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Gesunde Gemeinde Tagung der Baptisten in Bayern, Ingolstadt ...

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1<strong>Gesunde</strong> <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong><strong>Tagung</strong> <strong>der</strong> <strong>Baptisten</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, <strong>Ingolstadt</strong>GesundWir haben gebetet, wir haben e<strong>in</strong> Bibelwort gehört. Das umgibt uns.Ich habe mir erlaubt, zu Ihrem Thema als weitere Autoritätnicht die Bibel zu befragen, son<strong>der</strong>n die WHO, die Weltgesundheitsorganisation.Wenn ich krank b<strong>in</strong> geh, ich zu me<strong>in</strong>er Ärzt<strong>in</strong>.Aber ich habe dann auch aller meistens schon gebetet und e<strong>in</strong> Bibelwort gelesen.Das umgibt mich.Zur MethodeIch b<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong>; mehr e<strong>in</strong>e Geschichtenerzähler<strong>in</strong>;ich werde mich <strong>in</strong> diesem 1. Impulsan den Gesundheits-Kriterien <strong>der</strong> WHO entlang hangeln;und bitte Euch als E<strong>in</strong>zelne jeweils das festzuhalten, was Dich betrifft.Diese Faktoren haben e<strong>in</strong>e Menge Fragen ausgelöst;wenn Du denkst, dass Du e<strong>in</strong>er nachgehen möchtest, halt Sie bitte fest.Im Anschluss ist Zeit für Rückfragen, für Austausch, Diskussion.WHOLaut WHO bedeutet gesund zu se<strong>in</strong>, mehr als das Fehlen von Krankheit;es ist (ZITAT) „e<strong>in</strong> Zustand des vollständigenkörperlichen, seelisch-geistigen und sozial-materiellen Wohlergehens“.Dem schließe ich mich e<strong>in</strong> Mal an.Zum Gesundse<strong>in</strong> gehören alsokörperliche Aspekte, seelische und sozial- materielle.Ich frage: Was bedeutet das für e<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>?Stimmt, was für den E<strong>in</strong>zelnen wahr ist, auchfür die Geschwister-Gruppe Kirche Ko<strong>in</strong>onia Fellowship christliche Geme<strong>in</strong>schaft?


2Sozial-materielle FaktorenAlso: Körperliche, seelisch-geistige und sozial-materielle Faktoren.Beg<strong>in</strong>nen wir mit Letzteren:Laut WHO ist es bedeutend für die Gesundheit e<strong>in</strong>es Menschen,dass er soziale Sicherheit erlebt,m<strong>in</strong>imalen Wohlstand und e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>igermaßen sichere Wohnsituation.E<strong>in</strong> Mensch braucht, um gesund se<strong>in</strong> zu könnenZugang zu frischem, sauberem Tr<strong>in</strong>kwasser, er braucht ausreichend Nahrung,erreichbare, sanitäre Anlagen, Obdach, Schutz vor Kälte, Hitze, Gewalt, Übergriffen.Weltweit s<strong>in</strong>d diese sozial-materiellen Bed<strong>in</strong>gungen vielerorts nicht erfüllt.Alle 30 Sekunden stirbt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dmeistens an Mangelernährung, o<strong>der</strong> an Malaria, Denguefieber, an Aids.K<strong>in</strong><strong>der</strong> sterben auch oft an Krankheiten, die an sich nicht (mehr) lebensgefährlich s<strong>in</strong>d,aber weil sie nicht genügend Abwehrkräfte haben, erliegen sie;und weil es ke<strong>in</strong>en Zugang gibt zu Medikamenten.Und wir <strong>Gesunde</strong>n, mit Zugang zu Tr<strong>in</strong>kwasser und mediz<strong>in</strong>ischer Versorgung...Wir mit den Vorsorge-Untersuchungen, dem guten Essen und Urlaub wissen:Niemand kann uns garantieren, dass wir nicht morgen die Diagnose bekommen.Und darüber h<strong>in</strong>aus:Wir Reichen fragen uns, ob wir nicht auch krank s<strong>in</strong>d, mit-<strong>in</strong>fiziert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt,die an so viel Not leidet, die fiebert vor Ungerechtigkeit.Und die <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>?S<strong>in</strong>d die materiellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen entscheidend für ihre Gesundheit?Wir müssen wohl sagen: Ne<strong>in</strong>.Die weltweite <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> Jesu erfüllt die Bed<strong>in</strong>gungen nicht.Sie ist oft ärmer.Sie ist M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten-Kirche,umgeben von an<strong>der</strong>en Weltreligionen o<strong>der</strong> Weltanschauungen.An e<strong>in</strong>igen Orten wird die Kirche auch verfolgtwie <strong>in</strong> Nordkorea, Iran, Somalia, Birma.Oft hat die Kirche ke<strong>in</strong>e großen Gebäude, son<strong>der</strong>n ist <strong>in</strong> Hauskirchen organisiert,wie <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a.


3Und doch müssen wir oft sagen: Sie ist gesund! Trotzdem. Oft gesün<strong>der</strong> als wir.E<strong>in</strong>e süd<strong>in</strong>dische Blechhütten-Kirche kann äußerst vital se<strong>in</strong>und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er amerikanischen Megachurch kann uns übel werden.E<strong>in</strong>e verfolgte Hauskirche <strong>in</strong> Tansania hat mich mehr zum Lachen gebracht,zum Freuen, als die wohlhabende mo<strong>der</strong>ne Citykirche <strong>in</strong> Düsseldorf.Also: Zum Gesundse<strong>in</strong> gehören sozial-materielle Aspekte;stimmt für den E<strong>in</strong>zelnen; ist trotzdem ke<strong>in</strong>e Garantie; auch Reiche sterben.Stimmt nicht für die <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>;die verfolgte Kirche wächst am Schnellsten; die arme Kirche am Allerschnellsten.Und übrigens auch umgekehrt gibt es ke<strong>in</strong>e Garantie:Nicht jede Armen-Kirche ist gesundund nicht jede Mega-City-Prunk-<strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> ist gleich auch krank.Wir merken also, 1. kle<strong>in</strong>es Fazit: Wie es außen aussieht, sagt noch nicht viel.Und das kl<strong>in</strong>gt jetzt sehr schlicht; aber es ist mir sehr wichtig.Ich begegne immer wie<strong>der</strong> Menschen, Kolleg<strong>in</strong>nen, Freunden,die gehören zu <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>n, die von außen ganz gesund aussehen;die sogar bekannt s<strong>in</strong>d, o<strong>der</strong> chic, <strong>in</strong>, angesagt, viel zitiert,und trotzdem werden sie den E<strong>in</strong>druck nicht los, dass etwas nicht stimmt.Nach außen ist alles richtig; je<strong>der</strong> <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>-Check wird mit E<strong>in</strong>s bestanden.Und trotzdem: Dir bliebt die Luft weg. Du bist verkrampft.Dir fehlt plötzlich Rückgrat. (Das ist noch ke<strong>in</strong> Bandscheibenvorfall,aber Du stehst nicht mehr gerade, sagst nicht mehr, was Du eigentlich denkst).Bestimmte Begegnungen gehen Dir an die Nieren.Du weißt, etwas ist falsch; aber nach außen ist doch alles perfekt –und so traust Du De<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>druck nicht;Du bist vielleicht (noch) nicht krank; aber häufig gekränkt.Wenn es Euch so geht, wenn es Dir so geht:Du bist mit dieser Erfahrung nicht alle<strong>in</strong>e.Wie es außen aussieht, sagt noch nicht viel.Und ich, die ich heute zu Euch von außen komme, möchte Euch gerne ermutigen:Trau Dir!


4Mit Arundhati Roy gesprochen:Vergiss niemals de<strong>in</strong>e eigene Bedeutung.Gewöhn dich nie an die Geme<strong>in</strong>heit, an die Kälte, an die Unstimmigkeit.Vere<strong>in</strong>fache nicht, was komplex ist und verkompliziere nicht, was e<strong>in</strong>fach ist.Respektiere Stärke, aber nicht bloße Macht.Beobachte. Versuche, zu verstehen. Guck nicht weg.Wie es außen aussieht, sagt noch nicht viel.Auch das Umgekehrte habe ich übrigens schon erlebt:Erst neulich...Da musste sich e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> fast verteidigen, als sie von ihrer <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> erzählte.Kollegen können so kalt se<strong>in</strong>... Wie heißt das, wo Du h<strong>in</strong>gehst?(Gesichtsausdruck: Nie gehört. Kann das was se<strong>in</strong>?)Ist das dieser Pastor XY. Ne<strong>in</strong>. Ach.Wurde davon nicht neulich <strong>in</strong> aufatmen erzählt? Ne<strong>in</strong>. Ach.Band? Ne<strong>in</strong>. Ach. Beamer? Ne<strong>in</strong>. Ach.Traverse, Le<strong>der</strong>sofas, Bücher<strong>in</strong>sel? Ne<strong>in</strong>. Ach. Ach Ach.Aber als sie dann erzählte, (als man sie endlich ließ),von ihrer sche<strong>in</strong>bar langweiligen, unbekannten, kle<strong>in</strong>en Durchschnittsgeme<strong>in</strong>de,da wurde es andächtig.Weil sie glaubhaft rüberbrachte: Hier gibt es Zusammenhalt, Inspiration.Ihre ganze Familie freut sich am Sonntag auf den Gottesdienst.Ihre Entscheidung, sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Asyl-Gruppe“ zu engagieren, hatte sie nie bereut.Zum Hauskreis-Grillen neulich waren die Nachbarn dazu gekommen.Sie fühlte sich wohl.Wie es außen aussieht, sagt noch nicht viel. So o<strong>der</strong> so.Weiter. Bleiben körperliche Aspekte und seelisch-geistige.


