13.07.2015 Aufrufe

Download, 5 MB - Förderverein der Sukkulenten-Sammlung Zürich

Download, 5 MB - Förderverein der Sukkulenten-Sammlung Zürich

Download, 5 MB - Förderverein der Sukkulenten-Sammlung Zürich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Sukkulenten</strong> naturnahauf Papier und PorzellanSukkulente Nutzpflanzen finden sich seit frühesten Zeiten abgebildet, etwa dieAloe vera bei den alten Ägyptern o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kaktus San Pedro bereits zur Prä-Inka-Zeit in Peru. Pflanzenbeschreibungen können mit aussagekräftigen Abbildungenergänzt werden und ersetzen teilweise umständliche sprachlicheFormulierungen. Mit Erfindung des Buchdrucks wurden neue Techniken gefragtund auch erfunden, welche eine vielfache Reproduktion von Abbildungenmöglich machten (Holzschnitt, Lithografie, Kupferstich usw.). Mit <strong>der</strong> Fotografiekam eine neue Abbildungsdimension hinzu. Geblieben ist die Faszination fürdie Pflanzen. Heutige digitale Techniken eröffnen einer breiten Nutzerschicht dieBegeisterung für bildliches Festhalten von Objekten und Momenten. Digitaltechniklässt den Fotografen und Bildproduzenten das Ergebnis umgehend kontrollieren;weitere Verän<strong>der</strong>ungen am Computer erweitern die Palette anschier unbegrenzten Möglichkeiten. Früher waren dazu aufwendige chemischeund physikalische Verfahren notwendig, sie machten das zu fixierende Bil<strong>der</strong>st sichtbar. Nicht vorwegzunehmen o<strong>der</strong> zu automatisieren sind aber in jedemFall das gestalterische Flair des Künstlers, sowohl des Fotografen als auch desMalers und Zeichners. Die hier präsentierten Bil<strong>der</strong>, wie Zeichnungen, Gemälde,Porzellanmalereien und Fotografien, sollen anregen und eine Idee <strong>der</strong> komplexenMöglichkeiten <strong>der</strong> Darstellung sukkulenter Pflanzen vermitteln. Für einmalist ein künstlerischer Blick auf die <strong>Sukkulenten</strong> gefragt.<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 3


ACB2Früher Offsetdruck:A Leptocereus arboreus,B Lemaireocereus griseus(heute Stenocereusgriseus), Stammspitze,C Mediocactus coccineus(heute Selenicereussetaceus), aus Britton &Rose (1920), Tafel 13.24 <strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


Frühere Darstellungsformensukkulenter GestaltenText: Dominik BachmannDer Autor verfügte über keine spezifischen Kenntnissein <strong>der</strong> Botanik und näherte sich <strong>der</strong> Thematik aus<strong>der</strong> Sicht eines grafisch ausgebildeten Betrachters, vordem Hintergrund <strong>der</strong> verwendeten Technik und desjeweils herrschenden Zeitgeistes.Bild und Text, eine SymbioseDie Beschreibung und Klassifizierung von Pflanzen isteine riesige Aufgabe, beeinflusst nicht nur durch diefortwährenden Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Taxonomie, son<strong>der</strong>nauch durch die Entwicklung <strong>der</strong> Darstellungsmöglichkeiten.Einer Abbildung liegt prinzipiell diepflanzliche Morphologie zugrunde. Der Darstellermuss für die zweidimensionale Umsetzung des Beobachtetenabstrahieren und Schwerpunkte setzen. EineAbbildung sollte von <strong>der</strong> sichtbaren Morphologie nurda abweichen, wo es sich um eine zweckorientierteAnpassung gemäss dem Idealtypus <strong>der</strong> Pflanze handelt.Die Illustration vermittelt damit zwischen einerklaren Begriffssystematik <strong>der</strong> Pflanzenwelt und realexistierenden Individuen. Mit <strong>der</strong> Zeit etablierten sichzeichnerische Konventionen, die zwischen einer perspektivischenDarstellung in <strong>der</strong> natürlichen Umgebungund <strong>der</strong> allgemein gültigen Form <strong>der</strong> Pflanzevermitteln sollten. Die Abbildungen variierten auchaufgrund <strong>der</strong> Verschiedenheit <strong>der</strong> Vorlagen (Feldskizze,Zeichnung, Importpflanze, Kulturpflanze). Parallelmit <strong>der</strong> Kenntnis und Betrachtungsweise exotischerPflanzen, welche in zunehmen<strong>der</strong> Zahl nach Europagelangten, entwickelten sich vervielfältigbare Darstellungstechniken.Eine Auswahl von IllustrationsbeispielenNach <strong>der</strong> Erfindung des Buchdrucks und vor <strong>der</strong> Anwendung<strong>der</strong> Fotografie wurden unterschiedlicheAbbildungstechniken zur Vervielfältigung entwickelt.Dabei interessieren heute Zielsetzungen und Vorgehensweise<strong>der</strong> Bildautoren, darstellerische Absichtenund die angewendeten Techniken. Wichtig ist <strong>der</strong>Eindruck des Betrachters von <strong>der</strong> abgebildeten Pflanzesowie die Bildästhetik. Die <strong>Sukkulenten</strong>, vorab dieKakteen, eignen sich für solche Betrachtungen aufgrundihrer Morphologie. Ihre ausgeprägte Dreidimensionalität,ihre oftmals spektakuläre Oberflächemit dem filigranen o<strong>der</strong> markanten Dornenkleid sindCharakteristika, die sich beson<strong>der</strong>s gut für Vergleicheheranziehen lassen. Der Autor analysierte unvoreingenommenBil<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en grafischen Gehalt. DieseAnalysen sind natürlich subjektiv und versuchen,technische und gedankliche Entwicklungen aufzuzeigen.Auf sechs selektiv ausgewählte Abbildungenwird näher eingegangen. Nach Ansicht des Autorsist jede dieser DarsteIlungen typisch für die Zeit. Sieunterscheiden sich voneinan<strong>der</strong> grundlegend in <strong>der</strong>Technik und <strong>der</strong> Art, ihren Inhalt zu vermitteln.Ein Holzschnitt aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t [Bild 7]Nach <strong>der</strong> Entdeckung Amerikas liefert das Buch vonGonzalo Fernandez de Oviedo y Valdés 1535 frühe Abbildungenvon Feigenkakteen. Bei <strong>der</strong> Allgegenwärtigkeitund <strong>der</strong> verbreiteten Nutzung <strong>der</strong> Feigenkakteendurch Einheimische ist die Pflanzenwahl nichtverwun<strong>der</strong>lich. Der Holzschnitt, eine frühe Bildreproduktionstechnikim Hochdruckverfahren, lässt nurrelativ grobe Darstellungen zu, <strong>der</strong> Urheber des Holzschnittsbleibt unbekannt. Die Pflanze ist relativ einfachals Fei genkaktus zu identifizieren, da die wichtigstenMerk male grob festgehalten wurden.Ein Kupferstich aus dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t [Bild 4]Dieser Darstellung im Buch von Richard Bradley liegtein Kupferstichverfahren zugrunde. Die erkennbaregrobe, fast schon holzschnittartige Kreuzschraffurwurde in eine Kupferplatte gestochen und in einemTiefdruckverfahren vervielfältigt. Geometrische Präzisionund Linienschärfe sind Eigenschaften <strong>der</strong> Kupferstichlinie.Die Dreidimensionalität innerhalb <strong>der</strong>Pflan zenform wird durch die Richtung <strong>der</strong> Kreuzschraffurhervorgehoben. Perspektivisch lassen sichHabitat und Pflanzenkörper schlecht zusammenlesen.Der Untergrund wirkt weit entfernt, von <strong>der</strong>Pflanze losgelöst, es fehlt für den Betrachter ein klarerGrössenbezug. Unterstützt wird diese Irritation durchdas Vorhandensein zweier Perspektiven; einer leichtenAufsicht auf die Pflanze und einer Untersicht aufden Hintergrund. Irritation entsteht auch durch dieGleichwertigkeit von Positiv- und Negativraum, hervorgerufendurch die ausgeprägten Umrisslinien undden Gestaltaufbau <strong>der</strong> Pflanze. Es entsteht ein zusammenhängen<strong>der</strong>Negativraum, <strong>der</strong> im Gegensatz zurkubisch aufgebauten Kaktee sehr organisch wirkt. DasProblem <strong>der</strong> zeitlichen Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Gestaltwird in dieser Illustration synthetisiert, nicht sequenziert.Im vorliegenden Beispiel beeinflussen die druck-Dominik Bachmannlebt und arbeitet in Amsterdamund <strong>Zürich</strong>. SeitSommer 2008 diplomiertervisueller Gestalter.Mit Dank an Dr. ThomasBolliger und dipl. Arch. ETHStefan Wyler.Fotografie (Porträt):Fabian Jenny<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 5


technischen Kenntnisse sowie die in <strong>der</strong> Zeit herrschendenSehgewohnheiten den Bildcharakter sehrdirekt. Das Werk ist eine <strong>Sammlung</strong> von Artikeln undAufzeichnungen <strong>der</strong> Zeit. Verwendet wird eine nichtlinnésche trinomiale lateinische Namensgebung. Zielwar eine Pflanzenbeschreibung und die Anleitung zurAufzucht von <strong>Sukkulenten</strong>. Das Beispiel zeigt mit <strong>der</strong>dreikantigen Pflanze und den Luftwurzeln einen Hylocereus.343Stahlstich,Mammillaria tuberculosa(heute Escobaria tuberculosa),aus Engelmann (1859), Tafel 12.4Kupferstich,Cereus AmericanusTriangularis radicosa(heute Hylocereus triangularis),aus Bradley (1716): Dec.I, 4.Eine Lithografie aus dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t [Bild 5]Die gewählte Farbtafel wurde in einem lithografischenVerfahren gedruckt und danach stellenweisevon Hand koloriert. Dies macht sie, obwohl in einemgedruckten Buch publiziert, zu einem Unikat. Ein Hinweisauf die Handkoloration ist <strong>der</strong> einzelne übermalteDorn oben im Zentrum <strong>der</strong> Pflanze. Die Lithogra -fie ermöglicht verlaufende Halbtöne ohne Rasterung.Durch die grazile Verteilung <strong>der</strong> Grauwerte und diefeine Farbabstufung erhält vor allem <strong>der</strong> Pflanzenkörpereine ausgeprägte Plastizität. Der in einer Artflachen Seitenansicht dargestellte Hauptkörper wirktkurz und zylindrisch, doch könnte diese Gesamtformin <strong>der</strong> Aufsicht auch einem an<strong>der</strong>en Umriss entsprechen.Die Pflanze wirkt abstrahiert-vereinfacht, dieRaumwirkung entspricht nicht <strong>der</strong> Realität. Ohneeigene Kenntnisse von Originalpflanzen lässt sich daherdie wahre Form des Kaktus nur schwer nachvollziehen.Somit schmälert diese Darstellung zwar denInformationsgehalt <strong>der</strong> Zeichnung, durch Einhalten<strong>der</strong> Konvention wird jedoch die Vergleichbarkeit mitan<strong>der</strong>en Illustrationen erleichtert. Die isolierte Darstellungohne Untergrund und die seltsame Anordnung<strong>der</strong> Dornen, welche wirken, als würden sie denPflanzenkörper allseitig umfassen, lassen den Kaktusschwebend und bruchstückhaft wirken. Nur anhanddes Begleittextes wird klar, dass es sich um eine vollständigePflanze handelt. Diese Illustration wird dadurchgeprägt, dass <strong>der</strong> Verfasser eine ihm vorliegendelebende Pflanze abbildet und nicht versucht, einenIdealtypus darzustellen, worauf im Textteil <strong>der</strong> Publikationverwiesen wird.Das Werk erschien in Deutsch und Französisch undwurde vom deutschen Arzt Pfeiffer zusammen mitC.F. Otto verfasst und präsentiert. Es beschreibt die damalsin Kultur bereits besser bekannten Kakteenartenund folgt <strong>der</strong> linnéschen binomialen Nomenklatur.6<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


