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Volksglaube und religiöser Brauch der Magyaren - Centrostudirpinia.it

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Darstolluiiiiciiaus dem Gebiete<strong>der</strong> nict<strong>it</strong>christlictien Relipnsjesctiict<strong>it</strong>e.VIII.Volksi^lnulx»<strong>und</strong> <strong>religiöser</strong> <strong>Brauch</strong><strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.Münster i. W. 1893.Druck <strong>und</strong> Verlag .ler Asdiendurffsrhen Huclihamllunj:.


Darstellungen aus dem Grebiete <strong>der</strong> nichtchristlichenEeligionsgeschichte. (VIII Band.)<strong>Volksglaube</strong><strong>und</strong><strong>religiöser</strong><strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.Dargestelltj^^Dr. Heinrich von WlislocKi-Httnster i. IV. 1893.Uiuck <strong>und</strong> Verlag <strong>der</strong> A sehe iidorff sehen BiK-lihanillunj:,


MeinerliebenAnnaGrattin,Fanny,gewidmet.


ÖL


Inhalts -Verzeiclinis.Se<strong>it</strong>eVorwort . . . .IX


Vorwort.Ein Buch über den <strong>Volksglaube</strong>n <strong>und</strong> religiösen <strong>Brauch</strong><strong>der</strong> Ungarn stand noch in keiner Sprache da. Das Werk desvor einigen Jahren verstorbenen Bischofs von Groläwardein,Arnold Ipolyi (Magyar My'ihologia, Pest 1H54), unter dem Einfluß<strong>der</strong> Arbe<strong>it</strong>en <strong>der</strong> Gebrü<strong>der</strong> Grimm entstanden, ist eine Anhäufungkunterbunt durcheinan<strong>der</strong>gewürfelten Materials, vollgewagter <strong>und</strong> haltloser Hypothesen, — um nur eine „magyarischeMythologie" als Pendant zur germanischen aufzubauen. Wennauch <strong>der</strong> gelehrte Verfasser dieses großen Werkes zahlreiche <strong>und</strong>zuverlässige Sammlungen von Volksgebräuchen für kommendeForscher zusammengetragen hat, so kann bei ihm doch von einerÜbersicht <strong>und</strong> einer objektiven Durchdringung des Stoffesnicht die Rede sein. Sein Werk ist <strong>der</strong> erste Anlauf zu einerDarstellung des ungarischen <strong>Volksglaube</strong>ns: Seine wenigen Nachfolgersind aus <strong>der</strong> magyarischen linguistischen Richtung hervorgegangen<strong>und</strong> schließen aus dem <strong>Volksglaube</strong>n finnischer, mongolischeru. s. w. Völker auf einen verschw<strong>und</strong>enen o<strong>der</strong> nochexistierenden religiösen <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> stammverwandten <strong>Magyaren</strong>,ohne dabei zu bedenken, daß zwischen Volksreligionen die V^erwandtschafteine viel geringere ist, als zwischen den Sprachenstammverwandter Völker. M<strong>it</strong> Tendenzschriftstellerei mag dieWissenschaft vom <strong>Volksglaube</strong>n <strong>und</strong> religiösen <strong>Brauch</strong> nichts zuschaffen haben. Die Religionswissenschaft ist ihrem innersten


XVorwiirl.Wesen nach realistisch, sa^l K. Ilardy in seint-r lür ForscherUlli diesem (iebiete zu beherzijroii(ie:i Schrill: -Die allgemeinevergleichende Heligionswissenschalt im ;ik;i(lemischeiiStudium unserer Zeil" (Freiburg ihh7j.Frst in jüngster Ze<strong>it</strong>, als durch die Hemiihungen meinesFre<strong>und</strong>es Prof. Anton lleirm;iims die imgarisciie ethnologischeGesellschall in Ikidapest IHllO ins Lehen gerul'en ward,befafjf man sich ohne gelehrte <strong>und</strong> dichterische Phantasie <strong>und</strong>ohne nationalen Kigenilünkel, m<strong>it</strong> magyarischem <strong>Volksglaube</strong>n<strong>und</strong> Volksbrauch, um Bausteine für die Volksk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> die Religionswissenschaftzu liefern <strong>und</strong> ist bedacht, das zerstreute Materialfür künftige Forscher zusammenzutragenDie bunte Mannigfa<strong>it</strong>^ke<strong>it</strong> des ungarischen <strong>Volksglaube</strong>ns<strong>und</strong> religiösen <strong>Brauch</strong>es wird durch eine überraschende Gleichhe<strong>it</strong>in den (ir<strong>und</strong>anschauungen <strong>und</strong> llauptgebräuchen an<strong>der</strong>erVölker beherrscht. Aber es zeigen sich uns auch Beson<strong>der</strong>he<strong>it</strong>en,die <strong>der</strong> Aufmerksamke<strong>it</strong> um so werter sind, wenn wir bedenken,(lau die <strong>Magyaren</strong> <strong>der</strong>jenige Volksstamm M<strong>it</strong>leleuropa's sind, <strong>der</strong>zuletzt zum Christentum bekehrt worden ist <strong>und</strong> daher — was<strong>Volksglaube</strong>n <strong>und</strong> religiösen <strong>Brauch</strong> anbelangt — seiner allen,heidnischen Religion näher steht, als seine Nachbarvölker. Ichwar daher bestrebt, in diese Darstellung nicht nur solche Vorstellungenaus dem magyarischen <strong>Volksglaube</strong>n <strong>und</strong> religiösenBiauch aufzunehmen, die sich im Glauben <strong>und</strong> <strong>Brauch</strong> an<strong>der</strong>erVölker vorfinden, son<strong>der</strong>n auch solche, zu denen sich nur wenigeo<strong>der</strong> vielleicht — wenigstens bislang — keine Parallelennachweisen lassen.Ich habe mich absichtlich in keine Erläuterungen <strong>und</strong> ausfiihrlicheErörterungen eingelassen, um den unseren „Darstellungen"gesetzten Umfang nicht zu überschre<strong>it</strong>en <strong>und</strong> vom Stoffe,vom rohen Materiale so viel als nur möglich zu geben. Aus demreichhaltigen Maleriale war ich bestrebt, das einschlägig Beste<strong>und</strong> vor allem Neues, weniger Bekanntes m<strong>it</strong>zuteilen, um aufdiese Weise vom ungarischen <strong>Volksglaube</strong>n <strong>und</strong> religiösen <strong>Brauch</strong>den Forschern auf dem Gebiete <strong>der</strong> Volksk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Religionsgeschichteeine im Grotäen <strong>und</strong> Ganzen, wenn auch knappe, so


:Vorwort.XIdoch übersichtliche Darstellung zu geben. Künftige Forscherkönnen dann aus <strong>der</strong>selben gar leicht ihre Vergleiche <strong>und</strong> Schlußfolgerungenziehen. Man wird mir vielleicht zum Vorwurfmachen, dalä ich hin <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> auch manches Unbedeutendeo<strong>der</strong> weniger Bedeutende aufgenommen habe, was bei dem ungeheuerenMaterial, das mir in meinen Sammlungen <strong>und</strong> in denWerken, die ich bei <strong>der</strong> Ausarbe<strong>it</strong>ung dieses Buches benützthabe, nicht an<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Fall sein konnte. Dabei aber mag manauch bedenken, data ja je<strong>der</strong> Glaube, wenn er auch noch sonaiv o<strong>der</strong> gar abgeschmackt er.'^cheinen mag, in sich doch einreligiöses Element faßt, das für eine wissenschaftliche Untersuchungdes religiösen Lebens des betreffenden Volkes frühero<strong>der</strong> später einen Anhaltspunkt, in welcher Beziehung immer,bildet.Zum Schlüsse will ich diejenigen Schriften m<strong>it</strong>teilen, welchenich die Belege für das vorliegende Buch entnommen habeAigner L., Ungarische Volksdichtungen. Pest 1873.Andrea Rieh., p]thnographische Parallelen <strong>und</strong> Vergleiche. Stuttgart187H.Arany Läsziö, Eredeti nepmesek. Pest 1862.— — es Gyulai Päl, Magyar nepköltesi gyüjtem^ny I—JII. Pest1872—1882.Ballagi, Magyar peldabeszedek. Szarvas, 18r)0.ßarna Ferd., A Mordvaiak pogany istenei es üniicpi .szerlartäsai.Budapest (Akademie) 1879.— — Nehäny ösmüveltsegi tärgy neve a magyarban. Budapest(Akademie) 1878.— — A Finn köllf'szetrol tekintettel a magyar öskölteszetre. Budapest(Akademie) 1872.— — A Votjdkok pogany vallasäröl. Budapest (Akademie) 188ö.— — Os valläsunk i'öistenei. Ebenda.— — Ös valläsunk kisehb isleni lenyei es äldozal szerlailasaiEbenda.Bastian Adolf, Geographische <strong>und</strong> ethnologische Bil<strong>der</strong>. Jena. I.s7.").Csaplovics A., Gemälde von Ungarn. Pest 1829.— — Ungarns Vorze<strong>it</strong> <strong>und</strong> Gegenwart. Preßburg 1839.Dugonics A., Peldabeszedek. Szeged. 1820.


XIIVorwort.Erd^lyi J., Magyar közmon(Jk. Fest 1451.— - N^pdalok ^ monddk. Pest 1846—48.Kthnographia. Jahrgang I. II. Budapest 1890- !


Vorwort.XIIIVambery Armin, A Csuvasokröl. Budapest (Akademie) 1883.— — Hunnok 6s Avarok nemzetis^ge. Ebenda 18H1.Varga Janos, A babonäk könyve. Arad 1877.Wlislocki H. V., Die Szekler <strong>und</strong> Ungarn <strong>und</strong> Siebenbürgen. Hamburg1891.Schließlich spreche ich meinen Fre<strong>und</strong>en Anton llerrnianii,Johann Janko <strong>und</strong> Lud vv. K atona in Budapest fürso manchen Wink <strong>und</strong> Ratschlag, den sie mir bei <strong>der</strong> Ausarbe<strong>it</strong>ung'dieses Buches gaben, meinen innigsten Dank aus.Möge auch diese meine Arbe<strong>it</strong> als ein bescheidener Beilragzur nichtchristlichen Keligionsgeschichte eine nachsichtige Aufnahmeim Kreise <strong>der</strong> Fachgenossen sowohl, als auch <strong>der</strong> Laienlinden.Wildhad .legen ye (Siebenbürgen) im Februar 1893.Dr. Heinrich v. Wlislocki.


Der Lautwert <strong>der</strong> magyarischen Buchstaben.Cs entspiiclil tleiii deutschen Iscli. z. 1>.


<strong>Volksglaube</strong> <strong>und</strong> <strong>religiöser</strong> <strong>Brauch</strong><strong>der</strong><strong>Magyaren</strong>.


I.Dämonen.<strong>Volksglaube</strong> <strong>und</strong> <strong>religiöser</strong> <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> einzelnen Völkerschaftenhängt <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache gemäß in gar vieler Beziehungvon den Eigentümlichke<strong>it</strong>en ihres Wohnortes <strong>und</strong> ihrer Lebensverhältnisseab. Oft nimmt ein <strong>und</strong> dasselbe Bild <strong>und</strong> Gharakteristikonbei verschiedenen Völkern je nach ihren klimatischenVerhältnissen <strong>und</strong> Lebenseinrichtungen eine verschiedene Gestaltan. Im Hochlande, wo die Nebel dichter sind, dort ist auchdichter <strong>der</strong> <strong>Volksglaube</strong>, als unten auf <strong>der</strong> sonnigen Ebene.Kuhn hat eine ausführliche Studie' über die Klassification <strong>der</strong>Mythen nach <strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong> Jäger-, Hirten- <strong>und</strong> Ackerbau-Völker zusammengestellt; Steinthal die Verschiedenhe<strong>it</strong> <strong>der</strong> sem<strong>it</strong>ischen<strong>und</strong> indogermanischen Gotthe<strong>it</strong>en geradezu aus <strong>der</strong>Verschiedenhe<strong>it</strong> <strong>der</strong> klimatischen Verhältnisse <strong>der</strong> betreffendenVölkerschaften erklärt; Max Müller aber in <strong>der</strong> Mythologie <strong>der</strong>verschiedenen Völker den Einflulä des Bildungsgrades <strong>und</strong> Temperamentes,des nationalen Charakters nachzuweisen versucht.Trat nun ein heidnisches Volk, wie z. B. die <strong>Magyaren</strong>, in dieM<strong>it</strong>te mehr o<strong>der</strong> weniger kultivierter, christlicher Völker, so lieUes sich selbstverständlich nicht vermeiden, „daß auch aufdem Gebiete des <strong>Volksglaube</strong>ns <strong>und</strong> religiösen <strong>Brauch</strong>es Fortschr<strong>it</strong>tegemacht wurden, daß man durch eigenes Nachdenkeno<strong>der</strong> unter fremdem Einflüsse neue Anschauungen gewann, aberwenn man sich diesen auch nicht verschlieüen konnte, so hatman doch bei ihrer Übernahme die alten, liebgewordenen Vorstellungennicht verworfen, man hat sie bewahrt <strong>und</strong> sie nebenden neuen Gedankengängen als gleichberechtigt bestehen lassen"V. Wlislocki : <strong>Volksglaube</strong> <strong>der</strong> Miijjyaron. 1


2 Volk^'l.iiiln' iiud rflißiAsor <strong>Brauch</strong> «icr Ma^yanMi.(A. WicdiMiiaiiii, Hcl.


I. Dämonen. 3„Bluttvvasser" (verviz) <strong>und</strong> verleiht — dem <strong>Volksglaube</strong>n nach —den Bewohnern von Ikafalva eine so große Körperkraft, daüsie we<strong>it</strong> <strong>und</strong> bre<strong>it</strong> berühmt <strong>und</strong> berüchtigt sind, <strong>und</strong> spricht manvon ihrer Stärke, so heißt es stets: „Ja, es ist kein W<strong>und</strong>er, erist am Furus-Wasser groß gezogen worden!" (Nem csoda, mertFurus vizen nött fei.") Der Name <strong>der</strong> Göttin selbst lebt im<strong>Volksglaube</strong>n dieser Gegend noch heutigen Tages fort. Ein aufgeblasenes,überkluges Frauenzimmer wird spöttisch Furuzsinagenannt.Das Reich <strong>der</strong> Feen (tün<strong>der</strong>orszag), das „Land goldenerGlückseligke<strong>it</strong>" (arany boldoghon) liegt in we<strong>it</strong>er Ferne, jense<strong>it</strong>sdes Meeres, we<strong>it</strong> jense<strong>it</strong>s des Operencziäs-Meeres. Nahezu allen ungarischenMärchen ist diese Formel als Eingang gemein: Megaz öperencziäs tengeren is tül volt = selbst jense<strong>it</strong>s des0. -Meeres war es. Für öperencziäs wird auch üprencziäs<strong>und</strong> öpereczijas, einmal sogar auferencziäs<strong>und</strong> öpirinczipiagebraucht. Eine richtige Erklärung die.ser Ausdrücke zugeben,war man bi-slang vergeblich bestrebt. Gewöhnlichheißt es, daß darunter das Land Ob- <strong>und</strong> Unter-Enns gemeintist, indem man im <strong>Volksglaube</strong>n den österreichischen Fluß Ennsnicht nur als Grenze zwischen Österreich <strong>und</strong> Ungarn, son<strong>der</strong>nzugleich als Grenze <strong>der</strong> Welt ansah. „Wenn man annehmendürfte," sagt L. Katona, <strong>der</strong> berufenste Kenner ungarische// TiFolklore^ ,.dass dieses öpirinczipia = ungar. o (alt), latein.principia <strong>und</strong> öperencziäs hieraus verdorben,auferencziäsaber nur Spaltung des ö <strong>und</strong> Verschiebung des p zeigt, — dannwäre man allerdings zu folgern berechtigt, daß m<strong>it</strong> diesem dunklenWorte eigentlich das „alte Reich, die alte Heimat" bezeichnetwurde <strong>und</strong> könnte darin ebenso gut einen vom Herrentisch unterdas Gesinde gefallenen lateinischen Brocken vermuten, wie einsolcher in<strong>der</strong> Ze<strong>it</strong>bestimmung: meg az antivilägban = nochin <strong>der</strong> Anti-Welt (Vorwelt) offenbar vorliegt. Wie wäre aber m<strong>it</strong>dieser — schon an <strong>und</strong> für sich äußerst gewagten — Deutungdie unbequeme Tatsache in Einklang zu bringen, daß öperencziäsbeinahe ausnahmslos m<strong>it</strong> ten g er (Meer) verb<strong>und</strong>en ist<strong>und</strong>auch außerhalb dieser Verbindung — wie z. B. a hideg öperencziäkonist tünnan (jense<strong>it</strong>s selbst <strong>der</strong> kalten o.) — nurauf ein Meer o<strong>der</strong> eigentlich das Meer, <strong>und</strong> zwar auf den Okeanos<strong>der</strong> homerischen Geographie hindeutet V . . Ich fühle mich wenig*1


—4 Volksglaiihe <strong>und</strong> rf•li^'iAs


I. Dämonen. 5Licht zu Averfen, so würde dieses zur Aufhellung des Dunkels,das über dem Operenzien-Meere brütet, nur dann be<strong>it</strong>ragen, wennüberhaupt irgend ein Zusammenhang zwischen jenem — in <strong>der</strong>Bedeutung von „vagieren" nur auf eine bestimmte Gegend begrenzten,den meisten Ungarn jedoch ganz unbekannten Worte —<strong>und</strong> dem allgemein verbre<strong>it</strong>eten „ultima Thule" ungarischer Märchensich nachweisen ließe. — Lautlich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bedeutung nachziemlich nahestehend wäre das griechische dntQanog^ das nichtnur auf den Kontinent(im Gegensatz zur engumschriebenen Insel),son<strong>der</strong>n auf das „endlose", „unendliche", „unbegrenzte" Meerbezogen werden könnte. {dnsQavToc. ist in <strong>der</strong> Tat dem Euripides— Med. 215 — <strong>der</strong> 'EXXr^onorzog.) Wie aber die we<strong>it</strong>eKluft zwischen griechischem <strong>und</strong> ungarischem Sprachgebiet überbrücken,wo slavische, rumänische <strong>und</strong> auch türkische M<strong>it</strong>telglie<strong>der</strong>allem Anschein nach fehlen? ... Ob das ruthenischeoperantäti <strong>und</strong> das hierm<strong>it</strong> zweifellos zusammenhängende oparantjüketwas m<strong>it</strong> unserem Worte zu tun haben <strong>und</strong> m<strong>it</strong> demselbenin auf- o<strong>der</strong> absteigen<strong>der</strong> Linie verwandt seien: das mögenAn<strong>der</strong>e, hierzu Berufenere entscheiden. Ich finde diese Lemmatabei Zelechowski Niedzielski (Ruthenisch- DeutschesWörterbuch, Lemberg 1866), — das erste m<strong>it</strong> „in jemand hineinfahren(vom Teufel), an jemand sich heften, jemand umgarnen",— das zwe<strong>it</strong>e m<strong>it</strong> „Teufel" erklärt, <strong>und</strong> konnte bisher in keineran<strong>der</strong>en slavischen Sprache etwas Verwandtes finden. Bei magyarischopral, ofräl an slovakisch opramovat' zu denken,erscheint mir doch zu gewagt. — Operencziäs wird oft m<strong>it</strong>„hideg = kalt <strong>und</strong> forrö = heiß, zuweilen auch m<strong>it</strong> ärabs =arabisch in Verbindung gesetzt." . . .Jense<strong>it</strong>s dieses Operenzien-Meeres also befindet sich daseigentliche Land <strong>der</strong> Feen, wohin man über kupferne, silberne<strong>und</strong> goldene Flüsse hinüber durch kupferne, silberne <strong>und</strong> goldeneBerge gelangt. Dort stehen auf endlosen Ebenen die Städte <strong>der</strong>Feen m<strong>it</strong> ihren w<strong>und</strong>erbaren Gärten, in denen goldsprudelndeQuellen rauschen, prächtige Blumen <strong>und</strong> Blüten duften, wo diegoldenen Äpfel <strong>der</strong> Feen wachsen. Aber nicht nur in diesenglückseligen Gebieten wohnen die Feen, son<strong>der</strong>n sie bauen sichauch hier auf Erden, auf wolkenhohen Gebirgsgipfeln Burgen, indenen sie so lange hausen, bis sie von Menschen beleidigt o<strong>der</strong>belästigt^ ihre Bauwerke verlassen <strong>und</strong> in an<strong>der</strong>e Gegenden zie-


n Volksglaulie iiinl reli^'ii'iser J^rauch <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.hon. «Jense<strong>it</strong>s <strong>der</strong> s ielxii IJcrge, jense<strong>it</strong>.s <strong>der</strong> sieben Meeredort steht die Hnr^ <strong>der</strong> Fee", he<strong>it</strong>U es in den meisten Märchen,wobei gar oCI Sicb.'Mbiirj.M'n, (das Land <strong>der</strong> sieben HurKen),ungari-sch Krd.ly (Wnldl.uid) als das irdi.sch«^ Heim <strong>der</strong> Feengenannt wird. Soldin- vun Feen .ilMutrn <strong>und</strong> dniin verlassenenBurjjren «^'iebt es in Siebenbiir-ren eine ^''^üe Anzahl, z. 13. dieLeimykavar (Mä


I. Dämonen. 7ins Feenreich o<strong>der</strong> vor die Burg <strong>der</strong> geliebten Fee, wo er drei,bisweilen auch sieben schwere Werke zu vollbringen hat; /,. B.im Laufe eines Tages m<strong>it</strong> einem Glasbeile einen Wald zu fällen,aus Edelgestein einen Palast erbauen, einen Glasberg in einenFingerhut hineinsetzen, einen viele Meilen langen Fluü austrinken,o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Held muß einen Kampf m<strong>it</strong> einem Drachen o<strong>der</strong> einemRiesen bestehen. Bei <strong>der</strong> Vollbringung dieser Werke hilft ihmheimlich <strong>und</strong> indirekt die Fee selbst o<strong>der</strong> eine ihrer Schwestern.Gar oft liegt aber die Burg <strong>der</strong> betreffenden Fee „we<strong>it</strong> oben imNorden, im schwarzen Trauerlande (fekete gyäszorszägban), in<strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Stadt Johara, wohin <strong>der</strong> Held erst dann gelangt,wenn drei dreijährige Fühlen unter ihm vor Alter umstehen <strong>und</strong>er selbst ein Greis geworden ist." Dann nimmt ihn schließlichein lahmer Specht auf den Rücken <strong>und</strong> führt ihn zu einer Höhle,durch welche hindurch er in die Stadt <strong>der</strong> Fee gelangt, die ihmdas verjüngende Wasser o<strong>der</strong> das verjüngende Gras giebt, wodurcher seine Jugend wie<strong>der</strong> erlangt.Das Hauptattribut <strong>der</strong> Feen ist eben ihre Zauberkraft, dienicht nur in ihrer ewigen Jugend, ihrer bestrickenden, sinnverwirrendenSchönhe<strong>it</strong>, in ihren flüchtigen Reigen <strong>und</strong> Tänzen <strong>und</strong>ihren herzbestrickenden Lie<strong>der</strong>n besteht, son<strong>der</strong>n auch in gewissenBewegungen <strong>und</strong> gewissen Zauberm<strong>it</strong>teln. Stürztdie Fee kopfüber, macht sie einen Purzelbaum, so verwandeltsie sich in ein beliebiges Tier o<strong>der</strong> in einen beliebigen Gegenstand; Rückverwandlung geschieht auf dieselbe Weise. Geht sieeinmal im Kreise um eine Person o<strong>der</strong> einen Gegenstand herum,so kann sie ebenfalls dieselben verwandeln. Zu den Zauberm<strong>it</strong>teln<strong>der</strong> Feen gehören : <strong>der</strong> Milchsee <strong>der</strong> Schönhe<strong>it</strong>, das weißeFeengewand, Tränen <strong>und</strong> Speichel, ebenso Blut, wodurch siejemanden bezaubern können ;goldene <strong>und</strong> diamantene Ruten,kupferne <strong>und</strong> goldene Gerten, bei <strong>der</strong>en Knall Drachen <strong>und</strong>Teufel erscheinen ; Zauberstäbe, Schlaftrank u. s. w. Zu denTieren, welche im Dienste <strong>der</strong> Feen stehen, gehören die Zauberkalzen,Zauberhähne <strong>und</strong> Zauberrosse; letztere tätos genannt-Über diese, von den ungarischen Mythologen viel umworbene Gestaltdes Zauberpferdes tätos, die fast in allen Feenmärchen<strong>der</strong> Ungarn vorkommt, müssen wir L. Katona's Auseinan<strong>der</strong>setzungenhier m<strong>it</strong>teilen, welche die bisherigen Forschungen betreffsdieses Zaubertieres ins gehörige Licht stellen. Er sagt: „Viel-


Volksglaulte uiiil <strong>religiöser</strong> Hr.iuili «k-r Mat'Varen.umslr<strong>it</strong>ten sind die f;i tos - Pferde, welche edle Rasse von keinergc'ringen'n lliTkunfl ist, als <strong>der</strong> griocliischo Pegaso.s o<strong>der</strong> die^'eiiiKinisrlirn SIeipiiir <strong>und</strong> (irani. Xifld s(j <strong>der</strong> N'aiiie selbst,in drni •


I. Dämonen. 9tät-a-ni = aperire, patefacere, aufsperren (z. B. das .Manl),tätott = hians, patens, patulus (z. B. tätott seb =^ vulnus hiaiis,offene W<strong>und</strong>e) ersichtlich — so viel wie offen bedeutet, dieWurzel tal also einen Begriff in sich schließt, <strong>der</strong> m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Vorstellungvon einem Schamanen ganz gut kongruiert, indem einsolcher nicht nur die Zulcunft aufdecken o<strong>der</strong> überhaupt das Verborgeneenthüllen, das Verschlossene öffnen, das Geheime bioslegen,unter an<strong>der</strong>em den Verbleib gestohlener Sachen anzeigen,den Dieb eruieren u. s. w., — son<strong>der</strong>n auch die verschlossenenSchleusen des Himmels <strong>und</strong> Schläuche des Windes nach Beliebenauf- <strong>und</strong> zumachen, sowie die Eingeweide von Menschen <strong>und</strong>Tieren zu qualvollen Krankhe<strong>it</strong>en verschlingen <strong>und</strong> zur Genesungentwirren, m<strong>it</strong> einem Worte Alles <strong>und</strong> Jegliches binden <strong>und</strong>lösen, schlielien <strong>und</strong> öffnen kann. (Dafä Krankhe<strong>it</strong>en, beson<strong>der</strong>sKrämpfe, durch eingeschlagene Knoten auf das Geheifä böswilligerflexen <strong>und</strong> Zauberer entstehen, ist zwar ein uralter, allgemein-menschlicherAberglaube — vgl. die diesbezüglichen BemerkungenReinh. Köhler' s zu Gonzenbach's Sicilianische MärchenNr. 12, 13, 14 —, doch vielleicht nirgends so vielse<strong>it</strong>igentwickelt <strong>und</strong> unausrottbar eingenistet wie beimungarischen Volk, dem Zauberei überhaupt =: kötes d. Ii.Binden, Krampf = görcs d. h. Knoten ist.)Das Zauberpferd selbst aber ist — wie schon angedeutet —m<strong>it</strong> allen Eigenschaften <strong>der</strong> analogen Gestalten slavischer, rumänischer<strong>und</strong> deutscher, o<strong>der</strong> auch <strong>it</strong>alienischer <strong>und</strong> orientalischerMärchen ausgestattet. Es ist gew()hnlich eine elende Schindmährem<strong>it</strong> Beulen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> allen möglichen Gebrechenreichlich bedacht; wird vom echten Märchenhelden — <strong>der</strong> betreffs<strong>der</strong> jämmerlichen Hülle <strong>und</strong> des prächtigen Gehalles seinemPferde nicht unähnlich — aus <strong>der</strong> Reihe tadelloser Gefährtenm<strong>it</strong>telst einer Kraftprobe herausgef<strong>und</strong>en; seine Nahrung ist inMilch gekochte Gerste o<strong>der</strong> auch Reis, daneben sehr oft Glut.Es fliegt so schnell, wie sein Re<strong>it</strong>er es wünscht, kennt keine Hin<strong>der</strong>nisse<strong>und</strong> ist selbstverständlich <strong>der</strong> menschlichen Sprache k<strong>und</strong>ig,so wie auch die Zukunft ihm nicht verborgen sein kann,was m<strong>it</strong> seinem Namen ganz gut in Einklang steht. Sein „lieberkleiner Herr" (kedves kis gazdäm) luidet stets den besten Ratgeberin ihm <strong>und</strong> verdankt den guten Ausgang so vieler dräuen<strong>der</strong>Abenteuer vorzüglich dem trelflichen Beistände des zauber-


Dunlop-Liebrecht10 Volksplaube iiiul roligirtser <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.kündigen Tieres, das in den ungarischen Märchen, anüer den erwfdinlenHaupt/Mgon. hraili^' m<strong>it</strong> dem meikwürdi^'en Kp<strong>it</strong>hetons/i-llöl -lugai<strong>it</strong>al otl 1= vom Wii<strong>it</strong>lc


I. Dämonen. 11tigste <strong>der</strong> hilfreichen Gestalten im magyarischen Märchen — m<strong>it</strong>den an<strong>der</strong>en auf eine <strong>und</strong> dieselbe Quelle, auf den Glauben andie übernatürliche Kraft <strong>der</strong> Revenants, so wie auf das Vertrauenin die Dankbarke<strong>it</strong> <strong>der</strong> versöhnten <strong>und</strong> die Furcht vor <strong>der</strong> Rache<strong>der</strong> beleidigten Toten zurückzuführen sein wird ; wom<strong>it</strong> ich aberkeineswegs gesagt haben will, daü Hülle imd Inhalt bei diesemallgemein verbre<strong>it</strong>eten Märchenmotiv untrennbar vereint einhergehen<strong>und</strong> demnach überall, wo die Erste vorhanden, zugleich aneine im Volksbewulätsein sich vollziehende Integration durch denZwe<strong>it</strong>en zu denken sei. — Nicht selten eifern zwei solcher Zauberpferdeauf dem Plane, von denen dann das eine dem Helden,das an<strong>der</strong>e (gewöhnlich die Mutterstule) <strong>der</strong> verfolgenden Hexeo<strong>der</strong> dem beraubten Drachen gehört, <strong>der</strong> — wie hieraus ersichtlich— auch in den ungarischen Märchen ganz dasselbe zw<strong>it</strong>terhafte,wenn nicht geradezu dimorphe Wesen von einem ungeheuerlichenReptil <strong>und</strong> einem menschenähnlichen Riesen ist, alswelches <strong>der</strong>selbe in den slavischen, rumänischen <strong>und</strong> neugriechischenMärchen abgebildet wird."Die.ses tä tos -Pferd, das geflügelt ist <strong>und</strong> oft Feuer schnaubt,gelangt m<strong>it</strong>telbar o<strong>der</strong> unm<strong>it</strong>telbar durch die betrefi'ende Feeselbst in den Bes<strong>it</strong>z des von ihr bevorzugten Helden, <strong>der</strong> aberauch die Zauberformeln kennen muß, durch welche er die erwähntenZauberdinge richtig gebrauchen kann. Erkämpft er sichdie Fee, so bleibt er entwe<strong>der</strong> bei ihr o<strong>der</strong> führt sie als Gattinheim.Die Feen gebären wie<strong>der</strong> Feen.Alle Feen stehen unter <strong>der</strong> Oberhohe<strong>it</strong> einer Königin, <strong>der</strong>enName bald Fee-Ilona (Tün<strong>der</strong>-Ilona), bald Frau Rapson (Rapsonne)o<strong>der</strong> Elisabeth (Erzsebet) lautet.Den Glauben an schicksalbestimmende Feen finden wir auchbei den <strong>Magyaren</strong> vor. Gewöhnlich erscheinen drei o<strong>der</strong> siebeno<strong>der</strong> gar neun Feen bei <strong>der</strong> Wiege des Kindes <strong>und</strong> bestimmensein Schicksal. Dem Namen nach sind zwei solcher Schicksalsfeenbekannt: Firtos <strong>und</strong> Tartod; letztere ist die „böse" Fee,welche überall nur Unheil anstiftet (s. Ipolyi, Magyar MythologiaS. 6G u. 89). Firtos le<strong>it</strong>et Ipolyi vom Dialeklwort: firogont=:wasman auf einmal zum Spinnen herausgiebl; Tartodaber he<strong>it</strong>U: du hältst (etwa den Faden). Wir finden also auchim magyarischen <strong>Volksglaube</strong>n die drei spinnenden Schicksalsfeenvor. Im <strong>Volksglaube</strong>n werden sie oft nur keresztanyäk


:^2 Volksglaulie uti.l rfli^irtser Bniurh dor <strong>Magyaren</strong>.(T:iufmi<strong>it</strong>t«'r) odor koiii.iiisszoii yok ((ievaüerinneii, MuIiiiku)^'oriaiiiil <strong>und</strong> ni.ui ^rlaiihl, daü zwei von iliiien dem Kinde alles(Jute, die drille alier .dies Ihle verleiht. Als Spiiirieriiinen tretensi3 nur in «-ini^ren, wenigen Sagen <strong>und</strong> Mfirchen auf. Ijber dieZeil <strong>und</strong> den Ort, waini <strong>und</strong> \vu diese Sehicksalsleen ersc-iieinen,um das /.ukünllii/e Los des Kindes zu bestinunen, weil.i <strong>der</strong> ma-Kyarisclie Volks^riauhen sclion gar wenig zu beneiden, (lewühnliclilie<strong>it</strong>U es, dal.i diese l''ecn in <strong>der</strong> Xaelil nach »hin Tanriageheim Kinde unsichlhar erscheinen <strong>und</strong> oll kann man am nächstenTage ihre Fuljs|juren, die „Tauljenkrallen- gleichen", in <strong>der</strong>Nähe <strong>der</strong> Wiege sehen.Der Orl, an dem diese Wesen wohnen, liegt nach dem<strong>Volksglaube</strong>n in <strong>der</strong> .Nähe einer Ouelle, eines Brunnens o<strong>der</strong>Baches. In einem Kin<strong>der</strong>liede <strong>der</strong> Siebenbürger Szekler heiüt esingenauer Übersetzung:Heida, hci.hi. iiiil" nach Kroiisla.ll : Und ganz nali in AngyalosHaben unser Ross verloren, Kliefil ein klares ririinnlein, —Wollen uns ein neues kaufen, S<strong>it</strong>zen dort drei Fräulein,Und dazu auch gold'ne Sporen, Hält das eine ein Kindchen,Dann wird's rascher lauten !Das andre schneidet WeidenHeida, heida, auf nach Kionsta


;I. Dämonen. 13Tag <strong>und</strong> Nacht, denn sie wußten nicht, wie sie den vielen Hanfaufspinnen sollten. Da traf es sich einmal, daß die drei Fräuleinspät in <strong>der</strong> Nacht noch spannen <strong>und</strong> weinten, als sich die Türe<strong>der</strong> Slube öffnete <strong>und</strong> ein riesiger schwarzer Stier hereintrable.M<strong>it</strong>ten im Hanfstoß, <strong>der</strong> am Boden lag, blieb er stehen, nalinieinen B<strong>und</strong> nach dem an<strong>der</strong>n auf seine gewaltigen Hörner, <strong>und</strong>während er seinen Hals von rechts nach links beständig bewegte,verwandelte sich <strong>der</strong> Hanf sofort in die schönste Leinwand. Daseine <strong>der</strong> drei Fräulein stieg nun schnell auf dem Aufboden hinauf<strong>und</strong> reichte ihrer Schwester, die auf <strong>der</strong> Le<strong>it</strong>er stand, einenHanfb<strong>und</strong> nach dem an<strong>der</strong>en herab. Die m<strong>it</strong>tlere Schwesterreichte den Hanf <strong>der</strong> jüngsten, die unten in <strong>der</strong> Stube stand,<strong>und</strong> diese warf ihn vor den Stier, <strong>der</strong> m<strong>it</strong> seinen Hörnern so raschspann, daß die Schwestern kaum Ze<strong>it</strong> hatten, einan<strong>der</strong> den Hanfzu überreichen. Die eine rief stets <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n, diese wie<strong>der</strong> <strong>der</strong>dr<strong>it</strong>ten zu: „Nyujtod-e mär?" (Reichst du ihn einmal her),um sich gegense<strong>it</strong>ig zur Eile anzufeuern. Als es aber dämmerte,spann <strong>der</strong> Stier noch immer. Aber er war auch schon sehrmüde, denn so oft er den Hals von rechts nach links bog, daflog ihm stets <strong>der</strong> Speichel in langen Fäden zum offenen Fensterhinaus <strong>und</strong> schwebte als glänzen<strong>der</strong> Faden in <strong>der</strong> Luft fort.Diese Fäden sieht man auch jetzt noch im Herbste in tler Luftschweben, <strong>und</strong> wir nennen sieGegen M<strong>it</strong>tageben Ochsenspeichel (ökörnyäl).war <strong>der</strong> gesamte Hanf aufgesponnen, <strong>und</strong> da stürmte<strong>der</strong> Stier auf die drei Jungfrauen los <strong>und</strong> warf sie in die Luftdie eine fiel oben auf dem Gebirge neben einer Quelle auf dieErde, die an<strong>der</strong>e fiel auf einen Acker, <strong>und</strong> die dr<strong>it</strong>te fiel aufeinen holten Baum. Jede s<strong>it</strong>zt nun se<strong>it</strong> vielen Jahren auf ihrerStelle <strong>und</strong> spinnt den „Ochsenspeichel" ; aus dem Gespinnst verfertigensie dann Hemden, <strong>und</strong> wer ein solches findet <strong>und</strong> amLeibe trägt, <strong>der</strong> ist in Allem glücklich. An <strong>der</strong> Stätte, wo dasHaus des R<strong>it</strong>ters gestanden, hörte man lange Jahre hindurchallnächtlich den Ruf erschallen: „Nyujtod-e nyujtod-e mär?"Und als m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong> sich daselbst Leute ansiedelten, naiinti'ii siedas Dorf „Nyujtod" (im Osten Siebenbürgens) . . .Diese Sage erinnertuns an das Zauberhemde <strong>und</strong> Nothemde<strong>der</strong> deutschen Mythe, das Jungfrauen woben, um Kämpfer fest<strong>und</strong> unverw<strong>und</strong>bar zu machen.Nyujtod mag ursprünglich <strong>der</strong> Name einer <strong>der</strong> drei Feen


:14 Vollcpfrlaulif <strong>und</strong> rplij/iöser Hrainh «lor Maj'yaren.gewesen sein, dfi aber j


I Dämonen. 15venischen <strong>und</strong> russischen Märchen erfahren konnte. — An<strong>der</strong>sdenkt über den Gegenstand Gyürgy, dem ich auf ein Gebietnicht folgen will, auf dem ich — wegen ungenügen<strong>der</strong> Kenntnis<strong>der</strong> slavischen Sprachen — iiiicii wenig heimisch fühle. Er, demes in dieser Beziehung vielleicht nicht besser als mir geht, könntesich einstweilen aus Ralston 92—95, 139-158, 248—250 <strong>und</strong>beson<strong>der</strong>s 137 ff. einiges holen, was ihn über diese stehende Figur,das verkörperte böse Prinzip <strong>der</strong> ungarischen Märchen, einesan<strong>der</strong>en belehren dürfte. Hier nur zwei Worte zur „mythologischen"Se<strong>it</strong>e <strong>der</strong> Frage. Vasorn'i bäba soll — wie Györgyaus dem großen Lexikon (Nagyszötar) c<strong>it</strong>iert — „eine zauberk<strong>und</strong>igeFrau** sein, „die eine nadelsp<strong>it</strong>zige Eisennase hat <strong>und</strong> beimSturmlauf gegen den Eisenwall von sieben Meilen weil auf denselbenlosspringt." Wo in aller Welt man diese Defin<strong>it</strong>ion aufgestöbert,ist mir aus allen den 400—500 ungarischen Märchen,die ich gewissenhaft durchgelesen, unerfindlich. Ipolyi, <strong>der</strong>doch alles, was nur irgendwie mythologisch gedeutet werdenkönnte, auch aus älteren <strong>und</strong> zum Teile noch unveröffentlichtenQuellen zusammengetragen, erwähnt unter den vielen Zügen dieserGestalt (a. a. 0. S. 67) jener wichtigen Eigenschaft m<strong>it</strong> keinemAVorte. Und doch steht die ganze mythische Bedeutung <strong>der</strong>„Frau Eisennaso" auf diesem „nadelsp<strong>it</strong>zigen Gesichlsvor.sprung",<strong>der</strong> den hervorzuckenden Bl<strong>it</strong>z symbolisieren soll! Vas istnämlich allen verwandten Sprachen in <strong>der</strong> Bedeutung von „Kupfer"eigen (vgl. Buden.z, Magyar -ugor összehasonlil(') SzotärNr. 566, S. 567). Also nicht so sehr Frau Eisen- als vielmehrFrau Kupfernase! Nun ist aber, wie ein ungenannter Beistanddes Herrn György in einem Nachtrage zur Arbeil desletzteren bemerkt, die „ursprüngliche" Form des charakteristischenEp<strong>it</strong>hetons nicht vas-orrü, son<strong>der</strong>n vas-fogü (Eisen-zahnig).(Die Frage nach <strong>der</strong> Ursprünglichke<strong>it</strong> <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>enForm bei Se<strong>it</strong>e gelassen, kann ich einstweilen die ohne eine Belegstellehingeworfene Behauptung <strong>der</strong> ergänzenden Bemerkungaus Kriza (Vadrösz^k S. 475—476) bestätigen. Allerdings istbisher diese die einzige Stelle^ welche ich genau anzugeben vermag.)Wenn aber so, folgert we<strong>it</strong>er <strong>der</strong> begeisterte Sek<strong>und</strong>antdes Herrn György, dann muü esdoch einem Jeden einleuchten,daß dieser „eherne Zahn" sich viel besser zu einer mythologischenMethapher für den Bl<strong>it</strong>z eignet, als eine noch so nadel-


16 Volks^laulie iiml religiösor Hraudi <strong>der</strong> Ma^yarr-n.sp<strong>it</strong>zii^e Nase. Fol^'lich - ist die vasorni baba die Personifikation<strong>der</strong> (Jewilteiwolke <strong>und</strong> nebenJjei <strong>der</strong> Naclil, aber auch desWinters. -- Wieso das russische Märchenwesen, welches unserervasomi i)aba oi<strong>it</strong>sprichl, d. h. die Yaga Baba, /.u ihn-ui eisernenZahn fo<strong>der</strong> Zähnen) kuinint, das ist u. a. auch aus HalstenS. icf) zu ersehen, wo allerdings nach <strong>der</strong> Überschrift des(aus Alanasjow I, Nr. 4a) in<strong>it</strong>geleillen Märchens von einer Vyed'madie Hede, die aber m<strong>it</strong> allen Ki^'enschaftcn einer Yaga Haha iiusgestatlet<strong>und</strong> in russischen Märchen liberhaupt oft für die letzterem<strong>it</strong> dem


I. Dämonen. 17lauten dieselben — woher er so viele Märchen wisse, antworteteer mir : „Ich habe mehrere Jahre nach einan<strong>der</strong> bald bei russischen,bald bei norwegischen Fischern am Eismeer Dienste getan,<strong>und</strong> so oft <strong>der</strong> Sturm uns vom Fischfang abhielt, vertriebenwir uns die Ze<strong>it</strong> m<strong>it</strong> Märchen <strong>und</strong> Erzählungen. Dann <strong>und</strong>wann war mir ein Wort o<strong>der</strong> eine Stelle unverständlich, docherriet ich den allgemeinen Inhalt aller Märchen, die ich nachmalsm<strong>it</strong> selbsterf<strong>und</strong>enen Zusätzen daheim wie<strong>der</strong>erzählte" (Erman'sArchiv f. wissensch. K<strong>und</strong>e v. Russl. XXII, 614); Worte, die nurzu deutlich gegen Annahmen sprechen, <strong>der</strong>en Unzulässigke<strong>it</strong> wirim Obigen wie<strong>der</strong>holt darzutun bemüht waren, — weshalb manes uns nicht verdenken wird, wenn wir nicht umhin konnten, diewertvolle Zeugenschaft dieses naiven Ausspruches anzurufen."Unter mohamedanischem Einfluß mag <strong>der</strong> magyarische <strong>Volksglaube</strong>an m äd c he n rauben de Feen (leänyrablö tün<strong>der</strong>ek)entstanden sein. (Kozma S. 27). Gewöhnlich sind dies Feen, dieaus <strong>der</strong> Schar <strong>der</strong> „glücklichen" (boldog) Feen verstotien worden,weil sie nicht Feen, son<strong>der</strong>n sterbliche Knaben zur Weltgebracht, ihre Gunst gewöhnlichen Männern geschenkt haben.Eine solche Fee war die auf <strong>der</strong> „Väroldal" (= ßurgse<strong>it</strong>e) beiGyergyö-Szent-Miklöswohnende Hiripne. Diese pflegte auf <strong>der</strong>Burgzinne m<strong>it</strong> Kränzen ihre beiden Söhne zu erwarten, die untenim Felde die Liebsten <strong>der</strong> von ihnen geraubten Jungfrauen nie<strong>der</strong>metzelten.Endlich wurden sie doch von zwei Helden getötet; ihre Mutter welkte m<strong>it</strong> dem Kranze in <strong>der</strong> Hand dahin <strong>und</strong>ward Staub. Auch im sogenannten ßükkös-Wald im Uz-Talehauste eine Jungfrauen raubende Fee, die jedes Jahr eine schöneMaid vom schwarzen Meere raubte. Einmal hatte sie die Geliebtedes Königs <strong>der</strong> Wasserfeen geraubt, <strong>der</strong> sie m<strong>it</strong> Sturm <strong>und</strong>Wirbelwind verfolgt <strong>und</strong> an einen Felsen des sogenannten Kökert(Steingarten) schleu<strong>der</strong>te, wo sie starb. Aus ihrem ßlute entstandeine Heilquelle, <strong>der</strong> sog. „büdös-szik" (Stinken<strong>der</strong> Sprudel).Dies führt uns zu den Luft- <strong>und</strong> Wasserfeen hinüber.Auch im magyarischen <strong>Volksglaube</strong>n werden den Feen Flügelverliehen, wodurch sie windschnell von einem Orte zum an<strong>der</strong>ngelangen können. Es giebt aber nur eine einzige, eigentlicheLuftfee; das ist die Delibäb, die Fata Morgana <strong>der</strong> ungarischenTiefebene, des Alföld. Ipolyi (S. 90) meint ganz richtig, daübäb o<strong>der</strong> baba ursprünglich Fee bedeute (vgl. vasorrü bdba;V. Wlislooki: <strong>Volksglaube</strong> <strong>der</strong> Majjjaren. 2


18 Voll(


I. Dämonen. 19feen <strong>und</strong> Wassermenschen <strong>der</strong> Theiß berichtet schon <strong>der</strong> alteReisende Pokorny (1763; patr. Tagebl . 1803, S. 1173), daß,wenn sie bei Tür, Tisza-Füred <strong>und</strong> Szolnok gesehen werden,Sturm <strong>und</strong> allgemeines Unglück zu erwarten sei. Die Felsenliöhlenin den Ufern des Balaton (Platensee) nennt das Volktün<strong>der</strong>lak (Feenwohnung) o<strong>der</strong> tün<strong>der</strong>var (Feenburg), weildort die Wasserfeen wohnen. Die Sage erzählt, daß im Fertö-See sieben untergesunkene Städte liegen, die nun von Wasserfeenbewohnt, <strong>der</strong>en Gesang man oft in stiller Nacht hören kann.Alle sieben Jahre ragen auch die Turmsp<strong>it</strong>zen aus dem Wasserauf einige Augenblicke hervor <strong>und</strong> die Wassermenschen (viziemberek) ergehen sich dann am Ufer (Ipolyi S. 96). Im Bette<strong>der</strong> Donau befinden sich auch zahlreiche Paläste <strong>und</strong> Burgen <strong>der</strong>Wasserfeen. Jn einem „ Meerauge " (See) <strong>der</strong> Karpathen, im sogenanntenFeketetö (Schwarzer See) lag einst die auf goldenen<strong>und</strong> diamantenen Säulen erbaute Burg des Wasserfeenkönigs,aber ewige Finsternis herrschte rings um dieselbe, bis nicht dieim Zöldtü (grünen See) w^ohnende Geliebte des Königs denselbenbewog, die Finsternis zu zerstreuen. Er ließ also auf den ausdem See hervorragenden Turm einen großen Karfunkelsteinstecken, <strong>der</strong> sonnenhell die Gegend beleuchtete. Der Stein glänzte<strong>und</strong> leuchtete so lange, bis die Fee dem König treu w^ar; alssie aber in Liebe zu einem sterbhchen Prinzen entbrannte,verlor <strong>der</strong> Karfunkelstein sein Licht. Da zog <strong>der</strong> Feenkönig m<strong>it</strong>seinen Schätzen in die innersten Tiefen des See's hinab, dietreulose Fee aber verfluchte er, welche nun einsam im Tannwaldherumirrt <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Klagerufe man oft vernimmt (IpolyiS. 97). —Neben diesen menschlich gestalteten, w<strong>und</strong>erschönen Wasserfeengiebt es aber auch Wassermenschen (vizi emberek) o<strong>der</strong>Wassergeister (vizi szellemek), die oft roßgestaltig, oft aberdie Gestalt alter xMänner haben. Eine Sage (bei Ipolyi S. 99)erzählt: Ein König kam müde nach <strong>der</strong> Schlacht zu einer Quelle<strong>und</strong> als er sich zu ihr hinabbog, um Wasser zu trinken, dapackte in eine un.sichtbare Hand fest an <strong>der</strong> Nase <strong>und</strong> ließ ihnso lange nicht los, bis er nicht seinen größten Schatz, den erdaheim bes<strong>it</strong>ze, dem unsichtbaren Wesen versprach. \\'ährendseiner Abwesenhe<strong>it</strong> hatte seine Gattin ihm ein Töchterchen geboren,das sich nun nach sieben Jahren <strong>der</strong> Wassergeist <strong>der</strong>9 *


20 Volks((laulie lunl n-ligiflser Braucli <strong>der</strong> Magvaren.Quelle in TJestalt eines Hosses abholte. Ibcr das Anpacken <strong>der</strong>Nase s. Grimni 4t;r).Wasserfeeii inid Wasseriiiüniier gehen oll Khon m<strong>it</strong> sterblichenMenscl<strong>it</strong>Mi »'in. Von den /.aiilrrichrn Sagen will ich nurzwei (bei Ipolyi S. loOi m<strong>it</strong>teilen, die (ur die vergleichendeSagenk<strong>und</strong>e etwas Bedeutung haben. Die eine erzählt : AmDonauuler sang Mll:d)endlicli <strong>der</strong> schöne Fischerjunge Javor lustigeLie<strong>der</strong>, denn er war beim Fischfang stets gar glücklich. Dakamen aber Tage, wo sich gar kein Fisch in seine Netze verirrte,lielrübt sal.i mm .lavor abends am Ufer <strong>und</strong> sang garschwermütige Weisen. Da tauchte eine Wasserfee aus <strong>der</strong> Donauhervor <strong>und</strong> gestand ihm, daü sie ihn liebe <strong>und</strong> seine Gattin werdenwolle. Von nun an fing Javor täglich unzählige Fische.Als aber die Wasserfec m<strong>it</strong> Krlaubnis ihrer Mutter, <strong>der</strong> Feenkönigin,ans Land zog <strong>und</strong> seine Gattin wurde, da benahm ihrletztere die Zauberkraft <strong>und</strong> Javor konnte keine Fische mehrfangen. Als er sich nun in <strong>der</strong> gröLUen Not befand, da stürztesich die Fee m<strong>it</strong> ihm in die Donau. — Gewöhnlich ist eine solcheEhe fluchbeladen. Die an<strong>der</strong>e Sage erzählt : Eine Alaid konntenicht unter die Haube kommen <strong>und</strong> in ihrer Schande setzte siesich einmal am Ufer eines Sumpfes nie<strong>der</strong> <strong>und</strong> weinte gar b<strong>it</strong>terlich,worauf ein Wassermann erscheint <strong>und</strong> sie zur Gattin habenwill. Sie willigt ein, <strong>der</strong> Wassermann steigt zu ihr ans Ufer herauf<strong>und</strong> sein Haupt in ihren Schoiä legend, schläft er ein. Dakam ein alter Soldat des Weges, dem die Maid ihr Leid klagte.Nun schnarchte <strong>der</strong> Wassermann im Schlafe <strong>und</strong> öffnete seinenM<strong>und</strong>, worauf die beiden seine Fischzähne erblickten. DieMaid wollte nun fliehen, aber <strong>der</strong> Wassermann erwachte <strong>und</strong>trug sie gewaltsam m<strong>it</strong> sich hinab in den Sumpf (vgl. die esthnischeSage bei Grimm 459, Schröter, finnische Run. 142). ImTeiche Höviz bei Sajö-Vämos (Borso<strong>der</strong> Com<strong>it</strong>at) erzählt dasVolk, wohne ein alter Mann, halb Roü, halb Mensch, <strong>der</strong> ansUfer Spielsachen, Klei<strong>der</strong> <strong>und</strong> dgl. hinlege, um Leute dahin zulocken, die er dann ins Wasser hinabzieht. Der <strong>Volksglaube</strong>meint, daß diese AVassergeister alljährlich ihr Opfer haben müssen<strong>und</strong> wo sie hausen, dort müsse jedes Jahr ein Mensch im Wasserertrinken. Im Flusse Perecz bei Levä erzählt man, wohne einkleiner, grüngekleideter Wassermann, <strong>der</strong> oft in die Stadtkam, um Einkäufe zu machen. Er war an seinen Fingern er-


I. Dämonen. 21kenntlich, von denen stets Wasser lierabfloß (vgl. Grimm 450).Einmal kränkte diesen Wassermann ein Fleischer, se<strong>it</strong>her kommter nimmer in die Stadt. Den Fleischer, als dieser am Pereczuferlustwandelte, zog er ins Wasser hinab <strong>und</strong> sperrte seineSeele in einen Krug; den er an die Wand seiner Wohnunghing, wo noch unzählige Krüge sich befinden. — Als in einerNacht eine Maid über den Perocz ging, sah sie auf dem Wasserzwei Frauen sich herumtummeln, die viele ungestaltete Kin<strong>der</strong>badeten. Sie riefen <strong>der</strong> Maid zu: ^ Herzu komm! herzu komm!"(erre gyere, erre gyere), worauf die Maid erschreckt zu laufenbegann. Da wieherten wie Rosse die Weiber ihr nach <strong>und</strong> riefendazwischen: ,,0 wie klug ist diese Maid!" Oft sieht man einkieferloses Koß dem Pereczfluli entsteigen, das jeden ins Wasserstürzt, <strong>der</strong> ihm nicht entfliehen kann (s. Ipolyi S. 101). Daßdie Seelen im Wasser ertrunkener Menschen von den Wassergeisternin Töpfen eine gewisse Ze<strong>it</strong> (7—9 Jahre) lang gefangengehalten werden, ist ein auch in Ungarn allgemein verbre<strong>it</strong>eter<strong>Volksglaube</strong>, ebenso daß gewisse Gewässer jedes Jahr ein Opferfor<strong>der</strong>n <strong>und</strong> daß die Kleidung <strong>der</strong> Wassergeister gewöhnlich grünist. Auch in manchen Brunnen hausen Wassergeister, die oft dieMenschen zu sich hinabziehen. Um sie zu vertreiben, wirft maneiserne Nägel o<strong>der</strong> ein Anhängschloß in den betreffenden Brunnen(Ipolyi S. 101). Oft nehmen diese im Brunnen lebendenWesen die Gestalt von Fröschen o<strong>der</strong> Schlangen an. —Die Verehrung des Wassers mag bei den <strong>Magyaren</strong> vonaltersher in <strong>Brauch</strong> gewesen sein (lateinische Belege s. bei IpolyiS. 200 ff.). An Gewässern wanxlen ihre Toten beerdigt. Beson<strong>der</strong>s<strong>und</strong> sind es auch noch heutzutage (z. B. im Heveser, Nogrä<strong>der</strong>,Baranyaer Gom<strong>it</strong>at) die sogenannten „heiligen Brunnen"(szent kutak), in <strong>der</strong>en Nähe man gerne die Toten begräbt(Ipolyi S. 101). Manche Quellen dienen zu Wahrsagereien, indem<strong>der</strong> darin wohnende Wassergeist z. ß. durch trübes o<strong>der</strong>klares Wasser das Orakel abgiebt. Schon We ruber erwähnt(adm. aqu. hung. 865) von einer Quelle bei Leva: ^Sin pura s<strong>it</strong>,dum hauriatur, et pura permaneat donec offeratur aegrotis, quieam mirifice appetere solent, quod hoc certissimum ad salutemSignum s<strong>it</strong> : sin turbida reddatur, plane pro deplorato haberiaegrotuni, <strong>it</strong>aque eos qui potum tartum infirmis, non omen i)etunt,antequam hauriant aquam turbarc solere." Vom Budiser


