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Zeitung Nr.: 49 Februar 2013 in PDF - Initiative Christlicher Orient

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ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENT <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> 5Die Lage für die Christen imNahen Osten wird immerdramatischer. Die neuestenEntwicklungen <strong>in</strong> Ägyptenund <strong>in</strong> Syrien müssten unsaufschrecken. Doch wir habenandere Sorgen!von Hans HOLLERWEGERObmann der <strong>Initiative</strong> <strong>Christlicher</strong> <strong>Orient</strong>Angesichts der schwierigen Lage der Christenim Nahen Osten müssen wir anerkennen,dass sich die Patriarchen und Bischöfeder verschiedenen katholischen Kirchendurch die Abhaltung der Nahostsynode imOktober 2010 <strong>in</strong> erstaunlicher Weise für dieanstehenden Fragen gerüstet haben. Offensichtlichwar der Heilige Geist im Spiel undhat noch vor Ausbruchdes sog. „arabischen Frühl<strong>in</strong>gs“den Papst bewogen,die Anregung dazu aufzugreifenund die Synodedurchzuführen – um e<strong>in</strong>en„christlichen Frühl<strong>in</strong>g“ imNahen Osten e<strong>in</strong>zuleiten.Am Fest der Kreuzerhöhung,dem 14. September2012, hat BenediktXVI. bei se<strong>in</strong>em mutigenBesuch im Libanon dasApostolische Schreiben„Ecclesia <strong>in</strong> Medio <strong>Orient</strong>e“(EMO)den Bischöfendes Nahen Ostens übergeben.Diese trafen sichbereits vom 3. bis 5. Dezember wiederum imLibanon, um über die weiteren Aktivitätenzu beraten. Diese mutigen und entschlossenenAktivitäten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> deutlicher Beweis,dass die Bischöfe wissen, was sie zu tunhaben. Das kann und braucht also nicht unsereSorge zu se<strong>in</strong>.Christen kaum im Blick„Die ganze Welt richtet ihre Aufmerksamkeitauf den Nahen Osten, der se<strong>in</strong>en Wegsucht“ (EMO 28). Diese Suche nach demWeg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bessere Zukunft ist umfassendund betrifft die politischen, gesellschaftlichenund religiösen Bereiche. In den Medienwird über die Entwicklung ausführlichberichtet, wobei die Lage der christlichenM<strong>in</strong>derheiten kaum <strong>in</strong> den Blick kommt, meistensnur, wenn tragische Ereignisse dazuveranlassen. Wir s<strong>in</strong>d es aber unseren christlichenBrüdern und Schwestern im NahenOsten schuldig, dass wir mehr als bisher unsereAufmerksamkeit auf ihre Lage richten.„Ich erneuereme<strong>in</strong>en Aufruf, diechristlichenGeme<strong>in</strong>den imHeiligen Land undim Nahen Osten zuunterstützen undihrer im Gebet zugedenken.“Papst Benedikt XVI.Jerusalem, 2009Wer nichts tut,kommt immer zu spät!Plädoyer für e<strong>in</strong>e „Nahostsynode im Westen“Diese erhöhte Aufmerksamkeit soll zuerstihrer Glaubenstreue durch die Jahrhunderteh<strong>in</strong>durch und <strong>in</strong> der gegenwärtig schwierigenLage gelten. Sie darf ebenso ihr weith<strong>in</strong>lebendiges und mutiges Glaubenszeugnis<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er oft fe<strong>in</strong>dlichen Umgebung nichtübersehen. Wir sollen bedenken, dass siee<strong>in</strong> reiches spirituelles Erbe hüten und lebendigerhalten, ebenso e<strong>in</strong> ökumenischesMite<strong>in</strong>ander verwirklichen, über das wir nurstaunen können. E<strong>in</strong>e bessereAufmerksamkeit aufdie Christen im <strong>Orient</strong>könnte offensichtlich e<strong>in</strong>eErmutigung und Bereicherungfür unser christlichesLeben und Zeugnis se<strong>in</strong>.Die Christen im NahenOsten s<strong>in</strong>d dort ke<strong>in</strong>e Zugewanderten,sonderngleichsam das ethnischeUrgeste<strong>in</strong>. Wie auch e<strong>in</strong>sichteMuslime sagen,wäre ihr Weggehen aus derRegion e<strong>in</strong> Verlust <strong>in</strong> jederH<strong>in</strong>sicht. „E<strong>in</strong> Naher Ostenohne oder mit wenig Christenist nicht mehr derNahe Osten, denn die Christen haben mitden anderen Gläubigen Anteil an der so besonderenIdentität der Region“ (EMO 31).Es gibt aber wichtige Stimmen, die aufmerksammachen, dass das Verschw<strong>in</strong>den derChristen aus dem Nahen Osten e<strong>in</strong>e bittereRealität werden könnte. Dies wäre e<strong>in</strong> unwiederbr<strong>in</strong>glicherVerlust auch für die gesamteChristenheit! Diese reale Möglichkeitmuss uns bewusst se<strong>in</strong>, um die Dr<strong>in</strong>glichkeite<strong>in</strong>er wirksamen Solidarität zu verstehen.E<strong>in</strong>e vertiefte Solidarität mit den Christenim Nahen Osten wird <strong>in</strong> vielen westlichenAufrufen gefordert. Hier nur e<strong>in</strong>e wichtigeStimme: „Ich erneuere me<strong>in</strong>en Aufruf..., diechristlichen Geme<strong>in</strong>den im Heiligen Land undim Nahen Osten zu unterstützen und ihrer imGebet zu gedenken” (Benedikt XVI. <strong>in</strong> Jerusalem2009). Aber ebenso bitten Patriarchenund Bischöfe des Nahen Ostens ständig ume<strong>in</strong>e verstärkte Hilfe aus dem Westen. DasEcho auf diese Aufrufe verhallt <strong>in</strong> den westlichenKirchen weith<strong>in</strong>. Die Christen im NahenOsten sche<strong>in</strong>en weit weg zu se<strong>in</strong>.Wirksame Solidarität Die Christen im Nahen Osten sollen vorallem erleben, dass sie nicht alle<strong>in</strong> gelassens<strong>in</strong>d. Nur wenn sie sich spürbar e<strong>in</strong>gebundenwissen <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft der weltweitenChristenheit, werden sie das Gefühl, e<strong>in</strong>eM<strong>in</strong>derheit zu se<strong>in</strong>, überw<strong>in</strong>den können. In geistlicher H<strong>in</strong>sicht kann die Solidaritätdurch das Gebet für die Christen im <strong>Orient</strong>verwirklicht werden. Sie wird erfahrbar durch Kontakte und Besuche,die <strong>in</strong> vielfacher Weise möglich s<strong>in</strong>dals Wallfahrt oder als organisierte Begegnungmit den Christen vor Ort. Durch Besucheaus dem Westen, vor allem auch von Bischöfen,wird auch den Muslimen deutlichgemacht, dass die Christen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e weltweiteSolidaritätsgeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. Die Solidarität muss sich auch <strong>in</strong> materiellerHilfe und der gezielten Verwirklichung vonProjekten zeigen. Die Christen im <strong>Orient</strong> bildene<strong>in</strong>e verhältnismäßig kle<strong>in</strong>e Zahl, umso<strong>in</strong>tensiver wird sich jede Hilfe auswirken. In der gegenwärtigen ernsten Lage müsstendie Christen im Nahen Osten bei aller Not<strong>in</strong> der Welt e<strong>in</strong>en gewissen Vorrang haben.Bei ihnen geht es um mehr als die L<strong>in</strong>derungvon Not, es geht um Se<strong>in</strong> oder Nichtse<strong>in</strong>. Damit die Verantwortung für die Christenim Nahen Osten bei Bischöfen und Gläubigenmehr bewusst wird, die Kontakte gefördertwerden und der gute Wille zur Hilfe gebündeltund optimal wirksam wird, ist im Westene<strong>in</strong>e umfassende <strong>Initiative</strong> notwendig.Es braucht e<strong>in</strong>e „Nahostsynode im Westen“!– <strong>in</strong> welcher konkreten Gestalt auchimmer. Wir müssen etwas tun, bevor es zuspät ist!If you do noth<strong>in</strong>g,it´s always too late!Given the <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g seriousness of thesituation, enhanced solidarity with theChristians <strong>in</strong> the Middle East is imperative.This is stressed by ICO chairman HansHollerweger (A). He advocates a Middle EastSynod <strong>in</strong> the West <strong>in</strong> order to strengthen ourawareness and responsibility for theChristians there. Hollerweger urges, “Wemust do someth<strong>in</strong>g before it is too late”.


ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENT <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> 7Neue Patriarchen – neues Leben!Chaldäische KircheIRAK/VATIKAN –ICO freut sich überdie Wahl des bisherigenErzbischofsvon Kirkuk, LouisSako, am 1. <strong>Februar</strong><strong>2013</strong> <strong>in</strong> Rom zumPatriarchen derchaldäisch-katholischenKirche! Erhat uns den Weg <strong>in</strong>den Nordirak bereitetund unsere Arbeitwohlwollendbegleitet. Zudemwar er Referent mehrerer ICO-Tagungen <strong>in</strong>Salzburg und schrieb auch für diese <strong>Zeitung</strong>.In der schwierigen Lage <strong>in</strong> Kirkuk bauteer kont<strong>in</strong>uierlich die Diözese auf, pflegtegute Beziehungen zu den muslimischenFührern und zur Regierung und erhob mutigse<strong>in</strong>e Stimme zur aktuellen Lage.Louis Sako wurde 1974 <strong>in</strong> Mossul zumPriester geweiht. Er studierte <strong>in</strong> Rom undParis (Doktorat <strong>in</strong> Theologie und Islamwissenschaften).Er war Rektor des Priestersem<strong>in</strong>ars<strong>in</strong> Bagdad und seit 2003 Erzbischofvon Kirkuk. Die ersten Kontakte zu Österreichwaren durch die Stiftung PROORIENTE gegeben.Koptisch-kath. KircheÄGYPTEN – Nachdem gesundheitsbed<strong>in</strong>gtenRücktrittvon Patriarch AntoniosKard<strong>in</strong>al Naguibhat die Synodeder koptisch-kath.Kirche Mitte Jänner<strong>2013</strong> <strong>in</strong> Kairo denbisherigen Bischofvon M<strong>in</strong>ya, IbrahimIsaac Sidrak, zumneuen Oberhauptgewählt.Patriarch LouisRaphael I. Sako(*1948 Zakho/Irak);Sitz: Bagdad.Patriarch IbrahimIsaac Sidrak (*1955Beni-Chokeir/Ägypten);Sitz: Kairo.Die koptisch-katholische Kirche zählt ca.200.000 Mitglieder. Die größte christliche Geme<strong>in</strong>schaft<strong>in</strong> Ägypten ist mit 7 bis10 MillionenGläubigen die koptisch-orthodoxeKirche unter ihrem im November 2012 gewähltenPatriarchen Tawadrous II. (ICO berichtete<strong>in</strong> <strong>Nr</strong>. 48).Griechisch-orthodoxe Kirche von AntiochienLIBANON – Am 5. Dezember 2012 starb <strong>in</strong>Beirut im Alter von 91 Jahren PatriarchIgnatius IV. Hazim. Er leitete se<strong>in</strong>e Kirche33 Jahre „mit Weisheit und H<strong>in</strong>gabe“. Alsder Konflikt <strong>in</strong> Syrien begann, machte PatriarchIgnatius unmissverständlich klar,dass er gegen jede ausländische E<strong>in</strong>mischungsei. – ICO begegnete dem theologischhoch gebildeten, spirituell tiefenund überaus freundlichen Patriarchenwiederholt an se<strong>in</strong>em Amtssitz <strong>in</strong> Damaskus.Der Herr, dem er gedient hat, schenkeihm den verdienten Lohn!Die Wahl des neuen Patriarchen erfolgteüberraschend schnell, offenbar imZusammenhang mit der von Tag zu Tagsich zuspitzenden Lage <strong>in</strong> Syrien. Bereitsam 17. Dezember wurde von den Bischöfen<strong>in</strong> Balamand (Nordlibanon) der bisherigeMetropolit für die antiochenischengriechisch-orthodoxen Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong>West- und Mitteleuropa, Youhanna Yazigi,zum Patriarchen gewählt. Er nahm denNamen Youhanna (Johannes) X. an undträgt den Titel „Patriarch von Antiochienund dem ganzen Osten“.Zum Patriarchat gehören <strong>in</strong>sgesamtca. 750.000 Gläubige <strong>in</strong> Syrien, dem Libanon,Irak, Jordanien, der Türkei, den Golfstaaten,ebenso große Emigrationsgeme<strong>in</strong>den<strong>in</strong> Nord- und Südamerika sowie<strong>in</strong> Westeuropa und <strong>in</strong> Australien.Patriarch Youhanna X. Yazigi(*1955 Latakia/Syrien); Sitz: Damaskus.ICO-Obmann Prof. Hans Hollerweger mitPatriarch Ignatius IV. Hazim (†5.12.2012)am Patriarchensitz <strong>in</strong> Damaskus.Armenisches Patriarchat von JerusalemISRAEL – Nach dem Tod se<strong>in</strong>es Vorgängersim vergangenen Oktober wurde MitteJänner <strong>2013</strong> Nourhan Manoogian zumneuen Patriarchen gewählt. Die Wahl mussvon der israelischen Regierung und vomjordanischen König bestätigt werden.Die armenisch-apostolische Kirchehat zwei Katholikate (Etschmiadz<strong>in</strong>/Armenienund Antelias/Libanon) und zweiPatriarchate (Istanbul und Jerusalem).Das Patriarchat von Jerusalem umfasstIsrael, Jordanien und die Paläst<strong>in</strong>ensischenAutonomiegebiete. Zu ihm gehörenetwa 4.000 Gläubige, von denen 1.500im armenischen Viertel <strong>in</strong> Jerusalem leben.Mit den Griechisch-Orthodoxen undden Franziskanern s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong>er der dreiHüter der Heiligen Stätten. So begegnetman armenischen Mönchen und armeni-Patriarch Nourhan Manoogian(*1948 Aleppo/Syrien); Sitz: Jerusalemscher Liturgie nicht nur <strong>in</strong> der Grabeskirche,sondern auch <strong>in</strong> der Geburtsbasilika <strong>in</strong> Bethlehem.Großes Ansehen genießt die theologischeBildungsstätte <strong>in</strong> der Jerusalemer Altstadtund die Bibliothek mit etwa 4.000 altenarmenischen Handschriften.


8 <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENTÄgyptens Christen <strong>in</strong> UnsicherheitFast genau zwei Jahre nach derRevolution bleibt die Entwicklungfür die rund 8 Millionen Christendes Landes unübersichtlich.der Rechtschaffenheit etc. und Strukturen,die die religiöse Tradition und ihre Wertefördern und pflegen.Etwas mehr als e<strong>in</strong>e Million Kopten lebenim Ausland. Diese Migration hat sichbislang nicht auf e<strong>in</strong>e wirtschaftliche Verbesserungder <strong>in</strong> Ägypten lebenden Koptenausgewirkt. Die Migration <strong>in</strong> den Westenist meist permanent und nicht wie jene<strong>in</strong> die Golfstaaten, die am raschen Geldverdienenorientiert und befristet ist.Wirtschaftlich gesehen teilen die Kopten,wie die muslimischen Gruppen, dieselbenVor- und Nachteile ihrer jeweiligen E<strong>in</strong>kommensklasseoder Berufsgruppe. DieLebensmöglichkeiten wie Zugang zu ArvonWolfgang BÖHMProjektreferent der Dreikönigsaktionder katholischen JungscharÖsterreichsÄGYPTEN – Spektakuläre Übergriffe angeblichradikaler Muslime auf Christen, wie dasnoch vor zwei Jahren am Silvesterabend <strong>in</strong>Alexandrien passiert ist, s<strong>in</strong>d seit dem ausgeblieben.Trotzdem s<strong>in</strong>d es nicht nur Gerüchte,die von der Verfolgung e<strong>in</strong>zelner Christenund der Beh<strong>in</strong>derung der christlichenLebenspraxis <strong>in</strong> Ägypten sprechen.Andererseits, so wird aus vielen Geme<strong>in</strong>denberichtet, s<strong>in</strong>d die Verhältnisse <strong>in</strong> diesemsehr vielschichtigen Land fühlbar sicherergeworden. Ob das die Ruhe vor dem Sturmist oder tatsächlich e<strong>in</strong>e neue Sicherheit, dieauch die Muslimbrüderschaft nach 30jährigerUnterdrückung spürt, bleibt ungewiss.Oft wird vergessen, dass viele der führendenPersonen der Muslimbrüderschaft jahrelangvom Mubarak-Regime e<strong>in</strong>gesperrt waren.Auf die Frage nach den Zukunftsperspektivender Kopten <strong>in</strong> Ägypten, die e<strong>in</strong>eAnläßlich der Wallfahrt zur Deir el-Adra Kirchewerden die koptischen K<strong>in</strong>der getauft,die im abgelaufenen Jahr geboren wurden.Im Christenviertel El Mokatam <strong>in</strong> Kairo.M<strong>in</strong>derheit von etwa 10%der Bevölkerung darstellen,verweist e<strong>in</strong> führender Mitarbeiterder koptisch-katholischenDiözese von Al M<strong>in</strong>iaauf e<strong>in</strong>ige historischeund soziale Phänomene.Die soziale und religiöseIdentität der Kopten gründetauf e<strong>in</strong>em langen geschichtlichenProzess, dessenWurzeln <strong>in</strong> die Zeit derPharaonen reichen. Dienoch immer verwendete Liturgiespracheist e<strong>in</strong>e Weiterentwicklungder Spracheder Pharaonen. Die Koptenfühlen sich gegenüber denspäter zugewanderten arabischenStammesgruppen als Erben der altenÄgypter der Pharaonenzeit.Auch wenn sie sich als eigene Gruppee<strong>in</strong>schätzen, so gibt es h<strong>in</strong>sichtlich der allgeme<strong>in</strong>enLebensbed<strong>in</strong>gungen ke<strong>in</strong>en Unterschiedzur großen Mehrheit der Ägypter.Soziale und ökonomischeSelbsthilfesystemeAndererseits verfügen die Kopten übere<strong>in</strong>ige soziale und wirtschaftliche Solidarsysteme,die den <strong>in</strong>neren Zusammenhalt stärken.Die Vere<strong>in</strong>e reichen von direkter Hilfeauf Gegenseitigkeit, zu Berufsgilden, Soforthilfekomitees,Vere<strong>in</strong>e zur AufrechterhaltungFotos (3): Wolfgang BöhmHöhlenkirche am Fuße des Mokatam-Bergs <strong>in</strong> Kairo. Beider Messe am Donnerstagabend nehmen durchschnittlich4.000 Personen teil, an Festtagen über 10.000.


ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENT <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> 9beitsplätzen, Bildung und Gesundheitsversorgungetc. s<strong>in</strong>d wirtschaftlich bestimmt.Die oben erwähnten Solidaritätsmechanismen<strong>in</strong>nerhalb der städtischenKoptengeme<strong>in</strong>den führen dazu, dass oft dieLebenssituation der Familien etwas besserist als die ihrer muslimischen Nachbarn, dieder gleichen Berufsgruppe angehören.IRAKGefahr der RadikalisierungDie Erfahrungen der vergangenen Monatehaben gezeigt, dass religiös extremistischeGruppen, die das derzeitige Regime Ägyptensdom<strong>in</strong>ieren, ke<strong>in</strong>e Bedrohung für denökonomischen Status der Kopten darstellen.Andererseits wird erwartet, dass durch dieUnsicherheit die koptischen Geme<strong>in</strong>den engerzusammenrücken. Rund um die Städteentstehen „ethnisch“ homogene Bevölkerungsgürtel,und <strong>in</strong> die jeweiligen Viertelziehen mehr und mehr Menschen der gleichenGruppe zu. Solche Siedlungsgebiete derKopten f<strong>in</strong>den sich bereits <strong>in</strong> Esbeth ElNakhl, El Mokatam und rund um El Sadr Hospitalund El Omrania von Kairo und Gizeh. Inden Städten und Dörfern Oberägyptens istdie Situation ähnlich, wenngleich die Dichteder Bevölkerung ger<strong>in</strong>ger ist.Die Zunahme wirtschaftlich oder religiöshomogener Siedlungsgebiete ist ke<strong>in</strong>egrundsätzliche Bedrohung der Gesamtgesellschaft.Es besteht aber die Gefahr, dass<strong>in</strong> diesen dicht besiedelten Gebieten besondersbei e<strong>in</strong>hergehender Verarmung e<strong>in</strong>e Radikalisierungstattf<strong>in</strong>det, die zu begrenztensozialen Explosionen führen kann.Das neue politische Regime hat aus Gründender Machtsicherung den Aktionsspielraumvon privaten Organisationen vorerstbegrenzt. Von dieser Maßnahme wurdenauch die koptischen Solidaritätsmechanismengetroffen. Es ist aber anzunehmen, dass diePolitiker bald erkennen werden, dass die Beh<strong>in</strong>derungdieser Selbsthilfesysteme ke<strong>in</strong>enVorteil darstellt. Im Gegenteil, es liegt <strong>in</strong> ihremInteresse, den Aufbau von sozioökonomischenSchutz- und Solidarsystemen nichtzu beh<strong>in</strong>dern. Dadurch werden mögliche sozialeKonflikte langfristig verh<strong>in</strong>dert.Egypt’s Christians <strong>in</strong>uncerta<strong>in</strong>tyTwo years after the revolution, the fate ofthe roughly 8 million Christians <strong>in</strong> Egyptrema<strong>in</strong>s unclear. The author refers to thesocial and economic self-help systems ofthe Copts. Their operat<strong>in</strong>g range is howeverlimited (due to measures of the regime).Moreover, he reports on the <strong>in</strong>crease of“ethnically” homogeneous neighbourhoods,imply<strong>in</strong>g the risk of a radicalisation.Erzbischof Louis Sako weiht den Mönch Jens Petzold zum Priester.Erste Priesterweihe <strong>in</strong> SüleymaniyeAm 23. November 2012 wurdeJens Petzold <strong>in</strong> der Kirche vonSüleymaniye vom chaldäischenErzbischof von Kirkuk, LouisSako, zum Priester geweiht.Süleymaniye/Kirkuk – Jens Petzoldkommt von der Geme<strong>in</strong>schaft des KlostersMar Musa <strong>in</strong> Syrien. Nach e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>ladungvon Erzbischof Louis Sako war er2011 erstmals <strong>in</strong> Süleymaniye zu Besuch(ICO berichtete <strong>in</strong> <strong>Nr</strong>. 45). Im <strong>Februar</strong> 2012hat er sich <strong>in</strong> der dortigen Marienkirche(Maryam el-Adhra) niedergelassen.Der neue Priester – Abuna Yohanna –sagte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Dankesrede: Nun b<strong>in</strong> ichhier <strong>in</strong> Süleymaniye, um dem Ruf zu folgen,der mich vor zwanzig Jahren aus der Schweizweg geholt hat. Er ist dieses Mal e<strong>in</strong>deutigerund spürbarer geworden <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Überlegungen,<strong>in</strong>nerhalb me<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaftund im H<strong>in</strong>blick auf die lokale Kirche vonKirkuk und Süleymaniye.Syrisch-katholische Kathedrale e<strong>in</strong>geweihtAm 15. Dezember 2012 hatder Präfekt der Ostkirchenkongregation,Kard<strong>in</strong>al LeonardoSandri, die restaurierte syrischkatholischeKathedrale vonBagdad feierlich e<strong>in</strong>geweiht.Bagdad – Das Gotteshaus war bei demTerroranschlag vom 31. Oktober 2010, beidem über 50 Personen starben (darunterzwei Priester; ICO berichtete <strong>in</strong> <strong>Nr</strong>. 40),schwer beschädigt worden. Es wurde balddanach wieder benützt, aber erst <strong>in</strong> denletzten Monaten gründlich restauriert.First ord<strong>in</strong>ation of a priest <strong>in</strong>SüleymaniyeOn 23rd November 2012, Jens Petzold wasorda<strong>in</strong>ed a priest <strong>in</strong> the church of Süleymaniye<strong>in</strong> northern Iraq by the CaldeanArchbishop of Kirkuk, Louis Sako. The newpriest comes from the community of MarMusa Monastery <strong>in</strong> Syria. He settled <strong>in</strong> theChurch <strong>in</strong> Süleymaniye <strong>in</strong> <strong>Februar</strong>y 2012.Kirkuk/Erbil – Im Anschluss an die Weihe <strong>in</strong>Bagdad reiste Kard<strong>in</strong>al Sandri nach Kirkuk,wo er am 16. Dezember <strong>in</strong> der chald. Kathedraledie Messe feierte. Davor hatte Sandridie große sunnitische Moschee der Stadt besuchtund dort Vertreter des Islams getroffen.Am 17. Dezember kam der Kard<strong>in</strong>al <strong>in</strong> daschaldäische Priestersem<strong>in</strong>ar von Ankawa/Erbil. Hier forderte er e<strong>in</strong>e noch <strong>in</strong>tensivereZusammenarbeit der verschiedenen katholischenRiten. Genau an diesem Ort war dieForderung aktuell, weil vor e<strong>in</strong>igen Jahrenaus unverständlichen Gründen nicht-chaldäischenSem<strong>in</strong>aristen der Aufenthalt imSem<strong>in</strong>ar untersagt worden war.


