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kfb aktuell September 2013 - Wien

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-INNENRÄUME-innenRäume: ein Ort der Begegnung imInnen und AußenChrista Langheiter (Mitarbeiterin von -innenRäume)Dialog und Begegnung stellen die Grundpfeiler des Vereins-innenRäume zur Stärkung von Frauen verschiedener Kulturen,Religionen und Generationen dar.Frauen eine stärkere Stimme im öffentlichen Raum zugeben, außerkirchliche und innerkirchliche Frauen zuvernetzen und generationenübergreifende und interreligiöse,interkulturelle Begegnungen zu ermöglichen,ist seit zwei Jahren die erklärte Motivation des Projekts-innenRäume.Als regelmäßige Möglichkeit der Begegnung haben wirmonatliche jour fixe-Abende eingerichtet: einfach hinkommen,da sein, reden, zuhören, fragen, verstehen.Und sich selbst im Dialog noch besser kennen lernen.„Der erste Schritt für eine Begegnung ist eine Auseinandersetzungmit mir selbst und meinem Inneren. Jemehr ich mich kenne und meine Identität akzeptiertwird, umso mehr kann ich andere annehmen und michöffnen“, betont -innenRäume-Projektleiterin Cristina Lanmüller-Romeroim Interview mit Radio Stephansdom.Bei den monatlichen Treffen ebenso wie bei speziellenVeranstaltungen wie Sommerfest, Nähpicknick oderTheatersoirée schaffen wir Räume, in denen unterschiedlicheLebensentwürfe wahrgenommen werdenund Platz haben. Die Vielfalt, die wir in den Begegnungenerfahren, trägt unausweichlich dazu bei, unserenHorizont zu erweitern, und stärkt unsere persönliche,spirituelle, soziale und interkulturelle Kompetenz.Dabei ist -innenRäume kein fertig designtes Projekt,das sämtliche Programmangebote vorgibt, „sondernes geht darum, dass sich Frauen, die mitmachen, indem Projekt so wohl fühlen, dass sie ihre Ideen zumAusdruck bringen und gemeinsam mit anderen FrauenBegegnungsräume gestalten möchten“, erklärt CristinaLanmüller-Romero den partizipativen Ansatz.Bis dato fanden diese Begegnungsräume an unterschiedlichenOrten statt. Mit dem Projekt wesentlichverbunden sind eigene Räumlichkeiten als Ort derBegegnung. Eine fixe Verortung schafft noch klarerRaum für noch bewusstere und doch ungezwungeneBegegnungen. Das ist vor allem für Frauen mit migratorischerGeschichte von Bedeutung, da ihre „nomadischen“Erfahrungen mit einem Verlust von Stabilität,Kontinuität und sozialem Rückhalt verbunden sind.Jederzeit nutzbare Frauenräume wie Werkstatt oderRaum der Stille ohne Konsumzwang bieten auch dienotwendige Niederschwelligkeit, um erste Schritte füreinen interkulturellen Dialog zu setzen. GemeinschaftlichesTun wie Handarbeiten, Kochen, Beten ermöglichtaußerdem natürliches Sprachenlernen. Eine Umfrageam Internationalen Frauentag im Parlament am 4. März2011 bei den Ständen der zahlreich vertretenen Fraueninstitutionenhat uns in diesem Anliegen bestärkt:Ein Ort an dem sich Frauen unterschiedlicher Herkunfttreffen und gemeinsam gestalten können, um Fraueninteressensichtbar zu machen, ist wichtig. Die Räumeim Kopf sind schon lange konkret da, wir hoffen, dasswir sie auch bald in der Realität haben.Weitere Informationen:Auf unserer Website www.innenraeume.at und in unseremNewsletter. Mails bitte an office@innenraeume.at;Interview auf Radio Stephansdom, SendungPerspektiven vom 5. Juli <strong>2013</strong>,19 Uhr:www.radiostephansdom.atVERANSTALTUNGSTIPPSonntag, 27.10.