Niko Wieth - KW-News Login
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04/2010 Unabhängiges Magazin für die Porsche-Community April 2010 · Deutschland · € 4,30<br />
Neuauflage der RS-Idee: Leichtbau-997<br />
1.120 Kilogramm: 993 mit Cup-Anleihen<br />
Metamorphose eines 1977er 911 2,7 Coupés: 964-Look, maximale Bodennähe<br />
Erstlingswerk eines Motorrad-Spezialisten<br />
Carrera 3,2 verbindet Elfer-Generationen<br />
WWW.PORSCHE-SCENE.DE
PeRFoRMANCe PoRSChe interview: <strong>Niko</strong> <strong>Wieth</strong>, a-workx<br />
Lange Lippe: Die Cup-Frontschürze verzichtet von vornherein<br />
auf das Prallelement unter der PU-Kunststoffhaut<br />
<strong>Niko</strong> <strong>Wieth</strong>: "Nägel mit KöpfeN gemacht"<br />
Ex-Rennfahrer, Ex-Handballer, Ex-<br />
Wirtschaftsstudent: <strong>Niko</strong> <strong>Wieth</strong> (33) ist<br />
die treibende Kraft hinter a-workx<br />
24 PoRSChe SceNe<br />
Vor zehn Jahren betätigte sich ein Familienteam aus dem Münchner Westen in<br />
der FIA-GT-Meisterschaft. Franz und <strong>Niko</strong> <strong>Wieth</strong> wagten den direkten Aufstieg<br />
aus den GTP-Clubsport-Weekends in die Weltliga der Sportwagen. Später<br />
wechselten sie vom 993 GT2 in einen eigenständig aufgebauten Ferrari 550.<br />
2006, nach der sechsten FIA-GT-Saison, entstand aus dem bisherigen Rennbetrieb<br />
ein breit aufgestellter Fullservice-Anbieter. <strong>Wieth</strong> Racing firmierte in<br />
a-workx um, blieb dem angestammten Metier treu, widmete sich zunehmend<br />
aber auch Straßen- und Clubsport-Fahrzeugen. Für Franz und <strong>Niko</strong> <strong>Wieth</strong> war<br />
es eine Rückbesinnung auf die eigenen Ursprünge. 2008 und 2009 bestätigten<br />
Titelehren im Porsche Sports Cup den eingeschlagenen Weg. Was bislang<br />
fehlte, war ein ganzheitliches Projektfahrzeug mit den Nutzungsoptionen<br />
"Straße" sowie "Rundstrecke". Diesen endgültigen Kompetenzbeweis legt<br />
der 911 (997) GT3 RS Superlight vor. Dabei handelt es sich um einen Neuaufbau<br />
von der Rohkarosse auf, der lediglich 1.270 Kilogramm auf die Waage bringt – 105<br />
Kilo weniger als das nach DIN mit 1.375 Kilo angegebene Serien-Pendant. Im Interview<br />
mit <strong>Niko</strong> <strong>Wieth</strong> (33) erfahren Sie Historisches, Hintergründiges und Perspektivisches aus<br />
Wessling im Landkreis Starnberg, dem Standort von a-workx.<br />
Doppeltes, mittig austretendes Auspuff-Endrohr: Kernkompetenz<br />
des a-workx-Kooperationspartners Akrapovic<br />
Verzicht auf jegliches Streifendekor: Der puristische Anspruch<br />
des GT3 RS Superlight forderte solche Konsequenzen<br />
PORSCHE SCENE: "<strong>Niko</strong> <strong>Wieth</strong>, mit<br />
dem 911 (997) GT3 RS Superlight stellt<br />
sich Ihr Unternehmen a-workx als Anbieter<br />
eines umfassend modifizierten<br />
Projektfahrzeugs auf Porsche-Basis vor.<br />
Nun sind speziell Sie kein unbeschriebenes<br />
Blatt in der Sportwagen-Szene.<br />
Skizzieren Sie kurz Ihren Werdegang!"<br />
