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Essay Yildiz

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<strong>Yildiz</strong>, S. (2009) : Interkulturelle Erziehung und Pädagogik:Subjektivierung und Macht in den Ordnungendes nationalen Diskurses.Mini Paperim Rahmen des Seminars Konzepte Interkultureller Pädagogik im Vergleichbei Dr. Amrita ZahirHerbstsemester 2010Eingereicht am 10.12.2010 von:Ueli ZbergOberschachenstrasse 116030 EbikonE-Mail: uzberg@web.deTelefon 041 420 11 55Matrikelnummer 10-546-3721. Semester MA Educational SciencesSchwerpunkt Bildungstheorie und Bildungsforschung1 / 6


Im Rahmen meines Aufsatzes versuche ich exemplarisch die Argumentationslinieneiner Kritik an Konzepten der interkulturellen Pädagogik zu reflektieren. AlsAusgangspunkt beziehe ich mich auf die Gedanken von Safiye <strong>Yildiz</strong> zu ihrerAnalyse eines Aufsatzes von Georg Auernheimer.„Die Gegenstandskonstitution interkultureller Pädagogik beruht insofern unteranderem durch den Beitrag Georg Auernheimers von vornherein auf falschenHypothesen.“ (<strong>Yildiz</strong>, 2009, S. 277)Diese Aussage scheint mir auf den ersten Blick irritierend, bei näherer Betrachtungaber höchst interessant und beachtenswert. Auernheimer nennt in seinem Artikel„Interkulturelle Pädagogik – ein überflüssiges akademisches Steckenpferd?“(Auernheimer, 1997) unter anderem die schulischen Aufgaben der interkulturellenPädagogik. Erstens soll die Schule einen Schonraum für Identitätsentwürfe bieten,zweitens sollen in sozialen Lernprozessen kulturelle Differenzen und ethnischeZuschreibungen kritisch thematisiert werden und drittens soll die Schule zuminterkulturellen Dialog befähigen. Das liest sich vorab sehr verständlich und dieweiteren Ausführungen Auernheimers lassen eigentlich keine Zweifel aufkommen,dass die genannten Handreichungen für die Praxis der interkulturellen Pädagogik inder Schule hilfreich sind. Das Verständnis hierüber verändert sich jedoch nach derLektüre von <strong>Yildiz</strong>‘ Analyse des Textes von Auernheimer.Vornehmlich durch ihre äusserst sorgfältige Aufarbeitung der Sprachverwendung inden Ausführungen Auernheimers gelingt es <strong>Yildiz</strong>, die wesentlichen Kritikpunkteargumentativ zu verdeutlichen. So kommt sie zur Schlussfolgerung, dass die Schulemassgeblich daran beteiligt ist an der Reproduktion von Machtverhältnissen. Geradedurch die nicht hinterfragte Unterscheidung Eigene / Fremde werden bestehende2 / 6


Machtkonfigurationen in der unterrichtlichen Thematisierung bestätigt. <strong>Yildiz</strong>‘ Kritik ander Gegenstandskonstitution interkultureller Pädagogik basiert formell hauptsächlichauf semantischen Verknüpfungen zwischen Positionierungen des Subjektes mitIdentität und Kultur (vgl. <strong>Yildiz</strong> 2009). Der Versuch von didaktischen Umsetzungender interkulturellen Pädagogik kommt mithin an seine Grenzen, wenn von einerGrenzziehung zwischen den Anderen und den Unseren ausgegangen wird. Mittelssemantischer Verflechtungen wird gleichsam ein Normalitätsdenken erzeugt, dasbestehende Gesichtspunkte der Machtverteilung untermauert. Das Prinzip vonNationalkultur impliziert eine Homogenisierung von völkischen Gruppen.Demgegenüber verliert die kulturelle Heterogenität als Strukturmerkmal sämtlichergesellschaftlicher Gruppen ihre Bedeutung.Es muss davon ausgegangen werden, dass die Thematisierung von interkulturellerPädagogik in der Schule diesen Grundkonflikt nur noch verstärkt. Sobald eineLehrperson zum Beispiel vom Umgang der Deutschen mit den Türken spricht, wirdbereits kulturelle Homogenität zu Grunde gelegt, die in dieser Form gar nicht haltbarist. Auch bereits erfolgte sozio-kulturelle Integrationsprozesse werden gleichsamunsichtbar gemacht durch die sprachliche Adressierung von verschiedenennationalen Identitäten innerhalb eines bestimmten Nationalstaates. Und schliesslichwerden durch das Nationenkonzept bestehende Machtstrukturen verfestigt. Gemäss<strong>Yildiz</strong> werden interne Differenzen durch die Kategorisierung von kultureller Differenzverdeckt. Und damit essentialisiert sich die Machtfrage als Grundlage für rassistischeTheorien, womit wohl die pädagogische Absicht der interkulturellen Pädagogik insGegenteil überführt wird (vgl. <strong>Yildiz</strong> 2009).<strong>Yildiz</strong> postuliert, dass das Problem der Diskriminierung nicht einer isoliertpädagogischen Bearbeitung überlassen werde soll. Vielmehr fordert sie eine zu3 / 6


