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1 . DER DOPPELPUNKT„:“ - Lesezentrum Steiermark

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1 liebe bibliothekarInnen!3 kjl.handverlesen7 kröte des monats10 eine geistige archäologie des gemeinsamen12 österreichisches kabarettarchiv15 literaturkalender16 internationale jugendbibliothek münchen19 10 jahre bildungsnetzwerk steiermarks1 mit haut und haaren erzählens3 vom vorlesen, erzählen und zuhörens5 erzählt wurde immer ...s6 solange wir erzählen, leben wir auchs11 damit es nicht verloren gehts13 der weg zur eigenen geschichtes14 an den tag bringen, was nach oben drängts16 das herz wird weit - die augen gehen aufs18 kamishibai - das japanische papiertheaters20 reise : märchen 41 wenn lernen spaß macht42 mit leselust durch die steiermark43 projekt : erlesen45 förderungen für öffentliche bibliotheken ...47 aviso48 ausgezeichnet!50 ein besuch beim nachbarn51 aus den bibliotheken59 autorInnenregister


vor : wort1liebe bibliothekarInnen!vorworteErlesen gilt als Wort, das eine besonders hohe Qualitätsignalisiert, besonders bei jenen Produkten,deren Grundstoffe händisch ausgelesen werden, z. B.Kaffeebohnen oder Weintrauben. Erlesen ist aber auchein Zeitwort, das man als durch Lesen aktiv aneignenumschreiben könnte. Fügt man nur zwei Buchstabenein, wird daraus fast schon ein Erstleser, also ein Kind,das das Lesen lernt und vielleicht auch über das Erzählen,Hören und Lesen zum Erlesen finden wird.Wir freuen uns daher über den regen Zuspruch zurerlesenen und zu erlesenden Wanderausstellung Leselust,die derzeit noch in Bad Radkersburg und dann inanderen Teilen der <strong>Steiermark</strong> zu sehen ist.Dem Erzählen haben wir den Schwerpunkt dieserAusgabe unserer Zeitschrift gewidmet. Erzählenbegleitet, ergänzt und fördert das Lesen und Schreiben.Denn wer nie Märchen gehört hat, kann auch keineerzählen!, sagte die professionelle Erzählerin MargareteWenzel bei der Herbsttagung.Egal ob Sie lesen oder einer Erzählung zuhören,die neuen Inhalte und die Worte sind immer auch einErneuern, ein Neu- und Zugewinn für das Gedächtnisund die Sprache. Stetes Erzählen und Vorlesen ist dasbeste Mittel für den Aufbau von Sprachkompetenzbei Kindern und gegen den Sprachverlust im Fallevon Altersdemenz.Erlauben Sie mir abschließend noch eine adventlicheFrage: Können Sie sich ein Weihnachtsfest ohneErzählen vorstellen? Der weltweite Erfolg des Fests geradebei wenig oder nicht Gläubigen - hat seinen Ursprungauch in der erzählenden Weitergabe von denEreignissen um Christi Geburt!Ein ereignisreiches Jahr 2012 geht zu Ende, welchesvieles zu erzählen hat. Mit der neuen Beheimatungdes Bibliothekswesens in der FachabteilungGesellschaft und Diversität fällt auch der Auftakt desLeseschwerpunktes des Landes <strong>Steiermark</strong> zusammen.In diesem spielen die Bibliotheken als zentrale Partnerinnender Bildungslandschaft und als wichtige Ortedes Zusammenkommens aller Generationen und derKommunikation eine wichtige Rolle.Die ersten Stationen der Lesereise, welche durchdie gesamte <strong>Steiermark</strong> tourt, zeigen, dass die vomGrazer Kindermuseum FRida&freD konzipierte undgestaltete Wanderausstellung in den Bibliotheken bekanntesund neues Publikum anlockt. Die zahlreichenAktivitäten rund um die Lesemonate in den Regionenerzählen auch von der bunten Vielfalt der lesefreudigenMenschen in der <strong>Steiermark</strong> - von den Kleinstenim Kindergarten bis hin zu engagierten SeniorInnen -ganz im Sinne des lebenslangen Lernens.Um neue Kooperationen zu schaffen, sind alle Bibliothekeneingeladen, neue Informationskanäle zu erschließenund etwa als Partnerbetriebe des ZWEI UNDMEHR-Familienpasses Angebote für Familien zu setzen.Damit haben Bibliotheken auch die Möglichkeit, viaFamilienAPP gefunden zu werden.Zum Ausblick für 2013 freuen wir uns, wenn Sieuns von Ihren Leseprojekten erzählen, welche dannauch die Möglichkeit haben, eine Förderung seitensdes Ressorts Bildung, Familie, Frauen, Jugend zu erhalten,vor allem wenn Sie die Kooperation mit regionalenPartnerInnen suchen und der Vielfalt der Lesezielgruppenentsprechen. Näheres erfahren Sie im Zugeder Lesereisetermine bzw. auf der Homepage unterwww.generationen.steiermark.at.doppel:punkt 2012:4Ich wünsche Ihnen alles Gute und erlesenes Erzählenund Zuhören!Ich freue mich auf zahlreiche Begegnungen im nächstenJahr, für das ich Ihnen alles Gute wünsche!|wolfgang moser|Direktor des <strong>Lesezentrum</strong>s <strong>Steiermark</strong>|martina grötschnig|Leiterin der Referats Gesellschaft und Generationen,Fachabteilung Gesellschaft und Diversität,Abteilung 6 - Bildung und Gesellschaftim Amt der Steiermärkischen Landesregierung


doppel:punkt 2012:42


4kinder und jugend : literaturdoppel:punkt 2012:4Und doch. Bei aller Verzweiflung - beide fühlensich privilegiert, eine Liebe wie die ihre erlebt zu haben.Sie hätten sich keinen anderen Partner ausgesucht,bei allen Schmerzen und Verletzungen, die erbedeutet. Bei Hazel wie bei Gus steht ja nicht das eigeneLeid im Fokus ihres Denkens und Fühlens, sonderndas Leid derjenigen, die sie lieben, der Eltern, dieihr Leben ganz und gar ihren kranken Kindern widmen.Ich bin eine Bombe, sagt Hazel an einer Stelle,weil ich nichts dagegen machen kann, dass ich euchmit ins Unglück reiße.Es ist die gelungene Parallelität von Tragik undKomik, die John Greens Romane generell auszeichnet,sein Feingefühl, mit dem er Gefühl von Gefühlsduseleiund Witz von Klamauk zu trennen vermag. InAmerika ist Green so etwas wie ein Star, The Fault inOur Stars war schon vor Erscheinen ein Bestseller, führtemonatelang die Jugendbuchliste der New York Timesan. Es wäre zu wünschen, dass dem Buch hier inÖsterreich ein ähnliches Schicksal beschieden ist - undwenn nicht, ist es sicher nicht die Schuld der Sterne.|karin haller|Green, John:Das Schicksal ist ein mieser Verräter/ John Green. Aus dem Engl. von Sophie Zeitz- München : Hanser, 2012.- 285 S. : graph. Darst.Einheitssacht.: The fault in our stars ISBN 978-3-446-24009-4kart. : EUR 17,40buch des monatsnovember 2012jon klassenwo ist mein hut?Da steht er, der große braune Bär. Mit dunklen Augenund hängenden Schultern blickt er dem Betrachterdes Bilderbuches von einer fast leeren, eierschalenfarbenenSeite entgegen: Mein Hut ist weg. Ich will ihn zurück.So seine karge Verlautbarung, in deren Anschlusser sich ohne weitere Umschweife auf die Suche macht.Hast du meinen Hut gesehen?, fragt er die Tiere, dieihm begegnen. Doch weder Fuchs, Frosch, Kaninchen,Schildkröte, Schlange oder Maulwurf liefern ihmsachdienliche Hinweise zum Verbleib der geliebtenKopfbedeckung.Wo ist mein Hut? Abdruck mit freundlicher Genehmigung des NordSüd-VerlagesDer Bär ist am Boden zerstört. Seinen Blick undden dicken Bauch in Richtung Himmel gewendet,liegt er im Gras und trauert. So findet ihn ein Hirsch:Was ist los?, fragt der den Bären. Und als dieser denverschwundenen Hut beschreibt, fällt es ihm mit einemMal wie Schuppen von den Augen: Ich habe meinenHut gesehen. Und tatsächlich: Denkt oder blättertman zurück, erkennt man, dass eines der befragtenTiere eine dreiste Falschaussage gemacht hat. Dennwährend es beteuert: Ich habe ihn nicht gesehen. Ichhabe überhaupt keine Hüte gesehen. Ich stehle dochkeinen Hut, trägt es den spitzen roten Bären-Hut mittenauf seinem Kopf. So ein Schlawiner! Der Bär siehtRot - und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn dieSeite der Erkenntnis ist ganz in feuriges Rot getaucht.Also nichts wie los und den Hut zurückerobern, kostees was es wolle. Denn so viel steht fest: Der Bär liebtseinen Hut über alles.Die Geschichte vom verlorenen und wiedergefundenenHut lebt vom hintergründigen und perfidenHumor, den Jon Klassen ihr - auch mittels der spielerischund unerwartet variierten Wiederholungen - einschreibt.Text und Bilder sind minimalistisch, entfaltenjedoch gerade deshalb einen unnachahmlich bestechendenCharme: Ein beige-gelber Hintergrund undein paar Grashalme bilden die Kulisse, in der sich die


kinder und jugend : literatur5Ton in Ton gehaltenen Tierfiguren bewegen. DiesesBilderbuch ist ein großartiger Beweis dafür, dass wenigermanchmal einfach mehr ist.|marlene zöhrer| für 1001 und 1 BuchKlassen, Jon:Wo ist mein Hut?/ Jon Klassen. Aus dem Engl. von Thomas Bodmer.- Zürich : NordSüd-Verl., 2012.- [20] Bl. : überw. Ill.Einheitssacht.: I want my hat back ISBN 978-3-314-10117-5fest geb. : EUR 15,40buch des monatsdezember 2012annette langenunsere eigeneweihnachtsgeschichteMia weiß genau, wie es Weihnachten gewesen ist.Denn wenn es draußen früh dunkel wird, spielt sieganz oft die Maria. Und ihr kleiner Bruder Jona mussdann immer der Josef sein. Mia und Jona ziehen einenschwer mit Holzbrettern beladenen Schlitten hintersich her. Zu sehen sind zwei winzige Figuren, unterwegsauf einer weitläufigen, grau-schwarzen, an einebeschneite Berglandschaft erinnernden Fläche. DieBretter fungieren als Requisiten des Fantasie-Krippenspielesder beiden Kinder. Erst werden sie zu Herbergenaufgestellt, wenig später baut Jona daraus einenBretterstall, der Schlitten wird zum Dach. SämtlicheSchafe, Füchse, Elche und einige Plüschtiere, die fastwie zufällig die Bildflächen bevölkern, werden kurzerhandzu Herbergsbesitzern umfunktioniert.Im Spiel erleben die Kinder die Weihnachtsgeschichtewieder und wieder neu. Annette Langen, bekanntals Autorin der Geschichten rund um den HasenFelix, erzählt in einer klaren, einfachen Sprache, dievon den Spiel-Dialogen der beiden Kinder dominiertwird. Marije Tolman taucht die Schneelandschaftenin außergewöhnliche Farb- und Lichtverhältnisse. Wieschon im für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiertenBilderbuch Das Baumhaus hebt sie die langsamen,aber zielstrebigen Bewegungen der Figurenhervor.Jona ist inmitten des Spieles manchmal etwas ratlos,er weiß nicht so recht, was als nächstes passierenwird. Und was jetzt, Mia, flüstert er. Ich bin doch dieMaria, sagt Mia leise. Gott sei Dank weiß Mia bestensBescheid, wie es an Weihnachten genau gewesenist. Josef, wir müssen ein Zimmer suchen. Bald wird dasBaby geboren! - Ach ja, sagt der kleine Josef undmacht: Klopf, klopf. Ist hier Platz für uns?, fragt er.|andrea kromoser| für 1001 und 1 BuchUnsere eigene Weihnachtsgeschichte/ Annette Langen. Marije Tolman.- Zürich : NordSüd-Verl., 2012.- [12] Bl. : überw. Ill.ISBN 978-3-314-10101-4fest geb. : EUR 15,40doppel:punkt 2012:4


kinder und jugend : literatur7kröte des monatsdie besondere empfehlung der stubekröte des monatsoktober 2012nina blazonwer kann fürböse träumeDie künstlerische Task Force Grimm legt ihre -natürlich streng geheime - Ermittlungsakte vor.Eingeflossen in das investigative Dossier sind verschiedensteX-Files, mit deren Hilfe die Mythenwelt Grimmerschlossen werden kann. Vergilbte Papiere aus demArchiv jener Geheimloge, als die sich das VerlagskollektivDas Wilde Dutzend gerne inszeniert, werden dabeineben Textvarianten gestellt, die einmal mehrden Versuch wagen, die Geheimnisse der LiteraturundKulturgeschichte in die moderne Welt zu bringen.Kernstück der Zusammenstellung sind 15 Märchen,für die jeweils eines der vor 200 Jahren erstmalserschienenen Kinder- und Hausmärchen die Textreferenzbildet. Die LeserInnen werden damit auf detektivischeSpuren geführt; denn nicht immer ist gleichoffensichtlich, welches der 200 Volksmärchen den erzählerischenAnlassfall darstellt, paraphrasiert, neu gestaltet,motivisch umgedeutet oder gattungspoetischmodelliert wird.Waren es in den 1970er und 1980er Jahren v. a.Parodien, sprachliche Überformungen und der Transferder Märchen in den zeitgenössischen Alltag (samtpolitischer Implikation), die eine damals moderneMärchenbearbeitungstradition bestimmt haben (mandenke zum Beispiel an die von Hans-Jochen Gelbergherausgegebene Anthologie Neues vom Rumpelstilzchen),so sind es nun zuallererst Motive und Figuren,die literarisch neu befragt werden. Dabei spielt implizitauch die poetologische Ebene des Märchens eineentscheidende Rolle, denn: Was muss an Markierungenerhalten bleiben, um von einem Märchen sprechenzu können? Doch was wäre die detektivische Herausforderungeiner (literaturwissenschaftlichen) Investigationohne all jene kleinen Indizien, hier in der Formeingestreuter Aktennotizen und Beiblätter zur Vielfaltdes Figuren- und Motivarsenals der Grimm-Märchenebenso wie zu deren Entstehungsgeschichte, die eineVielfalt an Querverbindungen zwischen den Märchenund deren gehaltlicher Neugestaltung ermöglichen.Der dieserart entstehende Ateliercharakter desBuches wird verstärkt durch dessen illustratorischeGestaltung: Den AutorInnen, die Erfahrungen mit Einödenund den Träumen von Feen haben oder zumindestverdammt gute Buletten machen können, werdenjeweils ein Illustrator oder eine Illustratorin zur Seitegestellt, die deren literarische Um- und Ausdeutungennochmals grafisch und zeichnerisch interpretieren.Weiß wie Schnee (na gut, vergilbt wie sehr altes Papier),rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz bleibtdabei die Farbgebung, sodass der historisierendbibliophileCharakter der Aktensammlung durch eineVielzahl an künstlerischen Techniken gebrochen wird,die die Grenzen der Buchillustration zu Werbegrafik,Karikatur oder Comic ausloten.Im Sinne einer Anthologie sind nicht alle Textegleichermaßen zugänglich und der eine oder anderemacht das Geheimnis um sich selbst durchaus zumErzählprinzip. Doch wenn zum Beispiel Tamara Bachdas Märchen vom Fundevogel dazu nutzt, eine stetsan der Kippe zwischen dem Realen und der Imaginationstehende Kindwelt erzählerisch nachzuzeichnenund damit einen handfesten Kriminalfall schafft, oderAnja Schneider das Spiegelmotiv nutzt, um Schneewittchenaus der Sicht der Stiefmutter auf eine ganzfalsche Fährte zu führen, dann haben diese Grimm-Akten alle (guten) Wünsche und (bösen) Träume passionierterMärchenermittlerInnen erfüllt.|heidi lexe|Wer kann für böse Träume : the Secret Grimm Files/ Angelika Klüssendorf ... Ill. Sonja Puschmann ...- Berlin : Das Wilde Dutzend, 2012.- 224 S. : Ill.ISBN 978-3-9815252-0-5fest geb. : EUR 18,90doppel:punkt 2012:4


8kinder und jugend : literaturdoppel:punkt 2012:4vielfältige Zauber des Lebens. Dabei wird jede Doppelseitevon spezifischen Farbtönen dominiert undpräsentiert sich als eigenständiges kleines Kunstwerk.Es kommen darin die unterschiedlichsten Technikenpassend zu den individuellen Tierwelten zum Einsatz:Neben Kartoffeldruck für die Federn der Hühner undAquarell bzw. Spritztechnik für die Flamingos spieltdie Collagentechnik mit unterschiedlichen Papiermaterialienauch immer wieder eine Rolle. Die originellenUmsetzungen der tierischen Lebensräume lassenin ihren Kompositionen viel Platz für kleine Detailsund Andeutungen und spielen dabei immer wiedermit der Zahlensymbolik - es gibt eben viel zu entdeckenin dieser beinahe synästhetischen Version desaltbewährten Einmaleins! Für die praktische Arbeit inBibliothek, Familie und anderen Kontexten sind unterwww.buchstart.at bereits Bilderbuchkino und Kamishibaizum Buch und nicht zuletzt die Vorlage für MioMaus als Fingerpuppe erhältlich.|elisabeth von leon|Das kleine Farben-Einmaleins/ Reinhard Ehgartner. Helga Bansch.- Wien : Wiener Dom-Verl., 2012.- [16] Bl. : überw. Ill.ISBN 978-3-85351-240-1fest geb. : EUR 12,90kröte des monatsdezember 2012benjamin lacombedas elfen-bestimmungsbuchDie Weihnachtseinkäufe in der Wiener City könnenheuer nicht nur unter den gewohnt prunkvollen Lussternam Graben stattfinden, sondern diesmal auchmit besonderer kinderliterarischer Relevanz: Als ersterKünstler gestaltete der französische Illustrator BenjaminLacombe für das neu renovierte Kaufhaus Stefflin der Kärtnerstraße Schaufenster und Innendekoration.Wer beim Betrachten der gleichermaßen niedlichenwie unheimlichen Tiere in einer Winterland-kröte des monatsnovember 2012reinhard ehgartnerdas kleinefarben-einmaleinsRund um das Erfolgsprojekt Buchstart wurden vomÖsterreichischen BibliotheksWerk in engem Austauschmit Fachstellen, Partnereinrichtungen und Bibliothekenbereits zahlreiche Materialien und Angebote erarbeitet.Nun ist mit Das kleine Farben-Einmaleins daserste Buchstart-Bilderbuch erschienen, das sich in seinerThemenvielfalt ganz der Projektidee entsprechendals langjähriger Begleiter im Kinder-Lese-Leben eignet.Dafür sorgt zunächst einmal die vielschichtig verwendeteSprache: Der fließende Sprachrhythmus regtgemeinsam mit den zugänglichen Reimen und fremdenwie vertrauten Wörtern zum Mitsprechen, Nachfragenund zum eigenständigen Spiel mit der Sprachean. Das im Mittelpunkt stehende Kind bleibt fast geschlechtslos,1 mal Weiß, und lässt vielleicht gerade dadurchein hohes Identifikationspotential für Mädchenund Buben zu; es beginnt das Buch mit seinem erstenSchritt aus dem Bett. Es ist früh am Morgen, überall liegenBücher verstreut und wer genau hinsieht, erkenntbereits erste Verweise auf die nachfolgenden Seiten …Gemeinsam mit der Maus Mio erkundet das Kind,mal versteckt, mal offensichtlich im Vordergrund, aufden nachfolgenden Seiten immer wieder neue Lebensräume:zwei Löwen, drei Frösche, vier Flamingos, fünfKatzen und sechs Hühner präsentieren in einschlägigenFarbkonzepten ihre Heimat und zentralen tierischenEigenschaften - so schreitet dann beispielsweiseder Löwe voran, wie es nur ein König kann. Am Endetreffen alle unterwegs - im wahrsten Sinne des Wortes- aufgelesenen Tiere gemeinsam mit dem Kind wiederim Kinderzimmer ein und machen sich auf eineneue (imaginierte) Reise: Fliegend auf Geschichtenseitendurch die luftige Nacht zu reiten.Das Buch lebt aber nicht nur vom sprachlich vielschichtigeingesetzten Reiz, sondern auch von denkomplexen Illustrationen Helga Banschs. In wunderschönenleicht zugänglichen, aber dennoch tiefgründigenBildern entfaltet sich von Seite zu Seite der


kinder und jugend : literatur9steht dabei in interessantem Kontrast zu den überbordendenBildwelten, die die scheuen Wesen porträtieren.Während Bogdanowitsch diese zunächst skrupelloszerstört, um sie zu erforschen, erhöht er sieschließlich als zu schützende Lebewesen und weigertsich, weiterhin Berichte über seine Forschungen anRasputin zu liefern.doppel:punkt 2012:4Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlagshauses Jacoby & Stuartschaft auf den Geschmack kommt, dem sei BenjaminLacombes jüngstes auf Deutsch erschienenes Buch ansHerz gelegt. Die erneute Zusammenarbeit mit AutorSébastien Perez ist wie bereits bei Lisbeth und das Erbeder Hexen an der Grenze zwischen Fiktion und Dokumentationangesiedelt und mit enormem Aufwand inder Buchgestaltung umgesetzt. Handschriftliche Tagebucheinträge,Briefe, Forschungsnotizen und Zeichnungenbilden ein fiktionales Album rund um denrussischen Naturwissenschaftler Alexander Bogdanowitsch,der 1914 von Rasputin persönlich nach Frankreichentsandt wird, um ein Unsterblichkeitselixier zuentwickeln.Was er in den Wäldern von Brocéliande in der Bretagnefindet, ist jedoch von noch viel größerem Wert:Denn nach und nach zeigt sich, dass jede Pflanze desWaldes von einer unbekannten Art bewohnt ist. DieseWesen versteht der überwältigte Bogdanowitsch erstnach und nach zu kategorisieren: Pilularia animans,kleine amphibische Wesen, die in Pillenfarn leben, Arumaanimans, lebende Beeren oder Hellebora, die anmutigzwischen Grünem Nieswurz tanzen. Diese Wesensind ganz typisch für Lacombe grenzwertig angelegt:Während es ja in der Biologie eine ganz klareUnterscheidung zwischen Pflanze, Tier, Mensch gibt,wird diese hier auf faszinierende Weise aufgehoben,weil ihre Existenz stets zwischen Pflanze, Tier, Menschund Elfe changiert. Das akribische Zeichnen der Botanikund exakte Abbilden von Pflanzen und LebewesenSo lässt sich das Buch auch als Parabel auf die Fragenach der Ethik in der Wissenschaft lesen. Gleichzeitigist es eine Geschichte des zunehmenden Wahnsinns:Schließlich wird uns die magische Welt der Wäldervon Brocéliande nur aus der Perspektive von Bogdanowitschgeschildert. Ganz im Sinne des Konzepts desunzuverlässigen Erzählers bleibt letztlich offen, ob diein Bild und Text dargestellten Wesen nun real sindoder lediglich seiner übersteigerten Fantasie entspringen.Das Verwischen der Grenzen zeigt sich schließlichauch im Verbleib des auf der Bildebene zunehmendzurücktretenden Wissenschaftlers, der schließlich zumTeil der magischen Welt wird und nicht mehr in dieZivilisation zurückkehrt.|christina ulm : kathrin wexberg|Das Elfen-Bestimmungsbuch/ Texte von Benjamin Lacombe & Sébastien Perez. Ill. vonBenjamin Lacombe. [Aus dem Franz. von Edmund Jacoby].- Berlin : Jacoby & Stuart, 2012.- [32] Bl. : überw. Ill.Einheitssachtitel L' herbier des fées ISBN 978-3-941787-84-1fest geb. : EUR 36,-


10literatur : wissenschaftdoppel:punkt 2012:4eine geistige archäologie des gemeinsamenislamische mystik im œuvre barbara frischmuths : ein gespräch|dopu| Herr Dr.Tabaalite, Sie sindMarokkaner, bekennenderMuslimund leben schonlänger in Graz, woSie 2012 Ihr Studiummit einer Arbeitüber IslamischeMystik beiBarbara Frischmuthabgeschlossen haben.Wie sind Sieauf dieses Themagekommen?|D.T.| Im Zuge meines Germanistikstudiums in Grazhat mich Frau Univ.-Prof. in Ingrid Spörk auf das BuchVergiss Ägypten von Barbara Frischmuth aufmerksamgemacht. Ich habe es dann gelesen und mir gedacht,dass es sehr viel hergeben kann, wenn man es aus einerislamischen Perspektive beleuchtet. Und als gebürtigerMarokkaner habe ich mich ganz besonders fürdie Thematik der geistigen Archäologie des Gemeinsameninteressiert.|dopu| In dem Buch Vergiss Ägypten wird die ausÖsterreich stammende Valerie von ihrer FreundinLamis aufgefordert: Vergiss Ägypten, wenn du etwasüber Ägypten schreiben willst, denk lieber an Ägypter.Sie meint die unbekannte Vielfalt von orientalischenLebensentwürfen, der man von Alexandria bis Luxorbegegnet. Worum geht es da bei Barbara Frischmuth?|D.T.| Es geht um diese zwei Personen. Valerie istagnostische Österreicherin, Lamis Ägypterin und Muslimin.Sie stehen symbolhaft für westliche bzw. islamischeKultur. Valerie erwidert einen Besuch von Lamis,die seinerzeit in Österreich studiert hat. Sie sollenmiteinander ins Gespräch kommen, um zu zeigen,dass es keine Alternative dazu gibt, miteinander zureden und sich auszutauschen. So lernen sie zunehmendvoneinander.Sie machen sich auf die Reise durch das Land. ImReisen thematisiert sich die islamische Mystik. Ortswechselbedeutet immer das Kennenlernen neuer Perspektiven,es heißt aber auch, sich selber - und denanderen - besser kennen zu lernen. Dies ist gleichzusetzenmit neuen Zugängen zu Unbekanntem und zuneuen Kulturen. Reisen bildet, würde man heute sagen.Infos über Medien und Bücher bleiben häufig in Klischeesstecken, man muss sich selbst ein Bild machen.Und Barbara Frischmuth zeigt in diesem Buchnoch etwas sehr Wichtiges: Kulturen und Religionenkönnen nicht wirklich miteinander reden, nur dieMenschen können miteinander reden, daher hilft nichtder Dialog der Religionen. Frischmuth versucht diesenPerspektivwechsel, Unterschiede und Gemeinsamkeitenzu sehen, aber im Vordergrund stehen die gemeinsamenWurzeln. Sie setzt genau hier an und bezeichnetes als das Konzept einer geistigen Archäologie desGemeinsamen.|dopu| Was können wir uns unter dieser geistigenArchäologie vorstellen?|D.T.| Frischmuth geht es darum, Schicht für Schichtdie Gemeinsamkeiten freizulegen und bis zu den vorchristlichenund vorislamischen Wurzeln vorzudringen.Da liegt es auf der Hand, dass sie bis ins alte Ägyptengelangt, das nicht umsonst als Mutter der Welt, alsWiege der Zivilisation bezeichnet wird. Und deshalbspielt der Roman ganz bewusst in Ägypten.|dopu| Wo sind hierbei Verbindungen zu unsererwestlichen Welt zu sehen?|D.T.| Ägypten ist die erste schriftlich dokumentierteZivilisation der Welt. Aus den Hieroglyphen entstanddie Schrift. Frischmuth bringt im Roman Vergiss Ägyptendiese Universalsicht herein: Ägypten als Ausgangspunktfür die Entwicklung der Welt. Das ist sehr wichtig.Sie zeigt es an den folgenden Beispielen: Echnatonwar der Erste, der einen Monotheismus anstrebte,wie er Judentum, Christentum und Islam eigen ist.Alle drei Weltreligionen bekennen sich bis heute dazu.


