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technikkeramikenDie Qual der Wahl –Materialvielfalt bei vollkeramischem ZahnersatzMit der Etablierung der CAD/CAM-Technologie in der Dentaltechnikhat sich sowohl der Indikationsbereich von vollkeramischenZahnersatz als auch die Materialpalette an Dentalkeramiken erweitert.DieVielfalt an unterschiedlichen Keramiken und Systemen führtdazu, dass es für den Zahntechniker bzw. den praktizierenden Zahnarztimmer schwieriger wird, den Überblick zu bewahren. In diesemBeitrag werden deshalb die Unterschiede der CAD/CAM-Fertigungvon keramischen Materialien aus werkstoffkundlicher Sicht betrachtetund die Vor- und Nachteile von vier Fertigungstypen beschrieben.Dr. Joachim R. Binderder autor:Dr. Joachim R. BinderGeboren: 18.06.19661986–1990 Ingenieurstudium,Fachrichtung Chemie, an der Naturwissenschaftlich-technischenAkademieIsny1990–1993 Studium der Chemiean der Universität Osnabrückseit 1994 Wissenschaftlicher Mitarbeiteram ForschungszentrumKarlsruhe, Institut für MaterialforschungIII, Abteilung Keramik1997 Promotion an der UniversitätOsnabrückseit 1999 Leiter der Arbeitsgruppe„Material“, Schwerpunkte: Entwicklungvon keramischen Materialien fürdie Mikrosystemtechnik, die Nanotechnologieund die ZahnmedizinDer zunehmende Einsatz von vollkeramischemZahnersatz in den letztenJahren hängt nicht nur mit denbesonderen Eigenschaften dieser Materialklassezusammen, sondern ist auch eng verbundenmit der fortschreitenden Entwicklungder CAD/CAM-Technologie in derDentaltechnik. Die computerunterstützteBearbeitung erleichtert die Herstellung vonvollkeramischem Zahnersatz, insbesondereaus oxidkeramischen Werkstoffen wesentlich.Dies führt zu einem zunehmenden Angebotan unterschiedlichen keramischenMaterialien. Die Vielfalt der mittlerweileangebotenen Keramiken erschwert es demZahntechniker bzw. dem praktizierendenZahnarzt, den Überblick zu bewahren, zumalselbst in der Presse oder auf FachtagungenBezeichnungen, Eigenschaften und Anwendungenkeramischer Werkstoffe zumTeil falsch oder unvollständig publiziertwerden. So sind zum Beispiel Zirkon (engl.zircon) und Zirkoniumdioxid (engl. zirconia)zwei völlig unterschiedliche Materialienmit unterschiedlichen Eigenschaften.Der Name Zirkon leitet sich von dem Mineralab und ist aus chemischer Sicht ZirkoniumsilikatZrSiO 4 . Dennoch wird Zirkonfälschlicherweise häufig als Synonym fürZirkoniumdioxid (ZrO 2 ) verwendet. Einweiteres Beispiel ist das Hitzeschutzschilddes Space Shuttles, das gerne in Verbindungmit Zahnersatz aus Zirkoniumdioxid erwähntwird. Ein Anwendungsfeld von Zirkoniumdioxid(mit Yttriumoxid stabilisiert)sind zwar Wärmedämmschichten zumBeispiel in Gasturbinen, das Hitzeschutzschilddes Space Shuttles besteht jedoch ausMaterialien, die neben der Hochtemperaturstabilitätauch ein geringes Gewicht aufweisen.So werden beispielsweise die keramischenKacheln aus Siliziumdioxid-Fasernhergestellt und die Frontsegmente bestehenaus einem Kohlefaserverbundmaterial(RCC, reinforced carbon-carbon).Universalwerkstoff gibt es nichtOb in der Raumfahrttechnik oder in derZahnmedizin, die Werkstoffe müssen