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Behandlungsplan gegen das Patellaspitzensyndrom bei Handballern

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<strong>Behandlungsplan</strong> <strong>gegen</strong> <strong>das</strong> <strong>Patellaspitzensyndrom</strong> <strong>bei</strong> <strong>Handballern</strong>Anlässlich meiner Maturaar<strong>bei</strong>t habe ich einen <strong>Behandlungsplan</strong> <strong>gegen</strong> <strong>das</strong> <strong>Patellaspitzensyndrom</strong>erstellt. Dieser <strong>Behandlungsplan</strong> führt die Betroffenen durch die Überlastungserkrankung und solleine Besserung versprechen. Ich habe eine Umfrage durchgeführt, an welcher 180 Handballer teilnahmen.Unter anderem wurde sie von Andy Schmid, Florian Goepfert und zahlreichen NLA-Spielernausgefüllt. Es stellte sich heraus, <strong>das</strong>s 18 % der Befragten am <strong>Patellaspitzensyndrom</strong> leiden. Dankdem Fragebogen erfuhr ich zudem, welche Massnahmen <strong>gegen</strong> <strong>das</strong> Syndrom am besten wirkten.Laut meinen Daten sind dies diverse Therapien, sowie gezieltes Krafttraining und Dehnübungen. DamitSie erfahren, ob sie an einem <strong>Patellaspitzensyndrom</strong> leiden, kommt nun eine kurze Erklärung:Beim <strong>Patellaspitzensyndrom</strong> handelt es sich um eine schmerzhafte Überbelastungserkrankungder Kniescheibensehne. Man kann die Kniescheibensehneleicht ertasten, indem man mit dem Finger unterhalb der Kniescheibehineindrückt. Bei einem <strong>Patellaspitzensyndrom</strong> hat man oft einenstechenden Schmerz in dieser Gegend (siehe Abb. rechts). Meist ist dieserdirekt unterhalb der Kniescheibe. Im Handballsport tritt ein <strong>Patellaspitzensyndrom</strong>aufgrund der vielen Stop-and-Go-Bewegungen sehr häufigauf. Durch die ständige Belastung der Patellarsehne entstehen sehr kleineRisse im Gewebe, welche den stechenden Schmerz auslösen.Schmerzende Stelle <strong>bei</strong>einem <strong>Patellaspitzensyndrom</strong>[1]Der <strong>Behandlungsplan</strong> besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil besteht aus der medizinischtherapeutischenBehandlung. Was kann man mithilfe eines Physiotherapeuten machen, damit <strong>das</strong>Syndrom weggeht? Diese Therapien haben laut meiner Umfragen vielen Betroffenen geholfen, <strong>das</strong>Problem los zu werden. Der zweite Teil widmet sich der Trainingsgestaltung. Es wird darauf hingewiesen,welche Übungen man in einem Handballtraining absolvieren soll und was man gezielt trainierenkann, um eine Besserung zu erhalten.1. medizinisch-therapeutische BehandlungKniegelenk [2]Je nach Schmerzensgrad sollte man sich zuerst einen Physiotherapeutenaufsuchen, welcher sich <strong>das</strong> Kniegelenk (siehe Abb.links) genauer anschaut. Dieser kann gegebenenfalls die Kniescheibedurch ein Tape oder durch stimulieren des Oberschenkelmuskelswieder in die richtige Position bringen. Somit wäredie Spannung auf die Patellarsehne nicht mehr so stark wie vorher.Zudem kann er meist durch die Position darauf schliessen,welchen Muskel man trainieren muss, damit die Kniescheibewieder an den richtigen Ort kommt.1