Ein Stahlstich aus dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t [Bild 3]Der Stahlstich ersetzte im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t allmählichden Kupferstich, da er eine erhöhte Druckauflage zuliess.Dieses Verfahren ermöglicht eine Feinheit <strong>der</strong>Linienführungen und Schraffur wie kaum ein an<strong>der</strong>es,was es beson<strong>der</strong>s beliebt für wissenschaftliche Buchillustrationenmachte. George Engelmann verfasste inden USA dieses an Fachleute gerichtete Lexikonwerk.In <strong>der</strong> vorliegenden Abbildung werden die filigranenFormen des Kaktus fast greifbar, und die Texturen <strong>der</strong>Oberfläche kommen beson<strong>der</strong>s gut zum Ausdruck.Der unter <strong>der</strong> Bodenoberfläche liegende Teil <strong>der</strong> Pflanzewird zur Darstellung ihrer Gestalt als wichtig erachtet.Die Pflanze ist in einer idealisierten Art abgebil -det. Form und Oberfläche erscheinen unversehrt undregelmässig. Die sehr starken Hell-dunkel-Kontraste,welche die Oberfläche glänzend erscheinen lassen, irritierenetwas. Die etwas eigenartig wirkende Lichtführung<strong>der</strong> ganzen Illustration zeigt etwa im oberenrechten Bereich des Hauptstammes einen dunklenSchatten, <strong>der</strong> nach unten keine Fortsetzung findet, sowiegenau im Schwerpunkt des Pflanzenkörpers eineübergrosse Warze ohne Dornen, welche in ihrer Helligkeitauffällig betont erscheint. Das Hauptmotivwird umringt von einer grossen Zahl von Detailsequenzen.In diesen werden Wachstumssequenzenund unsichtbare Pflanzenteile gezeigt. Diese Darstellungensind ohne botanisches Fachwissen nicht zuentschlüsseln. Durch die gewählte Technik wird eineDetailtreue erreicht, die es dem Botaniker sogar erlaubt,mit einer Lupe Gestaltdetails zu überprüfen,wie wenn eine lebende Pflanze vor ihm läge. DieMammillaria tuberculosa ist damit extrem natur- undwirklichkeitsgetreu und plastisch dargestellt. Die zahlreichenDetails zeigen sogar Unterscheidungsmerkmaleeiner nächstverwandten Art .Ein Holzstich aus dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t [Bild 6 / 7]Bei dieser Abbildung deuten die Feinheit <strong>der</strong> gesamtenGrafik und die Modellierung des Pflanzenkörpersdurch ein präzises Punktraster und die scharfen,durch einen grossen Hell-dunkel-Kontrast akzentuiertenDornen auf eine Son<strong>der</strong>form des Holzschnitts hin:den Holzstich, <strong>der</strong> wie Letzterer ein Hochdruckverfahrendarstellt. Auf <strong>der</strong> Titelseite dieser wohl vor alleman Züchter und Sammler gerichteten Publikation desDeutschen Carl Förster werden die Illustrationen vonTheodor Rümpler als Holzschnitte bezeichnet. Charakteristischfür den Holzschnitt sind weisse Linienauf schwarzem Grund. Ähnlich wie beim Kupferstichwerden die Linien mit dem Stichel in den Untergrundgeritzt. Auf <strong>der</strong> hier vorliegenden Abbildung ist nichtzu erkennen, dass die Pflanze mit breiter Basis am Bodenaufsitzt, da sie isoliert von ihrer Umgebung dargestelltist und es sich auch um eine partielle Darstellunghandeln könnte. Die immer gleiche Anzahl Dornenpro Areole sowie die in <strong>der</strong> Höhe von Rippe zuRippe um ein halbes Mass versetzten Areolen führenzu einer ausserordentlich gleichmässig wirkendenStruktur. Wohl technisch bedingt sind die hellen Dornenauf dem dunklen Grund des Pflanzenkörpers unddie fast gänzlich schwarzen peripheren Dornen amRande. Die vorliegende Abbildung ist von grosser ästhetischerQualität, ihre Angemessenheit gegenüberdem natürlichen Vorbild bleibt jedoch fraglich. EineProblematik formaler Art ist die Darstellung eines Idealtypusin Seitenansicht nach <strong>der</strong> Konvention <strong>der</strong> wissenschaftlichenZeichnung, die für den Laien schwerzu entschlüsseln ist. In <strong>der</strong> vorliegenden Publikationwerden aber diese Problemfel<strong>der</strong> durch ein Ineinan<strong>der</strong>flechtenvon Wort und Bild entschärft. Der erläuterndeund sehr ausführlich beschreibende Text istunmittelbar vor und nach <strong>der</strong> Abbildung gesetzt. Diesesenge Nebeneinan<strong>der</strong> lässt die Autoren hier aufjegliche Detailzeichnungen verzichten. Unterschiedeim Habitus <strong>der</strong> Pflanze im Alterungsverlauf werdennur mit Worten erwähnt. Diese Vorgehensweise wurdevon den Autoren offenbar bewusst gewählt.Ein Vorläufer eines Offsetdruckeszu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts [Bild 2]Diese Abbildung basiert auf dem Nachdruck eineraquarellierten Bildtafel. Bei näherer Betrachtung kannman ein sehr feines Punktraster erkennen: Dies lässtauf ein Vervielfältigungsverfahren schliessen, bei welchemdie Druckvorlage mittels Belichtung erzeugtwird. Vorläufer des Offsetdrucks fanden bereits im19. Jahrhun<strong>der</strong>t Verwendung. Bei den sehr feinen, peripherenDornen in Darstellung 1 entsteht ein gelblicherSchleier um die einzelnen Dornen. Er entstehtdurch die nicht genau übereinan<strong>der</strong>liegenden Rasterpunkte<strong>der</strong> verschiedenen Farbplatten. Der Einsatzvon Farbe ruft beim ungeübten Betrachter wissenschaftlicherIllustrationen das Gefühl von NaturnäheBuchdrucktechniken:Tiefdruck...Mit dem mechanisiertenBuchdruck von JohannesGutenberg (1442) verän<strong>der</strong>tensich die Möglich -keiten zum Verbreiten vonSchriftwerken. Die diversenTech niken eigneten sichunterschiedlich zur Reproduktionvon Bil<strong>der</strong>n.Tiefdruck:Das Motiv wird in eineDruckform eingraviert. Diedünnflüssige Druckfarbeverbleibt nach dem Abwischenin den Vertiefungenund wird beim Druck auf dasPapier übertragen. EineÜbertragung erfolgt in <strong>der</strong>Regel auf feuchtes Papier.Beispiele sind Kupferstich(ab 15. Jh.) sowie Radierungund Stahlstich.<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 7


...Hochdruckund FlachdruckHochdruck:Erhabene Stempel übertragendie Farbe auf das Papier,Zwischenräume bleibenohne Farbe. Eine Übertragungkann auf trockenesPapier erfolgen. Beispielesind Holzschnitt (ab 16. Jh.)und Linolschnitt.Flachdruck:Wasserabstossungsreaktionenhalten die Druckfarbean gewissen Stellen fern, an<strong>der</strong>eBereiche ziehen diefetthaltige Farbe an. So kannBild und Schrift mit einerDruckform in einer Ebene reproduziertwerden. EineÜbertragung erfolgt in <strong>der</strong>Regel auf feuchtes Papier.Klassisches Beispiel ist hierdie Lithografie (ab 19. Jh.).und Objektivität hervor. Bei <strong>der</strong> linken Darstellung,mit <strong>der</strong> Fragmentierung durch den Bildrand, wirkt dasWeglassen sämtlicher Hinweise auf die Umgebungselbstverständlich. Bei den Darstellungen rechts dagegenbleibt <strong>der</strong> Betrachter durch das Fehlen einesUnter- o<strong>der</strong> Hintergrundes im Ungewissen darüber,ob es sich um ganze Pflanzen o<strong>der</strong> um Fragmentehandelt. Dieser Eindruck wird durch die Komposition<strong>der</strong> drei Darstellungen auf einer Seite verstärkt. Eineweitere Irritation entsteht dadurch, dass die dreiPflanzen jeweils in ihren eigenen Perspektiven dargestelltwerden, einan<strong>der</strong> aber überlagern (Luftwurzeln,weisse Dornen), was ja auf eine Anordnung <strong>der</strong> dreiObjekte im selben Raum hindeuten würde. Obwohlauf <strong>der</strong> Illustration selber bestätigt wird, dass alle dreiTeile im gleichen Massstab dargestellt sind, hinterlässtdie unterschiedliche Körnigkeit <strong>der</strong> einzelnenAbbildungen den Eindruck einer Vergrösserung beimBild unten rechts. Eine Abbildung in dieser Form zeigteine gewisse Abhängigkeit von weiteren, normalerweisemittels Text vermittelten Informationen. Wieim Werk von George Engelmann ist die Illustrationohne weitere Erläuterungen nicht gänzlich lesbar.Bildnerisch besteht <strong>der</strong> Unterschied zwischen Engelmannund Britton und Rose darin, dass Ersterer einenmakellosen Idealtypus ins Zentrum stellt, umgebenvon Fragmenten, welche zeitliche Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong>Pflanze zeigen, während die Nachfolgenden die Spuren<strong>der</strong> Zeit in idealtypischer Weise an <strong>der</strong> Hauptfigurselber darstellen.Diese Autoren versuchten eine Gesamtdarstellung<strong>der</strong> Cactaceae entsprechend <strong>der</strong> damaligen Artkenntnisse.Zielpublikum waren auch hier Züchter undSammler.SchlussfolgerungenAlle Abbildungsbeispiele stammen aus Publikationswerkenseit Erfindung des Buchdruckes. Deren Autorenwandten sich an eine jeweils unterschiedliche,spezifische, aber doch auch breitere Leserschaft. Vielfachwaren Importeure, Züchter und Liebhaber sowieauch wissenschaftliche Personen und Botaniker dieHauptkunden solcher Bücher. Die gewählten Abbildungstechnikensind als Kompromisslösungen zwischenAussagekraft, Mittel- und Zeiteinsatz sowiedem <strong>der</strong> Zeit entsprechenden Technikstand und Ästhetikverständnis(«Modetrends») zu verstehen.8<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


6755Lithografie,Echinocactus uncinatus(heute Sclerocactusuncinatus), aus Pfeiffer &Otto (1846–1850).Band II, Fig. 18.6Holzstich,Melocactus zuccarinii(heute Melocactusmacracanthos), ausRümpler/Förster (1885),Seite 444, Fig. 50.7Holzschnitt,Opuntia sp., aus deOviedo y Valdés (1535).<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 9


8<strong>Sukkulenten</strong> gesehenund gemalt von Schulkin<strong>der</strong>nText: Thomas Bolliger, Ursina Mathys8Parodia ottonis,Kugelkaktus, Aquarell,Aisha Lutz (10 Jahre)18. Dezember 2008: Draus sen ist es winterlich kalt,und eine kompakte Schneedecke überzieht das Land.Gerne kommt die Schulklasse PD <strong>der</strong> Rietberg MontessoriSchule, <strong>Zürich</strong>, an die Wärme, um zunächsteine kurze Einführung über Kakteen und <strong>Sukkulenten</strong>zu erhalten. Ein kleiner Rundgang erklärt anschliessenddie Aufteilung <strong>der</strong> Schauhäuser und ermöglichteine Orientierung. Nun gilt es, sich für ein Zeichnungsobjektzu entscheiden. Schnell ist für die einen die ersteLieblingssukkulente ausgewählt, an<strong>der</strong>e tun sichin <strong>der</strong> Auswahl schwerer. Dann geht es los: Hocker,Zeichenbrett mit Papier, Bleistifte, Farbstifte, Spitzerund Radiergummi werden zur Hand genommen, undrasch installiert man sich bei <strong>der</strong> Pflanze <strong>der</strong> erstenWahl. Es wird gekritzelt, geschwatzt, gekichert, gelacht.Auch ernste Gesichter sind auszumachen, o<strong>der</strong>erstaunte o<strong>der</strong> fragende. Einige Zeit später stosse ichwie<strong>der</strong> zu den kleinen Künstlern. Die unterschiedlichs-ten Zeichnungen und Entwürfe sind entstanden. VieleKin<strong>der</strong>zeichnungen sind auffallend bunt, voller frischerFarbe. Die jungen Künstler wählten entsprechendauch ihre Motive aus. Eher selten ging ihre Objektwahlan eine Pflanze ohne Blüten, und wenn, dannihrer bizarren Form und Lebensweise wegen. Teilswurden auch Motive von an<strong>der</strong>n Mitschülern übernommen,vielleicht in <strong>der</strong> Absicht, diese besser zu malenals die Konkurrenz, vielleicht auch nur aus mangeln<strong>der</strong>eigener Entscheidungskraft. In einigen Fällenentstanden an diesem ersten Vormittag bereits fertigeWerke, oft waren es aber erst Entwürfe o<strong>der</strong> Anfangsstadien.Der Jahreszeit entsprechend ziehen vorallem die «an<strong>der</strong>en» <strong>Sukkulenten</strong> an, also nicht Kakteen,son<strong>der</strong>n Aloe, Orchideen und weitere, sowie nichtsukkulente Begleitpflanzen, die momentan oft auchmit Blüten geschmückt sind. Beson<strong>der</strong>s das Epiphytenhauslockt mit wun<strong>der</strong>samen Formen und herrlich10<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


