kommen zu treffen, um den Zugang liechtensteinischer Patienten zu sichern? Ausserdem sollenjetzt ja auch noch Privatkliniken in Triesen und Gamprin entstehen. Da sind wir doch im Spitalbereichin unserer engen Region bereits überversorgt!Die AHV kann kurzfristig und mittelfristig ihre Leistungen noch erbringen, doch angesichts der demografischenEntwicklung bleibt <strong>die</strong> langfristige Finanzierung ungelöst. Wie können nach IhrenVorstellungen <strong>die</strong> Altersrenten langfristig gesichert werden?Alle Staaten weltweit, <strong>die</strong> solche Systeme eingeführt haben, stehen vor dem gleichen Problem.M<strong>eine</strong>s Wissens wurden <strong>die</strong> ersten Pensionsversicherungen im 19. Jahrhundert, im Zweiten DeutschenReich unter Bismarck, eingeführt. Damals ist <strong>die</strong> staatliche Pension auf <strong>die</strong> Lebenserwartungausgerichtet worden. Diese 65 Jahre, <strong>die</strong> als Pensionsalter festgelegt wurden, entsprachen damalsder Lebenserwartung. Heute liegt <strong>die</strong> Lebenserwartung aber bei über 80 Jahren. Wenn man bei<strong>die</strong>sem System bleibt, müsste man das Pensionsalter auf 85 Jahre festlegen. Damit will ich nichtsagen, <strong>dass</strong> man das Pensionsalter so weit hinaufsetzen muss, aber <strong>eine</strong> starke Erhöhung des Pensionsaltersist wahrscheinlich notwendig.Die Finanzplanung sieht im Basisszenario bis 2016 <strong>eine</strong>n Reservenabbau von 446 Mio. Franken vor.Dabei sind Investitionsprojekte wie Landesspital, Ersatzbau LG, SZU II und S-Bahn FL.A.CH nochnicht berücksichtigt. In welche Projekte darf das Land angesichts des Spardrucks überhaupt nochinvestieren?Persönlich denke ich, sollte man in absehbarer Zeit in k<strong>eine</strong>s <strong>die</strong>ser Projekte investieren.Kann sich ein Staat nicht irgendwann einmal auch zu Tode sparen? Wäre es nicht sogar sinnvoll,grössere Bauprojekte in Angriff zu nehmen, um <strong>die</strong> Konjunktur im Inland anzukurbeln?Man kurbelt dabei kurzfristig <strong>die</strong> Bauindustrie an, doch was übrig bleibt, sind meistens <strong>die</strong> Verschuldungund hohe Unterhaltskosten. Man müsste schon sehr genau untersuchen, was sich wirklichlohnt. Bei uns stellt sich bei grösseren Bauprojekten zudem <strong>die</strong> Frage, wie viele Aufträge insAusland gehen und wie viele Steuergelder damit ins Ausland fliessen. Wir leben ja im Wesentlichenvon der Exportindustrie und dem Finanzplatz. Mit solchen Programmen helfen wir <strong>die</strong>sen nicht.Was kann <strong>die</strong> Politik überhaupt unternehmen, um angesichts der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise,der Schuldenkrise in Europa und der Frankenstärke <strong>eine</strong> sinnvolle Wirtschafts- bzw. Standortförderungvorzunehmen?Die Priorität liegt bei uns sicher jetzt einmal vorderhand beim Sparen. Verglichen mit allen andereneuropäischen und aussereuropäischen Staaten sind wir in der glücklichen Lage, wahrscheinlich <strong>die</strong>niedrigste Arbeitslosenquote zu haben. Wir beschäftigen bei uns ja ungefähr so viele Arbeitskräfte,wie wir hier Einwohner haben. Von daher <strong>beste</strong>ht wirklich kein Grund, <strong>die</strong> Wirtschaft anzukurbeln.Im Gegenteil, das wäre rein volkswirtschaftlich gesehen wahrscheinlich ein Fehler. Man würde sichnur <strong>eine</strong> höhere Verschuldung oder höhere Steuern auflasten.Hat der Finanzplatz Liechtenstein das Ärgste bereits überstanden oder wie beurteilen Sie den künftigenDruck vonseiten der EU, der G-20-Staaten, der OECD, der FATF und weiterer internationalerOrganisationen auf <strong>die</strong> liechtensteinischen Finanzintermediäre?Ich <strong>glaube</strong>, <strong>dass</strong> wir das Schlimmste überstanden haben. Der Transformationsprozess auf demFinanzplatz führt natürlich zu <strong>eine</strong>m Strukturwandel. Bei der LGT sehen wir wieder ordentliche Zuflüsse.Aber das ist sicher von Bank zu Bank unterschiedlich. Auch im Treuhandsektor <strong>beste</strong>hen<strong>die</strong>sbezüglich von Unternehmen zu Unternehmen relativ <strong>grosse</strong> Unterschiede.4