<strong>Niko</strong> <strong>Wieth</strong>: "Ich fing 1996 damit<br />
an, auf 964 RSR Rennen zu fahren,<br />
vornehmlich in der damaligen GTP-<br />
Serie. 1999 erfolgte der Umstieg<br />
in einen 993 GT2, den uns Herwig<br />
Roitmayer auf einer Original-Werkskarosserie<br />
aufbaute. Da dieses Fahrzeug<br />
technisch der damaligen FIA-GT2 entsprach,<br />
sind mein Vater Franz und ich<br />
konsequenterweise ab dem Jahr 2000<br />
in der FIA-GT-Meisterschaft aktiv gewesen.<br />
Als dann jedoch mit dem 993 GT2<br />
auf internationaler Ebene nichts mehr<br />
zu holen war, stiegen wir auf einen in<br />
eigener Regie aufgebauten Ferrari 550<br />
um und machten damit in der FIA-GT-<br />
Meisterschaft weiter."<br />
P.S.: "In diesem Umfeld sind Sie inzwischen<br />
nicht mehr vertreten. Stattdessen<br />
ging aus Ihrem Familienrennstall <strong>Wieth</strong><br />
Racing das Unternehmen a-workx her-<br />
"Wir wollten den leichtesten<br />
997 GT3 RS mit Zulassungsoption<br />
für die Straße bauen. "<br />
vor. Was war ausschlaggebend für diese<br />
Entwicklung?"<br />
N.W.: "Wir hatten 2005 bereits damit begonnen,<br />
Kundenanfragen zu bedienen.<br />
Das war ein Jahr vor der Gründung von aworkx.<br />
Es sprach sich bei uns im Münchner<br />
Raum ganz einfach herum, dass wir<br />
uns professionell auf die Sportwagen-<br />
Minimalismus im Innenraum: taillierte Sitze, Schroth-<br />
Gurte, reduzierter Überrollkäfig, Leichtbau-Teppichsatz<br />
materie eingeschossen hatten und so<br />
kamen immer mehr aktive Sportfahrer<br />
auf uns zu, mit der Bitte, doch auch deren<br />
Fahrzeuge technisch zu betreuen. 2006<br />
haben wir Nägel mit Köpfen gemacht<br />
und <strong>Wieth</strong> Racing in a-workx umgewandelt<br />
– oder sagen wir, erweitert."<br />
P.S.: "Entstand das neue Unternehmen<br />
ausschließlich, um Privatkunden<br />
im Motorsport zu betreuen?"<br />
N.W.: "Nein, ganz und gar nicht!<br />
Es waren von vornherein mehrere<br />
Standbeine vorgesehen, so zum Beispiel<br />
ein Mehrmarken-Tuning-Bereich und darüber<br />
hinaus eine Kunststoff-Fertigung.<br />
Der Sammelbegriff eines reinen Renneinsatzteams<br />
passte nicht mehr zu diesen<br />
vielfältigen Aktivitäten."<br />
P.S.: "Auf welche Grundlagen griffen Sie<br />
bei der Konzeptionierung von a-workx<br />
GT3 RS SupeRliGhT<br />
PoRSChe SceNe 25
PeRFoRMANCe PoRSChe interview: <strong>Niko</strong> <strong>Wieth</strong>, a-workx<br />
Standortfrage: Die neue, elektrische Servolenkung ist<br />
im spartanisch bestückten Gepäckraum untergebracht<br />
Mechanisch unverändert: Aus Budgetgründen erteilt aworks<br />
jeglicher Veränderung des Hubraums eine Absage<br />
GT3 RS SupeRliGhT<br />
26 PoRSChe SceNe<br />
zurück – Ihr persönlicher Lebensinhalt<br />
war ja nicht allein das Rennen fahren!"<br />
N.W.: "Ja, richtig. Zu dem Zeitpunkt, als<br />
ich in den aktiven Motorsport einstieg,<br />
studierte ich in München Wirtschaftswissenschaften.<br />
Als ganz junger Bursche<br />
hatte ich einmal einen Münchner Stadt-<br />
