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finden Sie die Ausgbabe als PDF! - Lesezentrum Steiermark

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doppel:p unkt 201 3 : 04<br />

Fachzeitschrift für Bibliotheken in der <strong>Steiermark</strong>


doppel:punkt<br />

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schwerpunkt : was sache ist!<br />

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gefördert durch:<br />

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kochbuch<br />

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2013 : 04<br />

impressum<br />

herausgeber und verleger<br />

<strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong>, Institut für Bibliotheksorganisation, Bibliotheksentwicklung und Lesepädagogik<br />

8020 Graz, Eggenberger Allee 15a, T: 0043/ (0)316/ 68 53 570 E: of<br />

ce@lesezentrum.at H: http://www. lesezentrum.at<br />

Amt der Steiermärkischen Landesregierung, A 6 - Fachabteilung Gesellschaft und Diversität<br />

8010 Graz, Karmeliterplatz 2, T: 0043/ (0)316/ 877-3929 E: gesdiv@stmk.gv.at<br />

redaktion<br />

Mag. a Martina Grötschnig | Dr. Wolfgang Moser | Hannes Ortner<br />

layout und gestaltung | umschlaggestaltung | herstellung<br />

Hannes Ortner | Anita Schöberl | Druckerei Khil<br />

verlags- u. herstellungsort<br />

Graz<br />

offenbarung laut me<strong>die</strong>ngesetz<br />

Me<strong>die</strong>ninhaber: Verein <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong> | Amt der Steiermärkischen Landesregierung, A 6 - Fachabteilung Gesellschaft und Diversität<br />

Richtung: Information und Weiterbildung von BibliothekarInnen in Öffentlichen Bibliotheken, Schul- und Sonderbibliotheken<br />

Die Zeitschrift erscheint viermal jährlich.<br />

Namentlich nicht gezeichnete Beiträge unterliegen der redaktionellen Verantwortung.<br />

Nachdruck von Beiträgen aus <strong>die</strong>sem Heft - auch auszugsweise - nur mit Quellenangaben und Zustimmung der Redaktion.<br />

DVR-Nr.: 4003806


vor : wort<br />

1<br />

liebe bibliothekarInnen!<br />

vorwort<br />

Ein Buch lesen - für mich ist das das Erforschen eines Universums.<br />

Marguerite Duras (1914-1996)<br />

Wie haben <strong>Sie</strong> <strong>als</strong> Kind <strong>die</strong> Welt entdeckt? Bei<br />

Ihrem Beruf oder Ihrem Ehrenamt ist anzunehmen,<br />

dass <strong>Sie</strong> Fakten, Informationen und Wissen<br />

sicherlich auch aus Büchern erfahren haben. Wahrscheinlich<br />

haben auch in Ihrem Gedächtnis <strong>die</strong> Bücher<br />

Ihrer Kindheit Ihre Bilder von der Welt bleibend<br />

geprägt.<br />

Wie für viele andere Menschen, <strong>die</strong> in den Sechzigerjahren<br />

geboren wurden, war für mich Die Welt<br />

von A bis Z des Buchklubgründers Richard Bamberger<br />

das einzig verfügbare Kinderlexikon. Wenn ich heute<br />

ein Exemplar davon in einer Bibliothek entdecke, kann<br />

ich fast nicht widerstehen, eine beliebige Seite aufzuschlagen.<br />

Fast immer sind mir Wendungen und Abbildungen<br />

bis heute vertraut; ich habe das Gefühl, in<br />

<strong>die</strong>sem Buch, das ich schon Hunderte Male durchblättert<br />

habe, eine Wissensheimat gefunden zu haben.<br />

Geht es Ihnen auch so? Und würden <strong>Sie</strong> sich<br />

nicht auch wünschen, dass <strong>Sie</strong> sich an heute gelesene<br />

Bücher ebenso gut erinnern wie an <strong>die</strong> Bücher der<br />

Kindheit?<br />

Renate Grubert aus München hat bei unserer<br />

Herbsttagung im November deutlich gemacht, dass<br />

<strong>die</strong> ersten Bücher, <strong>die</strong> Kinder in Händen halten, fast<br />

immer Sachbücher sind, <strong>die</strong> das Kennenlernen der<br />

Welt fördern. <strong>Sie</strong> hat auch demonstriert, wie ein Sachbuch<br />

seine Zweck erfüllt, das heißt: ob und wie es<br />

wirklich gute Sachinformation liefert. Sollten <strong>Sie</strong> im<br />

November keine Zeit gehabt haben, können <strong>Sie</strong> eine<br />

Kurzfassung ihres Referats im Schwerpunktteil nachlesen.<br />

Gudrun Sulzenbacher aus Südtirol, <strong>die</strong> im April<br />

2014 zu einer Fortbildung nach Graz kommen wird,<br />

zeigt in ihrem Beitrag, wie <strong>Sie</strong> Sachbücher in Ihrer Bibliothek<br />

nützen können. Eine junge südsteirische Bibliothekarin<br />

ist dem Thema Informationsvermittlung<br />

durch und in Bibliotheken in ihrer Projektarbeit im<br />

Rahmen der Ausbildung auf den Grund gegangen.<br />

Wie immer freuen wir uns mit jenen Bibliotheken,<br />

<strong>die</strong> in den letzten Wochen oder Monaten ein rundes<br />

Jubiläum begangen haben. Diese Anlässe sind nicht<br />

nur ein Grund zum Feiern, sondern immer auch Gelegenheit,<br />

eigene Erfolge und Stärken darzustellen und<br />

über allfällige Schwächen nachzudenken.<br />

Der Ausbau der Stärken und <strong>die</strong> Analyse von<br />

Schwächen des steirischen Bibliothekswesens werden<br />

auch Thema in der Entwicklung eines Steirischen Bibliotheksentwicklungsplanes<br />

s sein. Dieser soll ab Anfang<br />

2014 in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen<br />

der Landesregierung entstehen. Mehr dazu erfahren<br />

<strong>Sie</strong> in unserem nächsten doppel:punkt.<br />

Bis dahin wünsche ich Ihnen ein erlesenes s Weihnachts-<br />

fest und einen guten Start ins Jahr 2014!<br />

|wolfgang moser|<br />

Direktor des <strong>Lesezentrum</strong>s <strong>Steiermark</strong><br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Weihnachtsschließzeit <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

Das <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong> ist von Montag, dem<br />

23. Dezember 2013, bis Montag, den 6. Jänner<br />

2014 geschlossen. Wir stehen folglich ab Dienstag,<br />

den 7. Jänner wieder zu Ihrer Verfügung.<br />

Ein schönes Weihnachtsfest<br />

und <strong>die</strong> besten Wünsche für 2014!


doppel:punkt 2013:4<br />

2


kinder und jugend : literatur<br />

3<br />

kjl.handverlesen<br />

ag für kinder- und jugendliteratur<br />

buch des monats<br />

september 2013<br />

oliver jeffers<br />

<strong>die</strong>ser elch gehört mir<br />

W ilfred ist ein Junge mit Prinzipien! Deshalb hat er<br />

für sein Haustier, Elch Marcel, allerhand Regeln<br />

erstellt. Regel Nr. 7: Dahin gehen, wo Wilfred hingehen<br />

will, l ist aber nur eine der vielen Regeln, <strong>die</strong> Marcel<br />

nicht befolgt. Sowieso tut Marcel gerne und oft das,<br />

was er will. Glü cklicherweise (und eher zufällig) rettet<br />

er Wilfred aus einer misslichen Lage - und Wilfred beginnt<br />

<strong>die</strong> Unabhängigkeit seines Elchs zu schätzen.<br />

|verlagstext|<br />

Jeffers, Oliver:<br />

Dieser Elch gehört mir<br />

/ Oliver Jeffers. Aus dem Engl. von Anna Schaub.<br />

- 1. Aufl. - Zürich : NordSüd-Verl., 2013. - [16] Bl. : überw. Ill.<br />

Einheitssacht.: This Moose Belongs to Me <br />

ISBN 978-3-314-10172-4<br />

fest geb. : EUR 15,40<br />

buch des monats<br />

oktober 2013<br />

saskia hula<br />

<strong>die</strong> coolste schule der welt<br />

auch einmal <strong>die</strong> Schule besucht. Seit zwei Wochen<br />

geht auch Oskar, dem es im mit dem österreichischen<br />

Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichneten<br />

Vorgängerband Die beste Bande der Welt so wunder-<br />

bar gelungen ist, ganz unterschiedliche Interessen<br />

unter einen Hut zu bringen, in <strong>die</strong>se heißumstrittene<br />

Bildungsinstitution. Und es ist gar nicht so übel.<br />

Doch <strong>als</strong> sich herausstellt, dass <strong>die</strong> frischgewonnenen<br />

Freunde Jojo, Supermario und Rastamän augenscheinlich<br />

in viel bessere Schulen gehen (Baumhaus!<br />

- Elektronischer Tischtennistisch! - Echte Engländer!),<br />

steigt <strong>die</strong> Unzufriedenheit. Anders <strong>als</strong> in der Realität<br />

der Bildungspolitik wird hier <strong>die</strong> Verantwortung für<br />

Veränderung nicht raunzend an andere Ebenen delegiert,<br />

sondern kurzerhand von den Kindern selbst Initiative<br />

gezeigt. Wie <strong>die</strong> coolste Schule der Welt dann<br />

konkret ausschaut, zeigt Ina Hattenhauer in humorvollen<br />

Details, darunter eine Wäscheleine für Vogelkleidung<br />

und zahlreiche Anleihen an aktuelle Kindermode.<br />

Saskia Hula (der <strong>als</strong> Lehrerin der Lebensraum<br />

Schule mit all seinen coolen und uncoolen Seiten<br />

bestens bekannt sein dürfte ...) gelingt es, mit lakonischem<br />

Witz eine Hommage an <strong>die</strong> Kraft kindlicher<br />

Fantasie und Gestaltungsfähigkeit zu zeichnen - und<br />

dabei gleichermaßen ganz nebenbei den Förderwahn<br />

der Erwachsenen, was eine coole Schule alles leisten<br />

können muss, aufs Korn zu nehmen.<br />

|kathrin wexberg| für 1000 und 1 Buch<br />

Die coolste Schule der Welt<br />

/ [Text:] Saskia Hula. [Illustrationen:] Ina Hattenhauer.<br />

St. Pölten [u.a.] : Residenz-Verl., 2013.<br />

- [17] Bl. : zahlr. Ill. - (Nilpferd in Residenz)<br />

ISBN 978-3-7017-2127-6<br />

fest geb. : EUR 14,90<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Ob Lehrer<strong>die</strong>nstrecht, tägliche Turnstunde oder<br />

Ganztagsschule - <strong>die</strong> Schule ist ein ständiges<br />

Thema öffentlicher Diskussion, und jede/r glaubt, dafür<br />

kompetent zu sein: Schließlich hat man selbst ja<br />

1000 und 1 Bu<br />

Das Magazin für Kinder- und Jugendliteratur<br />

Literatur | Kritik | Theorie | Vermilung<br />

|www.1001bu.at|


4<br />

kinder und jugend : literatur<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

buch des monats<br />

november 2013<br />

charlotte inden<br />

anna und anna<br />

Liebe, Schuld, Krankheit und Tod sind wuchtige<br />

Lebensthemen, doch mit ihrem Debüt, für das sie<br />

<strong>die</strong> Form des Briefromans gewählt hat, umschwebt<br />

Charlotte Inden sie geradezu. Schreiberinnen der<br />

Briefe sind ein Mädchen und eine Frau, <strong>die</strong> zwar<br />

altersmäßig weit auseinanderstehen, aber trotzdem<br />

innig miteinander verbunden sind, wie schon derselbe<br />

Name verdeutlicht: Die eine Anna ist jung und<br />

verliebt in ihren Kindheitsfreund, der leider gerade mit<br />

seiner Mutter nach Amsterdam gezogen ist, weil sein<br />

Vater für eine andere Frau entflammt ist. Die andere<br />

Anna ist alt, Großmutter der jungen Anna und Expertin<br />

auf dem Gebiet, das ihre Enkelin gerade erst betritt:<br />

Als junge Frau hat sie sich in einen anderen Mann<br />

verliebt, obwohl sie bereits mit Annas Großvater verheiratet<br />

war.<br />

Mit bemerkenswerter Kunstfertigkeit verschränkt<br />

Inden zwei Schicksale aus zwei Zeiten zu einer tiefgründigen<br />

Analyse menschlichen (Frau-)Seins. Empfindsamkeit<br />

zeichnet auch <strong>die</strong> Verfasserinnen der<br />

Briefe aus: Beide Annas leiden nachhaltig unter ihrem<br />

Liebeskummer, sind einander einfühlsame Ratgeberinnen<br />

und schaffen sich mit ihrer Parallelexistenz <strong>als</strong><br />

Piratinnen, in der sie den Aufbruch zu neuen Ufern<br />

vorweg fantasieren, ein gemeinsames Universum. Beide<br />

erweisen sich auch <strong>als</strong> Künstlerinnen im Umgang<br />

mit der Sprache, was im Fall der jungen Anna ein wenig<br />

zu Lasten der Glaubwürdigkeit geht: <strong>Sie</strong> ist ganz<br />

schön klug für eine Elfjährige.<br />

Also zu schön, um wahr zu sein? Dieser Vorwurf<br />

trifft allenfalls ein Detail des Romans, denn <strong>die</strong> geschilderten<br />

Konflikte werden in ihren Dimensionen<br />

und Auswirkungen keineswegs verharmlost. Und klar<br />

wird auch, dass zu neuen Ufern nur so lange aufgebrochen<br />

werden kann, wie es <strong>die</strong> Rahmenbedingungen<br />

menschlicher Existenz erlauben. Aber dass man<br />

nicht aufhören sollte, zu träumen und an <strong>die</strong> Erfüllung<br />

<strong>die</strong>ser Träume zu glauben, davon lässt Charlotte<br />

Inden Anna und Anna mit einer Kraft erzählen, <strong>die</strong><br />

dank des altmodischen Bannens auf Papier selbst dem<br />

Tod trotzt.<br />

|christina rademacher| für 1000 und 1 Buch<br />

Inden, Charlotte:<br />

Anna und Anna<br />

/ Charlotte Inden.<br />

- München : Hanser, 2013. - 174 S.<br />

ISBN 978-3-446-24172-5<br />

fest geb. : EUR 13,30


kinder und jugend : literatur<br />

5<br />

buch des monats<br />

november 2013<br />

georg kohler<br />

jakob das krokodil<br />

Diese tatsächlich unglaubliche, aber in ihrem Kern<br />

wahre Lebensgeschichte eines Brillenkaimans<br />

beginnt erzählerisch geschickt bereits auf dem Vorsatzpapier:<br />

Wir sehen einen Jazz-Musiker nach Hause<br />

kommen, nach einer Konzertreise in Übersee, wie wir<br />

<strong>als</strong>bald im Text erfahren werden. Mit im Gepäck hat<br />

er einen großen Koffer, einen noch größeren Kontrabass<br />

und eine kleine Schachtel, aus der - Es ist dunkel,<br />

es ist eng – auf der ersten, noch in Graublautönen<br />

gehaltenen Text-Bild-Doppelseite ein kleines Krokodil<br />

schlüpft. Nach <strong>die</strong>ser gleichsam zweiten Geburt<br />

wird es 42 Jahre lang in einer Vierzimmerwohnung<br />

mit vierköpfiger Familie leben, wird ruhig dösend auf<br />

Sofas und in Betten liegen, wird sich auswachsen<br />

und, <strong>die</strong> Kinder sind da bereits aus dem Haus, ins<br />

nun freie Kinderzimmer übersiedeln. Mit eigenem<br />

Bassin, Panzerglastür und modellierter Tropenwaldlandschaft.<br />

Ein neues Para<strong>die</strong>s, für das es von den anderen<br />

tierischen Mitbewohnern (Vogelspinne, Schlange,<br />

Wasseragame, Gecko ...) beneidet wird und in dem<br />

der empfindsame Kaiman namens Jakob ein allem<br />

Anschein nach ruhiges und glückliches Leben verbringt:<br />

Er frisst, empfängt Besuch, schläft, hört Musik,<br />

ist zufrieden und wächst nur noch sehr langsam.<br />

Ein <strong>als</strong>o doch ganz gewöhnliches Leben? Dargeboten<br />

jedenfalls in einem außergewöhnlichen Buch.<br />

Eine Mischung aus animalischer Biografie und erzäh-<br />

lendem Sachbilderbuch (inkl. faktenreichem Krokodil-<br />

Alphabet), von Claudia de Weck in klarer, aufs Wesent-<br />

liche und Pointierte konzentrierter Bildsprache festgehalten<br />

- in teils großen, leuchtendbunten Momentaufnahmen<br />

des Alltags und kleineren comichaften<br />

Episoden in sich zurücknehmendem Grau. Ein Buch,<br />

das so leicht daherkommt und weit über <strong>die</strong> üblichen,<br />

lieblichen Haustiergeschichten hinausgeht. Ein<br />

kluges, inhaltlich vor politischen Unkorrektheiten in Sachen<br />

richtiger r Lebensführung nur so strotzendes Buch,<br />

das viele Fragen aufwirft, <strong>die</strong> der Autor und Philosoph<br />

Georg Kohler in einem knappen, erläuternden<br />

Nachwort noch einmal aufgreift: Was unterscheidet<br />

Haustiere von anderen Tieren? Sind wilde Tiere böse?<br />

Was für eigenartige Tiere sind wir selber, wir Menschen?<br />

|klaus nowak| für 1000 und 1 Buch<br />

Jakob, das Krokodil<br />

: eine wahre Geschichte<br />

/ Georg Kohler. Claudia de Weck.<br />

- Zürich : Atlantis-Verl., 2013. - 40 S. :<br />

ISBN 978-3-7152-0664-6<br />

fest geb. : EUR 15,40<br />

doppel:punkt 2013:4


6<br />

kinder und jugend : literatur<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

kröte des monats<br />

<strong>die</strong> besondere empfehlung der stube<br />

kröte der monate<br />

oktober 2013<br />

dirk steinhöfel<br />

<strong>die</strong> kinder im wind<br />

- A - G - N - E - R. Die Buchstaben sind in<br />

W kleine Holzwürfel geprägt, <strong>die</strong> auf eine Schnur<br />

aufgezogen und rund um das Ziffernblatt einer Uhr<br />

arrangiert werden; auf <strong>die</strong>sem Ziffernblatt thront wie<br />

auf einer Art Podest ein Kinderwagen im Stil der<br />

1950er-Jahre. Die Namensgebung <strong>als</strong> zentrales Moment<br />

der Identität wird damit scheinbar an den Beginn<br />

von Lebenszeit gebunden. Scheinbar. Denn <strong>die</strong><br />

Vorgeschichte hat gezeigt, dass Wagner <strong>die</strong> höchst-<br />

möglich unpersönliche Namensvariante für ein Kind<br />

ist, an dem niemand Interesse zeigt.<br />

Mit dem Umblättern entpuppt Wagner sich auch<br />

folgerichtig <strong>als</strong> gebrochene Identität: Der schicke<br />

Kinderwagen ist einem schlichten Holzleiterwagerl gewichen,<br />

<strong>die</strong> Namenskette ist zerrissen, einzelne Holzwürfel<br />

sind durch Steine mit provisorisch aufgemalten<br />

Buchstaben ersetzt worden, <strong>die</strong> dem Namen entsprechende<br />

Buchstabenchronologie ist durcheinandergeraten.<br />

Das anachronistische Verhältnis zwischen<br />

Wagners Geburtsjahr und Styling des Kinderwagens<br />

verweist auf ein Hin und Her zwischen den Zeiten,<br />

eine Form der Gleichzeitigkeit, <strong>die</strong> Dirk Steinhöfels<br />

artifiziellen Bild-Roman prägt. Handlungsebenen wer-<br />

den ebenso durchbrochen wie Bildseiten; verbindende<br />

Schnüre lösen sich, Baumgabeln durchstoßen <strong>die</strong><br />

Seiten, das Meer des Vergessens schwappt über Wagner<br />

zusammen.<br />

Das Moment der Befriedung wird an puppenhafte<br />

Gestalten gebunden, <strong>die</strong> Wagner mit sich nehmen. In<br />

lichtdurchfluteter Naturlandschaft, in der feingliedri-<br />

ges Herbstlaub den Weg weist, trifft Wagner auf das<br />

Sinnbild der Zeitreise: einen Zug. Dessen immer noch<br />

rauchende Lokomotive scheint ebenso gestrandet wie<br />

jene Gestalten, <strong>die</strong> sich in deren Innerem eingerichtet<br />

haben.<br />

Es sind märchenhafte Szenarien, <strong>die</strong> Dirk Steinhöfel<br />

in <strong>die</strong> schäbigen Zugabteile einschreibt, befriedete<br />

ebenso wie geheimnisvolle Momente, wenn sich<br />

Däumlinge an Schwäne schmiegen und Hexenkinder<br />

rote Farbakzente setzen. Die Gesichter all <strong>die</strong>ser Kinder<br />

sind abgewandt - erst nach und nach wenden sie<br />

sich Wagner - und damit den BetrachterInnen - zu und<br />

enthüllen ihre jeweiligen Lebensgeschichten. Es sind<br />

beschädigte Biografien wie jene von Wagner selbst,<br />

Biografien, <strong>die</strong> geprägt sind von Vereinzelung: Biogra-<br />

fien, in denen Erwachsene nur dann auftauchen, wenn<br />

den Kindern Gewalt angetan wird.<br />

Als künstlerisches Gestaltungsmoment nutzt Dirk<br />

Steinhöfel ein Medium, das <strong>als</strong> Inbegriff biografischer<br />

Annäherung zuletzt auch verstärkt im Umfeld der Kinder-<br />

und Jugendliteratur aufgetaucht ist: das Album.<br />

Seinem Wesen nach ist es eine Sammlung einzelner<br />

Bilder oder Fotografien, deren Zusammenhang erst<br />

durch Hintergrundkenntnis, Bildunterschriften, mündliche<br />

Erzählungen hergestellt werden kann. Das dem<br />

Comic innewohnende Moment der Induktion, <strong>die</strong> das<br />

Erkennen des Ganzen meint, obwohl nur Teile davon<br />

wahrgenommen werden können, wird hier auf <strong>die</strong><br />

Spitze getrieben. Die Bilder seiner Alben lässt Dirk<br />

Steinhöfel daher zu Bildsequenzen anwachsen, <strong>die</strong><br />

sehr kursorisch und sehr ausschnitthaft in <strong>die</strong> Lebensgeschichten<br />

der Kinder aus dem Zug hineinführen.<br />

Und das wortwörtlich: Die Möglichkeit, tiefer in<br />

den (Erinnerungs-)Raum des Zuges vorzudringen, führt<br />

der Künstler mit dem Versuch zusammen, seinen Alben<br />

mit den Mitteln der Zweidimensionalität stets Dreidimensionalität<br />

zu verschaffen. Jeder Lebensgeschichte<br />

wird dabei ein eigenes Foto-Design zugeordnet, vom<br />

schweren Pappbild bis zum Polaroid; <strong>die</strong>se Fotos werden<br />

in Alben genietet oder mit Hilfe der guten, alten<br />

Fotoecken auf Kartonseiten geklebt, <strong>die</strong> sich zum Sujet<br />

der jeweiligen Geschichte wandeln, zu Holzverschlä-


kinder und jugend : literatur<br />

7<br />

gen und Steinmauern werden, durch <strong>die</strong> sich an der<br />

Stelle der Bindfäden alter Ringmappen Stacheldraht<br />

zieht. Eine expressive Fülle an Requisiten reichert <strong>die</strong><br />

Seiten der Alben zusätzlich an, verweist durch Alltagsgegenstände<br />

auf <strong>die</strong> jeweilige Zeitebene, setzt durch<br />

Naturmetaphern Assoziationen frei. Auch <strong>die</strong> Gestaltung<br />

der Bilder selbst entspricht <strong>die</strong>sem Gestus der<br />

Dreidimensionalität, wenn Dirk Steinhöfel Körper in<br />

all ihrer Haptik kreiert und sie computerunterstützt<br />

ins fotorealistische Szenario setzt.<br />

In den an Düsternis kaum zu übertreffenden Binnenerzählungen<br />

werden Märchenmotive mit dem<br />

Alltagsrealismus der Un-Orte unserer Gesellschaft und<br />

Geschichte zusammengeführt, wenn zum Beispiel ein<br />

Geschwisterpaar im Betonwald der Großstadt ums<br />

Überleben kämpfen muss, indem es sich eine Bro(t)-<br />

samenspur aus Pfennigen zusammenschnorrt - letztlich<br />

aber doch im Räucherofen der Opiumpfeife verelendet.<br />

Wie stets am Übergang von Leben und Tod<br />

der in mehrfacher Hinsicht vorgeführten Kinder treten<br />

auch hier <strong>die</strong> Puppenfiguren auf und geleiten sie in<br />

eine liminale Welt. Kleine weiße Frühlingsblüten stoßen<br />

dann durch den Karton der Alben, <strong>die</strong> sich im<br />

Zug angesammelt haben und in <strong>die</strong> Wagner <strong>die</strong> Bilder<br />

der anderen Kinder ebenso einordnet wie sein eigenes.<br />

Sein hölzernes Leben wandelt sich in eine utopierte<br />

Kinder-Welt der Freiheit. Die Blaue Fee e der<br />

Holzpuppe(n) wird hier zur Tochter eines Puppenspielers<br />

gemacht. Ihre Geschichte rahmt jene der Kinder<br />

ein; sie wird zur Erlöserfigur, <strong>die</strong> den aus der Zeit ge-<br />

fallenen, spinnenverhangenen Zug entdeckt und zu<br />

einem befriedeten Jenseits-Ort t macht.<br />

Dirk Steinhöfel, der bereits mit Die Wolke an der<br />

Schnittstelle von Illustration und Graphic Novel gearbeitet<br />

hat, legt mit Die Kinder im Wind ein Gewalt-<br />

werk im wahrsten Sinn vor. In der Gesamtheit seiner<br />

Zeichensetzungen kaum erfassbar, schafft es dennoch<br />

außerordentlich intensive Eindrücke davon, wie sehr<br />

Kindheit sich von jener Bilderbuch-Welt unterscheiden<br />

kann, <strong>die</strong> ihr im Fiktionalen so gerne zugeordnet<br />

wird. Im literaturwissenschaftlichen Kontext hat Ernst<br />

Seibert den Begriff des Kindheitsromans s geprägt - ei-<br />

nes Romans, der sich nicht an Kinder richtet, sondern<br />

sich dem zeitgeschichtlichen Erleben aus kindlicher<br />

Perspektive annähert. In <strong>die</strong>se Tradition reiht sich Dirk<br />

Steinhöfel mit seinem Bild-Roman ein. Er irritiert. Er<br />

fordert heraus. Er fasziniert mit seiner Bildgewalt<br />

ebenso wie mit seinem Einblick in <strong>die</strong> Verbildlichungen<br />

kindlicher Psyche. Ein zweiter Blick, wie er der<br />

Definition der<br />

Kröte des Monats zu Grunde liegt, wird<br />

da nicht genügen. Doch mit jedem weiteren lohnenden<br />

Blick eröffnet sich eine neue metaphorische Ebene,<br />

eine neue Assoziations- und Interpretationsmöglichkeit.<br />

|heidi lexe|<br />

Steinhöfel, Dirk:<br />

Die Kinder im Wind<br />

/ Steinhöfel Dirk.<br />

- Stuttgart [u.a.] : Thienemann, 2013.<br />

- [224] S. : überw. Ill.<br />

ISBN 978-3-522-20190-2<br />

fest geb. : EUR 41,10<br />

Als Gestalterin zahlreicher humorvoll-kantiger Kinderbuch-Illustrationen<br />

(z. B. zu Büchern von Kirsten Boie)<br />

ist <strong>die</strong> Hamburger Illustratorin seit vielen Jahren breit<br />

bekannt. Nun jedoch lässt Regina Kehn sich auf ein<br />

ganz außergewöhnliches Buch-Projekt ein: auf <strong>die</strong> bildliche<br />