5Körper: GeneDie Gesundheit e<strong>in</strong>es Menschen hängt auch an körperlichen Faktoren.Das me<strong>in</strong>t z.B. genetische Faktoren:Diabetes. Rheuma. Grüner Star.Wie heißt es so schön?Hilfe, ich wird immer mehr wie me<strong>in</strong>e Mutter...Muss ich denn die äußerlichen Formen erben,z.B. De<strong>in</strong>e Hüften, die beg<strong>in</strong>nen langsam auf mich abzufärben,ich gehe <strong>in</strong> die Breite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte, seh ich Fotos, merk ich, das ist bei uns Sitte;Generationen schon mit breitem Becken, das kann Verzweiflung bei mir wecken, dennahne ich, verzicht ich auch auf Sahne, Zucker, Butter,ich seh am Ende aus wie me<strong>in</strong>e Mutter.Und die <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>?Ja, wir s<strong>in</strong>d Erben.Ob wir gesund s<strong>in</strong>d, hat mit dem zu tun, was uns mitgegeben wurde.Etwas von me<strong>in</strong>em Erbe ist dies:Wenn me<strong>in</strong>e Großmutter kochte, dann erzählte sie Geschichten.Sie konnte vom Hunger erzählen und davon, wie Worte satt machen.Vom Krieg und wie e<strong>in</strong> Riegel Schokolade e<strong>in</strong>en Fe<strong>in</strong>d zum Schmelzen brachte.Sie wusste von Bücherverbrennungen und dass man Schriftsteller töten kannund nannte manche Worte unsterblich.Sie nährte immer die Hoffnung, dass e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Welt auf dem Weg ist.Sie besuchte die Kirche/ <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>, ja, besuchte sie wie e<strong>in</strong>e alte Freund<strong>in</strong>.Und war überzeugt: Man br<strong>in</strong>gt etwas mit; wie Blumen o<strong>der</strong> Pral<strong>in</strong>en.Man hört nicht nur zu, man teilt, was man hat.Sie mischte sich e<strong>in</strong>.Sie erntete Erdbeeren und Himbeeren und Erde und Himmel waren ihr heilig.Sie brachte für mich die Welten zusammen.Glauben und Taten. Trotz und Feier.Denn „Worte s<strong>in</strong>d ja gut, aber Hühner legen Eier...“ (Elazar Benyoetz)Manchmal schon kam mir <strong>der</strong> Gedanke:Sie wäre e<strong>in</strong>e großartige Bischöf<strong>in</strong> gewesen...


6Sie sagte:Kochen lernst Du, <strong>in</strong>dem du kochst, und dann merkst, was schmeckt.Mut lernst Du, <strong>in</strong>dem Du mutig bist.Und Gottvertrauen lernst Du auch so:Indem Du De<strong>in</strong>e Seele De<strong>in</strong> Leben lang an diese große Idee gewöhnst.Wer s<strong>in</strong>d De<strong>in</strong>e Großeltern? De<strong>in</strong>e Glaubensmutter? De<strong>in</strong> Glaubensvater?Magst Du, was sie Dir mitgegeben haben?Kannst Du es würdigen? Hast Du Dich davon emanzipiert?Bist Du gehorsam? Warum? Aus Angst? Aus Überzeugung? Weil es Dir gut tut?Bist Du hörig?Wer s<strong>in</strong>d De<strong>in</strong>e Erzeltern? Von wem hat De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> ihre Gene?Hast Du Dich schon Mal bedankt bei Ihnen? Bei den Guten?Eltern, die uns zum K<strong>in</strong><strong>der</strong>gottesdienst gebracht haben.E<strong>in</strong>e Jugendgruppenleiter, die toll erzählen konnte.E<strong>in</strong> Chorleiter<strong>in</strong>, <strong>der</strong> uns mitnahm <strong>in</strong> die Lie<strong>der</strong>.Der Lehrer, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Anstoß gab für e<strong>in</strong>e Lebensberufung.Die Missionar<strong>in</strong>, die erzählte von ihren Erlebnissen unterwegs.Und wie lebst Du, wie lebt De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> unser großes Erbe?Ist es als jüdisch-christliches Erbe zu erkennen?Wirkt es amerikanisch? Wirkt es deutsch?Ist es vor allem baptistisch? Kirchlich? Erkennbar jesuanisch?Wir haben e<strong>in</strong> Erbe. Es ist schwer.Das Christentum kann verheerend se<strong>in</strong>. Nicht nur im Mittelalter. Bis heute.Und es ist großartig, die große Geschichte, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir uns bergen,die lange vor uns angefangen hatte und über uns h<strong>in</strong>aus reicht.In me<strong>in</strong>er Kirche (<strong>der</strong> eKiR) wird zurzeit diskutiert,wie <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>n mit dem Credo umgehen sollen.Eigentlich hat das Apostolicum e<strong>in</strong>en festen Platz im Gottesdienst.Nun gibt es e<strong>in</strong>ige, die sagen: Das versteht echt niemand.Das glaubt auch echt niemand.


7Empfangen durch den Heiligen Geist. Geboren von <strong>der</strong> Jungfrau Maria.H<strong>in</strong>abgestiegen <strong>in</strong> das Reich des Todes. Aufgefahren <strong>in</strong> den Himmel.Das kann man niemandem mehr zumuten.Und dann werden neue Worte gefunden; jeden Sonntag e<strong>in</strong>e neue Variante.Ich sehe das mit großer Ambivalenz.In me<strong>in</strong>er <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> gibt es e<strong>in</strong> Credo; tr<strong>in</strong>itarisch, gleichzeitig sagbar;es hat sich seit 12 Jahren kaum verän<strong>der</strong>t;was lang ist für junge Performer und Experimentalisten...Es passt zu uns. Soweit so gut.Gleichzeitig denke ich: Das ist me<strong>in</strong> Erbe.Ich muss es nicht neu erf<strong>in</strong>den.Ich sage „empfangen durch den Heiligen Geist“ auch trotzig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit,die eigentlich nur noch Selbstempfängnis kennt...„Zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> alten Mönchsväter, so erzählt es e<strong>in</strong>e Geschichte,kam e<strong>in</strong> Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> von Trauer und Melancholie geplagt wurde.Er gestand dem Vater, dass er nicht e<strong>in</strong>mal beten könne.Und dieser antwortete ihm: „Wenn du schon nicht beten kannst,so geh doch <strong>in</strong> den Gottesdienst und höre zu, wie die an<strong>der</strong>en beten!“Die Klugheit dieser Antwort liegt e<strong>in</strong>mal dar<strong>in</strong>,dass dem Bru<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Trauer nicht ausgeredet wird.Er darf trauern, er wird nicht zum Beten gezwungen, wo er nicht beten kann.Zum an<strong>der</strong>en: Er wird nicht alle<strong>in</strong> gelassen.Die an<strong>der</strong>en Mönche, die Brü<strong>der</strong>, die Geme<strong>in</strong>schaft wird ihm als Beter gezeigt,und es wird ihm dar<strong>in</strong> gesagt:So warst du gestern selbst, und so wirst du morgen se<strong>in</strong>, betend und preisend.Die Geme<strong>in</strong>schaft macht den Bru<strong>der</strong> sich selber vergleichbar.Indem sie betet, weigert sie sich, den augenblicklichen Zustand des Bru<strong>der</strong>sals den endgültigen anzunehmen.“(nach Fulbert Steffensky „Kommunität, geme<strong>in</strong>same Entzifferung <strong>der</strong> Welt“)


