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Straßennamen in Hennigsdorf

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Klaus EuhausenWaldrandsiedlung 2816761 <strong>Hennigsdorf</strong>Tel. / Fax: 03302-801178E-Mail: euhausen@aol.comhttp://www.euhausen-klaus.de/regionalgeschichteDatum: 12. August 2013<strong>Straßennamen</strong> <strong>in</strong> <strong>Hennigsdorf</strong>E<strong>in</strong>ige <strong>Hennigsdorf</strong>er Straßen wechselten <strong>in</strong> den vergangenen etwa 100 Jahren mehrmals den Namen.Viele Straßen hatten anfangs, als nach etwa 1910 der Bereich westlich der Eisenbahnl<strong>in</strong>ie (Kremmener Bahn) besiedelt wurde, nur Nummern oderBezeichnungen wie „Platz vor der Beamtensiedlung“.Diktaturen neigen dazu, Straßen und Plätze nach ihren ideologischen Führern oder Vorbildern zu benennen und H<strong>in</strong>weise auf andere – missliebige – politischeGruppen oder Personen zu tilgen.Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und der Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten im Januar 1933 begann die sog. Gleichschaltung,u. a. die Verdrängung der Parteien aus dem Parlamenten und Besetzung von Führungspositionen durch Nationalsozialisten bzw. dem Nationalsozialismusnahestehenden Personen. Durch Beschluss des Geme<strong>in</strong>deparlaments kam es auch <strong>in</strong> <strong>Hennigsdorf</strong> schon im Frühjahr 1933 zur Um- und Neubenennung vonStraßen und Plätzen sowie Gebäuden, weitere Benennungen bzw. Umbenennungen folgten später. Außer nach dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler selbstwurden Straßen und Plätze vor allem nach sog. Blutzeugen benannt. Die ersten Blutzeugen waren die beim Hitler-Putsch 1923 vor der Münchener Feldherrnhallegetöteten Anhänger der nationalsozialistischen Bewegung, Dietrich Eckart gehörte ebenfalls zu den frühesten Gestalten der Bewegung und starb im Dezember1923 an Herzschlag, später kamen Personen wie Herbert orkus, Fritz Renz, Horst Wessel und Wilhelm Gustloff h<strong>in</strong>zu, die i. d. R. ebenfalls Anhänger der NS-Bewegung waren und zumeist bei gewaltsamen Ause<strong>in</strong>andersetzungen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten getötet wurden.Unmittelbar nach dem E<strong>in</strong>marsch der Roten Armee (Ende April 1945) und der E<strong>in</strong>richtung der Kommandanturen wurden nicht nur nationalsozialistischeSymbole oder Denkmale entfernt, sondern auch etliche Straßenschilder. Manchmal wurden die ursprünglichen Straßenbezeichnungen wieder e<strong>in</strong>gesetzt,außerdem Straßen und Plätze nach den theoretischen Vordenkern von Sozialismus und Kommunismus wie Karl Marx, Friedrich Engels, Rosa Luxemburg oderKarl Liebknecht benannt. Später kamen vor allem Namen von <strong>in</strong> den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten getöteten KPD-Mitgliedern h<strong>in</strong>zu, auch beiöffentlichen Gebäuden, vor allem Schulen, außerdem Namen von DDR-Politikern (z. B. Wilhelm Pieck, Otto uschke).Weitere Erläuterungen zu den Personen gebe ich hier nicht, Begriffe und Personen s<strong>in</strong>d i. d. R. unter www.wikipedia.de oder anderen Seiten (z. B. www.dhm.de)nachzulesen.