<strong>2013</strong>, 19.30 Uhr„Frau lebt nicht vom Brot allein“Die nicaraguanische Autorin GIOCONDA BELLI und GRUPOSAL DUO in Österreich.Gioconda Belli verkörpert das Bild einer leidenschaftlichen,sinnlichen, selbstbewussten undpolitisch engagierten Frau. Ihr Repertoire erotischerund politischer Gedichte erweitert sie um einenneuen Gedichtband „Davor, die Jugend“. In diesemschreibt sie, auf lebendige und selbstironischeWeise, über den Verlust der Jugend, über Abschiedeund die Endlichkeit des Seins. Dabei entsteht imWechselspiel mit der Musik von GRUPO SAL DUOeine Konzertlesung der besonderen Art.Die österreichische Schauspielerin Brigitte Karnerträgt die deutschen Texte vor.(Karten im) ORF RadioKulturhaus Großer SendesaalEintritt: EUR 20,-Montag, 28.10.<strong>2013</strong>, 19.00 – 21.00 UhrGespräch mit Gioconda BelliFoyer des C3 – Centrum für InternationaleEntwicklung, Sensengasse 3, 1090 <strong>Wien</strong>2<strong>kfb</strong> <strong>aktuell</strong> Nr.136 <strong>September</strong> <strong>2013</strong>


EDITORIALLiebe Frauen!einander.begegnen@<strong>kfb</strong>.atIch - Du - WirSo lautet das <strong>kfb</strong> – Jahresthema, das uns in ganz Österreich zwei Jahrebegleiten wird.Dieser Titel mag vielleicht überraschen, denn in der <strong>kfb</strong> geht es seit je her umBegegnung. Sie findet in unseren <strong>kfb</strong> Gruppen auf Pfarrebene, auf Dekanats-,Vikariats-, Diözesan- und Österreichebene laufend statt.Melitta Toth, DiözesanleiterinBei diesem Jahresthema lenken wir den Blick vor allem auf Identität undDiversität. Was brauche ICH, bevor ich mich überhaupt auf ein DU einlassen kannund daraus ein WIR entstehen kann?Es braucht vor allem die Auseinandersetzung mit sich selbst. Wer bin ich eigentlich?Was macht mich aus? Was sind die Kennzeichen meiner Kultur? Es gehtdabei auch um Selbstbild und Fremdbild und um eine achtsame Kommunikationmiteinander. Das Motto könnte lauten: „Lerne dich selbst und die Anderenkennen“.Dazu braucht es die tiefe Beziehung mit sich selbst und dem Schöpfer. Kirche kanndafür ein Ort der Lerngemeinschaft sein, denn Jesus ist als ständig Lernenderaufgetreten. Unsere Frauengruppen sind solche Orte der Lerngemeinschaft.Dass ich als Melitta Toth heute meine Stärken und Schwächen gut annehmenkann, lernte ich in erster Linie in Seminaren und Workshops der <strong>kfb</strong> und durchviele Begegnungen mit unterschiedlichsten Frauen. Hier fand/finde ich den Platzund (Frei-)Raum um mich zu entfalten und weiter zu entwickeln.Ich möchte euch ermutigen, sich mit den Themen Identität und Diversität, sowieachtsame Kommunikation verstärkt auseinander zu setzen. Wir stärken dadurchunsere internen Begegnungsräume und es eröffnen sich neue Möglichkeiten derBegegnung von Frauen.Eine gute Möglichkeit des Ausprobierens bietet sich durch das neue Angebot fürPfarrgruppen und Dekanatsleitungen, das wir beim Impulstag vorstellen werden.Ich freue mich auf ein Wiedersehen in unserem Begegnungsraum am14. <strong>September</strong> <strong>2013</strong> am Stephansplatz 3, bei unserem Impulstag.Bis dahin wünsche ich allen eine gute Zeit!Melitta Toth, DiözesanleiterinBitte mitmachen!Für eine neue Frauen- und Männerstudie von Dr. Zulehner und Dr. in Steinmair-Pösel wird um Beteiligung an einer Umfrage gebeten:Im Internet unter http://www.zulehner.org/umfragen Geschlechterrollen<strong>kfb</strong> <strong>aktuell</strong> Nr.136 <strong>September</strong> <strong>2013</strong>3