10 <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENTKURZ GEMELDETGroßes Jugendtreffeneröffnet Jahr des GlaubensVEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE(fides) – Mit e<strong>in</strong>em Jugendtreffen <strong>in</strong>Abu Dhabi und der Vorstellung der arabischenVersion des Jugendkatechismus„Youcat“ hat auf der arabischenHalb<strong>in</strong>sel das „Jahr des Glaubens“ begonnen.Laut dem Apostolischen Vikarvon Nordarabien, Bischof CamilloBall<strong>in</strong>, haben an dem Treffen vom 15.bis 17. November 2012 über 2.500 Jugendliche,vor allem asiatischer Abstammung(Zuwanderer aus Indien,Bangladesch, den Philipp<strong>in</strong>en, Sri Lanka),teilgenommen, aber auch Araber.Patriarch ist e<strong>in</strong> Kard<strong>in</strong>al„für alle Libanesen“VATIKAN/LIBANON (rv) – Der maronitischePatriarch Bechara Boutros Raiist am 24. November 2012 von PapstBenedikt XVI. zum Kard<strong>in</strong>al ernanntworden. Der neue Kard<strong>in</strong>al sagte zuRadio Vatikan: „Alle Libanesen allerpolitischen Lager und aller Glaubensrichtungenhaben diese Geste desPapstes als Anerkennung für die Kircheim Land, aber auch für die Libanesengewürdigt. Und alle haben verstanden,dass sie durch die Ehre desKard<strong>in</strong>alsamtes aufgerufen wordens<strong>in</strong>d, weiterh<strong>in</strong> ihr Zeugnis des friedlichenZusammenlebens abzulegen.“Zentrum für <strong>in</strong>terreligiösenDialog <strong>in</strong> Wien eröffnetÖSTERREICH/SAUDI-ARABIEN (rv) –In Wien wurde am 26. November 2012das „Internationale König-Abdullah-Zentrum für <strong>in</strong>terreligiösen und <strong>in</strong>terkulturellenDialog“ (KAICIID) eröffnet.Das Dialogzentrum beruht auf e<strong>in</strong>emvölkerrechtlichen Abkommen zwischenÖsterreich, Saudi-Arabien undSpanien (ICO berichtete <strong>in</strong> <strong>Nr</strong>. 44).Zentrales Gremium ist der Aufsichtsrat,<strong>in</strong> dem Islam, Christentum, H<strong>in</strong>duismus,Buddhismus und Judentumvertreten s<strong>in</strong>d. www.kaiciid.org Schriftrollenfunde vom TotenMeer (über 5000 Bilder):www.deadseascrolls.org.ilProf. Dietmar W<strong>in</strong>kler, der maronitische Patriarch Beshara el-Rai und der maronitischeMetropolit von Beirut Boulos Matar (von l<strong>in</strong>ks).PRO ORIENTE Forum SyriacumVom 6. bis 8. November 2012fand auf E<strong>in</strong>ladung desmaronitischen Metropoliten vonBeirut, Mar Boulos Matar, e<strong>in</strong>Treffen des PRO ORIENTE ForumSyriacum <strong>in</strong> Harissa statt.Harissa (LIBANON) – Es ist dies e<strong>in</strong> Gremiumunter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. DietmarW. W<strong>in</strong>kler/Salzburg, das den <strong>in</strong>offiziellenDialog der Kirchen syro-aramäischer Traditionkoord<strong>in</strong>iert. Dieser wandte sich mitden sogenannten Colloquia Syriaca bishervor allem jenen Problemen zu, die diesen Kirchengeme<strong>in</strong>sam s<strong>in</strong>d: Der Kontext des Islams,der Beitrag des Christentums zu denGesellschaften des <strong>Orient</strong>s und die gegenwärtigenHerausforderungen, die Implementationder Ergebnisse der Nahostsynode etc.Informeller Austausch. Das Forum Syriacumist aber auch e<strong>in</strong> Raum des <strong>in</strong>formellenAustauschs unter den dar<strong>in</strong> vertretenenneun Kirchen antiochenischer syro-aramäischerTradition (Assyrische und Alte Kirchedes Ostens, Malankara- und Syrisch-Orthodoxe Kirche, Chaldäische, Maronitische,Syro-Malankara, Syro-Malabar undSyrisch-Katholische Kirche). So konnte u.a.der syrisch-orthodoxe Metropolit vonAleppo, Mar Gregorios Y. Ibrahim, über diedramatische Situation <strong>in</strong> Syrien berichten,und es wurde ebenso über die Nachwirkungendes Papstbesuches von September 2012im Kontext der Umbrüche im Nahen Ostenreflektiert. E<strong>in</strong> Studiennachmittag, zu demErzbischof Paul el-Sayah von der MaronitischenKirche als Ökumeneexperte und Mitglieddes Nahost-Kirchenrates h<strong>in</strong>zugezogenwurde, beriet <strong>in</strong>tensiv über die Beziehungender christlichen Kirchen im Libanonund <strong>in</strong>wiefern die Stiftung PRO ORIENTEhier unterstützend wirken könnte.Die Teilnehmer wurden ebenso vom neuenmaronitischen Patriarchen Beshara el-Rai<strong>in</strong> Bkerke, vom syrisch-orthodoxen PatriarchenMar Ignatius Zakka I. Iwas im KlosterAtchane und vom armenisch-apostolischenKatholikos von Kilikien, Aram I. Keshishian,<strong>in</strong> Antelias zu Gespräch und Informationsaustauschzur ökumenischen und politischenLage empfangen.Westen soll Abwanderung nicht fördernIRAK – Der chaldäische Erzbischof vonKirkuk, Louis Sako, hat im Dezember 2012mit klaren Worten die westlichen Länder,allen voran Frankreich, Deutschland,Schweden und Australien, aufgerufen,nicht die Auswanderung irakischer Christenzu unterstützen und zu f<strong>in</strong>anzieren.Projekte. Erzbischof Sako sagte wörtlich:„Diese Aufnahme aus guter Absichtträgt dazu bei, die Flucht der Christen zubeschleunigen.“ Stattdessen forderte erHilfs-, Bildungs- und Landwirtschaftsprojektefür die Christen im Irak, die ihnene<strong>in</strong> besseres Leben ermöglichen. –Durch die enge Zusammenarbeit mit ErzbischofLouis Sako hat ICO von Anfangan diesen Weg e<strong>in</strong>geschlagen und durchzahlreiche Projekte verwirklicht.


ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENT <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> 11Syrien: Widers<strong>in</strong>n der GewaltBrief von Erzbischof Theophile Georges Kassab aus Homs an die „<strong>Initiative</strong> <strong>Christlicher</strong> <strong>Orient</strong>“Die ICO war mit Homs und demsyrisch-katholischen Erzbischofbesonders verbunden und oftGast <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus. Umso mehrfühlen wir mit ihm, da er nunselbst Flüchtl<strong>in</strong>g geworden ist.Hier se<strong>in</strong> Brief:Wir grüßen euch und wünschen euch Frieden,Freude und die Liebe Jesu Christi!Wir schreiben euch diesen Brief mit e<strong>in</strong>emHerzen voller Schmerzen angesichts der soschmerzlichen Ereignisse, die wir <strong>in</strong> Syriendurchleben, besonders <strong>in</strong> Homs und <strong>in</strong> dieserzentralen Region des Landes. Es ist derWiders<strong>in</strong>n der Gewalt und der Zerstörung.Mit diesen wenigen Zeilen werden wir euche<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von unserer dramatischenLage vermitteln.1. Wir spüren, dass unsere Sendung dar<strong>in</strong>besteht, die Werte des Evangeliums auszusäen:Liebe, Freude, Vergebung, Hoffnung,Glaube – <strong>in</strong> unser Herz, <strong>in</strong> die Herzen unsererPfarrangehörigen und <strong>in</strong> die unserer Mitbürger.Und das <strong>in</strong> Augenblicken, <strong>in</strong> denenwir als Emigranten leben, ohne Arbeit.Unsere Leute mit ihren K<strong>in</strong>dern s<strong>in</strong>d zerstreut<strong>in</strong> die Dörfer der Umgebung, ihnenfehlt es an allem: Unterkunft, Kleidung, Nahrung,Arbeit, Geld. Und das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehrbedrückten Stimmung. Wir versuchen trotzdem,ihnen nahe zu se<strong>in</strong>, sie zu unterstützen,ihnen Mut zu machen und ihnen nachMöglichkeit zu helfen, obwohl die Bedürfnissesehr, sehr groß s<strong>in</strong>d!Zerstörung, Brandstiftung,Plünderungen...2. Unsere Pfarrgeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Homs, e<strong>in</strong>eunserer schönsten Geme<strong>in</strong>den, ist ke<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>demehr. E<strong>in</strong>e tote Stadt, e<strong>in</strong>e Stadt vonGespenstern, e<strong>in</strong>e Stadt von zerstörten Häusern,von ausgebrannten Autos, e<strong>in</strong>er ru<strong>in</strong>iertenInfrastruktur: Wasser, Strom, Kommunikationsmittelgibt es nicht mehr. DieStraßen verlassen. Alle s<strong>in</strong>d aus ihren Wohnungengeflohen, fast nichts haben sie mitnehmenkönnen.• Die Kathedrale, so schön nach ihrerRestaurierung und nach der E<strong>in</strong>weihung am25. Dezember 2010, ist sehr <strong>in</strong> Mitleidenschaftgezogen. Die Kuppel wurde von e<strong>in</strong>erBombe durchschlagen. Türen, Fenster,Fensterscheiben, E<strong>in</strong>richtung, alles ist zerbrochenund beschädigt.• Das Verwaltungsgebäude des Bistumswurde getroffen: Vier Bomben! Türen, Fenster,alles ist beschädigt. Vier Räume, die erstkürzlich als Empfangsräume und als Aufenthaltsräumefür die Sem<strong>in</strong>aristen gebaut wordenwaren, s<strong>in</strong>d zerstört. Die zweite Etage istebenfalls ziemlich demoliert. Die dritte Etage,die erst kürzlich als Wohnung für den Bischofausgebaut worden war, ist völlig zerstört.• Sehr großen Schaden hat das gesamteAreal der Kathedrale und der erzbischöflichenResidenz erlittenmit allem, wassich dort befundenhat: Möbel, Schränke,Betten, Schreibtische,Wasserleitungen,Stromleitungen,Telefonanschlüsse.Theophile G. KassabErzbischof von HomsSeit e<strong>in</strong>em Monatkann man dasViertel nicht mehrbetreten, um nachzusehen,was dort passiert ist: Plünderungen,Brandstiftungen, Zerstörungen!3. Die Verluste an unseren Besitzungen,die wir uns bemüht haben aufzubauen, <strong>in</strong>langen Jahren und mit großen Anstrengungenund Opfern, s<strong>in</strong>d gewaltig. Die E<strong>in</strong>künftedaraus helfen uns zu leben und unsereDiözese zu unterhalten, Priester, Pfarreien,unterschiedliche Aktivitäten. Die Ausfällebelaufen sich auf 50.000 Dollar pro Jahr. Dieerlittenen Zerstörungen:• E<strong>in</strong> Gebäude mit sechs Wohnungenfür junge Familien im heiß umkämpften ViertelAl-Katib wurde völlig zerstört und ausgeplündert.*• E<strong>in</strong> dreistöckiges Gebäude <strong>in</strong> Hamidié<strong>in</strong> der Nähe der erzbischöflichen Residenz,e<strong>in</strong> Heim der Hoffnung für geistig Beh<strong>in</strong>derteund Wohnheim für junge Universitätsstudent<strong>in</strong>nen,wurde schwer getroffen.• Das Gebäude <strong>in</strong> Wadi al Sayeh, ebenfallsim Viertel Hamidié, <strong>in</strong> dem im Keller Räumefür Beh<strong>in</strong>derte untergebracht s<strong>in</strong>d sowiephysiotherapeutische E<strong>in</strong>richtungenund e<strong>in</strong>e Medikamentenausgabe, das drei* Das Gebäude mit sechs Wohnungen wurdevor Jahren von der ICO mitf<strong>in</strong>anziert.Etagen hat mit 12 Wohnungen für Familien,hat große Schäden erlitten: Zerstörung,Brandstiftungen und Diebstähle ...Beten, Hoffen und denLeidenden beistehenAngesichts all dieser Dramen, dieser ganzenZerstörung, all dieser Verluste bei Menschenund Sachen – was soll man tun? Betenund Hoffen! Den Familien beistehen, diee<strong>in</strong>en lieben Menschen verloren haben: denVater, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Tochter und die jetztvielleicht e<strong>in</strong> durch den Krieg zum Krüppelgewordenes K<strong>in</strong>d haben, die Haus, Hab undGut, die Arbeit verloren haben. Ja, ihnen wollenwir nahe se<strong>in</strong>, ihnen Mut machen, soweitwir es können, nach dem Beispiel derWitwe mit ihrer kle<strong>in</strong>en Münze!Wir durchleben e<strong>in</strong>en ganz tiefen Schmerzwegen all dem, was sich ereignet hat undwas zur Zeit noch <strong>in</strong> unserem schönen Syrienpassiert, <strong>in</strong> Syrien, e<strong>in</strong>em Land des Friedens,der Zivilisation, der Brüderlichkeit unddes guten Mite<strong>in</strong>anders, angesichts dessen,was <strong>in</strong> dieser Stadt Syriens vor sichgeht; <strong>in</strong> Homs, Stadt der Schlichtheit, derUnbeschwertheit, der Hoffnung, des Frohs<strong>in</strong>ns;Homs, das Lachen und das Herz Syriens,Stadt der Armen! Und jetzt e<strong>in</strong>eGeisterstadt, e<strong>in</strong>e Stadt der Zerstörung, derGewalt und der großen Traurigkeit. Und waswird uns noch erwarten?4. Die anderen Pfarrgeme<strong>in</strong>den der Diözese:Wir haben weitere Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Qaryata<strong>in</strong>,Palmyra, Toum<strong>in</strong>e, Hama, Yabroud undNabk. Das s<strong>in</strong>d alles ziemlich heiß umkämpfteStädte, wo es Unruhen gegeben hat undnoch gibt. Aber bisher halten sich die Schäden<strong>in</strong> Grenzen.Das also ist der Überblick über unsere sotraurige und so tragische Situation. Wir legensie dem Gekreuzigten zu Füßen, wirlegen sie <strong>in</strong> eure Hände und <strong>in</strong> eure Herzenund <strong>in</strong> eure Gebete. Wir bitten um eureHilfe und eure Unterstützung <strong>in</strong> diesen sotragischen und schmerzhaften Verhältnissen.Im Voraus Danke!Homs-Zaidal, 21. Jänner <strong>2013</strong>Theophile Georges KASSABErzbischof von Homs, Hama und Nabk(Aus dem Französischen übersetztvon Prof. Dr. Andreas He<strong>in</strong>z, Trier)


12 <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENTHöhere Bildung ist jetzt auch weiblichTÜRKEI/TURABDINIn den letzten Jahren hat dieAusbildung christlicher Mädchenaus dem Turabd<strong>in</strong> erfreulicherweisee<strong>in</strong>en größeren Stellenwerterhalten. Das berichtet FebruniyeAkyol (25) aus Midyat, die selbst<strong>in</strong> Istanbul studierte und jetzt <strong>in</strong>ihrer Heimatstadt arbeitet. ICOhat sich mit ihr über Bildungsthemenunterhalten.ICO: Welche Er<strong>in</strong>nerungen verb<strong>in</strong>den Siemit ihrer Volksschulzeit <strong>in</strong> Midyat?Februniye Akyol: Es war nicht e<strong>in</strong>fach. VonSeiten der muslimischen Schüler gab es ziemlicheAnfe<strong>in</strong>dungen gegen uns Christen. Manhat ihnen gesagt, dass sie <strong>in</strong> den Himmelkommen, wenn sie e<strong>in</strong>en Christen zum Islambekehren. Da wir uns solchen Versuchen widersetzten,wurden wir schikaniert. Gut, dassunsere Lehrer da ganz anders waren.ICO: Haben Sie e<strong>in</strong>e christliche Ausbildungerhalten?Februniye Akyol: Ja.Ich lernte die syrischeSprache und Religion <strong>in</strong>der Kirchenschule MortSchmuni <strong>in</strong> Midyat. Offiziellwar dieser Unterrichtverboten. Deshalb gab esauch ständig die Angst,die Kirchenschule könnte„Wir setzen unsfür e<strong>in</strong> höheresBildungsniveau dersyrischen Christene<strong>in</strong>, <strong>in</strong>sbesondereder Mädchen.