In den 1970er Jahren bestand die inhaltliche Ausrichtung derersten Lehraufträge Eders für Fotografie im Ausbildungsprogrammder „Gebrauchsgraphik“ in der Vermittlung der apparativenund fototechnischen Grundlagen der Schwarzweißfotografie undihrer Ausarbeitung in der Dunkelkammer. Dieses – immer auch mitfotografischen Experimenten gekoppelte – Angebot dominierteletztlich die gesamte und bis 1996 andauernde Lehrtätigkeit Edersund wurde ausgehend von der „Gebrauchsgraphik“ auch sukzessivevon anderen Meisterklassen genutzt. Vor allem im Bereich der„Bildnerischen Erziehung“ und des „Industrial Designs“ galt es fürStudierende, fotografische Grundkompetenzen zu erlangen.Obwohl explizitere Informationen über künstlerische Strategien imEinsatz des Mediums sowie über fotohistorische und –theoretischeZusammenhänge nur bedingt vom praxisorientiertenLehrziel berührt werden konnten, gelang es mehreren Studierenden,ihre persönliche Neigung für Fotografie durch die UnterstützungEders zu professionalisieren. Dazu gehörten in denersten Jahren ihrer Lehrtätigkeit vor allem Josef Pausch, GerhardUmhaller sowie Johannes Wegerbauer.Parallel wurde die Fotografie auch unter den Studierenden der„Grundklasse“ bzw. späteren Meisterklasse für „Visuelle Gestaltung“bei Laurids Ortner ein immer virulenteres Medium, das beispielhaftvon Chris Althaler, Sabine Bitter, Leo Schatzl und RainerZendron im Sinne einer interdisziplinären Haltung für die Umsetzungvon konzeptorientierten Projekten verwendet wurde. Zudemgehörten die Anwendung der Fotografie wie auch der Einsatz desVideos zu einem von Ortner schon früh fokussierten Aspekt künstlerischerRepräsentationspraktiken, bei deren Umsetzung die Studierenden– wie auch bei sonstigen technischen Fragen – von denAssistenten Ferdinand Reif und Gerhard Stabl unterstützt wurden.Nach deren Ausscheiden aus der Kunsthochschule lag nun dieweitere institutionelle Entwicklung der Fotografie in speziellerWeise bei Pausch, Umhaller und Wegerbauer. So sollten alle drei anspezifischen Profilierungsprozessen der fotografischen Ausbildungin Linz beteiligt sein, dabei aber auch in verschiedenen Formen undunterschiedlichen Kontexten tätig werden:Josef Pausch, der 1979 in „Gebrauchsgraphik“ diplomierte und anschließendu.a. durch ein Fulbright Stipendium nachhaltige künstlerischeund institutionelle Kontakte mit der US-amerikanischenFotoszene knüpfen konnte, war anfangs vor allem durch konkreteProjekte mit der Hochschule verbunden. Als Einstieg dokumentierteer 1977 das „Forum Metall“, das nach einer Idee von Peter Baum,seit 1974 Direktor der „Neuen Galerie der Stadt Linz – Wolfgang-Gurlitt-Museum“, und Helmuth Gsöllpointner, Leiter der Meisterklasse„Metall“, als international orientierte Skulpturenausstellung1977 an der <strong>Linzer</strong> Donaulände stattfand. Für die folgenden Jahresollte Pausch praktisch alle maßgeblichen Projekte der Meisterklassebegleiten. Er fotografierte die Studierenden und Lehrenden,ihre Arbeiten und Projekte, gestaltete Bücher und Kataloge, Plakateund Einladungskarten und prägte somit insgesamt die visuelleIdentität einer Studienrichtung. Obwohl Pausch erst ab 1992 auchmit einem eigenen Lehrauftrag an der Kunsthochschule unterrichtete,stiftete alleine seine Präsenz in der Meisterklasse unterden Studierenden eine spürbare Affinität für Fotografie. Dies galtauch für seine spätere Lehrtätigkeit bei Elsa Prochazka im Bereich„raum&designstrategien“, wo er zudem ein werkorientiertes Informationsangebotzur Fotografie seit den 1960er Jahren anbot.Der besonders in Traditionslinien der Bildreportage und der streetphotography verankerte Gerhard Umhaller wurde nach seinemDiplom 1988 vorerst Lehrbeauftragter bei Marek Freudenreichan der Meisterklasse für „Visuelle