22 Volksgluultp imkI ifli^riosor liraucli dor MaifViiron.Säuerling im Tun'»(/


;1. Diliiionen. 23dieses landes, hernach könig von Pohlen, sich nicht geweigert,m<strong>it</strong> seinen eigenen Exempel, solch ihr altes herkommen zu bestättigen.Welcher sich aber von ihnen nicht gutwillig ablöset,<strong>der</strong> wird, in das obgedachte wasser Kreisch, so sie den Jordannennen, gesetzt." In früheren Ze<strong>it</strong>en wurde am helllichten Tagedie Braut beim Einzug in ihr neues Heim m<strong>it</strong> Fackeln zum Brunnenbegle<strong>it</strong>et, in den sie Feldfrnchte werfen mußte (vgl. IpolyiS. 206). Baron Mednyänszky erwähnt in seinem Manuskript:„Sammlung abergläubischer Meinungen <strong>und</strong> Gebräuche des gemeinenVolkes in den Thälern des Rokos 1823« (S. 12), daß beidieser Gelegenhe<strong>it</strong> von böswilligen Weibern heimlich Anhängsehlösserin den Brunnen geworfen wurden, dam<strong>it</strong> die junge Fraukin<strong>der</strong>los bleibe. Bei <strong>der</strong> Braulschau (häztüznez^s = Hausfeuerschau)verlangte man in früheren Ze<strong>it</strong>en neben Feuer auchWasser von <strong>der</strong> betreffenden Maid (Ipolyi S. 206). Bartholomaei des (Pot. com. Gömör. Leutschoviae 1808, S, 449) schreibt:„Sponsus in foribus domus occur<strong>it</strong>, atque intranti i)otum priusa se delibatum propinat, quem illa postquam ebib<strong>it</strong>, vas retrorsumsupra caput abiic<strong>it</strong>." Die vom Felde heimkehrenden Schn<strong>it</strong>terwerden m<strong>it</strong> Wasser begossen, dam<strong>it</strong> die Ernte reichlich werde.Der erste Käse, den man von einer Kuh erlangt, wird in Gemeinschaftm<strong>it</strong> den Nachbarn verzehrt, wobei dieselben m<strong>it</strong> Wasserbegossen werden, dam<strong>it</strong> die Kuh viel Milch gebe. Dam<strong>it</strong> <strong>der</strong>Brunnen stets frisches <strong>und</strong> klares Wasser habe, so wirft man amChristabend die Abfälle des Weihnachtstisches in den Brunnen.Das Wasser, in dem man das dem Backofen entnommene, frischgebackeneBrot anzufeuchten pflegt, wird auf den Fußboden gegossen,dam<strong>it</strong> Hexen imd Geister das Haus nicht besuchen. Istein Mensch o<strong>der</strong> Vieh „beschrieen" (megigezve), so wirft manglühende Kohlen in einen Napf voll AVasser, befeuchtet dam<strong>it</strong> denKopf des Betreffenden <strong>und</strong> gießt den Rest des Wassers in einenBach. Dem <strong>Volksglaube</strong>n gemäß wäscht <strong>und</strong> reinigt (lemossa,letiszt<strong>it</strong>ja) das Wasser das Brise ab, es trägt dasselbe fort (elviszi)daher die Redensart: „Das Wasser hat es fortgetragen, <strong>der</strong> Bachhat es abgewaschen" (elv<strong>it</strong>te a viz, elmosta a patak). In eineralten Handschrift (bei Ipolyi S. 20G) heißt es bei Georg RäkoczyI.: „De familia Racotiana notandum est, quod fuerantprincipes thesauro ded<strong>it</strong>i, quia Georgius Rakotzi Transilvaniaepecunias, ferme omnia Patacinum condid<strong>it</strong>, Square Transilvani in


24 Volks^rlaiilM' urnl reli^'i'^sfr Mr;)U( li «Jor Majfyareii.proverbio liungarico linc solonl dicere nernpe: Talak v<strong>it</strong>te ela mi pciizükel (= Der Bacli hat unser (Jeld rort;.'clratren).Aus <strong>der</strong> Füllf des diosbezüglirlien inagyarisclieii <strong>Volksglaube</strong>nserwähnen wir mir noch einiges. In <strong>der</strong> (Ihristnacht, wennman zur .Millcriiachtsmesse läutet, wäscht sich die Maid, Irocknetsich aber niclil ab, son<strong>der</strong>n legt sich naß nie<strong>der</strong>. Im Traumeerblickt sie ihren /.ukünrtigeii Bräutigam. Zur selben Ze<strong>it</strong> stechendie Maide ein Messer drei Mal in die llmfriedigung des Brunnens,worauf d(;r Wa.ssergeist ihnen ihr Schicksal zuruft (Ipolyi207). Mednyänszky (a. a. O. 278) erzählt, daß am Sf. Stefanstageum M<strong>it</strong>lernacht die Maide zmn Brunnen <strong>der</strong> verfallenenAbtei Pösteiiy gehen <strong>und</strong> sich Wasser holen, in welchem sie sichmorgens waschen <strong>und</strong> in die Kirche gehen. Der Bursche, dendie Maid am nächsten Morgen auf <strong>der</strong> Kirchen.schwelle begegnet,<strong>der</strong> wird ihr Gatte. Steigt die Maid am Charfre<strong>it</strong>ag vor Sonnenaufgangauf einen am Bache stehenden Weidbaum, so erblicktsie bei Sonnenaufgang im Wasser das FSild ihres zukünftigenGatten. An diesem Tage baden die Hirten das Vieh, dam<strong>it</strong> esges<strong>und</strong> bleibe. Das Osterbegießen ist in Ungarn allgemein bekaimter<strong>Brauch</strong>. Wenn man die Leiche eines im Wasser Ertrunkenennicht finden kann, so befestigt man brennende Kerzenauf einem Brett <strong>und</strong> läßt dies auf dem betreffenden W^asserschwimmen. Wo das Brett stecken bleibt, dort befindet sich dieLeiche (Ipolyi S. 208). In manchen Gegenden werden von Hügelnam Johannisabend brennende R.ä<strong>der</strong> in die Donau gerollt,dam<strong>it</strong> sie im Sommer nicht aus dem Bette trete; in Waizen legenan diesem Tage die Müller Bretter aufs Wasser <strong>der</strong> Donau, aufdie sie brennende Kerzen stecken <strong>und</strong> dann den Strom hinabschwimmenlassen ; dies alles gilt für ein den Wassergeisterndargebrachtes Opfer (Jpolyi S. 207). Schiffer <strong>und</strong> Fischer in denDonaugegenden besprengen bei ihrer ersten Flußfahrt im Jahreihren Körper m<strong>it</strong> Weihwasser <strong>und</strong> werfen Weihrauch o<strong>der</strong> wenigstensKohlen aus dem Räuchergefäß <strong>der</strong> Kirche in das Wasser,um die Wassergeister unschädlich zu machen. Ein Fischer versprachdem VVassermanne seinen größten Schatz daheim, wenner ihm zu einem reichen Fischfang verhelfe. Der Wassermanntat es. Als <strong>der</strong> Fischer heimkehrte, hatte seine Frau einemKnaben das Leben geschenkt. Der Fischer klagte sein Leid demPfarrer, <strong>der</strong> den Knaben segnete, ihm ein Schutzm<strong>it</strong>tel an den


I. Dämonen. 25Hals band <strong>und</strong> ihn vom Vater in einem Kahne hinaus auf denFluß stoisen ließ. Der Wind erhob sich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wassermannrief diesem zu : er möge den Kahn umkippen, dam<strong>it</strong> er den Knabenerfassen könne. Der Wind aber meinte, er könne dies nichttun, denn <strong>der</strong> Knabe habe ein Schutzm<strong>it</strong>tel (övszer) am Halse(vgl. Gaal 128). Hiezu vergleiche man die Episode in <strong>der</strong> „V<strong>it</strong>aS. Galli" (Pertz, 2. 7) „Electus dei Gallus retia lymphae laxabatin silentio noctis, sed interea audiv<strong>it</strong> daemonem de culminemontis pari suo clamantem, qui erat in abd<strong>it</strong>is maris. Quo respondente„adsum", montanus e contra: surge, inqu<strong>it</strong>, in adjutoriummihi ecce peregrini venerunt, qui me de templo eiecerunt(nam deos conterebant, quos incolae isti colebant, insuper et eosad se convertebant), veni veni adiuva nos expellens eos de terris,Marinus demon respond<strong>it</strong>:En unus eorum est in pelago, cui nunquam nocere potero,volui enim retia sua le<strong>der</strong>e, sed me victum proba lugeri,signo orationis est semper clausus, nee unquam somno opressusAls Gallus dies hörte, bekreuzte er sich,kehrte heim <strong>und</strong> erzählteden Vorfall dem x\bt Golumban <strong>und</strong> seinen Gefährten. Dahörten Ae das Gebrüll <strong>der</strong> bösen Geister : vox fantasmatica, cumhejulatus atque ululatus dirae vocis audiebatur per culmina. Inunserer Sage hält zwar nicht <strong>der</strong> montanus, <strong>der</strong> Berg- o<strong>der</strong>Waldgeist, wohl aber <strong>der</strong> Wind ein Zwiegespräch.Berg- <strong>und</strong> Waldgeister kennt auch <strong>der</strong> magyarische<strong>Volksglaube</strong>n. Nicht nur die verstoßenen Feen, son<strong>der</strong>n auchdie Schicksalsfrauen wohnen gewöhnlich in endlosen Wäl<strong>der</strong>n,hoch oben auf den Gebirgen (vgl. Gaal 444). In manchen Sagens<strong>it</strong>zen die bösen Feen sogar auf Bäumen (Ipolyi 106) <strong>und</strong> hiebeifällt uns unwillkürlich ein, was F. S. Krauss (Volksgl. <strong>und</strong> rel.<strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> Südslaven S, 69) über die slavischen Feen, die Vilensagt, daß dieselben „ausgereifte Baumseelen seien, die vorzugsweiseaußerhalb <strong>der</strong> Bäume handelnd auftreten. Sie verkörpernden Eindruck, den nicht sowohl <strong>der</strong> einzelne Baum als die Gesamthe<strong>it</strong><strong>der</strong> Bäume m<strong>it</strong> ihren Lebensäußerungen auf die menschlicheSeele ausübt. Die Vilen <strong>der</strong> Südslaven, die Ljesije <strong>und</strong> Rusalken<strong>der</strong> Russen; die Lesny panny o<strong>der</strong> Dive zeny <strong>der</strong> Cechen,die Holz- <strong>und</strong> Moosleute in M<strong>it</strong>teldeutschland, Franken <strong>und</strong> Baiern,die wilden Leute in <strong>der</strong> Eifel, in Hessen, Salzburg, Tirol, dieWaldfrauen <strong>und</strong> Waldmänner in Böhmen, die Tiro'er Fangen,


I. Dämonen. 27ohne tieferen o<strong>der</strong> festeren Zusammenhang m<strong>it</strong> den übrigen volksreligiösenVorstelJungeij. Es scheint fast, als ob selbst dort, woZwerge <strong>und</strong> Riesen im <strong>Volksglaube</strong>n heimisch sind, die bewußtschaffende Kunstdichtung an <strong>der</strong> Ausbildung dieser Wesen gearbe<strong>it</strong>et<strong>und</strong> <strong>der</strong> Volksdichtung Vorschub geleistet habe." CF,S. Krauss).Im Magyarischen heißt Kiese: örii'is, welche BenennungIpolyi (a. a. 0. S. 115) m<strong>it</strong> Hindu: rasha, Hebräisch: arah<strong>und</strong> arje, Griech. Orion, Deutsch: Hiose in Verbindung bringt,während es Kozma von ür (Herr), i'iri <strong>und</strong> ürias (herrisch) able<strong>it</strong>et.Über den Ursprung, die Geburt <strong>der</strong> Riesen heißt es gewöhnlich,daß sie Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hexen seien (Kriza 420). Sie entsprießen<strong>der</strong> geschlechtlichen Vereinigung des Teufels m<strong>it</strong> einerHexe. Gleich nach seiner Geburt läuft <strong>der</strong> Riese hinauf ins Gebirge,wo er bis zu seiner Mannbarke<strong>it</strong> sich im Steinschleu<strong>der</strong>n,Baumentwurzeln u. s. w. übt. M<strong>it</strong> Bezug auf ihren Körperbauwerden die Riesen „turmhoch" genannt. Manche von ihnen sindso hoch, daß sie m<strong>it</strong> einem Fuße auf einem, m<strong>it</strong> dem an<strong>der</strong>enaber auf einem an<strong>der</strong>en Berge stehen, während unter ihnen sichStädte <strong>und</strong> Dörfer, Fel<strong>der</strong> <strong>und</strong> Waldungen ausbre<strong>it</strong>en. Von <strong>der</strong>Größe <strong>und</strong> Schnelligke<strong>it</strong> ihrer Schr<strong>it</strong>te erzählt die Sage, daß dieRiesen <strong>der</strong> Burg Kadiczavär sich gerade rasierten, als man zumersten Mal in Karlsburg zur Kirche läutete <strong>und</strong> beim zwe<strong>it</strong>en (ieläutewaren sie schon in <strong>der</strong> Ivirche. Ein Riese macht gewöhnlichaus einem so großen Holzstoß ein Feuer, daß die Flammenbis zum Himmel hinaufzüngeln. Dann umzingelt er auf demRoden liegend, das Feuer, so daß sein Kopf dabei auf seinenFüßen ruht. In Häromszi'k befindet sich in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> GemeindeSzotyor <strong>der</strong>Oriäskö (Riesenstein), auf dessen Sp<strong>it</strong>ze einefünf Schuh bre<strong>it</strong>e Einsenkung bemerkbar ist, die einer Menschenferseähnlich ist <strong>und</strong> vom Volke „Riesenferse" (uriäs sarka)genannt wird. Dergleichen „Riesenfersen" <strong>und</strong> „Riesen fauste"zeigt man an unzähligen Orten Siebenbürgens. Der Riese auf<strong>der</strong> Felsenburg von Csik-Bälvänyos~vär stand oft m<strong>it</strong> dem einenFuße auf seinem Burgfelsen, m<strong>it</strong> dem an<strong>der</strong>en aber auf demgegenüberliegenden Berge <strong>und</strong> schöpfte m<strong>it</strong> einer riesigen Kannedas Wasser aus dem zwischen seinen Beinen hinweggle<strong>it</strong>endenAlt-Flusse. Er besaß ein so großes Pferd, das m<strong>it</strong> seinen Hinterfüßenauf den Häromszeker Bodok-Gebirgen stand, während seine


28 <strong>Volksglaube</strong> iinH <strong>religiöser</strong> <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> M.igyaren.Vor<strong>der</strong>fiUk' sich auf dein I)


I. Dämonen. 29was soll ich trinken ?" Der Sechste z<strong>it</strong>tert auf einem riesigenbrennenden Holzstoß <strong>und</strong> ruft: „Wehe ich friere, ich erfriere!"Der Held giebt nun einem jeden eine Arbe<strong>it</strong> auf: <strong>der</strong> eine durcheiltbinnen fünf Minuten das siebenmalsiebente Land, obwohl eram Wege auch einschläft, nachdem ihm eine Hexe einen Schlaftrunkbeigebracht hatte; aber Jölätö hat es bemerkt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Johaj<strong>it</strong>öhatte ihm den Pferdekopfpolster unter dem Haupte m<strong>it</strong>einem Stein weggeschleu<strong>der</strong>t, worauf <strong>der</strong> Schläfer erwachte imdseinen Weg fortsetzte, <strong>der</strong> INagyehetö muß in <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong> 366 Mastochsenessen, <strong>der</strong> Nagyihatö aber i\ü6 h<strong>und</strong>erteimerige Fässervoll Wein trinken. Der Nagyfäzö kriecht in einen glühendenOfen hinein, den 24 Jahre lang 24 Zigeuner ununterbrochen geheizthaben. Als gleich nach ihm seine Gefährten hineinkrochen,da war <strong>der</strong> Ofen schon so kalt, daß sie sich in Decken hüllenmußten, um nichtzu erfrieren.Dem Namen nach ist auch einer ihrer Könige, <strong>der</strong> B ab o Ina,bekannt, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Csentetetö bei Besenyö (Siebenbürgen) gehausthat <strong>und</strong> m<strong>it</strong> großen goldenen Glocken seine Untertanenzur Versammlung herbeizulaufen pflegte. Als er sich dem Todenahe fühlte, warf er die Glocken in den Brunnen <strong>der</strong> Burg, diean Feiertagen oft ertönen, so daß <strong>der</strong> ganze Berg davon erbraust(Kozma S. 11). Ein an<strong>der</strong>er König <strong>der</strong> Riesen wohnte auf <strong>der</strong>Anhöhe Värbercz bei Kis-Borosnyö (Siebenbürgen).Noch einen Riesen kennt die magyarische Sage dem Namennach. Es ist dies <strong>der</strong> Kutyafejü (H<strong>und</strong>sköpfige), auf den dieungarischen Mythenforscher gar viel halten. Ipolyi hat nämlichden Nachweis zu liefern versucht, daß <strong>der</strong> Begriff „Piiese' auchbei den <strong>Magyaren</strong> zuerst auf irgend ein fremdes Volk angewendetworden sei <strong>und</strong> erst später sich <strong>der</strong> Glaube an Riesen ausgebildethabe. Nachdem es nun in ungarischen Landen unzähligeBergwege, Kluften, Schanzen u. dgl. giebt, die m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Benennungtatar (Tatare) zusammengesetzt sind <strong>und</strong> nachdem die Tatarenauch noch heutigen Tages „kutyafejü tatär" (h<strong>und</strong>sköpllgeT.) heißen, so meint man (beson<strong>der</strong>s nachdem auch ein Riesedem Namen nach Kutyafejü heißt) dies Volk in den Tatarengef<strong>und</strong>en zu haben , auf die man den Begriff Riese imMagyarischen ursprünglich angewandt hat (Ipolyi S. 128,Kozma S. 11).


90 <strong>Volksglaube</strong> <strong>und</strong> rclipifis^T nniuch <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.Die Wnlimingon <strong>der</strong> Riesen werden gewöhnlich in die nördhciiciiCH'JjJr^'c des i^andes verle^4, wo sie in Paliislcn, {^ewöhnhchaber in Felst'nbur^'cn ihr Heim haben. Solcher Fclsenburj/eiigiebl es in Siebenbürgen mehr al.s dreiüig (s. bei Ko/nia S. H).Ihr Leben brachten die l{ie.sen m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Verwallung ihrer Län<strong>der</strong>eiennnd in Kämpfen m<strong>it</strong> Helden v.u. Kutyalejü hatte imWesten un^'chencrc Läiidcreien, so daß selbst er .sie nicht zuFuüe, sondciii anf seinem Tätos - Pfc<strong>it</strong>i zu bereisen pflegte.Ihren Län<strong>der</strong>rcichtum erlangen die Riesen gew(iliiilicli dadmch,daß sie Könige i)esiegen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Län<strong>der</strong> erubern. In den meistenMärchen sind es drei Königsbrü<strong>der</strong>, von denen die beidenÄltesten vom Riesen besiegt werden, während dann später <strong>der</strong>Riese im Kampfe m<strong>it</strong> dem Jüng.sten zu Gr<strong>und</strong>e geht. Kozma(S. 12) bemerkt )janz richtig: Wie sehr sie auch Freude an blutigenKämpfen m<strong>it</strong> K()nigen <strong>und</strong> Helden haben, ebenso an <strong>der</strong>Unterwerfung von Län<strong>der</strong>n, so ist dagegen ihr im Volksglaubpnan<strong>der</strong>er Völkerschaflen kaum hervortreten<strong>der</strong> Zug von Güli* <strong>und</strong>Fre<strong>und</strong>lichke<strong>it</strong>, wom<strong>it</strong> sie armen Menschen begegnen, um so auffallen<strong>der</strong>.Wer sie um Hülfe anspricht, dem weihen sie stets ihreDienste. Das europäische Wan<strong>der</strong>märchen von <strong>der</strong> Riesentochter,welche einen Lauern samt Pflug <strong>und</strong> Rossen in ihrer Schürzeals Spielzeug hinauf auf die Rurg ihres Vaters trägt, findet sichauch im magyarischen Sagenschatze vor (Ipolyi S. 121; KozmaS. 10). Der Vater spricht: „Trag' sie zurück, denn diese werdendieHerren <strong>der</strong> Erde sein!"Auch über das Familienleben <strong>der</strong> Riesen berichtet uns <strong>der</strong><strong>Volksglaube</strong>n. Sie führen daheim ein musterhaftes (pöldäs) Eheleben.Die Frau des Riesen ist eine stille, fleißige Gattin, diestets daheim s<strong>it</strong>zt <strong>und</strong> „von <strong>der</strong> die Welt gar wenig zu erzählenhat." Desto mehr weiß man über die Töchter <strong>der</strong> Riesen zuberichten, welche w<strong>und</strong>erschöne Feen <strong>und</strong> <strong>der</strong> größte Schatzihrer Väter sind. Prächtige Paläste erbaut je<strong>der</strong> Riesenvater seinerFeentochter. Von <strong>der</strong> Rälvänyos-Burg bis zum Torjaer Büdös(Siebenbürgen) halte einst ein Riese für seine Feentochtereine goldene Brücke gebaut, dam<strong>it</strong> sie darauf lu.stwandele (Orban,Szekelyföld III. 138). Die Gattin des Riesen ist entwe<strong>der</strong> einegeraubte Königstochter o<strong>der</strong> eine Fee. Auf den Gipfel des Solyomköin <strong>der</strong> Nähe des Badeortes Tusnäd (Siebenbürgen) haben einstdie Riesen eine prachtvolle Burg für eine Feenkönigin gebaut.


:I. Dämonen. 31Riesen <strong>und</strong> Feen lebten stets in Fre<strong>und</strong>schaft m<strong>it</strong> einan<strong>der</strong>. DerRiese <strong>der</strong> Burg Gsigavür hält oft m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Fee des V'eczeltetö einStelldichein auf <strong>der</strong> sogenannten „Liebesbank" (szerelem padja).M<strong>it</strong> Knaben ist die Ehe <strong>der</strong> Riesen nie gesegnet; denn ihr Stammmußte aussterben, so „war es vom Schicksal bestimmt." —Daß die Lebensze<strong>it</strong> des Riesen auch sehr lange anhält, istselbstverständlich. Als ein Prinz dem Riesen Kutyafejü den Stre<strong>it</strong>kolbenzurückwarf, da erkannte dieser in ihm den Prinzen, vondem er vor 600 Jahren geträumt habe, daß er m<strong>it</strong> ihm einmalkämpfen werde.Eine beson<strong>der</strong>e Beachtung verdient die übernatürliche geistige<strong>und</strong> körperliche Kraft des Riesen. Er weiß vorher, wennjemand sein Gebiet betreten hat. Den verborgenen Märchenheldenerkennt er am „Adamsgeruch"- Aus einer Entfernung von40 Meilen sagt er : wer ihm seinen Stre<strong>it</strong>kolben zurückgeworfenhabe. Ereignisse, die erst nach 600 Jahren eintreffen, träumt ervoraus. Er kennt die Zauberm<strong>it</strong>tel <strong>der</strong> Feen <strong>und</strong> versteht dieSprache <strong>der</strong> Tiere. Durch seine physische Kraft ist er im Stande,ungeheuere Felsenburgenzu bauen <strong>und</strong> Schätze von unzählbarerMenge zusammenzuraffen. Außerdem stehen ihm auch nochZaubertiere, wie goldhaarige Stiere, Tätos-Pferde <strong>und</strong> Zauberhähne,ja selbst <strong>der</strong> Teufel zu Diensten. Die Felsenwege Kakasborozda(Hahnfurche) <strong>und</strong> ördögborozda (Teufelsfurche),die von den Persäner Bergen über den Puka-Höhenzug bis zurAlmäser Höhle (Siebenbürgen) reichen, haben Riesen m<strong>it</strong> Hilfevon Zauberhähnen <strong>und</strong> Teufeln gebaut; die Felsen wege beiSzäraz-Ajta aber haben sie m<strong>it</strong> vor Pflüge gespannten goldhaarigenOchsen ziehen lassen (Kozma S. 10). Manche von denRiesen bes<strong>it</strong>zen auch ein Zauberschwert, das auf die Formel„Schwert aus <strong>der</strong> Scheide" (kard a hüvelyböl), aus <strong>der</strong> Scheidefährt <strong>und</strong> durch die Luft auf den Gegner losfliegt. Der wichtigsteZug aber im ganzen Riesenglauben ist vielleicht <strong>der</strong>, daß je<strong>der</strong>Riese im siebenten Keller seiner Wohnung ein Faß bes<strong>it</strong>zt, welchesseine Kraft enthält. „Starker Wein" wird <strong>der</strong> Inhalt desFasses genannt, von dein je<strong>der</strong> Riese etwas in einer silbernenFlasche bei sich fülirt, um darin seinen kleinen Finger einzutauchen<strong>und</strong> einige Tro])fen davon zu trinken, sobald er imIvampfe von Kräften kommt. Nach einmaligem Eintauchen desFingers o<strong>der</strong> Trinken erhält je<strong>der</strong> Mensch die Kraft von fünf-


32 Volkstclaiilio iinil rflijriOsor Urauili (<strong>it</strong>»r Ma(?.varen.tausend Miiniieni (Kü/.iiiaS. 11). Von den Kiesen <strong>der</strong> GörgenyerBurp i'iv.äli<strong>it</strong> man, dali sie .kugelfest" seien; nnr eine solcheKugel kann ihnen sclciden, welche <strong>der</strong> siebente Sohn


I. Dämonen. 33um sich noch mehr zu holen, worauf <strong>der</strong> Ort sich vor ihm verschloß<strong>und</strong> seine vorher geholten Schätze sich in dürres Laubo<strong>der</strong> Kohlen verwandelten. Kozma (S. 15) erwähnt den siebenbürgischen<strong>Volksglaube</strong>n, daß die Eingeborenen zu diesen verborgenenSchätzen nie gelangen können, während — wie dasVolk sich erzählt — oft „Ungarlän<strong>der</strong>" auf Rossen erscheinen,die m<strong>it</strong> verkehrten Hufeisen beschlagen sind, <strong>und</strong> von jenenSchätzen gar viele Stücke fortschleppen. Weil nun die Siebenbürger<strong>Magyaren</strong> die Ungarlän<strong>der</strong> (Magyarorszägi) auch kivalök(Auswärtige) nennen, so ist es doch auffallend, daraus (wieKozma es eben tut) schließen zu wollen, „daß unsere Altertümer(F<strong>und</strong>e) schonse<strong>it</strong> uralter Ze<strong>it</strong> die Auslän<strong>der</strong> verschleppen."Die Zwerge (törpe = niedrig) des magyarischen <strong>Volksglaube</strong>nssind in erster Reihe scliätzehütende Wesen. Zwerge,wie solche an<strong>der</strong>e Völker bes<strong>it</strong>zen, haben die ^<strong>Magyaren</strong> eigentlichnicht. In Märchen <strong>und</strong> Sagen kommen zwar „Däumiingsgestalten"unter den Namen: Babszem Jankö (Bohnen-Hans), BorsJankö(Pfeffer -Hans), Kökeny Matyi (Schlehen -Mathias), SzikraJancsi (Funken-Hänschen'i, Hüvelyk Jancsi (Daumen-Hans),Hüvök (Däumling), Pilinko, Tilinko <strong>und</strong> Spintus (letztereohne eigentliche Bedeutung) vor, aber außer m<strong>it</strong> <strong>der</strong> lächerlichenZwerggestalt, die im Gegensatz zu den von ihnen vollbrachtengroßen Taten steht, bekleidet sie <strong>der</strong> magyarische <strong>Volksglaube</strong>nnur m<strong>it</strong> einigen wenigen, verblaßten Zügen. Spintus o<strong>der</strong> auchPir<strong>it</strong>us ist <strong>der</strong> eigentliche Hauskobold. Eine Sage aus <strong>der</strong>Miskolczer Gegend (bei Ipolyi 111) erzählt: Ein Pir<strong>it</strong>us hattesich bei einer Frau einquartiert <strong>und</strong> trieb allerlei Allotria, wobeier stets rief: „Sonntag ist heute, Frau, nicht Montag." Da rietman <strong>der</strong> Frau, sie solle Werg spinnen <strong>und</strong> auch den P. zu Hilferufen, wobei sie spinnend zur Türe hinausgehen <strong>und</strong> dann denP. samt dem Werg draußen lassen, in die Stube eilen <strong>und</strong> dieTüre absperren solle. Die Frau tat also <strong>und</strong> <strong>der</strong> P. kam nimmerzurück. Zur Benennung Pir<strong>it</strong>us wäre die Stelle bei Lencquist(De superst<strong>it</strong>ione veterum Fennorum, Aboae 1782) zuvergleichen: „Nescio, quis etiam spir<strong>it</strong>us familiaris recentiori aevonostris innotu<strong>it</strong> (quod nomen nee recte enuntiare valent fenni,sed apellant eum Pir<strong>it</strong>ys) qui putatur offerre amicis suis div<strong>it</strong>ias^V. Wlislocki: Volks);laube <strong>der</strong> Madjaren. 3


.T4 V


I. Dämonen. 35Die Zwerge lieben das Familienleben <strong>und</strong> rauben irdischeWeiber, die ihre Gattinnen werden müssen. Der Tänczi (etwa:Tänzeln<strong>der</strong>) genannte Zwerg hüpft im Walde auf den Bäumenherum <strong>und</strong> spinnt. Einer faulen Maid spinnt er, wenn sie ihmverspricht, seine Gattin zu werden (Kriza, Vadrözsäk). Bisweilensind sie den Menschen feindlich gesinnt. In Dees z. B.glaubt man, daß in <strong>der</strong> Umgegend unter <strong>der</strong> Erde Zwerge wohnen,<strong>der</strong>en Hüte die Größe eines Fingerhutes haben. Wer untersie gerät, <strong>der</strong> erblickt nimmer das Tageslicht. In einer Sagetreibt ein Zwerg eine Maid im Wald so lange herum, bis sie ermüdetin einem Sumpf untersinkt (Philip, Sag. a. d. Karpathenwelt7). Oft erscheint <strong>der</strong> Teufel selbst als kleiner schwarzerZwerg, <strong>der</strong> die ihm nachfolgenden Menschen in eine Höhle lockt,die den Eingang in die „an<strong>der</strong>e Welt" (mäs vih'ig) bildet; häufigaber führen die Zwerge den Märchenhelden ins Feenreich <strong>und</strong>stehen im Dienste <strong>der</strong> Feen. Auch als Diener, als Schätzehüter<strong>der</strong> Riesen erscheinen — wie wir gesehen haben (S. 32) — dieZwerge. In den Keller <strong>der</strong> Burg Hereczvär (Häroraszeker Gom<strong>it</strong>at)verirrte sich einmal ein Hirtenjunge <strong>und</strong> ward von den Zwergen(hier auch: pulya = Winzige genannt) aus schwarzen Krügenm<strong>it</strong> Wein bewirtet. Als er die vielen Schätze erblickte, riefer: „Mein Gott, wohin bin ich geraten!" Als er den Namen„Gott" aussprach, warfen ihn die bis dahin fre<strong>und</strong>lichen Zwergeaus dem Kellerraume so gewaltig hinaus, daß man ihn am Waldrandhalbtot auflas (Orbän a. a. 0. III. S. 57). Aber auch oftstehen die Riesen im Dienste <strong>der</strong> Zwerge. So in dem Märchen„Pengö", wo 12 Rie.sen dem Zwerge „Spannenlang" dienen. Derälteste Sohn desselben ist ein Adler m<strong>it</strong> zwei silbernen Fe<strong>der</strong>n,<strong>der</strong> jüngere Sohn einEber m<strong>it</strong> goldenen Hauern; seine Schwestereine baumdicke Schlange. Er hat auf <strong>der</strong> neun<strong>und</strong>neunzigstenInsel des Meeres einen Palast <strong>und</strong> hält sein M<strong>it</strong>tagsschläfchen auf<strong>der</strong> sechs<strong>und</strong>sechzigsten Insel. Er ist überaus stark. In einemWalde ist ein goldener Bach, aus dem, wenn <strong>der</strong> Zwerg schläft,ein goldener Hirsch trinkt, in welchem sich die Kraft des Zwergesbefindet. Im Hirsche ist ein goldenes Lamm, in dem befindetsich eine goldene Ente <strong>und</strong> in dieser ein goldener Käfer, inin dem sich die Kraft des Zwerges befindet (Majläth, Magyarregek u. s. w.).3 *


36 Volksjjlaulie iiini rol<strong>it</strong>riflsor nraurli dr-r Mafryaren.M<strong>it</strong> den Hexen wenlcu diu Zwerge auch in Verbindung gebracht,indem ersfere oll das neugeborene Kind rauben <strong>und</strong> anseine Stelle ein Kind <strong>der</strong> Zwerge legen. Um dies zu verhüten,wird in den „Siebendörfern" (bei Kronstadt) ein abgenützter Besenauf einen lir!ils|»iel.i gezogen, in den ilauchlan^' des Hausesgesteckt, in dem eine Wckhnerin liegt (Orban a. a( ). VI. 145).Die gniLJIen Feinde <strong>der</strong> Zwerge sind die (iaraboncziäs diäk(s. Abschn<strong>it</strong>t V), welche sie oft gefangen nehmen <strong>und</strong> in einerSchachtel bei sich führen (Magy. Nyelvör XV. HH).Dies wären die wenigen verschwommenen Züge, welche sichim ma^^yarischen Volks^'laul)en bezüglich <strong>der</strong> Zwerge vorfinden<strong>und</strong> auch diese sind meiner Ansicht nach fremden Völkern entlehntworden. Selbst die Zwerggestalt bänyarem (Bergwerksgeist)scheint m<strong>it</strong> deutschen Bergleuten nach Ungarn gekommenzu sein, wie dies (leorg Versenyi in einer treulichen Abhandlung(in <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong>schr. „Ethnographia" 1, S. IJ35) vermutet, <strong>der</strong>wir die folgende Zusammenstellung über diese Gestalt des magyarischen<strong>Volksglaube</strong>ns entnehmen.Der Berggeist heiLH magyarisch bänyarem (eigentl. Bergwerksschrecken)o<strong>der</strong> auch bänyapäsztor (Bergwerkshirt). InTorocko lautet eine Verwünschung: , Fresse dich <strong>der</strong> BirgejI"(egyen meg a birgej). ßirgej heißt in <strong>der</strong> dortigen Gegend auchFriedhof <strong>und</strong> Versenyi meint: birgej sei ursprünglich vielleicht<strong>der</strong> Name eines Berggeistes gewesen, nachdem in <strong>der</strong> Gegendeinmal groUe Bergwerke waren. Bei den Deutschen Ungarnslieiiät er: Berggeist, Bergmenal, Schatzmenal; bei den Rumänen(z. B. in Bucsum) virva bäi, bisweilen auch coponic; bei denSlovaken Bergmonyik.Was seine Gestalt <strong>und</strong> seinen Anzug betrifft, so erzählendie Bergleute, daß er rote Hosen, roten Bock <strong>und</strong> roten Huthabe <strong>und</strong> winzig klein sei. Einige wie<strong>der</strong> wollen ihn in rotentlüsen, weißem Rock <strong>und</strong> grüner Mütze, ein Lämpchen in <strong>der</strong>Hand haltend, gesehen haben, in Szepes-Remete <strong>und</strong> Gölniczhat er auch goldene Stiefel an. Der Bänyapäsztor in <strong>der</strong>Marmaroser Gegend ist ein kleines Männchen m<strong>it</strong> langem Schnurbart,das in we<strong>it</strong>en Plu<strong>der</strong>hosen <strong>und</strong> m<strong>it</strong> einer Bergmannsmützeauf dem Haupte, herumgeht. In Rezbänya ist es ein alter Zwergm<strong>it</strong> bis zur Erde reichendem Bart. Nur <strong>der</strong> Bänyaremvon Bucsum erscheint nicht immer in seiner eigenen Gestalt,


I. Dämonen. 37son<strong>der</strong>n verwandelt sich oft in eine hohe Frau, in einen altenMann, in eine Eule o<strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>maus, o<strong>der</strong> in ein Roß o<strong>der</strong> ineinen H<strong>und</strong>; in (31äh-Liiposbänya erscheint er oft auch alsschwarzer Mann. Bisweilen hat er eine Salzkrone auf demHaupte <strong>und</strong> ein Salzscepter in <strong>der</strong> Hand (Majldth). Oft erscheinter den Bergleuten auch nur als eine rote o<strong>der</strong> grüneFlamme (Tompa).Die Wohnungen dieser Berggeister befinden sich unter <strong>der</strong>Erde, in geräumigen Höhlen. Bisweilen haben sie auch auf <strong>der</strong>Erde (z. B. in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Karpathensp<strong>it</strong>ze Tatra) w<strong>und</strong>ervolleBlumengärten. In <strong>der</strong> Rönaszeker Gegend wohnen sie in Salzpalästen,im Innern des Hollökö (Dohlenstein) aber bes<strong>it</strong>zen siediamantene Paläste (Tompa). Hier, in ihren Wohnungen führensie ein patriarchalisches Familienleben, Westlich von Breznohänyaliegt ein Tal, wo sich einst reiche Gold <strong>und</strong> Silbergewerkebefanden. Heute ist dies Tal zum größten Teil ein Sumpf <strong>und</strong>heißt Braniszkü. Einst aber war es an<strong>der</strong>s. Unzählige Bergleutearbe<strong>it</strong>eten dort <strong>und</strong> es war so viel Gold vorhanden, daß mandarnach nicht einmal zu graben, son<strong>der</strong>n die aus <strong>der</strong> Erde hervorstehendenGoldzapfen einfach nur abzubrechen hatte. Damalstrugen die Bergleute gewöhnlich für eine ganze Woche Speisevorrätem<strong>it</strong> sich zu dieser Stätte. Einmal bemerkten sie, daßihre Speisen jemand stehle. Sie lauerten dem Diebe auf <strong>und</strong>fingen endlich ein halbnacktes Weib, daß sie in ihrem Zorn erschlugen.Dies Weib aber war die Gattin des Bänyarem. Siehatte so große Brüste, daß sie die rechte auf <strong>der</strong> rechten, dielinke auf <strong>der</strong> linken Schulter trug. Ihre rothosigen^ rotkappigenKin<strong>der</strong>chen liefen ihr nach <strong>und</strong> sogen im Laufen liin <strong>und</strong> wie<strong>der</strong>an ihren Brüsten. Ihren weißbärtigen Gatten, <strong>der</strong> ein goldenesBeil bei sich führte, hatten die Bergleute auch schon oft gesehen.Sie begruben das Weib. Der Bänyarem suchte lange seineGattin. Nach drei Tagen nahm das Gold ab <strong>und</strong> verschwandschließlich für immer. Da erhob sich gewaltiges Geräusch, dasBergwerk versank <strong>und</strong> m<strong>it</strong> ihm die Bergleute. Sümpfe bedeckenden Ort, wo nächtlicher Weile Flammen herumtänzeln. Werihnen nacheilt, versinkt im Sumpfe für immer. Oft hört manden seine Gattin suchenden Bänyarem rufen: 3una, Huna! wobist duV Deine Kin<strong>der</strong> weinen!' In Märchen <strong>und</strong> Sagen werdendie Hochze<strong>it</strong>en <strong>der</strong> Bänyarem oft erwähnt. Bisweilen haben


38 Volksglaul)e <strong>und</strong> <strong>religiöser</strong> <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.sie auch Liihcsviiliriltnisso m<strong>it</strong> irdischen W(Ml)en), di»' sio in <strong>der</strong>Nacht b(.'siulii ti <strong>und</strong> ilirifn Schätze /.ntnigcn (Mcnnyi 11. Diealte Maid). Vun ihren KTinigeri nnd ihrem Staatswesen berichtenebenlalls nur Ahirchen <strong>und</strong> Sa^'en; <strong>der</strong> Volk.


I Dämonen. 39schwand. Die Frau konnte den Rückweg nicht finden. Aks sie<strong>der</strong> Gatte nach langem Suchen endlich antraf, da bemerkten sieerst den Goldreichtum <strong>der</strong> Höhle. —Dergleichen Lokalsagen über die Entdeckung <strong>und</strong> das Entstehen<strong>der</strong> einzelnen Bergwerke erzählt man sich bei jedem Bergbauorte.Im <strong>Volksglaube</strong>n aber <strong>und</strong> ebenso in den beireffendenMärchen <strong>und</strong> Sagen finden wir bezüglich dieser Berggeister nurallbekannte Züge <strong>und</strong> können som<strong>it</strong> <strong>der</strong> Ansicht Verse nyi'sbeipflichten, dalä <strong>der</strong> diesbezügliche magyarische <strong>Volksglaube</strong>seinen Keim von Deutschland aus erhalten hat, den eben deutscheBergleute nach Ungarn gebracht haben^ wo er zwar m<strong>it</strong> magyarischemPfropfreis versehen, seine deutsche Abkunft doch nichtverleugnen kann; immerhin aber ist er im Walde des allgemeinen<strong>Volksglaube</strong>ns ein nicht geradezu unbedeuten<strong>der</strong>Schößhng.


II,lliiiiinclsliörper.Wind <strong>und</strong> Wetter.Als die magyarische Mythenforschunp noch arg in denKin<strong>der</strong>schuhen stak, war man im Übereifer bemüht, ans Volksdichtung<strong>und</strong> <strong>Volksglaube</strong>n alles Miigliche heranzuziehen, um zubeweisen, daü die allen Ungarn vor ihrer Bekehrung zum Christentumeinen Sonnen-, Mond- <strong>und</strong> Sternencult u. dgl. gehabthaben, <strong>der</strong> aus dem Volksbewußtsein selbst heutigen Tages nochnicht entschw<strong>und</strong>en sei. Es fragt sich nun, ob das, was uns dieälteren ungarischen Mythenforscher über einen Sonnen-, Mond<strong>und</strong>Sternencult <strong>der</strong> alten <strong>Magyaren</strong> verkünden, aus dem heutigenungarischen <strong>Volksglaube</strong>n zu erschließen ist o<strong>der</strong> nicht?Besehen wir uns die vermeintlichen Zeugnisse dafür. Dabeigelten für uns, denen die freie Einsicht in die Glaubenswelt <strong>der</strong>Völker höher steht, wertvoller ist, als nationale Eigenliebe, dieWorte F. S. Krauss' (Volksgl. u. rel. <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> Südslaven S. 2):,\Vir tun dies um so lieber, als wir dadurch, daß wir ein hochtrabendes,mythologisches Worlgewimmel außer Währung setzen,die Wege zu einer klaren <strong>und</strong> durchsichtigen Autfassung des tatsächlichen<strong>Volksglaube</strong>ns anbahnen."Vor allem verfallen diese Mylhologen in den argen Gr<strong>und</strong>fehler,daß sie Sonnen- <strong>und</strong> Feuercultus untereinan<strong>der</strong> vermengen<strong>und</strong> aus dem <strong>Volksglaube</strong>n solche Belege für den Sonnencultherbeiziehen, <strong>der</strong> eher für einen Feuercult paßt. Beson<strong>der</strong>sv^raren es die in Ungarn von Alters her heimischen Sonn wen d-feuer, welche auf einen Sonnencult zu schließen die „Mythologen"verlockten. Schon Nicolaus von Telegdi erwähnt ihrerin seinen kirchlichen Reden <strong>und</strong> setzt ausdrückhch hinzu, „daßdie bei diesem Anlaß sich zeigenden Vorurteile <strong>und</strong> abergläubischenGebräuche nur aus ihrem heidnischen Ursprung zu er-


:"II. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Wetter. 41klären seien." Csaplovics, einer <strong>der</strong> besten älteren EthnographenUngarns (Gemälde 2, 225) sagt 1829: Jm Monat Junipflegt die Jugend am Vorabend des Johannestages in <strong>der</strong> Abenddämmerungauf Gebirgen Feuer anzuzünden, <strong>und</strong> dies zu überspringen;m<strong>it</strong> brennenden Fackeln laufen sie auf <strong>und</strong> ab, <strong>und</strong>bringen da, singend <strong>und</strong> spielend, den größten Teil <strong>der</strong> Nachtzu; diese S<strong>it</strong>te mag sich von heidnischen Ze<strong>it</strong>en herschreiben.Ähnlicher Nachrichten giebt es eine Menge. In manchen Gegendenward <strong>und</strong> wird teilweise auch noch heutigen Tages dasFeuer entfernt von <strong>der</strong> Ortschaft, zumeist auf einem Hügel bere<strong>it</strong>et; die Jugend des Dorfes, uud zwar hauptsächlich die Mädchen,häufen Stroh <strong>und</strong> Reisholz: denn die Knaben bringen diezur Entzündung des Feuers nötigen Blumenkräuter m<strong>it</strong> ; hieraufüberspringen die Mädchen das Feuer, <strong>und</strong> je aus ihrem Sprungefolgert man, wann sie sich verheiraten werden. Während dieMaide über das Feuer springen, wird se<strong>it</strong> Menschengedenken dasLied gesungen, dessen Originaltext Ipolyi (a. a. 0. S. 193) m<strong>it</strong>teilt.Deutsch lautet dies Lied alsoFeuer zünden wir,an vier Ecken zündenwir,An einer Ecke s<strong>it</strong>zen schöne alteMänner,An <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Ecke s<strong>it</strong>zen schöne alleFrauen,An <strong>der</strong> dr<strong>it</strong>ten Ecke s<strong>it</strong>zen schönejunge Burschen,An <strong>der</strong> vierten Ecke s<strong>it</strong>zen schönejungeMaide.Brennen mag N's. (Männername)Steinhaus,Löschen wir es, löschen wir es!Weh', nicht lassen wir die Armen!Brennen mag N."s (Frauenname)Löschen wir es,Steinhaus,löschen wir es!Weh', nicht lassen wir die Armen!Hohen Baumes Zweig \ erzweigt sich,Üher's Meer erneigt sich.In N.'s Hof er neigt sichDer goldhaarigen Ungar-Ilona zuM.Überm Haupte Perlenkranz,Aus Perlen <strong>der</strong> andre ZweigIn N.'s Hof er neigt sich.Der goldhaarigen Ungar-Ilona zu.Überm Haupt Perlenkranz,Wetteifern m<strong>it</strong> mir drei Blumen, —Meine Blume m<strong>it</strong> dir geh'ich.Meine Blume, nicht bleib' ich vonDie eine Blume, Kornblume schön,Wetteifre nicht m<strong>it</strong> mir, —Du Bebenblüte schön.Wahrlich m<strong>it</strong> mirLebt die we<strong>it</strong>e Welt.Du Blume mein, m<strong>it</strong> dir geh ichlSprechend das Wort sie sagt:Hebenblüte ist schön,Denn m<strong>it</strong> mir wahrlichDient man bei <strong>der</strong> hl. Messe.Wetteifre nicht m<strong>it</strong> mir,Veilchen ist eine schöne Blume:Denn wahrlichMaide sichbrüsten.m<strong>it</strong> mirdir') Wohl die Fee Ilona gemeint, s. Abschn<strong>it</strong>t I. S. 11.


:42 Volksfflaube un


;:II. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Welter. 43Maros samt Umgebung (im Honter Com<strong>it</strong>at) bei <strong>der</strong> aus Deutschen<strong>und</strong> Ungarn gemischten Bevölkerung herrschende S<strong>it</strong>te :Am Johannisabend geht die Jugend an das Donauufer, die Maidestehen am unteren, die Burschen am oberen Rande des Ufers.Nachdem Letztere Feuer gemacht haben, fügen sie an das Endeihrer Stöcke ein Rad ein, welches sie in <strong>der</strong> Glut anzünden <strong>und</strong>rasch herumdrehen, worauf sie es in die Donau rollen, indem siedabei das folgende Lied singen :Ypsili'ing, ypsiläng, ypsilängi rozsa, Ypsilang, Y., Y.-Ho.-ie,Karika volnek, fordulnek, War' ich ein Rad, ich drehte mich,Rözsa volnek, piros volnek, War' eine Ros' ich, rot war' ich,Kire, kire, kire? Nach wem, nach wem, nach wem?Hier wird <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> Geliebten genannt. Die Mädchen untenam Ufer lauschen m<strong>it</strong> gespannler Aufmerksamke<strong>it</strong> ; diejenigen,<strong>der</strong>en Namen oft genannt wird, fühlen sich sehr geschmeicheltdie Ungenannten aber schmollen (s. Ipolyi a. a. 0. S. 195).In einigen Gegenden begiebt sich die Jugend in <strong>der</strong> Frühedes Johannistages ins Freie <strong>und</strong> macht auf den nahen Hügeln ausStrohgarben ein Feuer, das Maide <strong>und</strong> Burschen überspringen.Das geschickte Überspringen des Feuers gilt als günstiges Vorzeichenfür baldige Verheiratung. Es heißt, dies Fest sei so feierlich,daß die Sonne dabei aus Vergnügen dreimal stillestehe. Bisweilen winden die Mädchen bei diesem Feste einenKranz aus roter Ochsenzunge (Anchusa) <strong>und</strong> werfen ihn auf dieÄste eines Baumes ; das Mädchen, dessen Kranz nach einmaligemWerfen am Baume hängen bleibt, das heiratet noch iin selbenJahre (s. Lindner Gust., Das Feuer S. 131).Im Honter Com<strong>it</strong>at gehen am Johannis- o<strong>der</strong> auch am Georg<strong>it</strong>agedie Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Morgendämmerung von Haus zu Hausm<strong>it</strong> Stahl <strong>und</strong> Feuerstein <strong>und</strong> werfen den Stahl m<strong>it</strong> den Worten„Stahl bringe ich <strong>und</strong> habe euch Feuer geschlagen!" (aczelt hoztames tüzet ütöttem kegyelmeteknek) so auf die Erde, daß ersich eine Ze<strong>it</strong> lang dreht. Es heißt, daß dadurch das Haus vorFeuerschaden, die Saat vor Dürre beschützt werde Bei anhalten<strong>der</strong>Dürre ist es gut, gegen Osten vor Sonnenaufgang zublicken <strong>und</strong> solchen Stahl <strong>und</strong> Feuerstein ins Wasser zu werfen,indem man dabei die Worte spricht : „Sonnenkönig, ich habeH<strong>it</strong>ze; behalte deine H<strong>it</strong>ze, wenn ich friere, so kann ich mirFeuer machen!" (Naphiräly, van mclegem; larlsd mej; melegedet;


44 Volksplaube <strong>und</strong> rpl<strong>it</strong>?iö.ser Briiucli <strong>der</strong> Maj^ynron.hn fi'i/om, tii/ft rakliatok iiia^Miiiiiak.) Otler es wird (iiameiillicliin < )beriingarn) eine nackte Maid in den l'ninrien liinabgelassen,wo sie Stahl <strong>und</strong> Feuerstein ins Wasser werfend, dieselbenWorte hersagt. In einigen (legenden laut <strong>der</strong> Landwirt amJohannisniorgon ein entkleidetes Weib heimlich sich auf einigeAugenblicke auf seinen Acker nie<strong>der</strong>legen <strong>und</strong> es die Worte <strong>der</strong>Sonne /unifen: ,.Junger Sonnenherr, tu mir <strong>und</strong> dem, was ummich ist, keinen Schaden!" (Nai)ürti, rajlam es a mi kcirülettemvan kärt ne tegy). Es heiLU aber, daß solche Weiber bald amhilzigen Fieber sterben, weshalb sich hiezu gewöhnlich nur Zigeunerinnenhergeben.Vax .lohanni ist es auch liblich, dal.i die Schweinehirten inmanchen Gegenden eine Stange nach Art einer Achse durch einRad ziehen, dessen Nabenölfnung m<strong>it</strong> Werg fest verstopft wird.Sie drehen nun das Rad so lange, bis es raucht <strong>und</strong> sich entzündet; durch den Rauch wird das Vieh getrieben, dam<strong>it</strong> es vorKrankhe<strong>it</strong> bewahrt werde. Denn es heißt, an diesem Tage fassedie Sonne den Entschluß, ob sie mehr nützliche o<strong>der</strong> .schädlicheKräuter hervorbringe. Um sie gleichsam günstig zu stimmen,giebt man an diesem Tage in <strong>der</strong> Kalotaszeger Gegend dem Viehbei Sormenaufgang gesalzenes Brot zu essen <strong>und</strong> wirft eine HandvollSalz <strong>der</strong> Sonne zu m<strong>it</strong> den Worten : „Gieb, was man braucht;nimm, was man nicht braucht!" (Adj, a mi kell; vedd, a minem kell.)In <strong>der</strong> Christ- <strong>und</strong> Johanniswoche sollen sich Kranke von<strong>der</strong> Sonne bescheinen lassen, denn dadurch erlangen sie leichterihre Ges<strong>und</strong>he<strong>it</strong> (könnyebben jutnak egeszseghez). Wird ein Kindin dieser Ze<strong>it</strong> geboren, so steht ihm viel Glück im Leben bevor.„Am Johannistage schien zuerst die Sonne auf ihn !" (Szent Jänosnapkor sütött rä legelöször a nap), sagt man von einem Menschen,<strong>der</strong> ein auffallendes Glück in seinen Unternehmungen hat.Am Johannistage <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Ghristwoche, heißt es in einigenGegenden Oberungarns, soll keine Maid barhaupt in <strong>der</strong> Sonnestehen, denn sie verunglückt im Kindbett.Die Sonne (nap, <strong>der</strong>selbe Ausdruck heißt auch: Tag) wirdin den Märchen als König, als Prinz gedacht, <strong>der</strong> auf weißenPferden, den Sonnenrossen (naplö) einherfährt. Sein Gewandspinnen <strong>und</strong> weben ihm Stiere auf ihren Hörnern aus Bl<strong>it</strong>zen.Von den zahlreichen, diesbezüghchen Märchen, die ich im Laufe


II. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Wetter. 45<strong>der</strong> Jahre gesammelt habe, teile ich hier nur eines m<strong>it</strong>, weil dasselbesich auch einigermaßen auf die Herabkunft des Feuersbezieht. Es lautet genau also: „Es war einmal dort, wo es nichtwar, wo man den Flöhen Hufeisen an die Füße schlug <strong>und</strong> dieGelsen ins Joch spannte, da war eine arme alte W<strong>it</strong>we, die eineneinzigen Sohn hatte. Als sie im Sterben lag, sprach sie also zuihrem Sohne Jancsi (Hans) : „Liebes Kind, ich werde bald dieseWelt verlassen ! Kein Erbe wirst du nach mir erhalten, dennich bin arm <strong>und</strong> se<strong>it</strong> unsere Kuh krepiert ist, haben wir nurnoch ein Stierkalb. Wenn ich nun gestorben bin, so behalte diesStierkalb <strong>und</strong> verkaufe es nicht, denn es wird dir Glück bringen."Und als die W<strong>it</strong>we starb, da lebte <strong>der</strong> arme Jancsi Tag <strong>und</strong>Nacht draußen im Freien m<strong>it</strong> seinem Stierkalb, denn seine Hüttenahmen ihm die Gläubiger weg, <strong>und</strong> weil ihm niemand Obdachgeben wollte, so zog er m<strong>it</strong> seinem Stierkalb hinaus auf dasFeld, wo er den Sommer unter freiem Himmel zubrachte. ImWinter baute er sich am Rande des Waldes eine kleine Hütte<strong>und</strong> lebte nun Jahr aus Jahr ein als Taglöhner von seinem geringenVerdienste. Weil er das Stierkalb so sehr liebte, daß erseinen letzten Bissen sogar m<strong>it</strong> ihm teilte <strong>und</strong> es überallhin m<strong>it</strong>nahm,wohin er eben ging, so nannten ihn die Leute den „Bika-Jancsi" (Stierhans). Ein Jahr verging nach dem an<strong>der</strong>en <strong>und</strong>aus dem Stierkalb war inzwischen ein gewaltiger Stier geworden,<strong>der</strong> seinem Herrn treu wie ein H<strong>und</strong> überallhin nachfolgte. Dasaß einmal in <strong>der</strong> Nacht Jancsi draußen auf dem Felde, während<strong>der</strong> Stier neben ihm lag. Jancsi dachte über sein Schicksal nach<strong>und</strong> seufzte tief auf. Da begann sein Stier wie ein ^Mensch zureden <strong>und</strong> sprach: „Dein Herz ist voll Traurigke<strong>it</strong>, o Herr! deshalbbefolge meinen Rat <strong>und</strong> laß uns in die Welt ziehen, dam<strong>it</strong>wir dein Glück suchen ! Komm' <strong>und</strong> setze dich auf meinenRücken; ich will dich schon zu deinem Glücke hinführen!" Jancsischwang sich also auf den Rücken des Stieres <strong>und</strong> dieser flognun wie <strong>der</strong> Wind m<strong>it</strong> ihm davon. Als <strong>der</strong> Morgen zu däunnernbegann, gelangten sie auf eine endlos lange Wiese, wo die Gräserwie lauteres Gold schimmerten. Jancsi fragte seinen Stier: ,Wosind wir denn eigentlich?" — „Herr," antwortete <strong>der</strong> Stier, „wirsind schon siebentausend Meilen we<strong>it</strong> von unserer Heimat entfernt.Denn du sollst wissen, daß mein Vater <strong>der</strong> Windstier war,<strong>und</strong> ich wie <strong>der</strong> Wind so schnell laufen kann! Jetzt sind wir


•'•'Volkfrlauhe uml <strong>religiöser</strong> Hr.iut-Ii di-r <strong>Magyaren</strong>.auf einer <strong>der</strong> goldenen Wiesen des Sonnenkönigs, wu eine w<strong>und</strong>erschöneFee von einem Hexenmeister in Stein verwandelt liegt.Wir wollen nun diese Fee erlösen, vorher aber müssen wir erfahren,wo sie sich eigentlich befindet. Deshalb gehe in jenesHaus dort <strong>und</strong> verdinge dich beim Hexenmeister; ich aber gehezurück <strong>und</strong> wenn du mich benötigst, so pfeife mir drei .Mal <strong>und</strong>ich werde dir /.u Hülfe eilen." Hierauf ging <strong>der</strong> Stier von dannen ;Bika-Jancsi aber schr<strong>it</strong>t vorwärts <strong>und</strong> fand den Hexenmeistergerade vor <strong>der</strong> Haustüre s<strong>it</strong>zen. Er rief den Burschen schon aus<strong>der</strong> Ferne an: „Was suchst du hier?"— „Ich suche einen Dienst,"versetzte Hika-Jancsi. „Nun gut," sagte hierauf <strong>der</strong> Hexenmeister,„wenn es nur das ist, so soll.st du bei mir einen dre<strong>it</strong>ägigenDienst haben, aber wehe dir. wenn du die Arbe<strong>it</strong> nicht verrichtenkann.st! Komm' also!" Und er führte Jancsi an einen See<strong>und</strong> sprach :„Das Wasser dieses Sees sollst du bis morgen in<strong>der</strong> Frühe ausgeschöpft <strong>und</strong> weggeführt haben!" Hierauf entferntesich <strong>der</strong> Hexenmeister <strong>und</strong> ließ Bika-Jancsi beim groläenSee zurück. Dieser legte sich nie<strong>der</strong> <strong>und</strong> schlief bis in die Nachthinein. Als er erwachte, da pfiff er dreimal <strong>und</strong> sein Stier erschien,dem er seine Arbe<strong>it</strong> m<strong>it</strong>teilte. Da sprach <strong>der</strong> Stier: „Nunalso frisch daran!" Fnd er stieg in den See, sotf so viel Wasser,dals sein Bauch wie ein tausend Eimer großes Faß aussah <strong>und</strong>dann lief er davon. Nach kaum einer Minute kam er wie<strong>der</strong> zurück,soff wie<strong>der</strong> <strong>und</strong> verschwand dann. Dies wie<strong>der</strong>holte er so oft,bis kein Tropfen W^asser mehr im See war. Dann sprach <strong>der</strong>Stier: „Wenn du mich abends benötigst, so pfeife mir <strong>und</strong> ichwerde erscheinen!" Hierauf verschwand er. - Als am nächstenTage <strong>der</strong> Hexenmeister kam <strong>und</strong> den leeren See sah, sprach er:„Hm! das ist dir gelungen! Nun, bis morgen in <strong>der</strong> Frühe sollstdu jenen hohen Berg <strong>der</strong> Erde gleich machen!" Hierauf ging erweg, Jancsi aber legte sich nie<strong>der</strong> <strong>und</strong> schlief bis in die Nachthinein. Als er erwachte, pfiff er drei Mal <strong>und</strong> als sein Stier erschien,da teilte er ihm die Arbe<strong>it</strong> m<strong>it</strong>. Der Stier sprach: „Stelledich hinter mich, denn sonst könntest du im Winde ums Lebenkommen!" Bika-Jancsi stellte sich also hinter den Stier <strong>und</strong>dieser begann aus seinen Nasenlöchern .^o stark zu blasen, daß<strong>der</strong> Berg als Sand <strong>und</strong> Staub in <strong>der</strong> Luft viele tausend Meilenwe<strong>it</strong> hinweg wirbelte. Als man keine Spur mehr vom hohenBerge .


II. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Welter. 47tigst, so pfeife mir nur <strong>und</strong> ich werde dir zu Hülfe eilen!" Hieraufrannte er von dannen. — In <strong>der</strong> Frühe kam <strong>der</strong> Hexenmeisler<strong>und</strong> als er den Berg nicht mehr vorfand, sprach er:„Hm! auch diese Arbe<strong>it</strong> ist dir gelungen; nun also, heute in <strong>der</strong>Nacht kommt die Riesenschlange, die das himmlische Feuer(egi tüz) in ihrem Bauch bewahrt, her auf diese Wiese, um vomgoldenen Gras zu essen <strong>und</strong> sich dadurch zu verjüngen. Dusollst mir von dieser Schlange ein Feuerbüschel (tüzes kalondya)holen!** Der Hexenmeister ging nun von dannen, Bika-.Jancsilegte sich aber nie<strong>der</strong> <strong>und</strong> schlief bis in die Nacht hinein. Alser erwachte, pfiff er seinem Stier <strong>und</strong> teilte ihm die Arbe<strong>it</strong> m<strong>it</strong>.Der Stier schwieg lange <strong>und</strong> sprach dann endlich : „Ich benötigeauch Feuer aus dem Bauche <strong>der</strong> Schlange, denn ich muß demSonnenkönig ein neues Gewand daraus weben; bald wird es Winter,<strong>und</strong> er muß dann ein dickes Gewand haben. Sieh da, eskommt schon die Riesenschlange! Leg' dich auf die Erde nie<strong>der</strong>,dam<strong>it</strong> dich kein Bl<strong>it</strong>z treffe!" Jancsi legte sich nie<strong>der</strong> <strong>und</strong>sah in seiner liegenden Stellung, wie <strong>der</strong> Stier m<strong>it</strong> seinen langenHörnern in die Weichen <strong>der</strong> Schlange rannte. Bl<strong>it</strong>ze <strong>und</strong> Flammenflogen wie Kehrbesen aus ihrem Bauche heraus <strong>und</strong> wurdenvom Stiere m<strong>it</strong> den Hörnern zu einem blendenden Gewände gewoben.Jancsi wollte sich dem Stiere nähern, aber dieser riefihm zu: „Bleib' stehen, sonst erschlägt dich ein Bl<strong>it</strong>z!" Da kamauch <strong>der</strong> Hexenmeister heran <strong>und</strong> sprach: „Auch die dr<strong>it</strong>te Arbe<strong>it</strong>ist dir gelungen ;jetzt gieb mir von den Hörnern des Stieresein Feuerbüschel <strong>und</strong> sage mir dann, was du für deine Dienstleistungenverlangst!" — „Die Fee, die du in einen Stein verwandelthast!" versetzte Jancsi. „Dazu brauche ich eben das Feuerbüschel,"meinte <strong>der</strong> Hexenmeister, „denn nur dam<strong>it</strong> kann ichden Stein dort in die Fee zurückverwandeln." Das hörte <strong>der</strong>Stier <strong>und</strong> berührte m<strong>it</strong> seinen feurigen Hörnern den Stein. Dakrachte <strong>und</strong> donnerte es we<strong>it</strong> <strong>und</strong> bre<strong>it</strong>, so daß Jancsi in Ohnmachtfiel. Als er zu sich kam, war sein Stier samt dem Hexenmeisterverschw<strong>und</strong>en, er aber befand sich in einem Feenpalastneben <strong>der</strong> schönsten Fee <strong>der</strong> W^elt. Bald hielten sie Hochze<strong>it</strong><strong>und</strong> ich war auch zugegen <strong>und</strong> wollte euch vom Mahl einenMückenschenkel m<strong>it</strong>bringen, aber er war mir zu schwer <strong>und</strong> sogeht ihr leer aus ..."


48 Volksplaube <strong>und</strong> <strong>religiöser</strong> Mraudi <strong>der</strong> M.igyareii.IAlis (lein (Jo-sagteii lälat sich wohl nimmer ein Sonnenkulto<strong>der</strong> wenigstens die Erinnerung an einen solchen nachweisen. Diehier mil^'eleillt'n (Jebränche, Ansclianunf^en <strong>und</strong> Meinungen desungarischen Volkes stehen m<strong>it</strong> volksicligirisen Zeugnissen an<strong>der</strong>erVölker im Einklang, sie sind Allerwellsglaubenssachcn, denen daherfür den specifisch magyarischen <strong>Volksglaube</strong>n gar keine Beweiskraftzugemutet werden kann. —Eine bedeutend gn<strong>it</strong>sere Holle als die Sonne spielt <strong>der</strong> .Mond(hold) im ungarischen <strong>Volksglaube</strong>n. Das Wort hold (Mond)bringt Ipolyi (a. a. 0. S. 258) m<strong>it</strong> hödol (sich unterwerfen, jemandemergeben sein, jemanden ehren) in Verbindung. DerselbenWurzel entspringt auch hönap (Monat, morgen), holdas =krank, siech. „Wie <strong>der</strong> Mensch innere, seelische Bande", sagtJ. S. Krauss a. a. (). S. 13, „zwischen sich <strong>und</strong> seinem Leideneinerse<strong>it</strong>s <strong>und</strong> einem Baume, Steine, emem Fluü an<strong>der</strong>erse<strong>it</strong>s herauszufinden<strong>und</strong> herauszuklügelii weiß, ist männiglich bekannt.Man nennt dies Animismus. Dieser Weg führt zum Fetischismus.Es ist eine <strong>der</strong> einfachsten Formen <strong>religiöser</strong> Vorstellung.sweisen..Jedes Ding kann unter bestimmten Verhältnissen zueinem Feelisch werden. Der Mond wird einer infolge seinerEigenschaft des Zu- <strong>und</strong> Abnehmens. Der Zunehmende. Wachsendebringt Glück <strong>und</strong> Gedeihen, <strong>der</strong> Abnehmende, Hinschwindendedagegen Verfall <strong>und</strong> Nachteil. Darin entdeckt <strong>der</strong> prim<strong>it</strong>ivgläubige Mensch in <strong>der</strong> ganzen Welt eine Beziehung zwischensich <strong>und</strong> dem Monde." So auch <strong>der</strong> Magyare, ohne dabei imMonde ein peison<strong>it</strong>iziertes höheres Wesen zu erblicken, dem erOpfer darzubringen o<strong>der</strong> es gar anzubeten sich bewogen fühlte.Auch <strong>der</strong> Magyare ruft den Mond gegebenen Falles an, aberer betet ihn nicht an, <strong>und</strong> dies für den Nachhall eines ehemaligenMondkultus anzunehmen, ist eine gewagte Sache, wie sehrman auch diese unhaltbare Annahme m<strong>it</strong> Belegen aus finnischem,votjakischem, tscheremissischem u. s. w. <strong>Volksglaube</strong>n zu stützen<strong>und</strong> zu beweisen sucht. Dieser Glaube ist nichts weniger alsspecifisch magyarisch o<strong>der</strong> finno-ugrisch, „vielmehr gehört er zurvolksreligiösenVölker diesesScheidemünze, <strong>der</strong> Ethnograph darf es sagen, allerErdballs."Tierjunge sollman bei zunehmendem Monde von <strong>der</strong> Muttermilchabgewöhnen, dann wachsen <strong>und</strong> gedeihen dieselben , beiKin<strong>der</strong>n wird aber ein Unterschied gemacht; Knaben soll man bei


IT. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Wetter. .49abnehmendem Monde abspänen. Mädchen dagegen soll man beizunehmendem Monde die Mutlerbrust für immer entziehen, dam<strong>it</strong>sie „einst auch wie <strong>der</strong> Mond voll <strong>und</strong> r<strong>und</strong>" d. h. schwangerwerden (mint a hold tele es gömbölyük legyenek). Haare <strong>und</strong>Fingernägel soll man bei zunehmendem Monde schneiden, dam<strong>it</strong>sie wachsen. Säuglingen schneidet man die Finger- <strong>und</strong> Fußnägelzum ersten Mal bei abnehmendem Monde ab, dam<strong>it</strong> sienicht Diebe <strong>und</strong> Herumstreifer, Vagab<strong>und</strong>en werden, die an keinemOrte längere Ze<strong>it</strong> sich aufhalten können. Wer den Vollmon<strong>der</strong>blickt, möge seine Geldbörse dem Monde zuschwenken,dam<strong>it</strong> sein Geld sich vermehre. Bei Vollmond soll man mähen<strong>und</strong> Heilkräuter sammeln, bei abnehmendem Monde aber dieStuben reinigen,Ungeziefer ausrotten, dam<strong>it</strong> Schmutz <strong>und</strong> Gezieferabnehme. Bei Neumond soll man solche Früchte säen, <strong>der</strong>enGarben man genießt; solche aber, <strong>der</strong>en Wurzelknollen verbrauchtwerden, soll man bei Vollmond säen.Auch beim Liebeszauber spielt <strong>der</strong> Mond eine einflußreicheRolle. Man fängt zwei Laubfrösche <strong>und</strong> sperrt sie in einm<strong>it</strong> zahlreichen Bohrlöchern versehenes Gefäß. Dies gräbt mannun in einen Ameisenhaufen ein ; nach neun Tagen nimmt manes heraus <strong>und</strong> findet darin nur die Knochen <strong>der</strong> von den Ameisenverzehrten Frösche. Will nun ein Bursche die Liebe einerMaid erwerben, so nestelt er das Rückgrat eines <strong>der</strong> FroschskeletteheimUch an den K<strong>it</strong>tel <strong>der</strong> betreffenden Maid, den an<strong>der</strong>enRäckgratsknochen gräbt er bei Neumond in den Grabhügeldes zuletzt verstorbenen Verwandten <strong>der</strong> Maid ein. — Wenn eineMaid die Liebe eines Burschen sich erwerben will, so eignet siesich einige Haare von seinem Haupte an <strong>und</strong> spricht — die Haaregegen den Neumond werfend,also:Uj hold nezlek, nezlek, Neumond, ich seh', ich seh' dicli an,Adj (Jöskänak) szerelmet; Gieb (dem Joseph) Liebe;Hogy szeressen engemet. Dam<strong>it</strong> er liebe mich,El is vegyen, ha lehet I Mich heirate, wenn es sein kann!Sagt sie dies zur rechten Ze<strong>it</strong>, dann ist <strong>der</strong> „Erfolgsicher" (biztos a siker). Es herrscht nämlich <strong>der</strong> Glaube, daß <strong>der</strong>Neumond zu einer gewissen Ze<strong>it</strong> im Wachstum auf einige Augenblickestehen bleibt, <strong>und</strong> wenn man ihn dann um etwas anfleht,so muß er das gewähren, sonst wächst er nimmer. Zu Neumondstehlen die Maide auch Kuchen, kochen dieselben m<strong>it</strong> ihren men-T. 'WliBlocki: <strong>Volksglaube</strong> fler <strong>Magyaren</strong>. 4


•^. Volksi,'I;


::!!IT. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Wetter. 51teilen, welche sich eben auf einen Mondkultus beziehen sollen.Beim Anblick des Neumondes spreche man:Uj hold: üj kiräly: Neuer Mond: neuer König!Adjäl nekem Gieb mir,Jü heteket, Gute Wochen,Jö hetekben, In guten Wochen,Jö napokat. Gute Tage,Jö napokban, In guten Tagen,Jcj üräkat, Gute St<strong>und</strong>en,Jö öräkban, In guten St<strong>und</strong>enJö szerencset,Gutes Glück,Azutän meg Dann auch nochJö egeszseg !Gute Ges<strong>und</strong>he<strong>it</strong>!Hat das Kind die hinfallende Krankhe<strong>it</strong>, Epilepsie, so nehmees die Mutter auf den Arm <strong>und</strong> spreche, den Neumond anblickend,StellungalsoUj hold, üj kiräly ! Neumond,neuer KönigAz en gyermekemet Mein KindA nehezseg töri;Hat die Fallsucht;Te vagy a räadö, Du bist <strong>der</strong> Geber,Te vagy az elvevö ;Du bist <strong>der</strong> Nehmer;Vedd el rölal Nimm sie von ihm!Gegen Zahnschmerzen spreche man drei Mal in knieen<strong>der</strong>Uj hold, uj kinily, Neumond, neuer König,T6ged köszöntelek Dich begrüß' ichEleven foggal, M<strong>it</strong> lebendigem Zahn,Döglött fereggel IM<strong>it</strong> krepiertem WurmAz en fogamMein ZahnAkkor fäjjon: Soll dann schmerzen:Mikor kigyöt, Wenn ich Schlangen,Bekät eszek!Frösche esse:Der Glaube an einen Zahnwurm, <strong>der</strong> eben den Zahnschmerzverursacht, ist auch im ungarischen <strong>Volksglaube</strong>n nachweisbar.Gegen Zahnschmerzen spricht man auch die Formel:Uj hold, uj kiräly, Neumond, neuer König,Köszöntelek teged, Ich begüße dichEzen üdvözlettel,M<strong>it</strong> diesem Gruße,Hogy a fogfAjäst Daß du den ZahnschmerzHäricsd el tölem! Wegnimmst von mir!Nicht blos als König, son<strong>der</strong>n auch als Familienvater wird<strong>der</strong> Mond begrüßt. In einer Formel gegen das Fieber heil<strong>it</strong> es4 *


n2 V{)lks;,'l:iul)e timl rfli^riüscr Hraiuli <strong>der</strong> MagyarPii.IJj hold, uj kirily, Neumond, neuer König,Häzasiljii a lijiU: Verheiratet seinen Sohn;Engem hinak Mich ruIV-n sieVendcgsöglte,Zur (Jastcroi.De ('n nem mehelpk. Aber ich kann nicht trchen.Küldfini a tiidii.'cinet. Ich schicke (hin^ mein Fieher.Isl die kiMiikc l'cisoii ein Weib, so verheiratet <strong>der</strong> MondIseine Tocl<strong>it</strong>er, /.. li. in einer Formel tre|.'en Kopfgrind :Uj hold, üj kindy Neumond, neuor Koni^r.F^rhez adtaVerheiratetA länyiU,Seine Tochter.Engem is hijjon Auch mich ruft erLakadalomhal Zur Hochze<strong>it</strong>!'En nem megyek el, Ich gehe nicht hin,Elküldöm a sehömet! Ich schicke meine W<strong>und</strong>en!Gegen ^\''arzen heißt es :Uj hold, i'ij kinily! Neumond, neuer König!Aprö markäcskiijiin vannak, Kleine Min<strong>der</strong> hah' ich,Isten ugy seg<strong>it</strong>sen, Gott mir so helfe,Eladom ! Ich verkaufe sie!Unter „Rin<strong>der</strong>" sind hier die Warzen als Bes<strong>it</strong>z, Gut gemeint.Was die .Flecken" im iMonde anbelangt, so erblickt darinauch dss ungarische Volk Menschengestalten. In Szöreg warman einmal so glücklich, den herabgefallenen Mond ganz aus<strong>der</strong> Nähe zu sehen <strong>und</strong> erblickte einen alten, kniefällig betendenMann darin. Die Bewohner von Olähfalu, eine Art ungarischerAb<strong>der</strong>ilen, sahen ihn auch, als sie den in einen Teich gefallenenMond m<strong>it</strong> Stangen herausheben wollten. Allgemeiner Verbre<strong>it</strong>ungerfreut sich beim ungarischen Volk auf die Bewohner des Mondesbezüglich ein an<strong>der</strong>er Glaube, wonach die Flecken des fahlenGestirns die Gestalten zweier Zigeunerknaben wären, die walirscheinlichetwas Gestohlenes unter sich teilen wollen <strong>und</strong> daranherunizerren. Einer an<strong>der</strong>en Trad<strong>it</strong>ion zufolge sind die Mondbewohnerzwei Geschwister, David <strong>und</strong> Gäcilia. Die Sage erzählt:„David <strong>und</strong> Gäcilia wurden von ihrer Mutter in die Kirchegeschickt, sie gingen aber ins Wirtshaus. Da ging ihnen dieMutter nach <strong>und</strong> schalt sie tüchtig aus ; die ungeratenen Kin<strong>der</strong>aber stießen die Mutter aus dem Wirtshause hinaus. Die Mutterfluchte ihnen zur St<strong>und</strong>e, daß we<strong>der</strong> Himmel noch Hölle, nochdie Erde o<strong>der</strong> eines <strong>der</strong> Sterne das böse Paar je aufnehmen


II. Himnielsk(irper. Wind <strong>und</strong> Wetter. 53möge; doch vergaß sie dabei des Mondes— <strong>und</strong> darum iiat Gottden letzteren zum Wohns<strong>it</strong>z <strong>der</strong> armen Sün<strong>der</strong> bestimmt." In<strong>der</strong> Umgebung von Szeged lautet die Erklärung an<strong>der</strong>s. Daran,daß Gäcilie m<strong>it</strong> David in den Mond gekommen, ist nach dieserÜberlieferung ihr frevelhaftes Verlangen nach ewiger JugendSchuld. Gäcilie war zudem in das Tanzen vernarrt. Jetzt hatsie, was sie sich gewünscht, denn m<strong>it</strong> jedem .Neumond kehrt dieJugend des Paares wie<strong>der</strong> <strong>und</strong> so wie David seine Geige zu spielennicht müde wird, so kann Gäcilie des endlosen Tanzes nichtüberdrüssig werden. Man kann die Beiden recht gut sehen, dochist es nicht ratsam, nach ihnen zu spähen, denn sieht man vonUngefähr gerade zur Ze<strong>it</strong> nach dem Monde, wenn dem Geigereben eine Sa<strong>it</strong>e springt, so verliert man das Augenlicht. — Einean<strong>der</strong>e Überlieferung erzählt wie<strong>der</strong> also: „Im Mond ist <strong>der</strong>heilige David <strong>und</strong> die Gäcilie zu sehen. Der heil. David musiziert<strong>und</strong> die an<strong>der</strong>e tanzt danach. Vor dem hl. David sieht mansogar den Tisch stehen. Unser Herrgott hat nämlich eines Tagesdie Gäcilie gefragt, was ihr am liebsten wäre ; er wolle es ihrgewähren. Da sprach die Gäcilie, daß sie am liebsten ewig tanzen<strong>und</strong> David ohne Ende musizieren möchte, Sie vergaß aberdabei zugleich um ewige Jugend zu b<strong>it</strong>ten <strong>und</strong> so konnte esdenn nicht ausbleiben, daß sie steinalt <strong>und</strong> spindeldünn gewordenist. Man hört ihre Knochen beim Tanzen ordentlich klappern<strong>und</strong> krachen. Ihr Tanzboden ist <strong>der</strong> Turm zu Babel. Wiesie schon vor Alter ganz blind geworden, geht sie einmal zumlieben Herrgott hinauf <strong>und</strong> fragt ihn, wie groß heutzutage einNußbaumblatt wäre? Eine Handfläche bre<strong>it</strong>, — wird ihr zurAntwort. Gottlob I sagt sie darauf, da kann es nicht mehr langedauern, denn zur Ze<strong>it</strong> als ich noch sehen konnte, war es so großwie ein Brotkorb : wenn es zur Größe eines Kirschbaumblatteszusammengeschrumpft sein wird, dann wird die Welt ein Endenehmen. Und wie groß ist zur Ze<strong>it</strong> eine Rübe ? Wenn dasHerz <strong>der</strong> Rübe verschw<strong>und</strong>en sein wird, dann geht <strong>der</strong> Menschhe<strong>it</strong>das Schamgefühl verloren. Und fürwahr, die Welt hat dieScham schier verlernt; bald wird sie ganz vergessen sein!" Ineinigen Varianten spielt <strong>der</strong> hl. David nicht <strong>der</strong> Gäcilie, son<strong>der</strong>n<strong>der</strong> heiligen Anna zum Tanze auf. M<strong>it</strong> Bezug auf diesen geigendenDavid heißt es in ungarischen sprichwörtlichen Redensarten:„Der hl. David hat ihm schon heimgegeigt" d. h. es ist


M V()lksnl<strong>it</strong>ul)e uiiil ^•ll^'i(lse^ liraiich <strong>der</strong> M;i^'>areii.m<strong>it</strong> iliiii aus (behegedült neki iiiiir s/.ci<strong>it</strong> 1).); u<strong>der</strong>: „Das hat <strong>der</strong>hl. David schon ]nu\^s\. gespielt" d. h. das ist eine altbekannteGeschichte (hegedült mär arröl szent D.) —Mond- <strong>und</strong> Sonnenfinsternisse werden von ciiK'Mi Vogel:Markaläl) o<strong>der</strong> Morkoläh (wahrscheinlich eine liMbildung desSlavischcii \rkolak; s. Krauss a. O. S. lOj verursacht, <strong>der</strong> ungefährwie ein Pai)agei gebaut sein lujd die beiden Dichlspen<strong>der</strong>ze<strong>it</strong>weise aullressen, dann aber wie<strong>der</strong> von sich geben soll. F>horstet am „Baume des Sonnenaufganges" (napkeletfajän). Eswird nini von ungarischen Mythenlorschern angenommen, daßdieser Markahib m<strong>it</strong> dem indischen Rähu, dem siamesischenRhea, dem linnisclien Kaklioi, in erster Reihe aber m<strong>it</strong> dem mongolischenAracho o<strong>der</strong> Arachol nahe verwandt sei. In einigenGegenden herrscht <strong>der</strong> Glaube, daß ein Drache diese Gestirneverzehre <strong>und</strong> dann wie<strong>der</strong> von sich gebe : sein dabei herabfallen<strong>der</strong>Urin vergiftet die Kräuter <strong>und</strong> Brunnen, wodurch Tier<strong>und</strong>Menschenseuchen entstehen. Deshalb werden die Tiere beisolchen Gelegenhe<strong>it</strong>en von <strong>der</strong> Weide heimgetrieben <strong>und</strong> dieBrunnen zugedeckt. In einigen Märchen <strong>und</strong> Sagen wie<strong>der</strong> sucht<strong>der</strong> sogenannte „Bleibru<strong>der</strong>" (ölombarät) diese Gestirne zu langen.Wer dieser Bleibru<strong>der</strong> ist, das können wir nach den bislang erforschtenspärlichen Quellen näher nicht bestimmen; wären wirzu mythologischen Hypothesen geneigt, so könnten wir leicht denSatz aufstellen: er ist die Abenddämmerung. Ein Märchen aberaus L. Kalma ny 's Sammlung (Szeged nepe III. S. 160) will ichhier in genauer Übersetzung doch m<strong>it</strong>teilen; es lautet also:„Hatte einmal ein König 3 Töchter; die. älteste war dieSonne, die m<strong>it</strong>tlere <strong>der</strong> Mond, die jüngste <strong>der</strong> Stern. DreiDrachen stahlen diese drei Töchter. Die Älteste stahl <strong>der</strong> elfköpfige,die M<strong>it</strong>tlere <strong>der</strong> neunköpfige <strong>und</strong> die Jüngste <strong>der</strong> siebenköpfigeDrache. Daheim beim König fielen sie in große Trauer,weil große Finsternis herrschte ; nicht leuchtete we<strong>der</strong> Sonne,noch Mond, noch Stern. Dieser König hatte auch drei Söhne;den einen hieß man Jänos (Johann), den m<strong>it</strong>tleren Pista (Stefel,Stefan), den jüngsten aber Illes (Elias); sie sagten, <strong>der</strong> Vatermöge das wildeste Gestüt herbe<strong>it</strong>reiben lassen, sie würden sichdann schon Pferde auswählen <strong>und</strong> sich auf den Weg machen,um ihre Schwestern zu suchen. Sie besichtigten das Gestüt solange, bis sie endlich sagten, daß sie darin kein passendes Pferd


;:JI. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Wetter. 55für sich fänden , er möge ein an<strong>der</strong>es herbe<strong>it</strong>reiben las.sen. Erließ ein an<strong>der</strong>es Gestüt herbe<strong>it</strong>reibon, darin fanden sie auch keinpassendes Roß. Dann ließ er das schlechteste Gestüt herbe<strong>it</strong>reiben,darin nur schlechte Pferde waren ; darin fand <strong>der</strong> älteste,Jänos, ein i-äiidiges Fohlen für sich ; auchdie beiden an<strong>der</strong>enwählten sich je eins. War bei ihrem Vater ein alter Mann, gabdieser dem Jänos eine Rute <strong>und</strong> ein Taschentuch. Nun beludensie sich m<strong>it</strong> Brot <strong>und</strong> Schinken, <strong>und</strong> reisten von dannen.Nachdem sie einen Tag lang gereist waren, erreichten sieeinen großen Wald; sie setzten sich nie<strong>der</strong>, um zu essen; <strong>der</strong>jüngste aß zwei bis drei Bissen, <strong>und</strong> sprach dann: ., Bleibet nurhier; ich komme bald zurück!" Er ging von dannen <strong>und</strong> erblickteauf einmal eine kupferne Brücke. „Na," sprach er, .,hermußte ich kommen!" Dreimal schlug er m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Rute auf dieBrücke, dann bückte er sich <strong>und</strong> wischte sich dreimal m<strong>it</strong> demTaschentuch. Da sprang unter <strong>der</strong> kupfernen Brücke <strong>der</strong> siebcnköpfigeDrache hervor; Flammen spie sein Maul, er sprach:^Was suchst du hier, wo selbst ein Vogel keinen Platz hatV" Erfor<strong>der</strong>te ihn zum Kampfe auf; sie begannen zu kämpfen; Illesschlug ihm gleich 4 Köpfe herab, worauf <strong>der</strong> Drache sprach„Laß uns ein wenig rasten!" Da bückte sich .Jänos nie<strong>der</strong>,wischte sich dreimal m<strong>it</strong> dem Sacktuche; nun kämpften sie wie<strong>der</strong><strong>und</strong> er schlug dem Drachen auch die 3 an<strong>der</strong>en Köpfe abda wurden daheim die Sterne sichtbar.Nachdem sie wie<strong>der</strong> einen Tag lang gereist waren, erreichtensie einen Wald <strong>und</strong> setzten sich zum Nachtmal nie<strong>der</strong>; <strong>der</strong>m<strong>it</strong>tlere, Pista, uß zwei, drei Bissen <strong>und</strong> machte sich dann aufden Weg. Er erblickte eine silberne Brücke <strong>und</strong> sprach : „Hermußte ich kommen!" Dreimal schlug er m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Rute auf diesilberne Brücke <strong>und</strong> wischte sich dreimal m<strong>it</strong> dem Sacktuche ab ;da sprang <strong>der</strong> 9-köpfige Drache unter <strong>der</strong> Brücke hervor, Feueraus dem Maule speiend, sprach er: „Was suchst du hier, woselbst ein Vogel keinen Platz hat V ich ergreife dich <strong>und</strong> zerbröseledich zu Staub! Dann sollst du es erfahren, was du hierzu suchen hast!" Der Drache for<strong>der</strong>te ihn zum Kampfe auf;Pista schlug ihm auf einmal fünf Köpfe ab, worauf <strong>der</strong> Drachesprach: „Laß uns ein wenig rasten!" Pista setzte sich nie<strong>der</strong><strong>und</strong> wischte sich o mal m<strong>it</strong> dem Sacktuclie ab; dann kämpftensie wie<strong>der</strong> <strong>und</strong> er schlug ihm auch die übrigen vier Köpfe herab


56 Volks^'Iiuihe iiiid rslipirtser <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> Majfvaren.d;i sali man (ialioiiii auch .schon den Mond, l'ista kehrte zu «einenBrü<strong>der</strong>n /.iirück <strong>und</strong> nachdem sie abermals einen Tag langgereist waren, erreichten sie wie<strong>der</strong> einen Wald <strong>und</strong> setzten sichzum Mahle nie<strong>der</strong>. Der Alteste aü zwei, drei Bi.ssen, machte sichdann auf den Weg <strong>und</strong> erblickte eine goldene Brücke. „Na",sprach er: „her muüte ich kommen!- Er schlug dreimal m<strong>it</strong>seiner Hute auf die goldene Brücke, wLschte sich dreimal m<strong>it</strong>dem Sacktuche ab, worauf <strong>der</strong> 1 1-köpfige Drache hervorsprang:„Was suchst du hier, wo selbst ein Vogel keinen Platz hat?-Sie begannen zu kämpfen <strong>und</strong> Jänos schlug ihm 6 Kö])(e herab,worauf <strong>der</strong> Drache sprach : „LaL^ uns ruhen!" .länos versetzte :„.Meinetwe


II. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Wetter. 57Nun wan<strong>der</strong>te er we<strong>it</strong>er <strong>und</strong> gelangte in eine Schenke, woer die Leute zum Kampfe auffor<strong>der</strong>te, diese aber sagten: „Geh'in die an<strong>der</strong>e Stube!" Durch elf Zimmer ging er; überall wiesman ihn in das folgende. Als er in das zwölfte Zimmer eintrat,rief er dort den Bleibru<strong>der</strong> zum Kampfe auf. Sprach <strong>der</strong>ßleibru<strong>der</strong>: „Eisen auf den JänosI" Und Eisen senkte sich aufden Jänos, so daß er kein Glied bewegen konnte. Sagte ihmnun <strong>der</strong> Bleib rü<strong>der</strong>, daß er ihn vom Eisen befreie, wenn erihm die Fee, die schöne Ilona bringe. «Ich hole sie dir," versetzteJänos, -wenn du mir einen Wagen voll goldenem <strong>und</strong> silbernemEßgeschirr m<strong>it</strong>giebst!'* Jänos saß bald auf dem Wagen<strong>und</strong> fuhr zur Burg <strong>der</strong> Fee, <strong>der</strong> schönen Ilona. ,Komm' heraus,du Fee, o schöne Ilona:" rief er. „wähle dir schönes Eßgeschirr!"Sie schickte eine ihrer Dienerinnen hinaus, welcheaber Jänos zurückschickte, dam<strong>it</strong> sie selbst herauskomme. Siesandte eine an<strong>der</strong>e Dienerin hinaus, die aber Jänos ebenfallszurückschickte, dam<strong>it</strong> die schöne Ilona selbst herauskomme. Siehüllte ihr Haupt in ein altes seidenes Tuch <strong>und</strong> ging hinaus.„Komm', setz" dich auf den Wagen hinauf," rief ihr Jänos zu,„<strong>und</strong> wähle dir das Schönste heraus; ich gebe es dir umsonst!'Sie setzte sich auf den Wagen hinauf <strong>und</strong> während sie unterden Sachen hin <strong>und</strong> herwühlte, führte sie Jänos auf dem Wagenzum Bleibru<strong>der</strong>. Sie rief: „Wehe mein Süßer, mein schönerLiebster, hast du mich für dich hergebracht, o<strong>der</strong> für einen an<strong>der</strong>enV" Er versetzte: „Für mich! komm" nur!" Als sie in denHof des Bleibru<strong>der</strong>s fuhren, kam dieser ihnen entgegen <strong>und</strong>hüb die Fee vom Wagen. Dann sprach er: „Eisen auf denJänos!" Die Fee, die schöne Ilona, hatte aber den Jänos lieber,als den Bleibru<strong>der</strong>, <strong>und</strong> gab ihm heimlich zu essen. Der Bleibru<strong>der</strong>ging oft auf die Jagd. Einmal fragte ihn die Fee, dieschöne Ilona, wo er seine große Kraft habe? „Was fragst dudarnach?" sprach er, „dort unter <strong>der</strong> Schwelle des Vorhausesliegt sie verborgen!" Während <strong>der</strong> Bleibru<strong>der</strong> am an<strong>der</strong>enTage draußen jagte, vergoldete die Fee die Schwelle. Als heimgekehrter dies sah, sagte er: „Was hast du gedacht! warumhast du diese Schwelle veigoldet! meine Kraft befindet sich janicht hier, son<strong>der</strong>n dort im Schweinestall!" Als er wie<strong>der</strong> ausging,vergoldete die schöne Ilona den Schweinestall. Der Bleibru<strong>der</strong>sagte, als er heimkehrte <strong>und</strong> den vergoldeten Schweine-


hH <strong>Volksglaube</strong> <strong>und</strong> <strong>religiöser</strong> IWauch (l»;r Matryarcustall sah: ,Wenn du es also wissuij willst, wo s<strong>it</strong>li incim- Krallbefindet, so hiire : DiaiilAcn im (Jarten steht ein l'.aiun. im Wipfeldieses liaumes ist ein Nest, in diesem Neste s<strong>it</strong>zt ein liahe, indiesem Raben belindel sich ein Ki, in diesem Ki ist eine Stecknadel,in dieser befindet sich meine Kraft!" Als er wie<strong>der</strong> einmalauf die Jagd ging, lieLi die Fee das Nest herabnelimen, <strong>und</strong> nahmaus dem Ilaben das Ki heraus. Dann sprach sie: ,Kisen herabvom .länos!" Sogleich fiel das Kisen vom Jänos lierajj, <strong>und</strong> sierief nun: „Kiscn auf den Üleibru<strong>der</strong> !" Das Eisen fiel auf ihn,so daü er nicht heimkehren konnte. Sie zerbrachen nun (bis lOi<strong>und</strong> warfen die Stecknadel weg <strong>und</strong> zogen nun heim zum Vaterdes Burschen <strong>und</strong> feierten ihre Hochze<strong>it</strong> . . .„Mond <strong>und</strong> Sonne werden im <strong>Volksglaube</strong>n als l'rinzen gedacht,von denen ein je<strong>der</strong> eine beson<strong>der</strong>e Mutter hat. Auf einemhohen Silberberge steht <strong>der</strong> silberne Palast <strong>der</strong> Moiidmutter,wohin allmorgens <strong>der</strong> müde Sohn, <strong>der</strong> Mond heimkehrt; in goldenemPalaste wohnt aber die Sonnenmutter, wo eine fürchterlicheH<strong>it</strong>ze herrscht. Allabendlich kehrt <strong>der</strong> Sonnenprinz heim<strong>und</strong> wird von .seiner Mutter m<strong>it</strong> Schneewasser getränkt. Oftwird <strong>der</strong> Sonnenprinz (nap kirälyfi) einfach nur „junger Sonnherr",„Sonnenjüngling" (nap urfi), <strong>der</strong> Mondprinz (hold kirälyfi) aberoft nur „junger Mondherr, Mondjüngling" (hold ürfi) genannt. Inmanchen Volksüberlieferungen sind Mond, Sonne <strong>und</strong> Sterneweibliche Geschwister o<strong>der</strong> auch Schwägerinnen, zu denen <strong>der</strong>Märchenheld einkehrt <strong>und</strong> von ihnen Zauberkünste erlernt <strong>und</strong>ZauJjerdinge erhält (s. Gaal S. 372, Majlath S. 258, 199), oft auchm<strong>it</strong> einem «Sonnenpferde" beschenkt wird. —Bezüglich <strong>der</strong> Sterne gilt auch bei den <strong>Magyaren</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksglaube</strong>:Je<strong>der</strong> Mensch habe am Himmel einen Stern; errietediesen jemand bei Betrachtung des gestirnten Himmels, so fieleer sogleich herab <strong>und</strong> <strong>der</strong> betreffende Mensch müsse sofort sterben.Gsillagfutäs heifäen magyarisch die Sternschnuppen, umlman glaubt in einigen Gegenden, daß die Sterne sich dadurch„reinigen, putzen". „Auch die Sterne haben eine Reinigung", (acsillagnak is van tisztuläsa), lautet eine ungarische Redensart. InNordungarn .sagt man beim Anblick einer Sternschnuppe: eineMaid habe ilu'e Jungfernschaft verloren. Einen eigenen Slernkultkennt <strong>der</strong> Magyare aber ebenso wenig wie <strong>der</strong> Südslave.,Der Völkerk<strong>und</strong>ige weilä aber, daü dieser Glaube in verschie-


|II. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Wetter. 59dener Form allen Völkern <strong>der</strong> Erde gemeinsam ist." Redensarten,wie: „Er ist unter einem glücklichen Stern geboren" (szerenesescsillag alatt született); „sein Stern i.st aufgegangen, sein Stern isthinabgesunken" (csillaga feljött, csillaga aläszällt) finden sichauch im Magyarischen vor.Dem Namen nach kennt das Volk nur wenige Sterne. Dergroße <strong>und</strong> kleine Bär heiiät Gönczöl szekere = Gönczöl's Wagen.Der <strong>Volksglaube</strong> erzählt, daß Gönczöl ein gelehrter Zauberergewesen «ei, <strong>der</strong> u. a. auch den Wagen erf<strong>und</strong>en habe, wofürer samt demselben an den Himmel versetzt worden sei. Einean<strong>der</strong>e Version berichtet, daß <strong>der</strong> ungarische Fürst Lehel m<strong>it</strong>seinem Schlachthorn den deutschen Kaiser Gönczöl erschlagenhabe, dam<strong>it</strong> dieser ihm im Jense<strong>it</strong>s dienen solle. Gönczöls Wagenwurde dann unter die Sterne versetzt. Man war <strong>und</strong> ist nun bemüht,in diesem Gönczöl den deutschen Kaiser Konrad zu suchen.Dies Sternbild wird in manchen ungarischen Gegendenauch „Gottes wagen"' (isten szekere) genannt.Die Milchstraße heißt im Magyarischen geradeso wie imDeutschen. Milchstraße (tejes ut), nebenbei auch Himmelsweg(eg ütja), weil auf diesem Wege die Verstorbenen ins Himmelreicheinziehen, o<strong>der</strong> auch die Feen einherwandeln. Auch Landstraße,Heerstraße <strong>und</strong> Kriegerstraße (orszägüt, hadak ütja) wirdsie von den Szeklern genannt, ohne daß man daraus eine bestimmtemythologische Vorstellung herausschälen könnte. Ist dieMilchstraße gar weiß, so wird die Donau das Land bald überschwemmen; spaltet sie sich gabelförmig, so heißt es : Gott seieinem Menschen, <strong>der</strong> besoffen gestorben, dort aus dem Wegegegangen.Das Sternbild Orion heißt im Magyarischen „die Mäher"(kaszäsok), ob dabei in volkstümlicher Vorstellung an drei Mähergedacht wird, o<strong>der</strong> ob dies Gestirn seinen Namen daher hat, weiles zur Ze<strong>it</strong> <strong>der</strong> Heuernte sichtbar ist, bleibt unentschieden. Dieältesten ungarischen Bibelübersetungen gebrauchen hiefür (Hiob I9, 9; 38, 31) den Ausdruck kasza-hügy. Hügy heißt im heu-tigen Ungarischen = Urin, im Alt-Magyarisclien soll es auch dieBedeutung von Stern gehabt haben.Das Siebengestirn heißt gleichwie im Deutschen fiastyük(Gluckhenne). Darüber erzählt man sich: „Als Christus <strong>und</strong> Set.Petrus auf Erden wandelten, erblickte <strong>der</strong> Heilige eine Henne <strong>und</strong>


Neun_60 <strong>Volksglaube</strong> iiml roligift.sor <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.fragte Jesus: „Was ist das?" — .Kinc Heniic," aiilwoilete <strong>der</strong>Herr. „Sollen wir si»* niclil mil in eleu lliiniMcl richtnon ?" —„Nimm sie!" versetzte Jesus. Und Petrus nahm die Henne m<strong>it</strong>sich in den Himmel <strong>und</strong> lietj sie hrüten. Nun sielil man sie oftam Himmel m<strong>it</strong> ihren Küchlein scharren." Kin alter <strong>Brauch</strong> zuKecskemi't war es, (lal.t die Landleute ix.'ini Lo<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Johannisfeuerdie IMejaden beohaclileten <strong>und</strong> aus iliri'in (ilaii/.e auf denkonuHondon Lrnleertraj: schlössen.Der Kegenbogen liciüt im Magyarischen szivarviiny vonszini, szivni = saugen. Im Vulk.sgjauben heilät es nämlich,daB <strong>der</strong> Regenbogen das Wasser aus den Flüssen <strong>und</strong> .Meerenaufsauge <strong>und</strong> den Wolken zuführe o<strong>der</strong> daü m<strong>it</strong> Hilfe des Hegenbogensdie Feen das Himmelreich m<strong>it</strong> Wasser versehen. Regenbogenam Abend zeigt Regen für den Morgen an, <strong>und</strong> umgekehrt.In einigen Gegenden Ungarns (bei den Palovzenj wird er auchbäbabukra genannt. Bal)a ist <strong>der</strong> Name einer Fee (s. Absch.I.S. 8), bukra, bokra (bokor m<strong>it</strong> Personalsuffix) — Strauß,Masche, auf ihm steigen die Feen in die himmlischen «lefildehinauf. M<strong>it</strong> dem Finger ist es nicht gut auf den Regenbogen zuzeigen, denn er könnte den Menschen emporziehen. Wo er dieErde berührt, dort zieht er alles in die Höhe empor. War einmalein Kind, das wies m<strong>it</strong> dem Finger nach dem Regenbogen<strong>und</strong> ward emporgezogen. Nach sieben Jahren ward es als Hirteherabgelassen <strong>und</strong> alles kam ihm wie ein Traum vor. Wer untereinem Regenbogen zufällig hindurchzieht, <strong>der</strong> wird ein Zw<strong>it</strong>ter.— '\^Wenn im Frühling <strong>der</strong> Regenbogen mehr rot als grün gefärbt ist,so wird im Jahr viel Wein sein; ist er mehr grün, so wird dieGetreideernte sehr reichlich ausfallen. l-XtAVV OiÄ'ci. AC^f<strong>it</strong>^-^f. Ar< (•[^IIDer Komet (üstökös) gilt für das Vorzeichen kommenden ollon ^beim Anblick eines Kometen ausspeien <strong>und</strong> sagen: „Mein Elendgebe ich dir, trag' es we<strong>it</strong>er." (Nyomorusägomat neked adom,vidd toväbb. 1glühende Eisenstäbe werfe man beim Anblickeines Kometen in eine wassergefüllte Wanne <strong>und</strong> bade darin h'rsinnige; dieselben werden ihren „Verstand dadurch wie<strong>der</strong> zurückerhalten"(eszököt ismet visszanyerik) ; die Eisenstäbe aber mulä\man nach genommenem Bade vom betretfenden Irrsinnigen tiefin die Erde vergraben lassen. —V'\U\^


II. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Wetter. 61Fassen wir das Ergebnis unserer Betrachtung in 'einigeWorte zusammen.Die <strong>Magyaren</strong> haben we<strong>der</strong> einen Sonnen- nochMondkult gehabt, wie ihnen einen solchen Gelehrte im Übereiferhaben schaffen wollen. Das, was sich im <strong>Volksglaube</strong>n d3rUngarn auf die Sonne <strong>und</strong> den Mond, überhaupt auf die HimmelserscheinungenBezügliches vorfindet <strong>und</strong> von dem wir dasBedeutendste <strong>und</strong> wissenschaftlich Wichtigste m<strong>it</strong>geteilt haben,das ist in verschiedener Form allen Völkern des Erdballs gemeinsam,es gehört eben zur volksreligiösen Scheidemünze, die jedesVolk kennt <strong>und</strong> gebraucht.Wir gehen nun auf den <strong>Volksglaube</strong>n <strong>der</strong> Ungarn über, welchersichauf Wind <strong>und</strong> Wetter bezieht.Wind heilst im Magyarischen: szel, Windhauch = szellö ,verwandt dam<strong>it</strong> ist szellem = Seele, Geist. Sturmwird entsteht,wenn sich jemand in <strong>der</strong> Gegend erhängt hat, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Teufelgeärgert auf den nahen Bergen herumspringt, von einem Berggipfelauf den an<strong>der</strong>en hüpfend ; o<strong>der</strong> wenn Hexen unsichtbardurch die Luft rauschen. Die Winde in den Märchen <strong>und</strong> Sagenszelürfi (junger Herr Wind) o<strong>der</strong> szelsögör (Windschwager)genannt, sind die Söhne einer Luftfee (legtün<strong>der</strong>), <strong>der</strong> sogenanntenszelanya (Windmutter), die oben im Gebirge vor einemblauen Hause in blauem Gewände s<strong>it</strong>zt <strong>und</strong> durch die unzähligenTore des Hauses ihre zahlreichen Söhne, die Winde, ein- <strong>und</strong>ausziehen läßt (vgl. Gaal 15'J). In an<strong>der</strong>en Sagen sind die Windeeinem Windkönig (szelkiräly) untergeordnet (vgl. Majlath 205)o<strong>der</strong> sie gehorchen ihrem Vater, einem Riesen, den die ungarischeBevölkerung Siebenbürgens nach einem Berge Nemerenennt. In Ungarn heilst es, soll <strong>der</strong> Berggeist (hegyszellem) ineine Schlucht neben <strong>der</strong> Ortschaft Xedas, an <strong>der</strong> Grenze desPrelaburger <strong>und</strong> Ny<strong>it</strong>raer Gom<strong>it</strong>ates, die Winde in Höhlen gefangenhalten, woher er sie oft hinaus in die Welt sendet. Kommensie zur Ze<strong>it</strong> nicht heim, so re<strong>it</strong>et <strong>der</strong> Berggeist auf demWindrosse ihnen nach <strong>und</strong> bringt sie nach Hause. Auch dieMazarnaer Höhle im Turoczer Gom<strong>it</strong>al gilt für eine Wohnung<strong>der</strong> Winde, ebenso <strong>der</strong> „Teufelshochze<strong>it</strong>" genannte Berggrat zwi-


62 V^lk


![I. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Wetter. 63Sage heißt es : „Als Gott die Welt erschuf, sah ihm <strong>der</strong> Teufelzu, wie er die einzelnen Tiere ins Leben rief. Als er einmalnach Hause lief <strong>und</strong> bald wie<strong>der</strong> zu Gott zurückkehrte, so saher, daß die vorher unbeweglich, starr daliegenden Tiere, sich nunbewegten <strong>und</strong> herumgingen, aßen <strong>und</strong> tranken. „Wie hast du dasangestellt?" fragte er Gott. „Ich habe in sie gehaucht," versetzteGott <strong>und</strong> zeigte ihm ein Holzröhrchen. Der Teufel ging nun fort,machte sich aus Lehm ein Tier <strong>und</strong> suchte nun ein Holzröhrchenzustande zu bringen, aber er konnte kein einziges Holzstückdurchbohren. Endlich nahm er einen Hol<strong>und</strong>erzweig in die Hand<strong>und</strong> den durchbohrte er: Nun wollte er m<strong>it</strong> diesem Hol<strong>und</strong>erröhrchenLeben in sein Tier hauchen. Als dies Gott sah, erzürnteer <strong>und</strong> zerstörte m<strong>it</strong> einem Bl<strong>it</strong>z des Teufels Werk ; den Hol<strong>und</strong>erstrauchaber verfluchte er, dam<strong>it</strong> dieser von nun an demTeufel gehöre, weil er dem Teufel beim Bohren keinen Wi<strong>der</strong>standgeleistet habe ..."Es ist nicht gut ein Brotlaib auf die angeschn<strong>it</strong>tene Se<strong>it</strong>e zulegen, denn die „Wettermacher" benutzen diesen Ze<strong>it</strong>punkt, umHagel zu machen ; hat man es aber unversehens schon so gelegt,so versorge man dies Brotlaib, um es bei Gelegenhe<strong>it</strong> einesGew<strong>it</strong>ters auf die Straße zu werfen. Schwarze Katzen <strong>und</strong> H<strong>und</strong>ehalte man beim Gew<strong>it</strong>ter nicht in <strong>der</strong> Stube, denn die Hexen<strong>und</strong> Wettermacher können den Bl<strong>it</strong>z am leichtesten nach diesenTieren hinlenken. Beim Gew<strong>it</strong>ter soll man die Hausgegenständoetwas von <strong>der</strong> Stelle wegrücken, dam<strong>it</strong> <strong>der</strong> Bl<strong>it</strong>z, \venn er einschlagenwollte, den Weg verfehle," Kranken giebt man in einigenGegenden beim Gew<strong>it</strong>ter etwas Erde in die Hand, die sienach dem (Gew<strong>it</strong>ter in ein fließendes Wasser werfen. Es heißt,m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Erde werfe man auch einen Teil seiner Krankhe<strong>it</strong>von sich. Kränkliche Kin<strong>der</strong> legt man beim Donnerrollenauf die kahle Erde, dam<strong>it</strong> sie erstarken (megerösödjenek) <strong>und</strong>Augenleidendc gehen beim Gew<strong>it</strong>ter zu einer Brücke <strong>und</strong> sprechendaselbst:Villüni, villäm Icöszöntelelil^l<strong>it</strong>z, Bl<strong>it</strong>z, icli begrüße dich!özeuieniböl a fäjdalniat, Aus meinen Augen den Schmerz,Szemeniböl a nyavalyät Aus meinen Augen das Siecl<strong>it</strong>umVidd a falu liidjän ät! Trag' über des Dorfes Brücke hinüber!Dann gehe er drei Tage lang nicht über diese Brücke <strong>und</strong> wascheseine Augen w^ührend dieser Ze<strong>it</strong> m<strong>it</strong> dem Wasser, über welches


64 Volksgl.iulie <strong>und</strong> religiftspr Br.iiirh <strong>der</strong> Majrvaren.hinweg diese Brücke lührl. (legen Ohrenleiden wasche man sichden kranken Krui<strong>it</strong>-rteil m<strong>it</strong> cini'iii Wasser, in


II. Himmelskörper. Wind <strong>und</strong> Wetter. 65gegangen, <strong>und</strong> spielt in einigen Lustspielen des vorigen Jahrh<strong>und</strong>ertsdieHauptrolle.Auch diese Gestalt ungarischen <strong>Volksglaube</strong>ns, obgleich dieselbesich auch bei an<strong>der</strong>en Völkern vorfindet (s. Arch. f. slav.Phil. II. 437; VII, 281; IV, 611), suchte man auf alte mythologischeGebilde zurückzuführen. Ipolyi (a. a. 0. S. 454 ff.) meint,die G. diäk seien im <strong>Volksglaube</strong>n <strong>der</strong> letzte Überrest <strong>der</strong> Erinnerungan die heidnischen Priester des magyarischen Altertums,die zugleich Heil- <strong>und</strong> Zauberkünstler waren. Derselben Meinungist auch Jökai (Österr.-ung. Monarch, in Wort <strong>und</strong> Bild I.) u. m.A. IpolyTT^Her — was Wortetymologie anbelangt, nie in Verlegenhe<strong>it</strong>kommt, le<strong>it</strong>et das Wort garabonczäs von gara = alt,honczäs von bonczolni (schneiden, sezieren) ab; also: einalter Augur, <strong>der</strong> aus Eingeweiden propheze<strong>it</strong>.Der Garabonczäs diäk hat m<strong>it</strong> den alten Auguren nichtszu schaffen. Er ist <strong>der</strong> „fahrende Schüler'' des deutschen M<strong>it</strong>telalters.Bekanntermaßen besuchten im M<strong>it</strong>telalter <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>snach <strong>der</strong> Reformation zahlreiche ungarische Studenten deutsche<strong>und</strong> <strong>it</strong>alienische, selbst nie<strong>der</strong>ländische <strong>und</strong> enghsche Hochschulen,von denen die meisten auf ihrer Heimfahrt sich als „fahrendeSchüler" durch 's Land bettelten, dem unwissenden Bauern allerleiHokus-Pokus vormachten <strong>und</strong> sich dadurch in den Ruf von Zauberernbrachten.^ ^ Was die Benennung Garabonczäs diäk anbelangt, so hatB. Läzär (Ethnographia I, 283) <strong>und</strong> G. Szarvas (Nyelvör VI,99) die einzig richtige Erklärung gegeben. Im M<strong>it</strong>telalter durchzogenUngarn zahlreiche <strong>it</strong>alienische Taschenspieler, Gaukler, dieman negromanzia o<strong>der</strong> auch nur gramanzia nannte. Ausdiesem Worte hat sich <strong>der</strong> Ausdruck garabonczäs, aus diaconusdas Wort diäk d. h. ein Student, ein Kandidat <strong>der</strong>Theologie,gebildet.T. Wl<strong>it</strong>lofki: \'olks};laulie iler <strong>Magyaren</strong>.