Transformation weltliterarischer Miniaturen. Von<br />

Daniil Charms bis Friederike Mayröcker, von Theodor<br />

Storm bis Rose Ausländer wählt sie sich Lyrik und Kürzestprosa<br />

und patchworkt ihre eigenen künstlerischen<br />

Wahrnehmungen <strong>die</strong>ser Texte zu einem literarischen<br />

Kaleidoskop. Mit jedem Drehen der Linse erprobt sie<br />

dabei ein ganz neuen Stil, wobei sie sich <strong>die</strong> Texte<br />

wortwörtlich aneignet und mit Pinsel oder Bleistift über<br />

<strong>die</strong> Seiten breitet, sie druckt oder stempelt, großzügig<br />

aquarelliert, verschoben oder exakt ausgerichtet,<br />

in Sprachblasen eines Comic oder verschwindend hell.<br />

Ach, sagte <strong>die</strong> Maus (in Franz Kafkas kleiner Fabel),<br />

<strong>die</strong> Welt wird enger mit jedem Tag. Mag sein. Regina<br />

Kehns künstlerische Welt hingegen weitet sich zu einer<br />

Form der wortwörtlichen künstlerisch-experimenkröte<br />

der monate<br />

november 2013<br />

regina kehn<br />

das literarische<br />

kaleidoskop<br />

doppel:punkt 2013:4


8<br />

kinder und jugend : literatur<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

tellen Auseinandersetzung mit Texten, <strong>die</strong> herrlich<br />

frischen Wind in <strong>die</strong> Welt ebenso wie in <strong>die</strong> Jugendliteratur<br />

bringt und LeserInnen auf ganz neue Weise<br />

herausfordert.<br />

Im Sinne eines Kaleidoskops haben <strong>die</strong> MitarbeiterInnen<br />

der STUBE ihr je liebstes Stück des Buches einer<br />

genaueren Betrachtung unterzogen:<br />

Die Platzierung des Gedichts von Georg Heym<br />

entbehrt nicht einer gewissen Tragik: Es folgt auf<br />

Christian Morgensterns Der Seufzer und erinnert an<br />

den Tod des dam<strong>als</strong> erst 25-jährigen Dichters im Jänner<br />

1912, der beim Schlittschuhlaufen auf der Havel<br />

ertrank. Die verdichtete Kraft eines so kurzen Lebens<br />

zeigt sich folgerichtig auch im von Regina Kehn ausgewählten<br />

Gedicht des Expressionisten. Dem suggestiven<br />

Rhythmus von Die gefangenen Tiere geht <strong>die</strong><br />

Illustratorin in der Aufeinanderfolge der Bilder nach,<br />

wobei Dunkelheit, Gebrüll und Schrecken sich auch<br />

illustratorisch immer deutlicher verdichten. Einer Höhlenzeichnung<br />

gleich taucht auf der ersten Doppelseite<br />

das mit schweren Fellen behangene Tier mit<br />

den riesigen Hörnern auf - wobei der Text in dunklem<br />

Rot über <strong>die</strong> bedrückend schlammig wirkende<br />

Szenerie drübergestempelt wird. Die Unregelmäßigkeit<br />

der Buchstabenanordnung nimmt <strong>die</strong> drohende<br />

Auflösung bereits vorweg, wenn sich im Folgenden<br />

auch das Bild vor Gitterstäben aufzulösen scheint und<br />

letztlich durch eine Übermalung mit handschriftlichen<br />

Schrift-Versuchen ganz in den Hintergrund tritt. Das<br />

Gebrüll wird aus dem Schatten heraus spürbar - und<br />

hallt auch dann nach, wenn es heißt: Es erstirbt und<br />

wird still. - Entsetzen und riesiger Schrecken bleiben präsent,<br />

wenn im letzten Doppelbild geisterhaft Reiher<br />

auftauchen. Als weiße Kreidezeichnungen auf gleichbleibend<br />

indifferent-bedrohlichen Hintergrund personifizieren<br />

sie förmlich das Weinen im Sturm von dem<br />

Georg Heym spricht. Indem Bild und Schrift sich in<br />

Regina Kehns bildlicher Aneignung des Gedichtes so<br />

gespenstisch überlagern, entsteht im Zusammenspiel<br />

von Bild- und Textwirkung auch eine Überlagerung<br />

des Schreckens und des Begreifens. Die Klarheit über<br />

den Todeskampf, der hier inszeniert wird, wird ganz<br />

auf <strong>die</strong> BetrachterInnen zurückgeworfen, <strong>die</strong> wie <strong>die</strong><br />

Reiher stehen im Sturme allein. Tief betroffen und fasziniert<br />

gleichermaßen.<br />

|heidi lexe|<br />

In der (Kinder-)Literatur sind Fische und Wasser ja<br />

eher positiv besetzte Motive - umso überraschender<br />

ist es, wie sich das lyrische Ich in Günter Eichs spätem<br />

Gedicht Wo ich wohne von dem paradoxerweise am<br />

Fenster vorbeiziehenden Heringsschwarm, viel mehr<br />

aber noch von den um Feuer für ihren schlechten<br />

Tabak bittenden Matrosen unterschiedlicher Ränge<br />

genervt zeigt. Die Leitfarbe von Regina Kehns visueller<br />

Interpretation <strong>die</strong>ses kurzen, sehr skurrilen Textes<br />

ist, wie könnte es anders sein, ein wässriges Blau, in<br />

das knallrote bzw. lachsrosa Akzente gesetzt werden<br />

- ein rotweißrot-gestreifter Sessel (eine Anspielung<br />

an Eichs österreichische Ehefrau Ilse Aichinger?), ein<br />

Traktor, mit dem der erboste Kampf gegen <strong>die</strong> Fische<br />

aufgenommen wird und schließlich eine Zeitungsseite<br />

mit Marktforschungsdaten, von der das Ich aufschaut.<br />

Eichs Schlusssatz Ich will ausziehen wird von<br />

Kehn energisch unterstrichen: So wird ein letztes Mal<br />

deutlich, dass Fische und Wasser hier nicht <strong>als</strong> Sinnbild<br />

von Fernweh und Sehnsucht, sondern <strong>als</strong> Ausdruck<br />

von Überdruß und Unzufriedenheit stehen. Eine<br />

Stimmung, <strong>die</strong> auch vor den Fischen selbst nicht<br />

Halt macht, <strong>die</strong> mitten im Wasser ihren schlechten<br />

Tabak rauchend auch nicht gerade glücklich dreinschauen<br />

...<br />

|kathrin wexberg|<br />

Regina Kehn beweist auch in der Illustration des deutschen<br />

Kindergedichtes Der Garten des Herrn Ming von<br />

James Krüss einmal mehr ihre malerische Flexibilität.<br />

Getreu dem Zeichenstil der chinesischen Kunst rücken<br />

Atmosphäre und Wesen in den Vordergrund der Bilder;<br />

Realismus und Perspektive müssen in den rot geränderten,<br />

monochromen Illustrationen zurückstehen.<br />

Bewegungslinien z. B. im Teich und viel Mimik und<br />

Gestik sowohl bei Mensch <strong>als</strong> auch Fauna und Flora<br />

beleben <strong>die</strong> Kinderreime. Tuscheartige Embleme und<br />

dem westeuropäischen Auge bekannte Elemente wie<br />

z. B. Maneki-neko (<strong>die</strong> winkende Katze), ein Kranich<br />

oder <strong>die</strong> Kirschblüte sorgen für eine schnelle stilistische<br />

Bildzuordnung. Und dem <strong>als</strong> ewig und unbefriedigend<br />

beschriebenen Kreislauf der Liebe bereitet<br />

Kehn - ganz im Stile chinesischer Kalenderblätter - auf<br />

der Bildebene kontrapunktisch augenzwinkernd und<br />

in Gestalt zweier sich küssender Würmer ein schönes<br />

Ende ...<br />

|elisabeth von leon|


kinder und jugend : literatur<br />

9<br />

Erzählungen, Alkohol und Zensur scheinen in Russlands<br />

Geschichte eng miteinander verbunden zu sein.<br />

Im Jahr 2012 wurde <strong>die</strong> sowjetische Trickfilmserie<br />

Nu,<br />

pogodi! (deutscher Titel: Hase und Wolf, ins Deutsche<br />

übersetzt Na warte!) mit der Kennzeichnung Jugendgefährdender<br />

Inhalt versehen, da der Antagonist des<br />

Hasen ein kettenrauchender und dem Alkohol nicht<br />

abgeneigter Wolf laut staatlicher Me<strong>die</strong>naufsicht (nach<br />

43 Jahren Sendezeit) doch besser ins Nachtprogramm<br />

passe. In der Kurzgeschichte Fuchs und Hase von<br />

Daniil Charms stellt Regina Kehn allerdings den Hasen<br />

in <strong>die</strong> Motivtradition der hochprozentigen Figurenzeichnung.<br />

Nachdem er von seiner Verlobten verlassen<br />

wird, heißt es: Graublum (Nachname des Hasen),<br />

über Stein und Stoppeln, sieht man flugs zum Fuchsbau<br />

hoppeln. Auf der Bildebene wird der Hase in zwei Panels<br />

- Regina Kehn illustriert in Comicform und vielfärbig<br />

- mit insgesamt sieben Flaschen dunklem Destillat<br />

ins Bild gesetzt. Die Erzählung bzw. das Märchen, da<br />

mit Es waren einmal 2 Freunde ... beginnend, war <strong>die</strong><br />

letzte Publikation des russischen Autors (1905-1942),<br />

da seitens der sowjetischen Rechtsmedizin konstatiert<br />

wurde: Charms gibt absonderliche Vorstellungen von<br />

sich. Als abstrus empfindet es auch der Fuchs, <strong>als</strong> der<br />

befreundete Hase nächtens betrunken eingelassen<br />

werden möchte und quittiert <strong>die</strong>s mit: Weisst du nicht<br />

wie spät es ist? Geh nach Hause, Terrorist!<br />

Das inszenierte Hin und Her zwischen Fuchs und<br />

Hasen, Ausgrenzung und Eingrenzung, Innen- und<br />

Außenräumen, Handlungsbeschreibung und direkter<br />

Rede unterscheidet <strong>die</strong>se Erzählung im literarischen<br />

Kaleidoskop Regina Kehns von den anderen Texten<br />

(meist Lyrik), <strong>die</strong> in ihrer Erzählweise Text und Bild betreffend<br />

wesentlich offener realisiert werden. Schließlich<br />

bilden das erste und das letzte Bild den Rahmen<br />

der prekären Freundschaftsgeschichte. Während zu<br />

Beginn <strong>die</strong> Häuser der Figuren mit ihren Namen überschrieben<br />

werden, stehen am Ende je eine dunkle<br />

Wolke über den Dächern und der Satz: Dicke Freunde<br />

warn <strong>die</strong> beiden! Konnten sich nun nicht mehr leiden.<br />

|peter rinnerthaler|<br />

Möwe, Und Dämm´rung bricht herein, Über <strong>die</strong> feuchten<br />

Watten Spiegelt der Abendschein. Storms Biografie und<br />

entsprechende Textsignale lassen eine Deutung des<br />

Schauplatzes <strong>als</strong> deutsche Nordseeküste zu und <strong>die</strong><br />

Inseln, <strong>die</strong> im Nebel auf dem Meer liegen, verweisen<br />

wohl auf <strong>die</strong> Haligen, <strong>die</strong> Storms Heimatstadt Husum<br />

vorgelagert sind. Regina Kehn - selbst Norddeutsche<br />

aus Hamburg - radikalisiert <strong>die</strong> Stimmung noch: Der<br />

Abendschein ist auf ein Fünkchen Gelb im Grau reduziert,<br />

zarte hellblaue und weiße Striche verschwinden<br />

zunehmend in der graubraun aquarellierten Ebbe.<br />

Die Zeitlosigkeit von Storms Naturbetrachtung bricht<br />

Regina Kehn, indem sie in <strong>die</strong> zurückgenommene<br />

Landschaftsdarstellung <strong>die</strong> für den Nordseestrand so<br />

typischen weißen Windräder stellt. Ein figuraler Akzent,<br />

dem sich <strong>die</strong> Bilder, ebenso wie allen Konturen aber<br />

zunehmend verweigern. Der Text ist mit wässriger<br />

Tusche und geschwungener Schrift in <strong>die</strong> halbnasse<br />

Farbe gepinselt und mit jeder Verszeile und jedem<br />

Umblättern wird auch <strong>die</strong> Küstenlinie blasser. Mit dem<br />

Verschwinden visueller Impulse hinein in ein wässriges<br />

Nichts greifen <strong>die</strong> Illustrationen <strong>die</strong> Verschiebungen<br />

des Textes auf: Vom Sehen, zum Hören, zum Ahnen<br />

des Meeresstrands. Noch einmal schauert leise Und<br />

schweigt dann der Wind; vernehmlich werden <strong>die</strong> Stimmen,<br />

Die über der Tiefe sind.<br />

|christina ulm|<br />

Das literarische Kaleidoskop<br />

/ ausgesucht und aufgezeichnet von Regina Kehn.<br />

- Frankfurt a. M. : Fischer KJB, 2013.<br />

- 219 S. : überw. Ill.<br />

- (Die Bücher mit dem blauen Band)<br />

ISBN 978-3-596-85618-3<br />

fest geb. : EUR 17,50<br />

kröte der monate<br />

dezember 2013<br />

linda wolfsgruber<br />

arche<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Oberflächlichen Konnotationen zum<br />

Meeresstrand er-<br />

teilt schon <strong>die</strong> textliche Vorlage von Theodor Storm<br />

eine Absage: Keinen lichtüberfluteten Sandstrand skiz-<br />

ziert er mit wenigen Versen, sondern den gärenden<br />

Schlamm des Wattenmeers: An´s Haff nun fliegt <strong>die</strong><br />

In einer Rezension war kürzlich zu lesen, wie herrlich<br />

es nicht sei, dass endlich ein Arche Noah-Buch erschienen<br />

ist, in dem Gott nicht vorkommt. Reicht, so


10<br />

kinder und jugend : literatur<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

fragt man sich, <strong>die</strong> Skepsis gegenüber konfessionellen<br />

Positionen und institutionalisierter Glaubenslehre so<br />

weit, dass bereits Fragen nach der Beziehung zwischen<br />

Gott und Mensch katechetisch begriffen werden? Gehören<br />

nicht gerade biblische Erzählungen zum kulturellen<br />

Grundbestand jeder Gesellschaft; zeichnen sich<br />

in ihnen nicht zentrale menschheitsgeschichtliche<br />

Fragestellungen ab? Und ist Gott im Diskurs <strong>die</strong>ser<br />

Fragestellungen hinderlich?<br />

Gerade <strong>die</strong> Geschichte von der großen Flut taucht<br />

in all jenen Mythen und Epen auf, <strong>die</strong> einer auf Sprache<br />

basierenden, kulturgeschichtlichen Entwicklung zu<br />

Grunde liegen. <strong>Sie</strong> erzählt von einem Neubeginn der<br />

Welt, <strong>die</strong> einst aus dem Chaos erschaffen wurde. Aus<br />

jüdischer und christlicher Sicht ist daraus der Garten<br />

Eden entstanden, in dem <strong>die</strong> Menschen Gott gleich<br />

leben durften. Das Moment der Erkenntnis führte erstm<strong>als</strong><br />

zum Bruch <strong>die</strong>ser Beziehung zwischen Mensch<br />

und Gott und zur Vertreibung aus dem Para<strong>die</strong>s.<br />

In Genesis 6 (Noah und <strong>die</strong> Sintflut) wird <strong>die</strong> Bosheit<br />

der Menschen noch einmal ins Chaos rückgeführt,<br />

aus dem ein neuer Bund mit Gott entsteht. Und<br />

so wurden alle gerettet!, heißt es auch folgerichtig im<br />

fast textlosen Bilderbuch von Linda Wolfsgruber, in<br />

dem <strong>die</strong> biblische Geschichte nicht nacherzählt oder<br />

neu erzählt wird, sondern mit den künstlerischen<br />

Mitteln der Reduktion auf deren zentrale Motive verwiesen<br />

wird.<br />

Es begann zu regnen … Dieserart setzt Linda Wolfsgruber<br />

ein und impliziert in dem beginnenden Losrennen<br />

der Tiere <strong>die</strong> biblische Vorgeschichte. Denn<br />

hier stellen sich <strong>die</strong> Tierchen nicht in hübschen Zweierreihen<br />

an, sondern visualisieren eben jenes Chaos, aus<br />

dem <strong>die</strong> Schöpfung neu geboren wird: Wilder Strich<br />

und Farbgebung vermischen sich, der Raum wird aufgehoben,<br />

wenn Getier aller Art in eine Richtung zu<br />

drängen beginnt. In pastellener Farbintensität werden<br />

in den Monotypien <strong>die</strong> Figuren übereinandergeschoben;<br />

<strong>die</strong> einen erscheinen wie <strong>die</strong> Schatten der anderen,<br />

manche in ihrer Zweisamkeit erkennbar, manche<br />

schon über <strong>die</strong> Wegstrecke hin getrennt. Als einziges<br />

Ordnungssystem erscheint <strong>die</strong> Benennung der Tiere<br />

- doch auch sie fügt sich <strong>als</strong> Bildelement so sehr an<br />

<strong>die</strong> Figuren, <strong>als</strong> würde rasch noch festgehalten, wer<br />

aller den Rettungsversuch unternimmt. Eine an Herbarien<br />

gemahnende Ordnung ist längst obsolet, wenn<br />

Säugetiere, Vögel und Fische ineinander überzugehehen<br />

scheinen, nur noch Köpfe oder Flossen aus dem<br />

Versuch herausragen, das dynamische Geschehen in<br />

raschen Buntstift-Skizzen festzuhalten. Gespielt wird<br />

trotz Doppelseitenkonzept mit der Form des Leporellos:<br />

Immer neue Seiten werden aufgefaltet, gehen<br />

nur durch den Seitenschnitt, nicht aber durch illustratorische<br />

Begrenzungen ineinander über, <strong>als</strong> <strong>die</strong> endzeitliche<br />

Fliehkraft <strong>die</strong> Tiere in Richtung der Arche<br />

treibt.<br />

Als <strong>die</strong> Arche erreicht ist, hat <strong>die</strong> Welt sich in wässrig-dunklem<br />

Blau und Grün eingefärbt und hoffnungsvolle<br />

Blicke werden zum Schiff, aber auch aus dem<br />

Bild heraus geworfen. Die nachhaltig durcheinandergeratenen<br />

Größenverhältnisse explizieren an <strong>die</strong>sem<br />

Punkt <strong>die</strong> sinnbildliche Kraft der Arche im Sinne einer<br />

biblischen Erzählung, <strong>die</strong> nicht historische Realität<br />

abbildet, sondern aus ihrem Symbolgehalt heraus zu<br />

deuten ist: In der Arche <strong>finden</strong> jene Platz, <strong>die</strong> an Gott<br />

glauben, <strong>die</strong> seinem Schöpfungswillen verbunden<br />

sind, ihn repräsentieren. Dieser feste Glaube zeigt sich<br />

in der Festigkeit der Arche, <strong>die</strong> hier nicht auf Wellen<br />

hochgehoben und durch <strong>die</strong> Stürme der Sintflut geschleudert<br />

wird. Vielmehr ist sie <strong>die</strong> Konstante in einer<br />

Welt des Untergangs - bis zu jenem wunderbaren, in<br />

nächtliches Schwarz und Blau getauchten Bild, in dem<br />

das Aufgehen der Sterne parallel geführt wird zu den<br />

sich hoffnungsvoll öffnenden Augen der Tiere.<br />

Der Bilderzählung wird <strong>die</strong> biblische Geschichte<br />

am Ende des Buches zur Seite gestellt - erzählt von<br />

Linda Wolfsgruber in ihren eigenen Worten. Hier werden<br />

der Bund mit Gott und dessen Symbol, der Regenbogen,<br />

benannt. In der Bilderzählung selbst verdichtet<br />

sich <strong>die</strong>ser Bund in den wenigen Worten ... und sie alle<br />

waren gerettet. Indem Noah <strong>als</strong> Figur ausgespart wird,<br />

wird mit <strong>die</strong>sem Moment der Rettung umso deutlicher<br />

auf Gott selbst verwiesen: Noah wird <strong>als</strong> Symbolfigur<br />

ausgespart, das Moment der Rettung (der Bund) auf<br />

alle Lebewesen übertragen, deren Blick in eine neue,<br />

aus dem Chaos geborene Zukunft fällt.<br />

|heidi lexe|<br />

Wolfsgruber, Linda:<br />

Arche<br />

/ Linda Wolfsgruber.<br />

- Wien : Wiener Dom-Verl., 2013.<br />

- [13] Bl.. : überw. Ill.<br />

ISBN 978-3-85351-261-6<br />

fest geb. : EUR 14,90


kinder und jugend : literaturpreis<br />

11<br />

kinder- und jugendliteraturpreis ...<br />

... des landes steiermark 2014 : ausschreibung<br />

Das Land <strong>Steiermark</strong> vergibt alle zwei Jahre den<br />

höchstdotierten Preis für nichtveröffentlichte<br />

Manuskripte im deutschsprachigen Raum für Kinderund<br />

Jugendliteratur. Namhafte PreisträgerInnen können<br />

hier erwähnt werden, so war Gabi Kreslehner<br />

zweimalige Gewinnerin <strong>die</strong>ses mit EUR 7.350,- dotierten<br />

Hauptpreises. Auch <strong>die</strong> leider sehr früh verstorbene<br />

Adelheid Dahiméne zählt ebenso zu den Gewinnerinnen<br />

wie Helga Bansch. Linda Wolfsgruber oder auch<br />

Stefanie Harjes konnten in der Kategorie Sonderpreis<br />

mit ihren Werken <strong>die</strong> Jury am meisten beeindrucken.<br />

Neben dem Hauptpreis wird ein Sonderpreis im Wert<br />

von EUR 3.650,- vergeben, der unter einem eigenen<br />

Thema steht.<br />

Die Vergabe erfolgt an AutorInnen für Spitzenleistungen<br />

auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur,<br />

wodurch <strong>die</strong>ser Literaturgattung <strong>die</strong> volle literarische<br />

Gleichberechtigung im Sinne ihrer Qualität<br />

und Bedeutung verschafft werden soll. Einsendeschluss<br />

für den Kinder- und Jugendliteraturpreis des<br />

Landes <strong>Steiermark</strong> 2014 ist der 28. März 2014.<br />

Die Einreichungen für den Hauptpreis sind nicht<br />

veröffentlichte deutschsprachige Manuskripte, <strong>die</strong><br />

den Charakter und den Umfang eines Buches haben<br />

(unbedingt: 12 Punkt Schriftgröße und Abstand 1,5-<br />

zeilig). Es gibt keine Altersbeschränkung für AutorInnen.<br />

Jede/r, <strong>die</strong>/ der glaubt, ein gutes Manuskript für<br />

ein Kinder- und Jugendbuch geschriebenen zu haben,<br />

ist berechtigt, unter den genannten Bedingungen ihr/<br />

sein Manuskript einzureichen. Beizulegen ist außerdem<br />

ein einseitiges Exposé.<br />

Der Sonderpreis ist heuer wieder dem Bilderbuch<br />

gewidmet und soll dazu anregen, dem Bilderbuch<br />

neue Impulse zu geben. Vor allem künstlerische und<br />

innovative Bild- und Buchgestaltung sind erwünscht.<br />

Einzureichen sind ein Layout eines Bilderbuches<br />

(Typographie und Bilder müssen skizzenhaft dargestellt<br />

sein), auszugsweise 4 ganzseitige Illustrationen<br />

aus dem Bilderbuch (Vorlage der Originale <strong>als</strong> Farbkopie<br />

Maßstab 1:1), der dazugehörige Text bzw. bei<br />

textlosen Bilderbüchern eine kurze Inhaltsangabe<br />

oder eine Erläuterung des Konzeptes.<br />

Die Manuskripte sind in dreifacher Ausfertigung<br />

anonym, d. h. der Name der/ des Autorin/ Autor darf<br />

nicht am Manuskript stehen, sondern ein Kennwort,<br />

dessen Auswahl der/ dem Schreiberin/ Schreiber überlassen<br />

ist. Die Biografie bitte extra zu den Unterlagen<br />

legen und senden an:<br />

Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />

A6-FAGD, Referat Jugend<br />

Karmeliterplatz 2, 8010 Graz<br />

Die Preisvergabe erfolgt auf Vorschlag einer Fachjury<br />

und wird im November 2014 durch das Land <strong>Steiermark</strong><br />

vergeben. Die GewinnerInnen werden schriftlich<br />

verständigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Von der Teilnahme ausgeschlossen sind <strong>die</strong> GewinnerInnen<br />

des Kinder- und Jugendliteraturpreises 2012.<br />

|info|<br />

Amt der Steiermärkischen Landesregierung,<br />

Abteilung 6 Bildung und Gesellschaft,<br />

Fachabteilung Gesellschaft und Diversität,<br />

Referat Jugend, Karmeliterplatz 2, 8010 Graz<br />

Christa Zobernig<br />

T: 0316/877-3171<br />

E: christa.zobernig@stmk.gv.at<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Mag. a Silvia Maierhofer<br />

<strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

T: 0316/ 68 53 570<br />

E: s.maierhofer@lesezentrum.at<br />

W: www.lesezentrum.at


12<br />

me<strong>die</strong>n : empfehlungen<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

meine lebenswege<br />

<strong>die</strong> erinnerungen des steirischen landesrabbiners david herzog<br />

close-up<br />

zeitgeschichte<br />

herzog, david<br />

meine lebenswege<br />

Nun wurde ich auf <strong>die</strong> Straße getrieben und zum<br />

Laufen gezwungen. Da ich <strong>als</strong> 70jähriger, seelisch<br />

gebrochener Mann nicht so laufen konnte, wurde ich mit<br />

Fußtritten traktiert, so dass ich zweimal schnurstracks<br />

hinfiel und mir beide Knie schwer verletzte. Wir kamen<br />

zur Murbrücke, da wollten mich drei der Kerle in den<br />

Fluss werfen [...]<br />

Im Gedenken an den Novemberpogrom vor 75 Jahren<br />

hat <strong>die</strong> österreichische Künstlerin Catrin Bolt<br />

mit ihrem Projekt Lauftext t eine Intervention im Grazer<br />

Stadtraum unternommen: Von der Radetzkystraße bis<br />

zum Griesplatz ziehen sich auf <strong>die</strong> Gehsteige affichier-fi<br />

te Textauszüge aus den Lebenserinnerungen eines<br />

Mannes, der aufgrund seiner exponierten Stellung <strong>als</strong><br />

Landesrabbiner <strong>als</strong> einer der ersten den barbarischen<br />

Exzessen der Nazischergen ausgesetzt war. <strong>Sie</strong> markieren<br />

auch topografisch (siehe oben) einen Teil des<br />

Leidensweges, den David Herzog, so wie hunderttausende<br />

Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich, am<br />

9. und 10. November 1938 beschreiten musste, eines<br />

Weges, der für viele in <strong>die</strong> Vernichtung führte.<br />

Die Publikationsgeschichte seiner Erinnerungen<br />

wurzelt in einem von ihm im englischen Exil verfassten<br />

Manuskript, das Mitte der Neunzigerjahre<br />

im Rahmen einer Diplomarbeit an der Karl-Franzens-Universität<br />

transkribiert und in Folge in zwei<br />

heute vergriffenen Auflagen veröffentlicht wurde. Mit<br />

der nun erschienenen Neuausgabe hat der Verein Clio<br />

ein überaus wertvolles zeit- und lokalgeschichtliches<br />

Dokument wieder allgemein verfügbar gemacht.<br />

Meine Lebenswege umfasst mit der Zeitspanne<br />

von 1932 bis zu den ersten Exiljahren jene Phase im<br />

Leben Herzogs, <strong>die</strong> von traumatischen Erfahrungen<br />

geprägt war. Wohl war der 1869 geborene, aus<br />

Trnava in der heutigen Slowakei stammende Sohn eines<br />

Textilkaufmanns auch in jungen Jahren mit dem<br />

Übel des Antisemitismus konfrontiert worden, beispiellos<br />

jedoch blieb der sich mit dem zunehmenden<br />

Einfluss der nation<strong>als</strong>ozialistischen Bewegung in<br />

Österreich radikalisierende Judenhass: So berichtet<br />

Herzog, der seit 1908 das Amt des Landesrabbiners<br />

für <strong>Steiermark</strong> und Kärnten ausübte, von massiven<br />

Beschimpfungen und Bedrohungen, <strong>die</strong> dem Anschluss<br />

zeitlich deutlich vorausgingen.<br />

Während es in Wien im Zuge der Machtübernahme<br />

im März 1938 auch seitens der Zivilbevölkerung<br />

zu zahlreichen Übergriffen gegen <strong>die</strong> jüdischen MitbürgerInnen<br />

kam, versuchte man <strong>die</strong>se in Graz mit willkürlichen<br />

Verhaftungen, oft mehrwöchigen Inhaftierungen<br />

und Deportationen ins Konzentrationslager<br />

einzuschüchtern und zur Flucht zu drängen. Daneben<br />

ero<strong>die</strong>rten Geschäftsboykotte, Berufsverbote, Vermögensentziehungen,<br />