Mediengestaltung“ und betreutedort ab 1991 als Hochschulassistent die Fotografie an derSchnittstelle zum Grafik-Design. In diesem Zeitraum lagen dieSchwerpunkte seiner Lehre in mehreren Bereichen: Erstens sollteUmhaller die technischen Grundlagen sowie die inhaltlichen undformal-ästhetischen Anwendungskontexte der Farbfotografie vermitteln.Zweitens galt seine Aufmerksamkeit der Entwicklung vondokumentarischen Konzepten. Drittens fokussierte er das ThemaPlakatgestaltung und Fotografie, das – in diesen Jahren besonderesauch in Osteuropa – auf großes Rezpetionsinteresse stieß.Entsprechend hoch war folglich auch die Präsenz der Studienrichtung„Visuelle Mediengestaltung“ mit fotografisch geprägtenPlakatentwürfen bei verschiedensten Ausstellungen und Festivalswährend der 1990er Jahre.Johannes Wegerbauer, der 1985 ebenfalls in der Meisterklassefür „Visuelle Mediengestaltung“ diplomiert hatte, und neben derFotografie auch im Bereich des Experimentalfilms arbeitete,erhielt 1987 einen Lehrauftrag für Fotografie bei Laurids Ortneran der Meiserklasse „Visuelle Gestaltung“, die 1994 unter HerbertLachmayer als neue Studienrichtung in die Meisterklasse „ExperimentelleVisuelle Gestaltung“ umgewandelt wurde. In diesemKontext einer künstlerischen Ausbildung ging es um Fotografie alsKunst, die in den 1990er Jahren auch in einer Reihe von Ausstellungenund Publikation der Meisterklasse (1992: „Inszenierte
Fotografie“, 1993: „Der Stand der Bilder“, 1997: „Lernen von Linz“,1998: „Fotographein“) thematisch, medienspezifisch oder auch imSpannungsfeld zum Film präsentiert wurde. Wegerbauers Auftragbestand in der Vermittlung von historischen, theoretischen undpraktischen Grundlagen der Fotografie unter besonderer Berücksichtigungvon Inszenierungsformen und konzeptorientiertenAnwendungsmöglichkeiten.Mit Walpurga Eder und Ulrike Bodingbauer, Josef Pausch,Gerhard Umhaller und Johannes Wegerbauer waren in den 1990erJahren mehrere Personen mit konkreten Aufträgen in unterschiedlichenStudienbereichen an der <strong>Linzer</strong> Kunsthochschuletätig. Entsprechend vielfältig erwies sich auch das Spektrum anfotografischen Projekten, die in diesem Zeitraum von Studierenden– etwa im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten – vorgestellt wurden.Fotografische Diplome beschränkten sich dabei nicht nur auf denStudienbereich „Visuelle Mediengestaltung“, sondern wurden auchin anderen Klassen abgenommen: Dazu zählten exemplarisch dieDiplomarbeiten von Otto Berthold Saxinger in der „ExperimentellenVisuellen Gestaltung“ sowie von Ella Raidel in der Meisterklasse„Metall“. Zudem etablierte sich eine jüngere Generation vonAbsolventinnen und Absolventen – auch unabhängig von konkretenAbschlussarbeiten – mit fotografischen Schwerpunktsetzungen imLehrkörper der Kunsthochschule. So etwa Norbert Artner, der mitder Gestaltung eines Kunstbuches in der Klasse „Metall“ bei Gsöllpointner1994 diplomiert hatte und schon ein Jahr später einenLehrauftrag für Layouttechniken und Fotografie in der Meisterklasse„Textiles Gestalten“ bei Marga Persson erhalten sollte.schließlich im Studienprogramm „Grafik-Design und Fotografie“am Institut für „Medien“. In dieses wechselte – nach entsprechenderHabilitierung – 2004 auch Johannes Wegerbauer, um dort denBereich Fotografie insgesamt zu forcieren.Wenn in der Einleitung dieses ersten Überblicks zur Geschichte derFotografie an der heutigen <strong>Linzer</strong> Kunstuniversität kurz von denin den 1970er Jahren so bestimmenden Diskussionen über denkünstlerischen Rang der Fotografie gesprochen wurde, so etabliertesich das Medium seit den 1980er Jahren immer selbstverständlicherals fixer Bestandteil in allen Bereichen der Lehre, der künstlerischenund wissenschaftlichen Forschung sowie