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Schokolade - Fairtrade - Pro Planet

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<strong>Fairtrade</strong>-<strong>Schokolade</strong>Um darauf hinzuwirken, dass sowohl der Kakao als auch der in der <strong>Schokolade</strong> verarbeiteteRohrzucker nachhaltiger produziert werden, setzt die REWE Group bei PRO PLANET-Tafelschokolade auf das <strong>Fairtrade</strong>-System.Der Hersteller kauft nachweislich die Menge an Kakaobohnen aus <strong>Fairtrade</strong>-zertifiziertem Anbau, diefür die <strong>Pro</strong>duktion der PRO PLANET-Tafelschokolade notwendig sind. <strong>Fairtrade</strong> bedeutet, dass die<strong>Pro</strong>duzenten einen von Schwankungen des Marktpreises unabhängigen stabilen Mindestpreis für ihreWare erhalten und sich im Gegenzug verpflichten, die <strong>Fairtrade</strong>-Kriterien, soziale und ökologischeStandards zu erfüllen. Damit sie diese einhalten können, werden sie von der Dachorganisation<strong>Fairtrade</strong> International umfassend beraten. Zusätzlich wird eine <strong>Fairtrade</strong>-Prämie fürGemeinschaftsprojekte gezahlt. Die Entscheidung über die Verwendung der Prämie liegt bei den<strong>Pro</strong>duzenten, beispielsweise können damit der Bau einer Schule oder Investitionen in die Infrastrukturfinanziert werden.Woher stammen <strong>Fairtrade</strong>-Kakao und –Zucker in der <strong>Schokolade</strong> mit dem PRO PLANET-Label?Die Tafelschokolade „REWE Beste Wahl“ wird in der Schweiz hergestellt. Das Unternehmen kauftKakaobohnen aus einer Kleinbauern-Kooperative, der Kuapa Kokoo Farmers Union KKFU, in Ghana.Rund 65.000 Kleinbauern aus fünf Regionen in Ghana werden von der Kuapa Kokoo Union vertreten.Die Kooperative wurde bereits 1995 von <strong>Fairtrade</strong> zertifiziert. Neben Kakaobohnen, die der SchweizerHersteller selbst zu Kakaomasse verarbeitet, verwendet er Kakaobutter aus Deutschland und derNiederlande. Diese wird aus <strong>Fairtrade</strong>-Kakaobohnen extrahiert, die in Peru und der DominikanischenRepublik angebaut werden. Der Rohrzucker wird von der <strong>Fairtrade</strong>-zertifizierten KooperativeCoopecanera in Costa Rica hergestellt.Wie sehen die Rahmenbedingungen beim Kakaoanbau aus?Mehr als zwei Drittel des auf dem Weltmarkt gehandelten Kakaos stammt aus Westafrika. Der Kakaowird dort überwiegend in kleinbäuerlichen Familienbetrieben angebaut. Dabei herrschen vielfachinakzeptable soziale und ökologische Bedingungen. Die Einkünfte aus Anbau und Ernte derKakaobohnen reichen oft kaum zum Überleben, Investitionen in effizientere und umweltschonendereAnbaumethoden und Neuanpflanzungen bleiben aus. Dies wirkt sich wiederum negativ auf dieErnteerträge aus. Durch die vorwiegend einseitige Bewirtschaftung werden die Böden ausgelaugt.Hinzu kommen schlechte Marktanbindungen der Bauern sowie lange und teilweise intransparenteLieferketten für die Abnehmer der Kakaobohnen.Die Mehrheit der Kakaoproduzenten lebt heute unterhalb der Armutsgrenze von zwei US-Dollar proTag. Ein nachhaltiges Wirtschaften ist unter diesen Bedingungen nicht möglich. Außerdem arbeitenvielfach Kinder im Kakaoanbau, um die Existenz der Familie zu unterstützen. Die zudem teilweiseauch ausbeuterische Form der Kinderarbeit, die international geächtet ist, ist nicht zu dulden. DieInternationale Arbeitsorganisation (International Labour Organisation, ILO) schließt jedoch in ihrerKonvention Nr. 138 (Minimum Age Convention) bestimmte, leichtere Formen der Beschäftigung vonKindern im familiären Kontext vom Verbot aus, sofern sie nicht gefährlich oder gesundheitsgefährdendist oder in Konkurrenz mit schulischen Angeboten steht.


