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www.asta.tu-darmstadt.deHochschulstr. 1, 64289 <strong>Darmstadt</strong>Lesezeichen — <strong>Zeitung</strong> des <strong>AStA</strong> der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>Ausgabe Wintersemester 2013/14 — 06.11.2013Lesezeicheninternationalstudents have alook at page 9Gewerbe des <strong>AStA</strong>Autonome Tutorien<strong>TU</strong>tor InternationalIdeologiekritikBildung, Kompetenz und Herrschaft


Seite 2 — EditorialWintersemester 2013/14 – LesezeichenLesezeichen — Wintersemester 2013/14 Termine & Veranstaltungen — Seite 33 TermineRingvorlesungPsychoanalyseDigitalisierung <strong>AStA</strong>Unileben4 ParkticketUnorientierte5 TopdogsTag der TotenEditorialLiebe Studierende,das Wintersemester steht vor der Tür,was für viele von euch den Beginn euresStudiums darstellt. Nachdem ihr inden Orientierungswochen sicherlichvon uns gehört habt, möchte euch derAllgemeine Studierendenausschuss,<strong>AStA</strong>-SitzungStadtmitte S1|03/56Dienstag 17:00 UhrBüro StadtmitteGebäude S1|03, Raum 56,Hochschulstr. 1,64289 <strong>Darmstadt</strong>Öffnungszeiten:Mo-Mi: 9:30-13:00 & 13:30-17:00 UhrDo, Fr: 9:30-15:00 UhrBüro LichtwieseGebäude Maschinenbau L1|01Raum 248 Otto-Berndt-Straße 264287 <strong>Darmstadt</strong>Öffnungszeiten:Mo-Do: 9:30-15:00 UhrFr: 9:00-13:30 UhrKontaktBüro Stadtmitte Tel.: 06151/ 162117Büro Lichtwiese Tel.: 06151/ 163217Email: service@asta.tu-darmstadt.de6 Gewerbe des <strong>AStA</strong>7 HG NachhelferMakerspace8 <strong>TU</strong>tor International10 Offener Brief,Theorie h_daGesellschaft12 Gentrifizierung undSegregation,13 Bildung ist keine Ware,Zur Aktualität Marx14 AfD15 Queer Referat,Kein Wintermärchen16 WahlplakateHochschulpolitik18 Autonome Tutorien19 CDU Hessen undkurz: der <strong>AStA</strong>, ganz herzlich an der<strong>TU</strong> begrüßen. Genau wie ihr freuenwir uns auf das neue Semester, dennneben dem Studienalltag stehen eineMenge Neuerungen und Projekte rundum den Campus an. Der Semesterbeginnsteht im Schatten der politischenBildung des <strong>AStA</strong>, die wir in Form derRingvorlesung zum Thema Sexualität(S.3) und einem Dreiteiler, der sichmit der Psychoanalyse (S.3) auseinandersetzt,zur Geltung kommen lassen.Auch im lesezeichen nimmt die politischeBildung einen Schwerpunkt ein.So setzen wir uns diesmal mit der Fragedes Unterschieds von Bildung undKompetenz (S. 20) sowie dem Verhältniszwischen Bildung und Herrschaft(S. 21) auseinander.Darüber hinaus findet eine inhaltlicheAuseinandersetzung mit dem „Streitunter den ASten“, wie das DarmstädterEcho titelte, statt (ab S. 10) . Dabeigeht es im Kern um menschenfeindlichePositionen und strukturellen Antisemitismusin der Argumentationvon Künstler_innen, die auf eine Erstsemester_innenpartydes <strong>AStA</strong> derHochschule <strong>Darmstadt</strong> eingeladenwurden.Die Gewerbe des <strong>AStA</strong> (S. 6) sind einemProzess der Veränderung unterworfen,wie man am Abriss des603qm und dem Übergangsbetriebdes Cafes 60,3qm sehen kann. Damitein <strong>AStA</strong> gewählt werden kann, dersich in Gremien engagiert (mehr dazuS. 19), autonome Tutorien unterstützt(S. 18) oder den internationalen StudierendenBetätigungsmöglichkeiten(S. 8) verschafft, solltet ihr jedes Jahrzur Hochschulwahl gehen, um eurerpolitischen Meinung Ausdruck zu geben.Die Ergebnisse der diesjährigen<strong>AStA</strong> ReferateReferat für Hochschulpolitik: hopo@asta.tu-darmstadt.deReferat für Feminismus/Gleichsstellung:gleichsstellung@asta.tu-darmstadt.deReferat für Fachschaften: fachschaften@asta.tu-darmstadt.deReferat für Nachhaltigkeit:nachhaltigkeit@asta.tu-darmstadt.deReferat für Finanzen: finanzen@asta.tu-darmstadt.deReferat für Soziales: soziales@asta.tu-darmstadt.deReferat für Mobilität: verkehr@asta.tu-darmstadt.deReferat für Öffentlichkeit:oeffentlichkeit@asta.tu-darmstadt.deReferat für Antifaschismus: antifa@asta.tu-darmstadt.deReferat für Queer: queer@asta.tu-darmstadt.deReferat für politische Bildung: pobil@asta.tu-darmstadt.deVerwaltungszirkel: verwaltung@asta.tu-darmstadt.deStudiengebühren,Neues aus GremienTheorie20 Bildung vsKompetenz21 Bildung & Herrschaft22 Philosemitismus24 WahlergebnisseWahl vom Juni findet ihr als Schaubildauf der Rückseite des lesezeichens.Natürlich mangelt es auch in dervorliegenden Ausgabe nicht an Gesellschaftskritik.Wir betrachten dieRechtspopulisten der AfD (S. 14), erläuternden Prozess der Gentrifizierung(S. 12) und lehnen Homophobieallgemein und im Speziellen in Russlandab (S. 15). Aber auch darüberhinaus gibt es noch interessante Artikel,wie zum Beispiel über das neusteStück des Schauspielstudios (S.5), das Digitalisieren der alten <strong>AStA</strong>-Akten (S. 3), den Tag der Toten (S. 5)oder die ambivalente Einstellung derCDU zu Studiengebühren in Hessen.Das lesezeichen wurde, wie üblich,ehrenamtlich von Referent_innen des<strong>AStA</strong> und anderen Engagierten nacheigener Schwerpunktsetzung verfasst,woraus die inhaltliche und stilistischeVielfalt der <strong>Zeitung</strong> entstanden ist.Für Anregungen, Kritik und Kommentaresind wir stets offen und freuenuns, wenn DU dich einbringen möchtest!Wir wünschen euch viel Spaß mitder aktuellen Lesezeichen-Ausgabeund ein schönes Wintersemester.Euer <strong>AStA</strong> der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>Foto: Felix GerhardsImpressumlesezeichen.<strong>Zeitung</strong> des Allgemeinen StudierendenAusschusses der Technischen Universität<strong>Darmstadt</strong>c/o <strong>AStA</strong> <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>Hochschulstr. 164289 <strong>Darmstadt</strong>zeitung@asta.tu-darmstadt.dewww.asta.tu-darmstadt.deAusgabe: 6. November 2013Auflage: 3000Redaktion: Philip Krämer,Alexander LangLayout: Matty SpeckV.i.S.d.P.: Alexander LangTitelbild: Susann WeissheitDer <strong>AStA</strong> der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> ist ein Organder Studierendenschaft. Die Studierendenschaftder <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> ist eine Körperschaftdes öffentlichen Rechts. Kommentarespiegeln nicht notwendigerweisedie Meinung des <strong>AStA</strong>s wieder.Termine &Veranstaltungen05.11.2013 – 19:00 – TheaterMoller Haus. <strong>TU</strong>D Schauspielstudio:Top Dogs06.11.2013 – 18:30 – SchlosskellerRingvorlesung: Sexualität und Gesellschaft:Kulturindustrie und Sexualität.07.11.2013 – 19:00 – TheaterMoller Haus. <strong>TU</strong>D Schauspielstudio:Top Dogs13.11.2013 – 19:00 – SchlosskellerPsychoanalyse: ADHS als Kriseder Männlichkeit? ‚Psychoanalysezwischen Normativität und Gesellschaftskritik.‘20.11.2013 – 18:30 – SchlosskellerRingvorlesung: Sexualität und Gessellschaft:Homophobie in Russland.04.12.2013 – 18:30 – SchlosskellerRingvorlesung: Die Politisierung derLust im Dritten Reich – Die „Befreiung“der Sexualität auf nationalsozialistisch.18.12.2013 – 18:30 – SchlosskellerRingvorlesung: Fetisch im Film.15.01.2013 – 18:30 – SchlosskellerRingvorlesung: Frauen[ver]handel[t]– Diskurse zu „Sexarbeit“ und„Zwangsprostitution“ und ihre Bedeutungfür die Regulierung feminisierterMigration.29.01.2013 – 18:30 – SchlosskellerRingvorlesung: Liebe im Kapitalismus12.02.2013 – 18:30 – SchlosskellerRingorlesung: Sexualität und AntisemitismusWie bereits in den vergangenen Semesternwird es auch im kommendenWintersemester wieder eine Ringvorlesunggeben, die sich diesmalmit dem Themenkomplex Sexualitätund Gesellschaft auseinandersetzt.In acht Vorträgen versuchen wir unsdem Thema von verschiedenen Seitenanzunähern (z.B. Körper, Kultur,Ökonomie) und versuchen weiter derEingebundenheit von Sexualität inverschiedenen Ideologien nachzugehen,z.B. Antisemitismus, Sexualitätim Dritten Reich sowie der aktuellsehr präsenten Homophobie in Russland.Die Ringvorlesung findet abdem 23.10.2013 alle zwei Wochen,jeweils ab 18:30 Uhr, im Schlosskellerstatt. Hier eine Übersicht der Termine:23.10.2013 Wie kommt die Lust in denZu Beginn des Wintersemesters 2013/14 veranstaltet der <strong>AStA</strong> der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>die Veranstaltungsreihe „KritischeWissenschaften“ zum ThemaPsychoanalyse, welches in drei Veranstaltungenbehandelt wird. Die erstekritische Wissenschaft ist Psychoanalyse.Gerade in <strong>Darmstadt</strong> findet diesein der universitären Psychologie kaumAnwendung. Daher wird das Sigmund-Freud-Institut aus Frankfurt drei spezifischeVorträgen halten, um einenmöglichst breiten Einblick zu bekommen.Psychoanalyse wurde Anfangdes 20. Jahrhunderts von SigmundFreud als theoretische Disziplin entwickelt,um die Gesellschaft und Kulturausdeuten zu können. Gleichzeitigstellte sie eine neue Behandlungsmethodepsychischer Erkrankungen da.Ordner im Büro des <strong>AStA</strong> – Foto: Susann WeißheitDADS – Digitalisierung zeitgeschichtlicherDokumenteder Studierendenschaft<strong>AStA</strong> stellt bis 2015 geschichtsträchtige Unterlagen der Öffentlichkeit zur VerfügungRingvorlesung imWintersemester 2013/14Körper? Konstitution des Sexuellen(Ilka Quindeau). 06.11.2013 Kulturindustrieund Sexualität (Lars Quadfasel).20.11.2013 Homophobie in Russland(Wanja Kilber). 04.12.2013 DiePolitisierung der Lust im Dritten Reich– Die „Befreiung“ der Sexualität aufnationalsozialistisch (Ljiljana Radonic).18.12.2013 Fetisch im Film (MarkusStiglegger). 15.01.2013 Frauen[ver]handel[t] – Diskurse zu „Sexarbeit“und „Zwangsprostitution“ und ihreBedeutung für die Regulierung feminisierterMigration (Eva Bahl und MarinaKritische Wissenschaft:PsychoanalyseHeutzutage ist letzteres sehr in denVordergrund und die sozialwissenschaftlicheBedeutung der Psychoanalysedoch sehr in Vergessenheit geraten.In Ansätzen soll aber genau dieseBedeutung herausgearbeitet werden.In Zukunft wird es in unregelmäßigenAbständen Einführungsveranstaltungenin kritische Wissenschaften geben,um Studierenden eine alternativePerspektive zu ermöglichen und imbesten Fall die kritischen Inhalte in ihremStudium vermehrt zu behandeln.Die Vorträge im Überblick:16.10. Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl: DieMacht von Illusionen. ‚Zeitgemäßesüber Krieg und Tod‘. Sigmund Freudverfasste seinen Aufsatz „Zeitgemäßesüber Krieg und Tod“ 1915 in Folgedes Ausbruchs des Ersten Weltkriegs.Hierin thematisiert er vor allem dieKriegsbegeisterung der Bevölkerung.Der Krieg wird zum Gegenstand seinerpsychoanalytischen Untersuchungen.Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl wird diesen Textauf die Gegenwart anwenden.30.10. Dr. Jan Lohl: Angst und Grausamkeit.‚Über den Beitrag der Psychoanalysezur Erforschung der NS-Taten‘.Mehr als 1000 Aktenordner stehen inden Regalen der Studierendenschaft.Vieles sind Finanzunterlagen des <strong>AStA</strong>und seiner Gewerbe. Doch zwischendiesen Ordner finden sich immer wiederalte Unterlagen, die die Entwicklungder Studierendenschaft in denletzten 100 Jahren zeigen. In einemdurch QSL-Mitteln finanzierten Projektwerden diese Unterlagen in den nächstenzwei Jahren katalogisiert und digitalisiert.Im Anschluss sollen alle Aktenveröffentlicht werden. Der <strong>AStA</strong> hat zudiesem Zweck das Digitalisierungszentrumder ULB und das <strong>TU</strong>-Archiv als Kooperationspartnerin das Projekt einbezogen.In einem ersten Schritt habendie zwei für das Projekt eingestelltenStudierenden die Anzahl und Inhalteder vorhandenen Unterlagen identifiziert.337 passende Ordner zurückgehendbis ins Jahr 1911 wurden ausfindiggemacht. In den nächsten Wochenwird nun entschieden welche dieserOrdner digitalisiert werden. Nach aktuellenPlanungen können mit der Finanzierungca. 100 Aktenordner fertigbearbeitet werden. Dies erfordert einegenaue Auswahl der verschiedenenUnterlagen. Abhängig von der geschichtlichenBedeutung werden dieUnterlagen aussortiert, die im erstenProjektabschnitt digitalisiert werden.Die im ersten Moment gering klingendeAnzahl an Aktenordner basiertdarauf, dass die meisten Ordner nurmit erheblichem Aufwand digitalisiertwerden können. Der größte Teil deridentifizierten Unterlagen sind <strong>Zeitung</strong>en(ab 1911). Dies sind meist gebundene<strong>Zeitung</strong>en die Seite für Seite inAufsichtsscannern digitalisiert werdenmüssen. Die nächst größere Gruppean Unterlagen sind Protokolle der verschiedenenstudentischen Gremien(ab 1950). Zwar sind diese Unterlagenhäufig durch einfach Einzugscanner,wie sie beispielsweise bei den meistenKopierern genutzt werden, digitalisierbar,jedoch sind auch viele Unterlagennicht für dieses Verfahren geeignet.So finden sich in den Ordnern unteranderem Anträge die auf Serviettengeschrieben sind oder empfindlichePapiere die bei der Nutzung herkömmlicherScanner zerreißen könnten.Ginal). 29.01.2013 Liebe im Kapitalismus(Bini Adamczak). 12.02.2013 Sexualitätund Antisemitismus (GerhardHenschel)Weitere Informationen über Veranstaltungendes Referats für politischeBildung im Allgemeinen Studierendenausschuss(<strong>AStA</strong>) der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>sowie die Ankündigungstextezu den einzelnen Vorträgen mit Referent_innen-Informationenfindet ihrüber unsere Facebook-Seite unter:https://www.facebook.com/polbiltudDr. Jan Lohl verfasste seine Doktorarbeitzum Thema „Gefühlserbschaftund Rechtsextremismus“, was einepsychoanalytische Studie zur Generationengeschichtedes Nationalsozialismusdarstellt. Er wird, angelehnt anseinen Forschungsschwerpunkt, überden psychoanalytischen Beitrag zurErforschung der NS-Taten referieren.13.11. Marie-Sophie Löhlein: ADHS alsKrise der Männlichkeit? ‚Psychoanalysezwischen Normativität und Gesellschaftskritik‘.ADHS ist ein Krankheitsphänomen,welches heutzutageimmer häufiger diagnostiziert wird undmit starken Psychopharmaka behandeltwird. Marie-Sophie Löhlein wirdsich dem Thema von einem psychoanalytischenStandpunkt annähern.Alle Vorträge finden im Schlosskellerstatt und beginnen um 19:00 Uhr.Diese Unterlagen müssen aussortiertund auch durch Aufsichtsscanner digitalisiertwerden. Im Anschluss werdensie den entsprechendenen Protokollenzugeordnet. Zudem muss bei allenUnterlagen geklärt werden, ob eineVeröffentlichung rechtlich möglich ist.Hierbei ist insbesondere auf Urheberrechteund Persönlichkeitsrechte zuachten. Auch dies liegt im Aufgabenbereichder beiden Studierenden.Die digitalisierten Unterlagen werdenim Anschluss verschlagwortet und ineinem öffentlichen eprint Repositoryder ULB online gestellt. Sie könnendann von allen Interessierten eingesehenwerden. Der <strong>AStA</strong> freut sich mitdiesem Projekt einen tieferen Einblickin die Geschichte der Studierendenschaftin <strong>Darmstadt</strong> ermöglichen zukönnen. Explizit gewünscht ist aucheine wissenschaftliche Aufarbeitung.Insbesondere die recht umfangreichenUnterlagen der 60er und 70erJahre, aber auch eine größere Auswahlan <strong>Zeitung</strong>en aus den 20er und 30erJahren eignen sich vermutlich gut fürwissenschaftliche Arbeiten aus denverschiedensten Gebieten.Die Unterlagen werden nach und nachauf der folgenden Seite veröffentlicht:http://astarchiv.ulb.tu-darmstadt.de/Bis zur Veröffentlichung der erstenDokumente wird es noch bis Mitte Dezemberdauern.


