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juridikum: Urheberrechtsdebatten - IG Bildende Kunst

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themaKosten der Herstellung von Kopien annähern werde. JustinJohnson (2005) hingegen sieht die Zukunft – wie auchschon bei der Einführung der Kopiermaschinen und derVHS-Recorder – nicht in zusätzlichen Marktinterventionen.Vielmehr würden neue Preisstrategien und BusinessmodelleMöglichkeiten bieten, die Probleme zu bewältigen.3. Economics of Copyright – Law and EconomicsApproachDer Law and Economics-Ansatz setzt sich mit den ökonomischenAuswirkungen von Gesetzen und gesetzlichen Änderungenauseinander. Dies trifft im Falle des Urheberrechtsvor allem auf die Anreizfunktion und Schutzdauer sowie aufeine Analyse der „Fair Use Doctrine“ zu.AnreizfunktionWesentliche Beiträge kamen hier vor allem von Landes undPosner, die sich mit der Ambivalenz der Anreizfunktion auseinandersetzen. Einerseits schafft das Urheberrecht Anreizefür kreative Arbeit, auf der anderen Seite hemmt der Schutzvorhandener Werke die Kreation von neuen Werken beziehungsweisevon Derivaten und verbesserten Versionen.Landes und Posner haben in einer Reihe von Publikationenwobei sie der Anreizfunktion einen sehr hohen Stellenwertbeimessen und wie auch Hui und Png (2002) zu jenen AutorInnenzählen, die einer Verlängerung der Schutzfrist basierendauf dem Anreizargument positiv gegenüberstehen. 4 Derbislang radikalste Vorschlag kam von Landes und Posnerten.Aber auch unter der Annahme, dass eine Anreizfunktiondes Urheberrechts besteht und alle gewünschten Effekte eintreten,verursacht es dennoch all die negativen Effekte, dieaus der Monopolisierung resultieren, weshalb die Schutzfristenin jedem Fall so kurz wie irgend möglich aber so langwie (unbedingt) nötig sein sollten. Die Auswirkungen desMonopols werden von Landes und Posner allerdings nichtbehandelt – ihnen geht es ausschließlich um eine Balancezwischen positiven Anreizen und den negativen Auswirkungen,die durch exzessiven Schutz und Schutzdauer einedynamische Entwicklung wieder verlangsamen.Fair UseWendy Gordon (1982) analysierte früh das Verhältnis zwischenden Transaktionskosten und der „Fair Use Doctrine“und zeigte, dass sich kein Markt bildet, wenn die Transaktionskostenden Wert der Kopien für Individuen übersteigen.Landes und Posner (1989) argumentieren, dass einsehr strenges Urheberrecht und stark eingeschränkte „fairuse“-Bestimmungen die Transaktionskosten wie auch dasEinkommen von Kreativen in die Höhe schrauben würdenaber gleichzeitig auch die Kosten der Innovation für künftigeKreative. Ein sehr schwaches Urheberrecht und starke„fair use“-Bestimmungen würden nur einen geringen Anreizsetzen die Rechte auszuwerten und somit sowohl dieTransaktionskosten als auch das Einkommen der Kreativensenken. Gleichzeitig würden sich, was Landes und Posner„reproductive fair use“ nannten, künftige Entwicklungenvon Neuem oder auch die Produktion von Derivaten verbilligen.4. ConclusioAus ökonomischer Sicht ist das Urheberrecht eine ambivalenteAngelegenheit. Es wird weitgehend als notwendigesÜbel akzeptiert, da eine reine Marktlösung auf Grund vonMarktversagen unmöglich ist. Wenngleich es Ausnahmengibt, stehen die meisten ÖkonomInnen dem Urheberrechtnicht grundsätzlich abgeneigt gegenüber, wobei aber diesozialen Kosten, die durch künstlichen Ausschluss und Monopolisierungentstehen, zu einer allgemeinen Vorsicht beitragen.Einer Ausweitung des Urheberrechtsschutzes odereiner Ausweitung der Dauer stehen ÖkonomInnen tendenziellkritisch gegenüber und in vielen Fällen wird auch dasgegenwärtige Recht als zu stark und die Schutzdauer als zulange bewertet. Vor allem in einem wohlfahrtsökonomischenAnsatz gilt es immer, öffentliche gegen private Interessenabzuwägen, um die soziale Wohlfahrt zu optimieren. Demallgemeinen politischen Trend, private Interessen in denVordergrund zu rücken, stehen ökonomische Überlegungenzumeist entgegen.LiteraturPaul Stepan ist Assistent für Cultural Economicsand Economics of Creative Industries, ErasmusUniversität Rotterdam und Vorstandsmitglied derForschungsgesellschaft für kulturökonomischeund kulturpolitische Studien (FOKUS);stepan@fokus.or.atArrow, Kenneth J. (1962), ‘Economic welfare and theallocation of resources for invention’, in National Bureauof Economic Research (Hrsg), The Rate and Direction ofInventive Activity, Princeton: Princeton University Press,S.609-625.Bensaid, Bernard und Jean-Philippe Lesne (1996), ‘Dynamicmonopoly pricing with network externalities’, InternationalJournal of Industrial Organization, 14 (6), 837-55.Besen, Stanley (1986), ‘Private copying, reproductioncosts, and the supply of intellectual property’, InformationEconomics and Policy, 2 (1), 5–22.Boldrin, Michele und David Levine, (2002), ‘The caseagainst intellectual property’, American Economic Review,Papers and Proceedings, 9 (2), 209-12(4).Boldrin, Michele und David Levine (2005), ‘Intellectualcreation’, Review of Economic Research in Copyright Issues,2 (1), 45-67.Economides, Nicholas (1996), ‘The economics of networks’.International Journal of Industrial Organization,14 (6), 673–699.4) Vergleiche dazu Landes und Posner (1989,2002, 2003) und Landes (2002).Seite 38 <strong>juridikum</strong> 2007 / 1

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