9Euphorbia milii,Christusdorn, Aquarell,Karlotta Lister (9 Jahre)10GymnocalyciummihanoviciiMutation, Aquarell,Yannic Selva (11 Jahre)11Gymnocalyciummihanovicii,Mutation, Aquarell,Yannic Selva (11 Jahre)12Anthurium andreanum,Begleitpflanze,Aquarell,Karlotta Lister (9 Jahre)91013Pinguicula moranensis,Begleitpflanze,Farbstift,Julian Spiess (9 Jahre)14Lithops sp.,leben<strong>der</strong> Stein,Ölkreide, Ilario Scapoza(10 Jahre)111213 14<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 11


2122 232425Kunstwerke mit unterschiedlichen Techniken weiterbearbeitet:Farbstifte, Wasserfarbe und Ölkreide,sodann kommen Collagetechniken zur Anwendung.Entstanden ist daraus eine wun<strong>der</strong>bare kunterbunteBil<strong>der</strong>sammlung <strong>der</strong> neun- bis elfjährigen Künstler.Eine Auswahl für das vorliegende Heft und die Ausstellungzu treffen, fiel sehr schwer. Es wurden Einzeljurierungen des Mitarbeitendenteams <strong>der</strong> <strong>Sukkulenten</strong>-<strong>Sammlung</strong>,<strong>der</strong> Lehrer und einer Künstlerinvorgenommen und ausgewertet. Schliesslich wählte<strong>der</strong> Grafiker aus dieser Auswahl eine stimmige Verteilungaus. Mein Lob geht aber an alle beteiligten Schülerinnenund Schüler und die begleitenden Lehrer. Daswar eine super Arbeit, und das Ergebnis ist wun<strong>der</strong>barfrisch und bunt. Vielleicht regen diese schönen Zeichnungenauch an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> zum Malen an. Ich hoffe,es hat allen Spass gemacht, und ich bin mir sicher, eswird auch die Betrachter erfreuen!21Spathyphyllum wallisiiBegleitpflanze, Aquarell,Cyrill Giger (10 Jahre)22Spathyphyllum wallisiiBegleitpflanze, Aquarell,Simon Selden (10 Jahre)23Anthurium andreanum,Begleitpflanze, Aquarell,Karlotta Lister (9 Jahre)24Parodia ottonis,Kugelkaktus, Farbstift,Alessandra Bolliger(11 Jahre)25Aeschinanthusspeciosus,Begleitpflanze,Aquarell,Anouk Lehrer (9 Jahre)<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 13


2726Aquarelleund Fe<strong>der</strong>zeichnungenText und Zeichnungen: Hans-Jürgen Thorwarth26Quaqua mammillaris,Aasblume, Aquarell27Duvalia cor<strong>der</strong>oy ,Aasblume, AquarellVom Keramdekorierer zur Grafik Ich wurde 1946 in einem kleinen Dorf in Sachsen, indem ich heute noch lebe, geboren. Im PorzellanwerkColditz erlernte ich Keramdekorierer – oft fälschlicherweisePorzellan maler genannt –, und ab 1967 studierteich drei Jahre an <strong>der</strong> Fachschule für Werbung und Gestaltungin Berlin. 1970 schloss ich als Diplomgrafikermit <strong>der</strong> Spezialisierung «Grafiker für Wissenschaftund Technik» ab. Es folgten sieben Jahre Tätigkeit alsGrafiker an <strong>der</strong> Universität Leipzig in <strong>der</strong> Sektion Tierproduktion/Veterinärmedizinund danach 23 JahreArbeit als Grafiker/Abteilungsleiter Gestaltung imNaturkundemuseum <strong>der</strong> Stadt Leipzig.Vielleicht erblich bedingt – mein Grossvater väterlicherseitshat Zeichnungen veröffentlicht, ich habeihn nie kennen gelernt – hatte ich eine Neigung zugrafischem Flair. Zur Schul- und Lehrzeit wurde meinTalent von einigen Lehrern geför<strong>der</strong>t.Nach <strong>der</strong> Lehre im Porzellanwerk Colditz war ichdort noch während zweier Jahre in <strong>der</strong> Produktion undin <strong>der</strong> Dekorgestaltung tätig und wollte in Hermsdorf/ThüringenDekorgestalter studieren. Allerdingswar dort zunächst diese Studienrichtung aus «volkswirtschaftlichenGründen» gestrichen. Daraufhin bewarbich mich an <strong>der</strong> damaligen Fachschule für Werbungund Gestaltung in Berlin. Meine Abschlussarbeit– Zeichnungen zu «mimischen Ausdrucksformen desSchimpansen» – wurde mit «gut» bewertet und späterin einem Lehrbuch veröffentlicht.Irgendwann in den 70er-Jahren wurde ich durcheinen Arbeitskollegen an das sukkulente Hobby herangeführt.Zunächst wurden Kakteen gesammelt,und später kam das Interesse an den «an<strong>der</strong>en» <strong>Sukkulenten</strong>dazu. Dies führte 1983 zur Gründung einerInteressengemeinschaft an<strong>der</strong>e <strong>Sukkulenten</strong> – ichwar Gründungsmitglied – und dort wurden damals14<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


293028jährlich zwei Informationshefte herausgegeben.Durch die beschränkte Möglichkeit des Kleinoffsetdruckeskonnten nur Schwarzweiss-Zeichnungen aufdem Titelblatt und im Inhalt gebracht werden. Ich wardann natürlich <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> damit die Arbeit hatteund die Pflanzenzeichnungen anfertigen musste. Dieswurde bis etwa 1996 praktiziert.Nach <strong>der</strong> Wende besuchte ich 1991 einen Freund inSüdafrika. Wir statteten damals auch in Kapstadt <strong>der</strong>hervorragenden Künstlerin Ellaphie Ward-Hilhorst,die in vielen Büchern wun<strong>der</strong>volle Pflanzenzeichnungenveröffentlicht hat, einen Besuch ab. Dieser Besuchüberzeugte mich, auch wie<strong>der</strong> in Farbe zu arbeiten. ImJahr 2006 nahm ich an einer Ausstellung – <strong>der</strong> KirstenboschBiennale – in Kapstadt teil und gewann dortfür meine Arbeiten eine Bronzemedaille. Im September2008 befanden sich wie<strong>der</strong> vier Originale auf <strong>der</strong>Ausstellung im Botanischen Garten Kirstenbosch.Das Fernsehen war auch bei mir, um mich bei meinerArbeit mit <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> und dem Pinsel zu filmen. DieSendung wurde am 30. Januar 2005 ausgestrahlt.Zeichnungen von sukkulenten Pflanzen wurden in<strong>der</strong> südafrikanischen Zeitschrift «Aloe», <strong>der</strong> dänischen«Kaktus», dem «British Cactus and Succulent Journal»,<strong>der</strong> australischen «Asran» und weiteren Publikationenabgedruckt und nicht zuletzt im Vorgänger <strong>der</strong>in Deutschland erscheinenden «AVONIA», des Informationsheftes«Die an<strong>der</strong>en <strong>Sukkulenten</strong>» [Abb. 30 / 35].Aber auch in Katalogen <strong>der</strong> Firma Kakteen-Haage ausErfurt und in verschiedenen Pflanzenbüchern kannman Thorwarth’sche Fe<strong>der</strong>zeichnungen finden. Hiersollten beson<strong>der</strong>s die Veröffentlichungen von IngoBreuer «The World of Haworthia» genannt werden[Abb. 40]. Aber auch auf Plakaten und Werbedrucksachenwurden beson<strong>der</strong>s Fe<strong>der</strong>zeichnungen veröffentlicht.28Ceropegia ballyana,Seidenpflanze, Aquarell29Caralluma frerei,indische Seidenpflanze,Fe<strong>der</strong>zeichnung30Cephalopentandraecirrhosa,Caudexpflanze,Fe<strong>der</strong>zeichnung<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 15


313231Aloe albiflora,Madagaskar,Fe<strong>der</strong>zeichnung32Copiapoa hypogaea,chilenischer Kugelkaktus,Aquarell33Stapelia erectifloraSeidenpflanze, Aquarell34Hoya longifolia,asiatische Seidenpflanze,AquarellSchwarzweiss-Fe<strong>der</strong>zeichnungenMit Schwarzweiss-Zeichnungen begann ich in den80er-Jahren, und ich arbeite heute ab und zu noch indieser Richtung.Ich benutze eine feine Zeichenfe<strong>der</strong> und arbeitemit schwarzer Zeichentusche auf weissem Zeichenkarton.Normalerweise zeichne ich direkt nach demlebenden Objekt – also nach <strong>der</strong> lebenden Pflanze.Nach einer zarten Vorzeichnung mit Bleistift werdenzunächst (wenn vorhanden) die Blüten gezeichnet.Das sind ja die Teile an <strong>der</strong> Pflanze, die am schnellstenwie<strong>der</strong> vergehen. Danach wird <strong>der</strong> Pflanzenkörperdargestellt.FarbzeichnungenDas erneute Interesse an diesen Farbdarstellungenbegann zu <strong>der</strong> Zeit, als ich in Südafrika Bücher mit solchenZeichnungen sah. Seitdem entstehen – speziellzur Blütezeit <strong>der</strong> sukkulenten Pflanzen – ständig neueArbeiten in Farbe. Auch hier zeichne ich normalerweisenach lebenden Pflanzen, wobei ich in letzter Zeitauch begonnen habe, Zeichnungen nach guten undaussagekräftigen Fotos anzufertigen. Bei diesen Fotosmuss in den Schwarz- und Weisstönen noch Zeichnungvorhanden sein.Ich arbeite mit Aquarellfarben auf Aquarellkarton.Auch hier beginne ich mit <strong>der</strong> Blüte <strong>der</strong> Pflanze. AlsPinsel werden Aquarellpinsel <strong>der</strong> Grössen 0 bis 2 genutzt,und bei den Detailzeichnungen trage ich eineKopflupe. Helle Stellen werden ausgewaschen undweisse Flecken bzw. Dornen, Borsten, Zähne mit Deckweissaufgesetzt.Kulturpflanzen aus meiner <strong>Sammlung</strong> werden imAllgemeinen im Massstab 1:1 dargestellt, grösserePflanzen natürlich entsprechend kleiner und kleinerePflanzen grösser.16<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


34Hans-Jürgen Thorwarth33Geboren am 15.3.1946.Nach <strong>der</strong> Schule Studiummit Abschluss als Wissenschaftsgrafikeran <strong>der</strong> Fachhochschulefür Werbungund Gestaltung in Berlin.Zunächst als Grafiker in <strong>der</strong>Universität Leipzig tätigund ab 1977 Arbeit als Grafikeram NaturkundemuseumLeipzig. Seit 2006 Rentner.Ungefähr seit 1975 Beschäftigungmit <strong>Sukkulenten</strong>.Ab 1991 mehrfache Reisenins südliche Afrika zu solchenPflanzen. Veröffentlichungenvon Zeichnungenin in- und ausländischen<strong>Sukkulenten</strong> zeitschriftenund Büchern. Bronzemedaillebei <strong>der</strong> Biennale in Kirstenbosch2006.<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 17


353635Aloe bellatula,Madagaskar,Fe<strong>der</strong>zeichnung3736Tylecodonbuchholzianus,Südafrika,Fe<strong>der</strong>zeichnung37Stapelia asterias,Aasblume, Aquarell18<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


