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Deutscher Bundestag - Christian von Stetten

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Plenarprotokoll 17/33<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong>Stenografischer Bericht33. SitzungBerlin, Mittwoch, den 24. März 2010Inhalt:Tagesordnungspunkt 1:<strong>Christian</strong> Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . .Dr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Gudrun Kopp, Parl. StaatssekretärinBMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Gudrun Kopp, Parl. StaatssekretärinBMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3019 ABefragung der Bundesregierung: Gesetzentwurfzur Einführung einer Musterwiderrufsinformationfür Verbraucherdarlehensverträge;sonstige Fragen; weitereFragen zur KabinettssitzungSabine Leutheusser-Schnarrenberger,Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . .Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . .Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . .<strong>Christian</strong> Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . .3015 B3015 D3015 D3016 A3019 A3019 B3019 B3020 A3020 A3020 BSabine Leutheusser-Schnarrenberger,Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . .3016 A3020 BVolker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3016 B3020 DEckart <strong>von</strong> Klaeden, StaatsministerBK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3016 C3021 AHans-<strong>Christian</strong> Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3016 D3022 AEckart <strong>von</strong> Klaeden, StaatsministerBK. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (zur Geschäftsordnung) . .Manfred Grund (CDU/CSU)(zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . .3017 A3017 C3017 D3022 A3022 B3022 BVolker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3018 ATagesordnungspunkt 2:Fragestunde(Drucksache 17/1107) . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3018 B3022 D


II <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Mündliche Frage 1Kathrin Vogler (DIE LINKE)Auswirkungen der am 1. Januar 2009 inKraft getretenen Honorarreform auf dieVergütung niedergelassener KassenärzteAntwortDaniel Bahr, Parl. StaatssekretärBMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenKathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . .<strong>Christian</strong> Lange (Backnang) (SPD)(zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . .3022 D3023 B3024 B3024 CMündliche Frage 7Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Mitarbeit eines für die Beratung des Bundesministeriumsfür Verkehr, Bau undStadtentwicklung bei der Vergabe <strong>von</strong> vierÖPP-Projekten ausgewählten Unternehmensbei für A-Modell-Projekte bietendenUnternehmenAntwortDr. Andreas Scheuer, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenDr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3027 A3027 BMündliche Frage 2Kathrin Vogler (DIE LINKE)Überprüfung des Leiters des Instituts fürQualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesendurch die WirtschaftsprüfungsgesellschaftBDO sowie entstandeneKostenAntwortDaniel Bahr, Parl. StaatssekretärBMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfrageKathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .Mündliche Frage 5Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE)3025 A3025 BMündliche Frage 8Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Zulässigkeit der Beratung <strong>von</strong> in kommunalenPPP-Projekten tätigen Bauunternehmendurch ein im Rahmen einer AnfangFebruar 2010 veröffentlichten Ausschreibungdes Bundesministeriums für Verkehr,Bau und Stadtentwicklung ausgewähltesBeratungsunternehmenAntwortDr. Andreas Scheuer, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenDr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3027 D3028 AEinschätzung des Bundesversicherungsamtesbezüglich der für 2011 zu erwartendenFinanzlücke in der gesetzlichen KrankenversicherungAntwortDaniel Bahr, Parl. StaatssekretärBMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3025 CMündliche Frage 9Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Korruption und andere Verdachtsfälle beiAufträgen der Bundesregierung, nachgeordneterBehörden und vom Bund beherrschterUnternehmen an die BilfingerBerger AGAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenLisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfrageKathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . .3026 A3028 CMündliche Frage 6Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE)3028 DBehandlung <strong>von</strong> Fragen der zukünftigenAusgestaltung der Pflegeversicherung inder Regierungskommission für das GesundheitswesenAntwortDaniel Bahr, Parl. StaatssekretärBMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfrageKathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . .3026 B3026 CMündliche Frage 12Sabine Stüber (DIE LINKE)Auflagen bezüglich des Durchlaufens einerKalthantierung im Rahmen <strong>von</strong> Transporten<strong>von</strong> Mischoxid- bzw. Uran-Brennelementenfür die deutschen HäfenAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3029 C


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010IIIMündliche Frage 13Sabine Stüber (DIE LINKE)Kalthantierung mit Mischoxid- bzw. Uran-Brennelementen in deutschen HäfenAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfrageSabine Stüber (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .Mündliche Frage 17Ingrid Remmers (DIE LINKE)Berufung <strong>von</strong> Frauen in den Aufsichtsratder Deutschen Bahn AGAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenIngrid Remmers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . .Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . .3029 C3029 D3030 A3030 A3030 B3030 CAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenSabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . .Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . .Ingrid Remmers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . .Mündliche Frage 21Herbert Behrens (DIE LINKE)Vereinbarkeit der Tätigkeit <strong>von</strong> Dr. JürgenGroßmann als Vertreter des Bundes imAufsichtsrat der Deutschen Bahn AG mitseiner Funktion als Alleineigentümer derGeorgsmarienhütte und als Vorstandsvorsitzenderdes RWE-StromkonzernsAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenHerbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . .3033 A3033 B3033 D3034 A3034 B3035 A3035 AMündliche Frage 18Ingrid Remmers (DIE LINKE)Qualifikation <strong>von</strong> Utz-Hellmuth Felcht fürdie Position des Aufsichtsratsvorsitzendender Deutschen Bahn AGAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenIngrid Remmers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . .Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . .Mündliche Frage 19Sabine Leidig (DIE LINKE)Etwaige Interessenkonflikte des künftigenAufsichtsratsvorsitzenden der DB AG aufgrundseiner Funktionen bei der InvestmentgesellschaftOne Equity Partners undder Süd-Chemie AGAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenSabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .Ingrid Remmers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . .3031 A3031 A3031 D3032 AMündliche Frage 22Herbert Behrens (DIE LINKE)Glaubhafte Vermittlung der Bundesregierung<strong>von</strong> nicht bestehenden Interessenkonfliktenbeim Mitglied des Aufsichtsrats derDeutschen Bahn AG Dr. Jürgen GroßmannAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenHerbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . .Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . .Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . .Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .3035 C3035 D3036 A3036 B3036 CMündliche Frage 20Sabine Leidig (DIE LINKE)Kriterien für die Besetzung <strong>von</strong> Aufsichtsratsmandatenbei der Deutschen Bahn AG3032 B3032 C3032 DMündliche Frage 23Heidrun Bluhm (DIE LINKE)Aktuelles Vertragsverhältnis des ehemaligenVorstandsvorsitzenden Helmut Mehdornmit der Deutschen Bahn AGAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Mündliche Frage 24Heidrun Bluhm (DIE LINKE)Rechtfertigung der Verdreifachung derAufsichtsratsbezüge bei der DeutschenBahn AG seit 2004 angesichts der imSommer 2008 abgesagten Privatisierung3036 D


IV <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010AntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenHeidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . .Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . .Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .3037 A3037 B3037 D3038 AMündliche Fragen 29 und 30Marco Bülow (SPD)Einhaltung des Atomkonsens durch dievier großen Energiekonzerne; Vertragstreue<strong>von</strong> Akteuren des Atomkonsensesund Konsequenzen bei VertragsbrüchigkeitAntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenMarco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . .Mündliche Frage 25Dirk Becker (SPD)Rechtlicher Stellenwert und Rechtsfolgendes Atomkonsens vor und nach der Novellezum Atomgesetz im Jahr 2001AntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenDirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . .3038 B3038 C3038 D3039 AMündliche Frage 31Oliver Kaczmarek (SPD)Schließen einer verbindlichen Vereinbarungüber die Laufzeiten <strong>von</strong> Atomkraftwerkenund etwaige alternative formalisierteVerfahrenAntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenOliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . .Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3043 B3043 C3043 D3044 AMündliche Frage 26Dirk Becker (SPD)3044 CErfordernis einer förmlichen Aufhebungdes Atomkonsenses aus dem Jahr 2000 vordem Schließen eines neuen Konsenses überdie Laufzeit <strong>von</strong> AtomkraftwerkenAntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3039 C3044 D3045 B3045 C3045 C3045 DZusatzfragenDirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . .Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . .3039 C3040 A3040 B3040 C3040 DMündliche Frage 32Oliver Kaczmarek (SPD)Regressansprüche <strong>von</strong> Akteuren im Strommarktaufgrund <strong>von</strong> Investitionen auf derBasis des bisherigen AtomkonsensesAntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenOliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . .Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . .Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . .Mündliche Fragen 27 und 28Gerd Bollmann (SPD)3046 BEtwaige Aufhebung des Atomkonsensesund Rechtsgrundlage für die Umsetzung;Rechtspflichten aus der Vereinbarung zumAtomkonsensAntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenGerd Bollmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . .Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3041 B3041 B3041 C3042 A3042 C3042 DMündliche Fragen 33 und 34Ulrich Kelber (SPD)Prinzip der Vertragstreue beim Atomkonsensund Bewertung durch die Bundesregierung;Juristischer Stellenwert <strong>von</strong> Kabinettsentscheidungenund Vereinbarungender Bundesregierung mit Folgewirkungen3046 C3047 B3047 C3047 D