8Ich darf mich e<strong>in</strong>reihen. In e<strong>in</strong>e Geschichte, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Bekenntnis, e<strong>in</strong>en Glauben,den ich nie zu Ende begriffen habe, den ich bezweifele, den ich liebe.Ich muss nicht alles und vollkommen bejahen, das kann ich gar nicht.Das Neue Testament nennt das die „Wolke <strong>der</strong> Zeugen“.Liebe <strong>Baptisten</strong>. Wolke, Erbe, das ist Mart<strong>in</strong> Luther K<strong>in</strong>g. (Habt Ihr Glück!)Terese von Avila. Franziskus. Mart<strong>in</strong> Luther. Johannes Calv<strong>in</strong>.Paul Gerhardt. Gerhard Tersteegen. Johann Sebastian Bach. Z<strong>in</strong>zendorf.Dietrich Bonhoeffer. Jochen Klepper. Sophie Scholl.Anne Frank. Von Bodelschw<strong>in</strong>gh.Coretta K<strong>in</strong>g. Bischof Tutu. Mutter Teresa.E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geschichte noch:Neulich wurde ich gefragt:Rechnen Sie eigentlich mit Gott, Frau Bru<strong>der</strong>eck.Rechnen? Warum fragten die nicht: Schreiben Sie mit Gott?Reden Sie mit Gott?Mit Gott Geschichte, Sozialkunde, mit Gott Politik, aber Rechnen?Die Mathematik ist mir unvertraut.Aber dann er<strong>in</strong>nerte ich e<strong>in</strong>e Erzählung,die die Zahlen und das Erzählen zusammenbrachte:Die Drei ist die eigentliche Zahl Gottes.Alle guten D<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d drei.Zeit, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.Anfang, Mitte, Ende.Kle<strong>in</strong>ste E<strong>in</strong>heit aus Vater, Mutter, K<strong>in</strong>d.Heilig, heilig, heilig, dreifaches Loblied <strong>der</strong> Engel für den drei-e<strong>in</strong>igen Gott.Vater, Sohn und Heiliger Geist.Schöpfer, Menschenk<strong>in</strong>d und Heilige Geistkraft.Und die Vier ist die Weltzahl.Elemente, Wasser, Feuer, Erde, Luft.Himmelsrichtungen. Norden, Süden, Ostern, Westen.Jahreszeiten. Frühl<strong>in</strong>g, Sommer, Herbst und W<strong>in</strong>ter.Vier Temperamente. Vier Flüsse hat das Paradies.Vier Arme das Kreuz.Drei und vier s<strong>in</strong>d heilig,Drei plus vier, sieben und drei Mal vier, zwölf, daher auch.


9E<strong>in</strong>e alte Jüd<strong>in</strong> erzählte:Man gab uns e<strong>in</strong>e Nummer. Um uns abzuzählen. Zur Kontrolle.Aber es war mehr: Wir wurden für sie zu e<strong>in</strong>er Nummer.Zur nackten Zahl.Ohne Namen waren wir ke<strong>in</strong>e Menschen mehr, son<strong>der</strong>n D<strong>in</strong>ge.Miriam wurde 563, Esther 247, Lea 111, Rachel 90, Eva 624, Schimona 83.Ich, die Sarah, wurde die 708. Es war ohne Würde.E<strong>in</strong>es Abends, es war kalt, wir hatten Hunger,unterbrach Rachel unser stumpfes Gespräch über Sorgen, Heimweh, Ängste…Sie zeigte auf Schimona: 83!Zweimal vierzig, wie 2 Mal durch die Wüste, plus drei, Heilig, heilig, heilig, bedeutet:Der Ewige br<strong>in</strong>gt uns <strong>in</strong>s gelobte Land. Wir staunten.Schimona reagierte sofort. Eva! 624.Zuerst ist alles 6, nur noch halb so schön,aber am Ende 24, zwei Mal die 12, doppelt so schön! Eva. De<strong>in</strong>e Zahl sagt es.Wir konnten nicht mehr aufhören. 111. Lea.90 Jahre alt wurde Mose, <strong>der</strong> für uns ist wie e<strong>in</strong> Vater.Bleiben 21. Drei Mal die sieben, drei Mal die M<strong>in</strong>ora, <strong>der</strong> ewige Leuchter:De<strong>in</strong>er, <strong>der</strong> de<strong>in</strong>er Tochter und <strong>der</strong> de<strong>in</strong>er Enkel<strong>in</strong>.Durch die Generationen ist <strong>der</strong> Ewige treu.708. Lea sah mich an. Sarah. Was würde sie sagen?Nach sieben Tagen schickte Noah die Taube aus.Es geschah, Null, lange nichts. Aber acht, achte darauf, sie kommt wie<strong>der</strong>;und <strong>der</strong> Bund besteht, es soll nicht aufhören, Sommer und W<strong>in</strong>ter, die 4 Jahreszeiten;8 bedeutet, 2 Mal vier; es wird sich wie<strong>der</strong>holen.Immer neue Ideen sprudelten. Waren wir verrückt geworden? Ne<strong>in</strong>.Wir waren trotzig. Wir liebten das Leben so sehr.Am Ende überschlugen sich unsere Gedanken.Drei Mal drei Zutaten für e<strong>in</strong> Festessen.Die 22 Buchstaben des Alephbets. Der 23. Psalm vom guten Hirten.Quersummen, Gedenkjahre. Unser Kalen<strong>der</strong>. Die davidische 14. Das Ende des Exils.Selbst die nackten Zahlen konnten e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Geschichte erzählen.So etwas erleben nur Menschen, die e<strong>in</strong> Erbe haben, es kennen, se<strong>in</strong>en Schatz hüten.


10Körper: Umwelt & NahrungNun, beim Körper geht es (zum Glück) nicht nur um Gene.Auch um Nahrung. Spurenelemente. Vitam<strong>in</strong>e. Umwelt. Licht. Boden. Luft.Wird regelmäßig durchgelüftet? Gibt es Licht? Künstliches o<strong>der</strong> echtes?Ist es warm o<strong>der</strong> muss man frieren? Gibt es Grün? Frische Blumen?O<strong>der</strong> Ficus Benjam<strong>in</strong>is aus Plastik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Terracotta-Schale?Braune Herbstastern im Frühl<strong>in</strong>g? Tulpen? E<strong>in</strong>en Weihnachtsbaum mit Äpfeln?Ist die Umwelt <strong>in</strong>spirierend, wohltuend, sonntäglich?Womit hat man Dich gefüttert?Was gibt es bei Dir <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> zu essen?Ganz praktisch: Erschöpft sich Gastfreundschaft <strong>in</strong> rotem Tee und alten Salzstangen?Milchspeise? Schwarzbrot? Buffet? O<strong>der</strong> gibt man Dir süßen, giftigen Brei?Wird De<strong>in</strong> Herz mit Hoffnung gefüttert?Ist das Wasser verkalkt, abgestanden? O<strong>der</strong> frisch und Durst löschend?Gibt es auch Bier? We<strong>in</strong>? Prosecco? Baileys? Bionade?Ist <strong>der</strong> Kaffee von Tchibo o<strong>der</strong> fair gehandelt? Ist das nur e<strong>in</strong>e Geschmacksfrage?Was nimmst Du zu Dir? Was steht <strong>in</strong> De<strong>in</strong>er <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> auf <strong>der</strong> Speisekarte?Ist es schwer verdaulich? Bekömmlich? Muss man kauen? Würgen? Schlucken?Macht es satt? Ist es lecker? Weckt es Appetit auf mehr?Regt es an zum Selberkochen?Ich komme aus Essen.Sie wissen ja, was Gott rief, als er das Ruhrgebiet schuf? „Essen ist fertig“.Ich komme aus Essen und ich gehe gerne essen.Ich koche auch gerne.Oft br<strong>in</strong>gt mich diese Welt zum Kochen.Und das Kochen br<strong>in</strong>gt mich dann oft zum Beten.Schnippeln, Rühren, Abschmecken hat etwas Meditatives für mich.Gäste zu haben ist mir heilig.Selber zu Gast se<strong>in</strong>, genieße ich meistens sehr.Neulich sitze ich mit me<strong>in</strong>er Freund<strong>in</strong> Nicola im Café Oliv,Zuhause <strong>in</strong> unserem Stadtteil.Hier gibt es das beste <strong>in</strong>dische Massala-Curry-Gemüse außerhalb Indiens.


11Da fragt sie: Hat die Seele auch Hunger? Was me<strong>in</strong>st du?Ich habe das Gefühl, ich habe gut gegessen, aber ich b<strong>in</strong> noch nicht satt.Satt, aber hungrig.Sehnsucht meldet sich zu Wort. Solange bis sie gestillt ist.Die <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>, me<strong>in</strong>e Kirche war für mich schon oft und immer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Ort,an dem ich me<strong>in</strong>e Sehnsucht teilen konnte.Den Hunger nach Gerechtigkeit. Den Durst nach Schönheit.Den Wunsch, Verwobenheit zu erleben. Achtsamkeit zu üben.Oft habe ich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Trostkraft erlebt;und auch versucht, sie selber zu vermitteln.<strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> war aber auch immer wie<strong>der</strong> Mal e<strong>in</strong> Ort, an dem ich nicht satt wurde.Mich abgespeist fühlte.Ich kam mit Durst. Man hat mir die Zusammensetzung von H2O erklärt.Aber ich habe nichts zu tr<strong>in</strong>ken bekommen.Das drückte <strong>der</strong> große persische Dichter Hafiz e<strong>in</strong>mal so aus:Warum Gottes Speisekarte nur studieren?Menschensk<strong>in</strong><strong>der</strong> - lasst uns essen.“(Me<strong>in</strong> Herz im Spiegel de<strong>in</strong>er Augen, S. 47)Oft habe ich erlebt, dass Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> ihr Vermissen teilen.Ihre Träume, ihren Wunsch nach Segen und Frieden, für ihre Seele,für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>, für alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Familie Mensch.Wie sie hier! schufen, was ihnen fehlt, (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche wie <strong>in</strong> dieser Welt):S<strong>in</strong>nlichkeit und Tiefe,Ausdrucksformen, die jenseits <strong>der</strong> Worte liegeno<strong>der</strong> Worte, die nicht herrisch daherkommen;Demokratie, wahre Beteiligung, Ermutigung zum Kühnen.Und dass „Kosten“ nicht nur Geld und Rechnen me<strong>in</strong>t,son<strong>der</strong>n auch Probieren und köstliches Experiment.