ZUM THEMAEinander begegnen,ich-du-wirGedanken von Barbara Haas,Vorsitzende der KatholischenFrauenbewegung Österreichs„FrauenRäume“Das sind sowohl reale physische Räume als auchgeistige Räume von Frauen für Frauen.Das sind Räume, die von Offenheit, Achtsamkeit,von gegenseitiger Lernbereitschaft und vonVertrauen und Zutrauen geprägt sind.FrauenRäume, das sind Orte, wo ich meine Identitätin der Vielfalt spüren und entfalten kann.Inspirierende Erfahrungen und Begegnungen auf derdiesjährigen Sommerstudientagung im steirischenSchloss Retzhof motivieren mich als Vorsitzende derKatholischen Frauenbewegung Österreichs meineArbeit in Bezug auf das neue Jahresthema: einander.begegnen@<strong>kfb</strong>.at zu bedenken und es hier in diesemArtikel zu reflektieren. Wenn wir alle gemeinsam in derKatholischen Frauenbewegung den Raum für Begegnungöffnen, wenn wir FrauenRaum – FrauenRäumesuchen, gestalten, ermöglichen, finden, verstärken,beleben, verändern, neu denken - was sollte dann amEnde dieser zweijährigen Bildungsarbeit fassbar sein?Die <strong>kfb</strong>ö will mit dem neuen Jahresthema wesentlichzu gelingenden Begegnungen in Gesellschaft, Kircheund Politik beitragen: das ist die für die nächsten zweiJahre konkret formulierte Zielsetzung, entsprechendder allgemeinen, von Anfang an leitenden Zielsetzungder <strong>kfb</strong>, gestaltende Kraft in der Kirche und Gesellschaftzu sein. Wir in der <strong>kfb</strong> sind, waren und bleiben„ein starkes Stück Kirche!“FrauenRäume –die eigene Identität spürenWas ist Identität? Identität ist die einzigartige Persönlichkeitsstruktureines Menschen. Fragen wie:Wer bin ich? Auf wen beziehe ich mich? Wer beziehtsich auf mich? Worüber definiere ich mich? Was machtmich aus?, helfen Identität zu entfalten. Diese Entfaltungund Findung der eigenen Persönlichkeit ist ein lebenslangerProzess und zeigt sich im Auftreten, in derMimik, Gestik, Sprache, in körperlichen Stärken undSchwächen. Identität zeigt sich - mehr noch lässt sichauch spüren - im inneren Bild / Selbstbild, Selbstgefühlund im Glauben an mich selbst.Identität entwickelt und verändert sich im Lebenslauf(Identitätsentwicklung, Identitätskrisen). Dabei werdenständig Informationen aus dem Leib-Selbst (Identifikation= Wie sehe ich mich selbst?) und der Umwelt(Identifizierung = Wie werde ich von meinen Mitmenschengesehen?) bewertet und übernommen oder zurückgewiesen.Identität ist daher einerseits ein zeitlichüberdauerndes Konzept, das sich aber andererseitslebenslang in Entwicklung und Veränderung befindet.Dass ich, Barbara Haas, so wie ich bin, Raum undPlatz habe zur Entfaltung und zum Austausch mitanderen Frauen, das war meine erste Erfahrung mitder <strong>kfb</strong>. Mit dieser Erfahrung wächst meine Sicherheit.FrauenRaum bzw. FrauenRäume: Das sind von der <strong>kfb</strong>verwirklichte physische Räume und geistige Räumevon Frauen für Frauen, die spürbar und wirksam von4<strong>kfb</strong> <strong>aktuell</strong> Nr.136 <strong>September</strong> <strong>2013</strong>