denspezifischen Anforderungen der entsprechendenAnwendungen gerecht werden. Einen„Universalwerkstoff“, wie das obenaufgeführte Beispiel suggeriert, gibt es nicht.In der Dentaltechnik spielen bei der MaterialauswahlAspekte wie Funktionalität, Biokompatibilität,Ästhetik aber auch ökonomischeFaktoren eine Rolle. So können jenach Indikationsbereich oder Erwartungendes Patienten unterschiedliche Werkstoffeals geeignet betrachtet werden. Die richtigeAuswahl des Zahnersatzmaterials setzt eineumfassende und seriöse Information desZahnarztes, bzw. des Zahntechnikers voraus.46 47


keramikentechnikDieser Beitrag beleuchtet deshalb die Materialvielfaltan Dentalkeramiken, insbesonderebzgl. der Bearbeitung mit CAD/CAM-Systemen,aus werkstoffkundlichem Blickwinkel.KlassifizierungKeramiken sind feste, anorganisch-nichtmetallischeWerkstoffe, die in der Regel völligoder teilweise kristallin sind. Sie werden imAllgemeinen durch Sintern von keramischenPulvern hergestellt. Die Klassifizierung kannunter verschiedenen Gesichtspunkten erfolgen,je nachdem ob die chemische Zusammensetzung,der Gefügeaufbau, technologischeMerkmale oder das Anwendungsfeld zuGrunde gelegt werden. Eine stoffliche sowieauf Gefügemerkmale beruhende Einteilunggeht auf Schüller und Hennicke 1 zurück. Sieunterscheiden zwischen Silikatkeramik,Oxidkeramik und Nichtoxid-Keramik.SilikatkeramikDie Silikatkeramik ist die älteste Gruppe dertechnischen Keramiken – auch die ersten inder Zahnmedizin verwendeten Keramikenwaren silikatischer Natur. Als typischesMerkmal besitzen die silikatkeramischenWerkstoffe glasig-amorphe Phasen, bei denendie Kristalle in einer glasigen Matrix eingelagertoder durch eine Glasphase verbundensind. Eine spezielle Werkstoffgruppestellt die Glaskeramik dar. Glaskeramikenweisen ebenfalls ein glasig-kristallines Gefügeauf, das durch kontrollierte Kristallisationvon glasigen Ausgangsmaterialien erzeugtwird. Die heutzutage in der Dentaltechnikgebräuchlichen Silikatkeramikenwerden in der Regel über einen glaskeramischenProzess hergestellt. Neben demHauptbestandteil Siliziumdioxid enthaltendiese Materialien überwiegend weitere oxidischeBestandteile (z.B. Al 2 O 3 , K 2 O,Na 2 O). Als kristalline Phase liegt häufigLeuzit (K[AlSi 2 O 6 ]) vor, aber auch anderekristalline Phasen wie z.B. Lithiumdisilikatwerden zur gezielten Einstellung der Werkstoffeigenschaftenerzeugt. Die Eigenschaftenhängen dabei sowohl von der chemischenZusammensetzung als auch von derArt und dem Anteil der erzeugten kristallinenPhase ab. Prinzipiell zeichnen sich die silikatkeramischenDentalwerkstoffe durchdie guten optischen Eigenschaften wieFarbe, Transluzenz und Transparenz ausund eignen sich für ästhetische Restaurationen.Der Indikationsbereich wird jedochdurch die mechanischen Eigenschaften begrenzt.OxidkeramikFür die Festigkeit von Keramiken ist einmöglichst fein- und vollständig kristallinesGefüge förderlich, das nur bei ausgewähltenOxid- und Nichtoxid-Keramiken anzutreffenist. Während Nichtoxid-Keramikennicht zuletzt auf Grund der meist dunklenFarbe in der Zahnmedizin keine Rolle spielen,nimmt die Bedeutung der