Seite 4 — UnilebenWintersemester 2013/14 – LesezeichenLesezeichen — Wintersemester 2013/14 Unileben — Seite 5Parkticket für Studierende absofort in den <strong>AStA</strong> BürosMentalitätswandel gegenüber Studierenden von Unimitgliedern zu Kund_innenSeit dem 18.10.2013, können Studierendein den <strong>AStA</strong>-Büros Lichtwiese(jetzt im MaschinenbaugebäudeL1I01/248) und Stadtmitte ein Dauerparkticketfür die parkscheinpflichtigenStellplätze auf dem Gelände der<strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> am Campus Lichtwieseerwerben. Der <strong>AStA</strong> vertreibt die Ticketsim Namen der <strong>TU</strong>, um das Angebotfür Studierende möglichst günstigzu halten. Diese zahlen pro Semester„nur“ 99 Euro anstelle von 315 Euroim Falle von täglichem Parkscheinerwerb.Allerdings: „Im Vergleich zu Mitarbeiter_innender <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>, die für250 Euro im Jahr einen beschranktenParkplatz plus ÖPNV-Ticket bei vollemEinkommen erhalten, mutet dieserBetrag wie ein schlechter Scherzan“, so Tim Steinhaus, Verkehrsreferentdes <strong>AStA</strong>. Bei den Verhandlungenzum Ticketpreis kümmerte diesden Kanzler allerdings recht wenig.„Schließlich beschäftigt die <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>ja auch Menschen mit einemgeringen Einkommen.“, so KanzlerEfinger damals. Zwar teilt der <strong>AStA</strong>die Auffassung, dass die Kosten fürden ÖPNV sozial angemessen seinmüssen. Doch in diesem Zusammenhangist das wohl eher ein Scheinargument– sind doch 90% der Nutzer_innender Mobilitätskarte normaleBedienstete der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> mitentsprechendem Einkommen. Zudemist der Erwerb des Semesterticketsbei den Studierenden jedes Semesterobligatorisch und schlägt jährlich mit220 Euro zu Buche. Für eine ähnlicheLeistung wie die bezahlten Mitarbeiter_innenmüssen die Studierendennun also deutlich mehr zahlen.Grün: Öffentliche Parkfläche: FürStudierende mit Parkticket nutzbarBlau: Abgeschrankte Parkfläche: Nurmit Mobilitätskarte (<strong>TU</strong> Beschäftigte)Gestreift: Teils öffentliches ParkhausGrafik: <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>/bearbeitetKein Platz für „Unorientierte“?Im Senatsunterausschuss Lehre findetseit einiger Zeit eine Diskussion überEignungsfeststellungsverfahren (EFV)statt. Die in den Diskussionen vorgebrachtenArgumentationen und Ideenlassen vermuten, dass die Zielgruppeder <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> orientierte Bewerber_innensind, die nach der Schulebereits ihr Studienfach sicher wissenund dafür auch gute Grunde darlegenkönnen. Bauchgefühl oder die Möglichkeitzur Orientierung im Studium?Das passt nicht in die ökonomisierteHochschule. Nein, wir sind nicht in derDebatte um private Hochschulen, diemöchlichst effizient eine verblendetezahlfähige Oberschicht durch die Regelstudienzeittriezen wollen. Wir sprechenvon einer staatlichen Universitätmit Bildungsauftrag (zum Bildungsbegriffsiehe den Artikel Bildung vs. Kompetenzbzw. Bildung und Herrschaft).Der Fachbereich Mathematik hat fürseinen Bachelorstudiengang vor zweiJahren ein EFV eingeführt. Dabei handeltes sich um eine Zulassungsbeschränkung,bei der neben der Noteder Hochschulzulassungsberechtigung(HZB, i.d.R. das Abitur) auch ein Bewerbungsgesprächund ein Motivationsschreibenzur Entscheidung überdie Aufnahme führen. Ergebnis desVerfahrens ist ein Stempel mit „geeignet“oder „ungeeignet“ für denentsprechenden Studiengang. DasVerfahren ist für den Fachbereich mithohem Personal und Mittelaufwandverbunden. Dazu kommt durch denhohen bürokratischen Aufwand einespäte Zulassung der Bewerber_innen.Das deutsche Bildungssystem isthochgradig sozial selektiv, Eignungsfeststellungsverfahrenverstärkendiesen Effekt zusätzlich. Denn einBewerbungsgespräch fällt leichter,wenn im stabilen Elternhaus Rückhalt,eine gelebte Kommunikationskulturund Unterstützung bei der Vorbereitungdes Bewerbungsgesprächsvorhanden sind. Dazu kommt, dassein Gespräch stets subjektiv ist. WerEltern mit Professor_innentitel hat, istden Herrn und Damen Professor_innentendentiell sympatischer. FinanzielleGesichtspunkte spielen ebensoeine Rolle - so kann es sich nur derfinanziell gesicherte Teil der Studie-Formal begründet Kanzler Efinger dieEinführung der Parkgebühren mit demFinanzierungsbedarf der Parkflächen.Auch soll die „Subventionierung derParkflächen“ zu Gunsten der Bus- undBahnnutzung abgeschafft werden.Doch an einem wirklich nachhaltigenMobilitätskonzept ist die <strong>TU</strong> scheinbarnicht interessiert. So werden Mitfahrgelegenheitengroße Steine in denWeg gelegt: Die Mehrfachnutzungeines Parktickets ist nicht möglich,denn Kanzler und Mobilitätsmanagerfürchten Missbrauch. Der <strong>AStA</strong> kanndas nicht nachvollziehen, schließlichkann mit einem Parkticket nur einParkplatz genutzt werden. Hier sindder <strong>TU</strong> Geldeinnahmen wichtiger alsNachhaltigkeit. In der Konsequenz istes nicht möglich, sich gemeinschaftlichein Ticket anzuschaffen und sichmit der PKW-Nutzung abzuwechseln.Weiterhin verwundert es, dass dieParkflächen an Wochenenden nichtparkscheinpflichtig sind und somitnur die Mitglieder der Universität fürdie Parkplatzkosten aufkommen sollenund nicht alle Nutzerinnen undNutzer. Der <strong>AStA</strong> begrüßt zwar dieWillensbekundung der Universität,den ÖPNV und Radverkehr zu stärken,bemängelt aber die Umsetzungim Verkehrskonzept. Die Bewirtschaftungerschwert zwar die Anreise mitdem PKW, insbesondere für finanziellschlechter gestellte Mitglieder derUniversität, Alternativen wurden aberbisher nicht geschaffen. „Anstatt dieRadverkehrs-infrastruktur zu stärken,werden die Studierenden ausgenommen,so sieht kein sinnvollesVerkehrskonzept aus“ schlussfolgertStephan Voeth, Referent des <strong>AStA</strong>der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>. Unterstrichen wirddamit die langjährige Forderung, dieRadstellflächen und -wege an derrenden leisten, für ein Bewerbungsgesprächvon Berlin nach <strong>Darmstadt</strong>und in 10 andere Uni-Städte zu fahren.Mag sein, dass im Gespräch auchpunktet, wer hoch motiviert ist, aberweniger gute Noten hat. Dies trifftoft Bewerber_innen, die über den 2.Bildungsweg die HZB erreicht haben.Auf der anderen Seite scheitern amEFV junge Menschen, die vielleichterst in den Semestern nach dem Abiturihre Persönlichkeit so weit entwickeln,dass sich genaue Vorstellungenvom passenden Studienfach herauskristallisieren.Junge Menschen, dievon ihrem Elternhaus nicht den Mut,das Vorbild oder die Unterstützungmitbekommen haben, sich einem„Eignungstest“ zu stellen, scheiternoder bewerben sich erst gar nicht.Warum will der Fachbereich Mathematikalso ein solches Verfahren aufrechterhalten? In der Begründung steht,mensch wolle eine „Signalwirkung anjene Bewerber(Innen) ausüben, beiwelchen die nötigen individuellen Voraussetzungenfehlen, die einen erfolgreichenStudienverlauf erwartenlassen.“ Kurz: Geprüft wird die „Eignung“.Die Professor_innen maßensich also an, die „Eignung“ eines jungenMenschen für einen StudiengangLichtwiese zu erneuern und auszubauen.Stattdessen werden aber bisherlediglich am Lichtwiesenweg dieParkplätze erneuert und ein Parkhausgebaut.Das Studierenden-Parkticket stelltderzeit zwar nur eine Übergangslösungdar. Mit Fertigstellung des neuenParkhauses am Hochleistungsrechnerwill der Kanzler mit dem <strong>AStA</strong> erneutin Verhandlungen treten. Bleibt zuhoffen, dass die Studierenden dannnicht mehr als Universitätsmitgliederzweiter Klasse angesehen werden.zu bewerten. Weiter heißt es in derBegründung, der Studiengang setzejeweils studiengangspezifische Fähigkeitenund Kenntnisse voraus. Für einStudium der Mathematik an der <strong>TU</strong><strong>Darmstadt</strong> sind also mehr Fähigkeitenund Kenntnisse nötig, als sie das Abiturvermittelt oder sie für andere Studiengängenotwendig sind.Wir als <strong>AStA</strong> der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> sprechenuns gegen alle Arten der Zulassungsbeschränkungenaus. Geradedie Eignungsfeststellungsverfahren,die auf den subjektiven Entscheidungeneinzelner Professor_innen basierenund stark sozial selektiv sind, dürfennicht weiter ausgebaut werden.Vielmehr müssen flächendeckendZulassungsbeschränkungen wegfallenund die Entscheidung darüber, ob dasStudium das Richtige für den oder dieEinzelne_n ist, von den Betroffenenselbst gefällt werden.Die Universität und der Bund müssensich als Ziel setzen, möglichst vielenMenschen einen Zugang zu universitärerBildung zu ermöglichen, statt ihn inimmer ausgeklügelteren Verteilungssystemenzu begrenzen.[1] http://bit.ly/GZBEBuUnilebenDer Día de los Muertos ist keine Trauerveranstaltung,sondern ein farbenprächtigesVolksfest zu Ehren der Toten.In der präkolumbischen Zeit, alsonoch bevor europäische Einflüsse aufden amerikanischen Kontinent wirkten,manifestierte sich die Frage nachund die Auseinandersetzung mit demTod in mehreren Hochkulturen. Ein regelrechterKult um den Tod wurde inder Kultur der Azteken gepflegt. Sieglaubten, dass der Tod und das LebenTeil eines unendlichen Zyklus warenund, dass sich der Tod aus dem Lebenernährte. Somit war der Tod einePhase des Lebens und nahm den Menschendie Angst vor dem Tod. Eine Einstellungdie später der katholischenKirche bei der Einführung ihrer Ritualeund Ansichten auf dem Kontinent starkeProbleme bereitete.Sowohl die katholische als auch dieaztekische, aber auch die Art und Weiseder Mayas und Tolteken hatten sicherlichEinfluss darauf wie der Día delos Muertos heute in Mexiko zelebriertwird. Man kann aber nicht sagen, dassder Ursprung an einem ganz bestimmtenOrt oder in einer ganz bestimmtenKultur zu finden ist. Der Día de los Muertosmit seinem schelmischen Charakterund seiner Parodie auf den Todist eine magisch-mythologische Mischungvon Ritualen und Überzeugungen,aber vor Allem ist er mexikanisch.Denn nur in Mexiko feiert man den Díade los Muertos auf diese humorvolle,ja fast spöttische Weise ohne den Respektvor den Toten zu verlieren. DieFeierlichkeiten erstrecken sich vom28. Oktober bis zum 2. November jedenJahres. Zunächst werden diejenigengeehrt die durch einen gewaltsamenTod ihr Leben ließen - am 30. und31. Oktober, Kinder, die noch vor derTaufe verstarben und am 1. Novemberalle die ein vorbildliches LebenEs gibt diese berühmten Fragen, woalle verloren gegangenen Kugelschreiber,Socken und Feuerzeugeabbleiben. Gute Fragen. Eine andereFrage lautet aber, wo eigentlich diegefeuerten Top-Manager abbleiben?Urs Widmer formuliert in seinemStück „Top Dogs“ eine vorsichtigeAntwort. Und diese Antwort lautet:Sie bleiben dort, wo sie sind. Nichtphysisch natürlich, aber ansonstenrattern sie munter so weiter, wie siees all die Jahre zuvor in der großenKapitalmaximierungsmaschine getanhaben. Nur befinden sie sich ebennicht mehr in ihren Büros, sondernin einer Art Manager Wiederaufbereitungsanlage,wo versucht wird, ihnenihre zerfetzten Egos wieder zusammenzutackern.Was gar nicht so leichtist, weil der eine oder andere nochgar nicht verstanden hat, was ihm(ausgerechnet ihm!) widerfahren ist.Das Ergebnis ist ein groteskes Schaulaufenvon Steckengebliebenen. VonSumpfkaspern, die plötzlich anfangenin der Gegend herumzuphilosophieren.Will die eigene Ehefrau wirklichSex am Samstag? Darf man den anderenmit der Mitleidstour kommen?Was ist eigentlich alles erlaubt, wennAm Tag der Toten beginntder Friedhof zu lebenDer Día de los Muertos ist ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Totengeführt haben. Der 2. November istder Tag an dem die meisten Feierlichkeitenstattfinden. Skurrile Totenköpfe(„Calaveras“), tanzende Skelette,die aus ihrem Grab springen, mit derleuchtend orangefarbenen Flor de Muertos(Blume der Toten) geschmückteStraßen, Innenhöfe und Friedhöfe prägendas Stadtbild. Man empfängt dieToten, die nach der Erntezeit aus demJenseits kommen, um mit den Lebendenein fröhliches Wiedersehen zu feiern.Dazu wird Obst auf Altare bereitgestellt,die eigens für den Día de losMuertos gebaut werden. Diese sind inWohnungen, aber auch an öffentlichenPlätzen zu finden, wo sie mehrere Meterhoch sein können. Künstler aus Malerei,Tanz und Theater präsentierenSkulpturen und Aufführungen auf denStraßen. Für den mexikanischen Literatur-NobelpreisträgerOctavio Paz istder Tod „sein Lieblingsspielzeug undseine treueste Geliebte“.Eins der bekanntesten Motive des Díade los Muertos ist „La Catrina“ vonJosé Guadalapue Posada, eine Skelettdame,die inzwischen außerhalb desDía de los Muertos als Inspiration zumBeispiel für Filme und Tätowierungendient. Als Dekoration der Altare benutztman auch Lieblingsgegenständeder verstorbenen Verwandten - manspielt ihre Lieblingsmusik, isst ihr Leiblingsessenund trinkt ihre Lieblingsliköre.Um Mitternacht verlässt man dieHäuser und begibt sich auf den Friedhofum zu singen oder die aufwendigdekorierten Gräber zu besuchen. Natürlichgibt es regionale Unterschiedeund so wird zum Beispiel in Moreliaeine ganze Nacht am Grab des Verstorbenenverbracht. Der Día de losMuertos wird auch in anderen LändernMittel- und Südamerikas gefeiert, wiezum Beispiel Peru und Brasilien, aberdie aufwendigsten Feierlichkeiten findetman in Mexiko. .man mit seinem ehemaligen Chefeine Bergwanderung macht? Und fürzwischendurch gibt es Gipferlis. Gipferlisauf einer eigens hierfür eingerichtetenGipfelkonferenz. Eine dervielen Wortspiele Urs Widmers. Wowir wieder bei Top Dogs wären. TopKuscheln nach Amputation – Foto: <strong>TU</strong>D SchauspielstudioTop Dogs statt UnderdogsDas <strong>TU</strong>D Schauspielstudio spielt Urs Widmers Stück „Top Dogs“Top DogsTheater Moller Haus(Sandstraße 10, 64283 <strong>Darmstadt</strong>)Jeweils 19:00 Uhr am05.11. und 07.11.Eintritt: 6 Eurokarten@theatermollerhaus.dewww.tud-schauspielstudio.de/performances/top-dogsDogs statt Underdogs, du verstehst?Das magst du vielleicht nicht witzigfinden. Gut, das liegt aber daran,dass du anscheinend kein verkrampfterTyp bist. Du arbeitest zu wenig. Dugehörst in den Zuschauerraum, stattauf die Bühne!Club-Latinoamericano <strong>Darmstadt</strong>Kontakt:Webseite:www.club-latinoamericano.deE-Mail:info@club-latinoamericano.deFacebook:www.facebook.com/club.latinoamericanoDekorierte Straßen von Morelia – Foto: Ivan Martinez


Seite 6 — UnilebenWintersemester 2013/14 – LesezeichenLesezeichen — Wintersemester 2013/14 Unileben — Seite 7Nachhelfer_innen für kostenfreieSchüler_innenbetreuungDJs entschieden. Daher wechseln sichdie DJs ab, die die Reihen unter demBanner der InDieDisko (Indie-Rock/Alternative), des Tanz Lokal (LokaleKünstler), des Sägewerk (Elektro)oder auch des Klubs bespielen. Dabeikann gerade der Klub auf eine sehrillustre Runde von vergangenen Actszurückblicken: waren doch schon u.a.Mr. Oizo, Peaches, Busy P, Ellen Allien,Roman Flügel oder Modeselektor dortfür die Musik zuständig. Wer kreativmitarbeiten möchte, hat auch bei diesemProjekt die Möglichkeit sich ehrenamtlichzu beteiligen. Die Planungenfür den Neubau des Gebäude istderzeit in vollem Gange und wird baldallen offen stehen, die Interesse, Kreativitätund Engagement mitbringen.Linke Seite – Gewerbe des <strong>AStA</strong>:SchlosskellerDas Programm findet ihr aufwww.schlosskeller-darmstadt.de(Tipp der Redaktion:Kulturhäppchen besuchen!)SchlossgartenProgrammhinweise gibt es aufwww.schlossgarten-darmstadt.deÖffnungszeiten:Von Mai bis September täglichzwischen 11 und 24 Uhr,Frühstück 11 bis 15 Uhr.<strong>AStA</strong>-PapierladenÖffnungszeiten:Montag bis Freitag,10 bis15 Uhr60,3qm caféUpdates findet man auf:www.603qm.deÖffnungszeiten 60,3qm café:Montag bis Freitag, 11 - 16 UhrDer im September 2009 ins Lebengerufene Verein „Die Nachhelfer_innenfür kostenfreie Schülerbetreuunge.V“, ist eine studentische Hochschulgruppein <strong>Darmstadt</strong>, die sichmit der Betreuung von Schüler_innenmit Migrationshintergrund beschäftigt.Die Idee des Vereins kamvon einem ehemaligen Referentenfür internationale Studierende des<strong>AStA</strong>s und Sprecher der Tutorengruppezweier Vorläufer von „Tutor International“an der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>, derzusammen mit seinem multikulturellenFreundeskreis den Verein gründete.Heute engagieren sich mehr als35 Studierende aus den unterschiedlichstenFachrichtungen im Verein, derkostenlos mittellosen Schüler_innenaus der EKS Gesamtschule in Kranichsteinbetreut. Viele von diesenStudierenden haben erlebt, wie es istin einem Land aufzuwachsen, zu studierenoder zu leben, in dem menschnicht frei geboren ist oder sich ausanderen Gründen fremd fühlt. Geradefür Kinder ist diese Belastung unheimlichgroß. Deswegen kritisiert der Vereinden starken Einfluss des sozialenHintergrunds auf die Bildungswegein Deutschland, wo gelten sollte: „Dawo es um Bildung geht, darf es keineStände geben“. Der Verein ist darumbemüht, dass dies nicht nur einSpruch bzw. das Motto des Vereinsbleibt, sondern zur Realität in der Gesellschaftwird. Die Vereinsmitgliedersind zum großen Teil Studierende mitMigrationshintergrund, oder aus demAusland, die verschiedene Sprachenund Dialekte sprechen. Dadurch stelltder Verein einen sehr multikulturellenund multidisziplinären Rahmen dar,der Studierenden die Chance bietet,sich nicht nur für bessere Bildungschancensozialbenachteiligter Kinderzu engagieren, sondern auch interkulturelleErfahrungen zu sammeln. Deswegenfreut sich der Verein über dasEngagement von neuen Studierenden,insbesondere Studienanfänger_innen,die für die Nachhaltigkeit des Projektessorgen können und gleichzeitigihre Integration in <strong>Darmstadt</strong> und ander Hochschule erleichtern.Foto: HG Nachhelfervon links nach rechts: Schlosskeller, 60,3qm und Schlossgarten – Fotos: Jan-Martin SteitzWas Schreibwaren und Bier gemeinsam habenAn der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> scheint es dieGewohnheit zu geben, Fehlendes einfachselbst zu erschaffen. Denn nurso kann erklärt werden, warum dieStudierendenschaft, der Zusammenschlussaller Studierenden der <strong>TU</strong><strong>Darmstadt</strong>, über die Jahre und Jahrzehnteimmer wieder neue Gewerbeeröffnet hat. Diese füllten bisherimmer bestehende Lücken bei dem,was <strong>Darmstadt</strong> bis dahin zu bietenhatte. Sie bereichern das Nachtleben(603qm und Schlosskeller), versorgeneuch mit dem Nötigen fürs Studiumund eure Bewegungsfreiheit in <strong>Darmstadt</strong>(<strong>AStA</strong>-Papierladen und zwanzig°)oder erobern brachliegende Flächenin der Darmstädter Innenstadtzurück (Schlossgarten). Weiterhinvernetzen sie die Universität engermit der Stadt, da sie grundsätzlich allenMitmenschen in <strong>Darmstadt</strong> offenstehen.SchlosskellerDer Schlosskeller hat bereits 1966 eröffnetund ist damit das älteste Gewerbeder Studierendenschaft und einerder ältesten studentischen Clubsin Deutschland überhaupt. Sein Zielist es, die an verschiedenen Tagender Woche stattfindenden kulturellenund politischen Veranstaltungen,Konzerte, Parties und Clubabendezu studierendenfreundlichen Preisenzu ermöglichen. Organisation undDurchführung liegen fast ausschließlichin den Händen fleißiger Studentinnenund Studenten, die mit vielEigeninitiative und Engagement jedenMonat aufs Neue ein möglichstabwechslungsreiches Programm aufdie Beine stellen. Jede_r im Team hatdie Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzenund trägt so einen Teil zumgroßen Ganzen bei. Es gibt ein Organisationsteam,das sich um die regelmäßiganfallenden Jobs (Werbung,Booking, Technik etc.) kümmert. Dieseswird aber bei der Planung undDurchführung besonderer Events undProjekte tatkräftig von verschiedenenArbeitsgruppen unterstützt. WichtigeEntscheidungen werden von allengemeinsam auf den regelmäßigenTeam-Sitzungen getroffen.SchlossgartenAuf Bestreben einiger Mitarbeiter_innendes Schlosskellers wurde die sogenannteBastion im Schloss erneutmit Leben gefüllt. Nach einigen Umbaumaßnahmeneröffnete dort unterBäumen, aber dennoch mitten in<strong>Darmstadt</strong> eine wunderschöne Kombinationaus Café und Biergarten.Dort werden euch neben Kaffee &Kuchen, Erfrischungen, Frühstück undanderen Snacks auch verschiedenegroße und kleine Kultur- und Musikveranstaltungenpräsentiert. Zusätzlichbietet das Sonnendeck die Möglichkeiteinen anstrengenden Uni-Tagentspannt ausklingen zu lassen.