IIL8c]iicksals^lau))eii.Der Glaube an ein vorherbestimmtes Schicksal <strong>der</strong> Menschenist den Ungarn m<strong>it</strong> unzähUgen Völkern gemeinsam. Das Schicksaldes Menschen kann gut o<strong>der</strong> schleci<strong>it</strong> sein, je nachdem ihmdies die Schicksalsfeen (s. Abschn. I. S. 11) zugesprochen haben,o<strong>der</strong> je nachdem ihn Hexen <strong>und</strong> Zauberer mehr o<strong>der</strong> wenigerverfolgen, o<strong>der</strong> je nachdem er unter guten o<strong>der</strong> bösen Vorzeichendas Licht <strong>der</strong> Welt erblickt hat.Schicksal (fatum) heißt im Magyarischen vegzet, von veg= Ende, Schluß. Daneben wird auch für Schicksal, Loos dasWort sors gebraucht, das dem Lateinischen entlehnt worden ist.In <strong>der</strong> altungarischen Sprache wird dafür nyil = Pfeil gebraucht.Nyilat vetni (Pfeil werfen), nyilazni = Pfeil schießen, d. h.loosen. Ist des Menschen Schicksal gut, so hat er „Glück" (szerencse); ist es aber schlecht, so hat er „Verdammnis" (kärhozat),ein „Fluch" (ätok) ruht auf ihm. Bevor noch die Schicksalsfrauendem Kinde sein zukünftiges Loos bestimmen, können Hexen<strong>und</strong> böse Menschen das Schicksal desselben zum Schlechten wenden,was jedoch von den Schichsalsfeen bisweilen abgeän<strong>der</strong>t,d. h. min<strong>der</strong> schwer (kevösbe sulyos) gemacht werden kann. Esist daher auch m<strong>it</strong> Bezug auf den ungarischen <strong>Volksglaube</strong>n wohlrichtig, daß das religiöse Bedürfnis <strong>der</strong> Annahme übernatürlicherKräfte, welches m<strong>it</strong> so tausendfach verästelten Klammerwurzelnim Gemüte <strong>der</strong> Mensche<strong>it</strong> haftet, das Unheil zu beschwören <strong>und</strong>auf mystischem Wege das Möglichste zur Sicherung des Daseinszu tun weiß. Wo <strong>der</strong> Glaube an schicksalbestimmende Wesenbere<strong>it</strong>s in den Hintergr<strong>und</strong> getreten ist, dort wird durch Wallfahrten,Gebete eine Än<strong>der</strong>ung des „bösen" (rosz) Schicksals ver-


III. Schicksalsglauben. ötsucht. Selbst für „glückliche" (boldog) Menschen ist dgl. nichtüberflüssig, denn es heilst allgemein im <strong>Volksglaube</strong>n, daß selbst<strong>der</strong> glücklichste Mensch doch sieben Mal in seinem Leben Unglückhaben mufä. Wem z. B. die Kin<strong>der</strong> wegsterben, <strong>der</strong> nehmeein Kleidungsstück seines zuletzt verstorbenen Kindes, fülle dasselbem<strong>it</strong> Erde vom Grabe dieses Kindes an <strong>und</strong> vergrabe esheimlich neben die Kirchenmauer, wobei er eine bestimmte Anzahlvon „Mariengriißen" zu beten hat. Dadurch bewirkt er, daßer seine noch lebenden Kin<strong>der</strong> durch den Tod nicht verhert. „Erhat die Kirchenmauer nicht angegraben" (nem ästa meg a templomfalät), sagt man von einem, dem die Kin<strong>der</strong> rasch wegsterben.Wem das Haus o<strong>der</strong> die Stallung einige Mal abgebranntist, <strong>der</strong> hole sich von einem Wallfahrtsorte Erde <strong>und</strong> vergrabedieselbe an dem Orte, wo er das neue Gebäude errichten will.Nach ungarischem <strong>Volksglaube</strong>n entscheidet für den Menschendie Geburtsst<strong>und</strong>e gar viel, ob er im Leben glücklich o<strong>der</strong>unglücklich werde; daher die Redensart: „Er ist in schlechterSt<strong>und</strong>e geboren" (rosz öräban született).Es heißt nämlich: Viel Glück im Leben wird das Kind haben,welches am Donnerstag o<strong>der</strong> Sonntag kurz vor Sonnenaufganggeboren wird. Es wird an Leib <strong>und</strong> Geist stark werden(testben lelekben erös), ebenso auch reich <strong>und</strong> angesehen.Unglücklich sein ganzes Leben lang aber wird dasjenigeKind sein, das M<strong>it</strong>twoch o<strong>der</strong> Fre<strong>it</strong>ag zur Welt kommt, beson<strong>der</strong>sabends zwischen sieben <strong>und</strong> neun Uhr. Krank <strong>und</strong> elend,verachtet <strong>und</strong> von je<strong>der</strong>mann gemieden wird es sein Leben fristen.Wenn ein zur erwähnten Ze<strong>it</strong> geborenes Kind auch nochein blaues Ä<strong>der</strong>chen (in einigen Gegenden ördög ärka = Teufelsgraben,genannt) über <strong>der</strong> Nase hat, dann kann man sicherdarauf rechnen, daß es auf eine „unmenschliche Weise" (embertelenmödon), eines unnatürlichen Todes sterben, am Galgen o<strong>der</strong>in <strong>der</strong> Schlacht u. s. w. aus dem Leben scheiden wird. AmMontag geborene Kin<strong>der</strong> werden ihr Leben in schwerer, abererfolgreicher Arbe<strong>it</strong> zubringen; die am Dienstag zur Welt gekommenenKin<strong>der</strong> werden „großartige (geniale), aber nichtsnutzige"(nagyszerü, de haszontalan) Menschen. Wer um M<strong>it</strong>ternacht, beson<strong>der</strong>sam Samstag, geboren wird, <strong>der</strong> gelangt im Leben un-


;68 Volks|;laube <strong>und</strong> religi/iscr <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.verholll zu groüeni Hoicl<strong>it</strong>um. Dam<strong>it</strong> man das im Loben bevorstehende„Unglück" (balsor.s = linkes Loos, s/.erencsetlensi'g)des Neugotjon-nori wenigstens teilweise abän<strong>der</strong>e, so pflegtman im Kalotas/cger JJczirk kurz, vor <strong>der</strong> (loburl in einen Fuüdes liettes, worauf die Kreisende liegt, eine neue Nadel zu stechen<strong>und</strong> dieselbe bis zum Tage nach <strong>der</strong> Taufe daselbst zu lassendann untersucht man die Nadel <strong>und</strong> hält es für ein gutes Vorzeichen,wemi dieselbe rostig ist, ilenn dann ist ein Teil des demKinde bevorstehenden l'nglücks „als Kost auf die Nadel gefallen"(a türe rozsdakep csapott) ; ist die Nadel aber rein <strong>und</strong> blank,dann umgeht das Kind sein Loos nicht. Gut ist es, diese Nadelvon <strong>der</strong> Mutter in flieiäendes \V'asser werfen zu lassen, dieselbeaber vorher m<strong>it</strong> einem Teilchen <strong>der</strong> Nabelschnur dos Kindeszu umwickeln <strong>und</strong> die Worte zu s])rccheii : „Dami komm vormeine Augen, wenn du zu einem Metallberg herangewachsoFi bist"(akkor kerülj szeinem clö, ha (Tczhegyseggi' nötted ki luagad).Eine solche Nadel legt man in manchen Ortschaften heimlich inden Sarg eines Toten, indem man dabei glaubt, daß man dam<strong>it</strong>das Unglück des Kindes samt dem Verstorbenen begrabe. O<strong>der</strong>man läßt sie in <strong>der</strong> Kirche auf die Erde fallen <strong>und</strong> entfernt sichrasch, dam<strong>it</strong> man aus <strong>der</strong> Kirche früher hinaustrete, bevor jemanddie Nadel erblickt. Kann dies nicht so rasch geschehen <strong>und</strong>wird die Nadel von jemandem erblickt, bevor man noch denAusgang <strong>der</strong> Kirche erreicht hat, so trifft das Kind noch mehrUnglück. Bei unerwartetem Mißerfolg sagt man von <strong>der</strong> betreffendenPerson: ,Man hat seine Nadel gesehen" (meglättäk tüjet).In Südungarn pflegt in einigen Ortschaften <strong>der</strong> Vater <strong>und</strong> dieHebamme gleich nach dem ersten Bade des Kindes ein Huhn zuschlachten <strong>und</strong> dessen Gedärme so geschickt von einan<strong>der</strong> zutrennen, daß dieselben nicht ab- o<strong>der</strong> zerreißen, son<strong>der</strong>n einefortlaufende Schnur bilden. An wie viel Stellen dabei aber dieGedärme zerreißen, d. li. eine Öffnung erhalten, durch welche<strong>der</strong> Kot hervordringt, so viel schwere Unglücksfalle werden dasKind treffen. Reißen die Gedärme entzwei, so lebt das Kind jenach <strong>der</strong> Länge des in <strong>der</strong> Hand befindlichen, vom Gadaver losgerissenenGedärmstückes, kurze o<strong>der</strong> lange Ze<strong>it</strong>. In Ortschaften,wo sich noch die S<strong>it</strong>te des Pflanzens eines Baumes bei Gelegenhe<strong>it</strong>einer Familienvermehrung aufrecht erhalten hat, werdendiese Gedärme an die Stelle des anzupflanzenden Baumes ver


IIT. Schifksalsglauben. 69scharrt, das Huhn aber wird vom Vater <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Hebammeverzehrt. Dies nennt man „Gedärmziehen" (belhüzäs). Von einemalten Menschen heilst es : „Man hat ihm ein langes Gedärm gezogen"(hosszu belet huztak neki). Wo noch diese S<strong>it</strong>te vorherrscht,dort wirft man das Brustbein des Huhnes ins Feuer <strong>und</strong>propheze<strong>it</strong> dann aus den schwarzen Punkten <strong>und</strong> lÜssen desselbenauf das Schicksal des Kindes. Je weniger schwarze Punkte<strong>und</strong> Risse, desto weniger Unglück trifft das Kind.Kommt das Kind in <strong>der</strong> Embryonenhaut (burok) auf dieWelt, so wird es außerordentlich viel Glück haben. „In einerRosenhaut ward er geboren" (rö^a burokban született), sagt manvon einem überaus glücklichen Menschen. Diese Haut soll manversorgen, <strong>und</strong> wenn das Kind bere<strong>it</strong>s nach Gegenständen zuhaschen beginnt, so soll man einen Teil dieses Häutchens zuPulver stoßen <strong>und</strong> des Kindes Hände dam<strong>it</strong> bestreuen ;wenneszu gehen beginnt, bestreue man m<strong>it</strong> solchem Pulver seine Fußsohlen,<strong>und</strong> wenn es zu sprechen anfängt, seine Zunge, — dannwird es in allen Unternehmungen <strong>und</strong> überall auf <strong>der</strong> Welt glücklichsein. Daher die Redensart im Gömörer Com<strong>it</strong>at: „Er gehtauf Glückspulver" (szerencse poron jär). Dam<strong>it</strong> das Kind, wennauch an unglücklichem Tage, so doch wenigstens zu einer glücklichenSt<strong>und</strong>e zur Welt komme, so setzt man in einigen Ortschaften(Magyar-Gorbü, Kis-Kapus, Nädas) eine brennende Kerzeauf den Herd. Erlischt die Kerze unversehens, so wird das Kindein kurzes <strong>und</strong> unglückseliges Leben haben. Dam<strong>it</strong> dem anglücklichen Tage <strong>und</strong> zu glücklicher St<strong>und</strong>e geborenen Kinde Hexen<strong>und</strong> „böse" Menschen das bevorstehende Glück nicht zerstören, sowird das erste Badwasser des Säuglings zur Hälfte auf einenKreuzweg, zur Hälfte aber auf einen Weidenbaum gegossen. AmKreuzweg nämlich rasten gerne um M<strong>it</strong>ternacht diese bösen Wesen<strong>und</strong> m<strong>it</strong> Weidenruten pflegen sie des Menschen gutes Looszu binden (jö sorsät megbogozni). Hirse <strong>und</strong> Kürbiskerne streutman ins erste Bad, dam<strong>it</strong> das Kind mehr Gutes als Schlechtesauf Erden erlebe. Bellt beim Taufgang ein H<strong>und</strong> o<strong>der</strong> wiehertein Roß, so gilt dieses für ein böses Vorzeichen; es heißt: „DerTeufel beneide des Kindes Glück" (a gyermek jöletet irigyliaz ördög). In diesem Falle gebe man dem betreffenden Tiereein Brotstück zu essen, das man vorher ins Badwasser des Kindesgetaucht hat. Bei <strong>der</strong> Taufhandlung eines zu unglücklicher Ze<strong>it</strong>


70 <strong>Volksglaube</strong> uriil rel<strong>it</strong>ji/ispr Hraiich <strong>der</strong> Mn^ryaren.geborenen Kindes sollen die Paten aufs (Inicilix o<strong>der</strong> den Kelcliblicken; dadurch ;in<strong>der</strong>n sie wenigstens etwas am bösen Schicksaldes Kindes ab. K^ lieiül nämlich in einigen 'j'eilen des Landes,dat3 dadurch <strong>der</strong> Teufel in Verwirrung gebracht werde, <strong>der</strong>zu dieser Ze<strong>it</strong> „das Böse für das Kind bere<strong>it</strong>e."M<strong>it</strong> dem Glauben an die glückliche o<strong>der</strong> unglückliche Gel)urlsst<strong>und</strong>ehängt auch die Tagwählerei zusammen. Am Dienstag<strong>und</strong> Fre<strong>it</strong>ag soll man keine neue Arbe<strong>it</strong> anfangen, dennman hat Miüerfolg dabei: Kin<strong>der</strong>, an diesen Tagen erzeugt, gehörendem Teufel. Am Sonntag soll man nicht nähen, spirmeno<strong>der</strong> weben, denn man verrichtet diese Arbe<strong>it</strong>en für das Leichenkleid<strong>der</strong>jenigen Person, die man anj meisten liebt. Der dr<strong>it</strong>te,siebente <strong>und</strong> iiounfe Tag eines jeden Monates gilt für einen L'nglücksfag,an dem man nichts Bedeutendes unternehmen soll. AmWeihnachtsabend, am («eorgi- <strong>und</strong> Martinstage soll man nichtsverkaufen, denn man verkauft dam<strong>it</strong> auch sein Glück. Wer amJohannnistage eine neue Arbe<strong>it</strong> beginnt, <strong>der</strong> „beginnt dam<strong>it</strong> einneues Glück". Zu ü.stern <strong>und</strong> Pfingsten soll man begonnene Arbe<strong>it</strong>enbeendigt haben, sonst wird man m<strong>it</strong> denselben kein Glückhaben. Wer in <strong>der</strong> Gharwoche einen Meineid schwört, demwächst die Zunge aus dem Grabe als Dornenstrauch hervor. Ineinigen Gegenden herrscht <strong>der</strong> <strong>Brauch</strong>, daß wenn <strong>der</strong> Namenstageiner Person auf einen Fre<strong>it</strong>ag fällt, dieselbe etwas von ihremBlute <strong>und</strong> Speichel auf einen Lappen eines ihrer abgetragenenKleidungsstücke wischt <strong>und</strong> diesen Lappen dann verbrennt. Eslieilät; daß die betretTende Person dadurch auch das ihr bis zudem Tage, wo ihr Namenstag wie<strong>der</strong> auf einen Fre<strong>it</strong>ag fällt, bevorstehendeUnglück verbrenne. Im Südosten Siebenbürgenshängt man bei dieser Gelegenhe<strong>it</strong> solche Lappen vor Sonnenaufgangan einen Baum. Verschwindet <strong>der</strong> Lappen bis zum nächstenSonnenaufgang vom Baume, so verschwindet auch das bevorstehendeUnglück. —„Eine ganz ähnliche Bedeutung wie die Tagwählerei", sagtRichard Andree (Ethnol. Parallelen 8), „hat <strong>der</strong> , Angang', <strong>der</strong>nicht min<strong>der</strong> verbre<strong>it</strong>et ist, Tier, Mensch, Sache, auf die manfrüh morgens, wenn <strong>der</strong> Tag noch frisch ist, beim ersten Ausgangeo<strong>der</strong> Unternehmen einer Reise stößt, bezeichnen Heil o<strong>der</strong>Unheil <strong>und</strong> mahnen, das Begonnene fortzusetzeno<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> aufzugeben."Aus <strong>der</strong> Fülle des diesbezüglichen <strong>Volksglaube</strong>ns will


III. Schicksalsglaubea. 71ich nur einige Beson<strong>der</strong>he<strong>it</strong>en hervorheben: eine eingehende Behandlungdieses Stotfes würde für sich schon ein ganzes Buchfüllen. Ich will mich hier vorzüglich auf die Orakeltiere beschränken<strong>und</strong> das diesbezügliche, verstreute Material hier kurzzusammenstellen, nachdem dasselbe uns am besten den Teil desungarischen <strong>Volksglaube</strong>ns vorführt, <strong>der</strong> im Volksleben dazu berufenist, um .die Causal<strong>it</strong>ät <strong>der</strong> Erscheinungen zu erforschen <strong>und</strong>alles, was m<strong>it</strong> den Sinnen wahrnehmbar ist, nach dem etwaigenEinfluß auf des Menschen eigenes Wohl <strong>und</strong> Wehe abzuwägen.'Der Glaube an Schicksals- <strong>und</strong> Angangstiere wurzelt tief im <strong>Volksglaube</strong>n<strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>. Die ältesten Nachrichten über dies Volkenthalten nicht gerade nur eine Stelle über diesen Glauben.Aus den im Vorworte erwähnten Quellenschriften <strong>und</strong> meineneigenen Sammlungen .-iiul mir aus dem ungarischen <strong>Volksglaube</strong>nfolgende Angangs- o<strong>der</strong> Schicksalstiere bekannt:Dem Fluge <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>maus soll eine schwangere Fraunicht zusehen, denn ihr Kind wird .bösmäulig'' i^roszszäju) d. h.es wird sein Leben lang ^^'<strong>und</strong>en ;uii M<strong>und</strong>e haben. Fliegt dieFle<strong>der</strong>maus um das Haus eines Kranken o<strong>der</strong> fliegt sie gar in dieKrankenstube herein, -so stirbt <strong>der</strong> Sieche gar bald. Liebendesollen beisammen nicht dem Fluge <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse zusehen, „siehetzen sonst ihre Nei<strong>der</strong> gegen ihr Verhältnis auf." Wenn KalotaszegerMaide wissen wollen, ob sie dieser o<strong>der</strong> jener Burscheliebt, so werten sie ein Tuch hinauf in die Lutt <strong>und</strong> denken dabeian einen bestimmten Burschen. Fliegt die Fle<strong>der</strong>maus demTuche nach, so wird die Maid vom betretfenden Burschen geliebt.Kommen die Fle<strong>der</strong>mäuse im Frühjahr ze<strong>it</strong>ig aus ihrenWinterverstecken hervor, so wird <strong>der</strong> Sommer gar kurz sein.Fliegen sie abends scharenweise lierum, so ist anhaltend trockenesWetter zu erwarten.Katzen miauen sollen Liebende nicht zuhören: ihre Nei<strong>der</strong>suchen ihr Liebesverhältnis zu zerstören. Begegnet man auf demWege einer Katze, so wird man Mißerfolg haben. Kratzt die Katzeam Krankenlager, so stirbt <strong>der</strong> Kranke bald. In M.-Gorbö <strong>und</strong>Umgebung glaubt man. daß wenn die Katze des Hauses plötzlichverschwindet <strong>und</strong> nimmer zurückkehrt, ihren Bes<strong>it</strong>zer das denkbargrößte Unglück tr<strong>it</strong>Tt. Wäscht sich die Katze auf <strong>der</strong> Türschwelle,so zeigt sie Gäste an. Raufende Katzen zeigen kaltes Wetter an.Eine 7- o<strong>der</strong> 12-jährige Katze wird bisweilen in ein Weib ver-


72 <strong>Volksglaube</strong> unil n-ligiöser <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> Ma|,'\;ireri.wandelt <strong>und</strong> dient dann den Ilexon 'I pol vi S. 243). Wer eineKatze tötet, hat 7 Jahre lang kein (Jliick. „Kr hat seine K. getötet,er hat .seinen P^ssigkrng zeiltroclien" (nieg()lte macskäji'<strong>it</strong>,eltörte eczetes kancsöjat), sagt man von einem, den viel Unglücktrifft; <strong>und</strong>: „Er hat die Katze seiner Frau in den Wald getragen"(Ar erdöbe v<strong>it</strong>le felesege mäcskajäl), jieiül es von einem, dessentJattin treulos ist. Wer von Katzen träumt . <strong>der</strong> wird sichbaldärgern.Ein heulen<strong>der</strong> H<strong>und</strong> zeigt einen Todesfall an. Leckt ereinen Kranken, so wird <strong>der</strong>selbe bald ges<strong>und</strong>en. Scharrt <strong>der</strong> H<strong>und</strong>am Hause herum, so Irifll das Haus ein groües Unglück. LateinischeBelege aus dem ungarischen <strong>Volksglaube</strong>n für den H<strong>und</strong>als Wegtier s. bei Ipolyi S. 242. ifät <strong>der</strong> H<strong>und</strong> Gras, so wirdes regnen; wälzt er sich am Boden herum, so ist anhaltend schönesWelter zu erwarten. Die Begegnung m<strong>it</strong> einem H<strong>und</strong> giltfür glückverheißend. Von H<strong>und</strong>en zu träumen, bedeutet: Begegnungm<strong>it</strong> guten Fre<strong>und</strong>en.Wer einen Wolf zu ungewöhnlicher Ze<strong>it</strong> <strong>und</strong> an ungewöhnlichemOrte erblickt, <strong>der</strong> wird bald ein großes Glück haben.W^olfsgeheul zeigt strenge Kälte an. Von Wölfen träumen, bedeutet:seine Feinde besiegen.Der Fuchs als Angangslier bedeutet Unglück, Mißerfolg;von einem Fuchs träumen, bedeutet: Schaden erleiden. „DerFuchs bellt vom Turme herab" (röka ugat a toronyröl), sagt manin Siebenbürgen (Bogärtelke, Jegenye), wenn man m<strong>it</strong> <strong>der</strong> GlockeeineFeuersbrunst anzeigt.W^o ein Wiesel o<strong>der</strong> Iltis sich in <strong>der</strong> nächsten Nähe einesHauses zeigt, dort ist ein Todesfall zu erwarten. Begegnet einerSchwangeren ein solches Tier, so soll sie ausspeien, sonst gebärtsie ein elendiges (czudar), krankes Kind. Erblickt ein Krankersolche Tiere, so wird er gar schwer ges<strong>und</strong>. Die Begegnung m<strong>it</strong>diesen Tieren bedeutet stets Schlechtes; von ihnen zu träumen,zeigtZank <strong>und</strong> Ha<strong>der</strong> an.Wer einem Eichhörnchen begegnet, wird bald eine großeFreude erleben. Für einen Kranken bedeutet es baldige Genesung.Auf ein Eichhörnchen soll man nicht werfen, denn aus Rachelegt es Feuer an.Nisten Mäuse o<strong>der</strong> Ratten im Lager einer Schwangeren,so wird sie ein krüppehges Kind gebären, wenn sie ihren Aus-


III. Schicksaisglauben. 73Wurf (Kot, Urin) nicht in ein Locii solcher Tiere slecict. Erscheintein solches Tier im Krankenlager, so stirbt <strong>der</strong> Kranke bald.,,Die Maus zieht das Stroh unter ihm heraus** (szedi az egera szalmät alola), sagt man in <strong>der</strong> Kalotaszeger Gegend von einemSterbenden. Nistet die Maus unter dem Herde, so wird man vonden Speisen <strong>der</strong> Köchin nie satt. ,Es pfeifen die Mäuse, es heiratet<strong>der</strong> Pfarrer- (czinczog az eger, häzasodik a pap) sagt manm<strong>it</strong> Bezug auf den Glauben, daß Maide, die in <strong>der</strong> NeujahrsnachtMäusepfeif hören, bald heiraten werden.Ein über den Weg laufen<strong>der</strong> Hase bedeutet Unglück: beieinem Hochze<strong>it</strong>szug .viel Elend im Eheleben'' ; beim TaufgangArmut des Kindes; bei einem Leichenzug zeigt er den Tod einesVerwandten des Verstorbenen an. Sieht ein Mäher den Hasendavonlaufen, verdirbt leicht sein Heu. Von Hasen träumen, bedeutetFurcht <strong>und</strong> Schrecken.Läuft ein Pferd an eine schwangere Frau heran, so bringtsie ein starkes Kind zur Welt. Wälzt sich ein fremdes weißesPferd vor dem Tore, so stirbt bald <strong>der</strong> Hausherr, wenn er nichtdreimal auf das Pferd spuckt <strong>und</strong> sagt:„W^arum du gekommen bist,von dem gebe ich dir ein Teilchen" (a miert te jöttel, abbol adokegy reszecsket). Läuft das Pferd gar in den Hof hinein, so heißtes: das zuletzt verstorbene Familienm<strong>it</strong>glied sende das weiße Roßnach einem seiner noch lebenden Verwandten. Man muß dahersoviel Mal auf einen Besen spucken, als es Familienm<strong>it</strong>glie<strong>der</strong>giebt ; dannlegt man den Besen vor das Tor hin <strong>und</strong> treibt überihn hinweg das Pferd hinaus. Wer unverhofft stirbt, von demsagt man: „Das weiße Pferd hat ihm einen Schlag versetzt:" (afeher lö megrugta). ^Venn unter dem Fenster einer Krankenstubeein Pferd wiehert, so wird <strong>der</strong> Kranke bald genesen. Begegnetein Hochze<strong>it</strong>szug einem Pferde, so wird die Ehe gar glücklichsein: beim Taufgang zeigt es langes Leben, Glück <strong>und</strong> Ehre fürden Täufling an. „Man hat ihn auf einem Pferde getauft" (löhätonkereszteltek), sagt man im Kalotaszeger Bezirk von einemsehr alten Greise. Grasen die Pferde unruhig <strong>und</strong> heben sie dabeioft den Kopf in die Höhe, so nai<strong>it</strong> ein Sturm. Von Pferdenzu träumen, bedeutetFreude.Der Esel ist ein Unglückstier. Wer ihm begegnet, speie aus,sonst wird er „an Leib <strong>und</strong> Gut Schaden erleiden." Schre<strong>it</strong> aberein Esel vor dem Hause eines Kranken, so wird <strong>der</strong>selbe bald


:74 Volksgluuhc unil <strong>religiöser</strong> Uraurh <strong>der</strong> Ma^'varen.genesen. Von Kselii zu tniuinen, bedeutet Schaden. Schre<strong>it</strong> <strong>der</strong>Esel oll, so ist Regen, Tauwetter v.w erwarten.Das Hind ist in Je<strong>der</strong> Heziehuiij; ein ^dii( kverheiLiendes Tier.Wer morgens Hin<strong>der</strong>gehnili verninnnt, <strong>der</strong> liört bald eine guteK<strong>und</strong>e. Begegnet man einem Jreien" Hind. so hat man im UnternehmenErlolg. Eine schwangere Frau, die einer ihr Kalb .säugendenKuh begegnet, wird leici<strong>it</strong> gebären; beim Taiifgang bedeutetes „Reichtum " für den Täulling , beim Hochze<strong>it</strong>s/.ug dasselbefür das neue Ehepaar; bei einem Leichenzuge aber zeigt esden nahen Tod eines Verwandten des Verblichenen an. Trä<strong>und</strong>man von Rin<strong>der</strong>n, so wird man bald groüe Freude erleben. Rrülltein Stier vor einem Krankenhause, so stirbt <strong>der</strong> Kranke bald.Stirbt jemand unverhofft, so sagt man: „Der schwarze Stier hatihm auf die Zehen getreten- (a fekete bika läbujjära hägott), o<strong>der</strong>„Der scliwarze Stier hat ihn gesloL^en" (a fekete bika megdölle),o<strong>der</strong>: «Der schwarze Stier hat ihn auf die Hiirner genommen"(a. f. b. szarvära vette) [vgl dazu Grimm 6:^1 1. „Der schwarzenKuh ist er noch nicht auf die Ferse getreten" (nem hägott mega fekete tehen sarkära), heiLH : er hat noch kein grofses Unglückgehabt. Schnuppern die Rin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Lull herum <strong>und</strong> leckensie sich, so hat man Unwetter zu erwarten, ebenso wenn sie m<strong>it</strong>den Vor<strong>der</strong>füüen die Erde scharren; kehrt die Herde abends garschwer heim, so wird schönes Wetter eintreten. Lateinische Belegeaus dem ungar. <strong>Volksglaube</strong>n für das R. als Wegtier s. beiIpolyi a. a. 0. S. 242.Schaf <strong>und</strong> Ziege gelten für glückbringend. Wenn voreinem Wan<strong>der</strong>er eine Schafherde scheu davonrennt, so hat erkeinen Erfolg in seinem Unternehmen: grast sie aber ruhig we<strong>it</strong>er,so wird er Glück haben. Begegnet ein Hochzeilszug einer Schafherde,so wird das Ehepaar reich werden. Ein Kranker wirdbald genesen, wenn sich ihm Schafe o<strong>der</strong> Ziegen nähern. Weidendiese Tiere gar hastig o<strong>der</strong> kämpfen die Z. m<strong>it</strong> einan<strong>der</strong>, so i.stSturm <strong>und</strong> Gew<strong>it</strong>ter zu erwarten. Schnujjpern die Z. in <strong>der</strong> Luftherum, so tr<strong>it</strong>t Kälte ein. Träumt man von diesen Tieren, sogelangt man durch Heirat, Erbschaft u. s. w. zu Geld.Schwein auf fremdem Gebiet, so wirdBegegnet man einemman Unannehmlichke<strong>it</strong>en haben. Begegnung eines Schweinesbeim Hochze<strong>it</strong>sgang deutet „Elend in <strong>der</strong> Ehe- an; beim Taufgangdie „Armut- des Kindes. Grunzen die Schweine in <strong>der</strong>


III. Schicksalsglauben. 75Christ- o<strong>der</strong> Neujahrsnacht oft <strong>und</strong> laut, so ist ein unfruchtbaresJahr zu erwarten. Scharrt das Schwein vor dem Hauseingange,so soll man es m<strong>it</strong> Salzwasser begießen, denn ,es gräbt jemandemdas Grab." Laufen die Schweine unruhig herum, so wirdes bald regnen; liegen sie lange im Kote, so dauert die schöneW<strong>it</strong>terung lange an. Wer von Schweinen träumt, <strong>der</strong> wird m<strong>it</strong>Feinden zu tun haben.Maulwurfshügel in <strong>der</strong> Nähe des Hauses bedeutet denTod eines <strong>der</strong> Bewohner. Man scharre daher soviel glühendeKohlen in den Hügel ein, als das Haus Bewohner hat. Wirft <strong>der</strong>Maulwurf viele Hügel auf, so tr<strong>it</strong>t anhaltend heißes Wetter ein.Wer von M. träumt, <strong>der</strong> wird Stre<strong>it</strong> <strong>und</strong> Zwist haben.Wer bei wichtigen Unternehmungen Raubvögel sieht, <strong>der</strong>wird keinen Erfolg haben. Sieht ein Kranker Raubvögel m<strong>it</strong> <strong>der</strong>Beute davonfliegen, so spucke er aus, sonst „fliegt auch seineletzte Kraft von dannen." Schre<strong>it</strong> ein Raubvogel über einemHochze<strong>it</strong>szuge, so wird die Ehe voll Zank <strong>und</strong> Zwist sein Schwebt<strong>der</strong> R. hoch oben, so giebt es warmes Wetter; schre<strong>it</strong> er oil, sonaht Sturm. Von R. zu träumen, bedeutet Schaden.Wer am Tage eine Eule erblickt, <strong>der</strong> kehre von seinemGange um, denn er wird Unglück haben. Schre<strong>it</strong> die Eule in<strong>der</strong> Nähe eines Kranken, so ruft sie : ,Ki viddl'' (Trag' ihn hinaus,nämlich auf den Friedhof.) Schre<strong>it</strong> die Eule viel, so istschönes Wetter zu erwarten. Wer von Eulen träumt, <strong>der</strong> verliertbald einen Verwandten durch den Tod.Für Reisende zeigt Rabengekrächze Unglück an. FliegenRaben rechts auf, so hat man Erfolg, fliegen sie links auf, so hatman Schaden zu erwarten. Schre<strong>it</strong> <strong>der</strong> Rabe auf einem Krankenhause,so wird <strong>der</strong> Sieche seine Ges<strong>und</strong>he<strong>it</strong> nicht so bald erlangen.Krächzen Raben über dem Hochze<strong>it</strong>szuge, so wird das Ehepaaroft von Feinden zu leiden haben. Kehren die Raben lautkrächzend <strong>und</strong> dichtgeschaart zu ihren Schlafstätten zurück, soist Unwetter im Anzüge. Ziehen diese Vögel im Winter südwärts,so wird es spät Frühling werden. Wer von Raben träumt, dentrifft bald ein Verlust.Schre<strong>it</strong> die Eist er in <strong>der</strong> Nähe des Hauses, so kommenGäste dahin. _Es schre<strong>it</strong> die E., es kommen Gäste ins Haus"(csörög a szarka, vendeg lesz a häzba). S<strong>it</strong>zt die E. auf einemKrankenhause, so wird <strong>der</strong> Kranke bald genesen. Zanken sich


76 <strong>Volksglaube</strong> uml <strong>religiöser</strong> <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.Elstern in <strong>der</strong> Nähe des Hauses, so gicbl es Zank <strong>und</strong> Stre<strong>it</strong>.Fliegen E. beim Hoch/e<strong>it</strong>szuge aul, so wird die Kli«,- unglücklichsein; beim Leiclicn/ug bedeutet ihr Flug, daü es im Dorfe bakiwie<strong>der</strong> eine Leiche geben wird, l'ut/.en die Elstern viel ihr Gefie<strong>der</strong>,so kann man auf schönes Wetter hollen. Wer von ElsternIrftumt, <strong>der</strong> wird bald eine Überraschung haben. „Von polnischen])er<strong>it</strong>tenen Soldaten", sagt Ipolyi S. 247, „erfuhr ich, daü manden ausgestoptlen Balg einer Elster im Pferdestall aufhangen soll,um die Pferde vor Schaden zu bewahren."Staare sind glückverheiüende Vögel. Nisten die St. ze<strong>it</strong>igim Frühjahr, so ist eii; fruchtbarer Sommer zu erwarten ; lliegensie morgens scharenweise herum, so ist Unwetter im An/.ugebegrilTen.Der Sperling spielt nur als Wetterprojihet eine Kolle imungarischen <strong>Volksglaube</strong>n. Zw<strong>it</strong>schert er im W^inter laut, so tr<strong>it</strong>tTauwetter ein; trägt er Stroh u. dgl. in sein Nest, so ist sehrgroße Kälte zu erwarten.Wer im Lenz die erste Lerche rechts auflliegen sieht, wirdim Sommer viel Freude erleben; links auffliegende L. zeigt Trauerim Sommer an. Schwebt die singende L. lange oben in <strong>der</strong> Luft,so hält das schöne Welter lange an.Die Schw^albe ist „Gottes Vogel". Wer ein Schwalbennestzerstört, dem brennt das Haus ab; wer eine Seh. tötet, dessen„Hand trifft ein Fluch", denn was er beginnt, das mißlingt ihmso lange, bis <strong>der</strong> Leib <strong>der</strong> getöteten Seh. nicht „zu Staub wird".Fliegt die Seh. in eines Kranken Stube herein, so bringt sie ihmdie Genesung; fliegt sie in ein Hochze<strong>it</strong>shaus, .so wird das Ehepaarüberaus glücklich. Sieht man im Lenz die erste Seh., sogrüße man ihr, dann hat man Glück im Sommer. Setzt sie sichaufs Fenstergesims eines Burschen o<strong>der</strong> einer Maid, so ist jemandheimhch in die betreffende Person verliebt. Hochfliegende Seh.zeigen angenehmes Wetter an ; wereine freudige Nachricht.von Seh. träumt, vernimmtKlopft ein Specht am Dache, so , klopft er Gäste herbei"o<strong>der</strong> zeigt Familienvermehrung an. „Es klopft <strong>der</strong> Specht, böserGast, we<strong>it</strong>er geh'!" (kopogtat a harkäly, gonosz vendeg odäbbällj), lautet ein Kin<strong>der</strong>reim. Dem rotköpfigen Sp. soll man keinLeid zufügen, deim er könnte das Haus des Betreffenden anzünden.Wenn Liebende beisammen einen Sp. erblicken, so sollen


!III. Schicksalsglauben. 77sie sich zur Hochze<strong>it</strong> rüsten, denn ihrer Vereinigung wird nichtsim Wege stehen. In Gyerö-Monostor <strong>und</strong> Umgebung singen dieKin<strong>der</strong>, wenn sie einen Sp. sehen, also:Märtonka, Märtonka, Martineben, Martinciien,Gyere lakadalomba, Komm' Äiir Hochze<strong>it</strong>Adunk neked virägor, Wir geben dir Blumen,Hozzäl nekünk kaläcsot! Bring' uns Kuchen!Hop f („Tierorakel <strong>und</strong> Orakeltiere'- S. 146) erwähnt, daß manDeutschland den Specht auch Martinsvogel nenne <strong>und</strong> glaube,indaß er die sogenannte ., Springwurzel" bes<strong>it</strong>ze, m<strong>it</strong> <strong>der</strong> man denVenusberg öffnen kann (vgl. Simrock, D. Mylh. 358, 380: Gubernatis,Tiere in <strong>der</strong> hidog. Myth. 543).Wer den Kuckuck im Lenze zum ersten Mal rechter Handrufen hört, <strong>der</strong> bleibt im Laufe des Sommers ges<strong>und</strong>; wer ihnlinks rufen hört, <strong>der</strong> wird krank den Sommer zubringen. Je<strong>der</strong>Kuckuckruf, den die Maid im Frühjahr zum ersten Mal hört, bedeutetein Jahr bis zu ihrer Verehelichung. Zählt eine schwangereFrau die ersten Kuckuckrufe im Jahre <strong>und</strong> ist die Anzahl<strong>der</strong>selben paar (2, 4, (i u. s. w.), so wird sie einem Knaben dasLeben schenken; sind sie paarlos (3, 5, 7 u. s. w.), so bringt sieein Mädchen zur Welt. Ein xVIann, <strong>der</strong> die Treue <strong>der</strong> Gattin bezweifelt,soll ihr Kuckuckseier in die Speisen mischen, <strong>und</strong> wenndie Gattin ihm treulos ist, so wird sie im Schlafe alle ihre Fehltr<strong>it</strong>teausplau<strong>der</strong>n. Wenn <strong>der</strong> K. sich ins Dorf verirrt, so stirbtjemand. Ruft er noch spät abends, so ist schönes Wetterzu erwarten.Wer beim Ausgehen Tauben fliegen sieht, hört bald etwasAngenehmes. Dasselbe bedeutet das Girren <strong>der</strong> Turteltaube. Wervon T. träumt, <strong>der</strong> wird m<strong>it</strong> Fre<strong>und</strong>en eine willkommene Begegnunghaben. Girren die T. oft <strong>und</strong> anhaltend, so wird esbaldregnen.Legt eine schwarze Henne ein weichschaliges Ei, so sollman es m<strong>it</strong> dem Besenstiel zerschlagen, denn es zeigt an, daläunter einem <strong>der</strong> Hausleute „die Erde weich geworden sei" (aföld meglägyult alatta), d. h. er sterben werde. Auf schwarzellühnerfe<strong>der</strong>n, die am Kreuzwege liegen, soll man nicht treten,denn dann stirbt man noch in dem Jahre. Wer schon draufgetreten,<strong>der</strong> werfe die Fe<strong>der</strong>n in flietiendes Wasser <strong>und</strong> spreche:„Kommt dann vor meine Augen, wenn euch <strong>der</strong> Tau weils gewa-


78 Volksfrlaube <strong>und</strong> reli|;iOser <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.sehen hat." Wenn eine fremde Henne sich ins Haus einerschwangeren Frau verirrt, so wird letztere leicht gebären ; begegnet<strong>der</strong> I loch/cils/.u;^^ einer (iluckhcnn«'. wird die Khe anSchätzen <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>n reicli sein. Legen ><strong>it</strong>li die Hüiuier ze<strong>it</strong>ignie<strong>der</strong>, so wird die Naciil stürmisch o<strong>der</strong> kalt sein ; wälzen siesicli im Staube, so ist anhaltend warmes Welter zu erwarten.Wer von H. träumt, <strong>der</strong> erhält bald (leschenke: träumt man voneinem Halme, so zeigt dies Feuersgel'ahr <strong>und</strong> Schaden an. „Denroten Hahn aufs Dach setzen" (vörös kakast a hä/.ra feltenni),kennt man auch im Ungarischen.Wie viel Schläge die Wachtel, die man im Lenze zum erstenMal rufen hcM't, macht, so viel Unfälle erlebt man im Sommer.Schlägt die \V. am Abend oft, so ist aidialtend schönes Wetterzuerwarten.Nistet ein Storch auf dem Dache, so bringt er Segen insHaus. Wer sein Nest zerstört, dessen Haus steckt er in Brand.Wer den ersten Storch im Jahre auf einem Beine stehen sieht,<strong>der</strong> wird im Jahre mehr Schaden als Nutzen in seinen Unternehnmngenhaben. Sieht eine schwangere Frau den ersten St. rechtsauffliegen, so wird sie einen Sohn gebären; links auffliegen<strong>der</strong> St.zeigt ihr die Geburt eines Mädchens an. Sieht man während desHochze<strong>it</strong>szuges einen St., so wird die Ehe glücklich sein. Steht <strong>der</strong>St. am Abend auf einem Bein im Neste, so ist Unwetter im Anzüge;trägt er Stroh u. dgl. ins Nest, so ist Sturm zu erwarten.Wer von St. träumt, <strong>der</strong> hört bald eine freudige Nachricht. LateinischeBelege s. b. Ipolyi a. a. 0. S. 245,Wohin eine Gans hinfliegt, dahin gelangt eine schlimmeNachricht. Begegnet man beim Taufgang Gänsen, so wird dasKind im Leben viel durch üble Nachrede zu leiden haben; dasselbegilt beim Hochze<strong>it</strong>szuge. Baden sich die Gänse m<strong>it</strong> großemLärm, so wird es bald regnen. Träumt man von (i., so erfährt•man eine üble Nachricht.Wer die erste Schlange o<strong>der</strong> den ersten Frosch im Jahrerechter Hand erblickt, <strong>der</strong> wird im Jahre Erfolg haben; wer sielinks erblickt, <strong>der</strong> wird viel Ungemach erleben. Wenn die Kin<strong>der</strong>einen Frosch erblicken, so decken sie ihren M<strong>und</strong> m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Handzu. Es heißt, <strong>der</strong> F. zähle bei geöflnetem M<strong>und</strong>e die Zähne ab,die dann dem Menschen ausfallen. Erscheint eine Schlange o<strong>der</strong>ein Frosch im Hause, so ist ein Unglück im Anzüge. Hausschlangen


. gef<strong>und</strong>enenin. Schicksalsglauben. 79soll man nicht vertreiben, denn man vertreibt dam<strong>it</strong> auch seinGlück. Überzieht man einen Stab m<strong>it</strong> einer vor dem GeorgstageSchlangenhaut, so kann man m<strong>it</strong> diesem Stabe selbstEisen zerbrechen. Wo eine Schildkröte erscheint, dort ist dasdenkbar größte Unglück zu erwarten, wenn man das Tier nichtsofort ins Feuer wirft. Man erzählt sich, daß Jesus einmal alsBettler zu einer Jüdin kam. Dam<strong>it</strong> diese ihm kein Almosen gebenmüsse, so kroch sie unter den Backtrog <strong>und</strong> lehrte ihr Töchterlein,dem Bettler zu sagen, daß niemand zu Hause sei. Jesusmeinte: „Wenn niemand zu Hause ist, so soll auch niemand hervorkriechen!"Da kroch die Jüdin als Schildkröte hervor. .. Siehtein schwangeres Weib eine Schildkröte o<strong>der</strong> einen Frosch, sospeie es aus, sonst lernt das Kind schwer gehen. Wenn Liebendebeisammen sind <strong>und</strong> ein solches Tier erblicken, so sollen sie eswo möglich töten; dam<strong>it</strong> machen sie auch einen ihrer Nei<strong>der</strong> unschädlich.Zeigt sich ein solches Tier in <strong>der</strong> Nähe eines Kranken,so wird <strong>der</strong>selbe schwer ges<strong>und</strong>en. Wer von ihnen träumt, <strong>der</strong>wird durch Feinde Schaden erleiden.Schwimmende Fische soll ein schwangeres Weib nicht anblicken,denn das Kind lernt schv/er sprechen. W^er von Fischenträumt,wird raschen Erfolg haben.Krebse sehen o<strong>der</strong> essen soll keine schwangere Frau; ihrKind lernt schwer gehen. Sieht man unerwartet K., so wird manMißerfolg haben. Wer von K. träumt, wird Schaden erleiden.Will man erfahren, ob das neugeborene Kind lange lebenwird o<strong>der</strong> nicht, so legt man ein Stück von <strong>der</strong> Nabelschnur vorSonnenaufgang auf einen Ameisenhaufen. Wenn die Ameisenbis Sonnenuntergang dies Stückchen weggeschleppt haben, sowird das Kind ein langes Leben haben. Ameisenhaufen im Hausezeigt den Tod eines <strong>der</strong> Bewohner an; deshalb schlage je<strong>der</strong> <strong>der</strong>Hausbewohner seinWasser auf den Ameisenhügel ab <strong>und</strong> sprechedabei: „Jetzt gebe ich dir nur einen Teil meines Körpers" (mosttestem csak egy reszet adom neked). Wenn am K()rper desMenschen, beson<strong>der</strong>s auf <strong>der</strong> Hand eine Ameise herumläuft, sogelangt man unverhofft zu Geld. Kriecht ein solches Tierchen amKranken herum, so ges<strong>und</strong>et er bald; kriecht es am Hochze<strong>it</strong>stageauf <strong>der</strong> Braut herum, so wird sie in <strong>der</strong> Ehe reich werden.Wer von Ameisen träumt, <strong>der</strong> wird Geld, Geschenkeerhalten.