394038Nach meinen Zeichnungen, egal ob schwarzweisso<strong>der</strong> in Farbe, sollte man die Pflanze bestimmen können.Die Zeichnungen sollten <strong>der</strong> Natur entsprechen.Meine PläneEigentlich zeichne ich, weil mir diese Arbeit Freude bereitet.Dass es sich dabei meist um sukkulente Pflanzenhandelt, hängt mit meinem Hobby zusammen,wobei aber in den letzten Jahren auch an<strong>der</strong>e Pflanzen,z.B. Palmen, Bromeliaceen und Orchideen, dargestelltwurden. Ein Ziel ist aber doch vorhanden: Eswäre schön, wenn ich meine Zeichnungen auch inVeröffentlichungen sehen könnte. Lei<strong>der</strong> sind heutein Europa farbige Pflanzenzeichnungen in Büchernkaum zu finden – im Gegensatz zu Südafrika.Mit meinen Fe<strong>der</strong>zeichnungen habe ich mich schonetwas verewigt, doch für meine Farbzeichnungenmuss ich noch Werbung machen, um Interessenten zufinden.4138Aloe krapohliana,Südafrika, Aquarell39Euphorbia globosa,Fe<strong>der</strong>zeichnung40Haworthia pumila,Südafrika,Fe<strong>der</strong>zeichnung41Echeveria pulvinata,Mexiko,Fe<strong>der</strong>zeichnung<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 19


Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Orchideen- undKakteenwelt in AquarellskizzenText und Zeichnungen: Silvia Pfister«[...] und eine Schaar von Bäumen mit ungeheurenBlättern und handgrossen, wohlriechenden Blüthen,von denen wir nichts kennen... Wie Narren laufen wirbis itzt umher; in den ersten drei Tagen können wirnichts bestimmen, da man immer einen Gegenstandwegwirft, um einen an<strong>der</strong>en zu ergreifen. Bonplandversichert, dass er von Sinnen kommen werde, wenndiese Wun<strong>der</strong> nicht bald aufhören.» So schreibt Alexan<strong>der</strong>von Humboldt in einem Brief an seinen älterenBru<strong>der</strong> Wilhelm vom 16. Juli 1799 aus Cumaná in Venezuela.[1]Von <strong>der</strong> Inspiration...Wucherndes Grün, tropische Feuchtigkeit, die schwüleHitze fühlt sich son<strong>der</strong>bar an. Unbekannte, erdigeDüfte locken mich tiefer in die fremde Welt. Fremdund doch so vertraut. Das grüne Gold hat mich in seinenZauber eingelullt.Die erste überwältigende und gleichsam prägendeBegegnung <strong>der</strong> enorm reichen Pflanzenwelt erfuhrich im tropischen Regenwald Ecuadors, wohin ich voreinigen Jahren hinreiste. Gigantische Gewächse, dasthronende Blätterdach in schwindelerregen<strong>der</strong> Höhe,überall kleinste Schönheiten, <strong>der</strong> an- und abschwellendeGeräuschteppich, all dies vergisst man nicht soschnell. Das Tagebuch gefüllt mit Wort- und Bildskizzensteht heute ein wenig vergessen bei mir im Bücherregal,doch die Erlebnisse leuchten Jahre danachfrisch in meiner Seele. Im Gleichgewicht zu dieser Reisesteht sicherlich meine grosse Bewun<strong>der</strong>ung für dieZeichner, Botaniker, Schiffsärzte und Forscher, die sichin früheren Jahrhun<strong>der</strong>ten auf Entdeckungsreisen begabenund ihre Funde mit Illustrationen dokumentierten.Zeitdokumente, die noch heute in Museen o<strong>der</strong>botanischen Bibliotheken vorliegen.Für mich ist die Tätigkeit als Zeichnerin (WissenschaftlicheIllustratorin) ein Mittel, Dinge wahrzunehmenund immer wie<strong>der</strong> neu zu sehen. Das Abtastenund Erfassen <strong>der</strong> unerschöpflichen Erscheinungen<strong>der</strong> Farben, Formen, Strukturen, die Beschaffenheit,Wachs tumsrhythmen und Anordnungen <strong>der</strong> Pflanzengeben mir den Anreiz, mehr darüber zu erfahren. Ichstaune wahrlich sehr viel ob den komplexen Konstruktionenund Bauten, die von zierlichen Gestalten zumassigen Bäumen anschwellen. Stundenlang sitzeich vor einer wun<strong>der</strong>schönen Blüte, um ein Zwiegesprächzwischen <strong>der</strong> Pflanze, den Farben und mir entstehenzu lassen. Wenn an solchen Tagen <strong>der</strong> Abendanbricht, komme ich nicht selten zur Feststellung,dass die Perfektion dieser o<strong>der</strong> jener Pflanze nicht zuübertreffen ist. Mit meiner Umsetzung in Aquarello<strong>der</strong> Bleistift habe ich einen kleinen Bruchteil dieserson<strong>der</strong>baren Welt festgehalten. Es ist immer wie<strong>der</strong>erstaunlich, dass sich die Wahrnehmung im Verlaufedes Zeichnungsprozesses stetig verän<strong>der</strong>t und sichneu formt. Nicht nur in Anbetracht <strong>der</strong> Spurenverdichtungauf dem Bildträger, son<strong>der</strong>n auch das grundlegendeReicherwerden <strong>der</strong> Beobachtung. Ich denke,dass genau dies mich immer weiter vorantreibt, neueZeichnungen und Aquarelle anzugehen. Das Auslotenund Untersuchen eines Objekts nach Formkombinationenund die Frage, wie sich diese zeichnerisch umsetzenlassen, stellt mich jedes Mal vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.Feinste ausgeklügelte Details, die den Pflanzeneigen sind, übersehe ich meist bei <strong>der</strong> ersten Betrachtung,da diese entwe<strong>der</strong> von schillernden Farben o<strong>der</strong><strong>der</strong> Formgebung übertrumpft werden. Erst durch daslange Beobachten solcher Begebenheiten schaffe ichmir einen ausgedehnten Zeitraum, in dem ich die Dingebesser verstehen und verinnerlichen kann.Bei den vorliegenden Arbeiten steht <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong>Jägerin und Sammlerin im Vor<strong>der</strong>grund. Prinzipiellliegt mir daran, lebendige Skizzen zu erstellen, umeine Blüte o<strong>der</strong> eine beliebige Erscheinungsform ingerade diesem Augenblick des Betrachtens wie<strong>der</strong>zugeben.Vielleicht ist sie morgen schon nicht mehrdie sie gerade jetzt ist.[1] Pflanzenjäger, In fernen Welten auf <strong>der</strong> Suche nach demParadies; Serie Piper, Kej Hielscher, Renate Hücking; 2004;S. 45, Abenteuer in <strong>der</strong> Neuen Welt20<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


4342Ferocactus gracilisssp. coloratus,Dornpolster,Bleistift und Aquarell4243Dendrobium nobile,Orchidee ausdem Himalaja,Aquarell<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 21


4444Miltonia spectabilis var.moreliana, Südamerika,Aquarell45Stapelia grandiflora,Afrika,Bleistift, Aquarell46Harrisia bomplandii,Argentinien,Aquarell...zum AquarellDie Aquarelltechnik lässt ein schnelles Skizzieren, eineRaumerzeugung in Hell-Dunkel und sanften Farbgebungenzu, die bis zur extremen Verfeinerung weitergetriebenwerden kann. Wichtig dabei und gleichermassendie Schwierigkeit ist, dass die gestalterischeUmsetzung «luftig» und locker bleibt. Bevor ich dieArbeit in den Treibhäusern und Schaugärten beginnenkann, steht die Vorbereitung <strong>der</strong> Zeichnungs- undMalfläche im Vor<strong>der</strong>grund. Dies ist jeweils <strong>der</strong> Auslöserfür den sich anbahnenden Prozess. Das Nassaufziehendes Aquarellpapiers auf ein kleines Holzbrettverhin<strong>der</strong>t, dass das Papier durch das vermehrte Anfeuchtenund Aufsetzen <strong>der</strong> lasierenden Farbflächenwellig wird. So kann ich meine Arbeit auf einem glatten,gespannten Untergrund beginnen und stundenlangbearbeiten. Ich stehe nun in einem <strong>der</strong> Treibhäuser,wo ich mich im grünen Meer treiben lasse, bismich ein Gewächs näher heranlockt. Oft sind es geradeeinige Pflanzengebilde, die mich inspirieren. DieEntscheidung, welches <strong>der</strong> Objekte ich mir genaueransehe, fälle ich ganz unterschiedlich nach Farben,Formen o<strong>der</strong> son<strong>der</strong>baren Konstruktionen.22<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


4645Silvia PfisterWissenschaftlicheIllustratorin / Designerin FHGeboren 1975 in Bogotà, KolumbienAufgewachsen in BülachWohnhaft in St. GallenSt. Georgenstrasse 1149011 St. Gallensilepfi@bluewin.ch<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 23


474847Oncidium cf. incurvum,Orchidee aus Mexiko,Aquarell48Cirrhopetalumrothschildianum,Orchidee aus Indien,Aquarell24<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


In <strong>der</strong> nächsten Etappe versuche ich mich mittelsBleistiftlinien dem Objekt anzunähern. Vielleicht istdies vergleichbar mit dem Einspielen eines Instrumentesvor einem Konzert. Dabei geht es mir darum,mir einen Gesamtüberblick zu verschaffen, bevor ichmich den unglaublich schönen und facettenreichenDetails zuwende. Sozusagen ein Herantasten, einKennenlernen des vor mir wachsenden Pflanzenobjektes.Diese Bleistiftstrukturen dienen mir als Vorzeichnungfür die folgende Farbgebung. Das Liniengerüst,meist sind nur die Umrisslinien festgehalten,wird durch Dutzende wässrige, transparente Schichtenzur Blü te geformt und modelliert. Nach den erstenleisen Farbandeutungen werden die Bleistiftspurenwegradiert. Die ersten Farbschichten halte ich sehrdezent und im neutralen Farbenbereich, das heisst, siesind eher kühl gehalten. Dadurch erhalte ich die Möglichkeit,auf neutralem Terrain einzelne Partien saftigerund leuchten<strong>der</strong> auszuarbeiten und an<strong>der</strong>e durchBeimischen von wärmeren Farbnuancen abzutönen.Die warme Farbgebung würde sich zu Beginn zu starkaufdrängen. Es folgt nun ein Verdichten einzelner Partien,an<strong>der</strong>e lasse ich bewusst in den Hintergrund treteno<strong>der</strong> ziehe teilweise die Konturen scharf aus. DieDetailansichten, die auf den Skizzenblättern immerwie<strong>der</strong> auftauchen, entstehen zum Teil vor <strong>der</strong> Farbgebungo<strong>der</strong> mittendrin, wenn sich mir eine Fragenach <strong>der</strong> Funktion o<strong>der</strong> Konstruktion einer Blüte stellt.Das Wechselspiel zwischen linearen Zeichen und Flächenanordnungenist eine wie<strong>der</strong>kehrende Auseinan<strong>der</strong>setzungmit dem Versuch, Dinge festzuhalten.Beim Skizzieren vor Ort gehe ich sehr spontan vor. Esgeschieht an Ort und Stelle. Oft entstehen auch freiinterpretierte Flächen, wenn zum Beispiel eine Blütein einen Hintergrund eingebettet wird, um <strong>der</strong>enLeuchtkraft zu steigern.Die Arbeitsweise <strong>der</strong> Aquarelltechnik fasziniertmich, da mit <strong>der</strong> Zeit das Sujet von leise gehauchtenNuancen an Kontur und Charakter gewinnt. Mit je<strong>der</strong>Beobachtung und je<strong>der</strong> gefertigten Skizze steigertsich mein Staunen über die enorm vielfältige Pflanzenwelt,und jede dieser Zeichnungsstunden imSchatten <strong>der</strong> botanischen Gärten bereichert und bestärktmein Schaffen.<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 25