Welche Herausforderungen sind mit der Zertifizierung des <strong>Fairtrade</strong>-Kakaos verbunden?Die Kuapa Kokoo Farmers Union ist ein Dachverband von <strong>Fairtrade</strong>-zertifizierten Kooperativen inGhana, die Kleinbauern aus fünf Regionen vertritt. Dies bildet eine besondere Herausforderung, dadie Farmen weit übers Land verstreut liegen. FLO-Cert überprüft daher den Dachverband derKooperativen. Zudem werden Stichproben bei einzelnen Bauernfamilien gemacht, die denKooperativen angehören. Für alle Zertifizierungssysteme gilt: Keine Zertifizierung allein kannvollständige Sicherheit bieten, dass die zugrunde liegenden Standards stets gelebt werden; sie stelltzunächst nur eine Momentaufnahme dar. Damit die Standards dauerhaft eingehalten werden, führt<strong>Fairtrade</strong> International kontinuierlich Beratung und Trainings durch seinen Beratungsdienst durch.Gleichzeitig besteht durch die angekündigten und unangekündigten Audits ein Kontrolldruck.Separate Lieferkette für <strong>Fairtrade</strong>-KakaobohnenEine weitere Herausforderung besteht darin, physische Rückverfolgbarkeit in der gesamtenHandelskette für die <strong>Fairtrade</strong>-Kakaobohnen zu gewährleisten. KKFU ist unter ghanaischem Rechtauch als Kakaoaufkäufer akkreditiert und erwirbt die Kakaobohnen zu einem von <strong>Fairtrade</strong> definiertenPreis von den zertifizierten Bauern und lagert sie zunächst in kleinen Lagerhäusern. Daraufhin wirddie Ernte von der staatlichen ghanaischen Kakaobehörde Cocobod in verschiedenen Qualitätsstufenzugeteilt, aufgekauft und in einem speziellen Depot im Hafen Tema separat gelagert. Aufgrund dero.g. gesetzlichen Bestimmungen in Ghana ist es dem Lieferanten nicht möglich, direkt bei derKooperative einzukaufen, da alle Handelsaktivitäten über das staatliche Unternehmen Cocobodabgewickelt werden müssen. Ein niederländischer Zwischenhändler erwirbt die Kakaobohnen beiCocobod und liefert sie an das Lager des Lieferanten in Amsterdam, wo sie gereinigt undanschließend zu dessen Schweizer <strong>Pro</strong>duktionsstätte transportiert werden. Der Lieferant kenntdemgemäß alle an der Lieferkette der zertifizierten Kakaobohnen beteiligten Akteure. Auf Grundlageeiner gemeinsamen Grundsatzvereinbarung mit Kuapa Kokoo stellt der Lieferant außerdem sicher,dass gemäß der <strong>Fairtrade</strong>-Standardvorschrift die von ihm gezahlten <strong>Fairtrade</strong>-Prämien bei derKooperative ankommen.Massenbilanzierung für <strong>Fairtrade</strong>-KakaobutterAuch die <strong>Pro</strong>duzenten des Kakaos, der zur Kakaobutterherstellung verwendet wird, sind in das<strong>Fairtrade</strong>-System einbezogen. Allerdings besteht in diesem Bereich bisher keine segregierte HandelsundLieferkette. Die Warenströme sind hierfür zu komplex und die Kosten für eine konsequenteSegregation unangemessen hoch. In der individuellen Tafel <strong>Schokolade</strong> ist daher nicht nur <strong>Fairtrade</strong>-,sondern auch andere Kakaobutter enthalten. Um dennoch das <strong>Fairtrade</strong>-Siegel für die <strong>Schokolade</strong>verwenden zu können, setzt der Lieferant in Absprache mit der <strong>Fairtrade</strong>-Organisation das Verfahrender Massenbilanzierung ein. Dabei wird für jedes Kilogramm verarbeiteter Kakaobutter die gleicheMenge an <strong>Fairtrade</strong>-zertifizierter Kakaobutter bei den <strong>Fairtrade</strong>-zertifizierten <strong>Pro</strong>duzenten zu den<strong>Fairtrade</strong>-Bedingungen eingekauft, nach Europa transportiert und anderen Verarbeitungs- undVeredelungsprozessen beigemischt. Die Massenbilanz stellt hierbei sicher, dass dieselbe PartieKakaobutter nicht mehrmals als „zertifiziert" vermarktet wird, und stützt damit die Nachfrage nach dem<strong>Fairtrade</strong>-<strong>Pro</strong>dukt.