Montag, 13.01.2014, 18.00 – 20.00 Uhr„Das Verhältnis von Arbeit undEinkommen“ <strong>kfb</strong> MobilSoziale Sicherheit von Frauen hat ZukunftFrauen leisten viel an bezahlter und unbezahlterArbeit. Für die wenigsten Frauen „rechnet“ sich ihrEinsatz. Die Einkommensbenachteiligungen sindebenso hartnäckig, wie die höhere Armutsgefährdungvon Frauen. Instrumente wie das bedingungsloseGrundeinkommen eignen sich, das Verhältnisvon Arbeit und Einkommen anders als bisher zudenken. Ziel ist es, die soziale Sicherheit von Frauenzu stärken, aber auch ihre Freiheit in der Lebensführung.Referentin: Mag. a Margit AppelStephansplatz 6 / 6.Stock, Raum 604Montag, 27.01.2014, 9.30- ca. 18.30 UhrBildungstag für LandfrauenReferentinnen: Inge Scheffler, Ingrid KleinBIZ St. Bernhard, Wr. NeustadtMontag, 03.02.2014, 18.00 – 20.00 UhrBillig ist doch zu teuer –faire Arbeitsbedingungen für alle<strong>kfb</strong> Mobil Aktion Familienfasttag 2014Referentinnen: Arbeitskreis EZAStephansplatz 6 / 6.Stock, Raum 604Montag, 03.03.2014, 18.00 – 20.00 UhrLachen ist gesund - HumorvolleFiguren der TheaterweltTheaterworkshop <strong>kfb</strong> MobilReferentin: DI. in Margot Lehmann, Theaterpädagogin,Trainerin, RaumplanerinStephansplatz 6 / 6.Stock, Raum 604Montag, 07.04.<strong>2013</strong>, 18.00 – 20.00 UhrRaum für Begegnungen<strong>kfb</strong> Mobil - Auseinandersetzung mit dem <strong>kfb</strong> JahresthemaReferentin: wird angefragtStephansplatz 6 / 6.Stock, Raum 604„Wir über 50+“Offene Jahresgruppe für FrauenMittwoch, 18.09., 23.10., 20.11., 18.12.<strong>2013</strong>, 22.01.,19.02., 19.03., 23.04., 21.05., 18.06.2014jeweils 18.00 - 20.30 UhrReferentin: Helga-Maria Timmel; TN-Beitrag: € 15,--Stephansplatz 6 / 6.Stock, Raum 603BUCHTIPPABC des guten LebensKurze Artikel - wie z.B.Abhängigkeit, Begehren,Dazwischen, Genug,Innehalten, Räume,Sprache, Tätig sein,Zugehörigkeit - führendurch das Alphabet.Neun Autorinnen habendiese Kurztexte geschrieben.Sie suchen neue Blicke (aus Frauensicht)auf bekannte Worte - eine Art Neubenennung - undverweisen auf Bücher und Links. Es ist ein kleinformatiges,handliches Buch, das anregt und sich gutals Geschenk eignet.Christel Göttert-Verlag Rüsselsheim, 7,50 Euro.BUCHTIPPPetra Steinmair-Pöselaus FRAUENsichtSpirituelle und politische Impulse für jedenTag. Die Autorin bringt zu sehrunterschiedlichen Themen undÜberschriften kurze prägnanteGedanken zu Papier. Teils fühlenwir uns bestätigt, manche regenuns zu Widerspruch, andere ganzeinfach zum Nachdenken an. Ein Buch, das unsdurchs Leben begleiten kann und auch Stoff fürGespräche mit anderen (Frauen) bietet.Styria premium, ISBN: 978-3-222-13396-1Im <strong>kfb</strong>-Büro erhältlich, Eur 14,90 zgl. VersandZWEI AUFRUFE -IHRE MEINUNG IST GEFRAGT!Schreiben Sie uns, was Sie zum Jahresthema„einander begegnen“ denken!Entweder an <strong>kfb</strong>.wien@edw.or.at oder an die<strong>kfb</strong>, Stephansplatz 6/540, 1010 <strong>Wien</strong>.BEGEGNUNG – wir begegnen anderen <strong>kfb</strong>-Gruppen:Wenn Ihre <strong>kfb</strong>-Gruppe Interesse an Austauschbesuchenmit anderen österreichischen<strong>kfb</strong>-Gruppen hat, melden Sie sich bitte im<strong>kfb</strong>-Büro. Wir erarbeiten derzeit ein Konzeptdafür und wollen daher wissen, wie groß dasInteresse ist!a.vandennest@edw.or.at<strong>kfb</strong> <strong>aktuell</strong> Nr.136 <strong>September</strong> <strong>2013</strong>7


