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9. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr A - Katholisches Bibelwerk

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<strong>Katholisches</strong> <strong>Bibelwerk</strong>Lektorenhilfe<strong>9.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> AEvangelium<strong>9.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong><strong>Lesejahr</strong> AEvangelium: Mt 7,21-271. Einführung (kann auch vor dem Evangelium vorgetragen werden)Am Anfang der Bergpredigt konnten wir uns noch an den Seligpreisungen, an Zusagen undVerheißungen Gottes erfreuen. Am Anfang stand noch Gottes Geschenk. Ein Geschenk aberbedarf der Annahme und erfordert eine Antwort, letztlich auch Konsequenz. So folgen denZusagen die Bilder und Thesen, in denen es um die rechte Haltung geht, die wir selber ausdiesem Geschenkten gewinnen können und sollen. Und am Schluss der Bergpredigt kommtnun folgerichtig das Tun zur Sprache, das nun in unserer Praxis als Christen daraus erwachsensoll.(Anneliese Hecht)Alternativer KurztextDer Schluss der Bergpredigt, den wir heute hören, macht noch einmal deutlich: Ihrevisionären Weisungen sind Anstoß zum konkreten Handeln. Wer ihnen folgt, baut seinLebenshaus auf festen Grund.(Franz-Josef Ortkemper, Gottes Volk 5/2005, 67f)2. Praktische Tipps zum Vorlesena. Der Text <strong>im</strong> Zusammenhang: Einordnung, TextumfangFür den Evangelisten Matthäus befinden sich die Christen <strong>im</strong> praktischen Lebensvollzugpermanent in einer Entscheidungssituation. Seine Absicht ist, Menschen darin zum Handelnzu motivieren. Das kommt bereits unübersehbar in der Anordnung des Textes, also in seineräußeren Form, zum Ausdruck. Eine kunstvolle Struktur hilft uns bei der Einordnung seinerBotschaft und zu ihrem Verständnis:Der Textabschnitt Mt 7,13-27 ist in drei Teile gegliedert: das Bild von den zwei Wegen (undToren); die Unterscheidung (von wahren und falschen Propheten); und das Bild vom Haus aufSand oder Fels).Jeder der drei Abschnitte ist durch Gegenüberstellungen gekennzeichnet, die Alternativenbenennen, zwischen denen es gilt, sich zu entscheiden:(1) weites - schmales Tor bzw. breiter - schmaler Weg, viele und wenige(2) Wölfe und Schafe, Verderben – Leben, schlechte (böse) – gute Früchte, schlechter – guterBaum, falsche – (wahre) Propheten, Sagen – Tun (Herr-Herr-Sager – den Willen des VatersErfüllende)(3) fester Grund – sandiger Untergrund, Feststehen – Einstürzen, nur hören – hören unddanach handeln.Allerdings unterscheidet sich der mittlere Teil insofern von den beiden anderen, als es bei ihmnicht um eine Wahl zwischen richtigem und falschem Handeln geht, sondern um dieUnterscheidung zwischen falschen und echten Propheten. Der Text benennt Kriterien, mitderen Hilfe die faschen von den wahren Propheten unterschieden werden können. Nur Kath. <strong>Bibelwerk</strong> e.V. www.bibelwerk.deDie Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 3001


<strong>Katholisches</strong> <strong>Bibelwerk</strong>Lektorenhilfe<strong>9.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> AEvangeliumindirekt und in zweiter Linie enthält er auch eine Aufforderung zum rechten Handeln (Mansoll nicht auf die falschen Propheten hören und ihnen folgen.).(Felix Porsch, in: Die Bergpredigt entdecken, 133f)b. BetonenAus dem heiligen Evangelium nach Matthäus21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das H<strong>im</strong>melreich kommen,sondern nur, wer den Willen meines Vaters <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel erfüllt.22 Viele werden an jenem Tag zu mir sagen:Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten,und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetriebenund mit deinem Namen viele Wunder vollbracht?23 Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht.Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!24 Wer diese meine Worte hört und danach handelt,ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute.25 Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten,als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten,da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.26 Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt,ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute.27 Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten,als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten,da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.c. St<strong>im</strong>mung, ModulationMatthäus beschließt die Bergpredigt mit einem eindringlichen Appell ans Tun. DieseMahnung und Entschiedenheit sollte den Vortrag prägen.d. Besondere VorleseformIm Hintergrund des Textes ist eine Auseinandersetzung in der matthäischen Gemeindespürbar. Den „Herr,Herr-Sagern“ wird das Tun eingeschärft. So eignet sich ein Vortrag mitzwei LektorInnen:LektroIn 1: die wörtliche Rede JesuLektorIn 2: „Herr, Herr!“ (V 21) und „Herr, Herr… vollbracht?“ (V 22).Durch diese Art der Lesung werden die Gegensätze <strong>im</strong> Text besser herausgehoben, auch dieRichtung der Botschaft wird noch deutlicher. Kath. <strong>Bibelwerk</strong> e.V. www.bibelwerk.deDie Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 3002


