finden Sie die Ausgbabe als PDF! - Lesezentrum Steiermark
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doppel:p unkt 201 3 : 04<br />
Fachzeitschrift für Bibliotheken in der <strong>Steiermark</strong>
doppel:punkt<br />
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schwerpunkt : was sache ist!<br />
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gefördert durch:<br />
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kochbuch<br />
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2013 : 04<br />
impressum<br />
herausgeber und verleger<br />
<strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong>, Institut für Bibliotheksorganisation, Bibliotheksentwicklung und Lesepädagogik<br />
8020 Graz, Eggenberger Allee 15a, T: 0043/ (0)316/ 68 53 570 E: of<br />
ce@lesezentrum.at H: http://www. lesezentrum.at<br />
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, A 6 - Fachabteilung Gesellschaft und Diversität<br />
8010 Graz, Karmeliterplatz 2, T: 0043/ (0)316/ 877-3929 E: gesdiv@stmk.gv.at<br />
redaktion<br />
Mag. a Martina Grötschnig | Dr. Wolfgang Moser | Hannes Ortner<br />
layout und gestaltung | umschlaggestaltung | herstellung<br />
Hannes Ortner | Anita Schöberl | Druckerei Khil<br />
verlags- u. herstellungsort<br />
Graz<br />
offenbarung laut me<strong>die</strong>ngesetz<br />
Me<strong>die</strong>ninhaber: Verein <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong> | Amt der Steiermärkischen Landesregierung, A 6 - Fachabteilung Gesellschaft und Diversität<br />
Richtung: Information und Weiterbildung von BibliothekarInnen in Öffentlichen Bibliotheken, Schul- und Sonderbibliotheken<br />
Die Zeitschrift erscheint viermal jährlich.<br />
Namentlich nicht gezeichnete Beiträge unterliegen der redaktionellen Verantwortung.<br />
Nachdruck von Beiträgen aus <strong>die</strong>sem Heft - auch auszugsweise - nur mit Quellenangaben und Zustimmung der Redaktion.<br />
DVR-Nr.: 4003806
vor : wort<br />
1<br />
liebe bibliothekarInnen!<br />
vorwort<br />
Ein Buch lesen - für mich ist das das Erforschen eines Universums.<br />
Marguerite Duras (1914-1996)<br />
Wie haben <strong>Sie</strong> <strong>als</strong> Kind <strong>die</strong> Welt entdeckt? Bei<br />
Ihrem Beruf oder Ihrem Ehrenamt ist anzunehmen,<br />
dass <strong>Sie</strong> Fakten, Informationen und Wissen<br />
sicherlich auch aus Büchern erfahren haben. Wahrscheinlich<br />
haben auch in Ihrem Gedächtnis <strong>die</strong> Bücher<br />
Ihrer Kindheit Ihre Bilder von der Welt bleibend<br />
geprägt.<br />
Wie für viele andere Menschen, <strong>die</strong> in den Sechzigerjahren<br />
geboren wurden, war für mich Die Welt<br />
von A bis Z des Buchklubgründers Richard Bamberger<br />
das einzig verfügbare Kinderlexikon. Wenn ich heute<br />
ein Exemplar davon in einer Bibliothek entdecke, kann<br />
ich fast nicht widerstehen, eine beliebige Seite aufzuschlagen.<br />
Fast immer sind mir Wendungen und Abbildungen<br />
bis heute vertraut; ich habe das Gefühl, in<br />
<strong>die</strong>sem Buch, das ich schon Hunderte Male durchblättert<br />
habe, eine Wissensheimat gefunden zu haben.<br />
Geht es Ihnen auch so? Und würden <strong>Sie</strong> sich<br />
nicht auch wünschen, dass <strong>Sie</strong> sich an heute gelesene<br />
Bücher ebenso gut erinnern wie an <strong>die</strong> Bücher der<br />
Kindheit?<br />
Renate Grubert aus München hat bei unserer<br />
Herbsttagung im November deutlich gemacht, dass<br />
<strong>die</strong> ersten Bücher, <strong>die</strong> Kinder in Händen halten, fast<br />
immer Sachbücher sind, <strong>die</strong> das Kennenlernen der<br />
Welt fördern. <strong>Sie</strong> hat auch demonstriert, wie ein Sachbuch<br />
seine Zweck erfüllt, das heißt: ob und wie es<br />
wirklich gute Sachinformation liefert. Sollten <strong>Sie</strong> im<br />
November keine Zeit gehabt haben, können <strong>Sie</strong> eine<br />
Kurzfassung ihres Referats im Schwerpunktteil nachlesen.<br />
Gudrun Sulzenbacher aus Südtirol, <strong>die</strong> im April<br />
2014 zu einer Fortbildung nach Graz kommen wird,<br />
zeigt in ihrem Beitrag, wie <strong>Sie</strong> Sachbücher in Ihrer Bibliothek<br />
nützen können. Eine junge südsteirische Bibliothekarin<br />
ist dem Thema Informationsvermittlung<br />
durch und in Bibliotheken in ihrer Projektarbeit im<br />
Rahmen der Ausbildung auf den Grund gegangen.<br />
Wie immer freuen wir uns mit jenen Bibliotheken,<br />
<strong>die</strong> in den letzten Wochen oder Monaten ein rundes<br />
Jubiläum begangen haben. Diese Anlässe sind nicht<br />
nur ein Grund zum Feiern, sondern immer auch Gelegenheit,<br />
eigene Erfolge und Stärken darzustellen und<br />
über allfällige Schwächen nachzudenken.<br />
Der Ausbau der Stärken und <strong>die</strong> Analyse von<br />
Schwächen des steirischen Bibliothekswesens werden<br />
auch Thema in der Entwicklung eines Steirischen Bibliotheksentwicklungsplanes<br />
s sein. Dieser soll ab Anfang<br />
2014 in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen<br />
der Landesregierung entstehen. Mehr dazu erfahren<br />
<strong>Sie</strong> in unserem nächsten doppel:punkt.<br />
Bis dahin wünsche ich Ihnen ein erlesenes s Weihnachts-<br />
fest und einen guten Start ins Jahr 2014!<br />
|wolfgang moser|<br />
Direktor des <strong>Lesezentrum</strong>s <strong>Steiermark</strong><br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Weihnachtsschließzeit <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
Das <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong> ist von Montag, dem<br />
23. Dezember 2013, bis Montag, den 6. Jänner<br />
2014 geschlossen. Wir stehen folglich ab Dienstag,<br />
den 7. Jänner wieder zu Ihrer Verfügung.<br />
Ein schönes Weihnachtsfest<br />
und <strong>die</strong> besten Wünsche für 2014!
doppel:punkt 2013:4<br />
2
kinder und jugend : literatur<br />
3<br />
kjl.handverlesen<br />
ag für kinder- und jugendliteratur<br />
buch des monats<br />
september 2013<br />
oliver jeffers<br />
<strong>die</strong>ser elch gehört mir<br />
W ilfred ist ein Junge mit Prinzipien! Deshalb hat er<br />
für sein Haustier, Elch Marcel, allerhand Regeln<br />
erstellt. Regel Nr. 7: Dahin gehen, wo Wilfred hingehen<br />
will, l ist aber nur eine der vielen Regeln, <strong>die</strong> Marcel<br />
nicht befolgt. Sowieso tut Marcel gerne und oft das,<br />
was er will. Glü cklicherweise (und eher zufällig) rettet<br />
er Wilfred aus einer misslichen Lage - und Wilfred beginnt<br />
<strong>die</strong> Unabhängigkeit seines Elchs zu schätzen.<br />
|verlagstext|<br />
Jeffers, Oliver:<br />
Dieser Elch gehört mir<br />
/ Oliver Jeffers. Aus dem Engl. von Anna Schaub.<br />
- 1. Aufl. - Zürich : NordSüd-Verl., 2013. - [16] Bl. : überw. Ill.<br />
Einheitssacht.: This Moose Belongs to Me <br />
ISBN 978-3-314-10172-4<br />
fest geb. : EUR 15,40<br />
buch des monats<br />
oktober 2013<br />
saskia hula<br />
<strong>die</strong> coolste schule der welt<br />
auch einmal <strong>die</strong> Schule besucht. Seit zwei Wochen<br />
geht auch Oskar, dem es im mit dem österreichischen<br />
Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichneten<br />
Vorgängerband Die beste Bande der Welt so wunder-<br />
bar gelungen ist, ganz unterschiedliche Interessen<br />
unter einen Hut zu bringen, in <strong>die</strong>se heißumstrittene<br />
Bildungsinstitution. Und es ist gar nicht so übel.<br />
Doch <strong>als</strong> sich herausstellt, dass <strong>die</strong> frischgewonnenen<br />
Freunde Jojo, Supermario und Rastamän augenscheinlich<br />
in viel bessere Schulen gehen (Baumhaus!<br />
- Elektronischer Tischtennistisch! - Echte Engländer!),<br />
steigt <strong>die</strong> Unzufriedenheit. Anders <strong>als</strong> in der Realität<br />
der Bildungspolitik wird hier <strong>die</strong> Verantwortung für<br />
Veränderung nicht raunzend an andere Ebenen delegiert,<br />
sondern kurzerhand von den Kindern selbst Initiative<br />
gezeigt. Wie <strong>die</strong> coolste Schule der Welt dann<br />
konkret ausschaut, zeigt Ina Hattenhauer in humorvollen<br />
Details, darunter eine Wäscheleine für Vogelkleidung<br />
und zahlreiche Anleihen an aktuelle Kindermode.<br />
Saskia Hula (der <strong>als</strong> Lehrerin der Lebensraum<br />
Schule mit all seinen coolen und uncoolen Seiten<br />
bestens bekannt sein dürfte ...) gelingt es, mit lakonischem<br />
Witz eine Hommage an <strong>die</strong> Kraft kindlicher<br />
Fantasie und Gestaltungsfähigkeit zu zeichnen - und<br />
dabei gleichermaßen ganz nebenbei den Förderwahn<br />
der Erwachsenen, was eine coole Schule alles leisten<br />
können muss, aufs Korn zu nehmen.<br />
|kathrin wexberg| für 1000 und 1 Buch<br />
Die coolste Schule der Welt<br />
/ [Text:] Saskia Hula. [Illustrationen:] Ina Hattenhauer.<br />
St. Pölten [u.a.] : Residenz-Verl., 2013.<br />
- [17] Bl. : zahlr. Ill. - (Nilpferd in Residenz)<br />
ISBN 978-3-7017-2127-6<br />
fest geb. : EUR 14,90<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Ob Lehrer<strong>die</strong>nstrecht, tägliche Turnstunde oder<br />
Ganztagsschule - <strong>die</strong> Schule ist ein ständiges<br />
Thema öffentlicher Diskussion, und jede/r glaubt, dafür<br />
kompetent zu sein: Schließlich hat man selbst ja<br />
1000 und 1 Bu<br />
Das Magazin für Kinder- und Jugendliteratur<br />
Literatur | Kritik | Theorie | Vermilung<br />
|www.1001bu.at|
4<br />
kinder und jugend : literatur<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
buch des monats<br />
november 2013<br />
charlotte inden<br />
anna und anna<br />
Liebe, Schuld, Krankheit und Tod sind wuchtige<br />
Lebensthemen, doch mit ihrem Debüt, für das sie<br />
<strong>die</strong> Form des Briefromans gewählt hat, umschwebt<br />
Charlotte Inden sie geradezu. Schreiberinnen der<br />
Briefe sind ein Mädchen und eine Frau, <strong>die</strong> zwar<br />
altersmäßig weit auseinanderstehen, aber trotzdem<br />
innig miteinander verbunden sind, wie schon derselbe<br />
Name verdeutlicht: Die eine Anna ist jung und<br />
verliebt in ihren Kindheitsfreund, der leider gerade mit<br />
seiner Mutter nach Amsterdam gezogen ist, weil sein<br />
Vater für eine andere Frau entflammt ist. Die andere<br />
Anna ist alt, Großmutter der jungen Anna und Expertin<br />
auf dem Gebiet, das ihre Enkelin gerade erst betritt:<br />
Als junge Frau hat sie sich in einen anderen Mann<br />
verliebt, obwohl sie bereits mit Annas Großvater verheiratet<br />
war.<br />
Mit bemerkenswerter Kunstfertigkeit verschränkt<br />
Inden zwei Schicksale aus zwei Zeiten zu einer tiefgründigen<br />
Analyse menschlichen (Frau-)Seins. Empfindsamkeit<br />
zeichnet auch <strong>die</strong> Verfasserinnen der<br />
Briefe aus: Beide Annas leiden nachhaltig unter ihrem<br />
Liebeskummer, sind einander einfühlsame Ratgeberinnen<br />
und schaffen sich mit ihrer Parallelexistenz <strong>als</strong><br />
Piratinnen, in der sie den Aufbruch zu neuen Ufern<br />
vorweg fantasieren, ein gemeinsames Universum. Beide<br />
erweisen sich auch <strong>als</strong> Künstlerinnen im Umgang<br />
mit der Sprache, was im Fall der jungen Anna ein wenig<br />
zu Lasten der Glaubwürdigkeit geht: <strong>Sie</strong> ist ganz<br />
schön klug für eine Elfjährige.<br />
Also zu schön, um wahr zu sein? Dieser Vorwurf<br />
trifft allenfalls ein Detail des Romans, denn <strong>die</strong> geschilderten<br />
Konflikte werden in ihren Dimensionen<br />
und Auswirkungen keineswegs verharmlost. Und klar<br />
wird auch, dass zu neuen Ufern nur so lange aufgebrochen<br />
werden kann, wie es <strong>die</strong> Rahmenbedingungen<br />
menschlicher Existenz erlauben. Aber dass man<br />
nicht aufhören sollte, zu träumen und an <strong>die</strong> Erfüllung<br />
<strong>die</strong>ser Träume zu glauben, davon lässt Charlotte<br />
Inden Anna und Anna mit einer Kraft erzählen, <strong>die</strong><br />
dank des altmodischen Bannens auf Papier selbst dem<br />
Tod trotzt.<br />
|christina rademacher| für 1000 und 1 Buch<br />
Inden, Charlotte:<br />
Anna und Anna<br />
/ Charlotte Inden.<br />
- München : Hanser, 2013. - 174 S.<br />
ISBN 978-3-446-24172-5<br />
fest geb. : EUR 13,30
kinder und jugend : literatur<br />
5<br />
buch des monats<br />
november 2013<br />
georg kohler<br />
jakob das krokodil<br />
Diese tatsächlich unglaubliche, aber in ihrem Kern<br />
wahre Lebensgeschichte eines Brillenkaimans<br />
beginnt erzählerisch geschickt bereits auf dem Vorsatzpapier:<br />
Wir sehen einen Jazz-Musiker nach Hause<br />
kommen, nach einer Konzertreise in Übersee, wie wir<br />
<strong>als</strong>bald im Text erfahren werden. Mit im Gepäck hat<br />
er einen großen Koffer, einen noch größeren Kontrabass<br />
und eine kleine Schachtel, aus der - Es ist dunkel,<br />
es ist eng – auf der ersten, noch in Graublautönen<br />
gehaltenen Text-Bild-Doppelseite ein kleines Krokodil<br />
schlüpft. Nach <strong>die</strong>ser gleichsam zweiten Geburt<br />
wird es 42 Jahre lang in einer Vierzimmerwohnung<br />
mit vierköpfiger Familie leben, wird ruhig dösend auf<br />
Sofas und in Betten liegen, wird sich auswachsen<br />
und, <strong>die</strong> Kinder sind da bereits aus dem Haus, ins<br />
nun freie Kinderzimmer übersiedeln. Mit eigenem<br />
Bassin, Panzerglastür und modellierter Tropenwaldlandschaft.<br />
Ein neues Para<strong>die</strong>s, für das es von den anderen<br />
tierischen Mitbewohnern (Vogelspinne, Schlange,<br />
Wasseragame, Gecko ...) beneidet wird und in dem<br />
der empfindsame Kaiman namens Jakob ein allem<br />
Anschein nach ruhiges und glückliches Leben verbringt:<br />
Er frisst, empfängt Besuch, schläft, hört Musik,<br />
ist zufrieden und wächst nur noch sehr langsam.<br />
Ein <strong>als</strong>o doch ganz gewöhnliches Leben? Dargeboten<br />
jedenfalls in einem außergewöhnlichen Buch.<br />
Eine Mischung aus animalischer Biografie und erzäh-<br />
lendem Sachbilderbuch (inkl. faktenreichem Krokodil-<br />
Alphabet), von Claudia de Weck in klarer, aufs Wesent-<br />
liche und Pointierte konzentrierter Bildsprache festgehalten<br />
- in teils großen, leuchtendbunten Momentaufnahmen<br />
des Alltags und kleineren comichaften<br />
Episoden in sich zurücknehmendem Grau. Ein Buch,<br />
das so leicht daherkommt und weit über <strong>die</strong> üblichen,<br />
lieblichen Haustiergeschichten hinausgeht. Ein<br />
kluges, inhaltlich vor politischen Unkorrektheiten in Sachen<br />
richtiger r Lebensführung nur so strotzendes Buch,<br />
das viele Fragen aufwirft, <strong>die</strong> der Autor und Philosoph<br />
Georg Kohler in einem knappen, erläuternden<br />
Nachwort noch einmal aufgreift: Was unterscheidet<br />
Haustiere von anderen Tieren? Sind wilde Tiere böse?<br />
Was für eigenartige Tiere sind wir selber, wir Menschen?<br />
|klaus nowak| für 1000 und 1 Buch<br />
Jakob, das Krokodil<br />
: eine wahre Geschichte<br />
/ Georg Kohler. Claudia de Weck.<br />
- Zürich : Atlantis-Verl., 2013. - 40 S. :<br />
ISBN 978-3-7152-0664-6<br />
fest geb. : EUR 15,40<br />
doppel:punkt 2013:4
6<br />
kinder und jugend : literatur<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
kröte des monats<br />
<strong>die</strong> besondere empfehlung der stube<br />
kröte der monate<br />
oktober 2013<br />
dirk steinhöfel<br />
<strong>die</strong> kinder im wind<br />
- A - G - N - E - R. Die Buchstaben sind in<br />
W kleine Holzwürfel geprägt, <strong>die</strong> auf eine Schnur<br />
aufgezogen und rund um das Ziffernblatt einer Uhr<br />
arrangiert werden; auf <strong>die</strong>sem Ziffernblatt thront wie<br />
auf einer Art Podest ein Kinderwagen im Stil der<br />
1950er-Jahre. Die Namensgebung <strong>als</strong> zentrales Moment<br />
der Identität wird damit scheinbar an den Beginn<br />
von Lebenszeit gebunden. Scheinbar. Denn <strong>die</strong><br />
Vorgeschichte hat gezeigt, dass Wagner <strong>die</strong> höchst-<br />
möglich unpersönliche Namensvariante für ein Kind<br />
ist, an dem niemand Interesse zeigt.<br />
Mit dem Umblättern entpuppt Wagner sich auch<br />
folgerichtig <strong>als</strong> gebrochene Identität: Der schicke<br />
Kinderwagen ist einem schlichten Holzleiterwagerl gewichen,<br />
<strong>die</strong> Namenskette ist zerrissen, einzelne Holzwürfel<br />
sind durch Steine mit provisorisch aufgemalten<br />
Buchstaben ersetzt worden, <strong>die</strong> dem Namen entsprechende<br />
Buchstabenchronologie ist durcheinandergeraten.<br />
Das anachronistische Verhältnis zwischen<br />
Wagners Geburtsjahr und Styling des Kinderwagens<br />
verweist auf ein Hin und Her zwischen den Zeiten,<br />
eine Form der Gleichzeitigkeit, <strong>die</strong> Dirk Steinhöfels<br />
artifiziellen Bild-Roman prägt. Handlungsebenen wer-<br />
den ebenso durchbrochen wie Bildseiten; verbindende<br />
Schnüre lösen sich, Baumgabeln durchstoßen <strong>die</strong><br />
Seiten, das Meer des Vergessens schwappt über Wagner<br />
zusammen.<br />
Das Moment der Befriedung wird an puppenhafte<br />
Gestalten gebunden, <strong>die</strong> Wagner mit sich nehmen. In<br />
lichtdurchfluteter Naturlandschaft, in der feingliedri-<br />
ges Herbstlaub den Weg weist, trifft Wagner auf das<br />
Sinnbild der Zeitreise: einen Zug. Dessen immer noch<br />
rauchende Lokomotive scheint ebenso gestrandet wie<br />
jene Gestalten, <strong>die</strong> sich in deren Innerem eingerichtet<br />
haben.<br />
Es sind märchenhafte Szenarien, <strong>die</strong> Dirk Steinhöfel<br />
in <strong>die</strong> schäbigen Zugabteile einschreibt, befriedete<br />
ebenso wie geheimnisvolle Momente, wenn sich<br />
Däumlinge an Schwäne schmiegen und Hexenkinder<br />
rote Farbakzente setzen. Die Gesichter all <strong>die</strong>ser Kinder<br />
sind abgewandt - erst nach und nach wenden sie<br />
sich Wagner - und damit den BetrachterInnen - zu und<br />
enthüllen ihre jeweiligen Lebensgeschichten. Es sind<br />
beschädigte Biografien wie jene von Wagner selbst,<br />
Biografien, <strong>die</strong> geprägt sind von Vereinzelung: Biogra-<br />
fien, in denen Erwachsene nur dann auftauchen, wenn<br />
den Kindern Gewalt angetan wird.<br />
Als künstlerisches Gestaltungsmoment nutzt Dirk<br />
Steinhöfel ein Medium, das <strong>als</strong> Inbegriff biografischer<br />
Annäherung zuletzt auch verstärkt im Umfeld der Kinder-<br />
und Jugendliteratur aufgetaucht ist: das Album.<br />
Seinem Wesen nach ist es eine Sammlung einzelner<br />
Bilder oder Fotografien, deren Zusammenhang erst<br />
durch Hintergrundkenntnis, Bildunterschriften, mündliche<br />
Erzählungen hergestellt werden kann. Das dem<br />
Comic innewohnende Moment der Induktion, <strong>die</strong> das<br />
Erkennen des Ganzen meint, obwohl nur Teile davon<br />
wahrgenommen werden können, wird hier auf <strong>die</strong><br />
Spitze getrieben. Die Bilder seiner Alben lässt Dirk<br />
Steinhöfel daher zu Bildsequenzen anwachsen, <strong>die</strong><br />
sehr kursorisch und sehr ausschnitthaft in <strong>die</strong> Lebensgeschichten<br />
der Kinder aus dem Zug hineinführen.<br />
Und das wortwörtlich: Die Möglichkeit, tiefer in<br />
den (Erinnerungs-)Raum des Zuges vorzudringen, führt<br />
der Künstler mit dem Versuch zusammen, seinen Alben<br />
mit den Mitteln der Zweidimensionalität stets Dreidimensionalität<br />
zu verschaffen. Jeder Lebensgeschichte<br />
wird dabei ein eigenes Foto-Design zugeordnet, vom<br />
schweren Pappbild bis zum Polaroid; <strong>die</strong>se Fotos werden<br />
in Alben genietet oder mit Hilfe der guten, alten<br />
Fotoecken auf Kartonseiten geklebt, <strong>die</strong> sich zum Sujet<br />
der jeweiligen Geschichte wandeln, zu Holzverschlä-
kinder und jugend : literatur<br />
7<br />
gen und Steinmauern werden, durch <strong>die</strong> sich an der<br />
Stelle der Bindfäden alter Ringmappen Stacheldraht<br />
zieht. Eine expressive Fülle an Requisiten reichert <strong>die</strong><br />
Seiten der Alben zusätzlich an, verweist durch Alltagsgegenstände<br />
auf <strong>die</strong> jeweilige Zeitebene, setzt durch<br />
Naturmetaphern Assoziationen frei. Auch <strong>die</strong> Gestaltung<br />
der Bilder selbst entspricht <strong>die</strong>sem Gestus der<br />
Dreidimensionalität, wenn Dirk Steinhöfel Körper in<br />
all ihrer Haptik kreiert und sie computerunterstützt<br />
ins fotorealistische Szenario setzt.<br />
In den an Düsternis kaum zu übertreffenden Binnenerzählungen<br />
werden Märchenmotive mit dem<br />
Alltagsrealismus der Un-Orte unserer Gesellschaft und<br />
Geschichte zusammengeführt, wenn zum Beispiel ein<br />
Geschwisterpaar im Betonwald der Großstadt ums<br />
Überleben kämpfen muss, indem es sich eine Bro(t)-<br />
samenspur aus Pfennigen zusammenschnorrt - letztlich<br />
aber doch im Räucherofen der Opiumpfeife verelendet.<br />
Wie stets am Übergang von Leben und Tod<br />
der in mehrfacher Hinsicht vorgeführten Kinder treten<br />
auch hier <strong>die</strong> Puppenfiguren auf und geleiten sie in<br />
eine liminale Welt. Kleine weiße Frühlingsblüten stoßen<br />
dann durch den Karton der Alben, <strong>die</strong> sich im<br />
Zug angesammelt haben und in <strong>die</strong> Wagner <strong>die</strong> Bilder<br />
der anderen Kinder ebenso einordnet wie sein eigenes.<br />
Sein hölzernes Leben wandelt sich in eine utopierte<br />
Kinder-Welt der Freiheit. Die Blaue Fee e der<br />
Holzpuppe(n) wird hier zur Tochter eines Puppenspielers<br />
gemacht. Ihre Geschichte rahmt jene der Kinder<br />
ein; sie wird zur Erlöserfigur, <strong>die</strong> den aus der Zeit ge-<br />
fallenen, spinnenverhangenen Zug entdeckt und zu<br />
einem befriedeten Jenseits-Ort t macht.<br />
Dirk Steinhöfel, der bereits mit Die Wolke an der<br />
Schnittstelle von Illustration und Graphic Novel gearbeitet<br />
hat, legt mit Die Kinder im Wind ein Gewalt-<br />
werk im wahrsten Sinn vor. In der Gesamtheit seiner<br />
Zeichensetzungen kaum erfassbar, schafft es dennoch<br />
außerordentlich intensive Eindrücke davon, wie sehr<br />
Kindheit sich von jener Bilderbuch-Welt unterscheiden<br />
kann, <strong>die</strong> ihr im Fiktionalen so gerne zugeordnet<br />
wird. Im literaturwissenschaftlichen Kontext hat Ernst<br />
Seibert den Begriff des Kindheitsromans s geprägt - ei-<br />
nes Romans, der sich nicht an Kinder richtet, sondern<br />
sich dem zeitgeschichtlichen Erleben aus kindlicher<br />
Perspektive annähert. In <strong>die</strong>se Tradition reiht sich Dirk<br />
Steinhöfel mit seinem Bild-Roman ein. Er irritiert. Er<br />
fordert heraus. Er fasziniert mit seiner Bildgewalt<br />
ebenso wie mit seinem Einblick in <strong>die</strong> Verbildlichungen<br />
kindlicher Psyche. Ein zweiter Blick, wie er der<br />
Definition der<br />
Kröte des Monats zu Grunde liegt, wird<br />
da nicht genügen. Doch mit jedem weiteren lohnenden<br />
Blick eröffnet sich eine neue metaphorische Ebene,<br />
eine neue Assoziations- und Interpretationsmöglichkeit.<br />
|heidi lexe|<br />
Steinhöfel, Dirk:<br />
Die Kinder im Wind<br />
/ Steinhöfel Dirk.<br />
- Stuttgart [u.a.] : Thienemann, 2013.<br />
- [224] S. : überw. Ill.<br />
ISBN 978-3-522-20190-2<br />
fest geb. : EUR 41,10<br />
Als Gestalterin zahlreicher humorvoll-kantiger Kinderbuch-Illustrationen<br />
(z. B. zu Büchern von Kirsten Boie)<br />
ist <strong>die</strong> Hamburger Illustratorin seit vielen Jahren breit<br />
bekannt. Nun jedoch lässt Regina Kehn sich auf ein<br />
ganz außergewöhnliches Buch-Projekt ein: auf <strong>die</strong> bildliche<br />
Transformation weltliterarischer Miniaturen. Von<br />
Daniil Charms bis Friederike Mayröcker, von Theodor<br />
Storm bis Rose Ausländer wählt sie sich Lyrik und Kürzestprosa<br />
und patchworkt ihre eigenen künstlerischen<br />
Wahrnehmungen <strong>die</strong>ser Texte zu einem literarischen<br />
Kaleidoskop. Mit jedem Drehen der Linse erprobt sie<br />
dabei ein ganz neuen Stil, wobei sie sich <strong>die</strong> Texte<br />
wortwörtlich aneignet und mit Pinsel oder Bleistift über<br />
<strong>die</strong> Seiten breitet, sie druckt oder stempelt, großzügig<br />
aquarelliert, verschoben oder exakt ausgerichtet,<br />
in Sprachblasen eines Comic oder verschwindend hell.<br />
Ach, sagte <strong>die</strong> Maus (in Franz Kafkas kleiner Fabel),<br />
<strong>die</strong> Welt wird enger mit jedem Tag. Mag sein. Regina<br />
Kehns künstlerische Welt hingegen weitet sich zu einer<br />
Form der wortwörtlichen künstlerisch-experimenkröte<br />
der monate<br />
november 2013<br />
regina kehn<br />
das literarische<br />
kaleidoskop<br />
doppel:punkt 2013:4
8<br />
kinder und jugend : literatur<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
tellen Auseinandersetzung mit Texten, <strong>die</strong> herrlich<br />
frischen Wind in <strong>die</strong> Welt ebenso wie in <strong>die</strong> Jugendliteratur<br />
bringt und LeserInnen auf ganz neue Weise<br />
herausfordert.<br />
Im Sinne eines Kaleidoskops haben <strong>die</strong> MitarbeiterInnen<br />
der STUBE ihr je liebstes Stück des Buches einer<br />
genaueren Betrachtung unterzogen:<br />
Die Platzierung des Gedichts von Georg Heym<br />
entbehrt nicht einer gewissen Tragik: Es folgt auf<br />
Christian Morgensterns Der Seufzer und erinnert an<br />
den Tod des dam<strong>als</strong> erst 25-jährigen Dichters im Jänner<br />
1912, der beim Schlittschuhlaufen auf der Havel<br />
ertrank. Die verdichtete Kraft eines so kurzen Lebens<br />
zeigt sich folgerichtig auch im von Regina Kehn ausgewählten<br />
Gedicht des Expressionisten. Dem suggestiven<br />
Rhythmus von Die gefangenen Tiere geht <strong>die</strong><br />
Illustratorin in der Aufeinanderfolge der Bilder nach,<br />
wobei Dunkelheit, Gebrüll und Schrecken sich auch<br />
illustratorisch immer deutlicher verdichten. Einer Höhlenzeichnung<br />
gleich taucht auf der ersten Doppelseite<br />
