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Zeitung Nr.: 49 Februar 2013 in PDF - Initiative Christlicher Orient

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12 <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENTHöhere Bildung ist jetzt auch weiblichTÜRKEI/TURABDINIn den letzten Jahren hat dieAusbildung christlicher Mädchenaus dem Turabd<strong>in</strong> erfreulicherweisee<strong>in</strong>en größeren Stellenwerterhalten. Das berichtet FebruniyeAkyol (25) aus Midyat, die selbst<strong>in</strong> Istanbul studierte und jetzt <strong>in</strong>ihrer Heimatstadt arbeitet. ICOhat sich mit ihr über Bildungsthemenunterhalten.ICO: Welche Er<strong>in</strong>nerungen verb<strong>in</strong>den Siemit ihrer Volksschulzeit <strong>in</strong> Midyat?Februniye Akyol: Es war nicht e<strong>in</strong>fach. VonSeiten der muslimischen Schüler gab es ziemlicheAnfe<strong>in</strong>dungen gegen uns Christen. Manhat ihnen gesagt, dass sie <strong>in</strong> den Himmelkommen, wenn sie e<strong>in</strong>en Christen zum Islambekehren. Da wir uns solchen Versuchen widersetzten,wurden wir schikaniert. Gut, dassunsere Lehrer da ganz anders waren.ICO: Haben Sie e<strong>in</strong>e christliche Ausbildungerhalten?Februniye Akyol: Ja.Ich lernte die syrischeSprache und Religion <strong>in</strong>der Kirchenschule MortSchmuni <strong>in</strong> Midyat. Offiziellwar dieser Unterrichtverboten. Deshalb gab esauch ständig die Angst,die Kirchenschule könnte„Wir setzen unsfür e<strong>in</strong> höheresBildungsniveau dersyrischen Christene<strong>in</strong>, <strong>in</strong>sbesondereder Mädchen.“Februniye AkyolMitbegründer<strong>in</strong> der„Turabd<strong>in</strong> SyriacAcademic Union“Februniye Akyol (li.) mit e<strong>in</strong>er Kolleg<strong>in</strong> bei der Sponsionsfeier2011 an der Marmara Universität Istanbul.Die Frauen erwarben den Grad „Bachelor of Arts“.geschlossen werden.ICO: Viele christlicheMädchen im Turabd<strong>in</strong> bekamenke<strong>in</strong>e höhere Bildung.Wie haben Sie esbis zur Uni geschafft?Februniye Akyol: Zunächstmusste ich die Bedenkender Familie zerstreuen!Anfangs warenme<strong>in</strong>e Eltern dagegen: e<strong>in</strong>ejunge Frau alle<strong>in</strong> und Christ<strong>in</strong>,das sei gefährlich.Andererseits sahen sieme<strong>in</strong>e Begeisterung. Und auch die Lehrerbaten me<strong>in</strong>e Eltern, mir die weitere Ausbildungzu ermöglichen. Ich ließ mich jedenfallsnicht entmutigen und wollte zeigen,dass die Befürchtungen unbegründet waren.Me<strong>in</strong>e Eltern unterstützten mich schließlichmoralisch und f<strong>in</strong>anziell. Bed<strong>in</strong>gung waraber e<strong>in</strong> Studienplatz unweit von Midyatoder an e<strong>in</strong>em Ort, wo Verwandte leben.ICO: Wo und was haben Sie studiert?Februniye Akyol: Ich bekam e<strong>in</strong>en Platzan der Marmara Universität <strong>in</strong> Istanbul fürdas 4-jährige Studium Versicherungswesen.Me<strong>in</strong>eFamilie war froh, dass es mitIstanbul klappte. Denn dortgibt es e<strong>in</strong>e große syrischorthodoxeGeme<strong>in</strong>de, Verwandteund e<strong>in</strong>e syrischorthodoxeErzdiözese.ICO: Wie ist Ihre Studienzeitverlaufen?Februniye Akyol: Ichfuhr im September 2007nach Istanbul und <strong>in</strong>skribierte.Leider bekam