12Oft habe ich me<strong>in</strong>e Sehnsucht auch an an<strong>der</strong>en Orten geteilt:zum Beispiel im „Spirituellen Kochkurs“.Ich denke an e<strong>in</strong>en Abend.Djamila bereitete Cous-Cous zu. Es duftete verführerisch.Sie geriet <strong>in</strong>s Erzählen beim Kochen:„Perser s<strong>in</strong>d so gastfrei,dass man oft schon von den Vorspeisen satt wird.Wie oft hat me<strong>in</strong>e Mutter das Hauptgerichtwie<strong>der</strong> zurück <strong>in</strong> die Küche gebracht...“Djamila. Ihr Name bedeutet „die Schöne“.Ihre Heimat ist Shiraz, <strong>in</strong> Fars, im südlichen Iran.Das Erzählen brachte sie <strong>in</strong>s Er<strong>in</strong>nern:„Wo ich herkomme – me<strong>in</strong>e Stadt – ist berühmtfür ihre Gärten und die Rosenzüchtungen.Und für den We<strong>in</strong>,die Reben s<strong>in</strong>d süß und schmecken nach dunklen Beeren.Und die berühmtesten persischen Dichter s<strong>in</strong>d hier begraben.Wusstet ihr das?“E<strong>in</strong>ige sagten, ne<strong>in</strong>,unsere Bil<strong>der</strong> von De<strong>in</strong>er Heimat sehen an<strong>der</strong>s aus. Staubiger.Djamila nickte, lächelte,zw<strong>in</strong>kernde Tränen <strong>in</strong> den Augen, Cous-Cous an den F<strong>in</strong>gern.Da legte Shanti den Arm um sie. Ihr Name bedeutet Friede.Nicola, <strong>in</strong>tuitiv wie sie se<strong>in</strong> kann, berührte kurz die Klangschale.Da – neigten wir alle den Kopf.Wir schwiegen.Als wir wie<strong>der</strong> aufsahen, trafen sich unsere Blicke.Der Moment war heilig.Wir haben verschiedene Namen für Gott.Aber wir waren uns e<strong>in</strong>ig und nah.(Charda seufzt tief.Ihr Name bedeutet, das erzählt sie immer mit Stolz, Ausreißer<strong>in</strong>. )Und Djamila flüsterte: Liebgew<strong>in</strong>nen ist e<strong>in</strong> gutes deutsches Wort.


13Würde die Welt doch öfter geme<strong>in</strong>sam essen, denke ich,sie würde, nahezu unvermeidlich geme<strong>in</strong>sam beten.Und könnte so auch lieben lernen.Intuitiv, wie sie se<strong>in</strong> kann.Essen, beten, lieben. Eat, pray, love. Gott... Gespeist, gepilgert, geküsst.Ich wünsche mir e<strong>in</strong>e Kirche, <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>,<strong>in</strong> <strong>der</strong> wir Hunger und Durst teilen.In <strong>der</strong> wir beten. Und Gott verschiedene Namen geben.E<strong>in</strong>e Kirche, die uns dabei unterstützt, Liebende zu werden.E<strong>in</strong>e Kirche, für die sich Tischgeme<strong>in</strong>schaft nicht erschöpft im Abendmahl,<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bissen Brot und e<strong>in</strong>em Schlückchen We<strong>in</strong>;e<strong>in</strong>e Kirche, die Gastfreundschaft übt.Sie muss sie nicht perfekt beherrschen, aber üben.Weltweite Gastfreiheit und konkrete vor Ort mit unseren Nachbar<strong>in</strong>nen.Von außen s<strong>in</strong>d wir verschieden, aber <strong>in</strong>nen, <strong>in</strong>nen haben wir alle e<strong>in</strong> Herz.Körper: BewegungWeiter. Was braucht es noch zur Gesundheit?Ich b<strong>in</strong> immer noch bei WHO-Kriterien.Da folgt als Nächstes: Bewegung.Sport. Körperliche Betätigung. Altergemäß.Schöne Frage: Wird <strong>in</strong> De<strong>in</strong>er <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> getanzt? Volleyball gespielt?Gibt es e<strong>in</strong>en Walk<strong>in</strong>g-Hauskreis? Fußball? Breakdance?Aber mehr noch: Ist de<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> <strong>in</strong> Bewegung?S<strong>in</strong>d die Mitglie<strong>der</strong> beweglich? Und bleibst Du hier beweglich?Kennst Du nur die Argumente <strong>der</strong> Gleichges<strong>in</strong>nten o<strong>der</strong> auch die <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en?Liest Du, was Dich bestätigt?O<strong>der</strong> auch, was herausfor<strong>der</strong>t, irritiert, befremdet?Leistet man sich <strong>in</strong> De<strong>in</strong>er <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> Verunsicherung? Begegnung mit dem Fremden?O<strong>der</strong> wird über das Fremde, An<strong>der</strong>e nur geredet? Vielleicht, ohne es zu kennen.Wie oft trifft sich die <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> draußen? An<strong>der</strong>swo? Außerhalb <strong>der</strong> Räume,<strong>der</strong> gewohnten Umgebung, <strong>der</strong> Gewohnheiten, <strong>der</strong> Gewöhnlichkeit?Wie oft kommt Besuch? Von ganz woan<strong>der</strong>s? Gastprediger?


14Aus dem Ausland? Außerhalb von <strong>Bayern</strong>?Aus den USA? Aus Indien? Afrika? S<strong>in</strong>d Frauen dabei?Predigt <strong>der</strong> Pastor vor allem über se<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gstexte?O<strong>der</strong> darf z.B. e<strong>in</strong>e Perikopenordnung ihm und Euch sperrige Texte zumuten?Kennt die <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> ihre Nachbarn? Die Lokal-Politiker/<strong>in</strong>nen?Aller Parteien? Die Schulen? Die Sozialdienste? Auch die Synagoge? Die Moschee?Könnte es (letzter Punkt und dieser vere<strong>in</strong>t) am Ende des Ramadans?e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Fastenbrechen geben?Die WHO sagt: „Bewegung“ und schränkt e<strong>in</strong>: „Altersgemäß“.Das sollte uns gnädig stimmen.Mit alten Knochen bewegt es sich nicht mehr so leicht.„Das war früher aber besser“ me<strong>in</strong>t ja auch „Früher konnte ich noch besser“.Auch wenn es ganz dynamische 80jährige gibt...E<strong>in</strong>mal habe ich me<strong>in</strong>e Großmutter gefragt:Wie ist das, wenn man nicht mehr geht? Nicht mehr steht?Und dann nicht mehr sitzt? Son<strong>der</strong>n jetzt die meiste Zeit über liegt?Ich me<strong>in</strong>e, unsere Sprache verrät uns unsere Werte:Standhaftigkeit ist wichtig, Stehvermögen, etwas durchzustehen, alles positiv.Aber Nie<strong>der</strong>lagen? Negativ.Aber me<strong>in</strong>e Großmutter sagte: „Ach K<strong>in</strong>dchen.“ Und konnte dann frech gr<strong>in</strong>sen!„Wenn man erlebt hat, was ich erlebt habe: Zwei Weltkriege.Und das ganze Strammstehen. Hände an die Hosennaht.Die Männer, die Jungs, grade stehen beim Fahnenappell.Und wir Frauen, wir standen dann nach dem Krieg, standen Schlange,für e<strong>in</strong> bisschen Brot…Ach, liegen zu dürfen ist auch etwas Wun<strong>der</strong>bares.“Wie sie es sagte, hatte Liegen etwas revolutionär Zufriedenes!!