das mit schweren Fellen behangene Tier mit<br />
den riesigen Hörnern auf - wobei der Text in dunklem<br />
Rot über <strong>die</strong> bedrückend schlammig wirkende<br />
Szenerie drübergestempelt wird. Die Unregelmäßigkeit<br />
der Buchstabenanordnung nimmt <strong>die</strong> drohende<br />
Auflösung bereits vorweg, wenn sich im Folgenden<br />
auch das Bild vor Gitterstäben aufzulösen scheint und<br />
letztlich durch eine Übermalung mit handschriftlichen<br />
Schrift-Versuchen ganz in den Hintergrund tritt. Das<br />
Gebrüll wird aus dem Schatten heraus spürbar - und<br />
hallt auch dann nach, wenn es heißt: Es erstirbt und<br />
wird still. - Entsetzen und riesiger Schrecken bleiben präsent,<br />
wenn im letzten Doppelbild geisterhaft Reiher<br />
auftauchen. Als weiße Kreidezeichnungen auf gleichbleibend<br />
indifferent-bedrohlichen Hintergrund personifizieren<br />
sie förmlich das Weinen im Sturm von dem<br />
Georg Heym spricht. Indem Bild und Schrift sich in<br />
Regina Kehns bildlicher Aneignung des Gedichtes so<br />
gespenstisch überlagern, entsteht im Zusammenspiel<br />
von Bild- und Textwirkung auch eine Überlagerung<br />
des Schreckens und des Begreifens. Die Klarheit über<br />
den Todeskampf, der hier inszeniert wird, wird ganz<br />
auf <strong>die</strong> BetrachterInnen zurückgeworfen, <strong>die</strong> wie <strong>die</strong><br />
Reiher stehen im Sturme allein. Tief betroffen und fasziniert<br />
gleichermaßen.<br />
|heidi lexe|<br />
In der (Kinder-)Literatur sind Fische und Wasser ja<br />
eher positiv besetzte Motive - umso überraschender<br />
ist es, wie sich das lyrische Ich in Günter Eichs spätem<br />
Gedicht Wo ich wohne von dem paradoxerweise am<br />
Fenster vorbeiziehenden Heringsschwarm, viel mehr<br />
aber noch von den um Feuer für ihren schlechten<br />
Tabak bittenden Matrosen unterschiedlicher Ränge<br />
genervt zeigt. Die Leitfarbe von Regina Kehns visueller<br />
Interpretation <strong>die</strong>ses kurzen, sehr skurrilen Textes<br />
ist, wie könnte es anders sein, ein wässriges Blau, in<br />
das knallrote bzw. lachsrosa Akzente gesetzt werden<br />
- ein rotweißrot-gestreifter Sessel (eine Anspielung<br />
an Eichs österreichische Ehefrau Ilse Aichinger?), ein<br />
Traktor, mit dem der erboste Kampf gegen <strong>die</strong> Fische<br />
aufgenommen wird und schließlich eine Zeitungsseite<br />
mit Marktforschungsdaten, von der das Ich aufschaut.<br />
Eichs Schlusssatz Ich will ausziehen wird von<br />
Kehn energisch unterstrichen: So wird ein letztes Mal<br />
deutlich, dass Fische und Wasser hier nicht <strong>als</strong> Sinnbild<br />
von Fernweh und Sehnsucht, sondern <strong>als</strong> Ausdruck<br />
von Überdruß und Unzufriedenheit stehen. Eine<br />
Stimmung, <strong>die</strong> auch vor den Fischen selbst nicht<br />
Halt macht, <strong>die</strong> mitten im Wasser ihren schlechten<br />
Tabak rauchend auch nicht gerade glücklich dreinschauen<br />
...<br />
|kathrin wexberg|<br />
Regina Kehn beweist auch in der Illustration des deutschen<br />
Kindergedichtes Der Garten des Herrn Ming von<br />
James Krüss einmal mehr ihre malerische Flexibilität.<br />
Getreu dem Zeichenstil der chinesischen Kunst rücken<br />
Atmosphäre und Wesen in den Vordergrund der Bilder;<br />
Realismus und Perspektive müssen in den rot geränderten,<br />
monochromen Illustrationen zurückstehen.<br />
Bewegungslinien z. B. im Teich und viel Mimik und<br />
Gestik sowohl bei Mensch <strong>als</strong> auch Fauna und Flora<br />
beleben <strong>die</strong> Kinderreime. Tuscheartige Embleme und<br />
dem westeuropäischen Auge bekannte Elemente wie<br />
z. B. Maneki-neko (<strong>die</strong> winkende Katze), ein Kranich<br />
oder <strong>die</strong> Kirschblüte sorgen für eine schnelle stilistische<br />
Bildzuordnung. Und dem <strong>als</strong> ewig und unbefriedigend<br />
beschriebenen Kreislauf der Liebe bereitet<br />
Kehn - ganz im Stile chinesischer Kalenderblätter - auf<br />
der Bildebene kontrapunktisch augenzwinkernd und<br />
in Gestalt zweier sich küssender Würmer ein schönes<br />
Ende ...<br />
|elisabeth von leon|
kinder und jugend : literatur<br />
9<br />
Erzählungen, Alkohol und Zensur scheinen in Russlands<br />
Geschichte eng miteinander verbunden zu sein.<br />
Im Jahr 2012 wurde <strong>die</strong> sowjetische Trickfilmserie<br />
Nu,<br />
pogodi! (deutscher Titel: Hase und Wolf, ins Deutsche<br />
übersetzt Na warte!) mit der Kennzeichnung Jugendgefährdender<br />
Inhalt versehen, da der Antagonist des<br />
Hasen ein kettenrauchender und dem Alkohol nicht<br />
abgeneigter Wolf laut staatlicher Me<strong>die</strong>naufsicht (nach<br />
43 Jahren Sendezeit) doch besser ins Nachtprogramm<br />
passe. In der Kurzgeschichte Fuchs und Hase von<br />
Daniil Charms stellt Regina Kehn allerdings den Hasen<br />
in <strong>die</strong> Motivtradition der hochprozentigen Figurenzeichnung.<br />
Nachdem er von seiner Verlobten verlassen<br />
wird, heißt es: Graublum (Nachname des Hasen),<br />
über Stein und Stoppeln, sieht man flugs zum Fuchsbau<br />
hoppeln. Auf der Bildebene wird der Hase in zwei Panels<br />
- Regina Kehn illustriert in Comicform und vielfärbig<br />
- mit insgesamt sieben Flaschen dunklem Destillat<br />
ins Bild gesetzt. Die Erzählung bzw. das Märchen, da<br />
mit Es waren einmal 2 Freunde ... beginnend, war <strong>die</strong><br />
letzte Publikation des russischen Autors (1905-1942),<br />
da seitens der sowjetischen Rechtsmedizin konstatiert<br />
wurde: Charms gibt absonderliche Vorstellungen von<br />
sich. Als abstrus empfindet es auch der Fuchs, <strong>als</strong> der<br />
befreundete Hase nächtens betrunken eingelassen<br />
werden möchte und quittiert <strong>die</strong>s mit: Weisst du nicht<br />
wie spät es ist? Geh nach Hause, Terrorist!<br />
Das inszenierte Hin und Her zwischen Fuchs und<br />
Hasen, Ausgrenzung und Eingrenzung, Innen- und<br />
Außenräumen, Handlungsbeschreibung und direkter<br />
Rede unterscheidet <strong>die</strong>se Erzählung im literarischen<br />
Kaleidoskop Regina Kehns von den anderen Texten<br />
(meist Lyrik), <strong>die</strong> in ihrer Erzählweise Text und Bild betreffend<br />
wesentlich offener realisiert werden. Schließlich<br />
bilden das erste und das letzte Bild den Rahmen<br />
der prekären Freundschaftsgeschichte. Während zu<br />
Beginn <strong>die</strong> Häuser der Figuren mit ihren Namen überschrieben<br />
werden, stehen am Ende je eine dunkle<br />
Wolke über den Dächern und der Satz: Dicke Freunde<br />
warn <strong>die</strong> beiden! Konnten sich nun nicht mehr leiden.<br />
|peter rinnerthaler|<br />
Möwe, Und Dämm´rung bricht herein, Über <strong>die</strong> feuchten<br />
Watten Spiegelt der Abendschein. Storms Biografie und<br />
entsprechende Textsignale lassen eine Deutung des<br />
Schauplatzes <strong>als</strong> deutsche Nordseeküste zu und <strong>die</strong><br />
Inseln, <strong>die</strong> im Nebel auf dem Meer liegen, verweisen<br />
wohl auf <strong>die</strong> Haligen, <strong>die</strong> Storms Heimatstadt Husum<br />
vorgelagert sind. Regina Kehn - selbst Norddeutsche<br />
aus Hamburg - radikalisiert <strong>die</strong> Stimmung noch: Der<br />
Abendschein ist auf ein Fünkchen Gelb im Grau reduziert,<br />
zarte hellblaue und weiße Striche verschwinden<br />
zunehmend in der graubraun aquarellierten Ebbe.<br />
Die Zeitlosigkeit von Storms Naturbetrachtung bricht<br />
Regina Kehn, indem sie in <strong>die</strong> zurückgenommene<br />
Landschaftsdarstellung <strong>die</strong> für den Nordseestrand so<br />
typischen weißen Windräder stellt. Ein figuraler Akzent,<br />
dem sich <strong>die</strong> Bilder, ebenso wie allen Konturen aber<br />
zunehmend verweigern. Der Text ist mit wässriger<br />
Tusche und geschwungener Schrift in <strong>die</strong> halbnasse<br />
Farbe gepinselt und mit jeder Verszeile und jedem<br />
Umblättern wird auch <strong>die</strong> Küstenlinie blasser. Mit dem<br />
Verschwinden visueller Impulse hinein in ein wässriges<br />
Nichts greifen <strong>die</strong> Illustrationen <strong>die</strong> Verschiebungen<br />
des Textes auf: Vom Sehen, zum Hören, zum Ahnen<br />
des Meeresstrands. Noch einmal schauert leise Und<br />
schweigt dann der Wind; vernehmlich werden <strong>die</strong> Stimmen,<br />
Die über der Tiefe sind.<br />
|christina ulm|<br />
Das literarische Kaleidoskop<br />
/ ausgesucht und aufgezeichnet von Regina Kehn.<br />
- Frankfurt a. M. : Fischer KJB, 2013.<br />
- 219 S. : überw. Ill.<br />
- (Die Bücher mit dem blauen Band)<br />
ISBN 978-3-596-85618-3<br />
fest geb. : EUR 17,50<br />
kröte der monate<br />
dezember 2013<br />
linda wolfsgruber<br />
arche<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Oberflächlichen Konnotationen zum<br />
Meeresstrand er-<br />
teilt schon <strong>die</strong> textliche Vorlage von Theodor Storm<br />
eine Absage: Keinen lichtüberfluteten Sandstrand skiz-<br />
ziert er mit wenigen Versen, sondern den gärenden<br />
Schlamm des Wattenmeers: An´s Haff nun fliegt <strong>die</strong><br />
In einer Rezension war kürzlich zu lesen, wie herrlich<br />
es nicht sei, dass endlich ein Arche Noah-Buch erschienen<br />
ist, in dem Gott nicht vorkommt. Reicht, so
10<br />
kinder und jugend : literatur<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
fragt man sich, <strong>die</strong> Skepsis gegenüber konfessionellen<br />
Positionen und institutionalisierter Glaubenslehre so<br />
weit, dass bereits Fragen nach der Beziehung zwischen<br />
Gott und Mensch katechetisch begriffen werden? Gehören<br />
nicht gerade biblische Erzählungen zum kulturellen<br />
Grundbestand jeder Gesellschaft; zeichnen sich<br />
in ihnen nicht zentrale menschheitsgeschichtliche<br />
Fragestellungen ab? Und ist Gott im Diskurs <strong>die</strong>ser<br />
Fragestellungen hinderlich?<br />
Gerade <strong>die</strong> Geschichte von der großen Flut taucht<br />
in all jenen Mythen und Epen auf, <strong>die</strong> einer auf Sprache<br />
basierenden, kulturgeschichtlichen Entwicklung zu<br />
Grunde liegen. <strong>Sie</strong> erzählt von einem Neubeginn der<br />
Welt, <strong>die</strong> einst aus dem Chaos erschaffen wurde. Aus<br />
jüdischer und christlicher Sicht ist daraus der Garten<br />
Eden entstanden, in dem <strong>die</strong> Menschen Gott gleich<br />
leben durften. Das Moment der Erkenntnis führte erstm<strong>als</strong><br />
zum Bruch <strong>die</strong>ser Beziehung zwischen Mensch<br />
und Gott und zur Vertreibung aus dem Para<strong>die</strong>s.<br />
In Genesis 6 (Noah und <strong>die</strong> Sintflut) wird <strong>die</strong> Bosheit<br />
der Menschen noch einmal ins Chaos rückgeführt,<br />
aus dem ein neuer Bund mit Gott entsteht. Und<br />
so wurden alle gerettet!, heißt es auch folgerichtig im<br />
fast textlosen Bilderbuch von Linda Wolfsgruber, in<br />
dem <strong>die</strong> biblische Geschichte nicht nacherzählt oder<br />
neu erzählt wird, sondern mit den künstlerischen<br />
Mitteln der Reduktion auf deren zentrale Motive verwiesen<br />
wird.<br />
Es begann zu regnen … Dieserart setzt Linda Wolfsgruber<br />
ein und impliziert in dem beginnenden Losrennen<br />
der Tiere <strong>die</strong> biblische Vorgeschichte. Denn<br />
hier stellen sich <strong>die</strong> Tierchen nicht in hübschen Zweierreihen<br />
an, sondern visualisieren eben jenes Chaos, aus<br />
dem <strong>die</strong> Schöpfung neu geboren wird: Wilder Strich<br />
und Farbgebung vermischen sich, der Raum wird aufgehoben,<br />
wenn Getier aller Art in eine Richtung zu<br />
drängen beginnt. In pastellener Farbintensität werden<br />
in den Monotypien <strong>die</strong> Figuren übereinandergeschoben;<br />
<strong>die</strong> einen erscheinen wie <strong>die</strong> Schatten der anderen,<br />
manche in ihrer Zweisamkeit erkennbar, manche<br />
schon über <strong>die</strong> Wegstrecke hin getrennt. Als einziges<br />
Ordnungssystem erscheint <strong>die</strong> Benennung der Tiere<br />
- doch auch sie fügt sich <strong>als</strong> Bildelement so sehr an<br />
<strong>die</strong> Figuren, <strong>als</strong> würde rasch noch festgehalten, wer<br />
aller den Rettungsversuch unternimmt. Eine an Herbarien<br />
gemahnende Ordnung ist längst obsolet, wenn<br />
Säugetiere, Vögel und Fische ineinander überzugehehen<br />
scheinen, nur noch Köpfe oder Flossen aus dem<br />
Versuch herausragen, das dynamische Geschehen in<br />
raschen Buntstift-Skizzen festzuhalten. Gespielt wird<br />
trotz Doppelseitenkonzept mit der Form des Leporellos:<br />
Immer neue Seiten werden aufgefaltet, gehen<br />
nur durch den Seitenschnitt, nicht aber durch illustratorische<br />
Begrenzungen ineinander über, <strong>als</strong> <strong>die</strong> endzeitliche<br />
Fliehkraft <strong>die</strong> Tiere in Richtung der Arche<br />
treibt.<br />
Als <strong>die</strong> Arche erreicht ist, hat <strong>die</strong> Welt sich in wässrig-dunklem<br />
Blau und Grün eingefärbt und hoffnungsvolle<br />
Blicke werden zum Schiff, aber auch aus dem<br />
Bild heraus geworfen. Die nachhaltig durcheinandergeratenen<br />
Größenverhältnisse explizieren an <strong>die</strong>sem<br />
Punkt <strong>die</strong> sinnbildliche Kraft der Arche im Sinne einer<br />
biblischen Erzählung, <strong>die</strong> nicht historische Realität<br />
abbildet, sondern aus ihrem Symbolgehalt heraus zu<br />
deuten ist: In der Arche <strong>finden</strong> jene Platz, <strong>die</strong> an Gott<br />
glauben, <strong>die</strong> seinem Schöpfungswillen verbunden<br />
sind, ihn repräsentieren. Dieser feste Glaube zeigt sich<br />
in der Festigkeit der Arche, <strong>die</strong> hier nicht auf Wellen<br />
hochgehoben und durch <strong>die</strong> Stürme der Sintflut geschleudert<br />
wird. Vielmehr ist sie <strong>die</strong> Konstante in einer<br />
Welt des Untergangs - bis zu jenem wunderbaren, in<br />
nächtliches Schwarz und Blau getauchten Bild, in dem<br />
das Aufgehen der Sterne parallel geführt wird zu den<br />
sich hoffnungsvoll öffnenden Augen der Tiere.<br />
Der Bilderzählung wird <strong>die</strong> biblische Geschichte<br />
am Ende des Buches zur Seite gestellt - erzählt von<br />
Linda Wolfsgruber in ihren eigenen Worten. Hier werden<br />
der Bund mit Gott und dessen Symbol, der Regenbogen,<br />
benannt. In der Bilderzählung selbst verdichtet<br />
sich <strong>die</strong>ser Bund in den wenigen Worten ... und sie alle<br />
waren gerettet. Indem Noah <strong>als</strong> Figur ausgespart wird,<br />
wird mit <strong>die</strong>sem Moment der Rettung umso deutlicher<br />
auf Gott selbst verwiesen: Noah wird <strong>als</strong> Symbolfigur<br />
ausgespart, das Moment der Rettung (der Bund) auf<br />
alle Lebewesen übertragen, deren Blick in eine neue,<br />
aus dem Chaos geborene Zukunft fällt.<br />
|heidi lexe|<br />
Wolfsgruber, Linda:<br />
Arche<br />
/ Linda Wolfsgruber.<br />
- Wien : Wiener Dom-Verl., 2013.<br />
- [13] Bl.. : überw. Ill.<br />
ISBN 978-3-85351-261-6<br />
fest geb. : EUR 14,90
kinder und jugend : literaturpreis<br />
11<br />
kinder- und jugendliteraturpreis ...<br />
... des landes steiermark 2014 : ausschreibung<br />
Das Land <strong>Steiermark</strong> vergibt alle zwei Jahre den<br />
höchstdotierten Preis für nichtveröffentlichte<br />
Manuskripte im deutschsprachigen Raum für Kinderund<br />
Jugendliteratur. Namhafte PreisträgerInnen können<br />
hier erwähnt werden, so war Gabi Kreslehner<br />
zweimalige Gewinnerin <strong>die</strong>ses mit EUR 7.350,- dotierten<br />
Hauptpreises. Auch <strong>die</strong> leider sehr früh verstorbene<br />
Adelheid Dahiméne zählt ebenso zu den Gewinnerinnen<br />
wie Helga Bansch. Linda Wolfsgruber oder auch<br />
Stefanie Harjes konnten in der Kategorie Sonderpreis<br />
mit ihren Werken <strong>die</strong> Jury am meisten beeindrucken.<br />
Neben dem Hauptpreis wird ein Sonderpreis im Wert<br />
von EUR 3.650,- vergeben, der unter einem eigenen<br />
Thema steht.<br />
Die Vergabe erfolgt an AutorInnen für Spitzenleistungen<br />
auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur,<br />
wodurch <strong>die</strong>ser Literaturgattung <strong>die</strong> volle literarische<br />
Gleichberechtigung im Sinne ihrer Qualität<br />
und Bedeutung verschafft werden soll. Einsendeschluss<br />
für den Kinder- und Jugendliteraturpreis des<br />
Landes <strong>Steiermark</strong> 2014 ist der 28. März 2014.<br />
Die Einreichungen für den Hauptpreis sind nicht<br />
veröffentlichte deutschsprachige Manuskripte, <strong>die</strong><br />
den Charakter und den Umfang eines Buches haben<br />
(unbedingt: 12 Punkt Schriftgröße und Abstand 1,5-<br />
zeilig). Es gibt keine Altersbeschränkung für AutorInnen.<br />
Jede/r, <strong>die</strong>/ der glaubt, ein gutes Manuskript für<br />
ein Kinder- und Jugendbuch geschriebenen zu haben,<br />
ist berechtigt, unter den genannten Bedingungen ihr/<br />
sein Manuskript einzureichen. Beizulegen ist außerdem<br />
ein einseitiges Exposé.<br />
Der Sonderpreis ist heuer wieder dem Bilderbuch<br />
gewidmet und soll dazu anregen, dem Bilderbuch<br />
neue Impulse zu geben. Vor allem künstlerische und<br />
innovative Bild- und Buchgestaltung sind erwünscht.<br />
Einzureichen sind ein Layout eines Bilderbuches<br />
(Typographie und Bilder müssen skizzenhaft dargestellt<br />
sein), auszugsweise 4 ganzseitige Illustrationen<br />
aus dem Bilderbuch (Vorlage der Originale <strong>als</strong> Farbkopie<br />
Maßstab 1:1), der dazugehörige Text bzw. bei<br />
textlosen Bilderbüchern eine kurze Inhaltsangabe<br />
oder eine Erläuterung des Konzeptes.<br />
Die Manuskripte sind in dreifacher Ausfertigung<br />
anonym, d. h. der Name der/ des Autorin/ Autor darf<br />
nicht am Manuskript stehen, sondern ein Kennwort,<br />
dessen Auswahl der/ dem Schreiberin/ Schreiber überlassen<br />
ist. Die Biografie bitte extra zu den Unterlagen<br />
legen und senden an:<br />
Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />
A6-FAGD, Referat Jugend<br />
Karmeliterplatz 2, 8010 Graz<br />
Die Preisvergabe erfolgt auf Vorschlag einer Fachjury<br />
und wird im November 2014 durch das Land <strong>Steiermark</strong><br />
vergeben. Die GewinnerInnen werden schriftlich<br />
verständigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Von der Teilnahme ausgeschlossen sind <strong>die</strong> GewinnerInnen<br />
des Kinder- und Jugendliteraturpreises 2012.<br />
|info|<br />
Amt der Steiermärkischen Landesregierung,<br />
Abteilung 6 Bildung und Gesellschaft,<br />
Fachabteilung Gesellschaft und Diversität,<br />
Referat Jugend, Karmeliterplatz 2, 8010 Graz<br />
Christa Zobernig<br />
T: 0316/877-3171<br />
E: christa.zobernig@stmk.gv.at<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Mag. a Silvia Maierhofer<br />
<strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
T: 0316/ 68 53 570<br />
E: s.maierhofer@lesezentrum.at<br />
W: www.lesezentrum.at
12<br />
me<strong>die</strong>n : empfehlungen<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
meine lebenswege<br />
<strong>die</strong> erinnerungen des steirischen landesrabbiners david herzog<br />
close-up<br />
zeitgeschichte<br />
herzog, david<br />
meine lebenswege<br />
Nun wurde ich auf <strong>die</strong> Straße getrieben und zum<br />
Laufen gezwungen. Da ich <strong>als</strong> 70jähriger, seelisch<br />
gebrochener Mann nicht so laufen konnte, wurde ich mit<br />
Fußtritten traktiert, so dass ich zweimal schnurstracks<br />
hinfiel und mir beide Knie schwer verletzte. Wir kamen<br />
zur Murbrücke, da wollten mich drei der Kerle in den<br />
Fluss werfen [...]<br />
Im Gedenken an den Novemberpogrom vor 75 Jahren<br />
hat <strong>die</strong> österreichische Künstlerin Catrin Bolt<br />
mit ihrem Projekt Lauftext t eine Intervention im Grazer<br />
Stadtraum unternommen: Von der Radetzkystraße bis<br />
zum Griesplatz ziehen sich auf <strong>die</strong> Gehsteige affichier-fi<br />
te Textauszüge aus den Lebenserinnerungen eines<br />
Mannes, der aufgrund seiner exponierten Stellung <strong>als</strong><br />
Landesrabbiner <strong>als</strong> einer der ersten den barbarischen<br />
Exzessen der Nazischergen ausgesetzt war. <strong>Sie</strong> markieren<br />
auch topografisch (siehe oben) einen Teil des<br />
Leidensweges, den David Herzog, so wie hunderttausende<br />
Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich, am<br />
9. und 10. November 1938 beschreiten musste, eines<br />
Weges, der für viele in <strong>die</strong> Vernichtung führte.<br />
Die Publikationsgeschichte seiner Erinnerungen<br />
wurzelt in einem von ihm im englischen Exil verfassten<br />
Manuskript, das Mitte der Neunzigerjahre<br />
im Rahmen einer Diplomarbeit an der Karl-Franzens-Universität<br />
transkribiert und in Folge in zwei<br />
heute vergriffenen Auflagen veröffentlicht wurde. Mit<br />
der nun erschienenen Neuausgabe hat der Verein Clio<br />
ein überaus wertvolles zeit- und lokalgeschichtliches<br />
Dokument wieder allgemein verfügbar gemacht.<br />
Meine Lebenswege umfasst mit der Zeitspanne<br />
von 1932 bis zu den ersten Exiljahren jene Phase im<br />
Leben Herzogs, <strong>die</strong> von traumatischen Erfahrungen<br />
geprägt war. Wohl war der 1869 geborene, aus<br />
Trnava in der heutigen Slowakei stammende Sohn eines<br />
Textilkaufmanns auch in jungen Jahren mit dem<br />
Übel des Antisemitismus konfrontiert worden, beispiellos<br />
jedoch blieb der sich mit dem zunehmenden<br />
Einfluss der nation<strong>als</strong>ozialistischen Bewegung in<br />
Österreich radikalisierende Judenhass: So berichtet<br />
Herzog, der seit 1908 das Amt des Landesrabbiners<br />
für <strong>Steiermark</strong> und Kärnten ausübte, von massiven<br />
Beschimpfungen und Bedrohungen, <strong>die</strong> dem Anschluss<br />
zeitlich deutlich vorausgingen.<br />
Während es in Wien im Zuge der Machtübernahme<br />
im März 1938 auch seitens der Zivilbevölkerung<br />
zu zahlreichen Übergriffen gegen <strong>die</strong> jüdischen MitbürgerInnen<br />
kam, versuchte man <strong>die</strong>se in Graz mit willkürlichen<br />
Verhaftungen, oft mehrwöchigen Inhaftierungen<br />
und Deportationen ins Konzentrationslager<br />
einzuschüchtern und zur Flucht zu drängen. Daneben<br />
ero<strong>die</strong>rten Geschäftsboykotte, Berufsverbote, Vermögensentziehungen,<br />
Vereinsauflösungen etc. <strong>die</strong> Exis-<br />
tenz und das kulturelle und religiöse Leben der jüdischen<br />
Gemeinde.<br />
Als spontane Volksreaktion auf das Attentat auf den<br />
deutschen Diplomaten Ernst von Rath stellte <strong>die</strong> NS-<br />
Propaganda <strong>die</strong> reichsweiten Pogrome am 9. und 10.<br />
November hin. De facto waren <strong>die</strong> Ausschreitungen<br />
gegen <strong>die</strong> jüdische Bevölkerung - im NS-Duktus ob<br />
der Zerstörungen von Synagogen und anderen Einrichtungen<br />
zynisch <strong>als</strong> Reichskristallnacht t bezeichnet -,<br />
von langer Hand geplant und oft von SA-Formationen<br />
zu verantworten. Mehr <strong>als</strong> 400 Menschen fielen <strong>die</strong>sen<br />
zum Opfer, in Graz überlebte David Herzog <strong>die</strong> Misshandlungen<br />
schwer verletzt. Er konnte im Dezember<br />
1938 nach England fliehen, wo er 1946 starb.<br />
|hannes ortner|<br />
Herzog, David:<br />
Meine Lebenswege<br />
: Die persönlichen Aufzeichnungen des Grazer Rabbiners<br />
David Herzog / David Herzog. Hg. von Heimo Halbrainer ...<br />
- Graz : Clio-Verl., 2013. - 240 S. : Ill.<br />
ISBN 978-3-902542-39-7 fest geb. : EUR 25,-
literatur : kalendarium<br />
13<br />
literaturkalender<br />
01. quartal 2014<br />
jänner<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
04<br />
|gert jonke|<br />
österreichischer Schriftsteller<br />
1946 - 2009<br />
19<br />
|herbert rosendorfer|<br />
deutscher Schriftsteller<br />
1934 - 2012<br />
Schule der Geläufigkeit<br />
Die Kaktusfrau<br />
12<br />
|helmut eisendle|<br />
österreichischer Schriftsteller<br />
1939 - 2003<br />
22<br />
|sándor márai|<br />
ungarischer Schriftsteller<br />
1900 - 1989<br />
Der Narr auf dem Hügel<br />
Die Glut<br />
15<br />
|walter serner|<br />
deutschsprachiger Schriftsteller<br />
1889 - 1942<br />
24<br />
|leon de winter|<br />
niederländischer Schriftsteller<br />
1954<br />
Die Tigerin<br />
Ein gutes Herz<br />
17<br />
|raoul schrott|<br />
österreichischer Schriftsteller<br />
25<br />
1964<br />
Das schweigende Kind<br />
|david grossman|<br />
israelischer Schriftsteller<br />
1954<br />
märz<br />
07<br />
|bret easton ellis|<br />
US-amerikanischer Schriftsteller<br />
1964<br />
Unter Null<br />
27<br />
Aus der Zeit fallen<br />
|john updike|<br />
US-amerikanischer Schriftsteller<br />
1932 - 2009<br />
09<br />
|charles bukowski|<br />
US-amerikanischer Schriftsteller<br />
1920 - 1994<br />
Der Mann mit der Ledertasche<br />
Die Tränen meines Vaters<br />
15<br />
|ben okri|<br />
nigerianischer Schriftsteller<br />
1959<br />
februar<br />
Die hungrige Straße<br />
05<br />
|manès sperber|<br />
österreichisch-französischer Schriftsteller<br />
1905 - 1984<br />
16<br />
|zoë jenny|<br />
Schweizer Schriftstellerin<br />
1974<br />
Wie eine Träne im Ozean<br />
Spätestens morgen<br />
08<br />
|iris murdoch|<br />
irische Schriftstellerin<br />
1919 - 1999<br />
18<br />
|christa wolf|<br />
deutsche Schriftstellerin<br />
1929 - 2011<br />
In guter Absicht<br />
Der geteilte Himmel<br />
12<br />
|thomas bernhard|<br />
österreichischer Schriftsteller<br />
1931 - 1989<br />
20<br />
|christoph ransmayr|<br />
österreichischer Schriftsteller<br />
1954<br />
Auslöschung<br />
Atlas eines ängstlichen Mannes
14<br />
bibliotheks : landschaften<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