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Vfür Dritte im Zusammenhang mit demAtomkonsensAntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .ZusatzfragenUlrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . .Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3048 B3048 C3048 D3049 BAnlage 4Mündliche Frage 4Dr. Martina Bunge (DIE LINKE)Entgegenwirken einer Entlastung <strong>von</strong> Beziehernhoher und höherer Einkommen beiEinführung der vollen KopfpauschaleAntwortDaniel Bahr, Parl. StaatssekretärBMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3067 DZusatztagesordnungspunkt 2:Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionder SPD: zur Antwort der Bundesregierungauf die Frage 1 auf Drucksache 17/1107Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . .Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .Heinz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . .Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . .Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . .Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . .Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Lothar Riebsamen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . .3049 D3051 C3052 D3054 B3055 D3056 C3058 A3059 C3060 D3062 A3063 C3064 DAnlage 5Mündliche Fragen 10 und 11Dorothée Menzner (DIE LINKE)Für die Abwicklung <strong>von</strong> Transporten plutoniumhaltigerMischoxid- bzw. <strong>von</strong> Uran-Brennelementen ausgelegte deutscheHäfen; Auflagen und Sicherheitsbestimmungenfür deutsche Häfen zur Abwicklung<strong>von</strong> Transporten plutoniumhaltigerMischoxid- bzw. <strong>von</strong> Uran-BrennelementenAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3068 ANächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 1Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . .3066 C3067 AAnlage 6Mündliche Frage 14Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Entwicklung der CO 2 -Emissionen bei neuzugelassenen Autos im Jahr 2010AntwortDr. Andreas Scheuer, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3068 AAnlage 2Erklärung des Abgeordneten Marco Bülow(SPD) zur namentlichen Abstimmung überden Entwurf eines Gesetzes über die Feststellungdes Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr2010 (Haushaltsgesetz 2010)(32. Sitzung, Tagesordnungspunkt II) . . . . . .3067 BAnlage 7Mündliche Frage 15Thomas Lutze (DIE LINKE)Etwaige Interessenkonflikte des Aufsichtsratsmitgliedsder Deutschen Bahn AGKlaus-Dieter Scheurle aufgrund frühererTätigkeit bei Credit SuisseAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 3Mündliche Frage 3Dr. Martina Bunge (DIE LINKE)Im Bundesministerium für Gesundheit erarbeitetePläne für eine Gesundheitsprämie<strong>von</strong> 29 Euro bzw. eine TeilprämieAntwortDaniel Bahr, Parl. StaatssekretärBMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3067 CAnlage 8Mündliche Frage 16Thomas Lutze (DIE LINKE)Qualifikation <strong>von</strong> Dr. Heinrich Weiss alsAufsichtsratsmitglied der Deutschen Bahn AG3068 B


VI <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010und etwaige Interessenkonflikte wegen anderweitigerTätigkeitenAntwortEnak Ferlemann, Parl. StaatssekretärBMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 9Mündliche Fragen 35 und 36Dr. Matthias Miersch (SPD)Politischer und ökonomischer Stellenwertkünftiger Kabinettsentscheidungen bzw.Vereinbarungen der Bundesregierung mitFolgewirkungen für DritteAntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3068 CAnlage 13Mündliche Frage 42Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Vorliegende Anträge auf Förderung nachdem Marktanreizprogramm sowie finanzielleAbsicherung der FörderungAntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3070 AAnlage 10Mündliche Fragen 37 und 38Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Teilnehmer und Entscheidungen des Ressortgesprächszur Schachtanlage Asse IIam 10. Oktober 1995AntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 11Mündliche Fragen 39 und 40Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Angestrebte Vollversorgung mit erneuerbarenEnergien bis 2050; Anpassungsbedarfin der Erneuerbare-Energien-Politikvor dem Hintergrund der beschlossenenKlimaziele in der EUAntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3068 C3068 DAnlage 14Mündliche Frage 43Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Gewährleistung der Planungssicherheit inder Kraft-Wärme-Kopplungs-Branche angesichtsgeplanter Kürzungen <strong>von</strong> FördermaßnahmenAntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 15Mündliche Frage 44Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Verbesserung der Bildungschancen fürKinder mit MigrationshintergrundAntwortDr. Helge Braun, Parl. StaatssekretärBMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3070 B3070 C3069 BAnlage 16Mündliche Fragen 45 und 46Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Teilnahme des Unternehmers Dr. CorneliusBoersch an Reisen des Bundesministers Dr.Guido WesterwelleAntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3071 AAnlage 12Mündliche Frage 41Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Forschungsausgaben für erneuerbareEnergien, insbesondere für Fotovoltaik imBundeshaushalt 2010AntwortKatherina Reiche, Parl. StaatssekretärinBMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 17Mündliche Frage 47Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Teilnahme des Geschäftsführers des KernenergieunternehmensAreva NP an der Lateinamerikareisedes Bundesministers desAuswärtigen im März 2010AntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3069 D3071 B


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010VIIAnlage 18Anlage 22Mündliche Frage 54Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Einladung prominenter Persönlichkeitenin die Villa Borsig durch BundesministerDr. Guido WesterwelleAntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Mündliche Frage 48Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Teilnahme der Künstlerin Nurten Schlinkertan der Türkeireise des BundesministersDr. Guido Westerwelle im Januar 2010AntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3071 C3072 CAnlage 19Mündliche Fragen 49 und 50Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Auswahl des Geschäftsführers der FirmaFar Eastern Fernost Beratungs- und HandelsGmbH, Ralf Marohn, für die Begleitungder Reise <strong>von</strong> BundesministerWesterwelle nach Japan und China im Januar2010; Veröffentlichung einer Pressemitteilungmit dem Briefkopf der Far EasternFernost Beratungs- und HandelsGmbH durch das Auswärtige AmtAntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3071 DAnlage 23Mündliche Frage 55Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Zusammensetzung der Delegation <strong>von</strong>Bundesminister Westerwelle bei seiner Lateinamerikareiseim März 2010AntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 24Mündliche Frage 56Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Gründe für die Berufung eines drittenStaatssekretärs im Auswärtigen AmtAntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3072 DAnlage 20Mündliche Fragen 51 und 52Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE)Regeln für die Zusammensetzung der Delegationenbei Auslandsreisen des Bundesaußenministers;etwaiger Handlungsbedarfeiner Anpassung dieser RegelnAntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 213072 AAnlage 25Mündliche Fragen 57 und 58Dr. Rolf Mützenich (SPD)Abweichen <strong>von</strong> der bisherigen Verlängerungspraxisdes UNIFIL-Mandats im Libanonvor dem Hintergrund der dortigenLageAntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3073 A3073 AMündliche Frage 53Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Vertreter <strong>von</strong> Unternehmen bei Veranstaltungenin der Villa Borsig mit direktemoder indirektem Bezug zum jetzigen Leiterder Arbeitseinheit 06 im Auswärtigen Amt,Jörg ArntzAnlage 26Mündliche Frage 59Niema Movassat (DIE LINKE)Thematisierung der Kandidatur Deutschlandsfür einen nichtständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat bei Regierungsverhandlungendes BMZ mit EmpfängerländernAntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .AntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3072 C3073 C


VIII <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Anlage 27Mündliche Frage 60Niema Movassat (DIE LINKE)Reaktion auf den Todesfall und die Verletztenunter den Streikenden bei Subunternehmendes ThyssenKrupp-Werkes imbrasilianischen Sepetiba infolge des beauftragtenPolizeieinsatz vom 10. März 2010AntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 32Mündliche Frage 67Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE)Bewertung des deutschen Beitrags zurAusbildung der afghanischen PolizeiAntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3074 AAnlage 33Mündliche Frage 68Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE)Unterstützung der Special Olympics NationalGames 2010 in Bremen sowie der WinterGames 2011 in Altenburg durch denBundAntwortDr. Ole Schröder, Parl. StaatssekretärBMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3076 AAnlage 28Mündliche Fragen 61 und 62Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE)Prüfung des Goldstone-Berichts und Vorlagebeim Deutschen <strong>Bundestag</strong>AntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3074 B3076 BAnlage 29Mündliche Fragen 63 und 64Annette Groth (DIE LINKE)Umsetzung der Empfehlungen desGoldstone-Berichts zur Kontrolle der israelischenund palästinensischen UntersuchungenAntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3074 DAnlage 34Mündliche Frage 69Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE)Zahl der in obersten Bundesbehörden beschäftigtenbzw. in einem Ausbildungsverhältnisbefindlichen aktiven LeistungssportlerAntwortDr. Ole Schröder, Parl. StaatssekretärBMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3076 DAnlage 30Mündliche Frage 65Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Gespräche mit der britischen und niederländischenRegierung über die Aufnahme<strong>von</strong> EU-Beitrittsverhandlungen mit IslandAntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 31Mündliche Frage 66Sevim Dağdelen (DIE LINKE)Anerkenntnis eines Verbots einseitiger Unterstützung<strong>von</strong> Konfliktparteien in Somalia;Beendigung der Vorbereitungen für dieEU-Trainingsmission in Somalia/Ugandaund des entsprechenden MandatsAntwortDr. Werner Hoyer, StaatsministerAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3075 CAnlage 35Mündliche Frage 70Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE)Übermittlung <strong>von</strong> Daten durch deutscheFluggesellschaften an die USA im Rahmendes Abkommens über PassagiernamensregisterAntwortDr. Ole Schröder, Parl. StaatssekretärBMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3077 BAnlage 36Mündliche Frage 71Sevim Dağdelen (DIE LINKE)Zivilcourage gegen Rechtsextremismus,Rassismus und AntisemitismusAntwortDr. Ole Schröder, Parl. StaatssekretärBMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3075 D3077 C