<strong>Katholisches</strong> <strong>Bibelwerk</strong>Lektorenhilfe<strong>9.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> AEvangelium3. TextauslegungDrei Schlüsselworte für christliches Handeln – auch heuteDrei Aspekte sind nach Matthäus <strong>im</strong> Auge zu behalten, wenn wir als Christen tatsächlichetwas bewirken wollen:- tun, nicht nur reden;- unterscheiden, durch was und wen Gottes Botschaft zu uns kommt und durch wen nichtundsich dann entscheiden für das, was uns zum Leben führt;- und darauf achten, auf welchem Fundament wir unser Handeln aufbauen.Es ist sicher vielen Christen in unserer heutigen gesellschaftlichen Situation einsichtig, wiedie drei Gesichtspunkte unser Leben fruchtbar machen können:Wo viele Heilsverkünder unterschiedlichster Herkunft sagen, was man zu tun habe, gilt eszunächst sorgfältig zu unterscheiden, wem man glauben und folgen kann. Mattäus weist<strong>im</strong>mer wieder darauf hin, dass es einem be<strong>im</strong> Unterscheiden eine Hilfe ist – auch wennjemand einem etwas vormacht –,wenn man darauf blickt, was aus ihrem Verkündigen oderTun erwächst und welche Frucht es trägt.Zu unterscheiden ist auch, welchen Weg man wählt <strong>im</strong> Leben. So erfordert nach demEvangelisten ein heilvoller Weg Eigenständigkeit und oft unterwegs zu sein als Minderheit(auf schmalem Weg), mit Mühe (enges Tor). ein bloßes Mitlaufen auf dem breiten Weg dervielen genügt nicht.Das ist aber nur möglich, wenn man ein gutes Fundament hat, sonst „fällt“ man rasch „um“.Matthäus rät uns also nicht nur, gut hinzusehen, von wem wir die Botschaft beziehen, sondernvor allem, dass erst das Tun dessen, was uns als Heilsbotschaft geschenkt ist, sie befestigt, <strong>im</strong>wörtlichsten Sinn „fundamentiert“. Erst die eigene Erfahrung macht das heilvolle Wort„felsenfest“. Man denke z.B. auch an die Emmausjünger, die schon mit der Osterbotschaftunterwegs waren (die Frauen, die vom Grabe kamen, hatten ihnen die Engelbotschaft gesagt,er lebe) und doch noch fliehen mussten vor dem Kreuz, solange sie Jesus nicht selbst sahen,also eine eigene Erfahrung mit ihm machten.„Stürme“ bzw. Krisenerfahrungen - so weiß es auch der Verfasser unseres Abschnitts –stellen unsere zurecht gelegten Modelle (vom „lieben“ Gott) in Frage. Nur was wir felsenfestwissen und selbst erfahren haben, hält dann noch stand. Dem werden auch heute sicher vielezust<strong>im</strong>men.Was uns dagegen an diesem matthäischen Text heute oft schwer fällt, ist die fast schonbedrohliche Eindringlichkeit. Für den Verfasser hört da – in unserer Sprache gesprochen –buchstäblich der Spaß auf, und es wird ernst. Da geht es um Verbindlichkeit. Muss man esdenn so sagen? Sicher könnte man es auch anders sagen. Wichtig ist aber <strong>im</strong>mer die Sacheselbst, die Matthäus mit solchem Gewicht in die Waagschale wirft: Ob wir uns überwiegenddamit begnügen, Versammlungsgemeinde ums Wort zu sein oder uns in unserem Tun zuerkennen geben.Wie sagt ein Spruch unserer Tage sinngemäß? Wer etwas tut, macht Fehler. Wer nichts tut,macht keine Fehler. Und es verändert sich nichts, vor allem nicht zum Guten. Kath. <strong>Bibelwerk</strong> e.V. www.bibelwerk.deDie Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 3003