80 Volks^lanlie <strong>und</strong> rel<strong>it</strong>riöser <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> Ma^ryareri.Aul" wen sich t.'iiie spanische Fliege (Cantharide) setzt, <strong>der</strong>wird sich in Liebcshändd vcivvickchi.Woiiii cidc Sch\vaii;,'ere von Piiciicn o<strong>der</strong> Wespen gestochenwird, so geluul sie ein schwat/hafles, falsches Kind. p]ineniBienenschwarm /n l)egegnen, gilt liir höses Vorzeiciien. Fliegt einsolches Tierclien auf eine Hraut, so wird dieselbe viel von Wi<strong>der</strong>sachernzu leiden haben. Für einen Kranken bedeutet dieslanges Siechtum. Bauen Wespen am Hause o<strong>der</strong> in dessen Näheein Nest, su zeigt dies Feuersbrunst o<strong>der</strong> Todesfall an. SolchesNest soll man durch Fremde zersl/iren lassen; tut es einer <strong>der</strong>Hausleute, so , verwelkt" (elfonyad; seine Hand, sie wird gelfdimt.Wenn abends im Korbe die Bienen laut summen, so giebt es anhaltendschönes Wetter. Von W. o<strong>der</strong> B. zu träumen, bedeutet:Begegnung m<strong>it</strong>Feinden.Wenn wir eifalnen wollen, ob eine gewisse Person uns denTod wiinschl o<strong>der</strong> nicht, so nehmen wir das sogenannte , Spinngewebe-Werfen(pökhähj-vetes) vor. Einige Haare <strong>der</strong> betreffendenPerson werden behutsam ins (Jewebe einer Spinne gelegt.Entfernt dieselbe die Haare bis zum dr<strong>it</strong>ten Morgen aus dem Gewebe,so wünscht die betreffende Person uns den Tod. Anwessen Körper morgens eine Sp. herumläuft, <strong>der</strong> wird einenschlechten Tag haben; abends bedeutet dies: eine gute Nachricht.Arbe<strong>it</strong>et die Sp. fleiüig an ihrem Netze, so ist Regen imAnzug. Wer von Sp. träumt, <strong>der</strong> wird Ärgernis haben.Ist <strong>der</strong> erste Schmetterling, den man im Lenze erbhckt,weiß, so wird man im Jahre Glück haben; ist er schwarz, sosteht einem viel Ungemach bevor. Setzt sich ein weißer Seh.auf einen Kranken, so ges<strong>und</strong>et er : ein schwarzer aber zeigt nochlanges Siechtum an. Ein weißer Seh. in <strong>der</strong> Stube zeigt gute,ein schwarzer aber schlimme Nachricht an. Wer von Seh. träun:<strong>it</strong>,<strong>der</strong> kommt bald in lustige Gesellschaft. —Die gelegentliche, vom Augenblick eingegebene, später trad<strong>it</strong>ionellvererbte Verwendung von Tieren zu Orakelzwecken, istwie Hopf in seinem erwähnten Werke ausführlich dargelegt hat,zu allen Ze<strong>it</strong>en <strong>und</strong> bei allen Völkern die ursprüngliche Form <strong>der</strong>Tierorakel gewesen. Aus dem Erscheinen <strong>und</strong> Benehmen gewisserTiere wird auf kommende Ereignisse, auf das zukünftigeSchicksal geschlossen, ein \'organg, den wir bei allen Völkern,


III. Schicksalsglauben. 8iwenn auch nicht .in vollkommen übereinstimmen<strong>der</strong> Form vorfinden,bei denen nämlich Orakeltiere <strong>und</strong> Tierorakel im <strong>Volksglaube</strong>neine Rolle spielen.So we<strong>it</strong> uns die alten Geschichtsquellen einen Einblick indas innere Leben <strong>der</strong> allen <strong>Magyaren</strong> gewähren, läßt sich m<strong>it</strong>aller Bestimmthe<strong>it</strong> sagen, daß das <strong>Magyaren</strong>volk vor <strong>der</strong> Annahmeeiner pos<strong>it</strong>iven Religion eine Naturreligion besessen habe, <strong>der</strong>enwichtigster Kern <strong>und</strong> M<strong>it</strong>telpunkt <strong>der</strong> Opferdienst gewesen ist,<strong>der</strong> sich bis auf den heutigen Tag in seinen allerletzten Rudimentenerhalten hat. „Die dargebrachte Opfergabe ist", wieF. S. Krauß (a. a. 0. S. 148) dies so schön auseinan<strong>der</strong>legt,„ein Zeichen <strong>der</strong> menschlichen Abhängigke<strong>it</strong> vom unergründhchlaunischen Willen <strong>der</strong> gefürchtelen unsichtbaren Mächte, eine Bestechung,um Schutz <strong>und</strong> Hilfe bei den menschenfeindlichen unfaßbarenWesenhe<strong>it</strong>en zu gewinnen <strong>und</strong> in letzter Reihe auchdie Abtragung einer untertänigen Dankesschuld für eine erlangteFör<strong>der</strong>ung menschlichen Wohlstandes. Ehrfurcht hegt erst <strong>der</strong>ausgereifte Gulturmensch vor <strong>der</strong> Gotthe<strong>it</strong>, <strong>der</strong> Naturmenschmehr Furcht als Ehrerbietung . . . DasOpfer <strong>und</strong> die das Opfereinle<strong>it</strong>enden Beschwörungen, durch die man üble Ereignisseabzuwenden <strong>und</strong> glückliche herbeizurufen strebt, dienen durchdie Beziehung, in welche sie zu den übersiimUchen Mächten treten,auch zu Divinationszwecken. Als vorzüglich geeignet dazuerscheint das Festopfer an hohen Feiertagen, wo die Gotthe<strong>it</strong>enin günstigster Stimmung sein müssen ob <strong>der</strong> vielen Erkenntlichke<strong>it</strong>sbeweise<strong>der</strong> Menschen. Die Wahrsagung aus Festopfernfußt auf <strong>der</strong> Überzeugung, daß die Überirdischen in fürsorglicherAnerkennung <strong>der</strong> ihnen erwiesenen Huldigungen <strong>und</strong>dargebrachten Gaben, m<strong>it</strong>telbar durch beson<strong>der</strong>e Zeichen auf denGaben ihren Willen k<strong>und</strong>tun <strong>und</strong> den Menschen helle Einblickein die Gestaltung <strong>der</strong> zukünftigen Schicksale gewährenwollen."In den meisten Gegenden schn<strong>it</strong>zelt sich <strong>der</strong> Hausvater in<strong>der</strong> Ghristwoche, d. h. neun Tage lang vor Weihnachten den sogenanntenLucza-szek (Lucia-Stuhl). Dies sind drei Dreiecke,V. Wlislorki: Volksflaulie <strong>der</strong> MajfjaiöU. li


^ V


III. Schicksalsglauben. 83sige, zur Gans gehöriger) genannt wurde, — das wage ich nichtzu entscheiden <strong>und</strong> verweise nur auf die (beson<strong>der</strong>s lateinischen)Belege bei Ipolyi (S. 545 ff.). .Der Mensch macht ein Gelübde,<strong>der</strong> H<strong>und</strong> hält es" (ember teszen fogadäst, kutya megtartja), sagtdasSprichwort.An vielen Orten wird neun Tage vor Weihnachten Getreidein einen m<strong>it</strong> Erde gefüllten Napf gesät <strong>und</strong> aus dem Keimen <strong>und</strong><strong>der</strong> Höhe desselben am Chrisüage <strong>der</strong> Erntesegen des kommendenJahres propheze<strong>it</strong>. Den Napf wirft man dann samt dem Getreidein ein fließendes Wasser, dam<strong>it</strong> die Feldfrüchte durch „Hagel <strong>und</strong>Wasser** nicht vernichtet werden Von den Slaven entlehnt scheintmir <strong>der</strong> <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> Früchteabkochung (s. F. S. Krauss a. a. 0.165). Am Weihnachtsabend wird ein Topf m<strong>it</strong> Feldfrüchten <strong>und</strong>Honig o<strong>der</strong> Zucker übers Feuer gesetzt <strong>und</strong> abgekocht. Der Topfbleibt über Nacht am Feuer. In katholischen Gegenden trägt manzur M<strong>it</strong>ternachtsmesse in einem Fläschchen Wasser in die Kirche,das man bei <strong>der</strong> Heimkehr in den Topf gießt. Ist in <strong>der</strong> Früh<strong>der</strong> Brei aufgequollen, so wird die Familie im selben Jahre Glückhaben; hat er Risse <strong>und</strong> .Sprünge, so steht Unglück, Todesfallu. dgl. bevor. Von diesem Brei muß jedes P^amilienm<strong>it</strong>glied essen,dam<strong>it</strong> es im Jahre vor Krankhe<strong>it</strong> bewahrt werde. Dieser <strong>Brauch</strong>herrscht in den südlichen Gegenden des Landes vor.Findet man zu Weihnachten auf <strong>der</strong> Straße ein Geldstück,so soll man dies ins Feuer werfen, dann wird man das ganzeJahr hindurch Geld haben. Am Weihnachtsabend schneidet dieHausfrau in einigen Gegenden einen Espenzweig vom Baume<strong>und</strong> läßt das eine Ende desselben im Feuer verkohlen. Ist dieGlut an diesem Stabe erloschen, so berührt sie m<strong>it</strong> demselbenihre Hennen, dam<strong>it</strong> sie mehr legen sollen, den Stab aber wirftsie dann in ein fließendes Wasser. Es heißt nämlich, als manChristus kreuzigen wollte, so fand man keinen Baum, <strong>der</strong> ihntragen konnte. Jedes Kreuz brach unter ihm zusammen, denner hatte alle Bäume in den Bann getan (megigezte), nur auf dieEspe hatte er A^ergessen. Als man ihn schlieL^lich an ein Kreuzaus Espenholz schlug, so brach dasselbe unter ihm nicht zusammen.Se<strong>it</strong> <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong> „weint" (sir) <strong>der</strong> Espenbaum. . . . In M<strong>it</strong>lelungarnmacht man zu Weihnachten aus Espenholz den sogenanntenczolonk (Keil), den man am bloßen Leibe trägt, umgegen Hexen <strong>und</strong> Teufel gefe<strong>it</strong> zu sein, um Glück zu haben, um


ftl Vnlks^rliiiilio <strong>und</strong> <strong>religiöser</strong> Kraiidi «Icr M.<strong>it</strong>ryareii.das vorherbestimmte Schicksal ab/uäiid« in. I)('ii alten c/.ühjnk.(1. h. den man vor einem .lalire geinarlil lial, den verbrennt man<strong>und</strong> scliültel die m<strong>it</strong> Milch gemengte Asch(? desselben in denVielistall. Die letzten Worte des Szigeivärer Helden NikolausZrinyi sollen nach Gral" Nico laus Bellilen's Aufzeichnungengewesen sein: „Schändlich ist m<strong>it</strong> mii- verfahren das Schwein;aber sieh dal ein Holz — das er auch während einer Schlachtstets in <strong>der</strong> Tasche bei sich trug — stillet dam<strong>it</strong> <strong>der</strong> W<strong>und</strong>eBlut, dies ist dazu sehr gut!" (RutuI bänek velem a dis/no, deihol egy fa - melyet csatäkon is magäval liordozolt zsebeben —äll<strong>it</strong>siilok meg a sebnek veret vele, ez arra igen j(')). Oll bespr<strong>it</strong>ztman diesen czolonk m<strong>it</strong> seinem Blute, verbrennt ihn zu Asche,die man <strong>der</strong>jenigen i'erson auf die Klei<strong>der</strong> streut, <strong>der</strong>en Liebe <strong>und</strong>Anhänglichke<strong>it</strong> man sicherwerben will.Die Speiseablälle (Knochen, Brotkrumen u. dgl.; des Weihnachtstischessoll man sorgfältig ins Feuer werfen, denn die Hexenmachen daraus allerlei Zauberm<strong>it</strong>tel. Solche Brotkrumen u. s. w.spielen bei Zaubereien eine groläe ]{olle. 1730 starb in Bätorfalva(Honter Com<strong>it</strong>at) plötzlich ein gewisser Adam Geczy. Alsman im Bette seiner Gattin nachsucl<strong>it</strong>e, fand nian daselbst zweiGeldstücke, Brotkrumen, Sargbretter,. Mäuseknochen u. s. w. (DasAktenstück befindet sich im ung. Landesarchiv. Limbus II, s. „Ethnograpliia"II, 3öi;). In manchen Ortschaften werden diese Speiseabfällein einen Teig geknetet, aus dem man eine Menschengestaltformt <strong>und</strong> dieselbe m<strong>it</strong> den Worten: _ Esset, schöne Frauen!"(Egyetek szepasszonyok = Feen) [S. Abschn. 1| in den Backofenbringt, wo man sie beim nächsten Brotbacken verbrennt.Knochen, die vom Weihnachtsmahle übriggeblieben sind, werdenin manchen Ortschaftten ins Herdfeuer geworfen, <strong>und</strong> aus <strong>der</strong>Farbe <strong>und</strong> den Rissen, welche dieselben in <strong>der</strong> Glut erhalten,wird auf kommendes Glück o<strong>der</strong> Unglück geschlossen; ein <strong>Brauch</strong>,<strong>der</strong> sich fast bei allen Völkerschaften Ungarns vorfindet.In <strong>der</strong> Neujahrsnacht lege man Salz, Pfeffer <strong>und</strong> Knoblauchin einen Napf <strong>und</strong> vergrabe denselben neben dem Hause,dann wird man das ganze Jahr hindurch Glück haben. Willman sich das Glück einer Person aneignen, so stehle man in <strong>der</strong>Neujahrsnacht von ihrem Düngerhaufen Mist, lege ihn hin aufden eigenen Düngerhaufen <strong>und</strong> klopfe ihn dann sieben xMal m<strong>it</strong>einem Stabe. Am Neujahrstage fege man die Stube so, daß man


"III. Scliicksalsglauhen. 85den Kehricht von <strong>der</strong> Türe in das Zimmer zu kehrt <strong>und</strong> nichtgegen die Türe. Will man das im neuen Jahre bevorstehendeUnglück wenigstens etwas „leichter" machen, so r<strong>it</strong>ze man m<strong>it</strong>einem neuen Messer ein Kreuz auf den Herd, stelle darauf einGlas Wasser <strong>und</strong> werfe dreiglühende Kohlen nach einan<strong>der</strong> hinein.Zuerst lege man die erste Kohle neben das Glas, mache einKreuz in <strong>der</strong> Luft über sie, bedecke sie dann m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Handfläche<strong>und</strong> sage: „Kommt das Unglück vom Schwarzen, so falle es aufdas Schwarze" (ka a szerencsetlenseg fekeleröl jön, szälljon a feketere); dann werfe man die Kohle ins Wasser, worauf man diezwe<strong>it</strong>e nimmt <strong>und</strong> desgleichen tut, dabei aber sagt: „Wenn vomBlauen, so falle es auf das Blaue" (ha kekröl, szälljon a kekre).Bei <strong>der</strong> dr<strong>it</strong>ten Kohle sagt man : „Wenn vom Gelben, so falle e.sauf das Gelbe" (ha särgäröl, szälljon a särgära). Dann nimmtman das Glas zur Hand <strong>und</strong> gießt den Inhalt desselben auf <strong>der</strong>Schwelle <strong>der</strong> Eingangstüre(Haupttüre) stehend m<strong>it</strong> geschlossenenAugen zum Teil aus <strong>der</strong> Stube, zum Teil in die Stube,zum Teil aber auf die Schwelle. Befinden sich nun mehrKohlen auf^erhalb <strong>der</strong> Stube als in <strong>der</strong>selben o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong>Schwelle, so hat man sein Schicksal für das kommende Jahrzum Guten gewendet.]m Honter <strong>und</strong> Nogrä<strong>der</strong> Com<strong>it</strong>at macht die Jugend amPalmsonntag einen Strohpopanz, kisze genannt, <strong>der</strong> auf denHatert <strong>der</strong> Nachbargemeinde getragen wird, dam<strong>it</strong> die Feldfrüchtevom Hagel verschont werden. Dies nennt man , Fastenaustragen(böjtkiv<strong>it</strong>el). Ipolyi erklärt (S. 296) das Wort kisze also:kisze bedeutet eine sauere Fastensuppe; in einigen Dialektenheißt es auch : Sauergesicht, Krummmaul, Struwelkopf u. s. w.Wer vom Stroh dieses Popanzes sich einen Halm heimlich aneignet<strong>und</strong> ihn verzehrt, <strong>der</strong> bleibt nicht nur das ganze Jahr hindurchges<strong>und</strong>, son<strong>der</strong>n er fesselt auch das Glück an sich. Ineinigen Ortschaften müssen die Maide, welche im Fasching nichtgeheiratet haben, zur Strafe einen Baumstrunk durch das Dorfziehen, wobei sie m<strong>it</strong> Wasser begossen werden. Wer von diesemStrünke ein Spänchen abhauen kann <strong>und</strong> es in sein Herdfeuerwirft, <strong>der</strong> ist vor Feuersgefahr für das Jahr gefe<strong>it</strong> (szüsz marad= er bleibt jungfräulich, keusch). Aus dem Knistern dieser brennendenSpänchen propheze<strong>it</strong> man auf Glück o<strong>der</strong> Unglück, vondem das Haus im Laufe des Jahres betroffen wird. In einigen


86 Volksplaiilie uinl <strong>religiöser</strong> <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.Gegendt'ii wcrdfii am Ascherm<strong>it</strong>twoch (he erwachsenen Knahenzu Burschen geweiht, indem je<strong>der</strong> v(;ii ihnen sechs Stociihiebe erhält,worauf eine Fhisclie m<strong>it</strong> Wein in die Krde vergraben wird.Dies nennt man bogö temetese = liegräbnis des Brüllenden.Der brüllende,-, weinende Knabe wird durch seine AufnaHrrielnden Kreis <strong>der</strong> Burschen gleichsam begraben; er ist nicht mehrein Knabe, <strong>der</strong> weint, son<strong>der</strong>n von mni an ein Bursche. Bögöheiüt im Ungarischen auch Baügeige, <strong>und</strong> Ipolyi denkt bei <strong>der</strong>Erklärung dieses <strong>Brauch</strong>es (S. 299) ganz_jjinrichtij? an ein Begräbnis<strong>der</strong> Baügeige, welch' letztere seiner Meinung nach inneuerer Ze<strong>it</strong> durch die Weinflasche ersetzt wird. Am nächstenAscherm<strong>it</strong>twoch wird diese Flasche herausgegraben, <strong>und</strong> wereinige Tropfen Wein auf seine Hände gieüt, <strong>der</strong> wird von Krankhe<strong>it</strong><strong>und</strong> Ungemach ein Jahr lang verschont bleiben. Ist <strong>der</strong> Inhalt<strong>der</strong> Flasche aber vertrocknet, so trillt die Burschen, bei <strong>der</strong>enAufnahme man die Flasche vergraben hat, im Leben ein sehrgroßesUnglück.Am Gregorstage (12. März), wo die Schulkin<strong>der</strong> m<strong>it</strong> hölzernenFlinten <strong>und</strong> Säbeln bewaffnet, von Haus zu Haus TJabenbettelnd gehen, ist es gut, auf dem Acker Geflügelknochen zu vergraben,dam<strong>it</strong> die Saat vor Vogelfraü bewahrt werde; neben dasWohngebäude aber soll man ein an diesem Tage gelegtes Ei indie Erde ein.scharren, um das Haus vor Krankhe<strong>it</strong> zu feien. Andiesem Tage, ebenso am dr<strong>it</strong>ten Weihnachtstage versetzen dieKin<strong>der</strong> den Hausleuten m<strong>it</strong> Ruten u. s. w. gelinde Schläge, um.die Krankhe<strong>it</strong> aus ihnen herauszuklopfen" (a betegseget kipalni),wobei sie die Worte hersagen: „David, David! es mag dir zurGes<strong>und</strong>he<strong>it</strong> reichen" (D. D.! väljek egeszsegere). Ob darunter <strong>der</strong>heil. David gemeint ist o<strong>der</strong> nicht, konnte ich nicht erforschen.Über die .Johannisfeuer <strong>und</strong> das Überspringen <strong>der</strong>selbenhaben wir schon (Abschn. II S. 41) gesprochen.^laibäume, die am ersten Mai o<strong>der</strong> am Pfingsttage vor dieHäuser gestellt werden, kennt auch <strong>der</strong> ungarische Volksbrauch,ebenso den Umzug des Pfingstkonigs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Maikönigin. LateinischeUrk<strong>und</strong>en darüber s. bei Ipolyi a. a. 0. S. 802. M<strong>it</strong>dem Schicksalsglauben hängen diese Maibäume nur insowe<strong>it</strong> zusammen,data man in den östlichen Teilen Siebenbürgens, in denOrtschaften <strong>der</strong> Szekler bei dieser Gelegenhe<strong>it</strong> vor das Hauskranker Leute Lindonzweige einsetzt, au? <strong>der</strong>en Rinde juan nach


III Sehicksalsglauben. 87drei Tagen m<strong>it</strong> Zucker, Zwiebel <strong>und</strong> Hanfsamen einen Brei kocht,dessen Hälfte <strong>der</strong> Kranke verzehrt, die an<strong>der</strong>e Hälfte aber inilieMendes Wasser wirft, dam<strong>it</strong> seine „Krankhe<strong>it</strong> wegfließe, seineGes<strong>und</strong>he<strong>it</strong> wie<strong>der</strong>kehre." Den Maibauni soll man im Herdfeuerverbrennen, dam<strong>it</strong> man das Jahr über vor Hungersnot bewahrtbleibe. Die Brunnenschwengel soll man an diesen Tagen auchm<strong>it</strong> Zweigen bekränzen, dam<strong>it</strong> keine Dürre eine Mifiernte verursache.—Bei allen wichtigen Angelegenhe<strong>it</strong>en sucht man das „Schicksal"(vegzet) zu erfahren o<strong>der</strong> das bevorstehende Schicksal nachKräften abzuän<strong>der</strong>n. Dam<strong>it</strong> die Hexen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e bösen Wesendas dem Kinde von Gott <strong>und</strong> den Schicksalsfrauen bestimmte„gute" Schicksal" nicht zum bösen wenden, muß bis zu des KindesTaufe neben ihm eine Kerze brennen. Von den Speisen, welcheBekannte <strong>der</strong> Wöchnerin schicken, muß man etwas ins Herdfeuerwerfen, dam<strong>it</strong> die bösen Geister (rosz szellemek) versöhnt werden.Diese Speisen nennt man bei den Szeklern radina o<strong>der</strong> rodina,was wahrscheinlich aus dem Slavischen herstammt (rodina = parentela,Verwandtschaft, o<strong>der</strong> radujem, raduväti = sich freuen),obwohl die Szekler m<strong>it</strong> Slaven in gar keiner Berührung stehen.In Ungarn nennt man diese Speisesendung pasz<strong>it</strong>a, das wahrscheinlichauch aus dem Slavischen herstammt. Paszkoncza,das etymologisch hiem<strong>it</strong> zusanunenhängen mag, heißt in einigenungarischen Gegenden samenlos, impotent. Jn <strong>der</strong> SzegedinerGegend nennt man die <strong>der</strong> Wöchnerin dargebrachten Geschenkecsök= Sauerteig <strong>und</strong> auch Knoten (bika csök = nervus taurinus,taurea). Reiche Leute schenken oft dem neugeborenen Kindeje nach seinem Geschlechte ein Stier- o<strong>der</strong> Kuhkalb. Ob nun dieserAusdruck csök m<strong>it</strong> dem nervus taurinus in dieser Beziehungetwas zu tun hat, wage ich nicht zu entscheiden. —Daß bei <strong>der</strong> Erforschung des zukünftigen Schicksals auchdie Verehelichung eine bedeutende Rolle spielt, ist selbstverständlich.Aus dem we<strong>it</strong>en Gebiet des einschlägigen <strong>Volksglaube</strong>ns erwähnenwir hiernur Einiges:Am Weihnachtsabend hebt die Maid einen Holzstoß auf;wenn dabei die Holzstücke <strong>der</strong> Anzahl nach paar sind, so heiratetsie im Laufe des Jahres. In <strong>der</strong> Christnacht um 12 Uhrstelle sich die Maid nackt vor einen Spiegel <strong>und</strong> sie wird darinden zukünt'iigen Gallen erblicken. Dann gehe sie an den Hofzaun


88 Vulks(jrliiiilie uml <strong>religiöser</strong> Hr.iiicli clor <strong>Magyaren</strong>.<strong>und</strong> ^ve'ü'e einen Tflock desselben an: liat <strong>der</strong>selbe eine Kinde,so beiratet sie ein reicber Matin. M<strong>it</strong>."5llolzslücken möge dieMaid in <strong>der</strong> (Ihrislnachl im Hacküleii ein P\'iicr an/ÜMdm. Istdasselbe abgebrannt, so kriecbt sie nackt in den ijacküfeii liinein;dort drebe sie sieb m<strong>it</strong> dem Rücken nacb auswärts, setze sieb sovor die Türe des Backofens <strong>und</strong> auf dem Kücken liegend kriecliesie langsam aus dem Backofen beraus. ANCnn nun ibre P'üüenocb im Ofen sind, so lege sie ibr Haupt auf die Krdc vor demBackofen nie<strong>der</strong> <strong>und</strong> merke sieb die Stelle, wo ibr Hanj)! gelegenist. Dann kleide sie sieb an <strong>und</strong> lege sieb zum Scblafenauf diese Stelle nie<strong>der</strong>, <strong>und</strong> im Traume wird sie ibren zukünftigenGatten seben. Am Andreastage stiehlt die Maid eine Männerunterbose,steckt in dieselbe einen Teil von einem Stückeben geröstetenBrotscbniltes, den an<strong>der</strong>en Teil verzebrt sie <strong>und</strong> legtdann die Unterbuse unter ihr Kopfpolster. Im Traume wirdsie ihren Gemahl seben. Dasselbe tun die Burschen m<strong>it</strong> einemMädchenbemde <strong>und</strong> zwar am Katbarinenabend. Wer dies vornimmt,<strong>der</strong> mul3 den ganzen Tag über gefastet haben.Auch die meisten Hochze<strong>it</strong>sgebräuche bezieben sich aufeine Abwendung des bevorstehenden bösen Schicksals. DieBrautwerbung heiüt im Ungarischen: iiäztüznezes (wörtlich:Hausfeuerschau). Die Brautwerber verlangen in den meistenOrtschaften von <strong>der</strong> Braut Feuer <strong>und</strong> Wasser. Wenn die Brautins Hochze<strong>it</strong>shaus geführt wird, zündet man vom Hochze<strong>it</strong>swagenherabgeworfenes Stroh an, dam<strong>it</strong> das <strong>der</strong> Braut bestimmteUnglück ihr nicht nachfolgen könne. Beim Dorfe o<strong>der</strong> Hochze<strong>it</strong>shausewird ein Strohfeuer umtanzt <strong>und</strong> übersprungen. Amnächsten Tage wird die junge Frau ans Ende des Dorfes geführt,wo sie wie<strong>der</strong> das angezündete Feuer umtanzen <strong>und</strong> überspringenmuß, was man perzseles (Sengen) nennt. Das an ihr haftendeUnglück soll gleichsam abgesengt werden.Nach Gebräuchen, die auf <strong>der</strong> Insel Schutt bestehen, wirddie Braut beräuchert <strong>und</strong> in ihre Schürze etwas Weizen o<strong>der</strong>Gerste geworfen. In <strong>der</strong> Theißgegend wird die Braut m<strong>it</strong> brennendenKerzen begle<strong>it</strong>et <strong>und</strong> muß beim Eintr<strong>it</strong>t ins Haus zuerstauf den Herd sehen. Nach einem in <strong>der</strong> Szegediner Gegendherrschenden <strong>Brauch</strong> werden um die tanzende Braut herumbrennende Kerzen auf den Boden gestellt. (Ipolyi S. 543.). Inmanchen Ortschaften muß die junge Frau die Abfalle des Hoch-


III Schicksalsglauben. 89ze<strong>it</strong>smahles (Brotkrumen, Knochen u. <strong>der</strong>gl.) neben das Haus vergraben,dam<strong>it</strong> .das Gebäude erstarke" (az epülel megerösedjek).Dies führt uns zu den Bauopfern.Daß beim Bau eines Gebäudes von den alten Ungarn nachihrem Nie<strong>der</strong>lassen in Europa Menschenopfer auf welche Weiseimmer dargebracht worden wären, läfst sich nicht nachweisen,wenn auch in einzelnen Sagen <strong>und</strong> Märchen <strong>der</strong>gleichen Opfererwähnt werden, Wohl aber mag man Tiere in den Bau eingemauerto<strong>der</strong> unter denselben vergraben haben. Bauopfer werdenheutzutage nur in einigen Gegenden, beson<strong>der</strong>s unter denSzeklern Siebenbürgens, vorgenommen. Beson<strong>der</strong>s werden Pferde<strong>und</strong>H<strong>und</strong>eschädel, die Knochen von einem schwarzen Hahneo<strong>der</strong> einem Raben in den Gr<strong>und</strong> des Hauses vergraben. Wenndu deine Scheune m<strong>it</strong> Stroh eingedeckt hast, so lege zwischendas Stroh den Schädel eines krepierten Tieres, denn dann beschützt<strong>der</strong> Teufel deine Scheune vor Feuer, lautet ein unterden Szeklern allgemein verbre<strong>it</strong>etes Recept (s. „Ethnographia* II,360). In Gegenden, die <strong>der</strong> Überschwenunung ausgesetzt sind,schlägt man von den vier Ecken des neuen Gebäudes etwasMörtel ab <strong>und</strong> wirft es in das nächstgelegene fließende Wasser,dam<strong>it</strong> die Wasserflut den Bau verschone. Durch Opfer suchtman also auch hier bevorstehendes Unglück abzuwenden.


IV.KosiiMmoiiiscIlcSjmn'ii.Aul' den Ursprung,' <strong>der</strong> Welt findt'l sich in Sauren <strong>und</strong> .M;iicheii<strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong> gar nichts Bezüghches vor. \'uv <strong>der</strong> Erschaffung<strong>der</strong> Welt, heiül es, war eine Leere (ür). Die ältesten ungarischenSpraclidenkmaler übersetzen C^haos m<strong>it</strong> hew, heo, heu,welches Wort sich im heutigen hiu (e<strong>it</strong>el) <strong>und</strong> hiäny (Abgang),hiänyzik (es fehlt, geht ab) erhallen hat. Terra autem erat inaniset vacua=ez feld kedeglen vala ijres es hew, heiläl es in den altenDenkmälern. Das Wort föld (Erde) ist nach Ipolyi (310j m<strong>it</strong>fölc (oberhalb, darauf) verwandt <strong>und</strong> bedeutet: das, was sichdarüber früher das VV^asser) erhebt; das Wort teremtrs (Schöpfung,creatiü) aber sollm<strong>it</strong> terem (gedeihen, wachsen) verwandt sein.Was die Schöpfung selbst anbelangt, so können wir wichtigekosmogonische Spuren im ungarischen <strong>Volksglaube</strong>n nachweisen,die wir hier aus Ludwig Kälmänys, des rastlosenForschers Sammlungen samt seinen diesbezüglichen Bemerkungenin deutscher Übersetzung um so eher m<strong>it</strong>teilen, weil dieselben invielfacher Beziehung die Schöpfungsmythen an<strong>der</strong>er Völker ergänzen<strong>und</strong> für die vergleichende Mythenk<strong>und</strong>e von bedeutendemWert sind. --Zweifelsohne spielte <strong>der</strong> Teufel (ördög) auch in den magyarischenSagen ursprünglich eine demiurgische Holle, die erstunter dem Einllusse des Christentums in eine diabolische überging.Schon Erman <strong>und</strong> <strong>der</strong> ungarische Sprachforscher Reguly(s. Gastren, Vorlesungen über die finnische Mythologie S. 216 <strong>und</strong>Ipolyi a. a. O. S.40) wiesen auf den örtik <strong>der</strong> spracliverwandtenOsljaken hin, <strong>der</strong> als ein dem Ilauptgotte befre<strong>und</strong>etes, helfendesWesen, als Demiurg also, dargestellt wird. Wir können uns imFolgenden gar leicht davon überzeugen, dat.? <strong>der</strong> örtik <strong>der</strong> Ost-


IV. Kosmogonische Spuren. Oljaken nicht nur dem Laute nach, son<strong>der</strong>n auch betreffs seinerdemiurgischen Rolle dem magyarischen ördög, dem türkisch-tartarischenärtik o<strong>der</strong> ärlik <strong>und</strong> dem mongolischen erlüng,erlik-Khan entspricht.Als <strong>der</strong> wogulische Demiurg Elm- pi die Welt aus dem Wasseremporsteigen Heß, begann dieselbe sich auf demselben rasch imKreise herumzudrehen. Dam<strong>it</strong> nun die Erde für die Menschenbewohnbar werde, so wurde sie von Elm-pi m<strong>it</strong> einem Gebirge,dem Ural befestigt (s. „Ethnol. M<strong>it</strong>teil, aus Ungarn" II. Bd.). Soerzählt die wogulische Sage, <strong>der</strong> wir die folgende magyarische(aus Sägüjfalu) entgegenhalten! „Wo sich die Schleuse von Endrefalvabefindet, dort wollte <strong>der</strong> Teufel die Welt absperren. Esgelang ihm auch zum guten Teile, aber den Knauf anzubringen,hatte er keine Ze<strong>it</strong> mehr, denn es erscholl <strong>der</strong> Hahnenruf <strong>und</strong> dieSchleuse versank.'' Zur Ergänzung erzählte <strong>der</strong> Palovze von Sägüjfalu,daß die Schleuse von Endrefalva quer durch die ganzeWelt gezogen ist, das kam aber so: ,.Gott sprach einmal zumTeufel: Er solle auch sein Reich haben, wenn er dasselbe vonMorgen bis Abend abzusperren imstande sei , dahin werde danndie Sonne nicht scheinen. Der Teufel aber konnte den (abschheßenden)Knauf nicht aufsetzen, <strong>der</strong> Hahn krähte, die Schleuse versank;<strong>der</strong> ganzen Länge nach ist noch ihre Spur sichtbar." Indieser magyarischen Sage ist <strong>der</strong> Ausdruck tögät (Schleuse,Schließe, Verschluß) von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, nachdem diesWort in den magyarischen Chroniken in <strong>der</strong> Form Togata vorkommt<strong>und</strong> <strong>der</strong> Name eines Flusses ist, an dessen Ufern — denChroniken gemäß — sich die Urheimat <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong> bef<strong>und</strong>enhaben soll. Nicht nur dem Laute, son<strong>der</strong>n auch seiner Bedeutungnach entspricht es dem wogulischen tagat, taget <strong>und</strong> dem ostjakischentangat = stecken, stecken bleiben (s.Hunfalvy, Ethnogr.Ung. S. 285). M<strong>it</strong> diesem magyarischen Ausdrucke, nicht wenigerm<strong>it</strong> <strong>der</strong> wogulisch-ostjakischen verwandten Bedeutung desselben,stimmt überein die Erklärung Simon Kezai's (circa 1282) <strong>und</strong>die <strong>der</strong> Wiener Chronik, des sogenannten „Codex pictus" (c. 1358).<strong>der</strong> gemäß die Togota o<strong>der</strong> Togata „in unbewohnten morastigenGegenden <strong>und</strong> zwischen schneebedeckten Bergen fließt" (s.Hunfaivy's ungar. Broschüre: Ist das magyar. Volk ungrischeno<strong>der</strong> türkisch-tartar. Urspr. S. 22); ein Fluß, <strong>der</strong> durch solche Gegendenfließt,verdient in <strong>der</strong> Tat den Namen eines abschließenden.


;O'J Volk.s^'l;iiilie iiiul relii^iOser Hiamli <strong>der</strong> Miigyarrn.stocken bleibenden o<strong>der</strong> eines tögäta. Um diese magyarische Sagein ihrer nrsprünghchen (Jeslalt kennen zu lernen, müssen wir all'das von ihr abschrilcn. wom<strong>it</strong> sie fremde lieh^'ion l)t'kleidet hat.Die gemeinschatlliclie (iruntllage <strong>der</strong> wo;?ulis(heii <strong>und</strong> auch <strong>der</strong>magyarischen Sage ist die WelterschalTung. Klm-pi erreicht seinZiel, <strong>der</strong> Teufel nicht. I)al.t <strong>der</strong> Teufel gerade dami lallen niu&te,als er das Ziel beinahe schon erreicht hatte, dafi er sein Keichdeshalb m<strong>it</strong> Hergen umgab, dam<strong>it</strong> die Soime nicht hineinscheine,daß er heute als ein Feind Gottes erscheint, das sind alles Züge,die im christlichen Diabolus sich vorlinden ; aber das, daü sich<strong>der</strong> Teufel eine Welt erschallt, <strong>und</strong> zwar nicht in <strong>der</strong> Unterwelt,son<strong>der</strong>n hier auf <strong>der</strong> Erde, dafä er gleich Elm-pi eine Gebirgssp<strong>it</strong>ze(Knauf) bes<strong>it</strong>zt, dafj endlich die Schleuße (tögät) versinkt,gleich dem Herge Elm-pi's, dalä sind Züge, die wir im Ghristentumnicht , wohl aber in <strong>der</strong> wogulischen <strong>und</strong> magyarischenSage antreffen.Nach <strong>der</strong> Krschatlung <strong>der</strong> Erde verfertigt Elm-pi aufNumi-Tarom's Hat aus Schnee einen Menschen, <strong>der</strong> jedoch in Stückefällt (s. Ilunfalvy's ungar.Werk: Regulys iXacblaüI, 12«j). Ebensoerfolglos ist dies Beginnen für den magyarischen Demiurgen, denordög. Die magyarische Sage erzählt: „Als Gott den MenschenerschalTen hatte, sagte <strong>der</strong> Teufel, dafs er sich auch einen erschaffenwolle. Gott sprach: „Also erschaffe ihn!" Der Teufel formteauch einen Menschen, <strong>und</strong> Gott sagte: „Mach' ihn also gehen !"'— „Das kann ich nicht," versetzte <strong>der</strong> Teufel. Da sprach Gott:„Verleihe ihm eine Seele!" — „Das kann ich nicht ohne deineHilfe," versetzte <strong>der</strong> Teufel; Gott aber meinte: „Das tue ich nichtdem Teufel verleihe ich keine Seele." Und daher kann <strong>der</strong>Teufel nicht m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Seele schalten." (Aus <strong>der</strong> Ortschaft Majddn.)Der Einflul.i des Christentums ist gleich am Anfang dieser Sagebemerkbar, wo Gott den Menschen erschaffen, während nach <strong>der</strong>Sage verwandter Völker <strong>der</strong> Demiurg sich dam<strong>it</strong> abplagt. Daß<strong>der</strong> Teufel keine Seele habe, drücken die magyarischen liedensartenaus: „Arm ist <strong>der</strong> Teufel, denn er hat keine Seele* (szegenyaz ördög, mert nincs neki lelke). Wenn er also keine Seele hat,so ist er Demiurg, denn <strong>der</strong> christliche Diabolus ist ja selbst eine„böse Seele" (rosz lelek), dem die Bösen angehören; daher dieRedensart: „Er gab dem Teufel seine Seele" (az ördögnek adtaa lelket), o<strong>der</strong>: „Dessen Seele gehört schon dem Teufel" (annak


iV. kosmogonische Spuren. 93mär az ordöge a lelke). Der wogulische Elm-pi verzweifelt nichtüber die Erfolglosigke<strong>it</strong> seines Unternehmens, son<strong>der</strong>n b<strong>it</strong>tet \umi-Tarom um Hilfe, <strong>der</strong> ihm rät, er möge Erde m<strong>it</strong> Schnee mischen<strong>und</strong> daraus einen Menschen formen, Hiezu haben wir auch einmagyarisches Bruchstück (aus Täpe): „Als <strong>der</strong> Teufel den Menschengeformt hatte, konnte er ihn nicht aufrichten; nachdem Hottihn angehaucht hatte, sprach er: „Steh' auf, Elias!" Und erstandauf ...'•Eine an<strong>der</strong>e, wenn auch nicht auf die Erschaffung, sodoch auf die Vermehrung <strong>der</strong> Menschen bezügliche magyarischeSage aus Török-Kanizsa erzählt: „Gott segnete das erste Menschenpaar,dam<strong>it</strong> es sich vermehre, <strong>und</strong> ließ dieserwegen auf dasGesäß des impotenten Adam vom Himmel glühende Kohlen herabfallen" Das Feuer entspricht hier vielleicht <strong>der</strong> Seele. Nacheiner Sage aus Magyar-Kanizsa legt <strong>der</strong> Teufel die Kohlen auf. —Bezüglich <strong>der</strong> Kohlen müssen wir hier einen magyarischen<strong>Volksglaube</strong>n erwähnen. Es heißt, daß man die Potenz dem Mannebenehmen könne durch verschiedene Zaubermiltel. Dies heißt manerölekötes (Kraftnie<strong>der</strong>binden). Hat man dem Manne die Potenzgenommen, so mische er Kohlenstaub m<strong>it</strong> dem Fette, dassich in den Kirchenglocken befindet, mische dies m<strong>it</strong> Canthariden<strong>und</strong> verzehre es. —Gehen wir we<strong>it</strong>er.Der wogulische Elm-pi formt den Menschen<strong>und</strong> macht ihn auch gehen ; in <strong>der</strong> magyarischen Sage (ausEgyhäzasker) stößt Gott dreimal an die Sohlen Adams, worauf ersich rührte, dann aufrichtete <strong>und</strong> endlich gehen konnte. Auf gleicheWeise wird <strong>der</strong> vom Teufel erschaffene Elias durch Jasus erweckt.Auch die sibirisch-türkische Sage von <strong>der</strong> Teihiahme des H<strong>und</strong>esan <strong>der</strong> Erschaffung des Menschen finden wir im Magyarischenwie<strong>der</strong>. „Als Gott den Adam erschaffen hatte, nahm er ihm aus<strong>der</strong> linken Se<strong>it</strong>e eine Rippe heraus <strong>und</strong> legte sie auf die Erde.Hierauf entfernte sich Gott, um Kot zu holen, wom<strong>it</strong> er das Lochin Adams Se<strong>it</strong>e zustopfen wollte. Inzwischen raubte die Rippe<strong>der</strong> H<strong>und</strong> <strong>und</strong> wollte davonlaufen, aber Gott schn<strong>it</strong>t ihm denSchwanz ab <strong>und</strong> formte daraus die Eva! Und so ist es denn auch:Ob du ein Geheimnis an die Zunge des Weibes bindest, o<strong>der</strong> anden Schwanz des H<strong>und</strong>es — es bleibt sich gleich!" (Aus Ahijdäii).Hiebei wird freilich weniger auf die Erschaffung, als eben auf diespezielle Erschaffung des Weibes aus einem H<strong>und</strong>eschwanz Bezuggenommen, um dadiuch die Frauen lächerlich zu machen. Es


:!M Volkjflaiilic iirnl rcligirtser Hraucli <strong>der</strong> Mii(?yaroii.wird aucli fr/,;ilill, ilaL» die Frauen deslialb so llölii^r sind, weil sieaus einem I liiiKlescIiuan/, erscliaflen worden sind (vgl. I>arnaFrd.'s un^'ar. Werk: .Über die lieid. Kel. <strong>der</strong> Woljakfii" S. 27).Auch sagt das Spricliwurl: „Das Weib ist unbeslimdig wie <strong>der</strong>H<strong>und</strong>eschwan/" (az ass/ony ;dnialaUan mini a kulya Tarka).in f'jticr andficn \'arianlr wird ('i-/.;ihil. (I(jlt habt- den H<strong>und</strong>beim leblosen k


IV. Kosmogonisfhe Spuren. 0.5eine Schar Fliegen hinein schwärmen. Deshalb soll man an diesemTage die Türen nicht offen halten. (Aus Torontäl-Monostor.)Eine an<strong>der</strong>e Sage (aus Szeged-Madaräsztö) erzählt, daß eine alteJungfrau stets über Langweile geklagt habe ;da erschuf Gott ihrzu Liebe die Fliegen <strong>und</strong> Flöhe, dam<strong>it</strong> sie nun etwas zu tunhabe. Auch die Laus soll <strong>der</strong> Teufel erschaffen haben : „Gotthatte den Floh erschaffen ; <strong>der</strong> Teufel bat, auch so etwas schaffenzu dürfen. „Nun schaff', wenn du kannst!" sprach Gott. DerTeufel machte sich daran, konnte aber nur eine Laus zustandebringen. Und so ist es auch besser, denn wenn die Laus auchso springen könnte, wie <strong>der</strong> Floh, wär's arg gefehlt." (AusSzeged-Kirälyhalom.) —Auch als Lehrer <strong>der</strong> Menschen spielt <strong>der</strong> Teufel eine Rollein <strong>der</strong> magyarischen Volksüberlieferung. Er soll die Menschendas Rauchen, Kartenspiel, Saufen gelehrt haben. Hier also tr<strong>it</strong>ter wie<strong>der</strong> als Diabolus auf. In einer Sage aus Majdän lehrt erden Gebrauch <strong>der</strong> Schußwaffe <strong>und</strong> erscheint als Demiurg. Auchwird erzählt, <strong>der</strong> Teufel habe die Menschen das Mahlen gelehrt;er habe die erste Mühle gebaut, doch konnte er keinen Reutierverfertigen ; diesen habe <strong>der</strong> Zigeuner gemacht. An Stelle desTeufels in demiurgischer Rolle hat das Christentum in einigenmagyarischen Sagen den hl. Petrus gesetzt, <strong>der</strong>, wie wir gesehenhaben, auch die Fliege erschaffen hat. Er soll auch die Raizen(ung räcz) erschaffen haben. Als nämlich Gott— so erzählt dieSage aus Egyhäzas-Ker — m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong> alle Völker erschaffenhatte, blieb noch ein ungeformter Lehmhaufen zurück, aus demein Slovake hätte geformt weiden sollen. Da bat <strong>der</strong> hl. Petrus,Gott möge ihm erlauben, daß er auch ein Volk erschaffe. DieR<strong>it</strong>te wurde ihm gewährt <strong>und</strong> er begann nun den Lehm zu formen<strong>und</strong> anzubohren, wobei <strong>der</strong> Rohrer im Lehm den Ton:Ratsch, ratsch! hören ließ. „Also soll dies Volk Raizen heißen!"rief geärgert <strong>der</strong> hl. Petrus, <strong>und</strong> se<strong>it</strong> dieser Ze<strong>it</strong> giebt es auchRaizen auf <strong>der</strong> Welt ... — Nach einer Variante aus Szöreg geschahdies später. Als nämlich Petrus m<strong>it</strong> Christus bei Preßburgan <strong>der</strong> Donau wandelte, fiel ihm auf, daß Gott allerlei Völkerhabe auf Erden, nur keine Rai/.en. Christus erlaubte ihm welchezu schaffen. Er bohrte sich einen aus einem Deutschen, <strong>der</strong> amDonauufer gerade seine Notdurft verrichtete. Auch die zahlreichenWindungen <strong>der</strong> Theiß werden im <strong>Volksglaube</strong>n dem hl.


96 Volksplaulxi <strong>und</strong> iplipi/isfr liraiich lU'v M.igyanMi.Petrus zugeschrieben. Kr soll närnlich m<strong>it</strong>


—in. Kosniogonische Spuren. 97„Vermehre dich!'- — „Ich werde in die Höhe schießen." — „Vermehredich!" — Die Sonne wird mich versengen." — „Vermehredich!" — „Meine Körner werden verdorren." — „Vermehre dich!"— „Man wird meine Füße abschneiden." — «Vermehre dich!"„Man wird mich binden <strong>und</strong> auf den Wagen werfen." — „Vermehredich!" — Man wird mich durch Pferde zertreten lassen<strong>und</strong> in Säcke füllen." — „Vermehre dich!" — -Man wird michin <strong>der</strong> Mühle mahlen." — „Vermehre dich!" — „Man wird michsieben." — „Vermehre dich!" — „Man wird mich kneten." — Vermehredich!- — ,,Man wird mich backen." — „Vermehre dich!"— „Man wird mich zwei mal backen " — „Nimm ab! . . ." Zuweilenwill Petrus, <strong>der</strong> Demiurgenrolle entkleidet, nicht erschaffen,son<strong>der</strong>n zerstören, wie in <strong>der</strong> folgenden Sage vom Taback: AlsPetrus m<strong>it</strong> dem lieben Gott auf Erden wandelte, da gab es unterden an<strong>der</strong>en Kräutern auch schon Taback. Alssie unter Tabackpflanzenherumgingen; ward <strong>der</strong> Mantel des Petrus m<strong>it</strong> dem Samenganz belegt, da sprach er zu Gott: „Mein Herr<strong>und</strong> Schöpfer!Vertilge doch den Samen dieses Krautes! mein Gewand ist ganzdam<strong>it</strong> belegt!" Gott aber versetzte: „Lassen wir es nur, Petrus!das ist ein kostbares Kraut; davon wird ein Teil <strong>der</strong> Welt leben!"So ist dann <strong>der</strong> Taback geblieben. (Aus Temeköz-Lörinczfalva.)Den hl. Petrus als Demiurgen stellt uns auch die magyarischeRedensart dar, die bei großer H<strong>it</strong>ze angewendet wird: „Nichtvergeblich war ein strenger Winter; <strong>der</strong> hl. Petrus hat viel Holzfällen lassen, nun kann er auch tüchtig einheizen." (Xem hiäbavolt nagy tel ; Szent Peter sok fät vägatott, ugyancsak rakatott atüzre). Hieraus ist ersichtlich, daß er dem <strong>Volksglaube</strong>n gemäßSorge für die W^elt trägt, dieselbe regiert <strong>und</strong> daß die W<strong>it</strong>terungvon ihm abhängt. Als Demiurg spielt dieser Heilige auch beiErschaffung <strong>der</strong> Plejaden (des Sternbildes:Gluckhenne) in <strong>der</strong> magyarischenSage eine Rolle (s. Abschn. II, S. 59).M<strong>it</strong> <strong>der</strong> Himmelfahrt Christi ist in einer magyarischen Sageaus Sägüjfalu die Entstehung <strong>der</strong> Berge verb<strong>und</strong>en. Es wird näm-Hch erzählt: Als Christus sich in den Himmel erhob, folgte ihmdie Erde nach; als er aber „Amen!" sprach, blieb sie zurück <strong>und</strong>so entstanden die Berge. Kosniogonische Spuren <strong>und</strong> zwar mohamedanische,finden wir auch im magyarischen Rätsel: Als Gottden Adam aus Lehm geformt hatte, lehnte er ihn an einen Zaun,dam<strong>it</strong> er an <strong>der</strong> Sonne trockne ; wer hat den Zaun gemacht V—V. Wli»locki: Vulksylaube <strong>der</strong> Maj,'\aröu. (


Ofi VoIks^'l;iiilif imd rflliririser Mr.iiicli di-r .Ma;.'y;iion.J)fr l.-laiii Iflirl, diiü (jolt (Ich Meiisclieii au.s schwarzer Kvdc j^eforml<strong>und</strong> diese P^onii vierzig Jahre lang an <strong>der</strong> Sonne habetrocknen lassen. K:ilrii;iny schlieül hierüber seine Belrachtnngenalso: „Es scheint, als ob diircli das zweiniali^re Foi'nien des erstenMenschen <strong>der</strong> Deiniurg im Xülks^danbeii unsere Zukunftgleichsam vorausbestimu<strong>it</strong> habe, <strong>und</strong> uns schon damals ar» dasLeid, an den K.iiiipt' ums Dasein habe gewiihnen wollen I** **,Dle Sagen ver<strong>der</strong>blicher Fluten, die in <strong>der</strong> \'(ii^,'esehichteso vieler Völker wie<strong>der</strong>kehren, niöchlcn sieh eiuCaclier r-rklärenlassen als durch das Zurückgehen auf allgemeine Nalurrevolulionen,wodurch wir aus unserer geologischen Epoche heraustreten.Wan<strong>der</strong>ten die V'ölker gemäf.jigter Zonen nach den Tropenlän<strong>der</strong>n,so mul<strong>it</strong>en sie notwendig durch die ihnen unbekannteHeftigke<strong>it</strong> <strong>der</strong> Regenze<strong>it</strong> überrascht <strong>und</strong> erschreckt werden, <strong>und</strong>konnten sehr wohl, wenn sie auf die Sp<strong>it</strong>zen <strong>der</strong> Berge flohen,die Welt als untergegangen betrachten, o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Rückkehr<strong>der</strong> Sonne sich als die allein Geretteten ansehen. Die Wan<strong>der</strong>ungen<strong>der</strong> Arier nach Indien würden so m<strong>it</strong> ihren we<strong>it</strong>en Zügendiese Sagen durch die Welt getragen haben, was bei Annahmesolcher auch daraus hervorgehl, weil sich in <strong>der</strong> ihnenzugewiesenen Heimat, dem kalten Hochplateau Asiens, eine dendortigen klimatischen Verhältnissen angemessene Modificationfmdet ... In <strong>der</strong> deucalionischen Flut ist die rein lokale Färbungschon häufig nachgewiesen. Solche Mythen waren nützlich,um heilsame Furcht zu erregen." (A. Bastian, Geogr. <strong>und</strong>ethnol. Bil<strong>der</strong> S. 188).hl neuester Ze<strong>it</strong> hat Richard Andree (Die Flutsagen 1801)nachgewiesen, daü die meisten Sirdflutsagen sich auf lokale Überschwemmungenbeziehen. Andree kennt nur eine finnisch-ugrischeSintflutsage, die von Reguly verzeichnete woguUsche Sage.Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist es angezeigt, wenn wir aus L. Kalmäny'sSammlungen diejenigen magyarischen Sintflutsagen in deutscherÜbersetzung m<strong>it</strong>teilen, die Ant. Herrmann (Ethnographia II.Jahrg. S. 142 veröffentlicht <strong>und</strong> m<strong>it</strong> verwandten wogulischen verglichenhat (deutsch in den „Ethn. M<strong>it</strong>t. a. Ung." II. Bd.).Als Noe die Barke verfertigte, befahl ihm Gott, daß er davonniemandem etwas sagen solle. Noe richtete es nun also ein,


IV. Kosmogonische Spuren. 99daß niemand erfuhr, wohin er gehe. Im Nachbarlande war eingroßer Wald, in dessen M<strong>it</strong>te ein sehr großer Berg, auf dessen(Jipfel verfertigte Noö die Barke. Als im Walde die Barke gezimmertwurde, da erschienen sclion allerlei Tiere in <strong>der</strong> Xäho<strong>der</strong>selben. Sie wurde besehen, aber nur von den Tieren, dennes war eine solche Barke, die von Menschen nicht ge.sehen werdenkonnte. Gott hatte eben dem Nor befohlen, daß er selbstseiner Frau davon nichts sagen solle. Auch das war ihm anbefohlenworden, daß er sich jeden Morgen waschen solle, sobal<strong>der</strong> zur Arbe<strong>it</strong> gehe, denn wenn er sich nicht wasche, so vollendeer sein Werk nicht. Noe also machte sich an die Arbe<strong>it</strong>. DasWerk schr<strong>it</strong>t vor, denn er stand vor Sonnenaufgang auf <strong>und</strong>kehrte spät abends heim, so daß niemand seinen Weg erfahrenkonnte. Der Teufel aber wollte es um jeden Preis erfahren, wohinNoe gehe. Er ging also zur Gattin desselben <strong>und</strong> fragte sie,wohin Noe gehe? Aber die Frau konnte es ihm nicht sagen,denn sie wußte nur soviel, daß Noe jedes Mal vor Sonnenaufgangweggehe <strong>und</strong> zuvor sich wasche. Sprach <strong>der</strong> Teufel: „Leg'also das Wasch wasser weg!" Als sie das Wasch wasser weggelegthatte, so wusch sich Noe nicht <strong>und</strong> ging ungewaschen zuseiner Barke hin. Als er nun zu arbe<strong>it</strong>en begann, so hörte mansein Hämmern <strong>und</strong> Klopfen bis nach Hause; so kam man ihmauf die Spur. Die Leute waren von ihm schon nicht we<strong>it</strong> entfernt,als Gott einen Engel zu ihm sandte, dam<strong>it</strong> er sich sogleich,wenn auch m<strong>it</strong> seinem Urin, wasche, sonst sei es m<strong>it</strong> seinemWerke aus. Er wuscli sich gleich <strong>und</strong> ein so großer Nebel ließsich sofort nie<strong>der</strong>, daß die Leute nicht we<strong>it</strong>ergehen konnten <strong>und</strong>sich verirrten. Seine Gattin tat nun jeden Morgen das Waschwasserbei Se<strong>it</strong>e, aber ohne FCrfolg ; denn er wusch sich m<strong>it</strong> seinemUrin. Als nun <strong>der</strong> Teufel sah, daß die Frau das Waschvvassererfolglos bei Se<strong>it</strong>e schaffte, so verfertigte er m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Frauaus Gerste <strong>und</strong> Hopfen ein Zauberm<strong>it</strong>tel (babonasäg-Zauberei),dam<strong>it</strong> sie dies dem Noe zu trinken gebe <strong>und</strong> er dadurch die Archenicht verfertigen könne.Drei Mal mußte er den Bau <strong>der</strong> Arche im Stiche lassen,denn er konnte sie wegen dem Teufel nicht ohne jeden Unfallvollenden, <strong>und</strong> so vergingen h<strong>und</strong>ert Jahre, bis die Arche vollendetwurde. Dann trat Regenwetter ein ; 40 Tage <strong>und</strong> 40Nächte lang regnete es, <strong>und</strong> allerlei Getier, das im Wasser nicht7 *


:IW Vi)lksj:l;iiilM' iiml r^li^'i


,IV. Kosmogoni


102 Vdlksglfiulio iiikI rclif/irmcr Urinidi .Inr Mii;.'\arfii.„Wie lange .^cliallto nicht N.s Axt im lloi/cV fragt in <strong>der</strong>Gegend von Magyar-Kanizsa <strong>der</strong> HranlfQhrer Ijci I locli/.e<strong>it</strong>en denBräutigam. ^Man hörte so lange nicht das Kloplon <strong>der</strong> Axt,"lautet die Antwort, J)is die CJattin den .\. nidil berauscht gemachthatte." Die dortige Sage erzählt :„Gott teilte dem .\oe m<strong>it</strong>, dati die Well /u (i r<strong>und</strong>e gehenwerde; er .solle sich eine Arche machen. Kr trug ilmi aucli auf,niemandem etwas /u sagen, wohin er gehe. Seine Gattin frugihn fortwährend, wohin er ausgelie, aber .\. wollte es ihr nichtsagen; er sagte es ihr aiich nicht, bis sie ihn nidil berauschtmachte. Seine Frau hatte irgend eine Zaubcrirau (bibajos =bübajos ass/ony) gelehrt : sie solle ihn betrunken machen. Siesagte ihr, sie solle in einem Topfe Gerste kochen <strong>und</strong> ihm denSatl zu trinken geben: davon ward N. so berauscht, daß er allesausplau<strong>der</strong>te. Se<strong>it</strong>her hört man den Schall <strong>der</strong> Axt im Walde. ..-In Török-Kanizsa erzählt man: „.\oe hatte ungewascheneinen Nagel in die Arche eingeschlagen <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Stelle ranndas Was.ser in die Arche hinein. Als er den Nagel eingeschlagenhatte, da fiel es ihm zwar ein, daß er nicht gut getan habe,aber es war schon zu spät; was immer er nun tat, das Wasserdrang doch ein."In Torontal-Monostor erzählt man ähnlich: .,A]s N. frülimorgens aufstand, begann er zu arbe<strong>it</strong>en, aber die Arbe<strong>it</strong> schr<strong>it</strong>tnicht vorwärts. Kr arbe<strong>it</strong>ete, bis ihm <strong>der</strong> Schweiß rann <strong>und</strong>doch schr<strong>it</strong>t er dam<strong>it</strong> nicht vorwärts. Kam seine Frau zu ihm<strong>und</strong> fragte: „Was machst du?" — ,.Ich arbe<strong>it</strong>e, daß ich beinaheberste <strong>und</strong> komme doch nicht vom Fleck." — „Was kann daranSchuld sein, daß du nicht vorwärts kommst?" Da kam zu ihmsein Kindlein, das ihm sagte: er käme m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Arbe<strong>it</strong> de.shalbnicht vom Flecke, weil er sich nicht gewaschen habel Da fiel es demN. ein, daß man sich jeden Morgen waschen <strong>und</strong> beten müsse,dam<strong>it</strong> man in Gottes Namen sein Werk beginnen könne ..." InJäzova erzählt man: „Als N. die Arche baute, begann er dasWerk ungewaschen <strong>und</strong> was er daran nun innner machte, dasWasser drang stets hinein, <strong>und</strong> nichts w^ollte dahin passen, wohiner es hinlegte. Da bekehrte er sich, wusch sich <strong>und</strong> betete,<strong>und</strong> machte sich dann an die Arbe<strong>it</strong>. Da paßte jedes Holzstückdahin, w'ohin er es legte, <strong>und</strong> also machte er die Arche ..."In Temcsköz-Lnrinczfalva erzählt man: .H<strong>und</strong>ert Jahre lanj;