BERICHTEHerta Pammer PreisAuch <strong>2013</strong> hat die Katholische FrauenbewegungÖsterreichs (<strong>kfb</strong>ö) den Herta-Pammer-Preis für wissenschaftlicheund journalistische Arbeiten überFrauen und Entwicklungsförderung vergeben.Ohne Öffentlichkeit - keine KonfliktlösungTraude Novy im Gespräch mit Gundi Dick.Traude Novy: Deine Arbeit ist den westsahaurischen Frauen gewidmet,das ist für uns eher ein blinder Fleck auf der Landkart.Wie bist du darauf gekommen, dich mit diesem Land und denFrauen dort zu beschäftigen?Gundi Dick: Das Gebiet der Westsahara – an deratlantischen Küste im Norden Afrikas gelegen – bekambisher das international verbriefte Recht auf nationaleSelbstbestimmung nicht zugestanden. Bis 1975 spanischeKolonie, danach von Marokko besetzt, bedeutetdas für die Hälfte der sahrauischen Bevölkerung unterrepressiver Herrschaft zu leben. Der wertvolle RohstoffPhosphat und die fischreichen Meeresgründe werdenausgebeutet, ohne dass die sahrauische Bevölkerungdavon je einen Nutzen ziehen kann. Seit nunmehr dreiGenerationen leben sie in Flüchtlingslagern im SüdwestenAlgeriens gänzlich abhängig von internationalerHilfe.Die wichtige Rolle der sahrauischen Frauen ist legendär.Das passt mit landläufigen Vorstellungen nichtzusammen. Was heißt, eine wichtige Rolle spielen?Woran lässt sich der Status von Frauen in einer Gesellschaftmessen?Handlungsfähigkeit schien mir als aussagekräftiger Indikator,um den gesellschaftlichen Status zu beschreiben.Die Fähigkeit, sich in die Gesellschaft einzubringenund sie mit zu gestalten: als Entscheidungsmacht,um über gesellschaftliche Vorgänge zu bestimmen;als Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben, frei vonUnterdrückung und Gewalt, zu führen; als Fähigkeit,gesellschaftliche und individuelle Rahmenbedingungenfür das Handeln zu kennen und einzubeziehen.Dieses Jahr wurden vier Preisträgerinnen ausgezeichnet.In der Kategorie „Wissenschaftliche Arbeiten“wurden Mag. a Barbara Gärber und Dr. in Gundi Dick, inder Kategorie „Medien“ Mag. a Patricia Otuka-Karnerund Mag. a Elisabeth Putz geehrt.Die in Baden ansässige Gundi Dick überzeugte dieJury mit ihrer Arbeit über die Sahrauis (Ethnie in Westsahara,siehe Interview unten). „In dieser Arbeit wirdklar, wie Flüchtlingscamps – wenn sie zu einer dauerhaftenEinrichtung werden – politische Strukturen beeinflussen.Die Arbeit zeugt von äußerstem politischenEngagement der Verfasserin!“ bestätigt Barbara Haas,Vorsitzende der <strong>kfb</strong>ö, das Jury-Ergebnis.Traude Novy: Was war die wichtigste Erkenntnis aus deinenGesprächen mit den westsahaurischen Frauen?Gundi Dick: Ich befragte zehn Frauen und einen Mannzu ihrer Politisierung, zu ihrem politischen Handelnund zu ihren Zukunftsperspektiven. Das spannendsteErgebnis der Interviews ist ihr Entwurf von Gesellschaft:ein starkes Bewusstsein, dass es auf alle ankommt,dass jede und jeder Einzelne eine unentbehrliche Rollespielt, dass es Einigkeit und Zusammenhalt – auchzwischen Frauen und Männern – benötigt, um dasgemeinsame Ziel zu erreichen. Ein Gesellschaftskonzeptder Inklusion. Es herrscht große Einigkeit, dassSelbstbestimmung vorrangig ist. Denn dann könnendie Sahrauis in ihr Land zurück. Dann kann gemeinsamein Staat aufgebaut werden und dann werden sich dieFrauen, wie sagen sie, den „Luxus“ des Streits und derAuseinandersetzung mit ihren Männern erlauben.Traude