15Körper: SchlafWeiter. Was braucht die Gesundheit noch? Schlaf.Menschen, die ständig um den Schlaf gebracht werden,weil sie ke<strong>in</strong> festes Dach über dem Kopf haben,weil die Wege zwischen Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt und Slum so weit s<strong>in</strong>d,dass sie nur für wenige Stunden Zuhause se<strong>in</strong> können,weil das Umfeld so bedrohlich ist, dass sie immer mit e<strong>in</strong>em Auge wach liegen,Menschen, die nicht schlafen, werden krank.Ich frage nicht, ob De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> verschlafen ist?Ich frage, ob sie e<strong>in</strong>en gesunden Schlaf hat? Ob sie schlafen kann?Ob man <strong>in</strong> ihre ruhen kann? Zur Stille f<strong>in</strong>det? Ob sie Dich das Lassen lehrt?Ob es Pause gibt. Kontemplation neben <strong>der</strong> Aktion.Ich möchte wissen, wie e<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> den Sonntag feiert:Als Immer-So-Weiter-Betriebsamkeit mit frommem Touch?O<strong>der</strong> österlich, als gründliche Unterbrechung?Zwischen Arbeit und Leisten und KonsumierenGeld machen und Geld ausgebensoll Stille se<strong>in</strong> und Freude und Staunen und Gebet.Zwischen Aufräumen und Vorbereiten - sollst du s<strong>in</strong>gendas alte Lied von den sechs Tagenund dem e<strong>in</strong>en, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>s ist.Zwischen Wegschaffen und Vorplanensollst du dich er<strong>in</strong>nern an den ersten Morgen, den Anfang <strong>der</strong> Schöpfungals die Sonne aufg<strong>in</strong>g - ohne Zweck -an dem Gott sagte: Sehr gut.Der heilige Tag,an dem du nicht berechnet wurdest o<strong>der</strong> verplant.Die Zeit, die dich auf die Ewigkeit e<strong>in</strong>stimmt.Feier. Absichtslosigkeit. Gelassenheit.E<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>, die gesunden Schlaf nicht kennt, macht auf Dauer krank.


16Letzter Punkt <strong>in</strong> dieser Liste <strong>der</strong> WHO:Körper: SexualitätUm gesund zu se<strong>in</strong>, braucht <strong>der</strong> Mensch e<strong>in</strong>e erfüllte Sexualität;o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en gelungene Sublimierung; funktionierende Umlenkung.Nur e<strong>in</strong> paar Fragen:Wie redet man <strong>in</strong> De<strong>in</strong>er <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> über Sexualität?Wie wird gesprochen über Verliebte, Verlobte, Verheiratete?Wie werden Hochzeiten gefeiert? Wie wird geredet über S<strong>in</strong>gels?Über ungewollt Schwangere? Über K<strong>in</strong><strong>der</strong>lose?Wie wird geredet über Homosexualität?Gibt es Sexismus? Klischees? Festlegungen?Werden Witze gemacht? Witze, bei denen e<strong>in</strong>zelne sich unwohl fühlen?Dürfen ke<strong>in</strong>e Witze gemacht werden?E<strong>in</strong> Priester und e<strong>in</strong> Rabbi sitzen nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> im Flugzeug.Nach e<strong>in</strong>er Weile wendet sich <strong>der</strong> Priester an den Rabbi und fragt:Verlangen eure Gebote immer noch von ihnen, ke<strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong>efleisch zu essen?“Und <strong>der</strong> Rabbi antwortet: Ja. Das ist Teil me<strong>in</strong>es Glaubens.Der Priester fragt nach: Und, haben sie jemals Schwe<strong>in</strong> gegessen?Und <strong>der</strong> Rabbi gibt zu: Ja, e<strong>in</strong>mal konnte ich <strong>der</strong> Versuchung nicht wi<strong>der</strong>stehen,und habe me<strong>in</strong> Versprechen gebrochen.Der Priester nickt verständnisvoll und wendet sich wie<strong>der</strong> se<strong>in</strong>em Buch zu.Nach e<strong>in</strong>er Weile fragt <strong>der</strong> Rabbi:Pater, gehört es immer noch zu ihrem Glauben,dass sie auf Sex verzichten und im Zölibat leben?Und <strong>der</strong> Priester antwortet: Ja. Das ist Teil me<strong>in</strong>es Glaubens.Der Rabbi fragt nach: Und, Pater? Konnten sie <strong>der</strong> Versuchung immer wi<strong>der</strong>stehen?Und <strong>der</strong> Rabbi gibt zu: E<strong>in</strong>mal konnte ich <strong>der</strong> Versuchung nicht wi<strong>der</strong>stehen,und habe me<strong>in</strong> Versprechen gebrochen.Der Rabbi nickt verständnisvoll.Nach e<strong>in</strong>er Weile sagt er: Ist noch viel besser als Schwe<strong>in</strong>efleisch, o<strong>der</strong>?


17Sexualität & <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>.Die Frage, ob e<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> sexy ist, könnte me<strong>in</strong>en:Hat sie Ausstrahlung? Gew<strong>in</strong>nend? Attraktiv? Ist sie anziehend?Und ist sie manchmal auch so, dass sie sich am Liebsten ausziehen würden?Me<strong>in</strong>t – dürfen sie sich hier lieben lassen, schutzlos se<strong>in</strong> und h<strong>in</strong>gebungsvoll?Kennt Ihre <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> Lust? Macht sie Lust? Weckt sie Wünsche?Ist sie eher e<strong>in</strong>e so genannte „alte Jungfer“?O<strong>der</strong> ist sie charmant, werbend, erfüllend, befriedigend, anregend, aufregend?Das Thema betrifft alle, es bedeutet Glück;Trauungen s<strong>in</strong>d gefragt; K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden uns anvertraut, dass wir sie segnen;wir begleiten und feiern Schwellen-Situationen;gleichzeitig kann das Thema Schmerz bedeuten, Scham, Verlust <strong>der</strong> Heimat;denn die Kirche ist die Hüter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Moral, vor allem <strong>der</strong> Sexual-Moralund gleichzeitig hat sie immer wie<strong>der</strong> ihre Macht missbraucht und auch Menschen.Großes Thema. Mehr als genug Stoff für e<strong>in</strong>en ganzen Tag.Belassen wir es an dieser Stelle dabei.Also: Zum Gesundse<strong>in</strong> gehören körperliche Aspekte;Gene, Nahrung und Umwelt, Bewegung, Schlaf.Das 1. kle<strong>in</strong>e Fazit war: Wie es außen aussieht, sagt noch nicht viel.Das 2. kle<strong>in</strong>e Fazit sagt: Was von außen zu Dir kommt, hat Folgen.Drittens gibt es, laut WHO, neben den sozio-materiellen und den körperlichenauch noch geistig-seelische Faktoren.<strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> ist selbst genau so e<strong>in</strong> Faktor.Um gesund zu se<strong>in</strong>, braucht e<strong>in</strong> Mensch Geme<strong>in</strong>schaft.Damit das stimmt, muss die Geme<strong>in</strong>schaft selber gesund se<strong>in</strong>; unser Thema.Die WHO nennt dafür e<strong>in</strong> paar Größen:


18Seele: KontakteGesundheit braucht Kontakte. Erst e<strong>in</strong> Mal so allgeme<strong>in</strong>.Je<strong>der</strong> von uns ist e<strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>al. Und also solche trotzdem auf Geme<strong>in</strong>schaft angelegt.Alles Leben entstammt <strong>der</strong> Begegnung.Deshalb ist Beziehungslosigkeit tödlich.Zuwendung ist das wichtigste Nahrungsmittel für den Menschen.Das gilt für kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> ebenso wie für erwachsene und alte Menschen.Wir brauchen Gespräche, Spiegel, Interesse, Zuwendung.„Hab ich Lieb, hab ich Not.Meid ich Lieb, b<strong>in</strong> ich tot.“ (Clara Hätzerl<strong>in</strong>)Der Mensch braucht den Mitmenschen. Me<strong>in</strong>t: Liebe und lass Dich lieben.Auch die Geme<strong>in</strong>e braucht Kontakte.E<strong>in</strong>e gesunde <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> hat Spiegel. Sie ist im Gespräch.Sie bekommt Feedback. Sie hört h<strong>in</strong>. Sie lässt sich etwas sagen.Sie gehört zu e<strong>in</strong>er größeren Geme<strong>in</strong>schaft; zu e<strong>in</strong>em Bund, zu e<strong>in</strong>er Allianz.Am Besten weltweit.Sie sollte auch <strong>in</strong> Kontakt se<strong>in</strong> (denke ich)mit den an<strong>der</strong>en Weltreligionen und Weltanschauungen, die sie umgeben.Mit <strong>der</strong> Politik. Mit Autoritäten. Mit Menschen. Sie braucht Berührung.Und da, wo sie Berührungs-Ängste hat, muss sie beson<strong>der</strong>s achtsam se<strong>in</strong>.<strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> ist gesund, wenn sie Kontakte för<strong>der</strong>t.So ungesund es ist, wenn e<strong>in</strong>e Familie nur unter sich bleibt,wenn nur <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Sippe gefeiert wird, und geheiratet,so ungesund, wenn e<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> <strong>in</strong>zestuös ist.För<strong>der</strong>t De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> Kontakte?Ermöglicht sie Begegnung? Zwischen Generationen, Lebensstilen?Schafft sie Raum für Austausch? Gibt es e<strong>in</strong>e Hierarchie?Ist sie bekannt, begründet, h<strong>in</strong>terfragbar? Werden alle e<strong>in</strong>bezogen <strong>in</strong>s Gespräch?Wie große ist die Chance <strong>der</strong> Beteiligung?Und, ebenso wichtig, wie hoch ist die Freiwilligkeit?


