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schwerpunkt : was sache ist!<br />
doppel:punkt 2013:4<br />
Fachmann. Es ist Freizeitlektüre. Nicht zuletzt deshalb<br />
soll es ja auch unterhaltend sein. Das gilt in besonderem<br />
Maß fürs Kinder- und Jugendbuch, das nicht über<br />
<strong>die</strong> Schule und entsprechende Lehrpläne definiert ist<br />
wie beispielsweise Lehr- und Lernprodukte, <strong>die</strong> den<br />
Nachmittagsmarkt be<strong>die</strong>nen.<br />
Wir definieren weiter:<br />
Ein Kindersachbuch ist eine<br />
Publikation, <strong>die</strong> Fakten und Erkenntnisse aus verschiedenen<br />
Wissensgebieten in Kind gerechten Formen (Illustration,<br />
Text- und Buchgestaltung) dem jungen Leser darbietet,<br />
um ihn damit zur Selbst-Bildung zu motivieren.<br />
Sachbücher für Kinder setzen kindliches Interesse nicht<br />
unbedingt voraus, sondern regen es an. (Hans Gärtner,<br />
1997). Hier entnehmen wir <strong>die</strong> Stichwörter: Interesse<br />
anregen, in neue Wissensgebiete einführen, <strong>die</strong> Bedeutung<br />
der Illustration, das Bild-Text-Verhältnis und<br />
das Wort Kind gerecht, denn vom<br />
hängt <strong>die</strong> Akzeptanz des Adressaten ab.<br />
Wie eines Sachbuchs<br />
Mir gefällt Victor Böhms Kurz-Definition sehr gut:<br />
Ein Sachbuch will zwischen einer Sache und einem erworbenen<br />
Wissenszusammenhang eines Adressaten unverschult<br />
und popularisierend vermitteln. (Victor Böhm,<br />
1994). Der Satz ist bald 20 Jahre alt. Und doch treffend.<br />
Obwohl keine der im Hinblick aufs Sachbuch<br />
aktuell viel zitierten Vokabeln wie Internet t und<br />
Neue<br />
Me<strong>die</strong>n darin vorkommen. Achtung: Internet vermittelt<br />
primär Fakten, kein Wissen. Wissen entsteht erst<br />
im Kopf des Users. In Victor Böhms Satz ist mir der<br />
Begriff Wissenszusammenhang wichtig. Das Wort darf,<br />
nein muss vielschichtig interpretiert werden. Denn in<br />
der Zusammenschau von Fakten, in der Korrelation<br />
und Kombination von Details gründet <strong>die</strong> große Leistung<br />
und Chance des Sachbuchs: Wissenszusammenhänge<br />
herzustellen und in Text und Bild darzustellen<br />
ist das konkurrenzlose Wesensmerkmal des Sachbuchs.<br />
(Renate Grubert, 2002).<br />
seit wann sprechen wir<br />
vom kinder- und jugendsachbuch?<br />
Der Begriff ist keineswegs eine Erfindung unserer Zeit.<br />
Der Typ Kinder-Sachbuch ist schon etwa 350 Jahre alt.<br />
Das erste Sachbuch für junge Menschen stammt aus<br />
dem Jahr 1658. Johann Amos Comenius (1592-1670)<br />
schuf eine Art Gesamtschau über <strong>die</strong> damalige Welt<br />
und des Kinderlebens, genannt Orbis sensualium pictus,<br />
ein Spiegel des damaligen Kinderalltags, <strong>die</strong> sichtbare<br />
Welt in Bildern. Aber <strong>die</strong> Bücher, <strong>die</strong> wir heute unter<br />
dem Begriff Kinder- und Jugendsachbuch zusammenfassen,<br />
entwickelten sich erst nach 1945. Parallel zur<br />
englischen Bezeichnung non-fiction<br />
entstand der Terminus<br />
Sachbuch - und zwar im Zusammenhang mit<br />
der wachsenden Produktion von Titeln, <strong>die</strong> nicht belletristisch<br />
einzuordnen waren. Der Trend zu <strong>die</strong>sem neuen<br />
Buchtyp kam, wie so manches andere nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg, aus den USA - stark geprägt von<br />
der Einführung des Fernsehens in den 40er-Jahren.<br />
historie<br />
Die neuen Sachbücher lieferten nur noch reine Fakten,<br />
systematisch auf Doppelseiten arrangiert, dazu<br />
anschauliche Illustrationen und keine Erzählung mehr.<br />
Als einer der ersten Verlage engagiert sich Tessloff<br />
und bringt 1961 <strong>die</strong> ersten Titel der Reihe How and<br />
Why, übersetzt:<br />
Was ist Was, <strong>als</strong> Monatshefte auf den<br />
deutschen Markt. 1963 erscheint <strong>die</strong> erste Hardcover-<br />
Version des Titels Unsere Erde. Ein Dauerbrenner bis<br />
heute. Nochm<strong>als</strong> zurück: Es sind nach 1945 <strong>die</strong> bunten<br />
Bilder und <strong>die</strong> zunehmend flächigen Illustrationen,<br />
<strong>die</strong> den einen Aspekt des neuen Trends zum Sachbuch<br />
charakterisieren.<br />
Der andere Aspekt bezieht sich auf <strong>die</strong> sinkende<br />
Altersgrenze der Adressaten. LeserInnen wäre zu viel<br />
gesagt, denn das neue Zielpublikum reicht bis ins<br />
Vorschul- und Kindergartenalter hinein. Heute <strong>finden</strong><br />
wir Sachbücher bereits <strong>als</strong> Baby-Buch im Kinderwagen<br />
- <strong>die</strong>s ist Schritt eins der Karriere des Kinderund<br />
Jugendsachbuchs!<br />
Den zweiten Anstoß haben uns - unabsichtlich -<br />
<strong>die</strong> PISA-Stu<strong>die</strong>n beschert. Nach dem ersten so wenig<br />
überzeugenden Abschneiden deutscher SchülerInnen<br />
im Vergleich mit anderen europäischen Ländern entwickelte<br />
sich ein wahrer Sachbuch-Boom. Man erhoffte<br />
sich vom Sachbuch, Informationslücken zu schließen<br />
und <strong>die</strong> Lust an Lektüre attraktiver zu machen. Der<br />
Wunsch-Effekt: eine Steigerung von Wissen und Bildung<br />
im Jugendbereich. Die enorme Steigerung der<br />
Produktivität brachte seit 2002 Unmengen neuer<br />
Sachbücher auf den Markt und erzeugte hohe<br />
Umsatzvolumen.<br />
umsatzentwicklung<br />
So steigern sich in den Jahren 2003 bis 2006 <strong>die</strong><br />
Gesamtumsätze im Kinder- und Jugendsachbuch auf<br />
vorher nie geahnte Spitzenwerte, fallen jedoch seit