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010IXAnlage 37Mündliche Frage 72Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Maßnahmen der Bundesregierung zur Ermöglichungder Abschaffung der Bilanzierungspflichtfür kleinere UnternehmenAntwortDr. Max Stadler, Parl. StaatssekretärBMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 42Mündliche Frage 78Viola <strong>von</strong> Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Höhe der Einsparungen Griechenlandsbeim Militärhaushalt angesichts der beschlossenenEU-FinanzhilfenAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3078 A3079 CAnlage 38Mündliche Frage 73Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Vorlage der Eckpunkte einer Reform desSorgerechts bei unverheirateten ElternAntwortDr. Max Stadler, Parl. StaatssekretärBMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3078 CAnlage 43Mündliche Frage 79Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Ausgestaltung der finanziellen Hilfen fürGriechenlandAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3079 DAnlage 39Mündliche Frage 74Harald Koch (DIE LINKE)Kurzfristige Finanzhilfen für KommunenAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3078 CAnlage 44Mündliche Frage 80Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Verfügbarkeit <strong>von</strong> Daten der HSBC PrivateBank Suisse für deutsche FinanzbehördenAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3079 DAnlage 40Mündliche Frage 75Harald Koch (DIE LINKE)Gefahr einer Überwälzung <strong>von</strong> Steuerlastenauf die Bürgerinnen und Bürger beietwaiger Erhebung eines Zuschlags auf dieEinkommens- und Körperschaftsteuerdurch die KommunenAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3078 DAnlage 45Mündliche Frage 81<strong>Christian</strong> Lange (Backnang) (SPD)Verteilung der durch den Ankauf der Steuersünder-CDin Nordrhein-Westfalen entstandenenKosten auf andere Bundesländerund Beteiligung Baden-Württembergsan diesen KostenAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3080 AAnlage 41Mündliche Fragen 76 und 77Dr. Barbara Hendricks (SPD)Gesetzliches Verbot <strong>von</strong> (ungedeckten)LeerverkäufenAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3079 AAnlage 46Mündliche Frage 82<strong>Christian</strong> Lange (Backnang) (SPD)Strafbarkeit der Verwendung der Datender Steuersünder-CDAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3080 B


X <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Anlage 47Mündliche Frage 83Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE)Kostenlose Anforderung <strong>von</strong> Daten überdeutsche Steuerhinterzieher bei der französischenJustiz im Zusammenhang mit derSteuerdaten-CD der HSBC-BankAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3080 BSIPRI genannten Zahlen zu den RüstungsgeschäftenDeutschlands mit GriechenlandAntwortHans-Joachim Otto, Parl. StaatssekretärBMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 52Mündliche Frage 89Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Weltmarktanteil Deutschlands im BereichRüstungsexporte in den vergangenen fünfJahrenAntwortHans-Joachim Otto, Parl. StaatssekretärBMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3081 BAnlage 48Mündliche Frage 84Dr. Barbara Höll (DIE LINKE)Gesetzliche Grundlagen für die Abführungeines pauschalen Einkommensteuersatzesfür den Ankauf <strong>von</strong> Daten über potenzielleSteuerhinterzieher; Umsatzsteuerpflicht einessolchen AnkaufsAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 49Mündliche Frage 85Dr. Barbara Höll (DIE LINKE)Schlussfolgerungen aus der Bewertung derEU-Kommission zum Stabilitäts- und Konvergenzprogrammder BundesrepublikAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3080 CAnlage 53Mündliche Frage 90Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Lieferung sogenannter Tetra-Technik undsensibler Krypto-Technik in den Sudanzwischen 2003 und 2005 sowie dortige Verwendungdurch den sudanesischen GeheimdienstAntwortHans-Joachim Otto, Parl. StaatssekretärBMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3081 D3081 DAnlage 50Mündliche Frage 86Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Geplante Änderung der Dienstwagenbesteuerungsowie Auswirkungen auf die Erreichbarkeitdes beschlossenen KlimaschutzzielesAntwortHartmut Koschyk, Parl. StaatssekretärBMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3080 DAnlage 54Mündliche Frage 92Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Polnische Pläne zum Bau <strong>von</strong> Atomkraftwerkenin Polen sowie Unterstützungdurch deutsche oder europäische FinanzhilfenAntwortHans-Joachim Otto, Parl. StaatssekretärBMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3082 AAnlage 51Mündliche Frage 88Viola <strong>von</strong> Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Schlussfolgerungen aus den im Bericht desStockholmer Friedensforschungsinstituts3081 AAnlage 55Mündliche Frage 93Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Finanzieller Umfang der Anfragen zu Hermesbürgschaftenim Bereich der AtomtechnologieAntwortHans-Joachim Otto, Parl. StaatssekretärBMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3082 B


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010XIAnlage 56Anlage 60Mündliche Fragen 98 und 99Dr. Eva Högl (SPD)Umgang mit dem EU-Vorschlag zur Reduzierungdes Armutsrisikos im Rahmen derneuen Strategie „Europa 2020“AntwortDr. Ralf Brauksiepe, Parl. StaatssekretärBMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Mündliche Frage 94Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE)Delegationsreisen des Bundesministers fürWirtschaft und Technologie in dieserWahlperiodeAntwortHans-Joachim Otto, Parl. StaatssekretärBMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3082 C3083 CAnlage 57Mündliche Frage 95Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Konsequenzen der Haushaltssperren beiden Verwaltungskosten für die Durchführungder Grundsicherung für Arbeitsuchendeund den Leistungen zur Eingliederungin Arbeit für die Träger derGrundsicherung sowie Konzept zur Aufhebungder SperrenAnlage 61Mündliche Fragen 100 und 101Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD)Abstimmungsbedarf mit den Ländern zurUmsetzung der UN-Behindertenrechtskonventionim Nationalen Aktionsplan; Unterstützung<strong>von</strong> Eltern mit Behinderung beider Erziehung ihrer KinderAntwortDr. Ralf Brauksiepe, Parl. StaatssekretärBMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3084 AAntwortDr. Ralf Brauksiepe, Parl. StaatssekretärBMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3082 CAnlage 62Mündliche Frage 102Sabine Zimmermann (DIE LINKE)Vorlage der Gesetzgebung zur Entfristungder freiwilligen Weiterversicherung in derArbeitslosenversicherungAntwortDr. Ralf Brauksiepe, Parl. StaatssekretärBMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 58Mündliche Frage 96Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Wirkung des § 421 q SGB III (ErweiterteBerufsorientierung) und etwaige Verlängerungder Geltung dieser Vorschrift überden 31. Dezember 2010 hinausAntwortDr. Ralf Brauksiepe, Parl. StaatssekretärBMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 59Mündliche Frage 97Anette Kramme (SPD)Pläne des Bundesministeriums für Arbeitund Soziales zur Beschleunigung der Liberalisierungdes Arbeitsmarkts und zur Erleichterungder Befristung <strong>von</strong> ArbeitsverträgenAntwortDr. Ralf Brauksiepe, Parl. StaatssekretärBMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3083 A3083 BAnlage 63Mündliche Frage 103Sabine Zimmermann (DIE LINKE)Entwicklung der Zahl der neuen Selbstständigenseit 2006; Erweiterung des Kreisesder Versicherungsberechtigten unterden Selbstständigen für die ArbeitslosenversicherungAntwortDr. Ralf Brauksiepe, Parl. StaatssekretärBMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 64Mündliche Frage 104Werner Dreibus (DIE LINKE)Entwicklung der Zahl der Solo-Selbstständigenin den letzten zehn Jahren sowie der3084 D3084 D


XII <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Selbstständigen mit Bezug <strong>von</strong> aufstockendenSGB-II-Leistungen seit Einführungder Hartz-GesetzeAntwortDr. Ralf Brauksiepe, Parl. StaatssekretärBMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 65Mündliche Frage 105Werner Dreibus (DIE LINKE)Anzahl der Personen mit Aufnahme einerAuslandstätigkeit und dabei durch den§ 28 a SGB III BetroffeneAntwortDr. Ralf Brauksiepe, Parl. StaatssekretärBMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3085 CAnlage 69Mündliche Frage 110Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Gründe für den herausgeschobenen Abschlussder Verhandlungen über nachhaltigeEntschädigungen für die Opfer undHinterbliebenen des Bombardements <strong>von</strong>Kunduz vom 4. September 2009 sowie zuständigesBundesministeriumAntwort<strong>Christian</strong> Schmidt, Parl. StaatssekretärBMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3087 AAnlage 66Mündliche Frage 106Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE)Pflanzenartspezifische Vorgaben im Zusammenhangmit der zugelassenen Amflora-KartoffelAntwortDr. Gerd Müller, Parl. StaatssekretärBMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3086 A3086 AAnlage 70Mündliche Frage 111Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Existenz einer „Gruppe 85“ im Bundesministeriumder Verteidigung zur Beeinflussungdes COMISAF-Berichts zu denVorfällen in Kunduz am 4. September 2009im deutschen InteresseAntwort<strong>Christian</strong> Schmidt, Parl. StaatssekretärBMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3087 BAnlage 67Mündliche Frage 107Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE)Chancen und Risiken der Zertifizierung<strong>von</strong> Bundesforstflächen nach FSC-KriterienAntwortDr. Gerd Müller, Parl. StaatssekretärBMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3086 DAnlage 71Mündliche Frage 112Ute Kumpf (SPD)Konkrete Ausgestaltung der angekündigtenVerkürzung <strong>von</strong> Wehrpflicht und Zivildienstsowie Ausgleichsmaßnahmen beiden FreiwilligendienstenAntwort<strong>Christian</strong> Schmidt, Parl. StaatssekretärBMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3088 AAnlage 68Mündliche Fragen 108 und 109Burkhard Lischka (SPD)Einrichtung und Kosten einer Organisationseinheitim Bundesministerium derVerteidigung betreffend das Ansehen desBundesministersAntwort<strong>Christian</strong> Schmidt, Parl. StaatssekretärBMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anlage 72Mündliche Frage 113Caren Marks (SPD)Vorlage der Untersuchungsergebnisse zurQualifizierung und wirtschaftlichen Situation<strong>von</strong> Tagespflegepersonen3086 DAntwortDr. Hermann Kues, Parl. StaatssekretärBMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3088 D


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010XIIIAnlage 73Mündliche Frage 115Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Berichterstattung zum Stand der Umsetzungder UN-Kinderrechtskonvention vorder UNO und dem Deutschen <strong>Bundestag</strong>AntwortDr. Hermann Kues, Parl. StaatssekretärBMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3089 C