österreich-bibliotheken im ausland<br />
vermittlungszentren der österreichischen auslandskulturpolitik<br />
1989 in Mittel-, Ost- und Südosteuropa von der Kulturpolitischen<br />
Sektion des Bundesministeriums für europäische<br />
und internationale Angelegenheiten systematisch<br />
sogenannte Österreich-Bibliotheken eingerichtet. Die<br />
ersten Gründungen erfolgten in Brno/ Brünn, Poznán/<br />
Posen, Maribor/ Marburg und Bratislava/ Pressburg.<br />
Bis zum EU-Beitritt der mittel- und osteuropäischen<br />
Länder bestanden bereits rund 50 solcher Österreich-<br />
Bibliotheken <strong>als</strong> Kommunikationsorte und Vermittlungszentren<br />
der österreichischen Auslandskulturpolitik.<br />
Heute gibt es Österreich-Bibliotheken an 62 Standorten<br />
in 28 Staaten, inzwischen auch außerhalb der<br />
ursprünglichen Zielregionen, beispielsweise in Israel,<br />
der Türkei, im Kaukasus und in Zentralasien.<br />
Die Österreich-Bibliotheken sind von lokalen Partnern<br />
wie Universitäten und Bibliotheken in Zusammenarbeit<br />
mit den Österreichischen<br />
Kulturforen geführte<br />
Kultur- und Me<strong>die</strong>nzentren. <strong>Sie</strong><br />
<strong>finden</strong> sich auch in Städten, in<br />
denen Österreich weder durch<br />
eine Botschaft noch durch andere<br />
offizielle fi Einrichtungen prä-<br />
sent ist. Die Bestände umfassen<br />
etwa 400.000 Bücher; jährlich<br />
werden sie von ca 50.000 Personen<br />
genutzt. Die Österreich-<br />
Bibliotheken machen so einer<br />
breiteren Öffentlichkeit österreichische<br />
Literatur und Informationen<br />
über Geschichte und<br />
Gegenwart Österreichs zugänglich.<br />
An ihnen findet Kul-<br />
turaustausch unmittelbar statt.<br />
Österreich-Bibliotheken im Ausland : Institutionen des kulturellen Austausches an 62 Standorten in 28 Staaten Die meisten von ihnen organisieren<br />
deshalb neben der Bibliotheksarbeit<br />
Veranstaltungen auf kulturellem Ge-<br />
Die Geschichte der Österreich-Bibliotheken im Ausland<br />
beginnt im Jahr 1986 mit der Gründung biet wie Lesungen, Vorträge, Musik- und Filmabeneines<br />
österreichischen Leseraums in Kraków/ Krakau. de, Ausstellungen, Konversationsstunden und wissenschaftliche<br />
Symposien.<br />
Mit einer in der Zeit des Falls des Eisernen Vorhangs<br />
einzigartigen österreichischen Initiative wurden nach Das Webportal www.oesterreich-bibliotheken.at<br />
<strong>die</strong>nt nicht nur der Repräsentanz nach außen, sondern<br />
bietet auch umfangreiche Informationen über Österreich<br />
und stellt auf <strong>die</strong>se Weise selbst ein globales<br />
Informationsmedium im Zeitalter der Internetkultur<br />
dar. Zudem wird <strong>die</strong> interne Verwaltung der Österreich-Bibliotheken<br />
im Ausland über das interaktive<br />
Webportal organisiert und gesteuert. Heute verfügen<br />
<strong>die</strong> Österreich-Bibliotheken längst über eine zeitgemäße<br />
technische Ausstattung mit Internetanschluss.<br />
Viele bieten selbst ihren LeserInnen einen WLAN-<br />
Zugang. Die Katalogisierung der Buchbestände erfolgt<br />
laufend ebenso webbasiert in den Verzeichnissen<br />
der jeweiligen Partnerinstitutionen mit einer eigenen<br />
Signatur. Darüber hinaus werden in einer eigenen<br />
Dokumentation <strong>die</strong> Auslands-Austriaca erfasst, demnach<br />
<strong>die</strong> mittel-, ost- und südosteuropäischen For-
ibliotheks : landschaften<br />
15<br />
schungsbeiträge zu Österreich, insbesondere zur<br />
österreichischen Literatur, <strong>die</strong> oft im Umfeld der<br />
Österreich-Bibliotheken entstehen. Dieses Projekt<br />
reicht aber sogar über das Netzwerk der Österreich-<br />
Bibliotheken hinaus, insofern hiermit alle Auslands-<br />
Austriaca weltweit dokumentiert werden.<br />
präsentiert werden. So können etwa <strong>die</strong> wissenschaftlichen<br />
MitarbeiterInnen der Österreich-Bibliotheken gemeinsame<br />
Forschungen in der nach dem international<br />
standardisierten Peer-Review-Verfahren organisierten,<br />
von einem hochkarätigen Herausgebergremium betreuten<br />
Buchreihe Transkulturelle Forschungen an den<br />
Österreich-Bibliotheken im Ausland in einem interna-<br />
tionalen Wissenschaftsverlag veröffentlichen.<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Eröffnung der Österreich-Bibliothek an der Universität Zadar, Kroatien, Juli 2013<br />
Das Österreich-Bibliotheken-Referat t der Kulturpoli-<br />
tischen Sektion im österreichischen Außenministerium<br />
betreut <strong>die</strong>ses vielfältige Netzwerk der Österreich-Bibliotheken<br />
im Ausland in Kooperation mit der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Literatur, r dem Zentrum Ost-/<br />
Südosteuropa an der Niederösterreichischen Landesakademie,<br />
e im Rahmen des Lektoratsprogramms mit<br />
der OeAD-GmbH sowie hinsichtlich Wissenschaft und<br />
Öffentlichkeit mit der Österreichischen Akademie der<br />
Wissenschaften durch zahlreiche Initiativen und Projekte.<br />
So werden zwei Mal jährlich vorwiegend für das<br />
technisch-administrative Personal Seminare zur österreichischen<br />
Landeskunde in Klosterneuburg veranstaltet.<br />
Die LeiterInnen der Gastinstitutionen, an <strong>die</strong> unsere<br />
Österreich-Bibliotheken infrastrukturell angebunden<br />
sind, treffen sich triennal zu einem Informations- und<br />
Erfahrungsaustausch. Alle zwei Jahre <strong>finden</strong> zur Vertie-<br />
fung der wissenschaftlichen Kooperation grenzüberschreitende<br />
Tagungsreisen mit Vorträgen und Kolloquien<br />
statt, <strong>die</strong> in thematischen Sammelbänden nach<br />
sorgfältiger Auswahl dokumentiert werden. Und an der<br />
Österreichischen Akademie der Wissenschaften werden<br />
biennale Treffen der wissenschaftlichen BetreuerInnen<br />
der Österreich-Bibliotheken im Ausland organisiert,<br />
bei denen <strong>die</strong> Ergebnisse der Wissenschaftsplattform<br />
Die Österreich-Bibliothek im Lehrerkolleg für Fremdsprachen in Przemyśl, s Polen<br />
Die Österreich-Bibliotheken im Ausland sind eine<br />
erfolgreiche Initiative der österreichischen Auslandskulturpolitik<br />
und haben sich in einem Europa der<br />
Kulturen auf vielfache Weise bei der Integration der<br />
Europäischen Union bestens bewährt. Wir sind überzeugt,<br />
dass <strong>die</strong>ses Netzwerk der Österreich-Bibliotheken<br />
im Ausland das Potential für <strong>die</strong> Erweiterung<br />
in den außenpolitischen Schwerpunktregionen hat<br />
und <strong>die</strong> internationale Kulturvermittlung insbesondere<br />
durch <strong>die</strong> Förderung transkultureller Forschung<br />
mit Tradition und Innovation bereichert.<br />
|christine dollinger|<br />
|info|<br />
Bundesministerium für<br />
europäische und internationale Angelegenheiten<br />
HR Christine Dollinger<br />
Referat V.2.d | Österreich-Bibliotheken<br />
Minoritenplatz 8, 1014 Wien<br />
T: 0501-150-4563<br />
E: christine.dollinger@bmeia.gv.at<br />
W: www.oesterreich-bibliotheken.at
16<br />
bibliotheks : landschaften<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
sign.library : bibliothek in gebärdensprache<br />
ein eu-projekt zur förderung von bildung gehörloser menschen<br />
erheblich von der jeweiligen der Lautsprache<br />
zugrunde liegenden Schriftsprache.<br />
Für gehörlose Personen stellen <strong>die</strong><br />
nationalen Lautsprachen Zweitsprachen<br />
dar. Auch wenn sie <strong>die</strong> Gebärdensprache<br />
erst im Schulalter oder<br />
noch später erlernen, ist es jene Sprache,<br />
in der sie sich besser ausdrücken<br />
bzw. Inhalten folgen können. Aufbauend<br />
auf den Gebärdensprachen, <strong>die</strong><br />
an <strong>die</strong> Bedingungen ihres visuellen<br />
Übermittlungskan<strong>als</strong> angepasst sind,<br />
Die SignLibrary ermöglicht barrierefreies Lesen : Tomas Fellinger übersetzt Mira Lobes Die Geggis.<br />
können <strong>die</strong> jeweiligen Lautsprachen<br />
L<br />
iteratur, Poesie, Märchen und Erzählungen sind aus erlernt werden. Bilinguale Bildungssysteme setzen sich<br />
der Menschheitsgeschichte nicht mehr wegzu- im deutschsprachigen Raum erst langsam durch.<br />
denken. <strong>Sie</strong> prägen unsere Kultur, unsere Identität und Der Erwerb der Lautsprachen gestaltet sich allerdings<br />
aufgrund der veralteten Schulsysteme - <strong>die</strong> nach<br />
vermitteln Wissen und ethische Werte. Der Zugang<br />
zu <strong>die</strong>sem Reichtum blieb gehörlosen Menschen bisher<br />
verwehrt oder konnte nur unzulänglich genutzt ausgerichtet sind - <strong>als</strong> sehr schwierig. So bleiben oft<br />
wie vor weitgehend auf den oralen Wissenserwerb 1<br />
werden. Als Ergebnis des Projektes SignLibrary zur För-<br />
bis zum Erwachsenenalter gravierende Mängel in der<br />
derung des lebenslangen Lernens gehörloser Menschen<br />
ist nun <strong>die</strong> erste Bücherei mit barrierefreien meisten gehörlosen Menschen zu einem sehr niedri-<br />
Lese- und Schriftsprachkompetenz. Das führt bei den<br />
Werken in vier nationalen Gebärdensprachen entstanden.<br />
Oft wird uns <strong>die</strong> Frage nach dem Sinn des Pro-<br />
Besuch weiterführender höherer Schulen und Hochgen<br />
Bildungsabschluss, und <strong>die</strong> Möglichkeiten für den<br />
jekts gestellt, da davon ausgegangen wird, dass gehörlose<br />
und schwerhörige Menschen einwandfrei sind damit sehr reduziert.<br />
schulen bzw. einer höherwertigen Berufsausbildung<br />
lesen können. Dies ist leider ein Irrtum. Funktionaler Literatur wird im Bildungssystem für Gehörlose nur<br />
Analphabetismus ist bei rund 70 Prozent der gehörlosen<br />
Menschen ein Resultat jahrhundertelanger, keit der Übung von Artikulation und des Lautsprach-<br />
sehr mäßig verwendet, zu sehr gilt <strong>die</strong> Aufmerksam-<br />
einseitiger, lautsprachlicher Pädagogik. Erst seit 2005 erwerbs. Bildungsinhalte und Wissenserwerb bleiben<br />
ist Gebärdensprache <strong>als</strong> eigenständige Sprache per hierbei auf der Strecke. Die beschriebenen Fakten betrachtend<br />
sind gerade schriftlich niedergelegte Werke<br />
Gesetz anerkannt und daher eine solche Intention und<br />
Aufbauarbeit möglich.<br />
für gehörlose Menschen wesentlich schwerer lesbar<br />
Oliver Sacks schrieb bereits 1990: Gebärdensprache <strong>als</strong> für hörende. Diese Unzugänglichkeit bzw. Barriere<br />
ist <strong>die</strong> natürliche Sprache, <strong>die</strong> Muttersprache der Gehörlosen.<br />
Gehörlose Menschen betrachten sich selbst Spätestens seit C.G. Jungs Archetypenlehre wissen<br />
führt zu Desinteresse und weiterem Bildungsverlust.<br />
häufig nicht <strong>als</strong> Menschen mit Behinderung, sondern wir allerdings, wie bedeutsam etwa Märchen für <strong>die</strong><br />
<strong>als</strong> Zugehörige einer eigenen Sprachkultur - der Kultur<br />
der GebärdensprachbenutzerInnen. Die Gebärdentur<br />
und für das Begreifen der Gesellschaft sind. Allein<br />
emotionale Entwicklung, <strong>die</strong> Zugehörigkeit zur Kulsprache<br />
unterscheidet sich in Syntax und Grammatik <strong>die</strong>ses Beispiel zeigt, wie wichtig es etwa für gehörlose
ibliotheks : landschaften<br />
17<br />
Kinder ist, auch den über Generationen entwickelten<br />
Schatz der Märchenwelt kennen zu lernen und in<br />
Gebärdensprache zu lesen.<br />
Jedes hörende Kind liest und hört gerne Gute-<br />
Nacht-Geschichten. Dies bleibt gehörlosen Kindern oft<br />
verwehrt, da ihnen <strong>die</strong> auditive Wahrnehmung fehlt.<br />
Es müsste ihnen somit in ihrer Sprache - der Gebärdensprache<br />
- vorgelesen werden. 90 Prozent aller<br />
gehörlosen Kinder haben hörende Eltern. Ähnlich jeder<br />
anderen Fremdsprache benötigt es Jahre, um <strong>die</strong><br />
Gebärdensprache zu erlernen. Somit ist es für hörende<br />
Eltern schwer, Geschichten aus Büchern eigenständig<br />
zu übersetzen. Hinzu kommt ein großer Mangel<br />
an zielgruppengerechtem Material, das Eltern sowie<br />
Kinder unterstützen könnte.<br />
barrierefreier zugang zu literatur<br />
und weltwissen durch <strong>die</strong> sign.library<br />
SignLibrary ist <strong>die</strong> erste Bücherei mit barrierefreien<br />
Werken für gehörlose, schwerhörige und hörende Personen<br />
mit Gebärdensprachkompetenz. Das Besondere<br />
ist, dass alle Werke in Gebärdensprache übertragen<br />
und dann verfilmt werden. Die Projektinitiatorin war<br />
<strong>die</strong> equalizent GmbH in Wien, ein Schulungs- und Beratungsunternehmen<br />
für gehörlose und schwer hörende<br />
Personen mit dem Schwerpunkt der Förderung<br />
von lebensbegleitendem Lernen.<br />
Im Rahmen des EU-Projekts SignLibrary 2008-2010<br />
fiel der Startschuss. Namhafte Kooperationspartner<br />
wie z. B. <strong>die</strong> Österreichische Nationalbibliothek, der<br />
P.E.N.-Club Österreich, <strong>die</strong> Stadt Wien, der Berliner<br />
Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke und das<br />
Berliner Babylon Kino unterstützten das Projekt. Seit<br />
Projektabschluss bemüht sich <strong>die</strong> equalizent Schulungs-<br />
und Beratungs GmbH um laufende Betreuung<br />
und Umsetzung neuer Bücher in Gebärdensprache.<br />
Bisherige Werke sind kostenfrei auf der Homepage<br />
unter www.signlibrary.equalizent.com abruf- und downloadbar.<br />
Die Bibliothek wächst nun kontinuierlich weiter.<br />
Die UserInnen der SignLibrary können eigene Erzählungen<br />
und in Gebärdensprache übertragene Bücher<br />
uploaden und tragen dadurch dazu bei, dass <strong>die</strong><br />
SignLibrary eine internationale Plattform für Literatur,<br />
Erzählungen, Poesie und Geschichten wird.<br />
Durch <strong>die</strong> Auswahl von Werken aus der Weltliteratur,<br />
<strong>die</strong> Übersetzung in Gebärdensprache sowie <strong>die</strong><br />
Produktion von Videobüchern ist es gehörlosen Personen<br />
erstm<strong>als</strong> möglich Literatur, sinnerfassend und<br />
ihren Bedürfnissen angepasst wahrzunehmen. Die<br />
mittlerweile siebzehn umgesetzten Videobücher bestätigen,<br />
dass auf <strong>die</strong> Vermittlung kulturellen Wissens<br />
und den damit verbundenen Zugang zum gesellschaftlichen<br />
Leben sehr viel Wert gelegt wird. Unter<br />
anderen zu lesen sind: Die Verwandlung von Franz<br />
Kafka, Das kleine Ich bin ich von Mira Lobe, Und Nietzsche<br />
weinte von Irwin D. Yalom in Österreichischer<br />
Gebärdensprache, Der kleine Prinz in Ungarischer<br />
Gebärdensprache, Grimms Märchen und ein Rilke-<br />
Gedicht in Deutscher Gebärdensprache sowie Erzählungen<br />
des slowenischen Nationaldichters Martin<br />
Krpan in Slowenischer Gebärdensprache.<br />
In Österreich war es uns ein großes Anliegen, das<br />
Buch der Stadt Wien 2009 umzusetzen. Seit 2002 wählen<br />
der Bürgermeister der Stadt Wien Michael Häupl<br />
und der echo media Verlag jährlich das Buch der Stadt<br />
Wien aus. Dieses Buch wird in einer Auflage von<br />
100.000 Stück gratis in Wien verteilt. Die Aktion Eine<br />
Stadt. Ein Buch soll das Lesen fördern. Das ist auch ein<br />
Ziel der SignLibrary und war der Grund für <strong>die</strong> Kooperation.<br />
Das Buch 2009 Und Nietzsche weinte von<br />
Irvin D. Yalom umfasst über 400 Seiten. Eine Gesamtübersetzung<br />
hätte den Rahmen unserer Mittel gesprengt.<br />
Wir haben daher eine Auswahl von Schlüsselkapitel<br />
in Gebärdensprache übersetzt. Außerdem<br />
haben wir Hintergrund-Videos in Gebärdensprache<br />
produziert. <strong>Sie</strong> geben Information in Gebärdensprache<br />
über <strong>die</strong> tatsächlichen Biografien der HauptdarstellerInnen<br />
im Buch, den Zeitgeist, politische Bewegungen<br />
und wichtige kulturelle Entwicklungen aus <strong>die</strong>ser<br />
Zeit. Dazu gehören <strong>die</strong> Videos über Antisemitismus in<br />
Wien, <strong>die</strong> beginnende Frauenbewegung oder <strong>die</strong> Erfindung<br />
der Psychoanalyse.<br />
Ein weiteres aus unserer Sicht bedeutendes Werk,<br />
das in Österreich übersetzt wurde, war Das kleine Ich<br />
bin ich von Mira Lobe. Gerade <strong>die</strong> Identitätsfindung<br />
ist bei gehörlosen Menschen ein langer Prozess. <strong>Sie</strong><br />
stoßen von Kindheitsalter an auf Barrieren beim Versuch,<br />
Teil der hörenden Welt zu sein, und scheitern<br />
oft an Informations- und Kommunikationshürden.<br />
Dies führt zum Gefühl der Ausgrenzung und Einsamkeit.<br />
Durch <strong>die</strong> Umsetzung des Das kleine Ich bin ich<br />
wird vermittelt, dass auch Mitglieder der anderen -<br />
der hörenden Welt - <strong>die</strong>se Gefühle haben und <strong>die</strong><br />
doppel:punkt 2013:4
18<br />
bibliotheks : landschaften<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Identitätsfindung ein langer Weg sein kann. Dieses<br />
Wissen erleichtert es gehörlosen Personen, offener auf<br />
<strong>die</strong> Gesellschaft zuzugehen.<br />
vielfältige nutzungsmöglichkeiten<br />
Für LeserInnen unserer Videobücher steht der selbstständige<br />
Wissenserwerb im Vordergrund. Darüber<br />
hinaus können <strong>die</strong> Bücher <strong>als</strong> Unterrichtsmaterialien<br />
in Schulen oder Trainingsinstituten in der Erwachsenenbildung<br />
für den kontrastiven Sprach- 2 sowie Sachund<br />
Allgemeinbildungsunterricht eingesetzt werden.<br />
SignLibrary : Anna Cerncic in Das kleine Ich bin ich von Mira Lobe (Videostill)<br />
Die SignLibrary-Website ist in Deutsch, Ungarisch,<br />
Slowenisch, Englisch sowie Begrüßungen in Österreichischer,<br />
Deutscher und Internationaler Gebärdensprache<br />
abrufbar. Ein Wissenstransfer über <strong>die</strong> Website<br />
ist daher insbesondere in europäische Länder einfach<br />
möglich.<br />
Des Weiteren wurden alle Erfahrungen, <strong>die</strong> bei der<br />
Auswahl, Produktion und Bearbeitung der Bücher in<br />
Österreich, Deutschland, Ungarn und Slowenien gesammelt<br />
wurden, in Guidelines zusammengefasst.<br />
Diese sind in Englisch auf der Website erhältlich. Länder<br />
oder PartnerInnen, <strong>die</strong> ebenfalls Videobücher erstellen<br />
wollen, können somit von unseren Erfahrungen<br />
profitieren, sich anschließen und ebenfalls Texte auf<br />
<strong>die</strong> Website stellen.<br />
Damit unsere Bibliothek weiterhin reichlich befüllt<br />
wird und <strong>die</strong> Nachhaltigkeit des Projekts gewährleistet<br />
ist, wurde ein Community-Bereich eingerichtet. Hier<br />
können GebärdensprachbenutzerInnen auch eigene<br />
Geschichten für <strong>die</strong> Öffentlichkeit sichtbar machen<br />
und zur Barrierefreiheit selbst beitragen. Gebärdensprach-LiteratInnen<br />
können fremde Texte in Gebärdensprache<br />
transformieren oder eigene Stories entwickeln.<br />
<strong>Sie</strong> gebärden und filmen ihre Werke und verlin-<br />
ken sie via YouTube mit der SignLibrary. Bei aufwen-<br />
digeren Produktionen stellt das SignLibrary-Team von<br />
equalizent <strong>die</strong> Videos direkt in <strong>die</strong> Online-Bibliothek.<br />
Mit den Kinderbüchern der SignLibrary besuchten<br />
wir Gehörlosenschulen, insbesondere <strong>die</strong> wenigen bilingualen<br />
Klassen in Wien und wurden auf den großen<br />
Bedarf an Unterrichtsmaterialien in Österreichischer<br />
Gebärdensprache und deutscher Schriftsprache aufmerksam.<br />
Daraus resultierte im Jahr 2011 das Nachfolgeprojekt<br />
signlanguage@school, l das <strong>die</strong> equalizent<br />
Schulungs- und Beratungs GmbH im Rahmen des<br />
Comenius-Programms für Lebenslanges Lernen der Europäischen<br />
Kommission entwickelte.<br />
Das Projekt SignLibrary wurde 2012 und 2013 mit<br />
dem Lifelong Learning Award ausgezeichnet. Das Inter-<br />
esse der Öffentlichkeit und Bildungsinstitutionen und<br />
allen voran, <strong>die</strong> leuchtenden Augen der Zielgruppe<br />
gehörloser Erwachsener und Kinder bestätigen den<br />
Erfolg von SignLibary und seinem Nachfolgeprojekt,<br />
das in der nächsten doppel:punkt-Ausgabe vorgestellt<br />
werden wird.<br />
|stefanie fieber-grandits|<br />
ENDNOTEN<br />
1 Oraler Wissenserwerb: In der pädagogischen Praxis für Gehörlose<br />
- ist trotz Anerkennung der Gebärdensprache - der<br />
orale Ansatz weit verbreitet. Die VertreterInnen <strong>die</strong>ser Methode<br />
sind der Ansicht, dass ein gehörloses Kind seine Lautsprachkompetenz<br />
(<strong>die</strong> Fähigkeit, zu sprechen und gesprochene<br />
Sprache zu verstehen) im Wesentlichen durch lautsprachliche<br />
Kommunikation erlernen soll. Gefördert werden vor allem<br />
das Hören, das Artikulieren (Bilden von einzelnen Lauten<br />
und Wörtern) sowie das Ablesen der gesprochenen Sprache<br />
von den Lippen. Dabei wird nach Möglichkeit bewusst auf<br />
<strong>die</strong> Verwendung von Gebärden oder eines anderen visuellen<br />
Zeichensystems verzichtet.<br />
2 Im sogenannten kontrastiven Sprachunterrichtt<br />
werden<br />
sprachliche Strukturen der Lautsprache denen der Gebärdensprache<br />
vergleichend gegenübergestellt und in weiterer Folge<br />
Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausgearbeitet.<br />
|info|<br />
equalizent Schulungs- und Beratungs GmbH<br />
Mag. a<br />
Stefanie Fieber-Grandits<br />
Obere Augartenstraße 20, 1020 Wien<br />
T: 01/ 409 83 18<br />
E: stefanie.fieber-grandits@equalizent.comfi<br />
W: www.equalizent.com
schwerpunkt : was sache ist!<br />
zur sache bitte!<br />
über kinder- und jugendsachbücher in der bibliothek<br />
einem Brontosaurier zu unterscheiden, das gelingt<br />
wohl noch, aber was ist mit astrophysikalischen Details?!<br />
Was wünschen wir uns noch vom Sachbuch?<br />
Dass es den sachlich richtigen Inhalt hübsch ansprechend,<br />
immer altersgerecht und mit Überraschungsmomenten<br />
aufgeladen im Buch anbietet. Aber bedeutet<br />
das beispielsweise: Je mehr Klappen und Spielelemente<br />
ein Buch hat, desto besser? Da geht das<br />
Problem dann weiter ...<br />
Kehren wir den Spieß <strong>als</strong>o um und fragen uns,<br />
was ein gutes Sachbuch alles kann. Das Sachbuch ...<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Kinder- & Jugendsachbücher im Fokus: Renate Grubert auf der Herbsttagung<br />
ie Welt der Kinder- und Jugendsachbücher ist<br />
bunt und extrem vielfältig. Und wer in der Bibliothek<br />
(oder der Buchhandlung) vor den vollen,<br />
manchmal übervollen Regalen mit - nicht selten - viel<br />
zu vielen Backlist-Titeln und viel zu wenigen Novitäten<br />
steht, vergisst so manches Mal, was er oder sie<br />
denn eigentlich suchte, wollte. Man ist erschlagen<br />
vom Angebot, von der riesigen Auswahl. Man weiß<br />
nicht, welches Buch wirklich für welches Kind passt.<br />
Man weiß nicht, auf was beim Sachbuch zu achten ist<br />
- sprich: welches Buch seinen Zweck erfüllt, das heißt:<br />
wirklich gute Sachinformation liefert und natürlich<br />
zugleich Freude macht. Denn ...<br />
... in Sachbüchern geht es nur um thematische<br />
Darstellung, um Informationen - meist jedenfalls.<br />
Sachbücher müssen ohne Rahmenhandlung auskommen<br />
- meist jedenfalls. In Sachbüchern werden keine<br />
Geschichten erzählt, gibt es keine Handlung, keine<br />
sprachlichen Verbrämungen - meist jedenfalls.<br />
was wir uns vom kinderund<br />
jugendsachbuch wünschen<br />
Die Themen und Informationen sollten klar, eindeutig<br />
und sinnfällig daherkommen. Vor allem jedoch<br />
sollten sie sachlich richtig präsentiert werden. Und<br />
damit geht das Problem schon los. Denken wir nur<br />
einmal ans Thema Dinosaurier r - einen Triceratops von<br />
... zeigt Dinge und Sachverhalte;<br />
... vermittelt Wissen und Erkenntnisse in Sachfragen;<br />
... regt Fragen an und beantworten <strong>die</strong>se;<br />
... weckt und erhält Interesse;<br />
... stellt Zusammenhänge her;<br />
... es erklärt <strong>die</strong> Welt. Und außerdem?<br />
Das Sachbuch ...<br />
... übt den Umgang mit und <strong>die</strong> Verbreitung<br />
von Informationen;<br />
... fördert Bildung, Entwicklung, Stärkung der<br />
Persönlichkeit;<br />
... erweitert bzw. eröffnet Handlungsspielräume;<br />
... ermöglicht <strong>die</strong> Teilhabe am Wissen einer<br />
Gesellschaft;<br />
... übt (kritisches) Lesen. Und:<br />
Das Sachbuch macht Spaß!<br />
Kurz: Das Sachbuch ist ein klassischer Alleskönner, ein<br />
unverzichtbarer Türöffner ins Leben.<br />
was ist das überhaupt, ein sachbuch?<br />
Der Brockhaus definiert folgendermaßen:<br />
Sachbuch,<br />
viel gebrauchter, wenn auch unscharfer Begriff für Publikationen,<br />
<strong>die</strong> Themen aus den verschiedensten Wissensbereichen<br />
für ein breites Publikum allgemeinverständlich<br />
und interessant darstellen. (Brockhaus, Bd. 19). Dieser<br />
Definition entnehmen wir den Unterschied zum Fachbuch.<br />
Ein Sachbuch richtet sich an Laien, nicht an den
schwerpunkt : was sache ist!<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Fachmann. Es ist Freizeitlektüre. Nicht zuletzt deshalb<br />
soll es ja auch unterhaltend sein. Das gilt in besonderem<br />
Maß fürs Kinder- und Jugendbuch, das nicht über<br />
<strong>die</strong> Schule und entsprechende Lehrpläne definiert ist<br />
wie beispielsweise Lehr- und Lernprodukte, <strong>die</strong> den<br />
Nachmittagsmarkt be<strong>die</strong>nen.<br />
Wir definieren weiter:<br />
Ein Kindersachbuch ist eine<br />
Publikation, <strong>die</strong> Fakten und Erkenntnisse aus verschiedenen<br />
Wissensgebieten in Kind gerechten Formen (Illustration,<br />
Text- und Buchgestaltung) dem jungen Leser darbietet,<br />
um ihn damit zur Selbst-Bildung zu motivieren.<br />
Sachbücher für Kinder setzen kindliches Interesse nicht<br />
unbedingt voraus, sondern regen es an. (Hans Gärtner,<br />
