle sind nach dem Sausendes Wassers so benannt. Noch älter istein anderer Name für diese Stelle: „Laufer“heißen herabstürzende Wassermassen, sie„laufen“ über die Stufen talwärts.53Der Weidendom ϖ – größtes lebendes Bauwerkim AlpenraumBis zu neun Meter hohe grüne Weidenbögenbilden ein symmetrisches Bauwerk,ähnlich einem gotischen Spitzbogendom.Die Idee des Architekten Marcel Kalbererwurde 2004 umgesetzt. Dieser grüneDom beherbergt eine bestens ausgerüsteteForschungswerkstatt für Naturliebhaber.Unter den Mikroskopen tummelnsich winzige Lebewesen, Nationalpark-Rangerzeigen Jung und Alt die Geheimnisseder Wasser- und Aulandschaft. Hier lässtes sich auch gemütlich feiern, zum Beispielbeim „Advent im Weidendom“, gestaltetvon den einheimischen Nationalpark-Partnern. – Ein landschaftlich fantastischerAussichtspunkt in die Nordwände desHochtorstockes, von dem aus einige Lehrwanderwegezum Wandern in der Gesäuseschluchtund entlang des Johnsbacheseinladen.


Bewegen in Natur und KulturDer ökologische FussabdruckNoch während des Druckes dieses Begleithefteswurde der größte begehbare FußabdruckÖsterreichs direkt neben dem Weidendomerrichtet. Spielerisch kann jederseinen Lebensraum selbst erfahren!Der Rauchbodenweg ϖEin breiter Wanderweg führt vom JohnsbacherSteg bis Gstatterboden. Auf diesemLehrweg mit informativen Tafeln aus derForstwirtschaft kann der Wald mit allenSinnen erlebt werden. Übrigens: hier riechtes nicht nach Rauch. Zwar standen noch vor150 Jahren Kohlenmeiler in den Wäldern,doch der Name weist auf den „rauen“ Bodenhin, der nur an einigen Stellen Weidewirtschafterlaubte.55Der Bruckgraben ϖEin enger, kaum sichtbarer Graben führtwestlich des Brucksteins <strong>zur</strong> Enns herab.Vor 200 Jahren führte von der Mündungzum „Krummschnabel“ eine Ennsbrücke,deshalb der Name Bruckstein und Bruckgraben.– Die Altholzwälder am westlichenBruckstein sollten vor 140 Jahren forstlichgenutzt werden, doch wie bringt man dasHolz über die Felswände herab? Man errichteteeine kühne Triftstrecke durch dieFelsenklamm, mit 23 gezimmerten Talsperren,einem schwindelerregenden Triftsteig,der mit Eisenklammern in die Felsengehängt wurde, und einer „Klause“ imobersten Teil, welche das Wasser sammelteund bei Bedarf die Holzbloche durch dieKlamm bis <strong>zur</strong> Enns schwemmte. Eine technischeMeisterleistung von Ingenieur Petraschekund besonders vom Erbauer, demSchichtenmeister Andreas Rodlauer, der54


Bewegen in Natur und Kulturals Erstbesteiger, wohl aber auch als„Schwarzer Peter“ berühmt wurde. – Heuterauscht der Wildbach wieder ungebändigtdurch den Bruckgraben, Rafting-Sportlerkönnen in geführten Kleingruppen denuntersten Teil der Klamm bestaunen.56Haindlkar ϖ – die Arena der GesäusepioniereDie Haindlkarhütte ladet zu einer gemütlichenHalbtagswanderung ein. Der neuangelegte alpine Steig durch das Gsengmit seinen bizarren Felstürmen ermöglichteine eindrucksvolle Rundwanderung.Auf der Terrasse der Hütte kann man diehimmelhoch aufragenden Nordwände vonPlanspitze, Rosskuppe, Dachl und Hochtorbestaunen und mit dem Fernglas vielleichtauch Kletterer sehen, die wie winzigePunkte in den steilen Felsplatten hängen.Seit mehr als einem Jahrhundert ist dies dasEldorado der österreichischen Bergsteiger-Elite. Hier wurde Alpingeschichte geschrieben,nachzulesen bei: Hasitschka/ Kren/Mokrejs, Gesäusepioniere – aus der Universitätdes Bergsteigens.57Der DachlgeistViel Alpingeschichte schwebt im Kessel desHaindlkares und so manche Sage und Legende:Der Dachlgeist solle arme Halterbubenund Wanderer beschützen, er könne abergegen hoffärtige und überhebliche Bergsteigergrausam sein. Mit Blitz und laut hallendemDonner oder mit Steinschlag weißer die Übermütigen zu strafen. Sein Gesichtist in den überhängenden Felswulsten zwischender Rosskuppenkante und dem Dachlzu entdecken. Auf einem Felsblock weit untenam Wanderweg <strong>zur</strong> Haindlkarhütte findetman seinen Fußabdruck – ein Riese, dermit gebührendem Respekt zu achten ist.


Bewegen in Natur und Kultur58Der PeternpfadZwei Gesäuse-Pioniere schrieben im Jahre1877 Alpingeschichte: der junge StudentHeinrich Hess aus Wien und der bereits47 Jahre alte Schichtenmeister AndreasRodlauer, ein verlässlicher und technischbegabter Holzarbeiter, aber auch ein begnadeterWilderer. Die Legende vom„Schwarzen Peter“ geisterte damals überden Stammtischen. Niemand könne den mitRuß geschwärzten Wilderer stellen, sogarim Haindlkar sei er den Jägern auf wunderbareWeise durch die senkrechten Felswändeentkommen. – Hess heuerte Rodlauerals Bergführer an, er ahnte aber bald, dassder „Schwarze Peter“ selbst sein Begleiterwar. Denn zielsicher führte Rodlauer seinenGast durch eine felsige Steilrinne, er warnteihn vor den Gemsen, die dort immer wiederSteine ablassen, und führte ihn in schnellemTempo über die Kletterstellen bis <strong>zur</strong>Scharte unter der Rosskuppe. Dort tauftenbeide ihren Weg den „Peternpfad“.59Gstatterboden – Almauftrieb bergabStill fließt die ansonsten so schäumendeEnns im erweiterten Talkessel bei Gstatterboden.Die Ebene war ursprünglich ein„stader“ – ruhiger Boden. Holzknecht- undAlmhütten standen auf dem Schuttkegelder heutigen Ortschaft. Bauern aus demAdmonttal trieben ihr Vieh durch das Gesäusetalherunter - „Almauftrieb bergab“.59αDer Nationalpark-Pavillon – ein eigenwilligerKontrapunktIm ungewöhnlichen Kontrast zu den Holzhäusernin Gstatterboden steht der Pavillon:Viel Glas, in dem sich der blaue Him-


Bewegen in Natur und Kulturmel spiegelt, helles Holz mit grauem Sichtbetonund ein asymmetrisch geschwungenesKupferdach mit grüner Patina. Diedrei Farben des Nationalpark-Logos sindhier symbolisch vereint: Blau steht für dieEnns mit ihren Au-Biotopen, grün der Waldgürtelund die eingeschlossenen Almen,grau die Felszone mit ihren alpinen Lebensräumen.– Im Pavillon ist die Geologie-Ausstellung „Eine Landschaft verstehen“untergebracht. Der Besucher kann interaktivviel über das Entstehen der Bergwelt,über die Kräfte, welche die Landschaftformten, erfahren oder virtuell über dasGesäuse fliegen. Auf der Dachverandakann man in die wilden zerklüfteten Felsrippender Planspitze blicken und dieseKräfte erahnen.60Das Marterl bei der Niederscheiben-AlmBei der „Kroissenalm“, einer Hütte aufder Niederscheiben, sollte der MountainbikerRast machen und Kräfte für den Anstieg<strong>zur</strong> Hochscheibenalm und danach <strong>zur</strong>Abfahrt nach Hieflau tanken. Auch derWanderer auf den Tamischbachturm kanndiesen markierten Weg einschlagen.Hinter der Hütte steht ein Marterl, eineschön gemalte Gedenktafel zum Andenkenan einen tödlichen Unfall: JakobMikesch verunglückte in SteinerSchlag beim Holzen, den 26. März 1887im 30. Lebensjahre, durch ein von seinenMitarbeiter abgelassenen Dreiling, so gewaltigein Stück ihm in Genicke traf, zuBoden stürzt und seinen Geist aufgab. DieVorübergehenden werden um ein andächtigesVaterunser und Ave Maria gebeten.Die Holzarbeit im waldreichen Gstatterbodnerkesselist ausführlich dokumentiertbei Hasitschka, Gesäusewälder. Dort wird