literatur : wissenschaft11Im alten Ägypten gab es eine Lachkultur. Die geht- wie Frischmuth recherchiert hat - auf die Ramessidenzeitzurück. Daraus entstand das in der frühensufischen Dichtung bekannte Bild der Schattenspiele.Ein Musterbeispiel dieser Kunstpoesie ist der ägyptischeMystiker Ibn al-Farid (gest. 1235). Um die Erfahrungendes/ der auf dem Pfade Suchenden anzudeuten,verwendet er dieses Schattenspielbild. Dahintersteht hier die Anspielung auf die Frage, ob nicht Gottder große Puppenspieler sei, der alles an unsichtbarenFäden hält. Denn das, was man sieht, ist letztendlichdas Werk des Einen.|dopu| An welchen - konkreten - Beispielen lässt sichdas Gemeinsame festmachen bzw. darstellen?|D.T.| Es gibt die uns allen bekannten Figuren Kasperlund Krokodil. Sie haben ihren Ursprung nicht in Europa,sondern eben in Ägypten. Man braucht sich nurzu fragen: Gab es bei uns Krokodile? - natürlich heißtdie Antwort: nein. Wenn man weiter forscht, dannkommt man drauf, dass es mit dem Nil, also mitÄgypten zu tun hat.Ein zweites Beispiel sind die sogenannten Maulids,das sind Geburtstagsfeste von Sufi-Heiligen. Aber auchdiese Feste haben einen vorislamischen, also einenägyptischen Ursprung, wobei es bereits Brauch war,Feste für die Götter zu feiern. Denn laut dem ÄgyptologenJan Assmann begründeten die Feste die sozialeIdentität der alten Ägypter. Man fühlte sich in ersterLinie einem Ort und dessen Gott zugehörig. Diesefundamentale Zugehörigkeitsstruktur fand ihren Ausdruckin den großen lokalen Prozessionsfesten.Das Zelebrieren der Heiligenfeste ist nicht nur einwichtiger Bestandteil des mystischen Islam, sondernauch des christlichen Mönchtums. Es gibt Feste, andenen Muslime und Kopten gemeinsam teilnehmen, undsolche, die als koptische gelten, wie der Maulid von MariGirgis - so heißt der heilige Georg auf Koptisch -, der südlichvon Luxor am Westufer des Nils stattfindet.Es geht also um die Kultur der Feste, des Feierns.Beim Feiern werden Grenzen abgebaut, es gibt einegemeinsame Sprache, die Menschen verbindet, ohneVorurteile. Für Barbara Frischmuth sind das wichtigeElemente, um das Gemeinsame hervorzuheben. DasProblem ist allerdings, dass davon nur sehr wenigeMenschen Kenntnis haben. Barbara Frischmuth ist esalso ein Anliegen, das Wissen über solche Ursprüngeund Gemeinsamkeiten zu verbreiten.|dopu| Gibt es eine wechselseitige kulturelle Bereicherungdurch das Andere?|D.T.| Ja natürlich. Auch wir Muslime müssen an allePropheten und die offenbarten heiligen Schriften glauben,sonst können wir keine Muslime sein. Der Korananerkennt auch die Thora, die Psalmen, die Evangelien.Und natürlich spielen Jesus und Maria im Koran einesehr große Rolle, allerdings in anderer Auslegung. Übrigensdie Sure 19 trägt den Namen Maria (Arabisch:Mariam). Erwähnt sei hier auch, dass der Name Jesus(Arabisch: Isa) im Koran öfter (25 Mal) als der NameMohammed (vier Mal) vorkommt.|dopu| Wie könnten Bibliotheken von Ihrem Wissenprofitieren?|D.T.| Ich stehe für Veranstaltungen gerne zur Verfügung,referiere gerne über Vergiss Ägypten und natürlichmein Buch. Ich freue mich, wenn Bibliothekenmit mir Kontakt aufnehmen. Ich will damit gerne einenaktiven Beitrag zum besseren Miteinander leistenund vor allem im Sinne der geistigen Archäologie desGemeinsamen wirken.|dopu| Herzlichen Dank für das Gespräch!Das Interview mit Dr. Driss Tabaalite führte für dendoppel:punkt Dr. Heinrich Klingenberg.LITERATURHINWEISEFrischmuth, Barbara (2008): Vergiss Ägypten. Ein Reiseroman.Berlin: Aufbau-Verl.Tabaalite, Driss (2012): Islamische Mystik bei Barbara Frischmuth.Untersuchungen zum Konzept einer ‚geistigen Archäologiedes Gemeinsamen‘. (Schriften zur KulturwissenschaftBand 90). Hamburg: Kovac.|info|Dr. Driss TabaaliteT: 0650/ 49 80 514E: drisstabaalite@yahoo.frdoppel:punkt 2012:4


12literatur : institutionendoppel:punkt 2012:4österreichisches kabarettarchivdas dokumentationszentrum für österreichisches kabarettEröffnung des Österreichischen Kabarettarchivs im Dachgeschoß des Literaturhauses Graz,Juni 2012: v. l.: SR Michael Grossmann, LR Kristina Edlinger-Ploder, LR Christian Buchmann,Hans Veigl (ÖKA), Iris Fink (ÖKA), BM Siegfried Nagl, Clemens Maria Schreiner (Moderation)Das Österreichische Kabarettarchiv (ÖKA) ist nunwieder in Graz angesiedelt. In der Elisabethstraße30, im Dachgeschoß des Grazer Literaturhauses.Warum, so werden Sie sich vielleicht fragen,ist das Österreichische Kabarettarchiv in Grazund nicht in Wien?In Wien gab es schon im vorigen Jahrhundert mehrereAnläufe aus unterschiedlichsten Richtungen einesolche Institution zu etablieren. Allerdings ohne Erfolg.Und so wurde das ÖKA mit Hilfe der Stadt Grazin Graz gegründet, denn die Landeshauptstadt hatauch eine lange und sehr lebendige Kabaretttradition.Seit 1945 ist hier eine vielfältige Kleinkunstszenenachweisbar (davor gibt es ausschließlich in Wiennamhafte KabarettistInnen und Kabarettbühnen) undGraz hat mit Hin & Wider im Theatercafé auch diewichtigste Kabarettnachwuchs- und Kleinkunstbühneaußerhalb Wiens.Was, so werden Sie sich vielleicht weiterfragen, tut ein Kabarettarchiv?Das Österreichische Kabarettarchiv, das sich der systematischenund fortlaufenden Dokumentation vonKabarett und Kleinkunst widmet unddamit auch wesentliche Zeugnisse vonösterreichischer Identität in seinen Beständenversammelt, bietet als einzigesSpezialarchiv und Dokumentationszentrum,das sowohl für die interessierte Öffentlichkeitwie für die wissenschaftlicheForschung gleichermaßen zugänglich ist,eine Fachbibliothek, eine Audio- & Videothek,Sammlungen von Texten, Autographen,Chansons, Noten, Programmheften,Fotos, Plakaten, dokumentarische Vor- undNachlässe sowie eine umfangreiche Zeitungsdokumentationmit verschiedenstenPresseartikeln zu Spielstätten, Personen,Gruppen, Agenturen, Preisen, Festivals undMedien - beginnend 1901, mit dem Geburtstagdes österreichischen Kabaretts. Anfragen, vorOrt oder übers Internet, werden unbürokratisch undrasch beantwortet. Daneben gestaltet das ÖKA ausseinen Beständen Ausstellungen und Publikationen,Symposien sind geplant.Zur Geschichte des ÖKA - ein kurzer AbrissIm Jahr 2000 nahm das einzige Kabarettarchiv Österreichs(in Deutschland und der Schweiz gibt es ähnlicheInstitution seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts),dessen Rechtsträger ein Verein ist, in derGrazer Annenstraße seinen Betrieb auf. Zuerst warendas ausschließlich Bestandsaufbau und Auslotung vonKooperationsmöglichkeiten. Die Bestände wuchsen imLaufe der Zeit wie auch die Zahl der BenutzerInnen, dieallgemeines oder wissenschaftliches Interesse zeigten.Im Jahr 2004 kam dann die überraschende Streichungder Förderungen durch die Stadt Graz, demHauptfinancier des ÖKA bis dahin. Nach langem Suchenund Zittern bot die südoststeirische MarktgemeindeStraden dem ÖKA eine neue Wirkungsstätte.Nicht nur das Archiv konnte untergebracht werden,auch ein Ausstellungsraum - öffentlichkeitswirksam ander Tourismusroute zwischen den Kirchen gelegen -


literatur : institutionen13wurde dem ÖKA zur Verfügung gestellt. Neun Ausstellungenwurden mit großem Erfolg in den Sommermonatenin Straden gezeigt; hernach gingen dieAusstellungen auf Wanderschaft - nach Graz, Salzburg,Mainz oder Bernburg an der Saale (D). Eine Ausstellungwurde in Kooperation mit dem österreichischenKulturforum Budapest sogar zweisprachig für die ungarischeHauptstadt gestaltet. Trotz der keineswegszentralen Lage Stradens konnte das ÖKA immer mehrAusstellungsbesucherInnen sowie Archiv-BenutzerInnenund ForscherInnen vor Ort begrüßen.Im Jahr 2009 beschloss der Gemeinderat, die ÖKA-Räumlichkeiten einer anderen Verwendung zuzuführen,und somit stand das ÖKA wieder auf der Straße.Im letzten Moment kam 2010 - vor den Landtagswahlen- das Angebot des Landes <strong>Steiermark</strong>, dasÖKA könne vorübergehend in das Ausweichquartierdes Universalmuseums Joanneum am Grazer Opernringziehen - nach der Wahl wolle man für eine nachhaltigeAbsicherung sorgen. Im Dezember 2011 kamdann endlich die Rettung für das ÖKA: Die ArchivundArbeitsräume werden von der Karl-Franzens-UniversitätGraz für das ÖKA angemietet; das Basisbudgetergibt sich aus Förderungen der Wissenschaftsressortsvon Stadt Graz und Land <strong>Steiermark</strong> sowie derKulturabteilung des Landes <strong>Steiermark</strong>. Der Bund, sowohldas Bundesministerium für Unterricht, Kunst undKultur (bm:ukk) als auch das Bundesministerium fürWissenschaft und Forschung lehnen eine Förderungder Grundstruktur seit Bestehen des ÖKA kategorischab. Das bm:ukk will aber auch weiterhin Projekte fördern.Der Großteil des Gesamtbudgets geht verständlicherweisein den personalintensiven kontinuierlichenBetrieb, der bei einem österreichweiten Dokumentationszentrumeinerseits laufende Sammlungstätigkeit,Katalogisierung und Erschließung der Bestände sowieandererseits Anfragebeantwortung und BenutzerInnenbetreuungvorsieht.nutzen und nutzung des ökaNatürlich werden die ÖKA-Bestände auch weiterhin einergrößeren Öffentlichkeit durch Projekte wie grenzüberschreitendeAusstellungen und Publikationen zugänglichgemacht. Die nächste Ausstellung, die imFrühjahr 2013 präsentiert werden wird, wird unterdem Titel Mit Goethe im Nachtcabaret eine über denKleinkünstler, Schauspieler und Kulturhistoriker EgonFriedell sein. Die nächsten Publikationen werden einerseitsder erste Band einer Kulturgeschichte desösterreichischen Kabaretts unter dem Titel Lachen imKeller. Kabarett und Kleinkunst in Wien 1900 bis 1945von Hans Veigl sein, der ebenfalls im Frühjahr 2013erscheinen wird. Die zweite Publikation, die noch imDezember 2012 herauskommen wird und den Titelverbannt, verbrannt, vergessen und verkannt trägt, istjenen KabarettistInnen und KleinkünstlerInnen gewidmet,die durch das NS-Regime verfolgt wurden. In626 Kurzbiographien wurde versucht, neben Lebensdatenauch Verfolgungs- und, im besten Falle, Exilwegeaufzuzeichnen. Die Recherchen dazu gestaltetensich oftmals mühevoll, blieb doch von den Verfolgtenin der österreichischen Erinnerungskultur wenig übrig.Die Biographien wurden durch die wesentlichen Exilbühnenin verschiedenen Ländern wie auch das Kabarettgeschehenin ausgewählten Konzentrationslagernkontextualisiert.Das Österreichische Kabarettarchiv ist nunmehrauf rund 50 m 2 untergebracht. Dies bedingt auch,dass eine vorherige Anmeldung zur Benutzung notwendigist, denn mehr als zwei BenutzerInnen gleichzeitigsind aus Platzgründen leider nicht möglich. DieÖffnungszeiten für die Benutzung sind durchaus individuellvereinbar. Ein Manko ist vielleicht der Zugang,der nicht barrierefrei ist, sprich: Das ÖKA ist ausschließlichüber das Treppenhaus erreichbar.|iris fink||info|Österreichisches KabarettarchivElisabethstraße 30/ Dachgeschoss, 8010 GrazT, F: 0316/ 83 50 74E: kabarettarchiv@aon.atW: www.kabarettarchiv.atdoppel:punkt 2012:4


14doppel:punkt 2012:4


literatur : kalendarium15literaturkalender01. quartal 2013jännerdoppel:punkt 2012:402|gerhard amanshauser|österreichischer Schriftsteller10|giuseppe ungaretti|italienischer Lyriker1928 - 20061888 - 1970Als Barbar im PraterDie Heiterkeit16|reinhard jirgl|deutscher Schriftsteller13|f. c. delius|deutscher Schriftsteller19531943Die UnvollendetenAls die Bücher noch geholfen haben22|wilhelm genazino|deutscher Schriftsteller23|ljudmila ulitzkaja|russische Schriftstellerin19431943Wenn wir Tiere wärenDas grüne Zelt25|alessandro baricco|italienischer Schriftsteller291958Novecento|johann gottfried seume|deutscher Dichter1763 - 1810märz03|josef winkler|österreichischer Schriftsteller1953Kalkutta31Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802|norman mailer|US-amerikanischer Schriftsteller1923 - 200707|saša stanišic|deutsch-bosnischer Schriftsteller1978Wie der Soldat das Grammofon repariertDie Nackten und die Toten09|frank wedekind|deutscher Dramatiker1864 - 1918februarDie Büchse der Pandora01|muriel spark|schottische Schriftstellerin11|käthe recheis|österreichische Jugendbuchautorin1918 - 20061928Der letzte SchliffDas Lächeln der Mondfee04|werner schwab|österreichischer Dramatiker19|philip roth|US-amerikanischer Schriftsteller1958 - 19941933Die PräsidentinnenNemesis06|felix mitterer|österreichischer Dramatiker29|marliese arold|deutsche Jugendbuchautorin19481958Du bleibst bei mirLove-Crash


16bibliotheks : landschaftendoppel:punkt 2012:4internationale jugendbibliothek münchenein zentrum für kinder- und jugendliteratur aus aller weltdemokratische Werte vermitteln undRespekt vor dem Fremden und Neugierdeauf das Andere fördern.Diese Idee des interkulturellen Dialogsmit Kinderbüchern bestimmt bisheute die Arbeit der Bibliothek. Somitgeht es hier nicht nur um den Bestandsaufbau,auch der Vermittlungsgedankenimmt sehr viel Raum ein.Dabei richtet sich das Vermittlungsangebotnicht nur an Kinder und Jugendliche,sondern auch an ErzieherInnen,LehrerInnen und BibliothekarInnenund bezieht VerlegerInnen,Blick ins Michael-Ende-Museum der Internationalen jugendbibliothek, Schloss Blutenburg, München KritikerInnen, AutorInnen, ÜbersetzerInnen,IllustratorInnen ein.geschichte und aufgaben der bibliothekSomit verfolgt die Internationale JugendbibliothekMit einem einmaligen Bestand von historischen sehr unterschiedliche Aufgaben. Sie reichen von derund aktuellen Kinder- und Jugendbüchern aus Sammlung und Erschließung der Kinder- und Jugendliteraturaus möglichst vielen Weltgegenden in den je-aller Welt, einem international ausgerichteten, breitenVeranstaltungsangebot und einem etablierten weiligen Originalsprachen und in Übersetzungen überForschungsprogramm ist die Internationale Jugendbibliothekin München ein wichtiges Zentrum für die liche und Schulklassen bis hin zu Themen- und Einzel-eine breite Veranstaltungspalette für Kinder, Jugend-Sammlung, Bewahrung und Vermittlung von Kinder- ausstellungen, Vorträgen, Autoren- und Illustratorenforenoder der Herausgabe von eigenen Publikations-und Jugendliteratur aus aller Welt. Sie wurde 1949von der jüdischen Journalistin Jella Lepman gegründet,die von der Idee überzeugt war, man könne mit dass Kinder- und Jugendbücher ein unverzichtbarerreihen. Getragen wird dies alles von der Überzeugung,Kinderbüchern Brücken zwischen Menschen, Ländern Teil des kulturellen Lebens einer Gesellschaft, einesund Kulturen bauen.Landes sind, den es zu bewahren, zu dokumentierenDie Internationale Jugendbibliothek ist die älteste und zu vermitteln gilt.Bibliothek für internationale Kinder- und Jugendliteraturüberhaupt. Die Gründerin war 1945 im Auftrag ein bücherschloss zum (er-)forschender amerikanischen Militärregierung als Beraterin für Seit 1983 ist die Internationale Jugendbibliothek, diedie kulturellen und erzieherischen Belange der Frauen ihren ersten Sitz in einer Schwabinger Villa hatte, imund Kinder aus dem englischen Exil nach Deutschlandzurückgekehrt. Schnell erkannte sie es als eine ner Stadtteil Obermenzing untergebracht. Das bau-spätmittelalterlichen Schloss Blutenburg im Münch-dringliche Aufgabe, den in Nationalsozialismus und liche Ensemble hat der Bibliothek den Namen dasKrieg aufgewachsenen Kindern und Jugendlichen in Bücherschloss eingebracht. Der Bestand umfasst derzeitca. 570.000 Kinder- und Jugendbücher in mehrDeutschland Bücher als Anregung für ihre Fantasieund für eine offene Weltsicht zu geben. Kinderbüchersollten Boten für Toleranz und Frieden werden, Bände internationaler Sekundärliteratur sowieals 130 Sprachen aus vier Jahrhunderten, 30.000einige


ibliotheks : landschaften17Autorennachlässe. Jährlich kommen etwa 12.000 Neuerscheinungenhinzu. Die Bücher werden als Präsenzbestandin drei Büchermagazinen in der Blutenburgliteraturmuseen und ausstellungen in wehrtürmen,wehrgängen und unterm schlossdachDie Internationale Jugendbibliothek versteht sich abernicht nur als Forschungsstätte, sondern vermitteltThemen und aktuelle Trends der internationalen Kinder-und Jugendliteratur durch zahlreiche Programme.Ein Herzstück nehmen die Literaturmuseen und Ausstellungenein. Zwei Literaturmuseen zum Leben undWerk Michael Endes und James Krüss’ sowie ein Kabinettfür die Illustratorin Binette Schroeder wurdenin einem Wehrturm und im dafür ausgebauten Dachgeschosseingerichtet. Dort sind neben Erstausgabenund Manuskripten der Autoren auch private Gegenständezu besichtigen.In einem zur Galerie umgebauten Wehrgang werdenwechselnde Ausstellungen zu internationalen Themenoder Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt,während in einem weiteren Museumsbereich unterdem Dach die Jahresausstellungen ihren Platz haben.Diese widmen sich jeweils einem Thema oder literarischenStoff, der sich auch in seiner internationalenVielseitigkeit entwickeln und ausstellen lässt. Dabeikönnen die KuratorInnen aus dem Bücherschatz derBibliothek schöpfen, Historisches und Exotisches, Bekanntesund Unbekanntes zusammentragen und inder Zusammenschau internationaler Ausgaben dieGeschichte, Bedeutung und Wirkung literarischer Stoffevor Augen führen.doppel:punkt 2012:4Jella Lepman gründete die Internationale Jugendbibliothek, die seit 1983ihren Sitz auf Schloss Blutenburg im Münchner Stadtteil Obermenzing hat.und außerhalb aufbewahrt und können im wissenschaftlichenLesesaal für Studienzwecke eingesehenwerden. Hier arbeiten vor allem in- und ausländischeForscherInnen, viele von ihnen als StipendiatInnen,die zu mehrmonatigen Aufenthalten eingeladen werden.Aber auch AutorInnen, ÜbersetzerInnen, VerlagsmitarbeiterInnenund JournalistInnen nutzen die Bibliothekfür ihre Recherchen. An die Spezialbibliothekangegliedert ist eine kleine öffentliche Kinder- undJugendbibliothek, in der 30.000 vor allem aktuelleBücher in 21 Sprachen von Kindern und Jugendlichenausgeliehen werden können.ausstellungen auf wanderschaftViele Ausstellungen werden über einige Jahre alsWanderausstellungen an anderen Orten gezeigt. Siesind vor allem im Ausland gefragt und tragen zur internationalenReputation der Bibliothek bei. Am erfolgreichstenist die mittlerweile in dritter Überarbeitungverfügbare Ausstellung Guten Tag, lieber Feind!Bilderbücher für Frieden und Toleranz, die an mehr als100 Orten gezeigt wurde. Auf großes Interesse stoßenaber auch Wanderausstellungen mit Originalillustrationenetwa zum Werk des brasilianischen IllustratorsRoger Mello oder zur polnischen BilderbuchiIllustrationim Spiegel der Janusz-Korczak-Rezeption.White Ravens-Festival 2012: die britische Autorin Jenny Valentine im Gesprächdas schloss als lesebühneOb auf einer Open-Air-Bühne im Schlosshof, in einemder Veranstaltungssäle im Schloss oder im Malstudio,viele Räume werden mit Lesungen, Workshops, Familienfesten,Fachforen oder Vorträgen bespielt, die eingemischtes Publikum von Jung bis Alt anlocken. Etwa40.000 BesucherInnen verzeichnet die Internationa-


