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Download, 5 MB - Förderverein der Sukkulenten-Sammlung Zürich

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Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Orchideen- undKakteenwelt in AquarellskizzenText und Zeichnungen: Silvia Pfister«[...] und eine Schaar von Bäumen mit ungeheurenBlättern und handgrossen, wohlriechenden Blüthen,von denen wir nichts kennen... Wie Narren laufen wirbis itzt umher; in den ersten drei Tagen können wirnichts bestimmen, da man immer einen Gegenstandwegwirft, um einen an<strong>der</strong>en zu ergreifen. Bonplandversichert, dass er von Sinnen kommen werde, wenndiese Wun<strong>der</strong> nicht bald aufhören.» So schreibt Alexan<strong>der</strong>von Humboldt in einem Brief an seinen älterenBru<strong>der</strong> Wilhelm vom 16. Juli 1799 aus Cumaná in Venezuela.[1]Von <strong>der</strong> Inspiration...Wucherndes Grün, tropische Feuchtigkeit, die schwüleHitze fühlt sich son<strong>der</strong>bar an. Unbekannte, erdigeDüfte locken mich tiefer in die fremde Welt. Fremdund doch so vertraut. Das grüne Gold hat mich in seinenZauber eingelullt.Die erste überwältigende und gleichsam prägendeBegegnung <strong>der</strong> enorm reichen Pflanzenwelt erfuhrich im tropischen Regenwald Ecuadors, wohin ich voreinigen Jahren hinreiste. Gigantische Gewächse, dasthronende Blätterdach in schwindelerregen<strong>der</strong> Höhe,überall kleinste Schönheiten, <strong>der</strong> an- und abschwellendeGeräuschteppich, all dies vergisst man nicht soschnell. Das Tagebuch gefüllt mit Wort- und Bildskizzensteht heute ein wenig vergessen bei mir im Bücherregal,doch die Erlebnisse leuchten Jahre danachfrisch in meiner Seele. Im Gleichgewicht zu dieser Reisesteht sicherlich meine grosse Bewun<strong>der</strong>ung für dieZeichner, Botaniker, Schiffsärzte und Forscher, die sichin früheren Jahrhun<strong>der</strong>ten auf Entdeckungsreisen begabenund ihre Funde mit Illustrationen dokumentierten.Zeitdokumente, die noch heute in Museen o<strong>der</strong>botanischen Bibliotheken vorliegen.Für mich ist die Tätigkeit als Zeichnerin (WissenschaftlicheIllustratorin) ein Mittel, Dinge wahrzunehmenund immer wie<strong>der</strong> neu zu sehen. Das Abtastenund Erfassen <strong>der</strong> unerschöpflichen Erscheinungen<strong>der</strong> Farben, Formen, Strukturen, die Beschaffenheit,Wachs tumsrhythmen und Anordnungen <strong>der</strong> Pflanzengeben mir den Anreiz, mehr darüber zu erfahren. Ichstaune wahrlich sehr viel ob den komplexen Konstruktionenund Bauten, die von zierlichen Gestalten zumassigen Bäumen anschwellen. Stundenlang sitzeich vor einer wun<strong>der</strong>schönen Blüte, um ein Zwiegesprächzwischen <strong>der</strong> Pflanze, den Farben und mir entstehenzu lassen. Wenn an solchen Tagen <strong>der</strong> Abendanbricht, komme ich nicht selten zur Feststellung,dass die Perfektion dieser o<strong>der</strong> jener Pflanze nicht zuübertreffen ist. Mit meiner Umsetzung in Aquarello<strong>der</strong> Bleistift habe ich einen kleinen Bruchteil dieserson<strong>der</strong>baren Welt festgehalten. Es ist immer wie<strong>der</strong>erstaunlich, dass sich die Wahrnehmung im Verlaufedes Zeichnungsprozesses stetig verän<strong>der</strong>t und sichneu formt. Nicht nur in Anbetracht <strong>der</strong> Spurenverdichtungauf dem Bildträger, son<strong>der</strong>n auch das grundlegendeReicherwerden <strong>der</strong> Beobachtung. Ich denke,dass genau dies mich immer weiter vorantreibt, neueZeichnungen und Aquarelle anzugehen. Das Auslotenund Untersuchen eines Objekts nach Formkombinationenund die Frage, wie sich diese zeichnerisch umsetzenlassen, stellt mich jedes Mal vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.Feinste ausgeklügelte Details, die den Pflanzeneigen sind, übersehe ich meist bei <strong>der</strong> ersten Betrachtung,da diese entwe<strong>der</strong> von schillernden Farben o<strong>der</strong><strong>der</strong> Formgebung übertrumpft werden. Erst durch daslange Beobachten solcher Begebenheiten schaffe ichmir einen ausgedehnten Zeitraum, in dem ich die Dingebesser verstehen und verinnerlichen kann.Bei den vorliegenden Arbeiten steht <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong>Jägerin und Sammlerin im Vor<strong>der</strong>grund. Prinzipiellliegt mir daran, lebendige Skizzen zu erstellen, umeine Blüte o<strong>der</strong> eine beliebige Erscheinungsform ingerade diesem Augenblick des Betrachtens wie<strong>der</strong>zugeben.Vielleicht ist sie morgen schon nicht mehrdie sie gerade jetzt ist.[1] Pflanzenjäger, In fernen Welten auf <strong>der</strong> Suche nach demParadies; Serie Piper, Kej Hielscher, Renate Hücking; 2004;S. 45, Abenteuer in <strong>der</strong> Neuen Welt20<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009

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