<strong>Patellaspitzensyndrom</strong> <strong>bei</strong> <strong>Handballern</strong>Therapie:Es gibt verschiedenste Therapien die <strong>gegen</strong> <strong>das</strong> <strong>Patellaspitzensyndrom</strong> angewendet werden. Grundsätzlichsind alle Behandlungsformen sinnvoll, welche durchblutungsfördernd für die Patellarsehnewirken. Laut meiner Umfrage haben solche Therapien <strong>bei</strong> der Hälfte eine Besserung gebracht. In derVergangenheit haben sich drei sehr bewährt:Extrakorporale StosswellentherapieEine Stosswellentherapie erhöhtdie Stoffwechselaktivitätan der Patellarsehne. DieStosswellen breiten sich imGewebe aus und geben dieEnergie an einem Punkt frei.Dies regt den Stoffwechsel an.Abfallprodukte können nunbesser abtransportiert werden.Der gesamte Heilungsprozesswird dadurch beschleunigt.UltraschalltherapieDurch die Vibrationswirkungder Schallwellen wird <strong>das</strong> Gewebezusammengezogen undwieder ausgedehnt. Dies bezeichnetman als Mikromassage.Durch diese Massage entstehtReibungswärme, welche dieDurchblutung und somit denHeilungsprozess fördert.ElektrotherapieDie Patellarsehne wird mitschmerzlindernden elektrischenStrömen behandelt. Diesefördern die Durchblutungund tragen somit zur Heilung<strong>bei</strong>.Am besten werden die Therapieformen mit einem Physiotherapeuten besprochen. Zusammen suchtman die bestmögliche Therapie, welche für den Betroffenen am wirksamsten ist.Taping:Durch ein Tape (teilweise immobilisierender Stützverband) kann die Patellarsehne unterstützt werden.Somit ist die Krafteinwirkung nicht mehr punktuell auf die Patellarsehne ausgerichtet. Um einprofessionelles Tape zu machen, sollte man sich zuerst eine Fachperson zu Hilfe kommen lassen.Diese kann erklären, auf was man achten muss und gibt weitere Tipps. Danach kann man versuchen,<strong>das</strong> Tape selbst zu machen. Der Nachteil eines Tapes ist, <strong>das</strong>s es die Schmerzen nur für den Momentlindert. Nimmt man es wieder weg, sind diese wieder da. Der schmerzlindernde Effekt ist somit nurda, wenn man es trägt.Protektoren:Falls sie zu denjenigen Spielern gehören, die häufig auf <strong>das</strong> Kniegelenk fallen, empfehle ich ihnen,Knieschoner zu tragen. Häufige Stürze auf die Kniescheibe ist einer der Auslöser für ein <strong>Patellaspitzensyndrom</strong>.Es gibt viele verschiedene Protektoren in diversen Grössen. Meine Umfrage hat ergeben,<strong>das</strong>s alle Frauen, welche am <strong>Patellaspitzensyndrom</strong> leiden, Knieschoner tragen. Bei den Männernist es gerade mal ein Drittel.Medikamente:Immer häufiger werden entzündungshemmende Medikamente eingesetzt. Diese können vor allem<strong>bei</strong> hohen Schmerzen hilfreich sein. Bevor man jedoch irgendwelche Medikamente einnimmt, sollteman eine Fachperson nach allfälligen Nebenwirkungen befragen. Laut meiner Umfrage ist die Chanceeiner Besserung durch Medikamente nicht sehr hoch. Von einer Cortison-Spritze in die Patellarsehneist dringendst abzuraten. Das entzündungshemmende Cortison lindert zwar die Entzündung und dieSchmerzen, es macht <strong>das</strong> Gewebe jedoch „matschig“. Nach einer Cortison-Spritze hat man somit <strong>das</strong>2