<strong>AStA</strong>-PapierladenIm <strong>AStA</strong>-Papierladen könnt Ihr Büro-,Architektur- und Modellbaubedarf füreuer Studium einkaufen. Alle, die hierarbeiten, sind selbst Studierende undkönnen euch so bestmöglich beraten.Zurzeit findet ihr den Papierladennoch in der Mensa auf der Lichtwiese.In den kommenden Monaten werdenneue und größere Räumlichkeiten imFoyer des frisch eröffneten HörsaalundMedienzentrums bezogen.603qmNach rund 10 Jahren Veranstaltungsbetriebmacht das 603qm derzeiteine kleine Pause, da an der Stelle deralten Stoeferlehalle, die das Projektbisher beherbergte, ein Neubau entstehenwird, in dem die 603qm wiederintegriert sein werden. Währendder Bauzeit gibt es im Innenhof hinterdem Fachbereich Psychologie inder Magdalenenstraße einen kleinenaber gemütlichen Übergangsbetrieb,das 60,3qm. Ihr müsst also zu keinerZeit auf euren Kaffee nach der Mensaverzichten!Sobald der Neubau steht, wird eswieder eine Reihe von regelmäßigenVeranstaltungen geben, wie den Kneipenabend,einem festen Bestandteilder Darmstädter Ausgehkultur. Umfür mehr Vielfalt und Abwechslung zusorgen, wurde sich gegen Resident-zwanzig° – FahrradwerkstattIm überdachten Fahrradparkplatz hinterdem Audimax der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>entstand auf Bestreben des <strong>AStA</strong> undder Hochschulgruppe Nachhaltigkeitdas Projekt „zwanzig°“, eine Fahrradselbstreperatur-Werkstatt.Diesesteht seit Dezember 2012 für alle Interessiertenund alle Bastler_innen offen,um den Drahtesel, das Verkehrsmittelder Wahl in <strong>Darmstadt</strong>, selbstzu reparieren.Der Fahrradladen um die Ecke und„zwanzig°“ haben nur gemeinsam,dass es hier um Fahrräder geht. VieleLäden bieten zwar auch Fahrradreparaturenan, doch so einfach kommt ihrhier nicht weg! Vielmehr habt ihr dieMöglichkeit, euer Fahrrad selbst zureparieren. Werkzeuge und gebrauchteErsatzteile werden euch von denMechaniker_innen der Werkstatt zurVerfügung gestellt. Wenn ihr Problemebei der Reparatur habt helfen sieeuch weiter und erklären, wie ihr euerRad wieder zum laufen bekommt.Das Konzept der Werkstatt ist komplettnachhaltig aufgebaut. Nicht nurlernt ihr bei der Reparatur, wie ihr euerFahrrad auch in Zukunft reparierenkönnt, auch werden gebrauchte, nochnutzbare Bauteile wiederverwendetund landen nicht im Müll. Die Nutzungder Werkstatt ist dabei für euch kostenlos.Allerdings wird zum Betriebnatürlich Geld benötigt, weshalb sichdas Werkstattteam über jede kleineSpende freut, insbesondere wenn ihrauch Ersatzteile benötigt habt.Für die Öffnungszeiten und Programmhinweiseder einzelnen Gewerbe siehe Kasten auf derrechten Seite.zwanzig° – FahrradwerkstattÖffnungszeiten und Neuigkeitenwerden kommuniziert über:www.facebook.com/zwanziggradDiese Seite:L1A – MakerspaceLauteschläger Straße 1a,64289 <strong>Darmstadt</strong>www.l1a.deÖffnungszeiten:Mittwoch & Donnerstag 17:30 bis21 Uhr, Freitag 14 bis 20 UhrNachhelfer <strong>Darmstadt</strong> e.V.Kontakt:info@nachhelfer-darmstadt.dewww.nachhelfer-darmstadt.dewww.facebook.com/DieNachhelferMakerspace eröffnetMit der Fahrradwerkstatt zwanzig°hat der <strong>AStA</strong> der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> euchim vergangenen Jahr ein Projekt gestartetder es allen Interessierten ermöglichtan ihren Rädern zu basteln,zu flicken oder sogar neu aufzubauen.Gelegentlich wurden auch malkleinere Projekte außerhalb des Fahrradbereichsgestartet und verschiedeneDinge repariert oder gebaut. Allerdingsist das Projekt doch sehr aufFahrräder ausgelegt und es zeigtensich immer wieder die Grenzen derMachbarkeit auf. Diese Lücke wurdejetzt geschlossen. Im Juni diesesJahres eröffnete in der Lauteschlägerstraße1A, direkt am Kantplatz,die nicht-kommerzielle WerkstattL1A. Ob 3D-Drucker, CNC-Fräse oderStandbohrmaschinen ist alles vorhandenum auch komplizierte Projekte zustarten. Und der betreibende Vereinist schon weiter und plant den Bau einerHolzwerkstatt im Keller. Das Projektfinanziert sich über eine kleineAufwandpauschale für die Benutzungder Maschinen. Egal ob im BereichDesign, Kunst, Industrie, Architekturoder Elektronik, das L1A freut sichüber euren Besuch. „Mitgebrachtwerden muss nur eine Idee, Materialund Motivation“, so die Betreiber.Foto: L1A MakerspaceDein Fahrrad will nicht mehr?Hier kriegst du es wieder flott!zwanzig˚die Fahrradwerkstatt an der <strong>TU</strong>Du findest die Werkstattin der Fahrradgarageder <strong>TU</strong>, Richtung Audimax


Seite 8 — UnilebenWintersemester 2013/14 – LesezeichenLesezeichen — Wintersemester 2013/14 Unileben — Seite 9Willkommen,wir sind fürdich da! – <strong>TU</strong>torInternationalstellt sich vor.Von Studierenden für Studierende„<strong>TU</strong>tor International“, ein Projekt des<strong>AStA</strong>, unterstützt die soziale, kulturelleund fachliche Teilhabe von internationalenStudierenden an der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>.Unser Team besteht aus Tutor_innenaus aller Welt (Iran, Kamerun, Georgien,Kolumbien, China, Deutschland...).Wir sind speziell geschult und kennendie Belange ausländischer Studierenderaus eigener Erfahrung sehr gut.Wir sind Studierende, die internationalenStudierenden helfen möchten inDeutschland gut „Fuß“ zu fassen. Wirmöchten sie durchs Studium hindurchbegleiten bzw. den Aufenthalt in <strong>Darmstadt</strong>erleichtern. Vor allem in der Studieneingangsphasesind wir intensivfür die Studierenden da – als Ansprechpartner_in,Kontaktpersonen, Begleiter_innenund Freund_innen.Kulturreisegruppe des 15-köpfigenTutor_innenteamsWir bieten sowohl fachliche Angeboteals auch Veranstaltungen zur sozialenund kulturellen Integration. Wir gebenganz konkrete Hilfe im Karo5 in denWochen vor Semesterbeginn, wo wirdieses Semster endlich wieder einenStand aufbauen dürfen. Viele Studierendehaben noch keine Wohnung,sie müssen in Hotels übernachten undfreuen sich über jeden Hinweis, den wirIhnen geben können. Viele wollen einfachnur Orientierung, wo welche Räumesind, was sie jetzt machen müssen,wenn sie ihre Zulassung haben. Da siealle aus Ländern kommen, wo vielesklarer strukturiert ist, verstehen einigeInternationale Studierende nur durchschriftliche Informationen nicht, wasgenau von Ihnen erwartet wird. Derpersönliche Kontakt ist deshalb amwichtigsten.Im Fachbereich Maschinenbau, Elektrotechnikund Informationstechnikerhalten Studierende Hilfe bei Klausurvorbereitungenund diversen Übungen.Diejenigen, die gerne besser Deutschlernen wollen, ohne sich mit Grammatikherumschlagen zu müssen, könnenzur Deutschsprechgruppe kommen undspielerisch Konversation üben. Themenwie Smalltalk, Verhaltensweisen inDeutschland, Universität und die deutscheKultur werden hier diskutiert undinteraktiv geübt. Wer gerne ins Theatergeht, wandern oder Städte undkulturelle Einrichtungen besichtigenoben:Gruppenbild<strong>TU</strong>tor Internationalunten:InternationalerWelcomedayFoto:<strong>TU</strong>tor Internationalmöchte, kann sich der Ausflugsgruppeanschließen, die einmal im Monat Aktivitätenorganisiert. Zudem wird jedenMonat ein sogenannter Kulturabendangeboten. Hier werden verschiedeneLänder und ihre Kultur vorgestellt (wiez.B. Syrien im Monat Januar 2014). Esgibt landestypische Musik, Tanz undnatürlich landestypische Gerichte zumProbieren, wir sprechen über die Situationim Land und möchten den Studierendendie kulturellen Unterschiedenäher bringen. Desweiteren gibt es jedenMonat einen Spieleabend, bei demverschiedene Brettspiele oder Gemeinschaftsspieledurchgeführt werden. Jenach Wetterlage findet dieser draußenoder drinnen, mit Getränken und Knabbersachenoder manchmal auch mitGrill, statt.Mit unserem Programm aus Lerngruppen,Trainings, Workshops, aber auchUnsere Aktivitäten im nächsten Semester:SpieleabendJeden 3. Samstag im Monat, ab17:00 Uhr.Spielerisch Deutsch lernenund sprechenJeden Donnerstag, ab 18 Uhr inGebäude S103 / Raum 102KulturreiseJeden 2. Samstag im Monat in derKatholische Hochschulgemeinde(KHG), Nieder-Ramstädter-Straße30, ab 17:00 Uhr.mit unseren Freizeitaktivitäten (Landesküchen-und Kulturreisen, Exkursionen,Partys) haben wir schon vieleStudierende und Menschen aus verschiedenenLändern der Welt zusammengebracht.Wir stoßen auf großesInteresse und eine hohe Kontaktbereitschaftaller Beteiligten.Wir freuen uns jedes Mal darauf „neue“sowie „alte“ Gesichter bei unserenVeranstaltungen zu sehen. DeutscheStudierende sind genauso herzlich willkommenunsere Veranstaltungen zubesuchen, um die große internationaleVielfalt an der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> direktmiterleben zu können. Dafür muss mannicht im Ausland studieren, denn auch„AT HOME“ an der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> kannman interkulturelle Kompetenz erlangen.Es können Freundschaften geschlossenwerden und auch das eigeneLand könnt ihr dabei repräsentieren.AusflugsgruppeSonntag, 17.11.2013Schlossmuseum – Treffpunkt Schlossmuseum;Guided Tour durch Museumim Schloss, im Anschluss Kaffeetrinken in der Stadt; Zeit wird nochbekannt gegebenSonntag, 15.12.2013Michelsstadt – Weihnachtsmarkt;Treffpunkt Hauptbahnhof DA, KioskSubway; Zeit: 10:00 UhrLerngruppe Technische Mechanik 1 undElektrotechnikWährend des ganzen Semesters unterAnleitung gemeinsam lernen. Ortund Zeit werden in der Vorlesung bekanntgegeben.Weitere Informationen und Anmeldungfindest du unterwww.fb.com/TutorInternationaltutorinternational@asta.tu-darmstadt.deguys fromabroadcheckthis out!Welcome, weare here foryou. – <strong>TU</strong>torInternational,getting toknow us.Students for students„<strong>TU</strong>tor International“, a project of<strong>AStA</strong> <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>, supports the social,cultural and academic participationof international students at the<strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>. Especially for all thestudents who are in the intake phase,we are there as advisors, friends andcompanions.Our team consists of people fromaround the world (Iran, Cameroon, Uzbekistan,Colombia, China, Germany...). We are specially trained to meetthe needs of foreign students.With our program of learning groups,language training, workshops and consultationswe have already broughttogether many students and peoplefrom countries all around the world.We also do a lot leisure activities(national cuisines and cultural tours,field trips, parties). There is always astrong response to our programm andwe are happy to learn new faces.Events offered for International Studentsin the Faculty of Mechanical Engineering inOctober 2013:Study group for Technical MechanicsLearn together with the guidance oftutors (Tutor International) during thewhole semester. Time and venue willbe notified in the lecture.Information and registration:www.facebook.com/TutorInternationaltutorinternationaltud@gmail.com欢 迎 来 到 德 国 –我 们 在 你 们 身 边<strong>AStA</strong> 下 属 的 “Tutor International”项 目 目 的 是 提 高 达 姆 斯 塔 特 工 业 大 学 国际 学 生 在 德 国 社 会 , 文 化 和 专 业 方 面 的参 与 度 。 我 们 会 作 为 聊 天 伙 伴 、 导 师 和朋 友 为 学 习 过 程 中 的 方 方 面 面 提 供 帮助 。Technische Mechanik 1 学 习 小 组整 个 学 期 在 指 导 下 共 同 学 习时 间 和 地 点 会 在 上 课 时 给 出 。更 多 信 息 :www.facebook.com/TutorInternationalBienvenidosa Alemania –Aquí estamospara Ustedes!De estudiantes para estudiantes„<strong>TU</strong>tor International“ es un proyectodel <strong>AStA</strong> (Consejo Estudiantil) queapoya y fomenta la participaciónsocial, cultural y académica de losestudiantes internacionales en la<strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>. Es pecial mente al comienzode los estudios estamos adisposición de ustedes como apoyo,per sona de contacto o amigos.Próximos eventos para estudiantes internacionalesde la facultad de IngenieríaMecánica.Grupo de estudios Mecánica Técnica IEstudio en grupo a lo largo del semestrebajo la supervisión y apoyode estudiantes de semestres superiores.Hora y lugar por confirmar.Información www.facebook.com/<strong>TU</strong>torInternationaloben:Ausflug nach Marburgunten:Interkultureller SpieleabendFoto:<strong>TU</strong>tor International


Seite 10 — UnilebenWintersemester 2013/14 – LesezeichenLesezeichen — Wintersemester 2013/14 Unileben — Seite 11Verschwörungstheorien,Pseudo-Antikapitalismus undMenschenfeindlichkeitDokumentiert: Offener Brief an den <strong>AStA</strong> der Hochschule <strong>Darmstadt</strong>bezüglich des Line-Ups auf dessen SemesterpartyHeute steigt in der goldenen Kronedie Semesterparty des <strong>AStA</strong>s derHochschule <strong>Darmstadt</strong>. Prinzipiellwäre dies für uns ein Grund, an dieserStelle Veranstalter_innen und Besucher_inneneinen schönen Abend zuwünschen. Leider sehen wir uns stattdessenzu einer kritischen Stellungnahmegenötigt, erinnert uns die Rhetorikder eingeladenen „Polit-Rapper“streckenweise doch zu sehr an jene,derer sich auch Neonazis bedienen,wenn sie ihren braunen Pseudo-Antikapitalismuspropagieren.Vorweg sei gesagt, dass wir die Arbeitder Referent_innen des h_da-<strong>AStA</strong> bisher sehr schätzten und esin der Vergangenheit zu zahlreichenproduktiven Kooperationen zwischenden Asten der <strong>TU</strong> und der h_da kam:Bspw. im Rahmen des Bildungsstreiks,bei der Organisation von Bussen zuDemonstrationen oder der gemeinsamenDurchführung von Ringvorlesungenund Veranstaltungsreihen.Angesichts der positiven Erfahrungenerstaunt es uns umso mehr, dassder <strong>AStA</strong> der h_da, für den heutigenDienstag gleich vier Künstler eingeladenhat, deren politische Positionen,vorsichtig formuliert, mehr als fragwürdigsind. Am heutigen Abend sollin der goldenen Krone Holger Burner,Albino, Callya und Master Al eine Bühnegegeben werden, die sich allesamtals „politische Rapper“ gerieren. Wasauf den ersten Blick nach einer reinenGeschmacksfrage klingen mag, entpupptsich bei näherem Hinsehen jedochals eine Veranstaltung, die demPropagieren von Verschwörungstheorien,Pseudo-Antikapitalismus undantisemitischen Ressentiments dient.So rappt der bekennende Trotzkist undMitglied der Sozialistischen Alternativee.V. Holger Burner in seinem Song„Ketten zerreißen“ etwa: „Ich will Uzisverteilen Hamburg bis München, mitdem Aufruf die Chefs aller Banken zulynchen!“. Was es an einem strukturellenAusbeutungsverhältnis, wiees der Kapitalismus darstellt, ändernsoll, die vermeintlich übermächtigenProfiteur_innen „zu lynchen“, bleibtebenso unklar, wie die bescheuertenVergleiche, die der selbsternannte„Klassenkampfrapper“ in seinen restlichenTexten vornimmt. Da werdender Vernichtungskrieg der Nazis maleben mit Militäreinsätzen der NATO(Song: „Antifahistory“) und Ein-Euro-Jobber implizit mit Zwangsarbeiter_innenin deutschen Konzentrationslagerngleichgesetzt. Ähnlich „schlicht“geht es auch in den Texten MasterAls zur Sache, z.B. in „Fest der Tiere“:„Es war einmal eine Heuschrecke, diedie Gattung und das Aussehen ihrerTierart leugnete, [sie]... bricht ausaus der Nahrungskette, … stürzt dieMenschheit hundertpro in die Hungersnot“heißt es hier etwa, oder:„Und so trafen sich die Heuschreckenund feierten ein Fest, und sie stießenZur Theorie der Künstler_innenauf der h_da-PartyDas Semester soll starten, und für einigescheint dies sogar als Grund zumFeiern zu gelten. Nicht weiter verwunderlichetwa, dass der <strong>AStA</strong> der Hochschule<strong>Darmstadt</strong> auf den vermeintlichfahrenden Zug des Kampfes umdie politische Hegemonie im Belustigungsbusinessaufspringen möchte,um hier doch mal in unverfänglicherAtmosphäre die eigenen Heilsbotschaftenbei einer Party am 8.10. untersstudierende Volk zu bringen. Aufgetretenwaren eine Reihe von linkenRappern, die sich auch hinsichtlichihrer regressiven Kapitalismuskritikverbunden fühlen können. Sie teilendie Wut auf „das System“ und „dieVerantwortlichen“ und scheuen wederMordaufruf noch Anleihen bei den Protokollender Weisen von Zion, um nocheinmal deutlich zu machen, wie wenigdie vorgeblich emanzipatorischen Ambitionennoch von dem unterschiedenwerden können, was als nationalerSozialismus in aller Konsequenz nurden Traum von der Volksgemeinschaftherbeizuführen sucht.Denn wo sich eine Kritik der Zuständenur als Kritik der Herrschenden versteht,kann sie dem Kapitalverhältnisnicht gerecht werden. Damit verfehltsie nicht nur, ihren Gegenstand aufden Begriff zu bringen; sie wird selbstnur zum bloßen Vehikel der regressivenFluchtversuche verstörter Subjekteaus einem gesellschaftlichenZustand ständiger Bedrohung. So wirddiese Kritik schlussendlich selbst einkonstitutiver Baustein dessen, was siezu bekämpfen sucht und vorgibt – jeweniger dies noch zu leugnen ist, destoaggressiver muss sich abreagiertund abgegrenzt werden. Damit ist dieserText kein scholastischer Versuch,mal wieder ein paar Runden auf demSteckenpferd Antisemitismus durchden linken Hinterhof zu galoppieren,sondern vielmehr Intervention dort,wo Kritik ihren emanzipatorischen Einspruchnicht einlösen kann. Dies sollim Folgenden ausgeführt werden.Kapitalismus, das ist ein kaum zufassendes Verhältnis: Geld wird investiertin die Mittel zur Produktionund damit auch Arbeitskraft, diesestellen dann Waren her, welche aufden Markt getragen werden, nur umschlussendlich als noch mehr Geldwieder am Anfang dieser ausuferndenSpirale zu stehen. So sich auf besagtemMarkte der krönende Abschlussdes tautologischen Spielchens realisierenlässt, im gelungen Absetzender hierbei produzierten Waren, waran und grölten ‚Heute knechten wirdie Welt!‘“. Derlei Zeilen sind nichtnur deshalb anschlussfähig an extremrechte Positionen, weil Tiervergleichecharakteristisch für die Rhetorik derNazis waren – auch die hier enthalteneVorstellung von Gesellschaft ist es.Den zitierten Passagen zufolge, sindgesellschaftliche Missstände im Kapitalismusvor allem das Ergebnis „nichtartgemäßen“, „unnatürlichen“ Verhaltenseiner kleinen Elite, die sich bewusstdazu entschieden hat „die Weltzu knechten“. Die Konstruktion derleiFeindbilder geschieht auf Kosten einerAnalyse gesellschaftlicher Missstände,die deren Ursprung in Dynamikenidentifiziert, die der kapitalistischenKonkurrenzlogik immanent sind. Stattdessenwird die Welt in den Kategorien„oben und unten“, „gut und böse“oder, um beim NS-Jargon zu bleiben,„schaffend und raffend“ strukturiert.Ähnlich ressentimentgeladen rapptauch Callya in „Money over People“und stellt fest: „...die Gierigsten breitensich aus!“. Ob er dies, im Sinneder Verbalmilitanz seines GenossenHolger Burners, ebenfalls mittelsLynchjustiz beenden möchte, bleibtunklar, ist aber zu befürchten. Währendsich durch die Texte aller vierRapper ein struktureller Antisemitismuszieht, der sich zwar nicht konkretgegen Juden richtet, jedoch auf ähnlicheBegrifflichkeiten und Argumentationsmusterwie der „klassische“Antisemitismus zurückgreift, hatHolger Burner zudem kein Problemdamit, Israel dass Existenzrecht abzusprechen.