18bibliotheks : landschaftendoppel:punkt 2012:4le Jugendbibliothek im Jahr. Begegnungen mit AutorInnenund IllustratorInnen sorgen für eine lebendigeLiteraturvermittlung. Sie werden zu Ausstellungen,Lesungen und Workshops mit Kindern und Schulklassen,zu Werkstattgesprächen und zu hochrangig besetzteninternationalen Autoren- und Illustratorenforenfür ein Fachpublikum eingeladen. Lesend, erzählendund malend lassen sie Kinder und Erwachsenean ihrer Arbeit und ihren Ideen teilhaben.In diesem Zusammenhang ist besonders auf dasWhite Ravens-Festival für Internationale Kinder- undJugendliteratur hinzuweisen, dass seit 2010 alle zweiJahre in der Blutenburg und an vielen weiteren Ortenin Bayern stattfindet. Das Label White Ravens stehtin der Internationalen Jugendbibliothek für kulturelleVielfalt und literarischen Anspruch. Unter dem NamenWhite Ravens-Katalog veröffentlicht die InternationaleJugendbibliothek einmal im Jahr eine Buchempfehlungslistemit 250 aktuellen Titeln aus 50 Ländern.Zum White Ravens-Festival werden AutorInnen ausdem In- und Ausland eingeladen, darunter namhafteSchriftstellerInnen und DebütantInnen, übersetzteund nicht übersetzte. 7.500 Kinder und Jugendlichebesuchten das letzte White Ravens-Festival im Sommer2012, mehr als 260 Schulklassen nahmen an demsechstägigen Programm teil und bereiteten sich mitvielen kreativen Einfällen auf die Begegnung mit ihremWunschautor/ ihrer Wunschautorin vor.die bibliothek als außerschulischer bildungsortDie Leseförderung und Literaturvermittlung zählt zuden wichtigsten Aufgaben der Bibliothek. Das idyllischeSchloss mit seinem unterirdischen Magazin, denLiteraturmuseen, dem Malstudio, den Wechselausstellungenund dem Schlosshof, auf dem sich Kinderaustoben können, ist ein idealer außerschulischerBildungsort. Ein Team von Literatur- und KunstpädagogInnensowie VerlagslektorInnen bietet kreativeWorkshops und Schreibwerkstätten zu laufenden Ausstellungenfür Schulklassen aller Jahrgangsstufen an.Zudem werden regelmäßig Modellprojekte der Literaturvermittlungentwickelt und erprobt. Die Bandbreitereicht von ganzjährigen Literacy-Programmen für Kindergärtenüber Schreibwerkstätten für Jugendliche, indenen das Schreiben als künstlerischer Verarbeitungsprozessvon Erfahrungen im Mittelpunkt steht, bishin zur Förderung einer literaturkritischen Auseinandersetzungmit der eigenen Jugendlektüre. Junge LeserInnenkönnen nachmittags einen Leseclub besuchen,während sich talentierte jugendliche NachwuchsautorInnenfür eine Schreibwerkstatt bewerben können, inder sie ihre Texte vorstellen und mit einer Verlagslektorinüber Literatur sprechen können.Gegengelesen: SchülerInnen rezensieren Buchempfehlungen der IJB MünchenDie Arbeit der Internationalen Jugendbibliothekstrahlt weit über die Schlossmauern hinaus. Die Bibliothekist ein Ort, den es sich nicht nur wegen deridyllischen Lage, sondern vor allem auch wegen dereinmaligen Bestände zu besuchen lohnt.|tanja leuthe||info|Internationale JugendbibliothekSchloss Blutenburg, D-81247 MünchenT: 0049/ 89/ 89 12 11-30F: 0049/ 89/ 81 17 553E: info@ijb.deW: www.ijb.deÖffnungszeiten:Kinderbibliothek:Mo-Fr, 14.00-18.00 UhrMichael-Ende-Museum:Mi-So, 14.00-17.00 UhrJames-Krüss-Turm:Mo-Do, 10.00-16:00 Uhr; Fr, 10.00-14.30 UhrJahresausstellung/ Binette-Schroeder-Kabinett:Mo-Fr, 10.00-16.00 Uhr; Sa und So, 14.00-17.00 UhrWehrgang-Galerie:Mo-Fr, 10.00 -16.00 Uhr; Sa und So, 14.00-17.00 Uhr


erwachsenen : bildung1910 jahre bildungsnetzwerk steiermarkim zeichen lebensbegleitenden lernensdoppel:punkt 2012:4V. l.: Ing. in Andrea Hartleben, DSA Stefan Csacsinovits, Mag. a Susanne Zierer, Mag. a Astrid Taurer,Mag. Willi Almer, Manuela Burger, Mag. a Manuela Gössman. Nicht am Bild: Mag. a Marlene Aichholzer-Paarexpertise & entwicklungsarbeitBeauftragt vom Land <strong>Steiermark</strong>, ist es Aufgabeund Ziel des Bildungsnetzwerkes, als Koordinationsstelleder steirischen ErwachsenenbildungseinrichtungenLebensbegleitendes Lernen zu ermöglichenbzw. zu fördern. Transparenz über vorhandene Angeboteherzustellen und dort initiativ zu werden, wo sichEntwicklungsfelder zeigen und neue Themen auftun,das sind zentrale Leitideen im Bildungsnetzwerk, soGeschäftsführerin Mag. a Grete Dorner. Zu den Aufgabendes Bildungsnetzwerkes gehören zum einen alsoAngebote für Bildungseinrichtungen wie z. B. das Initiierenund Durchführen von institutionsübergreifendenInnovationsprojekten, die Qualitätsentwicklung inder Erwachsenenbildung, Austausch und Vernetzungauf regionaler, nationaler und internationaler Ebenesowie Beratung für Einrichtungen und öffentliche Stellen.Zum anderen gibt es auch Beratungsleistungen,die sich direkt an die steirische Bevölkerung richten.kostenlose bildungs- undberufsberatung steiermarkweitDieses Angebot für alle erwachsenen SteirerInnennimmt im Bildungsnetzwerk <strong>Steiermark</strong> eine zentraleStellung ein. Die Aus- und Weiterbildungslandschaftder <strong>Steiermark</strong> mit rund 380 Erwachsenenbildungsinstitutionenund einerkaum überschaubaren Fülle an Möglichkeitenbietet allen Interessierten ein weitesFeld an Bildungsangeboten. Wenn man etwasNeues lernen, seine beruflichen Chancenverbessern oder einfach etwas für sich selbsttun möchte, unterstützt die Bildungsberatungdes Bildungsnetzwerkes <strong>Steiermark</strong> mitkostenloser und anbieterneutraler Beratung:Auf Grundlage von Ausbildung, beruflicherSituation und persönlichen Lebensumständenund Interessen kann man sich bei denrund 30 Infostellen in allen steirischen Bezirkenvon erfahrenen BildungsberaterInnenüber Weiterbildungsmöglichkeiten informierenund beraten lassen. Eine Übersicht über die Standorteder Infostellen findet man auf unserer Websiteunter www.bildungsberatung-stmk.at.Aber auch telefonische und Online-Beratungensind möglich: Unter der Nummer 0810/ 900 320erhält man zum Ortstarif telefonische Beratung undInformation; auch via Mail kann man sein Anliegen andie Bildungsberatung bildungsinformation@eb-stmk.atrichten. Jeden Mittwoch von 15.30 bis 17.00 Uhr gibtes darüber hinaus einen Internet-Chat zu bildungsrelevantenThemen auf www.bildungsberatung-stmk.at.erfolgreiche zusammenarbeitmit steirischen bibliothekenDie 30 Infostellen befinden sich zumeist in öffentlichenBibliotheken - eben Orten, die den BürgerInnenbekannt und vertraut sind und wo Lernen ohnehinein zentrales Thema ist. Dadurch ergeben sich sinnvolleSynergien: Die LeserInnen können neben demgewohnten Angebot der Bibliothek eine weitere Serviceleistungin Anspruch nehmen - nämlich die kostenloseBildungsinformation und -beratung. Auch fürdie BildungsberaterInnen ist diese Zusammenarbeitvon großem Vorteil, weil die Beratungsleistung in den


20erwachsenen : bildungdoppel:punkt 2012:4jeweiligen Orten dadurch bekannter wird - die Menschenerfahren sozusagen im Vorübergehen von derMöglichkeit, sich zu Aus- und Weiterbildung beratenzu lassen. Und die LeiterInnen und MitarbeiterInnenin den Bibliotheken unterstützen so den leichterenZugang der Bevölkerung zu einer professionellen Bildungsberatung.Gemeinsame Initiativen oder Veranstaltungenrunden diese Kooperation ab und erweiterndas Angebotsspektrum der Bibliotheken und derBildungsberatung: Wenn eine Bibliothek beispielsweiseselbst eine Informationsveranstaltung zu Aus- undFortbildungsangeboten oder spezifischen Themen wieBurnout-Prävention abhalten will, dann kann sie sichan das Bildungsnetzwerk wenden. Für Vorträge, Informationsabendeoder Gruppenberatungen zu bestimmtenThemen kommen die BeraterInnen gerne indie Einrichtung. Die Schwerpunkte sind variabel undwerden an die jeweiligen Erfordernisse angepasst.10-jähriges jubiläumIn den 1990er-Jahren waren in der steirischen ErwachsenenbildungQualität und Leitlinien ein viel diskutiertesThema. Daraus resultierend wurde 2002 das Bildungsnetzwerk<strong>Steiermark</strong> eingerichtet und vom Land<strong>Steiermark</strong> beauftragt, als Koordinationsstelle der steirischenErwachsenenbildungseinrichtungen LebensbegleitendesLernen zu ermöglichen bzw. zu fördern.Sein 10-jähriges Bestehen feierte heuer das Bildungsnetzwerk<strong>Steiermark</strong> mit einer Veranstaltungs-Trilogie: Am 16. November starteten die Feierlichkeitenmit einem Zukunftssymposium in Graz, in dessenRahmen auch das Jubiläumsbuch Bildung gestaltetZukunft präsentiert wurde. Der Wiener Genetiker Prof.Markus Hengstschläger sprach hierzu über das Fördernvon Talenten und Interessen und fasste seine Thesenzusammen mit der Ansicht, dass wer wirklich innovativist, seine Talente entdeckt und sie in etwas umsetzt,das es noch nicht gibt.Am 21. November wurden 10 Jahre Regionale Erwachsenenbildungim Stift St. Lambrecht gefeiert undam 28. November beging die Bildungsberatung ihrenGeburtstag im Bildungshaus Schloss Retzhof bei Leibnitzmit der Gründung eines Forums für steirische BildungsberaterInnen.Einen Blick von außen auf Bildungund Bildungsberatung warf bei dieser Veranstaltungdie Motivforscherin Dr. in Sophie Karmasin.angebote für bildungseinrichtungenZentrales Anliegen im Bildungsnetzwerk ist es, die Bildungsmotivationund -beteiligung Erwachsener zu erhöhen,sie dabei zu unterstützen, berufliche Umbrücheund persönliche Veränderungen zu bewältigen, sinnstiftendeBildungserlebnisse in späteren Lebensphasenzu eröffnen, Angebote und Zugang für alle in densteirischen Regionen sicherzustellen und Bildungsungerechtigkeitenauszugleichen. Um die Bildungslandschaftaktiv, nachhaltig und zukunftsorientiert zu gestalten,bedarf es kooperativer Anstrengungen: Diederzeit 72 steirischen Bildungseinrichtungen, die alsMitglied der ARGE Steirische Erwachsenenbildung imNetzwerk vertreten sind, profitieren von Vernetzung,aktueller Information, Unterstützung und Beratung,nutzen regelmäßige Netzwerktreffen und den Austauschbei Fachveranstaltungen, partizipieren vom Informationstransfervia Newsletter und haben die Möglichkeit,auf der Steirischen Weiterbildungsdatenbankunter www.weiterbildung.steiermark.at ihre Bildungsangebotezu präsentieren. Insgesamt 114 steirischeBildungsanbieter listen auf dieser Plattform ihre 8.000bis 10.000 Kurse und Lehrgänge; 2011 nutzten täglich340 Personen die Weiterbildungsdatenbank, anSpitzentagen waren es über 800.regionale vernetzungIm Oberen Murtal verfügt das Bildungsnetzwerk übereine regionale Vernetzungsstelle, die österreichweitals Modell gilt, um zukunftsfähige regionale Strukturenfür Lebenslanges Lernen zu entwickeln und zu erproben.Essenziell hierbei ist der Aufbau themenspezifischerNetzwerke zur bildungsbereichs- und trägerübergreifendenArbeit mit dem Ziel, eine kontinuierlicheZusammenarbeit als Grundlage für die Entwicklunginnovativer Maßnahmen und Schwerpunkte inder Region zu schaffen. Weitere Ziele sind die Herstellungvon Transparenz bei vorhandenen Bildungsangebotenin der Region sowie die Sensibilisierung derBevölkerung über die Bedeutung von Bildung und Lernen,z. B. durch das Lernfest im Stift St. Lambrecht,das alle zwei Jahre Tausende von Menschen spielerischmit diesem Thema vertraut macht: www.lernfest.at.|links|www.bildungsnetzwerk-stmk.at | www.bildungsberatung-stmk.atwww.bildungstreff.at | www.weiterbildung.steiermark.at


schwerpunkt : erzählens1mit haut und haaren erzählenwie man sich eine geschichte aneignetMit Haut und Haaren erzählen. Dr. in Margarete Wenzel bei der Herbsttagung des <strong>Lesezentrum</strong>sVor langer, langer, sehr langer Zeit, damals, als esdie Zeit noch nicht gab, lebten auf der Erde vieleTiere. Alle sahen sie gleich aus. Der Schöpfer planteetwas Neues und die Tiere spürten es. Sie wurden vonUnruhe ergriffen. Sehr früh am Morgen trafen sie sichan einem besonderen Platz. Da lagen verschiedeneHufe und Krallen, Schwänze und Schnauzen, Zähne,Pelze und Borsten, Flossen und Flügel bereit.Die Tiere machten es so, wie wir es tun, wenn wirvergnügt und in guter Gesellschaft Kleidung kaufengehen: Sie probierten dies, probierten jenes, zeigteneinander Kombinationen und berieten einander. Sotrafen sie alle nach und nach ihre Wahl. Wer sich entschiedenhatte, ging zum Schöpfer, zeigte sich in seinerneuen Pracht und ließ sich einen Namen geben:Affe, Bär, Chamäleon, Dachs, Emu, Fisch, Gepard ...Nur ein Tier war nicht gekommen. Unterwegs hattees so köstliches, saftiges Gras gefunden, dass es lieberdort geblieben war, um es genüsslich abzuweiden.Als der Abend kam und die anderen Tiere zufriedenschwatzend heimwärts wanderten, machte sich endlichauch dieses Tier auf den Weg zum Versammlungsplatz.Dieser sah recht verwüstet aus. Nur noch im hinterstenWinkel des Platzes lag ein schwarz-weißes Ding.Das Tier ging hin und probierte zweifelnd die sonderbareHaut an. Aber kaum war es hineingeschlüpft,da spürte es, wie das großeMaul, mit dem man gut viel Gras fressenkonnte, ihm behagte, wie bequem dasFell war und wie heiter es darin wurde. Esging zum Schöpfer. Zebra nannte er es.Seitdem lebt es in der Steppe und istfroh und zufrieden mit dem, was es bekommenhat. Warum hätte ich frühergehen sollen?, sagt es, wenn die Tiereüber jenen großen Tag in ihrer Vergangenheitreden. Ich habe auch in Ruhe undGemütlichkeit genau das bekommen, wasmich glücklich macht. Und weidet seligschmunzelnd weiter.doppel:punkt 2012:4sich eine geschichte aneignenHat Ihnen diese Geschichte gefallen? Haben Sie Lustbekommen, sie zu erzählen oder von ihr zu erzählen?Bitte, viel Vergnügen dabei! Es handelt sich um einafrikanisches Volksmärchen, das ich in einem Buch gefundenund zum mündlichen Erzählen für mich zubereitethabe. Dazu merke ich mir bewusst und gezieltdie wesentlichen Bilder des Märchens. Bei jedem Erzählenkleide ich sie neu in Worte. Alltagsbezüge (wiez. B. das Bild des Kleider-Anprobierens beim Einkaufen)tauchen beim Lernen und Vorbereiten und auch beimErzählen auf.Da mündlich Erzähltes verfliegt und nur die verschiedenenErinnerungsspuren in den Gedächtnissender Zuhörenden erhalten bleiben, da es immer wiederverschiedene ZuhörerInnenkreise gibt, kann ich eineGeschichte mündlich wieder und wieder erzählen.Dabei wird sie stetig runder und stimmiger und mirimmer mehr zu eigen. Jeder Zuhörkreis, jedes Erzählerlebnisgibt meiner Version der Geschichte etwas mitauf den Weg. Wenn ich sie nach hundert mündlichenErzählerlebnissen auch schriftlich erzähle, hat sie sichvon der schriftlichen Erzählfassung, durch die ich sieeinst kennen lernte, auf organische Weise Schritt fürSchritt entfernt, möglicherweise sehr weit. Sie hat


s2schwerpunkt : erzählendoppel:punkt 2012:4Realitätsbezug gewonnen. Fragenwurden ihr gestellt und von unsbeantwortet. Sie und ich sind zusammengewachsenwie gute ReisegefährtInnen.Wer eine Geschichte mündlich erzählenmöchte, wählt am besteneine aus, die ihm/ ihr am Herzenliegt, die ihn/ sie überzeugt. Erzählendestehen vor den Augen derZuhörenden für das, was sie erzählen,ein, denn die Quelle, ausder der/ die Erzählende schöpft, istnicht sichtbar. Ob es nun eigeneErfahrung, Erzählung anderer, auseinem Buch oder Film Erfahrenesoder selbst Erfundenes ist: Das Erzählte wird mit dem/der Erzählenden identifiziert.Beim Erzählen dieser Geschichte, sei es nun schriftlichoder mündlich, benötige ich einige wesentlicheBilder und einen inneren Zusammenhang, den ichaktuell in Worte kleide. Die Handlung des Erzählensfordert von mir das Hineingehen in die Geschichte undihre Welt. Als würde ich mit meinem ganzen Körperin die Welt meiner Erzählung eintreten und die ZuhörerInnenwie eine ortskundige Reiseführerin durch siehindurchführen, füge ich Bild an Bild, bestimme ichRhythmus und Perspektive, Tempo und Qualitätenunseres Weges durch die Vorstellungswelt und bringeuns sicher, wohlbehalten und bereichert wieder zurückin unsere Realität.erzählen ist integrativEine Geschichte können Menschen jeden Alters, verschiedenerBildungsschichten, Kulturen und Wissenshintergründeverstehen. Wer erzählt und zuhört, istmit Herz und Verstand, Intelligenz und Fantasie undnicht selten mit Haut und Haar dabei. Der/ die Erzählendeverbindet eigene Erfahrungen, Erlerntes undErdachtes. Während eine Geschichte in Worte gekleidetwird, sind Fähigkeiten wie die des Wahrnehmenslogischer Zusammenhänge, des detaillierten Beschreibens,des Wissens um Regeln und Folgerichtigkeiten,um Muster des Lebens und des Alltages aktiviert.Erzählende und Zuhörende schaffen auf dem gemeinsamenWeg durch die Geschichtenwelt selbstinnere Bilder. Fragen Sie einmal in einer Erzähl- undZuhörrunde, wie die Orte und Personen der Geschichteaussehen! Meist haben alle intensive bildliche Vorstellungen.Für den einen ist das Pferd eindeutig einApfelschimmel, für den anderen ein Fuchs, die drittesieht in die Mähne geflochtene Zöpfe, die vierte einprächtiges Zaumzeug, eine weitere das glänzend gestriegelteFell. Und all das stimmt. Beim Erzählen undZuhören begegnen einander Welten. Die Beteiligtensehen alles Mögliche auf der Bühne ihrer Vorstellungskraft.Diese Aktivität, die in entspannter Atmosphäre,offen für Ehrlichkeit, Wohlbehagen, Heiterkeit undVertraulichkeit stattfindet, ist inspirierend, beglückendund macht klug.Mündliches Erzählen ist eine Kulturtechnik, dieeinen Ausgleich zur zunehmenden technischen unddistanzierten Kommunikation bietet. Wenn Sie beimErzählen von Ihren Erlebnissen, Ihren Träumen, IhrenVisionen und Geschichten, die Sie lieben, leuchtendeAugen bekommen, durch und durch bewegt sind,die Blicke auf sich ziehen und die Zuhörenden beglücken,dann tun Sie etwas, das Sinn hat und unsereGegenwart um etwas zutiefst Menschliches bereichert.|margarete wenzel|Im Rahmen der Herbsttagung des <strong>Lesezentrum</strong>s <strong>Steiermark</strong>am 10. November 2012 führte die Märchenerzählerin undErwachsenenbildnerin Dr. in Margarete Wenzel in die Kunstdes Erzählens ein. Der obige Artikel skizziert ihren persönlichenZugang zu einer Kommunikationsform, die über Jahrtausende- wohl kulturübergreifend - nichts an ihrem hohenStellenwert eingebüßt hat.|link| www.margaretewenzel.com


es begann in kristins kücheAstrid Lindgren nennt in ihren LebenserinnerungenDas entschwundene Land damit den Ort, an dem dieEntdeckung der Bücher in ihrem Leben begann. DieserOrt ist Symbol für innere Nähe und Traulichkeit unddaher der beste Abflugplatz für eine Reise in die Phantasie(Gottschalk 2006, S. 23). Diese Küche war kleinund ärmlich, sie wird als Topos in zahlreichen Werkender großen, unvergesslichen Autorin auftauchen, sei esin Die Kinder von Bullerbü oder Die Brüder Löwenherz.Es war damals Edit, die Tochter eines Stallknechts, diein der kleinen Häuslerküche der gerade mal fünf Jahrealten Astrid eine gänzlich neue Welt eröffnete, alssie das Märchen vom Riesen Bam-Bam und der FeeViribunda vorlas, ein Text, von dem Astrid Lindgrenals Erwachsene sagen wird, dass er ihre Kinderseelein Schwingungen versetzte, die bis heute noch nichtganz abgeklungen sind (Lindgren zitiert in Gottschalk2006, S. 23).Dieses Erlebnis, ein Märchen vorgelesen zu bekommen,habe die Kultur in ihr Leben gebracht und auseinem kleinen Tier einen Menschen gemacht (vgl. Gottschalk2006, S. 23). Der Zauber des Vorlesens und desErzählens geht einher mit der Wirkmächtigkeit desaufmerksamen Zuhörens. Also gibt es auch ihn, denZauber des Zuhörens und diese innige Beziehungzwischen VorleserInnen, ErzählerInnen und ZuhörerInnen.Warum ich von Zauber rede? Weil in diesemDialog die Nützlichkeit anzusprechen ungehörig wäre.Lesen bringt keinen Nutzen. Genau deshalb ist Leschwerpunkt: erzählens3vom vorlesen, erzählen und zuhörenoder: wenn die sprechkultur hand in hand mit der lesekultur gehtgewahr, die entsteht, sobald der hektische Nützlichkeitsgedankeeinmal nicht den Ton angibt und Möglichkeitsgedankenzu tanzen beginnen. Man liest nichtvor, um Kinder zu erziehen, sondern um ihnen Türenzu öffnen, Fenster zu zeigen, die sie später vielleichtselber öffnen werden. Wer vorliest, schenkt Zeit. WerZeit schenkt, gibt Zuwendung und die 100-prozentig,denn nur so gelingt das Vorlesen, das Erzählen und dasZuhören. Davon will ich Sie, liebe LeserInnen, auf meinerkleinen Reise überzeugen.doppel:punkt 2012:4Herr X. liest seinem Enkel vor. Ein Sachbuch überden Untergang der Titanic. Der Enkel ist vier,Herr X. 15-mal so viele Jahre alt. Und wenn die Feuerwehrkommt, dann müssen die Menschen nicht untergehen.Und wenn ein Hubschrauber kommt und alle rettet,dann ist alles gut. Das meint der Enkel, der denUntergang verhindern will. Ein Kind und ein Großvaterreden miteinander über Leben und Tod, über Rettungund Untergang. Was wäre wenn? ... ist mehr als einSpiel, es ist das Sich-Zurechtfinden in Sachtexten, inBilderbüchern, Geschichten und in Märchen. DasSachbuch wurde zum Sprechanlass: Der Vierjährigehat sich nicht nur Gedanken gemacht, er hat sie formuliert,er hat sie auf das Gelesene bzw. in seinemFall das Gehörte bezogen. Er hat widersprochen, erversuchte, dem Schicksal zu widersprechen, er hatsich aufgelehnt, er hat Zivilcourage im Pyjama, nachdem Zähneputzen, lange vor dem eigentlich geplantenEinschlafen gezeigt. Die Lesekultur hat hier dieSprechkultur an der Hand genommen, hat Entwicklungbewirkt.Lesen ist Probehandeln. Wer vorliest und/ oder erzählt,spricht die Einladung dazu aus, den Konjunktivzu begreifen, zu erfahren und in der Möglichkeitsformüber die Weltmeere zu rauschen, zwischen den Wolkenzu fliegen, Hunde sprechen zu hören und auf Wildgänsendavonzufliegen. Wer Kindern vorliest, spürtdie Magie des Textes und des Dialogs, wird der Nähe


s4schwerpunkt : erzählendoppel:punkt 2012:4sen etwas Großartiges. Wir lesen, weil es keinen Nutzenbringt (Dantzig, S. 200).Wir lesen auch vor und erzählen, weil es keinenvordergründigen Nutzen bringt. Die Literatur und ihreKusine, die Lektüre, wandeln gemeinsam durch einenDschungel, dessen Gleichgültigkeit etwas Feindseligeshat. Die Literatur ist munter, unvorsichtig, ernst und fragilwie der Frühling (Dantzig, S. 200f). Genau wie dasLesen soll eine Kindheit sein: munter, unvorsichtig,ernst und fragil.warum erzählen wichtig istund bücher nie aussterben werdenDer bekannte Märchenerzähler Folke Tegetthoff weißes ganz sicher: Lesen ist inneres Zuhören, da kann ichmir ja als Leser selber zuhören. Ich kann das Tempo bestimmen,kann vor- und zurückblättern, habe viel Gestaltungsspielraum.Daher wird das Buch nie verschwindenkönnen, es wird weiterhin einen wichtigen Aspektdes Alltags ausmachen. Der gebürtige Steirer ist überzeugtdavon, dass die Kunst des Erzählens immer dieKunst des Zuhörens als seine Entsprechung braucht,dass alle Macht also bei den ZuhörerInnen liegt:Lesen, Vorlesen und Erzählen ist immer auch körperlich,in diesem Akt der Zuwendung wird Liebe und Nähe geschenkt.Bücher, so Folke Tegetthoff im Interview mitmir im November 2011 in Salzburg, befriedigen diedrei wesentlichen Sehnsüchte der Menschen: sichZeit zu nehmen, innezuhalten und zur Ruhe zu kommen.Der virtuose Erzähler im Originalton: Nehmt die,die vor euch sitzen, in ihrer Gesamtheit wahr. Lobt die,die zuhören können und fördert diese Kompetenz. Wennihr einfach weiterredet, wenn Kinder aufstehen und rumrennen,dann macht ihr weiter wie bisher. Das ist Vergeudungeurer Worte, Beleidigung der Kinder, die euchzuhören. Wartet einfach, bis wieder Ruhe herrscht, dazubraucht es Geduld und die Sicherheit, dass die, die wirklichzuhören, auf diese Ruhe warten bzw. warten können.lässt Germain eine alte Dame, die kultivierte Marguerittetreffen, die Leidenschaft - für Bücher, fürs Lesen,fürs Vorgelesenbekommen - entflammt: Sie hat mir erklärt,dass Lesen mit Zuhören anfängt. Ich selbst hätteeigentlich eher gedacht, mit Lesen. Aber sie hat gesagt:‚Nein, nein, glauben Sie das nicht, Germain! Um Kinderndas Lesen nahezubringen, muss man ihnen laut vorlesen.’... Das hat mich überrascht, aber wenn ich es mirrichtig überlegte, kam mir die Idee gar nicht so schlechtvor. Wenn man mir Geschichten vorgelesen hätte, als ichklein war, hätte ich meine Nase später vielleicht öfter inein Buch gesteckt, statt aus bloßer Langeweile Dummheitenzu machen (Roger, 2010, S. 72).die pflege der alltagsspracheDer Schriftsteller Burkhard Spinnen schildert in seinerLitanei Auswärtslesen von seinen Lesungen in Schulen,die wie Auswärtsspiele, schwierig, aber reizvollseien. Er appelliert an uns alle, an alle LehrerInnen, PädagogInnenund BibliothekarInnen, Literatur laut werdenzu lassen: Ein dauerhaftes und wesentliches Interessean Literatur kann nur entwickeln, wer Schönheitund Präzision von Sprache auch in der täglichen Kommunikationzu schätzen lernt (Spinnen 2010, S. 71).Sprache ist also auch Ausdruck der Persönlichkeit,im besten Fall individuell, widerständig und kraftvoll.Ein Vierjähriger widerspricht den historischen Tatsacheneines Kindersachbuches, indem er Rettungsgedankenformuliert. Ein kleines Mädchen wird vom Zaubereines Märchens in einer ärmlichen Küche gepackt,ein robuster junger Mann wird angerührt von eineralten Dame, die ihn wahrnimmt wie niemand zuvorin seinem Leben. Das ist der Zauber der Sprache. Nichtmehr, aber auch nicht weniger.|christina repolust|LITERATURHINWEISEDantzig, Charles (2011): Wozu lesen? Göttingen: Steidl.wörter sind wie schachtelnMarie-Sabine Rogers Roman Das Labyrinth der Wörterzeigt am Beispiel des Protagonisten Germain wie vielWiderstand in einem stecken kann, der so gern im ParkTauben zählt, der eigentlich gerne Kirchenfenstermachergeworden wäre, hätte ihm nur einer, nur einzigervielleicht, zugehört. Doch das Schicksal ist einsichtig,Gottschalk, Maren (2006): Jenseits von Bullerbü.Die Lebensgeschichte der Astrid Lindgren.(Gulliver 1165). Weinheim: Beltz & Gelberg.Roger, Marie-Sabine (2010): Das Labyrinth der Wörter.Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe.Spinnen, Burkhard (2010): Auswärtslesen. Mit Literaturin die Schule. Eine Litanei. St. Pölten: Residenz Verlag.