Kakteen und an<strong>der</strong>e<strong>Sukkulenten</strong> auf PorzellanText und Porzellanmalerei: Esther LustenbergerEsther LustenbergerNachdem ich bereitsPorzellan an<strong>der</strong>weitighobbymässig bemalthatte, brachte mich <strong>der</strong><strong>För<strong>der</strong>verein</strong>skiosk aufdie Idee, Teller undTassen mit <strong>Sukkulenten</strong>motivenzu bemalen.Gedacht, getan und sieheda, die nicht sehr billigenTeller und Tassen wurdenverkauft, und es kamensogar Aufträgemit speziellen Sujet-Wünschen herein.Persönliche InspirationMit <strong>der</strong> Sekretariatsarbeit im <strong>För<strong>der</strong>verein</strong> lernte ichviel über eine mir bis anhin fremde Pflanzenwelt. Diesund die Kioskartikel wirkten inspirierend aufs Porzellanmalen.Geschichtliches, AusgangsmaterialienBereits vor über 1000 Jahren fertigten Chinesen erstesPorzellan. In <strong>der</strong> Ming-Zeit (1368–1644) gelangte chinesischesPorzellan mit Blaubemalung in grösserenMengen nach Europa und wurde hier zu einem begehrtenArtikel. Neben <strong>der</strong> Unterglasurtechnik <strong>der</strong> Blaubemalungentwickelten die Chinesen Dekortechnikenmit Aufglasurfarben. Erst 1710 wurde in Meissen dieerste europäische Porzellanmanufaktur eingerichtet.Europäisches Hartporzellan besteht aus Kaolin,Feldspat und Quarz. Die tonartige Rohmasse wirdnach dem Formen o<strong>der</strong> Giessen bei 900 – 1000 °C vorgeglüht.Erst durch Eintauchen in «Glasurschlamm»werden die Poren verschlossen, und <strong>der</strong> anschliessendeBrand (Glattbrand, Scharfbrand bei rund 1400 °C)verschmilzt die Glasur mit <strong>der</strong> Rohmasse zu gebrauchstauglichemPorzellan.Techniken, ArbeitsmittelIn <strong>der</strong> Porzellanmalerei werden hauptsächlich die Unterglasur-,Zwischenglasur- und die Aufglasurtechnikenangewendet. Der Hobbymaler bemalt vor allembereits glasiertes Porzellan in Aufglasurtechnik. Dieübrigen Techniken bleiben den professionell arbeitendenManufakturen vorbehalten.Weissware: Zum Bemalen eignen sich alle weissenPorzellane, die in Warenhäusern o<strong>der</strong> Fachgeschäftenerhältlich sind.Farben: Am besten eignen sich Metalloxydfarbenin Pulverform. Mit Hilfe eines Stahlspachtels wird dasFarbpulver mit Terpentinöl zu einer malfähigen Masseangerieben.Pinsel: Die sorgfältige Wahl <strong>der</strong> Pinsel macht sichbezahlt. Es lohnt sich, auf gute Qualität zu achten.Hochwertige Pinsel werden aus Rotmar<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Fehhaarhergestellt. Für die verschiedenen Malabschnittebenötigt man unterschiedliche Pinselstärken.Eigenproduktion statt ManufakturBereits in den beiden vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>tenliessen sich Adelige zum Zeitvertreib im Porzellan-malen unterrichten. Heute ist es ein schönes Hobbyzur künstlerischen Betätigung. Kompakte elektrischeBrenn öfen eignen sich für den Privatgebrauch.Als Anfänger sollte man sich einen Grundstock vonrund 24 Farben anschaffen, dazu Mischweiss und Generalfluss.Eine gute Vorbereitung (Materialliste) undSauberkeit sind wichtige Gebote <strong>der</strong> Porzellanmalerei.Staub und Farbreste können bleibende Flecken verursachen.Die Darstellung von <strong>Sukkulenten</strong> auf Porzellan kannals eher seltene Ausnahme angesehen werden. EstherLustenberger hat damit eine «Marktlücke» entdeckt.Die Idee dazu kam während ihres Engagements für denKiosk des <strong>För<strong>der</strong>verein</strong>s <strong>Sukkulenten</strong>-<strong>Sammlung</strong> zur Erweiterungdes Artikelsortimentes (vgl. «Die <strong>Sukkulenten</strong>welt»Nr. 6). Bis dahin hatte sie unter an<strong>der</strong>em chinesischeDrachen, Pilze und Fische auf Tellern verewigt.HerstellungsdetailsAls Vorlage dienen Zeichnungen, Fotos o<strong>der</strong> lebendePflanzen, wobei von <strong>der</strong> Autorin wissenschaftlicheZeichnungen als Vorlage klar bevorzugt werden, da inihnen die Charakteristika bereits zeichnerisch vorgegebensind. Das Sujet wird auf das Porzellanobjektdurchgepaust o<strong>der</strong> abgezeichnet, wobei ein feiner,leicht vergänglicher Bleistiftvordruck entsteht. Dieserwird anschliessend mit <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> nachgezogen undnötigenfalls ergänzt (schwarze Pigmentfarbe mitÖlen), o<strong>der</strong> aber Blüten und Blätter usw. werden direktin einem feinen Farbton angelegt. Anschliessendwird ein erstes Mal gebrannt, um die Fe<strong>der</strong>zeichnungo<strong>der</strong> den feinen Farbauftrag zu fixieren.Aufglasurfarben sind in vielen verschiedenen Farbtönenerhältlich, werden mit Dicköl aufgespachteltund mit Terpentin- o<strong>der</strong> Nelkenöl verdünnt. DurchZwischenbrände bei 720 °C können Einzelschritte <strong>der</strong>Bemalung vorfixiert werden, was filigrane und sehrpräzise Darstellungen möglich macht. Pro Arbeitsstücksind 2 – 4 Brände und 10 – 20 Arbeitsstundennotwendig. Der Abschlussbrand erfolgt bei etwas höhererTemperatur bei etwa 800 °C.Bemaltes Porzellan ist langlebiger als Malerei aufPapier o<strong>der</strong> Textilien. Die Farben bleiben Jahrzehntebis Jahrhun<strong>der</strong>te unverän<strong>der</strong>t und sind ziemlich lichtecht.Das Porzellan sollte allerdings nicht in <strong>der</strong> Spülmaschinegereinigt werden, und Vorsicht ist auch mitaggressiven Reinigungsmitteln geboten.26<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


49 – 51Teller mitLeuchtenbergia principis;Sequenzen <strong>der</strong>Herstellung:Pause, Vorzeichnung,Endprodukt.Teller52Echinocactus texensis,Teller49 50 5153Rebutia deminuta,Teller54Selenicereusgrandiflorus,Königin <strong>der</strong> Nacht,Teller55 – 56Malephora,Mittagsblume,Tasse von zwei Seiten57Orthophytum supthutii,Ananasgewächs,Tasse52 53 5455 56 57<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 27


PflanzenfotografiedigitalText und Fotos: Edi Dayf/2.8f/5.6Mit <strong>der</strong> digitalen Technik erschliessen sich uns ganzneue Dimensionen <strong>der</strong> Fotografie. Die Art und Weise,wie man ein Bild macht, hat sich grundlegend geän<strong>der</strong>t.Die Zeit des Probierens und Testens ist angebrochen.Heute kann ich mit einem einzigen Druck aufden Auslöser eine ganze Belichtungsreihe machen.Was mich früher fünf o<strong>der</strong> sieben Dias gekostet hat,mache ich heute digital und lösche die unbrauchbarenBil<strong>der</strong>.Die Gefahr, dass man sich für das einzelne Bild wenigerMühe gibt, besteht meines Erachtens nicht, imGegenteil. Ich kann mich voll und ganz auf das Motivkonzentrieren, und sollte <strong>der</strong> Horizont trotz allem einwenig schief sein o<strong>der</strong> das Motiv doch noch zu langweiligeingemittet, greife ich im Bildbearbeitungsprogrammzum entsprechenden Werkzeug und korrigiereden Ausschnitt.Tiefenschärfe – FreistellungBei <strong>der</strong> Pflanzen- o<strong>der</strong> Blütenfotografie ist es wichtig,das Motiv hervorzuheben. Wir müssen versuchen, dieunwichtigen Bildpartien zum Verschwinden zu bringen.Das Geheimnis <strong>der</strong> spannenden Bildgestaltungliegt unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong> Freistellung des Objekts.Wir wollen die einzelne Blüte illustrieren und nichtdas ganze Gewächshaus im Hintergrund. Die Blüte1,5 m 3 m 4,5 m 6 m 7,5 m 9 meiner Orchidee im Regenwald soll gezeigt werden undnicht das Dickicht, welches uns umgibt. Der Garten,das Gewächshaus o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Urwald sollen dabei nichtals solches erkenntlich mit aufs Bild. An<strong>der</strong>s ist es,wenn wir unseren Freunden zeigen wollen, wie vielfältigunser Gewächshaus ist. In diesem Fall könnenwir mit geschlossener Blende, z.B. f/16, arbeiten. Jetzterscheint die offene Blüte im Vor<strong>der</strong>grund, aber auch<strong>der</strong> ganze Rest ist scharf abgebildet. Dies setzt abermehr Licht voraus, weil die Öffnung <strong>der</strong> Blendenlamellenim Objektiv nur noch wenige Millimeter offenist und somit wenig Licht durchlässt. Ein Stativ wirdnotwendig, weil die Verschlusszeit dadurch längerwird. Für Aufnahmen im Wald, die diesen als solchenthematisieren sollen, greifen wir zum Weitwinkelundnicht zum Normal- o<strong>der</strong> Teleobjektiv.Wenn eine schöne Blüte o<strong>der</strong> ein spannen<strong>der</strong> Neutrieboptimal zur Geltung gebracht werden soll, erreichenwir die Freistellung eines solchen Objektes, indemwir mit voll geöffneter Blende arbeiten. Eine offeneBlende bedeutet geringe Tiefenschärfe. Die offeneBlende, z.B. f/2.8 o<strong>der</strong> f/4, bestimmt die Lichtmenge,die in die Kamera eintritt. Dies bedeutet wenig Tiefenschärfe,d.h., <strong>der</strong> Hintergrund verschwindet, unddas Objekt wird freigestellt. Dafür bekommen wirmehr Licht, was uns im ohnehin düsteren Urwald o<strong>der</strong>Gewächshaus zugute kommt. Wenn ich bei schlechtenLichtverhältnissen mit Blende 2.8 arbeite, kanndies durchaus noch aus <strong>der</strong> Hand erfolgen. Je grösserdie Blendenöffnung, desto besser die Freistellung. Dasbedeutet aber lei<strong>der</strong> auch teure lichtstarke Objektive.Zahlen wir für ein gängiges Zoom-Objektiv 18–85 mmmit einer Arbeitsblende von f/3.5 bis f/5.6 noch unter1000 Franken, so kostet ein lichtstarkes Objektiv mitdurchgehen<strong>der</strong> Blende f/2.8 bereits dreimal soviel.Die Verschlusszeit verdoppelt sich bei jedem Blendenschritt.Verwenden Sie eine lange Brennweite, z.B.200 mm, und arbeiten Sie mit einer offenen Blendewie f/2.8 o<strong>der</strong> f/4.0.f/16Bildvergleich Tiefenschärfe f/3.2: f/36,gleicher Standort, gleiche Position, Makro 105 mm,links mit Blende f/3.2, rechts mit Blende f/36.Pixelmenge – Qualität – Auflösung <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>Ein digitales Foto besteht aus kleinsten Bildbausteinen,den sogenannten Pixeln. Jedes Pixel repräsentiert eineFarbinformation, die sich aus einem roten, einem grünenund einem blauen Bestandteil zusammensetzt,RGB-Modus genannt. Je höher die Anzahl <strong>der</strong> Pixel ist,des to grösser kann ein Foto ausgedruckt werden.28<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


5858Rhipsalis sp.Detailreiches Bild:Endtrieb und Blüte59Rhipsalis sp.Detailaufnahme<strong>der</strong> Blüte59 6060Arrojadoa pencillata,Triebende mit Blüten<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 29