“Februniye AkyolMitbegründer<strong>in</strong> der„Turabd<strong>in</strong> SyriacAcademic Union“Februniye Akyol (li.) mit e<strong>in</strong>er Kolleg<strong>in</strong> bei der Sponsionsfeier2011 an der Marmara Universität Istanbul.Die Frauen erwarben den Grad „Bachelor of Arts“.geschlossen werden.ICO: Viele christlicheMädchen im Turabd<strong>in</strong> bekamenke<strong>in</strong>e höhere Bildung.Wie haben Sie esbis zur Uni geschafft?Februniye Akyol: Zunächstmusste ich die Bedenkender Familie zerstreuen!Anfangs warenme<strong>in</strong>e Eltern dagegen: e<strong>in</strong>ejunge Frau alle<strong>in</strong> und Christ<strong>in</strong>,das sei gefährlich.Andererseits sahen sieme<strong>in</strong>e Begeisterung. Und auch die Lehrerbaten me<strong>in</strong>e Eltern, mir die weitere Ausbildungzu ermöglichen. Ich ließ mich jedenfallsnicht entmutigen und wollte zeigen,dass die Befürchtungen unbegründet waren.Me<strong>in</strong>e Eltern unterstützten mich schließlichmoralisch und f<strong>in</strong>anziell. Bed<strong>in</strong>gung waraber e<strong>in</strong> Studienplatz unweit von Midyatoder an e<strong>in</strong>em Ort, wo Verwandte leben.ICO: Wo und was haben Sie studiert?Februniye Akyol: Ich bekam e<strong>in</strong>en Platzan der Marmara Universität <strong>in</strong> Istanbul fürdas 4-jährige Studium Versicherungswesen.Me<strong>in</strong>eFamilie war froh, dass es mitIstanbul klappte. Denn dortgibt es e<strong>in</strong>e große syrischorthodoxeGeme<strong>in</strong>de, Verwandteund e<strong>in</strong>e syrischorthodoxeErzdiözese.ICO: Wie ist Ihre Studienzeitverlaufen?Februniye Akyol: Ichfuhr im September 2007nach Istanbul und <strong>in</strong>skribierte.Leider bekam ichh<strong>in</strong>sichtlich Unterkunftund Stipendium weder vonder Kirche noch vom Staatdie erhoffte Unterstützung.Das erste halbe Jahr wohnteich bei me<strong>in</strong>er Tante imStadtteil Bakirkoy. Dannzog ich <strong>in</strong> die Nähe der Universität.Me<strong>in</strong>e Mitbewohnerund Studienkollegenwaren alle ke<strong>in</strong>e Christen, aber Gott sei Dankb<strong>in</strong> ich immer auf gute Menschen gestoßen.Während der ganzen Studienzeit trug ich e<strong>in</strong>Kreuz um den Hals. Das schützte mich vorBelästigungen durch Islamisten. Me<strong>in</strong> Freundeskreisan der Uni war überwiegend l<strong>in</strong>ksges<strong>in</strong>ntund areligiös. Außerdemhabe ich <strong>in</strong> Istanbul viele syrischchristlicheFreunde gewonnen.ICO: Was hat sich durch IhrStudium alles verändert?Februniye Akyol: Das Studiumhat me<strong>in</strong>en Horizont erweitert, mirandere Sichtweisen eröffnet. Auch<strong>in</strong> der Familie und bei den Christender Umgebung gab es Haltungsänderungen.Die ursprünglichreservierte E<strong>in</strong>stellung zu me<strong>in</strong>emStudium änderte sich allmählich.Heute werden immer mehrMädchen aus den Dörfern <strong>in</strong>sGymnasium nach Midyat geschickt.E<strong>in</strong>e höhere Ausbildungfür Christ<strong>in</strong>nen wird zur Normalität.Die meisten Ängste und Vorurteilevon früher s<strong>in</strong>d verschwunden.Diese Entwicklung hat michmehr gefreut als me<strong>in</strong> Studienabschluss!ICO: Haben Sie gleich Arbeit gefunden?Februniye Akyol: Ja. Es war nicht schwer,<strong>in</strong> Istanbul e<strong>in</strong>en Job zu f<strong>in</strong>den. Aber ich dachteimmer an e<strong>in</strong>e Rückkehr <strong>in</strong> den Turabd<strong>in</strong>.Derzeit arbeite ich im „Turabd<strong>in</strong> Hotel“ <strong>in</strong>Midyat. Ich habe mich dafür entschieden,weil das Hotel e<strong>in</strong>em syrischen Christen gehörtund <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Heimatstadt ist.ICO: Sie s<strong>in</strong>d Mitbegründer<strong>in</strong> der „Turabd<strong>in</strong>Syriac Academic Union“ (ICO berichtete<strong>in</strong> <strong>Nr</strong>. 48; Anm.). Welche Ziele verfolgtdiese Organisation?Februniye Akyol: Ganz allgeme<strong>in</strong> geht esum e<strong>in</strong> höheres Bildungsniveau der syrischenChristen und um die Stärkung des öffentlichenBewusstse<strong>in</strong>s hierfür. Wir wollenbesonders Mädchen zu e<strong>in</strong>er höheren Ausbildungermutigen. Wir hoffen, dass der Wegdazu künftig e<strong>in</strong>facher ist als zu me<strong>in</strong>er SchulundStudienzeit. Die Turabd<strong>in</strong> Syriac AcademicUnion möchte außerdem regelmäßigüber die Schwierigkeiten berichten, die esfür Christen im Turabd<strong>in</strong> gibt. E<strong>in</strong>e Reihevon Projekten warten auf Unterstützung, damitsie umgesetzt werden können.Higher education now alsohas a female faceThe education of Christian girls <strong>in</strong> theTurabd<strong>in</strong> has made quite some headway.University graduate Februniye Akyol (25)from Midyat is one of the pioneers. She cofoundedthe Turabd<strong>in</strong> Syriac Academic Unionpromot<strong>in</strong>g higher educational achievementof Syriac Christians and of girls <strong>in</strong> particular.


ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENT <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> 13TURABDINErzbischof Timotheos bei der Messfeier <strong>in</strong> der Mor Izozoel Kirche <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.Erzbischof Timotheos <strong>in</strong> DeutschlandDie Mitfeier bei der E<strong>in</strong>führungdes neuen Bischofs <strong>in</strong> Deutschlandund Pfarrbesuche standenauf dem Programm e<strong>in</strong>es mehrwöchigenAuslandsaufenthaltsvon Erzbischof Timotheos.Warburg/Stuttgart/Berl<strong>in</strong> – Der Erzbischofkam am 5. Dezember 2012 nach Deutschlandund kehrte am 20. Jänner <strong>2013</strong> <strong>in</strong> das KlosterMor Gabriel zurück. Begleitet wurde ervon den Religionslehrern Erzdiakon IsaGülten und Subdiakon Isa Dogdu.Anlass der Reise war die Teilnahme ander Amtse<strong>in</strong>führung des neuen syrisch-orthodoxenErzbischofs für Deutschland,Philoxenos Matthias Nayis, durch den Patriarchen.Die Zeremonie fand am 9. Dezemberim Kloster St. Jakob von Sarug <strong>in</strong> Warburgstatt. Im Anschluss daran fuhr der Erzbischof<strong>in</strong>s Krankenhaus nach Stuttgart, woer sich e<strong>in</strong>er Behandlung wegen anhaltenderSchmerzen unterzog.Erzbischof Timotheos besuchte mehreresyrisch-orthodoxe Pfarren <strong>in</strong> Deutschlandund den Niederlanden. Er feierte die HeiligeMesse u.a. <strong>in</strong> Gütersloh, Ahlen, Bietigheim,Göpp<strong>in</strong>gen, Heilbronn und Berl<strong>in</strong>. Weitersgab es Treffen mit dem evangelisch-lutherischenBischof Frank Otfried July, dem türkischenKonsul <strong>in</strong> Stuttgart sowie dem deutschenAnwalt des Klosters Mor Gabriel.Archbishop Timotheos <strong>in</strong> GermanyThe co-celebration of the <strong>in</strong>auguration ofthe new Syrian Orthodox Archbishop forGermany, Philoxenos Matthias Nayis, andparish visits were on the agenda when theArchbishop of Turabd<strong>in</strong>, Timotheos SamuelAktas, stayed <strong>in</strong> Germany for several weeks.The Archbishop arrived <strong>in</strong> Germany on 5thDecember 2012 and returned to MorGabriel Monastery on 20th January <strong>2013</strong>.KURZ GEMELDETVerfahren um Klosterlandgeht an VerfassungsgerichtMor Gabriel/Ankara/Straßburg – Der<strong>in</strong>nerstaatliche Rechtsweg im „Schatzamt-Verfahren“,bei dem es um 24,4Hektar Land geht (ICO berichtete zuletzt<strong>in</strong> <strong>Nr</strong>. 47), ist noch nicht ausgeschöpft.Nach der Ablehnung e<strong>in</strong>erRevision durch das Höchstgericht <strong>in</strong>Ankara wird das Kloster Mor Gabrielden Fall nun vor den türkischen Verfassungsgerichtshofbr<strong>in</strong>gen, der mitWirksamkeit vom September 2012 e<strong>in</strong>geführtwurde. Erst danach kann der„Europäische Gerichtshof für Menschenrechte“im französischen Straßburgangerufen werden.M<strong>in</strong>isterium publiziertGedichte des hl. EphrämAnkara/Mard<strong>in</strong> –Das türkische M<strong>in</strong>isteriumfür Kulturund Tourismus hatGedichte und Hymnendes heiligenEphräm des Syrerspubliziert. Es handeltsich um zwei Bücher, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emSchuber untergebracht s<strong>in</strong>d: E<strong>in</strong> Buchenthält die syrischen Orig<strong>in</strong>altexte(Bild), das andere die türkische Übersetzung.Die Übersetzungen wurdenvon Gabriel Akyuz, dem Pfarrer der 40Märtyrerkirche <strong>in</strong> Mard<strong>in</strong>, durchgeführt.ISBN: 978-975-17-3609-3.Bagger beim Abtragen des meterhohen Schlamms.Dorfteich saniertMiden – Der etwa e<strong>in</strong> halbes Hektar große Teich <strong>in</strong> der Mitte desDorfes Miden ist im November 2012 gesäubert und renoviertworden. Nach dem Ablassen des Wassers wurde der Schlammentfernt, der sich im Laufe der Jahrzehnte angesammelt hatte.Dann wurden Abflussrohre verlegt und die Mauer rund um denTeich erneuert. Da es <strong>in</strong> den folgenden Wochen viel Niederschlaggab, war der Teich Mitte Jänner wieder zur Gänze gefüllt.Viehtränke und Schwimmteich. Der Teich ist das „Wahrzeichen“des Dorfes. Er ist vor allem für das Vieh von Bedeutung.An se<strong>in</strong>er Südseite gibt es Tränkestellen und Rastplätze für dieTiere. Nach der Sanierung kann er nun auch wieder zum Schwimmengenutzt werden, was besonders die Midener Jugend freut.