1997). Hier entnehmen wir <strong>die</strong> Stichwörter: Interesse<br />
anregen, in neue Wissensgebiete einführen, <strong>die</strong> Bedeutung<br />
der Illustration, das Bild-Text-Verhältnis und<br />
das Wort Kind gerecht, denn vom<br />
hängt <strong>die</strong> Akzeptanz des Adressaten ab.<br />
Wie eines Sachbuchs<br />
Mir gefällt Victor Böhms Kurz-Definition sehr gut:<br />
Ein Sachbuch will zwischen einer Sache und einem erworbenen<br />
Wissenszusammenhang eines Adressaten unverschult<br />
und popularisierend vermitteln. (Victor Böhm,<br />
1994). Der Satz ist bald 20 Jahre alt. Und doch treffend.<br />
Obwohl keine der im Hinblick aufs Sachbuch<br />
aktuell viel zitierten Vokabeln wie Internet t und<br />
Neue<br />
Me<strong>die</strong>n darin vorkommen. Achtung: Internet vermittelt<br />
primär Fakten, kein Wissen. Wissen entsteht erst<br />
im Kopf des Users. In Victor Böhms Satz ist mir der<br />
Begriff Wissenszusammenhang wichtig. Das Wort darf,<br />
nein muss vielschichtig interpretiert werden. Denn in<br />
der Zusammenschau von Fakten, in der Korrelation<br />
und Kombination von Details gründet <strong>die</strong> große Leistung<br />
und Chance des Sachbuchs: Wissenszusammenhänge<br />
herzustellen und in Text und Bild darzustellen<br />
ist das konkurrenzlose Wesensmerkmal des Sachbuchs.<br />
(Renate Grubert, 2002).<br />
seit wann sprechen wir<br />
vom kinder- und jugendsachbuch?<br />
Der Begriff ist keineswegs eine Erfindung unserer Zeit.<br />
Der Typ Kinder-Sachbuch ist schon etwa 350 Jahre alt.<br />
Das erste Sachbuch für junge Menschen stammt aus<br />
dem Jahr 1658. Johann Amos Comenius (1592-1670)<br />
schuf eine Art Gesamtschau über <strong>die</strong> damalige Welt<br />
und des Kinderlebens, genannt Orbis sensualium pictus,<br />
ein Spiegel des damaligen Kinderalltags, <strong>die</strong> sichtbare<br />
Welt in Bildern. Aber <strong>die</strong> Bücher, <strong>die</strong> wir heute unter<br />
dem Begriff Kinder- und Jugendsachbuch zusammenfassen,<br />
entwickelten sich erst nach 1945. Parallel zur<br />
englischen Bezeichnung non-fiction<br />
entstand der Terminus<br />
Sachbuch - und zwar im Zusammenhang mit<br />
der wachsenden Produktion von Titeln, <strong>die</strong> nicht belletristisch<br />
einzuordnen waren. Der Trend zu <strong>die</strong>sem neuen<br />
Buchtyp kam, wie so manches andere nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg, aus den USA - stark geprägt von<br />
der Einführung des Fernsehens in den 40er-Jahren.<br />
historie<br />
Die neuen Sachbücher lieferten nur noch reine Fakten,<br />
systematisch auf Doppelseiten arrangiert, dazu<br />
anschauliche Illustrationen und keine Erzählung mehr.<br />
Als einer der ersten Verlage engagiert sich Tessloff<br />
und bringt 1961 <strong>die</strong> ersten Titel der Reihe How and<br />
Why, übersetzt:<br />
Was ist Was, <strong>als</strong> Monatshefte auf den<br />
deutschen Markt. 1963 erscheint <strong>die</strong> erste Hardcover-<br />
Version des Titels Unsere Erde. Ein Dauerbrenner bis<br />
heute. Nochm<strong>als</strong> zurück: Es sind nach 1945 <strong>die</strong> bunten<br />
Bilder und <strong>die</strong> zunehmend flächigen Illustrationen,<br />
<strong>die</strong> den einen Aspekt des neuen Trends zum Sachbuch<br />
charakterisieren.<br />
Der andere Aspekt bezieht sich auf <strong>die</strong> sinkende<br />
Altersgrenze der Adressaten. LeserInnen wäre zu viel<br />
gesagt, denn das neue Zielpublikum reicht bis ins<br />
Vorschul- und Kindergartenalter hinein. Heute <strong>finden</strong><br />
wir Sachbücher bereits <strong>als</strong> Baby-Buch im Kinderwagen<br />
- <strong>die</strong>s ist Schritt eins der Karriere des Kinderund<br />
Jugendsachbuchs!<br />
Den zweiten Anstoß haben uns - unabsichtlich -<br />
<strong>die</strong> PISA-Stu<strong>die</strong>n beschert. Nach dem ersten so wenig<br />
überzeugenden Abschneiden deutscher SchülerInnen<br />
im Vergleich mit anderen europäischen Ländern entwickelte<br />
sich ein wahrer Sachbuch-Boom. Man erhoffte<br />
sich vom Sachbuch, Informationslücken zu schließen<br />
und <strong>die</strong> Lust an Lektüre attraktiver zu machen. Der<br />
Wunsch-Effekt: eine Steigerung von Wissen und Bildung<br />
im Jugendbereich. Die enorme Steigerung der<br />
Produktivität brachte seit 2002 Unmengen neuer<br />
Sachbücher auf den Markt und erzeugte hohe<br />
Umsatzvolumen.<br />
umsatzentwicklung<br />
So steigern sich in den Jahren 2003 bis 2006 <strong>die</strong><br />
Gesamtumsätze im Kinder- und Jugendsachbuch auf<br />
vorher nie geahnte Spitzenwerte, fallen jedoch seit
schwerpunkt : was sache ist!<br />
2006 konstant. Parallel zur rückläufigen Umsatzent-<br />
wicklung schmelzen auch <strong>die</strong> Titelzahlen in <strong>die</strong>sem Bereich.<br />
Waren 2004 noch 18 Prozent aller Kinder- und<br />
Jugendbücher Sachbücher, so sind es 2012 gerade<br />
noch 10 Prozent. Diese Zahl wiegt umso schwerer<br />
<strong>als</strong> ja der Gesamtumfang der Buchproduktion im<br />
Kinder- und Jugendbereich noch immer wächst (von<br />
3.700 Novitäten im Jahr 2000 auf 7.857 Novitäten<br />
im Jahr 2012).<br />
Die Zahlen sprechen für sich; der PISA-Hype ist<br />
definitiv vorbei. Mögliche Gründe: Wer auf den Trend<br />
Bildung und Wissen aufgesprungen war - und nicht<br />
den erhofften Erfolg mit Sachbuch hatte, lässt nun<br />
<strong>die</strong> Finger von <strong>die</strong>sem Markt. Es gab einfach zu viele<br />
redundante Titel und vor allem zu viele konkurrierende<br />
Reihen.<br />
Und heute? Konzentration ist angesagt und <strong>die</strong><br />
Neuerfindung<br />
des Kinder- und Jugendsachbuches! Zu<br />
den klassischen Büchern gesellen sich immer mehr<br />
Activity- und Cross-mediale Produkte. Vernetzung ist<br />
das Schlüsselwort - auch beim Lesen und Handhaben<br />
von Kinder- und Jugendsachbüchern.<br />
ladenpreis<br />
Grundsätzlich ist zu sagen, dass das Kinderbuch seit<br />
Jahren das konstant preisgünstige Buch ist, das man<br />
kaufen kann. Sogar Comics sind teurer <strong>als</strong> Kinderbücher!<br />
2012 wurden für ein durchschnittliches Hardcover-Kinderbuch<br />
EUR 11,09 gezahlt. Diese niedrigen<br />
Preise müssen auch fürs Kinder- und Jugendsachbuch<br />
gelten, obwohl Sachbücher in ihrer Machart (durch<br />
Illustration und andere Zutaten) aufwändiger in Herstellung<br />
und Produktion sind <strong>als</strong> ein schwarz-weißes<br />
Textbuch. Um <strong>die</strong> niedrigen Preise halten zu können,<br />
kalkulieren Verlage im Sachbuchbereich nicht selten<br />
an oder sogar unter der Schmerzgrenze. Das ist in<br />
hohem Maß unwirtschaftlich und damit ungesund.<br />
sachbuch-spitzenthemen<br />
Wer nun nach den wichtigsten Themen im Kinder- und<br />
Jugendsachbuch fragt, bekommt klare Antwort über<br />
<strong>die</strong> verlaglichen Produktionszahlen und <strong>die</strong> GfK-Zah-<br />
len. Die beliebtesten Themen der letzten zehn Jahre<br />
lauten konstant:<br />
Rang 1: Tiere<br />
Rang 2: Natur & Umwelt<br />
Rang 3: Geschichte & Erdgeschichte<br />
Warum <strong>die</strong>se Themen? Kinder und Eltern lieben<br />
sie. <strong>Sie</strong> legen eine Basis zum Verständnis unserer nächsten<br />
Umgebung, unserer Erde, der Welt, in der wie<br />
leben. <strong>Sie</strong> bieten sich in besonderer Weise an, schrittweise,<br />
dem Vorwissen der Kinder entsprechend, <strong>die</strong><br />
Verständnisbasis auf- und auszubauen bzw. zu festigen.<br />
Alle Altersgruppen sind hier einbezogen - vom Baby-<br />
Buch bis zum komplexen Jugendsachbuch mit gekoppelter<br />
Online-Wissensseite. <strong>Sie</strong> decken interessanterweise<br />
auch inhaltliche Angebotsmöglichkeiten des<br />
Sachbuchs vom Text, übers Bild zur Interaktivität perfekt<br />
ab.<br />
Kinder- und Jugend-Sachbuchverlage 2013<br />
und ihre wichtigsten Reihen im Überblick:<br />
(gänzlich aufs Sachbuch spezialisierte Verlage fett)<br />
Arena-Verlag:<br />
Arenas Bibliothek des Wissens;<br />
Sachwissen für Erstleser (Edition Bücherbär)<br />
arsEdition<br />
Baumhaus-Verlag:<br />
Willi wills wissen<br />
Boje-Verlag<br />
Beltz & Gelberg:<br />
Lebensbilder<br />
Bertelsmann Lexikon/ Brockhaus/ Wissen Media Verlag<br />
(wird zum Jahresende 2013 eingestellt)<br />
Coppenrath<br />
cbj/ Random House:<br />
Frag doch mal … <strong>die</strong> Maus<br />
Dorling Kindersley:<br />
memo (vorm<strong>als</strong> Sehen Staunen Wissen)<br />
Esslinger/ Bonnier:<br />
Meine große Tierbibliothek<br />
Fischer/ Duden-Verlag/ Meyer/ Sauerländer:<br />
im Speziellen Meyer: Die kleine Kinderbibliothek<br />
Gerstenberg:<br />
Lesen. Staunen. Wissen<br />
Knesebeck:<br />
Für Kinder erzählt<br />
Loewe<br />
Prestel:<br />
Kunst für Kids<br />
Ravensburger:<br />
Wieso Weshalb Warum<br />
Tessloff:<br />
Was ist Was<br />
Velber:<br />
Was Kinder wissen wollen<br />
doppel:punkt 2013:4
schwerpunkt : was sache ist!<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
sachbuch-reihen und ihre vor- und nachteile<br />
Der Griff zu Lizenz- bzw. Packager-Titeln, d. h. inter-<br />
national geplanten und produzierten Bücher, war darum<br />
lange Zeit seitens der Verlage <strong>die</strong> natürliche Antwort<br />
auf <strong>die</strong> hohen Produktionskosten eines Original-<br />
Sachbuchs. Lizenztitel waren (und sind) preisgünstiger,<br />
aber inhaltlich auf weltweit kompatible und damit<br />
redundante Themen fokussiert. In den letzten zehn<br />
Jahren konnte man von mehr <strong>als</strong> 70 Prozent Lizenztiteln<br />
auf dem deutschen Markt sprechen - ein Phänomen,<br />
das sich vermutlich auch in den Bibliotheksbeständen<br />
spiegelt. Mit den sinkenden Absatzzahlen<br />
hat jedoch ein verlagliches Umdenken stattgefunden.<br />
Von den vielen internationalen Reihen sind nur noch<br />
wenige übrig. Wenn wir heute von mehr <strong>als</strong> 70 Prozent<br />
Reihentiteln sprechen, meinen wir durchaus zum<br />
überwiegenden Teil Original-Reihen.<br />
zählt: Die hohen Produktionskosten müssen durch <strong>die</strong><br />
Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit des Titels einge<br />
spielt werden.<br />
wie erkennt man ein gutes sachbuch?<br />
wie geht man beim beurteilen vor?<br />
Ganz gleich, ob Reihentitel oder Einzelpublikation:<br />
Eigentlich ist es unerläßlich, jedes Sachbuch vor dem<br />
Ankauf für <strong>die</strong> Bibliothek zu begutachtet. Dies kann in<br />
einer Art 6-Punkte-Programm geschehen:<br />
1. Sachliche Richtigkeit<br />
2. Thema und Inhalt<br />
3. Zielgruppe<br />
4. Darstellung<br />
5. Nutzwert<br />
6. Originalität<br />
Ein Reihen-Sachbuch hat nicht <strong>die</strong>selben Freiheiten<br />
wie ein Autoren-Einzeltitel. Es ist inhaltlich wie gestalterisch<br />
an <strong>die</strong> Vorgaben der Reihe gebunden. Diese<br />
Bindung ans Reihenkonzept definiert neben dem<br />
äußeren Erscheinungsbild auch das gesamte Innen-<br />
Layout mit Seitenraster, Text- und Bildanteilen etc.<br />
Besonders über Jahre laufende und beständig erweiterte<br />
Reihen kämpfen mit den wohlbekannten Nebeneffekten<br />
<strong>die</strong>ses Zwangskostüms.<br />
So erklären sich u. a. <strong>die</strong> großen Relaunches. Trotzdem<br />
kann ein Reihentitel genauso verlockend daherkommen<br />
wie ein Autoren-Sachbuch - wenn es auf den<br />
Hauch der Individualität beharrt und alle Spielräume<br />
nutzt, <strong>die</strong> zur Verfügung stehen.<br />
Reihentitel haben - neben dem günstigen Kaufpreis -<br />
noch weitere Vorteile:<br />
Man weiß, was einen erwartet.<br />
Man weiß, was man kauft.<br />
Reihentitel geben eine gewisse Sicherheit.<br />
Einzeltitel haben <strong>die</strong>se Vorteile selten. Dafür sind es<br />
meistens echte Hingucker! In der Umkehrung des<br />
oben Genannten wird klar, was für den Einzel-Titel<br />
Die folgende Fragen können bei der Beurteilung hilfreich<br />
sein:<br />
ad 1. Sachliche Richtigkeit:<br />
Ist <strong>die</strong> Darstellung sachlich einwandfrei?<br />
Ergeben sich Einblicke in Fragestellungen,<br />
Ergebnisse, Methoden?<br />
Welche Akzentverschiebungen bringt <strong>die</strong><br />
Popularisierung mit sich?<br />
ad 2. Thema und Inhalt<br />
Welche individuelle bzw. gesellschaftliche<br />
Aktualität kommt der Sache zu?<br />
Ist <strong>die</strong> Sache hinsichtlich Erlebens-, Wissens- und<br />
Handlungszusammenhängen überhaupt relevant?<br />
Was gibt sie her - bezogen auf Lebensbewältigung<br />
und soziokulturelle Erkenntnisse?<br />
ad 3. Zielgruppe<br />
Auf welches Verständnis- und Anforderungsniveau<br />
des Adressaten bezieht sich <strong>die</strong> Darstellung?<br />
Welche sachlichen, begrifflichen fl und sprachlichen<br />
Fähigkeiten werden vorausgesetzt?<br />
Welche Informationsbedürfnisse werden<br />
angesprochen?<br />
ad 4. Darstellung<br />
Welche Darstellungsmittel werden angewandt,<br />
um <strong>die</strong> Leserin/den Leser anzusprechen?
schwerpunkt : was sache ist!<br />
z. B. sprachliche (Text), graphische (Bild),<br />
das Layout, <strong>die</strong> Ausstattung betreffende …<br />
Welche Methoden werden angewandt?<br />
z. B. beschäftigend, informierend, motivierend,<br />
er arbeitend, kontrollierend, erlebnisfüllend,<br />
einstellungs- bzw. verhaltensändernd ...<br />
ad 5. Nutzwert<br />
In welchem Verhältnis (ergänzend, vertiefend ...<br />
entgegenstellend) zum sonstigen Bildungserwerb<br />
steht das Buch?<br />
Welche Einsatzmöglichkeiten sind gegeben?<br />
ad 6. Originalität<br />
Stichwort Attraktivität:<br />
kompromisslos alte bzw. nicht mehr ansprechende<br />
Titel aussortieren.<br />
Besonders für kleine Bibliotheken zu empfehlen<br />
Bitten <strong>Sie</strong> Kinder/ Jugendliche um Unterstützung bei<br />
solchen Erneuerungsaktionen/ Selektionen, machen<br />
<strong>Sie</strong> einen Event daraus. Dasselbe gilt auch für <strong>die</strong><br />
Auswahl neu anzukaufender Sachbücher. Lassen <strong>Sie</strong><br />
abstimmen. Verbinden <strong>Sie</strong> das Ganze z. B. mit einer<br />
Verlosungsaktion. Machen <strong>Sie</strong> Ihre Bibliothek zu einem<br />
Treffpunkt. Sachbücher helfen da ungemein, denn man<br />
muss keine 500-seitigen Romane gelesen haben, um<br />
mitreden zu können.<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Jedes Sachbuch sollte sich eigentlich vom anderen<br />
desselben Themas unterscheiden. Also:<br />
Was macht ein Sachbuch unverwechselbar?<br />
Welche ästhetischen Qualitäten lassen sich<br />
beschreiben?<br />
tipps für das kinder- und jugendsachbuch<br />
in der bibliothek<br />
Interne Ebene<br />
Stichwort Alterseinstufung:<br />
nicht sklavisch daran festhalten, wichtig nur für <strong>die</strong><br />
erste Einschätzung, sekundär für Ausleihe/ Beratung.<br />
Stichwort Präsentation:<br />
Sachtitel und Belletristik mischen, zusammen anbieten<br />
und zwar frontal.<br />
Stichwort Ergänzendes:<br />
nicht nur Bücher, sondern auch andere Me<strong>die</strong>n einbeziehen,<br />
auf Reichhaltigkeit des Angebots achten.<br />
Stichwort Komplexität:<br />
Schwieriges und<br />
halten.<br />
Stichwort Zuordnung:<br />
Einfaches zum gleichen Thema bereit<br />
Möglichkeit der Doppelpräsentation beachten: z. B.<br />
Sachbilderbücher bei Bilderbüchern und Sachbüchern.<br />
Dasselbe gilt für Grenzgänger r im Bereich Jugendbuch/<br />
Erwachsene.<br />
Stichwort Aktualität:<br />
veraltete Bücher aussortieren. Den unterschiedlichen<br />
Alterungsgrad kalkulieren: Technik, Wissenschaften,<br />
Forschung altern schneller <strong>als</strong> andere Sachthemen<br />
(wie z.B. Tiere/ Natur).<br />
Externe Ebene<br />
Stichwort Schule:<br />
Themenangebote für und mit Schulen konzipieren<br />
und anschaffen und <strong>als</strong> gemischte Themenkisten/<br />
Wanderbibliothek/ Rucksack-Angebot …) bereithalten/<br />
entleihen; das gilt sowohl für Einzeltitel <strong>als</strong> auch für<br />
Me<strong>die</strong>n im Klassensatz. Darüber hinaus bietet es sich<br />
an, Projekte mit Schulen zu entwickeln.<br />
Stichwort Weitere Kooperationspartner:<br />
Me<strong>die</strong>n (Regional-Zeitung, Projekt SchmaZ - Schüle-<br />
rInnen machen Zeitung)<br />
Handel (Sachbücher in Schaufenstern mit Hinweis<br />
Mehr zum Thema in der Bibliothek)<br />
Banken (Lesungen für junge KundInnen mit Büchern<br />
aus der Bibliothek)<br />
Verlage (Druckfahnenlesen mit Feedback vor dem<br />
Ersterscheinungstag)<br />
Kooperationen erleichtern <strong>die</strong> Einbindung von Kindern<br />
und Jugendlichen; so kann Nachhaltigkeit geschaffen,<br />
<strong>die</strong> Vernetzung intensiviert werden; <strong>die</strong> Bibliothek wird<br />
verstärkt wahrgenommen (Eigendynamik).<br />
Stichwort Projekte:<br />
Z. B.: Lesenächte, Fahnenlesen, Public Reading, Lese-<br />
Raylles, AutorInnen-Events, Lesungen, Schnitzeljagden,<br />
Aktionstage wie der Welttag des Buches etc.<br />
Was generell noch wichtig ist:<br />
Erfolgsbilanz (Entleihzahlen) aufstellen, analysieren,<br />
aktuell halten, sichtbar machen und präsentieren<br />
Öffentlichkeitsarbeit verstärken bzw. initiieren<br />
Networking (auch durch Projekte) betreiben<br />
|renate grubert|
schwerpunkt : was sache ist!<br />
<br />
<br />
p<br />
pel:punkt 2013:4
schwerpunkt : was sache ist!<br />
Projekt Bibliopedia: zielgruppenorientierte Sachbuchbestände<br />
bibliopedia<br />
<strong>die</strong> erneuerung des sachbuchbereichs in der öb st. veit am vogau<br />
as Jahr 2013 ist für<br />
mich aus bibliothekarischer<br />
Sicht etwas ganz<br />
Besonderes. In <strong>die</strong>sem Jahr<br />
konnte ich meine Ausbildung<br />
zur ehrenamtlichen<br />
und nebenberuflichen Bib-<br />
liothekarin abschließen. Im<br />
Zuge <strong>die</strong>ser Absolvierung<br />
musste auch ein Projekt, das<br />
für <strong>die</strong> Bibliothek sinnvoll<br />
und innovativ wäre, durchgeführt<br />
werden. Hierbei<br />
stellte ich mir <strong>die</strong> Frage,<br />
wie ich unsere Bibliothek<br />
noch besser in das Bewusstsein unserer Gemeinde<br />
rufen könnte.<br />
<strong>die</strong> ausgangslage<br />
Zunächst möchte ich aber unsere Bibliothek etwas näher<br />
vorstellen. Mit einem Einzugsbereich von knapp<br />
2.000 EinwohnerInnen, einem LeserInnenkreis von<br />
ca. 500 BenutzerInnen in einem ländlichen Gebiet<br />
gehört <strong>die</strong> Bibliothek in St. Veit am Vogau (Südsteiermark)<br />
wohl zu den kleineren Bibliotheken des Landes.<br />
Das Team umfasst 19 MitarbeiterInnnen, <strong>die</strong> in den<br />
unterschiedlichsten Bereich eingesetzt werden, sprich<br />
es handelt sich hierbei um ein Team, das vielfältiger<br />
nicht sein könnte. Außerdem führen wir auch eine<br />
Spielothek mit über 480 Spielen für Groß und Klein.<br />
Der Schwerpunkt der Bibliothek liegt durch <strong>die</strong><br />
Kooperation mit den Kindergärten und Schulen der<br />
Umgebung eindeutig im Kinderbereich. Der Erwachsenen-<br />
und Jugendbereich wird zwar genutzt, aber<br />
man könnte hier durchaus Verbesserungen und Erneuerungen<br />
durchführen.<br />
Bei meinen Überlegungen zum Projekt war mir<br />
wichtig, dass das ganze Team damit einverstanden<br />
war. Deshalb wurde in einer Teamsitzung Ideen gesammelt<br />
und diskutiert. Schon bald kristallisierten<br />
sich zwei gröbere Baustellen heraus: Einerseits stellte<br />
man fest, dass <strong>die</strong> Jugend in der Bibliothek etwas<br />
abging, andererseits wollte man den Sachbuchbereich<br />
erneuern und umstrukturieren. Da sich das Bibliotheksteam<br />
nicht für ein Projekt entscheiden konnte,<br />
wurden beide durchgeführt, jedoch wollte man der<br />
Erneuerung des Sachbuchbereichs mehr Aufmerksamkeit<br />
widmen.<br />
4 leitfragen <strong>als</strong> orientierungspunkte<br />
Der Sachbuchbereich - eine<br />
der vielfältigsten, exotischsten<br />
und vor allem<br />
auch schwierigsten Rubriken<br />
einer Bibliothek. Man<br />
kann bei weitem nicht alle<br />
Interessen der LeserInnen<br />
abdecken, besonders nicht<br />
in einer kleinen Bibliothek.<br />
Dennoch stellt <strong>die</strong>ser Bereich<br />
einen wichtigen Teil<br />
einer Bibliothek dar - besonders<br />
im Kinder- und<br />
Jugendbereich sollte man gut aufgestellt sein. Mit <strong>die</strong>sen<br />
Überlegungen startete ich in <strong>die</strong> Planung des<br />
Projekts. Ich stellte mir vier Leitfragen, <strong>die</strong> uns durch<br />
<strong>die</strong> Arbeitsphasen begleiten würden:<br />
Die erste Frage lautete:<br />
Wie kann man durch Sachbücher<br />
<strong>die</strong> Gemeinde erreichen?<br />
Eine klare Antwort zu <strong>die</strong>ser Frage war meines Erachtens,<br />
dass man Ordnung schaffen musste. Denn<br />
bevor man <strong>die</strong> Aktion startete, waren <strong>die</strong> Regale eindeutig<br />
zu voll. Man hatte weder Platz, um <strong>die</strong> Bücher<br />
ordnungsgemäß unterzubringen, noch einen Platz,<br />
um neue Sachbücher zu präsentieren. Die Attraktivität<br />
<strong>die</strong>ses Bereiches war keineswegs mehr gegeben.<br />
Meiner Ansicht nach konnte man schon nur durch<br />
Aussortieren des Bestandes mehr LeserInnen und BenutzerInnen<br />
ansprechen, da dann <strong>die</strong> Regale ordentlicher<br />
in Erscheinung treten würden.<br />
Bibliopedia sorgte für große Auswahl am Buchflohmarkt ...<br />
doppel:punkt 2013:4
schwerpunkt : was sache ist!<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Des Weiteren wurde auf <strong>die</strong> Frage Wen bzw. welche<br />
Bevölkerungsgruppe wollen wir verstärkt erreichen?<br />
eingegangen ...<br />
Das Hauptanliegen unseres Teams war es, verstärkt<br />
<strong>die</strong> Problemzielgruppen Männer und Jugendlichee<br />
in<br />
<strong>die</strong> Bibliothek zu bringen. Frauen kommen regelmäßig<br />
mit ihren Kindern in <strong>die</strong> Bibliothek - auch hier sollte<br />
das Angebot erneuert werden.<br />
der projektverlauf<br />
Nach diversen Vorbesprechungen wurde im November<br />
2012 mit der Umstrukturierung begonnen. Mithilfe<br />
von etlichen HelferInnen gelang es mir, an einem<br />
Tag mehr <strong>als</strong> 300 Me<strong>die</strong>n auszusortieren. Jeder Sachbuchbereich<br />
wurde durchforstet, jedes Buch unter folgenden<br />
Kriterien begutachtet:<br />
Wie ist der Zustand des Buches? Ist es kaputt? Weist<br />
es irgendeine Art von Verunreinigungen auf? Falls<br />
ein Buch aufgrund des Zustandes ausgeschieden<br />
werden sollte, wurde noch entschieden, ob man es<br />
neu anschaffen sollte.<br />
Pünktlich zum Jubiläumsfest war <strong>die</strong> Reorganisation des Sachbuchbereichs<br />
abgeschlossen. Im Bild Linda Ranegger mit der Autorin Claudia Rossbacher<br />
Noch eine offene Frage in <strong>die</strong>sem Prozess war <strong>die</strong><br />
Schwerpunktsetzung. Vor ein paar Jahren hatten<br />
wir eine Ecke mit Büchern jeweils zu einem aktuellen<br />
Schwerpunkt installiert. Dazu gab es auch immer<br />
Veranstaltungen. So wurde bspw. ein Schwerpunkt<br />
zum Thema Ernährung gesetzt und ein Ernährungs-<br />
vortrag von Doris Dreier angeboten. Aus Platzgründen<br />
und wegen Umstrukturierungen wurde <strong>die</strong>se Schwerpunktsetzung<br />
wieder aufgelöst. Schon zu Beginn der<br />
Planungen für <strong>die</strong> Projektumsetzung gab es Gedanken,<br />
<strong>die</strong>se Schwerpunktreihe wieder zu aktivieren.<br />
Man konnte sich jedoch nicht einigen, es wieder in<br />
<strong>die</strong>sem Ausmaß zu veranstalten. Deshalb wurde nur<br />
ein Platz zum Präsentieren von Schwerpunkten geschaffen<br />
und auf ein intensives Begleitprogramm verzichtet,<br />
da es in der Gemeinde in <strong>die</strong>sem Jahr aufgrund<br />
des Jubiläumsjahres genug Veranstaltungen gab.<br />
Die letzte Frage zum Thema Erneuerung des Sachbuchbereichs<br />
lautete: Bibliopedia - kann unsere Bibliothek<br />
<strong>als</strong> Nachschlagewerk <strong>die</strong>nen?<br />
Ist es möglich durch ein abwechslungsreiches Angebot<br />
und durch einen gut sortierten Sachbuchbereich<br />
Menschen in <strong>die</strong> Bibliothek zu locken, um diverse<br />
Dinge nachzuschlagen?<br />
<br />
grund der Fristzettel in jedem Buch konnte leicht festgestellt<br />
werden, wann das Buch zuletzt ausgeborgt<br />
wurde.<br />
<br />
<br />
<br />
ist, kann es noch immer zeitgemäß sein. Deshalb<br />
wurde auch auf den Inhalt geachtet.<br />
Das Aussortieren kam schließlich - trotz mancher<br />
Zweifel - bei allen MitarbeiterInnen gut an. Alle hatten<br />
Freude, sich von <strong>die</strong>sem unnötigen Ballast zu befreien.<br />
Insgesamt wurden 535 Me<strong>die</strong>n ausgeschieden -<br />
503 Bücher, 32 Videokassetten. Sozusagen wurde der<br />
Sachbuchbestand um ein Drittel weniger. Die ausgeschiedenen<br />
Bücher waren natürlich nicht für den Müll<br />
bestimmt. Bei der Jubiläumsveranstaltung hatten <strong>die</strong><br />
BesucherInnen das Angebot eines Bücherflohmarkts.<br />
Nun ging es ans Einkaufen. Mir war es wichtig, in<br />
jedem Bereich, wo aussortiert worden war, neue Bücher<br />
und Me<strong>die</strong>n anzuschaffen. Durch Befragungen<br />
wurde ein Augenmerk auf das Bedürfnis unserer LeserInnen<br />
gerichtet. Im Team selbst gibt es einige Spezialisten,<br />
z. B. Pädagoginnen, Gärtnerinnen und Politik-<br />
sowie Geschichteinteressierte, <strong>die</strong> gezielt Fachliteratur<br />
aussuchten. Bei Koch- und Ernährungsbüchern verließ<br />
man sich auf <strong>die</strong> Bestsellerlisten.<br />
Auch im Kinderbereich gab es Aufholbedarf - vier<br />
neue Serien wurden angeschafft. Hier kann man schon<br />
jetzt sagen, dass <strong>die</strong>ses Angebot bei den Kindern wirklich<br />
gut ankommt. Insgesamt wurden über 200 neue<br />
Me<strong>die</strong>n für den Bereich Sachbuch angeschafft.