Edi DaySeit über 30 Jahren fasziniertmich die Fotografie.Mit den digitalen Kamerasund dem Fortschritt <strong>der</strong>Computer technik ergebensich faszinierende neueMöglichkeiten. Ich bevorzugelichtstarke Nikon-Objektive, vom extremenWeitwinkel bis zum Tele -objektiv mit sehr langenBrennweiten. Mich begeisternvor allem Motive in <strong>der</strong>Natur. Als Zoofotografgebe ich auch regelmässigFotoseminare undversuche mein Wissenan Interessierte weiterzugeben.Eine weitere Leidenschaftist die Kultivierungvon epiphytischenKakteen aus den RegenundNebelwäl<strong>der</strong>nZentral- und Südamerikas.61Pachypodium sp.,Blattloser Trieb62Aloe cf. tororoana,Blütenstand63Alluaudia proceraTrieb im LichtspielDer Pixelwahn kennt noch keine Grenzen. Die Kameraherstellerüberbieten sich gegenseitig mit mehrund noch mehr Pixeln. Dabei genügen in den meistenFällen sechs Megapixel vollkommen. Bei digitalenSpiegelreflexkameras (DSL) wird meist die volle Qualität<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sogenannte RAW-Modus, gar nichtausgeschöpft. Das hat verschiedene Gründe. Die Bil<strong>der</strong>sind unhandlich, weil die Datenmengen sehr grosswerden. Sie lassen sich zudem oft nur mit Spezialprogrammenwie z.B. aktuellen Photoshop-Versionen lesenund bearbeiten.Aber genau dieses Format macht die digitale Fotografieinteressant. Die sogenannten «digitalen Negative»lassen zudem nachträglich noch Einstellungenzu, welche bei <strong>der</strong> Wahl des JPG-Formates nicht mehrmöglich sind. So können z.B. bei Nikon mit <strong>der</strong> separaterhältlichen Software «Nikon Capture NX2» Einstellungenwie Weissabgleich, das heisst die Farbtemperatur<strong>der</strong> Aufnahme, und auch an<strong>der</strong>e Farbeinstellungenverän<strong>der</strong>t werden.Deshalb sollte man immer das beste Format mit<strong>der</strong> höchstmöglichen Auflösung <strong>der</strong> Kamera wählen.Falls es trotzdem nur das JPG-Format sein soll, dannsollte die Einstellung fine angewählt werden. Diesekomprimiert das Bild mit dem Faktor 4, das heisst, nurnoch jede vierte Farbinformation ist vorhanden; bei<strong>der</strong> Einstellung normal nur noch jede achte und beibasic nur noch jede sechzehnte.Schade, wenn man ein Topbild geschossen hat, z.B.vom Graureiher, welcher einen viel zu grossen Fisch zuverschlingen versucht, und man kann dann das Bildnicht als Poster verwenden, weil die Auflösung zuklein gewählt worden ist.Nachträglich lässt sich verlorene Qualität nichtwie<strong>der</strong> herstellen. Erwähnen möchte ich noch, dass<strong>der</strong> interne Prozessor einer Kamera nie so leistungsfähigsein kann wie <strong>der</strong> eines Computers. Ein hochauflösen<strong>der</strong>stelltes Bild kann auch exakter und mit höheremAufwand gerechnet werden, womit mehr Detailinformationenvorhanden sind.ProgrammautomatikfunktionenSchalten wir doch mutig alle möglichen Automatikvoreinstellungenaus. Lassen wir unserer Kreativitätfreien Lauf, lassen wir die vordefinierten Programmeinstellungenwie «Landschaft», «Portrait», «Makro»beiseite.6162Wir wählen an <strong>der</strong> Kamera am besten die «Blendenvorwahl».Bei Nikon ist es «A» (aperture) und beiCanon «Av». Mit dieser Einstellung ist gewährleistet,dass wir das lichtstarke Objektiv mit Blende 2.8 vollnutzen können. Mit <strong>der</strong> Einstellung «Automatik»wählt die Kamera eine mittlere Blende, was kaumnoch Spielraum für Gestaltung lässt.ISO – EmpfindlichkeitWas bei <strong>der</strong> Analogfotografie die «ASA/DIN»-Wertesind, ist bei <strong>der</strong> digitalen Fotografie die ISO-Einstellung.Wie oft habe ich den Film zurückgespult, um beischlechter Witterung einen höher empfindlichen Filmeinzulegen. Und jedesmal habe ich ein paar Bil<strong>der</strong> verloren.Mit <strong>der</strong> Digitalkamera wird das einfacher. Wirerhöhen lediglich den «ISO»-Wert und schon könnenwir unsere Kamera in <strong>der</strong> Dämmerung einsetzen. Aber30<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


6300xxxxxyxyx<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 31


64dings bei Aufnahmen mit zu hohen «ISO»-Einstellungenan den dunkelsten Stellen <strong>der</strong> Aufnahme das sogenannte«Rauschen» hervortritt.6564Echinocereus sp.,Blüte65Echinopsis, Hybride,BlütengruppeVorsicht: Je höher <strong>der</strong> «ISO»-Wert, desto stärker wirddas sogenannte Bildrauschen. Dieses zeigt sich dannvor allem an den dunklen Stellen, welche eine störendeStruktur erhalten. Allerdings haben die neuen «C-Mos-Sensoren» in den letzten paar Monaten enorme Fortschrittegemacht. Trotzdem ist zu empfehlen, möglichstden tiefsten «ISO»-Wert anzuwählen. Mit <strong>der</strong>Einstellung «ISO-Automatik» kann gewählt werden,welches die langsamste Verschlusszeit sein soll, undentsprechend wird die «ISO»-Einstellung gewählt.LichtsensorenDie technischen Entwicklungen <strong>der</strong> Bildsensorenschreiten schnell voran. Zwischen den ersten Digitalkamerasund <strong>der</strong> heutigen Generation bestehen riesigeUnterschiede.Trotz dieses Fortschrittes ist es noch nicht ganzgelungen, den Dynamikumfang eines digitalen Bildeseiner analogen Aufnahme gleichzusetzen. Das zeigtsich insbeson<strong>der</strong>e bei Fotos, bei welchen <strong>der</strong> Kontrastzwischen Hell und Dunkel o<strong>der</strong> Schwarz und Weisssehr stark ist.Aus diesem Grunde gibt es eine nützliche Anzeigebei <strong>der</strong> Bildkontrolle <strong>der</strong> gemachten Aufnahmen. Diesogenannten «Lichter» zeigen uns mit ständigemBlinken, wo die überbelichteten Stellen sind. Diesesind «ausgefressen» und können auch mit <strong>der</strong> bestenSoftware nicht mehr nachträglich repariert werden.Deshalb empfehle ich, von Vorneherein alle Aufnahmengenerell mit einer Korrektur von minus 1 ⁄ 3 - bis2⁄ 3 -Blenden zu machen. Zu dunkel geratene Aufnahmenkann man hingegen noch aufhellen. Wobei aller-MakroaufnahmenExtrem wirken sich die Unterschiede <strong>der</strong> Blendenöffnungbei Makroobjektiven aus. Hier entscheidenschon wenige Millimeter über scharf o<strong>der</strong> unscharf.Bei kleinen Blüten wollen wir nicht nur den Stempelo<strong>der</strong> die Narbe scharf abbilden. Auch <strong>der</strong> Blütenschlundo<strong>der</strong> die äusseren Blütenblätter sollen alleDetails enthalten. Das bedeutet, dass wir die Blendestark schliessen müssen. Blende 16 o<strong>der</strong> 22 ist hier Voraussetzung.Die Verschlusszeit verlängert sich mitdieser Blendenwahl so stark, dass wir nicht mehr in<strong>der</strong> Lage sind, die Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Hand zu schiessen. EinStativ muss her. In <strong>der</strong> Praxis ist das oft kein einfachesUnterfangen. Bei Blüten mag es ja noch gehen, dieschaukeln höchstens im Wind. Bei Insekten haben wirkaum eine Chance. Bis das Stativ steht und die Kameraeingestellt ist, ist die Biene schon längst auf <strong>der</strong>nächsten Blüte.Abhilfe schafft hier ein entsprechendes Blitzgerät.Aufgesetzte Systemblitze mögen zur Not gehen. Vorzuziehensind sogenannte Zangenblitze, welche individuellangesteuert werden können und uns so erlauben,das Objekt von verschiedenen Seiten in unterschiedlicherLichtstärke zu beleuchten. Sehr gute Erfahrunghabe ich mit Nikons Blitzsystem R1C1 gemacht.Die Blitze werden entwe<strong>der</strong> über den internenBlitz, falls vorhanden, o<strong>der</strong> aber über die aufsetzbareSteuereinheit mittels Funk angesteuert. Sie könnenauch abgenommen und beispielsweise hinter <strong>der</strong>Blüte platziert werden, um einen Gegenlichteffekt zuerzeugen.FazitBei <strong>der</strong> Digitalfotografie kann man mit gutem Gewissensagen: «learning by doing.» Die Bil<strong>der</strong> kosten janicht mehr so viel wie zu analogen Zeiten. Also gehenwir nach dem Motto vor: Probieren geht über Studieren.Knackpunkte dürften für manchen Hobbyfotografenhohe Anschaffungskosten von Kamera, Objektiven,Kamerazubehörteilen, Computer und Computersoftwaresein. Ein Hauptproblem für viele bleibt<strong>der</strong> Zeitaufwand; darin unterscheidet sich die Digitalfotografienicht von <strong>der</strong> Analogfotografie.32<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


Zeichnung o<strong>der</strong> Fotografie?Situationsgerecht einsetzenText: Thomas BolligerGeschmackssache und Frage <strong>der</strong> ZielsetzungDie Frage, ob Zeichnungen o<strong>der</strong> Fotografien besserwirken o<strong>der</strong> schöner seien, kann objektiv so nicht beantwortetwerden. Mindestens teilweise ist dies Geschmackssache,sodann aber auch eine Frage <strong>der</strong>angewandten Technik und <strong>der</strong> Zielsetzungen für dieDarstellung. Zeichnerisch lassen sich Überblick undDetailausschnitte leichter zusammen gestalten. Fotografischist solches heute – mit einigem Arbeitsaufwand– zwar ebenfalls möglich, aber doch deutlichschwieriger. Je nach Zielsetzung kann eine abweichendeBelichtung die bessere sein, wirkt ein natürlicherHintergrund besser als ein eintönig bzw. einfarbigkünstlicher. In wissenschaftlichen Werken sindDarstellungen sowohl von Details als auch vom Habitus<strong>der</strong> ganzen Pflanze gefragt. In mehr künstlerischenDarstellungen dürfen etwa Details verwischen,o<strong>der</strong> Hintergründe können mehr Bedeutung erlangen.Die wissenschaftliche Zeichnung versucht hingegenwie die Fotografie, Details einer Momentaufnahmemöglichst detailgetreu und spannungsvoll wie<strong>der</strong>zugeben.Mit Fe<strong>der</strong>, Stift und PinselMalen und Zeichnen erfor<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Regel einen hohenZeitaufwand und benötigen weiter sehr viel Talentund Erfahrung, um befriedigende bis hervorragendeResultate zu bringen. Für eine botanisch-wissenschaftlicheGesamtdarstellung benötigt man entwe<strong>der</strong>eine geübte wissenschaftliche Zeichnungskraftmit einem Flair für die Kombination von Gesamtdarstellungund Freistellung von Details o<strong>der</strong> aber eineSerie geeigneter Fotos, die, wenn sie geschickt ausgewähltsind, den selben Zweck erfüllen können. Vomgemalten Bild geht aber noch eine an<strong>der</strong>e Faszinationaus, nämlich die Fähigkeit eines Menschen, geseheneDetails echt wirkend zweidimensional umzusetzen.Dieses Können ist Kunst. Letztlich fasziniert die KombinationKunst und Natur ganz speziell. Es mögen vieleKünstler sein, nur aber einem kleinen Teil davon istes vergönnt, so viel von <strong>der</strong> Natur verstanden zu haben,dass diese lebendig wirkend zu Papier gebrachtwird.Fotos: Vom Silbersalz zum DigitalbildMit <strong>der</strong> Fotografie kommt man mit geeigneter Ausrüstung,Willen und einiger Übung vielleicht schnellerans Ziel. Aber auch hier sind eine gehörige Portion Erfahrungund Gespür für das Wesentliche notwendig,ansonsten wirkt das Bild flau o<strong>der</strong> zu streng, o<strong>der</strong>wichtige Details bleiben verdeckt usw. In Studien überFormen und Farben geht es mehr um Details: Blattanordnungen,Blatträn<strong>der</strong>, Stammoberflächen, Dornenausbildung,Blütenblätter, Staubgefässe und vielesmehr. Hier ist denkbar, dass Fotografien echter wirkenals Zeichnungen o<strong>der</strong> aber schneller zum Ziel führen.Richtige Belichtung, Optik und Filmmaterialwahl bedeutetenfrüher ein aufwendiges Proze<strong>der</strong>e.Ein unerschöpfliches Potenzial hat heute die Digitalfotografie.Auch wenn man nicht immer Zeit und Mussehat, die perfekte Einstellung zu finden: Verschiedenemanuelle Eingaben vornehmen und wie<strong>der</strong>holt denAuslöser drücken, lautet hier die Devise. Speicherplatzist heute kaum mehr ein grosses Problem, und dieStromversorgung lässt sich heute zum Teil sogar überSolar-Ladegeräte lösen. Hauptaufgabe ist demzufolgenicht die optimale Einstellungsfindung vor Ort, son<strong>der</strong>ndie Auswahl <strong>der</strong> besten Einstellung zu Hause unddas konsequente Verwerfen schlechter Bil<strong>der</strong>. EinzelneBil<strong>der</strong> lassen sich durch Drehen, Ausschnittwahl o<strong>der</strong>elektronische Belichtungskorrekturen nachträglich optimieren.Je nach Geschick, Programm und Zeitaufwandist hier eventuell noch ein sinnvolles Potenzialvorhanden. Man sollte sich aber nicht täuschen lassen:Ein unscharfes Bild bleibt unscharf...Digitalfotografie, ein Segen im GeländeWährend im Gewächshaus genügend Zeit eingeräumtwerden kann und die Pflanzen oft mobil in Töpfengehalten werden, sind auf Exkursionen und Forschungsreisenbeson<strong>der</strong>e Bedingungen zu beachten.Oft ist man zur falschen Zeit vor Ort und trifft nur halbvertrocknete Pflanzen und keine Blüten. Hier gilt es,in kürzester Zeit ein Optimum an Bildmaterial zu gewinnen,von Landschaftsbil<strong>der</strong>n über Pflanzenübersichtenbis hin zu feinsten Details, so man über dieentsprechende Fotoausrüstung verfügt. Speicherplatzund Stromversorgung sind kaum mehr unüberwindbareProbleme, und so kann munter drauflos fotografiertwerden. Die grosse Arbeit kommt später daheim,beim Sichten, Optimieren und Verwerfen. Hier erlebtman die Reise ein weiteres Mal – und bemerkt nebenbei,welche Bildausschnitte, Motive und Details mandann doch vergessen hat...<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 33