Welche weiteren Ziele verfolgt die REWE Group für die Kakaoproduktion?Die REWE Group hat eine Leitlinie für Kakaoerzeugnisse entwickelt. Diese schreibt vor, dass bis Ende2013 für alle REWE Group-Eigenmarkenprodukte zu klären ist, wie und bis wann eine Umstellung aufnachhaltiger erzeugten Kakao erfolgen soll. Dabei soll es das Ziel sein, dass bis Ende 2015 sämtlicheKakaoerzeugnisse, die für die <strong>Pro</strong>duktion von Eigenmarken benötigt werden, aus zertifiziertem Anbaustammen.Zusätzlich zu dem Einsatz von Zertifizierungssystemen für eine verantwortungsvolle <strong>Pro</strong>duktion in denErzeugerländern will die REWE Group den Handel nachhaltigeren Kakaos in den Abnehmerländernstärker fördern. Hierzu hat sie sich für die Gründung eines Forums für nachhaltigen Kakao eingesetzt.Das Forum ist ein Kooperationsprojekt privater und öffentlicher Akteure: Die Schirmherrschaftübernehmen das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)sowie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). DieGesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist <strong>Pro</strong>jektverantwortlicher. Auf Seiten derWirtschaft sind neben der REWE Group auch andere kakaoverarbeitende und kakaohandelndeUnternehmen beteiligt.Wie sehen die Rahmenbedingungen bei der <strong>Pro</strong>duktion des Zuckers für die <strong>Fairtrade</strong>-<strong>Schokolade</strong> aus?Zucker ist mit einer Jahresproduktion von rund 135 Millionen Tonnen weltweit einer der wichtigstengehandelten Rohstoffe. Hauptquellen sind Zuckerrübe und Zuckerrohr. Der Anbau und dieVerarbeitung von Zuckerrohr stellen für viele Kleinbauern und ihre Familien in tropischen Ländern einewichtige Lebensgrundlage dar. Wegen der Subventionierung der Zuckerproduktion von Zuckerrübenin Industriestaaten (bspw. EU) sind die Weltmarktpreise allerdings sehr niedrig. Außerdem sind siegroßen Schwankungen ausgesetzt. Die Erzeugerpreise in der Zuckerproduktion reichen daher oftnicht, um den Lebensunterhalt der Kleinbauern und ihrer Familien zu bestreiten. Deshalb werden auchKinder bei der Ernte oder der Unkrautbekämpfung eingesetzt. Außerdem herrschen vielfachinakzeptable Arbeitsbedingungen: Pflanzenschutzmittel werden häufig ohne Schutzkleidung oderentsprechende Schulungen angewendet. Saisonarbeiter erhalten oft keine Tariflöhne. Ein Teil derArbeiter hat außerdem keinen Zugang zu Sozialleistungen oder ärztlicher Versorgung. Besonders inden Unterkünften der Saisonarbeiter werden Sicherheit und Hygiene stark vernachlässigt.Wie verbessert die Zertifizierung die Situation der Zuckerproduzenten?Die REWE Beste Wahl-Tafelschokolade erhielt das PRO PLANET-Label, weil neben derKakaoproduktion auch die Herausforderungen der Rohrzuckerherstellung systematisch angegangenwerden. Seit der <strong>Fairtrade</strong>-Zertifizierung des <strong>Pro</strong>duzenten, der costa-ricanischen KooperativeCoopecanera im Jahr 2010 ermöglicht <strong>Fairtrade</strong> den Kleinbauern faire und stabile Preise, mit denensie ihre Familien ernähren können. Die <strong>Fairtrade</strong>-<strong>Pro</strong>duzenten verpflichten sich unter anderem dazuinternational anerkannte Arbeitsschutzstandards und Umweltkriterien einzuhalten. Illegale ZwangsundKinderarbeit sind verboten. Die Umsetzung der <strong>Fairtrade</strong>-Anforderungen wird im Rahmenregelmäßiger Audits durch FLO-Cert unabhängig überprüft. Durch die <strong>Fairtrade</strong>-Prämie stehen derKooperative außerdem Mittel zur Verfügung, um die Luft- und Wasserbelastungen aus derindustriellen Verarbeitung des Zuckerrohrs zu reduzieren und ein Wiederaufforstungsprogramm zufinanzieren.