;IV. Ko.sino|,'oni.sche Si)ureii. 103arbe<strong>it</strong>ete X. an <strong>der</strong> Arche <strong>und</strong> konnte sie doch nici<strong>it</strong> vollenden;da trug ihm Gott auf, sich zu waschen, sonst arbe<strong>it</strong>e er vergeblich.Als er sich nun gewaschen halte, so paßte jedes Stück dahin,wohin er es legte." Ähnlich berichtet die Sage aus Egyhäzas-Ker:„Es ist eine Sünde an die Arbe<strong>it</strong>, an das Brot o<strong>der</strong>was immer zu greifen, bevor man sich nicht gewaschen <strong>und</strong>bevor man nicht gebetet hat ; denn als N. ungewaschen einenNagel in die Arche eingeschlagen hatte, so drang dort das Wasserhinein." In einem Bruchstück aus Csan.'id-Apäcza heißt es: „N.war ein kluger Mann, <strong>und</strong> doch betrog ihn <strong>der</strong> Teufel. Er fragteihn: „Was machst du N. ?" Dieser wollte es ihm nicht sagen.Als er es ihm doch gesagt hatte, daß er eine Arche baue, so zerstörte<strong>der</strong> Teufel jedes Mal über Nacht das, was N. am Tage gemachthatte. Da sandte ihm endlich Gott einen Engel zu Hilfeso konnte er das Werk vollenden."Einen neuen Zug enthält die Sage aus Temesköz-Lörinczfalva: „Als Gott dem N. auftrug, eine Arche zu bauen^ da sagteer ihm auch, daß, wenn er auf einem eisernen Tische esse, er indie Arche einziehen solle. Einmal als sie ausgingen zu ernten,fiel ununterbrochen <strong>der</strong> Regen, so daß sie ihr Brot nirgends hinlegenkonnten. Sie stellten daher drei Sicheln auf <strong>und</strong> legtendarauf das Brot. Da fiel es dem N. ein, daß es nun Ze<strong>it</strong> sei, indie Arche einzuziehen. Sie zogen also ein <strong>und</strong> es regnete ununterbrochenfort." —Über die Erschaffung <strong>der</strong> K'alze heißt es in Sägüjfalu: ..AlsN. in <strong>der</strong> Arche war, suchte <strong>der</strong> Teufel ein Loch in dieselbe zubohren, dam<strong>it</strong> sie alle im Wasser ertrinken. Aus dem Teufelwurde eine Maus, die die Arche durchnagen wollte ; aber N.bemerkte sie <strong>und</strong> warf seinen Handscimh nach ihr. Aus demHandschuh ward die Katze." In Lörinczfalva erzählt man: „AlsN. in die Arche einzog, nahm er von je<strong>der</strong> Tierart ein Paar m<strong>it</strong>sich; auch die Maus vergaß er in"cht. Da sagte <strong>der</strong> Teufel zurMaus : sie solle die Arche durchnagen, dam<strong>it</strong> dieselbe untersinke.Das Wasser begann bere<strong>it</strong>s in die Arche zu dringen, als dies dieSchlange bemerkte <strong>und</strong> das Loch m<strong>it</strong> ihrem Schwänze verstopfte,dam<strong>it</strong> die Arche nicl<strong>it</strong> untersinke. Die Katze aber fraßdieMaus."„Weil die Menschen sich <strong>der</strong> Schwelgerei ergeben hatten,zerstörte Gott m<strong>it</strong> Wasser die W'elt. Damais gingen auch die


lOi Vtfl;iiiltP iiiiil rcHv-'ii'SPr iJrainli <strong>der</strong> Ma^'vareti.Iliescn <strong>und</strong> Freu zu (intiidf, weil .sie ein woliüstib't's Loben ^aführlhatten." (Aus Szöreg.) —Ureif,'entrnnli(lics haben diese ma^'yarischcMi S<strong>it</strong>illh<strong>it</strong>sagenwenig an sich. Sie sind eine Art bibhschen Sündenlulls <strong>und</strong> eineuralte Darstellung <strong>der</strong> Sintflut selbst, wie uns dieselbe auch <strong>der</strong>Glauben an<strong>der</strong>er VcWker aufbewahrt hat; inunerhin sind sie aber— weil bislang nctcli unbekannl — für die vergleichende (leschichtedes Viijkerglaubens <strong>und</strong> religirtsen <strong>Brauch</strong>es eben sovon Bedeutung, wie die Sagen vom Sündenfall, die ich hier nachKälmänys Zusammenstellung m<strong>it</strong>teilen will (vgl. meine l'bersetzung<strong>der</strong>selben in den „Ethn. M<strong>it</strong>t. a. IJng." II, Bd.).Der Sündenlall ist den magyarischen Trad<strong>it</strong>ionen gemäünichts an<strong>der</strong>es, als die Umwandlung <strong>der</strong> Ge.schöpfe in wenigervollkommene Wesen. Eine ungarische Sage erzählt:„Der Teulel betrog den armen Menschen auf jede Art <strong>und</strong>Weise ; darüber beklagte sich <strong>der</strong> arme Mensch. .,Na, ich hell"dir aus <strong>der</strong> Klennne!'' meinte <strong>der</strong> Teufel, „beklag' dich nicht, armerMensch; komm', gehen wir stehlen!' Sie gingen in denStall einer Herrschaft. Der arme Mensch getraute sich nicht 'zuzugreifen:dam<strong>it</strong> das Schwein nicht schreie. „Fürchte dich nicht,ich halte ihm das Maul zu!" Es schrie auch kein einziges. Siewarfen die Schweine aus dem Stalle heraus, wobei <strong>der</strong> Teufeleinem jeden Tiere den Schwanz nach rechts drehte. Der armeMann konnte kaum ein einziges hinaus werfen, als <strong>der</strong> Teufelbere<strong>it</strong>s alle hinaus geworfen hatte. Als schon alle draußen waren,sprach <strong>der</strong> Teufel: „Nun, armer Mann, hast du sie bezeichnet!"— „Ja!" — „Was für ein Zeichen hast du ihnen gegeben?" —„Ich habe ihren Schwanz nach rechts gedreht!" <strong>und</strong> dies hattenicht er, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Teufel getan. Sie begannen nun nachzusehen,<strong>und</strong> da war nur ein einziges, dem <strong>der</strong> Schwanz nicht nachrechts gedreht war. Der Teufel packte dies Schwein an, <strong>und</strong>warf es so gewaltig in die Theiß, daß es zu nichts ward. Se<strong>it</strong><strong>der</strong> Ze<strong>it</strong> ist <strong>der</strong> Schwanz eines jeden Schweines nach rechts gedreht."(Majdän.)Eine an<strong>der</strong>e unserer Daten erzählt, daß früher die Rin<strong>der</strong>die Fliegen von ihrem Leibe nicht abzuschütteln brauchten, son<strong>der</strong>ndie M<strong>it</strong>tagsruhe genießen konnten : <strong>der</strong> Hirte konnte auchrasten. Christus kam einmal herbei <strong>und</strong> bat den Hirten umMilch, doch dieser war zu faul, aufzustehen. Weil <strong>der</strong> Hirte bös-


IV. Kosniogonisclift Spuren. 105herzig war, müssen die Rin<strong>der</strong>, obwohl sie nichts verschuldet,die Fliegen von sich treiben, (Kaiman y „Szeged Nepe [Szeged'sVolk] II. 140.) Eine an<strong>der</strong>e Sage berichtet :„Der heil. Erzengel Michael warf auf Befehl Gottes alle Bösenaus dem Himmel herab. Der Erzengel tat dies so lange,bis unser Herrgott nicht „Amen!" sagte. Als unser Herrgott das„Amen!" aussprach, konnte keiner we<strong>it</strong>er fallen: <strong>der</strong> eine hängtan den Füßen in <strong>der</strong> Höhe, dem an<strong>der</strong>en ragt noch <strong>der</strong> halbeKopf aus <strong>der</strong> Erde, in die er versunken. Darum soll <strong>der</strong> Mensch,wenn er strauchelt, nicht lästern, deim es kann eben ein solcherTeufelssche<strong>it</strong>el sein, <strong>der</strong> ihn straucheln machte, <strong>und</strong> wenn erdann flucht, kann er am Fuß ein ernstes Übel bekommen."(O.-Szent-Ivän.)In den Altajer Schöpfungssagen besiegt Mandi-Sire den Ärlik<strong>und</strong> dessen Schar, von denen je<strong>der</strong> da blieb, wohin er eben fiel.(Radlofi' I. 181). In <strong>der</strong> Variante <strong>der</strong> Bukowinaer Ungarn giebtGott dem hl. Elias den Auftrag, 40 Tage <strong>und</strong> 40 Nächte hindurchzu donnern <strong>und</strong> zu bl<strong>it</strong>zen; <strong>und</strong> 40 Tage <strong>und</strong> Nächte hindurchfiel <strong>der</strong> Regen, <strong>und</strong> alle Teufel „fielen herab." Als auch schondie Engel begannen herabzufallen, stellte Gott Elias' Werk ein,<strong>und</strong> wo in dem Augenblick die Teufel sich eben befanden, in<strong>der</strong>selben Stellung blieben sie bis auf den heutigen Tag. Vondaher kommt es, daß man nachts Funken sehen kann, die jetzthie <strong>und</strong> da zur Erde herabfallen (Sternschnuppen). Vgl. Wolf,Ze<strong>it</strong>schr. f. deutsche Mythologie I. 180j.In an<strong>der</strong>en Sagen erscheinen die ,gefallenen Wesen' als sich„scliüttelnd-rüttelnd", demzufolge auch die Luft „erz<strong>it</strong>tert":„Nachdem auf Befehl Gottes alle stolzen Engel aus demHimmel herabgestürzt waren, sprach er sein „Amen!" Daimwar einer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Luft, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong>Erde, <strong>der</strong> dr<strong>it</strong>te wie<strong>der</strong> unter <strong>der</strong> Erde. Und als unser Herrgottdas „Amen!" sprach: blieb je<strong>der</strong> dort, wo er w^ar. Und aus diesenwurden die Gespenster. Dann, wenn sich die Luft wie dieEspenblätter bewegt — dann spielen sie einmal frei im Jahrem<strong>it</strong>einan<strong>der</strong>."(Szöreg.)Ferner heißt es: „Als unser Herrgott noch auf Erden war,bestürmten ihn die Engel gar sehr. Als Gott wie<strong>der</strong> in denHimmel stieg, so ließ er sie herabwerfen. Im Fallen hielt sichLucifer am Monde fest, <strong>und</strong> se<strong>it</strong>her kann man ihn dort sehen


106 <strong>Volksglaube</strong> uini r


IV. Kosmogoni.scho Spuren. 107Furche mehr anbaue, als ihm Gott gestattet hatte, worauf nicht<strong>der</strong> ganze Halm Ähren gedieh, wie früher, son<strong>der</strong>n nur bis zurHälfte. Auch dann noch gab sich <strong>der</strong> Teufel keine Ruhe, <strong>und</strong>beredete den Menschen, dafs er noch mehr säe, was zur Folgehatte, daß nur so kleine Ähren gediehen, wie sie eben auch heutigenTages zu sehen sind. - Der Weizen kommt in den ungarischenTrad<strong>it</strong>ionen häufig vor. „Auf dem Weizen — heißt ps —sieht man nur se<strong>it</strong> <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong> Christi Bild, se<strong>it</strong>dem er sein Antl<strong>it</strong>zin das Tuch <strong>der</strong> hl. Veronika gewischt hat. Damals sagte er:Dam<strong>it</strong> ihr es ewig im Herzen behalten möget, so lasse ich esauch an eurem Brote (am Weizen) zurück; deshalb darf man aufdas Brot nicht treten." (Szöreg.) — Eine Trad<strong>it</strong>ion aus dem Borso<strong>der</strong>Com<strong>it</strong>at erzählt, daß Gott sein Antl<strong>it</strong>z deshalb auf denWeizen abgedrückt habe, dam<strong>it</strong> die Menschen desto leichter dieihnen verliehene Nahrung erkennen mögen. Nach an<strong>der</strong>en Überhcferungenkann man am Weizen Maria's Bild sehen (s. „Ethnol.M<strong>it</strong>teil, aus Ung." I. 173). Die deutschen Einwohner von Nagy-Szent-Miklös sehen am Weizen Maria m<strong>it</strong> dem Jesuskindlein aufihrem linken Arm, <strong>und</strong> erklären sich dies so, daß als Christusauf Maria's B<strong>it</strong>ten auch dann noch für Fl<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Katzen Weizenübrig ließ, trotzdem er ein Weib den Weizen verschwenden sah,er zum Andenken daran dies Bildnis dem Weizen aufdrückte. M<strong>it</strong>Bezug auf den Mißbrauch, den eine Frau m<strong>it</strong> dem aus Weizenmehlgebackenen Kuchen (längos) trieb, heißt es: „Als Christusauf Erden wandelte, waren reichliche Weizenernten; da war abereine Frau, die hatte ein kleines Kind, das weinte in <strong>der</strong> Wiege,als die Frau gerade buk. Sie formte die Kuchen, schob sie (inden Ofen); den einen schob sie hinein, den an<strong>der</strong>en zog sie heraus.Das Kind hörte nicht auf zu weinen; sie hob das Kindauf; das Kind hatte sich besudelt. Was soll sie in <strong>der</strong> l^ilc tun:sie wischt das Kind m<strong>it</strong> einem Kuchen ab. Gott hatte den Weizenso geschaffen, daß er drei Finger bre<strong>it</strong>e Ähren hatte <strong>und</strong>solche Triebe besaß, wie <strong>der</strong> Lein. Damals verfluchte Gott dasKind <strong>und</strong> die Frau <strong>und</strong> ließ nur eine (einfache) Ähre zurück:auch die erhaschte eben nur die Katze <strong>und</strong> hielt sie zurück. Dasprach Gott: „M<strong>it</strong> dem sollt ihr euch begnügen, was die Katze zurückgeraffthat!" (Szöreg.) — In einer Variante aus 0-Szent-Ivänheißt es, daß eine Frau m<strong>it</strong> Weizen <strong>und</strong> nicht m<strong>it</strong> Kuchen alsogetan habe, worauf je<strong>der</strong> Halm, <strong>der</strong> früher drei Ähren getragen,


108 V^lks^'l;llll)r> <strong>und</strong> ri'lijfirtser Mrauch <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.nur oiiie Alire trieb (vgl. Weil a. a. O, S. 20). In Szegetl, In<strong>der</strong>Kirälyhalomer fiegond er/ahlt man, daß fioll „nach <strong>der</strong> Tal <strong>der</strong>Frau nichts vom Wei/en /nrückla.s.sen wollte; darauf habe Set.Peter eine Handvoll Weizen l'nr die H<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Katzen znrückbehallen: davonleben wir." In einer Variante aus Fcle^ryhazatut dies die hl. Maria. In Sagrijfalu glaubt man, daü, al.


IV. Kosmogonische Spuren. 100davon auch ihrem Ceniahl an, wovon die Folge Tod <strong>und</strong> Sündewar. Keremet hatte nämlich auch den Tod in die Schüssel hineingetan. Der Gott trieb sie dann aus dem Paradiese. Inmarerschuf dann an einem an<strong>der</strong>en Orte — weil er den ersten Menschenauch das Vermehrungsvermögen genommen hatte — einigeMenschen, <strong>und</strong> dam<strong>it</strong> diese von Keremet verschont bleiben, gaber neben jedes Menschenpaar einen H<strong>und</strong> als Wächter," (Barna,A votjäkok pogäny valläsäröl = Üb. d. heidn. Rel. d. W. S. 5),Hiezu vgl. man die ungarische Sage: „Als Frau Eva den Apfelgegessen hatte, kam Gott in den Garten <strong>und</strong> frug: wo sie sind ?Adam <strong>und</strong> Eva wollten nicht hervortreten: „Herr, wir schämenuns!" Sie hüllten sich in Feigenblätter. Als sie dann auf GottesBefehl hervortraten, gab Gott unserer Mutter Eva eine Schüssel;in diese Schüssel war — weil unsere Mutter Eva die Frucht gekostethatte, <strong>und</strong> dam<strong>it</strong> sie dem Manne folgsam werde — dieFolgsamke<strong>it</strong> hineingelegt.Auch gab ihnen Gott Samen, dam<strong>it</strong> siedenselben aussäen. Und dann öffneten sie die Schüssel, in welcherdas war, data dem Manne das Weib folgen solle, denn wenndas Weib unter dem Manne gestanden wäre, so hätte er vomApfel nicht gegessen'- (Temesköz-Lörinczfalva). — In Lörinczfalva,Magyar-Kanizsa (<strong>und</strong> vor ungefähr drei Decennien auch in Szeged)herrschte <strong>der</strong> <strong>Brauch</strong>, daß man an Hochze<strong>it</strong>en <strong>und</strong> bei Gelegenhe<strong>it</strong>des Schweineschlachtens dem angesehensten Gaste eine zugedeckteSchüs.sel, in <strong>der</strong> sich ein Sperling befand, vorsetzte.Eine an<strong>der</strong>e ungarische tJberlieferung erzählt : Gott trug demAdam <strong>und</strong> <strong>der</strong> Eva auf, daß sie von jedem Orte essen dürften,nur eine Frucht sollten sie nicht anrühren. Da aber Mutter Evawankelmütig war, so konnte sie nicht umhin, darnach zu greifen<strong>und</strong> Gottes Gebot zu übertreten. Als sie in den verbotenen Apfelbiß, fiel ihr Gottes Gebot ein. Sie errötete <strong>und</strong> sie schämten sichbeide, sie hüllten sich in Feigenblätter ein <strong>und</strong> begannen herumzuirren,konnten sich aber nirgends vor Gottes Zorn verbergen:sie verbargen sich unter dem Feigenbaum. Unter dem Feigenbaumwar eine Schüssel, die war zugedeckt. Mutter Eva konntesich ihrer sträflichen Neugier auch jetzt nicht erwehren, denn dieSchlange war da <strong>und</strong> zeigte ihr die Schüssel, dam<strong>it</strong> sie dieselbeaufdecke, was sie denn auch tat. In dieser Schüssel befand sich<strong>der</strong> Weltspie gel, in welchem Eva das Loos <strong>der</strong> zukünftigenWelt erblickte. Als dies nun Mutter Eva gesehen hatte, trat Gott


;110 Viilks;:liiiili«' i<strong>it</strong>nl rdi/iuscr Itniinli ilfi' Ma^^varen.in das raradies ein <strong>und</strong> trieb sie beide von dariinMi. Aber MutterEva liatlc ihr zuküiiflige.'; Schicksal schon t,'esf'h('fi <strong>und</strong> wolltenicht j^dcich von daiincn, son<strong>der</strong>n inle Im-iiuh. l);iun sandte(lotl einen Knj,'el aus, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> unter dini l'"fi;^'eid)auiri belindliclionSclnissei ein feuriges Schwert liervor/o;/ ; da ging auchMutter Eva aus dem Paradiese" (vgl. M üller, (iescli. d. anierikan.Urrel. S. (;24). (S/öreg.)Das P:iradies befindet sich nach ungarischem <strong>Volksglaube</strong>nam Himmel. Es he<strong>it</strong>jt: „Das Paradies befindet sich am llinunel<strong>und</strong> kann auch gesehen worden; die Sterne glänzen nach <strong>der</strong>Art, wie «lie P>;iiuue des Paradieses sich hin <strong>und</strong> her neigen"(Szöreg). — M<strong>it</strong> lie/.ug auf die Llntblg.samke<strong>it</strong> «les Weibes heiütes: „Eva wollte sich nicht fürchten; sie fürchtete sich auch nichtvor Adam. Dieser ging nun zu (lott <strong>und</strong> sagte ihm, data Evasich vor ihm nicht fürchten wolle. Sprach da Goltl ..Geh" <strong>und</strong>wasche dich im Flusse Tigris!" Adam wusch sich <strong>und</strong> es wuchsihm ein Bart. Als ihn nun Eva erblickte, erschrak sie: wer daswohl sei? Se<strong>it</strong> <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong> fürchtet sich das Weib vor dem Manne,aber — nicht ein jedes; manches ist so wie ein Pferd: man kannes schlagen, stotk-n — es folgt dennoch nicht. Eva wollte dann,(lau auch sie einen l!art bekomme: sie ging also auch zum Tigris,um sich darin zu waschen. Aber da stach eine Fliege ihrenBauch. Eva schlug auf ihren Bauch, <strong>und</strong> dort wuchs ihr einIiarl." (vgl. Mayer, Allg. Myth. Lex. 1. 81.) (Aus Egyhäzas-Ker.)Ferner heilst es: „Adam hatte bei <strong>der</strong> Schöpfung keinen Schnurbartan <strong>der</strong> Stelle des Schnurbartes stach ihn eine Fliege; Adamschlug nach <strong>it</strong>n-, da wuchsen ihm sofort Haare unter <strong>der</strong> Nase"(Sz()reg). — In <strong>der</strong> Überlieferung <strong>der</strong> Wotjaken sagt Inmar demMenschen, daß er sterben werde, wenn er sich den Tieren unterwirft.Vor den gröiäeren Tieren hütete sich <strong>der</strong> Mensch, auf denSperling aber gab er nichts, <strong>und</strong> diesem gelang es, ihn zu zwickenso kam <strong>der</strong> Tod <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kampf ums Dasein in die AVe<strong>it</strong> (Munkäcsia. a. O. S. 52). — Nach dem Sündenfall wandten sich dieTiere gegen Adam, So heißt es in den ungarischen Überlieferungen: „Die Katze ist ein schlaues Tier; am Tage brummte sie stets<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en zu, daß sie in <strong>der</strong> Nacht ihren Herrn o<strong>der</strong>ihreFrauverscharre (s. Abschn<strong>it</strong>t III. S. 71.). Doch Gott strafte die Katze,daß sie, wenn <strong>der</strong> Abend kommt, das vergifät, was sie am Tagegebrununt hat. Jel/.l brummt sie <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en vergebens etwas


IV. Kosmogonische Spuren. HlZU, denn sie vergißt es." (Szoreg.) — „Früher war die Bienebesser daran, als jetzt. Einmal sagte sie zu Christus, daß <strong>der</strong>sterben solle, den sie steche!" „Stirb auch du !" versetzte Christus.Se<strong>it</strong> <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong> stirbt auch die Biene. (Im magyarischen Sprachgebrauchstirbt = nieghal: die Biene, die Schwalbe <strong>und</strong> <strong>der</strong>Storch; die übrigen Tiere krepieren := megdögleni). Auch dieSchlange sagte, daß <strong>der</strong> sterben solle, den sie sticht. „Gut, dendu stichst, soll sterben ! Aber dich soll die Erde nicht in sichaufnehmen!" sprach Christus Die Erde nimmt sie auch nichtauf, denn wenn die Ze<strong>it</strong> kommt, daß sie sterben soll, dann legtsie sich auf den Fahrweg, dam<strong>it</strong> man sie zertrete" (Csanäd-Apäcza). In Egyhäzas-Ker erzählt man, daß: „die Schlangefrüher, als sie noch im Paradiese war, nicht gestochen habe; nurse<strong>it</strong>her sticht sie." — Von den Strafen in Folge des Sündenfallsheißt es we<strong>it</strong>er in <strong>der</strong> magyarischen Überlieferung: „Damals,als unser Vater Adam noch nicht gesündigt hatte, war sein ganzerKörper so, wie jetzt unsere Fingernägel; da er aber sündigte,verschwand dies. Nur die Nägel blieben als Andenkendaran zurück" (xMagyar-Kanizsa). Was die Bestrafung <strong>der</strong> Schlangeanbelangt, so heißt es im ungarischen <strong>Volksglaube</strong>n. „Wer eineSchlange sieht <strong>und</strong> sie nicht totschlägt, <strong>der</strong> sündigt; die hl. .^Iariawendet .sich von ihm ab, denn die Schlange ist ein von Gott verfluchtesGeschöpf, se<strong>it</strong> <strong>der</strong> Teufel in Gestalt einer Schlange denMenschen betrogen hat" (Temesköz-Lörinczfalva). Ferner heißtes in Egyhäzas-Kt'-r : „Als Gott den Adam in das Paradies führte,gebot er ihm: „Hier sei! Paradies w'achse! Menschengeschlechtvermehre dich!" Dies kränkte den Teufel, weil er daraus keinenNutzen hatte. In <strong>der</strong> Gestalt einer Schlange verführte er die Evazur Sünde. Dann verfluchte Gott die Schlange. Vordem war dieSchlange ein schönes Tier; Eva spielte m<strong>it</strong> ihr" (vgl. Weil, a. a.0. S, 22, 28). Auch <strong>der</strong> Pfau wird in <strong>der</strong> ungarischen Überlieferungbestraft: „Der Teufel hat außer dem Pfau keinen an<strong>der</strong>enVogel; denn dieser hat dem Teufel sein Fleisch verkauft <strong>und</strong> auchseine Füße, dam<strong>it</strong> er schöne Fe<strong>der</strong>n erhalte; er hat nun auchkein Fleisch, nur Haut <strong>und</strong> Knochen. Dam<strong>it</strong> er nicht übermütigwerde, bekam er häßliche Füße. Der Pfau getraut sich nicht, seineFüße anzublicken; denn wenn er seine Füße ansähe, würde erkrepieren" (Temesköz-Lörinczfalva); vgl.Weil a. a. 0. S. 20. ZurBestrafung <strong>der</strong> Unzufriedenen gehört die ungarische Sage aus


::11- V(plk>;/Iaiilip iiihI ipl<strong>it</strong>.'iAs«'r Kr.iiicli <strong>der</strong> .\I;i^'y;i<strong>it</strong>MiEgyliä/,as-K»'r: „Das Kind kuiii<strong>it</strong>e gleicli nacli seiner tlcbml t^ehen;wenn es fiel, erhob «vs sich <strong>und</strong> ging we<strong>it</strong>er. Als eine Frau sah,tial.t ihr Kind fallen uulltc haschte sie nach ilini. ])a sprach(Jolt: „Wenn es su ;,'nl nicht war, wie ich es erschallen, so tragedu jetzt ein Jahr lang o<strong>der</strong> noch län^'er die Sorge dir das Kind!"Se<strong>it</strong>her nml.! man Sorge für das Kind tragen <strong>und</strong> dennoch fälltes, sobald es zu gehen anfängt" (vgl. Müller, Siebenb. Sagen:Strafe d. Ungehors.). Vom Kuckuck erzählt man sich in Mäjdän„Der Kuckuck erbat sich von Gott das allerschrmste (lewand; erwar m<strong>it</strong> dem seinigen nicht zufrieden. Da ward fJolt zornig aufihn <strong>und</strong> setzte ihm den Teufelskamm auf. Se<strong>it</strong>dem bereut <strong>der</strong>Kuckuck siels seine Tat <strong>und</strong> ruft traurig, denn es lastet ein Fluchauf ihm'- (vgl. I'allas a. a. O. II. lyj; Barna, A Mordvinokpogäny istenei = D. heidn. Götter d. Mordvinen S. HC; KalevalaIV, öOO; Weil a. a. 0. 30).Wir wollen noch einige, mehr o<strong>der</strong> weniger hierher gehörigeungarische Überlieferungenm<strong>it</strong>teilen„Als Ciu'istus auf Erden wandelte, ward er müde <strong>und</strong> riefdas Pferd, dam<strong>it</strong> es ihn über den Morast trage. „Warte, bis ich sattwerde!" sagte das Pferd. „Gut, ilä denn auch dann, wenn duniclil willst!" sprach Christus den Fluch über das Pferd aus, währen<strong>der</strong> den Esel, <strong>der</strong> auf seinen Ruf selbst das schon zwischenseinen Zähnen befindliche Schilfrohr fahren ließ, segnete, dam<strong>it</strong>er auch auf einem Misthaufen überwintern könne. Ähnlich erginges auch dem Kuli- <strong>und</strong> Schafhirten. Früher rasteten die Rin<strong>der</strong>zur M<strong>it</strong>tagsze<strong>it</strong>, während die Schafe von den Fliegen geplagt wurden.Christus än<strong>der</strong>te an <strong>der</strong> Sache. Denn als er einmal Milchvom Kuhhirten verlangte, wollte dieser aus seiner .M<strong>it</strong>tagsruhenicht aufstehen, während <strong>der</strong> Schafhirt ihn bere<strong>it</strong>willig bediente.In den Kreis <strong>der</strong> Belohnung <strong>und</strong> Strafe gehört auch die folgendeungarische Sage: „Christus ging an den Schn<strong>it</strong>tern vorbei <strong>und</strong>verlangte Wasser. Eine heiratsfähige Maid brachte ihm sogleichfrisches Wasser. Als er nun m<strong>it</strong> Petrus weilerging, trafen sieeinen faulen Hirten an, <strong>der</strong> unter einem Birnbäume den M<strong>und</strong>oiTen lialteiid lag <strong>und</strong> wartete, dalä ihm die Birnen in den M<strong>und</strong>fallen mögen. Set. Petrus wollte die Maid belohnen <strong>und</strong> denBurschen bestrafen, Christus aber verheiratete sie m<strong>it</strong> einan<strong>der</strong>,dam<strong>it</strong> <strong>der</strong> Faule neben <strong>der</strong> Fleißigen leben könne <strong>und</strong> nicht zu(«r<strong>und</strong>e t^elie."


IV. Kosnin


:;114 Volksjrlaiilif <strong>und</strong> lol<strong>it</strong>riflspr Hr.imh <strong>der</strong> Ma^'yaren.erkläilc ei- iliiii, wa.s er iliiii belflilL'. iJcr \'\\n^ ackerte vunselbst, denn damals gab es noch keine Pferde. Der Teufel trathinzu, dam<strong>it</strong> er an sein Wort glaube, <strong>und</strong> nicht an das (iottesaber <strong>der</strong> Pllug ackerte we<strong>it</strong>er. Da glaubte ihm Adam <strong>und</strong> <strong>der</strong>l'tlug blieb stehen. Da ging Adam zu Gott <strong>und</strong> sprach„Herr, mein Schöpfer, <strong>der</strong> Pflug ackert nicht we<strong>it</strong>er!" Hieraufversetzte (Juli: .Warum hast du dem Satan geglaubt! Wenn dudahin znni(k)_'ehst, so schleu<strong>der</strong>e den, <strong>der</strong> neben dem Pflugesteht, an den l'lliig!'' Als Adam zurückkehrte, schleu<strong>der</strong>te erden Teufel su an den IMlug, daü er gleich in ein Pferd verwandeltwurde. Da sprach (Jott: , Spann" ihn ein, dam<strong>it</strong> er denPflug ziehe!" Se<strong>it</strong>her zieht das Pferd den Pflug." (Egyhazasker.Vgl. Weil a. a. O. 40.)Eine an<strong>der</strong>e ungarische Überlieferung erzahlt: .Als (Jottden Menschen pflügen lehrte, kam auch <strong>der</strong> Teufel hinzu <strong>und</strong>disputierte m<strong>it</strong> Gott, daß auch er zu pflügen verstünde. DerTeufel sagte, daLi er noch vor Hahnruf den Berg aufackere. Alser die M<strong>it</strong>te des Berges pflügte, schrie <strong>der</strong> Hahn. Der Teufelließ sogar seine B<strong>und</strong>schuhe zurück. Der Teufel hat gerippteB<strong>und</strong>schuhe." (Szeged-Madaräsziö.) In einer an<strong>der</strong>en ungarischenÜberlieferung wie<strong>der</strong> heilst es: ,.Als Gott den Menschen pflügengebot, gab er ihm einen solchen Pflug, <strong>der</strong> von selbst ging; maubenötigte kein Pferd dazu. Gott sagte dem Menschen: er sofleden Pflug nur gehen lassen, wohin er (von selbst) geht, <strong>und</strong> ihnnicht anrühren. Der Teufel kam hinzu <strong>und</strong> sah, dals <strong>der</strong> Menschpflügt, er sprach zu ihm: Es geht nicht gut, es geht nici<strong>it</strong> grade!kehr' dich herzu! dann wird die Furche grade sein!" Der Menschwendete den Pflug, <strong>der</strong> Teufel berührte ihn ; <strong>der</strong> Pflug bliebstehen, er ging nicht we<strong>it</strong>er. „Nun!" sprach <strong>der</strong> Teufel, „ichbringe dir schon vier Pierde, daß er gehen wird!" Der Teufelbrachte auch solche vier Pferde, daß <strong>der</strong> Mensch m<strong>it</strong> ihnen nichtumgehen konnte: es waren Teufel <strong>und</strong> nici<strong>it</strong> Pferde. Gott kamnun zum Menschen <strong>und</strong> sah, daß er m<strong>it</strong> den Pferden nicht umgehenkann, <strong>und</strong> da schl<strong>it</strong>zte er alle vier Beine <strong>der</strong> Pferde auf,\vorauf diese alle langsamer gingen. Damals wurden aus denTeufeln Pferde; man darf auch den Pferden nicht recht trauen,denn sie sind aus Teufeln entstanden!" (Szeged-Gajgonya.) InEgyhäzas-Ker sagt man noch: „Den Teufel schleu<strong>der</strong>te <strong>der</strong> heil.Petrus an die Pflugschar, so wurde er ein Pferd."


IV. Kosmogonische Spuren. 115Zum Schluß noch eine ungarische Trad<strong>it</strong>ion zu diesemThema : ..Als Gott den Menschen erschaffen hatte, gah er ihmeinen Pflug. Dieser Pflug ackerte von selbst. Gott .sprach:„Aber schlag' ihn nicht in die Se<strong>it</strong>e!" Kam hinzu <strong>der</strong> Teufel<strong>und</strong> zwang den Menschen, da(.^ er den Pflug in die Se<strong>it</strong>e schlage.Aber Adam schlug ihn nicht. Nun kam Gott <strong>und</strong> frug: .Geht<strong>der</strong> Pflug gut?-' Adam antwortete: ..Nicht beson<strong>der</strong>s gut! Kamher ein roter Mann <strong>und</strong> sagte, ich möge den Pflug in die ^Se<strong>it</strong>eschlagen." -Nun gut, Adam," sprach Gott, „ich gebe dir einenZaum, m<strong>it</strong> dem schlage den roten Manne an den Kopf, in diesesGeschirr spanne ihn ein, laß ihn auf die Weide gehen; dannkannst du den Pflug schlagen." Gott ging weg <strong>und</strong> es kam <strong>der</strong>Teufel <strong>und</strong> sagte wie<strong>der</strong>, <strong>der</strong> arme Mensch möge den Pflug indie Se<strong>it</strong>e schlagen. Adam schlug den Zaum dem Teufel an denKopf, spannte ihn ein <strong>und</strong> schlug auf den Pflug. Se<strong>it</strong> <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong>geht <strong>der</strong> Pflug nicht mehr von selbst. Der Teufel verwandeltesich in ein fuchsrotes Pferd, Adam spannte es ein <strong>und</strong> se<strong>it</strong>herzieht das Pferd den Pflug." (Szeged-Kirälyhalom.) —


V.Q 11 ä 1 S e i s t e r.Wenn irgend ein Glaube allen V()lkeni <strong>der</strong> Erde zu allenZe<strong>it</strong>en, unter allen Zonen <strong>und</strong> unter den verschiedensten Lebensbedingungengemeinsam war <strong>und</strong> ist, so ist es <strong>der</strong> Glaube anOuälgeister. In seinen Gr<strong>und</strong>zügen viel Neues finden wir auchim diesbezüglichen Glauben <strong>der</strong> Ungarn nicht, wohl aber so manchesWichtige, das zur Lösung mancher Frage einen nicht zuverachtenden Be<strong>it</strong>ragliefert.Beginnen wir m<strong>it</strong> dem Wer wolfglauben.Die geistige Krankhe<strong>it</strong> Lykanthropie läßt sich bei den<strong>Magyaren</strong> nicht nachweisen, obgleich sie einmal auch bei diesemVolke gegenwärtig gewesen sein mag. „Als eine Krankhe<strong>it</strong>, eineArt Wahnsinn," bemerkt R. Andree, tr<strong>it</strong>t die Lykanthropie bere<strong>it</strong>sim ersten Jahrh<strong>und</strong>ert auf <strong>und</strong> dauert bis ins späte M<strong>it</strong>telalterfort. Sie zeigte sich beson<strong>der</strong>s im Monat Februar, dannverließen die Kranken nachts ihre Wohnungen <strong>und</strong> schweiftenauf den Begräbnisplätzen umher ; wobei sie sich einbildeten, sieseien Wölfe o<strong>der</strong> auch H<strong>und</strong>e (Kynanthropie). Blässe <strong>und</strong> eingefallenesGesicht, hohle, tränende Augen, trockene Zunge <strong>und</strong>brennen<strong>der</strong> Durst, sowie Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sehkraft deuteten aufein tiefes, körperliches Leiden. Die Unterschenkel dieser Krankenwaren beständig m<strong>it</strong> W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Geschwüren bedeckt,wegen des Straucheins <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anfälle <strong>der</strong> H<strong>und</strong>e, <strong>der</strong>en siesich nicht erwehren konnten. Die Wölfe <strong>und</strong> H<strong>und</strong>e nachahmend,strichen sie bellend <strong>und</strong> brüllend umher. .. Im M<strong>it</strong>telalter erreichtedieser Wahnsinn seinen höchsten (irad <strong>und</strong> wurde vorzüglichdadurch furchtbar, daß die Kranken in ihrer Wut Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> Erwachsene töteten, wovon man im Altertum nichts wußte."I


V. Quälgeister. 117Andree hat nun nachgewiesen, „daß <strong>der</strong>selbe Glaube an dieTiervenvandlung meist in identischen Formen überall wie<strong>der</strong>kehrt,daß hier ein Gemeingut aller Völker vorliegt, kein abgeschlossenesBes<strong>it</strong>ztum irgend einer Rasse o<strong>der</strong> einer Familie, daß som<strong>it</strong> eineErklärung des Werwolfes aus den Anschauungen eines Volkesunzulässig ist, son<strong>der</strong>n hiebei allgemeine Gesichtspunkte, angenommenwerden müssen." Der alte ungarische GeschichtsschreiberM. Bei (Not. 2, 382) sagt: „Vulgus adulto errore cred<strong>it</strong>Xvxuv^gojTtovc esse — slavis wlokodlak id genus dic<strong>it</strong>ur — quie hominibus in lupos conversi, Lycasnis r<strong>it</strong>u, vindictam de bissumunt, quorum iniuriis sunt adpet<strong>it</strong>i. Quem autem hac suscipionesemel notaverunt, ab hoc multa sibi superst<strong>it</strong>ione cavent,ne novis provocatus iniuriis, ad Ingenium redeat."Mannhardt, C. Meyer. F. S. Krauss u. a. haben denWerwolfsglauben als ein Überbleibsel eines uralten, in die vorchristlicheZe<strong>it</strong> hineingehörigen Kultgebrauches zu erklären versucht.Diese Ansicht wird nun — wie wir sehen werden -- beson<strong>der</strong>sdurch den magyarischen <strong>Volksglaube</strong>n bekräftigt.„Geradeda, wo unsere Quellen verhältnismäßig am reinsten fließen, erscheintdie Verwandlung als eine periodisch wie<strong>der</strong>kehrende,"hebt C. Meyer hervor, „z. B. bei den Neurern (Herodot IV, 105)<strong>und</strong> ebenso auch in Preußen, Livonien <strong>und</strong> L<strong>it</strong>auen, wo es nachOlaus Magnus die Weihnachtsze<strong>it</strong> ist, in welcher unzählige Menschenals Wölfe herumlaufen. Hieraus ergiebt sich, daß wir esm<strong>it</strong> einer uralten, verschiedenen Völkern gemeinsamen Kultushandlungzu tun haben, nach welcher entwe<strong>der</strong> das gesamteVolk o<strong>der</strong> nur einzelne aus demselben, dem .Sündenbock <strong>der</strong> Hebräervergleichbar, vielleicht um irgend eine ver<strong>der</strong>bliche Gotthe<strong>it</strong>zu sühnen, in Wolfspelzen umherirren mußten. Darum heißtwohl auch bei den Germanen <strong>der</strong> Geächtete <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Gemeinschaft<strong>der</strong> übrigen Ausgeschlossene warch, d. h. Wolf.Nun erklärt es sich auch, warum das Ganze nach Einführung desChristentums einen so düsteren An.strich erhielt: es teilte in dieserBeziehung einfach das Schicksal <strong>der</strong> meisten aus dem Heidentumstammenden Gebräuche <strong>und</strong> Anschauungen. Wo es etwanoch eine Ze<strong>it</strong>lang fortdauerte; mußten sich die Beteiligten indunklen St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> abgelegenen Gegenden trefTen, weil ihr Beginnendas Brandmal des Teuflischen trug. Und endlich ausihren historischen Bedingungen herausgerissen, hielt sich die


Hfl Volksglaiilx' iin'l irligif<strong>it</strong>scr Hraiicli «Icr Mat-'yaren.Lykai<strong>it</strong>hiopio auch iiiclil mehr ausschlioLiIich an ihre ursprüiipliche,durch (Ion Kultus hcdiiigle Jahresze<strong>it</strong>, son<strong>der</strong>n sie trat niu'vereinzelt <strong>und</strong> /u je<strong>der</strong> Ze<strong>it</strong> des Jahres auf."H<strong>und</strong> <strong>und</strong> Wolf waren liei den allen Nhi^'varen Schwurtiere,auf die man l)eeidet wurde. In einem Hriel'e <strong>der</strong> baierisclienBisch()le an Tajist .lohami (Luduwig Script, i*. :{«;7) heiül es:„Quod nos |)raefati sciavi criminahantiu', cum urigaris lidpmcathoHcam violasse et per canem seu lupum aliastjue nefandissimaset elhnicas res, sacramenta et pacemegisse." H<strong>und</strong> <strong>und</strong> Wolf waren bei diesem Kidbrauch Kulttiere(vgl. Abschn<strong>it</strong>t III. .S. 72.)Bezeichnend i.st, daß bei den <strong>Magyaren</strong> jemand nur nachdem Tode Wolfs^'estalt annehmen kann. Dati er sich nach l!eliebenin einen Wolf o<strong>der</strong> Himd verzaubern <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> in


V. Quälgeister. 119men nach dem Tode in dieser Roßgestalt Rache für das ihneneinstzugefügte Leid.Diese drei Gestalten des ungarischen <strong>Volksglaube</strong>ns sind alsonicht zur Strafe in die betreffenden Tiere (Wolf, H<strong>und</strong>, Roß) verwandeltworden, son<strong>der</strong>n es wurde ihnen von Gott diese Gestaltnach ihrem Tode verliehen, dam<strong>it</strong> sie Rache nehmen an denjenigen,die ihnen Leid zugefügt haben <strong>und</strong> zwar deshalb, dam<strong>it</strong>an<strong>der</strong>e Leute sich daran ein Beispiel nehmen (peldät vegyenekröla) <strong>und</strong> ihre Untergebenen nicht quälen <strong>und</strong> übervorteilen sollen.So lautet überall im Lande die Moral, die sich das Volk aus diesemGlauben zurechtlegt.Nicht in Sagen <strong>und</strong> Märchen, son<strong>der</strong>n im Glauben desVolkes fristen diese Gestalten ihr Leben, <strong>und</strong> nirgends werdensie m<strong>it</strong> dem Vampyr in Verbindung gesetzt, nirgends treten sieals blutsaugende Wesen auf. Der ihnen im Leben kein Leid zugefügthat, dem bere<strong>it</strong>en sie auch keinen Schaden. Gegen Kugeln<strong>und</strong> Schlingen gefe<strong>it</strong>, verschwinden sie in die Enge getrieben,in die Erde, um gleich darauf an einem an<strong>der</strong>en Orte auf<strong>der</strong> Erdoberfläche zu erscheinen. Dieser Glaube, <strong>der</strong> auf alterKulthandlung beruht, ist bei den <strong>Magyaren</strong> entschieden wenigerverblaßt, als bei ihren Nachbarn, den Südslaven, sonst wäre auchbei ihnen eine Vermengung o<strong>der</strong> Gleichstellung dieser Gestaltenm<strong>it</strong> dem Vampyr nicht eingetreten <strong>und</strong> <strong>der</strong> alte Glaube nicht nurnoch in Märchen <strong>und</strong> Sagen nachweisbar (s. F. S. Krauss im„Ausland" 1890 Nr. 21).Vampyre kennt <strong>der</strong> magyarische <strong>Volksglaube</strong>n nicht, obwohlin zahlreichen deutschen Werken aus dem vorigen Jahrh<strong>und</strong>ertdie Rede von „hungarischen Vampyren~ ist (s. ein Verzeichnis<strong>der</strong> wichtigsten Werke bei Ipolyi a. a. 0. S, 231 Anm.).Das ungarische Volk hat den Vampyr nie gekannt, we<strong>der</strong> unterdem Namen „Vampyr", noch unter einer an<strong>der</strong>en Bezeichnung.Das Wort „Vampyr" übersetzen die ältesten Schriftsteller <strong>und</strong>Lexikographen m<strong>it</strong>: verszopö lelek = blutsaugende Seele, von<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksglaube</strong> aber nichts zu berichten weiß. —Eine eigentümliche Gestalt des ungarischen <strong>Volksglaube</strong>nsist <strong>der</strong> sogenannte Li<strong>der</strong> cz (in Dialekten auch: ludvercz, lodovercz,luczver, iglicz o<strong>der</strong> ihlicz). Alte Lexikographenübersetzen es m<strong>it</strong> = ignis fatuus, Irrlicht, h-rwisch, das „dasVolk für eine teuflische Erscheinung hält." Erdelyi (Magyar


120 Volksgliiulic iiml n'ligi


V. Quälgeister. 12!Eine Frau erblickte es, holte es in ihre Stube herein, reinigte es<strong>und</strong> legte es auf den warmen Herd, wo es bald zu sich kam <strong>und</strong>seinen Kopf hin <strong>und</strong> her drehend, m<strong>it</strong> großen Schr<strong>it</strong>ten auf- <strong>und</strong>ab zu gehen begann. Auf dem Herde befand sich ein großerTopf voll gesäuerter Rüben. Der Li<strong>der</strong>cz sprang auf den Topfrand<strong>und</strong> aß heißhungrig von den Rüben, wobei er fortwährendpiepte : „Ich esse Rüben vom Topfrande" (slavisch: zeru repuna nalepku). Die Frau wollte nun den Teufelsvogel hinaustreiben,aber er flehte <strong>und</strong> versprach, alles zu bringen, was sie sichnur wünsche. Die Frau wünschte sich nun zahlreiche Dinge. Erbr.achte ihr Gold, Getreide, Holz, Salz, Fett, Rin<strong>der</strong> u. dgl. Baldaber hatte die Frau alles vergeudet <strong>und</strong> verlangte vom zmokwie<strong>der</strong> allerlei Sachen. Aber sie wollte doch nicht für immer inseine Gewalt gelangen <strong>und</strong> dachte auf eine List. Von einer Altenerfuhr sie, daß wenn <strong>der</strong> zmok große Lasten trage, er zu Gr<strong>und</strong>egehe. Sie befahl ihm daher, den Aufboden m<strong>it</strong> Getreide zufüllen, wobei sie ein Loch in die Stube herein <strong>und</strong> ein an<strong>der</strong>esin den Keller hinab machte, so daß <strong>der</strong> Aufboden m<strong>it</strong> Getreidesich nie anfüllte <strong>und</strong> <strong>der</strong> zmok zu Gr<strong>und</strong>e ging."Aber nicht immer gelingt es^ sich vom Li<strong>der</strong>cz auf eine soleichte Art zu befreien. In den meisten Fällen muß manmlLilimeinen Pakt abschließen, einen Contrakt m<strong>it</strong> dem eigenen Bluteunterschreiben, seine Seele ihm verkaufen, m<strong>it</strong> ihm sein Essenteilen <strong>und</strong> ihn von seinem Blute saugen lassen. Ipolyi (S. 220)berichtet: ,.In <strong>der</strong> Stadt K. kannte je<strong>der</strong>mann eine magere, mürrischeAlte, die Frau eines Haiducken, die auf dem Düngerhaufeneinen aus einem faulen Ei gebrüteten Li<strong>der</strong>cz besessen habensoll. Der L. brachte ihr viel Gold, an dem aber selbst ihr Gattekeinen Anteil haben durfte; den L. aber trug sie an ihrem Busenm<strong>it</strong> sich herum, wo er ihr Blut saugte, so daß die Frau zusehendsabmagerte. Sie getraute sich auch nicht vor jemandemzu essen, denn <strong>der</strong> L. verlangte von jedem Rissen die Hälfte "Bezeichnend ist, daß vorzugswei.se Frauen einen Li<strong>der</strong>cz bes<strong>it</strong>zen,m<strong>it</strong> denen er sich dann auch geschlechtlich vermischt. Der<strong>Volksglaube</strong> weiß auch über die Geburt <strong>und</strong> seine beson<strong>der</strong>enEigenschaften zu berichten. G. Karcsay sagt (in <strong>der</strong> Ztschr.„Uj m. Muzeum" 2, 498), über den diesbezüglichen Glauben desmagyarischen Volkes in <strong>der</strong> Gsallöközer Gegend : ,.Der größteTeil <strong>der</strong> Dorfbewohner behauptet, einen in <strong>der</strong> Luft fliegenden L.


;1^ Volksglauhe <strong>und</strong> <strong>religiöser</strong> <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> Maffvaren.gesehen zu kaben, <strong>der</strong> dann so aussehe, wie eine feuripe Staupeer hat einen lanj^on Schweif, tliept gar srhnoll <strong>und</strong> spril/.l Feuerum sich herum; er IVwid durch den Kamin in die Stube herein,wollin er Sclir<strong>it</strong>/c brin^rt. Er entsteht aus einem Hahnenei, dasaber ein .Menscii ausbrüten muü <strong>und</strong> /war so, daü er das Eiunter <strong>der</strong> Armhöhle m<strong>it</strong> sich tragt. Ist <strong>der</strong> L. dem Ei entsprungen,so füttert man ihn heimlicii inil ungesalzenem Hirse <strong>und</strong>kSmmt ihn auch, aber er bleibt trotzdem ein zerzaustes, elendesKüchlein, das fortwährend piept, allnächtlich verschwindet <strong>und</strong>das Geld herbeibrin


V. Quält,'eister. ]2oMiskolcz ergänzt diese Berichte. Es heißt dort, <strong>der</strong> L, entstammeeinem schon bebrüteten, faulen Ei, das man in Dünger einscharrt<strong>und</strong> bis zum Mondwechsel dort läßt ; dann kriecht ein elendesHühnchen hervor, dessen Fe<strong>der</strong>n nach aufwärts stehen. Manfüttert es m<strong>it</strong> Milchhirso <strong>und</strong> stets schläft es m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Hausfrau.Es ruft: ^Was soll ich bringen?" <strong>und</strong> erfüllt jeden Wunsch seinerBes<strong>it</strong>zerin. Wenn es etwas zu holen liat, so fliegt es alsfeurige Kette durch den Rauchfang hinaus. Man kann seinerschwer los werden; denn wenn man es auch verkauft, so kehrtes doch immer wie<strong>der</strong> zurück. Giebt man ihm aber Schnaps ein,dam<strong>it</strong> es sich berausche <strong>und</strong> trägt man es dann um M<strong>it</strong>ternachtauf einen Kreuzweg, dann kehrt es nimmer zurück. Wer einenL. bes<strong>it</strong>zt, <strong>der</strong> hat seine Seele dem Teufel verkauft. Wer einvom L. gelegtes Geldstück findet, dasselbe aufhebt <strong>und</strong> es sichvermehren sieht; davon aber niemandem etwas sagt, <strong>der</strong> verfälltdem L. Er kann sich aber von ihm frei machen, wenn er dasGeld herausgiebt (vgl. den slavischen Glauben in <strong>der</strong> Laus<strong>it</strong>z beiGrimm 971). —Obwohl die älteren Lexikographen Li<strong>der</strong>cz m<strong>it</strong> = Irrwisch,ignis fatuus übersetzen, so hat <strong>der</strong> diesbezügliche Volksgaube, wieschon Ipolyi bemerkt, m<strong>it</strong> dem Irrlicht nichts zu schaffen. DasIrrlicht (bolygötüz) ist dem magyarischen <strong>Volksglaube</strong>n gemäßdie Seele eines sündenbeladenen Menschen (Ipolyi S. 361).„Die feurigen Menschen (tüzes emberek)", sagt er, „unterscheidetdas Volk vom Li<strong>der</strong>cz. Die feurigen Menschen beunruhigendas V^olk nicht drinnen im Dorfe, son<strong>der</strong>n draußen auf<strong>der</strong> Gemarkung. Diese werden aus denjenigen, die vom Ackeran<strong>der</strong>er abgepflügt, an<strong>der</strong>er Bes<strong>it</strong>z unrichtig vermessen, die Feldrainegefälscht, die Grenzsteine <strong>und</strong> Tafeln heimlich verschoben,bei <strong>der</strong> Grenzbestimmung falsch geschworen u. s. w. haben. DieSeelen dieser irren in <strong>der</strong> Gestalt feuriger Funken o<strong>der</strong> Kugelnauf dem Flattert herum <strong>und</strong> halten sich beson<strong>der</strong>s an den Ortenauf, wo sie einmal etwas Unrechtes getan haben. Die feurigenMenschen fügen niemandem ein Leid an <strong>und</strong> scheinen mehr zurBeunruhigung, zum Stören <strong>und</strong> Schrecken <strong>der</strong> Menschen verfluchtworden zu sein. Manchmal aber foppen sie den Menschen sosehr, daß er in Verzweiflung verfällt. Sie folgen ihm nacli <strong>und</strong>je rascher er läuft, desto eiliger folgen sie ihm; bleibt er stehen,so bleiben sie auch an einem Orte; ofl umschweben sie den


124 Vülks^'laiilic iiml rfli^Mosci Hnimh <strong>der</strong> M<strong>it</strong>rvan'ii.Wagen, flattern zwischen den Zugtieren <strong>und</strong> den Ka<strong>der</strong>n licniin.setzen sich auf die flörner <strong>der</strong> (Jchsen, lassen sich auf des MenschenKopf nie<strong>der</strong> u. s. w." Durch Gebet kann man sie nichtverscheuchen, wohl aber dtu'ch lautes Fluchen. Wer viel dabeibetet, <strong>der</strong> läuft Clefahr, von ihnen erdrosselt zu werden.Dem ungarisclien <strong>Volksglaube</strong>n sind die Irrwische auch unter<strong>der</strong> Gestalt feuriger Tiere bekannt. In <strong>der</strong> Burg von Ofenwurden die Tiirken von feurigen Gespenstern in Schrecken versetzt(Bei, .Not<strong>it</strong>ia hung nov. etc. 3. 356). In <strong>der</strong> .Nähe <strong>der</strong>Burgrunine von Leva schweift ein feuriges i{oß, bisweilen einfeuriger Stier o<strong>der</strong> ein Schwein umher; es soll dies die Seele einesBurghauptmamis sein, <strong>der</strong> einst viele Ungarn den Türken verkaufthat. Zwischen den Ortschaften Ipoly-Keszi imd Balog(Monter Com<strong>it</strong>at) ist ein Sumpf, „<strong>der</strong> See des Verböczi" genannt.Dort soll allnächtlich <strong>der</strong> Verböczi m<strong>it</strong> feurigem Barte auf feurigemWagen herumfahren (Ipolyi S. 362; über feurige Frösche,Schlangen s. Graal 136, Majlätli 206).Dieser Glaube führt uns zum Gespensterglauben über. Neues,im <strong>Volksglaube</strong>n an<strong>der</strong>er Völker nicht Vorkonmiendes haben wirin dieser Beziehung nicht zu berichten. ]\Ienschen, die man nichtgebührend begraben, denen man nicht die vorgeschriebenen Dingein den Sarg gelegt hat (s. Abschn. VI); die viele Sünden im Lebenbegangen haben u. s. w., die kehren zu ihren Hinterbliebeneno<strong>der</strong> zu bestimmten Ortenzurück <strong>und</strong> zwar gewöhnlich zur m<strong>it</strong>ternächtigenSt<strong>und</strong>e. Jede Burgruine, je<strong>der</strong> einsame Ort u. s. w.hat in <strong>der</strong> Sage irgend ein Gespenst (kisertet) <strong>und</strong> man könnteeinige dicke Bände m<strong>it</strong> ungarischen Gespenstersagen füllen. Raummangelverbietet uns, diesen Zweig ungarischen <strong>Volksglaube</strong>nsnäher zu berühren, beson<strong>der</strong>s w^eil <strong>der</strong>selbe keinen neuen, unbekanntenZug enthält. —Wir haben im I. Abschn<strong>it</strong>t schon ausführlich über das Tdtos-Roß gehandelt, Tätos heißt auch eine Art von Wechselbalg.Ipolyi (S. 447 ff.) bringt das Wort m<strong>it</strong> Saascr<strong>it</strong> tat (deva-tat,tasta),chaldäisch T haute, gallisch Theutates, german. Tuislo,Tuisco in Verbindung <strong>und</strong> berichtet auf Gr<strong>und</strong> des <strong>Volksglaube</strong>nsüber den Tätos als Menschen kurz folgendes. Der Tatoskommt m<strong>it</strong> Zähnen auf die W^elt. Wenn die Hebamme dies verrät,so tragen ihn die an<strong>der</strong>en T. w-eg. Zum T. muß man geborenwerden, dazu kann man nicht erzogen werden. Der Tätos-