schwerpunkt : erzählens5erzählt wurde immer ...erzähl.erfahrungen aus nitschaihre Erfahrungen, Erlebnisse, über Traditionenund Brauchtum.Ganz spannend ist es, wenn sich Kinderund Erwachsene gegenseitig erzählen. Sohaben wir heuer zum Europäischen Jahr füraktives Altern und Solidarität zwischen denGenerationen Kinder und SeniorInnen zuden Themen Als ich lesen lernte und Meinerstes Spielzeug gemeinsam eingeladen.Die Kinder der ersten Volksschulklasse lasenden SeniorInnen Texte vor und SeniorInnenerzählten, auf welche Weise sie inder Schule lesen lernten und womit sie inErzähltes Leben - durch die Kommunikation zwischen den Generationen entsteht Verständnis. ihrer Kindheit spielten.Auch eine Form des Erzählens ist unser Literaturkreis.Alle TeilnehmerInnen lesen das gleiche BuchErzählen hatte und hat im ländlichen Raum einegroße Tradition, so auch in unserer 1.400 Seelen- und erzählen sich im Gespräch ihre Eindrücke darüber.Gemeinde Nitscha. Bücher gab es in den Haushaltenkaum. Erzählt wurde immer ...Ich erinnere mich an meine Kindheit. Mit meinemVater war ich auf dem Feld. Er erzählte mir sehr gernevon seiner Kindheit, seiner Schulzeit, seinen Streichenauf dem Schulweg, seiner Jugendzeit, die leider spätervom Zweiten Weltkrieg sehr geprägt war. Ichhörte ihm dabei gerne zu und es entstanden Bilderin meinem Kopf, an die ich mich heute nach 60 Jahrennoch erinnere.Von seinen Jahren im Krieg erzählte er wenig, obwohlwir als Kinder darüber immer gerne mehr erfahrenhätten. Über diese Zeit wurde sehr lange nicht Ein Buch & viele Zugänge - Literaturkreis der Öffentlichen Bibliothek Nitschagesprochen. Zu tief waren die Wunden. Dass es aberfür viele nach Jahren ein Bedürfnis war, davon zu erzählen,erfuhren wir bei unserem Projekt Das war keibüchernvorlese, passiert es manchmal, dass sie es bisWenn ich heute meinen Enkelkindern aus Bilderneschöne Zeit in unserer Bücherei. SchülerInnen interviewtenZeitzeugen, die uns zu verstehen gaben, dass dann eben den Text sinngemäß verkürzen und ihnzum Umblättern nicht erwarten können. Da muss ichsie lange darüber nicht sprechen wollten.erzählen. Die Herausforderung dabei ist, dass ich dasDie große Bereitschaft der TeilnehmerInnen hat nächste Mal ja nichts vergesse oder auch nur ein weniganders erzähle, sie haben alles gespeichert - ohneuns dazu bewogen, ein Erzählcafé zu veranstalten,welches mittlerweile zur Tradition geworden ist und Laptop.von September bis Juni monatlich stattfindet. Die TeilnehmerInnenerzählen zu bestimmten Themen über |link||elisabeth & bertram riegler|www.nitscha.bvoe.atdoppel:punkt 2012:4


s6schwerpunkt : erzählendoppel:punkt 2012:4solange wir erzählen, leben wir auchüber das erzählcafé im grazer volkskundemuseumhe an ihre eigenen Erinnerungen bringt:Ach, so was haben wir auch gehabt, darankann ich mich noch erinnern! SolcheSätze hörten wir oft. Immer tat es unsleid, dass wir sie nicht weiter verfolgenkonnten. Manchmal ergab sich am Randeoder am Ende der Führung noch einkurzes Gespräch, wir konnten ein bisschennachfragen. Dem, was da erinnertworden war, noch ein wenig zu seinemRecht verhelfen.Doch immer war die Zeit viel zu kurz undwir konnten dem Angedeuteten nichtden Raum geben, sich als Erinnerung zuDem Erinnern und Erzählen Raum und Rahmen geben: Erzählcafé im Volkskundemuseum, Graz. entwickeln. Doch wir wollten gerade das:Diesem Erinnern und dem weiteren undDenn das Leben ist doch nur die verbrachte Zeit tieferen Erzählen, das es bestimmt anstoßen würde,(Ruth Klüger). Diese Zeit sollten wir uns nicht einen passenden Rahmen geben. Außerdem solltenehmen lassen. Solange wir erzählen, können wir erinnern.Solange wir erinnern, können wir die Erinne-eine wichtige Gruppe unserer EinzelbesucherInnen, diezur gleichen Zeit ein Format geschaffen werden fürrungen verändern. Um lebendig zu bleiben, sollten nicht mit einer Gruppe kommen und im sogenanntendritten Alter sind. Wir haben etwas gesucht, daswir das tun, wenn es möglich ist. Das Erzählen vonErinnerungen ist eine passable Möglichkeit, sich in für sie passt und ihnen ermöglicht, immer wieder zuder eigenen Vergangenheit zu verorten und sich dort uns zu kommen.immer wieder neu zu verankern. Und manchmal istder richtige Ort dafür auch ein Museum.weg von den dingen ...Einmal im Monat gibt es im Volkskundemuseum So waren die Ausgangspunkte und so sind wir gestartet.Die ersten Erzählcafés waren sehr nahe an denein Erzählcafé. Zu einem vorgegebenen Thema erzählendie BesucherInnen dort nacheinander ihre Erinnerungen.Die Themen wechseln, die BesucherInnen um sagen. Auch, um damit darauf hinzuweisen, wieDingen gehalten, an den Objekten, wie wir im Muse-auch, doch viele kommen immer wieder, weil diese viele Ebenen eine Sache besitzen kann und wie vieleMöglichkeit des Redens über früher sie inspiriert und sich davon erzählen lassen, wie viele auch nicht; dassvielleicht, weil diese Weise des Erzählens aus dem eigenenLeben ihren Blick zurück verändern kann.gen zu sein. Doch es war schnell klar, dass die Erzäh-Dinge sich auch anbieten, Objekte unserer Erinnerunlungenselber, die Erinnerungen an Situationen, anvorgeschichteBegebenheiten oder Gegebenheiten von früher, dieIm Jänner 2009 fand das erste Erzählcafé im Volkskundemuseumstatt. Die Idee dahinter ist schnell er-waren die Geschichten und diejenigen, die sie erzähl-Dinge in den Hintergrund rücken würden. Schnellzählt. Oft machten die Vermittlerinnen im Haus, die ten, Hauptdarsteller geworden.mit Gruppen durch die Ausstellungen gehen, die Erfahrung,dass das, was wir zeigen, die Menschen na-es die Objektlage im Haus zulässt, bringen wir sieManchmal, wenn es zum Thema passt und wennden-


schwerpunkt : erzählens7noch ein. Auch, um immer ein bisschen Abwechslungim sonst feststehenden Lauf zu haben. Wichtig sindsie immer noch. Wir bemühen uns, wenn es geht, siein die Vorbereitungen einzubeziehen. Auch, um unsselber mit möglichen Dingen zu befassen, die zu einemThema passen könnten, auch, um auf möglicheWege vorbereitet zu sein, die ein Thema einschlagenkann. Aber es ist so. Die Dinge spielen schon lang eineNebenrolle.... und: eines gibt das andereWir haben uns gerne von unseren anfänglichen Vorstellungenverabschiedet. Es war ja nicht wichtig, dassdie Dinge im Zentrum blieben, wichtig war, dass dasErzählen und Erinnern einen Ort gefunden hatten.Das war so schnell gegangen, wie wir es gar nichterwartet hatten. Hauptdarsteller also sind seither dieGeschichten, um noch eine Weile bei diesem Bild zubleiben, das wir nun einmal aufgenommen haben.Und das eigentlich doch nicht ganz passt, weil wirzwar im Erzählcafé die Herstellung der Erzählsituationinszenieren, aber nie die Geschichten, die Erzählungenselbst. Das ist auch der Unterschied zurBerliner Form des Erzählcafés 1 , in dem es immer geladeneGäste gibt, die ihre Lebensgeschichte erzählenoder zu einem bestimmten Thema ihre Erinnerungenerzählen. Dort steht bei jedem Termin ein einzelnerMensch im Vordergrund. An den Tischen, an denendie TeilnehmerInnen sitzen, wird dann hinterher nochnachverdichtet, erzählen die ZuhörerInnen einander,was ihnen währenddessen eingefallen ist. Das Erzählcaféim Volkskundemuseum ist an der Stelle anders.Hier steht keiner im Mittelpunkt oder alle. Ein Themaist vorgegeben und die ErzählerInnen wechseln nachMaßgabe der Zeit, der eigenen Erzählfreude, der Dichteder Erinnerung und der Lust, auch den anderenweiter zuzuhören. Das Besondere an dieser Art desErzählens ist, dass die Impulse, die eine Erzählungenthält, unmittelbar von den anderen aufgenommenwerden, direkt in die eigene Erzählung eingebaut unddort vielleicht sogar weiter entwickelt werden können.Das erzeugt eine besondere Dichte des Erzählens, weilmanche Aspekte von mehreren Seiten betrachtet werden,weil mit jedem, der dran kommt, eine weitereFacette hinzugefügt wird.In dem Sinne gibt es auch kein nur zuhörendesPublikum, sondern eines, das aktiv nachfragen kannund das auch tut. Und eines, das aus lauter weiterenErzählerInnen besteht, die dem Thema und der Erzählungvon gerade vorhin noch etwas hinzufügen oderentgegensetzen können.geschichte entsteht aus geschichten -aber geschichten sind nicht die geschichteDie erzählten Geschichten sind also immer wahr imSinne des Augenblicks und im Sinne dessen, was jetztgerade erzählt werden soll. Die Geschichten sind abernie ganz wahr im Sinne einer historischen Richtigkeit,Wahrheit und Vollständigkeit. Weil sie immer nur einenkleinen Ausschnitt darstellen, aus allem, was dazuzu sagen und zu erzählen wäre. Doch selbst, wennwir das herstellen könnten, alle Geschichten zu erzählenund alle Blicke zu zeigen, hätten wir noch immernicht die Realität abgebildet. Doch darum geht esauch gar nicht. Das Erzählcafé, so wie wir es verstehenund betreiben, ist sehr nah an den DeutungsundSelbstdeutungsnotwendigkeiten der BesucherInrInnen.Die Frage, die das Erzählen der Einzelnen antreibt,ist auch die: Wie ist das bei mir eigentlich gewesenund wie kann ich heute darauf zurückschauen?Die Blicke sind dabei immer unterschiedlich. Manchmalfallen sie auch sehr weit auseinander, da kannes dann passieren, dass jemand sagt: Nein, aber dasstimmt ja gar nicht, bei mir war das ganz anders! Dasist dann die Stelle, an der die Moderation, die sichsonst eher zurückhält, eingreifen und Relativität herstellenmuss. Da ist es dann wichtig zu sagen, beidesist Erinnerung und auf diese Weise wahr, aber nievollständig. Eine Erzählung - und an der Stelle istes auch wichtig, den Unterschied zwischen Erzählungund Wahrheit zu machen - steht neben der anderenund kann dort bestehen bleiben.Gerade das ist es, was am Ende der zwei Stundenals Vielfalt und Unterschiedlichkeit bleibt, abernicht als Repräsentativität. Der Blick wird auf die Unterschiedegerichtet und darauf, dass es eine historischeWahrheit aus den Blicken der Beteiligten herausnicht gibt, auch keine biografische, sondern nurviele davon. Gerade das Aushalten der Mehrdeutigkeiten,unterschiedlichen Deutungszusammenhängeund Lesarten ist es ja, das den Unterschied macht zumErinnern, das man alleine betreibt. Das Erzählen inder Gruppe ist es, das den Blick dafür öffnet, dass esnicht nur so war, sondern auch ganz anders und nochdoppel:punkt 2012:4


s8weil man selber einem anderen Teil der Geschichte indiesem Moment mehr Bedeutung beimisst als beimletzten Mal.Auch die Erinnerung selber verändert sich. Es gibtnie nur diese eine. Jede Erinnerung erfüllt im Laufedes Lebens verschiedene Funktionen und ändert sichdamit. Weil man im Abstand zu den Dingen, vor derSumme eines bis hierher verbrachten Lebens, derverbrachten Zeit, auch gelernt hat, Dinge mit Distanzzu sehen. Vielleicht auch, jene Logiken, denenman früher ausgesetzt war, zu hinterfragen und einStück weit hinter sich zu lassen. Manchmal berührenwir im Erzählcafé diese emanzipatorischen Anteiledes Erzählens.was noch wichtig istJeder Beitrag ist wichtig, jede Erinnerung, jede Erzählungist gleich viel wert, auch die leisen, auch diekurzen. Nicht jede ist die geborene Erzählerin, nichtjeder hält es gut aus, wenn einem andere über längereZeit zuhören. Vielleicht ist es auch diese Mischungaus leisen und lauten, langen und kurzen Erinnerungen,die das Erzählen befördert. Wichtig ist auch,dass eine Bewertung, wenn sie sich denn gar nichtvermeiden lässt - und in der Aufgeregtheit des Erzählensist das manchmal so - auf der persönlichen Ebenebleibt. Im Erzählcafé kann es nicht darum gehen,gesellschaftliche Veränderungen zu bewerten oderEntwicklungen für gut oder schlecht zu halten. Nurdarum, sie zu erzählen und zu vergleichen. Der Unterschiedbenennt die Veränderung, aber das Volkskundemuseumist keine Instanz für die Bewertungder Richtigkeit von Lebensentwürfen. Manchmal aber,wenn die Gruppe sehr heterogen ist, liegt es fast nahe,der Gegenwart in einer Frage, die gerade am Tischliegt, ein schlechteres Zeugnis auszustellen als derVergangenheit. Dann ist es gut, wenn jemand etwasdagegen hält, wenn niemand da ist, dann tut das dieModeratorin, aber nur dann.das besondere des ortesEin Erzählcafé kann überall dort stattfinden, wo sichjemand bereitfindet, es zu organisieren. Wenn es ineinem Museum stattfindet, ist es aber doch ein bisschenanders. Kern jedes Erzählcafés ist, dass man sicherinnert, aber dabei nicht allein bleibt. Wenn der Ortein historischer ist, kommt noch eine weitere Dimenschwerpunkt: erzählendoppel:punkt 2012:4einmal anders gewesen sein könnte. Und dass das dieFülle des Lebens ausmacht und die des Erzählens. 2damit es gelingtDass es immer wieder gelingt, diese dichten Erzählmomenteherzustellen, liegt vor allem an der Offenheitund Bereitschaft der immer wechselnden 3 TeilnehmerInnen,sich auf das einzulassen, was auf sie zukommt.Es gibt auch ein paar Dinge, auf die wir vonder Seite der Vorbereitung her achten können, um zudiesem Gelingen beizutragen: Eine offene, freundliche,das Erzählen anregende Stimmung mit Dekorationen,Blumen und Dingen, die zum Thema passen, schaffen.Die Lounge im Volkskundemuseum wird an diesemNachmittag zu einem fast echten Café umgebaut.Wichtig ist aber vor allem unsere Haltung, diesich immer neu um Offenheit bemühen muss, nebender bereits geschilderten, manchmal nötigen, adäquatenEinordnung in gesellschaftliche und historischeVerhältnisse auch aktiv die Möglichkeiten für diesenEigendeutungsbedarf herzustellen und eine Achtsamkeitfür die verschiedenen Funktionen von Erinnerung.Erinnern heißt auch, sich mitzuteilen, ohne diese Funktiongäbe es kein Erzählcafé. Erinnern im Erzählcaféist zurückblicken, darüber nachdenken und reden zugleich.Erinnerungen erzählen ist auch (Wieder-)Aneignung.Wenn sich jemand erinnert und über diese Erinnerungspricht, dann kann er ein Stück vergangenesLeben für einen Augenblick noch einmal erhaschen.Erzählen hat auch die Kraft, den Blick zu verändern.Wer kennt das nicht, dass eine Begebenheit, einmalso und einmal anders erzählt wird, je nach Situation,je nach Kontext. Weil die Runde vielleicht dieser Aspektjetzt gerade besonders interessieren könnte,


schwerpunkt : erzählens9sion dazu. Wer sich in einer öffentlichen Institutiondem Erinnern und der aktiven Herstellung von Erinnerungwidmet, darf dabei nicht darauf vergessen, inwelchem Rahmen er das tut. Orte wirken symbolischund einer, der so viel Geschichte mit sich hat undnoch dazu ein so ambivalentes Verhältnis zur Vergangenheitwie die Volkskunde als Fach (wovon sich dasHaus ja nicht lösen kann), muss besonders darauf achten,dass die Gegenwart immer und immer wieder denihr gebührenden Platz erhält und einnehmen kann. Sosind wir an der Stelle neben dem wichtigen Erinnernan vergangene Alltage auch dem Herstellen der Bezügezur Gegenwart und dem Benennen und Erklärengegenwärtiger Alltagsverhältnisse ganz besonders inder Pflicht.erzählt, wie etwas bei ihr in ihrer Jugend war. Dannkann man nicht mehr sagen, bei uns war alles besser.Eine der wenigen kulturellen Konstanten ist Veränderung.Erinnerung hat auch die Tendenz, sich selberzu verklären, das ist sogar eine ihrer wichtigen Funktionen.Wenn ich sie aber erzähle, dann stelle ich sie zurDisposition und durch die Erzählungen der anderenwerden zeitliche, räumliche, habituelle, feldspezifischeEinordnungen spürbar, ohne dass diese immer explizitangesprochen werden müssen. Wenn es aber notwendigist, dann kann die wissenschaftliche Begleitungdas tun. Noch besser ist es, wenn die Heterogenitätder Gruppe das quasi von selber tut. Wenn die Kindheitserinnerungeiner Frau aus einer Arbeitersiedlungin der Weststeiermark neben der der einzigen Tochtereiner Beamtenfamilie aus der Hauptstadt steht, dannerklärt sich dieser Unterschied in diesem einen Augenblickganz konkret. Wenn wir dieses Wissen überUnterschiede durch die Gespräche im Erzählcafé vermittelnkönnen, dann ist vielleicht ein bisschen etwasvon unserer Arbeit gelungen. Und dieser Auftrag gehtja nie aus.doppel:punkt 2012:4Das Erzählcafé im Volkskundemuseum stellt einenRaum für alltägliches Erzählen und Erinnern her, dasnicht (mehr) alltäglich ist und gerade darin liegt aucheine Gefahr. Wir dürfen kein Ort sein, der sich nur demGewesenen verpflichtet. Nur dann, wenn es gelingt,ein Ort zu sein, der einen Austausch ermöglicht zwischengestern und heute mit einem feinen Gespür dafür,weder das eine noch das andere zu sehr zu betonen,erst dann erfüllen wir einen Teil unseres gesellschaftlichenAuftrages. Wenn etwa die Gesprächezu sehr in eine kulturpessimistische Sichtweise, die imGrunde auch die TeilnehmerInnen selber gar nicht wollen,zu kippen drohen, dann ist es wichtig, diesen Blickzu relativieren. Besonders willkommen ist uns da, dassimmer wieder auch jüngere TeilnehmerInnen ins Erzählcafékommen. Sie unterlaufen diese Positionen derschöneren, besseren Vergangenheit fast zwangsläufig.Interessanterweise sind gerade ihre Beiträge denälteren BesucherInnen die allerwichtigsten. Da hörensie fast noch eine Spur konzentrierter zu. Weil sie, imAngesicht einer ganz konkreten Person, selber spüren,dass die oft zu pauschalen Urteile und verallgemeinerndenBlicke spätestens dann unangebracht sind,wenn da z. B. eine ganz konkrete junge Frau sitzt, diewas ich noch sagen möchte -ein paar persönliche bemerkungen am schlussWas davon noch zu erzählen wäre? Vom Erzählen erzählen,scheint mir ein bisschen absurd. Aber schön.Ich wollte gerne darüber nachdenken, was es denn ist,das wir da tun. Warum es die, die kommen, immer soheiter macht, so fröhlich entlässt. Und immer wiederfrage ich mich, was es denn ist, das da passiert, woranes liegt, dass es scheinbar so einfach gelingt, mitLeichtigkeit und Humor von den Höhen und Tiefen desLebens zu erzählen. Ein paar Anfänge von Antwortensind vielleicht hier zu lesen, andere suche ich noch.Wenn es noch etwas über das Erzählcafé zu erzählengibt, dann vielleicht, dass es, auch für uns, einmalim Monat, ein ganz besonderer Moment ist, des Innehaltens,des Zuhörens und des Eintauchens in verschiedeneWelten. Vielleicht ist sogar das Zuhören dasBesondere, weil es etwas spiegelt, immer etwas auslöstund in Gang bringt. Wie oft erzählen mir die BesucherInnen,was ihnen zum Thema am Heimweg oderzu Hause noch eingefallen ist.Das Besondere ist auch der Moment des Erzählensselber. Da ist eine hohe Konzentration, die manchmalso dicht ist, dass eine Pause gemacht werden muss,


s10schwerpunkt : erzählendoppel:punkt 2012:4damit sie nicht bricht. Da ist eine Heiterkeit, da sindGelassenheit und die Bereitschaft zuzuhören, die micherstaunt, manchmal bezaubert, verwundert und immerwieder überrascht. Zum Beispiel darüber, wie vielAnerkennung so eine Gruppe herstellen kann. Für das,was die anderen aus ihren Erfahrungen, aus ihremLeben gemacht haben, fürs Scheitern wie fürs Gelingen.Da bewegt sich dann auch etwas. Manche Szenen,die behalte ich lange, wie etwa die folgende: Eineschüchterne Frau, die immer nur kurz erzählt, berichtetvon einer für sie damals, und sichtlich auch imMoment des Erzählens noch, schwierigen Sache. Eineandere Teilnehmerin sagt ihr darauf: Aber das habenSie doch gut gemacht, ich finde das sehr bewundernswert!So hatte sie das aber selber noch nie gesehen,vielleicht konnte sie das mitnehmen.was mich wundertManchmal bin ich darüber erstaunt, dass es geradedas geworden ist, was wir wollten, obwohl wir dasselber vorher gar nicht so ganz genau wussten, nureine vage Vorstellung hatten. Oder darüber, dass dieeinfacheren, banaleren Themen oft die größere Tiefeder Gespräche und Erinnerungen ergeben, als jene,von denen wir das erwartet hätten. So hat der Versuch,über schlechte Nachrede zu reden, nur Erzählungenüber Leute gebracht, von denen man wusste, dass ihnenso etwas passiert war, aber keine eigenen Erfahrungen.Doch beim Thema Straßenbahn- und Autobusfahrensind wir weit über Graz hinaus gekommen undhaben Erinnerungen zutage gefördert, über die manchedann gar nicht reden wollten, weil sie so nahegingen und so schwer wogen. Und doch waren sieplötzlich da und wollten ans Licht. Auch das ThemaSpielen, ein einfaches Thema, so war es uns in der Vorbereitungerschienen, brachte die traurige Erinnerungan einen Spielkameraden, der vor dem Krieg geradenoch rechtzeitig der Verfolgung entgehen konnte undspäter nie wieder gesehen wurde. Auch alles das. Ineinem kleinen Thema steckt die ganze Welt.wie es weitergehen soll - ausblickWie es weitergehen soll? Immer so. Solange wir wollenund können, solange wir BesucherInnen haben,die sich am Ende dafür bedanken, dass es das gibt.Solange wir Themen finden, die passen, solange wirselber die Begeisterung daran nicht verlieren. Aber dasist ja nicht abzusehen. Kleinigkeiten werden sich ändern,vielleicht suchen wir wieder stärker die Anbindungan die Themen der Ausstellungen, vielleicht holenwir manchmal die Dinge selber wieder stärker herein.Immer grade so viel, dass es spannend bleibt unddass wir nicht darauf vergessen, uns die verbrachteZeit, die Lebenszeit auf diese einfache und doch sokomplexe Weise zu sichern, immer und immer wieder.Solange wir erzählen, leben wir auch.|anita niegelhell|ENDNOTEN1 Vgl. Gieschler, Sabine (1999): Leben erzählen. Von der Wiederbelebungeiner Kulturtätigkeit in postmoderner Zeit. (InternationaleHochschulschriften ; 317). Münster: Waxmann.2 Hier ist nicht der Platz, um auf die vielfältigen und zum Teilsehr verschiedenen Formen und Intensitäten biografischerArbeit einzugehen. Ich kann an dieser Stelle nur darauf hinweisen,dass es sie eben gibt (der Diskurs/ Disput zwischenBiografieforschern historischer, pädagogischer und anthropo-/ethnologischer Provenienz ist lang und breit und an dieserStelle nicht zu führen), dass man immer sehr genau daraufachten muss, in welchem Rahmen sie jeweils stattfinden.Das Besondere an ethnologischen/ kulturanthropologischenWeisen so zu arbeiten, ist es wohl, explizit auch auf die Selbstdeutungsnotwendigkeitenund Selbsterklärungskompetenzenhinzuweisen.3Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht, dass wirim Erzählcafé drei unterschiedliche BesucherInnentypen empfangenkönnen. Es gibt die, die fast jedes Mal kommen, die,die speziell zu einem Thema kommen und dann vielleichtnur einmal, und es gibt die, die immer wieder einmal kommen,dann wenn sie Zeit haben und wenn es gerade passt.|info|Das Erzählcafé im Volkskundemuseum findet jeden letztenDonnerstag im Monat statt und beginnt jeweils um 16.00Uhr (Treffpunkt bei der Kassa; Anmeldung nicht erforderlich).Kosten: EUR 2,50Nächste Termine:31.01.2013: Daheim ist es am schönsten!Vom Wohnen und vom Bleiben21.02.2013: Lehrjahre sind keine Herrenjahre.28.03.2013: Nylon, Perlon bügelfrei –über die textile Revolution im Kleiderschrank25.04.2013: Heut geh ich ins Kino!VolkskundemuseumPaulustorgasse 11-13a, 8010 GrazT: 0316/ 8017-9810 oder 0664/ 8017-9686E: volkskunde@museum-joanneum.atW: www.museum-joanneum.at/de/volkskundemuseum