Symmetriein <strong>Sukkulenten</strong>Text und Fotos: Peter O. Baumgartner6666Melocactus contortus,Pflanzengruppe67<strong>Sukkulenten</strong>symmetrien(von links) Oben: Aeonium,Parodia, AeoniumMitte: Stapelia, Agave,EchinopsisUnten: Aloe, Melocactus, AloeSymmetrie und fraktale Organisation gehören zu denGrundgesetzen <strong>der</strong> Natur. Schon die einfachsten Mo -lekular- und Kristallstrukturen anorganischer und organischerSubstanzen weisen Symmetrie auf. Ein gutbekanntes Beispiel sind die sechsstrahligen Schneeflocken:Wasser, H 2 O, ein einfaches Molekül, bildethexagonale Strukturen in festem Zustand.In den Bauplänen <strong>der</strong> Pflanzen und Tiere sind beinahealle möglichen Zentral- und Spiegel-Symmetrienin zahlreichen Familien verwirklicht. Schon die erstenbekannten vielzelligen Lebewesen (Vendobionten, bekanntvon Ediacara, 460 Millionen Jahre alt) weisentranslative und zentrale Symmetriemuster auf. In <strong>der</strong>Pflanzenwelt ist Symmetrie eine grundlegende Voraussetzungfür die optimale Nutzung <strong>der</strong> Oberflächevon Thalli und Blättern für die Photosynthese. Leonardoda Vinci war <strong>der</strong> Erste, <strong>der</strong> vermutete, dass die Entwicklung<strong>der</strong> Pflanzen hin zu einer spiraligen Anordnung<strong>der</strong> Blätter an einem Stengel dem maximalenAuffangen des Taues diente. Die heutige Anschauungbestätigt diese Interpretation: Blattanordnungen undArchitektur <strong>der</strong> Pflanzen optimieren den Zugang zuLicht und Nie<strong>der</strong>schlag.Die Art, in welcher Anzahl und in welcher Anordnungdie Blattprimordia (embryonale Blattanlagen)angelegt werden, nennt man Phyllotaxie. Es gibt fünfHaupttypen <strong>der</strong> Phyllotaxie: alternierend, gegenüberliegend(paarweise), gegenüberliegend, aber immerum 90° versetzt, quirlig und spiralförmig. Viele <strong>Sukkulenten</strong>weisen einen spiralförmigen Blattansatz auf,daher wollen wir hier auf diese Phyllotaxie näher eingehen.Befinden sich die Blattansätze auf einer fortlaufendenSpirale, können diese als Bruchteil einerWindung pro Blattansatz beschrieben werden. Beialternierendem Blattansatz ist dieser Quotient 1 ⁄2, beiBirke und Hasel ist er 1 ⁄3, bei Eichen 2 ⁄5 und bei Weiden5 ⁄13. Die Beobachtung zeigt, dass Nenner und Teilerdieser Quotienten im Allgemeinen Fibonacci-Zahlensind: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, ..., o<strong>der</strong> generell:F n = F n-1 + F n-2 , wobei F 0 = 0 und F 1 = 1. Für die meistenSpezialisten erklären sich die Fibonacci-Quotientenals eine Konsequenz <strong>der</strong> Platzkonkurrenz zwischenden ersten zwei (anfänglich gegenüberliegenden)Blattprimordia und <strong>der</strong> folgenden Blattanlage, welchedie ersten zwei in eine Position im goldenen Winkelverdrängt. Goldene Winkel und Fibonacci-Zahlen stehenin einem direkten mathematischen Zusammen-34 <strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


67<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 35


hang. Im Falle <strong>der</strong> Blattrosetten vieler <strong>Sukkulenten</strong>arten(siehe Bil<strong>der</strong>) ist die Steigung <strong>der</strong> Windungen extremklein, das heisst, <strong>der</strong> Stengel ist sehr verkürzt.Es treten auch Doppelspiralen und Spiralen, die ausQuirlen zusammengesetzt sind, auf. Die Konsequenzkomplexer Fibonacci-Anordnungen ist die optischeErscheinung von sich kreuzenden rechts- und linksgewundenenSpiralen (siehe Bil<strong>der</strong>, Anordnung vonStacheln und Blüten <strong>der</strong> Kakteen, Blattanordnungenbei Aeonium, Aloe, Agave usw.Mathematische Ableitungen haben gezeigt, dassdie Symmetrien von Kristallen, organischen Makromolekülen,Pflanzen und Tieren den selben mathematischenGesetzen gehorchen. Das Verdienst <strong>der</strong> Mathematikist, die Gemeinsamkeiten <strong>der</strong> verschiedenenSymmetriemuster aufgezeigt zu haben. Aber sie kannwe<strong>der</strong> die materiellen Prozesse, die zu Symmetrie in<strong>der</strong> Natur führen, noch <strong>der</strong>en Transfer von einfachenmolekularen Systemen zu höheren Lebewesen imVerlauf <strong>der</strong> Evolution erklären. Dabei muss man sich<strong>der</strong> Beobachtung bewusst sein, dass dieselben Symmetriemusterimmer wie<strong>der</strong> in einer grossen Zahlvon Pflanzen- und Tier-(Einzeller-)Familien auftreten,ohne dass diese eine nähere evolutive Verwandtschafthaben.Seit einigen Jahren findet eine wissenschaftlicheAuseinan<strong>der</strong>setzung in Bezug auf diese Zusammenhängeund Prozesse des Symmetrietransfers statt:Die einen sehen die atomare Struktur als die Basisaller Symmetrien in <strong>der</strong> Mineral-, Pflanzen- und Tierweltan. Dabei wird argumentiert, dass die Symmetrievon Kristallen durch die elektronischen Eigenschaften<strong>der</strong> beteiligten Atome bestimmt wird. Da lebende Organismenaus denselben Atomen aufgebaut sind wiegewisse Kristalle, sei es nicht erstaunlich, dass dieSymmetrien komplett in Zellen und ganze Organismenübertragen würden. Eine an<strong>der</strong>e atomare Eigenschaft,die in Lebewesen erhalten sei, sei die Periodizität.Das wie<strong>der</strong>holte Auftreten <strong>der</strong>selben Symmetrienin phytogenetisch unverwandten Lebewesen wird unteran<strong>der</strong>em als Periodizität betrachtet. Das Erscheinen<strong>der</strong>selben Symmetrien auf verschiedenen Organisationsniveauswird dadurch erklärt, dass verschiedeneAtom-Konfigurationen dieselbe Molekularstrukturund sogar dieselbe Funktion erzeugen können. DieseBeobachtung wurde als «molekulares Mimikri» bezeichnet.Unter an<strong>der</strong>em können Proteine, obwohl68sie aus verschiedenen Aminosäurensequenzen aufgebautsind, dasselbe Strukturmuster und dieselbeFunktion erzeugen. Molekulares Mimikri wird als Erklärungdafür genommen, dass ein Organismus uralteSymmetrien hervorbringen kann, ohne jegliche Gen-Verwandtschaft mit seinen Vorgängern.Eine an<strong>der</strong>e Gruppe von Forschern ermittelt anhandvon Versuchen den Einfluss chemischer Substanzenauf das Wachstum und die Phyllotaxie <strong>der</strong>Pflanzen. So werden z.B. Phytohormone wie die Auxinefür die Stimulation o<strong>der</strong> Inhibition <strong>der</strong> Expressionspezifischer Gene verantwortlich gemacht. VerschiedenePhyllotaxien könnten daher ein Resultat des Zusammenspiels<strong>der</strong> Gene und <strong>der</strong> phytohormonalenGradienten sein. Die Anlage <strong>der</strong> Verästelung einesBaumes o<strong>der</strong> die Vernetzung <strong>der</strong> Gefässe in einemBlatt sind sicher in Genen festgelegt. Die Natur istaber flexibel: Eine Kornblume, zum Beispiel, hat normalerweise5 Blütenblätter, sie kann aber auch 6–7haben, wenn die Blüte gross geraten ist. Manche Kakteenartenmit geripptem Stamm weisen, je nach Dickedes Stammes eine 4-, 5-, 6-, 7- o<strong>der</strong> vielstrahligeSymmetrie auf. Hier wird die Symmetrie klar von denWachstumsbedingungen diktiert.Eine an<strong>der</strong>e Frage ist die adaptive Evolution <strong>der</strong> Symmetrien:Können bestimmte Symmetrien unter extremenBedingungen einen ökologischen Vorteil bringen?36<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


68Carpobrotus edulis,Färbung nach einemtrockenen Winter69Cotyledon orbiculatamacrantha,Blattanordnung69D’Arcy-Thompson beschrieb vor bald hun<strong>der</strong>t Jahren,wie gewisse Symmetrien eine optimale Ausnutzungdes Raumes und <strong>der</strong> Oberflächen bei einemminimalen Materialaufwand erlauben. Zum Beispielumschliesst eine kugelige Symmetrie ein maximalesVolumen bei einer minimalen Oberfläche. In an<strong>der</strong>enWorten, Symmetrie in mikroskopisch kleinen pflanzlichenStrukturen, die Wind und Wetter ausgesetztsind, bringt Stabilität und eventuell Schutz vor zu hoherVerdunstung usw.Wie schon erwähnt, ist bei vielen <strong>Sukkulenten</strong> dieSpirale oft die grundlegende Geometrie des Blattansatzesan einem zentralen Stengel. Sie erlaubt einkontinuierliches (oft sehr langsames) Wachstum beigleich bleiben<strong>der</strong> kompakter Form und bietet allenBlättern eine optimale Licht-Exposition.Kakteen, Euphorbien und an<strong>der</strong>e <strong>Sukkulenten</strong> habensich im Verlaufe ihrer evolutiven Geschichte sehrspezialisiert auf aride o<strong>der</strong> semiaride Klimatypen (wenigNie<strong>der</strong>schlag und/o<strong>der</strong> hohe Evaporation, Wind).Dazu gehört die Verdickung des Stammes, <strong>der</strong> ein dickesphotosynthetisches Cuticulum aufweist und inseinem Hypo<strong>der</strong>m photosynthetisches Calcium-Oxalateinlagert. Dieses vergrössert die Stabilität desStammes und erlaubt die Speicherung von Wasser imStamm. Alle diese spezialisierten Gruppen weiseneine strikte Zentralsymmetrie des Stammes auf. Symmetrieerscheint hier als Notwendigkeit für die Stabilität,das kontinuierliche Wachstum und die vegetativeVerbreitung, da auch ein kleines Stammstück lebensfähigist, in je<strong>der</strong> Position Wurzeln schlägt undeinen neuen Stamm bildet.Symmetrien haben den Menschenschon immer beschäftigtDabei müssen wir uns klar darüber sein dass reine,fehlerlose Symmetrien eine Idealisierung des menschlichenDenkens sind. Die Natur baut immer kleineFehler ein. Diese Fehler erlauben eine gewisse Flexibilität,sowohl auf dem Niveau <strong>der</strong> Molekularstruktur(Gene) als auch im makroskopischen Erscheinungsbild(Phänotyp). Unter an<strong>der</strong>em dank <strong>der</strong> «fehlerhaften»DNA-Replikation entstand und erhält sich dieBiodiversität.Auf uns Menschen haben die Pflanzen-Symmetrieneine wohltuende Wirkung. Schon die ersten Hochkulturenverwendeten pflanzliche Symmetriemuster alsVorbild für Kunst und Architektur – zum Beispiel dieBlätter von Acanthus, die als Vorbild für ko rinthischeKapitelle im klassischen Griechenland dienten. Zierpflanzensind oft aufgrund ihrer symmetrischen Anordnungvon Blättchen, Blüten usw. gezüchtet worden.Allerdings hat die Züchtung von gefüllten Blütendie ursprüngliche Blütensymmetrie oft versteckt.Peter O. BaumgartnerPeter O. Baumgartner schrieb1981 seine Dissertation überdie Geologie von Griechenlandan <strong>der</strong> Uni Basel. SeineFaszination für die Naturgalt aber auch den Pflanzen;er ist ein Kenner <strong>der</strong> alpinenFlora. Seit seiner Jugendzeitist Baumgartner Naturfotograf.Auf Reisen in allerWelt hatte er immer auch einAuge für die Pflanzenweltund seit etwa zehn Jahrengezielt für <strong>der</strong>en Symmetrienund Texturen. Nach Aufenthaltenin Kalifornien undCosta Rica ist er seit 1985Professor an <strong>der</strong> UniversitätLausanne, wo er Sedi mentologieund die Geschichtedes Lebens lehrt.<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009 37


