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juridikum: Urheberrechtsdebatten - IG Bildende Kunst

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themasetzen. Economics of Copying setzen sich konkret mit derBeziehung zwischen den Fixkosten, die aus der Entwicklungresultieren und den marginalen Kosten der Vervielfältigungauseinander (O’Hare 1985; Pething 1988). Den folgendenAbschnitt möchte ich daher chronologisch aufrollen unddort beginnen, wo dem Thema zum ersten Mal größere Aufmerksamkeitzuteil wurde.Urheberrecht und VielfaltNovos und Waldmann (1984) nahmen an, dass potenzielleKonsumentInnen keinen Unterschied zwischen einer legalenund einer illegalen Kopie machen, und testeten, ob illegalesKopieren sich auf das Produktionsniveau und denKonsum auswirkt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass zwarEffekte auf das Produktionsniveau nachweisbar sind, aufden Konsum hingegen nicht. Ein weiterer einschneidenderArtikel unterschied in langfristige und kurzfristige Folgen:Johnson (1985) zeigte, dass es kurzfristig einen Rückgang inder Nachfrage gibt, langfristig aber die Frage nach Diversitätund Pluralismus gestellt werden muss. Eine Diskussion, diedurch das Aufkommen von Napster und anderen P2P-Netz-„Indirect Appropriability“ und NetzwerkeffekteIn den 1980er Jahren gewannen Kopiermaschinen auchfür Privatpersonen und Studierende an Bedeutung. Ganzwesentlich kamen sie auf Universitäten zum Einsatz undwurden dort sowohl von Lehrenden als auch von Studierendenzur Vervielfältigung von Lehrmaterial benutzt. StanleyLiebowitz (1985) befasste sich in diesem Kontext mitden daraus erwachsenden Schwierigkeiten für akademischeZeitschriften. Er zeigte, dass die Verluste der Verlage, diedurch illegales Kopieren entstanden, durch Preisdiskriminierungwieder kompensiert werden konnten. Durch dieKopiermöglichkeiten waren die Zeitschriften für Bibliothekenund Institutionen wichtiger geworden, und gleichzeitigbenötigten sie eine kleinere Anzahl an Exemplaren.Die Verlage setzten für Bibliotheken und Institutionen einenwesentlich höheren Preis fest als für Privatpersonen.Dadurch bezahlten die Institutionen einerseits indirekt fürdie Verluste, die durch das Kopieren entstanden waren, undandererseits auch den gestiegenen Wert, den ein einzelnesHeft für die Bibliotheken hatte. Liebowitz wies in seinemArtikel nach, dass den Verlagen durch diese Strategie zu-dieses Phänomen unter dem Titel „indirect appropriability“.Darauf aufbauend, ergänzte Stanley Besen (1986), dassnicht lizenziertes Kopieren zu den unterschiedlichsten Ergebnissenführen kann. Der tatsächliche Output ist von zweiFaktoren abhängig: Vom Kostenverhältnis zwischen legalenund illegalen Kopien und von der Preispolitik der Produkti-(2000) belebte die Diskussion wieder und berücksichtigtebereits Napster. Er beschrieb Rahmenbedingungen, unter steigt. Dies ist der Fall, wenn (1) die Transaktionskostendes Tauschprozesses geringer sind als die marginalen Kostender Produktion, (2) wenn die Anzahl der Nutzungenbeschränkt ist und die Firmen Preisdiskriminierung betreibenkönnen und (3) wenn es heterogene Präferenzen gibt.WIENERFILMPREIS2006EIN FILM VON ANJA SALOMONOWITZKURZ DAVORIST ES PASSIERTAB MAI 2007 IM KINOTakayama (1994) analysierte ein der „indirect appropriability“verwandtes Konzept, das der Netzwerkexternalitäten. ImFalle von Netzwerkexternalitäten steigt der Nutzen des/derEinzelnen durch die Nutzung anderer. Beispielsweise gewinnenKommunikationsmittel wie Faxe, Telefone, Emailetc an Wert für den/die Einzelnen je mehr Individuen übersolche Geräte und Infrastruktur verfügen. Takayama zeigte,dass im Falle von Netzwerkexternalitäten Tauschen nichtzu einer Paretoverbesserung im wohlfahrtsökonomischenSinne kommen kann (vgl auch Bensaid und Lesne, 1996und Economides, 1996). Die Bedeutung dieses Konzeptswurde von Liebowitz und Margolis (1995) stark bezweifelt.Die beiden Autoren verwiesen darauf, dass es sich in denmeisten Fällen lediglich um Netzwerkeffekte und nicht umExternalitäten im ökonomischen Sinne handelt und daherauch durch Eigentumsrechte und Verträge geregelt werdenkönnen. Andere Effekte wiederum seien monetärer Naturund haben alleine deshalb keine Wohlfahrtsimplikationen.2005 wurden die Ergebnisse eines Workshops zu „indirectappropriability“ im Review of Economic Research of CopyrightIssues publiziert. Liebowitz (2005) stellte darin fest,dass das Konzept durchwegs dazu beitrug zu verstehen, dassIndustrie führen muss, zeigte aber auch die Grenzen auf. Vorallem die Digitalisierung und moderne Filesharingmethodenhaben zu einem paradigmatischen Wechsel geführt. AuchWilliam Johnson und Waldman (2005) vertreten dieselbeAnsicht und verweisen auf die Verbreitung von CD-Brennernund Filesharing, wodurch sich der Preis sukzessive den<strong>juridikum</strong> 2007 / 1 Seite 37

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