Novy: Der Herta Pammer-Preis ist der einzige für Frauengeschaffene Preis in der Entwicklungszusammenarbeit. Was bedeutetes für dich, dass du ihn heuer für deine Arbeit bekommenhast?Gundi Dick: Für die Sahrauis ist es am Wichtigsten,nicht von der Welt vergessen zu werden. Deshalb istjede Öffentlichkeit für sie und somit für den Westsahara-Konflikteine Unterstützung, die ich gerne gebe –erfreulicherweise auch im Rahmen des Herta Pammer-Preises.Link Master Thesis „Für Selbstbestimmung kämpfen wirgemeinsam“ – Die Handlungsfähigkeit sahrauischer Frauen inden besetzten Gebieten und in den Flüchtlingslagern. (HildegundeDick 2012) https://www.dropbox.com/s/vmzxajyjxm3crhq/MTDick.pdf<strong>kfb</strong> <strong>aktuell</strong> Nr.136 <strong>September</strong> <strong>2013</strong>9


ZUM THEMABegegnungen bereichernHier bringen wir zwei Beispiele für ein gelungenes Miteinander, die immermehr Verbreitung finden. Also vielleicht ein Anstoß, selbst aktiv zu werden?!Die befreiende Kraft des gemeinsamen SingensViele <strong>kfb</strong>-Frauen kennen Heidi Clementi vom Frauen-Kirchen-Kabarett. Die Sozialwissenschaftlerin war z.B.beim Konzept für die Pilgrim-Schulen engagiert undhat viele wissenschaftliche Arbeiten betreut. IhrenTraum von und für die Musik leben zu können, hat siesich nun verwirklicht. Als Südtiroler Bauerntochter istsie mit Singen und Jodeln aufgewachsen. Bei ihrenAuftritten als Sängerin, wo sie von Jazz bis klassischalles interpretierte, bekam sie immer mehr Lust, das Publikum zum Mitsingenzu animieren.Heidi Clementi ist davon überzeugt, dass Singen ein menschlichesGrundbedürfnis ist und deshalb schafft sie Räume, wo Menschen mit ihrLieder aus verschiedenen Kulturen – von afrikanischen Gesängen bis zumJodeln – zum Klingen bringen. So treffen einander ganz unterschiedlicheMenschen an den verschiedensten Orten, in Kirchen, in Gärten, in Veranstaltungsräumenund an ausgewählten spirituellen Plätzen. Offen undlebendig lassen sie sich von der Kraft der Lieder berühren und befreien.Heidi sagte mir: „Ich wache mit Singen auf und gehe mit Singen schlafen– das ist Lebensqualität, die nicht mit Geld zu bezahlen ist“. Ihre Liebezur Musik und ihre Freude daran hat sie darin bestärkt, dem zu folgen,was sie wirklich will und was ihre besondere Begabung ist. Ein wichtigerAspekt dieser neuen Lebenswelt ist, dass sie beim Singen mit ganz unterschiedlichenMenschen zusammenkommt und sich alle auf das gemeinsameTönen und Klingen einlassen.Grenzenlos kochenErbsen in Curry dünsten inNachbarschaft einer tschechischenKrautsuppe. Eswird eng auf dem Herd, wenngrenzenlos gekocht wird.Gemeinsam Kochen, Essenund Trinken – so hat es angefangen:Menschen aus mehrals 70 Nationen in St. Andrä-Wördern wurden zu offenenKochabenden eingeladen. Soentstand der Verein „Grenzenlos“und „grenzenloskochen“, das mittlerweile an mehreren Orten – monatlich oder alle zweiMonate - stattfindet.Mit Offenheit, Respekt, Neugier, Lust am Kochen, Essen, Genießen undReden sind alle willkommen, die ihr Leibgericht einem größeren Kreis vorstellenwollen. Grenzenlos kochen bringt Menschen unterschiedlichsterHerkunft zusammen.Das ist so lustvoll und mobilisiert ungeahnteKräfte. Heidi wird mittlerweilezu verschiedenen Kongressen eingeladen,weil das gemeinsame Singendie Teilnehmenden aufnahmefähigerund offener für die