<strong>Patellaspitzensyndrom</strong> <strong>bei</strong> <strong>Handballern</strong>Gefühl, <strong>das</strong>s alles wieder in Ordnung ist. Bei hoher Belastung läuft man nun Gefahr, <strong>das</strong>s die Patellarsehnereisst.Diverse Tipps:Entzündungshemmende Cremen können die Schmerzen lindern. Der kühlende Effekt sorgt dafür,<strong>das</strong>s die Durchblutung angeregt wird. Der Heilungsprozess wird somit beschleunigt.Es gibt noch andere Therapien, die man durchführen kann. Diese sind jedoch eher seltener. Bei dersogenannten Deep-Friction Therapie versucht der Therapeut, an die Patellarsehne anzuhaken und zufriktionieren (Massagetechnik). Es handelt sich hier<strong>bei</strong> um eine Spezialmassage am Sehnenübergang.Somit wird versucht, die Durchblutung anzuregen. Eine andere Variante wäre die Infrarot-Laser Therapie.Das infrarote Licht des Lasers regt die Energie an und fördert so die Stoffwechselaktivität. DieseTherapie ist schmerzlos und wirkt sehr schnell.Der Auslöser für ein <strong>Patellaspitzensyndrom</strong> ist von Patient zu Patient anders. Es kann sein, <strong>das</strong>s dieOberschenkelmuskulatur unter zu hoher Spannung steht. Die Patellarsehne ist somit immer unterSpannung gesetzt, welche <strong>das</strong> Syndrom letztlich auslösen kann. Ist dies der Fall, kann die sogenannteTrigger-Punkt-Behandlung helfen. Die Oberschenkelmuskulatur hat Druckpunkte. Diese Druckpunktekönnen so lange gedrückt werden, bis die Spannung zusammenfällt.Ein weiterer Auslöser ist schlechtes Schuhwerk und harte Hallenböden. Man sollte daher einen geeignetenSchuh für sich finden, der nicht nur gut aussieht, sondern auch passt. Gegen den hartenHallenboden gibt es weiche Einlagen, welche man in den Schuh legen kann. Solche Schuheinlagengibt es auch für diverse Fehlstellungen, welche <strong>das</strong> <strong>Patellaspitzensyndrom</strong> ebenfalls auslösen können.2. TrainingsgestaltungBei der Trainingsgestaltung müssen Sie vor allem auf Ihre Schmerzen achten. Es bringt nicht viel,wenn Sie sich durch ein Training <strong>bei</strong>ssen und Sie danach kaum normal gehen können. Es ist wichtig,<strong>das</strong>s Sie auf Ihren Körper hören.Aufwärmen:Das Aufwärmen ist sehr wichtig, da der Stoffwechsel angeregt wird. Falls Sie während dem Aufwärmennoch Schmerzen an der Patellarsehne verspüren, ist dies nicht weiter schlimm. Diese verschwindenmeist nach dem Aufwärmen. Es wird empfohlen, <strong>das</strong>s man noch keine allzu starken Stopand-Go-Bewegungenausführt. Das abrupte Bremsen beansprucht die Patellarsehne sehr und kannschnell zu Schmerzen führen. Zum Aufwärmen eignet sich der Veloergometer sehr. Beim Fahrradfahrenhat man gleichmässige, beruhigende Bewegungen. Die Patellarsehne kann sich an die Belastunggewöhnen.Handballtraining:Für <strong>das</strong> weitere Training gilt die Faustregel: Schmerzen während der Übung sind nicht schlimm, wennsie nach Beendigung wieder weggehen. Falls dies der Fall ist, ist die Ursache des Schmerzes mechanischund es liegt somit kein <strong>Patellaspitzensyndrom</strong> vor. Falls die Schmerzen nach der Übung jedochnoch vorhanden sind, sollte man die Intensität dosieren. Wichtig ist hier<strong>bei</strong>, <strong>das</strong>s man nicht einfach3


<strong>Patellaspitzensyndrom</strong> <strong>bei</strong> <strong>Handballern</strong>Pause macht, sondern versucht, die Übung dosiert zu meistern. Der Körper kann sich so allmählich andie Belastung gewöhnen. Die Schmerzen lassen nach.Zu den Übungen, welche Schmerzen verursachen können, gehören: Sprungeinheiten, Linienläufe,Abwehrübungen etc.Krafttraining:- spezifisches QuadrizepstrainingDie Ursache eines <strong>Patellaspitzensyndrom</strong>s liegt oft an einermuskulären Dysbalance. Das bedeutet, <strong>das</strong>s der Muskel stärkerist, als sein Gegenspieler. Z. B. wenn der Bizeps stärker istals der Trizeps. Bei einem <strong>Patellaspitzensyndrom</strong> ist die Dysbalancemeist im Quadrizeps (Oberschenkelmuskel). DerQuadrizeps besteht aus mehreren muskulären Anteilen. DerMusculus vastus lateralis und der Musculus vastus medialis(siehe Abb. rechts) halten die Kniescheibe an der richtigenStelle fest. Der M. vastus lateralis zieht die Scheibe nach aussen,der M. Vastus medialis nach innen. Ist die Kniescheibenun weiter aussen als normal, ist der M. vastus lateralis stärkerals der M. vastust medialis. Somit muss man den schwächerenstärken. Falls der M. vastus medialis stärker ist mussman den M. vastus lateralis stärken. Falls man dies nichtmacht, ist die Patellarsehne unter ständiger und ungewohnterSpannung ausgesetzt.Musculus vastuslateralis [3]Musculus vastusmedialis [4]- generelles BeinachsentrainingDie Resultate meiner Umfrage ergaben, <strong>das</strong>s Der Hauptauslöser eines <strong>Patellaspitzensyndrom</strong>s eineBein- und/ oder Knieverletzung ist. Daher wird empfohlen ein präventives Beinachsentraining durchzuführen.Je besser die Muskelführung der Beine ist, desto mehr wird <strong>das</strong> Kniegelenk entlastet. Somithat man viel weniger Probleme und ist weniger anfällig auf Verletzungen.Sypoba [5]Um Die Beinachsen Best möglichst trainieren zu können,sollte man sich ein Fitnesscenter aufsuchen undan <strong>das</strong> Beinpressen-Gerät gehen. Diese Übung eignetsich sehr, da alle Muskelpartien des Oberschenkelstrainiert werden. Falls man nicht ins Fitnesscenterkann und kein Beinpressen-Gerät zur Verfügung hat,eignen sich Kniebeugen als Alternative. Um den Trainingseffektnoch zu erhöhen, führt man die Kniebeugenam besten auf einem bewegten Untergrund. Z. B.auf einer sogenannten Sypoba (Siehe Abb. links).Dadurch werden auch die kleinsten Muskelfaserntrainiert.4