ichh<strong>in</strong>sichtlich Unterkunftund Stipendium weder vonder Kirche noch vom Staatdie erhoffte Unterstützung.Das erste halbe Jahr wohnteich bei me<strong>in</strong>er Tante imStadtteil Bakirkoy. Dannzog ich <strong>in</strong> die Nähe der Universität.Me<strong>in</strong>e Mitbewohnerund Studienkollegenwaren alle ke<strong>in</strong>e Christen, aber Gott sei Dankb<strong>in</strong> ich immer auf gute Menschen gestoßen.Während der ganzen Studienzeit trug ich e<strong>in</strong>Kreuz um den Hals. Das schützte mich vorBelästigungen durch Islamisten. Me<strong>in</strong> Freundeskreisan der Uni war überwiegend l<strong>in</strong>ksges<strong>in</strong>ntund areligiös. Außerdemhabe ich <strong>in</strong> Istanbul viele syrischchristlicheFreunde gewonnen.ICO: Was hat sich durch IhrStudium alles verändert?Februniye Akyol: Das Studiumhat me<strong>in</strong>en Horizont erweitert, mirandere Sichtweisen eröffnet. Auch<strong>in</strong> der Familie und bei den Christender Umgebung gab es Haltungsänderungen.Die ursprünglichreservierte E<strong>in</strong>stellung zu me<strong>in</strong>emStudium änderte sich allmählich.Heute werden immer mehrMädchen aus den Dörfern <strong>in</strong>sGymnasium nach Midyat geschickt.E<strong>in</strong>e höhere Ausbildungfür Christ<strong>in</strong>nen wird zur Normalität.Die meisten Ängste und Vorurteilevon früher s<strong>in</strong>d verschwunden.Diese Entwicklung hat michmehr gefreut als me<strong>in</strong> Studienabschluss!ICO: Haben Sie gleich Arbeit gefunden?Februniye Akyol: Ja. Es war nicht schwer,<strong>in</strong> Istanbul e<strong>in</strong>en Job zu f<strong>in</strong>den. Aber ich dachteimmer an e<strong>in</strong>e Rückkehr <strong>in</strong> den Turabd<strong>in</strong>.Derzeit arbeite ich im „Turabd<strong>in</strong> Hotel“ <strong>in</strong>Midyat. Ich habe mich dafür entschieden,weil das Hotel e<strong>in</strong>em syrischen Christen gehörtund <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Heimatstadt ist.ICO: Sie s<strong>in</strong>d Mitbegründer<strong>in</strong> der „Turabd<strong>in</strong>Syriac Academic Union“ (ICO berichtete<strong>in</strong> <strong>Nr</strong>. 48; Anm.). Welche Ziele verfolgtdiese Organisation?Februniye Akyol: Ganz allgeme<strong>in</strong> geht esum e<strong>in</strong> höheres Bildungsniveau der syrischenChristen und um die Stärkung des öffentlichenBewusstse<strong>in</strong>s hierfür. Wir wollenbesonders Mädchen zu e<strong>in</strong>er höheren Ausbildungermutigen. Wir hoffen, dass der Wegdazu künftig e<strong>in</strong>facher ist als zu me<strong>in</strong>er SchulundStudienzeit. Die Turabd<strong>in</strong> Syriac AcademicUnion möchte außerdem regelmäßigüber die Schwierigkeiten berichten, die esfür Christen im Turabd<strong>in</strong> gibt. E<strong>in</strong>e Reihevon Projekten warten auf Unterstützung, damitsie umgesetzt werden können.Higher education now alsohas a female faceThe education of Christian girls <strong>in</strong> theTurabd<strong>in</strong> has made quite some headway.University graduate Februniye Akyol (25)from Midyat is one of the pioneers. She cofoundedthe Turabd<strong>in</strong> Syriac Academic Unionpromot<strong>in</strong>g higher educational achievementof Syriac Christians and of girls <strong>in</strong> particular.

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