Bewegen in Natur und Kulturder Stellenwert deutlich, den Holz und vorallem Holzkohle vor Jahrhunderten für dieEisenindustrie in Hieflau / Eisenerz hatte.Schmalzfeichtn und ButterbrünndlAuf dem Wanderweg <strong>zur</strong> Ennstalerhütteund zum Tamischbachturm steht bei derletzten Quelle die Tafel „Butterbrünndl“.Für den Touristen bleibt unklar, was dasmeist nur mehr dünn tröpfelnde Gerinnemit Butter zu tun hat. Vor 100 Jahren flossder Brunnen noch reichlich, darunter warenBottiche aufgestellt, und im kalten Wasserwurde die Almbutter gekühlt, welche vonder ehemaligen Eggeralm herabgetragenworden war. Man schlug dort oben die frischeAlmbutter in großen „Plotschen“ (Blättern)ein, Butterträger schleppten die kostbareWare in der „Kraxen“ oder im Korb biszum Brünndl. Abgesetzt wurde die Traglastauf einem stark gebogenen Stamm einerFichte, der „Schmalzfeichtn“. „Schmalz“bedeutete zerlassenes und geläutertesButterschmalz. – Nach der Rast stieg derButterträger hinunter nach Gstatterboden<strong>zur</strong> Egger-Niederalm und am nächsten Tagdurch das Gesäuse, an Admont vorbei zumvulgo Egger in Aigen bei Frauenberg.Das Teufelsloch bei der Lucketen MauerAm Grenzkamm zwischen Tieflimauer undTamischbachturm steht ein Felsgebilde miteinem markanten Loch. Eine Sage erzählt:Einst wettete der Teufel mit dem Pfarrervon Johnsbach, er könne in viel kürzererZeit einen großen Stein aus dem Riesengebirgenach Johnsbach bringen, als der Pfarrer<strong>zur</strong> Feier einer heiligen Messe brauche.Der Teufel begab sich in das Riesengebirge,packte einen riesigen Stein und flog los.Doch als er die Gesäuseberge vor sich er-6162


Bewegen in Natur und Kulturerblickte, überkam ihn plötzlich eine unheimlicheAngst. Vielleicht ist der Pfarrerdoch schon mit der Messe fertig? Um aufdem kürzesten Weg nach Johnsbach zukommen, fuhr er durch einen Felsen, der ihmden Weg versperrte. Doch über der Enns angekommenhörte er schon das Schlussgeläute inJohnsbach. Wütend warf er den Stein in dieEnns, wo man diesen noch heute sehenkann. Der Felsen mit der großen Öffnungheißt das „Teufelsloch“.(„Kurz und inbrünstig“ solle gebetet werden,meinten schon Augustinus und danachalte Gebirgsbewohner. Der Pfarrervon Johnsbach hält sich daran.)63Ennstalerhütte – die älteste Schutzhütte imGesäuseHeinrich Hess, der Erschließer des Gesäuses,beschrieb in seinem Führerwerk „Gesäuse“die erste kleine Schutzhütte im Gesäusefolgend: Die Ennsthalerhütte wurde 1885von der Wiener alp. Gesellschaft „Ennsthaler“erbaut; sie besitzt ausser einergedeckten Veranda ein grosses geräumigesGastzimmer, 24 gute Matratzenlagerund 4 schöne, separirte Zimmer mit je2 Betten. Die Hütte ist während des ganzenSommers mit vollständiger Gastwirtschaftversehen. Benützungsgebühren: Eintrittbei Tag 10 Kreuzer, Nächtigung auf einerMatratze 60 Kreuzer, Benützung eines Bettes1 Gulden 20 Kreuzer per Person. – Auchheute kann man auf der Terrasse oder imaltehrwürdigen Gastraum Gastlichkeit genießenund die Aussicht bewundern.63αTamischbachturm – ein leichter AussichtsbergDer Tamischbachturm ist der leichteste„Zweitausender“ im Gesäuse, von der Enns-


Bewegen in Natur und Kulturtalerhütte in etwas mehr als einer Stundeauf markiertem Weg zu erreichen.Wie eine flache Pyramide schaut er in dasAdmonttal. Von Norden allerdings ist seinefelsige Form der eines Turmes ähnlich. Der„Tamischbach“, also der närrische Wildbach,entspringt an seinem Nordfuß undschwemmt bei Wetterstürzen Gestein undSchotter mit ins Tal. – Was Heinrich Hess bereitsvor 130 Jahren schrieb, hat heute nochGültigkeit: Es sei jedem, welcher entwederzu kühnem Felsenstiege nicht Lust oder Fähigkeithat, dieser äusserst lohnende undgänzlich mühelos zu ersteigende Berg aufdas Wärmste empfohlen.Ennskraftwerk – Strom für alleIn der Nachkriegszeit wuchs der Strombedarfrapide an. 1952 begann man dieWehranlage Gstatterboden zu bauen.Durch einen nahezu 6 Kilometer langenTunnel fließt der Großteil des Ennswassersin den Wagspeicher oberhalb von Hieflau.Das darunter liegende Kraftwerk Hieflauwar 1955 einer der wichtigsten StromversorgerÖsterreichs und produziert heutemit der Kette von Ennskraftwerken zwischenMandling und Altenmarkt 760 Gigawattstunden.– Denken wir daran, wennwir in die aufgestaute Enns über dem versunkenen„Staderboden“ blicken.65Der Wasserfallweg – ein kühner Eisenweg1877, bald nach der Ersteigung des Peternpfades,machten sich Heinrich Hess undAndreas Rodlauer an die Erkletterung derFelsschrofen neben dem Wasserfall, welchervon der Ebnesangeralm über die Ennsmauernherabfällt. Rodlauer hatte die Routevermutlich im Zuge seiner Wildschützen-Abenteuer offensichtlich bereits erkundet.64


Bewegen in Natur und KulturDie Kletterstellen hielten ihn nicht auf, wohlaber die letzte Felsschuppe unmittelbar vordem Ausstieg. Das rechte Bein krampfhaftin dem schmalen Spalt zwischen der Wandund der von ihr losgelösten Platte verkeilt,mußten wir äußerst mühsam emporklettern,wobei das linke Bein und die linkeKörperhälfte frei über dem senkrechtenAbbruch hing (Hess, Vom Wasserfallweg).– Heute kann der trittsichere Bergsteiger,der über den gesicherten Klettersteig <strong>zur</strong>Hesshütte aufsteigen will, diese Stelle übereine sehr steile Eisenstiege sicher überwinden.Der eindrucksvolle Blick in die Tiefe istgeblieben.Hochsteg - der MalerwinkelAn der engsten Stelle im Gesäusetal drängtdie Enns gegen den „Hochsteg“. Vor 200Jahren führte ein hölzerner Steg entlangder Felsen, dann wurde hier ein Kohlfuhrwegeingesprengt. Die Eisenbahn ein halbesJahrhundert später führte durch einenTunnel unterhalb der Straße. Heute fährtman mit dem Auto bequem durch denHochstegtunnel. – In der Zeit der Fußreisen(auch Erzherzog Johann wanderte hier beiFackelschein durch) war die östliche kleinePlattform ein begehrter Standpunkt fürMaler. Wild steilt sich hinter dem Hochstegdie Planspitze auf, schäumend wälzt sichdie Enns tief unten durch die Engstelle – bizarreund pittoreske Natur!Hartelsgrabenstraße – erste Gebirgs-Forststraßein der SteiermarkDie Steiermärkischen Landesforste plantendie äußerst ertragreichen Altholzbeständeim oberen Hartelsgraben zu nutzen.Die Bringung allerdings konnte nicht überHolzriesen erfolgen. So plante man eine6766


Bewegen in Natur und Kulturkühne neue Bringungsart: eine Forststraße,die zum Teil in die Kalkfelsen gesprengtwerden musste. 1892 wurde mit10 Arbeitern aus dem „Küstenland“ (Tolmein)begonnen. Hohe, kunstvolle Naturtrockensteinmauernbezeugen heutenoch die damalige, nachhaltige Wegebaumethode.Insgesamt verbrauchte man1087 kg Sprengstoff. 1896 war der Höllbodenerreicht worden und 1897 bauteman bis zum Jägerhaus weiter. Die leichtereStrecke bis <strong>zur</strong> Wirtsalm wurde in derFolge rasch ausgebaut und 1899 beendet.Die Kosten für die in Eigenregie der Landesforsteerbaute Weganlage erreichtendie stolze Höhe von 26.000 Gulden. – Dieseerste Gebirgsstraße im Herzogtum Steiermarkgilt noch heute als technische Meisterleistungin der Trockenstein-Mauerungohne jegliche Verankerung mit Mörtel oderEisen. Fototafeln am Weg ermöglichen denVergleich zwischen 1900 und heute.67αDas Jagdhaus – eine alte KöhlereiSehr alt ist das Steinhaus in 1.100 m Seehöhe.Ursprünglich war hier eine große Köhlereider Innerberger Hauptgewerkschafteingerichtet. Man karrte auf der ebensoalten Straße über den Wagsattel dieKohlensäcke nach Hieflau hinunter. Inder Nähe waren große Rundmeiler aufgeschichtet,die permanent, sogar im Winter,verkohlt wurden. Mehr über diese beinaheausgestorbene Technik ist in der BroschüreHasitschka, Köhlern im Hartelsgraben,nachzulesen. – Seit über 100 Jahren dientdas Haus als Jagdhütte. Die Hartelsgrabenjägerwohnten ebenfalls das ganze Jahrüber im einsamen Graben und betreutenden reichen Wildbestand.