schwerpunkt : was sache ist!<br />
Auch in der Systematik wurde umstrukturiert.<br />
Die Bibliothek St. Veit am Vogau führte noch <strong>die</strong> alte<br />
österreichische Systematik. Als Leiterin <strong>die</strong>ses Projekts<br />
war es mir ein Anliegen, alle Sachbuchbereiche in <strong>die</strong><br />
neue österreichische Systematik einzugliedern (alle<br />
fett dargestellten Systematikgruppen wurden neu angelegt<br />
bzw. zugewiesen):<br />
Wichtig war es, dass man nicht zu viele Systematikgruppen<br />
einführte. Es galt der Grundsatz: Wenn<br />
man mehr <strong>als</strong> 7 Bücher in einen Bereich geben kann,<br />
dann wurde eine eigene Gruppe daraus.<br />
Die Umstellung und Umkatalogisierung war eine<br />
der schwierigsten Arbeiten, <strong>die</strong> vorgenommen wurden.<br />
Jedes Buch musste genau bewertet werden. Es<br />
war nicht einfach, immer <strong>die</strong> richtige Wahl zu treffen,<br />
denn <strong>die</strong> Bücher sind oft vielseitig und passen in mehrere<br />
Gruppen.<br />
Schließlich galt es noch, <strong>die</strong> räumlichen Strukturen<br />
etwas zu verändern. Es gab keine Möglichkeit, <strong>die</strong> Regale<br />
anders anzuordnen, deshalb wurden lediglich <strong>die</strong><br />
Systematikgruppen neu angeordnet und nach ihren<br />
inhaltlichen Kriterien zusammengestellt.<br />
Bestand nach der neuen österreichischen Systematik<br />
ein würdiger projektabschluss<br />
Im Rahmen ihres 30-Jahr-Jubiläums feierte <strong>die</strong> Bibliothek<br />
St. Veit am Vogau ein Fest, das von Vielfalt und<br />
Kreativität geprägt war. Mein Ziel war es, mit dem Projekt<br />
bis zu <strong>die</strong>sem Tag (14. April 2013) fertig zu werden,<br />
um es der Gemeinde präsentieren zu können.<br />
Der restrukturierte Sachbuchbereich bietet Horizonterweiterungen für Groß ...<br />
Passend zur Sachbuchpräsentation gab es auch<br />
einen Vortrag: Mag. a Helga Mann und Mag. a Nikola<br />
Schnedlitz, Apothekerinnen aus der Nachbargemeinde,<br />
referierten über alternative Medizin bzw. Hilfe für<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
AN ... Allgemeine Nachschlagewerke<br />
B ... Biographisches<br />
EA ... Erdkunde allgemein<br />
EH ... Österreich<br />
G ... Geschichte<br />
K ... Kunst<br />
NB ... Biologie<br />
NK ... Medizin, Gesundheit<br />
NL ... Land-, und Forstwirtschaft, Fischerei, Bodenkultur<br />
NL.G ... Pflanzen-, Gartenbau<br />
NT ... Technik<br />
PN ... Pädagogik<br />
PP ... Psychologie<br />
PR ... Religion<br />
VA ... Verschiedenes Allgemein<br />
VB ... Kreative Beschäftigung, Spiele, Feste<br />
VH ... Hobbies<br />
VL ... Kochen<br />
VS ... Sport, Spiel, Spaß und Witze<br />
... und Klein - und Leseabenteuer obendrein! ÖB & Spielothek St. Veit/ Vogau<br />
Kinder und Jugendliche mit dem Titel Sanfte Begleitung<br />
beim Erwachsenwerden mit Homöopathie und Bachblüten.<br />
Durch <strong>die</strong>ses Fest konnte das gesamtes Team<br />
der Bibliothek&Spielothek St. Veit am Vogau reichlich<br />
Zuspruch von der Bevölkerung entgegennehmen.<br />
|linda ranegger|<br />
|link| www.bibliothek.st-veit-vogau.gv.at
Die Pressekonferenz<br />
schwerpunkt : was sache ist!<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
ein lese-rezept zum nachmachen ...<br />
... leicht variiert von gudrun sulzenbacher<br />
m Blitzlicht sich selber präsentieren - <strong>als</strong> Autor, <strong>als</strong><br />
Fotografin, <strong>als</strong> Illustrator, <strong>als</strong> Verlegerin. Ein Team<br />
stellt sich auf einer Pressekonferenz den Fragen der<br />
JournalistInnen, und <strong>die</strong> Presseleute ihrerseits haben<br />
sich Fragen zurechtgelegt und richten sie an das Herausgeberteam.<br />
Eine aufregende Sache: In kürzester<br />
Zeit werden Highlights, aber auch wesentliche Inhalte<br />
aus einem Sachbuch herausgearbeitet, und gleichzeitig<br />
kommt Interessantes über das Entstehen von Sachbüchern<br />
zur Sprache. Außerdem erfährt der Bibliothekar<br />
(oder <strong>die</strong> Lehrerin), was Kindern oder Jugendlichen<br />
an Sachbücher gefällt und auffällt.<br />
Stellen wir uns <strong>als</strong>o dem Mikrofon, dem Blitzlicht<br />
und den vielen Fragen - auch wenn das Herz klopft!<br />
Zutaten<br />
Sachbücher<br />
Arbeitsblatt Die Pressekonferenz (siehe Kasten)<br />
Klebezettel<br />
Buntes Papier, Stifte, Scheren, Doppelklebeband<br />
Requisiten (Mikrofon, Mineralwasser, Plakat usw.)<br />
eine Stunde Zeit<br />
1. Im Stuhlkreis oder auf den Sitzstufen erzählen <strong>die</strong><br />
SchülerInnen kurz, was sie über Pressekonferenzen bereits<br />
wissen. Dann wird <strong>die</strong> heutige Veranstaltung angekündigt:<br />
eine Pressekonferenz in unserer Bibliothek!<br />
Verschiedene Herausgeber-Teamss<br />
werden ihr<br />
neues<br />
Sachbuch präsentieren, <strong>als</strong> Verlegerin, <strong>als</strong> Fotograf,<br />
<strong>als</strong> Autorin. Aufgabe der jeweiligen Verlegerin ist es,<br />
ihr neues Buch zu zeigen, ihre Autorin und ihren Fotografen<br />
vorzustellen und dann <strong>die</strong> Presseleute einzuladen,<br />
Fragen an <strong>die</strong> beiden (oder auch an sie selbst)<br />
zu richten.<br />
2. Zunächst müssen sich <strong>die</strong> Teams zusammenfin-<br />
den: Einer ist der Autor, einer der Fotograf, einer der<br />
Verleger. Als solche suchen sie nun aus einer kleinen<br />
Ausstellung ihr Buch aus. Gemeinsames Interesse an<br />
einem bestimmten Thema (z. B. Tiere, Weltraum) ist<br />
das Auswahlkriterium.<br />
3. Jetzt muss sich das Team für ein Buch entscheiden.<br />
Die drei ausgewählten Bücher werden kurz durchgeblättert,<br />
dann wird gemeinsam beraten, welches Buch<br />
nun tatsächlich präsentiert werden soll. Länger <strong>als</strong> fünf<br />
Minuten sollte <strong>die</strong>se Besprechung nicht dauern.<br />
4. Aus buntem Karton werden Namensschilder gebastelt<br />
und beschriftet und zwar mit dem Namen des<br />
Autors und des Fotografen, wie sie im Buch angeführt<br />
sind. Der Verleger verwendet seinen eigenen Namen<br />
oder erfindet einfach einen.<br />
5. Zwanzig Minuten haben nun <strong>die</strong> Teams Zeit, ihr<br />
Buch gemeinsam anzuschauen und zu überlegen, was<br />
<strong>die</strong> Presseleute besonders interessieren könnte, wonach<br />
sie am ehesten fragen könnten. Als Hilfsmittel<br />
erhalten sie das Arbeitsblatt Die Pressekonferenz. Außerdem<br />
überlegt sich das Team, was es unbedingt<br />
zeigen möchte. Zum Markieren der entsprechenden<br />
Seiten liegen Klebezettel bereit.<br />
6. Ein mutiges Team für <strong>die</strong> erste Runde wird gesucht.<br />
Es nimmt am Pressetisch Platz, den der Bibliothekar<br />
(<strong>die</strong> Lehrerin) in der Zwischenzeit aufgebaut hat. Alle<br />
anderen SchülerInnen versammeln sich auf den Sitzstufen:<br />
<strong>Sie</strong> sind jetzt <strong>die</strong> Presseleute. Die Verlegerin eröffnet<br />
<strong>die</strong> Pressekonferenz: <strong>Sie</strong> bedankt sich fürs Kommen,<br />
nennt ihren Namen und den ihres Verlags, zeigt<br />
das neue Werk aus ihrem Haus und stellt dann stolz<br />
ihre Team vor: Und hier, zu meiner Rechten, extra eingeflogen<br />
aus Kanada, unsere Starfotografifi<br />
n ...<br />
7. Dann lädt <strong>die</strong> Verlegerin <strong>die</strong> Presseleute ein, munter<br />
Fragen zu stellen. <strong>Sie</strong> sollen vorher auch immer sagen,<br />
an wen ihre Frage gerichtet ist: z. B. an <strong>die</strong> Verlegerin,<br />
wenn es um Kosten oder Altersstufe geht, oder an <strong>die</strong><br />
Autorin, wenn es um Fachbegriffe geht, oder an <strong>die</strong><br />
Fotografin, wenn es um ein Lieblingsbild geht. Auch<br />
<strong>die</strong> Presseleute haben Namensschilder gebastelt und<br />
stellen sich vor: Helene Meier, RAI Sender Bozen. Ich<br />
habe eine Frage an ... Oder: Ich heiße Peter Prader,<br />
schreibe für Greenpeace und möchte von der Autorin<br />
wissen ...
schwerpunkt : was sache ist!<br />
8. Von der Fotografin möchte eine Journalistin erfahren,<br />
ob sie bei ihrer Arbeit für das Buch über Naturwild<br />
denn in eine lebensgefährliche Situation geraten<br />
sei. Die Fotografin ist vorbereitet: <strong>Sie</strong> zeigt ein geeig-<br />
netes Bild, gibt eine verblüffende Information darüber<br />
zum Besten, lässt aber dann auch ihrer Fantasie freien<br />
Lauf. Nach sieben, acht Minuten ist <strong>die</strong> Präsentation<br />
zu Ende, <strong>die</strong> Verlegerin bedankt sich bei ihrem Team<br />
- Applaus, Applaus - und alle gehen zurück zu den<br />
Sitzstufen, mischen sich dort unters Pressevolk, wechseln<br />
schnell das Namensschild und ... sind jetzt JournalistInnen.<br />
Währenddessen nimmt das nächste Team<br />
am Pressetisch Platz.<br />
9. In der zweiten Runde will ein kritischer Journalist<br />
von der Autorin wissen, ob sie denn wirklich vor Ort<br />
recherchiert habe. Aber klar, ereifert sich <strong>die</strong>se und<br />
zeigt zum Beweis das Foto eines Flugdrachens, über<br />
dessen Verhalten sie auch noch gleich was höchst<br />
Interessantes zu erzählen weiß.<br />
10. Der kritische Journalist ist beeindruckt, lässt aber<br />
nicht locker und hakt nach: Ob <strong>die</strong> Autorin denn tatsächlich<br />
einen lebendigen Flugdrachen erforscht habe<br />
oder einfach nur ihre Fotografin ins nächstgelegene<br />
Naturmuseum geschickt habe, damit sie dort mal<br />
schnell eine in Alkohol gelegte Echse fotografierte. fi<br />
11. Die Pressekonferenz ist nun zu Ende, über einen<br />
Applaus kann sich auch <strong>die</strong>ses Team freuen: Auch <strong>die</strong>se<br />
drei haben sich den Fragen gestellt, haben aufschlussreiche<br />
Antworten gegeben und sich tapfer geschlagen.<br />
Zum Schluss werden alle wieder zu SchülerInnen,<br />
<strong>die</strong> ihrem Bibliothekar (oder ihrer Lehrerein)<br />
beim Zurückstellen der Bücher helfen. Und dann werden<br />
natürlich <strong>die</strong> vorgestellten Bücher ausgeliehen!<br />
Tipps aus der Küche<br />
Als Bücher eignen sich besonders solche mit (zumindest<br />
einigen) großformatigen Bildern, übersichtlichem<br />
Seitenlayout und überschaubarem Text.<br />
Klebezettel zum Markieren sind wichtig, damit sich<br />
Bilder und Kapitel bei der Präsentation auch wirklich<br />
schnell <strong>finden</strong> lassen. Die Zettel sollten klein oder in<br />
Streifen geschnitten sein.<br />
Ebenso wichtig sind ein paar Requisiten, vor allem ein<br />
Mikrofon - es muss ja kein echtes sein!<br />
Pro Veranstaltung sollten nicht mehr <strong>als</strong> drei bis vier<br />
Titel präsentiert werden; <strong>die</strong> andere Hälfte der Klasse<br />
kommt in der nächsten Bibliotheksstunde dran.<br />
Müssen jedoch alle Teams innerhalb eines Bibliotheksbesuchs<br />
drankommen, oder ist <strong>die</strong> Klasse sehr<br />
groß, sollte man das Herausgeberteam erweitern: Die<br />
Fotografin aus Kanada z. B. beherrscht kein Deutsch<br />
und erscheint deshalb in Begleitung eines Dolmetschers,<br />
außerdem hatte sie mit einem Illustrator und<br />
einer Grafikerin zusammengearbeitet.<br />
Weitere Berufe aus der Bücherbranche findet man<br />
im Buch Vom Büchermachen, mit Comics, Fotos, Anekdoten<br />
und einem Plakat zum Aufhängen:<br />
Gudrun Sulzenbacher: Vom Büchermachen.<br />
Wie Ötzi ins Buch kam. Folio 2006.<br />
Geeignet für <strong>die</strong> Vorbereitung ist auch das Spiel Wir<br />
machen eine Talkshow. Die Spielanleitung gibt es in<br />
einem Buch zum Thema Lesefeste, e das in keiner Biblio-<br />
thek fehlen sollte:<br />
Maria Theresia Rössler (Hg.): Gestern kam das Glück zu mir.<br />
Ideen für außergewöhnliche Feste. Jungbrunnen 2009.<br />
|gudrun sulzenbacher|<br />
In: Fritsche, Elfi / Sulzenbacher, Gudrun (2006): Lese-Rezepte. Neues<br />
Lernen in der Bibliothek. Hg. Pädagogisches Institut für <strong>die</strong> deutsche<br />
Sprachgruppe; Amt für Bibliotheken und Lesen der autonomen Provinz<br />
Bozen/Südtirol. Bozen, 6. Auflage. (Derzeit vergriffen)<br />
Der ‚Kasten‘<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Fragen zum Text ...<br />
› Welche Themen/ Kapitel beinhaltet das Buch?<br />
› Welche Informationen <strong>finden</strong> wir interessant und<br />
wollen wir ansprechen?<br />
› Gibt es in <strong>die</strong>sem Buch auch neue oder aufregende<br />
Informationen zum Thema?<br />
› Ist der Text gegliedert?<br />
› Wie viele Sätze stehen unter einem Untertitel?<br />
› Wie viele Untertitel gibt es auf einer Doppelseite?<br />
› Gibt es auch Bildtexte?<br />
› Für welche Altersstufe ist <strong>die</strong>ses Buch gedacht?<br />
› Woran ist <strong>die</strong>s ersichtlich?<br />
› Werden Fachausdrücke verwendet und erklärt?<br />
Fragen zu den Bildern ...<br />
› Welche Bilder wollen wir herzeigen?<br />
› Welches Bild gefällt uns am besten?<br />
› Welches Bild ist am größten?<br />
› Welches Bild war schwierig zu fotografieren? fi<br />
› Welches Bild zeigt eine Besonderheit?<br />
› Auf welchem Bild kann man viele interessante<br />
Einzelheiten entdecken?<br />
› Mit welchem Bild wird gut veranschaulicht, was<br />
im Text beschrieben wird?<br />
› Wo wurden <strong>die</strong> Fotos gemacht?<br />
› Gibt es auch Bilder, <strong>die</strong> am Computer verändert<br />
worden sind? ...
o<br />
schw<br />
hwer<br />
erpu<br />
punk<br />
nkt : was sach<br />
e ist!<br />
do<br />
pp<br />
p el<br />
:pun<br />
kt 2013:4
schwerpunkt : was sache ist!<br />
wie rezensiere ich ein kochbuch?<br />
ein (koch-)rezept in sieben schritten<br />
er gern kocht, lässt sich oft auch von Kochbüchern<br />
und Rezeptsammlungen inspirieren.<br />
Als Liebhaber des Kochens und des Lesens, schreibe<br />
ich häufig Rezensionen zu Kochbüchern.<br />
Eine Rezension ist ein bisschen wie <strong>die</strong> Weitergabe<br />
eines erprobten Kochrezepts: <strong>Sie</strong> <strong>die</strong>nt Anderen <strong>als</strong><br />
Entscheidung für <strong>die</strong> Lektüre des Buches, soll <strong>als</strong>o<br />
informieren und zum Lesen animieren bzw. muss in<br />
manchen Fällen von Kauf und Lektüre abraten. Eine<br />
Rezension muss gut abgegrenzt werden. <strong>Sie</strong> ist ...<br />
... kein Werbetext (wie der Klappentext);<br />
... kein Lesebeweis wie das Literaturtagebuch in der<br />
Schulzeit;<br />
... kein Gutachten und keine wissenschaftliche Arbeit;<br />
... nicht (nur) Kritik am Buch und ...<br />
... nicht nur inhaltliche Zusammenfassung.<br />
Ich selbst arbeite an jeder Rezension in 7 Schritten:<br />
geübte Hobbygastronomen bereits überfordert? Besonders<br />
<strong>die</strong> Zahl und Aufmachung der Fotos zu den<br />
Rezepten ist hier entscheidend. Zeigen sie arbeitende<br />
Hände und geben sie Schritt für Schritt wieder, worauf<br />
bei der Zubereitung zu achten ist, z. B. bei selteneren<br />
Tätigkeiten wie dem Ausnehmen von Fischen durch<br />
<strong>die</strong> Kiemen? Oder zeigen sie, wenn überhaupt, nur<br />
das fertige Gericht? Gibt es einleitend gute Tipps<br />
und Hintergrundinformationen? Besonders Rezeptsammlungen<br />
zu exotischen Küchen brauchen oft eine<br />
Einführung in den kulturellen und gastronomischen<br />
Hintergrund. Für mich ist es auch ein Kriterium, ob<br />
<strong>die</strong> Zutaten in jedem normalen Supermarkt zu kaufen<br />
sind oder ob Lebensmittel gefordert sind, deren Beschaffung<br />
den Besuch eines Fachgroßhandels voraussetzt.<br />
Manchmal wird auch ein leicht erhältlicher Ersatz<br />
für Lebensmittel vorgeschlagen, <strong>die</strong> in Mitteleuropa<br />
nicht verfügbar sind.<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
1. Vorüberlegungen:<br />
Wer wird meine Rezension lesen?<br />
Soll der Text über das Kochbuch eine allgemeine<br />
Leserschaft über das Buch informieren oder nur fachlich<br />
Interessierte, z. B. BibliotheksmitarbeiterInnen<br />
oder Küchenprofis? Erwachsene oder Kinder? Der Ziel-<br />
gruppe entsprechend muss ich auf allfällige Vorkenntnisse<br />
eingehen, vielleicht auch Zusatzinformationen<br />
anfügen, z. B. <strong>die</strong> Angabe einer Systematikgruppe.<br />
2. Erste Ansicht<br />
(möglichst vor oder während der endgültigen Auswahl)<br />
Leider hat man nicht immer das Buch in der Hand,<br />
bevor man sich für oder gegen eine Rezension entscheidet.<br />
Denn oft ist es noch nicht erschienen, es gibt<br />
nur Verlagsankündigungen. Im günstigeren Fall frage<br />
ich mich beim Betrachten des Umschlages und beim<br />
Überfliegen des Klappentexts und einiger Seiten, ob<br />
Buchtitel, Cover und Inhalt zusammenpassen? Ist <strong>die</strong><br />
Aufmachung - Einband, Textgliederung, Schriftgröße,<br />
Art und Zahl der Illustrationen - für <strong>die</strong> Zielgruppe<br />
des Buches geeignet und attraktiv? Werden sich<br />
KochanfängerInnen inspirieren lassen oder sind auch<br />
3. Auswahl:<br />
Kann und möchte ich das Buch rezensieren?<br />
Bücher, deren Inhalte nach der ersten Durchsicht ein<br />
spanisches Dorf bleiben, <strong>die</strong> mich weder interessie-<br />
ren noch - aus Gründen meines Vorwissens oder der<br />
(Fach-)Sprache - lesbar sind, lehne ich von vornherein<br />
ab. Ich will auch jedes Kochbuch am Herd und am<br />
Esstisch auf <strong>die</strong> Probe stellen. Wenn nur Gerichte dabei<br />
sind, <strong>die</strong> ich nicht gerne koche oder <strong>die</strong> mir nicht<br />
schmecken, lasse ich es lieber bleiben.<br />
4. Lesen:<br />
nicht immer alles - aber alles aufmerksam<br />
und mit Interesse<br />
Gerade im Sachbuchbereich ist es nicht immer nötig,<br />
jedes Kapitel und jeden Absatz zu lesen, oft kann man<br />
aus wesentlichen Teilen auf das ganze Werk schließen<br />
- zum Unterschied von der Belletristik: Eine Krimilektüre<br />
aber wäre ohne <strong>die</strong> abschließende Mordaufklärung<br />
unvollständig! Bei Kochbüchern reicht es aus,<br />
einige möglichst unterschiedliche Rezepte aufmerksam<br />
zu lesen und praktisch, <strong>als</strong>o in der Küchenwirklichkeit,<br />
auszuprobieren.