Was <strong>die</strong> Neuregelung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche betrifft, konnte das Religionsgemeinschaftengesetzim Dezember vom Landtag verabschiedet werden. Zur vorgesehenen Paketlösunggehören noch <strong>die</strong> zweite Abstimmung im Landtag über <strong>die</strong> entsprechende Verfassungsänderungsowie <strong>die</strong> Genehmigung des Konkordats. Inwieweit sind Sie mit dem bisherigen Entflechtungsprozessund den beschlossenen <strong>Lösung</strong>en wiez. B. der Mandatssteuer zufrieden?Der Entflechtung stehe ich grundsätzlich positiv gegenüber. Es ist kein Geheimnis, <strong>dass</strong> ich <strong>eine</strong>klare Trennung von Kirche und Staat für <strong>die</strong> einfachere <strong>Lösung</strong> halte, aber vielleicht ist das jetzteinmal ein Schritt in <strong>die</strong> richtige Richtung.Durchlaucht, wechseln wir noch zu Ihren Tätigkeiten als Chef der Verwaltung des Fürstlichen Vermögens.Am 9. April wird das Stadtpalais Liechtenstein in Wien nach vier Jahren aufwendiger Renovierungsarbeitenund 100 Millionen Euro Investitionsvolumen offiziell eröffnet. Wie laufen <strong>die</strong>entsprechenden Vorbereitungen?Wir sind fast fertig mit der Renovation und deshalb sollte auch der Termin für <strong>die</strong> Eröffnung eingehaltenwerden können.Sie selbst haben das Palais erstmals im Jahr 1953 betreten. Wie sehen Ihre <strong>die</strong>sbezüglichen Erinnerungenaus?Da haben <strong>die</strong> Stadt Wien und unser Palais recht traurig ausgeschaut. Überall in der Stadt gab eszerbombte Häuser. Unser Palais wurde zuerst von <strong>eine</strong>r Bombe im Stiegenhaus getroffen. Zwei,drei Tage später ist ein amerikanisches Flugzeug aufs Palais gefallen. Für <strong>die</strong> Goldene Hochzeitm<strong>eine</strong>r Grosseltern 1953 wurde das Palais nur provisorisch hergerichtet. So hatte man das Dacheinigermassen repariert, damit es nicht mehr hereinregnet, aber drinnen hat es noch ziemlich wildausgesehen.In welchem Zustand hat sich das Stadtpalais vor Beginn der Renovation befunden?Wie gesagt, in den 50er-Jahren wurde das Palais nur mit Provisorien hergerichtet. Anfang der 70er-Jahre, als ich <strong>die</strong> Verwaltung übernommen hatte, wurden weitere Renovationen vorgenommen.Dabei hat man aber <strong>die</strong> Prunkräume im zweiten Stock noch ausgelassen. Das wäre damals viel zuteuer und aufwendig gewesen. So hatten wir in <strong>die</strong> Prunkräume einfach Boxen hineingestellt fürBüros, <strong>die</strong> wir dann vermietet haben. Dieser kunsthistorisch wertvolle Teil des Palais ist jetzt restauriertworden. Da und dort wurden strukturelle Schäden behoben und statische Verbesserungendurchgeführt.Neu haben Sie <strong>eine</strong>n dreigeschossigen Tiefenspeicher einbauen lassen. Was werden <strong>die</strong>se Räumeaufnehmen?Diese vollklimatisierten Räume geben uns <strong>die</strong> Möglichkeit, für unsere Sammlungen neben demDepot auf Schloss Vaduz ein modernes zweites Depot zu schaffen und <strong>die</strong> verschiedenen Depots,<strong>die</strong> wir in Österreich hatten, aufzulösen. Das stellt hinsichtlich Betreuung, Sicherheit und konservatorischenAnsprüchen <strong>die</strong> optimale <strong>Lösung</strong> dar.Wie schaut konkret das Nutzungskonzept für das Stadtpalais Liechtenstein an der Bankgasse aus?5