Bewegen in Natur und KulturHieflauDer Hieflauer EnnsrechenUm das Jahr 1500 plante Kaiser Maximilian<strong>zur</strong> Holzkohlebeschaffung für die EisenerzerSchmelzwerke einen Auffangrechenin der Enns bei Hieflau. Ein halbes Jahrhundertdiente ein kleiner Rechen demAuffangen der Hölzer aus dem Admonttalund aus dem Gesäuse, aber immer wiederwurde er vom Wildwasser beschädigt undschließlich im Katastrophenjahr 1572 weggerissen.Hans Gasteiger, der bereits 1570den Reiflinger Rechen fertiggestellt hatte,errichtete sein Meisterwerk aus einer Unmengean „Piloten“ (starke Lärchenstämme,die bis zu 9 Meter tief in das Ennsbettgeschlagen wurden). Dieses Fachwerk sollteüber 400 Jahre seinen Dienst tun: aus demgroßen und dem kleinen Rechenhof ländetendie Arbeiter mit Hilfe von einfachenKränen die etwa 2,30 Meter langen „Dreilinge“.Auf der Lend gleich daneben wurdenin großen Meilern diese Stämme verkohlt.Hieflau wurde (neben Großreifling)<strong>zur</strong> größten Kohlstätte der Monarchie.Die tödliche Tamischbachturm-LawineKurz vor dem Ausgang der Gesäuseschlucht,wenige Meter vor dem Hieflauer Bahnhof,waren Straße und Eisenbahn immer wiedervon einer mächtigen Schadenslawinebedroht, welche sich aus den Karen östlichvom Tamischbachturm in das enge Ennstalherabwälzte.Am 8. Februar 1924 raste sie über Ennsund Bahndamm, auf dem gerade eine Verschub-Garniturfuhr, und zuletzt staute siesich hoch über die Fahrstraße, auf der einPferde Fuhrwerk in Richtung Hieflau fuhr.Der Lawinenkegel lag etwa 25 Meter hoch6868α


Bewegen in Natur und Kulturüber der Enns. Nach Stunden drang Rauchaus dem Schnee, die Einsatzmannschaftengruben tief hinab und fanden vier Eisenbahnerin der Lokomotive und in der Garnitur– erstickt und verbrüht. Zwei Fuhrleutewurden erst Tage später tot aufgefunden.Diese riesige Lawine ist nicht zu bändigen.Man kann nur durch einen massiven Beton-Stahlkäfig,eine so genannte „Einhausung“,die Verkehrswege vor ihr schützen.Der Auto- und der Bahnverkehr führt dortsicher durch den tunnelartigen Käfig.69Von der Schmelzindustrie zum EnergieversorgerOb Wasserkraft, Heizkraft, Dampf oder zuletztStrom – Hieflau erfüllte seit Jahrhundertenbis heute eine wichtige Funktionfür die Energieversorgung und Technikin der gesamten Region. Im 19. Jahrhundertstanden Hochöfen in Hieflau. Nachdem Bau der Eisenbahn wurde Hieflau einBahnknotenpunkt (Abzweigung der Eisenbahnnach Eisenerz), die Züge führten überdie Nebenbahn nach Eisenerz Steinkohleund dampften mit Eisen beladen hinauszu den Industrieorten im Alpenvorland. –Anfang der Fünfzigerjahre wurde die Ennsbei Gstatterboden gestaut, in den Waagspeicheroberhalb von Hieflau geleitet,und von dort führten die Druckrohre zumSteweag-E-Werk in Hieflau (etwa an derStelle der ehemaligen Hochöfen). Bis heuteerzeugt das Kraftwerk eine große Mengedes steirischen Stromes. Der Verkehrsknotenpunktallerdings ist durch das Auflassendes Personenverkehrs im Gesäuse bedeutungslosgeworden.Schneckenpark und WaaggrabenWas haben die Schnecken mit Hieflau zu70


Bewegen in Natur und Kulturtun? Im Waaggraben findet man in mürbenGosauschichten versteinerte Schnecken.Das schönste Fossil ist die „Acteonellagigantea“, die im Querschnitt wunderbareWindungen zeigt. Ein solcher Stein wurdefrüher in die Viehtränke von Schafengelegt, damit die so genannte Drehkrankheit,eine durch einen Parasiten im Hirn desSchafes verursachte Gleichgewichtsstörung,durch dieses Sympathetikum gebannt werde– der „Würfelstein“, welcher nur in dieserGegend als Amulett nachgewiesen ist.Im „Schneckenpark“ in Hieflau baut maneine Gegenüberstellung von fossilen und vonrezenten Schnecken auf. (Im Aufbau)71Die TeufelsmühleAm oberen Waggrabenbach gähnt ein großesLoch, aus dem man das Rauschen einesBaches und das Klappern einer Mühle hörensoll. Man nennt die Stelle die „Teufelsmühle“.Einst wurde ein alter, scheuer Mann vomTeufel gefragt, ob er nicht gegen gutenLohn unter der Erde des Teufels Korn mahlenwolle. Der Alte willigte ein und verschwandmit dem Teufel unter der Erde.Seit dieser Zeit muss der Arme das höllischeKorn in der Teufelsmühle mahlen.71αMühlsteinbruch und ZeugschmiedeJahrhunderte lang wurden aus dem Konglomeratoberhalb von Hieflau Mühlsteineund Quadersteine hergestellt.Diese Konglomerat-Quadersteine wurdenneben Brücken- und Uferschutzbautenauch für die Grundmauern des HieflauerEnnstriftrechens,die Pfarrkirche, dasKettenhauses und für die Errichtung derOswaldikirche in Eisenerz verwendet. DieZeugschmiede darunter diente <strong>zur</strong> Herstel-


Bewegen in Natur und Kulturlung und Reparatur von verschiedenenWerkzeugen, die für den Abbau und dieBearbeitung des Konglomerat-Vorkommensbenötigt wurden.72Wandau: KriegsgreuelEine sehr dunkle Zeit erlebte Hieflau inden letzten Kriegstagen im Frühjahr 1945,knapp hinter der Siebenlindenkapelle inWandau. Die Hinweistafel beim Soldatenfriedhofberichtet: In den letzten Kriegswochen1945 wurden hier von einem Auffangstabder Deutschen Wehrmacht ca. 70auf dem Rückmarsch versprengte und ihrenTruppenteil suchende Soldaten der verschiedenstenWaffengattungen wegenmangelnder Ausweisleistung durch einSchnellgericht zum Tode verurteilt und inmittendes bestandenen Hochwaldes gnadenlosund ohne Erbarmen liquidiert. Derim 1. Drittel des Friedhofes stehende Baumstumpfist noch ein stummer Zeuge von derdamaligen Tragödie und zeigt die Stelle,wo die Soldaten aus der Ferne und der näherenHeimat ihr Leben aushauchten undverbluteten. 1966 wurde an dieser Stelle eineindrucksvolles Mahnmal errichtet.Forstmuseum Silvanum


Bewegen in Natur und KulturLandl73Der Innerberger KastenImposant thront auf einer Terrasse oberhalbdes alten Ennsrechens ein Baukomplex derInnerberger Hauptgewerkschaft. Nebender St. Nikolaikirche und dem Alten Kastenwurde im Jahre 1711 der große 4-stöckigeSchüttkasten erbaut. Hinter den vergittertenFenstern lagerte der Proviant für dieRechenarbeiter von Hieflau und für dieEisenarbeiter in Eisenerz. Ein heute nochsichtbarer hölzerner Aufzug im Innerenbrachte die wertvolle Fracht von den getreideltenSchiffen oder noch viel mehr vonden schweren Fuhrwerken in die verschiedenenStockwerke.Heute beherbergt der wuchtige Bau dasForstmuseum Silvanum. Die Ausstellungaus der Arbeitswelt der Holzknechte unddes Forstwesens insgesamt ist sehenswert.Interaktiv kann mit dem Holzschlitten bergabgerast oder auf einem Floß den Wellender Enns und Salza Widerstand gebotenwerden.Die Saurier-Fundstelle bei GroßreiflingGroßreifling ist in allen geologischen Zeiteinteilungenweltweit präsent. Hier wurdenämlich anhand des Vorkommens von Ammoniten,einer Gruppe von Tintenfischenmit eingerollten Schalen, eine bis dahinnicht bekannte geologische Zeiteinheit inder Trias-Periode festgestellt. Nach demlateinischen Namen der Enns, Anisus Fluvius,erhielt diese Zeiteinheit den NamenAnisische Stufe.In einem Steinbruch, wenige hundert Metervom Reiflinger Kasten entfernt, fand PaterEngelbert Prangner vom Stift Admont imJahre 1834 den etwa 90 cm großen Schädel74