meisterschaftstitel im Kartsport<br />
errungen. Meine motorsportlichen<br />
Ambitionen opferte ich<br />
aber einer Handballkarriere, die<br />
nach einer Verletzung abrupt<br />
endete. So kehrte ich zurück<br />
zu meinem ursprünglichen Betätigungsfeld."<br />
P.S.: "Trotzdem sind Sie inzwischen als<br />
Rennfahrer nicht mehr zugange. Mit 33<br />
Jahren ist das eine eher ungewöhnliche<br />
Entscheidung. Was führte zu Ihrem endgültigen<br />
Rückzug?"<br />
N.W.: "Einerseits eine strategische Ent-<br />
scheidung. 1999 lag mir ein Angebot für<br />
den Porsche Carrera Cup vor, das ich<br />
nicht einlöste. Die Herausforderung, auf<br />
eigene Faust in der FIA-GT-Meisterschaft<br />
aktiv zu werden, reizte mich mehr. Zu<br />
Ferrari-Zeiten war ich dann manchmal<br />
mit fünfzehn Mitarbeitern am Rennplatz<br />
und hatte keinen klaren Kopf mehr für<br />
"Wir haben dieses Auto nicht zum<br />
Selbstzweck gebaut, sondern sprechen<br />
Kunden an, die ein schnelles, leichtes<br />
und sicheres Fahrzeug suchen."<br />
das Fahren an sich. Wolfgang Kaufmann,<br />
mein damaliger Teamkollege, fuhr mir<br />
von dem Moment an um die Ohren,<br />
in dem ich meine Doppelfunktion angenommen<br />
hatte. Mein Rückzug war,<br />
wenn man es so sehen will, auch eine<br />
Vernunftentscheidung. Heute setze ich<br />
meine Kraft vor allem dafür ein, a-workx<br />
weiter nach vorne zu treiben. Der GT3 RS<br />
Superlight setzt ein Zeichen für unsere<br />
heutige Ausrichtung."<br />
P.S.: "Was veranlasste Sie zu diesem<br />
Projekt?"<br />
N.W.: "Nun, wir hatten einige 997 GT3<br />
RS im Kundenbestand. Einer dieser Wa-<br />
gen war ab Werk in Orange<br />
ausgeliefert worden und bei<br />
Trackdays im Einsatz. In Spa-<br />
Francorchamps kam es dann<br />
jedoch zum Totalschaden. Ich<br />
nahm Kontakt mit Porsche<br />
auf, legte die Fahrgestellnummer<br />
vor und erhielt die Möglichkeit, eine<br />
neue, grundierte Werks-Rohkarosse<br />
zu beziehen. Das war natürlich eine einmalige<br />
Ausgangslage. Wir konnten mit<br />
den unversehrt gebliebenen Teilen ein<br />
Projektfahrzeug mehr oder weniger frei<br />
gestalten, nachdem wir den Unfallwagen<br />
in unseren Bestand übernommen<br />
hatten."<br />
P.S.: "Stand das Projekt unter einem<br />
besonderen Leitmotiv?"<br />
N.W.: "Oh ja! Wir wollten den leichtesten<br />
GT3 RS mit Zulassungsoption<br />
'Straße' bauen. Seit wir 2008 im Porsche<br />
Sports Cup ein ähnliches, jedoch<br />
stärker an der Serie ausgerichtetes<br />
Fahrzeug einsetzten, lagen uns aktuelle<br />
Vergleichswerte vor. Wir wollten in allen<br />
Belangen ein bisschen besser werden."<br />
P.S.: "Wie umfassend gingen Sie bei der<br />
Gewichtsoptimierung vor?"<br />
N.W.: "Wir stellten sämtliche in Frage<br />
kommenden Komponenten auf den<br />
Prüfstand und ließen zuallererst die<br />
Xenon-Lichtanlage wegfallen, weil die<br />
uns ganz einfach als zu schwer erschien.<br />
Dasselbe betraf die Klimaanlage und<br />
den Teppichboden. Den ersetzten wir<br />
durch eine Leichtbau-Ausführung. Der<br />