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3015(A)(C)33. SitzungBerlin, Mittwoch, den 24. März 2010Beginn: 13.00 Uhr(B)Vizepräsidentin Petra Pau:Die Sitzung ist eröffnet.Bitte nehmen Sie Platz, liebe Kolleginnen und Kollegen.Ich rufe Tagesordnungspunkt 1 auf:Befragung der BundesregierungDie Bundesregierung hat als Thema ihrer heutigenKabinettssitzung mitgeteilt: Gesetzentwurf zur Einführungeiner Musterwiderrufsinformation für Verbraucherdarlehensverträge.Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Berichthat die Bundesministerin der Justiz, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Bitte, Frau Ministerin.Muster verwendet, dann erfüllt er damit seine gesetzlichenInformationspflichten.Verpflichtend vorgeschrieben ist die Anwendungnicht. Wenn der Darlehensgeber das Muster aber nichtverwendet, dann kann große Rechtsunsicherheit über dasWiderrufsrecht entstehen und dann muss er sich gegebenenfallsdarauf einstellen, dass der Vertrag lange Zeitnach dem eigentlichen Ablauf der Widerrufsfrist vomDarlehensnehmer widerrufen werden kann. Gerade dasist der Vorteil für die Verbraucherinnen und Verbraucher;die Rechtslage in diesem gesamten Bereich ist sehr kompliziert.Hier ihnen etwas an die Hand zu geben, dasRechtssicherheit schafft, ist äußerst wichtig. Ich hoffe,dass dieser Gesetzentwurf möglichst zügig beraten undverabschiedet werden kann.Vielen Dank.(D)Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerinder Justiz:Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnenund Kollegen! Die Bundesregierung hat heuteauf meinen Vorschlag hin einen Gesetzentwurf beschlossen,mit dem wir ein gesetzliches Muster dafür einführen,wie Verbraucher bei Darlehensverträgen über ihreWiderrufsrechte informiert werden können. Wir schaffendamit Rechtssicherheit für die Kreditwirtschaft, und wirstärken den Verbraucherschutz. Die Bundesregierung erfülltsomit einen Auftrag des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es;denn als im Sommer 2009 die Verbraucherkreditrichtlinieumgesetzt wurde, hat der Deutsche <strong>Bundestag</strong> dieBundesregierung aufgefordert, ein solches Muster fürdie Information über das Widerrufsrecht zu schaffen.Damit erhält die Kreditwirtschaft Rechtssicherheit; denneine mangelhafte Information der Verbraucher über ihreRechte führt dazu, dass die Verträge auch lange Zeitnach Abschluss widerrufen werden können und Abmahnungenim Raum stehen.Das Muster, das wir jetzt vorschlagen, wird als Anhangzum Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuchangefügt. Wenn das Gesetz verabschiedet wird, hates also den Rang eines formellen Gesetzes. Der Darlehensgeberbekommt Gewissheit; denn wenn er diesesVizepräsidentin Petra Pau:Danke, Frau Ministerin. – Ich bitte zunächst Fragenzu dem Themenbereich zu stellen, über den soeben berichtetwurde. – Das Wort zur ersten Frage hat der KollegeRaju Sharma.Raju Sharma (DIE LINKE):Frau Ministerin, vielen Dank für diese Informationen. –Wir als Linke freuen uns, dass die Bundesregierung denAuftrag des <strong>Bundestag</strong>es umsetzt. Bekanntermaßen istes äußerst schwierig, Musterwiderrufe so zu gestalten,dass sie einerseits juristisch korrekt und andererseits verständlichsind. Deswegen haben Verbraucherverbändeangeregt, zunächst eine Art Probelauf zu starten, um dieWiderrufsinformationen daraufhin zu überprüfen, ob sieim Ergebnis tatsächlich verständlich sind. Sie habengleich einen Gesetzentwurf vorgelegt. Meine Frage ist,ob Sie vorhaben, die durch die Einführung gemachtenErfahrungen nach einer gewissen Zeit auszuwerten undgegebenenfalls Konsequenzen daraus zu ziehen.Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerinder Justiz:Die Verbraucherverbände und auch die Wirtschaftsverbändesind an der Formulierung dieses Musters betei-


3016 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Bundesministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger(A)ligt worden. Wir haben uns bei dieser wirklich kompliziertenund komplexen Rechtsmaterie gemeinsam umeine verständliche Sprache bemüht.Wenn das Gesetz in Kraft tritt – das wird hoffentlichim Sommer der Fall sein können –, werden wir sehen,wie damit umgegangen wird. Zur Gesetzgebung gehört,nach einer gewissen Zeit gerade mit denjenigen einenAustausch zu führen, die da<strong>von</strong> profitieren sollen.Vizepräsidentin Petra Pau:Gibt es weitere Fragen? – Bitte, Kollege Ahrendt.<strong>Christian</strong> Ahrendt (FDP):Frau Ministerin, die Widerrufsbelehrung ist oftmalssehr komplex. Ist vorgesehen, im Gesetz festzuschreiben,dass der Verbraucher eine zusätzliche Informationerhält, um mit seinem neuen Recht besser umgehen zukönnen?Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerinder Justiz:Widerrufsbelehrung und Widerrufsinformation laufennicht parallel. Aber bei komplexen Verträgen – zum Beispiel,wenn über das Internet etwas gekauft wird undgleichzeitig ein Darlehensvertrag notwendig wird – wirdes beide Bereiche parallel geben, um den Darlehensnehmerund Käufer über seine Rechte umfangreich zu informieren.Ich kann noch ergänzen: Falls der DarlehensgeberAngaben vergisst, kann er sie nachholen; aber dann laufenauch längere Fristen.(<strong>Christian</strong> Ahrendt [FDP]: Vielen Dank!)Vizepräsidentin Petra Pau:Der guten Ordnung halber halten wir erst einmal fest,dass es keine weiteren Fragen zu Themen der heutigenKabinettssitzung gab.(Widerspruch des Abg. Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])– Doch? Dann hätten Sie sich vorher melden müssen.(<strong>Christian</strong> Lange [Backnang] [SPD]: Danngibt es keine! Entweder – oder!)Dann sind wir jetzt erst einmal bei den sonstigen Fragen.Bitte, Herr Staatsminister.Eckart <strong>von</strong> Klaeden, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin:Herr Kollege Beck, der Kollege Staatsminister Hoyerist auf dem Weg hierher und wird jeden Moment eintreffen.Weil es mir nicht möglich ist, diese Frage zu beantworten,muss ich Ihnen anbieten, sie schriftlich zu beantworten.Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Ich hätte gerne eine mündliche Antwort, sobald derKollege Hoyer hier ist.Die Bundesregierung muss bei der Befragung vertretensein, weil unsere Geschäftsordnung Fragen zu allenBereichen zulässt.(C)(B)Vizepräsidentin Petra Pau:Gibt es weitere Fragen zu diesem Themenbereich? –Das ist nicht der Fall. Danke, Frau Ministerin.Gibt es Fragen zu anderen Themen der heutigen Kabinettssitzung?– Ich weiß jetzt nicht, wer <strong>von</strong> Ihnen derErste war. Herr Beck, bitte.Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Da in unserer Geschäftsordnung nur <strong>von</strong> „vorrangigzur … Kabinettssitzung“ die Rede ist und auch andereFragen zulässig sind, habe ich eine Frage, die heute nichtals dringliche Frage zugelassen wurde, obwohl sie imSpiegel und im Tagesspiegel erörtert wurde. Die Frageist: Nach welchen Regularien verteilt das AuswärtigeAmt Diplomatenpässe an Nichtmitglieder der Bundesregierungund Nichtmitglieder des Hohen Hauses? Dasgeht zurück auf den Sachverhalt, dass Herr Mronz imJahr 2008 einen Diplomatenpass bekam.(Zuruf)– Einen Dienstpass. – Ich möchte wissen: Was war dasbesondere deutsche Interesse bei der Erteilung diesesReisedokumentes, bzw. nach welchen Richtlinien erhaltenLebenspartner, Lebensgefährten oder Ehegatten <strong>von</strong>Mitgliedern des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es solche Dienstpässe?Vizepräsidentin Petra Pau:Kollege Beck, da der Kollege Hoyer auf dem Weghierher ist, rate ich, dass Sie sich noch einmal melden,wenn er hier ist, um diese Frage zu stellen. In der Zwischenzeitkönnen Sie dem Kollegen Ströbele die Gelegenheitgeben, seine Frage zu stellen.Bitte, Herr Ströbele.Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN):Danke, Frau Präsidentin. – Ich habe zu dem Komplex,den der Kollege Beck angesprochen hat, eine Frage.Diese Frage stelle ich aber ebenfalls zurück, bis HerrHoyer da ist.Ich habe aber noch eine weitere Frage zu einem ganzanderen Komplex, bei dem ich da<strong>von</strong> ausgehe, dass erGegenstand der heutigen Debatte im Kabinett gewesenist. Die Medien, unter anderem das Radio, berichtenüber einen Plan, den der Bundesminister für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung dem Kabinettvorgelegt hat. Danach soll die Zusammenlegung <strong>von</strong>GTZ, DED und anderen Organisationen vom Ministeriumvorgesehen sein. Dazu habe ich eine Frage – ichweiß nicht, ob Sie, Herr <strong>von</strong> Klaeden, oder jemand andersdiese Frage beantworten wollen; ich nehme an, Siewaren bei der Kabinettssitzung dabei –: Können Sie demHohen Hause Näheres dazu mitteilen, wie nach Vorstellungdes Ministeriums und des vortragenden Ministersdiese Zusammenlegung aussehen soll? Das heißt: Wasfür ein Konzept, was für eine juristische Konstruktionliegen dem zugrunde?(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3017Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele(A)Ich habe einem Brief des Ministers vom 2. März entnommen,dass mit Rücksicht auf die geplante Zusammenlegungder verschiedenen staatlichen Hilfsorganisationenbereits Veränderungen in den Ministerien – Umsetzungen,Neuorganisationen – vorgenommen werden. Wenn bereitsjetzt im Ministerium Umorganisierungen durchgeführtwerden, müsste dem Ganzen ein konkreter Plan zugrundeliegen. Was wurde über diesen Plan mitgeteilt?Vizepräsidentin Petra Pau:Die Bundesregierung entscheidet erstens, wer antwortet,zweitens, was sie antwortet.Da sich der Kollege Beck gerade zu einem Geschäftsordnungsantragmeldet, muss ich Ihre Frage leider zurückstellen,Kollegin Koczy.Bitte, Kollege Beck.(C)(B)Eckart <strong>von</strong> Klaeden, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin:Herr Kollege Ströbele, es ist richtig, dass der Bundesministerfür wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,Dirk Niebel, heute im Kabinett über diesesVorhaben berichtet hat. Kern dieses Vorhabens ist, jetztendlich das in die Tat umzusetzen, was Vorgängerregierungenimmer wieder erfolglos versucht haben, nämlichdie unterschiedlichen Ausführungsorganisationen zusammenzuführen,um zu mehr Effizienz zu kommen undDoppelarbeit zu vermeiden. Das soll selbstverständlichunter Einbeziehung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterstattfinden. Es ist auch vorgesehen, dass die Standortedieser Organisationen in Deutschland erhalten bleiben.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie möchten eine Nachfrage stellen? – Dann tun Siedas bitte.Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN):Es tut mir leid: Sie haben meine Frage noch nicht einmalim Ansatz beantwortet. Ich habe gefragt: Was für einOrganisationskonzept hat der Minister dem Kabinettvorgetragen? Wie soll die zukünftige juristische Konstruktionaussehen? Welche Ansätze gibt es dazu? Wennim Ministerium bereits Veränderungen mit Rücksicht aufdie Neuorganisierung durchgeführt werden, dann müsstendazu Vorstellungen vorhanden sein. Oder hat er dazunichts gesagt?Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Ich beantrage, die Befragung so lange zu unterbrechen,bis auskunftsfähige Personen der Bundesregierunganwesend sind. Es kann nicht sein, dass als Antwort aufeine Frage an das Auswärtige Amt der Kollege aus demBundeskanzleramt zu Recht sagt, dass er dazu nichtsweiß. Auch die Frage zur GTZ konnte nicht beantwortetwerden, weil niemand <strong>von</strong> dem zuständigen Ressort anwesendist. Lassen Sie uns so lange unterbrechen, bis diezuständigen Staatssekretäre eingetroffen sind, und dannfortfahren.(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)Durch Filibustern wird faktisch das Fragerecht desDeutschen <strong>Bundestag</strong>es beschnitten. Das ist keine Frage<strong>von</strong> Mehrheit oder Minderheit, sondern das ist eineFrage des Interpellationsrechts des Parlamentes undkann auch dann, wenn die Mehrheit diesen Antrag ablehnt,nicht abgewürgt werden.Vizepräsidentin Petra Pau:Zu diesem Geschäftsordnungsantrag verhandeln wir.Bitte, Kollege Grund.Manfred Grund (CDU/CSU):Vielen Dank. – Der Antrag des Kollegen Beck gehtweit über unsere Geschäftsordnung hinaus. Hätte errecht, würde das bedeuten, dass am Mittwoch einer normalenSitzungswoche ab 13 Uhr das gesamte Kabinetthier zu sitzen hat,(D)Eckart <strong>von</strong> Klaeden, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin:Herr Kollege Ströbele, Sie haben mich nach demKonzept und den zugrunde liegenden Prinzipien gefragt.Diese Frage habe ich Ihnen beantwortet. Ich bitte Sie,weitere Fragen im Ausschuss zu stellen oder sich mit einerschriftlichen Beantwortung einverstanden zu erklären.Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN):Ist dazu heute nichts gesagt worden?Eckart <strong>von</strong> Klaeden, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin:Ich habe die Frage so beantwortet, wie es mir jetztmöglich ist.(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN]: So ist es! – Josef Philip Winkler[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht auchum die Staatssekretärsebene!)um sich irgendwelchen Fragen des Kollegen Beck zustellen.(Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN]: Das ist eine völlig berechtigte Frage! –Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN]: Herr Klaeden sagt doch immer, erweiß nichts!)– Das hat er nicht gesagt. Er hat Ihnen die Auskunft gegeben,die zu geben ist, und den Kenntnisstand wiedergegeben,der im Kanzleramt vorhanden ist.Ich weise darauf hin, dass Ihre Forderung weit überdas hinausgeht, was in der Geschäftsordnung vereinbartist.