esaßen wir damals kaum Bücher, schon gar keineKinderbücher. Weit mehr Geschichten, Sagen, Märchenerzählte sie aus dem Gedächtnis und häufigstammten Erzählungen aus ihrem Leben oder ausdem Leben von bekannten Leuten. Als mein jüngererZiehbruder, er mag so um die 6 Jahre gewesen sein,ihr die Frage stellte, aus welchen Büchern sie die vielenErzählungen bezog, deutete sie hinter das rechte Ohrund sagte verschmitzt: Da drinnen sind sie aufgehoben.Diesen Satz habe ich bei meinen Kindern verwendet,vor Jahrzehnten bei den Schulkindern in der erstenKlasse und bei den Enkelkindern. Immer mit demgleichen Erfolg, die Erzählungen aus dem Leben, ausmeiner Kindheit wurden gerne gehört, sie hatten etwasUnbekanntes, Geheimnisvolles an sich.Als ich im Jahr 2007 - 60 Jahre später - daranging,meine Kindheit in der Einschicht eines Grabens derObersteiermark aufzuschreiben, lag der Grund nichtdarin, dieses Verlorengehen meiner Kindheitsgeschichtegenerell zu verhindern, sondern sie, die ja auch seineKindheitsgeschichte war, dem an Krebs erkranktenjüngeren Ziehbruder noch einmal lebendig werden zulassen. Die Schwere seiner Erkrankung erlaubte keinenAufschub. Ich versuchte, mir Kriterien autobiografischenSchreibens, die mir aus dem Studium, meinemBeruf bekannt waren, ins Gedächtnis zu rufen, ich lasweitere Aussagen dazu. Das Ergebnis dieser Mühe hatsich in den Texten aber niemals gut ausgenommen.Bald stellte sich das Gefühl ein, mit meinen vorgenommenenTexten nicht über die Qualität von 1-Euro-Romanenaus der Trafik hinauszukommen. Was tun?Bei einem der Besuche, an denen es dem Bruderbesser ging, bat er mich, doch wieder einmal etwaszu erzählen, vorzulesen, es müsse doch nicht wissenschaftlichgeschrieben sein, nein, es sollte einfach unsereGrabengeschichte sein. Bedeutete dies nun nichtsanderes als beim Aufschreiben seiner selbst der antikenAufforderung Erkenne dich selbst zu folgen, also beimir zu bleiben? Bedeutete dies nun, wie es der PhilosophThomä ausdrückte, dass ich auf dem richtigenWeg war, wenn ich nicht so sehr auf die perfekte Abschwerpunkt: erzählens11damit es nicht verloren gehtdie geschichte des buches meiner erinnerungenGünter Müller schreibt in den bibliotheksnachrichten3/2007 über die Dokumentationsstellelebensgeschichtlicher Aufzeichnungen am Institut fürWirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien,folgend: Damit es nicht verloren geht … ist ein Leitsatzvieler Menschen, die sich im fortgeschrittenen Alter verstärktmit ihrer Lebensgeschichte auseinandersetzen undselbst Erlebtes in der einen oder anderen Form zu dokumentierenversuchen.was es istIm Böhlau Verlag ist in der Reihe Damit es nicht verlorengeht 2010 mein Buch Kein siebenter Tag erschienen.Darin habe ich von der Kindheit in der Abgeschiedenheitdes obersteirischen Georgnergrabensberichtet. Als das erste Mal der Wunsch an mich herangetragenwurde, mein Buch zu signieren, fiel mirso gar nichts ein. Doch bald - ich hatte das Inhaltsverzeichnisaufgeschlagen - lief die Geschichte wie einFilm vor meinem geistigen Auge ab und ich konnteden Satz formulieren, den ich für das weitere Signierenbeibehielt:Zurückwandern in die ferne KindheitIst ein Freuen über die guten TageUnd ein Versöhnen mit den weniger guten.In meinen Geschichten habe ich es versuchtgeschichten werfen auch fragen auf ...... wichtige, weniger wichtige. Auf den folgendenSeiten habe ich nun versucht, zu folgenden FragenStellung zu nehmen:1. Wann, wie und warum bin ich darauf gekommen,das Erlebte/ das Erzählte aufzuschreiben?2. Warum ist es wichtig, Erzähltes auch aufzuschreiben?3. Was darf nicht verloren gehen?wann, wie, warum ...Nehme ich das Wort Geschichte in den Mund, geheich weit zurück an den Ort, in die Zeit der Kindheit,als die Mutter Geschichten erzählte, die in Büchernstanden, an die sie irgendwie herankam, denn selbstdoppel:punkt 2012:4


s12schwerpunkt : erzählendoppel:punkt 2012:4folge der Geschichte nach Regeln achtete, sondern imBewusstsein, dass ich das Privileg besaß, den alleinigenZugang zu meinen Erinnerungen zu haben, zuGedanken und Gefühlen, schrieb und deshalb die Geschichteneu schreiben konnte, sie einfach besser zuEnde schreiben konnte?Ab diesem Zeitpunkt konnte ich ihm mit meinenGeschichten noch Freude bereiten, ich erzählte sieihm, las vor, achtete darauf, ob er mir folgen konnte.Manchmal gelang es mir, ein Lächeln in sein Gesichtzu zaubern, einen gespannten oder einen gelöstenAusdruck, einen Schalk, den ich wiedererkannte ausder Kinderzeit, ein Spiel mit den Fingern, aber auchden Ausdruck von Trauer, von Ergebenheit, wenn er,müde geworden, nicht mehr folgen konnte.Und dann starb mein Bruder. Es folgten Wochender Untätigkeit, bis ich mir die Fragen stellte: WelchenSinn macht das Vollenden der Geschichte? WelchenSinn macht der Abbruch?Ich entschied mich für die Fortsetzung der Geschichte.So war sie immer noch als (letztes) Geschenkfür meinen Bruder gedacht. Streckenweise nahmendie Geschichten Tagebuchcharakter an - waren ebenfür mich bestimmt. Immer wieder las ich mir die Geschichtenvor und merkte, dass aus den anfänglichenuneinheitlichen Bruchstücken in der Rückschau ein unteilbaresGanzes geworden war.Schreiben Menschen im vorgerückten Alter - wieHerr Müller feststellte - ihre Kindheit, ihr Leben häufigauf, damit es für ihre Kinder präsent ist, weil siees noch einmal auf andere Weise durchleben wollen,war anfangs mein einziger Grund, den Bruder nocheinmal in die Kindheit zu entführen, weg aus dem Leidder Krankheit. Als er starb, war ich mir sehr unschlüssig,wie es denn nun weitergehen soll. Als ich michfür das Weiterschreiben entschlossen hatte, kam eineZeit, in der ich mich zwingen musste, vom Schreibenaufzustehen. An manchen Tagen hatte ich das Gefühl,die Zeit noch einmal zu erleben, die gute und wenigergute.Ich wurde nicht müde, auch meinem Mann davonzu erzählen und ich wundere mich noch heute,wie er die Geduld aufbrachte, ständig zuzuhören. Ichbesserte aus, schrieb um, horchte förmlich in michhinein, ob denn auch alles so gewesen war, wie esdann schwarz auf weiß auf dem Papier stand. Es warauch meine Geschichte geworden.Im Schreiben dieses Beitrags kamen mir Anregungenvon Herrn Dr. Klingenberg zu Hilfe. Darunterauch ein Zitat des Dichters Theodor Fontane:Manche Wünsche haben wir in der Kindheit begraben, stillunter einen Stein gelegt. Lange Zeit haben wir den Stein nochheimlich besucht, bis wir den Wunsch und den Stein endlichvergaßen. Eines Tages aber kommen wir zufällig an dieserStelle im Garten vorbei und entdecken: Der Stein lebt, Moosund Gras wachsen darauf.Das Zitat lässt in mir Bilder aufsteigen - Bilder derGrabenheimat - Erdbeeren am Bach - Eisblumen amFenster - Stille - Einsamkeit - Weihnachten - Kargheit -graue Tage - Feiertage - am Ende mitnehmen müssen- hinüber, wenn da nicht die Welt der Fantasie, die Erinnerungund der Zauber der Wörter gewesen wäre,die gemeinsam auf wundersame Weise alles auferstehenließen, leiser zwar und ein klein wenig farbloser,aber dennoch - Wörter zu einer Geschichte vereint -Moos auf den Steinen und Gras.hätten sie nur ...Hätte unsere Mutter das nur aufgeschrieben, hättenwir doch mehr gefragt damals, als noch Zeit war sindAussprüche, die fallen, wenn Geschwister sich treffen.Häufig geht es um banale Dinge, um Rezepte, wiejetzt vor Weihnachten, um Musik, um Kleidung, diegetragen wurde, um Feste. Es geht um Haltungen inschwerer Zeit, um Werte.Wir haben nicht gefragt, weil nicht wichtig war,was die Alten sagten, sie haben geschwiegen, weilüber Alltägliches kein Wort verloren wurde. Dann kamdie Zeit, wo die Jungen älter wurden, die Werte sichin den Augen der Jungen wie der Alten wandelten, siesich selbst änderten, warum auch immer ...Damit bin ich nun beim Leitsatz des Böhlau Verlagesangelangt - Damit es nicht verloren geht -,wie er für die Buchreihe gedacht ist. Ich habe die Geschichtenvorerst für meinen Bruder geschrieben. Nunkönnen sie wie alle anderen Geschichten für eine bestimmteZeit stehen, für die Menschen in ihr. Ich habenicht den Anspruch, dass die Jugend mein Buch ausInteresse liest. Vergangenes ist nun mal nicht Unseres,sagte eine Siebzehnjährige, wir sind gespannt aufdas was kommt, Zukunft ist cool! Dieselbe Jugend wirdaber auch mit Interesse in erzähltes Leben hineinhorchen,wenn kein moralischer Anspruch besteht.|elisabeth glettler|


schwerpunkt : erzählens13der weg zur eigenen geschichteein einstieg ins geschichtenschreibenWenn ich inmitten einer Runde Schulkinder sitzeund mich mit ihnen über die Kunst des Geschichtenerzählensunterhalte, überrascht es mich immerwieder, mit wie viel Fantasie und Vorwissen vielevon ihnen in eine Schreibwerkstatt kommen.Auf die Frage, was braucht man als erstes, um eineGeschichte zu schreiben, kommen Antworten wieEine Idee! oder Eine Überschrift!, wobei jene Überschrift,die am besten zur Geschichte passt, man wohl amleichtesten erst zuletzt findet. Denn sie soll nicht zuviel verraten, vor allem über den Ausgang der Geschichte.Den wiederum sollte man aber bereits imKopf haben, bevor man den ersten Satz niederschreibt.Ja, eine gute, eine zündende Idee sollte jeder gutenGeschichte zugrunde liegen, in der Regel ist esder Hauptkonflikt, das Hauptproblem, eine plötzliche,tiefgreifende Veränderung, eine folgenschwere Verwechslung,eine anstehende Entscheidung, mit dersich die Hauptperson herumschlagen muss. Dabeimuss es nicht um Leben und Tod gehen, also nichtunbedingt ein Kriminalfall, das können auch ganzkleine Dinge sein, die jemanden aus der Bahn werfen.Denn es hängt vom Charakter der Hauptperson ab,wovor sie Angst hat, wovon sie sich bedroht fühlt -das kann schon eine Fliege sein, die plötzlich da istund durch ihr bloßes Dasein irritiert. Je kleiner dieseBedrohung einem Außenstehenden scheint, desto größerist das Potenzial, dass die Geschichte eine lustige,eine verrückte, eine absurde wird.Damit wären wir schon bei einem weiteren Punkt:LeserInnen möchten mit der Hauptperson mitleben,mit ihr mitfühlen können. Das gelingt nur, wenn manerfährt, was in ihr vorgeht, was sie denkt, was sie fühlt.Das gelingt umso besser, je mehr man sich über dieHauptperson im Klaren ist. Hilfreich ist es, sich Notizenzu machen über ihre Stärken und Schwächen, Vorliebenund Abneigungen, über ihre Vorgeschichte, inwelchem Beziehungsgeflecht sie lebt. Nicht alle Informationen,die man sammelt, müssen in der Geschichteverwertet werden, aber es ist gut, sie während desSchreibens im Hinterkopf zu haben. Das hilft, logischeFehler zu vermeiden, die Geschichte nachvollziehbarzu machen.doppel:punkt 2012:4Auch sollte man vermeiden, zu viele Nebenfigurenin die Geschichte einzuführen, das verwirrt die Lesrin/den Leser, macht es schwierig, den Überblick zubehalten.Der eigene Erfahrungsschatz ist beim Sammelnder Ideen eine wertvolle Quelle, sie muss nur an derrichtigen Stelle angezapft werden. Worüber haben Siesich besonders geärgert? Worüber besonders gefreut?Oder vielleicht ein Mensch, der Ihnen nahesteht? WelchesEreignis hat Ihrem Leben eine Wendung gegeben?All diese Erfahrungen helfen, den Charakter einerHauptfigur zu formen. Und es empfiehlt sich, mit erfundenenFiguren zu arbeiten, denn da ist man freierin seiner Gestaltung. Zudem ist das Leben nicht derbeste Dramaturg, in unserer Erinnerung gibt es oftGeschichten mit Lücken und Ungereimtheiten.Wenn Sie nun Ihre Ideen gesammelt haben, sichan das eigentliche Niederschreiben der Geschichtemachen und der erste Satz nicht und nicht kommenwill: Verzweifeln Sie nicht, beginnen Sie einfach mitdem nächsten oder übernächsten Satz oder an einerStelle, die sie sich besonders gut vorstellen können.Denn nur, was man sich selbst gut vorstellen kann,kann man auch anderen gut beschreiben. Und irgendwann,wenn Sie im Fluss sind, wird die Geschichteauch zu Ihnen finden.|martin ohrt||info|Verein Jugend-Literatur-Werkstatt GrazMartin OhrtT: 0316/ 31 89 06E: martin@literaturwerkstatt.atW: www.literaturwerkstatt.at


s14schwerpunkt : erzählendoppel:punkt 2012:4an den tag bringen, was nach oben drängterzählen als lebenshilfeSchreib das auf, das darf nicht verloren gehen. Wieoft wird in Gesprächen zum Niederschreiben einerBegebenheit, einer Lebensgeschichte aufgefordert.Aus dem unmittelbar Erzählten entsteht der Wunsch,das Gehörte für Spätere festzuhalten.erzählen, was einem am herzen liegtMenschen erleben und erleiden ihr Leben lang unerhörteBegebenheiten, und diese wollen gehört werden.Aus der Tiefe der eigenen Seele tauchen Erinnerungsstückeauf, schwappen an die Oberfläche, siezeigen sich und wollen angeschaut werden, drängensich auf, wollen bedacht und mitgeteilt werden oderwerden wieder ins Unbewusste verdrängt - für eineZeit lang, um dann wieder ans Tor zu pochen, lautund lauter.Erlebnisse der Kindheit, zumeist unangenehme,suchen den Weg ins Bewusstsein, wie Wasser, dassich durch Erde und Gestein seinen Weg bahnt undirgendwo wieder an die Oberfläche dringt, oft weitweg vom Ort des Versickerns. Werden Erinnerungen,traumatische Kindheitserlebnisse nicht zugelassen,finden sie in Träumen, in Fehlhandlungen oder krankhaftenZuständen die Möglichkeit, auf sich aufmerksamzu machen.Der Wunsch, endlich in einem ununterbrochenenErzählfluss Bedrängendes mitteilen zu können, hatmehrere wichtige Funktionen. In der Alltagskommunikationwerden ja die Gesprächsbeiträge anderer zumeistdarauf minimiert, Stichworte fürs eigene Redenzu liefern, es wird kaum zugehört, alle drängt es zumReden und so entsteht an Stelle eines GesprächesGerede über dieses und jenes.Erzählen (erzellen) bedeutet ursprünglich aufzählen,in geordneter Reihenfolge hersagen, was einenbewegt, am Herzen liegt, immer schon gesagt seinwollte. Zumeist mündlich, aber auch das Aufschreibenist damit gemeint, in eine größere Form gebracht,sprechen wir dann von einer Erzählung.Im Aufschreiben haben Menschen die Gelegenheit,ohne Unterbrechung durch andere das für sieWichtige mitzuteilen. Es ist wie das Malen eines Selbstbildesmit Worten, wie das Legen eines Mosaiks ausvielen Bruchstücken, wie das Meißeln einer Statueaus einem polymorphen Block. Langsam schält sichaus dem Geschriebenen das Bild des Selbst: Das binich, so bin ich geworden, das hat mein Leben geprägt,bitte versteht, warum ich so bin wie ich bin,besser gesagt: wie ich mich sehe. Denn das Selbstbildmuss in keiner Weise mit jenen Bildern übereinstimmen,die sich andere über mich machen.die reflexion von erlebtemDas Aufschreiben hat eine immense Bedeutung, esdient der Psychohygiene, es kann heilend wirken, eskann in therapeutischen Settings hilfreich und einwichtiger Beitrag beim Ziehen einer Lebensbilanz sein.Seit einigen Jahrzehnten hat sich die Schreibwerkstattbewegung,von Amerika ausgehend, weltweit ausgebreitet.In den Schreibwerkstätten 1 bekommen dieTeilnehmenden unter Anleitung die Gelegenheit, alldas aufzuschreiben, was sie schon längst erzählenwollten. Zum Aufschreiben kommt als ganz wesentlichesElement das Vorlesen. Denn im Gegensatz zumletztlich unbefriedigenden Schreiben für die Schubladekommt im Gespräch endlich an den Tag, was schonimmer nach oben drängte. In der Gruppe schaffensich die Texte Gehör, werden unter behutsamer Anleitungmit der Person in Beziehung gesetzt, die Zuhörendenkönnen aus eigenem Erleben Assoziationenbeisteuern und so entsteht immer wieder dasbeglückende Erlebnis: Ich bin verstanden worden, jetztist es heraußen, jetzt kann ich damit leben. So kanndurch Reflexion aus Erlebtem und Erlittenem Erfahrungwerden.im kollektiven gedächtnisNeben den persönlichen Erlebnissen, die ans Tageslichtwollen, spielen die Familiengeschichten, die kollektivenErinnerungen einer Gruppe, eines Volkes, diesich in Sagen und Märchen abgesetzt haben undvergangenes Lebenswissen aufgesogen haben, eine


schwerpunkt : erzählens15ganz wichtige Rolle im menschlichen Leben. DieseGeschichten werden wieder und wieder im kleinenKreis reproduziert, sie werden umgeschrieben, in andereKulturkreise übernommen und werden dadurchüber die Welt gestreut. 2 Es sind die Erfahrungen mitObrigkeiten (Könige und Untertanen), Kriegs- undBefreiungserzählungen (Helden), Schelmen- und Beziehungsgeschichten(wie man sich eine Frau, einenMann angelt), Erfahrungen mit der Anderswelt usw.Mit diesen Geschichten wird Identität gestiftet, werdenEigenheiten einer Gruppe verständlich, sie sinddas Langzeitgedächtnis eines Volkes, einer Region.Waren es in der Vergangenheit die Alten und fahrendeErzählerInnen, so übernehmen zunehmend dieelektronischen Medien diese Funktion. In den sozialenMedien tauschen sich Menschen aus und posten ihreErlebnisse, nicht immer sind es weltbewegende Ereignisse,aber es ist eine nicht gering zu schätzende Möglichkeit,von sich reden zu machen.ENDNOTEN1Im Bildungshaus Graz-Mariatrost z. B. besteht seit 1986 einederartige Werkstatt, die Teilnehmenden treffen sich kontinuierlichzu Schreibwochenenden (bis 2012 sind es bereits 64).Neben dem biografischen Schreiben, wie es in diesem Beitragerörtert wird, wird auch mit Schreibtechniken in verschiedenenliterarischen Gattungen experimentiert.2Ein spezieller Typ solcher Erzählungen sind Wandergeschichten,etwa die von der im Urlaub verstorbenen Oma, die ineinen Teppich gerollt, auf dem Autodach mitgeführt wird.Immer wird sie so erzählt, als ob sie selbst gehört bzw. von einerabsolut vertrauenswürdigen Person erzählt worden wäre.3 Scheherazade ist die Erzählerin aus Tausendundeiner Nacht.LITERATURHINWEISECornelia-Goethe-Akademie Frankfurt a. M. (2001):Das Nähkästchen erfolgreichen Schreibens. Der Studienleiterder Cornelia-Goethe-Akademie, Dr. Claus Vainstain,plaudert über Kunst und Technik literarischen Schreibens.Frankfurt a. M.: Hänsel-Hohenhausen.doppel:punkt 2012:4die großen erzählungenSchließlich sprechen wir von den großen Erzählungen,die seit den Urzeiten menschlicher Geschichte zurSinnerhellung des Lebens verfasst wurden, es sinddies die bedrängenden Fragen nach dem Woher unddem Wohin, nach dem Tod und dem Leben danach,nach der Erlösung von Schuld, nach unverschuldetemLeid und ausgleichender Gerechtigkeit. Antwortversuchedarauf sind in die Religionen und philosophischenDenkgebäude eingegangen und werden von denMenschen aller Zeiten mehr oder weniger geglaubt,spielen aber bis in die konkrete Lebensgestaltung hineineine überaus bedeutende Rolle, man denke andie Gestaltung des Jahrlaufs, an die großen Feste undRituale, die Zuversicht und Trost spenden.Besonders sei an Scheherazade 3 erinnert, sie erzählt,um zu überleben. Nicht immer geht es beimErzählen ums physische Überleben, oft aber darum,mit sich ins Reine zu kommen, sich einen Reim auf dieWelt zu machen und das Leben (wieder) liebenswertzu finden.|karl mittlinger|Frieling, Wilhelm Ruprecht (1994): Über die Kunst desSchreibens. Wie Autoren unbewusste Kräfte besser nutzen.Berlin: Frieling.Meier-Dell’Olivo, Rosemarie (2001): Schreiben wollte ichschon immer. Gekonnt Tagebuch führen: schärft die Sinne,befreit die Seele. Eine Anleitung. Zürich: Oesch.Muschg, Adolf (1981): Literatur als Therapie? Ein Exkursüber das Heilsame und das Unheilbare. (Frankfurter Vorlesungen).(Edition Suhrkamp 1065). Frankfurt: Suhrkamp.Nadolny, Sten (1990): Das Erzählen und die guten Absichten.Münchner Poetikvorlesungen im Sommer 1990.(Serie Piper). München: Piper.Rico, Gabriele (2004): Garantiert schreiben lernen.Sprachliche Kreativität methodisch entwickeln - einIntensivkurs. (rororo 61685). Reinbek: Rowohlt.Tumler, Franz (1991): Volterra. Wie entsteht Prosa.(Serie Piper 1501). München: Piper.Vom Scheidt, Jürgen (1990): Kreatives Schreiben.Texte als Wege zu sich selbst und zu anderen.Selbsterfahrung, Therapie, Meditation, Denkwerkzeug,Arbeitshilfe, Abbau von Schreibblockaden. (Fischer 4611).Frankfurt: Fischer.