Dank der <strong>Fairtrade</strong>-Konditionen gelang es der Kooperative, ihr Leistungsspektrum deutlich zuerweitern. So bietet Coopecanera heute auch Nichtmitgliedern technische Unterstützungund Beratung (z.B. bei der Bio-Zertifizierung) an. Sie gewährt Kredite für Saatgut oder Feldbestellungund kauft gemeinschaftlich landwirtschaftliche Maschinen und Transportleistungen ein.Für die Wertschöpfungskette bis in die Schweiz lässt sich die Transport- und Handelskette des<strong>Fairtrade</strong>-Rohrzuckers klar belegen: Nach dem Anbau und der Ernte, dem „Schneiden“ desZuckerrohrs wird dieses in Lohnherstellung von der Zuckermühle CoopeVictoria verarbeitet. EinZwischenhändler importiert den raffinierten Rohrzucker anschließend in die Schweiz. Erst dort wird ervon einem beauftragten Industriebetrieb mit dem heimischen Rübenzucker vermengt, da dieser nichtüber eine separate <strong>Pro</strong>duktionslinie für zertifizierten Zucker verfügt. Um für das vermischte <strong>Pro</strong>duktdennoch das <strong>Fairtrade</strong>-Siegel verwenden zu können, führt der Lieferant wie bei der Kakaobutter einehundertprozentige Massenbilanzierung durch.Wie wird die Einhaltung der <strong>Fairtrade</strong>-Standards überprüft?Die internationalen <strong>Fairtrade</strong>-Standards werden von <strong>Fairtrade</strong> International – früher <strong>Fairtrade</strong> LabellingOrganizations International (FLO) – entwickelt. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von25 nationalen <strong>Fairtrade</strong>-Organisationen. Die Standards bestehen aus Kernanforderungen („coreindicators“), die alle Teilnehmer ab dem Zeitpunkt der Erstzertifizierung erfüllen müssen, und darüberhinausgehenden Entwicklungs-Indikatoren („development indicators“), die Bereiche anzeigen, die dieFarmer erst in bestimmten festgelegten Zeitrahmen (1-6 Jahre) erfüllen müssen. Zu den Kernkriterienfür Kleinbauern-Kooperativen, gehören z.B. die Einhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen, das Verbotvon illegaler Kinderarbeit oder demokratische Entscheidungen über die Prämienverwendung. Zu denEntwicklungskriterien gehören beispielsweise der Schutz vor Bodenerosion und Wasser- undMüllmanagement.Die Einhaltung der Standards wird von der internationalen Zertifizierungsstelle FLO-CERT überprüft,die regelmäßig <strong>Pro</strong>duzentengruppen, Händler und Lizenznehmer kontrolliert. FLO-CERT arbeitet miteinem unabhängigen, transparenten und weltweit konsistenten Zertifizierungssystem, das denAnforderungen der DIN ISO Norm 65 folgt, der weltweit akzeptierten Akkreditierungsnorm fürZertifizierungsorganisationen. Neben jährlichen Kontrollen muss das <strong>Fairtrade</strong>-Zertifikat alle drei Jahreim Rahmen einer umfangreichen Prüfung erneuert werden. Die Lizenzvergabe zur Nutzung desSiegels liegt schließlich bei den nationalen <strong>Fairtrade</strong>-Organisationen, in Deutschland ist dies TransFaire.V. (<strong>Fairtrade</strong> Deutschland).

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