3018 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Manfred Grund(A)(Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN] begibt sich mit der Geschäftsordnungdes Deutschen <strong>Bundestag</strong>es zu Abg.Manfred Grund [CDU/CSU])– Nehmen Sie sie wieder mit. Ich habe sie selber gelesen.Vizepräsidentin Petra Pau:Kollege Grund, es ist richtig, dass das unserer bisherigenPraxis widerspricht. Aber unsere bisherige Praxisbesagt: Wenn eine solche Situation eintritt, entscheidetder Präsident/die Präsidentin.Ich unterbreche die Sitzung bis 13.25 Uhr. Wirschauen, wie wir dann weitermachen.(Beifall bei der SPD, der LINKEN und demBÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)(Unterbrechung <strong>von</strong> 13.14 bis 13.26 Uhr)Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Der Dienstausweis wurde abgeholt, ohne dass dieReise angetreten wurde?Dr. Werner Hoyer, Staatsminister im AuswärtigenAmt:In der Tat. Der Dienstpass war auf ein Jahr ausgestellt.Die Reise, die Anlass für die Beantragung durchden Passinhaber gewesen ist, hat nicht stattgefunden.Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Können Sie uns – –(C)Vizepräsidentin Petra Pau:Kollege Beck, das Wort erteile immer noch ich.Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Entschuldigung!Vizepräsidentin Petra Pau:Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.Das Wort zu einer Frage an die Bundesregierung hatder Kollege Volker Beck.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben jetzt die Möglichkeit, eine Nachfrage zustellen. Dann haben wir noch weitere Wortmeldungen.Sie können sich natürlich auch im Rahmen unserer Fragestundenoch einmal melden. Bitte, Kollege Beck.(B)Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Herr Staatsminister Hoyer, ich habe eine Frage zu denUsancen bei der Ausgabe <strong>von</strong> Dienstausweisen durchdie Bundesregierung an Personen, die nicht Mitglied desHohen Hauses oder Mitglied der Bundesregierung sind.Meine Frage geht zurück auf die Vergabe eines Dienstausweisesan Herrn Mronz im Jahre 2008. In welchembesonderen deutschen Interesse stand die Ausgabe diesesDienstausweises? Nach welchen Usancen werden beiLebensgefährten, Lebenspartnern oder Ehegatten <strong>von</strong>Mitgliedern des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es Dienstausweisevom Auswärtigen Amt ausgestellt?Dr. Werner Hoyer, Staatsminister im AuswärtigenAmt:Herr Kollege Beck, Sie hatten diese Frage als dringlicheFrage eingereicht. Dementsprechend hat das Amtmich sauber auf die Beantwortung vorbereitet. Dann istdie Frage nicht zugelassen worden. Deswegen erwischenSie mich jetzt ohne einen Stapel <strong>von</strong> Unterlagen zu diesemThema, und ich kann nur recht allgemein antwortenund Ihnen sagen, dass es eine entsprechende Verwaltungsvorschriftgibt, eine allgemeine Verwaltungsvorschriftüber die Ausgabe <strong>von</strong> Dienstpässen. Nach, ichglaube, § 3 dieser Vorschrift ist dieser Dienstpass ausgestelltworden. Weitere Details entziehen sich meinerKenntnis.Sie wissen, dass dieser Vorgang zur Ausstellung einesDienstpasses geführt hat, der später nie genutzt wordenist, weil die Reise, die angedacht war, nicht stattgefundenhat. Außerdem wurde dieser Dienstpass bereits imJahr 2008 ausgestellt.Vizepräsidentin Petra Pau:Haben Sie eine – –Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Herr Staatsminister, können Sie uns denn abstrakt dieFrage beantworten, wie die rechtlichen Regularien sind,wenn es um Dienstausweise für Angehörige der Mitgliederdes Deutschen <strong>Bundestag</strong>es geht? Das mag ja auchfür andere Kollegen <strong>von</strong> Interesse sein. Was ist da diePraxis, und wie sieht die Rechtssituation da aus?Dr. Werner Hoyer, Staatsminister im AuswärtigenAmt:Das kann ich Ihnen nicht im Detail sagen. Sie wissen,dass Sie als Mitglied des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es Anspruchauf einen Diplomatenpass haben.(Ulrich Kelber [SPD]: Meine Frau aber nicht! –Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: MeinMann auch nicht!)Weitere Details sind mir in diesem Zusammenhang nichtbekannt.Ich kann mir vorstellen, dass die damalige Bundesregierunggerade bei einer Reise in ein Land, das mit derBehandlung <strong>von</strong> Homosexuellen durchaus seine Schwierigkeitenhat,(Lachen bei Abgeordneten der SPD)vielleicht ein Interesse daran hatte, den reibungslosen Ablaufder Reise zu organisieren oder zu ermöglichen. Dasist durchaus ein legitimes Ansinnen. Wir würden vermutlichauch heute, wenn ein solcher Fall entsteht, Entsprechendestun. Ich vermute einmal, dass BundesministerSteinmeier aus diesem Grunde so entschieden hat.(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN]: Dürfen das Heterosexuelle auchbeantragen? – Ulrich Kelber [SPD]: Das warauf Antrag der FDP-Fraktion!)(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3019(A)Vizepräsidentin Petra Pau:Ich habe Sie gesehen, Kollege Ströbele; aber der KollegeAhrendt war schneller mit seiner Meldung zu einerNachfrage zu diesem Gegenstand.Bitte, Herr Ahrendt.auch mit dem Gastland selbst ab. Wenn hinreichend Zeitvorhanden ist, werden auch die Wirtschaftsverbände abgefragtund um Empfehlungen gebeten. Dann wird einelängere Liste aufgestellt. Es kann auch initiativ Interessean der Teilnahme an solchen Reisen geäußert werden.Am Ende wird dann entschieden.Natürlich geht es darum, die besondere Kompetenzoder das besondere Interesse des Gastes hinsichtlich desZiellandes zur Grundlage der Entscheidung zu machen;denn diese Reisen haben ja einen hohen Wert und einengroßen Sinn, nämlich, insbesondere die wirtschaftlichen,kulturellen und politischen Beziehungen der BundesrepublikDeutschland zu diesem Land weiter auszubauenund gegebenenfalls – im Fall <strong>von</strong> Gästen aus dem Bereichder Wirtschaft – auch den Interessen der deutschenWirtschaft und der Sicherung <strong>von</strong> Arbeitsplätzen denentsprechenden Rang einzuräumen.(C)<strong>Christian</strong> Ahrendt (FDP):Herr Staatsminister, können Sie mir die Frage beantworten,wer im Jahr 2008, als der Dienstpass ausgestelltworden ist, im Auswärtigen Amt die Verantwortungtrug?Dr. Werner Hoyer, Staatsminister im AuswärtigenAmt:Ja. Ich habe den Namen <strong>von</strong> BundesministerSteinmeier genannt, aber ich will ihn hier gar nicht inHaftung nehmen, weil das ein Vorgang ist, den ich nachvollziehenkann. Dennoch haben Sie die Frage, wer damalsim Amt war, zu Recht gestellt. Wir waren es zumindestnicht.(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN]: Sehr investigativ!)– Da ich hier gerade einen Zwischenruf gehört habe,möchte ich klarstellen: Die Ausstellung dieses Dienstpasseserfolgte nicht auf Antrag einer Fraktion.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zu einer weiteren Frage. Danachkommt der Kollege Gehrcke an die Reihe. – Bitte, KollegeStröbele.(B)Vizepräsidentin Petra Pau:Zu einer Nachfrage hat der Kollege Hans-<strong>Christian</strong>Ströbele das Wort.Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN):Danke, Frau Präsidentin. – Vorhin war der HerrStaatsminister leider noch nicht hier, weshalb ich dieFrage vorhin noch nicht stellen konnte. Ich habe nämlichauch eine Frage zu diesem Komplex.Alle warten – ich warte und viele andere auch – aufdie Beantwortung der Frage: Nach welchen Kriterienkann man nicht als <strong>Bundestag</strong>sabgeordneter – hier weißich das –, sondern als Geschäftsmann, als Unternehmerin den Kreis derer kommen, die zu Reisen des Außenministersins Ausland eingeladen werden und mitfliegendürfen?Dr. Werner Hoyer, Staatsminister im AuswärtigenAmt:Diese Frage betrifft ja den Gesamtzusammenhang derZusammenstellung <strong>von</strong> Delegationsreisen. Auf dieseFrage werden wir noch ausführlich zu sprechen kommen,aber ich bin gerne bereit, diese Frage bereits jetztaufzugreifen(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN]: Ja, das müssen Sie auch!)und zu sagen: Es gibt ein mehr oder weniger formalisiertesVerfahren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter indem für die Wirtschaftsdelegationsreisen zuständigenReferat stellen entsprechende Überlegungen an undstimmen sich mit den Botschaften des Gastlandes undHans-<strong>Christian</strong> Ströbele (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN):Herr Staatsminister, ich habe eine Zusatzfrage: Wardieses Thema, das derzeit doch weite Teile in der BundesrepublikDeutschland beschäftigt, heute Gegenstandder Kabinettssitzung, insbesondere in dem Zusammenhang,welche Industrievertreter oder Vertreter <strong>von</strong> Unternehmender derzeitige Außenminister auf seinen letztenReisen mitgenommen hat und ob die Beteiligungbestimmter Personen an diesen Reisen auf besonderenWunsch des Ministers <strong>von</strong> der Auswahlkommissionbzw. <strong>von</strong> der Auswahlstelle befürwortet worden ist?Dr. Werner Hoyer, Staatsminister im AuswärtigenAmt:Nein.(Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele [BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN]: Sie haben jetzt nur die Frage beantwortet,ob es Gegenstand der Diskussion imKabinett heute war!)– Die Frage war einfach mit Ja oder Nein zu beantworten.Genau das habe ich getan.(Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele [BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN]: Ja, aber – –)Vizepräsidentin Petra Pau:Kollege Ströbele, auch hier gilt: Das Wort erteile ich.(Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele [BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN]: Okay!)Die Bundesregierung entscheidet, was sie antwortet undin welcher Form sie antwortet. Sie sind dann wiederumin Ihrer Bewertung dessen frei.Jetzt hat der Kollege Wolfgang Gehrcke das Wort.(D)