V. Quälgdsler. 125mensch ist gewöhnlich ernst, nachdenkend <strong>und</strong> traurig, er mußeinmal im Leben m<strong>it</strong> einem Stiere kämpfen, wobei er auch dieGestalt eines Stieres annimmt. Während des Kampfes speien dieStiere Feuer. Hat <strong>der</strong> T. den Stier besiegt, so geht er auf Reisen<strong>und</strong> sucht sich ein Tätos-Roß. Er ist gegen Kugel nnd Schwertgefe<strong>it</strong>. Stirbt ein Mensch, von dem man glaubt, er sei ein T.gewesen, so legt man ihm Kieselsteine in den M<strong>und</strong>, sonst verschlingter den Mond. Das Kind, welches am Weihnachtsabendzur Welt kommt, aus dem wird gewöhnlich ein T. -Mensch. DerT. weiß die verborgenen Schätze in <strong>der</strong> Erde, doch er darf dieselbennicht anrühren." — Eine an<strong>der</strong>e M<strong>it</strong>teilung aus dem <strong>Volksglaube</strong>nhat Karcsay (Muzeum 2. 500) gemacht, die nur denneuen Zug enthält, daß <strong>der</strong> T. sich nach Belieben in Tiere verwandelnkann; meistens schweift er als Hirte o<strong>der</strong> Knecht herum<strong>und</strong> muß jedes siebente Jahr in ein an<strong>der</strong>es Land ziehen, wo erm<strong>it</strong> einem an<strong>der</strong>en T. zu kämpfen hat. W^er im Kampfe siegt,dessen Land wird im Jahre ungemein fruchtbar. Einige Sagenerzählen von einem Tatos, namens Kampa: „Der eisleibige, niedrige,dickbeinige Campö wohnte in Temesvär, woher er nachOfen zum König zum M<strong>it</strong>tagsmahl zu gehen pflegte. König Mathiashielt ihn stets in Ehren, weshalb die Königin ungeduldigward <strong>und</strong> oft ihren Gemahl frug: aus welchem Gr<strong>und</strong>e er diesenelenden Menschen so hoch in Ehren halte ? Dem König warddies lästig <strong>und</strong> einmal for<strong>der</strong>te er den Kampö auf, er möge einmalvor <strong>der</strong> Königin seine Kunst zeigen. Am nächsten Tage kamKampö zum M<strong>it</strong>tagsmahle, hing beim Öfinen <strong>der</strong> Thüre seinenoberen Kiefer an den Oberstock <strong>der</strong> Türe, den Unterkiefer aberlegte er auf die Schwelle <strong>und</strong> spie Flammen" (Ipolyi S. 450).Auch Gönczöl war ein solcher Tätos. „Er ist <strong>der</strong> Entdeckerdes Wagens <strong>und</strong> war ein gar weiser Mann, <strong>der</strong> m<strong>it</strong> Bäumen, Vögelnsprechen konnte <strong>und</strong> den Lauf <strong>der</strong> Sterne kannte, er vollbrachteviele W<strong>und</strong>er; sterben sah ihn niemand; man glaubt, erist an den Himmel versetzt worden , woer als Sternbild (GroßeBär, s. Abschn. IL S. 59) sichtbar ist" (Karcsay a. a. 0. 2,501). Auch in Lokalsagen wird <strong>der</strong> Tätos oft erwähnt (IpolyiS. 450): „In Sz. kam ein Tatos zu den Winzern des LandwirtenDörö <strong>und</strong> verlangte einen Imbiß. Diese schalten ihn, warum ernicht arbe<strong>it</strong>e. Nach dem Essen arbe<strong>it</strong>ete er also bis M<strong>it</strong>tag, aßm<strong>it</strong> ihnen das M<strong>it</strong>tagsmahl, ging aber vor ihnen hinaus m<strong>it</strong> <strong>der</strong>


126 Volk«!},'laul)e urnl rolifriöser Braiidi .lor Matryaren.Bemerk imi^', daü sir liir seijiu Arbe<strong>it</strong> bei (<strong>it</strong>-r Weinlese büüenweiden. Don') ^;iiig m<strong>it</strong> allem Nötigen zur Lese <strong>und</strong> da wardsein Weingarten pIcU/.lich durch Ilapel trän/ veiniclilfl, <strong>und</strong> zwarnur <strong>der</strong> seine allein." Alh' die dic^bc/.i<strong>it</strong>rlif^licn SM^n-n weisen nurdie angeführten Ziii^e uut'. Ob ni:iii mm (l;ir;m> .uir eine vei'-blaüle Krijuiernng an einen Prieslersland <strong>der</strong> heidnischen <strong>Magyaren</strong>zu tülgern berechtigt sei o<strong>der</strong> nicht, das wage ich bei denspärlichen Quellen nicht zu bestimmen, so viel aber ist gewiü,daü <strong>der</strong> Tiilos im <strong>Volksglaube</strong>n <strong>der</strong> Ungarn eine hervorragendeliolle spielt <strong>und</strong> in imziUiligen Märchen <strong>und</strong> Sagen vorkommt.Möglich, dalj bei Bildung dieser Gestalt die im M<strong>it</strong>telalter verbre<strong>it</strong>etenVirgil-Sagen das Ihrige beigetragen haben. -Der Glaube an Krankhe<strong>it</strong>sgeister ist bei (.len <strong>Magyaren</strong> uminseinen allerletzten Resten nachweisbar. Mirigy heißt: Geschwulst;mirigyszökes = bubo (eig. Geschwulst-Sprung). EineRedensart lautet: „Er ist neidisch wie die Mirigy I- (irigy mint amirigy.) Ott lieiM mirigy auch Pest, wofür die Szekler den Ausdruckcsonia o<strong>der</strong> csuma haben. Eine Vogelscheuche, die manauf Obstbäumen hängt, heilet ebenso. Das Fieber heißt li'iz; wasebenfalls auch eine Vogelscheuche bedeutet. Pest <strong>und</strong> Kolerawerden unter bestimmten Gestalten vorgestellt. Vor Jahren fingman die Kolera in Debreczin ab <strong>und</strong> schlug sie tot. Sie hattedie Gestalt eines haarigen, struppigen Tieres. In Oberungarn sahman auch die Cholera als eine dünne, graue Wolke einherschweben,aus <strong>der</strong> ein langer Arm hervorstach <strong>und</strong> bisweilen den Erdbodenberührte. Ein alter Fuhrmann trieb seine Rosse einmaldie Landstraße entlang, als er ein nacktes, m<strong>it</strong>ten auf dem Fahrwegeliegendes Kind erblickte. Das Kind bat ihn, er möge esauf den Wagen nehmen.Der Fuhrmann aber erschrak <strong>und</strong> triebseine Rosse an. Als er nach einer Weile nach dem Kinde zurückblickte,da sah er dasselbe zu seinem größten Staunen aufseinem Wagen liegen. Er bekreuzte sich <strong>und</strong> befahl dem Kindeim Namen <strong>der</strong> hl. Dreifaltigke<strong>it</strong> vom Wagen herabzusteigen. Hieraulversetzte das nackte Kind : -Duhast wohlgetan, daß du mirim Namen <strong>der</strong> lil. Dreifaltigke<strong>it</strong> herabzusteigen befohlen hast,sonst hättest du nnch in dein Dorf hineingefüh<strong>it</strong> <strong>und</strong> ich hätteeure ganze Gegend vernichtet. Ich bin die Kolera!" (S. Varga,A babonäk könyve S. 37 ff.)—


V. Quälgeister. 127Wir kommen nun auf den bedeutendstenQuälgeist des magyarischen<strong>Volksglaube</strong>ns zu sprechen.„Blutwallungen, denen sich Krämpfe zugesellen," sagt F. S.Krauss (im „Ausland" 1890 S. 329): „Anschwellungen <strong>der</strong> Blutdrüsenm<strong>it</strong> Milch- o<strong>der</strong> Blulfluti, schmerzhaftes Herzklopfen m<strong>it</strong>Atembeklemmungen <strong>und</strong> <strong>der</strong>gleichen kiankhafte Zustände, welchedie nächtliche Ruhe zur näcl<strong>it</strong>lichen Pein umwandeln können,führt <strong>der</strong> <strong>Volksglaube</strong>, einen Gr<strong>und</strong> für solche Wirkungen suchend,auf Bedrückungen nächtlicher Quälgeister, auf die Mahren zurück.Heutigentags ist man über die Erscheinung <strong>und</strong> die Volksauifassungv()llig im Klaren. Viele gelehrte Erklärungsversuche vertragenkaum mehr eine Erörterung, wie z.B. jene A. Hennes: „DieNachtgespenster sind abergläubige Entstellungen <strong>der</strong> Gestirne,<strong>der</strong>en Strahlen überall hindringen <strong>und</strong> den stärksten Einflufs aufdie Nachtruhe <strong>der</strong> Menschen üben, indem ihre Helligke<strong>it</strong> dieselbeoft stört o<strong>der</strong> vere<strong>it</strong>elt. In den wan<strong>der</strong>nden <strong>und</strong> irrenden Nachtmahren. . . erkennt man ohnehin (VI) die in Tiergestalt gedachten,ruhelos hinziehenden Sterne." Krauss meint nun ganzrichtig: „Henne verkennt <strong>und</strong> überschätzt den Einflufä <strong>der</strong> Sternenweltauf die Nachtruhe des Menschen. Der Mondsüchtige o<strong>der</strong><strong>der</strong> Nachtwandler ist m<strong>it</strong> dem Mahrgeplagten nicht zu verwechseln.Die Mahr verhin<strong>der</strong>t eben die Beweglichke<strong>it</strong>, sie legt denLeib des Schlafenden lahm, die Sterne aber <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mond beeinflussenin einer an<strong>der</strong>en, entgegengesetzten W^eise den Schläfer."Dal3 diese Ansicht richtig ist, dafür giebt uns zufälligerweisegerade <strong>der</strong> magyarische <strong>Volksglaube</strong> die erwünschten Belege.Mondsüchtige <strong>und</strong> Nachtwandler heißen im Magyarischenholdkoros =: Mondsüchtig, Mondkranker. Ein weiüer Greis erscheintvor dem Schlafenden <strong>und</strong> giebt ihm ein Knäuel in dieHand, dessen Fadenende er selbst in seiner Hand behält. DerSchläfer steht auf <strong>und</strong> folgt dem das Garn abwickelnden Greisenach <strong>und</strong> zwar so lange, bis das Garn vom Knäuel abgewickeltist; dann kehrt <strong>der</strong> Schläfer auf demselben Wege heim o<strong>der</strong> ererwacht. Vor kurzer Ze<strong>it</strong> ( xVlärz 1892} erschien ein solcher Greisvor dem Lager <strong>der</strong> Gattin meines Nachbarn, des Bauern l^istaJuhäsz im Wildbade Jegenye. Die Frau erwachte plötzlich <strong>und</strong>sah den Greis vor ihrem Bette stehen, <strong>der</strong> ihr das Knäuel in dielinke Hand drücken wollte. Einige Tage lang konnte sie keinWort sprechen <strong>und</strong> war totkrank. Nach <strong>der</strong> letzten Ölung ward


t:J8 Volksj


V. Quälgeister. 12r(entspricht, heißt im Ungarischen fekete asszony (schwarzeFrau) o<strong>der</strong> fekete pesztra (schwarze Kin<strong>der</strong>magd) o<strong>der</strong> szivmälra.Letztere Benennung wage ich nicht zu erklären; sziv= Herz <strong>und</strong> Mätra ist <strong>der</strong> Xame einer Karpathensp<strong>it</strong>ze.I.. Katona soll vor einigen Monaten über diesen Ausdruck geschriebenhaben, ich aber konnte diese Abhandlung we<strong>der</strong> vomVerfasser, noch an<strong>der</strong>swoher erhalten. ^Möglich, daß mätra eineEntstellung des slavischen mora o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong> deutschen Mahrist. Beweisen kann ich es nicht, behaupten will ich es nicht. -Fekete asszony heißt sie deshalb, weil sie als schwarzgekleidetes,mageres Weib beim Schläfer erscheint; fekete pesztraaber deshalb, weil sie als Quälerin <strong>der</strong> Wiegenkin<strong>der</strong> gefürchtetwird. Die rote Farbe hat sie nicht gerne, <strong>und</strong> um Kin<strong>der</strong> vorihr zu bewahren, bindet man ein rotes Bändchen an die Haubeo<strong>der</strong> macht m<strong>it</strong> Rötel einen Strich o<strong>der</strong> ein Kreuz an die Wiegedes Kindes. Kindein, die sie besucht, legt sie ihr -schweres,überaus großes Haupt" (neliez, szerfelett nagy fejöt) auf dieBrust, wodurch das Kind Atembeklemnmng, Husten <strong>und</strong> Bauchschmerzenbekommt. Je<strong>der</strong> Mensch, den die fekete asszonyim Schlafe besucht, nimmt an Kraft ab <strong>und</strong> siecht dahin, ohneeigenthch krank zu sein. Müttern saugt sie die Milch aus. Alsblutsaugen<strong>der</strong> Quälgeist tr<strong>it</strong>t sie im magyarischen <strong>Volksglaube</strong>nnicht auf. Wen die fekete asszony im Schlafe drückt, <strong>der</strong>lege eine Pflugschar o<strong>der</strong> einen Birkenbesen, m<strong>it</strong> dem er früherKohlen gekehrt hat, unter sein Bett. Hilft dies nicht, so lasseman ein Fre<strong>it</strong>agskind an einem Fre<strong>it</strong>ag nachts im Bette des Geplagtenschlafen.Oft nimmt die fekete asszony auch Tiergestalt an <strong>und</strong>erscheint beim Geplagten als Fle<strong>der</strong>maus, als schwarzer Hahn,ja selbst als winzig kleines weißes Roß. Der von ihr geplagteSchläfer sieht sie beim Erwachen oft auch als bläuliche Flammedurchs Schlüsselloch o<strong>der</strong> durch den Kamin entschwinden. Inmanchen Gegenden mutet man ihr auch die Eigenschaften desLi<strong>der</strong>cz zu (s. S. Uü) <strong>und</strong> glaubt, daß sie als verzaubertesKüchlein die Schläfer beunruhige, nebenbei aber auch dem GeplagtenSchätze zuführe.Wer die fekete asszony eigentlich ist, darüber gehenim magyarischen <strong>Volksglaube</strong>n die Meinungen auseinan<strong>der</strong>.'iManche glauben, sie sei eine Fi-aii, die Hexe werden wollte, alsV. Wlisloi-'ki: <strong>Volksglaube</strong> <strong>der</strong> Mai,'\areu. il


l'Vl Viilk-^^rUiilx' iiml rt»li;:i('.sf»r l^raiwli <strong>der</strong> Mucviircii.abor <strong>der</strong> Toulel ooiluin faciendi caiisa sich zu ihr legte, habesie ihn lortfjeslol.'icn <strong>und</strong> von <strong>der</strong> i^eschlcchUichen Vermischungnichts \viss


"VI.Tod 1111(1 Totenfetische.„Die bedeutsamsten Überreste des ältesten Glaubens", sagtF. S. Krau SS (Ztschr. d. Ver. f. Volksk. I. S. 148), behauptensich bei allen Völkern in den Totengebräuchen; denn sie unterliegenverhältnismäisig wenigen Verän<strong>der</strong>ungen, da sie durch diebeson<strong>der</strong>en, Herz <strong>und</strong> Gemüt aufs mächtigste erschütternden Ereignisseeine eigene Weihe <strong>und</strong> Heiligke<strong>it</strong> bes<strong>it</strong>zen, infolge welchersie immer wie<strong>der</strong> neu aufgefrischt <strong>und</strong> in Übung erhalten werden.Es ist klar, daß uns auf diesem Gebiete eingehende Erhebungengeschulter Volksforscher bei allen Völkern <strong>der</strong> Gegenwarttiefe Einblicke in die Entwickelung ursprünglicher <strong>religiöser</strong> Anschauungen<strong>und</strong> Vorstellungen eröffnen müssen. Je gründlicher<strong>und</strong> sorgfältiger <strong>der</strong>artige Erm<strong>it</strong>tlungen angestellt werden, <strong>und</strong> jeweniger sie durch subjektive <strong>und</strong> parteiische Deuteleien verdunkeltsind, desto wertvoller erweisen sie sich für die vergleichendeVölkerpsychologie.Die Totengebräuche <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong> weisen in mancher Richtungunverwischte ürsprünglichke<strong>it</strong> auf, wenn sie auch vielfach— wie dies nicht an<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Fall sein kann — m<strong>it</strong> christlichenAnschauungen versetzt sind.Das Wort haläl (Tod) wage ich nicht etymologisch zu erklären.Ipolyi (S. 367) setzt es in Verbindung m<strong>it</strong>: hall (erhört), hallgat (schweigt), halüad (schre<strong>it</strong>et vorwärts), ha(schläft), häla (Dank), hal (Fiscii), halom (Hügel), halovany(fahl, bleich). Der Tod als Person wird im <strong>Volksglaube</strong>n alsbleiches, gelbes (halovany, särga) Knochengerippe (csontväz) dargestellt,das eine Sense in <strong>der</strong> Hand hält. Oft wird er auch als


132 V'olkv.'l;iiilic uikI rrli^Nöscr Hriiiuli dtM M;i;:van'ri.WL'ilJgukleidL'ter llcilrr auf weil.u'iii liossi; silzend, dem wciücH<strong>und</strong>e nachfolgten, d:iigo.sl


VI. Tod <strong>und</strong> Tütonfelische. 133iiucli laiiye leben wird, so legt man uhne ihr Wissen einen ilirerausgefallenen o<strong>der</strong> ausgerissenen Zähne in Essig, <strong>und</strong> ist <strong>der</strong>Essig nach neun Tagen noch „klar", so lebt die belrcffende Personnoch lange; ist er aber trüb <strong>und</strong> bildet sich ein Schleimnm den Zahn herum, dann ,./jeht" (költözik) die Person garbaldvon dannen, deshalb muß man sie zum Kauf frem<strong>der</strong> Lebensjahrebewegen, wenn man ihr eben langes Leben wünscht. Stelltman vor das Lager eines Schlafenden eine brennende Kerze hin<strong>und</strong> weckt den Schläfer jäh auf, so kann man aus dem Erwachendesselben auf dessen frühen o<strong>der</strong> späten Tod schließen. Wennnämlich <strong>der</strong> Betreffende in seinem Bette aufs<strong>it</strong>zt, so stirbt erbald, denn „er ist schon gehfertig" (mär menöfelben van); drehter sich aber auf die Se<strong>it</strong>e, beson<strong>der</strong>s auf die linke, so lebt ei'noch lange. Wer von einem Ehepaar in <strong>der</strong> Brautnacht zuersteinschläft, <strong>der</strong> stirbt auch zuerst (über das „Spinnnetzwerfen"s. Abschn. lü. S. 80).We<strong>it</strong> verbre<strong>it</strong>et ist <strong>der</strong> Glaube, daß man durch Vertluchungen,Beschwörungen <strong>und</strong> sympathetische M<strong>it</strong>tel Menschen, denenman feind ist, vom Tod abholen lassen kann, ohne daß jemantldavon etwas erfahre. Man sperre einen schwarzen H<strong>und</strong> ein <strong>und</strong>gebe ihm bei abnehmendem Monde auf Brot geschmiert etwasvom Sperma des Mannes o<strong>der</strong> den menses <strong>der</strong> Frau o<strong>der</strong> <strong>der</strong>Nachgeburt zu fressen; dann sammle man den Kot des H<strong>und</strong>es,pulverisiere ihn <strong>und</strong> mische ihn in die Speisen des Menschen,von dem man die betreffenden Dinge heimlich erlangt hat <strong>und</strong>dessen Tod man herbeirufen will. Daher die Redensart in einigenoberungarischen Gegenden auf einen plötzlich Gestorbenenangewendet: „Er ißt keinen schwarzen H<strong>und</strong>ekot mehr" (nemeszik több fekete kutyaszart). Auch dem magyarischen <strong>Volksglaube</strong>nist das sogenannte „Joch werfen" (igavetes) bekannt.Wünscht man den Tod einer Person, so vergrabe man ein Jochirgendwo im Freien <strong>und</strong> suche die Person zu überreden, sich aufche Stelle hinzulegen. Legt sie sich hin, so stirbt sie bald. Werrückwärts schre<strong>it</strong>et o<strong>der</strong> seinen eigenen Schatten anspe<strong>it</strong> o<strong>der</strong> besudelt,dem stirbt die Mutter; hat er keine Mutter mehr, einenahe Verwandte. Wer m<strong>it</strong> dem Blute eines Toten den Xabeleines Schlafenden einreibt, <strong>der</strong> bewirkt den baldigen Tod desBetreffenden. —


134 Volksplaulic iiiiil icli^riiiscr IJraucli t-lci M.i^'Viiicti.|)«'iii TüIl'h wird in t'iiiigcii (legeiidcii ein (Irld.-Iiick <strong>und</strong> i-iuStückchen Brot in den Sarg gelegt, dam<strong>it</strong> er Ijci den siebenMauten, an denen er ins Hininielreich voriibeiv.icl<strong>it</strong>, den Zoll onlrichlenkönne. Tm dem Toten die Rückkehr zu vorleiden,schössen die S/eklci- in Irüheren Zeilen m<strong>it</strong> Klinlen ins (irah,wenn schon <strong>der</strong> Sai-^' hinabgelassen war. (Kallay. iii~t. i'rl. 47).In einigen ürtstliaUcn wird dem Totrn auch ein Stückchen V(jneiner Säge m<strong>it</strong>gegeben, dam<strong>it</strong> sein (Jewand daran häiig


VI. Tod iin


136 Volks^'laulie iirnl <strong>religiöser</strong> Braurli ilcr M.i/varcn.Ieil) 'rolciiliciii ij[ek(tcl<strong>it</strong> liabe, daiiiil ihr tolir Lieli-Icr lieiiiikclirc.Der Tulc erschien mal ihc Ahiid starb. Med n yaiis/, ky er/.ähllin .seinem erwähnten .Manu.scripl (S. 47): Ein Hauer trug einmaleine Totenrippe heim. Se<strong>it</strong>her kam allnächtlich <strong>der</strong> Tute an da.sFenster des Bauern <strong>und</strong> verlan^'te seine Kippe zm-ück. Dieseraber koniile >ie iliin nicht /.uriickstellen, denn er halle sie verbram<strong>it</strong>.Seil <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong> magerte er, .seine Familie <strong>und</strong> sein Vielistandab <strong>und</strong> elend <strong>und</strong> von Unglück . verfolgt, soll' er sich/AITode.In dieser ersten Richlung, d, li. wo dieser Volksglaid)eliejT.scht, kann man durch Tote nur Unheil heraufbesehören, niehlaber Unheil abwenden. Wünscht man den baldigen Tod einerPerson, so eignet man sich etwas von ihrem Blute an <strong>und</strong> >( hmiertdam<strong>it</strong> die linke Fufi^ohlc eines Toten vor seiner Beerdigung ein.Die betreuende Person verfällt dann in die Bleichsuciil, magertab in dem Malse, wie <strong>der</strong> Tote in <strong>der</strong> Erde abnimmt <strong>und</strong> stirbtbald. Will man eine Maid o<strong>der</strong> Frau imfruchtbar machen, soreibe man die Gen<strong>it</strong>alien eines toten .Mannes m<strong>it</strong> dem .Menslniationsblutedes betreffenden Weibes ein. Eine Redensart im KalotaszegerBezirk, auf kin<strong>der</strong>lose Weiber angewendet, sagt: «Siehat auf einen Toten uriniert" (holtra peselt). Soll ein Ehepaarin stetem Unfrieden leben, so nimmt man heimlich Haare vomHaupte bei<strong>der</strong> Gatten <strong>und</strong> legt sie aufs Haupt eines Toten. DieEhegenossen werden so lange m<strong>it</strong> einan<strong>der</strong> in Unfrieden leben,sich stets in den Haaren liegen, bis ihre dem Toten beigebrachtenHaare nicht verfault sind. Will man den Viehstand jemandesvernichten (elpuszt<strong>it</strong>ani), so nehme man etwas Geifer vom .AFauleeines V'iebcs <strong>der</strong> betreffenden Person <strong>und</strong> schmiere diesen Geiferheimlicb an den Sarg eines Toten. Bis <strong>der</strong> Sarg nicht verfault,so lange hat <strong>der</strong> Betreffende nur Unglück über Unglück in seinemViehstand. Steckt man ein Knochenspl<strong>it</strong>terchen jemandemin den oberen Teil des Türstockes, jedoch auf <strong>der</strong> Se<strong>it</strong>e, dienicht gegen die Stube zu gekehrt ist, so wird <strong>der</strong> Betretendeschön langsam ein Stück nach dem an<strong>der</strong>en seines Bes<strong>it</strong>ztumsverlieren; in die innere, <strong>der</strong> Stube zugekehrten Se<strong>it</strong>e gesteckt, bewirktdies Knochenspl<strong>it</strong>terchen rasche Vermehrung des Bes<strong>it</strong>ztums.Gieht man jemandem pulverisierte Haare eines Toten inSchnaps gemischt zu trinken, so wird <strong>der</strong>selbe an <strong>der</strong> Trunksuchtzu Gr<strong>und</strong>e gehen. Im Katolaszeger Bezirk sagt man von


:^ Tl. Tod <strong>und</strong> Toterifelische. 1:57einem Trunkenbold: „Man liat ihm gebrannten Pelz gegeben"(perkelt b<strong>und</strong>ät adtak neki). In Gegenden, wo die zwe<strong>it</strong>e Richtungdes diesbezüglichen <strong>Volksglaube</strong>ns die vorherrschende ist,da bewirkt man durch obiges M<strong>it</strong>tel gerade das Gegenteil; manverleidet dadurch <strong>der</strong> betreffenden Person das Trinken. —Bezüglich dieser zwe<strong>it</strong>en Richtung, zu <strong>der</strong> wir jetzt übergehen,habe ich alles Einschlägige aus den in dem Vorworte angeführtenQuellen <strong>und</strong> meinen Aufzeichnungen, sowe<strong>it</strong> dieselbenvon Belang waren, aufgenommen.Beson<strong>der</strong>s spielt die Heilkraft <strong>der</strong> Totenfetische eine großeRolle im ungarischen <strong>Volksglaube</strong>n.Hat jemand einen unheilbaren Ausschlag am Leibe, soholt ein Mensch, <strong>der</strong> .Johannes heißen muß, vom Friedhof einTotenbein, pulverisiert es <strong>und</strong> kocht dann dieses Pulver m<strong>it</strong>Hirse, Linsen <strong>und</strong> Bohnen zu einem halbflüssigen Brei, m<strong>it</strong> demer die W<strong>und</strong>en des Leidenden einreibt, wobei er die Formel hersagt: „Aussätziger Mensch kam zu .Jesus; bei seinem Anblicklief <strong>der</strong> Apostel Johannes weg. Aussätziger sprach zu Jesus„Rühr" mich nicht anl" Jesus sprach zu .Johannes: „Rühr" ihnanl" Jesus berührte ihn m<strong>it</strong> einem grünen Zweige. Eile vonhier weg, du höHische Krankhe<strong>it</strong>, wie Johannes einst weglief..."(Poklos ember ment a Jezushoz; Jänos apostol latlärä elszaladt.Poklos mondä Jezusnak: .,Xe nyülj hozzäm!" Jezus mondä .Tanosnak:„Xyülj hozzä!" Az ür Jezus hozzä nyült egy zöld ;'iggal.Siess el innen pokoli betegseg, mint Jänos egykor elszaladt. . .) Nach drei St<strong>und</strong>en wird <strong>der</strong> Leib von diesem Brei m<strong>it</strong>Wasser gereinigt, welches man dann auf einen Friedhofsstrauchgießt. Siphil<strong>it</strong>isclie Kranke wenden dasselbe M<strong>it</strong>tel an, doch mußdas Totenbein von einem „unschuldigen", womöglich siebenjährigenKinde sein (vgl. Varga S. 145), Bei Augenweh tteiüluLman das Auge m<strong>it</strong> <strong>der</strong> linken Hand eines Toten. L'm einenAuswuchs zu entfernen, reibt man denselben bei abnehmendeinMond m<strong>it</strong> einem von dem Friedhofe geholten Menschenknochen,den man dann bei zunehmendem Monde in ein fließendes Wasserwirft. Dasselbe .M<strong>it</strong>tel wendet man auch beim Kropf an o<strong>der</strong> beirunzligem Bauch nach <strong>der</strong> Geburt. Die Bleichsucht vertreibt man,wenn man einige Tropfen vom eigenen Blute m<strong>it</strong> welchen Excrementenimmer des Toten (Speichel, Blut u. s. w.) mischt <strong>und</strong>dann in das noch offene Grab des betreffenden Toten vor dessen


I'W Vn|kst,'I;uilic iiml iclii/iüsor Hraiirli ilr-i .Mi^-vaicii.I|]ct'i(liguiifr wirft. Heim Aiigeiislarr verbindel man hei abiK'linipridcmMoii(!(! das Augo m<strong>it</strong> einem Leiclieiiluclistiick, das manvom KriodliolV aus einem (Irabe sieh verschalTI <strong>und</strong> nimm! eserst l)ei /nnehmendcm .Monde herab <strong>und</strong> dann das 'J'ucli vert,'räbt,wobei man die Worte sagt : ..Jesus von Xa/.aicth, K(>ni^'<strong>der</strong> Juden; <strong>der</strong> l.nwv aus Juda's Stamm liat ^'esiejjt : tlielil ihrfeindhchen 'J'eild (lelobt sei <strong>der</strong> teuere heihge Nanif des HerrnJesus Christus: das schöne, reine goldige Wasser lU's liril. .lohannes,Anna ging weg; ein Zweig traf ihr Auge: nach (h-mZweige lih<strong>it</strong>, na«h (h-m Hhil«- W<strong>und</strong>e, fiach <strong>der</strong> W<strong>und</strong>e Haut(Sfarrhaul), nach <strong>der</strong> Haut Dimkelhe<strong>it</strong> Im i'aradies des HerrnJesus sind drei scheine likmien : darunter s<strong>it</strong>zen drei Jungfrauen,die eine wäsci<strong>it</strong> das Bhd ab; die an<strong>der</strong>e ölTnet che>Vmi(h'ng(srli\vMlst; »he dr<strong>it</strong>te spaltet (He Haut. Hh<strong>it</strong> versickereob des lihiles Christi: W<strong>und</strong>e verschwinde ob <strong>der</strong> fünf Wunih-nChristi; Haut plat/.e ob Christi heiligen Todes, ob <strong>der</strong> siebenSchmerzen <strong>der</strong> heiligen Jungfrau Maria. Ijlut auf Wasser! Finsternisauf Kot! Licht auf die Augen! Das Blut, die Geschwtdsf,die Haut verschwinde so, eile davonzugehen, wie die heil. Jungfraugeeilt hat auf den Kalvarienberg." (Originaltext bei Vargaa. a. O. S. 14(i.)Xägel, Haare <strong>und</strong> Blut von Erhängten werden Kranken, diean <strong>der</strong> P'allsiicht leiden, in Getränke gemischt, eingegeben. InErmangelung dieser Sachen giebt man den Kranken pulverisierteMenschenknochen ein. Ungefähr 1874 entdeckte die Polizei inDebreczin eine /reulelsküche", wo man Menschenschädel, Totengebeine,Nägel, Haare <strong>und</strong> Kleidungsstücke von Erhängten vorfand,woraus das betreffende Weib, das im Rufe einerW<strong>und</strong>erdoktorin stand, die ^Medikamente verfertigte (s. Vargaa. a. 0. S. 140).Gegen Gicht <strong>und</strong> Glie<strong>der</strong>reilsen legt man einen lebendig aufgeschl<strong>it</strong>ztenFrosch, den man m<strong>it</strong> „Knochenpulver " (csontpor),aus Totengebein gemacht, bestreut, auf den kranken Körperteil.Wenn man den Frosch nach drei Tagen herabnimmt, so vergräbtman die Hälfte davon in dia Erde <strong>und</strong> spricht: ,.Wenn's dir beliebt,bleib' hier" (ha tetszik, <strong>it</strong>t maradj), die an<strong>der</strong>e Hälfte desFrosches aber wirft man in fließendes Wasser <strong>und</strong> spricht:„Wenn's dir in <strong>der</strong> Erde nicht gefällt, so schw imme denn we<strong>it</strong>er"(ha a földben nem tetszik, hat uszäl toväbb). Eselsschwanzhaare


VI. Tüll <strong>und</strong> Tolfnlelisclic. 139<strong>und</strong> Ilaiirc von einem Totenkupf m<strong>it</strong> Kuhmist zu einem Brei gekücl<strong>it</strong>imd auf den kranken Körperteil aufgelegt, verschafft Heilung.Beim Herabnehmen des Verbande.s mufs man die Formelhersagen: „Als Herr Jesus m<strong>it</strong> Josef <strong>und</strong> Maria auf E.selsrückeiir<strong>it</strong>t, trat <strong>der</strong> Esel auf die Brücke <strong>und</strong> tat seinem Fuüe weh.Josef sagte es Maria, Maria sagte es ihrem heiligen Sohne, Jesussagte dem wehen Fuße : werde heil !" (Mikor az iir Jezus, Jözseffeles Märii'ival szamärhäton järt, a szamar a hidra lepett es a läbamegfäjult. Jözsef mondta Märiänak, Mi'iria mondta szent (iänak :Jt'zus mondta fdjös labnak: legy egezseges.) Dann trägt ein an<strong>der</strong>erMensch diesen Verband zu einem fließenden Wasser <strong>und</strong>übergiebt ihn m<strong>it</strong> obigen Worten einem Dr<strong>it</strong>ten, <strong>der</strong> dann auchdiese Formel sprechend, den V^erband ins Wasser wirft. Beidemüssen dann auf einem an<strong>der</strong>en Wege vom Wasser zurückkehren,als auf welchem sie hingegangen sind.Hat jemand die Gelbsucht, so trage er ein Totenknöchleinam bloßen Leibe bei


I 10 Volks;;!. iiilip iiinl rolii,'if)sor Riaiicli <strong>der</strong> M.i?yar*>n.hiecliüu. Hei (l('l);iniiiillL'rlliil."i wasche man ileii Icidriulcn 'l'iilluil Essif,', doli iii.iii m<strong>it</strong> etwas Kiclienlaiib in ciiKMii 'rolf-nscliädol('iu;iniil hat. Das limslhein eines loten .Mannes bei sich/.u tra^'eii <strong>und</strong> lä^Hich davon etwas v.u pulverisieren <strong>und</strong> m<strong>it</strong>eiiKMii Dekokt von IJrennnesselsanien ^eniischl den l'ntcricih einzureiben,i^'ilt für (Mii allgemein bekanntes M<strong>it</strong>tel .id facilioreniconeepluiii <strong>der</strong> uii^'arisclieii DorCsCrauen. Das Eiweii.i <strong>und</strong> denweiUen Fleck vom Doller des Hiiliiiereies soll man mil dem Blutedes Maniies mischen, dies dann in einen Tdlenknochen rülleii<strong>und</strong> denselben an dem Orte vergraben, wo <strong>der</strong> .Mann das W'a-serabzuschlagen |iflegt <strong>und</strong> man erhiihl dadurch die (Jonception <strong>der</strong>Frau. Eine Redensart, auf einen kin<strong>der</strong>reichen .Mann angewendet,sagt: „M<strong>it</strong> seinem Blut hat man ihm Eier gerührt" (ven-vcllojast kevertek neki). Menschenfett <strong>und</strong> Menschenblut mischeman m<strong>it</strong> einan<strong>der</strong> <strong>und</strong> reibe dam<strong>it</strong> die Herzgegend solcher Leuteein, die an hysterischem Herzklopfen <strong>und</strong> Atemlosigke<strong>it</strong> leiden.Zu bemerken ist, daß „Menschenfett " einer <strong>der</strong> gesuchtesten .\rlikelin den ungarischen Apotheken ist. f!ew()hnlicli erhält <strong>der</strong>Bauer statt Menschenfettt Schweineschmalz. M<strong>it</strong> seinem Spermabefeuchte <strong>der</strong> Mann ein Läppchen <strong>und</strong> werfe dies ins offene Grab,seine Impotenz wird scbwinden. Um hrsinm"ge zu beruhigen,gebe man ihnen einen Aufguß von Ulmenrinde in einem Totenschädelzu trinken. xM<strong>it</strong> dem Blut <strong>und</strong> Speichel des Irrsinnigensoll man das Hinterhaupt eines Toten anfeuchten, dam<strong>it</strong> <strong>der</strong>Kranke „so viel Verstand bekomme, als <strong>der</strong> Tote einst gehabthat." Gegen die H<strong>und</strong>swut soll man Tieren <strong>und</strong> Menschen pulverisiertesMenschenherz in die Speisen mischen (ein a{)probatesM<strong>it</strong>tel <strong>der</strong> erwähnten .,Teufelsküche" zu Debreczin). Will mansich von <strong>der</strong> Krätze befreien, so schmiere man sich den Leib m<strong>it</strong>Fett <strong>und</strong> Schwefel.staub ein <strong>und</strong> gieße das Badwasser auf Totengebeine(vgl. B. W. Schiffer in <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong>schr. -Am Ur-Quell"III. S. öl). M<strong>it</strong> den Resten eines Totengewandes reibt man denm<strong>it</strong> Rotlauf behafteten Körperteil ein, dam<strong>it</strong> er ges<strong>und</strong>e. Warzenkann man dadurch vertreiben, daß man sie m<strong>it</strong> dem Wasser anfeuchtet,in dem man einen Toten gewaschen liat. Hat manZahnweh, so kann es durch Speien auf einen (Jrabhügel o<strong>der</strong>o<strong>der</strong> durch Reiben <strong>der</strong> schmerzenden Zähne m<strong>it</strong> dem Zahneeines Toten vertrieben werden.


VI. Tod <strong>und</strong> Totenfetische. 141Ehe ich den Glauben an die Heilkraft <strong>der</strong> Totenfetische verlasse,will ich hier den Bericht einer ungarischen Ze<strong>it</strong>ung (Pol<strong>it</strong>ikaiUjsäg 1861 S. 149) im Auszuge m<strong>it</strong>teilen : In <strong>der</strong> südungarischenStadt P. (den Namen verschweigt das Blatt) lebte dieW<strong>it</strong>we K. L,, die einen Zw<strong>it</strong>ter zum Kinde hatte. Dieser warbere<strong>it</strong>s zwanzig Jahre alt, ging in Weiberklei<strong>der</strong>n herum, rauchteTabak <strong>und</strong> verrichtete Arbe<strong>it</strong>en <strong>der</strong> Männer. Er war dabei dieZielscheibe <strong>der</strong> Gassenjugend. Im Fasching des angeführtenJahres fiel es ihm ein, sich verehelichen zu wollen. We<strong>der</strong> Drohungnoch B<strong>it</strong>ten von Se<strong>it</strong>en seiner Anverwandten lenkten ihnvon seinem Vorhaben ab. Da griff seine Mutter zu einem Zauberm<strong>it</strong>tel,„um das Geschlecht ihres Kindes in Ordnung zu bringen"(hogy gyermeke nemöt rendbe hozza). .Spät abends gingsie m<strong>it</strong> dem übrigens starken Zw<strong>it</strong>ter auf den Friedhof <strong>und</strong> beideöffneten dort das Grab <strong>und</strong> den Sarg einer vor kurzer Ze<strong>it</strong> beerdigtenJungfrau. Die Mutter hieß nun den Zw<strong>it</strong>ter, sich nebendie tote Maid zu legen <strong>und</strong> die Nacht dort zuzubringen. DerZw<strong>it</strong>ter tat es auch ohne Furcht <strong>und</strong> Grauen, nachdem die Mutterihm noch verschiedene Geheimtränke für die Nacht m<strong>it</strong> ins Grabgegeben hatte, die man am nächsten Morgen im offenen Grabeneben dem toten Zw<strong>it</strong>ter vorfand. Auf welche Weise <strong>der</strong> Zw<strong>it</strong>terums Leben kam, konnte o<strong>der</strong> wollte man öffentlich nicht k<strong>und</strong>geben; so viel aber ist gewiß, daß er an <strong>der</strong> Leiche eine Schandtatverübt hatte, um dadurch „sein Geschlecht in Ordnung zubringen." Die Mutter erhängte sich am nächsten Tage, nachdemsie ihren Bekannten eingestanden hatte, daß sie durchdies M<strong>it</strong>tel ihr Kind „zu rechtem Manne" (igazi ferfivj'i) habemachen wollen . . .Es ließen sich noch so manche gräuliche Zaubereien ausälterer <strong>und</strong> neuerer Ze<strong>it</strong> anführen, auf die wir aber aus Kaummangelnicht eingehen wollen : überdies kommen ja <strong>der</strong>gleichenähnliche Begebenhe<strong>it</strong>en auch an<strong>der</strong>swo vor <strong>und</strong> werden von <strong>der</strong>Tagespresse oft genug in entstellter Form m<strong>it</strong>gefeilt, was ebenein großer Nachteil für die Volksk<strong>und</strong>e ist. —Zum Zaubern, beson<strong>der</strong>s „das Glück an sich zu binden"(a szerencset magähoz kötni), eignen sich vor allen Dingen Körperteileeines Toten. Nehmen wir zuerst den Liebeszauber.Kann eine Maid Blut von einem Burschen erlangen, ohne daß eres bemerkt, <strong>und</strong> reibt es an die Sohlen eines Toten, so kann


143 Vdlks^'liuihp uml ipli(,MiJ.ser Hniudi ilcr Mi<strong>it</strong>ry;irf»ii.<strong>der</strong> Bursche iiininier vuii ihr lassen, muti seine Schrille ^tels zuIilir hinlenken. Elieniüinier tun desgleichen m<strong>it</strong> den Menses <strong>der</strong>Galtill, um sich dir 'rreiie <strong>der</strong>solhcn /.n Ix-waliron. Wer denMut hat, <strong>der</strong> schi'eihe in <strong>der</strong> 'riioinasiiacht m<strong>it</strong> seinem eigenenlih<strong>it</strong>e so viele Frauen-, bezieliungsweise Männcrnamtn auf einreingevvaschenes Tolenbein, als darauf Fiat/, haben, lege es unterden Ko|)rpolster <strong>und</strong> schlafe darauf. Beim ersten Erwachen leckeer m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Zunge an einer Stelle das Totenbein <strong>und</strong> welchenNamen er i)efouchlet hat, den Namen wird <strong>der</strong> (iatte, beziehungsweisedie Clattin haben. Im Kalotaszeger Bezirk scheint dieser<strong>Brauch</strong> allgemein verbre<strong>it</strong>et zu sein. In meinem gegenwärtigenWohnort (Wildhad .legen ye) <strong>und</strong> in de.ssen l'mgebung .sagt manvon einem, <strong>der</strong> uiierwa<strong>it</strong>et heiratet: „Er hat ein Bein geleckt"(läbszärat nyalt). Sargspänne, Friedhofserde <strong>und</strong> die eigenenMenses knetet die lläromszeker Maid zu einem Kottoig <strong>und</strong> legtihn so vor die Türe, daü <strong>der</strong> von ihr gehende Bursche darauftreten mul.i. Dann nimmt sie den Teig m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Ful.'jspur <strong>und</strong> indemsie dieselbe umkehrt, vergräbt sie das Ganze in die Krde,wobei sie spricht: „Dann soll er mich verlassen, wenn seineFulsspur sich umkehrt" (akkor hagyon el, mikor l:iba nyoma felfordul).O<strong>der</strong> sie merkt sich den Ort, wo <strong>der</strong> von ihr geliebteBursche das Wasser abzuschlagen pllegt, nimmt von dort einehandvoll Erde, mischt dieselbe m<strong>it</strong> ihren Menses <strong>und</strong> wirftsie dann ins offene Grab eines zu beerdigenden Weibes, indemsie dabei spricht : „Mich, die Lebende, o<strong>der</strong> diese, die Tote, soller ze<strong>it</strong>lebens lieben" (engem, az elöt, vagy eztet a holtat^ szeresseelte fogytäig). Im 2. österreichischen Huszaienregiment klagte<strong>der</strong> Huszare Miklos Barabas 1879 beim Rapport, daß er deshalbsich für dienstuntauglich halte, weil ihm eine Maid dadurch - dieKraft geb<strong>und</strong>en habe", daü sie ihm Haare von den (Jen<strong>it</strong>alieneines Toten zu Pulver gebrannt in Wein eingegeben habe, dam<strong>it</strong>er sie ewig liebe. Er sei fortwährend krank, wenn er nicht m<strong>it</strong>ihr die Luft <strong>der</strong>selben Stadt atme .. .Durch Totengebeiii kann man Kalten <strong>und</strong> Mäuse, Wiesel<strong>und</strong> Mar<strong>der</strong> vertreiben (s. Feilberg im „Am Lrquell" IIL 87).Vergräbt man ein solches Gebein o<strong>der</strong> in Ermangelung dessenauch nur etwas Haare von einem Toten in den Boden <strong>der</strong>Scheune, des Vieh- o<strong>der</strong> Gellügelstalles, so wird sich keines <strong>der</strong>erwiilii<strong>it</strong>eii Ti(M'e zeigen. Flechtet man Totenhaare in den (ge-


VI. Tnd <strong>und</strong> Tolenfelische. 143wohnlich aus Stroh o<strong>der</strong> llohr verfertigten) Bienenkorb, so erzieltman dadurch eine reichliche Honigernte. In Rosenau (Nordungarn)<strong>und</strong> Umgebung, wo die Bienenzucht in großem Maßebetrieben wird, vergräbt man Fingerknochen in den Boden desBienenhauses, dam<strong>it</strong> „fremde Bienen" den Honig nicht stehlen,<strong>und</strong> stirbt jemand aus <strong>der</strong> Familie, so gießt man das Wasser,wom<strong>it</strong> man die Leiche gewaschen hat, vor das Bienenhaus, dam<strong>it</strong>die Bienen nicht etwa auch sterben, denn — hei£H es imdortigen <strong>Volksglaube</strong>n — <strong>der</strong> „schwarze Mann" (<strong>der</strong> Tod) riechedie Bienen nicht gerne. Wer dem jungen Bienenschwarm einKnöchlein von einem Toten in den Korb legt, in dem er denSchwärm einlangt, <strong>der</strong> wird m<strong>it</strong> diesem Bienenstocke viel Glückhaben, beson<strong>der</strong>s wenn er vom ersten Wacbserlös etwas den Armengiebt (Medny. a. a. 0. 87). Kauft man ein Muttertier, sogebe man ihm am ersten Tage etwas Friedhofsgras zu fressen<strong>und</strong> das Tier wird eine zahlreiche Nachkommenschaft haben."Will <strong>der</strong> Fischer in <strong>der</strong> Theißgegend viel Glück m<strong>it</strong> einem neuenNetze haben, so flechtet er Totenhaare ins Netz o<strong>der</strong> wirft indasselbe, bevor er es zum ersten Mal ins Wasser läßt, ein Totenbeinchenhinein. Nimmt man von einem Obstbaum eine Frucht,steckt in dieselbe Erde vom Grabe des zuletzt beerdigten Toten <strong>und</strong>vergräbt man diese Frucht unter ihrem Baum bei zunehmendemMond, so wird <strong>der</strong> Obstbaum so lange reichlich tragen, bis <strong>der</strong>betreffende Tote ganz verfault <strong>und</strong> vermo<strong>der</strong>t ist; vergräbt manaber ein totgeborenes Kind unter einem Baum, so wird <strong>der</strong>selbefrüher o<strong>der</strong> später vom Bl<strong>it</strong>ze getroffen werden. Um Gebäudevor dem Bl<strong>it</strong>ze zu schützen, vergräbt man in einigen ungarischen<strong>und</strong> rumänischen Gegenden Siebenbürgens ein hohles Totenbein,in das man einen weißen, lebendigen Schmetterling gesteckt hat,o<strong>der</strong> den kleinen Finger von <strong>der</strong> linken Hand eines totgeborenenKindes in den Gr<strong>und</strong> des neuen Gebäudes (vgl. Varga S. 15;")).Wer diesen Finger abschneidet, dem leuchtet er in <strong>der</strong> Nacht<strong>und</strong> er wird von niemandem gesehen werden. Steckt man insHerz eines solchen Kindes eine gewöhnliche brennende Kerze,so wird man ebenfalls von niemandem erblickt werden können.Blut des eigenen Leibes m<strong>it</strong> Fleisch eines solchen Kindes <strong>und</strong>Talg gemischt, giebt auch solches Licht, bei dem man nicht gesehenwird, selbst aber alles sieht (vgl. Varga 155). Bestreichtman m<strong>it</strong> einem Slnckclion vom K'liMdc cinei- Kiiulerloichc ndcr


IM V(>Iks^'lalll)l• iuhI ifli^rinsiT Hiaiicli ilcr Mii'^'N<strong>it</strong>rcii.eines Krhänj^leii sulclie Sachen, die juan Teil liall, su lockt manviele <strong>und</strong> gute Käufer an. Flechtet man in die Mähnen <strong>der</strong> PferdeKlei(h'rfel/,en einer Leiclie, beson<strong>der</strong>s von Krhän^ten. wenn auchnur ein Mal, so werden die Pferde schön <strong>und</strong> ^,'lalf. auch ohneSlrie


VI. Tod <strong>und</strong> Tnterifetisehe. 14.0Bottich. Das Ei zerplatzte m<strong>it</strong> so lautem Krach, daß die Nachbarndarob erwachten <strong>und</strong> zur Maid eilten, die bewußtlos amBoden lag. Als sie erwachte, erzählte sie, dem zerplatzten Eisei ein „schwarzes Gespenst" entsprungen, das ihr einen Schlagauf den Kopf versetzt habe. Se<strong>it</strong> <strong>der</strong> Ze<strong>it</strong> ist sie irrsinnig <strong>und</strong>wird von <strong>der</strong> Dorfiugend „Eier-]\Iarichen" (tojäsos Mürisko)gehr)hnt. —Zum Schlüsse dieser Zusammenstellungen will ich nocheinige Anmiete in genauer Abbildung m<strong>it</strong>teilen, die m<strong>it</strong> denTotenfetischen in enger Verbindung stehen uud die ich durchHerren Ludw. Brädfy aus Szeged, Karl Lakatos aus Zenta<strong>und</strong> Johann Barabäs aus <strong>der</strong> Iläroinszeker Gegend erhaltenhabe.Fig. 1. ist ein herzähnliches, dünnes Tontäfelchen,das zwei Löcher (A) hat, nebenwelche zwei Totenbeinspl<strong>it</strong>ter eingebacken sindC"), die von den Gebeinen einer im Kindbettgestorbenen Frau herrühren. Sahwangere Weiber,die nicht nur eine leichte Geburt haben,son<strong>der</strong>n auch kräftige Kin<strong>der</strong> von langer Lebensdauerzur Welt bringen wollen, vergrabensolche Tonfäfelchen unter ihre Schlafstätte, nachdem sie vorherdurch die Löcher (A. A) einige ihrer eigenen Haare fest gewandenhaben. Es giebt auch solche Amulete, die aus Ton verfertigtweibliche Gen<strong>it</strong>alien darstellen sollen, in die man ebenfallssolche Totenspl<strong>it</strong>ter steckt, dieselben m<strong>it</strong> den eigenen Haarenumwindet <strong>und</strong> zu genanntem Zwecke am angeführten Orte indie Erde vergräbt. Es heißt dabei : die gewissen Teile desWeibes sollen bei <strong>der</strong> Geburt so weich w^erden, wie <strong>der</strong> Ton esgev^esen, dann aber seine Härte im gebrannten Zustande annehmen;die Tüdtenspl<strong>it</strong>terchen aber sollen das Schicksal abwenden,das ihre einstige, im Kindbett verunglückte Bes<strong>it</strong>zerin gehabthat, also eine unglückliche Geburt abwenden. Dergleichen Amuletesind in <strong>der</strong> Szege<strong>der</strong> Gegend verbre<strong>it</strong>et <strong>und</strong> werden heimlichvon alten Frauen verfertigt <strong>und</strong> schwangeren Weibernverkauft.Fig. 2. ist ein aus Nußbaumholz verfertigtes Kreuzchen, dasin <strong>der</strong> M<strong>it</strong>te ein Loch (E) hat, durch welches man einen Lappenvom Hemde eines ungetauft verstorbenen Kindes zieht. Eltern,Y. Wlielocki: Volk.>nlaul.ü <strong>der</strong> Mai;.v;Lron. 1


IC Volks;,'|:iiilM" iiml rfli;.'iriscr llraiirh <strong>der</strong> Maifvaren.A


Vi. Tod <strong>und</strong> Totenfelisclie. 147felesegem niegcsal, legyen soväny mint ezen kigyci a fogai fäjäsätöl).Diese Schlange verfertigt nämlich heimlich <strong>der</strong> Gatte, <strong>der</strong>sich die Treue seiner Gattin sichern will. Er schreibt dann denNamen <strong>der</strong> Gattin <strong>und</strong> den seinen (dazwischen ein Kreuz) aufden Leib dieser Schlange <strong>und</strong> wenn sie getrocknet d. li. <strong>der</strong> Tonschon hart geworden ist, so vergräbt er sie vor <strong>der</strong> Haustüre.Zerbricht dabei die Schlange, so hat seine Gattin die ehelicheTreue bere<strong>it</strong>s gebrochen; bekommt sie anhaltende Zahnschmerzen,so ist „m<strong>it</strong> ihr die Sache nicht rein" (nem tiszta a dolga).Diesen Zauber wenden gewöhnlich die Männer <strong>der</strong> Gsikcr Gegendan, die oft wochen- <strong>und</strong> mondenlang von ihrem Daheim entfernt,m<strong>it</strong> Sauerwasser aus den Quellen von Borszek hausierend, dasLand durchziehen. Hat dann zufällig in Gegenwart des Mannesdie Gattin Zahnweh, so wird sie von ihm gar oft unschuldig <strong>der</strong>Untreue beschuldigt. Eine Pvedensart, die vielleicht m<strong>it</strong> diesemZauber zusammenhängt, sagt: „Ihr Zahn tut ihr auf ihn weh"(fäj a toga räja) d. h. sie möchte ihn haben u. s. w., o<strong>der</strong>: ,.manhat ihr Zähne geworfen" (fogat vetettek neki), auf ein tugendsamesWeib angewendet.Fig. 4 ist ein kreisförmiges Holztäfelchen, auf welchemsich m<strong>it</strong> einem sp<strong>it</strong>zen, erh<strong>it</strong>zten Instrument eingebranntbefinden: drei Kreuze, ein Doppelkreuz,eine Teufelsgestalt <strong>und</strong> dieWorte: „Ha en, te is!" (Wenn ich, soauch du.) Der Bauer Adam Räcz auseinem Dorfe bei Vörösmart gab unsfolgende Erklärung: Die 3 Kreuze sind= Vater, Sohn <strong>und</strong> heiliger Geist; dasDoppelkreuz bedeutet: Fort m<strong>it</strong> demBösen; die Teufelsgestalt soll die Viehseuchewarnen, daß wenn <strong>der</strong>dasMensch,„beste <strong>und</strong> schönste Geschöpf Gottes" (isten legjobb es legszebbteremtmenye) sterben <strong>und</strong> zu nichts werden nmlä, wie dies ausden Beiden durch die Bohrlöcher A <strong>und</strong> B gezogenen Totenknochenspl<strong>it</strong>terersichtlich ist, — auch die Seuche zu Gr<strong>und</strong>e gehenwird, (leshalb soll sie bei Ze<strong>it</strong>en sich zurückziehen <strong>und</strong> denStall, wo man dies Täfelchen zu Ze<strong>it</strong>en herrschen<strong>der</strong> Viehseuchem<strong>it</strong> den Zeichnungen nach Innen, d. h. gegen den Balken gekehrt,an die Wand nagelt, meidcMi soll In Südungnrn sind di('>


14K Vulksu'laube Ulli) r»'li_'iöwer Urautli d^r Mu/varen.'rälelclic'ti all^eniein verbre<strong>it</strong>et <strong>und</strong> werden eben bei berr.scheedorViehseuche angewendet.Fig. 5. i.st ein kreu/fürniiges Ilolzsiück, das sechs Boln-löeherhat, in welche man (in a) zwei Menschen/.ähne. Cm h <strong>und</strong> e) vierTier/ähne eini


VILHexen- <strong>und</strong> Teufelsgliiuben.Wir haben bestimmte Naclirichten, daß die <strong>Magyaren</strong> vorihrer Bcicehrung zum Christentum Priesterinnen gehabt haben,die an bestimmten Festen die Kulthandlungen verrichteten <strong>und</strong>zugleich Heilkünstlerinnen waren (s. Ipolyi S. 485). Was einstim <strong>Volksglaube</strong>n hoch <strong>und</strong> heilig gewesen, wurde nach Einführungdes Christentums als ein Cult des Unbösen, des Teufelshingestellt, <strong>und</strong> die in die alten Culte Eingeweihten als Dienerdes Teufels angesehen. Auf diesem bekannten Wege bildete sichauch bei den Ungarn <strong>der</strong> Hexenglauben aus, in welchem ohneeine Spur logischer Anordnung sich ein mixtum compos<strong>it</strong>um, einbunt durcheinan<strong>der</strong> gewürfeltes Conglomerat von Vorstellungen<strong>und</strong> Vorstellungstrümmern befindet, dessen verschlungenen A<strong>der</strong>nzu folgen wir nur insowe<strong>it</strong> wagen, als es zur Ergänzung <strong>der</strong>vorhergehenden Abschn<strong>it</strong>te nötigist.Die Hexe heißt im Magyarischen boszorkäny. Ipolyisetzt diesen Namen einerse<strong>it</strong>s m<strong>it</strong> boszü (Rache), an<strong>der</strong>erse<strong>it</strong>sm<strong>it</strong> basz-ni (coire) in Verbindung <strong>und</strong> stellt daneben; ind.Bhomasura, Bhumaser (von bhu o<strong>der</strong> bhum = Erde <strong>und</strong>asur -- Geist; vgl. Hammer, Jahrb. d. L<strong>it</strong>. 2. 319), persisch:Buzurge i^s.Ü 'Herbelot, Orient. 3. 227: hommo dour du fortgrands talents), aegypt. Busiris; ferner bei Firdusi (2. 91)den Namen Basur. Die in Ungarn lebenden Slaven haben dieBenennung: boszorka, boszorak für Hexe dem .Magyarischenentlehnt.