ab Werk gelieferte Clubsport-Überroll-<br />
käfig erschien uns überdimensioniert.<br />
Außerdem kam man nur schlecht aus<br />
dem Auto heraus. Offenbar war die<br />
Montage des Käfigs in möglichst kurzer<br />
Zeit das ausschlaggebende Kriterium<br />
gewesen. Wir überlegten uns eine<br />
Lösung mit herausnehmbarem Flankenschutz.<br />
Ja – dieser Punkt war uns<br />
besonders wichtig."<br />
Direkter Aufstieg: nach Lehrjahren in der GTP-Clubsport-Szene<br />
ab 2000 in der FIA-GT-Meisterschaft aktiv<br />
Abtriebskörper: Das Heckflügelblatt ist aus Karbon gefertigt,<br />
der Heckdeckel aus Karbonfasern-verstärktem Kunststoff<br />
P.S.: "Warum – hatten Sie während Ihrer<br />
Rennfahrerjahre schlechte Erfahrungen<br />
gemacht?"<br />
N.W.: "Allerdings! 1997 bekam ich mal einen<br />
Treffer auf die Fahrerseite. Der Unfall<br />
ging nur deshalb gut aus, weil ich eine USamerikanische<br />
Käfigversion fuhr mit drei<br />
sogenannten 'Daytona-Streben'. Durch<br />
Porsche-Erfahrungen im Extrembereich: Das Engagement<br />
mit dem 993 GT2 stand unter hohem Konkurrenzdruck<br />
PoRSChe SceNe 27
PeRFoRMANCe PoRSChe interview: <strong>Niko</strong> <strong>Wieth</strong>, a-workx<br />
Blauschimmer: Das Akrapovic-Abgassystem "Evolution<br />
Race" aus Titanrohren sparte 29 Kilogramm ein<br />
Breite Backen, leichte Räder: Demnächst soll das Gewicht<br />
der O.Z.-"Ultraleggera" nochmals unterboten werden<br />
GT3 RS SupeRliGhT<br />
die Deformation klebten die Streben später<br />
zwar am Fahrersitz, aber ich konnte<br />
immerhin unbeschadet aussteigen."<br />
P.S.: "Zurück zu Ihrem Leichtbau-Konzept<br />
– welche Karosserieteile waren davon<br />
betroffen?"<br />
N.W.: "Zuallererst die Bugschürze.<br />
Wir verwenden die entkernte<br />
Cup-Front ohne das schwergewichtige<br />
Prallelement. Hinten<br />
genügte eine Modifikation des<br />
Original-Stoßfängers. Die vordere<br />
Haube besteht nach wie<br />
vor aus Aluminium. Für die Türen<br />
bestehen zwei Ansätze: entweder<br />
Aluminium-Versionen für den Straßengebrauch<br />
oder Kunststoff-Türen aus dem<br />
Carrera Cup für die Rundstrecke. Diese<br />
machen dann den erwähnten Flankenschutz<br />
erforderlich, der einfach in die<br />
vorhandene Käfigstruktur geschraubt<br />
wird. Die Motorhaube besteht aus Kar-<br />
bonfaser-verstärktem Kunststoff, kurz<br />
CFK, das Heckflügelblatt aus Karbon.<br />
Das Heckfenster ist beim GT3 RS bereits<br />
in der Serie aus Polycarbonat gefertigt.<br />
Bei den Cup-Türen bestehen die Seitenfenster<br />
aus demselben Material."<br />
P.S.: "Können Sie bilanzieren, was die<br />
Einsparmaßnahmen gebracht haben?"<br />
"Unser Rennteam bereitet sich auf<br />
die Rückkehr in den GT-Sport vor. Wir<br />
gehören zu den Teams, die einen der<br />
zwölf 997 GT3 R erhalten werden. "<br />
N.W.: "Mit den Cup-Türen und dem<br />
dazu passenden Seitenaufprallschutz<br />
erreichen wir 1.270 Kilogramm. Das<br />
entspricht einer Optimierung von deutlich<br />
mehr als 100 Kilogramm. Wir haben<br />