„Ich bin gegen jeden Nationalismusund vor allem gegen denZionismus“ verkündete er etwa 2007auf dem G8-Camp der Berliner Falken,die sich daraufhin von den Aussagenihres Gasts distanzierten. Albino hatmit derlei Aussagen vermutlich ebenfallskein Problem, identifiziert er alsdie Spekulation auf Verwertung einegelungene. Sinn macht das für sichgenommen wenig, denn wozu soll nunein gesellschaftliches Medium zur Darstellungdes Wertes – Geld – auf sichselbst bezogen und vermehrt werden?Ein mit dem in der abendländischenTheologie bereits formulierten Begriffder Geschichte als Fortschrittder Menschen hin zur Erlösung nichtbeschreibbares Verhältnis, denn hierwird mit dem „Ende der Geschichte“auch der Glaube an jeden Fortschritteine Absage erteilt. Gleichzeitig aberauch ein Verhältnis der Menschen zueinander,das sie nicht nur selbst aberbewusstlos produzieren; das nicht nurden Irrsinn einer in die sinnliche Welteingefahrenen „realen Metaphysik“bedeutet, in der die abstrakte Kategoriedes Werts alle gesellschaftlichenProduktivkräfte unter seine Fittichenimmt, um sich selbst zu vermehren;sondern vor allem auch ein Verhältnis,in dem diese Selbstbezüglichkeit derVerwertung des abstrakten Wertsimmer wieder an seine sehr konkretdinglichenGrenzen gerät.So wie sich zwar kein „too much“ anGeld auf dem Konto vorstellen lässt,so doch durchaus eine Begrenzungder verkaufbaren Aufbackbrötchen,die diesen Gewinn erwirtschaften sollen.Sowohl was die Rohstoffe undArbeitskräfte zur Herstellung angeht,als auch das Realisierungspotentialam Markt, das stetig weiter mit Kreditenund Staatsverschuldungen jedeseine politischen Gegner vor allemisraelsolidarische Linke, denen er inseinem Song „Ein falsches Spiel“ vorwirft„Apartheid-Partys“ zu feiern, und„neokonservativer Kriegstreiberei“Vorschub zu leisten.Für uns steht fest, dass derlei politischePositionen zum „Nationalen Antikriegstag“sogenannter „AutonomerNationalisten“ passen mögen, sich unsereKooperationspartner_innen dieseallerdings nicht zu eigen machensollten. An den <strong>AStA</strong> der Hochschule<strong>Darmstadt</strong> richten wir daher folgendeFragen:Steht ihr als <strong>AStA</strong> geschlossen hinterdem Konzert mit Holger Burner, MasterAl, Callya und Albino?Teilt ihr deren politische Positionen imAllgemeinen?Wie steht ihr zum Infragestellen desExistenzrechts Israels im Speziellen?Plakat zur SemesterstartpartyVergrößerung des Kapitals vorwegnehmenmuss, sind hier die Grenzen gesetzt,die in der Krise offenbar werden.Gesellschaftlich zeichnen sich die kapitalistischenVerhältnisse vor allemdurch die Abwesenheit jeglichen positivengesellschaftlichen Bezugs aus:Gesellschaft ist nur dort, wo die Menschenals getrennte Warenkäufer_innenund -verkäufer_innen auf demMarkt einander begegnen. So ist nebender Form der Ware als dem gesellschaftlichenKitt, der die atomisiertenEinzelnen verbindet, auch die Formdes Subjekts im Kapitalverhältnis notwendig;Warenform und Subjektformerst ergeben jenes Zusammenspiel,in dem die Subjekte als „Warenhüter“(Marx) in der Zirkulation einander begegnenund durch den in den Warendarstellbaren Wert die Produkte ihrerArbeit, damit ihren Anteil am gesellschaftlichenReichtum, austauschenkönnen. Ein „Gesellschaftsverhältnis,in dem die Individuen mit ihrer Funktionals kapitalhörige und kapitalfunktionaleSubjekte rückstandslos nichtnur zu verschmelzen haben, sondernauch verschmelzen wollen“ (Bruhn- Echtzeit des Kapitals, Gewalt desSouveräns): Die stetige Ahnung undpotentiell existentielle Bedrohlichkeitder Krise, des nicht auf dem Markt realisiertenAnspruchs auf einen eigenenAnteil am gesellschaftlich produziertenReichtum ist es, die die Subjektezu den getriebenen Nomad_innen inden Marktverhältnissen macht, diesich die eigene Überflüssigkeit in einerJagd nach Identität aus dem Kopf zuschlagen suchen. Hilfe nicht nur hierbeibietet der Staat in Form des jeweilignationalen Souveräns. Im Deutschtumwird dabei besonders deutlich,wie sich die Subjekte in einem doppeltenKampf konstituieren. Nicht nurvon all dem muss sich bereinigt werden,worin sie das Versagen auf demMarkt projizieren. Dies wird im Rassismusund Sexismus greifbar gemacht,und als vorgebliche Natur der eigenenGesellschaftlichkeit entgegengesetzt.Aber auch der Erfolg, das vermuteteGeheimnis der gelungenen Verwertungwird hier in ein scheinbar konsistentesFeindbild verlagert und damitangreifbar gemacht im „jüdischenPrinzip“. Der Nationalsozialismus stelltdamit den genuinen Versuch der Deutschendar, sich dieses Prinzip durchdie Auslöschung der Juden zu eigenzu machen, d.h. das Geheimnis derkrisenfesten Verwertung sich selbstals rassische Volksgemeinschaft anzueignen,indem all das aus der Welt geschafftwird, was als Verursacher vonKrise und Ausbeutung gilt.Hier wird deutlich, wozu dieser Exkursin materialistische Kritik desKapitalverhältnisses notwendig war:Sowohl für eine Kritik, die die Verwertungdes Werts selbst als das irrationalePrinzip von Gesellschaftlichkeitherausstellt, das es zu überwindengilt, als auch die hierin angelegten regressivenFormen von Kritik deutlichmachen zu können, als die antisemitischeSehnsucht nach einem warmenPlätzchen im Mordkollektiv. Unddiese zieht sich nicht nur durch dieGeschichte der völkischen Antikapitalisten,sondern ist auch aus der derSozialdemokrat_innen mit nicht wegzudenken.Was dann oft als „verkürzt“ gilt, ist ebenjene Kritik der Kapitalverwertung, diesich die Verhältnisse und die damitgegebenen Missstände nur als durchdie Manipulation der „Herrschenden“vorstellen mag, und damit doch genaujene Kritik am „raffenden Kapital“reproduziert. Master Al darf dies hierexemplifizieren: „Es war einmal eineHeuschrecke, die die Gattung und dasAussehen ihrer Tierart leugnete, [sie]...bricht aus aus der Nahrungskette,...stürzt die Menschheit hundertpro indie Hungersnot“ (aus Master Al - „Festder Tiere“). Was sich hier ausdrückt,ist nicht die bloße Kritik an der Spekulationmit Nahrungsmitteln: Mit derZuschreibung als Heuschrecke, dienicht „artgemäß“ handelt, wird schondeutlich die biologistische Nazi-Rhetorikbemüht, um vor allem deutlichzu machen, dass es identifizierbareTäter_innen bei der Ausbeutung gäbe,die – und das bleibt hier zunächstunausgesprochen – dann in allerKonsequenz eben beseitigt werdenmüssen, um die menschliche Gesellschaftnur in ihr gesund-natürlichesMiteinander zurückzuholen – Gesellschaftwird als ein irgendwie organischesGanzes vorgestellt, indem dann auch die Missstände nurdurch die Handlungen von Subjektenherbeigeführt wird, die sich nicht „dereigenen Natur gemäß“ verhalten. Dadiese vom tiefen Bedürfnis nach klarenFeindbildern getriebene Form derKritik das Kapitalverhältnis nicht alsdie wild gewordene Herrschaft desverselbstständigten Mediums gesellschaftlicherVermittlung über dieMenschen und durch die Menschenhindurch verstehen will, müssen diegesellschaftlichen Prozesse zum bewusstenPlanungsexzess kleiner Elitenwerden.Weiter im Text werden die Referenzennoch deutlicher: „Und so trafen sichdie Heuschrecken und feierten einFest, und sie stießen an und grölten:‚Heute knechten wir die Welt!‘“ (ebd.).Hier wird abermals an bekannte antisemitischeBilder angeknüpft, indenen die Herrschenden ihre Machtnicht nur rational für eigene Zweckenützen, sondern sich auch nochgemeinsam in rauschenden Festenselbst bestätigen und sinistre Pläneausposaunen, die sonst nur den vorderen Manipulation resistenten linkenDeutschrappern einsichtig werden.Die Ochrana lässt grüßen. Auch in„Der Protest ist international“ wird diesesBild weiter gestärkt; immer wiederwird berichtet, dass die Oberen eben„mit gespaltener Zunge“ manipulieren,gegen Mitbestimmung sind, weildas ihre Macht einschränkt, kurz: DieIrrationalität des Kapitalverhältnissesmit dem gesamten Elend einigen wenigen„Profiteur_innen“ in die Schuhegeschoben, um sie sodann umso effizienterzum Scheiterhaufen tragen zukönnen. Wie mit den Hexen im ausgehendenMittelalter die Bedrohung derExistenz in einer durch die Religion nurnoch mangelhaft erklärten Welt mehrals nur symbolisch angegangen wurde,so hier der Big Boss für seine Rolleals Charaktermaske fürs Kapital. DieKonsequenz zieht Holger Burner dannin „Battle das System“: „Ich will Uzisverteilen von Hamburg bis München –Mit dem Aufruf die Chefs aller Bankenzu lynchen“ (Holger Burner - „Kettenzerreissen“).Callya bedient sich ähnlicher Ressentiments(„..die Gierigsten breiten sichaus“ in Callya - „Money over people“)und naturalisiert fleißig die gesellschaftlichenZustände zu solchen, dieerst durch Eigentum und geschichtlichenFortschritt aus dem Lot geratenwäre: „Es gab eine Zeit, in der gabes kein Meins und kein Deins“ (ebd.)- selig die, die zu solcherlei Affen-Kommunismuszurück finden dürfen. Deutlichhier wiederum die Verknüpfungregressiver Forderungen nach dem„Zurück zur Ursprünglichkeit“ mit antisemitischenStereotypen, die es stetsverstanden, in Metaphern von „Krebs“und „Parasiten“, „Heuschrecken“ undGeschlechtskrankheiten die Befallenheitdes ungesunden „Volkskörpers“als die böse Tat der Anderen biologistischzu erklären. Dabei wird geradenoch gern da von System geredet, woman irgendwie kritisch klingen will undum die Gefahren einer „verkürzten Kritik“weiß; geht es um die Praxis dieserKritik, stehen dann aber spätestensdie Sündenböcke parat.Und so bietet hier nun auch Albino,als vierter im Bunde der Desperadosgegen Kapital und Herrschende, inseinem Song „Falsches Spiel“ einigeTextzeilen auf, um das antideutschePack mit ihren imaginierten „Partys fürApartheid“ (Albino - „Falsches Spiel“)BAföG- &Sozialberatunglyrisch aus dem Dorf zu treiben. ImSong werden zum einen zumeist haltloseUnterstellungen wie Argumenteins Feld geführt; von dem Absprechenjeglicher Kritik am Kapitalismus bis hinzur paranoiden Unterstellung, man seiHelfershelfer des Systems wird einigesherbeigewünscht, nur um sich von denKritiker_innen glaubhaft distanzierenzu können. Einig sind diese Vorwürfesich vor allem darin, dass sie den Adressat_innenzumeist eine Kohärenzund Einigkeit unterstellen, die diezerstrittene antideutsche Szene (sosie sich denn als solche überhauptbezeichnen möchte) nie besessenhat, einem Ausmaß an Einfluss, dassohne größere Beweisführung sich dervölligen Lächerlichkeit offenbart (alsob die PR-Abteilung der IDF oder die„wirtschaftlichen Eliten“ einiger linkerKleingrüppchen ohne Bezug zurdeutschen Bevölkerung bedürfte)und vor allem einem Hang zur Gewaltgegenüber „Gleichgesinnten“, dersich ebenso unschwer als die Projektioneigener Gewaltphantasien in dieGegner offenbart, der man sich nichtso recht bewusst werden mag. Hierwirf man eben jenen Gesell_innenvor, die sonst als intellektuelle undrealitätsferne Akademiker_innen geltensollen, gleichzeitig von der Sortevon gewaltaffine Schläger_innenbandezu sein.Bei diesem Artikel handelt es sich umeine gekürzte Form des Textes „DieDarmstädter Armleuchter“ des AKIdeologiekritik <strong>Darmstadt</strong>.Weiterführende Texte:Bruhn, Joachim. 2011. Wasdeutsch ist. Zur kritischen Theorieder Nation. Freiburg: ça iraJappe, Anselm. 2005. Die Abenteuerder Ware. Für eine neueWertkritik. Münster: UnrastTürcke, Christoph. 1994. Vermittlungals Gott. Kritik des Didaktik-Kults. Springe: zu Klampen!Im Büro des <strong>AStA</strong> S1|03/56Termine unter: http://asta-tud.de/sozialberatungWir beraten euch in Fragen zurFinanzierung eures Studiums und zu anderensozialen und sozialrechtlichen Belangen.Social Counselling<strong>AStA</strong> office, building no. S1|03/56Dates can be found: http://asta-tud.de/sozialberatung


Seite 12 — GesellschaftWintersemester 2013/14 – LesezeichenLesezeichen — Wintersemester 2013/14 Gesellschaft — Seite 13Die Mietpreisbremse: DemokratischerNeusprech 2013Steigende Mietpreise undihre sozialen Folgen für dasgesellschaftliche Lebeneiner StadtBereits in den letzten Ausgaben deslesezeichens wurde ausführlich überdie anhaltende Wohnraumproblematikin <strong>Darmstadt</strong> berichtet. GeradeStudierende aus sozial schwächerenFamilien haben es immer schwerer,Wohnungen in einer annehmbarenNähe zur Universität zu finden - in derInnenstadt ist es nahezu ausgeschlossen.Doch welche sozialen Folgenkönnen steigende Mietpreise für eineStadt und ihr soziales Leben haben?Im Folgenden wird versucht, dies anhandder sozialwissenschaftlichen Begriffe„Gentrifizierung“ und „Segregation“deutlich zu machen. Damit wirdauch gleichzeitig die StudierendenzentrierteSichtweise aufgebrochenund die Problematik auch für andereStatusgruppen greifbar gemacht.Gentrifizierung – Definition und BeispieleDer Begriff „Gentrifizierung“ stammtursprünglich aus der Stadtgeographie.In ihm wird die Umstrukturierungeines Stadtteils und die damitzusammenhängenden sozialen Folgendieses Prozesses gefasst. DieUmstrukturierung kann durch unterschiedlicheAspekte hervorgerufenwerden:a) Ein Objekt mit großem Interessefür die Öffentlichkeit (vor allem alsArbeitgeber_in) wird in einem Viertelgebaut. Dadurch möchten vieleMenschen, die in dem besagten Objektoder in seinem Umfeld arbeiten,in lokaler Nähe wohnen. Es wird einökonomischer Prozess in Gang gesetzt,da durch erhöhte Nachfrage anWohnraum auch gleichzeitig höhereMiet- oder Kaufpreise für Wohnraumverlangt werden können, was Mietpreisesteigen lässt.b) Es herrscht Wohnraumknappheit inanderen Vierteln der Stadt. Normalerweiseist die Nachfrage nach Wohnraumin der Innenstadt am höchsten,da einerseits die Attraktivität undandererseits wieder die Nähe zumArbeitsplatz die entscheidenden Rollenspielen. Da es dort aber zumeistnur wenige Möglichkeiten zu wohnengibt, breitet sich die Nachfrage nachWohnraum in einer wachsenden Stadtin einem Kreis mit steigendem Radiusüber den Rest des Stadtgebietes aus.Die Mietpreise sind dementsprechendin der Innenstadt am höchsten undam Stadtrand am niedrigsten.c) Ein Stadtteil und der in ihm sich befindendeWohnraum wird restauriertoder umgebaut. Dies kann bspw. aufgrundeiner gestiegenen Nachfragedurch Tourismus passieren (vgl. Kreuzbergund sein dreckiger Charme). DieMietpreise werden hier wiederumsteigen, da man für modernisiertenWohnraum mehr Geld verlangen kannbzw. bereit ist auszugeben.d) Es herrscht eine Knappheit anBüroraum. In der Folge wird Wohnraumin Büroraum umgewandelt, dafür Büros oftmals mehr Geld verlangtwerden kann. Die Mietpreise des verbliebenenWohnraums werden auchhierbei steigen.Alle vier Ursachen der Gentrifizierung,die zumeist in einer Mischformauftreten und nicht handlungstheoretischverstanden werden sollten,haben die Verdrängung sozial schwacherGesellschaftsteile zur Folge.Häufigstes Phänomen ist, dass amStadtrand Menschen mit geringemEinkommen wohnen, die gleichzeitigaufgrund der großen Entfernung zumStadtkern vom sozialen Leben ausgegrenztsind. Bekanntestes Beispielesind die Banlieues in Paris, aber auchinnenstadtferne Viertel in Berlin undHamburg.SegregationSegregation an sich ist nichts anderesals die räumliche Abbildung sozialerUngleichheiten einer Gesellschaft.Eine Stadt teilt sich meist in Studierendenviertel,ärmere Vierteln, Migrant_innenviertelnetc auf. Dies istan sich nicht sonderlich schlimm, daNetzwerke und Unterstützungsstrukturenaufgebaut werden können. Voraussetzungdafür ist aber, dass dieWohnortwahl freiwillig passiert ist undjederzeit aufgebrochen werden kann.Sobald sich Segregation mit einer gesellschaftlichenChancenungleichheitund verschiedener Privilegien derunterschiedlichen Statusgruppen verbindet,sind Ausgrenzung, Ghettoisierungund Diskriminierung die eklatantenFolgen. Die bestehenden sozialenUngerechtigkeiten werden durch dieräumliche Konzentration von sozialund ökonomisch Benachteiligtennoch verstärkt.Politische NotwendigkeitenDer Fokus der Proteste gegen dieWohnungsnot war zunächst auf dieGruppe der Studierenden gerichtet.Allerdings muss auch bei der Wohnraumproblematiküber den eigenenTellerrand hinweg geschaut werden.Mit einem durchschnittlichen Einkommenvon gut 650 € pro Studierendemhat eine Studierendenwohngemeinschaftfinanzielle Vorteile gegenübereiner sozial schwachen Familie. Wennwir nun wiederum den Prozess derGentrifizierung betrachten, hat dieszur Folge, dass Studierende in denmeisten Fällen sozial schwache Familienin innenstadtferne Stadtteileoder sogar auf das Umland verdrängenwerden. In <strong>Darmstadt</strong> gibt eseine stetig wachsende Zahl Studierender,da sowohl die Hochschule alsauch die Technische Universität inden kommenden Jahren eine Vergrößerungihrer Studierendenzahl angekündigthaben.Der Wohnraum ist allerdings schonseit längerem knapp. Zur Folge hatdas, dass beispielsweise in den ehemalsgünstigen Familienwohnungenin Kranichstein neuerdings studentischeWohngemeinschaften einziehen.Familien, die zumeist auf die Nähezum Stadtkern angewiesen sind, dadort zum Beispiel eine bessere ÖP-NV-Anbindung zur Schule oder zumKindergarten sowie eine effektivereEinbindung in soziale Strukturenmöglich ist, werden aus Kranichsteinverdrängt und müssen aus diesemStadtteil auf das Umland ziehen.Es darf nicht der Anspruch einer modernenStadtentwicklung sein, dassauf sozial schwache Menschen wissentlichverzichtet wird. Die Folgensind, wie beim Punkt der Segregationbeschrieben, eine Festigung und Zuspitzungder sozialen Situation gesellschaftlichbenachteiligter Menschen.Notwendig ist in dieser Situation dieSchaffung von preisgünstigem Wohnraumin <strong>Darmstadt</strong>. Stadtplanung undPolitik müssen sich für die Nutzungder leerstehenden Kasernen undgleichzeitig für eine gedeckelte Mietsteigerungeinsetzen. Ein weiteresNichthandeln wird in den folgendenJahren massive soziale Auswirkungenauf <strong>Darmstadt</strong> und die Umgebung bedeuten.Foto: Markus KrämerGesellschaftfarbeROT lädt ein:Zum Thema „Was von Marx zulernen wäre: Alles Nötige überArbeit und Reichtum im Kapitalismus!“finden in Frankfurt undMarburg Vorträge statt. Darananknüpfend startet am Mittwoch,den 30.10.2013, ein wöchentlicherKapital-Lesekreis, indem die Kritik des Kapitalismusin ‚Das Kapital‘ von Marx ausführlichbesprochen werden soll.Termin: Jeden MittwochZeit: 19:00 UhrOrt: Siehe www.farberot.de„Die Woh nungs frage imKapitalismus? – Warum stei gen dieMie ten und die Wohnungsnot?“Referent: Jonas Köper, RedaktionGegenStandpunktTermin: 06.11.2013,Zeit: 19:00 UhrOrt: DGB Gewerkschaftshaus,Wilhelm-Leuschner-Straße 69,nähe HBF, Zugang über den HofWeitere Infos zurVeranstaltungen gibt es unter:www.farberot.de… ist keine Ware!„Bildung ist keine Ware!“(Plakat gegen Studiengebühren)„Wasser ist ein öffentliches Gut, keineHandelsware!“(Petition right2water.eu)„Gesundheit ist keine Ware!“(Kritik an der Privatisierung des Gesundheitswesens)„Wohnraum ist keine Ware!“(Parole gegen Gentrifizierung)Regelmäßig stören sich kritische Menschendaran, dass ein wichtiges Gutmit einem Preis versehen wird, zudem Bedürftige es sich nicht mehrZur Aktualität von MarxAlles Nötige über Arbeit und Reichtum im Kapitalismus!Linke Parteien zählen den Theoretikerdes 19. Jahrhunderts, dessen Gedankeneinmal die Welt bewegt haben, zuihrem Traditionsbestand, seine Schriftenaber kennen sie nicht mehr. Marxist heute ein toter Hund. Um so mehrals man ihn an Universitäten, sofernman sich seiner erinnert, höflich insgeistesgeschichtliche deutsche Erbeeingemeindet – und zwar als einenGroßen: Ein großer Philosoph soll ergewesen sein, dem es nach Hegelnoch einmal gelungen sei, dialektischzu denken; ein großer Soziologe, derein System gebastelt habe, in demdie Gesellschaft von der materiellenBasis bis zum Überbau der Ideen aufein einziges Prinzip gebracht ist, eingroßer Prophet, der die Globalisierungfrüh vorhergesehen habe, eingroßer Utopist, der sich eine schönebessere Welt ausgedacht haben soll.Dass Marx selbst, wenn er gefragtwürde, nichts von dem genanntenGroßen vollbracht haben wollte, jasich dieses Lob verbitten würde,kann seine geistesgeschichtlichenFreund_innen nicht bremsen. Sie verzeihenihm ja sogar, dass er Kommunistgewesen ist. Er selbst sah seineLeistung einzig und allein in dem, wasder Untertitel seines theoretischenHauptwerkes ankündigt: in der Kritikder politischen Ökonomie des Kapitalismus.Marx war, wenn irgendetwas,Ökonom. Die Wirtschaftswissenschaftenallerdings haben keine gute Erinnerungan diesen Klassiker, ja eigentlichüberhaupt keine. Kein Wunder.leisten können. Dass sie ihren Einspruchgegen die Realität so vortragen,als verbiete die Realität höchstselbst,aus diesem hohen Gut einenGeschäftsartikel zu machen, ist zwarihr Fehler. Aber bemerkt haben sie,dass die Zweckbestimmung, mit einemGut Geld zu erlösen, die Bedürftigenvom Gegenstand ihres Bedarfsgrundsätzlich ausschließt und sich zurBedingung der Überwindung diesesAusschlusses macht. Kurz: Bemerkthaben sie die Bedürfnisfeindlichkeitder Warenform der Güter. Fragt sichbloß welches Gut sollte denn vernünftigerweiseeine Ware sein? Was ist eigentlichunnütz und unwichtig genug,dass es ruhig Ware sein darf?Schließlich hat er nicht nur die menschenfeindlicheund absurde Rationalitätdes Wirtschafsystems aufs Korngenommen, das sie so vernünftigfinden, er hat auch ihre verständnisvollenTheorien darüber wider– undzerlegt.An dem Kapitalismus, den Marx in derPhase seines Entstehens analysierteund kritisierte, hat sich seit seinenTagen dies und das, aber nichts Wesentlichesgeändert. Immer noch istdie Vermehrung des Geldes der beherrschendeZweck, für den gearbeitetwird – und das ist keineswegs eingeschickter Umweg zur besseren Befriedigungder Bedürfnisse; noch immersind die arbeitenden MenschenKostenfaktor, also die negative Größedes Betriebszwecks; noch immerfindet die Entwicklung der Produktivkraftder Arbeit, der größten Quelledes materiellen Reichtums, ausschließlichstatt, um Löhne zu sparenund Arbeitskräfte zu entlassen – alsoum den/die Arbeiter_in ärmer zu machen.Wegen dieser Aktualität, und nur wegenihr, verdient es der längst verblicheneDenker, dass man sich seinererinnert. Seine Bücher helfen, dieökonomische Wirklichkeit heute zuerklären. Angeboten werden ungewohnteGedanken über Gebrauchswertund Tauschwert, konkrete undabstrakte Arbeit, Geld und Nutzen,Arbeit und Reichtum – paarweiseBestimmungen, die unsere moderneDie Kanzlerin stellt Deutschlands Mieter_innenim Wahlkampf eine „Mietpreisbremse“in Aussicht: In Städten,in denen die Mieten besonders schnellsteigen, soll es „eine Begrenzung derMieterhöhung bei Neuvermietungen“geben. Die FDP lässt dazu verlauten:Wenn man den Investor_innen dieMietsteigerungen verwehrt, die sieam Markt durchsetzen können, unddamit die Renditen vermasselt, dannbauen sie weniger neuen Wohnraum– und die Mieten steigen erst recht.Auch wenn es manchmal so aussieht,als stünde in der Welt des freiheitlichenEigentums alles auf dem Kopf– die Kostenlast für Mieter_innen kannnur dann sinken, wenn man ihren Anstiegbremst; – langfristig könnenMieten nur sinken, wenn sie steigen,und – wer zu hohe Mieten für eineBeeinträchtigung seiner Lebensverhältnissehält, kann diese verbessern,indem er die wählt, die sie hergestellthaben – Genau so passen Demokratieund Marktwirtschaft zusammen.Politischer Diskussionskreis zu aktuellenThemenFür Interessierte und für Leute, denendie in der Öffentlichkeit verbreitetenArgumente nicht (mehr) einleuchten,bieten wir folgenden Diskussionsterminan: Jeweils Donnerstag, 19.00Uhr, Ort: Studierendenhaus, CampusBockenheim, Jügelstr., Frankfurt, 1.Stock, Raum K 101, 102 oder 103 (1.Stock) oder K 104 (2. Stock).Welt nicht mehr auseinander haltenkann, während sie tatsächlich die härtestenGegensätze enthalten.Die Vörtrage werden einführen in„Das Kapital“ und für eine längerfristigeKapital-Lektüre werben, zu dersich gerade ein für alle Interessierteoffener Lesekreis bildet.Marx kopflos? – Foto: André Karwath


