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15 - Fédération des enrôlés de force

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6Aufgabe <strong><strong>de</strong>s</strong> „Comité directeur pour le souvenir <strong>de</strong> l'enrôlement forcé“Rolle ins rechte Licht rückenPräsi<strong>de</strong>ntin Marie-Anne Thommes über das Schicksal <strong>de</strong>r Zwangsrekrutierten und welche Lehren daraus zu ziehen sindVON NATHALIE ROVATTIAuch 70 Jahre nach <strong>de</strong>r Proklamationdurch Gauleiter Gustav Simonist <strong>de</strong>r Stellenwert <strong>de</strong>r Zwangsrekrutiertenund ihr Kriegsschicksalin <strong>de</strong>r kollektiven Erinnerung <strong><strong>de</strong>s</strong>Lan<strong><strong>de</strong>s</strong> noch nicht richtig aufgearbeitet.Erst langsam wird Licht indieses dunkle Kapitel <strong>de</strong>r GeschichteLuxemburgs im ZweitenWeltkrieg gebracht und dieZwangsrekrutierten wer<strong>de</strong>n endlichaus <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r „Opfer zweiterKlasse“ herausgeholt. Welche Be<strong>de</strong>utungdie Zwangsrekrutierungfür die Vergangenheit und Zukunft<strong><strong>de</strong>s</strong> Lan<strong><strong>de</strong>s</strong> hatte und hat, darüberunterhielt sich das „LuxemburgerWort“ mit Marie-Anne Thommes,<strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>ntin <strong><strong>de</strong>s</strong> „Comité directeurpour le souvenir <strong>de</strong> l'enrôlementforcé“.Nicht „Opfer zweiter Klasse“, son<strong>de</strong>rnWi<strong>de</strong>rständler seien dieZwangsrekrutierten laut heutigerDefinition <strong><strong>de</strong>s</strong> Begriffs „Resistenz“gewesen, erklärte Erny Lamborelle,Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r „<strong>Fédération</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong><strong>enrôlés</strong> <strong>de</strong> <strong>force</strong> – Victimes dunazisme“ im vergangenen Mai auf<strong>de</strong>m diesjährigen Verbandskongress.Bezug nehmend auf <strong>de</strong>n HistorikerJacques Maas, erläuterte er,dass auch „individuelle Akte <strong>de</strong>rVerweigerung zum Schutz <strong>de</strong>r eigenenPerson und <strong><strong>de</strong>s</strong> eigenen Umfelds“zu <strong>de</strong>n Handlungen <strong><strong>de</strong>s</strong> Wi<strong>de</strong>rstandsgehört haben.CDREF als Ansprechpartner<strong><strong>de</strong>s</strong> StaatesSeit 2005 gibt es das „Comitédirecteur pour le souvenir <strong>de</strong> l'enrôlementforcé“ (CDREF). Währendsich <strong>de</strong>r Zwangsrekrutierten-Verbandaus <strong>de</strong>n vielen Lokalsektionenzusammensetzt, dienach <strong>de</strong>r Heimkehr <strong>de</strong>r „Jongen“überall im Land entstan<strong>de</strong>n sind,ist das CDREF heute <strong>de</strong>r offizielleAnsprechpartner <strong><strong>de</strong>s</strong> Staates fürdie Organisation von Zeremonienauf nationaler Ebene, z. B. anlässlichvon Staatsbesuchen. Geschaffenwur<strong>de</strong> es von <strong>de</strong>r Regierung,um sicherzustellen, dass die Erinnerungan die Zwangsrekrutiertenauch dann gesichert und weitergeführtwird, wenn es keineZeitzeugen mehr gibt.Die Büros <strong><strong>de</strong>s</strong> CDREF befin<strong>de</strong>nsich, genau wie das „Centre <strong>de</strong>documentation et <strong>de</strong> recherchesur l'enrôlement forcé“, im früherenBahnhof Hollerich, ein Gebäu<strong>de</strong>mit beson<strong>de</strong>rer symbolischerBe<strong>de</strong>utung: Vo hier auswur<strong>de</strong>n viele Luxemburger ins„Dritte Reich“ verschleppt. Bereitsseit Mitte <strong>de</strong>r 1990er-Jahrebeherbergt das historische Bahnhofsgebäu<strong>de</strong>das „Mémorial <strong>de</strong> ladéportation“, das an die Verschleppungtausen<strong>de</strong>r „Jongen“(wie die Zwangsrekrutierten genanntwur<strong>de</strong>n), Zwangsumgesie<strong>de</strong>lterund auch Ju<strong>de</strong>n erinnert.Vorsitzen<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> CDREF ist Marie-AnneThommes. „Im Gegensatzzur Resistenz wur<strong>de</strong> dieZwangsrekrutierung jahrzehntelangin Luxemburg nicht groß thematisiert.Das lag teilweise daran,dass die Mehrzahl <strong>de</strong>r Zwangsrekrutiertenselbst nach ihrer Rückkehrin die Heimat nicht über ihreErlebnisse sprechen wollten. Siewaren