Bewegen in Natur und Kulturund Teile der Wirbelsäule eines etwa 9 mlangen Meeressauriers. Bis auf einige Wirbelknochenwurde der bedeutende Fundbei einem Brand des Stifts Admont zerstört.Es handelt sich um einen frühen Fischsaurier(Ichthyosaurier).Die Geldlucke am DörfelsteinEinst wollte ein Ritter am Dörfelstein beiLandl eine Burg erbauen. Hoch zu Ross ritter mit seinem Gold und den vielen Kostbarkeitendorthin. Doch im Waldesdickichtlauerte ihm ein Wilderer auf und schossihn samt seinem Pferde nieder. Er fiel mitseinem goldgeschmückten Ross und denSchätzen in das tiefe Loch in einer Felsenschlucht.Seitdem heißt diese Felsenöffnungdie „Geldluckn am Dörfelstein“. –Wer nun den Schatz heben will, der darfsich auf dem ganzen Weg nicht umsehen.Viele haben es schon versucht, aber ohneErfolg.Der Wasserbaumeister Hans GasteigerDie Pfarrkirche in Landl ist dem HeiligenBartholomäus geweiht. An der Südseiteder spätgotischen Kirche mit einem massivenTurm an der Westseite und einemNetzrippengewölbe ist eine Marmortafelfür Hans Gasteiger angebracht. DieserWasserbaumeister erbaute den Hieflauerund Reiflinger Rechen. Nach seinemTod 1577 widmeten ihm Freunde einbeeindruckendes Epitaph. Der Bezug aufWasser wird durch eine Abbildung vonJonas mit dem Fisch symbolisiert. Darunter istGasteigers Familie abgebildet, links seineFrau mit 4 Töchtern, rechts Gasteiger mit4 Söhnen.Die gereimte Inschrift lautet: Allhie der Edlund Kunstreich Herr / Begraben liegt Hänns7575α


Bewegen in Natur und KulturGasteiger / der in seim Leben Ir Majestatt /Ain feinen Baumaister geben hatt / mitWassergebeü alls da sein / Der Schöffwegind Hiflau hinein / Von der Strub den Rechenhie gemacht / Die clain Uhrn und villmer erdacht / Im sibmundsibenzigisten Jar /An Sant Johans er gestorben war / zu WeinachtenGott well im geben / Aufersteungund ewigs Leben.„Schöffweg“ ist die schiffbare Wasserrinneder Enns, verbunden mit dem Treidelwegentlang des Ufers, welcher bei Krippau sogarin die Felsen eingehauen werden musste.Mit Rossen wurden die mit Proviantbeladenen Schiffe wieder in Richtung Hieflaugezogen.76Die Ganser-Grotte in eiszeitlichenKonglomeratterrassenDie Terrassenlandschaft von Landl zeigtbeeindruckend die Aufschüttung der Ennsterrassenund die Einschneidung des Flußbettesin den verschiedenen Kälte- und e-Wärmeperioden während der Eiszeit.Während der letzten Kälteperiode endeteder Gletscher am Gesäuse-Eingang. RiesigeMengen von Geröllen gingen von ihm ausund lagerten die ursprünglich zusammenhängendeEbene von Moos- und Kirchlandlab. Seit dem Ende dieser Kälteperiode vor12.000 Jahren schneidet die Enns ihr Bett indiesen Schotter ein.Die oberste und älteste „Sulzaterrasse“wurde in der Gansergrotte als Mühlsteinbruchgenutzt. 1831 pachtete derSteinmetz Joseph Hausner aus Landl denSteinbruch für Mühlsteine. Pro Mühlsteinhatte er 30 Kreuzer Zins zu zahlen. Dieherausgearbeiteten Mühlsteine kamen inden Hausmühlen zum Einsatz, Quadersteinebeim Hausbau. Bis 1869 war der Stein-


Bewegen in Natur und Kulturbruch in Betrieb. Bemerkenswert sind inder zugänglichen Grotte die stehen gelassenenFirstensäulen.Das Jagdschloss am ErbsattelDas prachtvolle, neu erbaute Schloß Kasseckdes Jagdinhabers Herrn Georg Ritter vonAichinger beherrscht weithin die herrlicheGegend, so wurde bald nach der Erbauunggeschwärmt. 125 Jahre an wechselvoller Geschichtespäter ist das Gebäude als Natur-Hotel frisch renoviert und erwartet als Urlaubsoaseinmitten einer noch unberührtenLandschaft den erholungssuchenden Touristen.Es liegt an der Grenze zwischen denGemeinden St. Gallen und Landl (www.hotel-kassegg.at).Über den Erbsattel führte bereits im Mittelalterein wichtiger Handelsweg. Um 1500wurde vom Stift Admont und von den Radmeisternam Erzberg eine Straße erbaut.Über 4000 schwere Pferdefuhren führtenauf großen Schlitten oder schweren Holzwagenwertvolle Eisenflossen zu denHammerherren im St. Gallener Raum, Kohlführertransportierten die ebenso wichtigeHolzkohle zu den Eisenhämmern der„Schwarzen Grafen“ oder zu den gefräßigenSchmelzöfen in Eisenerz.Altenmarkt78Die Flößerkapelle in Altenmarkt –Eisenfracht auf der EnnsDie „Flosslende“ in Altenmarkt ist heutekaum mehr sichtbar, sie liegt versteckt unterhalbder großen Brücke zwischen Weißenbachund Altenmarkt. Im Spätmittelalterwar hier Anlegestelle für die Transportflöße,welche schwer mit Eisen beladenwaren. Anfang des 16. Jahrhunderts gingen77


Bewegen in Natur und Kulturvon hier jährlich 213 mit Rauheisen beladeneund 231 mit „geschlagenem Zeug“ (=Stahl) ennsabwärts ab.Im 18. Jahrhundert wurde dort eine barockeKapelle zu Ehren der schmerzhaftenMutter Gottes und der beiden „Wasserheiligen“Johannes von Nepomuk und Nikolauserbaut.Die Mahnung des HammerherrnDie Pfarrkirche von Altenmarkt birgt einEpitaph des Nikolaus Praunfalk. Die lateinischeInschrift lautet übersetzt:Bleib ein Weilchen stehen, mein Gast, undhöre mich, der ich da liege. Willst du wissen,wer ich bin, wer ich früher gewesen bin, sovernimm: Mein Name ist Nikolaus von deredlen Familie der Praunfalkh von Falkentalin Summerau. Unter drei römischen Kaiserndes österreichischen Herrscherhauses warich auch als deren Vertrauter in wichtigeGeheimgeschäfte eingeweiht. Verwalterder kaiserlichen Herrschaft in Steyr und sogarStadthauptmann bin ich gewesen – ach,bin ich gewesen. ... Gestorben bin ich am2. Okt. 1632. Nun weißt du, wer ich bin. Ichbin, was du heute oder morgen sein wirst.Das ist unser aller Los. Bitte Gott für michum Erbarmen.„Ich bin, was du morgen sein wirst“ entsprichtdem Leitmotiv der barocken Frömmigkeit:Gedenke des Todes!Hainbach – Die Ladstätte für SchiffeFlöße, Schiffe und Plätten waren vom Mittelalterbis in das 17. Jahrhundert auf der Ennsein wichtiges Transportmittel. Etwa auf derHöhe des heutigen Kraftwerkes Essling verludendie Fuhrleute, von Eisenerz kommend,die schweren Eisenflossen (= Roheisenstücke)auf die schwankenden Transportmittel. Die7980