Vereinsauflösungen etc. <strong>die</strong> Exis-<br />

tenz und das kulturelle und religiöse Leben der jüdischen<br />

Gemeinde.<br />

Als spontane Volksreaktion auf das Attentat auf den<br />

deutschen Diplomaten Ernst von Rath stellte <strong>die</strong> NS-<br />

Propaganda <strong>die</strong> reichsweiten Pogrome am 9. und 10.<br />

November hin. De facto waren <strong>die</strong> Ausschreitungen<br />

gegen <strong>die</strong> jüdische Bevölkerung - im NS-Duktus ob<br />

der Zerstörungen von Synagogen und anderen Einrichtungen<br />

zynisch <strong>als</strong> Reichskristallnacht t bezeichnet -,<br />

von langer Hand geplant und oft von SA-Formationen<br />

zu verantworten. Mehr <strong>als</strong> 400 Menschen fielen <strong>die</strong>sen<br />

zum Opfer, in Graz überlebte David Herzog <strong>die</strong> Misshandlungen<br />

schwer verletzt. Er konnte im Dezember<br />

1938 nach England fliehen, wo er 1946 starb.<br />

|hannes ortner|<br />

Herzog, David:<br />

Meine Lebenswege<br />

: Die persönlichen Aufzeichnungen des Grazer Rabbiners<br />

David Herzog / David Herzog. Hg. von Heimo Halbrainer ...<br />

- Graz : Clio-Verl., 2013. - 240 S. : Ill.<br />

ISBN 978-3-902542-39-7 fest geb. : EUR 25,-


literatur : kalendarium<br />

13<br />

literaturkalender<br />

01. quartal 2014<br />

jänner<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

04<br />

|gert jonke|<br />

österreichischer Schriftsteller<br />

1946 - 2009<br />

19<br />

|herbert rosendorfer|<br />

deutscher Schriftsteller<br />

1934 - 2012<br />

Schule der Geläufigkeit<br />

Die Kaktusfrau<br />

12<br />

|helmut eisendle|<br />

österreichischer Schriftsteller<br />

1939 - 2003<br />

22<br />

|sándor márai|<br />

ungarischer Schriftsteller<br />

1900 - 1989<br />

Der Narr auf dem Hügel<br />

Die Glut<br />

15<br />

|walter serner|<br />

deutschsprachiger Schriftsteller<br />

1889 - 1942<br />

24<br />

|leon de winter|<br />

niederländischer Schriftsteller<br />

1954<br />

Die Tigerin<br />

Ein gutes Herz<br />

17<br />

|raoul schrott|<br />

österreichischer Schriftsteller<br />

25<br />

1964<br />

Das schweigende Kind<br />

|david grossman|<br />

israelischer Schriftsteller<br />

1954<br />

märz<br />

07<br />

|bret easton ellis|<br />

US-amerikanischer Schriftsteller<br />

1964<br />

Unter Null<br />

27<br />

Aus der Zeit fallen<br />

|john updike|<br />

US-amerikanischer Schriftsteller<br />

1932 - 2009<br />

09<br />

|charles bukowski|<br />

US-amerikanischer Schriftsteller<br />

1920 - 1994<br />

Der Mann mit der Ledertasche<br />

Die Tränen meines Vaters<br />

15<br />

|ben okri|<br />

nigerianischer Schriftsteller<br />

1959<br />

februar<br />

Die hungrige Straße<br />

05<br />

|manès sperber|<br />

österreichisch-französischer Schriftsteller<br />

1905 - 1984<br />

16<br />

|zoë jenny|<br />

Schweizer Schriftstellerin<br />

1974<br />

Wie eine Träne im Ozean<br />

Spätestens morgen<br />

08<br />

|iris murdoch|<br />

irische Schriftstellerin<br />

1919 - 1999<br />

18<br />

|christa wolf|<br />

deutsche Schriftstellerin<br />

1929 - 2011<br />

In guter Absicht<br />

Der geteilte Himmel<br />

12<br />

|thomas bernhard|<br />

österreichischer Schriftsteller<br />

1931 - 1989<br />

20<br />

|christoph ransmayr|<br />

österreichischer Schriftsteller<br />

1954<br />

Auslöschung<br />

Atlas eines ängstlichen Mannes


14<br />

bibliotheks : landschaften<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

österreich-bibliotheken im ausland<br />

vermittlungszentren der österreichischen auslandskulturpolitik<br />

1989 in Mittel-, Ost- und Südosteuropa von der Kulturpolitischen<br />

Sektion des Bundesministeriums für europäische<br />

und internationale Angelegenheiten systematisch<br />

sogenannte Österreich-Bibliotheken eingerichtet. Die<br />

ersten Gründungen erfolgten in Brno/ Brünn, Poznán/<br />

Posen, Maribor/ Marburg und Bratislava/ Pressburg.<br />

Bis zum EU-Beitritt der mittel- und osteuropäischen<br />

Länder bestanden bereits rund 50 solcher Österreich-<br />

Bibliotheken <strong>als</strong> Kommunikationsorte und Vermittlungszentren<br />

der österreichischen Auslandskulturpolitik.<br />

Heute gibt es Österreich-Bibliotheken an 62 Standorten<br />

in 28 Staaten, inzwischen auch außerhalb der<br />

ursprünglichen Zielregionen, beispielsweise in Israel,<br />

der Türkei, im Kaukasus und in Zentralasien.<br />

Die Österreich-Bibliotheken sind von lokalen Partnern<br />

wie Universitäten und Bibliotheken in Zusammenarbeit<br />

mit den Österreichischen<br />

Kulturforen geführte<br />

Kultur- und Me<strong>die</strong>nzentren. <strong>Sie</strong><br />

<strong>finden</strong> sich auch in Städten, in<br />

denen Österreich weder durch<br />

eine Botschaft noch durch andere<br />

offizielle fi Einrichtungen prä-<br />

sent ist. Die Bestände umfassen<br />

etwa 400.000 Bücher; jährlich<br />

werden sie von ca 50.000 Personen<br />

genutzt. Die Österreich-<br />

Bibliotheken machen so einer<br />

breiteren Öffentlichkeit österreichische<br />

Literatur und Informationen<br />

über Geschichte und<br />

Gegenwart Österreichs zugänglich.<br />

An ihnen findet Kul-<br />

turaustausch unmittelbar statt.<br />

Österreich-Bibliotheken im Ausland : Institutionen des kulturellen Austausches an 62 Standorten in 28 Staaten Die meisten von ihnen organisieren<br />

deshalb neben der Bibliotheksarbeit<br />

Veranstaltungen auf kulturellem Ge-<br />

Die Geschichte der Österreich-Bibliotheken im Ausland<br />

beginnt im Jahr 1986 mit der Gründung biet wie Lesungen, Vorträge, Musik- und Filmabeneines<br />

österreichischen Leseraums in Kraków/ Krakau. de, Ausstellungen, Konversationsstunden und wissenschaftliche<br />

Symposien.<br />

Mit einer in der Zeit des Falls des Eisernen Vorhangs<br />

einzigartigen österreichischen Initiative wurden nach Das Webportal www.oesterreich-bibliotheken.at<br />

<strong>die</strong>nt nicht nur der Repräsentanz nach außen, sondern<br />

bietet auch umfangreiche Informationen über Österreich<br />

und stellt auf <strong>die</strong>se Weise selbst ein globales<br />

Informationsmedium im Zeitalter der Internetkultur<br />

dar. Zudem wird <strong>die</strong> interne Verwaltung der Österreich-Bibliotheken<br />

im Ausland über das interaktive<br />

Webportal organisiert und gesteuert. Heute verfügen<br />

<strong>die</strong> Österreich-Bibliotheken längst über eine zeitgemäße<br />

technische Ausstattung mit Internetanschluss.<br />

Viele bieten selbst ihren LeserInnen einen WLAN-<br />

Zugang. Die Katalogisierung der Buchbestände erfolgt<br />

laufend ebenso webbasiert in den Verzeichnissen<br />

der jeweiligen Partnerinstitutionen mit einer eigenen<br />

Signatur. Darüber hinaus werden in einer eigenen<br />

Dokumentation <strong>die</strong> Auslands-Austriaca erfasst, demnach<br />

<strong>die</strong> mittel-, ost- und südosteuropäischen For-


ibliotheks : landschaften<br />

15<br />

schungsbeiträge zu Österreich, insbesondere zur<br />

österreichischen Literatur, <strong>die</strong> oft im Umfeld der<br />

Österreich-Bibliotheken entstehen. Dieses Projekt<br />

reicht aber sogar über das Netzwerk der Österreich-<br />

Bibliotheken hinaus, insofern hiermit alle Auslands-<br />

Austriaca weltweit dokumentiert werden.<br />

präsentiert werden. So können etwa <strong>die</strong> wissenschaftlichen<br />

MitarbeiterInnen der Österreich-Bibliotheken gemeinsame<br />

Forschungen in der nach dem international<br />

standardisierten Peer-Review-Verfahren organisierten,<br />

von einem hochkarätigen Herausgebergremium betreuten<br />

Buchreihe Transkulturelle Forschungen an den<br />

Österreich-Bibliotheken im Ausland in einem interna-<br />

tionalen Wissenschaftsverlag veröffentlichen.<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Eröffnung der Österreich-Bibliothek an der Universität Zadar, Kroatien, Juli 2013<br />

Das Österreich-Bibliotheken-Referat t der Kulturpoli-<br />

tischen Sektion im österreichischen Außenministerium<br />

betreut <strong>die</strong>ses vielfältige Netzwerk der Österreich-Bibliotheken<br />

im Ausland in Kooperation mit der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Literatur, r dem Zentrum Ost-/<br />

Südosteuropa an der Niederösterreichischen Landesakademie,<br />

e im Rahmen des Lektoratsprogramms mit<br />

der OeAD-GmbH sowie hinsichtlich Wissenschaft und<br />

Öffentlichkeit mit der Österreichischen Akademie der<br />

Wissenschaften durch zahlreiche Initiativen und Projekte.<br />

So werden zwei Mal jährlich vorwiegend für das<br />

technisch-administrative Personal Seminare zur österreichischen<br />

Landeskunde in Klosterneuburg veranstaltet.<br />

Die LeiterInnen der Gastinstitutionen, an <strong>die</strong> unsere<br />

Österreich-Bibliotheken infrastrukturell angebunden<br />

sind, treffen sich triennal zu einem Informations- und<br />

Erfahrungsaustausch. Alle zwei Jahre <strong>finden</strong> zur Vertie-<br />

fung der wissenschaftlichen Kooperation grenzüberschreitende<br />

Tagungsreisen mit Vorträgen und Kolloquien<br />

statt, <strong>die</strong> in thematischen Sammelbänden nach<br />

sorgfältiger Auswahl dokumentiert werden. Und an der<br />

Österreichischen Akademie der Wissenschaften werden<br />

biennale Treffen der wissenschaftlichen BetreuerInnen<br />

der Österreich-Bibliotheken im Ausland organisiert,<br />

bei denen <strong>die</strong> Ergebnisse der Wissenschaftsplattform<br />

Die Österreich-Bibliothek im Lehrerkolleg für Fremdsprachen in Przemyśl, s Polen<br />

Die Österreich-Bibliotheken im Ausland sind eine<br />

erfolgreiche Initiative der österreichischen Auslandskulturpolitik<br />

und haben sich in einem Europa der<br />

Kulturen auf vielfache Weise bei der Integration der<br />

Europäischen Union bestens bewährt. Wir sind überzeugt,<br />

dass <strong>die</strong>ses Netzwerk der Österreich-Bibliotheken<br />

im Ausland das Potential für <strong>die</strong> Erweiterung<br />

in den außenpolitischen Schwerpunktregionen hat<br />

und <strong>die</strong> internationale Kulturvermittlung insbesondere<br />

durch <strong>die</strong> Förderung transkultureller Forschung<br />

mit Tradition und Innovation bereichert.<br />

|christine dollinger|<br />

|info|<br />

Bundesministerium für<br />

europäische und internationale Angelegenheiten<br />

HR Christine Dollinger<br />

Referat V.2.d | Österreich-Bibliotheken<br />

Minoritenplatz 8, 1014 Wien<br />

T: 0501-150-4563<br />

E: christine.dollinger@bmeia.gv.at<br />

W: www.oesterreich-bibliotheken.at


16<br />

bibliotheks : landschaften<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

sign.library : bibliothek in gebärdensprache<br />

ein eu-projekt zur förderung von bildung gehörloser menschen<br />

erheblich von der jeweiligen der Lautsprache<br />

zugrunde liegenden Schriftsprache.<br />

Für gehörlose Personen stellen <strong>die</strong><br />

nationalen Lautsprachen Zweitsprachen<br />

dar. Auch wenn sie <strong>die</strong> Gebärdensprache<br />

erst im Schulalter oder<br />

noch später erlernen, ist es jene Sprache,<br />

in der sie sich besser ausdrücken<br />

bzw. Inhalten folgen können. Aufbauend<br />

auf den Gebärdensprachen, <strong>die</strong><br />

an <strong>die</strong> Bedingungen ihres visuellen<br />

Übermittlungskan<strong>als</strong> angepasst sind,<br />

Die SignLibrary ermöglicht barrierefreies Lesen : Tomas Fellinger übersetzt Mira Lobes Die Geggis.<br />

können <strong>die</strong> jeweiligen Lautsprachen<br />

L<br />

iteratur, Poesie, Märchen und Erzählungen sind aus erlernt werden. Bilinguale Bildungssysteme setzen sich<br />

der Menschheitsgeschichte nicht mehr wegzu- im deutschsprachigen Raum erst langsam durch.<br />

denken. <strong>Sie</strong> prägen unsere Kultur, unsere Identität und Der Erwerb der Lautsprachen gestaltet sich allerdings<br />

aufgrund der veralteten Schulsysteme - <strong>die</strong> nach<br />

vermitteln Wissen und ethische Werte. Der Zugang<br />

zu <strong>die</strong>sem Reichtum blieb gehörlosen Menschen bisher<br />

verwehrt oder konnte nur unzulänglich genutzt ausgerichtet sind - <strong>als</strong> sehr schwierig. So bleiben oft<br />

wie vor weitgehend auf den oralen Wissenserwerb 1<br />

werden. Als Ergebnis des Projektes SignLibrary zur För-<br />

bis zum Erwachsenenalter gravierende Mängel in der<br />

derung des lebenslangen Lernens gehörloser Menschen<br />

ist nun <strong>die</strong> erste Bücherei mit barrierefreien meisten gehörlosen Menschen zu einem sehr niedri-<br />

Lese- und Schriftsprachkompetenz. Das führt bei den<br />

Werken in vier nationalen Gebärdensprachen entstanden.<br />

Oft wird uns <strong>die</strong> Frage nach dem Sinn des Pro-<br />

Besuch weiterführender höherer Schulen und Hochgen<br />

Bildungsabschluss, und <strong>die</strong> Möglichkeiten für den<br />

jekts gestellt, da davon ausgegangen wird, dass gehörlose<br />

und schwerhörige Menschen einwandfrei sind damit sehr reduziert.<br />

schulen bzw. einer höherwertigen Berufsausbildung<br />

lesen können. Dies ist leider ein Irrtum. Funktionaler Literatur wird im Bildungssystem für Gehörlose nur<br />

Analphabetismus ist bei rund 70 Prozent der gehörlosen<br />

Menschen ein Resultat jahrhundertelanger, keit der Übung von Artikulation und des Lautsprach-<br />

sehr mäßig verwendet, zu sehr gilt <strong>die</strong> Aufmerksam-<br />

einseitiger, lautsprachlicher Pädagogik. Erst seit 2005 erwerbs. Bildungsinhalte und Wissenserwerb bleiben<br />

ist Gebärdensprache <strong>als</strong> eigenständige Sprache per hierbei auf der Strecke. Die beschriebenen Fakten betrachtend<br />

sind gerade schriftlich niedergelegte Werke<br />

Gesetz anerkannt und daher eine solche Intention und<br />

Aufbauarbeit möglich.<br />

für gehörlose Menschen wesentlich schwerer lesbar<br />

Oliver Sacks schrieb bereits 1990: Gebärdensprache <strong>als</strong> für hörende. Diese Unzugänglichkeit bzw. Barriere<br />

ist <strong>die</strong> natürliche Sprache, <strong>die</strong> Muttersprache der Gehörlosen.<br />

Gehörlose Menschen betrachten sich selbst Spätestens seit C.G. Jungs Archetypenlehre wissen<br />

führt zu Desinteresse und weiterem Bildungsverlust.<br />

häufig nicht <strong>als</strong> Menschen mit Behinderung, sondern wir allerdings, wie bedeutsam etwa Märchen für <strong>die</strong><br />

<strong>als</strong> Zugehörige einer eigenen Sprachkultur - der Kultur<br />

der GebärdensprachbenutzerInnen. Die Gebärdentur<br />

und für das Begreifen der Gesellschaft sind. Allein<br />

emotionale Entwicklung, <strong>die</strong> Zugehörigkeit zur Kulsprache<br />

unterscheidet sich in Syntax und Grammatik <strong>die</strong>ses Beispiel zeigt, wie wichtig es etwa für gehörlose


ibliotheks : landschaften<br />

17<br />

Kinder ist, auch den über Generationen entwickelten<br />

Schatz der Märchenwelt kennen zu lernen und in<br />

Gebärdensprache zu lesen.<br />

Jedes hörende Kind liest und hört gerne Gute-<br />

Nacht-Geschichten. Dies bleibt gehörlosen Kindern oft<br />

verwehrt, da ihnen <strong>die</strong> auditive Wahrnehmung fehlt.<br />

Es müsste ihnen somit in ihrer Sprache - der Gebärdensprache<br />

- vorgelesen werden. 90 Prozent aller<br />

gehörlosen Kinder haben hörende Eltern. Ähnlich jeder<br />

anderen Fremdsprache benötigt es Jahre, um <strong>die</strong><br />

Gebärdensprache zu erlernen. Somit ist es für hörende<br />

Eltern schwer, Geschichten aus Büchern eigenständig<br />

zu übersetzen. Hinzu kommt ein großer Mangel<br />

an zielgruppengerechtem Material, das Eltern sowie<br />

Kinder unterstützen könnte.<br />

barrierefreier zugang zu literatur<br />

und weltwissen durch <strong>die</strong> sign.library<br />

SignLibrary ist <strong>die</strong> erste Bücherei mit barrierefreien<br />

Werken für gehörlose, schwerhörige und hörende Personen<br />

mit Gebärdensprachkompetenz. Das Besondere<br />

ist, dass alle Werke in Gebärdensprache übertragen<br />

und dann verfilmt werden. Die Projektinitiatorin war<br />

<strong>die</strong> equalizent GmbH in Wien, ein Schulungs- und Beratungsunternehmen<br />

für gehörlose und schwer hörende<br />

Personen mit dem Schwerpunkt der Förderung<br />

von lebensbegleitendem Lernen.<br />

Im Rahmen des EU-Projekts SignLibrary 2008-2010<br />

fiel der Startschuss. Namhafte Kooperationspartner<br />

wie z. B. <strong>die</strong> Österreichische Nationalbibliothek, der<br />

P.E.N.-Club Österreich, <strong>die</strong> Stadt Wien, der Berliner<br />

Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke und das<br />

Berliner Babylon Kino unterstützten das Projekt. Seit<br />

Projektabschluss bemüht sich <strong>die</strong> equalizent Schulungs-<br />

und Beratungs GmbH um laufende Betreuung<br />

und Umsetzung neuer Bücher in Gebärdensprache.<br />

Bisherige Werke sind kostenfrei auf der Homepage<br />

unter www.signlibrary.equalizent.com abruf- und downloadbar.<br />

Die Bibliothek wächst nun kontinuierlich weiter.<br />

Die UserInnen der SignLibrary können eigene Erzählungen<br />

und in Gebärdensprache übertragene Bücher<br />

uploaden und tragen dadurch dazu bei, dass <strong>die</strong><br />

SignLibrary eine internationale Plattform für Literatur,<br />

Erzählungen, Poesie und Geschichten wird.<br />

Durch <strong>die</strong> Auswahl von Werken aus der Weltliteratur,<br />

<strong>die</strong> Übersetzung in Gebärdensprache sowie <strong>die</strong><br />

Produktion von Videobüchern ist es gehörlosen Personen<br />

erstm<strong>als</strong> möglich Literatur, sinnerfassend und<br />

ihren Bedürfnissen angepasst wahrzunehmen. Die<br />

mittlerweile siebzehn umgesetzten Videobücher bestätigen,<br />

dass auf <strong>die</strong> Vermittlung kulturellen Wissens<br />

und den damit verbundenen Zugang zum gesellschaftlichen<br />

Leben sehr viel Wert gelegt wird. Unter<br />

anderen zu lesen sind: Die Verwandlung von Franz<br />

Kafka, Das kleine Ich bin ich von Mira Lobe, Und Nietzsche<br />

weinte von Irwin D. Yalom in Österreichischer<br />

Gebärdensprache, Der kleine Prinz in Ungarischer<br />

Gebärdensprache, Grimms Märchen und ein Rilke-<br />

Gedicht in Deutscher Gebärdensprache sowie Erzählungen<br />

des slowenischen Nationaldichters Martin<br />

Krpan in Slowenischer Gebärdensprache.<br />

In Österreich war es uns ein großes Anliegen, das<br />

Buch der Stadt Wien 2009 umzusetzen. Seit 2002 wählen<br />

der Bürgermeister der Stadt Wien Michael Häupl<br />

und der echo media Verlag jährlich das Buch der Stadt<br />

Wien aus. Dieses Buch wird in einer Auflage von<br />

100.000 Stück gratis in Wien verteilt. Die Aktion Eine<br />

Stadt. Ein Buch soll das Lesen fördern. Das ist auch ein<br />

Ziel der SignLibrary und war der Grund für <strong>die</strong> Kooperation.<br />

Das Buch 2009 Und Nietzsche weinte von<br />

Irvin D. Yalom umfasst über 400 Seiten. Eine Gesamtübersetzung<br />

hätte den Rahmen unserer Mittel gesprengt.<br />

Wir haben daher eine Auswahl von Schlüsselkapitel<br />

in Gebärdensprache übersetzt. Außerdem<br />

haben wir Hintergrund-Videos in Gebärdensprache<br />

produziert. <strong>Sie</strong> geben Information in Gebärdensprache<br />

über <strong>die</strong> tatsächlichen Biografien der HauptdarstellerInnen<br />

im Buch, den Zeitgeist, politische Bewegungen<br />

und wichtige kulturelle Entwicklungen aus <strong>die</strong>ser<br />

Zeit. Dazu gehören <strong>die</strong> Videos über Antisemitismus in<br />

Wien, <strong>die</strong> beginnende Frauenbewegung oder <strong>die</strong> Erfindung<br />

der Psychoanalyse.<br />

Ein weiteres aus unserer Sicht bedeutendes Werk,<br />

das in Österreich übersetzt wurde, war Das kleine Ich<br />

bin ich von Mira Lobe. Gerade <strong>die</strong> Identitätsfindung<br />

ist bei gehörlosen Menschen ein langer Prozess. <strong>Sie</strong><br />

stoßen von Kindheitsalter an auf Barrieren beim Versuch,<br />

Teil der hörenden Welt zu sein, und scheitern<br />

oft an Informations- und Kommunikationshürden.<br />

Dies führt zum Gefühl der Ausgrenzung und Einsamkeit.<br />

Durch <strong>die</strong> Umsetzung des Das kleine Ich bin ich<br />

wird vermittelt, dass auch Mitglieder der anderen -<br />

der hörenden Welt - <strong>die</strong>se Gefühle haben und <strong>die</strong><br />

doppel:punkt 2013:4


18<br />

bibliotheks : landschaften<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Identitätsfindung ein langer Weg sein kann. Dieses<br />

Wissen erleichtert es gehörlosen Personen, offener auf<br />

<strong>die</strong> Gesellschaft zuzugehen.<br />

vielfältige nutzungsmöglichkeiten<br />

Für LeserInnen unserer Videobücher steht der selbstständige<br />

Wissenserwerb im Vordergrund. Darüber<br />

hinaus können <strong>die</strong> Bücher <strong>als</strong> Unterrichtsmaterialien<br />

in Schulen oder Trainingsinstituten in der Erwachsenenbildung<br />

für den kontrastiven Sprach- 2 sowie Sachund<br />

Allgemeinbildungsunterricht eingesetzt werden.<br />

SignLibrary : Anna Cerncic in Das kleine Ich bin ich von Mira Lobe (Videostill)<br />

Die SignLibrary-Website ist in Deutsch, Ungarisch,<br />

Slowenisch, Englisch sowie Begrüßungen in Österreichischer,<br />

Deutscher und Internationaler Gebärdensprache<br />

abrufbar. Ein Wissenstransfer über <strong>die</strong> Website<br />

ist daher insbesondere in europäische Länder einfach<br />

möglich.<br />

Des Weiteren wurden alle Erfahrungen, <strong>die</strong> bei der<br />

Auswahl, Produktion und Bearbeitung der Bücher in<br />

Österreich, Deutschland, Ungarn und Slowenien gesammelt<br />

wurden, in Guidelines zusammengefasst.<br />

Diese sind in Englisch auf der Website erhältlich. Länder<br />

oder PartnerInnen, <strong>die</strong> ebenfalls Videobücher erstellen<br />

wollen, können somit von unseren Erfahrungen<br />

profitieren, sich anschließen und ebenfalls Texte auf<br />

<strong>die</strong> Website stellen.<br />

Damit unsere Bibliothek weiterhin reichlich befüllt<br />

wird und <strong>die</strong> Nachhaltigkeit des Projekts gewährleistet<br />

ist, wurde ein Community-Bereich eingerichtet. Hier<br />

können GebärdensprachbenutzerInnen auch eigene<br />

Geschichten für <strong>die</strong> Öffentlichkeit sichtbar machen<br />

und zur Barrierefreiheit selbst beitragen. Gebärdensprach-LiteratInnen<br />

können fremde Texte in Gebärdensprache<br />

transformieren oder eigene Stories entwickeln.<br />

<strong>Sie</strong> gebärden und filmen ihre Werke und verlin-<br />

ken sie via YouTube mit der SignLibrary. Bei aufwen-<br />

digeren Produktionen stellt das SignLibrary-Team von<br />

equalizent <strong>die</strong> Videos direkt in <strong>die</strong> Online-Bibliothek.<br />

Mit den Kinderbüchern der SignLibrary besuchten<br />

wir Gehörlosenschulen, insbesondere <strong>die</strong> wenigen bilingualen<br />