gestalterischerPraktiken. Die heutige Einbindung der Fotografie in eine Vielzahlvon Instituten und Studienbereichen ist allerdings auch Ausdruck,dass sie über Jahrzehnte auch „nur“ als ein Teilaspekt einer künstlerischenbzw. gestalterischen Ausbildung gesehen wurde und sichhierin wiederholt mit wechselnden Zuordnungsfragen konfrontiertsah. In welchen weiteren Prozess die Fotografie an der Kunstuniversitätin den kommenden Jahren – auch angesichts einer Reihevon Absolventinnen und Absolventen mit dezidiert fotografischenSchwerpunktsetzungen wie Miklos Boros, Philippe Gerlach, GregorGraf, Anton S. Kehrer, Paul Kranzler, Gerlinde Miesenböck undDietmar Tollerian – zwischen künstlerischer Spezifizierung undnoch ausdifferenzierteren Lehrangeboten eintreten wird, bleibtspannende Perspektive einer künftigen Entwicklung an der <strong>Linzer</strong>Kunstuniversität.Entscheidend für die weitere Entwicklung der Fotografie zur gegenwärtigenSituation sollte die Umwandlung der Kunsthochschulezur Kunstuniversität Linz 1998 werden. Im Zuge dieses Prozessesgingen bisherige Meisterklassen in Studienbereichen und neugeschaffenenInstituten auf. Auch Lehrende fanden sich teilweisemit neuen Zuordnungen konfrontiert. In der Universitätsstrukturergab sich für die Fotografie folgende Situation: Josef Pauschlehrte in der Studienrichtung „raum&designstrategien“ am Institutfür „Raum und Design“; Ulrike Bodingbauer und Norbert Artner amInstitut für „Kunst und Gestaltung“ in den Studien „BildnerischeErziehung“ bzw. „Textil / Kunst und Design“; Johannes Wegerbauerunterrichtete im Bereich „Experimentelle Gestaltung“ am Institutfür „Bildende Kunst und Kulturwissenschaften“; Gerhard UmhallerAnmerkung: Als ein Beitrag zur Institutionsgeschichte der KunstuniversitätLinz entstand der Text im Herbst 2011 vor allem aus einer Reihe von Gesprächenund Hinweisen, für die ich mich bei folgenden Personen bedankenmöchte: Norbert Artner, Martin Bilinovac, Herwig Bodingbauer, StefanBrandtmayr, Walpurga Eder, Gabriele Ganhör, Christa Geiselhofer, HelmuthGsöllpointner, Peter Hauenschild, Stefanie Hoch, Barbara Kasten, Karl-HeinzKlopf, Gerhard Knogler, Andrea Krausz, Herbert Lachmayer, Josef Linschinger,Pepi Maier, Thomas Oplustil, Angelika Plank, Wolfgang Stifter, Andreavan der Straeten, Gerhard Umhaller und Johannes Wegerbauer.
- Seite 5: Zum Projektvon Holger JagersbergerH
- Seite 9: Österreich bewegte sich in diesem
- Seite 14 und 15: Mark Eder» Josef Afritsch Heim «H
- Seite 16 und 17: Ulrich Fohler » ohne titel «Gebor
- Seite 18 und 19: Maximilian Haidacher » 9 AM to Sun
- Seite 20: Florian JohannesKeppelmüllerGebore
- Seite 23 und 24: 2010, Bromöldruck, 33 x 36 cm
- Seite 25 und 26: 2005, Analoge Fotografie auf Aluver
- Seite 27 und 28: Aus der Serie „Bubenmänner“: C
- Seite 29 und 30: 2011, C-Print auf Aluverbundplatte
- Seite 31 und 32: 2009, C-Print, je 62 x 50cm
- Seite 33 und 34: 2011, C-Print auf Aluverbundplatte,
- Seite 35: 2011, Film, 26 sec. in Endlosschlei
- Seite 38 und 39: MaximilianAnelli-MontiGeboren 1987
- Seite 40 und 41: Johanna Bauer» (un)heimlich «Gebo
- Seite 42 und 43: Gergely Timar » YITC «Geboren 198
- Seite 44 und 45: Jürgen Grünwald» China Town NY
- Seite 46 und 47: Katharina Gruzei » What if there w
- Seite 48 und 49: Eveline Handlbauer» release «Gebo
- Seite 50 und 51: Lisa heidinger » Anachronisten «G
- Seite 52 und 53: Susanne Hödlmoser» 65 «2004-2007
- Seite 54: Michael Holzknecht » Otto Normal
- Seite 57 und 58: 2011, 8 Einzelbilder, Projektion
- Seite 59 und 60: 2011, Fotokaschierung auf Alu-Dibon
- Seite 61 und 62:
2011, C-Print, je 95 x 95 cm
- Seite 63 und 64:
2011, UV-Direktdruck hinter Acrylgl
- Seite 65 und 66:
2010, C-Print, je 105 x 150 cm
- Seite 68:
Maximilian Anelli-Monti / Catharina