Seite 14 — GesellschaftWintersemester 2013/14 – LesezeichenLesezeichen — Wintersemester 2013/14 Gesellschaft — Seite 15bild“ mit der Feststellung „[d]as Volksoll den Willen der Parteien bestimmen– nicht umgekehrt“ begründet.In der Darstellung der AfD stehen sichsomit eine abgehobene Politikerkasteund der angeblich homogene Volkswillegegenüber. Dass diese Homogenitätnicht der Realität entspricht,darüber dürfte wohl auch innerhalbder Führungsriege der AfD Klarheitherrschen. Bspw. lassen das Äußerungendes AfD-Sprechers Konrad Adamvermuten, der in einem Artikel, den eram 16, Oktober 2006 in der <strong>Zeitung</strong>„Die Welt“ veröffentlicht hat, darüberfabuliert, dass „die Anregung Inaktivenund Versorgungsempfängern dasWahlrecht abzuerkennen provokativer[klingt] als sie tatsächlich ist“.Forderung des Queer-Referats an den BundestagHomo-Gleichstellung SOFORT!Ungeachtet des Wahlausgangs, dereine vermeintliche WahlsiegerIn gekrönthat, gibt es eine BundestagsundBundesratsmehrheit jenseits derUnion, die hinter einer Gleichstellungder Lebenspartnerschaft mit derklassischen Ehe steht. Die Gleichstellungvon sexuellen Minderheitenhat im Wahlkampf keine große Rollegespielt. Trotzdem können wir auchnach dem Wahlergebnis nicht vergessen,dass die CDU/CSU für eine Politiksteht, die kontinuierlich die Gleichstellungvon Lebenspartnerschaftenausgebremst hat und dem Bundesverfassungsgerichtdie Verantwortungüberließ, Grundrechte auch fürSchwule und Lesben zu garantieren.Wir können nicht vergessen, dass AngelaMerkel sich mit rationalen Argumentengegen das Adoptionsrecht fürLebenspartnerschaften „schwer tut“und nach eigenen Aussagen von ihrkein Gesetzesvorstoß dahingehendzu erwarten ist. Doch damit wollenwir uns nicht begnügen! Das Queer-Referat der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> fordertdaher eine völlige Gleichstellung derLebenspartnerschaft im Adoptionsrechtsowie eine Öffnung gegenüberder Ehe. Nach dem Wahlausgangmuss ein Minimalziel der kommendenBundesregierung nicht nur diebloße Gleichstellung der Lebenspartnerschaft,sondern eine Ehe-Öffnungsein. Das Zeitfenster bis zum 22. Oktobererlaubt eine Mehrheit jenseitsder Union von 319:311 für die Gleichstellungder Lebenspartnerschaft unddes Adoptionsrechts. Zudem herrschtdanach bis zur Kanzler_innenwahlkein Fraktionszwang. Diese Chancesollte unbedingt genutzt werden.Denn dann kann eine Ehe-Öffnungnicht als Fernziel abgeschoben werden,sondern muss der logischenächste Schritt der kommenden Bundesregierungsein.Jenseits von rechts und links?Warum es sich bei der Alternative für Deutschland (AfD) um nichts anderes als um einegewöhnliche rechtspopulistische Partei handelt.Auch wenn die AfD bei der diesjährigenBundestagswahl knapp an derFünf-Prozent-Hürde scheiterte, ist dasWahlergebnis von 4,7% angesichtsdes kurzen Bestehens der Partei rechtbeachtlich und es ist davon auszugehen,dass die AfD in naher Zukunftnicht von der Bildfläche verschwindet.Die Frage nach der ideologischen Ausrichtungbehält daher ihre Relevanzund ist nicht zuletzt deshalb spannend,weil die AfD seit ihrer Gründungimmer wieder im extrem rechtenSpektrum verortet wird. Die Parteibeteuert immer wieder „weder rechtsnoch links“ zu sein und versucht sichals „unideologisch“ bzw. „nur der Vernunftverpflichtet“ zu präsentieren.Zumindest vordergründig ist man immerwieder um eine Abgrenzung vonder extremen Rechten bemüht, wasbspw. Anfang Oktober im von ParteichefBernd Lucke verhägten Aufnahmestoppfür ehemalige Mitglieder derrechtspopulistischen Partei „Die Freiheit“deutlich wurde. Im Folgendensoll der These nachgegangen werden,dass es durchaus kein Zufall ist, dassRechtspopulist_innen in der AfD eineneue politische Heimat zu erblickenglauben.Rechtspopulismus als Gegenstand derPolitikwissenschaftDem Begriff des Rechtspopulismushaftet neben seiner Unschärfe in öffentlichenDebatten eine negativeWertgeladenheit an, daher bedarf erWahlplakat der AfD zur Bundestagswahl 2013 – Foto: mussichkuckeneiner kurzen Definition. Umgangssprachlichwird der Begriff des Populismushäufig mit einer von unrealistischen,aber großen Versprechungengeprägten Politik gleichgesetzt, dievorrangig auf die Maximierung vonWähler_innenstimmen abzielt.Diese Verwendung des Begriffs verfehltjedoch den eigentlichen Kernpopulistischer Politik. Diesen identifiziertder Politikwissenschaftler OliverGeden im Versuch dauerhaft eine Konfliktlinieim politischen Feld zu installieren,die zwischen den Konstrukten„Volk“ und „Elite“ verläuft. Währendersteres Rekurs auf die „einfachenLeute“ nimmt, die als homogene Einheit,ohne Berücksichtigung gesellschaftlicherCleavages wie Klasse,Geschlecht, Religion, Generation etc.konstruiert werden, stellt letztere einAmalgam politischer, wirtschaftlicherund kultureller Akteure dar, die das„korrupte System“ kontrollieren. DieDichotomie des Populismus lässt sichmit anderen Worten auf die Losung„Wir hier unten, die da oben!“ reduzieren.Populismus bezeichnet somitweder einen Politikstil, noch eine vollständigeIdeologie. Vielmehr handeltes sich um eine Methode, bzw. „partielle“,oder „dünne“ Ideologie, diesich als prinzipiell anschlussfähig fürandere Ideologien erweist. Den ideologischenKern des Rechtspopulismusbildet die Xenophobie, also eine ablehnendeHaltung gegenüber Gruppen,die als „andersartig“ betrachtetwerden, wobei die Ablehnung mitechten, vermeintlichen oder angeblichensozialen, religiösen, ökonomischen,kulturellen oder ethnischenUnterschieden begründet werdenkann. Die vertikale Unterscheidungdes „Wir hier unten, die da oben“ wirdim Rechtspopulismus somit um diehorizontale Unterscheidung des „Wirhier drinnen, die da draußen“ ergänzt.Die für jeden Populismus charakteristischeBildung eines konstitutivenAusschlusses entwickelt im Rechtspopulismuseine besondere Exklusivität,die von potentiellem Rassismus gekennzeichnetist. Populismen entwerfenmanichäische Weltbilder, die nurdie Unterscheidung von Freund_innenund Feind_innen, gut und böse erlauben.Diese Weltsicht strukturiertschließlich auch rechtspopulistischeRhetorik und Diskurse, wobei dieKonstruktion von Feindbildern, einerOutgroup, letztlich immer der ex negativo-Definitionder Ingroup dient.Im Falle des Rechtspopulismus wirddie Ingroup „Volk“ schließlich einerOutgroup gegenübergestellt, die sichneben „der Elite“ aus zahlreichen weiterenFeindbildern, wie Immigrant_innen,ethnischen Minderheiten, oder„dem Islam“ zusammensetzt.Die AFD als rechtspopulistsche ParteiZunächst ist festzuhalten, dass sichdie AfD gegenwärtig noch in einer politischenKonsolidierungsphase befindetund dementsprechend nur überein sehr vage formuliertes Parteiprogrammverfügt. Dennoch lassensich hier Formulierungen finden, dieder oben genannten Definition vonPopulismus entsprechen. So wird dieForderung nach „Volksabstimmungenund -initiativen nach Schweizer Vor-Wenngleich nicht damit zu rechnenist, dass derlei Gedankenspiele Einzugin zukünftige Parteiprogrammeder AfD finden werden, stellt sichdoch die Frage, weshalb eine Person,die derlei Positionen öffentlichvertritt, Sprecher einer Partei ist, dieversucht sich von der extremen Rechtenabzugrenzen. Für ein rechtspopulistischesProfil der Partei sprichtauch die Art und Weise, in der sie ihreEuro-Kritik formuliert. Während Euro-Skepsis und EU-Kritik allein zwar keinAlleinstellungsmerkmal der extremenRechten sind, fällt auf, dass Teile derAfD-Spitze diese immer wieder mitnationalistischen, wohlstandschauvinistischenElementen verknüpfen undzu einer Kulturalisierung sozioökonomischerProblemlagen neigen. Exemplarischangeführt werden kann hieretwa eine Äußerung des ParteivorsitzendenBernd Luckes im Interviewmit der Frankurter Allgemeinen Sonntagszeitungvom 19.05.2013: „Wenndie Menschen in diesen Ländern wenigerund entspannter arbeiten wollenund dafür weniger Wohlstand inKauf nehmen, bitte schön. Das eigeneGlück zu verfolgen ist doch daselementare Recht jedes Volkes.“ Mitdieser Aussage stellt Lucke einen angeblichenZusammenhang zwischender europäischen Wirtschaftskriseund einer Arbeitsmoral, die angeblichden Bevölkerungen südeuropäischerStaaten innewohne, her. DerleiZuschreibungen sind bei Lucke zudemkeine Seltenheit, warnte er diesenHerbst doch auch in zahlreichenWahlkampfreden vor Sinti und Roma,die aus Bulgarien und Rumänien indie deutschen Sozialsysteme einwandernwürden. „Einwanderung ja. Abernicht in unsere Sozialsysteme“ warneben „Wir sind nicht das Weltsozialamt!“schließlich auch einer der Slogans,die diesen Herbst Wahlplakateder AfD zierten.FazitAngesichts der Selbstinszenierung alsStimme einer „schweigenden Merhrheit“,gepaart mit niedrig dosiertenaber konstant wiederkehrenden nationalistischenund wohlstandschauvinistischenEinsprengseln, wirkt dieBeteuerung der AfD „weder rechtsnoch links“ zu sein wenig überzeugend.Ihr vergangener Wahlkampfhätte in ähnlicher Form von einerrechtspopulistischen Partei wie derFreiheit geführt werden können. Dementsprechendverwundert es nicht,wenn deren ehemalige Mitgliederglauben in der AfD eine neue politischeHeimat zu erblicken. Ob sie undandere Teile der extremen Rechteneine solche dort auch finden, wirdsich in den nächsten Monaten zeigen.Kein WintermärchenQueer in RusslandStell dir vor, du läufst über den Campusund siehst wie sich zwei männlicheStudenten innig küssen – ein vielzu seltener Anblick, wie ich kurz festhaltenmöchte – aber was nun? Gibtes da ein Gesetz dagegen, kann mansich gegen dies zur Wehr setzen?In Russland schon. Dort wäre dies eineStraftat: Am 30. Juni 2013 unterzeichneteWladimir Putin das Gesetz zumVerbot sogenannter „Homosexuellen-Propaganda“. Darunter fallen nebender Kriminalisierung von Gleichberechtigungsforderungenauch alle öffentlichenZuneigungsbekundungengleichgeschlechtlicher Paare sowiealle befürwortenden und neutralenÄußerungen zur Homosexualität –alles natürlich zum Wohle der russischenKinder. Selbst Besucher_innenRusslands aus anderen Ländernmüssen bei Zuwiderhandlung desGesetzes mit empfindlichen Geldstrafenrechnen und können einige Tagein Arrest gehalten werden. Die Lagefür Homosexuelle in Russland alleinist schon unerträglich, doch wird dasLand im kommenden Jahr die olympischenWinterspiele ausrichten undauch hier allen Gästen das Recht auffreie Selbstentfaltung entziehen.Gab es bei vergangenen Spielen Regenbogenhäuserfür LGBT*IQ-Sportler_innen, so wird es diesmal nicht mal imSiegestaumel einer_s erfolgreiche_nSportler_in einen Kuss mit deren_dessengleichgeschlechtlicher_n Partner_ingeben dürfen. Nein, Sotchi2014 werden keine freudigen Spielewerden können und so schließen wiruns der Forderung von unserer allseitsbeliebten Rosa Opossum beiihrer Kundgebungsrede auf dem CSD<strong>Darmstadt</strong> 2013 an: „Lasst Sotchi alsAustragungsort endlich sausen!“ Derolympische Gedanke soll nicht nur dieMenschen aus allen Ländern dieserWelt näher bringen, sondern zugleichauch deren Lebensweisen respektieren.Auch die <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong> hat lauteigener Webseite drei Partnerunis inRussland. Das Queer-Referat hat sichzur Aufgabe gesetzt, Kontakt mit russischenStudierenden aufzunehmenund freut sich über jeden Tipp übermögliche Kontaktadressen (E-Mail:queer@asta.tu-darmstadt.de).Dutzende gayrights protestorswurden auf Demonstrationenim letzten Jahrdurch die russischePolizeifestgenommenFoto: AlexanderDemianchukDoch bei all den sorgevollen Blickennach Russland sollte nicht untergehen,dass die vollständige Gleichbehandlungvon LGBT*IQ-Menschenauch in unserem eigenen Land nochnicht gegeben ist. Es ist eine Schande,wie sich die letzte Bundesregierungvom Bundesverfassungsgerichthat hertreiben lassen, um die eingetrageneLebenspartnerschaft der Eheanzugleichen. Auch hier ein klaresStatement: Öffnet die Ehe für gleichgeschlechtlichePaare und setzt damitdem Irrsinn einer sukzessiven Gleichstellungein Ende! Setzt ein Zeichengegen Homo- und Transphobie, erhebteure Stimme gegen jede Formder verbalen Diskriminierung! Gehtmit gutem Beispiel in der Welt voranund lasst den Campus der <strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>bunter werden, auf dass Menschenjeder Farbe des Regenbogenshier gemeinsam mit gegenseitigemRespekt lernen und leben können.Die vollständige Rede von RosaOpossum findet ihr hier: http://bit.ly/14OognCMehr über das Queer-Referat findetihr auf der Homepage des <strong>AStA</strong> sowiebei www.facebook.com/qu33rtud


Seite 16 — GesellschaftWintersemester 2013/14 – LesezeichenLesezeichen — Wintersemester 2013/14 Gesellschaft — Seite 17Kreativität statt LangeweileWahlplakate sind meist langweiligePersonenporträts mit flachen Sprüchen,in deren Inhaltsleere sich dieParteien regelmäßig überbieten. Hebendie Wahlplakate die Langweiligkeitund Eintönigkeit des städtischenAlltags zunächst auf eine neue Stufe,tragen sie umgekehrt auch das Potentialin sich, daraus auszubrechen.Voraussetzung dafür sind kritischeIndividuen, die den Charakter der Plakatein ihr Gegenteil verkehren. Beider vergangenen Bundestagswahl imSeptember ergriffen viele kreativeMenschen die Intitiative, Wahlplakateder Parteien umzugestalten. Von derniedrigschwelligen Streichung bestimmterBuchstaben mit dem Filzstiftbis zur kompletten Neugestaltungender Plakate über aufgeklebte Bildergab es viele Ansätze, der Langeweilezu begegnen. Hier stellen wir einigedavon vor.Bilder mit freundlicher Genehmigungvon urbanshit.de


Seite 18 — GesellschaftWintersemester 2013/14 – LesezeichenLesezeichen — Wintersemester 2013/14 Gesellschaft — Seite 19Autonome Tutorien im WinterAuch im Wintersemester finden wiederAutonome Tutorien für Studierendealler Fachbereiche statt. Für alle,die es noch nicht kennen: ein AutonomesTutorium ist ein Tutorium von Studierendenfür Studierende, abseits desvorgeschriebenen Lehrbetriebs. Behandeltwerden können wissenschaftlicheThemen aus allen Fachbereichen.Autonome Tutorien bieten die Möglichkeit,wissenschaftlichen Neigungenungezwungen nachzugehen und diesegemeinsam zu vertiefen. Und zwarohne die Anleitung durch Dozierendeund abseits von Bologna-Zwängen.Hierfür möchten wir einen Freiraumschaffen, in dem sich interessierteStudierende zusammenfinden können,die sonst im anonymen Studienalltagnicht zusammengefunden hätten.Ein Autonomes Tutorium lebt vonder Mitgestaltung und Mitarbeit allerTeilnehmenden. Hierbei sind die „Tutor_innen“keine Dozierenden. Dennes sollte schließlich darum gehen,sich gemeinsam ein wissenschaftlichesThema zu erarbeiten und sichgegenseitig zu bereichern. Die AutonomenTutorien möchten weiterhinRäume eröffnen, um neben den verdichtetenStudienplänen eine andereArt des Studierens zu fördern. Hierzubieten wir euch auch in diesem Semesterwieder ein abwechslungsreichesAngebot. Alle Veranstaltungensind grundsätzlich für Studierendealler Fachbereiche offen. Die Tutoriensind dabei nicht an irgendwelcheLehrveranstaltungen gebunden. Getragenwird das Projekt von eurem AllgemeinenStudierendenschuss (<strong>AStA</strong>)und der Fachschaft 2 ‚Geistes- undSozialwissenschaften‘. Die Gestaltungder Tutorien hingegen obliegtden Studierenden, die eines anbietenund den Studierenden, die daranteilnehmen. Dabei fungieren der <strong>AStA</strong>und die Fachschaft als Koordinatorenund halten sich aus allen inhaltlichenBelangen heraus. Ausgesucht wurdendie Tutorien jeweils von einer vom<strong>AStA</strong> bzw. der Fachschaft 2 ernanntenAuswahlkommission in einem anonymenBewerbungsverfahren.Vielleichtplanst Du Dich im kommenden Semesterselbst für ein Autonomes Tutoriumzu bewerben? Alle Vorschlägesind willkommen, insofern sie sich umein wissenschaftliches Thema drehen.Kurzbeschreibungen TutorienWarum leben Menschen als Single?Die Aufgabe des Tutoriums „Warum lebenMenschen als Single“ ist es, einesoziologische Antwort auf die Frage zufinden, was einen Menschen zum Lebenals Single bewegt. In dem Tutoriumwird es in erster Linie um unfreiwilligeSingles gehen, da es sich um ein Phänomenhandelt, das im sozialwissenschaftlichenund alltäglichen Diskursoft ausgeblendet wird. Außerdem wirddiese Art des Single-Daseins subjektivals leidvoll erlebt und bedarf auch deshalbeiner tiefgehenden Analyse.Wireless Electricity: Imagine a worldwithout wires!WiTricity, a portmanteau for WirelessElectricity, is a term which describeswireless energy transfer, the abilityto provide electrical energy to remoteobjects without wires. It has endlessapplications like charging mobilephones and laptops wirelessly. Ourstudies here will be targeted to firstunderstand the fundamentals behindthis technology then to understandthe problems of EMI and their solutions.We will also see the applicabilityof this technology and its variouspossible applications.Vom Genie zum genialen Rennpferd:Das Genie in der deutschen LiteraturIrgendwann vor längerer Zeit sahendie kleine Hofpoeten endlich ein,dass die vielen Lob- und Bespaßungsdichtereienfür die Fürst_innen unterihrem künstlerischen Niveau blieben,weshalb sie sich konsequenterweisevon der höfischen Welt emanzipierten.Die neu errungene Freiheit dernun unabhängigen Hofpoeten leiteteaber eine Phase der Identitätskriseein; sie wussten nicht mehr, was eigentlichihre Aufgabe war, sie wusstennoch nicht mal mehr, wer sie waren.Deswegen gaben sie sich schnelleine neue Identität: von nun an warensie Genies. Hier etwa beginnt dieKarriere des Genies in der deutschenLiteratur; genau hier setzt auch dasTutorium an.Schmutzige Körper. Erkenntnistheorie,Leiblichkeit und MaterialismusEin Tutorium zu den Begriffen von Leibund Leiblichkeit: ihre erkenntnistheoretischeGrundlagen (Kant und Merleau-Ponty);im Zentrum der Umgangmit Leiblichkeit bei Theodor W. Adorno;Leiblichkeit und Gesellschaftskritik;und zuletzt ein Exkurs über dasFehlen des Leibes in der poststrukturalistischenTheoriebildung.Was ist Marxismus, was ist „die Linke“?Was bedeutet es, Zukunft in der Vergangenheitzu suchen? Was für Fragenund Probleme hat der Marxismusaufgeworfen? Inwiefern sind die Ideenvon Karl Marx heute noch relevant?Mit diesen Fragen im Gepäck wollenwir uns mit der Geschichte des Marxismusauseinandersetzen.100 % erneuerbare Energien: technisch,politisch und gesellschaftlich möglich?Wir wollen die Frage klären, ob undwann die Versorgung Deutschlandsmit erneuerbaren Energien möglichist. Dazu betrachten wir technische,aber auch gesellschaftliche und politischeZusammenhänge, da die „Energiewende“mit der Einbindung der betroffenenMenschen steht oder fällt.Cyberpunk – Futurologische Fehlschlüsseoder Literatur mit Weitblick?In der heutigen von Informationstechnologiedurchdrungenen Weltscheint es nicht mehr einfach, einetrennscharfe Linie zwischen Science-Fiction‘und Realität zu ziehen.Was früher in Literatur und Film vonKünstler_innen als mögliche Zukunftdargestellt wurde, ist heute Realität.Ganz besonders eindringlich hat sichein avantgardistisches Subgenre der‚Science-Fiction‘-Literatur mit diesenBeobachtungen auseinandergesetzt– der Cyberpunk. Eignet sich Cyberpunkals Schablone für gesellschaftsbezogeneForschung im Kontext einerfortschreitenden Technisierung oderist das nur Schundliteratur von laserverliebtenSpinnern? Das autonomeTutorium „Cyberpunk - FuturologischeFehlschlüsse oder Literatur mit Weitblick?