Zum Abschied ein Rückblickund Wünsche für die ZukunftText: Thomas Bolliger70717270Besuch von Hu Yonhong,Leiter des BotanischenGartens Schanghai (2005)71Das Sukkiteam (2006)72Besuch einer madagassischenDelegation mit demDirektor des Zoo <strong>Zürich</strong>,Alex Rübel (2003)Nach fast zehn Jahren <strong>Sammlung</strong>sleitung sei ein Blickzurück erlaubt. Im Jahr 2000 wurde ich vom Gartenbau-und Landwirtschaftsamt als Leiter <strong>der</strong> <strong>Sukkulenten</strong>-<strong>Sammlung</strong>angestellt. Wenige Monate späterwurde dieses Amt mit dem Waldamt zu «Grün Stadt<strong>Zürich</strong>» fusioniert und die <strong>Sukkulenten</strong>-<strong>Sammlung</strong>dem neuen Geschäftsbereich «Naturför<strong>der</strong>ung» zugeteilt.Neben täglichen Routinearbeiten wurde an vielenkleinen Verbesserungen gearbeitet: Publikumsöffnungdes Epiphytenhauses, täglich durchgehendeÖffnungszeiten, erweiterte Auspflanzungen in denVitrinen, Neugestaltungen in den Mittelbeeten, eineNeuanlage des Steingartens, die Neupflanzung desEingangsbereiches (mit Hilfe finanzieller Unterstützungdurch einzelne <strong>För<strong>der</strong>verein</strong>smitglie<strong>der</strong>) undschliesslich die Ausarbeitung eines Ausstellungs- undInformationskonzeptes, welches bis im kommendenJahr weitgehend umgesetzt werden und zu einerbestmöglichen Optimierung <strong>der</strong> Besucheransprücheführen soll.Aktivitäten an diversen Orten helfen und halfendie «Sukki» an<strong>der</strong>norts besser bekannt zu machen:temporäre Ausstellungen in <strong>der</strong> UBS am Paradeplatzo<strong>der</strong> im Ortsmuseum Rüschlikon sowie ein längerfristigesEngagement im Kongresshaus <strong>Zürich</strong> mit <strong>der</strong>Bepflanzung eines Wintergartens und eines Schaufensters.Städtischer Plakataushang und die Präsentationvon <strong>Sukkulenten</strong> auf grossen Stoffbannern amWerdmühleplatz waren weitere Werbeaktionen. Dietouristenwirksame Blumenuhr am Bürkliplatz konntewährend zweier Sommer mit <strong>Sukkulenten</strong> bepflanztwerden und fand beson<strong>der</strong>e Beachtung. Weiter warenes diverse Anlässe, etwa die zusammen mit demNONAM (Indianermuseum) und dem BotanischenGarten organisierte Veranstaltung «Botanica Indiana»,die regelmässige Teilnahme an <strong>der</strong> Museumsnachtund an <strong>der</strong> Botanica-Woche, die Matineen imWinterhalbjahr und Spezialveranstaltungen wie Konzerteusw., die eine breite Besucherschaft anzulockenvermochten. Diese Aktivitäten und spezielle Blühereignisseführten zu Medienpräsenz: fast regelmässigdie Blüte <strong>der</strong> Königin <strong>der</strong> Nacht (Selenicereus grandiflorus),gelegentlich die Aasblume (Stapelia grandiflora),<strong>der</strong> Stern von Madagaskar (Angraecum sesquipedale),die Agave attenuata o<strong>der</strong> <strong>der</strong> RauhschopfDasylirion wheeleri.2006 konnte das 75-jährige Bestehen <strong>der</strong> <strong>Sukkulenten</strong>-<strong>Sammlung</strong>gefeiert werden. Die in die Jahregekommene Gebäudehülle und Technik hatten undhaben aber ihre Tücken: Heizungsmonteure, Elektriker,Glaser, Gewächshausbauer und Maurer suchtenLecks, beseitigten undichte Stellen, reparierten Risseusw. und sind ständig wie<strong>der</strong>kehrende Gäste in <strong>der</strong><strong>Sammlung</strong>.Ausbaupläne reichten zu Beginn von einem Eingangszelto<strong>der</strong> einem Eingangsgewächshaus bis hinzu einem zusätzlichen Gewächshaus im Süden desGeländes. Bei all diesen Projektstudien erreichten dieKosten oft ein Mehrfaches <strong>der</strong> ursprünglich angedachtenGeldsumme und wurden bald wie<strong>der</strong> eingestellt.Nur ein kompletter Neubau würde eine befriedigendeLösung bieten, weshalb fortan daran, späterunter dem Arbeitstitel «<strong>Sukkulenten</strong>welt <strong>Zürich</strong>», geplantwurde. Die Zeit verging, immer mehr Personenund Ämter und auch <strong>der</strong> Kanton mussten eingebundenwerden, bis schliesslich im vergangenen Herbstdie knapp gewordene Finanzlage <strong>der</strong> Stadt zu einemPlanungsaufschub von sechs Jahren führte.In Zukunft wünsche ich mir für die <strong>Sukkulenten</strong>-<strong>Sammlung</strong> eine beständige nationale und internationaleAnerkennung, was letztlich nur in einem neuen,grösseren und zeitgemässen Präsentationsumfeld mitNachhaltigkeit erreicht werden kann. Die <strong>Sukkulenten</strong>-<strong>Sammlung</strong><strong>Zürich</strong> muss zu einem «must see» füreinen erweiterten Besucherkreis werden. Eine Erlebnisweltmit Pflanzen und Tieren in einer natürlich wirkendenKunstlandschaft könnte Entsprechendes bieten,ähnlich <strong>der</strong> Masoalahalle des Zoos, diese ergänzendund nicht konkurrenzierend. Die Realisierungdieses Traumes braucht Raum, Geld und Mut; gegenwärtigeher Mangelware in <strong>Zürich</strong>. Ein gross zügigesKulinarium für unterschiedliche Kundengruppenmuss dabei ebenso selbstverständlich sein wie ein Besucherempfango<strong>der</strong> diverse Einrichtungen für Eventsaller Art.Die Gratwan<strong>der</strong>ung, trotz umfangreicherer Veranstaltungennicht zum Disneyland zu verkommen unddie Wissenschaftlichkeit <strong>der</strong> <strong>Sammlung</strong> zu erhalten,wird zu einer verstärkten Herausfor<strong>der</strong>ung werden.Und schliesslich sind für das Gesamtprojekt auchnoch die Geldgeber, das Zürcher Stimmvolk, vorbehaltloszu überzeugen – <strong>Zürich</strong> kann dabei nur gewinnen!38<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


7373Jatropha berlandieri,Caudexpflanze,Fe<strong>der</strong>zeichnung,H.-J. ThorwarthLiteraturhinweise, QuellenangabenBradley, Richard (1716):Historia Plantarum Succulentarum. Dec. I.The History of Succulent Plants. London.Breuer, Ingo (1998):The World of Haworthias, Vol. 1 & 2; I. Breuerand Arbeitskreis für Mammillarienfreundee.V., Nie<strong>der</strong>zier and Homburg/Saar (withdrawings by Joyce Cocozza and Hans-JürgenThorwarth).Britton, Nathaniel Lord & Rose,Josef Nelson (1920):The Cactaceae, Description and Illustrations ofplants of the cactus family.Carnegie Institution of Washington,Publ. Nr. 248, Vol. II., 239 p.Engelmann, George (1859):Cactaceae of the Boundary. in W. Emory 1859,Report of U.S. & Mexican Boundary Survey2(1):1–78.Hielscher, Kej & Hücking, Renate (2004):Pflanzenjäger. In fernen Welten auf <strong>der</strong> Suchenach dem Paradies. Gebunden, 262 S., 64 Abb.,Piper Verlag München.Lack, H. Walter (2008): Ein Garten Eden –Meisterwerke <strong>der</strong> botanischen Illustration;Taschen GmbH Köln.Lemaire, Charles, (1841 – 1847; Reprint 1993):Iconographie descriptive des Cactées;Strawberry Press, Mill Valley, California.de Oviedo y Valdés, Gonzalo Fernández (1535):Historia general y natural de las Indias Occidentales,islas y tierra firme del Mar Oceano. Sevilla.Pfeiffer, Ludwig Georg Karl & Otto,Christoph Friedrich (1843 – 1850):Abbildung und Beschreibung blühen<strong>der</strong>Cacteen. T. Fischer, Cassel.Rümpler, Theodore / Förster, Carl Friedrich(1885): Förster’s Handbuch <strong>der</strong> Cacteenkunde.2. Auflage. Woller, Leipzig.Thompson, D’Arcy Wentworth & Bonner,John Tyler (1994): On growth and form.Cambridge University Press.Van Jaarsveld, Ernst J. (1994):Gasterias of South Africa; Fernwood Press,Vlaeberg, South Africa (Illustrations: EllaphieWard-Hilhorst).40<strong>Sukkulenten</strong>welt 14 | September 2009


Monday. Tuesday. Wednesday.Thursday. Friday. Saturday. Sunday.Tagtäglich erste Klasse.ALFRED DAY AG BAHNHOFSTR. 128001 ZÜRICHTELEFON 044 226 80 00Feustle AGGewächshausbauIm Kläffler 12CH-8370 SirnachTelefon 071 966 19 80www.gewaechshaus-bau.chSehr geehrter06. Mai 2009Mit freundlichen GrüßenWeit über 3000 Arten• Seltene Kakteenund an<strong>der</strong>e <strong>Sukkulenten</strong>,Samen, Zubehör, Tel. Bücher07151 / 41891Fax: 07151 / 46728• Pflanzen ausschließlichgärtnerisch vermehrtemail:• Ständige Angebotsergänzungenuhlig-kakteen@t-online.de• Weltweiter Versandhttp:www.uhlig-kakteen.cominternetshop:www.uhlig-kakteen.de• Besucher sind herzlich willkommen:Hegnacher Str. 3171394 Kernen - RommelshausenMo – Fr: 9.00 – 18.00 Sa: 9.00 – 16.00• For<strong>der</strong>n Sie unsere International zertifizierterAngebotslisten Gartenbaubetrieb an CITESNursery RegistrationNo.• Besuchen Sie unseren P-DE Web-Shop1001www.uhlig-kakteen.dePostfach 1107D – 71385 KernenDeutschlandTel.: + 49 - (0)7151 - 41891Email: uhlig-kakteen@t-online.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!