Bewegen in Natur und Kulturschwere Fracht schaukelte hinaus in RichtungDonau.Der Wasserbaumeister Hans Gasteiger versprachdem Kaiser, von Hainbach aufwärtsdie Enns schiffbar zu machen. Bis Hieflau sollteder „Schöffweg“ gehen. Mühsam wurdenin der Enge der Wandau Felsen beseitigtund in Hieflau erbaute Gasteiger eine kleineAnlegestelle. Nun war die Frachtstreckeab Hieflau billiger und bequemer. Dochbald versandete die Länd bei Hieflau. Abnun mussten wieder die schweren Fuhrwerkeüber die Eisenstraße nach Steyr rollen.Der schlafende LöweAuf der Höhe des Ennskraftwerkes Krippauumfließt die Enns in einer Schleife einenFelsen, der von Norden einer Löwenfigurähnelt: Der steile Felsen bildet die Löwenschnauze,der Waldfleck darüber die Mähne,und der anschließende Wiesenrückenden Rücken dieses mächtigen Tieres. Es tutgut, die Natur nicht bloß mit dem suchendenAuge des Forschers, sondern auch mitjenem des phantasievollen Naturschwärmerszu betrachten.Die heilkräftige RochusgrotteAm steilen Dietrichshagriedel bei Krippauliegt etwa 300 Höhenmeter über derStraße, knapp an der Grenze zwischen Altenmarktund Landl, eine Grotte. Diesechristliche Kultstätte heißt im Volksmunddie Rochusgrotte. Der hl. Rochus ist ein„Pestheiliger“, besonders in der Barockzeitsind einige lokale Wallfahrtsstättengeweiht worden. Ein Altar im Inneren derGrotte, ein Wasserbecken, das die Tropfenvom Inneren der Grotte auffängt und alsheilkräftiges Augenwasser gilt, ein „Durchkriechstein“,an dessen engen Wänden man8182


Bewegen in Natur und Kulturdie Rückenschmerzen abstreifen kann – inder Umgebung gilt diese Grotte als Zufluchtsortbei Beschwerden oder bei Sorgen,die man in das Höhlenbuch mit derBitte um Fürsprache bei Gott eintragenkann. Weiter unten liegen die Augenmauerund der „Tuttelbaum“, unter dessen brustartigenAuswüchsen eine an Brustkrebs erkrankteFrau im Jahre 1760 Heilung erlangthat. Ein schönes Marterl erinnert an diesewundertätige Stelle.Der steile Pfad ist markiert, in knapp einerStunde erreicht man die Grotte.Materl vor Rochusgrotte,Admonterhaus


Bewegen in Natur und KulturWeißenbachBahnhof Weißenbach – k.k. Rudolfsbahnund SommerfrischeDie k.k. Staatsbahn von Amstetten nachSelzthal wurde durch das Gesäuse gebautund 1872 eröffnet. Allerdings plante manursprünglich wegen der kürzeren Streckenführungeine Gebirgsbahn mit Zahnradunterstützungüber den Buchauer Sattel.Doch auch mit der Strecke durch das Ennstalwurde die Station Weißenbach bei St.Gallen zu einem wichtigen Ankunftsortfür das St. Gallener Becken. Die Fremdenverkehrs-Führer„St. Gallen – Standquartierfür Ausflüge“ (1879) und „St. Gallen – einFührer für Naturfreunde und Sommergäste“(1905) warben mit lieblicher Landschaft,guter Unterkunft und Dienstleistungen:Wannenbäder, photographischenAnsichten, Fremdenführer, zugleichTräger, werden zu sehr billigen Preisen vonden Gastwirten beschafft. Fahrgelegenheiten– ein Einspänner von oder zum Bahnhofe1 Gulden. (Ein Einspänner war einleichtes Fuhrwerk mit einem einzelnenZugpferd.)In der Zwischenkriegszeit wuchs der OrtWeißenbach durch eine Zellulosefabrik zueinem Industrieort an. Heute ist daraus wieder– ebenso wie St. Gallen - ein schmuckerTourismus-Standort geworden. Zur Nachleseüber den „Fremdenverkehr“ vor 100Jahren empfiehlt sich das Büchlein „Sommerfrischein der steirischen Eisenwurzen“.Die Schutzhütte auf dem GrabnertörlDas Grabnertörl, der Sattel zwischen demNatterriegel und der Admonter Warte,wurde jahrhundertelang als Übergang fürdas Weidevieh genutzt. Die ehemalige Alm-8384


Bewegen in Natur und Kulturstraße ist südlich der Hütte noch sichtbar.Haller Bauern trieben ihr Vieh zu den weitläufigenAlmen des Laussatales.Das Admonterhaus wurde von der Sektion„Ennsthal-Admont“ des Deutschenund Österreichischen Alpenvereins 1894erbaut und ein Jahr später am 18. August,dem 65. Geburtstag des Kaisers Franz Josef,eröffnet. Stolz schrieb der Pionier desGesäuses Heinrich Hess in seinen „Spezial-Führer durch das Gesäuse“: Es ist aus festemSteinmauerwerk ausgeführt und inallen Räumen gut vertäfelt. Es besitzt einenMatratzenschlafraum für 8 Personen ...Auch heute ist die gut sanierte Hütte eineinfaches, aber gemütliches Schutzhaus fürBergwanderer geblieben. Sie eignet sich alsTourenziel für eine Tagestour vom Buchauersattelaus.85Excursion auf den NatterriegelIn diesem Aufsatz schildert der ReiseschriftstellerFranz Sartori seine wagemutige Besteigungdes Natteriegels vor 200 Jahren.In einer Schwaighütte (Moseralm) wurdegenächtigt, und bei trübem Wetter wurdeder Aufstieg über das Grabnertörl auf denNatterriegel gewagt. Dort an einer ausgesetztenStelle überkam ihn der Schwindel:... mit Entsetzen kehrt man das Auge hinwegvon diesen grauenvollen Bildern, mitbeyden Händen klammert man sich an dieFelsentrümmer, ... zitternd vor der Gefahrdes Abrollens in die schreckliche Tiefe. DerWanderer wird heute diese Passage ammarkierten Steig trittsicher überqueren.Felsentrümmer zum Anklammern findetman auf dieser Rasenflanke nur wenige,dafür kann man die Almflora bewundernund am Gipfel die vielgerühmte Aussichtgenießen.


Bewegen in Natur und Kultur86Der JungfernsteigWas ist eine „Jungfrau“?Ein Flurname für eine Felsgestalt. UnsereJungfrau steht zwischen der Admonterwarteund dem Grabnerstein in einer steilenunwegsamen Scharte.Vom Admonterhaus kann der trittsichereBergsteiger in einer Stunde den zum Teil mitDrahtseilen und Stiften versicherten Klettersteigbis zum Grabnerstein begehen. Die kurzeTour kann mit einer Nächtigung auf derGrabneralm oder auf dem Admonterhausverbunden werden. Dieser Steig zählt zuden leichten und landschaftlich schönstenRouten im „sagenhaften KlettersteiglandGesäuse“. Der Tourismusverband AlpenregionNationalpark Gesäuse hat dieseszusätzliche Angebot für die Bergsteigergemeinsam mit alpinen Vereinen und Bergrettungsdienstenmit viel Idealismus geschaffen.


Bewegen in Natur und KulturSt. Gallen87Der PulvermacherSchießpulver bestand aus einer Mischungvon Salpeter, Schwefel und Holzkohle. Diesedrei Rohstoffe waren in unserer Region<strong>zur</strong> Genüge vorhanden: SalpeterhältigeErde (auch Salliter, Erdsalz genannt) konnteder „Salliterer“ als Abfallprodukt in Ställenund bei Misthaufen sammeln. DurchKochen und andere Läuterungen gewannman den leicht entzündlichen Salpeter. Diedrei Bestandteile wurden zuerst gesondertgemahlen und gesiebt. Nach dem Mischenwurden sie angefeuchtet und in einerbesonderen Pulvermühle gemahlen. DieExplosionsgefahr beim Mischen und Mahlenwar groß. Gemindert wurde sie durchdas ständige Anfeuchten der Materialien. -Pulvermacher oder Pulverer finden wir alsHofname in beinahe jedem größeren Ort.Dass der Pulverer in dichtverbauten Siedlungenzu gefährlich war, versteht sich vonselbst. Deshalb lag er meist abseits wie hierin Oberreith.87αEisenzieher – ehemaliger Drahtzug undFischteicheWas war ein „Eisenzieher“? Ein Drahtzugwerk.Draht konnte warm oder kaltdurch Profile in beliebiger Dicke gezogenwerden. Dieses ehemalige Werk ist uralt,1. Nennung bereits 1442. Der „Eisenzicher“bezog damals eine große Menge an Holzkohle(1230 „Blachen“ = Fuhren mittelseines Kohlwagens, der einen korbartigenAufbau hatte). Das Eisenblech wurde in„Zaine“ (Blechstreifen) zerschnitten. Diesewurden geglüht und mit Talg abgelöscht.Auf der Ziehbank wurden sie durch dietrichterförmigen Profile gezogen und nach