oxidkeramischenMaterialien stetig zu. Die wichtigstenVertreter oxidischer Dentalkeramiken sindmit Yttriumoxid teilstabilisiertes Zirkoniumdioxid(Y-TZP, Yttria-stabilized TetragonalZirconia Polycrystals) und Aluminiumoxidsowie bei speziellen Keramiken diebinären Oxidsysteme Zirkon (ZrSiO 4 ) undSpinell (MgAl 2 O 4 ). Durch die gegenüberden Silikatkeramiken verbesserten mechanischenEigenschaften wurde der Indikationsbereichvon vollkeramischem Zahnersatzerweitert, wie zum Beispiel durch die Infiltrationskeramiken.Im engeren Sinnezählen diese glasinfiltrierten Keramiken allerdingsnicht zu den oxidkeramischen Systemen,sondern zu den Verbundwerkstoffen.Eine weitere Verbesserung der mechanischenEigenschaften wird mit dicht gesintertenOxidkeramiken erzielt. Diese werdenüber feinkeramische Methoden hergestelltund in einem Hochtemperaturprozess zurfesten Keramik mit einem feinkörnigen Gefüge(Abb. 1) gesintert. Dabei tritt eine lineareSchwindung von bis zu 20 Prozentauf. Die so genannte Sinterschwindung wirdbei der Fertigung berücksichtigt, in dem derzu sinternde Formkörper entsprechendgrößer dimensioniert wird. Die Herstellungvon individuellem Zahnersatz aus dicht gesinterten,oxidkeramischen Materialien istnicht zuletzt deshalb eng mit der Etablierungder CAD/CAM-Technologie in der Zahntechnikverbunden.CAD/CAM-FertigungMit der CAD/CAM-Technologie hat ein automatisiertesFertigungsverfahren Einzug indie Dentaltechnik erhalten, das nicht nuraus wirtschaftlicher Sicht interessant ist,sondern zurzeit auch als einzige Methodedie Herstellung von mehrgliedrigenBrückengerüsten aus hochfesten Keramikenwie Zirkoniumdioxid (Abb. 2) ermöglicht.Des Weiteren werden in Kombination mitden CAD/CAM-Systemen neuartige Keramiken,wie zum Beispiel die schwindungsfreieZirkonkeramik von KaVo 2 , die Materialpaletteerweitern. Aber auch die Materialien,die bereits mit „klassischen“ Me-<strong>ZWL</strong> 03 2004


technikkeramikenAbb. 1: Feinkristallines Gefüge einer dicht gesinterten yttriumstabilisiertenZrO 2 -Keramik.Abb. 2: Sechsgliedriges Brückengerüst aus yttriumstabilisiertem Zirkoniumdioxid(KaVo <strong>Everest</strong> ® ZS).Abb. 3: Schematische Darstellung von vier verschiedenen Typen der CAD/CAM-Fertigung von vollkeramischem Zahnersatz.Typ I: Grün- bzw. Weißbearbeitung mit anschließendem Sinterprozess, Typ II: Hartbearbeitung, Typ III: Weißbearbeitungmit anschließendem Infiltrationsschritt, Typ IV: Grünbearbeitung mit anschließendem Reaktionssinterprozess .thoden im Dentallabor verarbeitet werden,profitieren von der CAD/CAM-Fertigung.So wird durch die automatisierte Bearbeitungvon industriell gefertigten Halbzeugeneine gleichbleibende Qualität gewährleistet.Dass bei weitem noch nicht alle Systeme denhohen zahntechnischen Ansprüchen gerechtwerden, zeigte ein Vergleich der führendenCAD/CAM-Anbieter. 