s16schwerpunkt : erzählendoppel:punkt 2012:4das herz wird weit - die augen gehen aufmärchen als quelle von zuversicht, geborgenheit und entspannungDie Menschheit ist in einen so beklagenswertenZustand gefallen, weil - wie die Aborigines sagen -die weißen Menschen ihren Traum verloren haben.Robert Lawlor, Am Anfang war der Traum.Die Kulturgeschichte der AboriginesDie moderne Welt dampft wie eine Lokomotive durchsLeben. Ein solches Leben nagt an der Seele und hetzt seineOpfer, mehr und mehr, während sie zunehmend ihresgeistigen und seelischen Treibstoffes beraubt werden.Die Seele gerät in Sterbensnot.Maildoma Patrice Some, Die Kraft des Rituals.Afrikanische Traditionen für die westliche WeltSich als Erwachsener mit Märchen zu beschäftigenheißt, sich dieser Sterbensnot zu stellen. Meine Seelebraucht gute Nahrung, braucht Zuwendung und Heilung,vor allem aber: Sie möchte in ihrer Existenz anerkanntwerden.Wenn ich Märchen ernst nehme, anerkenne ich,dass es eine Innenseite meines Lebens gibt, eine andereDimension des Lebens. Ich bin nicht bloß einemehr oder weniger funktionierende Bio-Maschine, derenBauplan entschlüsselt wird, die im Krankheitsfallwie ein Auto repariert wird. Ich bin auch und vor allemein geistig-seelisches Wesen.Innere Bilder, Träume, Visionen und Märchen sinddie Sprache dieser inneren Welt.In uns und um uns existiert eine unsichtbare Welt. Sieist der Ort, von dem wir alle herkommen. Wenn wir vomUnsichtbaren in diese Welt übersetzen, nehmen wir einGefühl der Zugehörigkeit zum Unsichtbaren mit. In dersichtbaren Welt vollzieht sich der allergrößte Teil unsererErfahrung in Raum und Zeit. Dennoch kommt unsereSehnsucht nach dem Unsichtbaren niemals zur Ruhe. Wirwissen, daß die wahre Natur der Dinge tief in deren Inneremverborgen liegt.John O’Donohue, Echo der Seele.Von der Sehnsucht nach GeborgenheitDiese innere Welt erleben wir oft als unvereinbarmit der äußeren sinnlichen Welt. Und da wir vor allemin dieser äußeren, sinnlichen Welt leben, verdrängenund vergessen wir diese innere Welt. Im Außen gilt eszu funktionieren, da herrscht Zeit- und Termindruck,da müssen Leistungen erbracht werden, da wird bewertet,be- und verurteilt. So wird die Leugnung derseelischen Dimension unseres Lebens zur Ursache vielerStörungen und Krankheiten. Wenn ich mich derSeele, der geistigen Dimension, dem Traum wiederzuwende, wenn ich Zeit dafür aufwende, so wirdHeilung möglich.Im Grimm’schen Märchen Das Wasser des Lebensist ein König sterbenskrank. Die zwei ältesten Söhnemachen sich auf den Weg, das Wasser des Lebens zusuchen. Sie kalkulieren beinhart: Wer den Vater heilt,erbt das Königreich. Dieses Wasser des Lebens ist abernichts anderes als ein Sinnbild für die Zuwendung zumInneren Leben. Als Bote dieser inneren Welt wartet einunansehnliches, graues Männlein am Wegrand. Diebeiden älteren Brüder erkennen dieses Männlein nichtin seiner Bedeutung und weisen es schroff ab. In derFolge bleiben sie in einer Felsenschlucht stecken. Derjüngste Sohn geht die Sache mit reinem Herzen an,spekuliert nicht auf Lohn und Gewinn und öffnet sichdem grauen Männlein. So gewinnt er Kunde über denWeg zum Wasser des Lebens. Ihm gelingt es, den Vaterzu heilen.Diese Geschichte mag als Märchenbild für das zuvorAngesprochene dienen. Der König als Inbegriff desherrschenden Prinzips ist krank. Geheilt kann er nurwerden, wenn sich der Königssohn der anderen Weltöffnet, die sich aus der Perspektive des Herrschers zunächsteinmal als etwas sehr Unansehnliches, Unattraktivesdarstellt.Die Dagara halten sich für eine Projektion der Geisterwelt.Um eine Störung in der sichtbaren Welt wirklich zubeseitigen, muß man zuerst ihren verborgenen Hintergrund,ihre symbolische Dimension feststellen, darin dasNotwendige tun, etwa durch Rituale, und dann erst an


schwerpunkt : erzählens17der Wiederherstellung ihrer physisch sichtbaren Projektionarbeiten, etwa durch Medikamente.Maildoma Patrice Some, Die Kraft des Rituals.Afrikanische TraditionenSowohl in der Quantenphysik als auch in der modernenPsychologie herrscht die anerkannte Vorstellung,daß dem Greifbaren ein metaphysisches Kontinuum zuGrunde liegt.Robert Lawlor, Am Anfang war der Traum.Die Kulturgeschichte der AboriginesWer Märchen erzählt, versucht, diese oft als getrennterlebte Welten, das Innen und das Außen, zuverbinden. Der Erzähler nimmt Bilder aus der äußerenWelt. Die sinnlich erlebbare Welt ist der Steinbruch,liefert das Material für die künstlerische Gestalt desMärchens. Im Märchen wird dieses Material so angeordnetund umgeformt, dass die unbewusste Erfahrung,die Innenwelt, wahrnehmbar wird. Erzählenmacht die innere Welt in symbolischer Übertragungden anderen Menschen, der äußeren Welt, zugänglich.Märchen stammen aus einer Zeit, in der man schauenddachte. Weil die Märchen in bildhafter Sprache erzählen,stehen sie im Gegensatz zu unserer heute üblichenDenkart. Durch Märchen wird unsere seelische Imaginationskraftwieder herausgefordert, brachliegende Möglichkeitenbeleben sich wieder. Das macht glücklich. Eswirkt heilsam.Felicitas Betz, Heilbringer im Märchen.Sich der inneren Welt wieder zuzuwenden, ihreExistenz anzuerkennen, sie nicht als Hirngespinst abzutunoder zu leugnen, ist wohl der erste und wichtigsteSchritt für moderne Menschen. Märchen könnenauf der Suche nach der eigenen Innenwelt, dereigenen Seele eine große Hilfe sein. Dabei lassen dieMärchenbilder der/ dem Hörenden und Lesenden großeFreiheit, jede/r ist aufgefordert, seine/ ihre eigeneBedeutung hineinzulegen. Der geistige und seelischeTreibstoff, von dem der Schamane Malidoma PatriceSome im obigen Zitat sprach, kann hier wieder getanktwerden. Über diese Märchenbilder wird es möglich,auf die Tiefenschichten der eigenen Seele zu hören.Märchenhören oder -lesen lädt eine innere Batterieauf, die uns hilft, auf wundersame Weise Berge,die auf uns lasten, abzutragen und unmöglich erscheinendeAufgaben zu bewältigen.Am Morgen, als er ausgeschlafen hatte, nahm die Alteeinen Fingerhut von ihrem dürren Finger, reichte ihn demTrommler hin und sagte: ‚Jetzt geh an die Arbeit undschöpfe den Teich draußen mit diesem Fingerhut aus:Aber ehe es Nacht wird, mußt du fertig sein, und alleFische, die in dem Wasser sind, müssen nach ihrer Art undGröße ausgesucht und nebeneinandergelegt sein.‘Der Trommler ging zu dem Teich und fing an zuschöpfen. Er schöpfte den ganzen Morgen, aber waskann man mit einem Fingerhut bei einem großen Wasserausrichten und wenn man tausend Jahre schöpft?Als es Mittag war, dachte er sich: Es ist alles umsonstund einerlei, ob ich arbeite oder nicht, hielt ein undsetzte sich nieder. Da kam ein Mädchen aus dem Hausgegangen, stellte ihm ein Körbchen mit Essen hin undsprach: ‚Du sitzest da so traurig. Was fehlt dir?‘ ‚Ach‘,sagte er, ‚ich kann die erste Arbeit nicht vollbringen, wiewird es mit den anderen werden? Ich will weitergehen.‘‚Bleib hier!‘, sagte das Mädchen. ,Ich will dir aus deinerNot helfen. Du bist müde, lege deinen Kopf in meinenSchoß und schlaf! Wenn du wieder aufwachst, istdie Arbeit getan.‘Der Trommler ließ sich das nicht zweimal sagen.Sobald ihm die Augen zufielen, drehte sie einen Wunschringund sprach: ‚Wasser herauf, Fische heraus!‘Alsbald stieg das Wasser wie ein weißer Nebel in dieHöhe und zog mit den anderen Wolken fort, und dieFische sprangen ans Ufer und legten sich nebeneinander,jeder nach seiner Größe und Art. Als der Trommler erwachte,sah er mit Erstaunen, daß alles vollbracht war.Ausschnitt aus : Der Trommler, Märchen der Brüder Grimm|frederik mellak|Der Artikel stellt einen Tagungsbeitrag Frederik Mellaks zumNiederösterreichischen Pflegefrühling 2001 dar.|info|Freude an MärchenFrederik Frans MellakT: 03132/ 5406E: frederik.mellak@aon.atW: www.freudeanmaerchen.atdoppel:punkt 2012:4


s18schwerpunkt : erzählendoppel:punkt 2012:4kamishibai : das japanische papiertheatereine neue alte alternative zum powerpoint-bilderbuchkino?ErfahreneBibliothekarInnenund LesepädagogInnenkennen zumeistdieses Problem:Sie speicherndie Powerpoint-Dateifür ein Bilderbuchkinoauf IhrenUSB-Stick und wollendiese dann inder Bibliothek voneinem Laptop undüber einen Beamerauf eine Leinwandoder weiße Wandprojizieren. Neben allerlei technischen Problemen(Kabelverbindung, Einstellung am Computer undbeim Beamer, Überhitzung des Geräts …), die immerdann auftreten, wenn man am wenigsten mit kompetenterHilfe rechnen kann, gibt es noch einen weiterenStörfaktor, der Kindern und Ihnen selbst dieLust am Erzählen oder am Vortragen des Texts nehmenkann. Der Raum ist abgedunkelt, die Kinderschauen gebannt auf die hell erleuchtete Leinwand.ErzählerIn oder VorleserIn werden jedoch im Hintergrundoder Abseits nicht wahrgenommen, wenn siemit den Kindern in einen Dialog treten wollen.Das japanische Puppentheater Kamishibai lässt sicham besten mit Papiertheater oder Erzähltheater übersetzen.Ursprünglich war diese Erzählform seit Beginn des20. Jahrhunderts bis zum Aufkommen des Fernsehensin Japan weitverbreitet. Süßigkeitenverkäufer fuhrenmit dem Fahrrad durch Dörfer und Städte des ganzenLandes. Auf dem Gepäckträger war ein Holzrahmenbefestigt, in den sie die Geschichtstafeln nacheinanderhineinschoben. Dazu trugen sie ihre Geschichtenin szenischer Abfolge vor. Die Vorstellungen warenjeweils kostenlos, den Unterhalt verdienten sich dieErzähler ausschließlich mit dem Verkauf von Süßigkeiten.Die Kamishibai-Vorführungen waren also damalseine Art Werbeveranstaltung für den Verkaufvon Naschereien. Angeblich gab es bis 1953, alserstmals Fernsehen ausgestrahlt wurde, etwa 10.000Kamishibai-Erzähler und täglich fünf Millionen ZuschauerInnenin Japan.Seit einigen Jahren wurde und wird diese Art desVortragens in der (Vor-)Lesepädagogik in Europa neuentdeckt. Auch das Buchstart-Buch Das kleine Farben-Einmaleins von Reinhard Ehgartner und Helga Banschist bereits in einer Kamishibai-Version downloadbar(www.lebensspuren.net/medien/pdf/Buchstart_Kamishibai_01.pdf). Die Büchereizentrale im norddeutschen BundeslandSchleswig-Holstein stellt seit rund einem Jahrden Öffentlichen Bibliotheken im Land Kamishibaitheaterund Bildkartensets als weiteres Instrument zurfrühkindlichen Leseförderung zur Verfügung.Das europäische Kamishibai ist dem japanischenVorbild in Größe und Aufbau nicht unähnlich. Es bestehtaus einem hölzernen Kasten oder Rahmen, deroben geöffnet ist. Vorn ist er meistens mit einer Flügeltürversehen und kann einen Stapel mit etwa 10bis 30 stabilen Bildkarten im DIN A3-Querformat aufnehmen.Das jeweils vorderste Bild kann so am Endeeiner jeden Szene nach oben weggezogen werden unddas nächste Bild dahinter wird sichtbar. Dazu sprichteine Person, die neben der kleinen, etwa koffergroßenBühne steht.Besonders die Einfachheit und Natürlichkeit desMaterials und die Ruhe der unbewegten Bilder, derenWechsel dem Tempo der Kinder angepasst werdenkann, üben große Faszination aus. Der oder die Vortragendeist dabei mit den Kindern auf Augenhöhe.Dadurch kann sich leichter ein Gespräch entwickelnals bei Vorführungen mit elektronischer Unterstützung.Kinder lernen schnell, selbst Vorführer(in) zu spielenoder zu Geschichten eigene Zeichnungen zu zeigen.Spielerisch und handlungsorientiert entwickelnsie dabei die Kompetenz für den Aufbau von Geschichtenund für das Zusammenspiel von Bild und Text.Das <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong> bereitet derzeit einenAntrag für ein EU-finanziertes Projekt zum The-


schwerpunkt : erzählens19ma Kamishibai vor. Dabei sollen von 2013 bis 2015im internationalen Austausch mit Bildungsinstitutionenin neun europäischen Ländern Materialien undMethoden zum verstärkten Einsatz dieses Erzähltheatersin Bibliotheken, Schulen und Kindergärten entwickeltund erprobt werden.Unser Ziel ist es dabei, sowohl den Gebrauch vonKamishibais in österreichischen und anderen europäischenBibliotheken und Schulen qualitativ zu erhöhenund zu verbreiten als auch die Möglichkeiten von Kamishibaisin besonderen Lernsituationen auszuloten, sozum Beispiel in der Sonderpädagogik, im Fremdsprachenunterricht,in Lernumgebungen mit Kindern ausverschiedenen Sprachräumen und Kulturen u. a. m.Auch könnten Angehörige älterer Generationen zuFotos aus früheren Zeiten im Kamishibai-Format erzählenoder Kinder Reproduktionen dieser Fotos weitergestalten,übermalen oder verändern und in eigeneGeschichten einbauen. Dies wäre ein interessanterAnsatz für generationenübergreifendes Erzählen mitBildern und Texten.Grundlage für unsere Arbeit ist eine Erhebung, welcheeuropäischen Verlage Kamishibai-Bildkarten herausgeben,und die juristische Frage, ob und unter welchenUmständen vergrößerte Kopien von Bilderbuchillustrationenals Kamishibai genutzt werden können.Keinesfalls sollen aber nur vorgefertigte Bilder genutztwerden. Kinder können eigene Erzählungen mit eigenenIllustrationen spannender gestalten. Moderne Reproduktionsmöglichkeiten- Fotokopien, Weiterverarbeitungendigitaler Fotos, Vergrößerungen und vielesmehr - erlauben es, mit dem Kamishibai-Papiertheaterkindlicher Kreativität im konkreten und im bildlichenSinne einen Rahmen zu geben.Ein erster Überblick in der europäischen lesepädagogischenLandschaft zeigt, dass es bislang nur wenigeund eher isolierte Entwicklungsprojekte und - mitAusnahme der Niederlande - kaum flächendeckendeAngebote zu Kamishibai gibt. Der Don-Bosco-Medienverlagdes Salesianerordens in Deutschland bietet beispielsweisereligionspädagogisches Material als Kamishibaian; ArteBambini, ein italienischer Kinderbuchverlagbei Bologna, den wir zur Mitarbeit im Projekteingeladen haben, engagiert sich in Schul- und Bibliotheksprojektenmit hohem künstlerischen Anspruch.Gemeinsam mit unseren Partnern, darunter das ÖsterreichischeBibliothekswerk, die Praxisvolksschule derPädagogischen Hochschule <strong>Steiermark</strong>, Bibliotheken inBelgien und Polen sowie Lehrerbildungseinrichtungenin Portugal, Zypern und Irland, hoffen wir aufbleibende Erfolge.|wolfgang moser|Bildrechte:Edizione Artebambini SNC, Bazzanodoppel:punkt 2012:4coverstoryWaren Sie am Samstag, den 10. November 2012 auch mitMärchen unterwegs? Ja? Dann werden Sie in der Dame aufunserem Cover die Märchenerzählerin Margarete Wenzel erkanntund ihre Gestik zu deuten gewusst haben. Was, Sie warengar nicht auf unserer Herbsttagung? Nun, dann haben Sieunter anderem eine exzellente Einführung in jene Kulturtechnikversäumt, der der Schwerpunkt dieser doppel:punkt-Ausgabegewidmet ist. Nicht gleich verzweifeln! Auf Seite s1 könnenSie ja nachlesen, wie man mit Haut und Haaren erzählt ...


s20schwerpunkt : erzählendoppel:punkt 2012:4reise.märchen : märchen.reiseneumof : ein europäisches projekt zum abbau von fremdenfeindlichkeitViele von Ihnen kennen noch die Diskussionen der70er- und 80er-Jahre um den pädagogischen Wertvon Märchen. Ist diese mündlich überlieferte, bedeutsameund sehr alte Textgattung, die aus jedem Kulturkreisbekannt ist, für die kindliche Entwicklung förderlich,weil sie so genannte Archetypen, also universellvorhandene Urbilder in der Seele aller Menschen,transportiert? Oder sind diese Geschichten schädlich,da sie Kinder unnötig mit gewalttätigen Hexen odertraumatischen Schicksalen verlassener Kinder konfrontiert,Gut und Böse im Märchen in der Regel klar getrenntbleiben und am Ende eines Märchens dasBöse unzeitgemäß und brutal - man denke den anTanz auf glühenden Kohlen! - bestraft wird?Im EU-finanzierten Comenius-Projekt EUMOF (EuropeanMobility Folktales) sammelten MitarbeiterInnenvon acht europäischen Einrichtungen aus dem BereichLesepädagogik und Lehreraus- oder -fortbildung, darunterauch das <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong>, 24 Volksmärchenaus fünf europäischen Ländern (Griechenland,Österreich, Polen, Portugal, Zypern), die das Reisenzu fremden Menschen oder zu anderen Völkern undKulturen thematisieren. Diese europäischen Reise-Märchenwurden zusammengefasst und kategorisiert. Dabeizeigten sich oft quer durch Europa erstaunliche inhaltlicheParallelen.Die Helden - und seltener Heldinnen - der Märchenreisen aus vielen verschiedenen Gründen: um in denKrieg zu ziehen, um Musik zu spielen und ihren Unterhaltzu bestreiten, um ein Handwerk zu erlernen, umihr Glück zu versuchen, um Geschäfte zu machen oderSehenswürdigkeiten zu besichtigen, um einen Partneroder eine Partnerin zu finden, um anderen zu helfenoder gar um Gott zu begegnen. Während ihrer Reisentreffen sie vielerlei Menschen, Tiere oder magischeKreaturen. Sie besuchen die verschiedensten Länder,Königreiche, Städte, Dörfer, Wälder, Berge und Meere.Mehrsprachige Ausgaben aller EUMOF-Geschichtenwurden sowohl gedruckt als auch in elektronischerForm (siehe hierzu die Website des Projektes unterwww.eumof.unic.ac.cy) herausgegeben. Die in den Originalsprachenerzählten Märchen wurden aufgenommenund online veröffentlicht.Innovativer Kern des Projekts ist eine Sammlungvon 72 Unterrichtsbeispielen und Aktivitäten für dieVerwendung dieser Märchen mit acht- bis zwölfjährigenKindern in Schulen oder Bibliotheken. Alle dieseEinsatzmöglichkeiten wurden an verschiedenen Orten,z. B. auch in der Öffentlichen Bibliothek St. Stefan obStainz und in der Schulbibliothek Deutschfeistritz, erprobtund in Lehrerfortbildungen besprochen.EUMOFs Hauptziel ist es, den aktuellen multikulturellenHerausforderungen in Folge von Migrationund des Zusammenlebens von Angehörigen unterschiedlichsterHerkunft durch den Einsatz dieser europäischenVolksmärchen zu begegnen. Dabei verbindenMärchen über das Reisen LehrerInnen und SchülerInnenin ganz Europa, verstärken so den Sinn für eindemokratisches Europa und fördern Toleranz und Respektfür europäische Völker, Sprachen und Kulturen.|wolfgang moser|Abb.: Märchen aus Europa - Schulprojekte in der ÖB St. Stefanob Stainz (l.) und. der HS Deutschfeistritz (r.).


erwachsenen : bildung41wenn lernen spaß machtverein akzenteThemen wie Basisbildung und Alphabetisierungsind in den letzten Jahren im Kontext von Erwachsenenbildungimmer weiter in den Vordergrund gerückt.Laut Schätzungen sind mindestens 300.000Menschen in Österreich von funktionalem Analphabetismusbetroffen und haben Schwierigkeiten mitdem Lesen und Verstehen von komplexeren Texten.Die Gründe dafür sind vielfältig und ergeben sich ausdem Zusammenspiel unterschiedlicher Rahmenbedingungen,die die Teilhabe an Bildung hemmen: EingeschränkteMobilität und negative Lernerfahrungenkönnen genauso ein Teil davon sein wie niedrigeformale Bildungsabschlüsse, der Familienstatus, Alteroder Geschlecht.Der Verein akzente in Voitsberg entwickelt Bildungsangebotefür Frauen, die von Bildungsbenachteiligungbetroffen sind. Bildungsbenachteiligung stehthäufig in Verbindung mit wenig entwickelter Lesekompetenz,daher ist deren Stärkung ein notwendigerBaustein in der Bildungsarbeit. Die Herausforderungendabei liegen sowohl in der Gestaltung von Informationsmaterialals auch in einer niederschwelligen Herangehensweisean komplexe Texte. Das Internet wirdzwar oft in seinem partizipativen Zugang für alle alsChance gesehen, um Lücken zur Wissensgesellschaftzu schließen, gleichzeitig stellt es aber zahlreicheHürden erst auf, die es zu bewältigen gilt. Dazu zählenbeispielsweise die Präsenz von englischen Ausdrücken,unterschiedliche Bedienoberflächen, erforderlicheKompetenzen für das Finden und Filtern von Informationenund nicht zuletzt der Umgang mit derInformations- und Kommunikationstechnologie.Um Personen, die mit diesen Hemmnissen konfrontiertsind, zum Lesen zu bringen, ist eine Kombinationaus aufsuchender Bildungsarbeit und vor allem Angstabbauenden Methoden notwendig. Dass dies gelingenkann, beweisen die Erfolge aus den Bildungsangebotenrund um die Entwicklungspartnerschaft learnforever, von der auch die Beratungs- und Projektmanagementorganisationakzente in Voitsberg Teilist. Ebenso lassen die Mitarbeiterinnen von akzenteihr Know-How in aktuelle Beratungsangebote einfließen,die zum Beispiel Bibliotheken in ländlichen Regionenin Lernknotenpunkte verwandeln oder Neugierfür Informationen wecken, die in langen Texten verstecktsind.Es bleibt aber nicht allein beim Lesen von Gedrucktem.In den Jahren 2010 bis 2012 wurde bspw. dasregionale Lernnetzwerk webtogether von akzente entwickelt,bei dem Frauen ohne ComputerkenntnisseSocial Media für ihre Bildungsinteressen zu nutzenlernten. Nach zwei bis drei Monaten kommuniziertendie Teilnehmerinnen per Chat, verwendeten Blogs alsInformationsquellen und google docs als Möglichkeit,vernetzt zu arbeiten, um anderen ihre Ergebnisse zugänglichzu machen. Lernen machte plötzlich Spaßund auch die Angst vor der Unzahl an englischen Internet-Begriffenwar schnell verflogen, obwohl die letzteWeiterbildung der Teilnehmerinnen oft 20 Jahre zurücklagund dem Computer zuvor nur sehr skeptischbegegnet wurde.Auch in den aktuellen Beratungs- und Bildungsangebotenist es den Mitarbeiterinnen von akzente eingroßes Anliegen, Begeisterung fürs Lernen zu weckenund damit auch implizit Lesekompetenz zu fördern.Für den Anschluss an die - digitale - Wissensgesellschaft,die sehr stark von Literalität geprägt wird, setztdieses Prinzip Schritte in Richtung Teilhabe.|katja grach||info|Verein akzenteRüsthausgasse 88572 BärnbachT: 0664/ 13 29 022E: office@akzente.or.atW: www.akzente.or.atdoppel:punkt 2012:4


42leseförderungs : projektedoppel:punkt 2012:4Bildrechte: Robert Cescuttimit leselust durch die steiermarkeine erlesene und erlesbare wanderausstellung begeistert jung & altIm Bildungsjahr 2012/2013 startete LandesrätinElisabeth Grossmanndie Lesereise Leselust- von Anfang an, einLeben lang. In 7 Regionenwird sie jeweils einenTag lang Einrichtungen,die das Lesenvorbildhaft fördern, besuchenund Netzwerkgesprächeführen.Den Auftakt zu jedemTag der Lesereise bildetdie Eröffnung der umfangreichen und liebevoll gestaltetenWanderausstellung Leselust, die in Zusammenarbeitmit dem Grazer Kindermuseum FRida & freDentstand. Sie weckt die Lust am Lesen und verdeutlichtsinnerfassendes Lesen. Die BesucherInnen könnenGeschichten abwechselnd lesen und über einenKopfhörer und interaktiven Lesestift (Tiptoi) hören.Aktivierungspunkte auf aufgelegten Objekten bildenden Startpunkt für die Hörteile.Je nach Größe der Bibliotheken können bis zu sechsverschiedene Geschichten für die jeweils vier Altersgruppen(Erstleser, Kinder, Jugendliche und Erwachsene)gelesen werden: Liebevolles, Grusliges, Sachliches,Tierisches, Fantastisches und Lustiges sind durch dieFarbe der je 17 Meter langen Teppichbahn markiert.Bei den liebevollen Geschichten wechseln sich die fünfTexttafeln mit einem herzförmigen Kuschelkissen, einemgroßen Blitz, einer süßen Schokolade und einemPostkasten mit Liebesbrief ab. Die LeselandschaftTierisches hingegen enthält auf einem grünen Teppicheine kleine Blumenwiese und ein überdimensioniertesEi.Bei den Ausstellungseröffnungen am 7. Novemberin der Stadtbibliothek Voitsberg und am 4. Dezemberin der Öffentlichen und Schulbücherei im BORG BadRadkersburg waren sowohl Politik und Presse als auchSchülerInnen vertreten, die neugierig die Lese- undHör-Teppiche erkundeten. Bis Anfang 2013 bleibt dieWanderausstellung in Bad Radkersburg, dann reist siein die Obersteiermark.Im Laufe des Schuljahres ist sie noch in folgendensteirischen Bibliotheken zu besuchen:Stadtbücherei Kapfenberg: ab 30. Jänner 2013,Stadtbücherei Hartberg: ab 6. März 2013,Gemeindebücherei Fohnsdorf: ab 10. April 2013,Bibliothek Liezen: ab 8.Mai 2013.Ab 5. Juni 2013 übersiedelt die Ausstellung ins Amtder Steiermärkischen Landesregierung am Karmeliterplatzin Graz. Für die Zeit danach gibt es bereits zahlreicheAnfragen.Landesrätin Grossmann besuchte im Rahmen derLesereise in die West- und Südsteiermark u. a. diekombinierte Schul- und Öffentliche Bibliothek in derVolksschule St. Johann/ Köppling unter der Leitungvon Agnes Waltl und das auch auf Literaturvermittlung,Erzähl- und Schreibwerkstätten spezialisierteBildungshaus Retzhof. Im Netzwerkgespräch konntendas <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong> und andere Institutionenihre lesepädagogische Expertise und ihre Angebotefür die Praxis den PädagogInnen aus Schule und Kindergarten,BibliothekarenInnen, BuchhändlerInnen,GemeindevertreterInnen und auch Interessierten ausder Region vorstellen.Die Bildungslandesrätin fasste am 4. Dezember2012 im Retzhof zusammen, dass die häufig ehrenamtlichenMitarbeiterInnen der Leseförderung, zumBeispiel in Bibliotheken oder die LesepatInnen, professionelleUnterstützung benötigen, um öffentlich wahrgenommenzu werden und ihre Potentiale voll auszunützen.Das Ehrenamt sei aber ein Garant für integrativeund generationenübergreifende Arbeit. Genausowichtig ist eine Gemeindegrenzen überschreitendeHerangehensweise oder auch die Kombination vonSchul- und Öffentlicher Bibliothek, die in ländlichenRegionen größere Medienangebote sichern kann.|wolfgang moser|


leseförderungs : projekte43projekt erlesenförderung der lesekompetenz im bezirk mürzzuschlagWie in sehr vielen Bezirken Österreichs weist auchdas Leseergebnis im Bezirk Mürzzuschlag nurdurchschnittliche Werte auf. Das könnte trotzdem alsberuhigend abgetan werden, wäre da nicht der kritischeBlick auf die gesammelten Ergebnisse des SalzburgerLese-Screenings (Überprüfung der Lesekompetenz)auf der 3. und 5. Schulstufe gewesen. Wennnämlich an einigen Standorten - Stadt wie Land -knapp ein Viertel der SchülerInnen nur über sehrunzureichende Lesekompetenz verfügt, müssen dieAlarmglocken bei allen Personen läuten, die für dieAusbildung der jungen Menschen Verantwortungtragen. Die Ergebnisse der Überprüfung zeigten abernur das auf, was PädagogInnen auch ohne aufwendigePISA-Studien ohnedies wussten und seit einigenJahren immer wieder beklagten. Nicht nur die Erziehungsarbeitwird im zunehmenden Maße vom Elternhausan die Schule delegiert, auch die Einführung indie Lesewelt (Vorlesen, später Üben, Sprechen übergelesene Bücher u. ä. m.) bleibt in vielen Fällen alleinigeAufgabe der Lehrpersonen, die ohne Unterstützungdurch das Elternhaus einen nahezu aussichtslosenKampf führen.Diesen Befund vor Augen, entschlossen sich dieVerantwortungsträger im Bezirksschulrat Mürzzuschlagab Herbst 2011 eineinhalb LehrerInnendienstpostenganzjährig zur Förderung der Lesekompetenz zur Verfügungzu stellen. Den Pflichtschulen des Bezirks wirddie Möglichkeit einer Unterstützung durch mobileLese-ExpertInnen angeboten. Das Konzept für das Projektentstand in Beratungen am Bezirksschulrat Mürzzuschlag(nach einer Konzeption des BezirksschulratesLeoben), an dem die Bezirksreferentinnen des Buchklubs,zwei Lesepartnerinnen und der Bezirksschulinspektorteilnahmen. Die ersten Rückmeldungen imFebruar und Juli 2012 zeigten eine durchschnittlicheVerbesserung der Lesekompetenz um 95 Prozent.Derzeit - mit Stand November 2012 - werden 126SchülerInnen von der 2. bis zur 5. Schulstufe durchdrei Lesepartnerinnen im Ausmaß von 33 Wochenstundenbetreut. Mindestens einmal monatlich wirdein Lesetreff von fünf Personen (3 Lesepartnerinnen,Buchklubreferentin, Bezirksschulinspektor) abgehalten,zu denen auch Experten des Landes eingeladenwerden. Die Zusammenarbeit mit der StadtbüchereiMürzzuschlag und dem Land <strong>Steiermark</strong> in Projektenist im zweiten Jahr eingeplant.Die Schulleitungen sorgen zu Schulbeginn für dieBereitstellung eines Raums, der nach den Vorschlägender Lesepartnerinnen zu gestalten ist. Auch nehmensie die Nominierung der zu fördernden Kinder vor. Esdürfen aber nur Kinder teilnehmen, die selber damiteinverstanden sind (Unterschied zum verpflichtendenFörderunterricht!) und damit eine Eigenmotivationmitbringen. Als Zielgruppe wurden im Schuljahr2011/12 die SchülerInnen der 3. und 4. Schulstufeder Volksschule beziehungsweise der 5. und 6. Schulstufeder Hauptschule angesprochen, auf Grund derErfahrungswerte der Lesepartnerinnen im Schuljahr2012/13 wurde der Altersrahmen wie erwähnt aufdie 2. bis zur 5. Schulstufe abgeändert. Es werden Kinderbetreut, die beim Salzburger Lese-Screening einenWert von unter 90 erzielt haben.Die Schulleitungen sind weiters angewiesen, einenBrief an die Erziehungsberechtigten zu richten, umüber Ziel, Organisation und Unterstützungsmöglichkeitin der Familie zu informieren. Die SchülerInnenmüssen einen Schnellhefter oder eine Flügelmappe fürMaterialien (Lesemappe) bereitstellen. Durch den Lesepass,in welchem die Erziehungsberechtigten unterschreiben,was und wie viel die Kinder zuhause lesen,sind auch sie permanent in das Projekt eingebunden.Wir wollen die Kinder über die Motivation - individuellerLeserahmen und Lesestoff, die persönlicheBetreuung, die Auszeichnungen für Lesefortschritteund die Kooperation mit Büchereien - zum Lesenhin- und verführen.Materialien: celeco-Trainingssoftware, Lesetrainer (Veritas Verlag),Lesefit (Buchklub), Leseportal des LSR Tirol, 2 Lesekoffer im Einsatz,Buchklubbücher, Buchklubtrolley mit Buchklubheften und -magazinen,Spatzenpost, Comics, Mangas, Kriminal-, Detektiv- und Abenteuergeschichten,Sach- und Technikbücher aus Schulbibliotheken ...doppel:punkt 2012:4