Bewegen in Natur und Kulturmehrmaligen Durchgängen auf den gewünschtenDurchmesser gebracht.Neben dem Drahtzug besaß der Eisenzieherauf dem heutigen Gelände der Fischteicheder Fischerstube auch noch einen kleinenHammer und eine kleine Nagelschmiede.Und weil man die Kraft des Buchauer- unddes Grießbaches nützen wollte, gleich auchnoch eine „Sag zunachst an die Eisenzichenstoßend“. - Heute kann man ein modernesWehr westlich der Fischerstube betrachten.Und in der Fischerstube kann man die herrlichstenForellengerichte verkosten.88Die Spitzenbachklamm – ein NaturjuwelEin eindrucksvolles Erlebnis ist die Wanderungdurch die Spitzenbachklamm, dieauch als „Tal der Schmetterlinge“ bekanntist. Etwa 450 Schmetterlingsarten finden indiesem Naturjuwel ihren Lebensraum. Anschwülen Tagen können ganze Schwärmevon Schmetterlingen die Klamm bevölkern.Durch die besondere Nord-Süd-Ausrichtungder Klamm wachsen hier wärmeliebendePflanzen und Hochgebirgspflanzen engbeieinander. Raupen und Schmetterlingefinden ein riesiges Futterangebot. DieKlamm genießt als Naturdenkmal seit 1971den höchsten Schutzstatus in der Steiermarkund ist vor allem im Frühsommer einEldorado für den Botaniker, Geologen undSchmetterlingsfreund.Die Wanderung (etwa 1 Stunde) kann auchmit dem Rundweg über die Teufelskircheverbunden werden.89Die TeufelskircheAuf einer bewaldeten Bergkuppe südwestlichvon St. Gallen liegt die „Teufelskirche“,eine kirchenförmige Höhle in etwa920 Meter Seehöhe. Die Sage weiß darüber


Bewegen in Natur und Kulturfolgendes:Einst lebte auf diesem Berg ein Einsiedler, deraber im Geheimen ein gottloser und lasterhafterMensch war. Zu ihm kamen nachts anSonn- und Feiertagen viele junge Burschenund Mägde, hielten mit ihm ausgelasseneTrinkgelage mit Spiel und Tanz und führtendabei gotteslästerliche Reden. Sogarin der Osterwoche, am Karfreitag, hieltensie einmal ein ausgelassenes Saufgelage. –Plötzlich bebte der Berg, Feuerflammenschlugen aus dem Inneren empor und einscheußlicher Schwefelgestank stieg empor.Der Höllenfürst erschien und entführte dieganze liederliche Gesellschaft in sein unterirdischesReich. Seither heißt der Berg mitder unheimlichen Höhle die „Teufelskirche“.Diese Sage, wohl aus der Zeit der Gegenreformation,transportiert eine Moral: Gehtnicht zu den Irrlehrern, die sogar am KarfreitagFeiern abhalten. - Die unheimlicheHöhle kann auf einem markierten Wanderwegin etwa einer Stunde Gehzeit besuchtwerden.90Wasser- & Erlebnispark Eisenwurzen –ehemalige Sägen und HämmerTief unten im Billbach südlich von St. Gallenstanden einst Sägewerke und Eisenhämmerwie Nussgrabenmüller, Schachenhammer,welche durch Wasserkraft betrieben wurden.Aus wirtschaftspolitischen Gründenwaren im gesamten Raum der „SteirischenEisenwurzen“ die Hämmer als Sekundärbetriebeder Eisenproduktion am Erzberghier angesiedelt. Aber auch der Holzreichtumermöglichte zahlreiche Sägewerke.Statt der heutigen vier Gattersägen quältesich früher eine einzige „Venezianersäge“durch die Bloche. Die Säge wurde von


Bewegen in Natur und Kultureinem Wasserrad angetrieben, die Drehbewegungdurch ein Getriebe in eine Auf- undAbbewegung umgeschaltet. Man erzeugteSchnittholz, besonders Latten und Ladenaller Stärken mit Spezialbezeichnungenwie „Reichladen“ oder „Gemeinladen“.Im Wasser- & Erlebnispark Eisenwurzen kannauf spielerische Weise erfahren und ausprobiertwerden, wie vielfältig die Wasserkraftfrüher genutzt wurde: für Triftanlagen,Schwemmkanäle und Wasserräder.91Gallenstein – die Burg der Admonter ÄbteAuf dem steilen Felsen östlich von St. Gallensteht das Gemäuer der Burg Gallenstein.1278 gestattete Rudolf von Habsburgdem streitbaren Admonter Abt Heinrich II.den Bau. Mehrmals Fluchtburg der Mönchevor aufständischen Bauern, Türken undfeindlichen Scharen. Die Burg besaß eineKapelle, Prunkgemächer und ein düsteresGefängnis, das Prälatenloch. Zerstört wurdesie vor 180 Jahren durch das Wetter undeinen Nagelschmied, der die verfallendeRuine erwarb und die Eisenstücke verwertete.Die drei mächtigen Türme, im Westender „Weiße“, in der Mitte der „Graue“ undim Osten der „Rote“, sind mühsam wiederaufgebaut worden, im Weißen Turmfinden Veranstaltungen und Burgfestestatt.Der „Pfau von Gallenstein“ ist jene schaurigeSage, in welcher ein Schreiber vomKerkermeister ermordet und in ein Verliesversperrt wurde. Der Burgpfau führte dieKüchenmagd <strong>zur</strong> versperrten Türe, hinterder das verweste Opfer lag, und die ruchloseTat wurde gesühnt.St. Gallus und der BrennholzbärDas Wahrzeichen des Ortes ist der Bär, der92


Bewegen in Natur und Kulturdem heiligen Gallus diente. Der Legendenach wurde dem heiligen Gallus, als erals Einsiedler im Walde lebte, von einemwilden Bären Brot gestohlen. Durch dasGebet des Heiligen verhielt sich das wildeTier plötzlich lammfromm. Es sammelte aufGeheiß des Mönches sogar Brennholz undtrug es ihm nach. Zum Dank für diesenDienst schenkte Gallus dem brummigenHolzträger einen Wecken Brot.„St. Gallus in silva“ - Sankt Gallen im Walde- wurde bereits im 12. Jahrhundert genannt.Es galt fortan als wichtiges admontischesVerwaltungszentrum der weiten Wälder imunteren Enns- und im Salzagebiet. Heute istSt. Gallen ein schmucker ruhiger Tourismusortmit einem eindrucksvollen Bauambiente.Auf dem Marktplatz steht der Bär alsWahrzeichen – allerdings ohne Brennholz.Nothklamm Gams bei HieflauSchwefelquelle GeoPfad


Bewegen in Natur und KulturGamsGeozentrum und Geopfad:Schliffe von Gesteinen, Fossilien und GagatDas GeoZentrum in Gams gibt einen Überblicküber die Geologie der Umgebung undüber die Auseinandersetzung der Menschenmit den dort vorkommenden Gesteinenin der Wissenschaft und der Praxis. In derwenige Meter entfernten Notklamm kannman auf einem Geopfad tief in die geologischenZeitzonen blicken und deren Leitfossilienbestaunen. Etwas abseits davon liegtdie Fundstelle einer besonderen fossilenErscheinung, nämlich Gagat, eine Art vonKohle. Teerartiges Bitumen bewirkt, dass ersich drechseln und polieren lässt, ohne zusplittern. Er wurde daher für Rosenkränzeund Trauerschmuck verwendet.In den Alpen wurde Gagat nur in Gams undin der Oberlaussa in Oberösterreich bergmännischgewonnen. Der Abbau in Gamswurde 1414 erstmals erwähnt und nach fast150 Jahren wieder eingestellt. Nach denAufzeichnungen des Stiftes Admont alsGrundbesitzer lag der jährliche Ertrag beirund 700 kg.94NothklammIn der wenige Meter vom Ortskern entferntenNothklamm kann man auf einemGeopfad tief in die geologischen Zeitzonenblicken und deren Leitfossilien bestaunen.Die Wanderung führt aufwärts und abwärtsdurch die Zeit, Millionen Jahre werdenübersprungen. Die Kräfte des Wassersund der Gebirgsbildung lassen sich erahnenund begreifen. Den Lebenswelten vonTieren und Pflanzen wird über Jahrmillionenbis heute nachgegangen (BroschüreGeo-Pfad Gams). Eindrucksvoll ist der Gang93


Bewegen in Natur und Kulturauf den Holzstegen durch die immer engerwerdende Klamm, hoch oben zwischen denüberhängenden Felswänden ein StreifenLicht, unter dem Steg rauschendes, klaresWasser des Gamsbaches, das sich kristallklarin den ausgewaschenen Felswannensammelt.Die KraushöhleDas ehemalige „Annerlbauernloch“ wurdeim Jahre 1881 vom Wiener Franz Krauserforscht und erschlossen. Diese einzigartigeGipskristallhöhle im deutschsprachigenRaum - nur in Frankreich und Nordamerikagibt es ähnliche Formen von kristallischemGips - ist darüber hinaus eine Schatzkammervon Tropfstein- und Bergmilchbildungen.Der in Österreich als „Höhlenkraus“ geschätzteForscher eröffnete später in Gamsein Freibad mit schwefelhältigem Thermalwasserund engagierte sich sehr für denTourismus dieser Gemeinde.9695Historische Wassermühlen im GamsforstFrüher klapperten in Gams insgesamt22 Wassermühlen. Die ansässigen Bauernbauten sie im 19. Jahrhundert und vermahltendort ihr Getreide, welches auf den oftschattigen Äckern wuchs. Hauptsächlichwurde „Korn“ (= Roggen) angebaut, ausdem man das Schwarzbrot herstellte. EtwasWeizen brauchte man für Mehlspeisen,hauptsächlich für das einfache Holzknechtmus.Mit der einsetzenden Modernisierung gabman den Getreidebau auf, die Mühlen habenausgedient. Drei dieser Mühlen, in einemWaldareal in Gamsforst gelegen, wurdenrevitalisiert und sind frei zugänglich.