3 Dabei wurden andreigliedrigen Brückengerüsten eindrucksvolldie Unterschiede bzgl. der Passgenauigkeitaufgezeigt. Prinzipiell hängt die Präzisionvon zwei Faktoren ab. Zum einen spieltdie Qualität des CAD/CAM-Systems einewesentliche Rolle, wobei die gesamte Prozesskette,von der Erfassung der Modelle biszur computerunterstützten Bearbeitung verschiedenerMaterialien, zu berücksichtigenist. Zum anderen hängt die Passung auch vondem zu bearbeitenden Material bzw. von dessenWeiterverarbeitung ab. Die mittelsCAD/CAM gefertigten Dentalkeramikenkönnen unter diesem Gesichtspunkt in vierGruppen eingeteilt werden, die in Abbildung3 schematisch dargestellt sind.Typ I: Grün- bzw. WeißbearbeitungBeim Typ I erfolgt die Herstellung des keramischenZahnersatzes über einen klassischenkeramischen Prozess, wobei die Rohlinge imungesinterten (Grünbearbeitung) oder imvorgesinterten (Weißbearbeitung) Zustandbearbeitet werden. In beiden Fällen folgt derCAM-Bearbeitung der Sinterprozess, beidem die porösen Formkörper zur festen Keramikverdichtet werden. Dabei tritt, wie eingangserwähnt, eine lineare Schwindung vonbis zu 20 Prozent auf. Fertigungstechnischwird die Sinterschwindung derart kompensiert,dass der zu sinternde Formkörper um einenFaktor f größer ausgelegt wird. DieserVergrößerungsfaktor hängt von der Dichte48 49


keramikentechnikAbb. 4: CAM-Bearbeitung einer leuzitverstärkten Glaskeramik(G-Blank) mit dem KaVo <strong>Everest</strong> ® System.Abb. 5: Schwindungsfrei gesintertes Mikroreaktionsgehäusevor (schwarz) und nach (weiß) dem Reaktionssinterprozess. 4Abb. 6: CAM-Bearbeitung einer schwindungsfreien Zirkonkeramik(HPC-Blank) mit dem KaVo <strong>Everest</strong> ® System.Abb. 7: Gefräste KaVo <strong>Everest</strong> ® HPC-Kronen: nach derCAM-Bearbeitung (schwarz) und nach dem Reaktionssinterprozess(weiß).des Blanks B , von der Dichte der gesintertenKeramik S und von dem Gewicht der Formkörpervor und nach dem Sintern ab:f =3 –––––– m B · S––––––––––m S · BDie erzielbare Präzision ist somit eng an dieQualität der Blanks gekoppelt. So führen beispielsweiseSchwankungen der Rohlingsdichtevon ± 0,5 % bei 10 mm großen Kronenzu einer Ungenauigkeit von ± 17 µm und bei50 mm langen Brückengerüsten bereits zu einerAbweichung von bis zu 83 µm. Hierbei istlediglich die materialbedingte und nicht diesystembedingte Ungenauigkeit berücksichtigt.Anhand dieses Beispiels wird deutlich,welche Anforderung die industriell gefertigtenRohlinge erfüllen müssen, um die erwünschtePassgenauigkeit der Restaurationenzu gewährleisten. Insbesondere bei derWeißbearbeitung sind deshalb die herstellungsbedingtenChargenunterschiede zuberücksichtigen. Bei weitspannigen Brückengerüstenund bei komplexen Geometrienkann zudem eine nicht exakt gleichmäßigeSchwindung zu unbefriedigenden Ergebnissenführen. Das anisotrope Schwindungsverhaltenhängt im Allgemeinen vom Fertigungsverfahrender Rohlinge ab, kann aber auch alleindurch die unterschiedlichen Wandstärkendes Zahnersatzes verursacht werden. Je nachAnforderung an die Detailtreue bedarf es somiteiner Nachbearbeitung, sofern die erhalteneGeometrie dies überhaupt zulässt. Gelingtes jedoch, den erforderlichen hohenStandard zu erreichen, so zeichnet sich insbesonderedie Weißbearbeitung durch die guteBearbeitbarkeit, die kurzen Fräszeiten undden geringen Werkzeugverschleiß aus. Zurzeitbeschränkt sich diese Art der CAD/CAM-Fertigung in der Dentaltechnik vor allem aufdie Bearbeitung von Zirkoniumdioxid.<strong>ZWL</strong> 03 2004