<strong>Katholisches</strong> <strong>Bibelwerk</strong>Lektorenhilfe<strong>9.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> AEvangeliumDie beiden Schlussverse (Mt 7,28ff) lenken noch einmal zum Anfang der Bergpredigt zurück(4,23-25). Sie stellen unmissverständlich klar, dass die Rede sich an alle Menschen richtet,und nicht etwa nur an die „Jünger“, wie man vielleicht nach Mt 5,1 vermuten könnte.Textauslegung aus der Reihe „Gottes Volk“Auch die Jünger Jesu stehen vor dem Gericht! Die Gemeinschaft mit Jesus Christus, "demHerrn", muss sich durch die entsprechenden Werke ausweisen, oder es droht der Ausschlussaus der Gemeinschaft. So drückt "kennen" <strong>im</strong> Hebräischen enge Gemeinschaft aus. DasGlaubensbekenntnis allein, ohne die Werke, wie sie die Bergpredigt zeigt, genügt nicht.Entscheidend ist die Erfüllung des Gesetzes durch die Taten der Liebe. Das Wissen um denWillen des Vaters bedeutet für Matthäus Ansporn und Hilfe zum Tun, nicht aber dieSicherheit, ins H<strong>im</strong>melreich zu kommen. Der christliche Glaube erfordert Tatbeweise. Überseine Gültigkeit entscheidet allein Gott, nicht der Mensch oder die Gemeinde. Kriterium istdie Richtschnur der Gebote Jesu, die einen klaren Orientierungspunkt für alle Christen bildet.Das Tun des Willens Gottes hebt das Bekenntnis zu Jesus als dem Herrn nicht auf, sondernsetzt es voraus, interpretiert es allerdings in best<strong>im</strong>mter Weise. Ähnlich wie am Schlussalttestamentlicher Gesetzessammlungen (Lev 26; Dtn 30,15-20), die mit einer Verheißung desSegens und mit einer Androhung des Fluchs schließen, werden die Leser zum Abschluss derBergpredigt nochmals vor die große Alternative gestellt; hier in Form einer eschatologischenParabel, die den Lesern beide Möglichkeiten vor Augen stellt. Durch die zukünftigeFormulierung ("Jeder, der ...wird zu vergleichen sein") deutet Matthäus an, dass es nicht umeinen innerweltlichen Tun-Ergehen-Zusammenhang geht, sondern um das jüngste Gericht.Sturm und Platzregen sind geläufige Bilder des Gerichts. Erst das Endgericht wird denUnterschied der beiden Häuser, die zunächst gleich aussehen, aufdecken: das Bestehendesjenigen, der auf Fels gebaut hat, und die Katastrophe für denjenigen, der auf Sand gebauthat. Alles hängt davon ab, wo man seine religiösen Fundamente hat. "Diese Worte" weisenauf die Bergpredigt zurück. Sie ist das Fundament aus Fels, auf dem das Leben aufgebautwerden soll. Die Worte Jesu nur zu hören und zu wissen, nützt nichts, wenn sie nicht getanwerden. Auf die Praxis kommt es an; sie ist die notwendige Bedingung für das Heil; an ihrhängen Bestehen oder Sturz <strong>im</strong> Gericht. Der Schlusssatz stellt heraus, dass auch dieVolksmenge die Bergpredigt gehört hat. Dies will deutlich machen, dass die Worte Jesu nichtnur für die Jünger <strong>im</strong> engen Sinn, sondern für alle gelten. Die Vollmacht Jesu, die sich inseiner Lehre und in seinen Taten zeigt, ist Antizipation der universalen Vollmacht, die demErhöhten über H<strong>im</strong>mel und Erde gegeben wird (28,18).(Gabriele Theuer, Gottes Volk 5/2002,77f)Dr. Franz-Josef Ortkemper, Anneliese Hecht Kath. <strong>Bibelwerk</strong> e.V. www.bibelwerk.deDie Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 3004

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