Serien-GT3-RS für den Porsche Sports<br />
Cup präpariert, kamen aber nie unter<br />
1.375 Kilogramm."<br />
P.S.: "Welche mechanischen Leichtbaukomponenten<br />
waren erforderlich?"<br />
N.W.: "Einmal das komplette PCCB-<br />
Bremssystem und natürlich O.Z.-<br />
'Ultraleggera'-Räder. Allein das <strong>KW</strong>-<br />
Fahrwerk wirkte sich mit vier Kilogramm<br />
in unserer Rechnung aus. Leichte Motor-<br />
und Getriebelager und eine elektrische<br />
Servolenkung im Kofferraum<br />
waren weitere Bausteine, nicht<br />
zu vergessen das Titan-Abgassystem<br />
einschließlich Krümmersatz<br />
unseres Kooperationspartners<br />
Akrapovic."<br />
P.S.: "Zurzeit sind Hubraumerweiterungen<br />
auf bis zu 4,1 Liter im Gespräch. Haben Sie<br />
sich an diesem Thema beteiligt?"<br />
N.W.: "Nein, das wollten wir auf gar keinen<br />
Fall! Aus unserer Sicht stehen die<br />
Kosten in keiner Relation zum erreichbaren<br />
Nutzen. Unser Motor bringt auf<br />
dem Prüfstand haargenau 439,5 PS. Mit<br />
ein paar Handgriffen lässt er sich auf den<br />
Werks-Auslieferungsstand zurückrüsten.<br />
Vielen Kunden ist das wichtig."<br />
P.S.: "Erster öffentlicher Auftritt Ihres<br />
997 GT3 RS Superlight war der Alpenpokal-Lauf<br />
2009 auf dem Hockenheimring.<br />
Welche Erkenntnisse nahmen Sie von<br />
diesem Einsatz mit?"<br />
N.W.: "Mein Vater Franz ist in der Super-<br />
Sport-Kategorie gefahren, um das Projekt<br />
einfach mal herzuzeigen. Wir haben<br />
schnell gemerkt, dass unsere Gewichtsreduktion<br />
einen spezifischen Abstimmungsweg<br />
beim Fahrwerk erfordert.<br />
So konnten wir das Stoßdämpfersetting<br />
geringfügig anpassen, ohne das Fahrzeug<br />
auf der Straße gleich ungenießbar<br />
werden zu lassen. Dennoch empfehlen<br />
wir für Straße und Rundstrecke zwei<br />
unterschiedliche Räder- und Reifenbestückungen."<br />
P.S.: "Nämlich welche?"<br />
N.W.: "Im Alltagsbetrieb ist der Michelin<br />
'Pilot Sport 2' ein ausgewogener Reifen.<br />
Im Clubsport wird entweder mit dem<br />
Pirelli 'PZero Corsa Race' oder dem Michelin<br />
'Pilot Sport Cup NO' gefahren."<br />
P.S.: "Bei der Essen Motor Show 2009<br />
war Ihr GT3 RS Superlight beim Felgen-<br />
Vorgänger im Hintergrund, Nachfolger im Vordergrund:<br />
Die Werks-Rohkarosse ist bereits schwarzlackiert<br />
Macht und Kraft: Mit 439,5 PS will das Konzeptfahrzeug<br />
GT3 RS Superlight durch seine Dynamik überzeugen<br />
produzenten ATS im Zusammenhang mit<br />
einem besonders leichtgewichtigen Rad<br />
zu sehen..."<br />
N.W.: "ATS fragte gezielt nach einem<br />
besonders leichtgewichtigen Porsche,<br />
da passte unser GT3 RS Superlight<br />
natürlich in den Rahmen. Unabhängig<br />
davon werden wir 2010 unsere eigene<br />
Felge vorstellen, die bezogen auf einen<br />
Mehrmarken-Konzept: a-workx versteht sich als Sportwagen-<br />
Spezialist mit besonderem Porsche-Schwerpunkt<br />
28 PoRSChe SceNe PoRSChe SceNe 29
PeRFoRMANCe PoRSChe interview: <strong>Niko</strong> <strong>Wieth</strong>, a-workx<br />