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service : förderungen45förderungen für öffentliche bibliotheken ...... seitens des landes steiermarkDas Land <strong>Steiermark</strong> - nun über die A6 FachabteilungGesellschaft und Diversität - vergibt im Sinneder Förderungsrichtlinien für öffentliche Bibliothekenauch für 2013 wieder Förderungen für öffentlicheBibliotheken nach Maßgabe vorhandener Mittel.Bibliotheken erfüllen heutzutage weit mehr alsdie Funktion einer reinen Entlehnstelle. Sie entwickelnsich mehr und mehr zu Kontakt- und Anlaufstellen fürBildungsberatung, zu Orten des lebenslangen Lernensund zu Begegnungsstätten der Generationen.überblick über die wichtigsten förderkriterien· Mindestöffnungszeit von 3 Stunden/ Woche - außerin begründeten Ausnahmefällen -, die sich auf mindestens2 Wochentage verteilen;· EDV-Erfassung des Bestandes;· Verpflichtung zur finanziellen Eigenleistung des Trägers(Gemeinde, Pfarre ...);das sind z. B. Bücher, Spiele, Hörbücher, Zeitschriften,CDs, CD-ROMS, DVDs etc., Zeitschriftenständer, Computerund andere Hardware usw.;b) Maßnahmen zur Inventarisierung und Katalogisierungvon Medien und für Dokumentationen; dazugehören zusätzliche Personal- und Sachkosten im Rahmenvon Projekten sowie zweckgebundene Anschaffungvon Technik (z. B. EDV-Ausstattung);c) Projekte und Veranstaltungen von überregionalerBedeutung; Maßnahmen, die unmittelbar der Vorbereitungund Durchführung von Sonderprojektendienen.von der landesförderung ausgeschlossen sind:Software, laufende Kosten für Personal, Betrieb undInfrastruktur, Prospekte, Wegweiser und andere Werbemittel,bauliche Maßnahmen, Einrichtung (Regale,Tische, Sessel …).doppel:punkt 2012:4· aktive Bibliotheksarbeit und Wahrnehmung kulturellerAufgaben (Lesungen, Vorträge, Ausstellungen,Kindernachmittage usw.);· Ansuchen sind verpflichtend mit dem bereitgestelltenFörderungsformular zu stellen;· Ansuchen können jährlich bis längstens 30. Septembergestellt werden.· Es besteht kein Rechtsanspruch auf Förderung!förderungsfähige ausgaben können sein:a) Beschaffung von Büchern, Hörbüchern und anderenMedien, Spezialmobiliar sowie EDV-Ausstattung;Detaillierte Informationen zur Förderung finden Sie imWeb unter www.verwaltung.steiermark.at/cms/beitrag/11684651/74837578 (siehe Rubrik Lebenslanges Lernen).Für nähere Auskünfte steht Ihnen das Förderungsmanagementder Fachabteilung Gesellschaft und Diversitätgerne zur Verfügung:|info|Förderungsmanagement der FAGDKarmeliterplatz 2, 8010 GrazT: 0316/ 877-2635F: 0316/ 877-4388E: abt06gd-foem@stmk.gv.atweihnachtsschließzeit : lesezentrum steiermarkDas <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong> ist in der Woche zwischen Weihnachtenund Neujahr geschlossen. Wir stehen folglich ab Mittwoch, dem2. Jänner 2013, wieder zu Ihrer Verfügung.Ein schönes Weihnachtsfest und die besten Wünsche für 2013!


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aviso : fortbildung47avisofortbildungskalender : steiermarkleseakademie 2013softwareschulungendoppel:punkt 2012:4Dienstag, 26. März 2013Dienstag, 12. März 2013ES WAR UND ES WAR NICHT -Märchen aus aller WeltStadtbibliothek Graz NordTheodor-Körner-Straße 59, 8010 GrazZeit: 09.00 bis 13.00 UhrReferentin: Sabine Mähne | LesArtAchtung: Workshop - maximal 25 TeilnehmerInnen!Montag, 29. April 2013X-LARGE: KOMPETENT!Erklär mir nichts. Spielregeln einer Literatur für JugendlicheStadtbibliothek Graz NordTheodor-Körner-Straße 59, 8010 GrazZeit: 09.00 bis 13.00 UhrReferentinnen: Heidi Lexe, Christina Ulm | STUBEAchtung: Workshop - maximal 25 TeilnehmerInnen!Dienstag, 07. Mai 2013LITERATUR IM GESPRÄCHNeuerscheinungen deutschsprachiger BelletristikExerzitienhaus der Barmherzigen SchwesternMariengasse 6a, 8020 GrazZeit: 09.00 bis 13.00 UhrReferenten: Stefan Gmünder, Alexander KluyAnmeldung für Literatur im Gespräch:<strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong>Eggenberger Allee 15 a, 8020 GrazT: 0316/ 68 53 57-0F: 0316/ 68 53 57-14E: office@lesezentrum.atW: www.lesezentrum.atAnmeldung für die weiteren Leseakademie-Kurse:Regina Koroschetz, BVÖMuseumstraße 3/B/12, 1070 WienT: 01/ 406 97 22-14E: leseakademie@bvoe.atW: www.bvoe.at (unter Aus- und Fortbildung)LITTERA GRUNDLAGENbfi <strong>Steiermark</strong> Graz West,Eggenberger Allee 15, 8020 GrazZeit: 09.00 bis 17.00 UhrReferent: Albert Unterkircher | LitteraMittwoch, 13. März 2013LITTERA FORTGESCHRITTENE/ SPEZIALbfi <strong>Steiermark</strong> Graz West,Eggenberger Allee 15, 8020 GrazZeit: 09.00 bis 17.00 UhrReferent: Albert Unterkircher | LitteraMontag, 18. März 2013BIBLIOTHECAplus GRUNDLAGENbfi <strong>Steiermark</strong> Graz West,Eggenberger Allee 15, 8020 GrazZeit: 09.00 bis 17.00 UhrReferentin: Heike Munz | OCLCDienstag, 19. März 2013BIBLIOTHECAplus FORTGESCHRITTENE/ SPEZIALbfi <strong>Steiermark</strong> Graz West,Eggenberger Allee 15, 8020 GrazZeit: 09.00 bis 17.00 UhrReferentin: Heike Munz | OCLCAnmeldungen für die Softwareschulungen:Büchereiverband ÖsterreichsMuseumstraße 3/B/12, 1070 WienT: 01/ 406 97 22F: 01/ 406 35 94-22E: friedrich@bvoe.atW: www.bvoe.at (unter Aus- und Fortbildung)Veranstalter sind der Büchereiverband Österreichs, das Bundesministeriumfür Unterricht, Kunst und Kultur in Kooperation mit dem <strong>Lesezentrum</strong><strong>Steiermark</strong>. Die Kurskosten trägt das bm:ukk.


48berichte : bibliodoppel:punkt 2012:4ausgezeichnet!die verleihung des steirischen bibliotheksgütesiegels biblioAm Samstag, den 10. November 2012 wurde imRahmen der Herbsttagung des <strong>Lesezentrum</strong>s<strong>Steiermark</strong> zum zweiten Mal das Steirische BibliotheksgütesiegelBIBLIO verliehen. Landesrätin Mag. a ElisabethGrossmann konnte die Überreichung an drei Bibliothekenpersönlich vornehmen.biblio - das steirische bibliotheksgütesiegelÖffentliche Bibliotheken haben in einer immer komplexerwerdenden Welt eine wichtige Funktion als Informations-und Kommunikationszentrum. Bibliothekensind nicht mehr reine Buchentlehnstellen, sondernwandeln sich zunehmend zu Mediatheken, dievielerorts zu bedeutenden und kontinuierlich tätigenBildungs- und Kulturträgern geworden sind. Danebenbieten sie einen niederschwelligen Zugang und habenauch einen hohen sozialen Wert. In vielen Fällen sindBibliotheken bereits als Bildungsinformations- und Beratungsstellenetabliert und in einigen werden sogarsehr erfolgreich Basisbildungskurse angeboten. Sieleisten damit einen wertvollen Beitrag zur Behebungvon Bildungsdefiziten. Immerhin gibt es derzeit in der<strong>Steiermark</strong> mehr als 25.000(!) Personen ohne positivenPflichtschulabschluss.In der <strong>Steiermark</strong> gibt es ca. 300 Öffentliche Bibliotheken,die großteils ehrenamtlich geführt werden. Dievon rund 1.400 MitarbeiterInnen dadurch erbrachteArbeit von ca. 550.000 Stunden pro Jahr wird im Gegensatzzu vergleichbaren Leistungen im Sozialbereichbzw. bei der Freiwilligen Feuerwehr, beim Roten Kreuzusw. in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen.Ebenso stehen die hauptberuflich bzw. nebenberuflichgeführten Bibliotheken selten im Mittelpunkt. Dabeihandelt es sich um höchst anspruchsvolle und unverzichtbareBildungs- und Kulturarbeit, die sehr viel Engagement,Wissen und Kontinuität erfordert.Mit BIBLIO, dem Bibliothekgütesiegel, soll diebildungs- und kulturpolitische Bedeutung der Bibliothekenals ein Ort der Erfüllung des gesellschaftspolitischenAuftrages hervorgehoben werden. Ebenso sollBIBLIO der Öffentlichkeit signalisieren, dass spezielleMindeststandards erfüllt sind. Dies dient auchden BenützerInnen zur Orientierung im Sinne desKonsumentenschutzes.Ziel ist es, mittels der Einführung von Mindeststandardsim Bibliothekswesen ein Instrument zurQualitätssicherung und auch -verbesserung einzuführen.Die Verleihung von BIBLIO bedeutet einenöffentlichen Nachweis ...... dass die Bibliothek eine besondere Verantwortungzur geistigen bzw. literarischen Versorgung und Weiterbildungübernimmt;... dass BesucherInnen eine qualitätsvolle Präsentationund ein Mindestniveau an Serviceleistungen erwartenkönnen;... dass die Bibliothek Zuwendungen öffentlicher undprivater Geldgeber besonders gezielt und effizienteinsetzt;... dass eine mit dem Gütesiegel ausgezeichnete Bibliothekwesentlich mehr leistet, als eine reine Entlehnstellezu sein;... dass eine mit dem Gütesiegel ausgestattete Bibliothekihre Aufgabe als Kultur-, Bildungs- und Kommunikationszentrumund einen gesellschaftspolitischenAuftrag wahrnimmt.im jahr 2012 wurde biblio an diefolgenden bibliotheken vergeben:Stadtbibliothek KnittelfeldDie Stadtbibliothek Knittelfeld - unter der Leitung vonChristine Wilczynski - wird hauptamtlich geführt, hat28 Stunden Öffnungszeit an 4 Tagen pro Woche undverfügt über eine behindertengerechte Ausstattung.Sie ist zentral gelegen und modernst ausgestattet. Sienützt die vorhandenen räumlichen, strukturellen undorganisatorischen Rahmenbedingungen für professionelleund kontinuierliche Bildungs- und Kulturarbeit.Neben dem aktuellen Bestand ist die Mitwirkung imRahmen der Bildungs- & Berufsberatung ein wesentlichesKriterium für die Verleihung. Der Stellenwert


erichte : biblio49an 5 Tagen der Woche insgesamt 20 Stunden geöffnetund ist eine Spezialbibliothek zu den Bereichen Frauengesundheit,Psyche, reproduktive Gesundheit, Patientinnenrechte,Medikamente, Krankheiten, Sucht, SexuelleOrientierung, Pubertät, Verhütung usw. Hervorzuhebenist neben dem großen und aktuellen Bestand ein professionellesMarketing, das zu entsprechenden Entlehnzahlenentscheidend beiträgt. Die Bibliothek desFGZ Graz zeigt, dass auch ein privater Verein die Führungeiner öffentlichen Bibliothek zu den Kernaufgabenzählen kann. Zielsetzung und Bestand deckenein Segment ab, das sonst in der <strong>Steiermark</strong> nirgendwovorhanden ist. Als Teil des umfassenden Programmesim Rahmen des Themenkomplexes Frauengesundheitstellt die Bibliothek ein unverzichtbares Angebotdar. Sie kann als ein besonders qualitätsvolles Beispielfür die Vernetzung von Bibliotheksarbeit und Erwachsenenbildunggesehen werden.doppel:punkt 2012:4Grenzlandbücherei EibiswaldDie Grenzlandbücherei Eibiswald (Leitung: GertrudeKröll) ist an 4 Tagen pro Woche insgesamt 16,5 Stundengeöffnet. Es gibt einen behindertengerechten Zugang.Sie überzeugt durch das hohe ehrenamtlicheinnerhalb der Gemeinde ist hoch. Die Kooperationmit anderen Bildungs- und Kulturträgern vor Ort,aber auch die Einbindung der Montagsakademie machendie Stadtbibliothek Knittelfeld zu einem echtenBildungs- und Kommunikationszentrum mit hoherQualität.Bibliothek des Frauengesundheitszentrums GrazDie Bibliothek (Joanneumring 3, 8010 Graz, Leitung:Mag. a Sylvia Groth und Mag. a Gabriele Semlitsch) verfügtüber einen behindertengerechten Zugang, hatEngagement des Teams, ein umfassendes Medienangebot,die enge kontinuierliche Kooperation mit anderenKultur- und Bildungseinrichtungen, die Zusammenarbeitmit einem Pflegeheim, die Einbindung vonWissenschaftsprojekten (Science Netzwerk), hochwertigeÖffentlichkeitsarbeit - LeserInnenbefragung - undein breites Veranstaltungsprogramm. Die LeserInnenbefragungdokumentiert den hohen Stellenwert professionellenMarketings.Insgesamt betrachtet stellt die GrenzlandbüchereiEibiswald ein innovatives Beispiel dafür dar, dassehrenamtliche Bibliotheksarbeit eine der Säulen desBildungs- und Kulturgeschehens einer Kleinregion istund einen unverzichtbaren Teil der Erfüllung des gesellschaftspolitischenAuftrages darstellt.|heinrich klingenberg|


50berichte : bibliothekarsforumdoppel:punkt 2012:4ein besuch beim nachbarnbibliothekarInnen on tour : 2012Marburg/ Maribor ist heuer KulturhauptstadtEuropas. Nur rund 60 km südlich von Graz, einenKatzensprung jenseits der österreichischen Grenze.Warum eigentlich nicht unseren Nachbarn einenBesuch abstatten? Das dachten sich wohl die fast fünfzigBibliothekarInnen aus der <strong>Steiermark</strong>, die der Einladungdes bibliothekarsforums zu einer Bildungsfahrtnach Slowenien gefolgt waren.Mit einer sehr kompetenten Reiseführerin erkundetenwir bei herrlichem Herbstwetter die gemütlicheStadt an der Drau. Interessant und aufschlussreichwar der Besuch der Stadtbibliothek, die momentanaus allen Nähten platzt. Ein bereits durchgeplanterNeu- bzw. Erweiterungsbau, der uns im Rahmen unseresBesuches vorgestellt wurde, ist mit den finanziellenProblemen der Stadt wohl wieder in weitereFerne gerückt.Nach einem Spaziergang auf dem Bachern/ Pohorje,dem Naherholungsgebiet Marburgs, führte uns derWeg nach Meranovo. Dieses Weingut wurde einst vonErzherzog Johann betrieben und ist heute eine Forschungseinrichtungder Universität Marburg und Buschenschank.Nach ausgiebiger Stärkung bot der oststeirischeAllroundkünstler Paul Kindler ein buntes literarischesProgramm zum Thema Fremdsein mit Textenvon Karl Valentin bis Hugo Wiener. Auf der Rückfahrtgab es im Bus dann noch Musik aus Slowenien undGedichte slowenischer Autoren, vorgetragen von unsererReiseleiterin. Ein rundum stimmiger Ausflug!BIBLIOTHEKSAUSSTATTERKARL KRAL KGA-8103 REIN bei Graz, Tallak 124Tel. (03124) 54 7 00 Fax DW 9e-mail: office@kral-kg.atwww.kral-kg.atWir richten Bibliotheken ein:KleineGroßeund - Ihre !seit 1939Die Firma K. Kral KG befasst sich seit 1939 mit der Planung und Einrichtung von Bibliotheken. Die Vorteileunserer Serienprodukte liegen auf der Hand. Gerne können Sie unser Qualitätsprodukt vor der Anschaffung aufdie Brauchbarkeit und Vielseitigkeit beurteilen.Technisch ausgereift bis ins kleinste Detail - daher jederzeit Ergänzungen und Erweiterungen möglich.Selbstverständlich umfassendes Zubehör wie:Zeitschriftenböden, Anleseböden, AV-MedienwannenBeschriftungen - Arbeitsplatten - Buchstützen und vieles mehr !


erichte : aus den bibliotheken51aus den bibliothekenveranstaltungen : projekte : personalialandesberufsschule bad radkersburglernkultur im fokusDer Lernkultur hat die Landesberufsschule BadRadkersburg im aktuellen Schuljahr einen besonderenStellenwert eingeräumt. Einen integralen Bestandteildieses Schwerpunkts bilden dabei Aktivitätenim Bereich der Leseförderung, die fächerübergreifendzur Geltung kommen wird.Im Buchstabenregen : Leseförderungvielfalt an der LBS Bad RadkersburgLesen lernt man vor allem durch Lesen - die Visualisierungder Wissenswelten in unserer Aula stand imMittelpunkt des Projektes des 1. Lehrganges: So wurdeein Buchstabenregen sowie Leseübungen in Form vonWortgirlanden gestaltet, wobei jeweils der erste undletzte Buchstabe eines Wortes korrekt positioniert, jedochdie dazwischenliegenden Buchstaben nach Beliebenangeordnet sind.In Ergänzung erfuhren einige Klassen fächerübergreifendInputs zur Optimierung von Lesetechniken,bspw. zu den Themen Persönliche Lesegeschwindigkeit,Diagonales Lesen, Punktuelles Lesen und zur Fünf-Schritt-Lesemethode.Für den 2. Lehrgang stellt Morton Rhues RomanDie Welle den Anknüpfungspunkt dar. Anhand diesesBuches konnte ein Problemfeld erörtert werden, dasssowohl Mädchen als auch Buben anspricht und zudemauch mit dem Curriculum in Einklang steht. Darananknüpfend sollten die bei der Lektüre hervorgerufenenEmotionen in einer Malwerkstätte visuell ausgedrücktwerden, wobei im Vorfeld auf die Wirkungvon Farben eingegangen worden war. Die Ergebnissedieser künstlerischen Reflexion wiederum sind Bezugspunktefür eine Schreibwerkstätte, in der das Verfassenvon Kurzgeschichten den Abschluss der multimedialenLeseeerziehung markieren wird.Printmedien bilden das Zentrum unserer Leseförderungsaktionim 3. Lehrgang. Zwei Klassen werdenden ZIS (Zeitung in der Schule)-Workshop Journalismuspur absolvieren und die Druckerei der KleinenZeitung besuchen. Auch konnte der Bezug von Gratiszeitungen(ZIS - Lesen von Printmedien an Schulen) fürvier Wochen gesichert werden. Vorgesehen ist weitersdie selbstständige Gestaltung eines Titelblattes.Im 4. Lehrgang wird eine Schreibwerkstatt mitTheater/Baum/Schere angeboten, die um das ThemaRote Früchte kreist. Die Lehrlinge tauchen in eine exotischeFruchtwelt ein und erleben diese mit allen Sinnen.In der Schreibwerkstatt kann dann der Kreativitätfreien Lauf gelassen werden. In diesem Lehrgang stehtauch ein Besuch der Grazer Oper und des WorkshopsOper Aktiv auf dem Programm, wodurch den TeilnehmerInnen- auch im Rahmen von Künstlergesprächen -die Welt der Bühnensprache näher gebracht wird.Lesen an anderen Orten - außerhalb der Schule,so bspw. im Wald - soll im 5. Lehrgang zur Lektüreanimieren. Selbst die darstellende Kunst kommt zuihrem Recht - ein Theaterworkshop im NaturgartenGosdorf ist fix eingeplant.gemeinde- & ögb-bücherei fohnsdorflesetheater mit kindergärten ...Im Rahmen der Österreich liest-Woche besuchten unsdie Kindergärten der Gemeinde Fohnsdorf in derBücherei. Es sollte etwas Besonderes sein für unsereKleinsten. Kein Bilderbuchkino, kein Vorlesen, sondernein Theater mit Stofftieren ...doppel:punkt 2012:4