19För<strong>der</strong>t De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>, dass Du Zeit verbr<strong>in</strong>gst mit De<strong>in</strong>en Liebsten?Und mit <strong>der</strong> Nachbarschaft. Im Vere<strong>in</strong>. Mit Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen?Dass Du Mitglied e<strong>in</strong>er Partei bist?Geht es dabei um Beziehung? O<strong>der</strong> zuerst und e<strong>in</strong>zig im Mission?Also: Haben Freundschaft und Engagement <strong>in</strong> sich e<strong>in</strong>en Wert,o<strong>der</strong> immer und nur das Ziel, den an<strong>der</strong>en für Jesus zu gew<strong>in</strong>nen?Was, wenn dieses Ziel nicht erreicht wird?Weiter mit <strong>der</strong> WHO.Seele: SelbstvertrauenUm gesund zu se<strong>in</strong>, braucht e<strong>in</strong> Mensch Selbstvertrauen. Selbstachtung.Erfolg und Bestätigung. Jede Person braucht Kritik und Lob, Feedback.Damit verbunden ist die Fähigkeit sich als Individuum zu behaupten,sich als Persönlichkeit abgrenzen können.Wie<strong>der</strong> frage ich so:För<strong>der</strong>t De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> das Selbstvertrauen ihrer Mitglie<strong>der</strong>?Weißt Du Dich unterstützt, gefor<strong>der</strong>t, geför<strong>der</strong>t?Erlebst Du, dass Du ermutigt wirst, Dich zu beteiligen? Dich e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen?Gibt es e<strong>in</strong>e gute Art, Feedback zu geben, zu bekommen?Erlebst Du, wie De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> De<strong>in</strong>e Persönlichkeit zum Wachsen br<strong>in</strong>gt?Kommst Du weiter? Lernst Du?Und auch wie<strong>der</strong> so herum gefragt:Ist De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> selbstbewusst?Nicht stolz, aber eben auch nicht geduckt.Ist sie sichtbar? Auff<strong>in</strong>dbar? Ansprechbar?Würde De<strong>in</strong>em Ort etwas fehlen, wenn sie geschlossen würde?Was?


20Immer spannend, wenn es zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>ladung kommt und ich darum bitte,mir die gastgebende Gruppe doch e<strong>in</strong> Mal zu beschreiben.Also die <strong>Baptisten</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>...Nehmen wir lieber e<strong>in</strong> Fremdbeispiel:Ja, wissen Sie, Frau Bru<strong>der</strong>eck,die KircheJesuDesSchmalenWeges e.V. ist nicht so bekannt <strong>in</strong> Breitscheid;aber doch; wir mühen uns; wir s<strong>in</strong>d nicht viele, (wie viele wohl?)und das wurde uns ja auch nicht verheißen; und die Säkular, die Post, die Mo<strong>der</strong>ne,das Fernsehen; und Jesus g<strong>in</strong>g es da ja nicht an<strong>der</strong>s (Jesus hatte e<strong>in</strong>en Fernseher?);wegen <strong>der</strong> Medien auch; und die Konkurrenz;es ist ja eigentlich nirgendwo mehr so wie früher; (aber das ist doch gut, o<strong>der</strong>?);und jetzt die geburtenschwachen; das war ja früher; und Jesus; und an<strong>der</strong>s;wir sollen ja auch an<strong>der</strong>s se<strong>in</strong>; es gibt ja e<strong>in</strong> Zuviel;wir haben zu den ganz mo<strong>der</strong>nen Formen nicht so den Zugang;wir s<strong>in</strong>d da etwas rück; es muss gar nicht so laut und so über; wissen sie;aber es freuen sich alle, dass sie zu uns kommen; wollen wir also beten;es beten ja viele; gerade die Ältesten, die über 100; (Leute? Jahre alt);Licht, Salz und Sauerteig; die Resonanz; nun ja; wenn es nur e<strong>in</strong>en erreicht;man darf sich da ke<strong>in</strong>e Illusionen; die Menschen s<strong>in</strong>d ja auch beschäftigt;ich seh das bei me<strong>in</strong>en eigenen; die s<strong>in</strong>d im Beruf und Hausbau und Reisen;ich seh da bei me<strong>in</strong>en eigenen Urenkeln...Ist De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> selbstbewusst?Kann sie sagen: Wir würden fehlen. Der Stadt würde etwas Wichtiges fehlen.E<strong>in</strong> bedeutendes S<strong>in</strong>n-Angebot. E<strong>in</strong> Ort für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Die Alten. Die Jugendlichen.Die Asylbewerber. Die S<strong>in</strong>nsuchenden. Die religiös Kreativen.E<strong>in</strong> Ort zum Feiern. Zum Schweigen. Zum Trauern. Zum Frieden-Stiften.E<strong>in</strong> Begegnungs-Zentrum. Kultur würde fehlen. Bühnen, wo Chöre s<strong>in</strong>gen,wo Jugendliche zeigen, was sie können;Räume, <strong>in</strong> denn Ideen, Werte für die Zukunft präsentiert werden und diskutiert.Wenn wir e<strong>in</strong>laden, <strong>in</strong>teressiert das die Presse. Jedenfalls nicht nur uns.Das spricht sich herum: Die Qualität, die Gastfreundschaft, die Ideen.Ist De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> selbstbewusst?


21In me<strong>in</strong>er Kirche gibt es sehr Selbstbewusste.Die sagen: Uns braucht es und uns wird es immer geben.Sie richten sich mit ihrem Angebot an Menschen,die gerne sonntags um 9:30 Uhr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er harten Bank sitzenund dabei zu fe<strong>in</strong>en Orgelklängen von Cherubim und Seraph<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>gen.E<strong>in</strong>e relativ kle<strong>in</strong>e Zielgruppe.Aber längst nicht immer kratzt das am Selbstbewusstse<strong>in</strong>.Ist De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> selbstbewusst? Ist das angemessen?Was könnte ihr Selbstvertrauen stärken?Damit verbunden die Frage: Tut sie, was sie kann? Kann sie, was sie tut?Das führt uns zum nächsten Faktor:Seele: GestaltungsraumZur Gesundheit braucht <strong>der</strong> Mensch Freiheit, Gestaltungsraum,Möglichkeit zur Artikulation, Me<strong>in</strong>ungsfreiheit, RedefreiheitKreativität, schöpferische Betätigung und Spiel.Mehr als Pflicht. Mehr als Rout<strong>in</strong>e.Viele Leute <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche (Haupt- & auch Ehrenamtliche) tun nicht, was sie können.Sie tun, was sie müssen.Was erwartet wird.Egal, ob sie es können.Rhetorische Langweiler müssen predigen.Unmusikalische müssen sich von A-Musikern bevormunden lassen.Fe<strong>in</strong>schmecker müssen ständig Kartoffelsalat mit Benzoesäure essen.Deko-Analphabeten entscheiden über die Farben im <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>haus.Gelehrte, die Hebräisch lieben und Klavierkonzerte,müssen mit ihrem Küster diskutieren o<strong>der</strong> ihn entlassen.Skifahrer, Angler und Sportler müssen dauernd sitzenund wären gerne Bill Hybels; vor allem, weil <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Segelboot besitzt.Lehrer, Lebenskünstler/<strong>in</strong>nen, Liebhaber


22müssen verwalten, managen, abwickeln wie Unternehmer.Sozial-Phobiker müssen Menschen grüßen o<strong>der</strong> sogar Hauskreise leiten.Zuhause würden sie niemals roten Tee anbieten, son<strong>der</strong>n roten We<strong>in</strong>.In ihren gemütlichen Arbeitszimmern liegt Parkett o<strong>der</strong> Teppich,im <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>haus aber L<strong>in</strong>oleum, angestrahlt von Neonröhren,und e<strong>in</strong> Geruch von Zitrone-Klo-Ste<strong>in</strong> liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft. Voll gemütlich.Viele tun nicht, was sie können, son<strong>der</strong>n was von ihnen erwartet wird.O<strong>der</strong>, was die Kasse noch hergibt.O<strong>der</strong> was immer schon so war.Was wäre, wenn sie das tun, was ihre Leidenschaft weckt?Wenn sie zeigen würden, was sie wirklich lieben?Was wäre, wenn sie wenigstens e<strong>in</strong> Mal die Woche etwas tun würden,was sie so richtig gerne tun und was auch so richtig gut ankommt?Was wäre, wenn ihre Ausbildung sie darauf vorbereitetund e<strong>in</strong>e Herz-Idee aus ihnen herausgelockt hätte?(z.B. E<strong>in</strong>en Debattierclub gründen, <strong>in</strong> dicken dunklen Le<strong>der</strong>sesseln philosophieren,dabei Zigarre rauchen und Cognac tr<strong>in</strong>ken, mit Männern die Welt sortieren.)Viele tun nicht, was sie können.Sie tun, was sie müssen – und tun genau deshalb nicht, was sie sollen.Das ist ungesund. Deshalb leiden so viele KollegInnen am Burnout.Zwei Punkte noch. Dann gibt’s Pause. Rückfragen. Austausch.Seele: VersöhnungE<strong>in</strong> weitere Faktor, <strong>der</strong> krank macht, wenn er fehlt und Gesundheit bedeutetist die Fähigkeit zur Versöhnung; Konfliktfähigkeit und Bereitschaft zu vergeben. LautWHO. Auch laut Bibel.


