20WIRTSCHAFT UND FINANZEN11«ES GIBT NICHTS, WAS ES NICHT GIBT»LUKAS MEIER ERZÄHLT ÜBER DIE AUFGABENBEREICHE IM STEUERAMT«Mit einer schwerfälligen und unbeweglichen Verwaltung will ich nichts zutun haben.» Wie bitte? Wer mit den Mitarbeitenden des Steueramtes in Kontakt kommt,realisiert sofort: Solche Cliché-Vorstellungen sind Schnee von gestern.«Es ist uns ein grosses Anliegen, alle Ratsuchendenindividuell zu beraten und bei Problemeneine gute Lösung zu finden, die für beideSeiten vernünftig und fair ist», sagt Lukas Meier,Leiter der Steuerabteilung in Päffikons <strong>Gemeinde</strong>hausDorf. Bewusst spricht der 40-Jährigenicht von Einwohnern, sondern vonKun den: «Wir verstehen uns nicht primär alsVerwaltung, sondern als Dienstleistungsbetriebund wollen durch Kompetenz, Ehrlichkeitund Freundlichkeit überzeugen. Den Ermessensspielraum,den uns das Steuergesetz sowiedie Bezugsverordnung einräumen, spielenwir grundsätzlich zugunsten unserer Einwohneraus.» Eine Vorgehensweise, die ankommt.«Viele Kunden sind angenehm überrascht,dass man mit uns ganz normal sprechen kann»,berichtet Lukas Meier und fügt lachend an:«Es gibt immer wieder Leute, die falsche Vorstellungenvon einer Verwaltung haben. Wirsind Menschen und keine Computer.»Suche nach der besten LösungDie Arbeit im Steueramt ist auf den erstenBlick völlig unspektakulär. Das Team von vierPersonen ist die Inkassostelle für Steuern und«vermittelt» sozusagen zwischen den Einwohnernund der kantonalen Steuerbehörde. In derPraxis funktioniert das so: Die <strong>Freienbach</strong>erreichen die Steuererklärungen dem lokalen
WIRTSCHAFT UND FINANZEN21Steueramt in Pfäffikon ein. «Wir nehmen danneine Grobkontrolle vor, passen allenfalls dieprovisorische Rechnung an und reichen dieFormulare zur weiteren Bearbeitung an diekantonale Steuerverwaltung nach Schwyz weiter»,erzählt Lukas Meier. «Dort wird die Verrechnungssteuerzurückbezahlt sowie die Veranlagungsverfügungerstellt. Aufgrund dieserVerfügung erhalten die Einwohner von uns dieSchlussrechnung für die Steuern.» Was hierganz sachlich und nüchtern klingt, führt in derPraxis oft zu Diskussionen – manchmal sogarzu sehr emotionalen: «Es gibt nichts, was esnicht gibt!», weiss Meier aus Erfahrung, undseine Augen blitzen vielsagend hinter den Brillengläsern.«Einerseits stellen uns viele KundenFragen zum Ausfüllen der Steuerformulare.Andererseits geht es oft auch darum,Lösungen zu finden, wenn Leute die Rechnungnicht bezahlen können – oder wollen.»Ja, auch das kommt vor. Es melden sich immerwieder Personen, die sich mehr Rechte herausnehmenmöchten. «Wenn wir offen undfair aufzeichnen, dass wir uns ans Gesetz haltenmüssen und dass bei uns alle gleich behandeltwerden, ist das Gespräch oft bald beendet.»Härtere Fälle und heitere EpisodenGelegentlich werden Meier und sein Team aberauch mit härteren Problemen konfrontiert. «Inunserer Arbeit widerspiegelt sich das echteLeben.» Für Meier macht das genau den Reizseiner Arbeit aus. «Manchmal ist es schon eineHerausforderung, für jede Person die ihr angemessenenZahlungsmodalitäten zu finden,damit sie die Steuern bezahlt. Bei