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Eigensein - TSN - Tiroler Schulnetz

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Kindern im KZ Treblinka ermordet wurde, Anne Frank, Etty Hillesum (nur zehn Jahre älterals Anne mit demselben Schicksal) und Jaques Lusseyran, einem Blinden in der Resistance,der im Behindertenblock (!) das KZ Buchenwald überlebt hatte, Literaturprofessor in denUSA wurde und uns in seinen Schriften das Sehen beibringen kann, wenn wir lernen unsereBlindheiten zu erkennen.Wenn es um das Einen des Gespaltenen geht, des Gespaltenen in uns selbst und um dieEinung des immer noch gespaltenen Europas, weil die Wirtschaft gegenüber der Idee derEinheit Vorzug hat, dann können uns auch die in Europa immer dichter geknüpftenVereinigungen für Kinderphilosophie Anstöße geben. Ein Achtjähriger sagte einmal:“Menschen haben einen Bauchnabel, damit man weiß, wo die Mitte ist” (zit. in: M. Huber,2005, 20). Das europäischeste Kind Europas im 20. Jahrhundert war wohl Anne Frank und inihr verkörperte sich so eine Mitte Europas. Sie schrieb das erfolgreichste europäischePädagogikbuch, zudem mit der höchsten Auflage, das jemals ein pädagogisches Buch in oderaußerhalb Europas erreichte. Und was uns Kinder noch lehren können, das ist, dass einVereintes Europa ohne die Traditionsfolge von den Urahnen bis zu den Urenkelkindernsinnlos bleibt. Wir leben vom sozialen Erbe (s. M. Ziegler, 2000), das auch als ein geistigesund wer es so lesen will, auch ein spirituelles Erbe ist. Wiederum ein Kind, das das glasklargefasst hat, worüber wir Pädagogen schweigen oder uns am liebsten in das letzte Mauselochverkriechen, so sehr schämen wir uns scheinbar wissenschaftlichen Boden zu verlassen.Gaby, auch ach Jahre schreibt: “Es ist nicht gut für die lebenden Menschen, wenn sie dieToten vergessen, dann vergessen sie ja ihre eigenen Geschichten von zu Hause” (zit. In: M.Huber, ebd.). Daran geknüpft ist das kollektive Gedächtnis in Form einer persönlichen,familiären, regionalen und europäischen Erinnerungskultur.Der Glaube an das Eigene wird in dem Maße stark sein, als es das Fremde als zutiefstEigentliches nicht ausschließt. Nur so wird eine Heimatliebe erwachsen, die nicht auf Kostender Heimat von definitorisch apostrophierten „Anderen“ geht.Ist die Erinnerung, das Eingedenksein mit eingeschlossen in das zusammenwachsendeEuropa, dürfen wir frohen Mutes sein. Ist die Behutsamkeit mit sich und mit dem Anderen,mit dem Eigenen wie mit dem Fremden, mit dem Fremd-Eigenen wie Eigenfremdenumzugehen, vorhanden, bei aller Mühe, die das kostet, dürfen wir auch frohgemut sein.Wir brauchen in einer gegenwartslosen Vergangenen nicht kleben bleiben, auch nicht in einervergangenheitsverlorenen Gegenwart, wenn das Prinzip Dialog, als ein Prinzip Spannung unddemnach Hoffnung auszuhalten bewahrt bleibt.6

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