technikkeramikenKäppchen Vollkrone Brückemit Kaufläche 3-gliedrig<strong>Everest</strong> ® G-Blank ca. 45 min ca. 55–60 min –(leuzitverstärkte Glaskeramik)<strong>Everest</strong> ® ZS-Blank ca. 30–35 min – ca. 90–110 min(vorgesintertes, yttriumstabilisiertesZirkoniumdioxid)Tabelle 1:Fräs- und Schleifzeiten vonverschiedenen keramischenMaterialien mit demKaVo <strong>Everest</strong> ®CAD/CAM-System 7 .<strong>Everest</strong> ® ZH-Blank ca. 2,5–3 h – ca. 6–7 h(heißisostatisch verdichtetes, yttriumstabilisiertesZirkoniumdioxid)<strong>Everest</strong> ® HPC-Blank ca. 25–30 min ca. 35 min –(schwindungsfreie Zirkonkeramik)kontakt:Dr. Joachim R. BinderForschungszentrum KarlsruheGmbHInstitut für Materialforschung IIIHermann-von-Helmholtz-Platz 176344 Eggenstein-LeopoldshafenE-Mail: joachim.binder@imf.fzk.deIm Gegensatz zum Typ I muss bei den nachfolgendenFertigungstypen II bis IV kein Vergrößerungsfaktorberücksichtigt werden.Hierbei werden mit Hilfe der CAD/CAM-Technologie Modelle im Verhältnis eins zueins auf die entsprechenden Materialienübertragen. Die Präzision hängt bei diesemFertigungstypen allein vom verwendetenCAD/CAM-System ab und die Passung desZahnersatzes kann nach dem Fräsen bzw.Schleifen sofort im Artikulator überprüftund gegebenenfalls Korrekturen vorgenommenwerden. Beim Typ III und IV schließensich weitere Prozessschritte an, die wiederumdie Präzision beeinflussen können.Typ II: HartbearbeitungBeim Typ II, der Hartbearbeitung, werden bereitsdicht gesinterte und evtl. heißisostatischnachverdichtete Keramiken sowie industriellgefertigte Glaskeramikrohlinge direkt bearbeitet.Mit hochpräzisen CAD/CAM-Systemenwird hierbei auch bei mehrgliedrigenRestaurationen mit komplexen Geometrieneine ausgezeichnete Passgenauigkeit erzielt.Allerdings stellt dieses Verfahren insbesonderebei Hochleistungskeramiken, wie Zirkoniumdioxid,auf Grund der extrem hohenHärte höchste Anforderungen an das Werkzeugund das Material. Dies äußert sich z.B. inlangen Maschinenlaufzeiten und einem hohenWerkzeugverschleiß, was wiederum zuhohen Fertigungskosten führt. Des Weiterenkönnen bei falsch gewählten Fertigungsparameternoberflächennahe Schädigungen desGefüges auftreten und diese wiederum zumVersagen der Keramik führen. Prinzipiell eignetsich aber dieser Fertigungstyp sehr gut zurBearbeitung von Glaskeramiken (Abb. 4) undstellt bei der Herstellung von weitspannigenBrückengerüsten aus Zirkoniumdioxid eineAlternative zur Weißbearbeitung dar.Typ III: Glasinfiltrierte KeramikDer Typ III ist eine Modifikation der seit Jahrenetablierten Infiltrationstechnik. Hierbeiwird jedoch das poröse Grundgerüst nichtmit einem Schlicker gestaltet und durch eineanschließende Temperaturbehandlung verfestigt,sondern aus einem porösen Halbzeuggefräst. Durch die industriell gefertigtenRohlinge wird dabei eine gleichbleibendeQualität erreicht. Allerdings erspart einemdie CAD/CAM-Technologie nicht die nachfolgendenProzessschritte, wie Glasinfiltrationoder die Endbearbeitung durch Abtragendes Glasüberschusses. Die kommerziellerhältlichen Materialien