“möchte sich mit diesen undmöglichen anderen Fragestellungenrund um die Literaturgattung aus den80ern sowie der Frage nach der heutigenAktualität derselben auseinandersetzen.Technologien des Selbst: Zur Konstitutionmoderner SubjektivitätIn unserem Tutorium geht es um dieTransformation von „Technologien desSelbst“ in Anlehnung an Foucault.Schon im antiken Griechenland beiPlaton finden wir die Sorge um sichselbst als ein kritisches Selbstverhältnis,das zu eigenständiger Identitätund Selbstverantwortung führen soll.Ebenso spielen Formen der Selbstverwirklichungund Eigenständigkeiteine zentrale Rolle in der gegenwärtigenneoliberalen Gesellschaft. Inwieweithiermit Möglichkeiten von Emanzipationverbunden sind oder geradeFreiheit eine neue Form von Regierungstechnikdarstellt, möchten wirdiskutieren. Neben Texten von Platonund Foucault sollen unter anderemVeränderungen in der pädagogischenDidaktik analysiert werden.Alles nur Schein? Die Gesellschaft desSpektakels (Guy Debord)Im Tutorium wollen wir uns Guy DebordsHauptwerk „Die Gesellschaftdes Spektakels“ von 1967 widmen.Nach Debord weicht die unmittelbareErfahrung in spätkapitalistischen Gesellschafteneiner Welt des Scheinsaus Klischees, Propaganda und suggestiverWerbung. In Zeiten von iPhone,Facebook und Polit-Spektakeln istdiese Diagnose nicht abwegig: Dochwäre die Annäherung des Lebens andie Kunst, also die Sphäre des (schönen)Scheins, nicht auch die Befreiungaus der verwalteten (Bilder-)Welt?Kritische Theorie der NationIn diesem Tutorium wollen wir verschiedenetheoretische Ansätze gemeinsamlesen und diskutieren, diesich dem Projekt einer Kritik der Nationwidmen (staats- und ökonomiekritische,sozialpsychologische und ideologiekritische,feministische). Es soll derVersuch unternommen werden, dieNation als eine regressive Vergesellschaftungsweiseder kapitalistischenModerne und den Nationalismus alsderen entsprechenden ideologischenAusdruck zu dechiffrieren. In diesemZusammenhang soll auch diskutiertwerden, ob die Kritik der deutschenNation auch gegenwärtig noch einegesonderte Stellung einnehmen muss.Die Liebe zur Macht? Feminismusnach Jessica BenjaminDem Dilemma des ungleichen Verhältnissesder Geschlechter wird gegenwärtigentweder durch den Versucheiner sozialen Gleichstellung begegnetoder – im Sinne Judith Butlers – einerDekonstruktion der Kategorie desGeschlechts überhaupt. Die PsychoanalytikerinJessica Benjamin geht inihrem Werk „Die Fesseln der Liebe“jedoch zunächst der unbequemen Fragenach, ob der Unterwerfung bloß eineinseitig gewaltsamer Akt oder aucheine Faszination zugrunde liegt, diesie aufrecht erhält: eine intuitiv widersprüchlicheAnnahme. Im AutonomenTutorium wollen wir der Frage nachgehen,wieso in zwischenmenschlichenBeziehungen nur allzu oft „die einePerson das Subjekt spielt und die andereihm als Objekt dienen muß“ undauf welche Weise sich diese Spaltungam Geschlecht vollzieht.Dialektik des FortschrittsDie Dialektik des Fortschritts nimmtnicht zufällig innerhalb von AdornosVorlesung „Zur Lehre von der Geschichteund von der Freiheit“ eineexponierte Stellung ein. In ihrem Zentrumsteht nicht etwa der Versuch,eine allgemeine Einleitung in die Geschichtsphilosophiezu geben, sonderndiese unter dem spezifischenGesichtspunkt des Verhältnisses vonIndividuum und Freiheit zu reflektieren.Die Vorlesung behandelt dementsprechendzwei Komplexe als Probendialektischer Philosophie: das Verhältnisvon Weltgeist und Naturgeschichteund das Problem der Freiheit. Esgeht also um nicht weniger als um dieProblematisierung des Verhältnissesvon Allgemeinem als der objektivengeschichtlichen Tendenz und Besonderem.Beides in einer bewusstenVermittlung zu versöhnen, ist nichtnur ein Problem der Philosophie, sonderneines an dem die Einrichtung derMenschheit bis heute scheitert.Mehr Informationen zu den AutonomenTutorien findest du unter: http://www.asta.tu-darmstadt.de/tutorienhochschulpolitikDas ambivalente Verhältnisder CDU Hessen zu StudiengebührenEigentlich hat die CDU Hessen einklares Verhältnis zu Studiengebühren:2006 hat sie allgemeine Studiengebührentrotz massiver Studierendenprotesteeingeführt [1] .Wären da nicht die Proteste 2006/07,die dafür gesorgt haben, dass allgemeineStudiengebühren in Hessenals erstem Bundesland wieder abgeschafftwurden. Umgesetzt wurde daszwar durch eine rot-rot-grüne Mehrheitim Landtag, seitdem hat die CDUdie Einführung von Studiengebührenaber nicht mehr fokussiert, lehnt siesogar inzwischen ab. Die CDU hat sichoffiziell dem Zeitgeist unterworften,inoffiziell hat sie wohl vor allem Angstvon weiteren Protesten. Gleichwohlwollen viele CDU-Funktionär_innenStudiengebühren wieder einführen.Aktuell wichtigstes Thema in der UVist die Wahl des Präsidiums. NachdemProf. Prömel als Präsident der <strong>TU</strong><strong>Darmstadt</strong> im Februar wiedergewähltwurde, muss er nun sein Präsidiumum sich bilden. Dafür sind die Stellendes_der Kanzler_in und der_desVizepräsident_innen für Studium undLehre, für Forschung, für Infrastrukturund Interdisziplinarität, sowie fürWissens- und Technologietransfer zubesetzen. Formal hat der Präsident einVorschlagsrecht für die Besetzung desPräsidiums, dem der Hochschulrat zustimmenmuss. Dann reicht der Präsidentseinen Vorschlag in der Universitätsversammlungein, die jede Personmit einer absoluten Mehrheit der Stimmen(16/30 Stimmen) wählen muss.Am 9. September hat Herr Prömelden Vorstand der UV und die Univer-Neues von der Universitätsversammlung (UV)Richtig schön chillen, richtig schön frei – Foto: Susann Weissheitsität per interner Mitteilung darüberinformiert, welche Kanditat_innen erbeabsichtigt als Präsidiumsmitgliedervorzuschlagen [1] . Am 20. Septemberwurde der Hochschulrat über denVorschlag informiert und hat diesemzugestimmt. Demnach soll Prof. RalphBruder aus dem MaschinenbauVizepräsident für Studium und Lehrewerden, Prof. Jürgen Rödel aus denMaterialwissenschaften Vizepräsidentfür Forschung, Prof. Mira Meziniaus der Informatik Vizepräsidentinfür Wissens- und Technologietransferund Prof. Hubert Heinelt aus den PolitikwissenschaftenVizepräsident fürInterdisziplinarität und Infrastruktur.Damit wären bis auf die Besetzungvon Manfred Efinger als Kanzler, alleanderen Ämter im Präsidium neu besetzt.Am 30. Oktober findet ab 15:30Uhr die Vorstellung der Kandidat_innenin der UV statt, zu der alle Studierendeneingeladen sind. Am 20.November findet um 17:00 Uhr danndie Wahl statt, die auch von allen Interessiertenbeobachtet werden kann.Die Sitzungen finden im Hörsaal im altenMaschinenhaus in der Stadtmitte(S1|05) statt.Ihren klaren Aussagen steht aber dasWahlprogramm entgegen. So auchauf einer Podiumsdiskussion der fürdie Landtagswahl antretenden ParteienEnde August in Gießen, auf derder hochschul- und wissenschaftspolitischeSprecher der CDU-Landtagsfraktion,Dr. Rolf Müller, seine Vorstellungder Hochschulfinanzierungvorstellt: „Studiengebühren werdenkommen und müssen kommen [2] .“Neben den einzigen „Pfui“-Rufen desAbends erntet er prompt ein Dementides CDU-Pressesprechers, der die Positionals eigene Meinung Müllers bezeichnet.Nein, die CDU plane keineStudiengebühren [3] . Festgeschriebenist diese Position im „Zukunftsprogrammder CDU Hessen 2014–2019“.Unter dem Punkt „Ideen und Ziele fürWissenschaft und Hochschulen“ findetsich die „Idee“: „Ablehnung vonStudiengebühren“ [4] . Angesichts desambivalenten Verhältnisses und demWahlkampfinteresse der CDU, keineAngriffsfläche zu bieten, verwundertdieser Vorgang nicht sonderlich. DieFrage, die er aber aufwirft ist, wie langedie CDU die Position der Studiengebührenablehnungnoch halten wirdund wie wichtig ihr der Punkt in Koalitionsverhandlungenist.Bundesweitbefinden sich allgemeine Studiengebührenauf dem Rückzug. Lediglich inNiedersachsen gibt es sie noch, dieAbschaffung dort ist aber auch schonbeschlossene Sache. Zumindest allgemeineStudiengebühren sind fürdie nächsten Jahre vermutlich erstmalvom Tisch. Ändert sich aber das gesellschaftlicheund politische Klima,wird die sehr konservative CDU Hesseneher früher als später auf den Zugaufspringen. Denn das Bewusstseinüber die Vergangenheit schwindet mitder Zeit und damit auch die Angst vorStudierendenprotesten. Deshalb istes unsere Aufgabe als Studierende,sie in Erinnerung zu rufen.[1] Videodokumentation Summerof Resistance reloaded 2006, zumDownload unter http://bit.ly/1cROWNO[2] http://bit.ly/17GrYB9[3] http://is.gd/siVnhA[4] http://bit.ly/1cRP6obFür eine chronologische Zusammenfassungder Entwicklungenrund um die Studiengebühren inHessen siehehttp://bit.ly/1gHFmgzDie Studierenden bereiten sich bereitsauf die Kandidat_innenvorstellungund die Wahl vor. Sie führen Gesprächemit allen Kandidat_innen, um ausreichendZeit für die intensive Diskussionüber Themen zu haben, die dieStudierendenschaft bewegen. Leiderist dies in der Universitätsversammlungnicht möglich, da viele Mitgliederständig auf die Uhr blicken und das Argumentierenfür eigene Standpunkteund kritische Fragen häufig als Angriff,im besten Fall nur als Zeitverschwendungverstanden werden. Im persönlichenGespräch stellt dies jedoch keinProblem dar, weshalb zuhoffen bleibt,dass die UV sich in ihrer Diskussionskulturnoch weiterentwickelt.Inhaltlich wird in der UV derzeit überfamilienfreundliche Termine und dieEinführung einer Gremienzeit diskutiert,das bedeutet einem Zeitraumin der Woche, in dem keine Veranstaltungen,oder nur solche mit Videoaufzeichnung,stattfinden. DieIdee wird von den Studierenden inder UV unterstützt, da so keine Kollisionmehr mit Sitzungen und Lehrveranstaltungenstattfinden würdenund sich mehr Studierende an derHochschulpolitik beteiligen könnten.Zudem würde eine Gremienzeit demStellenwert der Demokratie in derUniversität gerecht werden.


Seite 20 — TheorieWintersemester 2013/14 – LesezeichenLesezeichen — Wintersemester 2013/14 Theorie — Seite 21Bildung vs. KompetenzWie ein Begriffswandel unser Menschenbild verändert.Eine bildungstheoretische Auseinandersetzung.Der klassische Bildungsbegriff Humboldtsspielt in Diskussionen um dasBildungssystem kaum noch eine Rolle.Zwar gibt es hier und da noch Verweisedarauf, im Sprachgebrauch vonBildungspolitiker_innen und Hochschulprofessor_innen,ja selbst vonStudierenden findet Bildung aber nurselten seinen Platz. Lediglich als Teileines Wortes taucht der Begriff nochauf, so z.B. in Bildungssystem, Bildungsstandartsund Bildungspolitik.Mit den Auswüchsen der Verwendungin solchen Zusammenhängen beschäftigtsich der folgende Artikel Bildungund Herrschaft, hier findet eineAuseinandersetzung mit dem „neuenBildungsbegriff“ statt: Kompetenz.Dabei widmet sich der Artikel der Frage,was Bildung und Kompetenz eigentlichsind und warum der Begriffswandelgrundlegende Veränderungenim Menschenbild mit sich bringt.Was bedeutet Bildung?Der klassische Bildungsbegriff lässtsich nur unzureichend in eine kurzeDefinition fassen, zu viele Aspekteund Dimensionen sind in ihm verwoben.Die im folgenden genannten Aspektesind daher nicht abschließendzu verstehen.Bildung als EmanzipationIn klassischen Beschreibungen desBildungsbegriffs und solchen, diesich auf klassische Autor_innen [1] wieHumboldt beziehen, ist die Selbstbestimmungoder Emanzipation ein zentralerAspekt. Sie stellt ein Ziel dar,das durch Bildung erreicht werdensoll: das autonome Individuum, dasselbstbestimmt denkt und moralischeEntscheidungen trifft [2] , sich also vonder gesellschaftlichen Totalität emanzipiert.Grundlage dafür ist die humanistischeIdee aus der Aufklärung, dieMenschen als „zu vernünftiger Selbstbestimmungfähige Subjekte“ [3] anzusehen,die durch Bildung Selbstbestimmungerlangen können.Das Individuum kann eine Selbstbestimmungnur durch Auseinandersetzungmit (Ausdrücken) der bestehendengesellschaftlichen Totalität [4]erreichen. Die Beziehung zwischenIndividuum und Gesellschaft ist dabeieine dialektische. So wird das Individuumdurch seine Beziehung zurgesellschaftlichen Totalität charakterisiert,es kann nicht ohne diese verstandenwerden und umgekehrt [5] .Bildung ist damit auch ein lebenslangerProzess, die Beziehung ist einegrundlegende und sie kann nicht aufgelöstwerden.Der Bildungsprozess geht stets vomSubjekt aus. Bildung bedeutet sich zubilden [6] und bewirkt eine Transformationdes Subjekts [7] . Bildung wirktnur auf und für das Subjekt [8] , setztalso ein Eigeninteresse voraus [9] .Bildung als allgemeine BildungBildung ist im klassischen VerständnisMenschenbildung, Mensch-werden,woraus sich ein Bildungsanspruch füralle freien und gleichen Individuen,also alle Menschen, ergibt. Bildungerhebt somit als allgemeine Bildungden Anspruch, unabhängig vom sozialenStatus jedem Menschen zuzustehen[10] . Dieser Gedanke findet sichbeispielsweise in der AllgemeinenErklärung der Menschenrechte derUNO von 1948 wieder [11] . Danebenbeinhaltet der Begriff der allgemeinenBildung auch eine Inhaltsebene.Auf dieser formuliert er die Forderungnach der Entwicklung einer Vielseitigkeitvon Interessen und die Perspektiveder kompletten Entfaltung allermenschlichen Anlagen [12] .Vier Dimensionen im BildungsbegriffDie moralische Dimension bezeichnetdas Entstehen eines moralischenUrteilsvermögens im Bildungsprozess[13] , das so weit ausgeprägt ist,dass es in der gesellschaftlichen PraxisAnwendung findet und nicht durchdie gesellschaftliche Totalität ersticktwird. Ein Beispiel dafür ist die WhistleblowerinChelsea Manning, die ausmoralischer Empörung über den Umgangmit Menschen im Irak-Krieg geheimeUnterlagen der US-Armee veröffentlichte.Bei der Dimension des Denkens undErkennens steht das Begriffspaar Verstand/ Vernunft im Mittelpunkt. Esgeht darum, den Verstand (produziertbeliebig einsetzbares Wissen) und dieVernunft (fragt nach Voraussetzungund Zielen der Anwendung des produziertenWissens) im Sinne Kants, auszubildenund einzusetzen. Allerdingswar schon für die Autoren der Klassikspürbar, dass die Vernunft gegenüberdenen durch den Verstand konstruiertenSteuerungsinstrumenten zunehmendmachtlos würde, was von Adornound Horkheimer als die „Dialektikder Aufklärung“ bezeichnet wurde [14] .Die dritte Dimension, die ästhetische,basiert auf der Erkenntnis, dass eineästhetische Perspektive auf Kulturneue Erfahrungen ermöglichen kann.Bildung soll ein ästhetisches Vermögenherausbilden [15] , das es ermöglicht,„einen Handlungserfolg zu erzielen,für den es noch keine Regelngibt“ [16] .Eine Dimension, die in heutigen Diskussionenüber den Bildungsbegriffnie zu kurz kommt, ist die der praktischenFähigkeiten. Für ihre Aufnahmein den klassischen Bildungsbegriff gabes zwei Gründe: Zum einen ist die Auseinandersetzungmit praktischen Tätigkeitenein grundlegender Bestandteilder Persönlichkeitsentwicklung.Zum anderen wird mit ihrer Aufnahmedie Perspektive der (Lohn-)Arbeit inden Bildungsverlauf integriert [17] .Hier zeigt sich, dass die Autoren derKlassik trotz des utopiegeleiteten Ansatzesin ihrem Denken dem Arbeitsfetischismus[18] verhaftet blieben.Gestritten wurde nicht über die Arbeitan sich, sondern über die Rolle derpraktischen Dimension im Bildungssystem[19] . Dennoch unterscheidetsich der klassische Bildungsbegriffgrundsätzlich von einem funktionsorientierten,er erklärt Bildung zumSelbstzweck [20] .Was bedeutet Kompetenz?Es gibt eine sehr große Spanne unterschiedlicherDefinitionen von Kompetenz,im folgenden beziehe ich michauf den verbreiteten KompetenzbegriffWeinerts, der u.a. in den DeutschenBildungsstandards verwendetwird [21] . Darin wird Kompetenz als„kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten,bestimmte Probleme zu lösen,sowie die damit verbundenen motivationalen,volitionalen und sozialen Bereitschaften“[22] definiert. Diese Kompetenzsetzt sich nach Weinert ausden Komponenten Fähigkeit, Wissen,Verstehen, Können, Handeln, Erfahrungund Motivation zusammen [23] .Motivation wird lernbarMit dem Kompetenzbegriff wird Motivationals Lernziel formuliert. Dazustellt sich zunächst die Frage, wie Motivationüberhaupt lernbar und messbarsein soll. Motivation ist Voraussetzungzum Lernen, sie wird durchInteresse an Inhalten geweckt. Mitder Motivation Weinerts ist also offenkundigeine andere, eine Art „instrumentelleMotivation“ [24] , gemeint, diestatt einem Inhalt die Steigerung desindividuellen ökonomischen Wertes,der Verwertbarkeit, zum Gegenstandhat. Die Zielsetzung vieler Studierender,das Studium zu schaffen, istin seiner Form als Motivationsgegenstandexemplarisch für die instrumentelleMotivation.Auf das Bildungssystem angewandt,folgt daraus das komplette Gegenteildes Bildungsbegriffs, wie er zuvor beschriebenwurde: Das Bildungsziel derEmanzipation wird durch die Fremdbestimmungersetzt, für die es sich zumotivieren gilt. Im Mittelpunkt der Bildungsteht nicht mehr, dass sich dasIndividuum darüber klar wird, was esmöchte, sondern dass es motiviert istfür das, was andere wollen [25] .Kleinteilig statt ganzheitlichIm Gegensatz zum klassischen Bildungsbegriff,dem einen ganzheitlichenAnsatz innewohnt, versuchtder Kompetenzbegriff also, Fähigkeitenmöglichst kleinteilig und konkretaufzufassen. Er basiert auf einempsychologischen Modell, nach demDenkprozesse in lernbare Einzelhandlungen(also Einzelkomponenten derKompetenz) zerlegt werden können.Wird Kompetenz zur Bildungsvermessungverwendet, bedeutet das, dasseinzelne Komponenten gemessenwerden. Die Idee dahinter ist, dassvon der Leistung in einzelnen Kompetenzkomponentenauf eine Gesamtleistungfür eine bestimmte Tätigkeitgeschlossen werden kann [26] .Kulturelle Rahmenbedingungen [27]und die Sozialisation eines Menschenspielen eine zentrale Rolle für seineDenkprozesse, werden bei dieserSynthese aber komplett ausgeblendet.So können zwei Menschen mitden gleichen Kompetenzen zu völligunterschiedlichen Handlungen fähigsein, weil sie sich in ihrer Sozialisationund kulturellen Prägung unterschieden.Von Kompetenzen auf konkreteFähigkeiten zur Tätigkeit zu schließen,funktioniert nicht [28] , die Kompetenzenbleiben selbstbezogen.Bildung vs. KompetenzDer klassische Bildungsbegriff und derKompetenzbegriff widersprechen sichfundamental. Steht bei der Bildungeher der Selbstbestimmungsaspektund die freie Entfaltung des Individuumsim Vordergrund, bezieht sich derKompetenzbegriff auf die Funktiondes Individuums in der Gesellschaft,beurteilt letztendlich also seine Nützlichkeitbzw. Verwertbarkeit im Kapitalismus.Entsprechend sieht auch dasMenschenbild aus: Auf der einen Seitesteht das zur vernünftigen Selbstbestimmungfähige Subjekt, auf der anderender Mensch als Homo oeconomicusbzw. als Humankapital.Für diebildungspolitische Diskussion bedeutetdie Dominanz des Kompetenzbegriffseine Verengung der Perspektiveauf das Nützliche. So verschwindet derMensch selbst aus dem Blick und seineVernunft gerät in die Mühlen der vomVerstand konzipierten Steuerungsinstrumente.Die Folge sind Studierende,die zwar irgendwie in der Lage sind, ihrWissen und ihre Fähigkeiten einzusetzen,sich über moralische und gesellschaftlicheImplikationen ihres Handelnsaber keine Gedanken machen.