Bewegen in Natur und Kultur97Der Flintensteinbruch im Gamsforst –ein NaturdenkmalEiner kurzen Notiz von einem italienischenHandelsmann, der „Flintenstein“ von Gams<strong>zur</strong> Untersuchung nach Venedig sandte, istder Montanhistoriker DI Dr. Horst Weinekbuchstäblich nachgegangen. Er fand denkleinen Abbau, dieser wurde von Dr. SusanneKlemm in einer wissenschaftlichen Grabungfreigelegt. Man fand in einer kleinen StörungsspalteChalzedon, ein quarzähnlichesMineral. Die Ablagerung aus einer heißenFlüssigkeit in Gesteinsspalten ist einzigartigin den Ostalpen. Das Vorkommen wurdedeswegen auf Antrag zum Naturdenkmalerklärt.Historische Wassermühle im Gamsforst


Bewegen in Natur und KulturSalzatal mit Palfau und Wildalpen98WeiberlaufTief in die Konglomeratwände eingeschnittenfließt die grüne Salza in RichtungEnns. In der Nähe von Palfau, beim heutigenCampingplatz, ist der Abstieg zu einerSchotterbank am Ufer des Flusses möglich.Dort beruhigt sich das ansonsten rauschendeWildwasser. Die Holzflöße, welche bis<strong>zur</strong> Mitte des 20. Jahrhunderts die wertvolleHolzfracht in Richtung Donau transportierten,trieben nahe am Ufer vorbei.Die Frauen der Flößermannschaft konntenihren Männern im Vorbeilaufen eine in Tüchergewickelte Jause zuwerfen.Heute erinnert nur mehr der seltsame Namean die ehemalige gefährliche Flößerei. Kanutenund Rafter haben die Salza als einzigartigesWildwasserparadies für sich entdeckt.Der Campingplatz Weiberlauf giltneben Wildalpen als wichtiger Stützpunktfür diesen Wassersport.98αSagenhaftes Salzatal und der Schlaf desHl. GeorgZahlreiche Lokalsagen sind im Salzatal undauf seinen begrenzenden Höhen angesiedelt:Die Bergfrauen auf der Frauenmaueram Gamsstein, der Schatz beim Hebenstreithof,der Tote Mann am Fuße des Akogels,das gespenstige Raffelmandl im Raffelgraben,Spitzhütel und Grünhütel bei der Raffelbrücke,das Feuer am Akogel, die Fuchsgeigerhüttebei der Drehfeldbrücke ... Eineseltsame Zeitverschiebung des Georgifesteszwischen Steiermark und Niederösterreichhatte folgende Legende als Ursprung: DerHl. Georgius musste, als er über Palfaunach Niederösterreich wanderte, von derNacht überrascht, unter der Hartelsbrücke


Bewegen in Natur und Kulturübernachten, weshalb er erst am nächstenTag die Grenze überschreiten konnte. Deshalbwird das Fest in der Steiermark am23. April, in Niederösterreich dagegen einenTag später gefeiert. Der zu den 14 Nothelfernzählende legendenumwobene Heiligeist allerdings seit einem halben Jahrhundertaus dem Heiligenkalender gestrichen.98bDer Wolfbanner beim EschauerDie schaurige Verwandlung eines Menschenin einen reißenden Wolf ist aus Filmenund Büchern bekannt. Auch Sagenerzählen davon. Die Verwandlung in Tierewurde <strong>zur</strong> Zeit der Hexenverfolgungen mitdem Pakt mit dem Teufel in Verbindunggebracht und galt als todeswürdiges Verbrechen.Im Jahre 1606 bezichtigte sich derHalter Schreiner selbst dieses Verbrechens.Vor dem Gericht zu Gallenstein sagte eraus, er stehe mit dem Teufel im Bunde undhabe in Wolfsgestalt dem Eschauer dessenSchafe gerissen. Er wisse den Spruch, mitdem er sich in den Wolf und wieder <strong>zur</strong>ückin die Menschengestalt verwandeln könne:Item wann er Schreiner sein menschliche indes Wolffen Gestaldt verkehren oder verwandlenwil, geet er in ainen Wald, machtalda auff der Erden, ainen Khraiß oderRing, steet drein, und ruefft ime also, geherdu Holzhund Teuffel, und wan er khömbt,so wirdet alßbaldt sein Menschen- in ainesWolffengestald gekehret. - Item da er widerumben,die Wolffsart ablegen, und seinmenschliche Gestald haben wil, spreche er:du Saudröckh gesegne dich Gott, strackhsweiche er von ime.Sollten Sie heimlich im Wald beim Eschauerdiesen Zauberspruch ausprobieren, so wirdIhnen die Verwandlung in den „Holzhund“nicht gelingen. Denn zuvor müßten Sie ei-


Bewegen in Natur und Kulturnen komplizierten Pakt mit dem Teufelschließen und dessen Bedingungen sind zwarbeschrieben, werden aber nicht verraten.Palfauer Wacht und SchmuggelwegDie „Dreimärktestraße“ wurde mit demBeginn der Neuzeit für die Versorgung deransässigen und der Eisenerzer Holz- undEisenarbeiter aus dem „österreichischen“Alpenvorland immer wichtiger. Lebensmittelwurden aus den Märkten rund umScheibbs hereingekarrt, schwere Wägenführten die Eisenflossen und das von denHammerwerken geschlagene Eisen hinaus<strong>zur</strong> weiterverarbeitenden Industrie. An derEngstelle der „Palfauer Wacht“ und weiteroben bei der „Mendlinger Maut“ kontrolliertendie Mautner genau die Fracht undkassierten das „Wege- und Zettelgeld“. Sogarein Salz- und ein Weinaufschlag wurdeeingehoben.Die hohen Mauten und die ebenso hohenProviantpreise verleiteten so manchen Einheimischenzum Schmuggeln. Durch denRaffelgraben hinauf über die Grenze nachHollenstein schlichen die „Schwärzer“, beladenmit Lebensmitteln. Der „Schwärzerweg“ist heute als Themenweg ausgestaltetund erzählt von der Not der Lebensmittelbeschaffungin vergangener Zeit.99αDie Kaisergams bei ErzhaldenWir kennen so manche „Kaisergams“ in denOstalpen. Eine eiserne Gämse, manchmalbemalt, steht auf einem Felsen und erinnertan einen guten Schuss des jagdfreudigenKaisers Franz Josef. In der „Kaisergämse“,einem ehemaligen Gasthaus in Erzhalden,wird die Legende gepflegt: Der Kaisersei auf einem Jagdausflug eingekehrt undgegen Abend sei ihm eine Gämse auf dem99


Bewegen in Natur und KulturMendlingstein aufgefallen. Ein Schuss undder Kaiser hatte eine weitere Trophäe.Das Palfauer WasserlochDie Palfauer Wasserlochklamm zählt zuden beeindruckendsten KarstphänomenenÖsterreichs: Inmitten einer steilen und äußerstschwer zugänglichen Felswand am Südhangdes Hochkars befindet sich die mächtigeQuellhöhle. Diese Riesenkarstquelle istdie größte wasserführende Höhle der Steiermark.Entlang von fünf Wasserfällen, schmalenCanyons und felsigen Hohlbecken führt eineSteiganlage mit Holztreppen und -brückendurch die Klamm zum Palfauer Wasserloch.Unerforschte unterirdische Wasserläufe,die Gewalt des Wassers, welche Kalkfelsenzu Schluchten und Höhlungen ausformt,lässt die geheimnisvolle Kraft des ElementesWasser erahnen.101Die Quellen für die 2. Wiener HochquellenwasserleitungSüdlich und östlich von Wildalpen erstrecktsich der Kalkstock des Hochschwabs, welcherzahlreiche ergiebige Karstquellenbesitzt. Vor allem die Kläfferquelle, diegrößte Karstquelle Mitteleuropas, und dieSiebenseequellen, dann die Brunngraben-,Höllbach-, Schreierklamm- und Seisensteinquelleschütten täglich über 220.000 Kubikmeterbestes Trinkwasser, das über eineLeitung, bestehend aus Stollen und Aquädukten,in 36 Stunden nach Wien fließt.Neben dem Besuch des Wasserleitungsmuseumsist ein Spaziergang zu den SiebenSeen empfehlenswert – ein unheimlicher,urtümlicher Gebirgskessel hart am Randeder schattigen Flanken des Hochschwabs.100