23Dazu e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Erfahrung aus unserer Kommunität:Es war an e<strong>in</strong>em Abend, als wir zuhause <strong>in</strong> <strong>der</strong> WG um den Küchentisch saßen,eigentlich ganz gemütlich Rotwe<strong>in</strong> tranken und ke<strong>in</strong>e Ahnung davon hatten,dass dieser Abend uns verän<strong>der</strong>n würde.An jenem Abend redeten wir gerade über e<strong>in</strong> Buch,das e<strong>in</strong>e von uns gerade gelesen hatte; und sie sagte, angeregt von <strong>der</strong> Lektüre:„Ich wüsste gerne Mal, was ihr tut, um den an<strong>der</strong>en zu zeigen, dass ihr sie lieb habt?“Im ersten Moment mussten wir schmunzeln.Wir hielten das wohl alle für e<strong>in</strong>e leichte Übung. Ist doch e<strong>in</strong>fach;ich weiß ja, womit ich den an<strong>der</strong>en helfe; wie ich ihnen zeige,dass ich sie lieb habe. Hm?E<strong>in</strong>er nach dem an<strong>der</strong>en erzählte,wie er o<strong>der</strong> sie versuchte, die an<strong>der</strong>en auf diese o<strong>der</strong> jene Weise zu lieben,ihnen Gutes zu tun, sie zu unterstützen.Allerd<strong>in</strong>gs konnte man dabei sehen, wie jeweils <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Gruppeso manches Mal irritiert guckte, mit den Augen rolltebis dann e<strong>in</strong>zelne irgendwann deutlich sagten:„Das kann doch nicht de<strong>in</strong> Ernst se<strong>in</strong>!“ o<strong>der</strong>„Wenn sie sich nur Mal selber erleben könnte, so wie wir sie erleben!“ o<strong>der</strong>„Was geht denn <strong>in</strong> dem Kopf von dem ab, <strong>der</strong> hat ja Vorstellungen!“Wir hatten alle unsere Phantasien von uns selbst,Vorstellungen von unserer Freundlichkeit,unserer Beziehungsfähigkeit, unserer Liebe.Und mussten alle realisieren, dass die Wahrheit über uns selbst an<strong>der</strong>s aussieht.Wir waren enttäuscht.Die Täuschung über uns selbst, die uns so gut gefiel, war weg, plötzlich,und jetzt standen wir ganz an<strong>der</strong>s da.Es war e<strong>in</strong> ernüchtern<strong>der</strong> Abend.Wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> besten, die wir hatten.Es war e<strong>in</strong> not-weniger Abend.


24Ich habe geschwitzt, ich habe mit dem K<strong>in</strong>n gezittertund dann doch gewe<strong>in</strong>t, ich habe mich geschämt und b<strong>in</strong> rot geworden,ich dachte me<strong>in</strong> Herz bleibt stehen o<strong>der</strong> spr<strong>in</strong>gt über,o<strong>der</strong> ich spr<strong>in</strong>ge über den Tisch e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>s Gesicht.Und ganz genau so g<strong>in</strong>g es auch den fünf an<strong>der</strong>en.E<strong>in</strong> ungewöhnlicher Abend.Wo wird e<strong>in</strong>em das denn noch zugemutet: Die Wahrheit zu hören.Sie auszuhalten. Sie mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aushalten zu können.Wir merkten: Es ist sehr anstrengend, aber auch wertvoll,ehrlich reden zu können, auch über Täuschung und Illusionen.Wow, dieser Abend war letztlich so befreiend. Warum?Wir guckten uns an, wir Freund<strong>in</strong>nen und Freunde. Und wir wussten:Wir machen Fehler, alle, wir liegen falsch, wir s<strong>in</strong>d verlogen, wir täuschen uns.Die Bibel würde sagen, wir s<strong>in</strong>d Sün<strong>der</strong>.Weit entfernt davon wie es eigentlich gut wäre, richtig und echt und wahrhaftig.Wir gucken alle oft nicht richtig <strong>in</strong> den Spiegel.Nur, dass das nicht falsch rüberkommt: Bei uns zuhause, wir s<strong>in</strong>d alle echt nett.Sie müssten uns Mal besuchen und sehen, wie nett wir se<strong>in</strong> können! Aber nun…Das Buch, das alles ausgelöst hatte, hatte so e<strong>in</strong>en Titel etwa wie„Ich b<strong>in</strong> o.k., du bist o.k.“ Wir guckten uns an und lachten.Und konnten uns <strong>in</strong> die Augen gucken und sagen: Das stimmt nicht!Ich b<strong>in</strong> nicht o.k. Und du bist nicht o.k. Wir s<strong>in</strong>d nicht o.k.Die ganze Welt ist nicht o.k.Wir s<strong>in</strong>d Freunde, ja.Aber wir s<strong>in</strong>d auch oberflächlich, wir halten uns zurück und s<strong>in</strong>d unehrlich,wir hören schlecht zu, wir denken zu viel an uns,wir gönnen dem an<strong>der</strong>en se<strong>in</strong> Glück nicht, wir s<strong>in</strong>d engherzig, nachtragend,wir denken und reden schlecht über die an<strong>der</strong>en,wir trauen an<strong>der</strong>en zu wenig zu, wir s<strong>in</strong>d gleichgültig, ignorant, bequem,wir scheitern, wir verpassen uns.


25Es stimmt auch: Wir s<strong>in</strong>d gastfrei, großzügig, <strong>in</strong>teressiert, engagiert.Und wir hatten uns auch nicht gestritten.Wir hatten uns nur gesagt, wie wir uns gegenseitig zeigen, dass wir uns lieb haben...;-) Und dabei die Wahrheit entdeckt.Ist De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> gesund? Kann sie verzeihen?Hier steckt für mich e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> krassesten Wi<strong>der</strong>sprüche:Wir bes<strong>in</strong>gen die Versöhnung, predigen Vergebung, behaupten den Neuanfang.Und so viele <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d gnadenlos. Nachtragend. Rechnen genau nach.Schenken Dir nichts. Der Herr gab uns Augen; damit wir alles sehen.Augenli<strong>der</strong> zum Zudrücken hat <strong>in</strong> diesem Blick <strong>der</strong> Teufel erschaffen.O<strong>der</strong> ganz an<strong>der</strong>s:Sünde, da kann man heute eigentlich nur noch ganz schlecht von reden.O<strong>der</strong>: Gnade – das kann man nicht erwarten.Was die erlebt hat, da wär ich auch geizig, misstrauisch, männerfe<strong>in</strong>dlich...Ich b<strong>in</strong> okay, du bist okay, ist aber ke<strong>in</strong> christliches Buch; das ist zutiefst unchristlich.Wir s<strong>in</strong>d nicht okay. Das sagen zu dürfen, ist befreiend.Es ist nicht das, was wir wollen, aber es gehört zu uns.Gesund ist: ich darf Fehler machen und weiterleben.Seele: Lebenss<strong>in</strong>nAls letzten Faktor nennt die WHO die Religion; Lebenss<strong>in</strong>n,Erlebnisse mit Er<strong>in</strong>nerungswert, e<strong>in</strong> Gefühl <strong>der</strong> Geborgenheit.Wenn e<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> gesund ist, stiftet sie S<strong>in</strong>n. Wir können uns bergen.Uns e<strong>in</strong>reihen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Geschichte.Und das bedeutet: Sie täuscht nicht die heile Welt vor.Sie ist nicht immer gesund; sie ist wie alles <strong>in</strong> dieser Welt begrenzt.Sie ist Mal kränklich; es krankt; sie ist gelähmt, heiser, müde, sie hat Schmerzen,<strong>der</strong> Stoffwechsel funktioniert nicht...Sie muss, sie kann nicht immer gesund se<strong>in</strong>, aber sie kann Heil-Land se<strong>in</strong>.