gemeinsame Arbeitmacht. Eine besondere Erfahrung istjedes Jahr die Nacht der spirituellenLieder in der Donaucity-Kirche.Termine und Informationen unter www.heidiclementi.atTraude NovyBeim gemeinsamen Kochen und Essenkommt es zu Begegnungen über alleSprach- und kulturellen Barrierenhinaus. Dadurch verändert sich das Zusammenlebender Menschen in einemOrt / einem Grätzl, neue Freundschaftenentstehen und die Lebensqualitätwächst.Es werden Lieblings- und Nationalgerichtegekocht, vorgestellt und verkostet.Gäste, die nicht kochen, gebeneine freiwillige Spende und helfen beimAbräumen und Abwasch.Grenzenlos kochen kann überall da stattfinden,wo jemand die Initiative setzt!Tipps unter www.grenzenloskochen.atAnni Van den Nest10<strong>kfb</strong> <strong>aktuell</strong> Nr.136 <strong>September</strong> <strong>2013</strong>


SPIRITUELLESVERTRAUT -FREMD -SOLIDARISCHWir sind zusammen - unsere Herkunft ist verschieden.Denken wir an diesem Morgen an unsere Eltern undGroßeltern. In welchem Land sind sie geboren?Wo und wie sind sie groß geworden?Danken wir für unsere VorfahrenHerkunft prägt meine Identität mit und dennoch lebe ichheute anders, als meine Großeltern bzw. Eltern,manches bleibt vertraut, manches mutet befremdlich an.Vertrautes und Fremdes sind Freundinnen – das zeigt unsauch die Erzählung von Rut und Noomi. Sie wurde erzählt, alsIsrael nach dem Leben im Exil unter fremder Herrschaft seineIdentität neu suchte.Fremdes wurde dabei ausgeschlossen, Misch-Ehen verboten.Das kleine Buch Rut ist eine Protestschrift gegen diese engePolitik und Gesetzgebung. Es zeigt auch, dassFrauensolidarität Grenzen überwindet.StilleStille oder LiedDialog Noomi-Rut:Ich bin Noomi – mein Name bedeutet „Liebliche“.Ich bin Rut – mein Name bedeutet „Freundin“.Noomi: Als in Bethlehem Hungersnot herrschte, entschiedmein Mann, dass wir mit unseren zwei Söhnennach Moab ziehen, wo es genug Weidefläche und Brotgab. Es war schwer in ein fremdes Land zu gehen,viele liebe Menschen musste ich zurücklassen. Wirmussten aufbrechen um zu überleben. Mein Mannstarb viel zu früh. Meine Söhne heirateten moabitischeFrauen: Orpa und Rut.Rut: Es war für meine Familie nicht leicht, als ich einenisraelitischen, einen fremden Mann heiratete. Damalskamen viele von ihnen in unser Land. Meine Elternmachten sich Sorgen, ob die Weideplätze und Felderalle ernähren können.Noomi: Wir haben anfangs die Skepsis uns gegenübersehr gespürt – wir waren fremd und haben unsauch so gefühlt. Unser Glaube, unsere Feste undBräuche waren anders. Es war eine neue und schöneErfahrung, dass wir unseren Glauben nicht versteckenmussten. Eure alten und weisen Menschen waren unsgegenüber großherzig und offen, sie wussten, was Notbedeutet. Das tat uns gut.Rut: Ich mag die Feste und Bräuche von deiner Familie.Sie drücken so viel Lebensfreude und Dankbarkeitaus. Ihr habt eine so natürliche und enge Beziehung zueurem Gott.Noomi: Ja, es war schön als wir noch miteinanderfeierten – mich haben auch eure Feste und Bräucheinteressiert. Wir haben hier zehn gute Jahre gehabt.Nun sind auch meine beiden Söhne gestorben. Es gibtkeine Zukunft mehr für mich hier.Rut: Welche Zukunft habe ich hier? Zurück in meinElternhaus will ich nicht, dort bin ich nur eine Last undwerde vielleicht wieder verheiratet. Noomi, du bist mirso ans Herz gewachsen, ich will dich nicht verlassen.Du bist meine Familie.Noomi: Rut, du bist nicht nur meine Schwiegertochter,du bist mir eine gute Freundin in guten und schwerenZeiten. Dank sei Gott.Rut: Auch wenn ich nicht weiß, was mich in deinemLand erwartet und die Zukunft für uns beide ungewissist, du hast soviel Gottvertrauen, dass es für uns beidereicht.Text: Isabella Ehart<strong>kfb</strong> <strong>aktuell</strong> Nr.136 <strong>September</strong> <strong>2013</strong>11