Bewegen in Natur und Kultur102Brunnsee – Fastenfische für das StiftAdmontDer idyllisch gelegene Brunnsee zwischenWildalpen und Weichselboden wurde vor170 Jahren vom Stift Admont als riesigerFischteich für Forellen und Saiblingegenutzt. Diese Fische besserten an den über200 „fleischlosen“ Tagen den Speiseplanentscheidend auf. Jährlich wurde in großenLageln (Holzfässern) etwa 3.300 Forellenund 150 Saiblinge durch das Salzatal gekarrt.Beim Pfarrhaus in Palfau wurde übernachtet,der Brunnen lieferte das nötigeFrischwasser für die wertvolle Fracht.Der glasklare See, der aus zahlreichen unterirdischenQuellen gespeist wird, liegtin einer idyllischen Gegend inmitten desgroßen Naturschutzgebietes Hochschwab.Das Ufer ladet zu Spaziergängen ein, es bietet- frei vom Badeseebetrieb – klare Natur.103Der Rothwald – letzter Urwald inÖsterreichEs begann mit dem Abbrennen eines StiftAdmontischen Jagdhauses im Grenzgebiet<strong>zur</strong> Kartause Gaming im Jahre 1399. Umdie weitläufigen und unklaren Grenzen imWaldgebiet des Dürrenstein-Massives strittendie beiden Klöster jahrhundertelang.Allzu unklar waren die Bezeichnungender Gräben und der Kuppen. Der Landesfürstbefahl im 16. Jahrhundert eine großeKommission die Grenzen feststellen zu lassen– wieder vergeblich. Der salomonischeSchiedsspruch lautete: Das strittige Gebietdurfte nicht genutzt werden – keine Holzschlägerung,keine Jagd. Diesem unklarenRechtsverhältnis verdanken wir, dass derRothwald seit Anbeginn unberührt blieb.Baron Rothschild im späten 19. Jahrhundert


Bewegen in Natur und Kulturschließlich untersagte in diesem Gebieteine weitere Nutzung.Heute ist der Rothwald von der steirischenGrenze an nach Norden ein40 km² großes, großteils naturbelassenesWaldgebiet, in dessen Kernzonesogar das Betretungs-verbot gemäßden strengsten Richtlinien der IUCN -International Union for Conservation ofNature – gilt. Der Kreislauf von Wachsen,Altern, Absterben und Sich-wieder-Verjüngender hier wachsenden Fichten, Tannenund Buchen erfolgt ungestört. Der Rothwaldgilt als letzter Urwald in Österreich.* * *Wir hoffen, dass Ihnen dieses Begleitheftviel Freude bereitet hat und freuen unsjetzt schon auf Ihr Wiederkommen.Wildalpen, Siebenseen 1903Wasserfallweg


Bewegen in Natur und KulturRichtiges Verhalten der Wanderer im Gebirge1. Vor jeder Tour die Bergerfahrung undkörperliche Eignung aller Teilnehmer, auchKinder, prüfen. Bergwandern verlangt oftTrittsicherheit und Schwindelfreiheit.2. Genaue Planung an Hand von Tourenbeschreibungenund Landkarten, Auskünfte alpinerVereine und Ortskundiger, zum BeispielHüttenwirte, können entscheidend helfen.3. Auf die entsprechende Ausrüstung undBekleidung achten. Vor allem feste hoheSchuhe mit griffiger Sohle sowie Regen- undKälteschutz sind sehr wichtig.4. Vor dem Aufbruch Weg und Ziel der Toursowie den voraussichtlichen Zeitpunkt derRückkehr dem Hüttenwirt bzw. Hotelier oderFreunden bekannt geben.5. Das Tempo den schwächsten Mitgliedernder Gruppe anpassen. Speziell zu Beginnder Wanderung ist auf langsames Gehen zuachten. Unbedingt andere Teilnehmer beobachten,damit Erschöpfung rechtzeitig erkanntwerden kann.6. Markierte Wege nicht verlassen. GroßeVorsicht beim Begehen von steilen Grashängen,vor allem bei Nässe (Rutschgefahr).Besonders gefährlich ist das Überqueren vonsteilen Schneefeldern bzw. Gletschern.7. Keine Steine abtreten (Verletzungsgefahrfür andere Bergwanderer). SteinschlaggefährdeteStellen sollen einzeln, rasch undohne anzuhalten passiert werden.8. Wenn das Wetter umschlägt, Nebel einfällt,der Weg zu schwierig wird oder inschlechtem Zustand ist, umkehren. Das istkeine Schande, sondern ein Zeichen der Vernunft.9. Tritt ein Unfall ein, Ruhe bewahren.Sollte man sich nicht selbst helfen können,durch Handy, Rufen, Lichtzeichen oder Winkenmit großen Kleidungsstücken versuchen,Hilfe herbeizuholen. Ein Verletzter ist in derRegel am Unfallort zu belassen und darf nie-


Bewegen in Natur und Kulturmals alleine gelassen werden.10. Tier- und Pflanzenwelt schonen,Abfälle ins Tal mitnehmen.11. Verhalten mit Tieren auf Almen:Kühe, Kälber, Schafe, Pferde usw. nicht reizen,sondern sich „ganz normal“ verhaltenund keine Angst zeigen. Wege auf Almweidennicht verlassen und Tiere mit großemAbstand umgehen.12. Hunde unbedingt an der Leine führen.Der Hund darf keinesfalls auf die Weidetierelosjagen, besonders Mutterkühe bangen umihre Kälber. Sollte allerdings ein Weidetierden Hund attackieren, diesen zum eigenenSchutz einfach laufen lassen.Bitte nehmen Sie genügend Proviant undKleidung zum Wechseln mit auf Ihre Wanderung.Denken Sie daran, dass das Wetterrecht schnell umschlagen kann: Regenschutzund warme Kleidung - suchen Sie einen Unterstandauf und warten Sie ab.Alpiner Notruf: 140Internationaler Notruf: 112(Quelle: UIAA/VAVÖ)


Bewegen in Natur und KulturUnsere Partner:Nationalpark Gesäuse GesmbHWeng 2 - 8913 Weng im GesäuseT +43 3613/211 60 20www.nationalpark.co.atinfo@nationalpark.co.atNaturpark Steirische EisenwurzenMarkt 35 - 8933 St. GallenT+43 (0) 664/886 56 410T +43 (0) 664/886 56 411www.eisenwurzen.comnaturpark@eisenwurzen.comBenediktinerstift AdmontKirchplatz 1 - 8911 AdmontT +43 (0)3613/2312-601www.stiftadmont.atkultur@stiftadmont.atGeoZentrum GamsGams Nr. 145 - 8922 Gams bei HieflauT +43 3637 206www.geoline.atgde@gams-hieflau.steiermark.at(Europäischer Geopark - Mitglied im GlobalGeopark Network unter der Schirmherrschaftder UNESCO)Steiermärkische LandesforsteForstdirektion AdmontHauptstraße 28 - 8911 AdmontT +43 3613 2403www.landesforste.atTVB Alpenregion Nationalpark GesäuseHauptstraße 35 - 8911 AdmontT +43 3613 21160-10www.gesaeuse.atinfo@gesaeuse.at


Bewegen in Natur und KulturNotizen - Gedanken - Ideen


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Bewegen in Natur und Kultur - zwischen Enns & SalzaDas GesäuseBild: WasserlochklammWir danken allen Beteiligten:Karo Scheb, Ing. Andreas Hollinger,Josef Hasitschka, Ernst Kren, TeamAlpenregion Nationalpark Gesäuse,Team AlpsteinFotorecht:Ernst Kren, Ing. Andreas Hollinger,Paul Holzinger, Josef Hasitschka,Archiv TVB AlpenregionNationalpark Gesäuse,Idee, Satz & GestaltungThomas E. Drechsler (CEO)Alpenregion Nationalpark GesäuseDruck:klampferdruck - universitätsdruckereiwww.klampfer-druck.at

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