schwerpunkt : was sache ist!<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Rezensionsbücher lese ich prinzipiell nie ohne Bleistift<br />
und Notizzettel. Was ich mir während des Lesens<br />
aufschreibe, ist Grundlage für meinen Text: Ich fasse<br />
Kapitel in ein bis zwei Sätzen zusammen, notiere, was<br />
mir zu den einzelnen Abschnitten und Formulierungen<br />
auffällt, und klebe Post-its s an <strong>die</strong> Stellen, an <strong>die</strong> ich<br />
mich später erinnern will.<br />
Welche Passagen, Bilder, Grafiken ... sind erwäh-<br />
nenswert, fallen mir auf? Was sind Ärgernisse (Lässt<br />
sich das nicht auch einfacher schreiben?), gibt es be-<br />
sondere Aha-Erlebnisse, z. B. Erklärungen, warum <strong>die</strong><br />
Speisen so genannt werden oder woher sie stammen?<br />
Auch <strong>die</strong> Beschreibung der Arbeitsschritte und der dafür<br />
benötigten Hilfsmittel muss logisch sein und mit<br />
den Abbildungen übereinstimmen. Gar nicht mag ich<br />
es, wenn Kochbücher aus österreichischen Verlagen<br />
auf heimische Ausdrücke gänzlich verzichten: Hähnchen<br />
mit Tunke, Quark und Aprikosenklöße müssen<br />
nicht sein!<br />
Zusätzlich zu den Notizen zu einzelnen Stellen im<br />
Buch formuliere ich auch ein paar allgemeine Gedanken;<br />
<strong>die</strong> allerersten Eindrücke von der Ansicht von außen<br />
(Schritt 2) helfen dabei. Oder kann ich, was mir<br />
beim ersten Durchblättern und dann in der Lektürephase<br />
aufgefallen ist, in zwei bis fünf Zeilen zusammenfassen?<br />
Diese Sätze sind später oft <strong>die</strong> Einleitung<br />
zur Rezension. Vielleicht hört man mich am Herd auch<br />
murmeln. Denn gedanklich spreche ich mit meiner<br />
Zielgruppe über das Kochbuch und <strong>die</strong> darin enthaltenen<br />
Rezepte: Daraus wird <strong>die</strong> Buchbesprechung.<br />
5. Recherche- und Nachdenkphase:<br />
das Buch in den fachlichen Kontext einordnen<br />
Das in einem Buch wiedergegebene Wissen kann richtig<br />
oder f<strong>als</strong>ch sein - nicht selten fehlen einzelne Zutaten<br />
in den Listen oder ist <strong>die</strong> Garzeit nicht korrekt.<br />
Hier hilft im Zweifel ein Vergleich mit anderen Rezeptsammlungen<br />
oder ein kurzer Anruf bei Fachleuten.<br />
Es gibt jedoch auch sachliche Information, <strong>die</strong> zwar<br />
richtig ist, für <strong>die</strong> Zielgruppe des Buches aber nicht relevant,<br />
z. B. <strong>die</strong> fremdsprachige Bezeichnungen von<br />
Zutaten ohne Übersetzung.<br />
Die eigene Fachkenntnis, der Vergleich mit anderen<br />
Büchern zum selben Thema und für <strong>die</strong>selbe LeserInnengruppe<br />
ist hier aufschlussreich - und wiederum<br />
ein Argument, warum ich nur Bücher rezensieren will,<br />
<strong>die</strong> mich auch inhaltlich interessieren.<br />
6. Schreiben<br />
Welche Information braucht <strong>die</strong> Leserin<br />
oder der Leser der Rezension?<br />
Hier kombiniere ich meine Vorüberlegungen (siehe<br />
Schritt 1) mit meinen Notizen aus den Schritten 2, 4<br />
und 5. Üblicherweise übertrage ich meine händischen<br />
Aufzeichnungen aus der Lektüre- und Kochphase 4 in<br />
ein Textdokument und kombiniere <strong>die</strong> Stichworte zu<br />
ganzen Sätzen, <strong>die</strong> ich dann in eine sinnvolle Reihenfolge<br />
bringe:<br />
Hauptgedanke(n)<br />
kurze Wiedergabe der Inhalte<br />
Überlegungen zur Anwendbarkeit der Rezepte,<br />
zur sachlichen Richtigkeit und Relevanz<br />
Kommentare zu Sprache und Aufmachung<br />
des Buches,<br />
Eignung für <strong>die</strong> Lesergruppe,<br />
<br />
erkennbare Empfehlung (z. B. … habe noch<br />
nie ein Rezept gesehen, das mehr … oder etwa<br />
… bin überrascht, wie …)<br />
Nicht alles, was mir zum Buch aufgefallen ist, wird<br />
Teil der Rezension. Wie lang <strong>die</strong> Rezension sein soll,<br />
gibt meist <strong>die</strong> Redaktion vor. Ich selbst vermute, dass<br />
kürzere Buchbesprechungen lieber gelesen werden.<br />
Also muss ich auswählen und abwägen, ob <strong>die</strong> Rezension<br />
eher informieren soll (z. B. <strong>als</strong> Grundlage für den<br />
Bucherwerb in Bibliotheken) oder zum Lesen animieren<br />
will (z. B. wenn <strong>die</strong> Rezension auch von potentiellen<br />
LeserInnen des besprochenen Buches gelesen<br />
wird, etwa in der Buchecke einer Kinderzeitschrift).<br />
Je nach Zielgruppe müssen Bestellinformationen<br />
(Autor, Titel, Verlag, ISBN) oder ein ganzes bibliothekarisches<br />
Katalogisat der Rezension voran- oder nachgestellt<br />
werden. Bibliotheken brauchen oft auch eine<br />
Annotation (eine möglichst aussagekräftige Kurzbeschreibung<br />
in nur zwei bis drei Zeilen).<br />
7. Nach dem Schreiben:<br />
Der Vergleich macht sicher -<br />
oder zwingt zur Wiederholung ab Schritt 3<br />
Bei der extremen Zusammenfassung von dutzenden<br />
oder gar hunderten Seiten eines Buches auf wenige<br />
Absätze der Rezension muss Wesentliches wegfallen.<br />
Außerdem hält nicht jeder Rezensent das Gleiche für
schwerpunkt : was sache ist!<br />
wichtig. Nach Fertigstellung, aber vor dem Absenden<br />
der Rezension recherchiere ich im Internet Verlagstexte,<br />
Presseberichte, anderen Rezensionen oder Forenbeiträgen<br />
(z. B. bei Amazon). Was fällt auf? Habe<br />
ich <strong>Sie</strong> etwas übersehen? Oder kann ich stolz sein,<br />
dass ich bei der Lektüre etwas bemerkt habe, was<br />
anderen entgangen ist? Dann teilen sich <strong>die</strong> Wege:<br />
Die Rezension wird abgeschickt, das Kochbuch steht<br />
im entsprechenden Regal und ich freue mich auf das<br />
nächste Buch oder ein neues Kocherlebnis.<br />
Guten Appetit!<br />
|wolfgang moser|<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Rezensierte Kochbücher<br />
der letzten 2 Jahre<br />
Woltron, Ute:<br />
99 Genüsse, <strong>die</strong> man nicht kaufen kann<br />
: selbstgemachte Köstlichkeiten aus Natur &<br />
Garten / Ute Woltron. - Wien : Brandstätter,<br />
2011. - 167 S. : zahlr. Ill.<br />
ISBN 978-3-85033-517-1<br />
fest geb. : EUR 25,-<br />
<strong>Sie</strong>vers, Gerd Wolfgang:<br />
In 80 Gewürzen um <strong>die</strong> Welt : das Handbuch der<br />
Gewürze mit Rezepten und Kulturgeschichten /<br />
von Gerd Wolfgang <strong>Sie</strong>vers. [Hrsg.:] Erwin<br />
Kotányi. - Wien : Brandstätter, 2011.<br />
- 256 S. : zahlr. Ill.<br />
ISBN 978-3-85033-573-7<br />
fest geb. : EUR 29,90<br />
Stermann, Dirk:<br />
Frische Fische : kochen & essen / Dirk Stermann;<br />
Christiane Kada. [Stephan Friesinger Fotos].<br />
- Wien : Brandstätter, 2012. - 224 S. : zahlr. Ill.<br />
ISBN 978-3-85033-625-3<br />
fest geb. : EUR 29,90<br />
Gutes aus dem Garten<br />
: alte Gemüsesorten neu entdeckt ; Anbautipps<br />
& 70 Rezepte / Text Fred Neuner. Ill. Michaela<br />
Landwehr. - Überarb. Neuaufl. - Wien :<br />
Brandstätter, 2012. - 201 S. : zahlr. Ill.<br />
ISBN 978-3-85033-626-0 fest geb. : EUR 25,-<br />
Grünert, Helmut:<br />
Die Pilzküche : beliebte Arten - feine Rezepte<br />
/ Helmut Grünert ; Renate Grünert.<br />
- München : blv, 2011. - 111 S. : zahlr. Ill.<br />
ISBN 978-3-8354-0795-4<br />
kart. : EUR 15,40<br />
Pernkopf, Ingrid:<br />
Strudelküche : <strong>die</strong> 250 besten Rezepte<br />
von pikant bis süß / Ingrid Pernkopf ;<br />
Renate Wagner-Wittula. Fotografiert von<br />
Peter Barci. - Wien : Pichler, 2012.<br />
- 264 S. : Ill.<br />
ISBN 978-3-85431-590-2<br />
fest geb. : EUR 24,99<br />
Hornberg, Ulrike:<br />
Feinste Weihnachtsbäckerei : klassische und<br />
neue Rezepte / Ulrike Hornberg ; Pierre Reboul.<br />
Mit Zeichn. von Federico Berzeviczy-Pallavicini.<br />
- Wien : Brandstätter, 2013. - 255 S. : Ill.<br />
ISBN 978-3-85033-749-6<br />
fest geb. : EUR 29,90<br />
Schinharl, Cornelia:<br />
Suppen, <strong>die</strong> glücklich machen :<br />
[Genuss für jede Jahreszeit] / Cornelia Schinharl.<br />
Fotos von Alexander Walter. - Stuttgart :<br />
Kosmos-Verl., 2013. - 144 S. : zahlr. Ill.<br />
- (Wir lieben kochen)<br />
ISBN 978-3-440-13417-7 kart. : EUR 15,40<br />
König, Ira:<br />
Frisch vom Blech : süße und herzhafte<br />
Backideen / Ira König. - Sigmaringen :<br />
Thorbecke, 2013. - 88 S. : zahlr. Ill.<br />
ISBN 978-3-7995-0763-9<br />
fest geb. : EUR 15,50<br />
Schmeißl, Franz:<br />
Schokoladige Backideen : <strong>die</strong> besten Kuchen,<br />
Torten, Pralinen und Desserts / Franz Schmeißl.<br />
Mit Fotografien von Rita Newman. - Innsbruck :<br />
Löwenzahn-Verl., 2013. - 247 S. : zahlr. Ill.<br />
ISBN 978-3-7066-2537-1<br />
fest geb. : EUR 29,90<br />
Zu den Rezensionen siehe<br />
www.rezensionen.at
sc<br />
hwerpunkt : was sache ist!<br />
do<br />
pp<br />
el<br />
:p<br />
un<br />
kt<br />
2 01<br />
3:<br />
4
service : leseförderung<br />
35<br />
700 lesungen im jahr für unsere kleinen!<br />
das service center für leseförderung zieht bilanz<br />
A<br />
m 21. November 2013 wurde das zehnjährige<br />
Jubiläum des Service Centers für Leseförderung<br />
im Erzherzog-Johann-Saal der Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />
begangen, wo Ing. Josef Herk, Präsident der<br />
Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong>, Dr. Christian Buchmann,<br />
Landesrat für Wirtschaft, Europa, Kultur und<br />
Dipl.-Päd. HOL Elisabeth Meixner, Amtsführende<br />
Präsidentin des Landesschulrates für <strong>Steiermark</strong>, <strong>die</strong><br />
Wichtigkeit des Lesens, der Lesekompetenz sowie des<br />
sinnerfassenden Lesens und <strong>die</strong> damit einhergehende<br />
Arbeit des Service Centers für Leseförderung hervorhoben<br />
und unterstrichen. Fachverbandsobmann der<br />
Buch- und Me<strong>die</strong>nwirtschaft KR Prof. Michael Kernstock<br />
dankte KR Friedrich Hinterschweiger (Kurator<br />
des Service Centers für Leseförderung, Spartenobmann<br />
Information und Consulting <strong>Steiermark</strong>, Obmann<br />
der Fachgruppe Buch- und Me<strong>die</strong>nwirtschaft <strong>Steiermark</strong>)<br />
für <strong>die</strong> erfolgreiche Arbeit und seinen jahrelangen<br />
persönlichen Einsatz.<br />
Das Service Center für Leseförderung - eine Einrichtung<br />
des Fachverbandes der Buch- und Me<strong>die</strong>nwirtschaft<br />
der Wirtschaftskammer Österreich in Kooperation<br />
mit der Fachgruppe <strong>Steiermark</strong> - wurde eigens<br />
dafür ins Leben gerufen, den Kindern und Jugendlichen<br />
das Lesen wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken.<br />
Die Ergebnisse der Lesetests waren und sind<br />
bedenklich und rufen dazu auf, <strong>die</strong> Lesekompetenzen<br />
zu verbessern. Seit 2003 wurden vom Service Center<br />
rund 5.000 Lesungen durchgeführt, bei denen beachtliche<br />
400.000 SchülerInnen mit Büchern, dem<br />
Bücherlesen und mit Autorenbegegnungen konfrontiert<br />
wurden.<br />
Das Service Center für Leseförderung initiiert und<br />
organisiert in Kindergärten, Schulen, Buchhandlungen<br />
und Bibliotheken in Zusammenarbeit mit dem österreichischen<br />
Buchhandel und Verlagswesen österreichweit<br />
Lesungen, Lesereisen und Workshops mit Kinderund<br />
JugendbuchautorInnen. Im Moment sind beachtliche<br />
60 AutorInnen im Dienste der Leseförderung<br />
mit an Bord, <strong>die</strong> Veranstaltungen für Kinder - von der<br />
Vorschule bis zur Oberstufe - anbieten.<br />
KR Friedrich Hinterschweiger, Kurator des Service<br />
Centers und Obmann der Fachgruppe Buch- und<br />
Me<strong>die</strong>nwirtschaft der Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong>,<br />
mahnt: Leseförderung für <strong>die</strong> nachkommenden Generationen<br />
ist eine Investition in <strong>die</strong> Zukunft. Es darf einfach<br />
nicht sein, dass Lesetests hervorbringen, dass jedes<br />
fünfte Kind nicht sinnerfassend lesen kann! Hier geht es<br />
gar nicht darum, Verantwortliche zu suchen, sondern<br />
Lösungen für unsere Kinder zu <strong>finden</strong>. Denn Leseerzie-<br />
hung ist nicht alleine Aufgabe der Schule, das gehört<br />
einmal klar ausgesprochen!<br />
Gerade Eltern oder Großeltern sind gefragt, <strong>die</strong><br />
ersten Impulse zu setzen. Das funktioniert natürlich in<br />
erster Linie durch das Vorlesen, aber auch mit einem<br />
entsprechenden Vorleben der eigenen Lesekultur.<br />
Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wurde, haben<br />
neben der höheren Lesefertigkeit in späteren Jahren<br />
auch ein höheres Maß an sozialer Kompetenz. Der<br />
Akt des Vorlesens vermittelt gerade im Kleinkindesalter<br />
Nähe und Geborgenheit. Oft erlebt, nehmen <strong>die</strong><br />
Kinder <strong>die</strong>se Gefühle in ihre späteren Leseerfahrungen<br />
mit - werden <strong>als</strong>o auch beim eigenen Lesen <strong>die</strong>se positiven<br />
sensitiven Erinnerungen wieder erleben und dadurch<br />
das Lesen <strong>als</strong> angenehme und schöne Beschäftigung<br />
wahrnehmen.<br />
KR Friedrich Hinterschweiger ergänzt: Es geht ja<br />
nicht alleine ums Lesen. Wer nicht sinnerfassend lesen<br />
kann, kann auch nicht lernen! Daher ist es unsere Pflicht,<br />
unsere Kinder im Zuge ihrer Leseentwicklung bestmöglich<br />
zu unterstützen! Wir erlebten bei den Tausenden durchgeführten<br />
Lesungen, wie positiv sich auch bei Kindern im<br />
Schulalter alleine schon persönliche Autorenbegegnungen<br />
auswirkten. Das weckte nicht nur das Interesse am Lesen,<br />
hier standen unmittelbar <strong>die</strong> Neugier und <strong>die</strong> Freude im<br />
Vordergrund und verursachten dadurch richtiggehend bei<br />
vielen ein ‚Lesen-Wollen‘!<br />
|info|<br />
Service Center Leseförderung | Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />
Körblergasse 111-113, 8021 Graz<br />
Alexandra Pichler<br />
T: 0316/ 601-549 oder -539<br />
E: servicecenter.lesefoerderung@wkstmk.at<br />
doppel:punkt 2013:4
36<br />
service : interessenvertretung<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
the right to e-read<br />
eine informationskampagne des büchereiverbandes österreichs<br />
render ist aber <strong>die</strong> unsichere Rechtsituation. Manche<br />
Verlage weigern sich, E-Book-Lizenzen an Bibliotheken<br />
zu verkaufen. Keine rosige Aussicht. Wie <strong>die</strong> Hintergründe<br />
sind und was wir dagegen machen können,<br />
beschreibt im Folgenden der Artikel.<br />
Die Veränderung des Me<strong>die</strong>n- und Informationsmarktes<br />
ist eine große - wenn nicht <strong>die</strong> größte<br />
- Herausforderung für <strong>die</strong> Bibliotheken in den nächsten<br />
Jahren. Die über Jahrhunderte stabile Buchkette<br />
von AutorInnen über Verlage und Buchhändler bis zu<br />
den Bibliotheken ist in einem radikalen Umbruch. Manche<br />
meinen, mit dem Aufkommen des E-Books wird<br />
kein Stein auf dem anderen bleiben. Allgemein herrscht<br />
Verunsicherung. Bei aller Faszination der neuen Möglichkeiten<br />
bereiten zwei Faktoren den Bibliotheken erhebliche<br />
Probleme: <strong>die</strong> Finanzen und <strong>die</strong> Rechtslage.<br />
Über längere Zeit wird das E-Book noch ein supplementäres<br />
Format sein, das heißt, neben den gedruckten<br />
Ausgaben werden zusätzlich auch E-Books erzeugt.<br />
Für Bibliotheken bedeutet <strong>die</strong>s, dass zur Erfüllung ihrer<br />
verschiedenen Kundenwünsche ein und dasselbe Buch<br />
sowohl in gedruckter <strong>als</strong> auch digitaler Form angeboten<br />
werden sollte - in Zeiten rückläufiger Ankaufbud-<br />
gets eine nicht unerhebliche Belastung. Weit gravie-<br />
schöne digitale buchwelt?<br />
Wer eine der großen Buchmessen besucht, trifft auf<br />
Hundertausende begeisterter LeserInnen. Die Frankfurter<br />
Buchmesse meldet ständig neue Besucherrekorde,<br />
zusätzlich werden neue Schauhallen geschaffen - und<br />
manche sind mittlerweile voller elektronischer Geräte.<br />
Keine Frage, <strong>die</strong> Buchbranche bewegt sich auf einen<br />
digitalen Marktplatz hin. Doch es herrscht ob der<br />
Neuigkeit keineswegs Aufbruchs- oder Goldgräberstimmung.<br />
Ganz im Gegenteil. Die Entwicklung am<br />
Musikmarkt ist ein Schreckgespenst für <strong>die</strong> Verlage.<br />
VerlegerInnen ringen darum, ein Geschäftsmodell zu<br />
entwickeln, welches sowohl dem Print- <strong>als</strong> auch dem<br />
E-Book-Markt entspricht. <strong>Sie</strong> haben es bis jetzt noch<br />
nicht gefunden. BuchhändlerInnen sehen angesichts<br />
von Amazon ihr Geschäft existenziell bedroht. Die<br />
schöne digitale Welt bereitet der Buchbranche Kopfweh<br />
und Unsicherheit. Und <strong>die</strong> Buchbranche bereitet in<br />
ihrer Verunsicherung den KundInnen und Bibliotheken<br />
massiv Frustration. Fast hat es den Anschein, <strong>als</strong><br />
wollte sie Rechte gegen ihre KundInnen durchsetzen.<br />
Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich <strong>die</strong> Behauptung,<br />
man könne ein E-Book kaufen oder besitzen,<br />
<strong>als</strong> pure Marketinglüge. Niemand kauft ein E-Book,<br />
sondern lediglich eine E-Book-Lizenz. Bevor ein Kunde/<br />
eine Kundin <strong>die</strong>se erwirbt, hat er/ sie (meist mehr<br />
<strong>als</strong> zehnseitigen kleingedruckten) Lizenzverträgen per<br />
Klick zuzustimmen. Und <strong>die</strong>se verbieten - bis auf das<br />
Lesen des E-Books - so ziemlich alles, was beim Kauf<br />
von gedruckten Büchern <strong>als</strong> selbstverständlich angesehen<br />
wird. Viele gebräuchliche soziale Praktiken -<br />
Bücher unter Freunden verleihen, nach dem Lesen<br />
weiterschenken, verkaufen oder vererben (!) - sind<br />
mit E-Books nicht möglich. Die Lizenz verbietet <strong>die</strong>s!<br />
Die meisten LeserInnen wissen <strong>die</strong>s nicht. Zunehmend
service : interessenvertretung<br />
37<br />
regt sich Unzufriedenheit und Widerstand: Konsumentenorganisationen<br />
beginnen E-Book-Verlage und<br />
E-Book-Plattformen zu klagen.<br />
rechtsunsicherheit bei e-books<br />
Ganz ähnlich ist <strong>die</strong> Situation für Bibliotheken. Die Ursache<br />
ist <strong>die</strong> unklare rechtliche Situation. Manche Verlage<br />
sehen Bibliotheken <strong>als</strong> Bedrohung für ihr Geschäft<br />
und verweigern den Verkauf von E-Books an Bibliotheken.<br />
Dabei werden viele Chancen verspielt!<br />
Die österreichischen BürgerInnen haben das Recht,<br />
(elektronisch) zu lesen! Und es sollte ihnen <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
gegeben sein, in Bibliotheken von <strong>die</strong>sem<br />
Recht Gebrauch zu machen. Daher sollte es Bibliotheken<br />
rechtlich erlaubt sein, E-Books zu verleihen. Bibliotheken<br />
gewährleisten freien Zugang zu Inhalten, zu<br />
Informationen und zu Kultur für alle BürgerInnen. Der<br />
gegenwärtig gültige rechtliche Rahmen verhindert es<br />
jedoch, dass Bibliotheken <strong>die</strong>sen wichtigen Auftrag<br />
zum Nutzen für unsere Gesellschaft im digitalen Zeitalter<br />
erfüllen können.<br />
Was wir brauchen, ist ein überarbeiteter und moderner<br />
urheberrechtlicher Rahmen! Ein solcher Rahmen<br />
sollte <strong>die</strong> Unsicherheiten beseitigen und gleichzeitig<br />
<strong>die</strong> wirksame Anerkennung und Vergütung von<br />
AutorInnen und sonstigen RechteinhaberInnen gewährleisten.<br />
So würde auch der Zugriff auf E-Books<br />
für BenutzerInnen erweitert. Den BenutzerInnen würde<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit gegeben, innerhalb des gesetzlichen<br />
Rahmens an den durch Bibliotheken bereitgestellten<br />
E-Books Freude und persönlichen Gewinn zu schöpfen.<br />
Da <strong>die</strong> Vertriebsrechte nach dem Erstverkauf von<br />
gedruckten Büchern erschöpft sind, ist es Bibliotheken<br />
gestattet, veröffentlichte Bücher von einem Buchhändler<br />
zu kaufen und <strong>die</strong> Exemplare an BibliotheksnutzerInnen<br />
zu verleihen. Die Rechte der AutorInnen (oder<br />
anderer RechtinhaberInnen) werden hier nicht beeinträchtigt,<br />
<strong>die</strong> RechteinhaberInnen erhalten mit der<br />
Bibliothektantieme für den Verleih eine faire Vergütung.<br />
Im Einklang mit ihren Richtlinien für <strong>die</strong> Bestandsentwicklung<br />
und den Wünschen der LeserInnen entscheidet<br />
<strong>die</strong> Bibliothek, welche Bücher erworben und an<br />
<strong>die</strong> Öffentlichkeit verliehen werden.<br />
wer entscheidet über digitale bestände?<br />
Verlage interpretieren das Urheberrecht dahingehend,<br />
dass <strong>die</strong> E-Ausleihe ein Dienstleistungsangebot<br />
ist, in dessen Zusammenhang das Erschöpfungsrecht<br />
nicht anwendbar ist. <strong>Sie</strong> sind der Meinung, dass <strong>die</strong><br />
RechteinhaberInnen selbst entscheiden können, ob<br />
sie Zugang zu einem bestimmten Werk gewährleisten<br />
und welcher Art <strong>die</strong> Geschäftsbedingungen für einen<br />
solchen Zugang auszusehen haben. Sollte sich <strong>die</strong>se<br />
Auslegung des Urheberrechts durchsetzen, wäre <strong>die</strong><br />
Folge, dass in erster Linie Verlage und nicht BibliothekarInnen<br />
über <strong>die</strong> digitalen Bestände in Bibliotheken<br />
entscheiden. Verlage könnten entscheiden, ob und zu<br />
welchen Konditionen E-Books in Öffentlichen Bibliotheken<br />
angeboten werden. Auch derzeit bestehende<br />
Angebote - wie in den Bundesländern Niederösterreich,<br />
Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Wien<br />
- könnten nach (Un-)Willen der Verlage wieder eingestellt<br />
werden.<br />
Es ist eine bedeutende und unserer Ansicht nach<br />
inakzeptable Veränderung, dass <strong>die</strong> Richtlinien für <strong>die</strong><br />
Bestandsentwicklung in Bibliotheken von Verlagen<br />
entschieden werden können. Bibliotheken würden<br />
nicht mehr in der Lage sein, freien Zugang zu Inhalten,<br />
Informationen und Kultur für <strong>die</strong> BürgerInnen<br />
bereitzustellen.<br />
Im Juli 2012 entschied der Europäische Gerichtshof,<br />
dass das Erschöpfungsrecht hinsichtlich des Erwerbs<br />
von Software sowohl für das Herunterladen elektronischen<br />
Materi<strong>als</strong> <strong>als</strong> auch für physische Datenträger<br />
gilt. Einige RechtsexpertInnen sind der Meinung, dass<br />
aufgrund <strong>die</strong>ses Beschlusses das Erschöpfungsprinzip<br />
auch für E-Books zu gelten habe. Mehrere Präzedenzfälle<br />
werden nun von den Gerichten untersucht.<br />
Es wird mehrere Jahre dauern, bis der Europäische<br />
Gerichtshof ein Urteil fällen wird. Diese rechtliche<br />
Unsicherheit behindert Bibliotheken darin, attraktive<br />
E-Book-Services für <strong>die</strong> Öffentlichkeit bereitzustellen<br />
und darüber hinaus praktikable gesetzlich erlaubte Angebote<br />
zum Nutzen aller BürgerInnen zu entwickeln.<br />
bibliotheken pochen auf ihr recht<br />
Dringend notwendig ist daher ein präzises Urheberrecht,<br />
welches den Bibliotheken erlaubt - wie bei gedruckten<br />
Büchern - uneingeschränkt E-Books zu kaufen,<br />
zu verleihen und dafür den AutorInnen eine angemessene<br />
Vergütung zu erstatten.<br />
Wie können wir <strong>die</strong>s verändern? Eine Änderung<br />
des Urheberrechts ist nur durch eine Gesetzesdirektive<br />
der Europäischen Union, <strong>die</strong> dann in österreichisches<br />
doppel:punkt 2013:4
38<br />
service : interessenvertretung<br />
doppel:punkt 2013:4
service : interessenvertretung<br />
39<br />
Recht umgesetzt wird, möglich. Der Büchereiverband<br />