<strong>Patellaspitzensyndrom</strong> <strong>bei</strong> <strong>Handballern</strong>Tipp für <strong>das</strong> Krafttraining: Da eine Überlastungserscheinung vorliegt, sollten Sie eher weniger Gewichtnehmen und dafür mehr Wiederholungen ausführen. Die Patellarsehne wird somit nicht unterHöchstbelastung gesetzt. Die Kraftübungen sollten bestenfalls dreimal wöchentlich gemacht werden.Dehnen:Wird die Oberschenkelmuskulatur häufig beansprucht, verkürzt sich der Muskel von Zeit zu Zeit. Ermuss somit regelmässig gedehnt werden, damit er wieder gelockert und die richtige Länge bekommt.Ansonsten ist die Patellarsehne unter ständige Spannung gesetzt, was längerfristig zu einem <strong>Patellaspitzensyndrom</strong>führen kann. Meine Umfrage ergab, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> gezielte Dehnen des Oberschenkels<strong>bei</strong> allen eine Besserung ergab. Wichtig da<strong>bei</strong> ist, <strong>das</strong>s man sich Zeit nimmt. Man soll einige Zeit inder dehnenden Stellung verharren und diese danach langsam lösen. Um den Oberschenkelmuskel zudehnen, nimmt man den Fuss und zieht ihn mit der Hand zum Hintern hoch (6). Dies sollte man ca.30 Sekunden halten. Hat man dies mit <strong>bei</strong>den Beinen ausgeführt, kann man nun die hinteren Muskelpartiendehnen. Dazu beugt man sich vorne über und versucht mit den Armen die Füsse zu berühren(3). Man muss da<strong>bei</strong> darauf achten, <strong>das</strong>s man die Beine gestreckt hat. Sie werden sehen, <strong>das</strong>s Sievon Mal zu Mal weiter runter kommen. Um die Abduktoren zu dehnen, setzt man sich hin, nimmt einBein über <strong>das</strong> andere und drückt <strong>das</strong> Bein mit dem anderen Arm nach innen. Da<strong>bei</strong> dreht man denOberkörper aus (9). Die Adduktoren dehnt man, in dem man in eine Art Schneidersitz geht und dieKnie nach unten drückt (8). Die Dehnübungen sollten dreimal pro Woche durchgemacht werden.Bestenfalls nach dem Training, da sich die Muskulatur während dem Training zusammenzieht.Dehnübungen: 6 Dehnung des Streckmuskels; 3 Dehnung des Beugemuskels; 9 Dehnung der Abduktoren;8 Dehnung der Adduktoren [6]Diverse Tipps:Polysportive Sportarten, welche beruhigend auf <strong>das</strong> Knie einwirken, sind für die Patellarsehne schonend.Fahrradfahren und Schwimmen eignen sich zum Beispiel besonders, da sie keine abruptenBewegungen enthalten.Es ist wichtig, <strong>das</strong>s der Trainer über Ihre gesundheitlichen Beschwerden Bescheid weiss und <strong>das</strong>s derTherapeut mit Ihrem Trainer über Ihre Probleme spricht. Andernfalls gibt Ihnen der Trainer andereAnweisungen als der Therapeut.5


<strong>Patellaspitzensyndrom</strong> <strong>bei</strong> <strong>Handballern</strong>Ich hoffe mein <strong>Behandlungsplan</strong> hat Ihnen geholfen und ich wünsche Ihnen weiterhin gute Genesung.Sportliche GrüsseFabian LussiKollegium St. Fidelis, StansAbbildungen:[1]: http://www.bandage-knie.de/allgemein/definition-und-therapie-zumpatellaspitzensyndrom,21.07.12[2]: http://www.yamedo.de/krankheiten/knie/patellasehne-kniescheibensehne.html, 10.12.12[3]: http://de.wikipedia.org/wiki/Musculus_vastus_lateralis, 13.12.12[4]: http://de.wikipedia.org/wiki/Musculus_vastus_medialis, 13.12.12[5]: http://www.fitness-balance-management.at/balance-board-sypoba-physio-a10-fuerphysiotherapeuten,13.12.12[6]: http://scug-lauftreff.de/dehnen/dehnen.html, 10.12.126

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