14 <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENTTURABDINKURZ GEMELDETIrritationen um Lehrstuhlfür Syrische StudienMard<strong>in</strong> – Ab <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> soll an derMard<strong>in</strong> Artuklu Universität die syrisch-aramäischeSprache und Kulturgelehrt werden. Allerd<strong>in</strong>gs wurde demrenommierten Prof. Abdulmasih Saadidie Leitung des Lehrstuhles verweigert,weshalb dieser se<strong>in</strong>en Job kündigte.Saadi, e<strong>in</strong> aus Qamishly/Syrienstammender syrischer Christ, war davor<strong>in</strong> den USA tätig. – Die ArtukluUniversität hat seit drei Jahren e<strong>in</strong> Institutfür lebende Sprachen. Dort werdenbereits die kurdische und arabischeSprache und Kultur unterrichtet.Renovierte Peter und PaulKirche wiedereröffnetAdiyaman – Nach Abschluss derInnenrenovierung ist die syrisch-orthodoxePeter und Paul Kirche <strong>in</strong>Adiyaman am 9. Dezember 2012 vonAdiyamans Erzbischof GregoriosMalke Ürek wiedereröffnet worden.Unter den Gästen waren der Rektor derUniversität Adiyaman, Talha Gönüllü,der Mufti (islamischer Rechtsgelehrte)von Adiyaman, Mehmet Ali Öztürkçü,und das Oberhaupt der Aleviten,Ali Büyüksah<strong>in</strong>.Auswanderer möchtenAday-Kloster renovierenBeth Ishok – Aus dem Dorf Beth Ishok(Bashak) stammende Christen möchtendas verlassene Kloster Mor Adayrenovieren. E<strong>in</strong>e behördliche Genehmigungmuss erst e<strong>in</strong>geholt werden. – Dieletzte christliche Familie hat Beth Ishok1934 verlassen. Heute leben <strong>in</strong> dem Dorfca. 20 muslimische Familien.Das leerstehende Kloster Mor Aday.E<strong>in</strong> weiterer Mönch am Berg IzloIm Kloster Mor Aug<strong>in</strong> amsüdlichen Abhang des BergesIzlo hat sich im Herbst 2012 deraus Istanbul stammende AhoBilecen (37) angesiedelt.Mor Aug<strong>in</strong> – BruderAho Bilecen (Bild) istnach Abt Fr. Yoken Unvalder zweite syrischorthodoxeMönch, der<strong>in</strong> dem erst 2010 wiedergeöffnetenKloster lebt.Aho Bilecen wurdeam 19. Oktober 1976 <strong>in</strong> Istanbul geboren undbesuchte dort die Grundschule. Se<strong>in</strong>e höheretheologische und sprachliche Ausbildungerhielt er am Patriarchat <strong>in</strong> Damaskus,wo er im März 2008 von Patriarch IgnatiusZakka I. Iwas zum Mönch geweiht wurde,und an der Universität von Chichester/Groß-Flucht vor Terror und KriegTURABDIN/SYRIEN – Christen aus Syrien,die <strong>in</strong> den angrenzenden Turabd<strong>in</strong> fliehenkonnten, berichten über e<strong>in</strong>en weitgehendenZusammenbruch des gesellschaftlichenund wirtschaftlichen Lebens<strong>in</strong> ihrer Heimat. E<strong>in</strong>e große Gefahr seienislamistische Terroristen, die aus verschiedenenLändern nach Syrien kämen.Blick auf das Kloster Mor Aug<strong>in</strong>.britannien. Davor war er im Kloster Deyrulzafaran,zehn Jahre im Juweliergeschäft se<strong>in</strong>esVaters <strong>in</strong> Alanya und im Kloster MorYakup bei Salah tätig.Berufung. Den Ruf Gottes zum mönchischenLeben verspürte Bruder Aho seit se<strong>in</strong>em17. Lebensjahr. E<strong>in</strong> Besuch des KlostersMor Aug<strong>in</strong> im Jahr 2004 hatte ihn sehr bee<strong>in</strong>drucktund den Wunsch nach e<strong>in</strong>em mönchischenLeben an diesem Ort entstehen lassen.Der Mönch möchte im Ausbildungsbereichtätig werden, sobald es die erstenSchüler im Kloster Mor Aug<strong>in</strong> gibt.Another monk at Mount IzloIn the autumn of 2012, Aho Bilecen (37)from Istanbul settled <strong>in</strong> Mor Aug<strong>in</strong> Monasteryon the southern slope of Mount Izlo.Thus follow<strong>in</strong>g Abbot Yoken Unfal, he is thesecond Syrian Orthodox monk to come andlive <strong>in</strong> the monastery after its recentreopen<strong>in</strong>g <strong>in</strong> 2010.Zwangslage. E<strong>in</strong> Mann schildert dieSchwierigkeit, sich aus dem Konflikt herauszuhalten:„Beide Seiten erwarteten,dass wir ihrer Armee beitreten. Da wir abernicht am Krieg teilnehmen wollten, ließenwir alles zurück und haben unsereHeimat verlassen. Nun versuchen wir,nach Deutschland zu kommen.“


ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENT <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> 15KR 1 9 cmEuro 3,00(2,75)KR 2 12 cmEuro 3,25(3,00)KR 3 15 cmEuro 3,50(3,25)Kreuz (3 Größen)KR 4Kreuz 7 cmEuro 2,25 (2,00)KR 6Kreuz 5 cmEuro 2,00 (1,75)KR 9Handkreuz10,5 x 6,5 cmEuro 5,00neuLicht für BethlehemFür Erstkommunion, Firmung,M<strong>in</strong>istranten und andere Anlässe bietetICO Olivenholz-Arbeiten aus Bethleheman. (In Klammer: Preis ab 10 Stück).Bestelladresse s. Kasten ganz unten.Größere Auswahl im Internet:www.christlicher-orient.at<strong>Nr</strong>. 52H GRO 1RO 2RO 3RO 4Fisch mitTeelicht13,5 x 5,5 cmEuro 5,00Hl. Geist 6 cmEuro 2,50 (2,00)Kle<strong>in</strong>erRosenkranz 38 cmEuro 3,00 (2,50)GroßerRosenkranz 55 cmEuro 4,50 (4,00)Kurzer Rosenkranz(10 Perlen)Euro 2,50 (2,25)F<strong>in</strong>gerrosenkranzEuro 1,20INITIATIVE CHRISTLICHER ORIENT (ICO)Die „<strong>Initiative</strong> <strong>Christlicher</strong> <strong>Orient</strong>“ (ICO)ist e<strong>in</strong> von der Österreichischen Bischofskonferenzund von staatlicherSeite anerkannter Vere<strong>in</strong> zur Förderungder Information und zur Unterstützungder Christen im <strong>Orient</strong>.Förderer: Sie unterstützen <strong>in</strong> besondererWeise die Anliegen des Vere<strong>in</strong>es.Der Förderbeitrag beträgt Euro 20,00(CHF 30,00) pro Jahr. Der Bezug der<strong>Zeitung</strong> ist <strong>in</strong>begriffen.Abonnenten: Die <strong>Zeitung</strong> „Information<strong>Christlicher</strong> <strong>Orient</strong>“ <strong>in</strong>formiert vierteljährlichüber die Christen im <strong>Orient</strong>. DasAbonnement kostet Euro 11,00 (CHF20,00) pro Jahr.ICO-Bankverb<strong>in</strong>dungen für Förderbeitrag,Abonnement und Spenden:Österreich: Hypo Oberösterreich (BLZ54000), Konto 454546, IBAN: AT42 54000000 0045 4546, BIC: OBLAAT2L;Deutschland: Liga Bank eG (BLZ 75090300),Konto 4501675;Schweiz: St. Galler Kantonalbank CH890078 1015 5347 5880 1, Konto 90-219-8.Spenden können steuerlich geltend gemachtwerden!ICO-Bankverb<strong>in</strong>dungen für Bücher,„Licht für Bethlehem“ u.a.:Österreich: Hypo Oberösterreich (BLZ54000), Konto 313221, IBAN: AT31 54000000 0031 3221, BIC: OBLAAT2L;Deutschland: VR-Bank Passau (BLZ74090000), Konto 13811;Schweiz: wie oben.KONTAKTAlle Zuschriften an den Vere<strong>in</strong> undan die <strong>Zeitung</strong> „Information <strong>Christlicher</strong><strong>Orient</strong>“richten Sie an:Please send your letters to the organizationor magaz<strong>in</strong>e to the follow<strong>in</strong>g address:<strong>Initiative</strong> <strong>Christlicher</strong> <strong>Orient</strong>Friedensplatz 24020 L<strong>in</strong>zAustriaTel: +43 732 773578Fax: +43 732 773578E-Mail: <strong>in</strong>fo.ico@aon.atico@utanet.atHomepage:www.christlicher-orient.atImpressum: Eigentümer, Verleger und Herausgeber: Hilfswerk <strong>Initiative</strong> <strong>Christlicher</strong> <strong>Orient</strong>, Friedensplatz 2, 4020 L<strong>in</strong>z, Österreich (Alle<strong>in</strong>eigentümer). –Redaktion: Josef Wallner, L<strong>in</strong>z. – Grafik: Klaus Strassner, Wien. – Druck: Trauner Drucke L<strong>in</strong>z. – Verlags- und Herstellungsort: L<strong>in</strong>z. – Österreichische PostAG / Sponsor<strong>in</strong>g Post BNPA 4020 L<strong>in</strong>z GZ 10Z038385S. – Richtung: Information über die Christen <strong>in</strong> den Ländern des <strong>Orient</strong>s.