[1] Die Auseinandersetzung mit dem Bildungsbegriffwar in der Zeit der Spätaufklärung reineMännersache, daher wird hier und bei folgendenBezugspunkten die männliche Form genutzt.[2] vgl. Klafki 2007, S. 19[3] ebd., S. 18[4] bei Klafki: „objektiv-allgemeine Inhaltlichkeit“,ebd., S. 26[5] vgl. ebd., S. 26[6] vgl. Dörpinghaus 2009, S. 5[7] vgl. ebd., S. 9[8] vgl. Krautz 2011, S. 21[9] vgl. ebd., S. 18[10] vgl. Klafki 2007, S. 21[11] vgl. Krautz 2011, S. 39[12] vgl. Klafki 2007, S. 30[13] vgl. ebd., S. 30f.[14] vgl. ebd., S. 31[15] vgl. Klafki 2007, S. 32f.[16] Ladenthin 2003, S. 368[17] vg. ebd., S. 35[18] Bei dem Arbeitsfetischismus handelt es sichum eine Analogie zum Warenfetischismus nachKarl Marx. Dabei wird die Lohnarbeit naturalisiert.Eine ausführliche Auseinandersetzung mit demWarenfetisch führt Michael Heinrich in Kritik derpolitischen Ökonomie – Eine Einführung (2005 3 )auf S. 69-77.[19] vgl. ebd., S. 35f.[20] vgl. Dörpinghaus 2009, S. 5[21] vgl. Ladenthin 2011, S. 2[22] BMBF 2009, S. 72[23] vgl. ebd., S. 73[24] in Anlehnung an die instrumentelle VernunftAdornos und Horkheimers[25] vgl. Ladenthin 2011, S. 3[26] vgl. ebd., S. 4[27] vgl. ebd., S. 4[28] vgl. ebd., S. 4LiteraturDörpinghaus, Andreas. 2009. „Bildung. Plädoyerwider die Verdummung.“ Forschung &Lehre 9/2009 Supplement: S. 3-14.Klafki, Wolfgang. 2007. Neue Studien zurBildungstheorie und Didaktik. Weinheim,Basel: Beltz.Krautz, Jochen. 2011. Ware Bildung. München:Diederichs.Ladenthin, Volker. 2003. „PISA - Recht undGrenzen einer globalen empirischen Studie.Eine bildungstheoretische Betrachtung“.Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik79.2003 Heft 3: 354-375.Ladenthin, Volker. 2011. „Kompetenzorientierungals Indiz pädagogischer Orientierungslosigkeit.“Profil Mitgliederzeitungdes Deutschen Philologenverbandes Heft09/2011: 1-6.TheorieÜber den Widerspruch von Bildung und HerrschaftWenn man sich gegenwärtig den Bildungsbegriffim Hinblick auf seineAneignung im öffentlichen Raum bewusstmacht, so fällt auf, dass dieserfür eine Vielzahl von Funktionen verwendetwird. Bildung scheint als Allheilmittelzu fungieren. Einerseits umder Politikverdrossenheit entgegenzuwirken,Integration zu gewährleistenund damit die Demokratie zu stärken,andererseits um dem Einzelnen einengewissen Lebensstandard zu sichernund dabei gleichzeitig das Wirtschaftswachstumdes jeweiligen Staates zuermöglichen. Die Beliebigkeit mit derunterschiedliche Akteur_innen (Politik,Wirtschaft) ihre Forderungen zur Lösunggesellschaftlicher Probleme mit„mehr Bildung“ verknüpfen, erscheintzunächst im alltäglichen Verständnisunproblematisch. Bildung ist gut,mehr Bildung ist besser.Doch aus bildungstheoretischer Perspektiveerschreckt diese „Trivialisierung“(Alfred Schäfer) umso mehr.Das Sammelsurium von Funktionen,die unter dem Begriff der Bildungsubsumiert werden, entleert ihre geschichtlicheGenese, ihre bildungstheoretischenAuseinandersetzungen.Unter diesen gesellschaftlichen Bedingungenlohnt es sich vielleicht einenkleinen Einblick in die BildungstheorieHeinz-Joachim Heydorns und GernotKoneffkes zu werfen.Heydorn entwirft in seinem Hauptwerk„Über den Widerspruch von Bildungund Herrschaft“ eine Bildungsgeschichtedes Menschen. Für ihn sinddie Bedingungen, unter denen Bildungsich entwickelte, empirisch fassbar zumachen. Bedingt durch Handel, Arbeitsteilungetc. entstanden im antikenGriechenland Bedürfnisse, derenBefriedigung ein rational bestimmbaresWissen bedurfte. Mythische Erklärungenreichten dazu nicht mehr aus.Um dem gesellschaftlichen Bedürfnisnach (partiell) säkularem Wissennachzukommen, fanden Ansätze einerInstitutionalisierung statt. Menschenwurden von der Gesellschaft beauftragt,bestimmte Naturzusammenhängezu erforschen. Daraus resultiertDistanz zum gegebenen Lebenszusammenhang,jedoch bei gleichzeitigerAbhängigkeit zur Gesellschaft,da jene Form der Dienstleistung demInteresse und Vorteil der gegebenenGesellschaft entsprechen soll.Aus diesem Verhältnis gewinnt Bildungeine eigenständige Triebkraft. [1]„Als Instrument gedacht, mittels dessendie Gesellschaft ihren Interessenwirksamer dienen kann, sich zuverewigen glaubt, gewinnt sie überdiese ihre Determination, ihre Freiheit“[2] . Aus der zweckgebundenenFunktionalität kristallisieren sich eigenständigeFragestellungen heraus.„Die Frage nach der Wahrheit richtetsich zunächst an die Natur, aber in ihrerkennt der Mensch sein Angesicht,sieht er das eigene Auge zum erstenMal.“ [3] Aus der rationalen Beherrschungder Natur entwickelt sich dasSelbstbewusstsein des Menschen, derenGemeinsamkeit das Vermögen derVernunft bildet. Damit wird „die Geschichteder Bildung zur Geschichtedes unbeendeten Versuchs, den Inhaltdieser Vernunft zu gewinnen und ihnin Verwirklichung zu übersetzten.“ [4]Mit der Erkenntnis rational vermitteltenWissens geht die Naturbeherrschungeinher, und damit dieLoslösung der personifizierten Naturgewalten.Dem Schicksalsgriff der mythischenGötter entronnen, bleibt daspartikulare Herrschaftsverhältnis vonMenschen über Menschen. Die durchBildung hervorgebrachten Erkenntnissesteigern die Produktivität. ErweiterterHandel und Geldwirtschaft erzeugteine wohlhabende Kaufmannsklassemit politischem Gewicht. Bildungund Herrschaft sind nicht, wie zuvermuten wäre, als Gegensätze zubegreifen, sondern stehen in einemdialektischen Verhältnis. Bildung istnur in ihrer Verstrickung mit Herrschaftzu begreifen. Die partikularenHerrschaftsansprüche sind auf dieProduktion rationalen Wissens zur Sicherungangewiesen. Der Preis diesesNutzens, den Bildung liefert, liegt inder Spontanität und Freiheit, mit derBildung, der Möglichkeit nach, überdie gegebenen Bedingungen hinausgehen kann. [5] „Unter den materiellenBedingungen der sich differenzierendengesellschaftlichen Verhältnisseder griechischen Sklav_innengesellschaftist diese auf Dienstleistungenangewiesen, in denen die Negationvon Herrschaft prinzipiell mitgesetztist. Im Lichte der Allgemeinheit derVernunft steht nun die Partikularitätaller Herrschaft als irrational zur Kritikund hat das Scheinrecht unbeschränkterMacht verloren.“ [6] Ebenso mit derBildung. Ihrem Ursprung nach ist siemit Herrschaft verbunden, zugleichaber auch der Bruch mit Herrschaft,indem sie die humane Rationalitäteinfordert.Zum Widerspruch von Bildung undHerrschaft in der bürgerlichen GesellschaftDie Schule das System – Screenshot aus „The Wall“ von Roger WatersIn Heydorns spezifischem Blick aufdie Geschichte werden gesellschaftlich-ökonomischeBewegungen mitder Erkenntnis und dem Bewusstseinder Menschen in Zusammenhang gebracht.Das Verhältnis von Bildungund Herrschaft bleibt zentrales analytischesWerkzeug. Jedoch resultiertaus dem dynamischen Spannungsverhältniseine veränderte Vermittlung.Sowohl die Herrschaftsstrukturenals auch die Möglichkeiten der Überschreitunghängen von spezifischenBedingungen ab. So diente Bildungin der Antike einerseits der Sicherungder griechischen Sklavenhalter_innengesellschaft,indem rational vermitteltesWissen die Hierarchisierung derGesellschaft förderte. Anderseits entwickeltesie die Möglichkeit ihrer Überschreitung.In der Erkenntnis, dass diegesellschaftliche Ordnung eine vonMenschen gemachte ist, wird Kritikan der gegebenen Herrschaftsstrukturerst möglich.Die Entwicklung bürgerlicher Gesellschaftist für Heydorn als Abgrenzunggegenüber der Feudalherrschaft zuverstehen. Die feudale Gesellschaft,gekennzeichnet durch ein starres religiöslegitimiertes Ständesystem,stand im Widerspruch zu den sichbeschleunigten Produktivkräften. DieForderung des Rechts auf Selbstbestimmung,das für die bürgerlicheGesellschaft charakteristisch ist, unterliegtsomit historischen Bedingungen.Die universalistischen Werte vonFreiheit und Gleichheit bilden zugleichdie Ausgangspunkte neuer partikularerHerrschaftsstrukturen. Die in Abgrenzungzur Feudalgesellschaft aufVernunft begründete Organisation derGesellschaft schafft ihren Zusammenhaltvornehmlich durch die rationalökonomische Struktur, statt durchpolitische Rationalität. Die Differenzvon Anspruch und Wirklichkeit sindklar erkennbar. [7] Die bürgerliche Gesellschaftträgt jedoch die Möglichkeitihrer Überwindung mit sich. Vernunftund Selbstbestimmung, als Abgrenzunggegenüber der Feudalgesellschaft,wenden sich als Kritik gegenjede Herrschaftsform, eben auch gegendie bürgerliche. Die Notwendigkeitder Selbstsetzung der Subjektezur Gesellschaft lässt sie brüchig undoffen erscheinen. [8] Die auf Selbstsetzungder Subjekte aufbauendeGesellschaft steht notwendig im Zusammenhangmit der Konstitutionvon Pädagogik. Während im Feudalismusdie Integration in die Gesellschaftdurch Geburt geregelt wurde und damitnaturwüchsig von statten ging,treten Individuum und Gesellschaft inder bürgerlichen Gesellschaft auseinander.Die dynamische Bestandssicherungder bürgerlichen Gesellschaftfunktioniert nur über die zu freiemHandeln veranlassten Individuen.„Die Gesellschaft kann ihren Primatnur bewahren, indem und soweit sieihn an die Individuen abgibt, damitsie diese Gesellschaft unablässig voranbringt.“[9] Die Reproduktion imdynamischen Prozess bürgerlicherGesellschaft kann nur funktionierendurch die Selbstständigkeit der Subjekte,die gerade dadurch den Prozessvorantreiben. Selbstbestimmung wirdfunktional und in den Verwertungsprozessintegriert.Die Widersprüchlichkeit der bürgerlichenGesellschaft trifft notwendigauch die Pädagogik, in deren Zusammenhangsie sich entwickelte. DieAusweitung der institutionalisiertenBildung zur allgemeinen Schulpflichtzeigt das grundlegende Bedürfnisnach Bildung. Die stetigen Umwälzungenim Produktionsprozess und ihretechnischen Durchdringung, verlangtvon den Subjekten einen hohen Gradan Abstraktionsvermögen, um denArbeitsanforderungen gerecht zu werden.Jedoch geht Pädagogik in der Reproduktionder gegeben Verhältnissenicht auf, in dem sie ebenso die Seiteder prinzipiellen Selbstbestimmungrepräsentiert. Pädagogik muss, umihren kritischen Aspekt zur Geltungzu bringen, ihre eigene Verstrickungerkennen. Nur durch diese Selbstreflexionkönnen Herrschaftsverhältnisseüberhaupt erkannt werden undgleichzeitig Möglichkeiten emanzipatorischerPraxis in der Wirklichkeitidentifiziert werden. Bildung dient alsWerkzeug, zum Erkennen von Möglichkeiten,(Selbst)Kritik, Reflexion. Sieersetzt jedoch nicht die politische Auseinandersetzung.[10]„Denn die Insistenz auf der Gewaltlosigkeitgesellschaftlicher Veränderung,allein aus der Einsicht aller, diedie Veränderung selber wollen müssen,läuft auf die Garantie bestehenderBesitzverhältnisse hinaus.“ [11][1] Vgl. Heydorn, Heinz-Joachim: Über denWiderspruch von Bildung und Herrschaft, Wetzlar2004.S. 5-8[2] Ebd. 7-8[3] Ebd. S.8[4] Ebd. S.11[5] Vgl. Koneffke, Gernot: Über den Widerspruchvon Bildung und Herrschaft, S.4f.; Auszüge einesunveröffentlichten Manuskripts - Einführung indas Buch „Über den Widerspruch von Bildung undHerrschaft“ von Heydorn[6] Ebd. S.4[7] Vgl. Koneffke, Gernot: Einleitung: Zur Dialektikder Mündigkeit. In: Pädagogik im Übergang zurbürgerlichen Herrschaftsgesellschaft: Studien zurSozialgeschichte und Philosophie der Bildung,Wetzlar 1994, S.7-20. S. 12-14[8] Vgl. ebd. S.16[9] Koneffke, Gernot: Einleitung: Zur Dialektikder Mündigkeit. In: Pädagogik im Übergang zurbürgerlichen Herrschaftsgesellschaft: Studien zurSozialgeschichte und Philosophie der Bildung,Wetzlar 1994, S.7-20. S. 15[10] Vgl. ebd. S.14f.[11] Ebd. S.19


Seite 22 — TheorieWintersemester 2013/14 – LesezeichenLesezeichen — Wintersemester 2013/14 Theorie — Seite 23Mit Wimpel und MützchenHat man es bei den „Antideutschen“ tatsächlich mit „idiologisch Fanatisierten“ zu tun,die unter einer „neurotischen Überidentifikation“ mit Jüdinnen und Juden leiden?Ist Isreal für sie nur die „Projektionsfläche“ für ihre eigenen Befindlichkeiten?Oder üben die Antideutschen dringend notwendige Ideologie- und Gesellschaftskritik?Text: Stephan GrigatDie so genannten Antideutschen geisternseit gut 15 Jahren durch die bundesrepublikanischepolitische Diskussion.Ihre Geschichte beginnt Ende derachtziger Jahre, als sich Angehörigeder radikalen Linken auf Jean Amérybesannen, der seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 immer wieder betont hat,dass die Linke sich im Kampf gegenAntisemitis mus und Antizionismusneu zu definieren ha be. [1] Mit der Zeithat sich eine eigenständige Strömunggesellschafts kritischen Denkens etabliert,die sich der Aufmerksamkeitdes deutschen Verfassungsschutzesebenso sicher sein kann wie jener vonösterreichischen, deutschen und israelischenTageszeitungen. [2]Mit den Antideutschen haben sichinnerhalb der Linken Gruppierungenherausgebildet, die sich als explizitproisraelisch begreifen und dadurchmit der langen Tradition des linken(insbe sondere des linksradikalen)Antizionismus gebrochen haben.Die anfängliche Kritik dieser „antideutschen“Kommunisten an einemlinken Antisemitismus, welche dieKritik an den vorherrschenden Ausprägungenlinker Israel-Feind schaftimplizierte, wurde sowohl in Teilender politischen als auch der akademischenLinken begrüßt und aufgegriffen.Die aus dieser Kritik resultierendeParteinahme für den israelischenStaat stieß jedoch auf schroffe Ablehnung.Insbesondere seit Beginn derso genannten Al-Aqsa-Intifada ist dieseParteinahme mit dem Vorwurf desPhilosemitismus konfrontiert. Die Solidaritätmit Israel resultiere nicht auseiner Auseinandersetzung mit demrealen Konflikt im Nahen Osten, sondernaus einer „Überidentifikation“mit Juden und Jüdinnen sowie aus der„Projektion“ links-deutscher Befindlichkeitenauf Israel.In dem in der Internet-EnzyklopädieWikipedia zu findenden Eintrag zumPhilosemitismus wird ein „antideutscherPhilosemitismus“ als Beispielangeführt. [3] Isabel Erdem meint in derZeitschrift der Rosa-Luxemburg-Stiftung,die Antideutschen würden solcheinen Philosemitismus gegen denAntisemitismus in Anschlag bringen.Das Problematische dabei sei, dass„beim Philosemitismus jüdische Personen(…) ebenso als homogene Massebetrachtet (werden), wie dies beimAntisemitismus der Fall ist, nur dassdie Vorzeichen umgekehrt sind“. [4]Autoren aus der autonomen Szenemeinen, die Antideutschen würden„die in der eigenen Gesellschaftaufgegebenen Emanzipations- oderRe volutionshoffnungen auf ein entferntesnationalstaatliches Projekt“projizieren. [5] Franz Schandl sprichthinsichtlich der antideutschen Kritikvon einem „religiös gewordenen Bezugauf Israel“. [6] Dem „linksradikalenPhilosemitismus“ sei Israel „das neueErsatzsubjekt für Arbeiterklasse undKommunismus“. [7] Bernhard Schmidhat diesem Vorwurf der Projektioneine eigene Broschüre gewidmet. [8]Traditions kommunisten sehen in demden Antideutschen unterstellten Philosemitismusdie Übernahme der„BRD-Staatsdoktrin“ [9] durch ehemalslinke Kräfte. Robert Misik erklärtdie antideutsche Strömung zur „groteskestenNarrentruppe deutschenSchuldkomplexes“. [10]Robert Kurz zufolge handelt es sichbei der anti deutschen Kritik um eine„neurotische Über iden ti fi ka tion“ [11]mit Israel, bei der es „in Wahrheitnicht um Israel und den Nahost-Konflikt“ [12] gehe. In der antideutschenKritik an der Instrumentalisierunglinker jüdischer Israelis alsKronzeugen in der deutschen undösterreichischen Nahost-Debattekönne „es schon mal vorkommen,dass in der Erregung die antisemitischeHundezunge aus dem überidentifikatorsich-philosemitischenantideutschen Rachen bleckt“. [13]Im „Philozionismus“ der antideutschenLinken würden Juden „als idealtypischeVerkörperung zum Objektvon Liebe und Mitgefühl und dienen(…) als Projektionsfläche, als selbstgeschaffenes Bild, als Fetisch“. [14]Schon 1991 war die antideutscheKritik, welche damals in dem Zusammenschluss„Radikale Linke“ nochvon einem heterogeneren Spektrumformuliert wurde als heute, mit demVorwurf des „Philozionismus“ konfrontiert[15] – ein Begriff, der in denAuseinandersetzungen zum Philosemitismusselten gebraucht wird.Christina Späti verwendet ihn zurCharakterisie rung der deutschsprachigenproisraelischen Linken derfünfziger und sechziger Jahre. [16]Während der Begriff bei Späti in analytischerAbsicht gebraucht wird, hater sowohl bei den Rechtsextremenals auch bei den Antizionisten undden Kritikern der Antideutschen einepolitische Funktion. Der Begriff desPhilosemitismus eignet sich nichtnur zur Kritik an jenem merkwürdigenInteresse für jüdische Religionund Gebräuche, dessen Nähe zumAntisemitismus außer Frage stehtund das man von KZ-Kommandantenebenso kennt wie von christlichenIsrael-Freunden, sondern er kann alspolitischer Kampfbegriff auch zur Diskreditierungder Antisemitismuskritikdienen. In ähnlicher Weise soll der Begriffdes „Philozionismus“ in den aktuellenDebatten keine anders gearteteSolidarität mit dem zionistischenProjekt beför dern, sondern er dientder Aufkündigung jeglicher Form vonIsrael-Solidarität. Moshe Zuckermannmeint, in der gegenwärtigen Ideologiekritik„ideologisch fanatisierteIsrael-Solidarisierer“ ausgemacht zuhaben, die „keine kleinere Pest“ seienals jene, „die Israel aus antisemitischenBeweggründen angreifen“. [17]Die „solidarisierungswütigen Israel-Freunde“ hätten den „ausgepichtenIsrael-Feinden nichts voraus“. [18] DieParteinahme für Israel wäre demnachalso ähnlich zu beurteilen und ebensozu bekämpfen wie der Antisemitismus,was in Zuckermanns Logikinsofern folgerichtig ist, als er auchidentische Grün de für eine linke Solidarisierungmit Israel und für den Antisemitismussieht: „Ich meine auch,dass dieser Philosemitismus dem gleichenRessentiment entstammt wieder Antisemitismus.“ [19]All diesen Vorwürfen ist eines gemeinsam:Sie gehen an keiner Stelleauf die Textproduktion der antideutschenIdeologiekritik ein. Entwederkommen sie wie bei Zuckermann völligohne Literaturhinweise aus, odersie beziehen sich auf einzelne Sätzein Flugblättern und Veranstaltungsankündigungen,ignorieren aber dieprogrammatischen Texte, die sichin mehreren Buchpublikationen undrund 15 Jahrgängen von Zeitschriftenfinden. Die Autorenwürden sichauch schwer tun,Belege für ihrewortgewaltigenund mitunter wüstenAnschuldigungenzu finden.Die Ignoranz gegenüberden tatsächlichenPo sitionender antideutschenKritik soll aneinem einfachenBeispiel verdeutlichtwerden: Auch Martin Klokes zitierteBehauptung, die Positionen derAntideutschen würden sich mit den„Maximalpositionen der israelischenRechten“ decken, wird nicht an Textender antideutschen Linken ausgewiesen.Das wäre auch gar nicht möglich,da sich in diesen an keiner Stelle Ausführungenfinden, die etwa eine Vertreibungder Palästinenser aus demWestjor danland oder eine Ausdehnungder israelischen Staatsgrenzenbis weit in den Irak fordern. Genaudas aber sind die „Maximalpositionender israelischen Rechten“.Einmal abgesehen von der bemerkenswertenSelbstverständlichkeit,mit der all jene Autoren, die der Ideologiekritikin der Tradition der KritischenTheorie ein „Abarbeiten an einemdeutschen Schuldkomplex“ unterstellen,davon ausgehen, dass es sichbei Antideutschen ausschließlich umNicht-Juden handelt, kann konstatiertwerden, dass in der antideutschenText produktion selbstanklägerischeVergangenheits- und Identitätspolitikebenso scharf kritisiert werdenwie philosemitische Anwandlungen.Clemens Nachtmann, Redakteur derZeitschrift Bahamas, hat in einemAufsatz klargestellt, dass sich antideutscheKritik „jetzt und in Zukunftzuvörderst gegen Bekennertum undIdentitätspolitik“ richtet. [20] Hinsichtlichder Solidarität mit dem Staat derÜberlebenden der Shoah fordert er,diese nicht „durch irgendwelche pathetischenBekenntnisse und Selbststilisierungenals uneigennützige undhoch herzige Freunde der Juden“ zudiskreditieren. [21] Eine so verstandeneSolidarität mit Israel resultiert ihremSelbstverständnis nach nicht aus„Der Zionismus ist eineNotwehrmaßnahme gegenden Antisemitismusund muss in der Re a­lisierung der Notwehr sichauf die Verfasstheit derWelt positiv beziehen.