Klassen in Wien und wurden auf den großen<br />

Bedarf an Unterrichtsmaterialien in Österreichischer<br />

Gebärdensprache und deutscher Schriftsprache aufmerksam.<br />

Daraus resultierte im Jahr 2011 das Nachfolgeprojekt<br />

signlanguage@school, l das <strong>die</strong> equalizent<br />

Schulungs- und Beratungs GmbH im Rahmen des<br />

Comenius-Programms für Lebenslanges Lernen der Europäischen<br />

Kommission entwickelte.<br />

Das Projekt SignLibrary wurde 2012 und 2013 mit<br />

dem Lifelong Learning Award ausgezeichnet. Das Inter-<br />

esse der Öffentlichkeit und Bildungsinstitutionen und<br />

allen voran, <strong>die</strong> leuchtenden Augen der Zielgruppe<br />

gehörloser Erwachsener und Kinder bestätigen den<br />

Erfolg von SignLibary und seinem Nachfolgeprojekt,<br />

das in der nächsten doppel:punkt-Ausgabe vorgestellt<br />

werden wird.<br />

|stefanie fieber-grandits|<br />

ENDNOTEN<br />

1 Oraler Wissenserwerb: In der pädagogischen Praxis für Gehörlose<br />

- ist trotz Anerkennung der Gebärdensprache - der<br />

orale Ansatz weit verbreitet. Die VertreterInnen <strong>die</strong>ser Methode<br />

sind der Ansicht, dass ein gehörloses Kind seine Lautsprachkompetenz<br />

(<strong>die</strong> Fähigkeit, zu sprechen und gesprochene<br />

Sprache zu verstehen) im Wesentlichen durch lautsprachliche<br />

Kommunikation erlernen soll. Gefördert werden vor allem<br />

das Hören, das Artikulieren (Bilden von einzelnen Lauten<br />

und Wörtern) sowie das Ablesen der gesprochenen Sprache<br />

von den Lippen. Dabei wird nach Möglichkeit bewusst auf<br />

<strong>die</strong> Verwendung von Gebärden oder eines anderen visuellen<br />

Zeichensystems verzichtet.<br />

2 Im sogenannten kontrastiven Sprachunterrichtt<br />

werden<br />

sprachliche Strukturen der Lautsprache denen der Gebärdensprache<br />

vergleichend gegenübergestellt und in weiterer Folge<br />

Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausgearbeitet.<br />

|info|<br />

equalizent Schulungs- und Beratungs GmbH<br />

Mag. a<br />

Stefanie Fieber-Grandits<br />

Obere Augartenstraße 20, 1020 Wien<br />

T: 01/ 409 83 18<br />

E: stefanie.fieber-grandits@equalizent.comfi<br />

W: www.equalizent.com


schwerpunkt : was sache ist!<br />

zur sache bitte!<br />

über kinder- und jugendsachbücher in der bibliothek<br />

einem Brontosaurier zu unterscheiden, das gelingt<br />

wohl noch, aber was ist mit astrophysikalischen Details?!<br />

Was wünschen wir uns noch vom Sachbuch?<br />

Dass es den sachlich richtigen Inhalt hübsch ansprechend,<br />

immer altersgerecht und mit Überraschungsmomenten<br />

aufgeladen im Buch anbietet. Aber bedeutet<br />

das beispielsweise: Je mehr Klappen und Spielelemente<br />

ein Buch hat, desto besser? Da geht das<br />

Problem dann weiter ...<br />

Kehren wir den Spieß <strong>als</strong>o um und fragen uns,<br />

was ein gutes Sachbuch alles kann. Das Sachbuch ...<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Kinder- & Jugendsachbücher im Fokus: Renate Grubert auf der Herbsttagung<br />

ie Welt der Kinder- und Jugendsachbücher ist<br />

bunt und extrem vielfältig. Und wer in der Bibliothek<br />

(oder der Buchhandlung) vor den vollen,<br />

manchmal übervollen Regalen mit - nicht selten - viel<br />

zu vielen Backlist-Titeln und viel zu wenigen Novitäten<br />

steht, vergisst so manches Mal, was er oder sie<br />

denn eigentlich suchte, wollte. Man ist erschlagen<br />

vom Angebot, von der riesigen Auswahl. Man weiß<br />

nicht, welches Buch wirklich für welches Kind passt.<br />

Man weiß nicht, auf was beim Sachbuch zu achten ist<br />

- sprich: welches Buch seinen Zweck erfüllt, das heißt:<br />

wirklich gute Sachinformation liefert und natürlich<br />

zugleich Freude macht. Denn ...<br />

... in Sachbüchern geht es nur um thematische<br />

Darstellung, um Informationen - meist jedenfalls.<br />

Sachbücher müssen ohne Rahmenhandlung auskommen<br />

- meist jedenfalls. In Sachbüchern werden keine<br />

Geschichten erzählt, gibt es keine Handlung, keine<br />

sprachlichen Verbrämungen - meist jedenfalls.<br />

was wir uns vom kinderund<br />

jugendsachbuch wünschen<br />

Die Themen und Informationen sollten klar, eindeutig<br />

und sinnfällig daherkommen. Vor allem jedoch<br />

sollten sie sachlich richtig präsentiert werden. Und<br />

damit geht das Problem schon los. Denken wir nur<br />

einmal ans Thema Dinosaurier r - einen Triceratops von<br />

... zeigt Dinge und Sachverhalte;<br />

... vermittelt Wissen und Erkenntnisse in Sachfragen;<br />

... regt Fragen an und beantworten <strong>die</strong>se;<br />

... weckt und erhält Interesse;<br />

... stellt Zusammenhänge her;<br />

... es erklärt <strong>die</strong> Welt. Und außerdem?<br />

Das Sachbuch ...<br />

... übt den Umgang mit und <strong>die</strong> Verbreitung<br />

von Informationen;<br />

... fördert Bildung, Entwicklung, Stärkung der<br />

Persönlichkeit;<br />

... erweitert bzw. eröffnet Handlungsspielräume;<br />

... ermöglicht <strong>die</strong> Teilhabe am Wissen einer<br />

Gesellschaft;<br />

... übt (kritisches) Lesen. Und:<br />

Das Sachbuch macht Spaß!<br />

Kurz: Das Sachbuch ist ein klassischer Alleskönner, ein<br />

unverzichtbarer Türöffner ins Leben.<br />

was ist das überhaupt, ein sachbuch?<br />

Der Brockhaus definiert folgendermaßen:<br />

Sachbuch,<br />

viel gebrauchter, wenn auch unscharfer Begriff für Publikationen,<br />

<strong>die</strong> Themen aus den verschiedensten Wissensbereichen<br />

für ein breites Publikum allgemeinverständlich<br />

und interessant darstellen. (Brockhaus, Bd. 19). Dieser<br />

Definition entnehmen wir den Unterschied zum Fachbuch.<br />

Ein Sachbuch richtet sich an Laien, nicht an den


schwerpunkt : was sache ist!<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Fachmann. Es ist Freizeitlektüre. Nicht zuletzt deshalb<br />

soll es ja auch unterhaltend sein. Das gilt in besonderem<br />

Maß fürs Kinder- und Jugendbuch, das nicht über<br />

<strong>die</strong> Schule und entsprechende Lehrpläne definiert ist<br />

wie beispielsweise Lehr- und Lernprodukte, <strong>die</strong> den<br />

Nachmittagsmarkt be<strong>die</strong>nen.<br />

Wir definieren weiter:<br />

Ein Kindersachbuch ist eine<br />

Publikation, <strong>die</strong> Fakten und Erkenntnisse aus verschiedenen<br />

Wissensgebieten in Kind gerechten Formen (Illustration,<br />

Text- und Buchgestaltung) dem jungen Leser darbietet,<br />

um ihn damit zur Selbst-Bildung zu motivieren.<br />

Sachbücher für Kinder setzen kindliches Interesse nicht<br />

unbedingt voraus, sondern regen es an. (Hans Gärtner,<br />

1997). Hier entnehmen wir <strong>die</strong> Stichwörter: Interesse<br />

anregen, in neue Wissensgebiete einführen, <strong>die</strong> Bedeutung<br />

der Illustration, das Bild-Text-Verhältnis und<br />

das Wort Kind gerecht, denn vom<br />

hängt <strong>die</strong> Akzeptanz des Adressaten ab.<br />

Wie eines Sachbuchs<br />

Mir gefällt Victor Böhms Kurz-Definition sehr gut:<br />

Ein Sachbuch will zwischen einer Sache und einem erworbenen<br />

Wissenszusammenhang eines Adressaten unverschult<br />

und popularisierend vermitteln. (Victor Böhm,<br />

1994). Der Satz ist bald 20 Jahre alt. Und doch treffend.<br />

Obwohl keine der im Hinblick aufs Sachbuch<br />

aktuell viel zitierten Vokabeln wie Internet t und<br />

Neue<br />

Me<strong>die</strong>n darin vorkommen. Achtung: Internet vermittelt<br />

primär Fakten, kein Wissen. Wissen entsteht erst<br />

im Kopf des Users. In Victor Böhms Satz ist mir der<br />

Begriff Wissenszusammenhang wichtig. Das Wort darf,<br />

nein muss vielschichtig interpretiert werden. Denn in<br />

der Zusammenschau von Fakten, in der Korrelation<br />

und Kombination von Details gründet <strong>die</strong> große Leistung<br />

und Chance des Sachbuchs: Wissenszusammenhänge<br />

herzustellen und in Text und Bild darzustellen<br />

ist das konkurrenzlose Wesensmerkmal des Sachbuchs.<br />

(Renate Grubert, 2002).<br />

seit wann sprechen wir<br />

vom kinder- und jugendsachbuch?<br />

Der Begriff ist keineswegs eine Erfindung unserer Zeit.<br />

Der Typ Kinder-Sachbuch ist schon etwa 350 Jahre alt.<br />

Das erste Sachbuch für junge Menschen stammt aus<br />

dem Jahr 1658. Johann Amos Comenius (1592-1670)<br />

schuf eine Art Gesamtschau über <strong>die</strong> damalige Welt<br />

und des Kinderlebens, genannt Orbis sensualium pictus,<br />

ein Spiegel des damaligen Kinderalltags, <strong>die</strong> sichtbare<br />

Welt in Bildern. Aber <strong>die</strong> Bücher, <strong>die</strong> wir heute unter<br />

dem Begriff Kinder- und Jugendsachbuch zusammenfassen,<br />

entwickelten sich erst nach 1945. Parallel zur<br />

englischen Bezeichnung non-fiction<br />

entstand der Terminus<br />

Sachbuch - und zwar im Zusammenhang mit<br />

der wachsenden Produktion von Titeln, <strong>die</strong> nicht belletristisch<br />

einzuordnen waren. Der Trend zu <strong>die</strong>sem neuen<br />

Buchtyp kam, wie so manches andere nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg, aus den USA - stark geprägt von<br />

der Einführung des Fernsehens in den 40er-Jahren.<br />

historie<br />

Die neuen Sachbücher lieferten nur noch reine Fakten,<br />

systematisch auf Doppelseiten arrangiert, dazu<br />

anschauliche Illustrationen und keine Erzählung mehr.<br />

Als einer der ersten Verlage engagiert sich Tessloff<br />

und bringt 1961 <strong>die</strong> ersten Titel der Reihe How and<br />

Why, übersetzt:<br />

Was ist Was, <strong>als</strong> Monatshefte auf den<br />

deutschen Markt. 1963 erscheint <strong>die</strong> erste Hardcover-<br />

Version des Titels Unsere Erde. Ein Dauerbrenner bis<br />

heute. Nochm<strong>als</strong> zurück: Es sind nach 1945 <strong>die</strong> bunten<br />

Bilder und <strong>die</strong> zunehmend flächigen Illustrationen,<br />

<strong>die</strong> den einen Aspekt des neuen Trends zum Sachbuch<br />

charakterisieren.<br />

Der andere Aspekt bezieht sich auf <strong>die</strong> sinkende<br />

Altersgrenze der Adressaten. LeserInnen wäre zu viel<br />

gesagt, denn das neue Zielpublikum reicht bis ins<br />

Vorschul- und Kindergartenalter hinein. Heute <strong>finden</strong><br />

wir Sachbücher bereits <strong>als</strong> Baby-Buch im Kinderwagen<br />

- <strong>die</strong>s ist Schritt eins der Karriere des Kinderund<br />

Jugendsachbuchs!<br />

Den zweiten Anstoß haben uns - unabsichtlich -<br />

<strong>die</strong> PISA-Stu<strong>die</strong>n beschert. Nach dem ersten so wenig<br />

überzeugenden Abschneiden deutscher SchülerInnen<br />

im Vergleich mit anderen europäischen Ländern entwickelte<br />

sich ein wahrer Sachbuch-Boom. Man erhoffte<br />

sich vom Sachbuch, Informationslücken zu schließen<br />

und <strong>die</strong> Lust an Lektüre attraktiver zu machen. Der<br />

Wunsch-Effekt: eine Steigerung von Wissen und Bildung<br />

im Jugendbereich. Die enorme Steigerung der<br />

Produktivität brachte seit 2002 Unmengen neuer<br />

Sachbücher auf den Markt und erzeugte hohe<br />

Umsatzvolumen.<br />

umsatzentwicklung<br />

So steigern sich in den Jahren 2003 bis 2006 <strong>die</strong><br />

Gesamtumsätze im Kinder- und Jugendsachbuch auf<br />

vorher nie geahnte Spitzenwerte, fallen jedoch seit


schwerpunkt : was sache ist!<br />

2006 konstant. Parallel zur rückläufigen Umsatzent-<br />

wicklung schmelzen auch <strong>die</strong> Titelzahlen in <strong>die</strong>sem Bereich.<br />

Waren 2004 noch 18 Prozent aller Kinder- und<br />

Jugendbücher Sachbücher, so sind es 2012 gerade<br />

noch 10 Prozent. Diese Zahl wiegt umso schwerer<br />

<strong>als</strong> ja der Gesamtumfang der Buchproduktion im<br />

Kinder- und Jugendbereich noch immer wächst (von<br />

3.700 Novitäten im Jahr 2000 auf 7.857 Novitäten<br />

im Jahr 2012).<br />

Die Zahlen sprechen für sich; der PISA-Hype ist<br />

definitiv vorbei. Mögliche Gründe: Wer auf den Trend<br />

Bildung und Wissen aufgesprungen war - und nicht<br />

den erhofften Erfolg mit Sachbuch hatte, lässt nun<br />

<strong>die</strong> Finger von <strong>die</strong>sem Markt. Es gab einfach zu viele<br />

redundante Titel und vor allem zu viele konkurrierende<br />

Reihen.<br />

Und heute? Konzentration ist angesagt und <strong>die</strong><br />

Neuerfindung<br />

des Kinder- und Jugendsachbuches! Zu<br />

den klassischen Büchern gesellen sich immer mehr<br />

Activity- und Cross-mediale Produkte. Vernetzung ist<br />

das Schlüsselwort - auch beim Lesen und Handhaben<br />

von Kinder- und Jugendsachbüchern.<br />

ladenpreis<br />

Grundsätzlich ist zu sagen, dass das Kinderbuch seit<br />

Jahren das konstant preisgünstige Buch ist, das man<br />

kaufen kann. Sogar Comics sind teurer <strong>als</strong> Kinderbücher!<br />

2012 wurden für ein durchschnittliches Hardcover-Kinderbuch<br />

EUR 11,09 gezahlt. Diese niedrigen<br />

Preise müssen auch fürs Kinder- und Jugendsachbuch<br />

gelten, obwohl Sachbücher in ihrer Machart (durch<br />

Illustration und andere Zutaten) aufwändiger in Herstellung<br />

und Produktion sind <strong>als</strong> ein schwarz-weißes<br />

Textbuch. Um <strong>die</strong> niedrigen Preise halten zu können,<br />

kalkulieren Verlage im Sachbuchbereich nicht selten<br />

an oder sogar unter der Schmerzgrenze. Das ist in<br />

hohem Maß unwirtschaftlich und damit ungesund.<br />

sachbuch-spitzenthemen<br />

Wer nun nach den wichtigsten Themen im Kinder- und<br />

Jugendsachbuch fragt, bekommt klare Antwort über<br />

<strong>die</strong> verlaglichen Produktionszahlen und <strong>die</strong> GfK-Zah-<br />

len. Die beliebtesten Themen der letzten zehn Jahre<br />

lauten konstant:<br />

Rang 1: Tiere<br />

Rang 2: Natur & Umwelt<br />

Rang 3: Geschichte & Erdgeschichte<br />

Warum <strong>die</strong>se Themen? Kinder und Eltern lieben<br />

sie. <strong>Sie</strong> legen eine Basis zum Verständnis unserer nächsten<br />

Umgebung, unserer Erde, der Welt, in der wie<br />

leben. <strong>Sie</strong> bieten sich in besonderer Weise an, schrittweise,<br />

dem Vorwissen der Kinder entsprechend, <strong>die</strong><br />

Verständnisbasis auf- und auszubauen bzw. zu festigen.<br />

Alle Altersgruppen sind hier einbezogen - vom Baby-<br />

Buch bis zum komplexen Jugendsachbuch mit gekoppelter<br />

Online-Wissensseite. <strong>Sie</strong> decken interessanterweise<br />

auch inhaltliche Angebotsmöglichkeiten des<br />

Sachbuchs vom Text, übers Bild zur Interaktivität perfekt<br />

ab.<br />

Kinder- und Jugend-Sachbuchverlage 2013<br />

und ihre wichtigsten Reihen im Überblick:<br />

(gänzlich aufs Sachbuch spezialisierte Verlage fett)<br />

Arena-Verlag:<br />

Arenas Bibliothek des Wissens;<br />

Sachwissen für Erstleser (Edition Bücherbär)<br />

arsEdition<br />

Baumhaus-Verlag:<br />

Willi wills wissen<br />

Boje-Verlag<br />

Beltz & Gelberg:<br />

Lebensbilder<br />

Bertelsmann Lexikon/ Brockhaus/ Wissen Media Verlag<br />

(wird zum Jahresende 2013 eingestellt)<br />

Coppenrath<br />

cbj/ Random House:<br />

Frag doch mal … <strong>die</strong> Maus<br />

Dorling Kindersley:<br />

memo (vorm<strong>als</strong> Sehen Staunen Wissen)<br />

Esslinger/ Bonnier:<br />

Meine große Tierbibliothek<br />

Fischer/ Duden-Verlag/ Meyer/ Sauerländer:<br />

im Speziellen Meyer: Die kleine Kinderbibliothek<br />

Gerstenberg:<br />

Lesen. Staunen. Wissen<br />

Knesebeck:<br />

Für Kinder erzählt<br />

Loewe<br />

Prestel:<br />

Kunst für Kids<br />

Ravensburger:<br />

Wieso Weshalb Warum<br />

Tessloff:<br />

Was ist Was<br />

Velber:<br />

Was Kinder wissen wollen<br />

doppel:punkt 2013:4


schwerpunkt : was sache ist!<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

sachbuch-reihen und ihre vor- und nachteile<br />

Der Griff zu Lizenz- bzw. Packager-Titeln, d. h. inter-<br />

national geplanten und produzierten Bücher, war darum<br />

lange Zeit seitens der Verlage <strong>die</strong> natürliche Antwort<br />

auf <strong>die</strong> hohen Produktionskosten eines Original-<br />

Sachbuchs. Lizenztitel waren (und sind) preisgünstiger,<br />

aber inhaltlich auf weltweit kompatible und damit<br />

redundante Themen fokussiert. In den letzten zehn<br />

Jahren konnte man von mehr <strong>als</strong> 70 Prozent Lizenztiteln<br />

auf dem deutschen Markt sprechen - ein Phänomen,<br />

das sich vermutlich auch in den Bibliotheksbeständen<br />

spiegelt. Mit den sinkenden Absatzzahlen<br />

hat jedoch ein verlagliches Umdenken stattgefunden.<br />

Von den vielen internationalen Reihen sind nur noch<br />

wenige übrig. Wenn wir heute von mehr <strong>als</strong> 70 Prozent<br />

Reihentiteln sprechen, meinen wir durchaus zum<br />

überwiegenden Teil Original-Reihen.<br />

zählt: Die hohen Produktionskosten müssen durch <strong>die</strong><br />

Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit des Titels einge<br />

spielt werden.<br />

wie erkennt man ein gutes sachbuch?<br />

wie geht man beim beurteilen vor?<br />

Ganz gleich, ob Reihentitel oder Einzelpublikation:<br />

Eigentlich ist es unerläßlich, jedes Sachbuch vor dem<br />

Ankauf für <strong>die</strong> Bibliothek zu begutachtet. Dies kann in<br />

einer Art 6-Punkte-Programm geschehen:<br />

1. Sachliche Richtigkeit<br />

2. Thema und Inhalt<br />

3. Zielgruppe<br />

4. Darstellung<br />

5. Nutzwert<br />

6. Originalität<br />

Ein Reihen-Sachbuch hat nicht <strong>die</strong>selben Freiheiten<br />

wie ein Autoren-Einzeltitel. Es ist inhaltlich wie gestalterisch<br />

an <strong>die</strong> Vorgaben der Reihe gebunden. Diese<br />

Bindung ans Reihenkonzept definiert neben dem<br />

äußeren Erscheinungsbild auch das gesamte Innen-<br />

Layout mit Seitenraster, Text- und Bildanteilen etc.<br />

Besonders über Jahre laufende und beständig erweiterte<br />

Reihen kämpfen mit den wohlbekannten Nebeneffekten<br />

<strong>die</strong>ses Zwangskostüms.<br />

So erklären sich u. a. <strong>die</strong> großen Relaunches. Trotzdem<br />

kann ein Reihentitel genauso verlockend daherkommen<br />

wie ein Autoren-Sachbuch - wenn es auf den<br />

Hauch der Individualität beharrt und alle Spielräume<br />

nutzt, <strong>die</strong> zur Verfügung stehen.<br />

Reihentitel haben - neben dem günstigen Kaufpreis -<br />

noch weitere Vorteile:<br />

Man weiß, was einen erwartet.<br />

Man weiß, was man kauft.<br />

Reihentitel geben eine gewisse Sicherheit.<br />

Einzeltitel haben <strong>die</strong>se Vorteile selten. Dafür sind es<br />

meistens echte Hingucker! In der Umkehrung des<br />

oben Genannten wird klar, was für den Einzel-Titel<br />

Die folgende Fragen können bei der Beurteilung hilfreich<br />

sein:<br />

ad 1. Sachliche Richtigkeit:<br />

Ist <strong>die</strong> Darstellung sachlich einwandfrei?<br />

Ergeben sich Einblicke in Fragestellungen,<br />

Ergebnisse, Methoden?<br />

Welche Akzentverschiebungen bringt <strong>die</strong><br />

Popularisierung mit sich?<br />

ad 2. Thema und Inhalt<br />

Welche individuelle bzw. gesellschaftliche<br />

Aktualität kommt der Sache zu?<br />

Ist <strong>die</strong> Sache hinsichtlich Erlebens-, Wissens- und<br />

Handlungszusammenhängen überhaupt relevant?<br />

Was gibt sie her - bezogen auf Lebensbewältigung<br />

und soziokulturelle Erkenntnisse?<br />

ad 3. Zielgruppe<br />

Auf welches Verständnis- und Anforderungsniveau<br />

des Adressaten bezieht sich <strong>die</strong> Darstellung?<br />

Welche sachlichen, begrifflichen fl und sprachlichen<br />

Fähigkeiten werden vorausgesetzt?<br />

Welche Informationsbedürfnisse werden<br />

angesprochen?<br />

ad 4. Darstellung<br />

Welche Darstellungsmittel werden angewandt,<br />

um <strong>die</strong> Leserin/den Leser anzusprechen?


schwerpunkt : was sache ist!<br />

z. B. sprachliche (Text), graphische (Bild),<br />

das Layout, <strong>die</strong> Ausstattung betreffende …<br />

Welche Methoden werden angewandt?<br />

z. B. beschäftigend, informierend, motivierend,<br />

er arbeitend, kontrollierend, erlebnisfüllend,<br />

einstellungs- bzw. verhaltensändernd ...<br />

ad 5. Nutzwert<br />

In welchem Verhältnis (ergänzend, vertiefend ...<br />

entgegenstellend) zum sonstigen Bildungserwerb<br />

steht das Buch?<br />

Welche Einsatzmöglichkeiten sind gegeben?<br />

ad 6. Originalität<br />

Stichwort Attraktivität:<br />

kompromisslos alte bzw. nicht mehr ansprechende<br />

Titel aussortieren.<br />

Besonders für kleine Bibliotheken zu empfehlen<br />

Bitten <strong>Sie</strong> Kinder/ Jugendliche um Unterstützung bei<br />

solchen Erneuerungsaktionen/ Selektionen, machen<br />

<strong>Sie</strong> einen Event daraus. Dasselbe gilt auch für <strong>die</strong><br />

Auswahl neu anzukaufender Sachbücher. Lassen <strong>Sie</strong><br />

abstimmen. Verbinden <strong>Sie</strong> das Ganze z. B. mit einer<br />

Verlosungsaktion. Machen <strong>Sie</strong> Ihre Bibliothek zu einem<br />

Treffpunkt. Sachbücher helfen da ungemein, denn man<br />

muss keine 500-seitigen Romane gelesen haben, um<br />

mitreden zu können.<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Jedes Sachbuch sollte sich eigentlich vom anderen<br />

desselben Themas unterscheiden. Also:<br />

Was macht ein Sachbuch unverwechselbar?<br />

Welche ästhetischen Qualitäten lassen sich<br />

beschreiben?<br />

tipps für das kinder- und jugendsachbuch<br />

in der bibliothek<br />

Interne Ebene<br />

Stichwort Alterseinstufung:<br />

nicht sklavisch daran festhalten, wichtig nur für <strong>die</strong><br />

erste Einschätzung, sekundär für Ausleihe/ Beratung.<br />

Stichwort Präsentation:<br />

Sachtitel und Belletristik mischen, zusammen anbieten<br />

und zwar frontal.<br />

Stichwort Ergänzendes:<br />

nicht nur Bücher, sondern auch andere Me<strong>die</strong>n einbeziehen,<br />

auf Reichhaltigkeit des Angebots achten.<br />

Stichwort Komplexität:<br />

Schwieriges und<br />

halten.<br />

Stichwort Zuordnung:<br />

Einfaches zum gleichen Thema bereit<br />

Möglichkeit der Doppelpräsentation beachten: z. B.<br />

Sachbilderbücher bei Bilderbüchern und Sachbüchern.<br />

Dasselbe gilt für Grenzgänger r im Bereich Jugendbuch/<br />

Erwachsene.<br />

Stichwort Aktualität:<br />

veraltete Bücher aussortieren. Den unterschiedlichen<br />

Alterungsgrad kalkulieren: Technik, Wissenschaften,<br />

Forschung altern schneller <strong>als</strong> andere Sachthemen<br />

(wie z.B. Tiere/ Natur).<br />

Externe Ebene<br />

Stichwort Schule:<br />

Themenangebote für und mit Schulen konzipieren<br />

und anschaffen und <strong>als</strong> gemischte Themenkisten/<br />

Wanderbibliothek/ Rucksack-Angebot …) bereithalten/<br />

entleihen; das gilt sowohl für Einzeltitel <strong>als</strong> auch für<br />

Me<strong>die</strong>n im Klassensatz. Darüber hinaus bietet es sich<br />

an, Projekte mit Schulen zu entwickeln.<br />

Stichwort Weitere Kooperationspartner:<br />

Me<strong>die</strong>n (Regional-Zeitung, Projekt SchmaZ - Schüle-<br />

rInnen machen Zeitung)<br />

Handel (Sachbücher in Schaufenstern mit Hinweis<br />

Mehr zum Thema in der Bibliothek)<br />

Banken (Lesungen für junge KundInnen mit Büchern<br />

aus der Bibliothek)<br />

Verlage (Druckfahnenlesen mit Feedback vor dem<br />

Ersterscheinungstag)<br />

Kooperationen erleichtern <strong>die</strong> Einbindung von Kindern<br />

und Jugendlichen; so kann Nachhaltigkeit geschaffen,<br />

<strong>die</strong> Vernetzung intensiviert werden; <strong>die</strong> Bibliothek wird<br />

verstärkt wahrgenommen (Eigendynamik).<br />

Stichwort Projekte:<br />

Z. B.: Lesenächte, Fahnenlesen, Public Reading, Lese-<br />

Raylles, AutorInnen-Events, Lesungen, Schnitzeljagden,<br />

Aktionstage wie der Welttag des Buches etc.<br />

Was generell noch wichtig ist:<br />

Erfolgsbilanz (Entleihzahlen) aufstellen, analysieren,<br />

aktuell halten, sichtbar machen und präsentieren<br />

Öffentlichkeitsarbeit verstärken bzw. initiieren<br />

Networking (auch durch Projekte) betreiben<br />

|renate grubert|


schwerpunkt : was sache ist!<br />

<br />

<br />

p<br />

pel:punkt 2013:4


schwerpunkt : was sache ist!<br />

Projekt Bibliopedia: zielgruppenorientierte Sachbuchbestände<br />

bibliopedia<br />

<strong>die</strong> erneuerung des sachbuchbereichs in der öb st. veit am vogau<br />

as Jahr 2013 ist für<br />

mich aus bibliothekarischer<br />

Sicht etwas ganz<br />

Besonderes. In <strong>die</strong>sem Jahr<br />

konnte ich meine Ausbildung<br />

zur ehrenamtlichen<br />

und nebenberuflichen Bib-<br />

liothekarin abschließen. Im<br />

Zuge <strong>die</strong>ser Absolvierung<br />

musste auch ein Projekt, das<br />

für <strong>die</strong> Bibliothek sinnvoll<br />

und innovativ wäre, durchgeführt<br />

werden. Hierbei<br />

stellte ich mir <strong>die</strong> Frage,<br />

wie ich unsere Bibliothek<br />

noch besser in das Bewusstsein unserer Gemeinde<br />

rufen könnte.<br />

<strong>die</strong> ausgangslage<br />

Zunächst möchte ich aber unsere Bibliothek etwas näher<br />

vorstellen. Mit einem Einzugsbereich von knapp<br />

2.000 EinwohnerInnen, einem LeserInnenkreis von<br />

ca. 500 BenutzerInnen in einem ländlichen Gebiet<br />

gehört <strong>die</strong> Bibliothek in St. Veit am Vogau (Südsteiermark)<br />

wohl zu den kleineren Bibliotheken des Landes.<br />

Das Team umfasst 19 MitarbeiterInnnen, <strong>die</strong> in den<br />

unterschiedlichsten Bereich eingesetzt werden, sprich<br />

es handelt sich hierbei um ein Team, das vielfältiger<br />

nicht sein könnte. Außerdem führen wir auch eine<br />

Spielothek mit über 480 Spielen für Groß und Klein.<br />

Der Schwerpunkt der Bibliothek liegt durch <strong>die</strong><br />

Kooperation mit den Kindergärten und Schulen der<br />

Umgebung eindeutig im Kinderbereich. Der Erwachsenen-<br />

und Jugendbereich wird zwar genutzt, aber<br />

man könnte hier durchaus Verbesserungen und Erneuerungen<br />

durchführen.<br />

Bei meinen Überlegungen zum Projekt war mir<br />

wichtig, dass das ganze Team damit einverstanden<br />

war. Deshalb wurde in einer Teamsitzung Ideen gesammelt<br />

und diskutiert. Schon bald kristallisierten<br />

sich zwei gröbere Baustellen heraus: Einerseits stellte<br />

man fest, dass <strong>die</strong> Jugend in der Bibliothek etwas<br />

abging, andererseits wollte man den Sachbuchbereich<br />

erneuern und umstrukturieren. Da sich das Bibliotheksteam<br />

nicht für ein Projekt entscheiden konnte,<br />

wurden beide durchgeführt, jedoch wollte man der<br />

Erneuerung des Sachbuchbereichs mehr Aufmerksamkeit<br />

widmen.<br />

4 leitfragen <strong>als</strong> orientierungspunkte<br />

Der Sachbuchbereich - eine<br />

der vielfältigsten, exotischsten<br />

und vor allem<br />

auch schwierigsten Rubriken<br />

einer Bibliothek. Man<br />

kann bei weitem nicht alle<br />

Interessen der LeserInnen<br />

abdecken, besonders nicht<br />

in einer kleinen Bibliothek.<br />

Dennoch stellt <strong>die</strong>ser Bereich<br />

einen wichtigen Teil<br />

einer Bibliothek dar - besonders<br />

im Kinder- und<br />

Jugendbereich sollte man gut aufgestellt sein. Mit <strong>die</strong>sen<br />

Überlegungen startete ich in <strong>die</strong> Planung des<br />

Projekts. Ich stellte mir vier Leitfragen, <strong>die</strong> uns durch<br />

<strong>die</strong> Arbeitsphasen begleiten würden:<br />

Die erste Frage lautete:<br />

Wie kann man durch Sachbücher<br />

<strong>die</strong> Gemeinde erreichen?<br />

Eine klare Antwort zu <strong>die</strong>ser Frage war meines Erachtens,<br />

dass man Ordnung schaffen musste. Denn<br />

bevor man <strong>die</strong> Aktion startete, waren <strong>die</strong> Regale eindeutig<br />

zu voll. Man hatte weder Platz, um <strong>die</strong> Bücher<br />

ordnungsgemäß unterzubringen, noch einen Platz,<br />

um neue Sachbücher zu präsentieren. Die Attraktivität<br />

<strong>die</strong>ses Bereiches war keineswegs mehr gegeben.<br />

Meiner Ansicht nach konnte man schon nur durch<br />

Aussortieren des Bestandes mehr LeserInnen und BenutzerInnen<br />

ansprechen, da dann <strong>die</strong> Regale ordentlicher<br />

in Erscheinung treten würden.<br />

Bibliopedia sorgte für große Auswahl am Buchflohmarkt ...<br />

doppel:punkt 2013:4


schwerpunkt : was sache ist!<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Des Weiteren wurde auf <strong>die</strong> Frage Wen bzw. welche<br />

