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Otitis media: immer gleich Antibiotika? - Katholisches Klinikum ...

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SCHWERPUNKTist oft nicht die vorherrschende Symptomatik.Symptomatisch wird die Schwerhörigkeitjedoch oft, wenn die Entzündungauf die Cochlea übergreift und sodurch die Labyrinthitis eine zusätzlicheInnenohrschwerhörigkeit verursacht.Greift die Entzündung in diesem Rahmenauf die Bogengänge des Labyrinthsüber, kann es auch zu Schwindelkommen. Gelegentlich besteht auchein Tinnitus. Eine Facialisparese kannebenfalls ein Anzeichen einer intratemporalenKomplikation der akuten <strong>Otitis</strong><strong>media</strong> sein.Diagnostik bei Kleinkindernoft schwierigDie Diagnose der akuten <strong>Otitis</strong> <strong>media</strong>wird gestellt durch die Anamnese, denklinischen Befund und den ohrmikroskopischenBefund. Neben dem Stimmgabeltest(Rinne- und Weber-Versuch)gehört auch eine audiometrische Abklärungund Impedanzaudiometrie zumdiagnostischen Spektrum. Bei kleinerenKindern wird die Verhaltensaudiometrieangewandt. Zur Gewinnung einesAbstriches ist gelegentlich die dann auchtherapeutische Parazentese indiziert.Beim V. a. auf Komplikationen wird derEinsatz bildgebender Verfahren wieRöntgenaufnahme nach Schüller, eventuellauch eine Cone-Beam-Computertomografie,erforderlich.Die Diagnose der akuten <strong>Otitis</strong> <strong>media</strong>bei kleinen Kindern kann schwierig seinwegen des kleinen Gehörganges, auchist die Entfernung von Cerumen häufignicht leicht. Bei schreienden Kindernkommt es zu einer Rötung des Trommelfells,die einer akuten <strong>Otitis</strong> <strong>media</strong> <strong>gleich</strong>enkann.Die Reinigung des Gehörganges ist dieGrundvoraussetzung für die richtige Diagnose.Sie lässt sich ohrmikroskopischleichter vornehmen als mit Hilfe desOtoskops. Die Beurteilung audiometrischerBefunde und tympanometrischerBefunde ist nur im Zusammenhang miteiner sicheren Kenntnis des ohrmikroskopischenBefundes möglich.Ähnliches Keimspektrumbei Kindern und ErwachsenenDie häufigsten bakteriellen Erregerder akuten Mittelohrentzündung sindmit Abstand S. pneumoniae (25–50%)und H. influenzae (15–30%). Weiterhinhaben Bedeutung Moraxella catarrhalis(3–20%) und ß-hämolysierende Streptokokkender Gruppe A (2%). 4 Gelegentlichwerden auch S. aureus (1%) undS. epidermidis sowie Anaerobier (2%)isoliert. In 40–75% der Fälle könnenzusätzlich Viren (Respiratory-Syncytial-Viren, Rhino-, Adeno-, ParainfluenzaundInfluenzaviren) im Mittelohrsekretnachgewiesen werden. Insgesamt zeigtsich bei Erwachsenen und Kindern einsehr ähnliches Erregerspektrum. 7 Unterden genannten Keimen hat S. pneumoniaemit 10–19% die geringste Spontanheilungsrateund führt am ehestenzu einer Mastoiditis oder Meningitis.Eine deutlich höhere Spontanheilungbeobachtet man bei Moraxella catarrhalis(> 75%) und H. influenzae (50%). 4Seit Einführung der Impfung mit dem7-valenten Pneumokokkenkonjugatimpfstoff(PCV-7) zeigt sich eine Verschiebungdes Erregerreservoirs hin zu denErregern mit einer günstigeren Selbstheilungsrate(v. a. H. influenzae). 5Oft von Vorteil: dasabwartende TherapiekonzeptInsgesamt wird davon ausgegangen,dass es bei 60% der Patienten innerhalbder ersten 24 Stunden zu einerspontanen Besserung kommt, weshalbin den aktuellen Leitlinien der AmericanAcademy of Pediatrics in der Therapieder akuten <strong>Otitis</strong> <strong>media</strong> zunächsteine „observation option“ für zwei bisdrei Tage empfohlen wird. Dabei solltezunächst nur eine symptomatische Therapiemit systemischen Analgetika erfolgenund erst bei Beschwerdepersistenzoder -verschlechterung mit der Gabeeines Antibiotikums (AB) begonnenwerden. Hierdurch verringern sich dieKomplikationen mit Funktionsverlustendes Innenohres und des Nervus facialis.Darüber hinaus ist es seit Beginn derantibiotischen Ära insgesamt zu einemdrastischen Rückgang der zum Teillebensbedrohlichen Komplikationen beiakuter <strong>Otitis</strong> <strong>media</strong> gekommen. 2Deutliche Vorteile des abwartenden Therapiekonzeptssind der zurückhaltendeUmgang mit AB zur Vermeidung einerzunehmenden Resistenzentwicklungsowie eine Reduktion von AB-bedingtenNebenwirkungen, wie Diarrhoe, Erbrechenoder allergische Hautreaktionen.Studien haben zwar eine gering kürzereKrankheitsdauer und einen reduziertenAnalgetikabedarf unter zusätzlicher AB-Gabe nachgewiesen, zeigen aber letztendlichkeine Reduktion der Schmerzdaueroder signifikante Verringerungdes Mastoiditisrisikos im Ver<strong>gleich</strong> einerdirekten Therapie mit AB zum abwartendenVerhalten. Bei Kindern unterzwei Jahren, bei einer beidseitigen <strong>Otitis</strong><strong>media</strong>, bei eitriger Otorrhoe sowie beidem einzig hörenden Ohr oder deutlichreduziertem Allgemeinzustand mit Fieber> 39°C besteht eine Ausnahme. Hiersollte direkt mit der AB-Gabe begonnenwerden. 2Die orale antibiotische Therapie kann injedem Stadium der akuten Erkrankungeingesetzt werden. Ein Abstrich ist zumEinsatz der Therapie primär nicht erforderlich.Das Antibiotikum der Wahl beiKindern sowie Erwachsenen ist hochdosiertesAmoxicillin oder hochdosiertesAmoxicillin mit Clavulansäure (bei starkausgeprägten Krankheitszeichen oderin Regionen, bei denen häufig ß-Laktamase-produzierendeKeime beobachtetwerden), worauf ca. 80% der Kinder mit<strong>Otitis</strong> <strong>media</strong> ansprechen. 1,2 Bestehen3|2013 ärztliches journal reise & medizin |39

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