Grunde liegende politische Haltung, die eine Entnationalisierung und den Abschiedvon Normalitätskonstrukten verfolgt. Mittels einer solchen politischen Haltung könnteeiner teilhabenden Pädagogik in der Schule Ausdruck verleihen werden. Und damitwürden die Kritikpunkte an der interkulturellen Pädagogik, die sie an AuernheimersArtikel vorführt, vermieden werden. Interkulturelle Erziehung in der Schule könntesich vom Status lösen, als staatspolitisches Instrument endogen Identitätspolitikdurch fortwährende Konstruktion zu reproduzieren.Mit ihrer akribisch genauen sprachlichen Analyse des Artikels von GeorgAuernheimer leistet Safiye <strong>Yildiz</strong> meiner Ansicht nach zwei wesentliche Beiträge.Erstens schärft sie mit ihrer Arbeit auf eindrückliche Weise das Verständnis für dieMacht der Sprache an sich. Nicht nur auf Grund der aufgezeigten Widersprüche undInkonsistenzen im analysierten Text Auernheimers, sondern auch hinsichtlich derSprache als Symbolträger in der Schule. Ist sich die Schulpädagogik dieser Tatsachenicht bewusst, wird sie oftmals zur Reproduktionsanstalt an sich unerwünschterUngleichheitskonstellationen. Zweitens vermag <strong>Yildiz</strong>‘ Kritik der interkulturellenPädagogik den Hinweis auf eine rigide Haltung einer politisch fundiertenDistanzierung gegenüber Normalitätskonstrukten zu geben. Soll eine förderlicheHaltung der interkulturellen Pädagogik Wirkung erzielen, muss sie von einer innerenHeterogenität der Gesellschaft ausgehen, die jegliche Andersartigkeit a prioriverunmöglicht. Unter dem Gesichtspunkt der sich fortlaufend wandelndenGesellschaft wären damit gleichsam weitere pädagogische Sichtweisen anvisiert.Was aus <strong>Yildiz</strong>‘ Kritik an der interkulturellen Pädagogik nicht hervorgeht, sindkonkrete Handlungsrichtlinien für den Unterricht. Diese könnten jedoch abgeleitetwerden. Ich möchte am Schluss meiner Ausführungen lediglich die Hypotheseanbringen, dass die Überlegungen von <strong>Yildiz</strong> in Richtung einer Pädagogik der4 / 6


teilhabenden Verschiedenheit entwickelt werden könnten. Mit einem solchenVersuch wären einerseits sämtliche Merkmale von Heterogenität in der Gesellschaftangesprochen. Anderseits würde auch eine allfällige Weiterentwicklung derPädagogik kollektiver Zugehörigkeiten angedacht. Integration im ganz allgemeinenSinn bekäme damit vielleicht neue Denkanstösse zum Umgang mit einer derNormalität verpflichteten Verschiedenheit.5 / 6


Literatur<strong>Yildiz</strong>, S. (2009): Interkulturelle Erziehung und Pädagogik: Subjektivierung undMacht in den Ordnungen des nationalen Diskurses. Wiesbaden: VS Verlag.Auernheimer, G. (1997): Interkulturelle Pädagogik – ein überflüssiges Steckenpferd?Zeitschrift für Pädagogik und Schulalltag, Heft 3 1997, 303-311.6 / 6

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