Bevölkerungsgruppe wollen wir verstärkt erreichen?<br />

eingegangen ...<br />

Das Hauptanliegen unseres Teams war es, verstärkt<br />

<strong>die</strong> Problemzielgruppen Männer und Jugendlichee<br />

in<br />

<strong>die</strong> Bibliothek zu bringen. Frauen kommen regelmäßig<br />

mit ihren Kindern in <strong>die</strong> Bibliothek - auch hier sollte<br />

das Angebot erneuert werden.<br />

der projektverlauf<br />

Nach diversen Vorbesprechungen wurde im November<br />

2012 mit der Umstrukturierung begonnen. Mithilfe<br />

von etlichen HelferInnen gelang es mir, an einem<br />

Tag mehr <strong>als</strong> 300 Me<strong>die</strong>n auszusortieren. Jeder Sachbuchbereich<br />

wurde durchforstet, jedes Buch unter folgenden<br />

Kriterien begutachtet:<br />

Wie ist der Zustand des Buches? Ist es kaputt? Weist<br />

es irgendeine Art von Verunreinigungen auf? Falls<br />

ein Buch aufgrund des Zustandes ausgeschieden<br />

werden sollte, wurde noch entschieden, ob man es<br />

neu anschaffen sollte.<br />

Pünktlich zum Jubiläumsfest war <strong>die</strong> Reorganisation des Sachbuchbereichs<br />

abgeschlossen. Im Bild Linda Ranegger mit der Autorin Claudia Rossbacher<br />

Noch eine offene Frage in <strong>die</strong>sem Prozess war <strong>die</strong><br />

Schwerpunktsetzung. Vor ein paar Jahren hatten<br />

wir eine Ecke mit Büchern jeweils zu einem aktuellen<br />

Schwerpunkt installiert. Dazu gab es auch immer<br />

Veranstaltungen. So wurde bspw. ein Schwerpunkt<br />

zum Thema Ernährung gesetzt und ein Ernährungs-<br />

vortrag von Doris Dreier angeboten. Aus Platzgründen<br />

und wegen Umstrukturierungen wurde <strong>die</strong>se Schwerpunktsetzung<br />

wieder aufgelöst. Schon zu Beginn der<br />

Planungen für <strong>die</strong> Projektumsetzung gab es Gedanken,<br />

<strong>die</strong>se Schwerpunktreihe wieder zu aktivieren.<br />

Man konnte sich jedoch nicht einigen, es wieder in<br />

<strong>die</strong>sem Ausmaß zu veranstalten. Deshalb wurde nur<br />

ein Platz zum Präsentieren von Schwerpunkten geschaffen<br />

und auf ein intensives Begleitprogramm verzichtet,<br />

da es in der Gemeinde in <strong>die</strong>sem Jahr aufgrund<br />

des Jubiläumsjahres genug Veranstaltungen gab.<br />

Die letzte Frage zum Thema Erneuerung des Sachbuchbereichs<br />

lautete: Bibliopedia - kann unsere Bibliothek<br />

<strong>als</strong> Nachschlagewerk <strong>die</strong>nen?<br />

Ist es möglich durch ein abwechslungsreiches Angebot<br />

und durch einen gut sortierten Sachbuchbereich<br />

Menschen in <strong>die</strong> Bibliothek zu locken, um diverse<br />

Dinge nachzuschlagen?<br />

<br />

grund der Fristzettel in jedem Buch konnte leicht festgestellt<br />

werden, wann das Buch zuletzt ausgeborgt<br />

wurde.<br />

<br />

<br />

<br />

ist, kann es noch immer zeitgemäß sein. Deshalb<br />

wurde auch auf den Inhalt geachtet.<br />

Das Aussortieren kam schließlich - trotz mancher<br />

Zweifel - bei allen MitarbeiterInnen gut an. Alle hatten<br />

Freude, sich von <strong>die</strong>sem unnötigen Ballast zu befreien.<br />

Insgesamt wurden 535 Me<strong>die</strong>n ausgeschieden -<br />

503 Bücher, 32 Videokassetten. Sozusagen wurde der<br />

Sachbuchbestand um ein Drittel weniger. Die ausgeschiedenen<br />

Bücher waren natürlich nicht für den Müll<br />

bestimmt. Bei der Jubiläumsveranstaltung hatten <strong>die</strong><br />

BesucherInnen das Angebot eines Bücherflohmarkts.<br />

Nun ging es ans Einkaufen. Mir war es wichtig, in<br />

jedem Bereich, wo aussortiert worden war, neue Bücher<br />

und Me<strong>die</strong>n anzuschaffen. Durch Befragungen<br />

wurde ein Augenmerk auf das Bedürfnis unserer LeserInnen<br />

gerichtet. Im Team selbst gibt es einige Spezialisten,<br />

z. B. Pädagoginnen, Gärtnerinnen und Politik-<br />

sowie Geschichteinteressierte, <strong>die</strong> gezielt Fachliteratur<br />

aussuchten. Bei Koch- und Ernährungsbüchern verließ<br />

man sich auf <strong>die</strong> Bestsellerlisten.<br />

Auch im Kinderbereich gab es Aufholbedarf - vier<br />

neue Serien wurden angeschafft. Hier kann man schon<br />

jetzt sagen, dass <strong>die</strong>ses Angebot bei den Kindern wirklich<br />

gut ankommt. Insgesamt wurden über 200 neue<br />

Me<strong>die</strong>n für den Bereich Sachbuch angeschafft.


schwerpunkt : was sache ist!<br />

Auch in der Systematik wurde umstrukturiert.<br />

Die Bibliothek St. Veit am Vogau führte noch <strong>die</strong> alte<br />

österreichische Systematik. Als Leiterin <strong>die</strong>ses Projekts<br />

war es mir ein Anliegen, alle Sachbuchbereiche in <strong>die</strong><br />

neue österreichische Systematik einzugliedern (alle<br />

fett dargestellten Systematikgruppen wurden neu angelegt<br />

bzw. zugewiesen):<br />

Wichtig war es, dass man nicht zu viele Systematikgruppen<br />

einführte. Es galt der Grundsatz: Wenn<br />

man mehr <strong>als</strong> 7 Bücher in einen Bereich geben kann,<br />

dann wurde eine eigene Gruppe daraus.<br />

Die Umstellung und Umkatalogisierung war eine<br />

der schwierigsten Arbeiten, <strong>die</strong> vorgenommen wurden.<br />

Jedes Buch musste genau bewertet werden. Es<br />

war nicht einfach, immer <strong>die</strong> richtige Wahl zu treffen,<br />

denn <strong>die</strong> Bücher sind oft vielseitig und passen in mehrere<br />

Gruppen.<br />

Schließlich galt es noch, <strong>die</strong> räumlichen Strukturen<br />

etwas zu verändern. Es gab keine Möglichkeit, <strong>die</strong> Regale<br />

anders anzuordnen, deshalb wurden lediglich <strong>die</strong><br />

Systematikgruppen neu angeordnet und nach ihren<br />

inhaltlichen Kriterien zusammengestellt.<br />

Bestand nach der neuen österreichischen Systematik<br />

ein würdiger projektabschluss<br />

Im Rahmen ihres 30-Jahr-Jubiläums feierte <strong>die</strong> Bibliothek<br />

St. Veit am Vogau ein Fest, das von Vielfalt und<br />

Kreativität geprägt war. Mein Ziel war es, mit dem Projekt<br />

bis zu <strong>die</strong>sem Tag (14. April 2013) fertig zu werden,<br />

um es der Gemeinde präsentieren zu können.<br />

Der restrukturierte Sachbuchbereich bietet Horizonterweiterungen für Groß ...<br />

Passend zur Sachbuchpräsentation gab es auch<br />

einen Vortrag: Mag. a Helga Mann und Mag. a Nikola<br />

Schnedlitz, Apothekerinnen aus der Nachbargemeinde,<br />

referierten über alternative Medizin bzw. Hilfe für<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

AN ... Allgemeine Nachschlagewerke<br />

B ... Biographisches<br />

EA ... Erdkunde allgemein<br />

EH ... Österreich<br />

G ... Geschichte<br />

K ... Kunst<br />

NB ... Biologie<br />

NK ... Medizin, Gesundheit<br />

NL ... Land-, und Forstwirtschaft, Fischerei, Bodenkultur<br />

NL.G ... Pflanzen-, Gartenbau<br />

NT ... Technik<br />

PN ... Pädagogik<br />

PP ... Psychologie<br />

PR ... Religion<br />

VA ... Verschiedenes Allgemein<br />

VB ... Kreative Beschäftigung, Spiele, Feste<br />

VH ... Hobbies<br />

VL ... Kochen<br />

VS ... Sport, Spiel, Spaß und Witze<br />

... und Klein - und Leseabenteuer obendrein! ÖB & Spielothek St. Veit/ Vogau<br />

Kinder und Jugendliche mit dem Titel Sanfte Begleitung<br />

beim Erwachsenwerden mit Homöopathie und Bachblüten.<br />

Durch <strong>die</strong>ses Fest konnte das gesamtes Team<br />

der Bibliothek&Spielothek St. Veit am Vogau reichlich<br />

Zuspruch von der Bevölkerung entgegennehmen.<br />

|linda ranegger|<br />

|link| www.bibliothek.st-veit-vogau.gv.at


Die Pressekonferenz<br />

schwerpunkt : was sache ist!<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

ein lese-rezept zum nachmachen ...<br />

... leicht variiert von gudrun sulzenbacher<br />

m Blitzlicht sich selber präsentieren - <strong>als</strong> Autor, <strong>als</strong><br />

Fotografin, <strong>als</strong> Illustrator, <strong>als</strong> Verlegerin. Ein Team<br />

stellt sich auf einer Pressekonferenz den Fragen der<br />

JournalistInnen, und <strong>die</strong> Presseleute ihrerseits haben<br />

sich Fragen zurechtgelegt und richten sie an das Herausgeberteam.<br />

Eine aufregende Sache: In kürzester<br />

Zeit werden Highlights, aber auch wesentliche Inhalte<br />

aus einem Sachbuch herausgearbeitet, und gleichzeitig<br />

kommt Interessantes über das Entstehen von Sachbüchern<br />

zur Sprache. Außerdem erfährt der Bibliothekar<br />

(oder <strong>die</strong> Lehrerin), was Kindern oder Jugendlichen<br />

an Sachbücher gefällt und auffällt.<br />

Stellen wir uns <strong>als</strong>o dem Mikrofon, dem Blitzlicht<br />

und den vielen Fragen - auch wenn das Herz klopft!<br />

Zutaten<br />

Sachbücher<br />

Arbeitsblatt Die Pressekonferenz (siehe Kasten)<br />

Klebezettel<br />

Buntes Papier, Stifte, Scheren, Doppelklebeband<br />

Requisiten (Mikrofon, Mineralwasser, Plakat usw.)<br />

eine Stunde Zeit<br />

1. Im Stuhlkreis oder auf den Sitzstufen erzählen <strong>die</strong><br />

SchülerInnen kurz, was sie über Pressekonferenzen bereits<br />

wissen. Dann wird <strong>die</strong> heutige Veranstaltung angekündigt:<br />

eine Pressekonferenz in unserer Bibliothek!<br />

Verschiedene Herausgeber-Teamss<br />

werden ihr<br />

neues<br />

Sachbuch präsentieren, <strong>als</strong> Verlegerin, <strong>als</strong> Fotograf,<br />

<strong>als</strong> Autorin. Aufgabe der jeweiligen Verlegerin ist es,<br />

ihr neues Buch zu zeigen, ihre Autorin und ihren Fotografen<br />

vorzustellen und dann <strong>die</strong> Presseleute einzuladen,<br />

Fragen an <strong>die</strong> beiden (oder auch an sie selbst)<br />

zu richten.<br />

2. Zunächst müssen sich <strong>die</strong> Teams zusammenfin-<br />

den: Einer ist der Autor, einer der Fotograf, einer der<br />

Verleger. Als solche suchen sie nun aus einer kleinen<br />

Ausstellung ihr Buch aus. Gemeinsames Interesse an<br />

einem bestimmten Thema (z. B. Tiere, Weltraum) ist<br />

das Auswahlkriterium.<br />

3. Jetzt muss sich das Team für ein Buch entscheiden.<br />

Die drei ausgewählten Bücher werden kurz durchgeblättert,<br />

dann wird gemeinsam beraten, welches Buch<br />

nun tatsächlich präsentiert werden soll. Länger <strong>als</strong> fünf<br />

Minuten sollte <strong>die</strong>se Besprechung nicht dauern.<br />

4. Aus buntem Karton werden Namensschilder gebastelt<br />

und beschriftet und zwar mit dem Namen des<br />

Autors und des Fotografen, wie sie im Buch angeführt<br />

sind. Der Verleger verwendet seinen eigenen Namen<br />

oder erfindet einfach einen.<br />

5. Zwanzig Minuten haben nun <strong>die</strong> Teams Zeit, ihr<br />

Buch gemeinsam anzuschauen und zu überlegen, was<br />

<strong>die</strong> Presseleute besonders interessieren könnte, wonach<br />

sie am ehesten fragen könnten. Als Hilfsmittel<br />

erhalten sie das Arbeitsblatt Die Pressekonferenz. Außerdem<br />

überlegt sich das Team, was es unbedingt<br />

zeigen möchte. Zum Markieren der entsprechenden<br />

Seiten liegen Klebezettel bereit.<br />

6. Ein mutiges Team für <strong>die</strong> erste Runde wird gesucht.<br />

Es nimmt am Pressetisch Platz, den der Bibliothekar<br />

(<strong>die</strong> Lehrerin) in der Zwischenzeit aufgebaut hat. Alle<br />

anderen SchülerInnen versammeln sich auf den Sitzstufen:<br />

<strong>Sie</strong> sind jetzt <strong>die</strong> Presseleute. Die Verlegerin eröffnet<br />

<strong>die</strong> Pressekonferenz: <strong>Sie</strong> bedankt sich fürs Kommen,<br />

nennt ihren Namen und den ihres Verlags, zeigt<br />

das neue Werk aus ihrem Haus und stellt dann stolz<br />

ihre Team vor: Und hier, zu meiner Rechten, extra eingeflogen<br />

aus Kanada, unsere Starfotografifi<br />

n ...<br />

7. Dann lädt <strong>die</strong> Verlegerin <strong>die</strong> Presseleute ein, munter<br />

Fragen zu stellen. <strong>Sie</strong> sollen vorher auch immer sagen,<br />

an wen ihre Frage gerichtet ist: z. B. an <strong>die</strong> Verlegerin,<br />

wenn es um Kosten oder Altersstufe geht, oder an <strong>die</strong><br />

Autorin, wenn es um Fachbegriffe geht, oder an <strong>die</strong><br />

Fotografin, wenn es um ein Lieblingsbild geht. Auch<br />

<strong>die</strong> Presseleute haben Namensschilder gebastelt und<br />

stellen sich vor: Helene Meier, RAI Sender Bozen. Ich<br />

habe eine Frage an ... Oder: Ich heiße Peter Prader,<br />

schreibe für Greenpeace und möchte von der Autorin<br />

wissen ...


schwerpunkt : was sache ist!<br />

8. Von der Fotografin möchte eine Journalistin erfahren,<br />

ob sie bei ihrer Arbeit für das Buch über Naturwild<br />

denn in eine lebensgefährliche Situation geraten<br />

sei. Die Fotografin ist vorbereitet: <strong>Sie</strong> zeigt ein geeig-<br />

netes Bild, gibt eine verblüffende Information darüber<br />

zum Besten, lässt aber dann auch ihrer Fantasie freien<br />

Lauf. Nach sieben, acht Minuten ist <strong>die</strong> Präsentation<br />

zu Ende, <strong>die</strong> Verlegerin bedankt sich bei ihrem Team<br />

- Applaus, Applaus - und alle gehen zurück zu den<br />

Sitzstufen, mischen sich dort unters Pressevolk, wechseln<br />

schnell das Namensschild und ... sind jetzt JournalistInnen.<br />

Währenddessen nimmt das nächste Team<br />

am Pressetisch Platz.<br />

9. In der zweiten Runde will ein kritischer Journalist<br />

von der Autorin wissen, ob sie denn wirklich vor Ort<br />

recherchiert habe. Aber klar, ereifert sich <strong>die</strong>se und<br />

zeigt zum Beweis das Foto eines Flugdrachens, über<br />

dessen Verhalten sie auch noch gleich was höchst<br />

Interessantes zu erzählen weiß.<br />

10. Der kritische Journalist ist beeindruckt, lässt aber<br />

nicht locker und hakt nach: Ob <strong>die</strong> Autorin denn tatsächlich<br />

einen lebendigen Flugdrachen erforscht habe<br />

oder einfach nur ihre Fotografin ins nächstgelegene<br />

Naturmuseum geschickt habe, damit sie dort mal<br />

schnell eine in Alkohol gelegte Echse fotografierte. fi<br />

11. Die Pressekonferenz ist nun zu Ende, über einen<br />

Applaus kann sich auch <strong>die</strong>ses Team freuen: Auch <strong>die</strong>se<br />

drei haben sich den Fragen gestellt, haben aufschlussreiche<br />

Antworten gegeben und sich tapfer geschlagen.<br />

Zum Schluss werden alle wieder zu SchülerInnen,<br />

<strong>die</strong> ihrem Bibliothekar (oder ihrer Lehrerein)<br />

beim Zurückstellen der Bücher helfen. Und dann werden<br />

natürlich <strong>die</strong> vorgestellten Bücher ausgeliehen!<br />

Tipps aus der Küche<br />

Als Bücher eignen sich besonders solche mit (zumindest<br />

einigen) großformatigen Bildern, übersichtlichem<br />

Seitenlayout und überschaubarem Text.<br />

Klebezettel zum Markieren sind wichtig, damit sich<br />

Bilder und Kapitel bei der Präsentation auch wirklich<br />

schnell <strong>finden</strong> lassen. Die Zettel sollten klein oder in<br />

Streifen geschnitten sein.<br />

Ebenso wichtig sind ein paar Requisiten, vor allem ein<br />

Mikrofon - es muss ja kein echtes sein!<br />

Pro Veranstaltung sollten nicht mehr <strong>als</strong> drei bis vier<br />

Titel präsentiert werden; <strong>die</strong> andere Hälfte der Klasse<br />

kommt in der nächsten Bibliotheksstunde dran.<br />

Müssen jedoch alle Teams innerhalb eines Bibliotheksbesuchs<br />

drankommen, oder ist <strong>die</strong> Klasse sehr<br />

groß, sollte man das Herausgeberteam erweitern: Die<br />

Fotografin aus Kanada z. B. beherrscht kein Deutsch<br />

und erscheint deshalb in Begleitung eines Dolmetschers,<br />

außerdem hatte sie mit einem Illustrator und<br />

einer Grafikerin zusammengearbeitet.<br />

Weitere Berufe aus der Bücherbranche findet man<br />

im Buch Vom Büchermachen, mit Comics, Fotos, Anekdoten<br />

und einem Plakat zum Aufhängen:<br />

Gudrun Sulzenbacher: Vom Büchermachen.<br />

Wie Ötzi ins Buch kam. Folio 2006.<br />

Geeignet für <strong>die</strong> Vorbereitung ist auch das Spiel Wir<br />

machen eine Talkshow. Die Spielanleitung gibt es in<br />

einem Buch zum Thema Lesefeste, e das in keiner Biblio-<br />

thek fehlen sollte:<br />

Maria Theresia Rössler (Hg.): Gestern kam das Glück zu mir.<br />

Ideen für außergewöhnliche Feste. Jungbrunnen 2009.<br />

|gudrun sulzenbacher|<br />

In: Fritsche, Elfi / Sulzenbacher, Gudrun (2006): Lese-Rezepte. Neues<br />

Lernen in der Bibliothek. Hg. Pädagogisches Institut für <strong>die</strong> deutsche<br />

Sprachgruppe; Amt für Bibliotheken und Lesen der autonomen Provinz<br />

Bozen/Südtirol. Bozen, 6. Auflage. (Derzeit vergriffen)<br />

Der ‚Kasten‘<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Fragen zum Text ...<br />

› Welche Themen/ Kapitel beinhaltet das Buch?<br />

› Welche Informationen <strong>finden</strong> wir interessant und<br />

wollen wir ansprechen?<br />

› Gibt es in <strong>die</strong>sem Buch auch neue oder aufregende<br />

Informationen zum Thema?<br />

› Ist der Text gegliedert?<br />

› Wie viele Sätze stehen unter einem Untertitel?<br />

› Wie viele Untertitel gibt es auf einer Doppelseite?<br />

› Gibt es auch Bildtexte?<br />

› Für welche Altersstufe ist <strong>die</strong>ses Buch gedacht?<br />

› Woran ist <strong>die</strong>s ersichtlich?<br />

› Werden Fachausdrücke verwendet und erklärt?<br />

Fragen zu den Bildern ...<br />

› Welche Bilder wollen wir herzeigen?<br />

› Welches Bild gefällt uns am besten?<br />

› Welches Bild ist am größten?<br />

› Welches Bild war schwierig zu fotografieren? fi<br />

› Welches Bild zeigt eine Besonderheit?<br />

› Auf welchem Bild kann man viele interessante<br />

Einzelheiten entdecken?<br />

› Mit welchem Bild wird gut veranschaulicht, was<br />

im Text beschrieben wird?<br />

› Wo wurden <strong>die</strong> Fotos gemacht?<br />

› Gibt es auch Bilder, <strong>die</strong> am Computer verändert<br />

worden sind? ...


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kt 2013:4


schwerpunkt : was sache ist!<br />

wie rezensiere ich ein kochbuch?<br />

ein (koch-)rezept in sieben schritten<br />

er gern kocht, lässt sich oft auch von Kochbüchern<br />

und Rezeptsammlungen inspirieren.<br />

Als Liebhaber des Kochens und des Lesens, schreibe<br />

ich häufig Rezensionen zu Kochbüchern.<br />

Eine Rezension ist ein bisschen wie <strong>die</strong> Weitergabe<br />

eines erprobten Kochrezepts: <strong>Sie</strong> <strong>die</strong>nt Anderen <strong>als</strong><br />

Entscheidung für <strong>die</strong> Lektüre des Buches, soll <strong>als</strong>o<br />

informieren und zum Lesen animieren bzw. muss in<br />

manchen Fällen von Kauf und Lektüre abraten. Eine<br />

Rezension muss gut abgegrenzt werden. <strong>Sie</strong> ist ...<br />

... kein Werbetext (wie der Klappentext);<br />

... kein Lesebeweis wie das Literaturtagebuch in der<br />

Schulzeit;<br />

... kein Gutachten und keine wissenschaftliche Arbeit;<br />

... nicht (nur) Kritik am Buch und ...<br />

... nicht nur inhaltliche Zusammenfassung.<br />

Ich selbst arbeite an jeder Rezension in 7 Schritten:<br />

geübte Hobbygastronomen bereits überfordert? Besonders<br />

<strong>die</strong> Zahl und Aufmachung der Fotos zu den<br />

Rezepten ist hier entscheidend. Zeigen sie arbeitende<br />

Hände und geben sie Schritt für Schritt wieder, worauf<br />

bei der Zubereitung zu achten ist, z. B. bei selteneren<br />

Tätigkeiten wie dem Ausnehmen von Fischen durch<br />

<strong>die</strong> Kiemen? Oder zeigen sie, wenn überhaupt, nur<br />

das fertige Gericht? Gibt es einleitend gute Tipps<br />

und Hintergrundinformationen? Besonders Rezeptsammlungen<br />

zu exotischen Küchen brauchen oft eine<br />

Einführung in den kulturellen und gastronomischen<br />

Hintergrund. Für mich ist es auch ein Kriterium, ob<br />

<strong>die</strong> Zutaten in jedem normalen Supermarkt zu kaufen<br />

sind oder ob Lebensmittel gefordert sind, deren Beschaffung<br />

den Besuch eines Fachgroßhandels voraussetzt.<br />

Manchmal wird auch ein leicht erhältlicher Ersatz<br />

für Lebensmittel vorgeschlagen, <strong>die</strong> in Mitteleuropa<br />

nicht verfügbar sind.<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

1. Vorüberlegungen:<br />

Wer wird meine Rezension lesen?<br />

Soll der Text über das Kochbuch eine allgemeine<br />

Leserschaft über das Buch informieren oder nur fachlich<br />

Interessierte, z. B. BibliotheksmitarbeiterInnen<br />

oder Küchenprofis? Erwachsene oder Kinder? Der Ziel-<br />

gruppe entsprechend muss ich auf allfällige Vorkenntnisse<br />

eingehen, vielleicht auch Zusatzinformationen<br />

anfügen, z. B. <strong>die</strong> Angabe einer Systematikgruppe.<br />

2. Erste Ansicht<br />

(möglichst vor oder während der endgültigen Auswahl)<br />

Leider hat man nicht immer das Buch in der Hand,<br />

bevor man sich für oder gegen eine Rezension entscheidet.<br />

Denn oft ist es noch nicht erschienen, es gibt<br />

nur Verlagsankündigungen. Im günstigeren Fall frage<br />

ich mich beim Betrachten des Umschlages und beim<br />

Überfliegen des Klappentexts und einiger Seiten, ob<br />

Buchtitel, Cover und Inhalt zusammenpassen? Ist <strong>die</strong><br />

Aufmachung - Einband, Textgliederung, Schriftgröße,<br />

Art und Zahl der Illustrationen - für <strong>die</strong> Zielgruppe<br />

des Buches geeignet und attraktiv? Werden sich<br />

KochanfängerInnen inspirieren lassen oder sind auch<br />

3. Auswahl:<br />

Kann und möchte ich das Buch rezensieren?<br />

Bücher, deren Inhalte nach der ersten Durchsicht ein<br />

spanisches Dorf bleiben, <strong>die</strong> mich weder interessie-<br />

ren noch - aus Gründen meines Vorwissens oder der<br />

(Fach-)Sprache - lesbar sind, lehne ich von vornherein<br />

ab. Ich will auch jedes Kochbuch am Herd und am<br />

Esstisch auf <strong>die</strong> Probe stellen. Wenn nur Gerichte dabei<br />

sind, <strong>die</strong> ich nicht gerne koche oder <strong>die</strong> mir nicht<br />

schmecken, lasse ich es lieber bleiben.<br />

4. Lesen:<br />

nicht immer alles - aber alles aufmerksam<br />

und mit Interesse<br />

Gerade im Sachbuchbereich ist es nicht immer nötig,<br />

jedes Kapitel und jeden Absatz zu lesen, oft kann man<br />

aus wesentlichen Teilen auf das ganze Werk schließen<br />

- zum Unterschied von der Belletristik: Eine Krimilektüre<br />

aber wäre ohne <strong>die</strong> abschließende Mordaufklärung<br />

unvollständig! Bei Kochbüchern reicht es aus,<br />

einige möglichst unterschiedliche Rezepte aufmerksam<br />

zu lesen und praktisch, <strong>als</strong>o in der Küchenwirklichkeit,<br />

auszuprobieren.