“Schuldreflexen, „Überidentifikation“und „Projektionen“, sondern aus einermaterialistischen Gesellschaftskritik,die sich auf den Marxschen und denAdornoschen kategorischen Imperativbezieht. Ausgehend von diesen lässtsich im Verständnis der antideutschenKritik eine Art ka tegorischer Imperativfür Gesellschaftskritik in der Gegenwartformulieren: „Eine jede Staatskritikwird daran zu messen sein, obsie mit dem Staat Israel, jener prekärenNothilfemaßnahme gegen dieantisemitische Raserei, sich bedingungslossolidarisch erklärt, was dieSolidarität mit dessen bewaffneterSelbstverteidigung selbstverständlicheinschließt. (…) Und jede Kritik amKapital ist daran zu messen, ob sie,als ihr theoretisches Zentrum, dessennegative Selbstaufhebung in manifesterBarbarei als eine wiederholbareKonstellation auf den Begriff zu bringenvermag und zum Angelpunkt derAgitation macht.“ [22]Ihrem Selbstverständnis nach ist diesalso eine Kritik, die sich für Juden alsJuden nur insofern interessiert, als sieOpfer des Antisemitismus waren undsind. Zu ihrem „Jüdisch-Sein“– unddas grenzt sie vonphilosemitischenAnwand lungendeutlich ab – hatsie ebenso wenigzu sagen wie zurjüdischen Kulturund Tradition. JüdischeReligioninteressiert sie lediglichunter demGesichtspunkteiner Verwandtschaftzwischenjüdischem Messianismus und materialistischerKritik. [23]Wenn Zuckermann konstatiert, dieProtagonisten der linken Solidaritätmit Israel würden einen „Zionismus“betreiben, der „weitgehend enthistorisiert“[24] sei, so gilt es darauf zuverweisen, dass es der Kritik des Antizionismusnicht um den politischenAntizionismus vor Auschwitz geht,der sich gerade als linksradikaler mitdem Verweis auf die anstehende allgemeineEmanzipation, die auch denAntisemitismus aus der Welt schaffenwürde, noch legitimieren konnte, sondernum den postnazistischen Antizionismus,dessen Kern es ist, Juden undJüdinnen, mit welcher Begründungauch immer, das Recht auf einen eigenenNationalstaat zu verwehren,selbst noch nach der Shoah, nachdem Scheitern nicht nur des bürgerlichenGleichheitsversprechens,sondern auch der kommunistischenEmanzipations er war tung. Selbstverständlichexistieren auch beidieser postnazistischen IdeologieUnterschie de zwischen einem jüdischenund innerisraelischen Antizionismuseinerseits und einem nichtjüdischenund außerisraelischenandererseits. [25] Diese spielen aberfür die hier verhan delten Zusammenhängekeine Rolle.Der Zionismus ist eine Notwehrmaßnahmegegen den Antisemitismusund muss in der Re a lisierung derNotwehr sich auf die Verfasstheit derWelt positiv beziehen. Er muss sichStaat und Kapitalakkumulation zu Eigenmachen, will er in einer Welt vonStaaten und Kapitalakkumulation bestehen.Kritische Theorie hingegenhält an der Möglichkeit fest, mit derAbschaffung von Staat und Kapital,mit der allgemeinen Emanzipationvon Ausbeutung und Herrschaft, mitder Überwindung der fetischistischenWertverwertung auch die Notwendigkeitdes Zionismus aus der Welt zuschaffen – was erklärtermaßen dasZiel der antideutschen Kritik ist. [26] Alleindiese Tatsache führt den Vorwurfeines „Philozionismus“ ad absur dum.Die antideutsche Kritik leitet nicht auseinem „unreflektierten Solidaritätsaffektmit Israel (…) eine essentialistischgrundierte antipalästinensischebeziehungsweise antimuslimischeGrundhaltung“ [27] her, sondern formuliertmaterialistisch fundierte Kritikam politischen Islam. Sie verweist darauf,dass es etwas Schlim meres gibtals den Kapitalismus und die bürgerlicheGesellschaft: ihre barbarischeAufhebung. Für diese negative Aufhebungder bürgerlichen Gesellschaftstehen historisch der Nationalsozialismusund der Faschismus. Heuteaber ist der jihadistische Islam zumHaupt pro ta gonisten solch einer Aufhebunggeworden. Bei allen offenkundigenUnterschieden, die zwischendem Nationalsozialismus und der islamischenErweckungsbewegung bestehen,kann die antideutsche Kritikdoch darauf verweisen, dass beideIdeologien für einen ressentimentgeladenenAntikapitalismus stehen, derdas vom Kapital verursachte Elendnicht ab schaffen, sondern nur anders,„volksgemeinschaftlich“ oder ummasozialistisch,[28] organisieren möchteund die den Tod zahlreicher Menschenachselzuckend in Kauf nehmende instrumentelleVernunft der bürgerlichenGesellschaft noch durch die wahnhafteVernichtung von Menschen um derVernichtung willen ergänzt. [29]Vor diesem Hintergrund ist imSelbstverständ nis der antideutschenIdeologiekritik die Parteinahme fürIsrael, die nicht davon zu abstrahierenbraucht, dass staatliche Verteidigungsmaßnahmenauch zu grauenhaftenÜbergriffen führen könnenund dass staatliches Handeln in Israelkeineswegs auf den Zweck derVer hinderung der Vernichtung beschränktist, eine zwingende Konsequenzaus der Kritik des Fetischismuskapitalakkumulierender und staatlichverwalteter Gesellschaften: „Die radikaleEntfaltung der Kritik der politischenÖkonomie zu ihrer revolutionärenKonsequenz (ist) gleichbedeutendmit der bedingungslosen Solidarität,die wir Israel schuldig sind.“ [30] DerZionismus ist für die Ideologiekritikin der Tradition der Kritischen Theoriezwar nicht die richtige Antwort aufden Antisemitismus (das wäre nachwie vor die Errichtung der klassenundstaatenlosen Weltgesellschaft,die freie Assoziation freier Individuen,die befreite Gesellschaft, die es denMenschen ermöglicht, ohne Angstund Zwang verschieden zu sein), aberer ist, ganz unabhängig von seiner jekonkreten Ausgestaltung in der je unterschiedlichbegründeten und zu bewertendenisraelischen Regierungspolitik,die vorläufig einzig mögliche.So gesehen ist der Zionismus „dasnotwendig falsche Bewusstsein derJuden und Jüdinnen, die das richtigeBewusstsein über ihre Verfolgung erlangthaben“. [31] Politkitsch & FahnenschwenkenDennoch stellt sich das Problem, dasses insbesondere in einigen Ausläufernder autonomen Antifa-Szeneschick geworden ist, mit einer kaummehr theoretisch begründeten Israel-Solidarität zu kokettieren.SolchesVerhalten wirdvon antideutschenGruppen allerdingsscharf kritisiert.Die antideutscheAG Antifaaus Halle schreibtbeispielsweise voneiner „autonominfantilenBegeisterungfür Wimpel,Vereinsabzeichenund Bekenntnis-Buttons“, die sich„in den absurdestenFormen an denSymbolen Israels“festmache. [32] Miteiner implizitenBezugnahme aufdie Theorien über die Gefahren einesUmschlags von Philo- in Antisemitismuswird klargestellt, dass man sichüber die Beschaffenheit dieser Art vonIsrael-Freundschaft keine Illusionenmachen sollte: „Eine Freundschaft,die vor allem auf der Begeisterungfür Politkitsch, Anhänger, bedruckteMützchen und Tassen, Pilgerreisenusw. basiert, kann den Gegenstanddieser Freundschaft schnell wiederwechseln. Man kennt das aus derKindheit, deren Konservierung sichdie autonomen Gruppen ja auf ihreFahnen geschrieben haben: Vor einigenWochen konnte kein Schritt ohneden braunen Teddy gemacht werden,jetzt liegt er unbeachtet in der Ecke,weil sich das Bedürfnis nach Nähe,Kuscheln usw. plötzlich am Plüschtierhasenfestmacht.“ [33]Die Kritik an falschen Identifikationenbedeu tet jedoch nicht, dass dieantideutsche Gesellschaftskritik undihre aus der Kritik der politischen Ökonomiein Reflexion auf den Nationalsozialismusund sein Fortwesen entwickelteSolidarität mit Israel ohne jedeArt von Identifikation auskäme. [34] Esgeht hier um Identifizierung etwa imSinne von Herbert Marcuse, der geschriebenhat: „Ich kann nicht vergessen,dass die Juden jahrhundertelangzu den Verfolgten und Unterdrücktengehörten, dass sechs Millionen vonihnen vor nicht allzu langer Zeit vernichtetworden sind. (…) Wenn endlichfür diese Menschen ein Bereichgeschaffen wird, in dem sie vor Verfolgungund Unterdrückung keine Angstmehr zu haben brauchen, so ist dasein Ziel, mit dem ich mich identisch„Die antideutsche Kritik alsIdeologiekritiksich stets auch als Kritikam Gesinnungskitsch derdeutsch-jüdischen Versöhnungmit ihrem tatsächlich‚klebrigen Philosemitismus‘,den ElfriedeMüller der antideutschenIdeologiekritik zuschreibt“erklären muss.“ [35]Inwieweit die Symbole des israelischenStaates zur kritischen Interventionin konkreten politischen Situationenin der Bundesrepublik oderÖsterreich taugen – und nur als solchekönnen sie für eine militante Ideologiekritiksinn voll zum Einsatz kommen–, wird auch von Pro tagonistender antideutschen Gesellschaftskritikkontrovers diskutiert. Die antideutscheKritik als Ideologiekritik verstandsich stets auch als Kritik am Gesinnungskitschder deutsch-jüdischenVersöhnung mit ihrem tatsächlich„klebrigen Philosemitismus“, den ElfriedeMüller der antideutschen Ideologiekritikzuschreibt. [36] Für einesolche Kritik stand von Beginn an einPolemiker wie Eike Geisel, der schonfrüh „jenes unerträgliche Gemischaus jugendbewegtem Begegnungskitschund immer gleicher Beschäftigungstherapie,aus betroffenenChristen, schwärmerischen Israel-Touristen,geduldigen Berufsjuden, bekennendenDeutschen,eiferndenHobbyjudaistenverstand und akribischenAlltagshistorikern“als unangenehmwahrgenommenhat. [37]An den Rändernder antideutschenKritik mag sichmitt lerweile einMilieu herausgebildethaben, indem Kritik tatsächlichersetztwird durch Begegnungsprogrammemit israelischenJugendlichen, denImport von israelischemHipHop oder die Unterstützungvon „Israelischen Wochen“ inden Lebensmittelabteilungen deutscherKaufhausketten. Und der eineoder die andere Antideutsche jüngerenSemesters sollte besser Adornolesen als eifrig Hebräisch zu pauken.Dort aber, wo die antideutsche Kritiknicht als letzter Schrei der linkenGesinnungsmoden auftritt, sondernsich als Ideologiekritik in der Traditionder Kritischen Theorie artikuliert,hat sie immer schon die Kritik an falschenIdentifizierungen, Projektionenund philosemitischen Anwandlungenimpliziert. Unreflektierter Aktivismusund sinnentleertes Fahnenschwenkenkann sich an keiner Stelle an derantideutschen Textproduktion orientieren,sondern steht im Widerspruchzu dieser und ihrer Kritik an Politkitschund der Sehnsucht nach einerBewegung. Der Vorwurf des Philosemitismusund Philozionismus an dieAntideutschen ist jedenfalls an denTexten der antideutschen Kritik nichtauszuweisen.Redaktionell gekürzter und bearbeteterVorabdruck mit freundlicher Genehmigungdes Autors aus: Irene A.Diekmann/Elke-Vera Kotowski (Hg.):Geliebter Feind – Gehasster Freund.Philosemitismus in Geschichte undGegenwart. Das Buch erscheint Ende2008 im Verlag für Berlin-Brandenburg:www.verlagberlinbrandenburg.deDer Artikel ist in der Jungle World Nr.32 am 7. August 2008 erschienen undvollständig unter http://jungle-world.com/artikel/2008/32/22377.html zufinden.[1] Vgl. Améry, Jean: Der ehrbare Antisemitismus.Rede zur Woche der Brüderlichkeit. In: Ders.: Werke,Bd. 7 Stuttgart 2005, S. 191[2] Vgl. Kestler, Stefan: Antisemitismus und das linksextremistischeSpektrum in Deutschland nach 1945.In: Bundesamt für Verfassungsschutz (Hrsg.): NeuerAntisemitismus? Judenfeindschaft im politischen undim öffentlichen Diskurs. www.verfassungsschutz.de/de/publikationen/allgemeineinfos/broschuere-20512symposium_2005/ (13.08.2007), S. 44–50;Wehner, Markus: Linker Spaltpilz. In: »FrankfurterAllgemeine Sonntagszeitung«, 25.02.2007; Simon,Anne-Catherine: Streit – »Neuer Antisemitismus«. In:»Die Presse«, 09.08.2006; Weinthal, Benjamin: Letterfrom Berlin. The anti-anti-Zionists. In: »Haaretz«,03.08.2007. In Weinthals Text wird der Vorwurf desPhilosemitismus an die Antideutschen erwähnt undexplizit zurückgewiesen.[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Philosemitismus(23.07.2007)[4] Erdem, Isabel: Anti-deutsche Linke oder anti-linkeDeutsche? Eine sachliche Betrachtung. In: »Utopiekreativ«, Nr. 192, 2006, S. 938[5] Mohr, Markus/Haunss, Sebastian: Die Autonomenund die anti-deutsche Frage oder: »Deutschlandmuss...« In: Hanloser, Gerhard (Hrsg.): »Sie warndie Anti-deutschesten der deutschen Linken«. ZuGeschichte, Kritik und Zukunft antideutscher Politik.Münster 2004, S. 79[6] Schandl, Franz: Manisch Germanisch. In: »Streifzüge«,Nr. 3, 2001, S. 42[7] Ebd., S. 45[8] Schmid, Bernhard: Der Krieg und die Kritiker. DieRealität im Nahen Osten als Projektionsfläche für Antideutsche,Antiimperialisten, Antisemiten und andere.Münster 2006[9] Müller, Karl: Teilnehmende Beobachtung. Editorialder trend-onlinezeitung, Nr. 8, 2004; www.trend.infopartisan.net/trd0804/edit.html (03.08.2007)[10] Misik, Robert: Und, wo stehen Sie? In: »tageszeitung«,26.07.2006[11] Kurz, Robert: Die antideutsche Ideologie. VomAntifaschismus zum Krisenimperialismus: Kritik desneuesten linksdeutschen Sektenwesens in seinentheoretischen Propheten. Münster 2003, S. 206[12] Ebd., S. 204[13] Ebd., S. 209[14] Ebd., S. 411[15] Vgl. Elken, Dieter: Israel und die deutsche Linke.Ein Beitrag zur Kritik der Flugschrift der RadikalenLinken. www.marxismus-online.eu/debatte/palaestina/israeldeutschelinke.html (08.08.2007)[16] Vgl. Späti, Christina: Die schweizerische Linkeund Israel. Israelbegeisterung, Antizionismus undAntisemitismus zwischen 1967 und 1991. Essen2006, S. 36f., 329[17] Zuckermann, Moshe: Antisemitismus, Antizionismus,Israelkritik. Kritische Überlegungen zu geladenenBegriffen. In: Lamprecht, Gerald (Hrsg.): Antisemitismus,Antizionismus und Israelkritik. Graz 2007, S. 23[18] Zuckermann, Moshe: Was heißt: Solidaritätmit Is rael? In: Hanloser, Gerhard (Hrsg.): »Sie warndie Anti-deutschesten der deutschen Linken.« ZuGeschichte, Kritik und Zukunft antideutscher Politik.Münster 2004, S. 220[19] Zuckermann: Antisemitismus, Antizionismus,Israelkritik (s. Anm. 35), S. 24[20] Nachtmann: Krisenbewältigung ohne Ende (s.Anm. 5), S. 43[21] Ebd., S. 44[22] Ebd., S. 45[23] Vgl. aus antideutscher Perspektive Scheit, Gerhard:Suicide Attack. Zur Kritik der politischen Gewalt. Freiburg2004, S. 293–339. Vgl. auch Löwy, Michael: Erlösungund Utopie. Jüdischer Messianismus und libertäresDenken. Eine Wahlverwandtschaft. Berlin 2002[24] Zuckermann: Antisemitismus, Antizionismus,Israelkritik (s. Anm. 35), S. 24[25] Vgl. Grigat, Stephan: Das Dilemma der israelischenLinken. Fragmentarisches über die Schwierigkeitvon Staatskritik im Staat der Shoahüberlebenden.In: Bruhn, Joachim/Dahlmann, Manfred/Nachtmann,Clemens (Hrsg.): Das Einfache des Staates. Gedenkbuchfür Johannes Agnoli. Freiburg, erscheint 2009.[26] Vgl. Redaktion Bahamas: Für Israel – gegen diepalästinensische Konterrevolution. In: »Bahamas«,Nr. 34, 2001, S. 28; Initiative Sozialistisches Forum:Flugschriften. Gegen Deutschland und andere Scheußlichkeiten.Freiburg 2001, S. 4; Scheit: Suicide Attack(s. Anm. 43), S. 41f.[27] Zuckermann: Israel – Deutschland – Israel (s.Anm. 39), S. 184[28] Zum Begriff des Ummasozialismus vgl. Grigat,Stephan: Fetisch und Freiheit. Über die Rezeption derMarxschen Fetischkritik, die Emanzipation von Staatund Kapital und die Kritik des Antisemitismus. Freiburg2007, S. 345f.[29] Vgl. Kunstreich, Tjark/Pankow, Horst: Vernichtungals Selbstzweck. Über einige Gemeinsamkeiten vonnationalsozialistischem und islamistischem Judenhass.In: »Bahamas«, Nr. 37, 2002, S. 21–24[30] Bruhn, Joachim: Kritik, Polemik, Dampframme.Kurze Replik auf Justus Wertmüller. In: »T-34«, Oktober2003; http://isf-freiburg.org/isf/beitraege/pdf/bruhndampframme.pdf(20.08.2007)[31] Scheit: Suicide Attack (s. Anm. 43), S. 286[32] AG Antifa Halle: Am Ende: Konformismus. In:bonjour tristesse. Texte für Halle und Umgebung. Nr.2, 2007, S. 7[33] Ebd., S. 9[34] Vgl. Scheit, Gerhard: Mitmachen oder Dagegensein?Zum Verhältnis von Kritik und Identifikation.In: Grigat, Stephan (Hrsg.): Feindaufklärung undReeducation. Kritische Theorie gegen Postnazismusund Islamismus. Freiburg 2006, S. 219[35] Marcuse, Herbert: Nachgelassene Schriften. Bd. 4:Die Studentenbewegung und ihre Folgen. Springe 2004[36] Müller: Die deutsche Linke auf Identitätssuche (s.Anm. 21), S. 406[37] Geisel, Eike: Die Banalität der Guten. DeutscheSeelenwanderungen. Berlin 1992, S. 18


Lesezeichen — Wintersemester 2013/14 Hochschulwahl Ergebnisse — Seite 24Kommentar: Entpolitisierungder StudierendenschaftMit den Hochschulwahlen im Sommer 2013 haben sich einerseits Tendenzen von2012 verstärkt, zum anderen sind drei Listen nicht mehr angetreten.ing+ (ehemals masch+) hat weiter zugenommen, die Jusos haben weiter verloren.GfS, LHG und RCDS haben ihr Engagement in den Gremien aufgegeben undFachwerk und Campusgrüne eine absolute Mehrheit errungen.n.Die diesjährigen Wahlen hatten schonim Vorfeld eine Überraschung zu bieten:Die Juso/SPD-Tarnliste Gerechtigkeitfür Studierende (GfS), die FDP-Liste Liberale Hochschulgruppe (LHG)und der CDU-nahe Ring Christlich DemokratischerStudenten (RCDS) sindnicht mehr angetreten. Angesichts derletztjährigen Koalition aus Fachwerk,Campusgrüne und Jusos war schonfrüh klar, dass der <strong>AStA</strong> seine Arbeitin ähnlicher Konstellation weiterführenkönnen wird. Der Wahlausgang bestätigtedies, auch der Ende Oktobernahezu konsensual im Studierendenparlamentgewählte <strong>AStA</strong> setzt sichwieder aus diesen Listen zusammen.Im Studierendenparlament hat sichdamit eine ungewohnte Konsens-Atmoshäreetabliert. Im letzten Jahr gabes zwar keine inhaltliche Kritik, weildiese nach Aussage des RCDS sowiesonichts bringe, es gab aber zumindestGegenstimmen. Wurde damalsvon RCDS und LHG noch der (inhaltlichuneingelöste) Anspruch einer Oppositionformuliert, bestimmt heutebei ing+ pragmatische Mitarbeit undAbnicken statt Eigeninitiative die politische(Nicht-)Agitation.Diese Entwicklung fördert die Entpolitisierungder Studierendenschaft,wird so doch kaum noch um politischeInhalte, sondern nur um Verfahrensdetailsgerungen. ing+, die mit einemklaren Statement gegen den aktuellen<strong>AStA</strong> angetreten sind, fördern dieseEntwicklung, statt sie umzukehren.Von ihrem Wahlkampfversprechen,Kritik zu üben, sind sie weiter entferntals die Koalitionäre selbst. Sokamen bei den <strong>AStA</strong>-Wahlen im Studierendenparlamentkritische Beiträgeaus der Koalition, während ing+dazu aufrief, wegen ihrer (masch+)-Fachschaftsparty das Verfahren zubeschleunigen und den Kandidat_innennicht so viele Fragen zu stellen.Die akademischen Gremien sind inder Konsensualisierung der Hochschulpolitikschon weiter, hier arbeitetenalle Listen bereits im letztenJahr zusammen. Ist dies zunächst wegeneinem gemeinsamen Auftretengegenüber anderen Statusgruppensinnvoll, verschwindet so das Momentder Kritik und damit der Anstoß zurSelbstreflexion.Ergebnis der Wahl für das Studierendenparlament 2013.In Klammern das Vorjahresergebnis.fachwerk 29,1 % (26,2)Ergebnis der Wahl für die Universitätsversammlung/Studierende 2013.In Klammern das Vorjahresergebnis.fachwerk 30,4 % (26)Campusgrüne 22,8 % (17,4)Campusgrüne 24,2 % (17,7)Jusos 10,6 % (12,5)Jusos 11,4 % (12,3)ing+ 33,6 % (21,5)ing+ 33,9 % (21,6)Verteilung der Sitze des Studierendenparlaments 2013.In Klammern das Vorjahresergebnis. Insgesamt sind 31 Sitze zu vergeben.Verteilung der Sitze der Universitätsversammlung/Studierende 2013.In Klammern das Vorjahresergebnis. Insgesamt sind 15 Sitze zu vergeben.10(8)7(5)3(4)11(7)4(4)4(3)2(2)5(3)Gewählte Referenten des <strong>AStA</strong>. Insgesamt sind 5 Sitze zu vergeben.Durchschnittliche Wahlbeteiligung für StuPa- & UV- Wahl.In Klammern das Vorjahresergebnis17,2 %(18,9)Philip Krämer &David Kreitschmann10(8)7(5)Nina Eisenhardt &Jakob Rimkus3(4)FranziskaWende11(7)

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