kompletten Satz noch einmal um sechs<br />
Kilogramm leichter sein wird als zum<br />
Beispiel das O.Z.-Rad."<br />
P.S.: "Aus welchem Werkstoff wird<br />
dieses neue Rad bestehen?"<br />
N.W.: "Aus geschmiedetem Aluminium.<br />
Eine Besonderheit wird der vollständige<br />
Verzicht auf Distanzscheiben sein. Wir<br />
haben von vornherein die erforderliche<br />
Die RS-Idee auf den Punkt gebracht: Bei 1.270 Kilogramm<br />
ist in jeder Disziplin vor allem Fahrspaß zu erwarten<br />
(Halterangaben, abgeglichen mit Herstellerangaben)<br />
Typ: 2009er 911 (997) GT3 RS Superlight<br />
Fahrgestellnummer: WP0 ZZZ 99 Z7S 79 1647<br />
Basisfahrzeug: 2007er 911 (997) GT3 RS<br />
Aufbau: grundierte Werks-Rohkarosse (zweisitziges<br />
Coupé, selbsttragend, beidseitig feuerverzinkte<br />
Leichtbau-Ganzstahl-Konstruktion auf<br />
Basis Carrera 4, gegenüber GT3 an der Hinterachse<br />
um 44 Millimeter verbreitert); Frontschürze<br />
GT3 Cup, Aluminium-Haube vorn, wahlweise<br />
Aluminium- oder Kunststoff-Türen; Motorhaube<br />
aus Karbonfasern-verstärktem Kunststoff (CFK),<br />
Karbon-Heckflügel<br />
Luftwiderstands-Beiwert (cW): 0,30<br />
Motor: flüssigkeitsgekühlter Sechszylinder-Aluminium-Boxer<br />
Typ M97/76, vier Ventile pro Zylinder,<br />
jeweils zwei obenliegende Nockenwellen,<br />
variable Nockenwellenverstellung Typ VarioCam,<br />
hydraulischer Ventilspielausgleich, Titanpleuel,<br />
zylinderselektive Klopfregelung, variable Saugrohranlage<br />
mit zwei schaltbaren Resonanzklappen,<br />
Heißfilm-Luftmassenmessung; starre Motorlager<br />
GT3 Cup, a-workx-Software-Optimierung,<br />
Sportluftfilter<br />
30 PoRSChe SceNe<br />
Spurweite zugrunde gelegt, weil uns<br />
beim GT3 RS von Anfang an ein Problem<br />
begleitete. Das Auto benötigt vorne die<br />
maximale Spurweite, weil es sonst zum<br />
Untersteuern neigt."<br />
P.S.: "Nachdem die Projektierungs-<br />
und Aufbauphase abgeschlossen zu<br />
sein scheint, bleibt die Frage nach der<br />
weiteren Perspektive des Superlight-<br />
Projekts."<br />
teCh-SpecS 2009er 911 (997) gt3 RS Superlight<br />
Abgassystem: Akrapovic "Evolution Race" aus<br />
Titan (minus 29 kg, plus 16,5 PS, plus 23 Newtonmeter)<br />
Gemischaufbereitung: elektronisches Motormanagement<br />
Typ Motronic ME 7.8 für Zündung,<br />
Einspritzung und Nockenwellenverstellung<br />
Zündung: elektronische Zündung mit ruhender<br />
Zündverteilung (sechs Einzelzündspulen), sequenzielle<br />
Multipoint-Einspritzung<br />
Hubraum: 3.600 ccm<br />
Bohrung: 100 mm<br />
Hub: 76,4 mm<br />
Verdichtung: 12,0 : 1<br />
angegebene Motorleistung: 439,5 PS<br />
Motorleistung (Serie, Vergleichswert): 415 PS<br />
bei 7.600/min<br />
angegebenes Drehmoment: 428 Nm bei 5.500/<br />
min<br />
maximales Drehmoment (Serie, Vergleichswert):<br />
405 Nm bei 5.500/min<br />
Höchstdrehzahl: 8.400/min<br />
N.W.: "Wir haben dieses Auto nicht zu<br />
unserem Selbstzweck gebaut. Natürlich<br />
sprechen wir Kunden an, die ein<br />
schnelles, leichtes und auch sicheres<br />