Mutter-Kind-WocheAuch in diesem Sommer führte die <strong>kfb</strong> eine Mutter-Kind-Woche durch. Um dem großen Interesse gerechtzu werden, gab es in diesem Jahr erstmals zwei Seminargruppen.Jeweils 10 Frauen befassten sich an denVormittagen mit dem Thema „Um des lieben FriedensWillen – Gewaltlosigkeit im Alltag“ mit Roswitha Justals Referentin, bzw. „Selbstbewusst Frau sein – ich aufdem Weg“ mit den Referentinnen Anni Van den Nestund Cristina Lanmüller-Romero.Die 38 Kinder zwischen 1 und 14 Jahren vergnügtensich zu dieser Zeit in der Kinderbetreuung. Die Nachmittagewaren frei für Entspannung, Ausflüge, schwimmenund Gespräche.Herta-Pammer WegZu unserer großen Freude wurdeim Juni dieses Jahres im 9. <strong>Wien</strong>erGemeindebezirk der Herta PammerWeg eröffnet! Prof. in HertaPammer war nicht nur die Vorsitzende der KatholischenFrauenbewegung Österreichs, sie war eine Visionärinund Kämpferin für die Anliegen der Frauen. So hatsie viele Initiativen gesetzt, deren Früchte jetzt nochwirken: innerhalb der <strong>kfb</strong> (Aktion Familienfasttag) sowiein Kirche und Entwicklungszusammenarbeit.Im Rahmen der diesjährigen Herta Pammer Preisverleihungfand nun im Beisein der Familie Pammer, desNuntius Dr. Peter Stephan Zurbriggen und der Vorsitzendender <strong>kfb</strong>ö, Barbara Haas, die Eröffnung desWeges statt.50 Jahre <strong>kfb</strong> Ein Fest des Dankes, der Begegnung und der FreudeAm 16. Juni <strong>2013</strong> beging die <strong>kfb</strong>-Gruppe der Erlöserkirche<strong>Wien</strong>er Neustadt ihr 50jähriges Bestandsjubiläum.Es war eine besondere Freude, dass Dr. in VeronikaPrüller-Jagenteufel, Leiterin des Pastoralamtes undGeistliche Assistentin der <strong>kfb</strong> <strong>Wien</strong>, im Rahmen derFestmesse ermutigende Worte an die Gemeinde richtete.In der Gabenprozession brachten die <strong>kfb</strong>-FrauenSymbole ihrer verschiedenen Tätigkeiten zu den Stufendes Altares und zum Schluss wurde langjährigen Mitarbeiterinnengedankt. Wir gratulieren herzlich!Christa PatekIMPRESSUM:<strong>kfb</strong> <strong>aktuell</strong>, Nr.136, <strong>September</strong> <strong>2013</strong>.Herausgeberin, Eigentümerin, Verlegerin:Katholische Frauenbewegung der Erzdiözese<strong>Wien</strong>. Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz:Zeitung der Katholischen Frauenbewegungder Erzdiözese <strong>Wien</strong> zur Information derMitglieder.Redaktion: <strong>kfb</strong> Diözesanleitung; Stephansplatz6/5 Stock/ Zi 540, Tel. 01/51552-3345,<strong>kfb</strong>.wien@edw.or.at. Layout: <strong>kfb</strong> <strong>Wien</strong>; Fotos:<strong>kfb</strong> <strong>Wien</strong>, <strong>kfb</strong>Ö; Herstellung: Wograndl.Verlagspostamt: <strong>Wien</strong>klimaneutral gedrucktGZ 02Z031754M P.b.b. Erscheinungsort <strong>Wien</strong>

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