unterscheiden sichnicht von denen der herkömmlichen Methoden,d.h. das Gerüst besteht aus Aluminiumoxidbzw. umwandlungsverstärktem Aluminiumoxid(ZTA, zirconia toughened alumina)oder dem Spinell MgAl 2 O 4 , das mitLanthanglas infiltriert wird.Typ IV: Reaktionsgesinterte KeramikBeim Typ IV werden die Rohlinge analogzum Typ I im weichen Grünzustand bearbeitet,sodass sich auch in diesem Fall an diecomputerunterstützte Bearbeitung ein Sinterprozessanschließt. Hierbei wird jedochder keramische Werkstoff erst während desSinterns durch eine chemische Reaktion gebildet.Das Prinzip der so genannten Reaktionssinterverfahrenberuht darauf, dass diebeim Sinterprozess unvermeidbar auftretendeSchwindung durch eine volumenvergrößerndeReaktion kompensiert wird. So-50 51


keramikentechnikmit ist im Vergleich zu Typ I durch den „intelligenten“Werkstoff eine numerischeKompensation der Sinterschwindung nichtmehr erforderlich. Dies wird in Abbildung 5am Beispiel eines Mikroreaktorgehäusesdeutlich. Der im ungesinterten Zustand bearbeiteteRohling (schwarz) lässt sich dimensions-und formtreu zu einem keramischenBauteil (weiß) sintern. Diesen Vorteilmacht sich auch eine neuartige, reaktionsgesinterteDentalkeramik, die schwindungsfreieZirkonkeramik (KaVo <strong>Everest</strong> ® HPC), 2zunutze. Der Sinterschwund wird durch dievolumenvergrößernde Oxidationsreaktionvon ZrSi 2 zu ZrSiO 4 und SiO 2 nicht nur minimiert,sondern vollständig kompensiert.Neben der intermetallischen VerbindungZrSi 2 sind Zirkoniumdioxid und ein siliziumorganischesPolymer weitere wesentlicheBestandteile. Durch das Zirkoniumdioxidwerden die Werkstoffeigenschaften derKeramik positiv beeinflusst und aus der Zugabedes siliziumhaltigen Polymers resultierendie hohen Grünkörperfestigkeiten derHPC Blanks. Die Rohlinge lassen sich dadurchim Grünzustand mit Hartmetallwerkzeugenideal bearbeiten (Abb. 6). DieGrünkörperstabilität ermöglicht zudem diedetailgetreue Abbildung selbst von sehr feinenStrukturen und wirkt sich positiv auf dieKantenstabilität aus. Nach dem Sinterprozessentstehen aus den schwarzen Kronenweiße, dichte Keramiken (Abb. 7) mit einemfeinkörnigen Gefüge und guten mechanischenEigenschaften.Kriterien für die MaterialauswahlWelcher Fertigungstyp und welches Materialfür die Herstellung von vollkeramischemZahnersatz geeignet sind, hängt letztendlichvon zahlreichen Faktoren ab. Zunächst beeinflusstdie Indikation die Materialauswahl.Für weitspannige Brückengerüstekommt nach derzeitigem Kenntnisstand nuryttriumstabilisiertes Zirkoniumdioxid (Y-TZP) in Frage. Somit muss die Entscheidungzwischen Typ I und Typ II fallen. Die Hartbearbeitunghat sicherlich Vorteile hinsichtlichder Präzision. Demgegenüber stehen diehohen Fertigungskosten. Hier müssen alsoWirtschaftlichkeit und Passgenauigkeit gegeneinanderabgewogen werden.Bereits bei dreigliedrigen Brücken oder beiEinzelkronen vergrößert sich die Materialauswahl,da die zweifellos guten mechanischenEigenschaften von Zirkoniumoxidnicht erforderlich sind. Hier stellt sich nundie Frage, nach welchen Kriterien werden dieMaterialien miteinander verglichen. Hinsichtlichder