Fahrzeug suchen. Trotzdem ist uneingeschränkte<br />
Alltagstauglichkeit gegeben.<br />
Der GT3 RS ab Werk ist sicher<br />
nicht schlecht, aber man kann schon<br />
noch etwas machen. Und das haben<br />
wir demonstriert, wir haben Nägel mit<br />
Köpfen gemacht."<br />
Hochwertiges Bremssystem: Die "Porsche Ceramic Composite<br />
Brake" (PCCB) ist ein zentraler Bestandteil des Diätplans<br />
Kraftübertragung: Motor und Getriebe zu<br />
einer Antriebseinheit verschraubt, Antrieb über<br />
Doppelgelenkwellen auf die Hinterräder; eng abgestuftes<br />
Sechsgang-Schaltgetriebe mit Einmassenschwungrad<br />
und Getriebeölkühlung; starre<br />
Getriebelager, verstärkte Rennkupplung (Sachs)<br />
Bremsanlage: Porsche Ceramic Composite<br />
Brake (PCCB); Zweikreis-System, achsweise Aufteilung,<br />
vorn gelb lackierte Sechskolben-Aluminium-Monobloc-Sättel,<br />
hinten Vierkolben-Sättel;<br />
gelochte, innenbelüftete, Kohlefaser-verstärkte<br />
Keramik-Scheiben (vorn 380 x 34 und hinten 350<br />
x 28 Millimeter); Belagverschleiß-Überwachung,<br />
Bremskraftverstärker, Vierkanal-Bosch-Antiblockiersystem<br />
ABS 8.0; Stahlflex-Leitungen<br />
Radaufhängungen (Vorderachse): typenspezifisch<br />
optimierte Federbein-Achse mit radführenden<br />
McPherson-Federbeinen und einzeln an<br />
Querlenkern und Längslenkern aufgehängten Rädern;<br />
geteilte Querlenker zur Verlängerung des<br />
Radstands, zylindrische Federn, innenliegende<br />
Stoßdämpfer, Kinematik-optimierter Radträger<br />
mit doppelter Klemmung; Stabilisator; <strong>KW</strong>-Clubsport-Gewindefahrwerk<br />
in a-workx-spezifischer<br />
Abstimmung mit speziellen Stützlagern; 28 mm<br />
Spurverbreiterung<br />
Radaufhängungen (Hinterachse): Mehrlenker-<br />
P.S.: "Hat die Arbeit an diesem Projektfahrzeug<br />
die Aktivitäten der Rennabteilung<br />
überlagert?"<br />
N.W.: "Überhaupt nicht, schließlich<br />
haben wir mehrere Standbeine. Und<br />
zwölf fest angestellte Kräfte an unserem<br />
Standort im Münchner Westen wollen<br />
auch ausgelastet sein. Zurzeit bereitet<br />
sich unser Rennteam auf die Rückkehr<br />
in den GT-Sport vor. Wir gehören zu den<br />
Ausführung, einzeln an fünf Lenkern geführte Räder,<br />
zylindrische Federn, Stoßdämpfer; Stabilisator;<br />
<strong>KW</strong>-Clubsport-Gewindefahrwerk in a-workx<br />
spezifischer Abstimmung; Spurstangen 997 GT3<br />
Cup; 28 mm Spurverbreiterung<br />
Räder: O.Z. "Ultraleggera HLT" (8,5J x 19 ET53<br />
vorn und 12J x 19 ET51 hinten); 7,4 kg Gewichtsersparnis<br />
gegenüber Serienbestückung<br />
Rädergewichte:<br />
Vorderachse (O.Z. "Ultraleggera HLT"): 9,4 kg<br />
Vorderachse (Serie, Vergleichswert): 11,0 kg<br />
Hinterachse (O.Z. "Ultraleggera HLT"): 11,8 kg<br />
Hinterachse (Serie, Vergleichswert): 13,9 kg<br />
Reifen: Pirelli "PZero Corsa Race" (235/35 ZR19<br />
vorn und 305/30 ZR19 hinten)<br />
Interieur: Nadelfilz-Leichtbauteppich (minus<br />
17,5 kg), Leichtbau-Überrollkäfig (minus 5,4 kg<br />
gegenüber Porsche-Original-Überrollkäfig); Dreispeichen-Airbag-Volant<br />