Hier e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Auswahl (wahrsche<strong>in</strong>lich nicht abschließend, wird ergänzt, H<strong>in</strong>weise s<strong>in</strong>d willkommen):<strong>Straßennamen</strong> <strong>in</strong> <strong>Hennigsdorf</strong>ame vor 1933 ationalsozialismus DDR-Zeit Heute- - Straße der Freundschaft Alsdorfer Straße- - Wolgograder Straße Re<strong>in</strong>ickendorfer StraßeStraße 42 Straße 42 ? AkazienwegStraße 100 Straße 100 BartschstraßeBrandenburgische Straße(nach He<strong>in</strong>rich/He<strong>in</strong>z Bartsch)Straße 119 Straße 119 ? AmselwegStraße 161 Straße 161 ? Am DachsbauStraße 162 Straße 162 ? Am HirschwechselStraße 163 Straße 163 ? ErzbergerstraßeStraße 170 Straße 170 ? August-Bebel-StraßeStraße 200 Straße 200 ? Waidmannsweg- ? Straße des Friedens Am WaldrandAm Waldw<strong>in</strong>kel Otto-Nuschke-Straße Nauener StraßeForststraße Forststraße Straße der Aktivisten ForststraßePlatz vor der Beamtensiedlung Schlageterplatz Rosa-Luxemburg-Platz Rosa-Luxemburg-PlatzBerl<strong>in</strong>er Straße Berl<strong>in</strong>er Straße Wilhelm-Pieck-Straße Berl<strong>in</strong>er Straße, e<strong>in</strong> Teil KirchstraßeBurgstraße Burgstraße Kurt-Weißmann-Straße Albert-Schweitzer-StraßeStraße zum Bahnhof ? Bahnhofstraße Am Bahndamm? ? Wilhelm-Flor<strong>in</strong>-Straße StauffenbergstraßePlatz vor dem Postgebäude Adolf-Hitler-Platz Len<strong>in</strong>platz PostplatzRathenaustraße Adolf-Hitler-Straße ? Rathenaustraße? Karl-Krecke-Platz Ewald-Voigt-Platz (auch: E. Vogt-Pl.) Am RathenauparkHe<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e-Straße Dietrich-Eckart-Straße Hans-Beimler-Straße He<strong>in</strong>estraße- ? Albert-Kunz-Straße KleiststraßeFriedrich-Ebert-StraßeHorst-Wessel-Straße Karl-Liebknecht-Straße Karl-Liebknecht-Straße(e<strong>in</strong> Teil Liebknechtstraße?)Altendorfstraße Maikowskistraße Thälmannstraße Tucholskystraße- ? Gebrüder-Krapf-Straße(nach Leo und Alfred Krapf)Gebrüder-Grimm-Straße


<strong>Straßennamen</strong> <strong>in</strong> <strong>Hennigsdorf</strong>ame vor 1933 ationalsozialismus DDR-Zeit HeuteEichenallee Eichenallee Clara-Schabbel-Straße Clara-Schabbel-Straße- Straße 121 ? Drosselweg- Straße 122 ? F<strong>in</strong>kenstraße- Straße 123 ? Zeisigstraße- Straße 124 ? Rotkelchenweg- Straße 125 ? Schwalbenweg- - Straße 125a Graureiherweg- Straße 148 ? TrappenalleeFür Stolpe-Süd:ame vor 1933 ationalsozialismus DDR-Zeit Heute? Horst-Wessel-Gedenken Freiheit? Fritz-Renz-Straße E<strong>in</strong>heitDie erste frei gewählte Stadtverordnetenversammlung nach dem Ende der DDR beschäftigte sich 1991/1992 mit der Umbenennung von Straßen und Plätzen <strong>in</strong><strong>Hennigsdorf</strong>, es wurde e<strong>in</strong> zeitweiliger Ausschuss gebildet, recherchiert und Vorschläge erarbeitet. Versuche der PDS, die Beschlüsse zu vertagen, wurdenabgelehnt. E<strong>in</strong>igkeit bestand im Ausschuss, den Namen Thälmannstraße zu verändern. Die Mehrheit der SVV beschloss, e<strong>in</strong>ige traditionelle Namen wiedere<strong>in</strong>zusetzen und andere, u. a. aufgrund der Häufigkeit und der e<strong>in</strong>seitigen Auswahl nach der Zugehörigkeit der Namensgeber zur KPD, zu verändern. Die NamenPaul-Schreier-Straße, Paul-Schreier-Platz, Theodor-Körber-Weg und Clara-Schabbel-Straße blieben bestehen. Auch der Name Otto uschke wurde gelöscht,ebenso der Name des von den Kommunisten gehassten und <strong>in</strong> der SPD umstrittenen Reichspräsidenten Friedrich Ebert (Senior).Kaum zu glauben, aber wahr: im Nachbarort Leegebruch gibt es immer noch e<strong>in</strong>e „Straße der Jungen Pioniere“.Quellen:Gesamtsiedlungsplan 1941 (Stadt <strong>Hennigsdorf</strong>).Märkische Allgeme<strong>in</strong>e, Neue Oranienburger Zeitung, 06.02.2008: Die Namen aller Demokraten aus dem Ortsbild getilgt. Von Helmut Fritsch.<strong>Hennigsdorf</strong>er Amtsblatt, Ausgabe April, Nr. 3/1992 (Herausgeber: Stadtverwaltung <strong>Hennigsdorf</strong>). Protokolle des SVV.

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