schwerpunkt : was sache ist!<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Rezensionsbücher lese ich prinzipiell nie ohne Bleistift<br />

und Notizzettel. Was ich mir während des Lesens<br />

aufschreibe, ist Grundlage für meinen Text: Ich fasse<br />

Kapitel in ein bis zwei Sätzen zusammen, notiere, was<br />

mir zu den einzelnen Abschnitten und Formulierungen<br />

auffällt, und klebe Post-its s an <strong>die</strong> Stellen, an <strong>die</strong> ich<br />

mich später erinnern will.<br />

Welche Passagen, Bilder, Grafiken ... sind erwäh-<br />

nenswert, fallen mir auf? Was sind Ärgernisse (Lässt<br />

sich das nicht auch einfacher schreiben?), gibt es be-<br />

sondere Aha-Erlebnisse, z. B. Erklärungen, warum <strong>die</strong><br />

Speisen so genannt werden oder woher sie stammen?<br />

Auch <strong>die</strong> Beschreibung der Arbeitsschritte und der dafür<br />

benötigten Hilfsmittel muss logisch sein und mit<br />

den Abbildungen übereinstimmen. Gar nicht mag ich<br />

es, wenn Kochbücher aus österreichischen Verlagen<br />

auf heimische Ausdrücke gänzlich verzichten: Hähnchen<br />

mit Tunke, Quark und Aprikosenklöße müssen<br />

nicht sein!<br />

Zusätzlich zu den Notizen zu einzelnen Stellen im<br />

Buch formuliere ich auch ein paar allgemeine Gedanken;<br />

<strong>die</strong> allerersten Eindrücke von der Ansicht von außen<br />

(Schritt 2) helfen dabei. Oder kann ich, was mir<br />

beim ersten Durchblättern und dann in der Lektürephase<br />

aufgefallen ist, in zwei bis fünf Zeilen zusammenfassen?<br />

Diese Sätze sind später oft <strong>die</strong> Einleitung<br />

zur Rezension. Vielleicht hört man mich am Herd auch<br />

murmeln. Denn gedanklich spreche ich mit meiner<br />

Zielgruppe über das Kochbuch und <strong>die</strong> darin enthaltenen<br />

Rezepte: Daraus wird <strong>die</strong> Buchbesprechung.<br />

5. Recherche- und Nachdenkphase:<br />

das Buch in den fachlichen Kontext einordnen<br />

Das in einem Buch wiedergegebene Wissen kann richtig<br />

oder f<strong>als</strong>ch sein - nicht selten fehlen einzelne Zutaten<br />

in den Listen oder ist <strong>die</strong> Garzeit nicht korrekt.<br />

Hier hilft im Zweifel ein Vergleich mit anderen Rezeptsammlungen<br />

oder ein kurzer Anruf bei Fachleuten.<br />

Es gibt jedoch auch sachliche Information, <strong>die</strong> zwar<br />

richtig ist, für <strong>die</strong> Zielgruppe des Buches aber nicht relevant,<br />

z. B. <strong>die</strong> fremdsprachige Bezeichnungen von<br />

Zutaten ohne Übersetzung.<br />

Die eigene Fachkenntnis, der Vergleich mit anderen<br />

Büchern zum selben Thema und für <strong>die</strong>selbe LeserInnengruppe<br />

ist hier aufschlussreich - und wiederum<br />

ein Argument, warum ich nur Bücher rezensieren will,<br />

<strong>die</strong> mich auch inhaltlich interessieren.<br />

6. Schreiben<br />

Welche Information braucht <strong>die</strong> Leserin<br />

oder der Leser der Rezension?<br />

Hier kombiniere ich meine Vorüberlegungen (siehe<br />

Schritt 1) mit meinen Notizen aus den Schritten 2, 4<br />

und 5. Üblicherweise übertrage ich meine händischen<br />

Aufzeichnungen aus der Lektüre- und Kochphase 4 in<br />

ein Textdokument und kombiniere <strong>die</strong> Stichworte zu<br />

ganzen Sätzen, <strong>die</strong> ich dann in eine sinnvolle Reihenfolge<br />

bringe:<br />

Hauptgedanke(n)<br />

kurze Wiedergabe der Inhalte<br />

Überlegungen zur Anwendbarkeit der Rezepte,<br />

zur sachlichen Richtigkeit und Relevanz<br />

Kommentare zu Sprache und Aufmachung<br />

des Buches,<br />

Eignung für <strong>die</strong> Lesergruppe,<br />

<br />

erkennbare Empfehlung (z. B. … habe noch<br />

nie ein Rezept gesehen, das mehr … oder etwa<br />

… bin überrascht, wie …)<br />

Nicht alles, was mir zum Buch aufgefallen ist, wird<br />

Teil der Rezension. Wie lang <strong>die</strong> Rezension sein soll,<br />

gibt meist <strong>die</strong> Redaktion vor. Ich selbst vermute, dass<br />

kürzere Buchbesprechungen lieber gelesen werden.<br />

Also muss ich auswählen und abwägen, ob <strong>die</strong> Rezension<br />

eher informieren soll (z. B. <strong>als</strong> Grundlage für den<br />

Bucherwerb in Bibliotheken) oder zum Lesen animieren<br />

will (z. B. wenn <strong>die</strong> Rezension auch von potentiellen<br />

LeserInnen des besprochenen Buches gelesen<br />

wird, etwa in der Buchecke einer Kinderzeitschrift).<br />

Je nach Zielgruppe müssen Bestellinformationen<br />

(Autor, Titel, Verlag, ISBN) oder ein ganzes bibliothekarisches<br />

Katalogisat der Rezension voran- oder nachgestellt<br />

werden. Bibliotheken brauchen oft auch eine<br />

Annotation (eine möglichst aussagekräftige Kurzbeschreibung<br />

in nur zwei bis drei Zeilen).<br />

7. Nach dem Schreiben:<br />

Der Vergleich macht sicher -<br />

oder zwingt zur Wiederholung ab Schritt 3<br />

Bei der extremen Zusammenfassung von dutzenden<br />

oder gar hunderten Seiten eines Buches auf wenige<br />

Absätze der Rezension muss Wesentliches wegfallen.<br />

Außerdem hält nicht jeder Rezensent das Gleiche für


schwerpunkt : was sache ist!<br />

wichtig. Nach Fertigstellung, aber vor dem Absenden<br />

der Rezension recherchiere ich im Internet Verlagstexte,<br />

Presseberichte, anderen Rezensionen oder Forenbeiträgen<br />

(z. B. bei Amazon). Was fällt auf? Habe<br />

ich <strong>Sie</strong> etwas übersehen? Oder kann ich stolz sein,<br />

dass ich bei der Lektüre etwas bemerkt habe, was<br />

anderen entgangen ist? Dann teilen sich <strong>die</strong> Wege:<br />

Die Rezension wird abgeschickt, das Kochbuch steht<br />

im entsprechenden Regal und ich freue mich auf das<br />

nächste Buch oder ein neues Kocherlebnis.<br />

Guten Appetit!<br />

|wolfgang moser|<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Rezensierte Kochbücher<br />

der letzten 2 Jahre<br />

Woltron, Ute:<br />

99 Genüsse, <strong>die</strong> man nicht kaufen kann<br />

: selbstgemachte Köstlichkeiten aus Natur &<br />

Garten / Ute Woltron. - Wien : Brandstätter,<br />

2011. - 167 S. : zahlr. Ill.<br />

ISBN 978-3-85033-517-1<br />

fest geb. : EUR 25,-<br />

<strong>Sie</strong>vers, Gerd Wolfgang:<br />

In 80 Gewürzen um <strong>die</strong> Welt : das Handbuch der<br />

Gewürze mit Rezepten und Kulturgeschichten /<br />

von Gerd Wolfgang <strong>Sie</strong>vers. [Hrsg.:] Erwin<br />

Kotányi. - Wien : Brandstätter, 2011.<br />

- 256 S. : zahlr. Ill.<br />

ISBN 978-3-85033-573-7<br />

fest geb. : EUR 29,90<br />

Stermann, Dirk:<br />

Frische Fische : kochen & essen / Dirk Stermann;<br />

Christiane Kada. [Stephan Friesinger Fotos].<br />

- Wien : Brandstätter, 2012. - 224 S. : zahlr. Ill.<br />

ISBN 978-3-85033-625-3<br />

fest geb. : EUR 29,90<br />

Gutes aus dem Garten<br />

: alte Gemüsesorten neu entdeckt ; Anbautipps<br />

& 70 Rezepte / Text Fred Neuner. Ill. Michaela<br />

Landwehr. - Überarb. Neuaufl. - Wien :<br />

Brandstätter, 2012. - 201 S. : zahlr. Ill.<br />

ISBN 978-3-85033-626-0 fest geb. : EUR 25,-<br />

Grünert, Helmut:<br />

Die Pilzküche : beliebte Arten - feine Rezepte<br />

/ Helmut Grünert ; Renate Grünert.<br />

- München : blv, 2011. - 111 S. : zahlr. Ill.<br />

ISBN 978-3-8354-0795-4<br />

kart. : EUR 15,40<br />

Pernkopf, Ingrid:<br />

Strudelküche : <strong>die</strong> 250 besten Rezepte<br />

von pikant bis süß / Ingrid Pernkopf ;<br />

Renate Wagner-Wittula. Fotografiert von<br />

Peter Barci. - Wien : Pichler, 2012.<br />

- 264 S. : Ill.<br />

ISBN 978-3-85431-590-2<br />

fest geb. : EUR 24,99<br />

Hornberg, Ulrike:<br />

Feinste Weihnachtsbäckerei : klassische und<br />

neue Rezepte / Ulrike Hornberg ; Pierre Reboul.<br />

Mit Zeichn. von Federico Berzeviczy-Pallavicini.<br />

- Wien : Brandstätter, 2013. - 255 S. : Ill.<br />

ISBN 978-3-85033-749-6<br />

fest geb. : EUR 29,90<br />

Schinharl, Cornelia:<br />

Suppen, <strong>die</strong> glücklich machen :<br />

[Genuss für jede Jahreszeit] / Cornelia Schinharl.<br />

Fotos von Alexander Walter. - Stuttgart :<br />

Kosmos-Verl., 2013. - 144 S. : zahlr. Ill.<br />

- (Wir lieben kochen)<br />

ISBN 978-3-440-13417-7 kart. : EUR 15,40<br />

König, Ira:<br />

Frisch vom Blech : süße und herzhafte<br />

Backideen / Ira König. - Sigmaringen :<br />

Thorbecke, 2013. - 88 S. : zahlr. Ill.<br />

ISBN 978-3-7995-0763-9<br />

fest geb. : EUR 15,50<br />

Schmeißl, Franz:<br />

Schokoladige Backideen : <strong>die</strong> besten Kuchen,<br />

Torten, Pralinen und Desserts / Franz Schmeißl.<br />

Mit Fotografien von Rita Newman. - Innsbruck :<br />

Löwenzahn-Verl., 2013. - 247 S. : zahlr. Ill.<br />

ISBN 978-3-7066-2537-1<br />

fest geb. : EUR 29,90<br />

Zu den Rezensionen siehe<br />

www.rezensionen.at


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service : leseförderung<br />

35<br />

700 lesungen im jahr für unsere kleinen!<br />

das service center für leseförderung zieht bilanz<br />

A<br />

m 21. November 2013 wurde das zehnjährige<br />

Jubiläum des Service Centers für Leseförderung<br />

im Erzherzog-Johann-Saal der Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />

begangen, wo Ing. Josef Herk, Präsident der<br />

Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong>, Dr. Christian Buchmann,<br />

Landesrat für Wirtschaft, Europa, Kultur und<br />

Dipl.-Päd. HOL Elisabeth Meixner, Amtsführende<br />

Präsidentin des Landesschulrates für <strong>Steiermark</strong>, <strong>die</strong><br />

Wichtigkeit des Lesens, der Lesekompetenz sowie des<br />

sinnerfassenden Lesens und <strong>die</strong> damit einhergehende<br />

Arbeit des Service Centers für Leseförderung hervorhoben<br />

und unterstrichen. Fachverbandsobmann der<br />

Buch- und Me<strong>die</strong>nwirtschaft KR Prof. Michael Kernstock<br />

dankte KR Friedrich Hinterschweiger (Kurator<br />

des Service Centers für Leseförderung, Spartenobmann<br />

Information und Consulting <strong>Steiermark</strong>, Obmann<br />

der Fachgruppe Buch- und Me<strong>die</strong>nwirtschaft <strong>Steiermark</strong>)<br />

für <strong>die</strong> erfolgreiche Arbeit und seinen jahrelangen<br />

persönlichen Einsatz.<br />

Das Service Center für Leseförderung - eine Einrichtung<br />

des Fachverbandes der Buch- und Me<strong>die</strong>nwirtschaft<br />

der Wirtschaftskammer Österreich in Kooperation<br />

mit der Fachgruppe <strong>Steiermark</strong> - wurde eigens<br />

dafür ins Leben gerufen, den Kindern und Jugendlichen<br />

das Lesen wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken.<br />

Die Ergebnisse der Lesetests waren und sind<br />

bedenklich und rufen dazu auf, <strong>die</strong> Lesekompetenzen<br />

zu verbessern. Seit 2003 wurden vom Service Center<br />

rund 5.000 Lesungen durchgeführt, bei denen beachtliche<br />

400.000 SchülerInnen mit Büchern, dem<br />

Bücherlesen und mit Autorenbegegnungen konfrontiert<br />

wurden.<br />

Das Service Center für Leseförderung initiiert und<br />

organisiert in Kindergärten, Schulen, Buchhandlungen<br />

und Bibliotheken in Zusammenarbeit mit dem österreichischen<br />

Buchhandel und Verlagswesen österreichweit<br />

Lesungen, Lesereisen und Workshops mit Kinderund<br />

JugendbuchautorInnen. Im Moment sind beachtliche<br />

60 AutorInnen im Dienste der Leseförderung<br />

mit an Bord, <strong>die</strong> Veranstaltungen für Kinder - von der<br />

Vorschule bis zur Oberstufe - anbieten.<br />

KR Friedrich Hinterschweiger, Kurator des Service<br />

Centers und Obmann der Fachgruppe Buch- und<br />

Me<strong>die</strong>nwirtschaft der Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong>,<br />

mahnt: Leseförderung für <strong>die</strong> nachkommenden Generationen<br />

ist eine Investition in <strong>die</strong> Zukunft. Es darf einfach<br />

nicht sein, dass Lesetests hervorbringen, dass jedes<br />

fünfte Kind nicht sinnerfassend lesen kann! Hier geht es<br />

gar nicht darum, Verantwortliche zu suchen, sondern<br />

Lösungen für unsere Kinder zu <strong>finden</strong>. Denn Leseerzie-<br />

hung ist nicht alleine Aufgabe der Schule, das gehört<br />

einmal klar ausgesprochen!<br />

Gerade Eltern oder Großeltern sind gefragt, <strong>die</strong><br />

ersten Impulse zu setzen. Das funktioniert natürlich in<br />

erster Linie durch das Vorlesen, aber auch mit einem<br />

entsprechenden Vorleben der eigenen Lesekultur.<br />

Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wurde, haben<br />

neben der höheren Lesefertigkeit in späteren Jahren<br />

auch ein höheres Maß an sozialer Kompetenz. Der<br />

Akt des Vorlesens vermittelt gerade im Kleinkindesalter<br />

Nähe und Geborgenheit. Oft erlebt, nehmen <strong>die</strong><br />

Kinder <strong>die</strong>se Gefühle in ihre späteren Leseerfahrungen<br />

mit - werden <strong>als</strong>o auch beim eigenen Lesen <strong>die</strong>se positiven<br />

sensitiven Erinnerungen wieder erleben und dadurch<br />

das Lesen <strong>als</strong> angenehme und schöne Beschäftigung<br />

wahrnehmen.<br />

KR Friedrich Hinterschweiger ergänzt: Es geht ja<br />

nicht alleine ums Lesen. Wer nicht sinnerfassend lesen<br />

kann, kann auch nicht lernen! Daher ist es unsere Pflicht,<br />

unsere Kinder im Zuge ihrer Leseentwicklung bestmöglich<br />

zu unterstützen! Wir erlebten bei den Tausenden durchgeführten<br />

Lesungen, wie positiv sich auch bei Kindern im<br />

Schulalter alleine schon persönliche Autorenbegegnungen<br />

auswirkten. Das weckte nicht nur das Interesse am Lesen,<br />

hier standen unmittelbar <strong>die</strong> Neugier und <strong>die</strong> Freude im<br />

Vordergrund und verursachten dadurch richtiggehend bei<br />

vielen ein ‚Lesen-Wollen‘!<br />

|info|<br />

Service Center Leseförderung | Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />

Körblergasse 111-113, 8021 Graz<br />

Alexandra Pichler<br />

T: 0316/ 601-549 oder -539<br />

E: servicecenter.lesefoerderung@wkstmk.at<br />

doppel:punkt 2013:4


36<br />

service : interessenvertretung<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

the right to e-read<br />

eine informationskampagne des büchereiverbandes österreichs<br />

render ist aber <strong>die</strong> unsichere Rechtsituation. Manche<br />

Verlage weigern sich, E-Book-Lizenzen an Bibliotheken<br />

zu verkaufen. Keine rosige Aussicht. Wie <strong>die</strong> Hintergründe<br />

sind und was wir dagegen machen können,<br />

beschreibt im Folgenden der Artikel.<br />

Die Veränderung des Me<strong>die</strong>n- und Informationsmarktes<br />

ist eine große - wenn nicht <strong>die</strong> größte<br />

- Herausforderung für <strong>die</strong> Bibliotheken in den nächsten<br />

Jahren. Die über Jahrhunderte stabile Buchkette<br />

von AutorInnen über Verlage und Buchhändler bis zu<br />

den Bibliotheken ist in einem radikalen Umbruch. Manche<br />

meinen, mit dem Aufkommen des E-Books wird<br />

kein Stein auf dem anderen bleiben. Allgemein herrscht<br />

Verunsicherung. Bei aller Faszination der neuen Möglichkeiten<br />

bereiten zwei Faktoren den Bibliotheken erhebliche<br />

Probleme: <strong>die</strong> Finanzen und <strong>die</strong> Rechtslage.<br />

Über längere Zeit wird das E-Book noch ein supplementäres<br />

Format sein, das heißt, neben den gedruckten<br />

Ausgaben werden zusätzlich auch E-Books erzeugt.<br />

Für Bibliotheken bedeutet <strong>die</strong>s, dass zur Erfüllung ihrer<br />

verschiedenen Kundenwünsche ein und dasselbe Buch<br />

sowohl in gedruckter <strong>als</strong> auch digitaler Form angeboten<br />

werden sollte - in Zeiten rückläufiger Ankaufbud-<br />

gets eine nicht unerhebliche Belastung. Weit gravie-<br />

schöne digitale buchwelt?<br />

Wer eine der großen Buchmessen besucht, trifft auf<br />

Hundertausende begeisterter LeserInnen. Die Frankfurter<br />

Buchmesse meldet ständig neue Besucherrekorde,<br />

zusätzlich werden neue Schauhallen geschaffen - und<br />

manche sind mittlerweile voller elektronischer Geräte.<br />

Keine Frage, <strong>die</strong> Buchbranche bewegt sich auf einen<br />

digitalen Marktplatz hin. Doch es herrscht ob der<br />

Neuigkeit keineswegs Aufbruchs- oder Goldgräberstimmung.<br />

Ganz im Gegenteil. Die Entwicklung am<br />

Musikmarkt ist ein Schreckgespenst für <strong>die</strong> Verlage.<br />

VerlegerInnen ringen darum, ein Geschäftsmodell zu<br />

entwickeln, welches sowohl dem Print- <strong>als</strong> auch dem<br />

E-Book-Markt entspricht. <strong>Sie</strong> haben es bis jetzt noch<br />

nicht gefunden. BuchhändlerInnen sehen angesichts<br />

von Amazon ihr Geschäft existenziell bedroht. Die<br />

schöne digitale Welt bereitet der Buchbranche Kopfweh<br />

und Unsicherheit. Und <strong>die</strong> Buchbranche bereitet in<br />

ihrer Verunsicherung den KundInnen und Bibliotheken<br />

massiv Frustration. Fast hat es den Anschein, <strong>als</strong><br />

wollte sie Rechte gegen ihre KundInnen durchsetzen.<br />

Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich <strong>die</strong> Behauptung,<br />

man könne ein E-Book kaufen oder besitzen,<br />

<strong>als</strong> pure Marketinglüge. Niemand kauft ein E-Book,<br />

sondern lediglich eine E-Book-Lizenz. Bevor ein Kunde/<br />

eine Kundin <strong>die</strong>se erwirbt, hat er/ sie (meist mehr<br />

<strong>als</strong> zehnseitigen kleingedruckten) Lizenzverträgen per<br />

Klick zuzustimmen. Und <strong>die</strong>se verbieten - bis auf das<br />

Lesen des E-Books - so ziemlich alles, was beim Kauf<br />

von gedruckten Büchern <strong>als</strong> selbstverständlich angesehen<br />

wird. Viele gebräuchliche soziale Praktiken -<br />

Bücher unter Freunden verleihen, nach dem Lesen<br />

weiterschenken, verkaufen oder vererben (!) - sind<br />

mit E-Books nicht möglich. Die Lizenz verbietet <strong>die</strong>s!<br />

Die meisten LeserInnen wissen <strong>die</strong>s nicht. Zunehmend


service : interessenvertretung<br />

37<br />

regt sich Unzufriedenheit und Widerstand: Konsumentenorganisationen<br />

beginnen E-Book-Verlage und<br />

E-Book-Plattformen zu klagen.<br />

rechtsunsicherheit bei e-books<br />

Ganz ähnlich ist <strong>die</strong> Situation für Bibliotheken. Die Ursache<br />

ist <strong>die</strong> unklare rechtliche Situation. Manche Verlage<br />

sehen Bibliotheken <strong>als</strong> Bedrohung für ihr Geschäft<br />

und verweigern den Verkauf von E-Books an Bibliotheken.<br />

Dabei werden viele Chancen verspielt!<br />

Die österreichischen BürgerInnen haben das Recht,<br />

(elektronisch) zu lesen! Und es sollte ihnen <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

gegeben sein, in Bibliotheken von <strong>die</strong>sem<br />

Recht Gebrauch zu machen. Daher sollte es Bibliotheken<br />

rechtlich erlaubt sein, E-Books zu verleihen. Bibliotheken<br />

gewährleisten freien Zugang zu Inhalten, zu<br />

Informationen und zu Kultur für alle BürgerInnen. Der<br />

gegenwärtig gültige rechtliche Rahmen verhindert es<br />

jedoch, dass Bibliotheken <strong>die</strong>sen wichtigen Auftrag<br />

zum Nutzen für unsere Gesellschaft im digitalen Zeitalter<br />

erfüllen können.<br />

Was wir brauchen, ist ein überarbeiteter und moderner<br />

urheberrechtlicher Rahmen! Ein solcher Rahmen<br />

sollte <strong>die</strong> Unsicherheiten beseitigen und gleichzeitig<br />

<strong>die</strong> wirksame Anerkennung und Vergütung von<br />

AutorInnen und sonstigen RechteinhaberInnen gewährleisten.<br />

So würde auch der Zugriff auf E-Books<br />

für BenutzerInnen erweitert. Den BenutzerInnen würde<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit gegeben, innerhalb des gesetzlichen<br />

Rahmens an den durch Bibliotheken bereitgestellten<br />

E-Books Freude und persönlichen Gewinn zu schöpfen.<br />

Da <strong>die</strong> Vertriebsrechte nach dem Erstverkauf von<br />

gedruckten Büchern erschöpft sind, ist es Bibliotheken<br />

gestattet, veröffentlichte Bücher von einem Buchhändler<br />

zu kaufen und <strong>die</strong> Exemplare an BibliotheksnutzerInnen<br />

zu verleihen. Die Rechte der AutorInnen (oder<br />

anderer RechtinhaberInnen) werden hier nicht beeinträchtigt,<br />

<strong>die</strong> RechteinhaberInnen erhalten mit der<br />

Bibliothektantieme für den Verleih eine faire Vergütung.<br />

Im Einklang mit ihren Richtlinien für <strong>die</strong> Bestandsentwicklung<br />

und den Wünschen der LeserInnen entscheidet<br />

<strong>die</strong> Bibliothek, welche Bücher erworben und an<br />

<strong>die</strong> Öffentlichkeit verliehen werden.<br />

wer entscheidet über digitale bestände?<br />

Verlage interpretieren das Urheberrecht dahingehend,<br />

dass <strong>die</strong> E-Ausleihe ein Dienstleistungsangebot<br />

ist, in dessen Zusammenhang das Erschöpfungsrecht<br />

nicht anwendbar ist. <strong>Sie</strong> sind der Meinung, dass <strong>die</strong><br />

RechteinhaberInnen selbst entscheiden können, ob<br />

sie Zugang zu einem bestimmten Werk gewährleisten<br />

und welcher Art <strong>die</strong> Geschäftsbedingungen für einen<br />

solchen Zugang auszusehen haben. Sollte sich <strong>die</strong>se<br />

Auslegung des Urheberrechts durchsetzen, wäre <strong>die</strong><br />

Folge, dass in erster Linie Verlage und nicht BibliothekarInnen<br />

über <strong>die</strong> digitalen Bestände in Bibliotheken<br />

entscheiden. Verlage könnten entscheiden, ob und zu<br />

welchen Konditionen E-Books in Öffentlichen Bibliotheken<br />

angeboten werden. Auch derzeit bestehende<br />

Angebote - wie in den Bundesländern Niederösterreich,<br />

Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Wien<br />

- könnten nach (Un-)Willen der Verlage wieder eingestellt<br />

werden.<br />

Es ist eine bedeutende und unserer Ansicht nach<br />

inakzeptable Veränderung, dass <strong>die</strong> Richtlinien für <strong>die</strong><br />

Bestandsentwicklung in Bibliotheken von Verlagen<br />

entschieden werden können. Bibliotheken würden<br />

nicht mehr in der Lage sein, freien Zugang zu Inhalten,<br />

Informationen und Kultur für <strong>die</strong> BürgerInnen<br />

bereitzustellen.<br />

Im Juli 2012 entschied der Europäische Gerichtshof,<br />

dass das Erschöpfungsrecht hinsichtlich des Erwerbs<br />

von Software sowohl für das Herunterladen elektronischen<br />

Materi<strong>als</strong> <strong>als</strong> auch für physische Datenträger<br />

gilt. Einige RechtsexpertInnen sind der Meinung, dass<br />

aufgrund <strong>die</strong>ses Beschlusses das Erschöpfungsprinzip<br />

auch für E-Books zu gelten habe. Mehrere Präzedenzfälle<br />

werden nun von den Gerichten untersucht.<br />

Es wird mehrere Jahre dauern, bis der Europäische<br />

Gerichtshof ein Urteil fällen wird. Diese rechtliche<br />

Unsicherheit behindert Bibliotheken darin, attraktive<br />

E-Book-Services für <strong>die</strong> Öffentlichkeit bereitzustellen<br />

und darüber hinaus praktikable gesetzlich erlaubte Angebote<br />

zum Nutzen aller BürgerInnen zu entwickeln.<br />

bibliotheken pochen auf ihr recht<br />

Dringend notwendig ist daher ein präzises Urheberrecht,<br />

welches den Bibliotheken erlaubt - wie bei gedruckten<br />

Büchern - uneingeschränkt E-Books zu kaufen,<br />

zu verleihen und dafür den AutorInnen eine angemessene<br />

Vergütung zu erstatten.<br />

Wie können wir <strong>die</strong>s verändern? Eine Änderung<br />

des Urheberrechts ist nur durch eine Gesetzesdirektive<br />

der Europäischen Union, <strong>die</strong> dann in österreichisches<br />

doppel:punkt 2013:4


38<br />

service : interessenvertretung<br />

doppel:punkt 2013:4


service : interessenvertretung<br />

39<br />

Recht umgesetzt wird, möglich. Der Büchereiverband<br />

Österreichs s versucht auf nationaler und internationa-<br />

ler (gemeinsam mit dem europäischen Dachverband<br />

EBLIDA) Ebene, PolitikerInnen von einer Änderung<br />

des Urheberrechts zu überzeugen. Auf <strong>die</strong>sbezügliche<br />

Anfragen im Vorfeld der Nationalratswahlen reagierten<br />

<strong>die</strong> meisten Parteien positiv.<br />

e-book-kampagne: legalize it!<br />

Das sind erste Schritte, aber es ist nicht genug! Die<br />

meisten PolitikerInnen, <strong>die</strong> breite Öffentlichkeit, aber<br />

auch viele BibliothekarInnen wissen nicht, unter welchen<br />

gesetzlichen Bedingungen der E-Book-Markt<br />

funktioniert oder besser gesagt nicht funktioniert.<br />

Meist sind sie erstaunt, wenn sie hören, dass VerlegerInnen<br />

sich weigern können, E-Book-Lizenzen an Bibliotheken<br />

zu verkaufen, und so verhindert wird, dass<br />

<strong>die</strong> BenutzerInnen der Öffentlichen Bibliotheken freien<br />

Zugang zu <strong>die</strong>sen Me<strong>die</strong>n bekommen.<br />

Wir müssen <strong>die</strong> Öffentlichkeit darüber informieren.<br />

Wir müssen klar machen, dass wir unseren LeserInnen<br />

<strong>die</strong> neuesten E-Books genauso wie <strong>die</strong> neuesten gedruckten<br />