3022 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)(B)Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Frau Präsidentin, vielen Dank. – Ich habe folgendeFrage an die Bundesregierung: Aus welchen Gründenwurde der Geschäftsführer der Firma Far Eastern FernostBeratungs- und Handelsgesellschaft mbH, RalfMarohn, an der auch der Bruder des Bundesministersdes Auswärtigen Anteilseigner ist, in dessen Delegationnach Japan und China im Januar 2010 eingeladen, undwer hat ihn für diese Delegation vorgeschlagen?Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatsminister.Dr. Werner Hoyer, Staatsminister im AuswärtigenAmt:Die Begründung ist glasklar: Herr Marohn ist einerder wesentlichen Experten für die Geschäftsanbahnungmit China. Er ist hoch anerkannt und kommt deshalb füreine solche Reise infrage. Er hat eine große Anzahl <strong>von</strong>Reisebegleitungen – auch für offizielle Delegationen –gemacht und sich sehr sinnvoll eingesetzt, insbesonderefür den Mittelstand im Chinageschäft. Ich kann Ihnendie konkrete Frage, woher ein Brief gekommen ist, mitdem angeregt wurde, dass Herr Marohn mitfährt, nichtbeantworten. Wenn ich zuständig gewesen wäre, hätte esdurchaus sein können, dass ich selber auf die Idee gekommenwäre, ihn zu fragen, ob er nicht bereit wäre,mitzufahren.Vizepräsidentin Petra Pau:Die nächste Frage stellt die Kollegin Koczy. Das istdie letzte Frage in der Regierungsbefragung.Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Danke, Frau Präsidentin. – Frau StaatssekretärinKopp, ich will eine Nachfrage zur Reform der Vorfeldorganisationenstellen. Heute ist im Kabinett der ersteBericht zur Reform der Vorfeldorganisationen vorgelegtworden. Es handelt sich nicht um einen Entwurf, sondernum einen ersten Bericht. Meine Frage lautet: Wirddiese Debatte in eine inhaltliche Diskussion über dieZiele der Entwicklungszusammenarbeit eingebettet?Was uns vorliegt, zeigt, dass es sich bislang eher um einetechnokratische Angelegenheit handelt. Es geht nur umdie technische Zusammenarbeit, die in dieser Form nochnie so stattgefunden hat und nicht geplant war. Die vorherigenFusionsplanungen liefen auf einer anderenEbene. Die entscheidende Frage ist: Wird das BMZ eineDebatte über die inhaltliche Ausgestaltung der Entwicklungszusammenarbeitim Rahmen der Reform einplanen?Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Frau Staatssekretärin.Gudrun Kopp, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:Danke sehr, Frau Präsidentin. – Selbstverständlichwird eine inhaltliche Diskussion im Zusammenhang mitder organisatorischen Neuordnung geführt werden. Ichweise aber darauf hin, dass wir schon sehr viele Debattenüber eine inhaltliche Neuausrichtung der Entwicklungszusammenarbeitim Plenum, aber auch in den Ausschüssengeführt haben. Es geht uns darum, in besondererWeise mit den Institutionen, aber auch mit der Zivilgesellschaftzusammenzuarbeiten. Sie kennen sicherlichdie Debatte über die Stärkung des Privatsektors und derZivilgesellschaft. Konkret heißt das: Wir möchten zu einemVerhältnis <strong>von</strong> etwa zwei Dritteln bilaterale Zusammenarbeitzu einem Drittel multilaterale Zusammenarbeit– verstehen Sie das bitte nicht als starres Verhältnis –kommen. Auch die multilaterale Zusammenarbeit mussgestärkt werden. Aber wir möchten einen anderen Akzentsetzen.Es ist jedoch völlig klar, dass bei der Neuorganisationder Strukturen auch die inhaltliche Ausrichtung einegroße Rolle spielt. Ich nenne als ein Beispiel einen wichtigenPunkt. Wir wollen einen zielgenaueren Einsatz derMittel, ob personeller oder finanzieller Art, erreichen.Wir möchten die Prozesse sehr viel transparenter undeffektiver gestalten. Wir sind der Ansicht, dass es in derEntwicklungszusammenarbeit sehr viel mehr Potenzialezu heben gibt, als das in der Vergangenheit der Fall war.Beides hängt zusammen. Beides sind wichtige Säulen einerschlagkräftigen Entwicklungszusammenarbeit. SeienSie versichert: Die inhaltliche Ausrichtung wird mit derpersonellen zusammenhängen.Vizepräsidentin Petra Pau:Ich beende die Befragung der Bundesregierung. Esgibt zwar noch Nachfragebedarf, aber die für die Regierungsbefragungvorgesehene Zeit ist schon überschritten.Danke, Frau Staatssekretärin.Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:Fragestunde– Drucksache 17/1107 –Ich rufe die Fragen auf Drucksache 17/1107 in der üblichenReihenfolge auf. Wir beginnen mit dem Geschäftsbereichdes Bundesministeriums für Gesundheit.Zur Beantwortung der Fragen steht der ParlamentarischeStaatssekretär Daniel Bahr zur Verfügung.Ich rufe die Frage 1 der Kollegin Kathrin Vogler auf:Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung hinsichtlichder Auswirkungen der Honorarreform, die seit 1. Januar 2009in Kraft ist, auf die Vergütung niedergelassener Kassenärztinnenund -ärzte in den einzelnen Bundesländern, und welchekonkreten Maßnahmen plant die Bundesregierung, um dieVerunsicherung vieler Ärztinnen und Ärzte insbesondere– aber nicht nur – in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg zu beheben?Bitte, Herr Staatssekretär.Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Gesundheit:Vielen Dank, Frau Präsidentin – Frau AbgeordneteVogler, die Gewinnung <strong>von</strong> Erkenntnissen über die Auswirkungender Honorarreform, die seit dem 1. Januar2009 in Kraft ist, auf die Vergütung der niedergelassenenVertragsärztinnen und Vertragsärzte wird derzeit dadurcherschwert, dass der Bundesregierung trotz der ge-(C)(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3023Parl. Staatssekretär Daniel Bahr(A)setzlich vorgegebenen Berichtspflicht der gemeinsamenSelbstverwaltung der Ärzte und Krankenkassen auf Bundesebenenoch keine bzw. noch keine vollständig plausibilisiertenDatenberichte für das erste Halbjahr 2009, dasheißt für das erste Quartal und das zweite Quartal 2009,vorliegen.desregierung in Nordrhein-Westfalen über Zahlen- undDatenmaterial verfügt, das Ihnen als Bundesregierungnicht vorliegt und aus dem Sie die Datenlage ableitenkönnten, die der Minister in seinem Redebeitrag dargestellthat?(C)Der Datenbericht für das erste Quartal wurde <strong>von</strong> derKBV am 15. Februar 2010 vorgelegt. Die Daten sindaber unvollständig und weisen zudem eine Reihe <strong>von</strong>gravierenden Implausibilitäten auf, die bislang nochnicht aufgeklärt werden konnten. Der Datenbericht fürdas zweite Quartal wurde <strong>von</strong> der Kassenärztlichen Bundesvereinigungfür Mitte April 2010 in Aussicht gestellt.Vizepräsidentin Petra Pau:Bevor Sie antworten, Herr Staatssekretär, mache ichvorsorglich auf Folgendes aufmerksam: Im weiterenVerlauf der Fragestunde werde ich darauf achten, dassdie Fragen mit einem solchen zeitlichen Volumen gestelltwerden, dass es möglich wird, mit kurzen Antwortenden Verlauf der Sitzung voranzutreiben.(B)Die Bundesregierung nimmt die immer wieder geäußerteKritik <strong>von</strong> Ärztinnen und Ärzten an den Auswirkungender Honorarreform sehr ernst. Der Koalitionsvertragder neuen Koalition sieht ja auch vor, dass dieseit dem 1. Januar 2009 geltende Honorarreform nach einerkritischen Überprüfung zusammen mit den Beteiligtenden erforderlichen Kurskorrekturen unterzogen wird.Eine sachgerechte Überprüfung der Honorarreformist allerdings erst dann möglich, wenn die dafür erforderlichenDaten auch wirklich vorliegen. Diese müssen dieEntwicklung in den einzelnen Regionen und Arztgruppensowie den verschiedenen Versorgungsbereichen differenziertabbilden. Erst auf dieser Grundlage wird derkonkrete Anpassungsbedarf einzuschätzen sein. Wegender herausgehobenen Bedeutung der Datenberichte fürdie im Koalitionsvertrag vereinbarte Überprüfung derHonorarreform und die Entscheidung über die Einleitungkonkreter Maßnahmen hat das Bundesministeriumfür Gesundheit die zuständige Selbstverwaltung nocheinmal eindringlich darum gebeten, die auf gesetzlicherGrundlage angeforderten Daten so schnell wie möglichbereitzustellen.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zu einer ersten Nachfrage.Kathrin Vogler (DIE LINKE):Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,in der Ärzte Zeitung vom Montag dieser Woche wird berichtet,dass der Landesminister für Arbeit, Gesundheitund Soziales, Karl-Josef Laumann, in Nordrhein-Westfalensich die Argumentation der dortigen Kassenärztezu eigen macht und sagt – ich zitiere –:Unser Gesundheitssystem in Nordrhein-Westfalenist sowohl im Krankenhaus- als auch im niedergelassenenBereich zusammen mit Schleswig-Holsteindas am schlechtesten bezahlte in ganzDeutschland.Angesichts dessen, was Sie gerade vorgetragen haben,frage ich mich, woher Minister Laumann diese Zahlennimmt, ob es sich bei diesen Auslassungen nicht eherum Wahlkampfgetöse und den Versuch handelt, die Beunruhigungder Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein-Westfalenzu nutzen, um im Wahlkampf dort Punkte zumachen. Haben Sie Erkenntnisse darüber, ob die Lan-Bitte, Herr Staatssekretär.Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Gesundheit:Mir liegen keine Erkenntnisse darüber vor, dass demLandesminister für Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen andere Daten vorliegen als die, die im Bundesministeriumfür Gesundheit vorhanden sind. FrauKollegin Vogler, ich habe eben auch darauf hingewiesen,dass uns zwar Daten für das erste Quartal 2009 vorliegen,diese aber noch implausibel und nicht vollständigsind. Wir brauchen vollständige Daten, um sie richtigbeurteilen zu können. Bevor wir diese nicht haben, kommenwir nicht zu Schlüssen, wie sie andere möglicherweiseziehen. Wir als Bundesministerium für Gesundheitkönnen aufgrund der vorliegenden Daten noch keinesachgerechte Entscheidung treffen und keine sachgerechteBewertung vornehmen.Aufgrund der vorläufigen Daten der KassenärztlichenBundesvereinigung, auf die sich einige politische Äußerungenin der Öffentlichkeit beziehen, können wir lediglichfeststellen, dass es in den Jahren 2007 bis 2009 zueinem Honoraranstieg in Höhe <strong>von</strong> mindestens 3,5 MilliardenEuro bzw. 13 Prozent gekommen ist, wobei dieZuwächse in den Regionen in der Tat sehr unterschiedlichwaren. Im Ergebnis profitieren die Ärztinnen undÄrzte in den Regionen am stärksten <strong>von</strong> der Honorarreform,in denen bislang weit unterdurchschnittlichePreise gezahlt wurden. Hierzu gehören vor allem dieKassenärztlichen Vereinigungen der neuen Bundesländer.Weil Sie sich auf den LandesgesundheitsministerLaumann bezogen haben, nehme ich einmal Bezug aufdie bisher unvollständig vorliegenden Daten für Westfalen-Lippeund Nordrhein, die beiden Kassenbezirke inNordrhein-Westfalen. Für die Kassenärztliche VereinigungWestfalen-Lippe weisen die Daten der KassenärztlichenBundesvereinigung im Vergleich des ersten Halbjahres2007 und des ersten Halbjahres 2009 einenHonoraranstieg in Höhe <strong>von</strong> rund 20,1 Prozent aus; fürdie Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein wird einHonoraranstieg in Höhe <strong>von</strong> 12,1 Prozent ausgewiesen.Zusammengenommen erreichen die beiden KassenärztlichenVereinigungen Nordrhein-Westfalens im erstenHalbjahr 2009 gegenüber dem ersten Halbjahr 2007 damiteinen Anstieg in Höhe <strong>von</strong> 15,7 Prozent.(D)