uns gibt eskein 08/15-Vorgehen. Jeder Fall ist andersund das Schöne an unserer Arbeit ist, dass wirmanchmal wirklich helfen können, wenn jemandein Problem hat.» Es gibt aber auch heitereEpisoden, die sich auf dem Steueramtabspielen. «Einmal kam eine Frau zu uns anden Schalter, die sich sehr freute, weil sie nachJahren die letzte Rate der Steuern einbezahlthatte. Auf dieses erfreuliche Ereignis wollte siezusammen mit uns anstossen und brachtedeshalb Gläser und eine Flasche Wein mit!»Rund 10 000 Steuererklärungen pro JahrBald nach Neujahr startet das <strong>Freienbach</strong>er Steueramtin die «Boom-Saison». Das heisst: Dannwerden die Steuererklärungen <strong>2009</strong> vorbereitet.Während rund zehn Tagen werden die Formulareeingepackt – rund 10 000 Exemplare –, dieAdressen mit der Einwohnerkontrolle abgeglichenund im Februar verschickt. «Von Februar bis Junihaben wir die strengste Zeit», erzählt Lukas Meier.Während dieser Periode kommen täglich 50 bis70 Personen an den Schalter oder telefonieren.«Zwei bis drei Mitarbeiter hängen fast pausenlosan der Strippe.» Obwohl dann der Stresspegelsteigt, ist es Meier lieber, wenn die Leute bei Unklarheitenanrufen oder vorbeikommen, anstatt dieFormulare fehlerhaft, unvollständig oder gar nichteinzusenden. Auf was ist in Sachen Steuern besonderszu achten? Auch dafür hat der Chef Tippsauf Lager: «Prüfen Sie die Eingabefristen und reichenSie das beigelegte Fristerstreckungsgesuchein, wenn Sie mehr Zeit benötigen. Denken Siedaran, die Steuererklärung zu unterzeichnen. Vorallem aber melden Sie sich frühzeitig, wenn Siedie Steuerrechnung nicht rechtzeitig bezahlenkönnen.» Übrigens: Die Steuererklärung kann natürlichelektronisch ausgefüllt werden, wovon bereitsüber 70 Prozent der Bürger Gebrauch machen.Die Formulare müssen jedoch nach wie vorausgedruckt und per Post eingereicht werden.Obwohl der gebürtige <strong>Freienbach</strong>er die Leitungdes Steueramtes mit 22 Jahren übernommenhatte und seit 17 Jahren führt, erledigtLukas Meier seine Arbeit nach wie vor mitgrosser Motivation: «Der Job gefällt mir enorm.Es ist kein Tag wie der andere, und das istspannend!»2DAS STEUERAMT IN ZAHLEN1 Lukas Meier mitseinem Team.2 Lukas Meier imGespräch mit einerKundin.Die nachfolgenden Stichworte geben einen Überblick, welche Arbeitenim Jahre 2008 auf dem Steueramt angefallen sind:– Versand von rund 23 500 Rechnungen– Versand von rund 5000 Veranlagungsverfügungen– Versand von rund 4800 Mahnungen– Versand von rund 10 000 Steuererklärungen– Eingangs- und Grobkontrolle von rund 8000 Steuererklärungen– Bearbeitung von rund 3600 Fristerstreckungsgesuchen– Bearbeitung von rund 2700 Stundungsgesuchen– 501 Betreibungsbegehren– 281 Fortsetzungsbegehren– 24 Verwertungsbegehren– Bearbeitung von rund 2500 Mutationen (Zuzüge, Wegzüge,diverse Änderungen)– Bearbeitung von rund 400 Handänderungen– Bearbeitung des Hunderegisters (rund 600 Hundehalter)– Inkasso der Nach- und StrafsteuernKontakt: Steueramt, <strong>Gemeinde</strong>haus Dorf, Etzelstrasse 13,8808 Pfäffikon, Tel. 055 416 92 92, E-Mail steueramt@freienbach.ch,www.freienbach.ch2