13.07.2015 Aufrufe

Das Gesellschaftsbild der LohnarbeiterInnen - VSA Verlag

Das Gesellschaftsbild der LohnarbeiterInnen - VSA Verlag

Das Gesellschaftsbild der LohnarbeiterInnen - VSA Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

14Klaus Dörre/Anja Happ/Ingo Matuscheknicht annähernd aufarbeiten können. Studien zum ArbeiterInnen- und Arbeitsbewusstseinschließen an eine lange Tradition an, die bis zu den KlassikernMarx und Weber zurückreicht (vgl. u.a. Kleemann/Voß 2010). Geradefür Deutschland liegt eine große Zahl 7 empirisch gehaltvoller Studienzum Arbeits- und Gesellschaftsbewusstsein unterschiedlicher Beschäftigtengruppenvor. In <strong>der</strong> Summe handelt es sich dabei um soziologische Blickesowohl auf die Wahrnehmungen von sozialen Lagen und Arbeitssituationenals auch um Rekonstruktionen subjektiver politisch-sozialer Positionierungenin Arbeitswelt und Gesellschaft.In <strong>der</strong> Spannbreite von emotiven und kognitiven Dimensionen (vgl. Reinhold1991) stellt das Bewusstsein eine unscharfe Gemengelage von intrawieintersubjektiven Prozessen dar, die zu dechiffrieren lange Zeit einemeindeutig identifizierbaren Erkenntnisinteresse entsprach. Im Zentrum <strong>der</strong>empirischen Arbeitsbewusstseinsforschung stand, jedenfalls soweit siesich im Kontext <strong>der</strong> Marxschen Theorie bewegte, stets die Frage nach Anhaltspunktenfür die Entstehung von Klassenbewusstsein o<strong>der</strong> nach Gründenfür dessen Ausbleiben. Teilweise schon ad acta gelegt, erlebte dieseForschung mit <strong>der</strong> überraschenden Wie<strong>der</strong>kehr <strong>der</strong> Arbeitsmilitanz Ende<strong>der</strong> 1960er Jahre eine kurzzeitige, aber sehr intensive Renaissance. Bei genaueremHinsehen wird man allerdings feststellen, dass diese Renaissancedurchaus vorbereitet war.Während <strong>der</strong> 1950er und 1960er Jahre waren in <strong>der</strong> westdeutschen soziologischenDiskussion Thesen wie die einer »Nivellierung« sozialer Unterschiedeo<strong>der</strong> einer Verbürgerlichung <strong>der</strong> Arbeiter (Schelsky 1965; kritisch:Mooser 1984; Tenfelde 1991) dominant. Die Inkorporation von Gewerkschaftenin den Wohlfahrtsstaat wurde als Institutionalisierung des Klassenkonfliktsinterpretiert und sowohl in staatsrechtlichen (Forsthoff 1971) alsauch in liberal-pluralistischen Ansätzen (Dahrendorf 1967) reflektiert. Eine<strong>der</strong> wenigen empirischen Untersuchungen, die gängigen Nivellierungs- o<strong>der</strong>Verbürgerlichungsthesen wi<strong>der</strong>sprach, stellte die von einem Team um HeinrichPopitz und Hans Paul Bahrdt vorgelegte Studie zum »<strong>Gesellschaftsbild</strong>des Arbeiters« dar. Die Forschergruppe hatte auf <strong>der</strong> Basis von 600Interviews im Hüttenwerk Rheinhausen eine Typologie des Gesellschaftsbewusstseinsvon Arbeitern konstruiert, <strong>der</strong>en Aussagekraft so gar nicht zuVerbürgerlichungsthesen passen wollte. Im Resümee <strong>der</strong> Studie heißt es:7Aus <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Studien seien exemplarisch herausgegriffen: Geiger 1932;Popitz et al. 1957; Kern/Schumann 1970; Deppe 1971; Hack et al. 1972; Beckenbachet al. 1973; Eckart et al. 1974; Ku<strong>der</strong>a 1979; Herkommer et al. 1979; Herding/Kirchlechner 1980.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!