26Das Wort, das Bild leihe ich mir von e<strong>in</strong>em me<strong>in</strong>er Lehrer, Paul Zulehner.Heil-LandZitat: „Je<strong>der</strong> hat e<strong>in</strong> hohes Ansehen, e<strong>in</strong>e große Würde, weil Gott ihn würdigt.Je<strong>der</strong> kann bestehen vor Gott, auch <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Schuld und vor je<strong>der</strong> Leistung.Durch diese tiefe Achtung, Respekt und Wertschätzungerleben Menschen ansatzweise schon Heilung.E<strong>in</strong> Land <strong>der</strong> Annahme und Aufnahme, <strong>der</strong> bergenden Räume und Zeiten.E<strong>in</strong> Land, wo man <strong>der</strong> Not nicht ausweicht,wo Kompetenzen bereit liegen für konkreten Rat und praktische Hilfe.E<strong>in</strong> Land, wo Schwachheit und Krankheit, Not und Tod nicht tabuisiert werden,wo auch nicht (angeblich) <strong>Gesunde</strong> und Starke den Schwachen „helfen“,son<strong>der</strong>n wo Helfen e<strong>in</strong>e Erfahrung von Gegenseitigkeit ist.“ (PMZ)<strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> soll Heil-Land se<strong>in</strong>.<strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> ist <strong>der</strong> Raum, <strong>in</strong> dem ich mich berge. Mit me<strong>in</strong>er unbehausten Seele.Das 1. kle<strong>in</strong>e Fazit war (sozial-materielle Faktoren):Wie es außen aussieht, sagt noch nicht viel.Das 2. kle<strong>in</strong>e Fazit (körperliche Faktoren):Was von außen zu Dir kommt, hat Folgen.Das 3. kle<strong>in</strong>e Fazit (seelisch-geistige Faktoren):Außen ist das E<strong>in</strong>e, das Innen und se<strong>in</strong>e Gesundheitverdient genau so viel Aufmerksamkeit.(Das Herz, nicht als Organ, als Mitte, Zentrum unserer Identität.)Gibt es Unterstützung?Wir unterstützen uns gegenseitig.Und: <strong>der</strong> Heilige Geist ist die Kraft,die uns heilt, stärkt, tra<strong>in</strong>iert, bewegt, mit Gutem füttert.Wie e<strong>in</strong> Tropf, wie Mediz<strong>in</strong>, wie Vitam<strong>in</strong>, wie Gehhilfe,wie e<strong>in</strong>e gute Hausärzt<strong>in</strong>, die dich schon lange kennt...Diese göttliche Kraft begleitet uns. Sie ist die Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gleichgültigkeit.Sie ist gerade <strong>in</strong> den Schwachen mächtig. Möge sie uns begleiten.


27Mit e<strong>in</strong>em Lied gesagt:Wie e<strong>in</strong> Vogel brütet die Ruach auf dem Wasser.Sie schwebt über dem Chaos am ersten Tag <strong>der</strong> Welt.Sie gibt (dir) Zeichen, sie s<strong>in</strong>gt, bemuttert die Schöpfung, (kümmert sich)erwartungsvoll, um alles zur Welt zu br<strong>in</strong>gen, was das Wort ihr sagt.Sie bedeckt die Erde mit ihren Flügeln, ruht, wenn sie es möchte,mit Leuchten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand, bewegt sie sich durch die Himmel.Sie nistet im Mutterschoß, sie heißt jedes Wun<strong>der</strong> willkommen,sie füttert jede gute Möglichkeit, die unseren Augen noch verborgen ist.Sie tanzt im Feuer, sie verblüfft ihre Zuschauer,weckt Sprachen <strong>der</strong> Extase, wo Zurückhaltung regierte.Sie stillt (unsere Sehnsucht), sie <strong>in</strong>spiriert alle offenen Herzen,sie kann niemals gefangen genommen,zum Schweigen gebracht, gezügelt werden.Denn sie ist die Kraft, <strong>der</strong> Geist, e<strong>in</strong>s mit Gott ihrem Wesen nach,von unserem Retter begabt <strong>in</strong> ewiger Liebe,sie ist <strong>der</strong> Schlüssel zur Heiligen Schrift,Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gleichgültigkeit, die himmlische Taube.


28Cooperatio DeiE<strong>in</strong>s noch: So wenig, wie wir sagen können: Jetzt werd gesund!So wenig e<strong>in</strong> Appell nutzen würde: Lasst uns Mal alles Kränkende se<strong>in</strong> lassen.So wenig können wir sagen: Jetzt komm, Heiliger Geist!Wir können dem Geist und dem Heilse<strong>in</strong> aber wohl nachspüren.Ich b<strong>in</strong> zum Schluss me<strong>in</strong>er Überlegungen im Ersten Testament gelandet,wo dieser Geist e<strong>in</strong>zelnen vertraut war und allen verheißen wurde.Ezechiel drückt die Wirkung des göttlichen Geistes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben so aus:Gott sprach zu mir und for<strong>der</strong>te mich auf:„Du (!), Menschenk<strong>in</strong>d, stell dich auf de<strong>in</strong>e Füße! Ich will mit dir reden.Und als ich so mit Gott redete, kam <strong>der</strong> Geist Gottes <strong>in</strong> michund er stellte mich auf me<strong>in</strong>e Füße!“Wort für Wort:Gott beg<strong>in</strong>nt das Gespräch. Mit e<strong>in</strong>er Auffor<strong>der</strong>ung.Je nachdem hört man das als Appell, Befehl o<strong>der</strong> als Bitte:„Stell dich auf de<strong>in</strong>e Füße!“(Steh auf! Steh fest! Guck gerade aus! Heb den Kopf!Steh und mach dich bereit, e<strong>in</strong>en Schritt zu tun, loszugehen!Geh – de<strong>in</strong>en Weg! Stell dich h<strong>in</strong>, ich will mit dir reden, sei aufmerksam.)Und was tut <strong>der</strong> Prophet? Sofort aufstehen? Ne<strong>in</strong>.Kann er nicht? Will er nicht?Gott sprach zu mir und for<strong>der</strong>te mich auf:„Du (!), Menschenk<strong>in</strong>d, stellt dich auf de<strong>in</strong>e Füße!Und als ich so mit Gott redetet…Der Prophet lässt sich erst Mal auf das Gespräch e<strong>in</strong>.Bevor er sofort tut, was Gott will, hört er, was er tun soll…und da passiert Folgendes:Als ich so mit Gott redete, kam <strong>der</strong> Geist Gottes <strong>in</strong> michund stellte mich auf me<strong>in</strong>e Füße!Und da steht er.Ja, wer jetzt? Ist er jetzt selbst aufgestanden? So wie er sollte?


29O<strong>der</strong> hat ihn <strong>der</strong> Geist bewegt? Hat <strong>der</strong> Geist se<strong>in</strong>e Füße unter Kontrolle gehabt?Ja, beide s<strong>in</strong>d beteiligt. Gott war voll dabei. Und Ezechiel wollte tun, was er hörte.Gibt Gott e<strong>in</strong>en Befehl und ist es dann selbst,<strong>der</strong> den Befehl <strong>in</strong> uns /durch uns ausführt?Wir wollen gesund se<strong>in</strong>. Wir s<strong>in</strong>d aktiv, haben uns entschieden,uns dem heilsamen Wirken Gottes anzuvertrauen,unsere Seele damit vertraut zu machen.Und wir wissen doch nicht, wie uns geschieht.Unerklärlich, dieses Wohlse<strong>in</strong>, dieses <strong>Gesunde</strong>n, diese Vitalität.Passiv s<strong>in</strong>d wir, Beschenkte.Als ich so mit Gott redete…In <strong>der</strong> Beziehung, im Gespräch, im Austausch, im Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,im Mitleben mit Gott und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufmerksamkeit füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<strong>in</strong> dieser gegenseitigen Achtung wirkt <strong>der</strong> Geist.So erleben wir es: Wir tun etwas, kommen nach <strong>Ingolstadt</strong>,machen uns auf den Weg, entscheiden uns, zuzuhören, uns zu öffnenund dann gucken wir uns an und fragen: War ich das jetzt? O<strong>der</strong> Gott?Klar, war ich beteiligt. Das waren me<strong>in</strong>e Füße! Ich stehe für me<strong>in</strong> Leben gerade!Und gleichzeitig weiß ich doch auch:Ke<strong>in</strong>e Sekunde könnte ich leben, nichts kann ich tun ohne Gott, unabhängig von ihm.„Ich glaube!“, sage ich selbstbewusst.Und b<strong>in</strong> gleichzeitig froh, dass ich nicht für me<strong>in</strong>en Glauben garantieren muss,dass Gott mir Glauben schenkt und ihm den Grund gibt.Ich b<strong>in</strong> also beschenkt. Gleichzeitig b<strong>in</strong> ich aktiv, beteiligt.Im Gespräch, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beziehung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwartung nehme ich an,bereite ich mich vor, entscheide ich mit.Cooperatio Die, nannte das <strong>der</strong> alte Calv<strong>in</strong>.Durch Eure Gesundung, Euer genesendes Wesen wird Eure <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> gesün<strong>der</strong>.Ihr seid beteiligt. Etwas geschieht durch uns; an uns.Heilung ist erfahrbar. E<strong>in</strong> Dank an die WHO, die macht e<strong>in</strong>en guten Job.Wir machen unseren. Gott tut das Se<strong>in</strong>e, das Ihre. Amen.Ich danke Ihnen und Euch fürs Zuhören.


30© Christ<strong>in</strong>a Bru<strong>der</strong>eck, Januar 2012Laut Weltgesundheitsorganisation ist Gesundheitmehr als das Fehlen von Krankheit,es ist e<strong>in</strong> Zustanddes vollständigen körperlichen, seelisch-geistigen und sozialen Wohlergehens.Wenn Du an De<strong>in</strong>e <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> denkst:In welchem dieser drei Bereiche "krankt" sie am Ehesten?Welche Frage würdest Du gerne <strong>in</strong> De<strong>in</strong>er <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> stellen? Was würde passieren?Wenn not-wendig, teilt mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>:Wo hast erlebt, dass <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> krank macht (Dich/an<strong>der</strong>e)?<strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> kann Heil-Land se<strong>in</strong>.Wo hast Du erlebt, dass <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> heilsam ist (für Dich/für an<strong>der</strong>e)?

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