150 Vulksfrliuiltf iiml rel<strong>it</strong>,'ii"isor nraiidi <strong>der</strong> Miijryaren.Das j,'l(M(h iiacli <strong>der</strong> Mckoliniiii.' <strong>der</strong> Mii^'varcii /.um (lliristeiiliinjdie lieidiii>(.li


VII. Hexen- uml Teiilfl.sgliiul)en. IMheißt es aber auch, daß man das „llexenhandwerk" nicht nuidirektvom Teufel, son<strong>der</strong>n auch von Hexen erlernen o<strong>der</strong> aucherben könne, indem im letzteren Falle eine sterbende Hexe dembetreffenden Weibe, das ebenfalls eine Hexe werden will, dierechte Hand reicht, aus welcher dann ein geheimes etwas (t<strong>it</strong>kosvalanii), so etwas wie höllisches Feuer (mint valanii ])ukoli tüz)in den Körper <strong>der</strong> Erbin überströmt.Ist nun das Weib durch Verführung von Se<strong>it</strong>en des Teufels,o<strong>der</strong> durch Unterricht von einer Hexe, o<strong>der</strong> als Erbin einersolchen in den Bes<strong>it</strong>z <strong>der</strong> „Hexenkünste" gelangt, so folgt ihreEinweihung, wobei sie versprechen muß, Gott <strong>und</strong> alle Heiligenzu leugnen, nie ein Kreuz zu machen <strong>und</strong> dem Teufel unbedingtenGehorsam zu leisten. Dies geschieht nicht blos m<strong>it</strong>Wort <strong>und</strong> Handschlag, son<strong>der</strong>n auch durch Schrift, indem dieGandidatin eine Urk<strong>und</strong>e darüber m<strong>it</strong> ihrem eigenen Blute unterfertigenmuß. Dann drückt ihr <strong>der</strong> Teufel das Hexenzeichen(boszorkäny belyegsütes) nn't einem glühenden Eisen auf daslinke Schulterblatt o<strong>der</strong> auf den Hintern o<strong>der</strong> gar auf die äußerenGen<strong>it</strong>alien. Dies Brandzeichen, glaubt das Volk auch nochheutzutage, „gleiche einer Hasenspur" (vgl. Bodo, Jur. prud.225). Nach diesen Cerenionien muß die Gandidatin zuletzt nochden blanken Hintern des Teufels küssen. Die Aufnahme geschiehtzur Ze<strong>it</strong> <strong>der</strong> Zusammenkünfte, welche die Hexen unterdem Vors<strong>it</strong>z des Teufels, <strong>der</strong> oft in <strong>der</strong> Gestalt eines Ziegenbockeserscheint, abhalten, wobei geschmaust, gezecht <strong>und</strong> geileTänze aufgeführt werden. Sagen <strong>und</strong> Märchen erwähnen, daßbei diesen Zusammenkünften die Hexen in großen Kesseln Pferdelleischkochen <strong>und</strong> Salz bere<strong>it</strong>en, das sie gierig verschlingen.Hierm<strong>it</strong> scheint <strong>der</strong> Glaube zusammenzuhängen, daß ein ze<strong>it</strong>igin <strong>der</strong> Frühe Salz begehrendes Weib eine Hexe sei, <strong>der</strong> manSalz nicht leihen dürfe (Ipolyi S. 422); Salz <strong>und</strong> Feuer soll manam Lucicntage nicht aus dem Hause geben, denn die Hexenfügen dem Hause einen Schaden an. In einer Sage (bei IpolyiS. 422) wird erzählt, daß ein Mann in ein Faß gekrochen sei,um die Hexen bei ihrer Versammlung zu belauschen; die Bes<strong>it</strong>zerindes Fasses, eine Hexe, sattelte dasselbe <strong>und</strong> r<strong>it</strong>t daraufdurch die Luft zum Versammlungsort <strong>der</strong> Hexen. Also gelangt<strong>der</strong> Mann auch hin, wo er das Faß m<strong>it</strong> Salz anfüllt. Auf diedieselbeWeise kehrt er dann heiii:. wo er das Salz aufweist <strong>und</strong>


152 Volks^'lHulie uii.l rfli^riüser I5i;niih ilei M.iKyi


VII. Hexen- <strong>und</strong> 'IVufelsglHubcn. IMKatzen sind in den Rakos geix'i.st ,überhaupt wird jede Katzefür eine Hexe gehalten. Auf den Rükos-Fel<strong>der</strong>n halten die Katzenihre Versammlungen ; es werden Hochze<strong>it</strong>en gefeiert, Bündnissegeschlossen, Verbrecher bestraft, einige sogar auch m<strong>it</strong> dem Tode.Daher die Bauern sagen : „Unser Kater ist nicht zurückgekommen,<strong>der</strong> ist gewiß gevierteilt worden." Wehe denjenigen, diesich <strong>der</strong> Versammlung nähern; sie sind verloren. Auch wirdbei <strong>der</strong> Gelegenheil ein Kater <strong>und</strong> eine Katze zu König <strong>und</strong> Königingewählt." hl eine Henne, einen H<strong>und</strong>, einen Nachtfalter,eine Kröte, selbst in ein R.0I3 kann sich eine Hexe verwandeln.Die Gattin des siebenbürgischen Fürsten Michael Apafi, dieübrigens irrsinnig war, erblickte in je<strong>der</strong> Fliege eine Hexe. Selbstin ein Wagenrad kann sich eine Hexe verwandeln. Auf einenBauer rollte einmal ein Rad los <strong>und</strong> hätte ihm beinahe alleGlie<strong>der</strong> gebrochen. Er trug es zum Schmied <strong>und</strong> während dieseres m<strong>it</strong> Eisen beschlug, verwandelte es sich in eine Hexe, dieganz m<strong>it</strong> Eisen überzogen war (Ipolyi S. 428). In den Stalleines an<strong>der</strong>en Bauern rollte einmal ein Rad hinein, das zwölfSpeichen hatte. Der Bauer hing es an <strong>der</strong> zw^ölften Speiche aufdie Wand hinauf, wo es sich in verschiedene Tiere* verwandelte,zuletzt aber als Weib um Befreiung aus <strong>der</strong> m<strong>it</strong>älichen Lage flehte(ebenda S. 428).Oft re<strong>it</strong>en die Hexen auf Katzen, H<strong>und</strong>en o<strong>der</strong> auf Kehrbesen,Feuerzangen, Eierschalen durch die Luft <strong>und</strong> erzeugen dadurchHagelwetter. Viele werfen über den Kopf eines schlafmdenMenschen einen Pferdezaum, wodurch <strong>der</strong> Mensch in einRoü verwandelt wird, auf dem dann die Hexe durch die Luftfliegt. O<strong>der</strong> sie bes<strong>it</strong>zen einen Gürtel o<strong>der</strong> ein Hemde, m<strong>it</strong> dessenHilfe sie selbst durch das Schlüsselloch fliegen können. Auchschmieren sie die Gegenstände, auf denen sie re<strong>it</strong>en wollen, m<strong>it</strong>dem Fett ungctauft verstorbener Kin<strong>der</strong> ein (Ipolyi 431). EinKnecht wollte einmal das vom Joche w<strong>und</strong>geriebene Genick ^cincrOchsen m<strong>it</strong> Fett einreiben. Er fand im Schranke seiner abwesendenHerrill eine Salbe, nnt <strong>der</strong> er das Genick <strong>der</strong> Ochseneinrieb, worauf diese sich in die Luft erhoben <strong>und</strong> davonllogen.Er lief nun zu seiner Herrin <strong>und</strong> klagte ihr den Unfall, woraufdiese schnell die Kohlenschaufel m<strong>it</strong> <strong>der</strong> Salbe einrieb, sich danndarauf in di(; Luft erhob <strong>und</strong> die Ochsen heimlrieb (Karcsaya. a. 0. 2, 498). Reibt sich die Hexe m<strong>it</strong> diesem „Flugfell"


IM V(iIkstfl;iul>o iiriil ifl<strong>it</strong>riöser Hriiinli <strong>der</strong> M-i^ryaifii.(rei)ülö/,.sii) ein, so ist sie für jod«,'ii Meu-chcii uiisiclilhar, solanj?c sie oben uiisiclilljar bleiben will, <strong>und</strong> k;iiin daliin llic;:eii,woliiii sie will: sie braucht nur die Foruiel /.u sprechen:Jlipp. Ii(»|)|», dort sei ich. wo ich will" 'hi|ip. hopp, olllegyek a hol akarok) o<strong>der</strong>: ,..\ebel vor mir. Nebel hintermir, mich soll niemand erbiic-ken" (köd clötteni, köd nianani,engem senk) meg ne lässon). Der <strong>Volksglaube</strong> schreibt auch diegesamte übernalürlidie Kralt <strong>und</strong> Macht <strong>der</strong> Hexen diesem -Fhigfelt"zu, wom<strong>it</strong> sich jede Hexe in jedem 7ten, 17., 27., :{7.. I7tenu. s. w. Jahre einmal einreiben muLi.Wir koimnen nun auf die Tätigke<strong>it</strong> <strong>der</strong> Hexen /.u sprechen.Vor allem hc<strong>it</strong>ät es, daü sie auf das Gedeihen <strong>der</strong> Saaten einenver<strong>der</strong>blichen Kinlluü auszuüben imstande sind, indem sie llegengüsse,Hagelwetter bewirken o<strong>der</strong> den liegen vertreiben. Nichtnur <strong>der</strong> heutige <strong>Volksglaube</strong>, son<strong>der</strong>n auch die ungarischenHexenprozetjakten erwähnen die.se Kraft <strong>der</strong> Hexen. .,Succumac pinguedinem huius circumiacentis plagae terrae, videlicet pluviaset rorem i)er septennium id est annualim [)Vo media sec<strong>und</strong>aurna pccuniae, piscesque pro vento .sagis in Turcia diven<strong>der</strong>enon abhorruisset", heilst es in zaldreichen TrozeLsacten(s. Ipolyi S. 432). In diesen Akten wird oft erwähnt, datidie Hexen in Landniannschaften, Compagnien eingeteilt sind, vondenen jede eine Anführerin <strong>und</strong> eine B^ahnenträgerin habe. Letztereheiße: barjaktar (türkisch = Fähnrich). Ebenso wird erzählt,da(.^ die Hexen den „ Wolkenschlüssel " (fellegkulcs) oll dentürkischen Hexen ausleihen <strong>und</strong> dann regne es im Lande langeZe<strong>it</strong> hindurch nicht. Den Regen „binden'* sie <strong>und</strong> sperren ihnin einen Kürbisnapf ein; den Wolkenschlüssel bewahren sie inden Ohren <strong>und</strong> können durch ihn nach Belieben die Wolken aufsperren<strong>und</strong> „Regen machen." In Szeged erzählt man: ZweiHexen mußten die Wasserprobe m<strong>it</strong>machen <strong>und</strong> wurden insWasser geworfen. Die eine konnte sich nicht über Wasser hallen<strong>und</strong> rief den Leuten zu :„Nehmt <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en da den Wolkenschlüsselaus dem Ohrel Dann sinkt sie auch unterl** (Ipolyi S. 480;.Das erwähnte „Regenbinden" (esökötes) besteht nach <strong>der</strong>Volksmeinung auch darin, daß die Hexen den Tau in Töpfe sammeln,aus dem sie dann nach Belieben Regen <strong>und</strong> Hagel machen.In <strong>der</strong> Kecskemeter Gegend gehen die Schäfer in <strong>der</strong> Morgendämmerungdes Georgstages m<strong>it</strong> Leintüchern hinaus auf die


VII. Hexen- umi Tciifelsglauljen. 155Fel<strong>der</strong>, spre<strong>it</strong>en die Leintücher aus, dam<strong>it</strong> <strong>der</strong> Tau darauf falle.Dann ziehen sie die Leintücher hin- <strong>und</strong> hergehend nach sicham Boden m<strong>it</strong>, indem sie dabei fortwährend sagen: „Ich klaube,ich klaube von allem die Hälfte" (szedem , szedemmindennekfeiet). Wenn das Leintuch vom Tau ganz naß geworden ist,drücken <strong>und</strong> pressen sie ihn in ein neues Gefälä heraus <strong>und</strong> vergrabendasselbe in dem Stalle, dam<strong>it</strong> die Hexen den Melktiereudie Milch nicht nehmen können. Ebenso heiM es, jede rechteHexe müsse jeden Morgen auf dem Rücken ihres Gatten auf dieFlur hiuausre<strong>it</strong>en <strong>und</strong> Tau sammeln, den sie trinkt <strong>und</strong> dadurchstets jung <strong>und</strong> kräftig bleibt, während <strong>der</strong> Gatte, <strong>der</strong> von diesemR<strong>it</strong>t nichts weiß, abmagert <strong>und</strong> siech wird (Ipolyi S. 43:]).Legt eine Hexe solchen Tau in einen Teig, so wird davon dasGebäck blutig rot; ein Glaube, <strong>der</strong> allgemein verbre<strong>it</strong>et ist. Ineinem Proceßact (a. a. 0.) heilst es: „Fermentum alterius ac massamfarinaceam <strong>it</strong>a corrumpere attentasse, ut nulli panes indepinsipotuerint.^Die gewöhnliche Weise, wodurch Hexen die Saaten vernichten,ist das Hagel- <strong>und</strong> Wiiidmachen. Schon <strong>der</strong> alte uui^arischeRechtsgelehrte Bodo beschreibt (a. a. 0. 225) die Weise,wie die Hexe Hagel erzeugt: „Si in aqua stans, aquam a tergoin aerem proiecer<strong>it</strong>, vel scopis sparser<strong>it</strong>, aut aestivo tempore instantetempestate, lapidem vel terram occulte percusser<strong>it</strong> ; floresde variis arboribus aut folia colleger<strong>it</strong>, et ollae impos<strong>it</strong>a, coelileariet alio instrumento mover<strong>it</strong>.^' Und dieser Glaube lierrsililauch heutzutage. Die Hexe dreht Steine im Wasser imi. siewirft Steine ins Wasser, pflückt Nußbaumlaub, das sie in fließendesWasser schleu<strong>der</strong>t, o<strong>der</strong> sie vergräbt einen Pferde-,Menschen- o<strong>der</strong> Rindsscliädel in die Erde, o<strong>der</strong> re<strong>it</strong>et durch dieLuft <strong>und</strong> erzeugt dadurch Wind <strong>und</strong> Hagel (Ipolyi S. 4.!.')),ebenso wenn sie sich in Feldfrüchten o<strong>der</strong> Mehl badet. —Eines <strong>der</strong> Hauptgeschäfte <strong>der</strong> Hexen ist die Schädigung <strong>der</strong>Tiere, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Melktiere. Letzteren entziehen sie die Mikli,o<strong>der</strong> bewirken, daß das Tier blutige Milch von sich gieht. DerZauber <strong>der</strong> Milchentziehung bietet uns keine solche Züge, dieaus dem Glauben an<strong>der</strong>er V'ölker nicht schon bekannt wären,wir erwähnen nur dies eine M<strong>it</strong>tel: „Giebt die Hexe dem betreffendenMelkt iere heimlich die Nabelschnur eines totgeborenenKindes zu fressen, so bleibt diese Nabelschnur unverletzt im


I5fl Volk«(rlrtul)0 um! roli^iil'^pr Xr^wrli <strong>der</strong> Ma^ryaienTioro, wäclisl auf Wunsch <strong>der</strong> IIoxo um M<strong>it</strong>lerriachl .mus dcniTiere so lanj,' heraus, daü sie /ur \Vohnun{f <strong>der</strong> Hexe hinrolh,wo dann dieselbe das Knde <strong>der</strong> Nabelschnur in <strong>der</strong> Hand lialtend,das Tier durch dieselbe ungestört melkt. Oll kriecht dieHexe in das Tier hinein, wodurch dasselbe abma^rerl <strong>und</strong>störrisch wird. Kin Kecskenieler Bauer kaufte auf dem .Nhtrktoin(^ Kuh. Der Verkäuler gab ihm den Hat, daü er die Kuh,falls sie störrisch werde, m<strong>it</strong> dem Tischtuch bedecke, m<strong>it</strong> welchemam Weihnachtsabend <strong>der</strong> F'amilientisch bedeckt gewes


VII. Hexen- <strong>und</strong> Teufelsglauben. l.""!?cruciari. Tandem, erepto cultro ex axe, oves quoque conquieverunt,el opilio a percus.sione impos<strong>it</strong>us. Hie diabolu.s nactusest potentioreni diabolum." Zahlreiche ähnliche Fälle werden inungarischenSagen erzählt.Aller <strong>und</strong> je<strong>der</strong> Schaden an Leib <strong>und</strong> Geist <strong>der</strong> Menschenrührt in den meisten Fällen von Hexen her, glaubt das ungarischeVolk <strong>und</strong> be.s<strong>it</strong>/.l so zahlreiche Abwehrm<strong>it</strong>tel, <strong>der</strong>en einlacheHerzählung schon einen stattlichen Band füllen würde.Allgemein glaubt man, dafä die Hexen einen großen Einfluß aufdas künftige Schicksal des Kindes ausüben können <strong>und</strong> demKinde beson<strong>der</strong>s bis zu seiner Taufe nachstellen. Sie raubenihm das Herz <strong>und</strong> die Lunge, an dessen Stelle sie einen faulenApfel legen (Ipolyi S. 437). Hat das Kind den sogenanntenWasserkopf, so heißt es: eine Hexe habe ihm den Kopf geraubt <strong>und</strong>einen aus einem Kürbiß verfertigten aufgesetzt. SchlafendenMenschen fressen die Hexen oft das Herz heraus, an dessenStelle sie ein faules Ei o<strong>der</strong> einen verfaulten Apfel legen. Geschwilltdie Brust eines Kindes, so heißt es: die Hexe habe seinHerz gefressen ; dann muß man m<strong>it</strong> den Windeltüchern desKindes einen Besen umhüllen <strong>und</strong> denselben m<strong>it</strong> einem Beileschlagen, dam<strong>it</strong> die Hexe dem Kinde ein an<strong>der</strong>es Herz verschaffe(Ipolyi S. 438). Oft rauben sie den Ehegatten die Potenz,indem sie dieselben im Schlafe behexen. Latein. Belege s.bei Ipolyi S. 438 ff.—Aber auch als Helferinnen <strong>und</strong> Heilkünstlerinnen treten dieHexen im magyarischen <strong>Volksglaube</strong>n auf. Schon in älterer Z.e<strong>it</strong>nannte man Frauen, die zwar im Rufe standen, Hexen zu sein,<strong>der</strong>en Hilfe man aber bei Krankhe<strong>it</strong>en in Anspruch nahm, denenman nur Gutes zu verdanken hatte: boldog (selige), szt'-p(schöne), o<strong>der</strong> ezifra (schmucke) asszonyok (Frauen). Ij)olyi(S. 445) meint, diese Benennung enthalte eine Reminiscenz anden alten Feenkult des Heidentums. Wie dem immer sei, dieseBenennung ist auch heutzutage fiir Kurfuscherinnen. Kartenaufschlägerinnenu. dgl. Frauen gebräuchlich. Aber auch dieseszep asszonyok können denjenigen, <strong>der</strong> ihnen ein Leid zugefügthat, an Leib <strong>und</strong> beele schädigen, weshalb man solchenWesen, wenn auch nicht gerade m<strong>it</strong> Achtung, so doch m<strong>it</strong> einergewissen Scheu begegnet. Gewisse Kräuter, die, dem <strong>Volksglaube</strong>ngemäß, von diesen Zauberfrauen zu Heilm<strong>it</strong>teln verwendet


lf>S Vnlk«>rlaul>e iiiid roli{rioser Hraiicli <strong>der</strong> M;l^'yarell.werden, sind nacli ilintMi licnunni, /. jj. IjoldoKasszony csipkcje(Sp<strong>it</strong>zen <strong>der</strong> seligen Frau) — rubu.s idaeus ; hol ilugasszonyn'tzsi'ija (Rose <strong>der</strong> s. F.) = senij)ervivuin lottoiiini : b. liaja(Haar <strong>der</strong> s. F.) = cuscuta ouropea h nicnlaga = nienlha'f,'raeca; szep asszony ivaläesa (Kuchen <strong>der</strong> scliönen F.) =carlina acaulis; szep reszktö lüje (z<strong>it</strong>ternde Nadel <strong>der</strong> seh.F.) =: scabiosa atropurpuroa; ferner l>oszorkäny o<strong>der</strong> szi--passzony küsu (Hirse <strong>der</strong> Hexen o<strong>der</strong> seh. F.) = festucaflu<strong>it</strong>ans L. u. s. \v.Die l'ngarii, als das in M<strong>it</strong>teleuropa sozusagen in letzterI leihe zum C.hri.stentuni bekehrte Volk, erhielten m<strong>it</strong> dt'r chiisllichenLehre zugleich auch den bei an<strong>der</strong>en Völkern schon IkmtscliendenHexenglauben zugeführt, <strong>der</strong> sogleich auf den zwar gefällten,aber noch inmier in seinen Wurzeln saftigen Slanwn desalten Heidenglaubens gepfroft wurde. Im <strong>Volksglaube</strong>n standendie Dämonen <strong>und</strong> Feen, die Zauberer <strong>und</strong> Prieslerinnen des altenCultes nocii frisch in Erinnerung, daher ist es selbstverständlicii,dah^ die neuen Ankrunmlinge, die Hexen, m<strong>it</strong> solchen Zügen bekleidetwurden, die von den verschw<strong>und</strong>enen Wesen des allen(llaubens in <strong>der</strong> Erinnerdng des Volkes noch zurückgeblieben waren.Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist <strong>der</strong> Hexenglaube <strong>der</strong> Ungarn, als deszuletzt zum Christentum bekehrten Volkes, von gröl^erer Bedeutungals <strong>der</strong> an<strong>der</strong>er, benachbarter Völker, <strong>und</strong> kann erst dannin allen seinen Zügen beleuchtet werden, wenn uns einmal dieungarischen Ilexenprozeüaklen in ihrem ganzen l'nilange zugänglichgemacht worden .sind.Über den Teufel (ördög) als Demiurgen haben wir so manchesaus dem ungarischen <strong>Volksglaube</strong>n im IV. Abschn<strong>it</strong>t m<strong>it</strong>geteilt.Das Wort ördög ist nach Ipolyi (S. 3»; If) aus «»r(Waclie) <strong>und</strong> dög (Cadaver) zusammengesetzt. Nachdem die altenSprachdenkmäler urdung, erordewgh, eordeog, erdewgschreiben, so bringt Ipolyi dög m<strong>it</strong> sanskr<strong>it</strong> :dev in Verbindung<strong>und</strong> meint, dal3 die alten heidnischen Ungarn ein .bösesWesen'' unter diesem o<strong>der</strong> ähnlichen Namen gekam<strong>it</strong> habenmüssen, denn wir haben bestimmte Nachrichten, data sie m<strong>it</strong>dreimnli-rem Huf: dens, deus. deus ! die Oile besetzten, wo sie


:VII. Hexen- <strong>und</strong> Teufelsglauben. IHfifeste Lagerplätze gründeten. Dies deus sei von den Chronistenaus dev o<strong>der</strong> einem ähnlich lautenden Worte absichtlich o<strong>der</strong>unabsichtlich verschrieben worden. Die Stadt Dees hat ihrenNamen <strong>der</strong> Sage nach auch diesem Rufe zu verdanken. Fernerführt Ipolyi (S. 43) aus <strong>der</strong> sog. Szekler-Chronik (herausg. 1818u.d.T. : „A nemes Szekely nemzet const<strong>it</strong>utiöi es privilegiumai")an, daß es bei den Szeklern <strong>Brauch</strong> gewesen sei, beim Kauf vordem „Kaufirank" äldomüs (victima emtionis, merci i)otus) dreiMal: deus! zu rufen. Ipolyi glaubt nun (wohl ganz rici<strong>it</strong>ig), daüdie alten Szeklei- kaum das Wort deus gebraucht haben imdwenn sie auch, so lag dahinter eine dem Volksbewußtsein entschw<strong>und</strong>eneBedeutung, die sich auf ein böses Wesen des heidnischenAltertums bezog, das man durch R.ufen seines Namensvom gekauften Gegenstände fern halten, vertreiben wollte, so wieman z. h. heute noch gekaufte Gegenstände zu bekreuzen, o<strong>der</strong>anzu.'-pcien pflegt, um dieselben vom „Bösen" zu reinigen.Für den Teufel geltennoch die umschriebenen Benennungena rosz (<strong>der</strong> Schlechte), a gonosz (<strong>der</strong> Böse), a rosz. lelek (dieschlechte Seele), a gonosz lelek (die böse Seele;, Die Hexenmüssen deshalb den Passus im Vaterunser: „<strong>und</strong> befrei uns vomBrjsen" (('S szabad<strong>it</strong>s meg a gonoszt('»l) auslassen. Er heißt auchähnlich dem deutschen Gottseibeiuns: isten-bocsäss (Gottvergib),isten-ne-adj (Gottnichtgib), isten-örizz (Gottbewahr).Dann heißt er auch: hopcziher, hopcziher, kopeziher, Benennungen,die auch in alten Schriftdenkmälern (z. B. im lO-I.Psalm) vorkommen. Ipolyi bringt sie m<strong>it</strong> den Dialeklwortenhepcziäs <strong>und</strong> hepcziaskodö (Raufbold, Stre<strong>it</strong>süchtiger j, fernerm<strong>it</strong> czihor = grob in Verbindung. Auch franya wird er genannt,welche Benennung Gzuczor (in <strong>der</strong> Ztschr. ..Uj iMuzeum"1, 3()B) aus ördög zu erklären versucht hat. Im heutigen <strong>Volksglaube</strong>nsowohl, als auch in alten Volksbüchern (beson<strong>der</strong>s indenen über ..Brunsvik <strong>und</strong> Stielfried") <strong>und</strong> Hexenproceßactenwird <strong>der</strong> Teufel auch driimo o<strong>der</strong> droniö genannt. In einemMärchen bei Ipolyi (S. 573) wird <strong>der</strong> Held vom obersten Teufel,dem Drunu), in ein Wagenrad verwandelt (vgl. oben die Hexe alsRad). Bei den Tungusen heißt <strong>der</strong> Teufel Doroki o<strong>der</strong> Doi'okdi;Ipolyi bringt diese Bennnung m<strong>it</strong> dörög (= rasselt) inVerbindung <strong>und</strong> verweist dabei auf Müller: „Be<strong>it</strong>räge z. Gescli.des Hexenglaubens in Siebenbürgen" (S. 50), wo eine Hexe


ItiO Vulks?lauhe <strong>und</strong> rel<strong>it</strong>fiöser <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> Mapvaien.„Doniiersdilag'* genuniil, weicht' licnennuiig M li I Iltzurücklührt.aiiT DonarFür die Bedeutung des Teufels sind auch dif zahlreichenungarischen Redensarten, die auf ihn Üozug nehmen, von einigemWert. Das Böse nennt man: ördtig hu/, la. ö. adta, «i. szedto,(<strong>der</strong> T. iial es


VII. Hexen- <strong>und</strong> Teufelsplauben. IGlDie Teufelswohnung ist die Hölle, wo nicht nur die Seelen<strong>der</strong> Sün<strong>der</strong> in großen Kesseln m<strong>it</strong> Schwefel <strong>und</strong> Pech gekocht,son<strong>der</strong>n auch diejenigen Teufel, die infolge eines begangenenFehlers vom obersten Teufel m<strong>it</strong> dem Tode bestraft worden sind.Hat ein Teufel in sieben Tagen nicht 77 Seelen „gefangen", somuß er seine Nachlässigke<strong>it</strong> m<strong>it</strong> dem Leben büßen, <strong>und</strong> wird vonseinen Genossen auf Befehl des obersten Teufels in Schwefel <strong>und</strong>Pech gekocht <strong>und</strong> dann m<strong>it</strong> riesigen Hämmern zu Staub zermalmt.Menschen, die zur Strafe für ihre Sünden nach demTode in Pferde verwandelt worden sind, müssen den Teufelndienen <strong>und</strong> werden von ihnen m<strong>it</strong> Schindelnägeln gefüttert.Neben diesem neueren, christlich gefärbten Aufenthaltsortkennt <strong>der</strong> <strong>Volksglaube</strong> auch noch an<strong>der</strong>e Wohnungen <strong>der</strong> Teufel,die gewöhnlich in irgend eine Wildnis verlegt werden, wo inPalästen o<strong>der</strong> auch nur in verfallenen Hütten je ein Teufel m<strong>it</strong>seiner Familie wohnt. Verfallene Burgen, Höhlen <strong>und</strong> selbstKirchenruinen gelten für Wohnungen <strong>der</strong> Teufel, die im Innernoft m<strong>it</strong> fabelhafter Pracht eingerichtet sind, wo in einem geheimenSchranke eine Eule o<strong>der</strong> eine schwarze Henne s<strong>it</strong>zt, die einEi im Leibe hat, welches das Leben <strong>und</strong> die Kraft des betreffendenTeufels enthält. Wer dies Ei vernichtet, raubt demTeufel das Leben, <strong>der</strong> in dem Augenblick, wo das Ei zerschlagenwird, als feurige Garbe durch die Luft fliegt <strong>und</strong> dann alsschwarzer Stein auf die Erde fällt (Meteor?) Wer solchen Steinfindet, dem können we<strong>der</strong> die Hexen noch die Teufel ein Leidzufügen. Im Jahre 1880 fiel bei Klausenburg in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong>Ortschaft Szamosfalva ein zentnerschwerer Meteor herab, ausdessen Abfällen die Bewohner <strong>der</strong> genannten Gemeinde unzähligeAmulete verfertigten <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Umgegend einen sehr einträglichenHandel m<strong>it</strong> diesen „Teufelssteinen" (ördögkö) trieben.Es hieß eben, daß dieser Stein <strong>der</strong> Überrest eines Teufels sei.Oft verirrt sich ein „frecher' Teufel, heißt es im <strong>Volksglaube</strong>n,beson<strong>der</strong>s wenn er „betrunken" ist, was bei Teufeln kein seltenerFall ist, in den Himmel hinauf, <strong>und</strong> wird dann vomheil. Michael auf die Erde herabgeworfen, wohin er als Steinherabgelangt.Auch über das Familienleben erzählen nicht nur Sagen,son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> <strong>Volksglaube</strong>. Als Verführer von Jungfrauenspielen die Teufel eine große Rolle. In <strong>der</strong> Johannis- <strong>und</strong> An-V. Wlislocki: Volksjjlaube <strong>der</strong> Magjaren. 11


162 <strong>Volksglaube</strong> <strong>und</strong> relii^iöser <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> Mapyaren.dieasnacht reiben sich in manchen Gegenden dio Maide den Unterleibm<strong>it</strong> Knoblaucli ein, dam<strong>it</strong> ihnen im Schial" <strong>der</strong> Teufelkeine Gewall antun ktinne. Eine Sage erzählt: In Hikal (Kalotaszeg)lebte vor vieli-n Jahren eine schöne Maid, die man ÖrdögErzsi (Teufels-Lieschen) nannte. Sie hatte unzählige Freier, abersie wies jeden ab. Da .sprach einmal eine alle Frau zu ihr :„Wahrlich, du warlest auf den Teufel, daü er komme <strong>und</strong> dichfreie!" Die Maid versetzte: „Wenn er ein fescher Bursche ist,so komme er nur; ich will ihn gerne empfangen'.* Da gab ihrdie Alte einen kleinen Finger von einem totgeborenen Kinde <strong>und</strong>sprach: „Morgen ist Johannistag. In <strong>der</strong> Nacht zünde dies Kerzchenan, speie dreimal darauf <strong>und</strong> sprich: An Gott glaub' ichnicht, an Christus glaub" ich nicht, an den heiligen Geist glaubeich nicht ! danngehe von <strong>der</strong> Türe aus rückwärts in deineStube, blicke aber nicht hinter dich, bis du nicht fühlst, daüdich jemand umarmt hat." Die Maid machte es also <strong>und</strong> alssie sich von Armen umschlungen fühlte, da kehrte sie sich um<strong>und</strong> erblickte einen schönen Jüngling vor sich. Nun, sie brachtendie Nacht m<strong>it</strong> einan<strong>der</strong> zu. Als die Hähne krähten, dasprach <strong>der</strong> Bursche: „Nun, ich bin <strong>der</strong> Teufel <strong>und</strong> will dich heiraten!"Da erschrak aber doch die Maid, beson<strong>der</strong>s als <strong>der</strong>Bursche sich in einen Teufel verwandelte <strong>und</strong> sie gleich m<strong>it</strong> sichin seine Wohnung führen wollte. Die Maid sprach: „Warte, ichwill dir nur einen Schnaps noch geben:" bie ging in die an<strong>der</strong>eStube hinein, wo ihre Mutter in einem Näpfchen Weihwasserhielt. Sie nahm dies, steckte den brennenden Totenfinger hinein<strong>und</strong> gab so die Flüssigke<strong>it</strong> dem Teufel zu trinken. Kaum kosteteer davon, so krachte das ganze Haus, <strong>der</strong> Teufel flog von dannen<strong>und</strong> ließ hinter sich einen so argen Schwefolgeruch, daß manim ganzen Dorfe einige Tage lang vor Gestank nicht aushaltenkonnte. Se<strong>it</strong> dieser Ze<strong>it</strong> war Erzsi von Verstand, sie \var teufeKsbesessen(ördönges) . . . Weiber, die m<strong>it</strong> dem Teufel geschlechtlichenUmgang gepflogen, ohne dali sie es wissen, werden „besessen"<strong>und</strong> nach ihrem Tode rechtmäßige Gattinnen (h<strong>it</strong>es feleseg)des betreffenden Teufels, wenn man sie nicht im Leben irgendwieheilt o<strong>der</strong> wenn dies nicht gelingt, ihnen, bevor man sie beerdigt,nicht einen kreuzförmigen Einschn<strong>it</strong>t auf die Zunge macht.Oft aber wird ein solches Weib nicht besessen, son<strong>der</strong>n findetneben ihrem Lager am nächsten Morgen ein Ei o<strong>der</strong> einen Apfel,


geben,VII. Hexen- <strong>und</strong> Teufelsglauben. 163indem sich ein Würmchen befindet, durch welches das betreffendeWeib zu großem Reichtum gelangt, denn alles, was es m<strong>it</strong> diesemWurm berührt, wird zu lauterem Golde. Oft aber wächstdieser Wurm zu einem Drachen heran, <strong>der</strong> seiner Bes<strong>it</strong>zerin Goldlegt, sie aber bis zu ihrem Tode gefangen hält. Von einer Frau,die plötzlich reich wird, sagt man im Szeklerland (Osten-Siebenbürgens): ..Der Teufel hat ihr gewurmt" = einen Wurm gegeben(hernyözott neki az ördög). Von den zahlreichen Sagen, diesolche Würmer <strong>und</strong> Drachen erwähnen, teile ich hier nur einem<strong>it</strong>, die schon deshalb mehr Bedeutung hat, weil ihr ganzer Inhaltsich — mutatis mutandis — in <strong>der</strong> nordischen RagnarLodbroksage, im Schach Nameh <strong>und</strong> im Zigneunerischen wie<strong>der</strong>findet(s. meinen Aufsatz in <strong>der</strong> „Germania" 1887 S. 362). DieSage lautet in genauer Übersetzung also :Es war einmal ein altes Ehepaar, das keine Kin<strong>der</strong> hatte,<strong>und</strong> im Alter arm <strong>und</strong> verlassen leben mußte. Da traf es sicheinmal, daß die alte Frau einen w<strong>und</strong>erbaren Traum hatte, indem ihr verheißen ward, daß sie einem Mädchen das Lebenschenken werde. Und so geschah es auch. Die alte Frau kamnie<strong>der</strong> <strong>und</strong> gebar ein Mädchen. Als nun die alten Leute ihrTöchterlein taufen wollten, da wußten sie nicht, wen sie zumPathen rufen sollten. Sie saßen denn einmal abends am Herdfeuer<strong>und</strong> berieten sich, ob sie den Nachbarn zur Linken, o<strong>der</strong>den Nachbarn zur Rechten ersuchen sollten, ihrem TöchterleinPathe zu sein. Da öffnete sich die Türe <strong>und</strong> herein trat eineschöne Frau, die m<strong>it</strong>ten in <strong>der</strong> Stube stehen blieb <strong>und</strong> zu denEltern also sprach: „Ich weiß, worüber ihr eure alten Köpfe zerbrecht! Ich will eurem Kinde Taufmutter sein <strong>und</strong> werde ihmein Geschenk,daß es reich <strong>und</strong> glücklich machen wird!Morgen ze<strong>it</strong>ig in <strong>der</strong> Frühe ruft den Pfarrer her in euer Haus,dam<strong>it</strong> er hier eure Tochter taufe: dann werde ich auch erscheinen,denn ich gehe in keine Kirche!" Darauf entfernte sich diefremde Frau <strong>und</strong> die alten Leute dachten nun nach, was sieeigentüch tun sollten? Endlich beschlossen sie — was immergeschehe — den Wunsch <strong>der</strong> fiemden Frau zu erfüllen.Am nächsten Morgen also ze<strong>it</strong>ig in <strong>der</strong> Frühe riefen sie denPfarrer zu sich <strong>und</strong> ließen ihr Töchterlein taufen. Die fremdeFrau war auch erschienen <strong>und</strong> ließ ihrem Taufkinde den NamenBiri (Bärbchen) geben. Als sich <strong>der</strong> Pfarrer m<strong>it</strong> den Gästen11


:164 <strong>Volksglaube</strong> <strong>und</strong> <strong>religiöser</strong> Uraurh «lor <strong>Magyaren</strong>.entfernte, sa^\v die fremde Frau zu den Eltern ihres Taufkindes„Hier ^'ebe ich euch einen Apfel, den sollt ihr gut aufl)ewahreri,<strong>und</strong> wenn eure Tocl<strong>it</strong>er ins sechs/.ehnte Lebensjahr tr<strong>it</strong>t, danngebt ihr denselben /u essen. Sie wird einen Wniiii im Apfelfinden, den soll sie ^rul besorgen, denn nur .so kann sie glücklich<strong>und</strong> reich werden I" Darauf gab sie den K<strong>it</strong>ern einen schönenApfel <strong>und</strong> entfernte sich.Ein Tag verging naeli dem an<strong>der</strong>n, ein Jahr folgte


:VII, Hexen- <strong>und</strong> Teufelsglauben. 165kam. Außerdem hatte <strong>der</strong> Wurm eine so feste Haut, dai^ keinSchwert, keine Kugel ihn verletzen konnte. Nur Hiri's Vaterdurfte sich dem Berge nähern <strong>und</strong> täglich das Gold wegführen ;nur er durfte dem Wurm <strong>und</strong> Biri Speise <strong>und</strong> Trank bringen.Ein Jahr verging nach dem an<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Biri war schonzwanzig Jahre alt <strong>und</strong> mußte noch immer allein <strong>und</strong> freudlosoben am Berge hausen. Viele junge Bursche hatten schon ihrGlück versucht <strong>und</strong> m<strong>it</strong> dem riesigen Wurm gekämpft, aber allewaren im Kampfe umgekommen. Da traf es sich einmal, daüein schöner Königssohn durch das Land zog <strong>und</strong> von Biri'sSchönhe<strong>it</strong> <strong>und</strong> dem unüberwindlichen Wurm hörte. Er beschloßalso den Kampf zu wagen <strong>und</strong> ließ sich einen Anzug aus Lammfellverfertigen, denselben zog er an <strong>und</strong> sprang dann insWasser. Als er aus dem Wasser stieg, war sein Anzug m<strong>it</strong> Eisüberzogen. Dann nahm er viel Blei, schmolz es in einem Kessel<strong>und</strong> als <strong>der</strong> Wurm seinen Rachen öffnete, goß er das heiße Bleiin den Schl<strong>und</strong>. Der Wurm brüllte nun so stark, daß die Erdez<strong>it</strong>terte, <strong>und</strong> krepierte endlich. Biri wurde auf diese Weise frei<strong>und</strong> als sie später <strong>der</strong> schöne Königssohn heiratete, da wußtenihre Eltern, daß ihre Taufmutter eine gute Fee gewesen ..."Im <strong>Volksglaube</strong>n heißt es, daß auch die Feen solche Äpfel<strong>und</strong> Eier durch Umgang m<strong>it</strong> dem Teufel erhalten, die sie dannden von ihnen Begünstigten schenken. In einer Variante <strong>der</strong>m<strong>it</strong>geteilten Sage spe<strong>it</strong> <strong>der</strong> Wurm bei Annäherung eines Fremdenauch eine Menge Fliegen, die über den Eindringling herfallen<strong>und</strong> ihn zu Tode stechen. Die berüchtigten KolumbäezerFliegen stammen dem <strong>Volksglaube</strong>n gemäß auch aus dem Racheneines Drachen, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Kolumbäcser Höhle verborgen liegtdie Fliegen am Margarethentage (s. Absch. IV. S. 94) stammenaus dem Schlünde des Drachens, den die hl. Margaretha besiegthat (Ipolyi S. 227). Woher <strong>der</strong> Teufel erfolglos abziehen nuiß,dort läßt er eine Unmasse von Fliegen zurück.Was nun we<strong>it</strong>er das Familienleben <strong>der</strong> Teufel anbelangt,so führen dieselben ein rechtes Haremsleben ; oft leben mehrereTc^ufelsgeschwister m<strong>it</strong> ihrer Mutter zusammen, <strong>der</strong> sie unbedingtenGehorsam leisten. Scheint die Sorme <strong>und</strong> regnet es dabei,so heißt es auch in <strong>der</strong> ungarischen Redensart: „Der Teufelschlägt seine Frau" (ördög veri feleseget) <strong>und</strong> fährt <strong>der</strong> Wirbelwindeinher, so heißt es : „Der Teufel hält Hochze<strong>it</strong>" (ö. tartja11 **


;:IWi <strong>Volksglaube</strong> <strong>und</strong> <strong>religiöser</strong> <strong>Brauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Magyaren</strong>.lakadalrnät). Über die Gelage uikI Orgien d.r 'JCiil»! lierichtenzahlreiche ungarische Märchen<strong>und</strong> Sagen.Wer den Teufel zu Hilfe ruft, dem hilft er: aber auch ungerufenerscheint er <strong>und</strong> bietet seine Dienste an. Im <strong>Volksglaube</strong>nheißt es: Wer den Teufel um Hilfe ansprechen will, <strong>der</strong>.solneibe m<strong>it</strong> .TudenbM<strong>it</strong> seinen \amen auf ein Papier <strong>und</strong> werfediesen Zettel ins Feuer, worauf <strong>der</strong> Teufel erscheinen wird, demer einen Vertrag, m<strong>it</strong> .ludenblut geschrieben, m<strong>it</strong> seinem eigenenBlute unterfertigen muß (s. Ipolyi S. ö3). Im Contract mut^ erdem Teufel entwe<strong>der</strong> seine Seele o<strong>der</strong> sein Liebstes (Kind, Weibu. dgl. ver.schreiben, worauf ihm <strong>der</strong> Teufel in allen Sachen beisteht,ihm zu groüein Wohlstand u. dgl. verhilfl. Wer in <strong>der</strong>Georgsnachl m<strong>it</strong> einem glimmenden Be.sen einen Kreuzweg kehrt,dem erscheint auch <strong>der</strong> Teufel. Opfer muß ihm <strong>der</strong>jenige bringen,<strong>der</strong> m<strong>it</strong> ihm in einem Bündnisse steht, <strong>und</strong> zwar am Johanis-,Oster-, Michaelis- <strong>und</strong> Sylvestertag, <strong>und</strong> zwar einenschwarzen Hahn o<strong>der</strong> einen Ziegenbock, indem er diese Tiereerwürgt <strong>und</strong> in die Erde verscharrt (vgl. Ipolyi S. 54). Oft genügtes auch, wenn er an jedem Donnerstag Fe<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Haare<strong>der</strong> genannten Tiere ins Herdfeuer wqrft. Im Nogrä<strong>der</strong> Gom<strong>it</strong>at— berichtet Ipolyi (S. 54)— geschah circa 1856 auch bei einemgerichtlichen Verhöre die Erwähnung dieses Hahnopfers. DerGeklagte war <strong>der</strong> Quacksalberei <strong>und</strong> Zauberei wegen vor Gerichtgestellt worden Die Redensart: ..Dem Teufel ein Licht anstecken"(az ördögnek is kell gyertyät gyüjlani = auch dem T.muß man ein Licht anzünden), kennt auch das magyarischeVolk. Will man am Donnerstag Abend spinnen, so werfe dieFrau <strong>der</strong> Spinnstube etwas Werg an diesemdenn in einer alten Spinnregel heißt es:Tage ins Herdfeuer,Csütörtökön ilyen magyaräzat vagyon :Hogyha este fonnak ördög örül azonOtt sok nres orsöt häny lie az ablakon,Rettenetes zörgest täniaszt a padlason !Am Donnerstag ist die Erklärung (<strong>der</strong> <strong>Brauch</strong>)Daß, wenn man abends spinnt, darob <strong>der</strong> Teufel sich freut;Dann viel leere Spindeln wirft er zum Fenster heiein.Schrecklichen Lärm erhebt er aut dem Aufboden fs. Ipolyi 54).Vgl. den äimlichen deutschen <strong>Brauch</strong>, demgemäß man amDonnerstag Abend <strong>der</strong> Frau Holle spinnt, die m<strong>it</strong> den


Vn. Hexen- <strong>und</strong> Teufelsglauben. 1B7Worten: „Spinnt auch diese voll!" leere Spindeln zum Fensterhereinwirft.Die m<strong>it</strong> dem Teufel einen B<strong>und</strong> schliet^en, die erlangen dadurchauch übernatürliche Kräfte, sie erhalten eine lange Lebensdauer,oft auch Zauberdinge, durch welche sie dahin gelangenkönnen, wohin sie eben Lust haben zu gehen. Das sind lauterZüge, die sich auch im Glauben an<strong>der</strong>er Völker vorfinden.Eine große Rolle spielt in den ungarischen Märchen <strong>und</strong>Sagen <strong>der</strong> betrogene Teufel. Wer diese Märchen <strong>und</strong> Sagen wenigstensin ihren Hauptzügen zusammenstellen würde, <strong>der</strong> könntedadurch <strong>der</strong> vergleichenden Volks- <strong>und</strong> Märchenk<strong>und</strong>e einen garwichtigen Dienst leisten.


Sclilimworte.Aciicii.s Th. v^r^.Afanesjeff !).Ameise 79.Amulete 14.", ff. ICl.An.ln-asnacht 32. 161.AiHlreeR.70.9S.116.117.Angang 70..\n]iängstlilnl.{ 23. 32.Apafi 153.Apfel 5. 82. 108. 162.164. 165.Apoplexie 62.Aschenn<strong>it</strong>twoch 86.Atemlosigke<strong>it</strong> 140.Ats 132.Augenweh 63. 137.Augustinu.s 10.Ausschlag 137.Bäbolna(Kiesenkünig) 29.Badwasser 69.Ballagi 4.Bär, kleiner, großer 59.Barabäs J. 145.Barna F. 109. 122.Bartholomaeides 23.134.Bastian Ad. 98.Bauopfer 89.Bei 22. 26. 117. 124.Benedek 34.Bergerschaffiing 97.Berggeister 25 ff. 61.Bergwerkgei.ster 26. 36 ti.Beschreien 23.Bethlen N. 84.Biene 80. 94. 111. 143.Bk'iltru<strong>der</strong> 54.Bleichsucht 186. 137.Bl<strong>it</strong>z 62 ff. 143.Blut 2. 49. 50. 121. 133.136. 141. 142. 166.s. auch nienses.Bodo F. 151. 152. 155.156.Bohnen 137.Bradfy L. 145.Brunnen, heiliger 21.Bude HZ 15.Canthariden 50. 80.(Jastren 10. 90.Chaos 90.Charfre<strong>it</strong>ag 24. 70.Cholera 126.Conception 140.Creuzer 8.Csaplovics 41. 134.czolonk 83.I>änionen 1 ff.D^libäh 17 ff.Diebszauber 143.Dübrentei 8.Donner 63.Drache 7. 10. 54. 55. 64.163. 165.Dniin.)l.M*.Diiiili.p-Lifl. rechtKliezauber 147.lU.Ei 50. 77. 86. 122. 140.144. 162. 165.Eichhörnchen 72.Eisennase, Frau 14 ff.Elias 93. 105.Elster 75.Embryoneuhaut 69.Engel 22.Epilepsie 51.Erde 63.Erdelyi 119.Erhängte 138. 144.Erman 17. 90.Erntezauber 23. 60.82. 83. 86. 87. 134.Ersch 10.Esel 73. 112.Espe 83.Eule 75. 161.Fastenaustragen 85.Fastnacht 152.Fata Morgans 17ff.Fee 2 ff. 47. 57. 59. 60.84. 157. 165.Feilberg 142.Feuerbesprechimg 67. 85.89.Feuergeist 120.Feuerherabkunft 45.Feuerüber^ipringen 41ff.


jJudenblut.Fieber 51.Fingernägel 62.Firtos 11. 14.Fisch 79.Fle<strong>der</strong>maus 71.Fliege 94. 95. 112. 153165.Floh 95.Fhigpulver 32.Frosch 49. 124. 138.Früchteabkochung 83.Furuzsina 2.Gaal 14. 25. 58. 124.Gan.s 78. 82.Graraboncziäs 36. 64 fi'.


170 Schlagworto.liieltrccht 10.Lied 12. 41. 42. 4.?. 77.LindoHft..Motidsdchtig 128.MoDsfrauen 26.Müller HO. 159.Regenmacher 8.Reg Uly 98.Kiesen 26 ff.Lind Her (J.Linson 187.LonhiI'i.liönnrotKl.V-l.riuzionstnlil sl H'.fiiizientag l.'»I. l."»2.i.ufif.'c 17 fr.Lykiii<strong>it</strong>linipir HC. |.,-_'.Magnus Ohms 1 17.Malierö!».Mahr 127 ff. 12!) ff.Maibaum 86.Majläth 14. 84. 8.").5«. 124.Mannhardt 117.Mantel unsichtbar inachoii<strong>der</strong>6.Marin Lichtmeß 5u.MarkaJäb 54.Martin.stag 50. 70.Martinsvogel 77.Maulwiirf 75.Maus 72. 108.Mayer 110.Mednyänszky 28. 24.34. 120. 134. 136. 152.Menschen, feurige 123.Menschenopfer 89.Menses s. Blut.Meyer C. 117.Michaelisnacht 166.Milchsee 7.Milchstrar3e 59.Milchzauber 23. 48. 155.Mönch, weißer 128 ff.Mond 40.48 ff'.Mondfinsternis 54.Mondflecken 52.Mondkönig 51.Mondmutter 58..Vliiller Max I.Munklicsi B.^'abelschnur 6H.N«'ujahr 84. 166.N(.themd 13.Nuß 82.Nyujtod 18. 14.lOS.Ochsenspeichcl 18.Ohrenleiden 64.(iperenrziäs 3 ff'.Opfer 22 ff. 81 ff.Orakel 21.Orakeltiere 71 ff".Orbän 30. 35. 36.Orion 59.Ostern 24. 70. 166.Palas 106. 112.l^r).Palmsonntag 62. 85.Paradies 110 ff.Pegasus 8.Pertz 25.Pest 126.Petermann 108.Petrus Set. 94 ff.Pfau 111.Pfeffer 84.Pfingsten 32. 70.Pfingstkönig 86.Plejaden 60.Plinius 10.Pokorny 19.Potenz 93.Quälgeister116 ff.Rabe 75. 160.Radlof 105. 106.Ralston 15. 16.Rapsen 6. 11.Ratte 72.Raubvögel 75.Regenbogen 60.110.Kind 74.Ku.sniarin 146.Roß 69. 73. H9. 112. 118119. W).Kotlauf 140.Nage 6. 12. IK. 19. 2021. 24. 27. 2S. 80. 3133. 34. 35. 36. 37. ' 3845. ,54. 59. 60. 62. 7983. 96-115. 120. 121123. 125. 132. 151. 156.161. 162. 163.Salz 84. 151.Sarg 68. 134. 136.Schaf 74. 148.Schamanen 8.Schätze 31. 32.Schatzwächter 26.Sc hetzen lU6.Schick-salsfeen 11. 66. Xl.Scliicksalsglauben 66 ff'.Schicksal.sspinnerinnen 13.Schiefner 16.Schiffer B. W. 140.Schildkröte 79.Schlange 35. 47. 78. 100.106. 111. 124.Schmetterling 80. 143.Schmidt Val. 10.Schröter 20.Schwalbe 76.Schwangerschaft 64. 72 ff.145.Schwein 74. 104.Seele im Krug 21.Siebengestirn 59.Siebenmeilenstiefel 6.Simrock 77.Sintflut 98 ff.Siphilis 137.SIeipnir 8.


Schlagwort«. 171Sonne 40 ff.Sonnenfinsternis 54.Sonnenkönig 43, 44. 45.Sonnenmutter 58.Sonnwendfeuer 40 ff.Specht 76.Speiseabfälle 84.Sperling 76.Sperma 133. 144.Spinne 80. 133.Springwurzel 77.Staare 76.Steinthal 1.Sterne 40. 58 ff.Sternschnuppen 58. 105.Storch 78.Strohpopanz 85.Sündenfall104 ff.Szarvas G. 65., /Taback 97.\ ^)/yTagwählerei 7U.Tältos, tätos 7. 28. 30.31. 124 ff.Tartod 11. 14.Tatare 29.Taube 77.Taufe 69. 73. 74.Telegdi 40.Teufel 62. 64. 83. 89.90—115.122.146. 149 ff.158 ff.Thomasnacht 142.Tierorakel 71 ff.Tod 131 ff-.Todtenfenfetische 131 ff.TodvorbedeutungTompa 37.Trauerland 7.Trunksucht 137.Tuisco, Tuisto 8.70 ff.Vämbery 8.Vampyr 119.Varga 126. 137. 138.139. 143.Veneturne 6.Versenyi G.Vetälas 10.Viehseuche 147.Vogelfraß 86.Wachtel 78.Waldgeister 25Warzen 52.36 ff.ff'.•Wasserfeen 17. 19 ff.Wassergeister 19 ff. 130.Wassermenschen 19 ff.Wechselhalg 124 ff.Weide 62. 69.Weihnacht 23. 24. 32. 70.81. 86. 87. 117. 152.Weihrauch 24.Weihwasser 24. 128. 134.162.Weil 106. 108. 111. 112.Weizen 96. 106 ff.Weltspiegel 108.Wernher 21.Werwolf 116.Wespe 80.Wetter 40. 61 ff.Wettermacher 62. 64. 154.Wetterprophezeiung 50.71 ff.Wiedemann X. 2.Wiesel 72.Wind 40 ff. 61 ff.Windkönig 61.Windmutter 61.Windpferde 10.Windstier 45. 46.Wöchnerin 36. 87.Wolf 105.Wolf 72. 82. 118 ff. 148.152. 160.Yaga Baba 14 ff.Zahnschmerz 51. 64. 147.Zauberformel 42. 49. 51.52. 60. 63. 79. 82. 85.137. 138. 139. 146. 154.Zaubergerte 6.Zauberhemd 13.Zauberm<strong>it</strong>tel 7.Zauberpferde 8 ff. 28. 30. 31.Zauberschwert 31.Z e 1 e ch o w s ki - Niedzielski5.Ziege 74. 166.Zrinyi N. 84.Zimgenschn<strong>it</strong>t 162.Zwerge 26 ff. 32. 33 ff.Zwiebel 87.Zw<strong>it</strong>ter 141.


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