Österreichs s versucht auf nationaler und internationa-<br />
ler (gemeinsam mit dem europäischen Dachverband<br />
EBLIDA) Ebene, PolitikerInnen von einer Änderung<br />
des Urheberrechts zu überzeugen. Auf <strong>die</strong>sbezügliche<br />
Anfragen im Vorfeld der Nationalratswahlen reagierten<br />
<strong>die</strong> meisten Parteien positiv.<br />
e-book-kampagne: legalize it!<br />
Das sind erste Schritte, aber es ist nicht genug! Die<br />
meisten PolitikerInnen, <strong>die</strong> breite Öffentlichkeit, aber<br />
auch viele BibliothekarInnen wissen nicht, unter welchen<br />
gesetzlichen Bedingungen der E-Book-Markt<br />
funktioniert oder besser gesagt nicht funktioniert.<br />
Meist sind sie erstaunt, wenn sie hören, dass VerlegerInnen<br />
sich weigern können, E-Book-Lizenzen an Bibliotheken<br />
zu verkaufen, und so verhindert wird, dass<br />
<strong>die</strong> BenutzerInnen der Öffentlichen Bibliotheken freien<br />
Zugang zu <strong>die</strong>sen Me<strong>die</strong>n bekommen.<br />
Wir müssen <strong>die</strong> Öffentlichkeit darüber informieren.<br />
Wir müssen klar machen, dass wir unseren LeserInnen<br />
<strong>die</strong> neuesten E-Books genauso wie <strong>die</strong> neuesten gedruckten<br />
Bücher anbieten wollen, dass aber manche<br />
Verlage mit Hinweis auf das Urheberrecht <strong>die</strong>s verhindern.<br />
Wir müssen deutlich machen, dass eine Änderung<br />
des Urheberrechts zugunsten der LeserInnen notwendig<br />
ist - dass das Recht auf das Lesen von E-Books<br />
in Öffentlichen Bibliotheken legalisiert werden muss.<br />
Der Büchereiverband Österreichs startet daher<br />
eine bundesweite Informationskampagne The right to<br />
e-read. Legalize it!. In den nächsten Wochen erhalten<br />
<strong>Sie</strong> Plakate mit <strong>die</strong>sem - provokanten - Spruch,<br />
zusätzliches Informationsmaterial zur aktuellen Lage<br />
und Hintergrundinformationen. Der BVÖ baut unter<br />
www.bvoe.at/eread eine Informationshomepage dazu<br />
auf. Bitte hängen <strong>Sie</strong> <strong>die</strong> Plakate in Ihrer Bibliothek<br />
auf, informieren <strong>Sie</strong> sich über <strong>die</strong> Situation mit unseren<br />
Materialien, geben <strong>Sie</strong> den LeserInnen Auskunft darüber!<br />
Arbeiten wir gemeinsam daran, das Recht auf<br />
den Ankauf, den Verleih und das Lesen von E-Books in<br />
Öffentlichen Bibliotheken sicherzustellen! Legalize it!<br />
|gerald leitner|<br />
doppel:punkt 2013:4
40<br />
aviso : fortbildung<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
aviso<br />
fortbildungskalender steiermark<br />
leseakademie 2014<br />
softwareschulungen<br />
Dienstag, 18. März 2014<br />
SMALL: KINDERLEICHT!<br />
Workshop<br />
Stadtbibliothek Graz Nord<br />
Theodor-Körner-Straße 59, 8020 Graz<br />
Zeit: 09.00 bis 13.00 Uhr<br />
Referentinnen: Kathrin Buchmann, Sabine Mähne<br />
Mittwoch, 02. April 2014<br />
LARGE: TREFFER!<br />
Sachbücher kreativ vermitteln : Workshop<br />
Steirisches Volksbildungswerk<br />
Herdergasse 3, 8010 Graz<br />
Zeit: 09.00 bis 13.00 Uhr<br />
Referentin: Gudrun Sulzenbacher<br />
Dienstag, 13. Mai 2014<br />
LITERATUR IM GESPRÄCH<br />
Neuerscheinungen deutschsprachiger Belletristik<br />
Exerzitienhaus der Barmherzigen Schwestern<br />
Mariengasse 6a, 8020 Graz<br />
Zeit: 09.00 bis 13.00 Uhr<br />
Referenten: Dr. Stefan Gmünder, Mag. Alexander Kluy<br />
Die Leseakademie ist eine Veranstaltungsreihe des Büchereiverbandes<br />
Österreichs und des Bundesministeriums für Unterricht,<br />
Kunst und Kultur in Kooperation mit dem <strong>Lesezentrum</strong><br />
<strong>Steiermark</strong>; <strong>die</strong> Kurskosten werden vom bm:ukk getragen.<br />
Anmeldung Leseakademie Workshops<br />
Büchereiverband Österreichs<br />
Museumstraße 3/B/12, 1070 Wien<br />
T: 01/ 406 97 22-14<br />
E: leseakademie@bvoe.at<br />
W: www.bvoe.at<br />
Anmeldung Leseakademie ‚Literatur im Gespräch<br />
‘<br />
<strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
Eggenberger Allee 15a, 8020 Graz<br />
T: 0316/ 68 53 570<br />
E: office@lesezentrum.atfi<br />
W: www.lesezentrum.at<br />
Dienstag, 11. März 2014<br />
LITTERA WINDOWS ANFÄNGERINNEN<br />
bfi <strong>Steiermark</strong> Graz West,<br />
Eggenberger Allee 15, 8020 Graz<br />
Zeit: 09.00 bis 17.00 Uhr<br />
Referent: Albert Unterkircher | LITTERA<br />
Mittwoch, 12. März 2014<br />
LITTERA WINDOWS FORTGESCHRITTENE/ SPEZIAL<br />
bfi <strong>Steiermark</strong> Graz West,<br />
Eggenberger Allee 15, 8020 Graz<br />
Zeit: 09.00 bis 17.00 Uhr<br />
Referent: Albert Unterkircher | LITTERA<br />
Mittwoch, 19. März 2014<br />
BIBLIOWEB ANFÄNGERINNEN<br />
Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />
Abteilung 1 - Organisation und Informationstechnik<br />
Raum Lanzelot, Burggasse 2, 8010 Graz<br />
Zeit: 10.00 bis 18.00 Uhr<br />
Referent: Michael Kainberger | Exlibris Software<br />
Donnerstag, 20. März 2014<br />
BIBLIOWEB FORTGESCHRITTENE/ SPEZIAL<br />
Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />
Abteilung 1 - Organisation und Informationstechnik<br />
Raum Lanzelot, Burggasse 2, 8010 Graz<br />
Zeit: 09.00 bis 17.00 Uhr<br />
Referent: Michael Kainberger | Exlibris Software<br />
Veranstalter V der Softwarekurse sind der Büchereiverband Österreichs<br />
und das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und<br />
Kultur in Kooperation mit dem <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong>; <strong>die</strong> Kurskosten<br />
werden vom bm:ukk getragen.<br />
Anmeldung Softwarekurse<br />
Büchereiverband Österreichs<br />
Museumstraße 3/B/12, 1070 Wien<br />
T: 01/ 406 97 22-23<br />
E: friedrich@bvoe.at<br />
W: www.bvoe.at
erichte : herbsttagung<br />
41<br />
keine bibliothek ohne sachbücher!<br />
herbsttagung 2013 : ein rückblick<br />
Landesrat Michael Schickhofer bei der Verleihung des Bibliotheksgütesiegels<br />
mit M. Nagel (Odilien-Institut), R. Klinger (Pischelsdorf) und B. Jaznikar (Lieboch)<br />
Kinder- und Jugendsachbücher sind uns allen vertraut.<br />
Sachbücher liegen schon im Babywagen,<br />
begleiten durch Kindergarten- und Schulzeit. <strong>Sie</strong> helfen,<br />
sowohl einen wichtigen Grundstein in Richtung<br />
Erkenntnisgewinn <strong>als</strong> auch Leseverhalten zu legen. Anders<br />
formuliert: Lernen passiert wie nebenbei.<br />
Diese unverzichtbare Me<strong>die</strong>ngruppe stand folglich<br />
im thematischen Mittelpunkt unserer <strong>die</strong>sjährigen<br />
Herbsttagung am 16. November. Das <strong>Lesezentrum</strong><br />
<strong>Steiermark</strong> hatte mit Dr. in Renate Grubert eine ausgewiesene<br />
Me<strong>die</strong>nexpertin eingeladen, <strong>die</strong> in ihrem<br />
Vortrag profund in den Themenbereich einführte, Zusammenhänge<br />
beleuchtete und Qualitätskriterien für<br />
Kinder- und Jugendsachbücher entwickelte. Doch der<br />
Reihe nach:<br />
In seinen einleitenden Grußworten unterstrich Landesrat<br />
Mag. Michael Schickhofer <strong>die</strong> Wichtigkeit der<br />
Bibliotheken in der steirischen Bildungslandschaft. <strong>Sie</strong><br />
können ganz im Sinne seines Ressorts begegnen, begeistern,<br />
bilden. Den rund 200 anwesenden BibliothekarInnen<br />
dankte Schickhofer für ihr Engagement. Die<br />
Öffentlichen Bibliotheken Lieboch und Pischelsdorf<br />
und <strong>die</strong> auf Sehbehinderte spezialisierte Öffentliche<br />
Bibliothek und Ludothek des Odilien-Instituts s in Graz<br />
erhielten für ihre erfolgreiche Arbeit das steirische Bibliotheksgütesiegel<br />
BIBLIO.<br />
Ulrike Pichler vom Referat Gesellschaft und Generationen<br />
in der Fachabteilung Gesellschaft und Diversität<br />
der Steiermärkischen Landesregierungg<br />
stellte <strong>die</strong> Ziele<br />
und Schwerpunkte für den Bibliotheksbereich vor.<br />
2014 wird ein Bibliotheksentwicklungsplan erarbeitet,<br />
der ein flächendeckendes Bibliotheksangebot in der<br />
gesamten <strong>Steiermark</strong> vorsieht.<br />
Auf fünf Jahre lesepädagogische Arbeit im Rahmen<br />
des Projektes Leseoffensive <strong>Steiermark</strong> blickte<br />
Dr. in Verena Gangl (<strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong>) zurück. In<br />
Zukunft sind <strong>die</strong> lesepädagogische Grundlagenarbeit<br />
und der Wissenstransfer Teil des Grundauftrages des<br />
<strong>Lesezentrum</strong>s. Für 2014 ist ein Ausbau der mehrsprachigen<br />
Buchbestände in den Sprachen Bosnisch/ Kroatisch/<br />
Serbisch, Türkisch, Ungarisch und <strong>als</strong> Neuerung<br />
auch Russisch und Rumänisch geplant. LesepatInnenprojekte<br />
und eigens konzipierte Bibliotheksführerscheine<br />
sollen Kinder ans Lesen und besonders an das<br />
Medium Buch heranführen.<br />
Auch in Zeiten des Internets und der zunehmenden<br />
Bedeutung elektronischer Ressourcen sind Sachbücher<br />
nicht wegzudenken. Das stellte Renate Grubert in ihrem<br />
Referat 1 unmissverständlich klar: Sachbücher wecken<br />
Interesse, fördern Wissenszusammenhänge und<br />
stellen <strong>die</strong>se in Text und Bild dar. So kann der Umgang<br />
mit Informationen und auch kritisches Lesen<br />
geübt werden. Gerade Letzteres fördert nicht nur <strong>die</strong><br />
Bildung und ermöglicht <strong>die</strong> Teilhabe am Wissen einer<br />
Gesellschaft, sondern trägt auch zur Entwicklung und<br />
Stärkung der Persönlichkeit bei. Und: Sachbücher machen<br />
Spaß!<br />
Der oberösterreichische Autor René Freund ließ <strong>die</strong><br />
Herbsttagung, <strong>die</strong> von der Grazer Band ProstYria mit<br />
einer Mélange aus Volksmusik, Rock und Jazz vortrefflich<br />
begleitet wurde, literarisch ausklingen. Seine Lesung<br />
aus dem im Frühjahr bei Deuticke e erschienenen<br />
Roman Liebe unter Fischen begeisterte das Publikum.<br />
|wolfgang moser|<br />
ENDNOTE<br />
1<br />
Eine Zusammenfassung des Vortrages von Dr. in Renate Grubert<br />
<strong>finden</strong> <strong>Sie</strong> im Schwerpunktteil auf Seite s1.<br />
doppel:punkt 2013:4
42<br />
berichte : österreich liest<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
oesterreich liest<br />
veranstaltungsberichte aus der steiermark<br />
gemeinde- & ögb-bücherei fohnsdorf<br />
ein kleiner hase reist durch <strong>die</strong> vergangenheit<br />
Die Woche vom 14. bis 20. Oktober 2013 stand<br />
ganz im Zeichen des Lesens. In den Büchereien<br />
gab es sehr viele Veranstaltung unter dem Motto<br />
Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek. Auch bei uns in<br />
Fohnsdorf war wieder einiges los ...<br />
Die SchülerInnen der VS Fohnsdorf erlebten eine<br />
Leseanimation in Form eines Bilderbuchkinos. Dabei<br />
stand das Buch Neue Briefe von Felix. Ein kleiner Hase<br />
reist durch <strong>die</strong> Vergangenheit im Mittelpunkt: Die Kinder<br />
reisten mit dem Hasen Felix ins Mittelalter zu den<br />
Wikingern, den Indianern, in den Fernen Osten, <strong>die</strong><br />
griechische Antike und in <strong>die</strong> Steinzeit. Großen Spaß<br />
machte es, auch das anschießende Quiz zu lösen.<br />
lyrik & prosa<br />
Der 17. Oktober 2013 stand dann unter dem Motto<br />
Lyrik und Prosa. Gertraud Unterweger las aus ihrem<br />
Werken vor einem zahlreich erschienen Publikum. So<br />
konnten wir einen sehr abwechslungsreichen Abend<br />
mit Gedichten und Erzählungen aus dem Alltagsleben<br />
genießen. Nach der anschließenden Verlosung durfte<br />
sich <strong>die</strong> Gewinnerin über ein wunderschönes Tagebuch,<br />
das von Frau Getrud Unterweger zur Verfügung<br />
gestellt wurde, freuen.<br />
Übrigens: Die Gemeindebücherei Fohnsdorf hat<br />
im Rahmen des Literaturfestiv<strong>als</strong> Österreich liest. Treffpunkt<br />
Bibliothek an einem Gewinnspiel teilgenommen<br />
und ein Buchpakte mit tollen Büchern für <strong>die</strong><br />
Bücherei gewonnen.<br />
|maria ecker|<br />
buch & co frohnleiten<br />
3. frohnleitner literaturherbst<br />
Von 14. bis 19. Oktober wurde zum 3. Frohnleitner<br />
Literaturherbst t geladen. Diese Veranstaltung fand in<br />
Zusammenhang mit Österreich liest statt und <strong>die</strong> Bib-<br />
Mit dem kleinen Hasen Felix auf Entdeckungstour durch <strong>die</strong> Vergangenheit<br />
Andrea Wolfmayr las im Rahmen des Literaturherbstes aus ihrer Weißen Mischung.<br />
liothek in Frohnleiten wartete - wie jedes Jahr - mit<br />
einem dichten und attraktiven Programm auf: Dieses<br />
Mal standen <strong>die</strong> Autorinnen im Mittelpunkt: Andrea<br />
Wolfmayr, Claudia Rossbacher und Andrea Seiler lasen<br />
aus ihren Werken, gewürzt mit einem literarischen<br />
Liebesmenü. Auch unsere kleinen Gäste waren herzlich<br />
willkommen - für sie kam der Kasperl. Den Abschluss<br />
bildete ein Literaturfrühstück mit Präsentation<br />
der Werke aus der Schreibwerkstatt.
erichte : österreich liest<br />
43<br />
russland : literatur, musik & kulinarik<br />
Ebenfalls im Oktober überschritt Buch & Co erstm<strong>als</strong><br />
<strong>die</strong> Ortsgrenzen von Frohnleiten - und <strong>die</strong>s mit einem<br />
internationalen Programm. In Kooperation mit dem<br />
Kulturverein Sensenwerk in Deutschfeistritz fand unter<br />
dem Motto Russische Märchen eine Lesung russischer<br />
Literatur statt. Für <strong>die</strong> stimmungsvolle Umrahmung<br />
mit passendem Flair sorgte ein russisches Streichquartett,<br />
das sich mit seinem Orchester gerade auf Österreich-Tournee<br />
befand.<br />
|andrea kasic|<br />
von Karl Kraus einst formulierte Frage Gibt es denn ein<br />
Leben vor dem Tod? auf seine spezielle Art und Weise.<br />
Das Publikum war begeistert, der Autor auch. Diese<br />
Lesung war mit Sicherheit der Höhepunkt des -<br />
wie immer - reichhaltigen Veranstaltungsprogramms<br />
unserer Bibliothek.<br />
|gabriele graf|<br />
öb lieboch<br />
schneewittchen<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
öb lannach<br />
<strong>die</strong>s beschissen schöne leben -<br />
andreas altmann in lannach<br />
Zum Literaturfestival Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek<br />
konnte <strong>die</strong> Bibliothek Lannach den erfolgreichen<br />
deutschen Reiseschriftsteller engagieren. Die Bude war<br />
voll und <strong>die</strong> Fans waren aus nah und fern angereist,<br />
gab Andreas Altmann doch in Lannach den einzigen<br />
Österreich-Auftritt auf seiner aktuellen Herbsttournee!<br />
In Lieboch gastierte in der Österreich-liest-Woche e <strong>die</strong><br />
Theater-für-Kinder-und-ihre-Erwachsenen-Gruppe Theater/Baum/Schere<br />
e (Sabine Aigner & Helmut Schlatzer)<br />
mit Schneewittchen & CO KG. Das dezent verfremdete<br />
Grimm’sche Märchen erfrischte das kurze (kleine) wie<br />
lange (große) Publikum in der Mehrzweckhalle Lieboch.<br />
Die öffentliche Bücherei organisiert regelmäßig<br />
tolle lesefördernde Aktionen wie <strong>die</strong>se.<br />
|barbara jaznikar|<br />
stadtbibliothek murau<br />
der dunkle bellaviri<br />
In Zusammenarbeit mit der Kulturvereinigung des<br />
Bezirkes Murau fand im wunderschönen Ambiente<br />
des Murauer Rathauses eine Lesung mit dem weststeirischen<br />
Autor Mike Markart statt. Der vorwiegend<br />
Bildrechte: Michael Ertler<br />
Ein Erlebnis! Andreas Altmann hinterließ in Lannach ein begeistertes Publikum.<br />
Einleitend kam der gutgelaunte Autor kurz auf<br />
seine Biografie, das sogenannte Scheiß-Buch (Dies beschissen<br />
schöne Leben. Geschichten eines Davongekommenen)<br />
zu sprechen, bevor er vortrug, wie sein<br />
anfangs so beschissenes Leben doch noch schön wurde.<br />
Mit Auszügen aus der Gebrauchsanweisung für <strong>die</strong><br />
Welt, einem Plädoyer für das Reisen und Entdecken<br />
der Welt mit allen Sinnen, beantwortete Altmann <strong>die</strong><br />
Österreich liest - auch im Rathaus. Mike Markart zu Gast in Murau<br />
für Hörspiel und Theaterstücke bekannte Autor las aus<br />
seinen Romanen und Erzählungen Calcata a und Der<br />
dunkle Bellaviri.
44<br />
berichte : österreich liest<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Bildrechte: Linde Friedl-Prutsch und Werner Friedl<br />
Wirklichkeiten abbilden und <strong>die</strong>se dann schräg in<br />
<strong>die</strong> Welt zu stellen - das ist sein großes Thema. Begleitet<br />
wurde <strong>die</strong>se andersartige, skurille und anregende<br />
Lesung von der Laßnitzerin Monika Primavesi mit zeitgenössischen<br />
Stücken - darunter auch eine Eigenkomposition<br />
- auf dem Altsaxophon.<br />
|anna stocker|<br />
stadtbücherei mureck<br />
<strong>die</strong> stadtbücherei mureck auf reisen<br />
Unter dem Thema Fremde Länder - Fremde Sitten machte<br />
sich <strong>die</strong> Stadtbücherei Mureck in der Aktionswoche<br />
Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek heuer auf, um lite-<br />
rarisch in <strong>die</strong> Fremde zu reisen. Doch nicht nur Fremdes,<br />
auch Neues war Thema des Abends. Das ehrenamtliche<br />
Büchereiteam durfte nämlich zwei neue<br />
Mitglieder begrüßen: Christine Derwaritsch und Dir. in<br />
Martha Weiß.<br />
versetzen. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen wurde<br />
<strong>die</strong> Lektüre von Annemarie Ferstl-Rohrbacher aus<br />
Hunger, Pipi, Durst genossen, in der es - wie der Titel<br />
schon verrät - um <strong>die</strong> typisch auftretenden Probleme<br />
während längerer Autofahrten geht. Nun packte den<br />
einen oder anderen das Reisefieber, passend dazu las<br />
Andreas Kügerl aus dem Buch Reif für <strong>die</strong> Insel. Unschlüssig,<br />
wohin <strong>die</strong> Reise gehen soll, zog man am Ende<br />
einen Reiseführer zu Rate. Molwanien: Land des schadhaften<br />
Lächelns wurde zum letzten Stopp gewählt.<br />
Der erfolgreiche Abend fand bei Brötchen und<br />
Wein einen gemütlichen Ausklang.<br />
|alexandra polic|<br />
öb pischelsdorf<br />
heiteres rund um pischelsdorf<br />
Am Freitag, den 18. Oktober 2013 war <strong>die</strong> Öffentliche<br />
Bücherei bis zum letzten Platz besetzt. Johann Grabmayer<br />
las im Rahmen von Österreich liest zum The-<br />
ma Heiteres rund um Pischelsdorf. Er brachte in seiner<br />
humorvollen Art <strong>die</strong> ZuhörerInnen eineinhalb Stunden<br />
zum Schmunzeln und Lachen. Für den musikalischen<br />
Rahmen sorgte sein Enkel Julian mit der steirischen<br />
Harmonika.<br />
Literarische Entdeckungstouren in <strong>die</strong> Fremde unternahm <strong>die</strong> Stadtbücherei.<br />
Nach einer kurzen Einleitung durch Büchereileiterin<br />
Ulrike Kügerl begann das Lesevergnügen. Ausgewählte<br />
Stellen aus dem Großen Rosegger-Hausbuch<br />
bildeten den Einstieg. Auch Streifzüge durch das Abendland<br />
wurden, begleitet von Martha Weiß, getätigt. Vor<br />
dubiosen Verkaufsfahrten warnte Marlies Polic mit einigen<br />
Passagen aus Herzlichen Glückwunsch, <strong>Sie</strong> haben<br />
gewonnen!<br />
34 Tage und 33 Nächte lang reiste ein Mann zu<br />
Fuß von Paris nach Berlin - für kurze Zeit konnten sich<br />
<strong>die</strong> ZuhörerInnen dank Karin Mlinaric in seine Haut<br />
Beim anschließenden Buffet konnten sich <strong>die</strong> zahlreichen<br />
BesucherInnen noch gemütlich unterhalten<br />
und <strong>die</strong> hervorragende Veranstaltung Revue passieren<br />
lassen. Es ist sehr erfreulich, dass <strong>die</strong> Veranstaltung<br />
auch heuer wieder sehr gut besucht war und das<br />
Team der Öffentlichen Bücherei Pischelsdorf bedankt<br />
sich auf <strong>die</strong>sem Weg bei den netten Gästen.<br />
|rudolf klinger|
erichte : aus den bibliotheken<br />
45<br />
aus den bibliotheken<br />
veranstaltungen : projekte : personalia<br />
landesberufsschule bad radkersburg<br />
ein fruchtiger workshop<br />
Brigitte Gießauf von der Landesberufsschule Bad<br />
Radkersburg lud Sabine Aigner & Helmut Schlatzer<br />
von Theater/Baum/Schere - Workshops, Theater, Leseprojekte<br />
e zu einem besonderen Projekt. Es galt einen<br />
Früchteworkshop mit Schreibwerkstatt t zu gestalten.<br />
Und das taten <strong>die</strong> beiden. Das Publikum: 18-jährige<br />
BerufsschülerInnen.<br />
Einen Tag lang wurde theaterpädagogischen Methoden<br />
ebenso Platz geboten wie dem Schreiben von<br />
Früchte-Liebesbriefen, dem Lesen von Texten, Verkosten<br />
von bekannten und unbekannten Südfrüchten<br />
und dem Trinken von fair gehandeltem Kaffee. Denn<br />
auch der faire Handel fand Platz in einem tatsächlich<br />
vielseitigen, bunten und dennoch auf den Punkt gebrachten<br />
Workshop von Theater/Baum/Schere. Unbedingt<br />
empfehlenswert!<br />
|brigitte gießauf|<br />
Bibliotheken leisten zur Bewältigung <strong>die</strong>ser gesellschaftspolitischen<br />
Aufgabe einen großen Beitrag.<br />
Bibliotheken haben <strong>die</strong> große Chance, mit der Zielgruppe<br />
Kind zu arbeiten, <strong>die</strong> entwicklungsbedingt<br />
neugierig und begeisterungsfähig ist. Gelingt es bei<br />
Kindern, ein Bedürfnis nach Buch und Lesen zu entwickeln,<br />
wird <strong>die</strong> Basis dazu gelegt, dass <strong>die</strong>s zur<br />
lebenslangen Gewohnheit werden kann.<br />
Da <strong>die</strong> Kinder auch heuer wieder so eifrig zu lesen<br />
begonnen haben und wir sie zum Abschluss des<br />
Leseprojekts auch belohnen möchten, suchen wir<br />
Sponsoren, <strong>die</strong> das Projekt mit Sachspenden unterstützen<br />
und dadurch einen Beitrag zur Leseförderung<br />
unserer Kinder leisten möchten.<br />
|maria ecker|<br />
|kontakt|<br />
Gemeindebücherei Fohnsdorf<br />
T: 03573/ 34 295<br />
E: gde.buecherei@fohnsdorf.at<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
gemeinde- & ögb-bücherei fohnsdorf<br />
auf ein neues : lesekaiser!<br />
Die Gemeindebücherei Fohnsdorf und <strong>die</strong> Volksschulen<br />
starten in <strong>die</strong>sem Herbst zum dritten Mal<br />
mit dem Projekt Lesekaiser. Das Leseprojekt begann<br />
im Oktober 2013 und dauert bis Juni 2014. Vier Klassen<br />
der Volksschule Fohnsdorf und zwei Klassen der<br />
Volksschule Dietersdorf machen mit.<br />
Unser Ziel ist es, <strong>die</strong> Kinder, durch Leseanimationen<br />
in Form von Bilderbuchkino, Schatzsuche,<br />
Quiz, Buchvorstellungen und noch vieles mehr zu<br />
begeistern und für sie das Lesen zu einem spannenden<br />
Erlebnis zu machen. Dass <strong>die</strong> Schüler ein Lesetagebuch<br />
schreiben, ist wichtig, weil man daran<br />
sehen kann, ob <strong>die</strong> Kinder das Buch sinnerfassend<br />
gelesen haben und dadurch den Inhalt auch richtig<br />
nacherzählen können. Die entwickelte Lesefähigkeit<br />
ist Voraussetzung für kompetente Me<strong>die</strong>nnutzung,<br />
öb frannach<br />
labuka regional<br />
Aufmerksam lauschten <strong>die</strong> SchülerInnen der Volksschule<br />
Frannach dem Wintermärchen Suppe, satt, es<br />
a<br />
war einmal, das Frau Mag. Silvia Maierhofer ihnen <strong>als</strong><br />
Bilderbuchkino präsentierte. Dieses Märchen von Kristina<br />
Andres handelt von Wölfen, <strong>die</strong> in den Wäldern<br />
ihr Unwesen treiben und ständig Hunger haben. Doch
46<br />
berichte : aus den bibliotheken<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
dem kleinen Mädchen Mathilda gelingt es, mit drei<br />
mächtigen Worten, <strong>die</strong> sie von ihrer Großmutter gelernt<br />
hat, <strong>die</strong> Wölfe zu zähmen.<br />
Auch das 1, 2 oder 3-Spiel im Anschluss an <strong>die</strong>ses<br />
