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Erwachsen werden, ein Ritual Erwachsen werden, eine ...

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die <strong>Erwachsen</strong>e höchste Verantwortung tragen.Diese zwei Streiflichter bedenklicher Entwicklungen sollengenügen. Ich möchte mit drei spannenden Visionen schließen:1. Vision:Das Konzept gegenseitigerAnerkennung(Leu 1998)Traditionen und Werte habensich in den letzten Jahrzehnten soschnell verändert wie zuvor inJahrhunderten nicht. Unsere Kinder haben <strong>ein</strong>e wirklich nicht überschaubare Anzahl möglicher Lebensweisen als Identifikationsmuster vor Augen. In weiten Teilen <strong>ein</strong>e sehr verunsichernde Situation.Will <strong>ein</strong> <strong>Erwachsen</strong>er heute <strong>ein</strong>em ihm nahe stehenden Kind s<strong>ein</strong>e Vorstellungen und Werte mit aufden Weg geben, so kann er nichthoffen, dass das Kind <strong>ein</strong>fach dieWerte der letzten Generation übernimmt, sondern er muss aktiv <strong>werden</strong>. Es bedarf guter Argumenteund persönlicher Überzeugung,um s<strong>ein</strong>e Wertvorstellungen Jüngeren nahe zu bringen. Lippenbekenntnisse reichen nicht, der <strong>Erwachsen</strong>e muss sich entsprechendverhalten und selbst von s<strong>ein</strong>enZielen überzeugt s<strong>ein</strong>, um diese erfolgreich weitergeben und überzeugen zu können.Sobald <strong>ein</strong> junger Mensch sichselbst anerkannt und ernstgenommen fühlt, interessiert er sich fürdiese Personen, die ihn auf dieseWeise wert schätzen. Ihre Besonderheiten und Vorstellungen sindihm wichtig, er beobachtet sie undversucht immer mehr darüber zuerfahren, immer mehr Situationengem<strong>ein</strong>sam mit ihnen zu erlebenund es ihnen gleich zu tun. Personen, die uns anerkennen, auch anzuerkennen, fällt uns leicht. Einederartige Gem<strong>ein</strong>samkeit, die gegenseitige Anerkennung, zu erleben, ist <strong>ein</strong>e der besten Voraussetzungen für <strong>ein</strong>e tragfähige Kind-<strong>Erwachsen</strong>en-Beziehung und fürdie gesicherte Weitergabe als wichtig und wertvoll <strong>ein</strong>geschätzterVorstellungen. Zum BeispielSpielregeln für das soziale Mit<strong>ein</strong>ander, Partnerschaft, Rücksicht,Fairness, Loyalität und Einfühlungsvermögen, Tugenden, derenlohnende Effekte sich uns erstlangsam erschließen, lernen undverinnerlichen wir über den Kontakt mit Menschen, die diese beherrschen und die wir wertschätzen. Dieser Lernweg ist <strong>ein</strong>deutignachgewiesen.In den ersten Lebensjahrenvollzieht sich Anerkennung inForm emotionaler Zuwendung.Die außergewöhnliche Erfahrungvorbehaltlos angenommen und geliebt zu <strong>werden</strong>, Zuwendung, Zärtlichkeit und Zuverlässigkeit zuspüren. Ein Kind, das sich <strong>ein</strong>bezogen fühlt, kann auch andereleichter in s<strong>ein</strong>e Gedanken undHandlungen <strong>ein</strong>beziehen. EinKind, das Anerkennung fühlt, erlebt die Bindung an diese Menschen nicht als Abhängigkeit, sondern als <strong>ein</strong>e tiefe Verbundenheit,die <strong>ein</strong>en geschützten Schon- undFreiraum bietet, der Entwicklungin ihrer ganzen Vielfalt zulässt.Die Anerkennung wächst mitdem Kind und mit der Beziehungzwischen ihm und s<strong>ein</strong>en Bezugspersonen. Ist es zuerst all<strong>ein</strong> dasGlück, zusammen zu s<strong>ein</strong> und sichzu erleben, das emotionale Anerkennung vermitteln lässt, so wirdes bald das Reagieren und Handeln, das jetzt anerkannt wird. DasKind wird nun zusätzlich geschätzt, weil man ihm immer mehrzutraut, bald sogar selbst entscheiden und handeln zu können. Diese nicht mehr ausschließlich überGefühle, sondern jetzt auch überDenkprozesse zustande kommende Anerkennung kennzeichnet sog.Erziehungspartnerschaften zwischen Eltern und Kind, Bezugspersonen und Kind. <strong>Erwachsen</strong>e,die ihre Kinder als altersgemäßkompetent wahrnehmen, entsprechend behandeln und wertschätzen, <strong>werden</strong> auch von ihren Kindern anerkannt, in jedem Alter.Höchste Wertschätzung empfindet <strong>ein</strong> Kind, wenn es merkt,wie wertvoll s<strong>ein</strong>e Beiträge sind,dass es Anteil hat an der Verwirklichung familiärer Zielvorstellungen und Glücksempfindungen.Dass dies genauso für den Freundeskreis wie auch für die Klassengem<strong>ein</strong>schaft gilt, wird erstlangsam durchschaut.Hans Rudolf Leu geht davonaus, dass <strong>Erwachsen</strong>e den Rahmenschaffen, in dem das Kind sich leistungsfähig und ernstgenommenerlebt sowie anerkannt fühlt. Dadurch, dass es mit anderen, die eswertschätzt, zusammen agiert,wird s<strong>ein</strong> Tun in s<strong>ein</strong>en eigenenAugen bedeutsam. Das gibtSelbstvertrauen.Spätestens jetzt taucht die Frage auf, ob <strong>Erwachsen</strong>e <strong>Ritual</strong>e anbieten, Ideen Jugendlicher aufgreifen und sie zusammen mit ihnen ausgestalten können. Mehroder weniger institutionalisierteSignale gegenseitiger Akzeptanzunter <strong>Erwachsen</strong>en und Jugendlichen könnten zu sichernden <strong>Ritual</strong>en <strong>werden</strong>, erste Beispiele spezieller Einrichtungen liegen vor,zum Beispiel:• Kontaktstellen, mit der Ideedahinter, sich zusammenzusetzen,um sich mit anstehenden Themenaus<strong>ein</strong>ander zu setzen. Die unterschiedliche Sichtweise wird alsBereicherung gesehen, die Alternativlösungen Überdenkenswertmacht. „Hier ist <strong>ein</strong> Problem, daweiß ich <strong>ein</strong>e Lösung; wie könnted<strong>ein</strong>e Lösung aussehen?"• Brückenbauamt, basierendauf der Vorstellung, dass Erwach-

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