traumatisiert, wollten vergessen,haben verdrängt. Es galt,sich eine Zukunft aufzubauen unddiese zu gestalten. Auch in ihrenFamilien, mit ihren Kin<strong>de</strong>rn, habenviele Zwangsrekrutierte nichto<strong>de</strong>r nur sehr wenig über dasgesprochen, was sie durchgemachthaben. Dadurch ist die Situationentstan<strong>de</strong>n, dass die nachfolgen<strong>de</strong>nGenerationen fastnichts über die Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rZwangsrekrutierten erfahren habenund <strong>de</strong>mnach sehr wenig Interessean einer Aufarbeitung <strong>de</strong>rGeschichte bestan<strong>de</strong>n hat“, erklärtMarie-Anne Thommes.Das hat sich in jüngster Vergangenheitaber geän<strong>de</strong>rt. Einenwichtigen Beitrag dazu liefernZeitzeugen selbst, die mit zunehmen<strong>de</strong>mAlter bereit sind, sich zuöffnen, ihre Geschichte aufzuarbeitenund über ihr Schicksalsprechen. „Viele ehemaligeZwangsrekrutierte gehen heute inSchulen und erzählen <strong>de</strong>n Schülern,was ihnen wi<strong>de</strong>rfahren ist.Das war bis vor ein paar Jahrenun<strong>de</strong>nkbar. Bei <strong>de</strong>n Schülern stoßendie Zeitzeugen meistens aufstarkes Interesse, wie sie immerwie<strong>de</strong>r selbst feststellen. DieZwangsrekrutierung hat das Landgeprägt, macht seine I<strong>de</strong>ntität aus.Niemand kann Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichendas besser vermittelnals jene, die es erlebt haben“, sodie CDREF-Vorsitzen<strong>de</strong>.I<strong>de</strong>ntitätund europäischer GedankeIn frem<strong>de</strong>n Uniformen an dieFront geschickt wor<strong>de</strong>n zu sein,habe eine ganze Generation geprägtund an <strong>de</strong>r Nachwelt sei es,klarzustellen und vor allem dieErinnerung daran zu bewahren,dass die heutige I<strong>de</strong>ntität Luxemburgsihre Wurzeln in <strong>de</strong>rZwangsrekrutierung habe, erklärteMarie-Anne Thommes.Auch die Verbun<strong>de</strong>nheit <strong><strong>de</strong>s</strong>Großherzogtums zu Europa fußein diesem Kapitel <strong>de</strong>r Geschichte:„Der Ursprung <strong><strong>de</strong>s</strong> europäischenGedankens ist, als Gemeinschaftzu verhin<strong>de</strong>rn, dass noch einmalein <strong>de</strong>rartiger Krieg ausbrechenund <strong>de</strong>n Kontinent in Schutt undMarie-AnneThommes steht<strong>de</strong>m 2005 insLeben gerufenen„Comité directeurpour lesouvenir <strong>de</strong>l'enrôlementforcé“ mit Sitzim HollericherBahnhof vor.(FOTOS: GUYJALLAY)Asche legen kann. Das ist bisheute <strong>de</strong>r Motor, <strong>de</strong>r diejenigenantreibt, die sich für ein gemeinsamesEuropa einsetzen.“Als be<strong>de</strong>nklich empfin<strong>de</strong>tMarie-Anne Thommes <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigenEuropa-Frust, <strong>de</strong>r sichangesichts <strong>de</strong>r aktuellen Wirtschafts-und Euro-Krise auch inLuxemburg breit macht. Wer 60Jahre in Frie<strong>de</strong>n und Überflussgelebt habe, könne oft nicht mehrnachvollziehen, warum <strong>de</strong>r Völkerbun<strong>de</strong>inst gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.„Je weiter die Kriegsjahre zurückliegen,<strong><strong>de</strong>s</strong>to mehr nimmt dieKraft und die Bereitschaft, auch inschweren Zeiten für ein geeintesEuropa einzustehen, ab“. Deshalbsieht das CDREF seine Rolle, neben<strong>de</strong>r Bewahrung <strong>de</strong>r Erinnerung,auch darin, <strong>de</strong>n europäischenGedanken weiterzuführen,damit das Unfassbare nicht nocheinmal geschieht.„Wo sie auch waren, überall spürt mandie seelische Anhänglichkeit dieserJugend an ihre Heimat. Mit <strong>de</strong>m Kreuz,das sie trugen, nahmen sie die Heimatmit an die Front, die Votivmedaille amHals, <strong>de</strong>n Ring mit <strong>de</strong>m Löwen, dasFoto <strong>de</strong>r Großherzogin, ein Fähncheno<strong>de</strong>r drei farbige Fetzen zum Zusammennähen...“(Christian Calmes)Die Ge<strong>de</strong>nkzeremonien, wie hier eine Blumennie<strong>de</strong>rlegung <strong>de</strong>r „Enrôlés <strong>de</strong> <strong>force</strong>“-Sektion <strong>de</strong>r Hauptstadt vor <strong>de</strong>m „Monument <strong>de</strong> la déportation“ in Hollerich,sind <strong>de</strong>n Zeitzeugen bis heute sehr wichtig.

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