Märchen, war sehr spannend, denn es waren sich<br />
nicht immer alle Kinder einig, welche Antwort <strong>die</strong> richtige<br />
ist. Zum Abschluss bastelte jeder für sich seinen<br />
eigenen Wolf, der gut <strong>als</strong> Lesezeichen verwendet werden<br />
kann. Die Kinder hatten dabei sichtlich Spaß und<br />
freuen sich schon auf <strong>die</strong> nächste Veranstaltung mit<br />
LABUKA und Frau Mag. a Silvia Maierhofer.<br />
|maria graf|<br />
buch & co frohnleiten<br />
hör mir zu<br />
Begeisterung bei der Sache, da <strong>die</strong> Themen interaktiv und<br />
kindgerecht aufbereitet sind!, schildert eine Oma.<br />
Aufgrund des großen Erfolges wurde <strong>die</strong>se Initiative<br />
nach den Ferien fortgesetzt und bildet somit<br />
einen fixen Bestandteil von Buch & Co. Jeden Donnerstag<br />
heißt es nun von 15.00 bis 16.00 Uhr Hör<br />
mir zu für Kinder von drei bis neun Jahren.<br />
peter rosegger im mittelpunkt<br />
Aus Anlass des heurigen Rosegger-Jahress<br />
fanden ein<br />
Vortrag und eine Wanderung statt, wo bei verschiedenen<br />
Stationen Auszüge aus Roseggers Werken szenisch<br />
dargestellt wurden, ergänzt um Musik und Köstlichkeiten<br />
wie Baumstrietzel-Krapfen und Fädelkoch.<br />
Höhepunkt war <strong>die</strong> Präsentation des Buches Rosegger<br />
für uns von Prof. Reinhard Farkas, Uni Graz.<br />
Mit einer neuen Initiative startete Buch & Co, <strong>die</strong> Bibliothek<br />
im steirischen Frohnleiten, in <strong>die</strong> Sommerferien.<br />
So fanden unter dem Motto Hör mir zu jeden<br />
schreibwerkstatt<br />
Darüber hinaus lässt Buch & Co mit einer weiteren<br />
neuen Initiative von sich hören: An alle Schreibinteressierten<br />
richtet sich <strong>die</strong> Schreibwerkstatt mit Erich<br />
Ahn. Der Autor und pensionierte Lehrer lieferte u. a.<br />
musikalische und meditative Inspirationen und so entstanden<br />
Werke, <strong>die</strong> selbst <strong>die</strong> engagierten JungautorInnen<br />
überraschten.<br />
Mit einem weiteren Highlight beschloss Buch & Co<br />
das Jahr 2013: Am 13. Dezember las Erika Pluhar aus<br />
ihrem jüngsten Werk Die öffentliche Frau im Frohnleitner<br />
Rathaus.<br />
|alexandra kasic|<br />
Großer Erfolg: Hör mir zu wurde zum wöchentlichen Fixpunkt bei Buch & Co.<br />
Mittwoch Vorlesestunden für Kinder von drei bis<br />
sechs sowie von sechs bis neun Jahre statt. Ziel ist<br />
es, <strong>die</strong> Jüngsten bereits möglichst früh zum Lesen zu<br />
motivieren. Weiters dürfen Kinder bis 12 Jahre kostenlos<br />
Bücher ausleihen und bekommen einen Lesepass,<br />
wo jeden fleißigen<br />
Bücherwurm nach zehn ausgeliehenen<br />
Werken ein kleines Geschenk erwartet.<br />
Der Besuch wurde deshalb gleich zum Schmökern<br />
genutzt, und so mancher Lesestoff mit nach Hause<br />
genommen. Es ist wirklich toll, <strong>die</strong> Kinder sind mit<br />
stadtbücherei kapfenberg<br />
einladung zum lesen<br />
Im Zuge der Aktion ‚Lesemäuse‘ trifft www.buchstart.at<br />
lud <strong>die</strong> Stadtbücherei Kapfenberg Kinder vom Kindergarten<br />
Walfersam und SchülerInnen der VS Stadt (3a)<br />
zu einem Workshop mit der Kinderbuchautorin und<br />
Illustratorin Helga Bansch.<br />
Speziell für <strong>die</strong> Lesemäuse e in Kapfenberg stellte<br />
<strong>die</strong> Künstlerin ihre Mio-Maus für Papiertragtaschen zur<br />
Verfügung. Die Tragtaschen, <strong>die</strong> alle SchulanfängerInnen<br />
in Kapfenberg geschenkt bekommen haben, sind<br />
mit einem Bilderbuch und Informationsmaterial für
erichte : aus den bibliotheken<br />
47<br />
Eltern und Kinder gefüllt. Es ist eine Einladung zum<br />
Lesen, sind sich Monika Vukelic-Auer (Abteilungsleiterin<br />
Bürgerbüro und Sozialwesen) und Helmut Schlatzer<br />
(Bibliotheksleiter) einig.<br />
Einladung zum Lesen: Helga Bansch mit Heli Schlatzer & Monika Vukelic-Auer<br />
Helga Bansch, seit 2003 freischaffende Künstlerin<br />
und Verfasserin mehrerer Bilderbücher, arbeitete zuvor<br />
25 Jahre <strong>als</strong> Lehrerin. <strong>Sie</strong> erhielt bereits unzählige<br />
Preise und Auszeichnungen wie z. B. den Kinder- und<br />
Jugendbuchpreis der Stadt Wien, den Österreichischen<br />
Kinder- und Jugendbuchpreis ( Kollektion) und einige bedeutende<br />
Auszeichnungen mehr. <strong>Sie</strong> lebt und arbeitet<br />
in Wien und der Südsteiermark.<br />
|julia ehrenreiter|<br />
blasmusikpop oder<br />
wie <strong>die</strong> wissenschaft in <strong>die</strong> berge kam<br />
Es waren nicht Kapfenbergbarbaren, <strong>die</strong> Anfang November<br />
bei der Lesung mit Vea Kaiser im Kulturzentrum<br />
in Kapfenberg zuhörten, schmunzelten, lachten<br />
und diskutierten. Die Bergbarbaren sind bloß ein Völkchen,<br />
das uns wohl sehr bekannt vorkommt. In Blasmusikpopp<br />
erzählt Vea Kaiser <strong>die</strong> Geschichte einer Fami-<br />
lie in einem österreichischen Bergdorf über drei Generationen.<br />
Erzählen trifft <strong>die</strong> Veranstaltung schon sehr<br />
gut. Denn Frau Kaiser weiß es, das Publikum zu fesseln.<br />
Ein angenehmer Mix aus Erzählen, Lesen, Diskutieren<br />
sorgte für eine angenehme Schwingung am Leseabend.<br />
Ihr 103ter, wie sie notierte.<br />
Das männliche Publikum war eventuell von ihrer<br />
optischen Ausstrahlung gefesselt, sagt objektiv<br />
|helmut schlatzer|<br />
barrierefreiheit beginnt in unseren köpfen ...<br />
... sagten sich Anneliese Lengger (Direktorin der Allgemeinen<br />
Sonderschule Kapfenberg), ihre Lehrerinnen<br />
und Sabine & Helmut von Theater/Baum/Schere.<br />
Workshops, Theater, Leseprojekte. Ein Theaterprojekt mit<br />
Menschen mit besonderen Bedürfnissen, in <strong>die</strong>sem<br />
Fall mit den SchülerInnen der ASO und des SPZ (Sonderpädagogisches<br />
Zentrum) Kapfenberg, ist ein Beitrag<br />
dazu.<br />
Theater/Baum/Schere arbeitete knapp zwei Monate<br />
mit den Kindern theaterpädagogisch an einem<br />
Weihnachtsstück. Ein spannendes Projekt für alle Beteiligten.<br />
Sabine Aigner ließ ihre Erfahrungen einflie-<br />
ßen und brachte <strong>als</strong> Spielleiterin einerseits den Kindern<br />
das Theaterspielen und -fühlen näher. Andererseits<br />
waren Eltern und Außenstehende eingeladen,<br />
<strong>die</strong>se Aktion zu begleiten, selbst wahrzunehmen und<br />
mit ihrer Anwesenheit zu unterstützen.<br />
Wer Theater/Baum/Schere kennt, weiß, dass das<br />
Stück lebhaft inszeniert wurde: AchSO Weihnachten<br />
hatte am 18. Dezember in Kapfenberg Premiere.<br />
|sabine aigner|<br />
öb kraubath<br />
ein schaf fürs leben<br />
Am 16. Oktober durften wir <strong>die</strong> 3. und 4. Klasse der<br />
Volksschule zu folgendem Workshop begrüßen:<br />
| 10.00 - 10.10 Uhr |<br />
Programmpunkte:<br />
» Begrüßung<br />
» Einführung in <strong>die</strong> Geschichte (Ein Schaf fürs Leben) :<br />
Titelbild ohne Buchtitel <strong>als</strong> stummer Impuls. Welche<br />
Tiere seht ihr? Welchen Eindruck machen sie<br />
auf euch? Sehen sie fröhlich/ ängstlich/ lustig aus?<br />
Wie könnte der Titel lauten? usw.<br />
Materialien:<br />
Sesselkreis; Buch: Matter, Maritgen: Ein Schaf fürs Leben<br />
(Hamburg: Oetinger, 2003, ISBN 978-3-7891-4239-0)<br />
| 10.10 - 11.00 Uhr |<br />
Programmpunkte:<br />
» Vorlesen des 1. Teils der Geschichte: Wolf trifft auf<br />
Schaf und <strong>die</strong> Schlittenfahrt<br />
doppel:punkt 2013:4
48<br />
berichte : aus den bibliotheken<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
» Gespräch: Was möchte Wolf mit Schaf unternehmen<br />
und warum? Warum will Wolf Schaf aus dem<br />
Stall locken? Wie stellt sich Schaf Erfahrungen vor?<br />
» Vorlesen des 2. Teils der Geschichte: Spielen auf<br />
dem Eis, Angeln und Wolf bricht ein<br />
» Gespräch: Was machen <strong>die</strong> beiden Tiere in der<br />
Geschichte? Welches ist eigentlich das klügere<br />
Tier?<br />
» Vorlesen des 3. Teils der Geschichte: Rettung von<br />
Wolf und Flucht von Schaf<br />
» Gespräch: Wie wird der Wolf gerettet? Wann erkennt<br />
Schaf, wo es ist? Was bedeutet Erfahrungen<br />
am Ende der Geschichte für <strong>die</strong> beiden Tiere?<br />
Zwei Nativspeaker brachten uns ihr Heimatland<br />
näher. Olga Findling, in Scheifling lebend, und<br />
der Sprachenstudent Svjatoslav Khalakan, in Neumarkt<br />
wohnhaft, hielten informative und humorvolle<br />
Vorträge. Olga Findling berichtete anhand einer Karte,<br />
<strong>die</strong> speziell nach der Katastrophe im naheliegenden<br />
Tschernobyl angefertigt wurde, über Landschaft, Wirtschaft<br />
und Lebensbedingungen des Landes. Herr Khalakan<br />
vermittelte auf sehr amüsante Weise <strong>die</strong> Sprache<br />
- Wörter, welche im Deutschen so ähnlich klingen.<br />
| 11.00 - 11.20 Uhr |<br />
Programmpunkte:<br />
» Finde den passenden Reim dazu: z. B. Hier kommen<br />
wir herangerollt, und meine Uhr, <strong>die</strong> ist aus ... [Gold]. d<br />
Materialien:<br />
Reime <strong>als</strong> Lückentext vorbereiten<br />
| 11.20 - 11.30 Uhr |<br />
Programmpunkte:<br />
» Gespräch: Habt ihr <strong>die</strong>ses Ende der Geschichte erwartet?<br />
Wie hätte sie noch ausgehen können? Was<br />
ist das Ungewöhnliche an der Geschichte?<br />
» Verabschiedung<br />
|heidrun stegmann|<br />
Weißrussland im Blickpunkt : Das Sprachentheater in der Stadtbibliothek Murau<br />
Zum Kosten gab’s swekolnik k eine köstliche kalte<br />
Rote-Rüben-Suppe und halva, eine Süßspeise aus Sonnenblumenkernen,<br />
<strong>die</strong> auf unseren Gaumen ein wenig<br />
wie Vogelfutter schmeckte. Es gab noch <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
kleine Bastelarbeiten herzustellen, sich eine Powerpoint-Präsentation<br />
oder traditionelle kunsthandwerkliche<br />
Arbeiten anzusehen.<br />
lernfest sankt lambrecht : wir sind dabei<br />
Traditionell am 26. Oktober findet im Stift St. Lambrecht<br />
das Lernfest mit hunderten Teilnehmern aus<br />
allen möglichen Bildungssparten statt. Traditionell<br />
nimmt, schon von Beginn an, auch <strong>die</strong> Stadtbücherei<br />
stadtbibliothek murau<br />
sprachentheater<br />
Wie alle Jahre im Herbst fand in der Woche der Sprachen<br />
in der Bücherei ein Sprachentheater, r veranstaltet<br />
gemeinsam mit dem Bildungstreff Judenburg, statt.<br />
Diesmal stand Weißrussland auf dem Programm ...<br />
Murau daran teil. Diesmal haben wir das Thema Buch<br />
und Bühne gewählt und versuchten damit, vor allem<br />
Kinder anzusprechen. Teilnehmen durfte ich, im Rahmen<br />
des Festes, auch an einer Fishbowl-Diskussion,<br />
geleitet und moderiert von Mag. a Grete Dorner zum
erichte : aus den bibliotheken<br />
49<br />
Thema Gemeindenahe Bildungsarbeit - Herausforderungen<br />
und Grenzen. Mit am Podium saß neben unseren<br />
Regionalentwicklern eine Delegation aus Südtirol.<br />
klassik-herbstlesung<br />
Die blaue Seele hat sich stumm verschlossen, <strong>die</strong>ses von<br />
Georg Trakl verfasste Gedicht und andere (so z. B. von<br />
Rilke, Weinheber, Marzik ...) stimmungsvolle, ernste<br />
und heitere Gedichte zum Herbst und Älterwerden rezitierte<br />
wieder in professioneller Weise der pensionierte<br />
Musikhochschullehrer Wilhelm Peter Blazicek.<br />
Die Lesung wurde liebenswürdigerweise von Karin<br />
Schwarz auf der Zither begleitet. Mit viel Ausdauer und<br />
Liebe hat sie sich das Zitherspiel erst in der Pension<br />
beigebracht. Zur Freude aller wurden zum Abschluss<br />
noch bekannte Lieder miteinander intoniert. Solch seltene<br />
Abende sind Streicheleinheiten für <strong>die</strong> Seele, e waren<br />
sich <strong>die</strong> BesucherInnen einig.<br />
erzählstoffe<br />
Einen großen Erfolg konnten wir, ein Kunst- und KulturFrauennetzwerk<br />
mit Basisstation Stadtbücherei, mit<br />
<strong>die</strong>sem Event verbuchen. In Kooperation mit der Holzweltkultur<br />
wurde zum zweiten Mal ein Bogen zwi-<br />
schen echter Volkskultur und zeitgenössischer Kunst<br />
mit Lesungen, Performances und einer zweiwöchigen<br />
Ausstellung im Rathaus gespannt. Der Schwerpunkt<br />
lag <strong>die</strong>smal bei Schriften und unterschiedlichsten Trägerstoffen.<br />
Alte Handschriften, Schriften auf Leinen,<br />
Leinwänden und handgeschöpftem Papier, auf Aquarellen,<br />
junger Designermode ... - <strong>die</strong> Vielfalt fand kein<br />
Ende. Die Texte wurden <strong>als</strong> Erzählung, literarische Performance<br />
mit zeitgenössischer Musik oder Filmporträt<br />
dargeboten. Ein literarischer roter Faden zog sich auch<br />
in meiner Moderation durch <strong>die</strong> ganze Veranstaltung.<br />
Frau Dr. in Roswitha Orac-Stipperger vom Grazer<br />
Volkskundemuseum hielt einen interessanten Vortrag<br />
zum Thema Echte Tracht. Bücher zu einzelnen Themen<br />
bereicherten und erfreuten <strong>die</strong> AusstellungsbesucherInnen.<br />
Mehr <strong>als</strong> 20 Frauen aus dem Bezirk Murau<br />
hatten ihr bestes Kultur- oder Kunsttalent aufgeboten.<br />
Für eine Regionalentwicklungs-Initiative <strong>die</strong>ser Art ist<br />
<strong>die</strong> Stadtbücherei ein unverzichtbarer Kommunikationsort,<br />
und es ist dem Träger Stadtgemeinde zu<br />
danken, dass eine Öffnung in alle Kulturrichtungen<br />
hinein goutiert wird.<br />
kekskasperl<br />
Der Kekskasperl lud im Advent <strong>die</strong> Ich-Du-Wir-Gruppe<br />
der Pfarre (Mütter mit Kleinkindern) in <strong>die</strong> Bücherei<br />
ein und erzählte seine lustigen Geschichten von Sandkuchenbäckerei<br />
und Keksräuberpolizeiengelgeschichten<br />
- einfach zum Abkeksen halt!<br />
|anna stocker|<br />
öb st. lorenzen am wechsel<br />
lesen für den guten zweck<br />
Am Samstag, den 30. November 2013 fand im Kulturhaus<br />
von Sankt Lorenzen am Wechsel eine besondere<br />
Lesung statt: Büchereileiterin Elisabeth Tremml<br />
hatte <strong>die</strong> sogenannten HonoratiorInnen des Dorfes, <strong>als</strong>o<br />
<strong>die</strong> Standespersonen, eingeladen, Adventgeschichten<br />
zu lesen. Volksschuldirektorin Martha Winkler,<br />
Dr. Kristian Kristoferitsch, Bürgermeister Hermann<br />
Pferschy und Pfarrer Mag. Gerhard Rechberger lasen<br />
besinnliche, aber auch lustige Adventgeschichten.<br />
Der Reinerlös der ‚honorigen‘ Adventlesung ging an <strong>die</strong> Lebenshilfe in Vorau.<br />
Bei Kaffee und Weihnachtskeksen ließen sich <strong>die</strong><br />
BesucherInnen <strong>die</strong>ser Veranstaltung auf <strong>die</strong> unmittelbar<br />
bevorstehende Adventzeit einstimmen. Der Reinerlös<br />
der Lesung - so waren freiwillige Spenden in<br />
der Höhe von EUR 500,- zusammengekommen - war<br />
zur Gänze der Lebenshilfe Vorau zugedacht worden;<br />
den Geldbetrag überreichten unsere honorigen<br />
LektorInnen am Montag dem Team der Lebenshilfe<br />
persönlich.<br />
|elisabeth tremml|<br />
doppel:punkt 2013:4
50<br />
berichte : aus den bibliotheken<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
öb sinabelkirchen<br />
büchertankstelle<br />
Am Freitag, den 18. Oktober eröffnete <strong>die</strong> Öffentliche<br />
Bücherei Sinabelkirchen in Zusammenarbeit mit dem<br />
Verein RundumKultur eine<br />
Büchertankstelle e im Gewer-<br />
bepark Hörmann/ Untergroßau. Gerade in einer Zeit,<br />
in der Lesen ein aktuelles Schlagwort ist und das ganze<br />
Land PISA-Alarm schlägt, startet damit <strong>die</strong> Öffentliche<br />
Bücherei eine besondere Leseanimation: Büchertreibstoff<br />
tanken - gratis - bei Tag und Nacht!<br />
Kaum ausgepackt und schon gestürmt - <strong>die</strong> Büchertankstelle in Sinabelkirchen<br />
Die Bücher kommen zu den Leuten. Mitten im Gewerbepark<br />
Sinabelkirchen gibt es nun eine besondere<br />
Tankstelle: Man kann sich neben anderen Produkten<br />
auch geistige Nahrung besorgen und das kostenlos<br />
rund um <strong>die</strong> Uhr!<br />
Wie das gehen soll?<br />
Gebrauchsanweisung für unsere Büchertankstelle:<br />
Ist der Lesetreibstoff leer,<br />
kommst du zur Büchertankstelle her.<br />
Such dir 1,2 Bücher aus<br />
und nimm sie mit nach Haus.<br />
Bist du fertig mit dem Lesen,<br />
ist es das noch nicht gewesen.<br />
Bring´s zurück,<br />
hol dir ein neues Stück.<br />
Gefällt es dir,<br />
behalt es dir.<br />
Und noch eins ist fix -<br />
das alles kostest nix.<br />
Frau Klara Schanes von der Öffentlichen Bücherei<br />
und Günter Berghold, RundumKultur, strahlten mit<br />
ihrem Team mit der Sonne um <strong>die</strong> Wette, <strong>als</strong> Bürgermeisterin<br />
Ingrid Groß und der aus Graz angereiste<br />
Direktor des <strong>Lesezentrum</strong>s, Dr. Wolfgang Moser, das<br />
mit weißen Laken verpackte Riesenpaket enthüllten<br />
und eine bunte Büchertankstelle zum Vorschein kam.<br />
Kaum war <strong>die</strong> Tür dazu offen, wurde <strong>die</strong>se schon von<br />
den vielen anwesenden Kindern bestürmt.<br />
Dr. Moser hob <strong>die</strong> Wichtigkeit des Lesens und Lachens<br />
hervor und schenkte der Büchertankstelle ein<br />
tolles Buch über Clowndoktors. Frau Schanes bedankte<br />
sich bei den ortsansäßigen Firmen, <strong>die</strong> es ermöglichten,<br />
dass aus einer alten Telefonzelle - besorgt<br />
und umgebaut von den Rundumkultur-Verantwortlichen<br />
Günter Berghold und Ingo Schalk - ein schmuckes<br />
Bücherkästchen wurde. Auch <strong>die</strong> SchülerInnen<br />
der 3. Klasse der NMS erhielten Lob für ihren Werbeeinsatz<br />
mit riesengroßen Büchern im und um den<br />
Gewerbepark Untergroßau.<br />
Bei Wein, Brot und Jazzmusik von Miriam und Willy<br />
Kulmer, dem Duo Milly, wurde noch lange gefeiert.<br />
Mit viel Applaus bedankten sich <strong>die</strong> zahlreich erschienenen<br />
SinabelkirchnerInnen für <strong>die</strong>se wunderbare<br />
Leseattraktion, <strong>die</strong> ihnen ermöglicht, gratis Tag und<br />
Nacht Lesestoff zu tanken. Die nächste PISA-Stu<strong>die</strong><br />
kann kommen, Sinabelkirchen schlägt zurück!<br />
|klara schanes|<br />
stadtbücherei voitsberg<br />
stellas abenteuer<br />
Mitte Oktober hat Jasmin Marchand ihren Bilderbuch-Erstling<br />
Stellas Abenteuer in der Stadtbücherei<br />
Voitsberg vorgestellt. Im Rahmen dessen gestaltete<br />
<strong>die</strong> Künstlerin des Ateliers Randkunst (Lebenshilfe Lieboch)<br />
auch einen Malworkshop für <strong>die</strong> Kinder des Kindergartens<br />
Krems und ist dabei auf den Geschmack<br />
gekommen: Jasmin Marchand und ihre Betreuer würden<br />
sich über Anfragen von Bibliotheken, Schulen und<br />
Kindergärten für eine Lesung mit anschließender M<strong>als</strong>tunde<br />
freuen. Bei Interesse kontaktieren <strong>Sie</strong> bitte:<br />
Elvira Klug und Desi Winter | Atelier Randkunst<br />
Am Marktplatz 3, 8501 Lieboch<br />
T: 03136/ 61172-111<br />
E: randkunst@lebenshilfe-guv.at
autorInnen : register<br />
51<br />
autorInnenregister<br />
mitarbeiterInnen <strong>die</strong>ser ausgabe<br />
sabine aigner<br />
ist Co-Leiterin von<br />
Theater/Baum/Schere, Kapfenberg.<br />
E: theater.baum.schere@gmx.at<br />
maria graf<br />
ist Leiterin der<br />
Öffentlichen Bücherei Frannach.<br />
E: graf.karl@gmail.com<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
hr in christine dollinger<br />
ist Leiterin des<br />
Referates V.2d im Bundesministerium für<br />
europäische und internationale Angelegenheiten, Wien.<br />
E: christine.dollinger@bmeia.gv.at<br />
maria ecker<br />
ist Leiterin der<br />
Gemeinde- und ÖGB-Bücherei Fohnsdorf.<br />
E: gde.buecherei@fohnsdorf.at<br />
julia ehrenreiter<br />
ist Mitarbeiterin<br />
der Stadtbücherei Kapfenberg.<br />
E: julia.ehrenreiter@kapfenberg.at<br />
mag. a stefanie fieber-grandits<br />
ist Bildungswissenschafterin, Projektleiterin des<br />
EU-Projekts signlanguage@school und Betreuerin<br />
des Projekts SignLibrary bei equalizent, Schulungsund<br />
Beratungs GmbH, Wien.<br />
E: stefanie.fieber-grandits@equalizent.comfi<br />
dr. in renate grubert<br />
ist Leiterin der<br />
Pressestelle der Kinder- und Jugendbuchverlage<br />
cbj und cbt in der Verlagsgruppe Random House<br />
und lehrt <strong>als</strong> Dozentin an der Ludwig-Maximilians-<br />
Universität, München.<br />
E: renate.grubert@randomhouse.de<br />
barbara jaznikar<br />
ist Leiterin der<br />
Öffentlichen Bücherei Lieboch.<br />
E: lieboch@bibliotheken.at<br />
alexandra kasic<br />
ist Leiterin von<br />
Buch & Co Frohnleiten.<br />
buecherei.frohnleiten@aon.at<br />
rudolf klinger<br />
ist Leiter der<br />
Öffentlichen Bücherei Pischelsdorf.<br />
buecherei.pischelsdorf@aon.at<br />
brigitte gießauf<br />
unterrichtet an der<br />
Landesberufsschule Bad Radkersburg.<br />
E: brigitte.giessauf@lbs-radkersburg.ac.at<br />
mag. gerald leitner<br />
ist Geschäftsführer des<br />
Büchereiverbandes Österreichs und Chair der EBLIDA<br />
Task Force for E-Books.<br />
leitner@bvoe.at<br />
mag. a gabriele graf<br />
ist Leiterin der<br />
Bibliothek Lannach.<br />
E: lannach@bibliotheken.at<br />
dr. wolfgang moser<br />
ist Direktor des<br />
L e s e zentrums <strong>Steiermark</strong>, Graz.<br />
E: w.moser@lesezentrum.at
52<br />
autorInnen : register<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
hannes ortner<br />
ist Pädagogischer Referent am<br />
L e s e zentrum <strong>Steiermark</strong>, Graz.<br />
E: h.ortner@lesezentrum.at<br />
mag. a heidrun stegmann<br />
ist Leiterin der<br />
Öffentlichen Bibliothek Kraubath.<br />
E: bibliothek.kraubath@utanet.at<br />
alexandra pichler<br />
ist Büroleiterin des<br />
Servicecenters Leseförderung, eingerichtet<br />
in der Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong>, Graz.<br />
E: servicecenter.lesefoerderung@wkstmk.at<br />
anna ph. stocker<br />
ist Leiterin der<br />
Stadtbibliothek Murau.<br />
E: buecherei.murau@aon.at<br />
alexandra polic<br />
ist Mitarbeiterin der<br />
Stadtbücherei Mureck.<br />
E: stadtbuecherei@mureck.steiermark.at<br />
linda ranegger<br />
ist Mitarbeiterin der<br />
Öffentlichen Bibliothek & Spielothek St. Veit/ Vogau.<br />
E: bibliothek.st.veit@aon.at<br />
klara schanes<br />
ist Leiterin der<br />
Öffentlichen Bücherei Sinabelkirchen.<br />
E: buecherei.sinabelkirchen@utanet.at<br />
helmut schlatzer<br />
ist Leiter der Stadtbücherei Kapfenberg und<br />
Co-Leiter von Theater/Baum/Schere, Kapfenberg.<br />
E: theater.baum.schere@gmx.at<br />
gudrun sulzenbacher<br />
ist Autorin und Expertin für Kinder- und Jugendliteratur<br />
und arbeitet <strong>als</strong> freiberufliche fl Mitarbeiterin<br />
am Pädagogischen Institut in Bozen, Südtirol.<br />
E: sulzenbacher@rolmail.net<br />
elisabeth tremml<br />
ist Leiterin der<br />
Öffentlichen Bücherei St. Lorenzen am Wechsel.<br />
E: bibliothek-lorenzen@htb.at<br />
christa zobernig<br />
ist im Referat Jugend, Fachabteilung<br />
Gesellschaft und Diversität,<br />
Abteilung 6 - Bildung und Gesellschaft<br />
im Amt der Steiermärkischen Landesregierung tätig.<br />
E: christa.zobernig@stmk.gv.at
Bildung, Familie und Jugend<br />
LESEZENTRUM STEIERMARK, Campus FH Joanneum, Eggenberger Allee 15a, 8020 Graz<br />
T: +43 / 316 / 685-3570, F: +43 / 316 / 685-35714, E: office@lesezentrum.at, H: www.lesezentrum.at<br />
AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, A 6 - Fachabteilung Gesellschaft und Diversität, Karmeliterplatz 2, 8010 Graz<br />
T: +43 / 316 / 877-3929, E: gesdiv@stmk.gv.at<br />
doppel:punkt 2013:04 / Fachzeitschrift für Bibliotheken in der <strong>Steiermark</strong>