mit Alcantara-Lenkkranz<br />
und gelbem Orientierungsring<br />
Leergewicht: 1.270 kg<br />
Tankinhalt: 89 Liter<br />
glücklichen Teams, die von Porsche einen<br />
der zwölf 997 GT3 R erhalten und im<br />
ADAC-GT-Masters einsetzen werden.<br />
Am liebsten wäre uns noch ein zweites<br />
Fahrzeug für Kunden, aber das können<br />
wir frühestens im Sommer von Porsche<br />
beziehen. Es werden noch einmal sieben<br />
Exemplare aufgelegt, um die rege<br />
Nachfrage zu bedienen."<br />
P.S.: "Wir wünschen viel Erfolg in Ih-<br />
Reminiszenz an die Serie: Dreispeichen-Airbag-Volant<br />
mit Alcantara-Lenkkranz und gelbem Orientierungsring<br />
Höchstgeschwindigkeit: 315 km/h<br />
Beschleunigung (0 - 100 km/h): 3,9 sec.<br />
Durchschnittsverbrauch (EU-Norm): 12,8 Liter<br />
Super Plus unverbleit<br />
CO2-Emission (EU-Norm): 307 g/km<br />
konzeption<br />
Das Fahrzeug ist Mitte 2008 als Totalschaden<br />
gekauft und unter Berücksichtigung maximaler<br />
Gewichtsersparnis auf Rohkarosse neu aufgebaut<br />
worden. Das Ziel war, einen "echten" RS<br />
im klassischen Sinn zu erschaffen, denn auf der<br />
Rundstrecke zählt neben der Motorleistung und<br />
einem perfekt abgestimmten Fahrwerk vor allem<br />
das Gewicht. Um dies alles zu erreichen, musste<br />
konsequenter Leichtbau betrieben werden.<br />
Neben einer Akrapovic-Abgasanlage aus Titan<br />
("Evolution Race" – minus 29 Kilogramm) konnte<br />
Gewicht bei folgenden Komponenten eingespart<br />
werden:<br />
Fahrwerk: minus 4 kg<br />
Räder: minus 7,4 kg<br />
Leichtbau-Teppich: minus 17,5 kg<br />
ren vielfältigen Betätigungsfeldern und<br />
danken für das Gespräch!"<br />
Das Interview führte Carsten Krome<br />
Redaktionelle Mitarbeit: Florian Hebel<br />
Fotos: Peter Schulz, Dr. Ian Kuah, aworkx<br />
GmbH<br />
kontakt:<br />
tel.: +49 (0) 8153/984550<br />
e-Mail: info@a-workx.com<br />
Web: www.a-workx.com<br />
GT3 RS SupeRliGhT<br />
Leichtbau-Überrollkäfig: minus 5,4 kg<br />
Leichtbau-Batterie: minus 9,8 kg<br />
Entfall der Klimaanlage: minus 12 kg<br />
CFK-Heckdeckel: minus 1,0 kg<br />
Darüber hinaus ist die serienmäßige Servopumpe<br />
durch eine elektrische Pumpe ersetzt<br />
worden, die im Kofferraum platziert wurde. Dies<br />
kommt neben der besseren Gewichtsverteilung<br />
vor allem der Leistung zugute – 8 PS weniger<br />
Schleppleistungsverlust. Beim Aufbau ist jedes<br />
Einzelteil auf sein Gewichtsspar-Potential hin<br />
geprüft und dieses nach Möglichkeit auch ausgeschöpft<br />
worden. Der Wagen ist – obwohl aufwändig<br />
auf den Einsatz auf der Rundstrecke und bei<br />
Clubsport-Veranstaltungen wie dem Alpenpokal<br />
ausgelegt – auch auf der Straße problemlos fahrbar.<br />
Durch die Summe aller Maßnahmen konnte<br />
das Fahrzeuggewicht auf 1.270 kg gesenkt werden.<br />
Für den Rundstrecken-Einsatz verfügt der Wagen<br />
zusätzlich über folgende Optionen:<br />
GFK-Türen vom 997 GT3 Cup<br />
OMP-Rennschalensitz<br />
zusätzlicher Flankenschutz<br />
PoRSChe SceNe 31