Bücher anbieten wollen, dass aber manche<br />

Verlage mit Hinweis auf das Urheberrecht <strong>die</strong>s verhindern.<br />

Wir müssen deutlich machen, dass eine Änderung<br />

des Urheberrechts zugunsten der LeserInnen notwendig<br />

ist - dass das Recht auf das Lesen von E-Books<br />

in Öffentlichen Bibliotheken legalisiert werden muss.<br />

Der Büchereiverband Österreichs startet daher<br />

eine bundesweite Informationskampagne The right to<br />

e-read. Legalize it!. In den nächsten Wochen erhalten<br />

<strong>Sie</strong> Plakate mit <strong>die</strong>sem - provokanten - Spruch,<br />

zusätzliches Informationsmaterial zur aktuellen Lage<br />

und Hintergrundinformationen. Der BVÖ baut unter<br />

www.bvoe.at/eread eine Informationshomepage dazu<br />

auf. Bitte hängen <strong>Sie</strong> <strong>die</strong> Plakate in Ihrer Bibliothek<br />

auf, informieren <strong>Sie</strong> sich über <strong>die</strong> Situation mit unseren<br />

Materialien, geben <strong>Sie</strong> den LeserInnen Auskunft darüber!<br />

Arbeiten wir gemeinsam daran, das Recht auf<br />

den Ankauf, den Verleih und das Lesen von E-Books in<br />

Öffentlichen Bibliotheken sicherzustellen! Legalize it!<br />

|gerald leitner|<br />

doppel:punkt 2013:4


40<br />

aviso : fortbildung<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

aviso<br />

fortbildungskalender steiermark<br />

leseakademie 2014<br />

softwareschulungen<br />

Dienstag, 18. März 2014<br />

SMALL: KINDERLEICHT!<br />

Workshop<br />

Stadtbibliothek Graz Nord<br />

Theodor-Körner-Straße 59, 8020 Graz<br />

Zeit: 09.00 bis 13.00 Uhr<br />

Referentinnen: Kathrin Buchmann, Sabine Mähne<br />

Mittwoch, 02. April 2014<br />

LARGE: TREFFER!<br />

Sachbücher kreativ vermitteln : Workshop<br />

Steirisches Volksbildungswerk<br />

Herdergasse 3, 8010 Graz<br />

Zeit: 09.00 bis 13.00 Uhr<br />

Referentin: Gudrun Sulzenbacher<br />

Dienstag, 13. Mai 2014<br />

LITERATUR IM GESPRÄCH<br />

Neuerscheinungen deutschsprachiger Belletristik<br />

Exerzitienhaus der Barmherzigen Schwestern<br />

Mariengasse 6a, 8020 Graz<br />

Zeit: 09.00 bis 13.00 Uhr<br />

Referenten: Dr. Stefan Gmünder, Mag. Alexander Kluy<br />

Die Leseakademie ist eine Veranstaltungsreihe des Büchereiverbandes<br />

Österreichs und des Bundesministeriums für Unterricht,<br />

Kunst und Kultur in Kooperation mit dem <strong>Lesezentrum</strong><br />

<strong>Steiermark</strong>; <strong>die</strong> Kurskosten werden vom bm:ukk getragen.<br />

Anmeldung Leseakademie Workshops<br />

Büchereiverband Österreichs<br />

Museumstraße 3/B/12, 1070 Wien<br />

T: 01/ 406 97 22-14<br />

E: leseakademie@bvoe.at<br />

W: www.bvoe.at<br />

Anmeldung Leseakademie ‚Literatur im Gespräch<br />

‘<br />

<strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

Eggenberger Allee 15a, 8020 Graz<br />

T: 0316/ 68 53 570<br />

E: office@lesezentrum.atfi<br />

W: www.lesezentrum.at<br />

Dienstag, 11. März 2014<br />

LITTERA WINDOWS ANFÄNGERINNEN<br />

bfi <strong>Steiermark</strong> Graz West,<br />

Eggenberger Allee 15, 8020 Graz<br />

Zeit: 09.00 bis 17.00 Uhr<br />

Referent: Albert Unterkircher | LITTERA<br />

Mittwoch, 12. März 2014<br />

LITTERA WINDOWS FORTGESCHRITTENE/ SPEZIAL<br />

bfi <strong>Steiermark</strong> Graz West,<br />

Eggenberger Allee 15, 8020 Graz<br />

Zeit: 09.00 bis 17.00 Uhr<br />

Referent: Albert Unterkircher | LITTERA<br />

Mittwoch, 19. März 2014<br />

BIBLIOWEB ANFÄNGERINNEN<br />

Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />

Abteilung 1 - Organisation und Informationstechnik<br />

Raum Lanzelot, Burggasse 2, 8010 Graz<br />

Zeit: 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

Referent: Michael Kainberger | Exlibris Software<br />

Donnerstag, 20. März 2014<br />

BIBLIOWEB FORTGESCHRITTENE/ SPEZIAL<br />

Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />

Abteilung 1 - Organisation und Informationstechnik<br />

Raum Lanzelot, Burggasse 2, 8010 Graz<br />

Zeit: 09.00 bis 17.00 Uhr<br />

Referent: Michael Kainberger | Exlibris Software<br />

Veranstalter V der Softwarekurse sind der Büchereiverband Österreichs<br />

und das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und<br />

Kultur in Kooperation mit dem <strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong>; <strong>die</strong> Kurskosten<br />

werden vom bm:ukk getragen.<br />

Anmeldung Softwarekurse<br />

Büchereiverband Österreichs<br />

Museumstraße 3/B/12, 1070 Wien<br />

T: 01/ 406 97 22-23<br />

E: friedrich@bvoe.at<br />

W: www.bvoe.at


erichte : herbsttagung<br />

41<br />

keine bibliothek ohne sachbücher!<br />

herbsttagung 2013 : ein rückblick<br />

Landesrat Michael Schickhofer bei der Verleihung des Bibliotheksgütesiegels<br />

mit M. Nagel (Odilien-Institut), R. Klinger (Pischelsdorf) und B. Jaznikar (Lieboch)<br />

Kinder- und Jugendsachbücher sind uns allen vertraut.<br />

Sachbücher liegen schon im Babywagen,<br />

begleiten durch Kindergarten- und Schulzeit. <strong>Sie</strong> helfen,<br />

sowohl einen wichtigen Grundstein in Richtung<br />

Erkenntnisgewinn <strong>als</strong> auch Leseverhalten zu legen. Anders<br />

formuliert: Lernen passiert wie nebenbei.<br />

Diese unverzichtbare Me<strong>die</strong>ngruppe stand folglich<br />

im thematischen Mittelpunkt unserer <strong>die</strong>sjährigen<br />

Herbsttagung am 16. November. Das <strong>Lesezentrum</strong><br />

<strong>Steiermark</strong> hatte mit Dr. in Renate Grubert eine ausgewiesene<br />

Me<strong>die</strong>nexpertin eingeladen, <strong>die</strong> in ihrem<br />

Vortrag profund in den Themenbereich einführte, Zusammenhänge<br />

beleuchtete und Qualitätskriterien für<br />

Kinder- und Jugendsachbücher entwickelte. Doch der<br />

Reihe nach:<br />

In seinen einleitenden Grußworten unterstrich Landesrat<br />

Mag. Michael Schickhofer <strong>die</strong> Wichtigkeit der<br />

Bibliotheken in der steirischen Bildungslandschaft. <strong>Sie</strong><br />

können ganz im Sinne seines Ressorts begegnen, begeistern,<br />

bilden. Den rund 200 anwesenden BibliothekarInnen<br />

dankte Schickhofer für ihr Engagement. Die<br />

Öffentlichen Bibliotheken Lieboch und Pischelsdorf<br />

und <strong>die</strong> auf Sehbehinderte spezialisierte Öffentliche<br />

Bibliothek und Ludothek des Odilien-Instituts s in Graz<br />

erhielten für ihre erfolgreiche Arbeit das steirische Bibliotheksgütesiegel<br />

BIBLIO.<br />

Ulrike Pichler vom Referat Gesellschaft und Generationen<br />

in der Fachabteilung Gesellschaft und Diversität<br />

der Steiermärkischen Landesregierungg<br />

stellte <strong>die</strong> Ziele<br />

und Schwerpunkte für den Bibliotheksbereich vor.<br />

2014 wird ein Bibliotheksentwicklungsplan erarbeitet,<br />

der ein flächendeckendes Bibliotheksangebot in der<br />

gesamten <strong>Steiermark</strong> vorsieht.<br />

Auf fünf Jahre lesepädagogische Arbeit im Rahmen<br />

des Projektes Leseoffensive <strong>Steiermark</strong> blickte<br />

Dr. in Verena Gangl (<strong>Lesezentrum</strong> <strong>Steiermark</strong>) zurück. In<br />

Zukunft sind <strong>die</strong> lesepädagogische Grundlagenarbeit<br />

und der Wissenstransfer Teil des Grundauftrages des<br />

<strong>Lesezentrum</strong>s. Für 2014 ist ein Ausbau der mehrsprachigen<br />

Buchbestände in den Sprachen Bosnisch/ Kroatisch/<br />

Serbisch, Türkisch, Ungarisch und <strong>als</strong> Neuerung<br />

auch Russisch und Rumänisch geplant. LesepatInnenprojekte<br />

und eigens konzipierte Bibliotheksführerscheine<br />

sollen Kinder ans Lesen und besonders an das<br />

Medium Buch heranführen.<br />

Auch in Zeiten des Internets und der zunehmenden<br />

Bedeutung elektronischer Ressourcen sind Sachbücher<br />

nicht wegzudenken. Das stellte Renate Grubert in ihrem<br />

Referat 1 unmissverständlich klar: Sachbücher wecken<br />

Interesse, fördern Wissenszusammenhänge und<br />

stellen <strong>die</strong>se in Text und Bild dar. So kann der Umgang<br />

mit Informationen und auch kritisches Lesen<br />

geübt werden. Gerade Letzteres fördert nicht nur <strong>die</strong><br />

Bildung und ermöglicht <strong>die</strong> Teilhabe am Wissen einer<br />

Gesellschaft, sondern trägt auch zur Entwicklung und<br />

Stärkung der Persönlichkeit bei. Und: Sachbücher machen<br />

Spaß!<br />

Der oberösterreichische Autor René Freund ließ <strong>die</strong><br />

Herbsttagung, <strong>die</strong> von der Grazer Band ProstYria mit<br />

einer Mélange aus Volksmusik, Rock und Jazz vortrefflich<br />

begleitet wurde, literarisch ausklingen. Seine Lesung<br />

aus dem im Frühjahr bei Deuticke e erschienenen<br />

Roman Liebe unter Fischen begeisterte das Publikum.<br />

|wolfgang moser|<br />

ENDNOTE<br />

1<br />

Eine Zusammenfassung des Vortrages von Dr. in Renate Grubert<br />

<strong>finden</strong> <strong>Sie</strong> im Schwerpunktteil auf Seite s1.<br />

doppel:punkt 2013:4


42<br />

berichte : österreich liest<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

oesterreich liest<br />

veranstaltungsberichte aus der steiermark<br />

gemeinde- & ögb-bücherei fohnsdorf<br />

ein kleiner hase reist durch <strong>die</strong> vergangenheit<br />

Die Woche vom 14. bis 20. Oktober 2013 stand<br />

ganz im Zeichen des Lesens. In den Büchereien<br />

gab es sehr viele Veranstaltung unter dem Motto<br />

Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek. Auch bei uns in<br />

Fohnsdorf war wieder einiges los ...<br />

Die SchülerInnen der VS Fohnsdorf erlebten eine<br />

Leseanimation in Form eines Bilderbuchkinos. Dabei<br />

stand das Buch Neue Briefe von Felix. Ein kleiner Hase<br />

reist durch <strong>die</strong> Vergangenheit im Mittelpunkt: Die Kinder<br />

reisten mit dem Hasen Felix ins Mittelalter zu den<br />

Wikingern, den Indianern, in den Fernen Osten, <strong>die</strong><br />

griechische Antike und in <strong>die</strong> Steinzeit. Großen Spaß<br />

machte es, auch das anschießende Quiz zu lösen.<br />

lyrik & prosa<br />

Der 17. Oktober 2013 stand dann unter dem Motto<br />

Lyrik und Prosa. Gertraud Unterweger las aus ihrem<br />

Werken vor einem zahlreich erschienen Publikum. So<br />

konnten wir einen sehr abwechslungsreichen Abend<br />

mit Gedichten und Erzählungen aus dem Alltagsleben<br />

genießen. Nach der anschließenden Verlosung durfte<br />

sich <strong>die</strong> Gewinnerin über ein wunderschönes Tagebuch,<br />

das von Frau Getrud Unterweger zur Verfügung<br />

gestellt wurde, freuen.<br />

Übrigens: Die Gemeindebücherei Fohnsdorf hat<br />

im Rahmen des Literaturfestiv<strong>als</strong> Österreich liest. Treffpunkt<br />

Bibliothek an einem Gewinnspiel teilgenommen<br />

und ein Buchpakte mit tollen Büchern für <strong>die</strong><br />

Bücherei gewonnen.<br />

|maria ecker|<br />

buch & co frohnleiten<br />

3. frohnleitner literaturherbst<br />

Von 14. bis 19. Oktober wurde zum 3. Frohnleitner<br />

Literaturherbst t geladen. Diese Veranstaltung fand in<br />

Zusammenhang mit Österreich liest statt und <strong>die</strong> Bib-<br />

Mit dem kleinen Hasen Felix auf Entdeckungstour durch <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

Andrea Wolfmayr las im Rahmen des Literaturherbstes aus ihrer Weißen Mischung.<br />

liothek in Frohnleiten wartete - wie jedes Jahr - mit<br />

einem dichten und attraktiven Programm auf: Dieses<br />

Mal standen <strong>die</strong> Autorinnen im Mittelpunkt: Andrea<br />

Wolfmayr, Claudia Rossbacher und Andrea Seiler lasen<br />

aus ihren Werken, gewürzt mit einem literarischen<br />

Liebesmenü. Auch unsere kleinen Gäste waren herzlich<br />

willkommen - für sie kam der Kasperl. Den Abschluss<br />

bildete ein Literaturfrühstück mit Präsentation<br />

der Werke aus der Schreibwerkstatt.


erichte : österreich liest<br />

43<br />

russland : literatur, musik & kulinarik<br />

Ebenfalls im Oktober überschritt Buch & Co erstm<strong>als</strong><br />

<strong>die</strong> Ortsgrenzen von Frohnleiten - und <strong>die</strong>s mit einem<br />

internationalen Programm. In Kooperation mit dem<br />

Kulturverein Sensenwerk in Deutschfeistritz fand unter<br />

dem Motto Russische Märchen eine Lesung russischer<br />

Literatur statt. Für <strong>die</strong> stimmungsvolle Umrahmung<br />

mit passendem Flair sorgte ein russisches Streichquartett,<br />

das sich mit seinem Orchester gerade auf Österreich-Tournee<br />

befand.<br />

|andrea kasic|<br />

von Karl Kraus einst formulierte Frage Gibt es denn ein<br />

Leben vor dem Tod? auf seine spezielle Art und Weise.<br />

Das Publikum war begeistert, der Autor auch. Diese<br />

Lesung war mit Sicherheit der Höhepunkt des -<br />

wie immer - reichhaltigen Veranstaltungsprogramms<br />

unserer Bibliothek.<br />

|gabriele graf|<br />

öb lieboch<br />

schneewittchen<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

öb lannach<br />

<strong>die</strong>s beschissen schöne leben -<br />

andreas altmann in lannach<br />

Zum Literaturfestival Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek<br />

konnte <strong>die</strong> Bibliothek Lannach den erfolgreichen<br />

deutschen Reiseschriftsteller engagieren. Die Bude war<br />

voll und <strong>die</strong> Fans waren aus nah und fern angereist,<br />

gab Andreas Altmann doch in Lannach den einzigen<br />

Österreich-Auftritt auf seiner aktuellen Herbsttournee!<br />

In Lieboch gastierte in der Österreich-liest-Woche e <strong>die</strong><br />

Theater-für-Kinder-und-ihre-Erwachsenen-Gruppe Theater/Baum/Schere<br />

e (Sabine Aigner & Helmut Schlatzer)<br />

mit Schneewittchen & CO KG. Das dezent verfremdete<br />

Grimm’sche Märchen erfrischte das kurze (kleine) wie<br />

lange (große) Publikum in der Mehrzweckhalle Lieboch.<br />

Die öffentliche Bücherei organisiert regelmäßig<br />

tolle lesefördernde Aktionen wie <strong>die</strong>se.<br />

|barbara jaznikar|<br />

stadtbibliothek murau<br />

der dunkle bellaviri<br />

In Zusammenarbeit mit der Kulturvereinigung des<br />

Bezirkes Murau fand im wunderschönen Ambiente<br />

des Murauer Rathauses eine Lesung mit dem weststeirischen<br />

Autor Mike Markart statt. Der vorwiegend<br />

Bildrechte: Michael Ertler<br />

Ein Erlebnis! Andreas Altmann hinterließ in Lannach ein begeistertes Publikum.<br />

Einleitend kam der gutgelaunte Autor kurz auf<br />

seine Biografie, das sogenannte Scheiß-Buch (Dies beschissen<br />

schöne Leben. Geschichten eines Davongekommenen)<br />

zu sprechen, bevor er vortrug, wie sein<br />

anfangs so beschissenes Leben doch noch schön wurde.<br />

Mit Auszügen aus der Gebrauchsanweisung für <strong>die</strong><br />

Welt, einem Plädoyer für das Reisen und Entdecken<br />

der Welt mit allen Sinnen, beantwortete Altmann <strong>die</strong><br />

Österreich liest - auch im Rathaus. Mike Markart zu Gast in Murau<br />

für Hörspiel und Theaterstücke bekannte Autor las aus<br />

seinen Romanen und Erzählungen Calcata a und Der<br />

dunkle Bellaviri.


44<br />

berichte : österreich liest<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

Bildrechte: Linde Friedl-Prutsch und Werner Friedl<br />

Wirklichkeiten abbilden und <strong>die</strong>se dann schräg in<br />

<strong>die</strong> Welt zu stellen - das ist sein großes Thema. Begleitet<br />

wurde <strong>die</strong>se andersartige, skurille und anregende<br />

Lesung von der Laßnitzerin Monika Primavesi mit zeitgenössischen<br />

Stücken - darunter auch eine Eigenkomposition<br />

- auf dem Altsaxophon.<br />

|anna stocker|<br />

stadtbücherei mureck<br />

<strong>die</strong> stadtbücherei mureck auf reisen<br />

Unter dem Thema Fremde Länder - Fremde Sitten machte<br />

sich <strong>die</strong> Stadtbücherei Mureck in der Aktionswoche<br />

Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek heuer auf, um lite-<br />

rarisch in <strong>die</strong> Fremde zu reisen. Doch nicht nur Fremdes,<br />

auch Neues war Thema des Abends. Das ehrenamtliche<br />

Büchereiteam durfte nämlich zwei neue<br />

Mitglieder begrüßen: Christine Derwaritsch und Dir. in<br />

Martha Weiß.<br />

versetzen. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen wurde<br />

<strong>die</strong> Lektüre von Annemarie Ferstl-Rohrbacher aus<br />

Hunger, Pipi, Durst genossen, in der es - wie der Titel<br />

schon verrät - um <strong>die</strong> typisch auftretenden Probleme<br />

während längerer Autofahrten geht. Nun packte den<br />

einen oder anderen das Reisefieber, passend dazu las<br />

Andreas Kügerl aus dem Buch Reif für <strong>die</strong> Insel. Unschlüssig,<br />

wohin <strong>die</strong> Reise gehen soll, zog man am Ende<br />

einen Reiseführer zu Rate. Molwanien: Land des schadhaften<br />

Lächelns wurde zum letzten Stopp gewählt.<br />

Der erfolgreiche Abend fand bei Brötchen und<br />

Wein einen gemütlichen Ausklang.<br />

|alexandra polic|<br />

öb pischelsdorf<br />

heiteres rund um pischelsdorf<br />

Am Freitag, den 18. Oktober 2013 war <strong>die</strong> Öffentliche<br />

Bücherei bis zum letzten Platz besetzt. Johann Grabmayer<br />

las im Rahmen von Österreich liest zum The-<br />

ma Heiteres rund um Pischelsdorf. Er brachte in seiner<br />

humorvollen Art <strong>die</strong> ZuhörerInnen eineinhalb Stunden<br />

zum Schmunzeln und Lachen. Für den musikalischen<br />

Rahmen sorgte sein Enkel Julian mit der steirischen<br />

Harmonika.<br />

Literarische Entdeckungstouren in <strong>die</strong> Fremde unternahm <strong>die</strong> Stadtbücherei.<br />

Nach einer kurzen Einleitung durch Büchereileiterin<br />

Ulrike Kügerl begann das Lesevergnügen. Ausgewählte<br />

Stellen aus dem Großen Rosegger-Hausbuch<br />

bildeten den Einstieg. Auch Streifzüge durch das Abendland<br />

wurden, begleitet von Martha Weiß, getätigt. Vor<br />

dubiosen Verkaufsfahrten warnte Marlies Polic mit einigen<br />

Passagen aus Herzlichen Glückwunsch, <strong>Sie</strong> haben<br />

gewonnen!<br />

34 Tage und 33 Nächte lang reiste ein Mann zu<br />

Fuß von Paris nach Berlin - für kurze Zeit konnten sich<br />

<strong>die</strong> ZuhörerInnen dank Karin Mlinaric in seine Haut<br />

Beim anschließenden Buffet konnten sich <strong>die</strong> zahlreichen<br />

BesucherInnen noch gemütlich unterhalten<br />

und <strong>die</strong> hervorragende Veranstaltung Revue passieren<br />

lassen. Es ist sehr erfreulich, dass <strong>die</strong> Veranstaltung<br />

auch heuer wieder sehr gut besucht war und das<br />

Team der Öffentlichen Bücherei Pischelsdorf bedankt<br />

sich auf <strong>die</strong>sem Weg bei den netten Gästen.<br />

|rudolf klinger|


erichte : aus den bibliotheken<br />

45<br />

aus den bibliotheken<br />

veranstaltungen : projekte : personalia<br />

landesberufsschule bad radkersburg<br />

ein fruchtiger workshop<br />

Brigitte Gießauf von der Landesberufsschule Bad<br />

Radkersburg lud Sabine Aigner & Helmut Schlatzer<br />

von Theater/Baum/Schere - Workshops, Theater, Leseprojekte<br />

e zu einem besonderen Projekt. Es galt einen<br />

Früchteworkshop mit Schreibwerkstatt t zu gestalten.<br />

Und das taten <strong>die</strong> beiden. Das Publikum: 18-jährige<br />

BerufsschülerInnen.<br />

Einen Tag lang wurde theaterpädagogischen Methoden<br />

ebenso Platz geboten wie dem Schreiben von<br />

Früchte-Liebesbriefen, dem Lesen von Texten, Verkosten<br />

von bekannten und unbekannten Südfrüchten<br />

und dem Trinken von fair gehandeltem Kaffee. Denn<br />

auch der faire Handel fand Platz in einem tatsächlich<br />

vielseitigen, bunten und dennoch auf den Punkt gebrachten<br />

Workshop von Theater/Baum/Schere. Unbedingt<br />

empfehlenswert!<br />

|brigitte gießauf|<br />

Bibliotheken leisten zur Bewältigung <strong>die</strong>ser gesellschaftspolitischen<br />

Aufgabe einen großen Beitrag.<br />

Bibliotheken haben <strong>die</strong> große Chance, mit der Zielgruppe<br />

Kind zu arbeiten, <strong>die</strong> entwicklungsbedingt<br />

neugierig und begeisterungsfähig ist. Gelingt es bei<br />

Kindern, ein Bedürfnis nach Buch und Lesen zu entwickeln,<br />

wird <strong>die</strong> Basis dazu gelegt, dass <strong>die</strong>s zur<br />

lebenslangen Gewohnheit werden kann.<br />

Da <strong>die</strong> Kinder auch heuer wieder so eifrig zu lesen<br />

begonnen haben und wir sie zum Abschluss des<br />

Leseprojekts auch belohnen möchten, suchen wir<br />

Sponsoren, <strong>die</strong> das Projekt mit Sachspenden unterstützen<br />

und dadurch einen Beitrag zur Leseförderung<br />

unserer Kinder leisten möchten.<br />

|maria ecker|<br />

|kontakt|<br />

Gemeindebücherei Fohnsdorf<br />

T: 03573/ 34 295<br />

E: gde.buecherei@fohnsdorf.at<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

gemeinde- & ögb-bücherei fohnsdorf<br />

auf ein neues : lesekaiser!<br />

Die Gemeindebücherei Fohnsdorf und <strong>die</strong> Volksschulen<br />

starten in <strong>die</strong>sem Herbst zum dritten Mal<br />

mit dem Projekt Lesekaiser. Das Leseprojekt begann<br />

im Oktober 2013 und dauert bis Juni 2014. Vier Klassen<br />

der Volksschule Fohnsdorf und zwei Klassen der<br />

Volksschule Dietersdorf machen mit.<br />

Unser Ziel ist es, <strong>die</strong> Kinder, durch Leseanimationen<br />

in Form von Bilderbuchkino, Schatzsuche,<br />

Quiz, Buchvorstellungen und noch vieles mehr zu<br />

begeistern und für sie das Lesen zu einem spannenden<br />

Erlebnis zu machen. Dass <strong>die</strong> Schüler ein Lesetagebuch<br />

schreiben, ist wichtig, weil man daran<br />

sehen kann, ob <strong>die</strong> Kinder das Buch sinnerfassend<br />

gelesen haben und dadurch den Inhalt auch richtig<br />

nacherzählen können. Die entwickelte Lesefähigkeit<br />

ist Voraussetzung für kompetente Me<strong>die</strong>nnutzung,<br />

öb frannach<br />

labuka regional<br />

Aufmerksam lauschten <strong>die</strong> SchülerInnen der Volksschule<br />

Frannach dem Wintermärchen Suppe, satt, es<br />

a<br />

war einmal, das Frau Mag. Silvia Maierhofer ihnen <strong>als</strong><br />

Bilderbuchkino präsentierte. Dieses Märchen von Kristina<br />

Andres handelt von Wölfen, <strong>die</strong> in den Wäldern<br />

ihr Unwesen treiben und ständig Hunger haben. Doch


46<br />

berichte : aus den bibliotheken<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

dem kleinen Mädchen Mathilda gelingt es, mit drei<br />

mächtigen Worten, <strong>die</strong> sie von ihrer Großmutter gelernt<br />

hat, <strong>die</strong> Wölfe zu zähmen.<br />

Auch das 1, 2 oder 3-Spiel im Anschluss an <strong>die</strong>ses<br />

Märchen, war sehr spannend, denn es waren sich<br />

nicht immer alle Kinder einig, welche Antwort <strong>die</strong> richtige<br />

ist. Zum Abschluss bastelte jeder für sich seinen<br />

eigenen Wolf, der gut <strong>als</strong> Lesezeichen verwendet werden<br />

kann. Die Kinder hatten dabei sichtlich Spaß und<br />

freuen sich schon auf <strong>die</strong> nächste Veranstaltung mit<br />

LABUKA und Frau Mag. a Silvia Maierhofer.<br />

|maria graf|<br />

buch & co frohnleiten<br />

hör mir zu<br />

Begeisterung bei der Sache, da <strong>die</strong> Themen interaktiv und<br />

kindgerecht aufbereitet sind!, schildert eine Oma.<br />

Aufgrund des großen Erfolges wurde <strong>die</strong>se Initiative<br />

nach den Ferien fortgesetzt und bildet somit<br />

einen fixen Bestandteil von Buch & Co. Jeden Donnerstag<br />

heißt es nun von 15.00 bis 16.00 Uhr Hör<br />

mir zu für Kinder von drei bis neun Jahren.<br />

peter rosegger im mittelpunkt<br />

Aus Anlass des heurigen Rosegger-Jahress<br />

fanden ein<br />

Vortrag und eine Wanderung statt, wo bei verschiedenen<br />

Stationen Auszüge aus Roseggers Werken szenisch<br />

dargestellt wurden, ergänzt um Musik und Köstlichkeiten<br />

wie Baumstrietzel-Krapfen und Fädelkoch.<br />

Höhepunkt war <strong>die</strong> Präsentation des Buches Rosegger<br />

für uns von Prof. Reinhard Farkas, Uni Graz.<br />

Mit einer neuen Initiative startete Buch & Co, <strong>die</strong> Bibliothek<br />

im steirischen Frohnleiten, in <strong>die</strong> Sommerferien.<br />

So fanden unter dem Motto Hör mir zu jeden<br />

schreibwerkstatt<br />

Darüber hinaus lässt Buch & Co mit einer weiteren<br />

neuen Initiative von sich hören: An alle Schreibinteressierten<br />

richtet sich <strong>die</strong> Schreibwerkstatt mit Erich<br />

Ahn. Der Autor und pensionierte Lehrer lieferte u. a.<br />

musikalische und meditative Inspirationen und so entstanden<br />

Werke, <strong>die</strong> selbst <strong>die</strong> engagierten JungautorInnen<br />