16 <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong> / <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> ICO - INFORMATION CHRISTLICHER ORIENTSeit 843 feiert die OrthodoxeKirche am 1. Fastensonntag den„Sonntag der Orthodoxie“. Heuerfällt dieses Fest, das die großeBedeutung der Ikonenverehrungaufzeigt, auf den 24. März.*Byzanzt<strong>in</strong>ischer Bilderstreit. Im 8. Jh. erschütterteder sogenannte Bilderstreit dasbyzant<strong>in</strong>ische Reich. Kaiser Leo III. erließ730 e<strong>in</strong> Edikt gegen die Ikonenverehrung,weil der Islam – e<strong>in</strong> bilderloser Kult – immerstärker wurde und die kaiserlichen Heereunterlagen. Ebenso wurde mit dem alttestamentlichenBilderverbot („Du sollst Dir vonGott ke<strong>in</strong> Bild machen“) argumentiert. KonkreterAnlass für das Edikt war e<strong>in</strong> Erdbebenauf den ägäischen Inseln, das von kaiserlichenKreisen als Zorn Gottes gegen dieBilderverehrung gedeutet wurde. Das e<strong>in</strong>facheVolk verehrte damals überaus eifrigdie Ikonen, denen zahlreiche Wunder undHeilkräfte zugeschrieben wurden. Die Mönche<strong>in</strong> den Klöstern förderten den Bilderkult,und die Wallfahrtsorte hatten großenZulauf. So entstand e<strong>in</strong> Machtkampf zwischendem Kaiser und den Klöstern.Unter se<strong>in</strong>em Sohn, Kaiser Konstant<strong>in</strong> V.(741-775), verschärfte sich der Konflikt, weiler gewaltsam gegen die Bilderverehrer vorg<strong>in</strong>gund e<strong>in</strong>en regelrechten Kampf gegendie bilderfreundlichen Mönche führte unddabei e<strong>in</strong>ige Klöster <strong>in</strong> Kasernen umgewandeltwurden. Aufsässige Mönche ließ er <strong>in</strong>die Armee e<strong>in</strong>ziehen. Als Abt Stephanuse<strong>in</strong>e Münze mit dem Bild des Kaisers alsProtest gegen den Bildersturm mit Füßentrat, wurde er mit der Begründung, er beleidigeden Kaiser, h<strong>in</strong>gerichtet.* Die orthodoxen Christen berechnen dasOsterdatum nach dem julianischen Kalender.Im SchauenDe<strong>in</strong>es Bildeswerden wirverwandeltChristusikone. Maler: Razvan Flor<strong>in</strong> Gasca (Wien)Adressfeldfür PostzustellungKonzil rechtfertigt Bilderverehrung. Unterder Regent<strong>in</strong> Irene wurde die Bilderverehrungwieder zugelassen. Beim 7. ÖkumenischenKonzil (787 <strong>in</strong> Nikaia) wurde derBildersturm verdammt und die Bilderverehrungauch theologisch gerechtfertigt.Wenn Jesus Christus wahrer Mensch undwahrer Gott ist – was die Kirche offiziell bereits451 <strong>in</strong> Chalkedon def<strong>in</strong>iert hat –, danndarf Christus als wahrer Mensch auch bildlichdargestellt werden. Anders ist dies beiGott-Vater, denn von ihm, der im unzugänglichenLicht wohnt, haben wir ke<strong>in</strong> menschlichesBildnis. Im streng theologischen S<strong>in</strong>ndarf er deshalb auch nicht als alter Mannmit langem Bart gemalt werden.Bei aller Wertschätzung der Ikone darfsie nicht angebetet (Anbetung gebührt nurGott alle<strong>in</strong>!), sondern nur verehrt werden.Dabei geht es darum, dass die Verehrungdes Dargestellten auf dem Bild auf das Urbildübergeht, d. h. die Verehrung der Christus-Ikonegilt Christus selbst, dem Urbild.Festtag von Kaiser<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geführt. Unterden Kaisern Leo V. und Theophilos flammteder Kampf um den Bilderkult im 9. Jh. nochmalsauf. Erst Kaiser<strong>in</strong> Theodora sanktioniertedie Bilderverehrung endgültig mit derE<strong>in</strong>setzung des „Festes der Orthodoxie“ am11. März 843 (= 1. Fastensonntag). Seitherwird dieses Fest <strong>in</strong> der gesamten orthodoxenWelt begangen.Die Ikonen und ihre Verehrung s<strong>in</strong>d zue<strong>in</strong>em „Markenzeichen“ der Orthodoxie geworden.Das Festlied (Troparion) für diesenSonntag der Orthodoxie beschreibt dieBedeutung der Ikonenverehrung: „Vor De<strong>in</strong>emBild, Allgütiger, werfen wir uns nieder.Wir bitten um Vergebung unsrer Schuld,Christus, unser Gott. Dir gefiel es, <strong>in</strong> De<strong>in</strong>emFleische willig das Kreuz zu besteigen,um De<strong>in</strong>e Geschöpfe der Knechtschaft desFe<strong>in</strong>des zu entreißen. Darum rufen wir dankbarDir zu: Alles hast du mit Freude erfüllt,Du unser Erlöser, da Du kamst zu erlösendie Welt.“Rudolf ProkschiAUS DEM INHALTGrußwort / Editorial / Ex <strong>Orient</strong>e Lux ........................................................................2ICO-Projekt: Nordirak / Paläst<strong>in</strong>a / Syrien .......................................................3Der „Neue Nahe Osten“ / Jahresrückblick ..............................................................4Wer nichts tut, kommt immer zu spät! ....................................................................5Bischöfe machen sich an die Arbeit ........................................................................6Neue Patriarchen – neues Leben! ...........................................................................7Ägypten: Christen <strong>in</strong> Unsicherheit...............................................................8Irak:Erste Priesterweihe <strong>in</strong> Süleymaniye............................................9Syrien: Widers<strong>in</strong>n der Gewalt ................................................................ 11Türkei/Turabd<strong>in</strong>: Höhere Bildung ist jetzt auch weiblich .................................... 12Erzbischof Timotheos <strong>in</strong> Deutschland ..................................... 13E<strong>in</strong> weiterer Mönch am Berg Izlo.............................................. 14ICO-Kontaktadresse / Impressum / Licht für Bethlehem ................................... 15

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