mechanischen Belastung werdenin der Regel die Biegefestigkeiten herangezogen.Die ermittelten Werte hängen zumeinen von der Prüfmethode 5 und zum anderenvon der Geometrie des Prüfkörpers unddessen Oberflächenbeschaffenheit ab. Sowurden beispielsweise bei Festigkeitsuntersuchungenan Mikroprüfkörpern aus ZirkoniumdioxidWerte von bis zu 3.000 MPa bestimmt.6 Ein Vergleich der einzelnen Materialienist somit häufig nur innerhalb gleichartigdurchgeführter Messungen möglich.Die Risszähigkeit hingegen wird in viel geringeremMaße von präparationsabhängigenFaktoren beeinflusst und charakterisiertdie intrinsische Eigenschaft des Werkstoffs.Trotzdem kann auch mit dieser Kenngrößekeine zuverlässige Aussage über das Langzeitverhaltenunter zyklischer Belastung undim feuchten Milieu getroffen werden. Die ermitteltenWerte helfen das Potenzial der Keramikeinzuordnen, sie ersetzen aber nichtdie klinischen Studien.Ist die Funktionalität von mehreren Materialiennachgewiesen, so werden zunehmendwirtschaftliche Faktoren eine Rolle spielen.Ein wesentlicher Aspekt sind bei derCAD/CAM-Fertigung die Fräs- und Schleifzeiten.Diese hängen von den Rohlingen bzw.deren Beschaffenheit ab. In Tabelle 1 sind dieFräs- und Schleifzeiten für vier unterschiedlichekeramische Materialien des KaVo <strong>Everest</strong>® Systems gegenübergestellt. So könnenbeispielsweise in der Zeit, in der ein Käppchenaus einem dichtgesintertem, gehiptemZH-Blank geschliffen wird, fünf bis siebenKäppchen aus den KaVo <strong>Everest</strong> ® HPCBlanks gefräst werden.FazitUnabhängig davon, welche Kriterien letztendlichzur Auswahl eines bestimmten Materialsführen, die CAD/CAM-Technologiewird sich in der Dentaltechnik etablieren. Sokann der Zahntechniker nicht nur zeitaufwändigeRoutineaufgaben dem Systemüberlassen, sondern er ist auch in der Lage,Dentalkeramiken anzubieten, die mit konventionellenVerfahren nicht bearbeitet werdenkönnen. Für eine zuverlässige und effizienteNutzung eines CAD/CAM-Systemssind somit nicht nur höchste Anforderungenan die Präzision gefragt, es setzt auch die Bearbeitbarkeitverschiedener Materialienvoraus. Dadurch ist der Zahntechniker inder Lage, auf jeden individuellen Fall flexibelzu reagieren.Literatur[1] Schüller, K.H. und HennickeH.W.: Zur Systematik der keramischenWerkstoffe, cfi/Ber. DKG 62(1985), 259–263.[2] Binder, J.R.; Ritzhaupt-Kleissl,H.-J. und Haußelt, J.: KeramischerZahnersatz aus einer schwindungsfreienZirkonkeramik, dental dialogue2 (2001) 682–685.[3] Wer ist der Beste – CAD/CAM-Systeme im Vergleich, das dentallabor52 (2004) 187–200.[4] Ritzhaupt-Kleissl, H.-J.; Binder,J.R.; Klose, E. und Haußelt, J.: Net-Shape Ceramic Microcomponentsby Reaction Bonding, cfi/Ber. DKG79 (2002), E9–E12.[5] Geis-Gerstdorfer, J. und Kanjantra,P.: Zum Einfluss der Prüfmethodeauf die Biegefestigkeit vonIPS-Empress und In-Ceram, Dtsch.Zahnärztl. Z. 47 (1992), 618–621.[6] Beck, T.; Schneider, J. undSchulze, V.: Characterisation andTesting of Micro Specimen, MicrosystemTechnologies 10 (2004)227–232.[7] Herstellerangaben<strong>ZWL</strong> 03 2004

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