52Am 27. September organisierte das Team der ÖBKraubath eine Fahrt nach Wien zum Musical HeißeZeiten. Im Museumsquartier fand diese Aufführungstatt, in der es um ein wahrlich heißes Thema ging,nämlich um die Wechseljahre. Mit bekannten Popberichte: aus den bibliothekendoppel:punkt 2012:4Wir spielten nach dem Buch Glück gesucht! vonUlrike Motschiunig. Der Hauptdarsteller war der kleineFuchs, der auszog, um der Mama das Glück nachHause zu bringen. Anschließend bastelten wir mit denKindern Glückskleeblätter, die sie mit nach Hause nehmendurften.Unser Theater ließ die Kinderaugen strahlen. Mankonnte erkennen, dass die Suche nach dem Glück richtigSpaß machte. Bücher sind wertvolle Begleiter, umbehutsam und lustvoll Sprache und Lesen zu fördern.hörbibliothek graz-mariahilflesung von altbischof johann weberAnlässlich seines heurigen 85. Geburtstages wurdeüber und mit Altbischof Johann Weber das HörbuchAuf Augenhöhe herausgebracht. Dieses Hörbuch hatdie HörBibliothek Mariahilf zum Anlass genommen, BischofWeber am 15. November zu einer Lesung einzuladen...... und einiges mehr, wenn österreich liest!Und es ging weiter! Die Kinder der zweiten Klassender Volksschule Fohnsdorf und Dietersdorf erlebteneine besondere Art der Leseanimation in Form einesBilderbuchkinos. Die SchülerInnen begaben sich mitdem Hasen Felix auf Städtereise und erfuhren Interessantesüber London, Paris, New York, Kairo und Kenia.Mit einem Flaggenmemory stellten die Kinder dabeiihr Wissen unter Beweis; große Freude bereitete ihnenauch das Malen der Sehenswürdigkeiten auf den Felix-Postkarten, die sie den anderen Schulklassen zusendendurften.Ebenfalls mit Begeisterung wurde das BilderbuchkinoPippilothek - eine Bibliothek wirkt Wunder von denKindern angenommen; anschließend ging es ans Bastelnvon Lesezeichen. Aber auch die Erwachsenenkamen nicht zu kurz, denn wir konnten zu einem Vortragder Lebensberaterin Hannelore Berdev zum ThemaNein sagen ohne Schuldgefühle einladen. ZahlreicheGäste konnten bei dieser informativen Veranstaltungbegrüßt werden.|maria ecker|Johann Weber las aus seinem vor Jahren veröffentlichenBuch Bei den Leuten und sprach mit derbekannten Moderatorin Mag. a Doris Wiener-Pucherüber sein Hörbuch Auf Augenhöhe. Das Team derHörBibliothek Mariahilf konnte im Pfarrsaal der PfarreMariahilf neben dem Hausherrn Pfarrer Pater PetruFarcas den Bezirksvorsteher von Lend Otto Trafella,die frühere Landtagsabgeordnete Anne Marie Wicherund den ehemaligen Finanzkammerdirektor der DiözeseDr. Alfred Tschandl begrüßen. Der wunderbare,fröhliche und auch tiefsinnige Abend - umrahmt vomQuerflötenspiel von Gertrude Holosch - begeistertedas Publikum.|christa wiener-pucher|öb kraubathheiße zeiten


erichte : aus den bibliotheken53| 08.00 - 08.15 Uhr |Programmpunkte:» Begrüßung» Einstieg: Auf jedem Sessel liegt ein Blatt Papier mitdem Vornamen eines Kindes. Allerdings sind dieBuchstaben durcheinandergeraten. Geht herum undschaut, auf welchem Blatt wohl euer Name steht.Wenn ihr ihn gefunden habt, dann bringt die Buchstabenin die richtige Reihenfolge und schreibt eurenNamen rich tig auf.» Vorstellungsrunde: Sowohl die Bücherei-Leiterin alsauch die Kinder stellen sich mit ihren vollen Namenund ihren Hobbys vor.Materialien:Sesselkreis, Papier, Stiftedoppel:punkt 2012:4| 08.15 - 08.30 Uhr |Programmpunkte:» Vorlesen des Bilderbuchs» Es kamen jede Menge Kinder und das machte ihnzum glücklichsten Bücherbären der Welt ... und dieserBär ist heute auch glücklich, dass ihr da seid undmöchte euch heute die Bücherei zeigen.Literatur und Materialien:Katie Cleminson: Otto, der Bücherbär, Sauerländer,2012, (ISBN 978-3-411-80981-3); Teddybär.und Rocksongs, aber auch Schnulzen und Klassikernder Discowelle, rockten vier Damen im Hormonrauschauf der Bühne und begeisterten so das KraubatherPublikum.buttertee, kräutergarten und speckhütteUnser diesjähriger Büchereiausflug führte uns am29. September zunächst nach Hüttenberg, wo wir aufden Spuren von Heinrich Harrers Expeditionen wandeltenund auch noch einiges bisher für uns Unbekanntesaus seinem Leben erfuhren. Am Ende derFührung probierten sogar ein paar Mutige den tibetanischenButtertee. Anschließend ging es weiter nachSt. Paul im Lavanttal. Nach dem Mittagessen besich-‚Die Kraubather on the road’ : diesmal u. a. im Stift Sankt Paul im Lavanttaltigten wir zuerst den Barock- und den Kräutergartendes Benediktinerstifts. Danach führte uns ein jungerStudent durch die überaus interessante AusstellungHexen, Magier und Dämonen. Den Tag ließen wir dannbei geselligem Beisammensein in der Speckhütte inSt. Marein ausklingen.lesevormittageIm Oktober hat die Öffentliche Bücherei Kraubath wiederihr leseanimatorisches Programm für die Kinderder Volksschule gestartet. So besuchte am 17.10. dieerste Klasse die Bücherei, wo schon Otto der Bücherbärwartete und mithalf, die Kleinen mit dem Bibliotheksalltagvertraut zu machen. Natürlich gab es für dieGäste auch ausreichend Gelegenheit, im Kinderbuchbestandzu schmökern:| 08.30 - 08.55 Uhr |Programmpunkte:» Erklären des Büchereibetriebs und des Verleihs» Möglichkeit zum Schmökern und Ausleihen» VerabschiedungMaterialien:Buch, Spiel, Hörbuch, FristzettelIm November war die 2. Klasse an der Reihe:| 08.00 - 08.15 Uhr |Programmpunkte:» Begrüßung» Einstieg: ABC-Paare suchen: Auf dem Boden liegenBuchstabenkärtchen. Welcher Groß- und welcherKleinbuchstabe gehören zusammen?Materialien und Präsentationsform:ABC- Paare; Sesselkreis


54berichte : aus den bibliothekendoppel:punkt 2012:4| 08.15 - 08.40 Uhr |Programmpunkt:» Vorlesen des BilderbuchsLiteratur:Brigitte Endres: König Mops und die kleine Seiltänzerin,Residenz-Verl., 2012, (ISBN 978-3-7017-2104-7)| 08.40 - 09.00 Uhr |Programmpunkt:» Gespräch: Wo treten Seiltänzer auf? Wart ihr schoneinmal im Zirkus? Welche Artisten gibt es dort? Warumgibt es nun weniger Tiernummern als früher?Welche Kunststücke gefallen euch am besten?|heidrun stegmann|nem Buch Vom Traum zum Ziel, in dem er über dashärteste Radrennen der Welt und seine Vorbereitungenberichtet. Für die musikalische Umrahmung dieserLesung sorgten der Singkreis Lannach und ein Bläserensembleder Marktmusikkapelle Lannach. EinenScheck über EUR 500,- konnten die BibliotheksleiterinnenHarriet Kahr und Gabriele Graf der Kleinen Zeitungübergeben.Aus seinem jüngsten Roman Ein Endsommernachtsalbtraumlas Egyd Gstättner. Der Kärntner Schriftstellerund Publizist nimmt darin die Skurrilitäten des HintersiebenbergenerPolizeilebens aufs Korn und sorgte fürgroße Heiterkeit beim Publikum. Eben Egyd Gstättnerwie wir ihn kennen und lieben!bibliothek lannachbunter veranstaltungsherbstVon Benefizlesung bis Kindertheater, von Vortrag bisKrimilesung und Spielenachmittag spannt sich derweite Veranstaltungsbogen der Bibliothek Lannach indiesem Herbst ...Den Auftakt zum herbstlichen Veranstaltungsreigenbildete eine prominent besetzte Benefizlesung zugunstender Aktion Steirer helfen Steirern der KleinenZeitung. Auf Einladung der Bibliothek erklärten sichfünf weithin bekannte Persönlichkeiten aus Lannachbereit, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen.Der Nationalratsabgeordnete Dr. Martin Bartensteinlas aus seiner von Andreas Unterberger geschriebenenBiografie Martin Bartenstein. Grenzgänger zweierWelten, der Lannacher Bürgermeister Josef Niggastrug aus der 2010 neu herausgegebenen LannacherGemeindechronik vor, der Naturwissenschaftler undForscher Univ.-Doz. Prof. Dr. Johannes Gepp, Autorzahlreicher Bücher, präsentierte sein im August 2012erschienenes Buch Am Grünen Band Österreichs. VomEisernen Vorhang zum Naturjuwel. Robert Schauer, Extrembergsteiger,erster Österreicher auf dem MountEverest und Filmemacher, stellte das Buch Sieben Jahrein Tibet vor, das sein Leben entscheidend geprägtund zu einer langjährigen Freundschaft mit dem AutorHeinrich Harrer geführt hat. Der Race-Across-America-Finisher Dr. Alexander Gepp schließlich las aus sei-Quasi-Quasar-Theater mit Mira Lobes ‚Valerie und die Gute-Nacht-Schaukel’Ein Highlight für alle Kinder war das TheaterstückValerie und die Gute-Nacht-Schaukel gespielt vom Quasi-Quasar-Theater.Nicht nur die Geschichte von Valerie,die abends nie ins Bett will und sich die abenteuerlichstenGeschichten ausdenkt, um noch aufbleibenzu dürfen, ist den Kindern bestens vertraut. Die Kinderdurften auch die Bühne betreten und selbst mitspielen.Ein Vortrag zum Buch Plastikfreie Zone der AutorinSandra Krautwaschl und ein Spielenachmittagrundeten das Programm der Bibliothek Lannach in diesemHerbst ab: Ein Leben ohne Plastik - geht nicht,werden die meisten sagen. Oder doch? Die aus derNähe von Graz stammende Physiotherapeutin schilderte,wie ihre fünfköpfige Familie die Wandlung vonPlastik-Junkies zu Plastikverweigerern vollzogen hat.Anschließend konnte mit der Autorin noch über dasBildrechte: Michael Ertler


erichte : aus den bibliotheken55brisante Thema Müll und Umweltverschmutzung diskutiertwerden.Wenn die Tage kürzer und die Abende länger werden,haben Gesellschaftsspiele wieder Saison. Deshalbzählt der beliebte Spielenachmittag in unserer Bibliothekzu den Fixpunkten in der Vorweihnachtszeit.BesucherInnen konnten am 2. Dezember in unseremumfangreichen Spieleangebot gustieren und unterAnleitung der Bibliotheksmitarbeiterinnen neue Spieleausprobieren.Mit diesem breit gefächerten Veranstaltungsangebotunterstreicht die Bibliothek Lannach einmal mehrihre Rolle als wichtiger Kulturträger im Ort und alsTreffpunkt für Jung und Alt.|gabriele graf : harriet kahr|stadtbücherei mürzzuschlagheiteres & hörenswertes aus der hörbuchweltAm Donnerstag, den 18. Oktober 2012 konnten wirim Rahmen von Österreich liest die Firma audiamo indie Stadtbücherei Mürzzuschlag einladen, um aktuelleHörbuch- und Hörspielproduktionen vorzustellen.Die Stadtbücherei Mürzzuschlag verfügt derzeit überca. 600 Hörbücher.Herr Rubik, Frau Röth und Herr Krenn von audiamobegeisterten mit gelungenen Hörbuch-Ausschnittenaus den verschiedensten Genres des Hörbuchmarktes.Audiamo ist die erste Hörbuchhandlung, die sich komplettdem gesprochenen Wort verschrieben hat, undhat ein ständiges Angebot von knapp 8.000 Titeln imProgramm (siehe www.audiamo.at).weltgeschichten : argentiniendoppel:punkt 2012:4vs maria lankowitzhödlmoser trifft erdbeerfeeDie Österreich-liest-Woche gestaltete sich für alle SchülerInnender Volksschule Maria Lankowitz als überausleseintensive Phase. Ein Höhepunkt war ohne Zweifelder Besuch der Ausstellung Hödlmoser trifft ErdbeerfeeIm Kindergarten Regenbogen konnten wir am Freitag,den 19. Oktober 2012 Frau Andrea Bustos begrüßen.Frau Bustos ist geboren und aufgewachsen in BuenosAires und lebt seit 1992 in Österreich. Sie arbeitet seit2002 als Referentin für entwicklungspolitische Themen.Im Zuge der Fairen Wochen <strong>Steiermark</strong> las sieden Kindern das Märchen aus ihrer Heimat vor, warumder Nandu nicht mehr fliegen kann. Sie versuchteden Kindern durch das Erzählen von Mythen dasLebensgefühl Argentiniens durch ihre Mentalität undihr Temperament zum Ausdruck zu bringen.im Kunsthaus Köflach mit einem kleinen Workshopfür die 1. und 2. Klasse und einer Rätselrallye für die3. und 4. Klasse. Mit den erfolgreichen Luftballonstartsam Freitag, den 19. Oktober ging die Aktionswochespektakulär zu Ende.|monika weber|Gemeinsam mit den Kindergartenkindern bestiegenalle ein Flugzeug nach Argentinien, es wurdegesungen und am Ende bekamen alle Kinder einen


56berichte : aus den bibliothekendoppel:punkt 2012:4Nandu auf die Hand gemalt. Den Kindern hat diessichtlich Spaß gemacht und sie wissen nun auch Bescheid,dass der Nandu ein flugunfähiger Laufvogelaus Südamerika ist.weltgeschichten : afrikaWeltgeschichten : Afrika mit Fred Ohenhen konnte amMontag, dem 22. Oktober, die Stadtbücherei Mürzzuschlaggemeinsam mit dem Welthaus Graz für dieVolksschule in Hönigsberg anbieten. Der gebürtigeNigerianer Fred Ohenhen, der seit über 20 Jahrenin Graz lebt, begleitete die Volksschulkinder auf eineLesereise nach Nigeria. Er las den Kindern aus seinenBüchern Der schwarze Bär und Die Taufe Märchenund Geschichten aus Nigeria vor. Gemeinsammit den Kindern wurde getrommelt, erzählt und getanzt.Für die Volksschulkinder war es eine spannendeMöglichkeit, eine fremde Kultur kennnenzulernen.fotoausstellungDie junge Mürzzuschlagerin Sandra Püreschitz lud imNovember zu ihrer ersten Fotoausstellung in die StadtbüchereiMürzzuschlag. Die Fotokünstlerin, die nachdem Kolleg für Kommunikation und Mediendesign nocheine Fotografenlehre absolviert hatte, konnte sich beider Vernissage über zahlreiche BesucherInnen freuen.Die Ausstellung präsentiert Stilleben, Porträts, Tierfotografieund zahlreiche Reisefotografien. Wir wünschenunserer jungen Kundin noch viele erfolgreicheVernissagen und kunstvolle Fotografien.|petra bauer|stadtbücherei muraulesung mit susanne schollIn der Österreich-liest-Woche veranstaltete die StadtbüchereiMurau in Zusammenarbeit mit der KulturvereinigungMurau eine Lesung mit der freien Journalistinund Autorin Susanne Scholl. Viele interessierte BesucherInnenhatten sich eingefunden, um den Ausführungender - uns allen als langjährige ORF-Korrespondentinin Moskau - wohlbekannten Autorin zu lauschen.Sie gilt, von Paul Lendvai geholt, als Pionierinder ORF-Osteuroparedaktion, erlebte zwischenzeitig inDeutschland den Mauerfall mit und ist für ihr vielschichtigesEngagement bereits mit bedeutenden Preisenausgezeichnet worden. Fast alle ihrer neun Büchersind Bestseller!Auf sehr großes Interesse stieß die Lesung von Susanne Scholl in Murau.Susanne Scholl las an diesem sehr gut besuchtenAbend im Wappensaal des Hotel Lercher aus ihremneuesten Buch Allein zu Haus, unterbrochen immerwieder von freien Vorträgen aus der Fülle ihres Engagementsfür die Probleme der Asylsuchenden inunserer Heimat. Ihre Erzählungen sind ganz nahe beiden Menschen und ihren Schicksalen angesiedelt, ihreStimme erhebt sie gegen eine oft unmenschliche undunverständliche Asylpolitik, ihr scharfer Blick fällt aufMenschenrechtsverletzungen und die weit verbreiteteFremdenfeindlichkeit.Der Vortrag ließ niemanden unberührt, löste Betroffenheitaus und brachte in der anschließendenDiskussion aber auch kontroversielle Aspekte zutage.Dass diese Themen, auch wenn wir in Murau unmittelbarweniger davon betroffen sind, berühren und aufrüttelnzeigt der Umstand, dass noch viele Tage nachder Veranstaltung darüber diskutiert und gesprochenwurde.|anna stocker|öb öblarnin öblarn wird gerne gelesenSeit 40 Jahren besteht in Öblarn eine öffentliche Bücherei.Am Sonntag, den 14. Oktober 2012 wurdedieses Jubiläum gebührend gefeiert. Den Dankgottesdienstzelebrierte P. Josef Wagner, klangvoll unter-


erichte : aus den bibliotheken57stützt von der Öblarner Streich. Im Pfarrsaal drängtensich anschließend die von Büchereileiterin OSR IngridJandl begrüßten Gäste mit dem Überraschungsgastaus Graz, Dr. Wolfgang Moser, Direktor des <strong>Lesezentrum</strong>s<strong>Steiermark</strong>, an der Spitze.Regina Aigner, Heidi Gerhardter, Alexander Jandl undMag. Gudrun Gissinger, wozu auch BürgermeisterEhrenfried Lemmerer, Niederöblarns VizebürgermeisterErwin Schwab und Pfarrer P. Josef Wagner gratulierten.Beglückwünscht wurde mit viel Beifall auchIngrid Jandl, sie bekam von Dr. Wolfgang Moser imNamen des <strong>Lesezentrum</strong>s <strong>Steiermark</strong> die Ehrenurkundefür besondere Verdienste in der Bibliotheksentwicklungüberreicht.Abschließend ließen sich die Festgäste zu Klängender Familienmusik Lassacher die servierten Kuchensamt Kaffee und Getränken gut schmecken. Bis 16.00Uhr wurde der Tag der offenen Tür von den OrtsbewohnerInnengenutzt, es herrschte reges Treiben undes gab viele nette Gespräche.doppel:punkt 2012:440 Jahre Bücherei Öblarn: das stolze Bibliotheksteam mit seinen EhrengästenDie festliche Zusammenkunft bot auch Anlass füreinen umfangreichen Rückblick: Den Anfang machte1874 eine Schülerbücherei mit nur fünf Exemplaren.1903 eröffnete Schulleiter Ferdinand Tremmel eine Volksbibliothekmit 348 Bänden. In den 1950er-Jahren wurdendie Bücher von P. Giselbert Freitag in der Pfarrkanzleiverwahrt. 1971 vergaben P. Blitmund Tschurtschenthalerund Kaplan P. Modest Dunkl an Frau Josefine Waltl denAuftrag, eine eigene Bücherei aufzubauen, welche 1972im Parterre des Pfarrheimes eröffnet wurde. Da das Bücherangebotständig wuchs, entstand in Zusammenarbeitmit der Gemeinde im ersten Stock des Pfarrheimeseine öffentliche Bücherei, berichtete Ingrid Jandl.Anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums übergab JosefineWaltl ihr die Leitung der Bücherei. OSR Jandl standensieben Mitarbeiter zur Seite. 1986 bekam Niederöblarneine von Monika Schwab geführte, eigene Zweigstelle.Mit gebündelter Kraft schufen wir eine Bücherei als modernesKommunikationszentrum, in dem es neben denaktuellen gedruckten Werken auch Videos, DVDs, Hörbücherund Spiele gibt. So werden zwischen 7.000 und8.000 Entlehnungen pro Jahr getätigt. Dazu kommenAusstellungen, Lese- und Bastelnachmittage, Autorenlesungen,Lesungen im Pflegeheim Öblarn, Flohmärkteund vieles mehr, so Jandl.Ehrenurkunden für langjährige Mitarbeit erhieltenOAR Hans Madl, Monika Schwab, Hermelinde Heiß,öb sankt lorenzen am wechselunter stromAm Dienstag, den 16. Oktober fand bei uns in derBücherei eine Lesung mit Frau Eva Rossmann (im Rahmenvon Österreich liest - Treffpunkt Bibliothek) statt.Die Journalistin, Club 2-Moderatorin und Autorin EvaRossmann hat aus ihrem neuen Buch Unter Strom gelesen.Die 50 (!) BesucherInnen folgten gespannt denErmittlungen ihrer Protagonistin Mira Valensky, diesmalim Milieu der Energiewirtschaft. Nach der Lesungstand die sehr sympathische Autorin für Autogramme(die Buchhandlung Leykam betreute den Büchertisch)und persönliche Fragen zur Verfügung.|elisabeth tremml|


58berichte : aus den bibliothekendoppel:punkt 2012:4öb sankt veit am vogauspielefestivalIn diesem Jahr fand am Samstag, den 17. Novemberin der Öffentlichen Bibliothek & Spielothek St. Veit amVogau von 10.00-17.00 Uhr wieder ein Spielefestivalmit einer Spieleausstellung statt. Diese Veranstaltung,bei der das gemeinsame Spielen und Ausprobierender über 480 Spiele der Öffentlichen Bibliothek &Spielothek St. Veit am Vogau im Vordergrund steht,lockte wieder einige Kinder, Jugendliche, aber auchErwachsene aus nah und fern an.Novum war diesmal, dass die MitarbeiterInnen derBibliothek an vorbereiteten Spieltischen zum gemeinsamenSpielen der neuesten Spiele eingeladen haben.Somit konnte gleich losgespielt werden, ohne sichlange mit dem Lesen der Spielanleitung beschäftigenzu müssen. Natürlich stand es aber auch jedem frei,selbst aus den vorhandenen Spielen auszusuchen undzu probieren.öb stubenberggoldenes ehrenzeichen für lisbeth scherrNicht zuletzt für ihre beispielgebende ehrenamtlichebibliothekarische Tätigkeit, in deren Rahmen sie dieÖffentliche Bibliothek Stubenberg als regionales literarischesund kulturelles Zentrum positioniert hat, wurdeLisbeth Scherr am 7. November 2012 von LandeshauptmannFranz Voves mit dem Goldenen Ehrenzeichendes Landes <strong>Steiermark</strong> ausgezeichnet. Die Redaktiondes doppel:punkts gratuliert herzlich!Bildrechte: Kommunikation Land <strong>Steiermark</strong>/ FranklWann fällt die Kugel? Auch das ‚Magische Labyrinth’ wurde eifrig bespielt.Bei der Spieleausstellung, welche von der SpielehandlungPetritsch aus Leibnitz betreut wurde, konnteman sich über die neuesten Spielehits informieren sowieSpiele auch käuflich erwerben.Alle die am Spielefestival teilgenommen haben,konnten sich an diesem Tag auch kostenlos ein Spielausborgen. In den Spielpausen sorgte das Team derÖffentlichen Bibliothek & Spielothek St. Veit am Vogaunatürlich für das leibliche Wohl. Denn wie heißt es soschön: Ein leerer Bauch der spielt nicht gern.|andreas ruckenstuhl|öb übelbachtheater macht kinder starkEinen Theaterworkshop mit Sandra Peham veranstaltetedie ÖB Übelbach im Rahmen von Österreich liest.Frau Peham stellte zuerst den Inhalt des BuchesDas kleine Ich-bin-ich von Mira Lobe mit Hilfe von Bilderndar. Danach wurden mit den Kindern Gruppengebildet, die die verschiedenen darzustellenden Gestaltenmit Hilfe des vorbereiteten Bastelmaterials erstellten.Dann wurden im Turnsaal der VS Übelbachdie eingetroffenen Eltern, Angehörige und Freundebegrüßt und die Kinder als die Tier-Gruppen, die sieselbst gewählt hatten, platziert. Unter Anleitung vonFrau Peham wurde der Text des ganzen Buches vonden Kindern dargestellt und gespielt. Die erste Klassesang und tanzte ein selbst gedichtetes Lied.Das alles erfolgte sehr locker und frei und machteden Kindern genauso wie den BesucherInnen großenSpaß. Die selbst gebastelten Kostümteile durften dieKinder mit nach Hause nehmen.|gertraud kiesling|


autorInnen : register59autorInnenregistermitarbeiterInnen dieser ausgabedoppel:punkt 2012:4petra bauerist Leiterin derStadtbücherei Mürzzuschlag.E: buecherei@mzz.atmag. a harriet kahrist Leiterin derBibliothek Lannach.E: lannach@bibliotheken.atmaria eckerist Leiterin derGemeinde- und ÖGB-Bücherei Fohnsdorf.E: gde.buecherei@fohnsdorf.atgertraud kieslingist Leiterin derGemeindebücherei Übelbach.E: buecherei@uebelbach.gv.atdr. in iris finkist Leiterin desÖsterreichischen KabarettArchivs, Graz.E: kabarettarchiv@aon.atdr. in elisabeth glettlerwar als Religionslehrerin und als Lehrbeauftragtean den Universitäten Graz und Innsbruck tätig.E: el.glettler@aon.atmag. a katja grachist Trainerin und Projektentwicklerin imVerein akzente, Voitsberg.E: katja.grach@akzente.or.atmag. a gabriele grafist Leiterin derBibliothek Lannach.E: lannach@bibliotheken.atmag. a martina grötschnigist Leiterin des Referats Gesellschaft und Generationen,Fachabteilung Gesellschaft und Diversität,Abteilung 6 - Bildung und Gesellschaftim Amt der Steiermärkischen Landesregierung.E: martina.groetschnig@stmk.gv.atdr. heinrich klingenbergist in derAbteilung 8 - Wissenschaft und Gesundheitim Amt der Steiermärkischen Landesregierung tätig.E: heinrich.klingenberg@stmk.gv.attanja leutheist in derInternationalen Jugendbibliothek Münchenmit den Aufgabenbereichen Veranstaltungen/Schulen/ Web 2.0 betraut.E: tanjaleuthe@ijb.defrederik frans mellakist Märchenerzähler, Autor und Erwachsenenbildner.E: frederik.mellak@aon.atmag. karl mittlingerist Erwachsenenbildner, Autor und Vorstandsmitglieddes Vereines L e s e zentrum <strong>Steiermark</strong>, Graz.E: office@lesezentrum.atdr. wolfgang moserist Direktor desL e s e zentrums <strong>Steiermark</strong>, Graz.E: w.moser@lesezentrum.at


60autorInnen : registerdoppel:punkt 2012:4mag. a anita niegelhellarbeitet als Kulturvermittlerin für dasVolkskundemuseum im UMJ, Graz.E: anita.niegelhell@museum-joanneum.atandreas ruckenstuhlist Leiter derÖffentlichen Bibliothek & Spielothek St. Veit am Vogau.E: bibliothek.st.veit@aon.atmartin ohrtist Autor und Gründer derJugend-Literatur-Werkstatt Graz.E: martin@literaturwerkstatt.atmag. a heidrun stegmannist Leiterin derÖffentlichen Bibliothek Kraubath.E: bibliothek.kraubath@utanet.athannes ortnerist Pädagogischer Referent amL e s e zentrum <strong>Steiermark</strong>, Graz.E: h.ortner@lesezentrum.atanna ph. stockerist Leiterin derÖffentlichen Bibliothek Murau.E: buecherei.murau@aon.atdr. in christina repolustist Leiterin des Referats für Bibliotheken und Leseförderungder Erzdiözese Salzburg, Journalistinund Literaturvermittlerin.E: christina.repolust@seelsorge.kirchen.netbertram rieglerist Leiter derÖffentlichen Bibliothek Nitscha.E: bibliothek@nitscha.atelisabeth rieglerist Mitarbeiterin derÖffentlichen Bibliothek Nitscha.E: bibliothek@nitscha.atelisabeth tremmlist Leiterin derÖffentlichen Bibliothek St.Lorenzen am Wechsel.E: gde@st-lorenzen-wechsel.steiermark.atelisabeth monika weberist Leiterin derSchulbibliothek der Volksschule Maria Lankowitz.E: monika.weber-vs@maria-lankowitz.atdr. in margarete wenzelist Märchenerzählerin, Seminarleiterin undLeiterin der Märchenakademie-Wien.E: margaretewen@tele2.atchrista wiener-pucherist Leiterin derHörbibliothek Graz-Mariahilf.E: hoerbibliothek.mariahilf@utanet.at


chwirdEr kades vorDer DoAnwendtischen Asen, SkalSpielstänischen zDezimades ABucsisBildung, Familie, Frauen und JugendLESEZENTRUM STEIERMARK, Campus FH Joanneum, Eggenberger Allee 15a, 8020 GrazT: +43 / 316 / 685-3570, F: +43 / 316 / 685-35714, E: office@lesezentrum.at, H: www.lesezentrum.atAMT <strong>DER</strong> STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, A 6 - Fachabteilung Gesellschaft und Diversität, Karmeliterplatz 2, 8010 GrazT: +43 / 316 / 877-2682, E: gesdiv@stmk.gv.atdoppel:punkt 2012:04 / Fachzeitschrift für Bibliotheken in der <strong>Steiermark</strong>

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