überraschten.<br />

Mit einem weiteren Highlight beschloss Buch & Co<br />

das Jahr 2013: Am 13. Dezember las Erika Pluhar aus<br />

ihrem jüngsten Werk Die öffentliche Frau im Frohnleitner<br />

Rathaus.<br />

|alexandra kasic|<br />

Großer Erfolg: Hör mir zu wurde zum wöchentlichen Fixpunkt bei Buch & Co.<br />

Mittwoch Vorlesestunden für Kinder von drei bis<br />

sechs sowie von sechs bis neun Jahre statt. Ziel ist<br />

es, <strong>die</strong> Jüngsten bereits möglichst früh zum Lesen zu<br />

motivieren. Weiters dürfen Kinder bis 12 Jahre kostenlos<br />

Bücher ausleihen und bekommen einen Lesepass,<br />

wo jeden fleißigen<br />

Bücherwurm nach zehn ausgeliehenen<br />

Werken ein kleines Geschenk erwartet.<br />

Der Besuch wurde deshalb gleich zum Schmökern<br />

genutzt, und so mancher Lesestoff mit nach Hause<br />

genommen. Es ist wirklich toll, <strong>die</strong> Kinder sind mit<br />

stadtbücherei kapfenberg<br />

einladung zum lesen<br />

Im Zuge der Aktion ‚Lesemäuse‘ trifft www.buchstart.at<br />

lud <strong>die</strong> Stadtbücherei Kapfenberg Kinder vom Kindergarten<br />

Walfersam und SchülerInnen der VS Stadt (3a)<br />

zu einem Workshop mit der Kinderbuchautorin und<br />

Illustratorin Helga Bansch.<br />

Speziell für <strong>die</strong> Lesemäuse e in Kapfenberg stellte<br />

<strong>die</strong> Künstlerin ihre Mio-Maus für Papiertragtaschen zur<br />

Verfügung. Die Tragtaschen, <strong>die</strong> alle SchulanfängerInnen<br />

in Kapfenberg geschenkt bekommen haben, sind<br />

mit einem Bilderbuch und Informationsmaterial für


erichte : aus den bibliotheken<br />

47<br />

Eltern und Kinder gefüllt. Es ist eine Einladung zum<br />

Lesen, sind sich Monika Vukelic-Auer (Abteilungsleiterin<br />

Bürgerbüro und Sozialwesen) und Helmut Schlatzer<br />

(Bibliotheksleiter) einig.<br />

Einladung zum Lesen: Helga Bansch mit Heli Schlatzer & Monika Vukelic-Auer<br />

Helga Bansch, seit 2003 freischaffende Künstlerin<br />

und Verfasserin mehrerer Bilderbücher, arbeitete zuvor<br />

25 Jahre <strong>als</strong> Lehrerin. <strong>Sie</strong> erhielt bereits unzählige<br />

Preise und Auszeichnungen wie z. B. den Kinder- und<br />

Jugendbuchpreis der Stadt Wien, den Österreichischen<br />

Kinder- und Jugendbuchpreis ( Kollektion) und einige bedeutende<br />

Auszeichnungen mehr. <strong>Sie</strong> lebt und arbeitet<br />

in Wien und der Südsteiermark.<br />

|julia ehrenreiter|<br />

blasmusikpop oder<br />

wie <strong>die</strong> wissenschaft in <strong>die</strong> berge kam<br />

Es waren nicht Kapfenbergbarbaren, <strong>die</strong> Anfang November<br />

bei der Lesung mit Vea Kaiser im Kulturzentrum<br />

in Kapfenberg zuhörten, schmunzelten, lachten<br />

und diskutierten. Die Bergbarbaren sind bloß ein Völkchen,<br />

das uns wohl sehr bekannt vorkommt. In Blasmusikpopp<br />

erzählt Vea Kaiser <strong>die</strong> Geschichte einer Fami-<br />

lie in einem österreichischen Bergdorf über drei Generationen.<br />

Erzählen trifft <strong>die</strong> Veranstaltung schon sehr<br />

gut. Denn Frau Kaiser weiß es, das Publikum zu fesseln.<br />

Ein angenehmer Mix aus Erzählen, Lesen, Diskutieren<br />

sorgte für eine angenehme Schwingung am Leseabend.<br />

Ihr 103ter, wie sie notierte.<br />

Das männliche Publikum war eventuell von ihrer<br />

optischen Ausstrahlung gefesselt, sagt objektiv<br />

|helmut schlatzer|<br />

barrierefreiheit beginnt in unseren köpfen ...<br />

... sagten sich Anneliese Lengger (Direktorin der Allgemeinen<br />

Sonderschule Kapfenberg), ihre Lehrerinnen<br />

und Sabine & Helmut von Theater/Baum/Schere.<br />

Workshops, Theater, Leseprojekte. Ein Theaterprojekt mit<br />

Menschen mit besonderen Bedürfnissen, in <strong>die</strong>sem<br />

Fall mit den SchülerInnen der ASO und des SPZ (Sonderpädagogisches<br />

Zentrum) Kapfenberg, ist ein Beitrag<br />

dazu.<br />

Theater/Baum/Schere arbeitete knapp zwei Monate<br />

mit den Kindern theaterpädagogisch an einem<br />

Weihnachtsstück. Ein spannendes Projekt für alle Beteiligten.<br />

Sabine Aigner ließ ihre Erfahrungen einflie-<br />

ßen und brachte <strong>als</strong> Spielleiterin einerseits den Kindern<br />

das Theaterspielen und -fühlen näher. Andererseits<br />

waren Eltern und Außenstehende eingeladen,<br />

<strong>die</strong>se Aktion zu begleiten, selbst wahrzunehmen und<br />

mit ihrer Anwesenheit zu unterstützen.<br />

Wer Theater/Baum/Schere kennt, weiß, dass das<br />

Stück lebhaft inszeniert wurde: AchSO Weihnachten<br />

hatte am 18. Dezember in Kapfenberg Premiere.<br />

|sabine aigner|<br />

öb kraubath<br />

ein schaf fürs leben<br />

Am 16. Oktober durften wir <strong>die</strong> 3. und 4. Klasse der<br />

Volksschule zu folgendem Workshop begrüßen:<br />

| 10.00 - 10.10 Uhr |<br />

Programmpunkte:<br />

» Begrüßung<br />

» Einführung in <strong>die</strong> Geschichte (Ein Schaf fürs Leben) :<br />

Titelbild ohne Buchtitel <strong>als</strong> stummer Impuls. Welche<br />

Tiere seht ihr? Welchen Eindruck machen sie<br />

auf euch? Sehen sie fröhlich/ ängstlich/ lustig aus?<br />

Wie könnte der Titel lauten? usw.<br />

Materialien:<br />

Sesselkreis; Buch: Matter, Maritgen: Ein Schaf fürs Leben<br />

(Hamburg: Oetinger, 2003, ISBN 978-3-7891-4239-0)<br />

| 10.10 - 11.00 Uhr |<br />

Programmpunkte:<br />

» Vorlesen des 1. Teils der Geschichte: Wolf trifft auf<br />

Schaf und <strong>die</strong> Schlittenfahrt<br />

doppel:punkt 2013:4


48<br />

berichte : aus den bibliotheken<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

» Gespräch: Was möchte Wolf mit Schaf unternehmen<br />

und warum? Warum will Wolf Schaf aus dem<br />

Stall locken? Wie stellt sich Schaf Erfahrungen vor?<br />

» Vorlesen des 2. Teils der Geschichte: Spielen auf<br />

dem Eis, Angeln und Wolf bricht ein<br />

» Gespräch: Was machen <strong>die</strong> beiden Tiere in der<br />

Geschichte? Welches ist eigentlich das klügere<br />

Tier?<br />

» Vorlesen des 3. Teils der Geschichte: Rettung von<br />

Wolf und Flucht von Schaf<br />

» Gespräch: Wie wird der Wolf gerettet? Wann erkennt<br />

Schaf, wo es ist? Was bedeutet Erfahrungen<br />

am Ende der Geschichte für <strong>die</strong> beiden Tiere?<br />

Zwei Nativspeaker brachten uns ihr Heimatland<br />

näher. Olga Findling, in Scheifling lebend, und<br />

der Sprachenstudent Svjatoslav Khalakan, in Neumarkt<br />

wohnhaft, hielten informative und humorvolle<br />

Vorträge. Olga Findling berichtete anhand einer Karte,<br />

<strong>die</strong> speziell nach der Katastrophe im naheliegenden<br />

Tschernobyl angefertigt wurde, über Landschaft, Wirtschaft<br />

und Lebensbedingungen des Landes. Herr Khalakan<br />

vermittelte auf sehr amüsante Weise <strong>die</strong> Sprache<br />

- Wörter, welche im Deutschen so ähnlich klingen.<br />

| 11.00 - 11.20 Uhr |<br />

Programmpunkte:<br />

» Finde den passenden Reim dazu: z. B. Hier kommen<br />

wir herangerollt, und meine Uhr, <strong>die</strong> ist aus ... [Gold]. d<br />

Materialien:<br />

Reime <strong>als</strong> Lückentext vorbereiten<br />

| 11.20 - 11.30 Uhr |<br />

Programmpunkte:<br />

» Gespräch: Habt ihr <strong>die</strong>ses Ende der Geschichte erwartet?<br />

Wie hätte sie noch ausgehen können? Was<br />

ist das Ungewöhnliche an der Geschichte?<br />

» Verabschiedung<br />

|heidrun stegmann|<br />

Weißrussland im Blickpunkt : Das Sprachentheater in der Stadtbibliothek Murau<br />

Zum Kosten gab’s swekolnik k eine köstliche kalte<br />

Rote-Rüben-Suppe und halva, eine Süßspeise aus Sonnenblumenkernen,<br />

<strong>die</strong> auf unseren Gaumen ein wenig<br />

wie Vogelfutter schmeckte. Es gab noch <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

kleine Bastelarbeiten herzustellen, sich eine Powerpoint-Präsentation<br />

oder traditionelle kunsthandwerkliche<br />

Arbeiten anzusehen.<br />

lernfest sankt lambrecht : wir sind dabei<br />

Traditionell am 26. Oktober findet im Stift St. Lambrecht<br />

das Lernfest mit hunderten Teilnehmern aus<br />

allen möglichen Bildungssparten statt. Traditionell<br />

nimmt, schon von Beginn an, auch <strong>die</strong> Stadtbücherei<br />

stadtbibliothek murau<br />

sprachentheater<br />

Wie alle Jahre im Herbst fand in der Woche der Sprachen<br />

in der Bücherei ein Sprachentheater, r veranstaltet<br />

gemeinsam mit dem Bildungstreff Judenburg, statt.<br />

Diesmal stand Weißrussland auf dem Programm ...<br />

Murau daran teil. Diesmal haben wir das Thema Buch<br />

und Bühne gewählt und versuchten damit, vor allem<br />

Kinder anzusprechen. Teilnehmen durfte ich, im Rahmen<br />

des Festes, auch an einer Fishbowl-Diskussion,<br />

geleitet und moderiert von Mag. a Grete Dorner zum


erichte : aus den bibliotheken<br />

49<br />

Thema Gemeindenahe Bildungsarbeit - Herausforderungen<br />

und Grenzen. Mit am Podium saß neben unseren<br />

Regionalentwicklern eine Delegation aus Südtirol.<br />

klassik-herbstlesung<br />

Die blaue Seele hat sich stumm verschlossen, <strong>die</strong>ses von<br />

Georg Trakl verfasste Gedicht und andere (so z. B. von<br />

Rilke, Weinheber, Marzik ...) stimmungsvolle, ernste<br />

und heitere Gedichte zum Herbst und Älterwerden rezitierte<br />

wieder in professioneller Weise der pensionierte<br />

Musikhochschullehrer Wilhelm Peter Blazicek.<br />

Die Lesung wurde liebenswürdigerweise von Karin<br />

Schwarz auf der Zither begleitet. Mit viel Ausdauer und<br />

Liebe hat sie sich das Zitherspiel erst in der Pension<br />

beigebracht. Zur Freude aller wurden zum Abschluss<br />

noch bekannte Lieder miteinander intoniert. Solch seltene<br />

Abende sind Streicheleinheiten für <strong>die</strong> Seele, e waren<br />

sich <strong>die</strong> BesucherInnen einig.<br />

erzählstoffe<br />

Einen großen Erfolg konnten wir, ein Kunst- und KulturFrauennetzwerk<br />

mit Basisstation Stadtbücherei, mit<br />

<strong>die</strong>sem Event verbuchen. In Kooperation mit der Holzweltkultur<br />

wurde zum zweiten Mal ein Bogen zwi-<br />

schen echter Volkskultur und zeitgenössischer Kunst<br />

mit Lesungen, Performances und einer zweiwöchigen<br />

Ausstellung im Rathaus gespannt. Der Schwerpunkt<br />

lag <strong>die</strong>smal bei Schriften und unterschiedlichsten Trägerstoffen.<br />

Alte Handschriften, Schriften auf Leinen,<br />

Leinwänden und handgeschöpftem Papier, auf Aquarellen,<br />

junger Designermode ... - <strong>die</strong> Vielfalt fand kein<br />

Ende. Die Texte wurden <strong>als</strong> Erzählung, literarische Performance<br />

mit zeitgenössischer Musik oder Filmporträt<br />

dargeboten. Ein literarischer roter Faden zog sich auch<br />

in meiner Moderation durch <strong>die</strong> ganze Veranstaltung.<br />

Frau Dr. in Roswitha Orac-Stipperger vom Grazer<br />

Volkskundemuseum hielt einen interessanten Vortrag<br />

zum Thema Echte Tracht. Bücher zu einzelnen Themen<br />

bereicherten und erfreuten <strong>die</strong> AusstellungsbesucherInnen.<br />

Mehr <strong>als</strong> 20 Frauen aus dem Bezirk Murau<br />

hatten ihr bestes Kultur- oder Kunsttalent aufgeboten.<br />

Für eine Regionalentwicklungs-Initiative <strong>die</strong>ser Art ist<br />

<strong>die</strong> Stadtbücherei ein unverzichtbarer Kommunikationsort,<br />

und es ist dem Träger Stadtgemeinde zu<br />

danken, dass eine Öffnung in alle Kulturrichtungen<br />

hinein goutiert wird.<br />

kekskasperl<br />

Der Kekskasperl lud im Advent <strong>die</strong> Ich-Du-Wir-Gruppe<br />

der Pfarre (Mütter mit Kleinkindern) in <strong>die</strong> Bücherei<br />

ein und erzählte seine lustigen Geschichten von Sandkuchenbäckerei<br />

und Keksräuberpolizeiengelgeschichten<br />

- einfach zum Abkeksen halt!<br />

|anna stocker|<br />

öb st. lorenzen am wechsel<br />

lesen für den guten zweck<br />

Am Samstag, den 30. November 2013 fand im Kulturhaus<br />

von Sankt Lorenzen am Wechsel eine besondere<br />

Lesung statt: Büchereileiterin Elisabeth Tremml<br />

hatte <strong>die</strong> sogenannten HonoratiorInnen des Dorfes, <strong>als</strong>o<br />

<strong>die</strong> Standespersonen, eingeladen, Adventgeschichten<br />

zu lesen. Volksschuldirektorin Martha Winkler,<br />

Dr. Kristian Kristoferitsch, Bürgermeister Hermann<br />

Pferschy und Pfarrer Mag. Gerhard Rechberger lasen<br />

besinnliche, aber auch lustige Adventgeschichten.<br />

Der Reinerlös der ‚honorigen‘ Adventlesung ging an <strong>die</strong> Lebenshilfe in Vorau.<br />

Bei Kaffee und Weihnachtskeksen ließen sich <strong>die</strong><br />

BesucherInnen <strong>die</strong>ser Veranstaltung auf <strong>die</strong> unmittelbar<br />

bevorstehende Adventzeit einstimmen. Der Reinerlös<br />

der Lesung - so waren freiwillige Spenden in<br />

der Höhe von EUR 500,- zusammengekommen - war<br />

zur Gänze der Lebenshilfe Vorau zugedacht worden;<br />

den Geldbetrag überreichten unsere honorigen<br />

LektorInnen am Montag dem Team der Lebenshilfe<br />

persönlich.<br />

|elisabeth tremml|<br />

doppel:punkt 2013:4


50<br />

berichte : aus den bibliotheken<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

öb sinabelkirchen<br />

büchertankstelle<br />

Am Freitag, den 18. Oktober eröffnete <strong>die</strong> Öffentliche<br />

Bücherei Sinabelkirchen in Zusammenarbeit mit dem<br />

Verein RundumKultur eine<br />

Büchertankstelle e im Gewer-<br />

bepark Hörmann/ Untergroßau. Gerade in einer Zeit,<br />

in der Lesen ein aktuelles Schlagwort ist und das ganze<br />

Land PISA-Alarm schlägt, startet damit <strong>die</strong> Öffentliche<br />

Bücherei eine besondere Leseanimation: Büchertreibstoff<br />

tanken - gratis - bei Tag und Nacht!<br />

Kaum ausgepackt und schon gestürmt - <strong>die</strong> Büchertankstelle in Sinabelkirchen<br />

Die Bücher kommen zu den Leuten. Mitten im Gewerbepark<br />

Sinabelkirchen gibt es nun eine besondere<br />

Tankstelle: Man kann sich neben anderen Produkten<br />

auch geistige Nahrung besorgen und das kostenlos<br />

rund um <strong>die</strong> Uhr!<br />

Wie das gehen soll?<br />

Gebrauchsanweisung für unsere Büchertankstelle:<br />

Ist der Lesetreibstoff leer,<br />

kommst du zur Büchertankstelle her.<br />

Such dir 1,2 Bücher aus<br />

und nimm sie mit nach Haus.<br />

Bist du fertig mit dem Lesen,<br />

ist es das noch nicht gewesen.<br />

Bring´s zurück,<br />

hol dir ein neues Stück.<br />

Gefällt es dir,<br />

behalt es dir.<br />

Und noch eins ist fix -<br />

das alles kostest nix.<br />

Frau Klara Schanes von der Öffentlichen Bücherei<br />

und Günter Berghold, RundumKultur, strahlten mit<br />

ihrem Team mit der Sonne um <strong>die</strong> Wette, <strong>als</strong> Bürgermeisterin<br />

Ingrid Groß und der aus Graz angereiste<br />

Direktor des <strong>Lesezentrum</strong>s, Dr. Wolfgang Moser, das<br />

mit weißen Laken verpackte Riesenpaket enthüllten<br />

und eine bunte Büchertankstelle zum Vorschein kam.<br />

Kaum war <strong>die</strong> Tür dazu offen, wurde <strong>die</strong>se schon von<br />

den vielen anwesenden Kindern bestürmt.<br />

Dr. Moser hob <strong>die</strong> Wichtigkeit des Lesens und Lachens<br />

hervor und schenkte der Büchertankstelle ein<br />

tolles Buch über Clowndoktors. Frau Schanes bedankte<br />

sich bei den ortsansäßigen Firmen, <strong>die</strong> es ermöglichten,<br />

dass aus einer alten Telefonzelle - besorgt<br />

und umgebaut von den Rundumkultur-Verantwortlichen<br />

Günter Berghold und Ingo Schalk - ein schmuckes<br />

Bücherkästchen wurde. Auch <strong>die</strong> SchülerInnen<br />

der 3. Klasse der NMS erhielten Lob für ihren Werbeeinsatz<br />

mit riesengroßen Büchern im und um den<br />

Gewerbepark Untergroßau.<br />

Bei Wein, Brot und Jazzmusik von Miriam und Willy<br />

Kulmer, dem Duo Milly, wurde noch lange gefeiert.<br />

Mit viel Applaus bedankten sich <strong>die</strong> zahlreich erschienenen<br />

SinabelkirchnerInnen für <strong>die</strong>se wunderbare<br />

Leseattraktion, <strong>die</strong> ihnen ermöglicht, gratis Tag und<br />

Nacht Lesestoff zu tanken. Die nächste PISA-Stu<strong>die</strong><br />

kann kommen, Sinabelkirchen schlägt zurück!<br />

|klara schanes|<br />

stadtbücherei voitsberg<br />

stellas abenteuer<br />

Mitte Oktober hat Jasmin Marchand ihren Bilderbuch-Erstling<br />

Stellas Abenteuer in der Stadtbücherei<br />

Voitsberg vorgestellt. Im Rahmen dessen gestaltete<br />

<strong>die</strong> Künstlerin des Ateliers Randkunst (Lebenshilfe Lieboch)<br />

auch einen Malworkshop für <strong>die</strong> Kinder des Kindergartens<br />

Krems und ist dabei auf den Geschmack<br />

gekommen: Jasmin Marchand und ihre Betreuer würden<br />

sich über Anfragen von Bibliotheken, Schulen und<br />

Kindergärten für eine Lesung mit anschließender M<strong>als</strong>tunde<br />

freuen. Bei Interesse kontaktieren <strong>Sie</strong> bitte:<br />

Elvira Klug und Desi Winter | Atelier Randkunst<br />

Am Marktplatz 3, 8501 Lieboch<br />

T: 03136/ 61172-111<br />

E: randkunst@lebenshilfe-guv.at


autorInnen : register<br />

51<br />

autorInnenregister<br />

mitarbeiterInnen <strong>die</strong>ser ausgabe<br />

sabine aigner<br />

ist Co-Leiterin von<br />

Theater/Baum/Schere, Kapfenberg.<br />

E: theater.baum.schere@gmx.at<br />

maria graf<br />

ist Leiterin der<br />

Öffentlichen Bücherei Frannach.<br />

E: graf.karl@gmail.com<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

hr in christine dollinger<br />

ist Leiterin des<br />

Referates V.2d im Bundesministerium für<br />

europäische und internationale Angelegenheiten, Wien.<br />

E: christine.dollinger@bmeia.gv.at<br />

maria ecker<br />

ist Leiterin der<br />

Gemeinde- und ÖGB-Bücherei Fohnsdorf.<br />

E: gde.buecherei@fohnsdorf.at<br />

julia ehrenreiter<br />

ist Mitarbeiterin<br />

der Stadtbücherei Kapfenberg.<br />

E: julia.ehrenreiter@kapfenberg.at<br />

mag. a stefanie fieber-grandits<br />

ist Bildungswissenschafterin, Projektleiterin des<br />

EU-Projekts signlanguage@school und Betreuerin<br />

des Projekts SignLibrary bei equalizent, Schulungsund<br />

Beratungs GmbH, Wien.<br />

E: stefanie.fieber-grandits@equalizent.comfi<br />

dr. in renate grubert<br />

ist Leiterin der<br />

Pressestelle der Kinder- und Jugendbuchverlage<br />

cbj und cbt in der Verlagsgruppe Random House<br />

und lehrt <strong>als</strong> Dozentin an der Ludwig-Maximilians-<br />

Universität, München.<br />

E: renate.grubert@randomhouse.de<br />

barbara jaznikar<br />

ist Leiterin der<br />

Öffentlichen Bücherei Lieboch.<br />

E: lieboch@bibliotheken.at<br />

alexandra kasic<br />

ist Leiterin von<br />

Buch & Co Frohnleiten.<br />

buecherei.frohnleiten@aon.at<br />

rudolf klinger<br />

ist Leiter der<br />

Öffentlichen Bücherei Pischelsdorf.<br />

buecherei.pischelsdorf@aon.at<br />

brigitte gießauf<br />

unterrichtet an der<br />

Landesberufsschule Bad Radkersburg.<br />

E: brigitte.giessauf@lbs-radkersburg.ac.at<br />

mag. gerald leitner<br />

ist Geschäftsführer des<br />

Büchereiverbandes Österreichs und Chair der EBLIDA<br />

Task Force for E-Books.<br />

leitner@bvoe.at<br />

mag. a gabriele graf<br />

ist Leiterin der<br />

Bibliothek Lannach.<br />

E: lannach@bibliotheken.at<br />

dr. wolfgang moser<br />

ist Direktor des<br />

L e s e zentrums <strong>Steiermark</strong>, Graz.<br />

E: w.moser@lesezentrum.at


52<br />

autorInnen : register<br />

doppel:punkt 2013:4<br />

hannes ortner<br />

ist Pädagogischer Referent am<br />

L e s e zentrum <strong>Steiermark</strong>, Graz.<br />

E: h.ortner@lesezentrum.at<br />

mag. a heidrun stegmann<br />

ist Leiterin der<br />

Öffentlichen Bibliothek Kraubath.<br />

E: bibliothek.kraubath@utanet.at<br />

alexandra pichler<br />

ist Büroleiterin des<br />

Servicecenters Leseförderung, eingerichtet<br />

in der Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong>, Graz.<br />

E: servicecenter.lesefoerderung@wkstmk.at<br />

anna ph. stocker<br />

ist Leiterin der<br />

Stadtbibliothek Murau.<br />

E: buecherei.murau@aon.at<br />

alexandra polic<br />

ist Mitarbeiterin der<br />

Stadtbücherei Mureck.<br />

E: stadtbuecherei@mureck.steiermark.at<br />

linda ranegger<br />

ist Mitarbeiterin der<br />

Öffentlichen Bibliothek & Spielothek St. Veit/ Vogau.<br />

E: bibliothek.st.veit@aon.at<br />

klara schanes<br />

ist Leiterin der<br />

Öffentlichen Bücherei Sinabelkirchen.<br />

E: buecherei.sinabelkirchen@utanet.at<br />

helmut schlatzer<br />

ist Leiter der Stadtbücherei Kapfenberg und<br />

Co-Leiter von Theater/Baum/Schere, Kapfenberg.<br />

E: theater.baum.schere@gmx.at<br />

gudrun sulzenbacher<br />

ist Autorin und Expertin für Kinder- und Jugendliteratur<br />

und arbeitet <strong>als</strong> freiberufliche fl Mitarbeiterin<br />

am Pädagogischen Institut in Bozen, Südtirol.<br />

E: sulzenbacher@rolmail.net<br />

elisabeth tremml<br />

ist Leiterin der<br />

Öffentlichen Bücherei St. Lorenzen am Wechsel.<br />

E: bibliothek-lorenzen@htb.at<br />

christa zobernig<br />

ist im Referat Jugend, Fachabteilung<br />

Gesellschaft und Diversität,<br />

Abteilung 6 - Bildung und Gesellschaft<br />

im Amt der Steiermärkischen Landesregierung tätig.<br />

E: christa.zobernig@stmk.gv.at


Bildung, Familie und Jugend<br />

LESEZENTRUM STEIERMARK, Campus FH Joanneum, Eggenberger Allee 15a, 8020 Graz<br />

T: +43 / 316 / 685-3570, F: +43 / 316 / 685-35714, E: office@lesezentrum.at, H: www.lesezentrum.at<br />

AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, A 6 - Fachabteilung Gesellschaft und Diversität, Karmeliterplatz 2, 8010 Graz<br />

T: +43 / 316 / 877-3929, E: gesdiv@stmk.gv.at<br />

doppel:punkt 2013:04 / Fachzeitschrift für Bibliotheken in der <strong>Steiermark</strong>

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