3024 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zu einer zweiten Frage.Kathrin Vogler (DIE LINKE):Herzlichen Dank; das war sehr aufschlussreich. –Landesminister Laumann rät den Ärztinnen und Ärztenim Bezirk Nordrhein – Zitat –:Vielleicht können Sie in den nächsten Wochen javergessen, die Beiträge an die KBV zu überweisen.Wie stellt sich die Bundesregierung zu dieser Aussage?Meiner Ansicht nach handelt es sich da um einen klarenAufruf zum Rechtsbruch. Vielleicht sieht der Landesministerdas als zivilen Ungehorsam. Aber nichtsdestotrotzglaube ich, dass da Handlungsbedarf seitens derBundesregierung besteht, um die Landesregierung <strong>von</strong>Nordrhein-Westfalen in ihre Schranken zu weisen, wasden Aufruf an die Kassenärztliche Vereinigung Nordrheinzum Rechtsbruch angeht.Vizepräsidentin Petra Pau:Als Nächster hat der Kollege <strong>Christian</strong> Lange dasWort.<strong>Christian</strong> Lange (Backnang) (SPD):Frau Präsidentin, ich beantrage namens der SPD-<strong>Bundestag</strong>sfraktionaufgrund der Antwort der Bundesregierung,die wieder einmal die Fragen der Kollegen unzureichendbeantwortet hat, eine Aktuelle Stunde(C)Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Gesundheit:Ein solcher ernsthafter Vorschlag durch das LandesgesundheitsministeriumNordrhein-Westfalens ist unsnicht bekannt. Wir würden den Ärztinnen und Ärzten inNordrhein-Westfalen einen solchen Vorschlag auch nichtmachen.(Lachen des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU])zum Thema Gesundheitspolitik der Bundesregierung gemäßunserer Geschäftsordnung nach Ende unserer Fragestunde.(Manfred Grund [CDU/CSU]: Mit welchemThema?)Herzlichen Dank.Vizepräsidentin Petra Pau:Die Fraktion der SPD hat zur Antwort der Bundesregierungeine Aktuelle Stunde verlangt. Liebe Kolleginnenund Kollegen, das entspricht Nr. 1 b der Richtlinienfür die Aktuelle Stunde. Die Aussprache findet im Anschlussan die Fragestunde statt.(B)Vizepräsidentin Petra Pau:Zu einer weiteren Nachfrage hat der KollegeWeinberg das Wort.Harald Weinberg (DIE LINKE):Herr Staatssekretär, auch wenn jetzt noch keine validenDaten für das erste Quartal – für das zweite Quartalohnehin noch nicht – vorliegen, wie Sie sagen, so hatdoch dieser ganze Prozess insgesamt zu einer großenVerunsicherung bei den Ärztinnen und Ärzten und damitauch bei den Patientinnen und Patienten geführt. Was gedenktdie Bundesregierung zu tun, um dieser Verunsicherungentgegenzuwirken?Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Gesundheit:Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich darf nur daraufhinweisen, Frau Präsidentin, dass diese Frage <strong>von</strong> FrauKollegin Vogler gestellt wurde und ich sie so beantwortethabe, dass die Koalitionsvereinbarung dazu eine eindeutigeAussage enthält. Nach einer Auswertung derHonorarreform wird die Bundesregierung mit den Beteiligtendie erforderlichen Kurskorrekturen vornehmen.Da uns noch nicht die vollständigen Daten vorliegen, dieerst analysiert werden müssen, können wir die Kurskorrekturennoch nicht vornehmen. Aber die Empfehlungendes Koalitionsvertrages und die Vorgabe für die Koalitionsind hier eindeutig. Das wird im Laufe dieser Legislaturperiodeauch angegangen.Zur Erklärung für diejenigen, die heute zum erstenMal einer Fragestunde des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es beiwohnen:Präsidentinnen und Präsidenten haben keinenErmessensspielraum, wenn ein solcher Antrag nachNr. 1 b der Richtlinien für die Aktuelle Stunde gestelltwird.(Manfred Grund [CDU/CSU]: Aber die SPDhat noch nicht einmal eine Frage gestellt! –Gegenruf des Abg. <strong>Christian</strong> Lange [Backnang][SPD]: Das ist auch nicht notwendig!Sie müssen mal die Geschäftsordnung lesen!)– Kollege Grund, ich habe zur Kenntnis genommen,dass der Kollege <strong>Christian</strong> Lange festgestellt hat, dassdie Fragen der Kollegin Kathrin Vogler auch aus seinerSicht unzureichend beantwortet wurden. Insofern hat erdie Frage der Kollegin Vogler übernommen und die AktuelleStunde beantragt. Das ist korrekt und unterliegtansonsten dann Ihrer Bewertung in den weiteren Auseinandersetzungendes Tages.Ich rufe die Frage 2 der Kollegin Kathrin Vogler auf:Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung, die immerhindurch den Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit,Stefan Kapferer, im Vorstand des Instituts für Qualitätund Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, IQWiG,vertreten ist, hinsichtlich der Kosten für die Überprüfung desInstitutsleiters Professor Dr. Peter Sawicki, und stimmt derBericht im Spiegel vom 14. März 2010 insoweit, als die WirtschaftsprüfungsgesellschaftBDO den Auftrag zur Überprüfungim Wert <strong>von</strong> 20 000 Euro ohne Ausschreibung erhaltenhatte, obwohl die Verfahrensordnung des Instituts ab 12 500 Euroeine Ausschreibung vorsieht?Bitte, Herr Staatssekretär.(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3025(A)Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Gesundheit:Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Vielleicht gelingt esmir erneut, die Frage der Kollegin Vogler so zu beantworten,dass sie sagt, die Antwort sei sehr aufschlussreichgewesen, wie es eben der Fall war.Die Beauftragung der WirtschaftsprüfungsgesellschaftBDO verstößt entgegen der Vermutung in derFrage nicht gegen vergaberechtliche Regelungen undauch nicht gegen die interne Vergaberichtlinie des Instituts.Zu dieser Beauftragung bedurfte es keiner Ausschreibung,weil es sich bei der zu erbringenden Dienstleistungum eine Leistung handelte, die im Wettbewerbmit freiberuflich Tätigen – Wirtschaftsprüfer undRechtsanwälte seien hierbei genannt – angeboten wird.Derartige Dienstleistungen, die nicht unter den Anwendungsbereichder Verdingungsordnungen fallen, könnengrundsätzlich freihändig vergeben werden. Auch die interneVergaberichtlinie des Instituts für Qualität undWirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen sieht ausdrücklichvor, dass öffentliche Aufträge, die eine Leistung einesfreiberuflich Tätigen zum Inhalt haben und, wie vorliegend,unterhalb der EG-Schwellenwerte angesiedeltsind, in der Regel grundsätzlich freihändig vergebenwerden können.Der Vorstand der Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeitim Gesundheitswesen hat einvernehmlich vereinbart,dass keine Detailinformationen über die Beauftragungder Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO undderen Ergebnisse an die Öffentlichkeit gegeben werden.Die Diskussion um nicht ordnungsgemäße Verwaltungsabläufeund ihre Überprüfung soll zum Schutz derInstitutsarbeit und der Mitarbeiter nicht weiter angefachtwerden. Eine Veröffentlichung der an die BDO geleistetenZahlungen wäre im Übrigen auch nur mit deren Zustimmungmöglich, weil das Auftragshonorar als Betriebs-bzw. Geschäftsgeheimnis anzusehen ist.leistungen wie die, die die WirtschaftsprüfungsgesellschaftBDO erbringt, fallen eben nicht unter den Anwendungsbereichder Verdingungsordnungen und könnendeshalb grundsätzlich freihändig vergeben werden. Hierhalten wir uns eindeutig an die Vorgaben, die an dieserStelle auch erfüllt sind.Zum zweiten Teil der Frage – das war die Frage nachder Entscheidung der Stiftung –: Die Entscheidung desStiftungsvorstandes wurde einvernehmlich gefällt undinsofern auch <strong>von</strong> allen Beteiligten getroffen, die imStiftungsvorstand sind, das heißt, Ärzten, Krankenhäusernund Krankenkassen. Übrigens wurde auf Wunschdes Institutsleiters eine Prüfung durchgeführt. Das heißt,es war nicht alleiniger Wille des Bundesministeriums,sondern der einvernehmliche Wunsch der Beteiligten indem Vorstand und auch der Betroffenen.(C)(B)Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.Kathrin Vogler (DIE LINKE):Herr Staatssekretär, welche sachlichen Grundlagenliegen denn dieser Aufteilung des Verfahrens – freiberuflicheAuftragnehmer einerseits und gewerbliche oder institutionelleAuftragnehmer andererseits – zugrunde,und in welcher Art und Weise hat die Bundesregierung,die durch Staatssekretär Kapferer im Vorstand des Institutsvertreten ist, darauf Einfluss genommen, dass dieseAufträge an die BDO erteilt worden sind?Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Gesundheit:Zum ersten Teil der Frage verweise ich auf meineAntwort <strong>von</strong> eben: Bei der WirtschaftsprüfungsgesellschaftBDO handelt es sich um einen Wirtschaftsprüfer,also um einen freiberuflich Tätigen. Das heißt, Dienst-Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage. – Sie verzichten.Die Fragen 3 und 4 der Kollegin Dr. Martina Bungewerden schriftlich beantwortet.Ich rufe die Frage 5 der Kollegin Kathrin Senger-Schäfer auf:Unter welchen Annahmen trifft die Einschätzung des Bundesversicherungsamteszu, dass es in der gesetzlichen Krankenversicherungim kommenden Jahr eine Finanzlücke <strong>von</strong>etwa 6,4 Milliarden Euro geben wird bzw. das Defizit sogarauf 15 Milliarden Euro ansteigen könnte?Bitte, Herr Staatssekretär.Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Gesundheit:Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich darf für die Bundesregierungsagen, dass konkrete Prognosen zur Finanzentwicklungder gesetzlichen Krankenversicherungderzeit lediglich für das Jahr 2010 möglich sind. Danachist auf Basis der bisherigen Annahmen des Schätzerkreisesunter Berücksichtigung des zusätzlichen Bundeszuschusses<strong>von</strong> 3,9 Milliarden Euro zum Ausgleich krisenbedingterMindereinnahmen in diesem Jahr <strong>von</strong> einerUnterdeckung der voraussichtlichen Ausgaben der gesetzlichenKrankenversicherung gegenüber den Zuweisungendes Gesundheitsfonds in einer Größenordnung<strong>von</strong> circa 4 Milliarden Euro auszugehen. Für das Jahr2011 sind derzeit keine validen Finanzschätzungen möglich.Der Schätzerkreis wird sich auf seiner Herbstsitzungerstmalig damit befassen.Da zum derzeitigen Zeitpunkt keine validen Annahmenüber die Einnahme- und Ausgabenentwicklung imnächsten Jahr getroffen werden können, hat auch derPräsident des Bundesversicherungsamtes keine konkretenPrognosen über eine zu erwartende Finanzentwicklungder gesetzlichen Krankenversicherung ab dem Jahr2011 in der Regierungskommission in der letzten Wocheabgegeben, sondern er hat lediglich rein rechnerischeAnnahmen darüber getroffen, welches Finanzergebnisder gesetzlichen Krankenversicherung sich bei bestimmtenVeränderungen der Einnahmen und Ausgaben ergäbe.(D)


3026 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE):Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Auch wenn jetztnoch keine validen Berechnungen vorliegen, wie Sie gesagthaben, würde es mich doch interessieren, wie dasfür das Jahr 2011 geschätzte Defizit in der gesetzlichenKrankenversicherung gedeckt werden soll. Soll es durchErhebung <strong>von</strong> Zusatzbeiträgen gedeckt werden, oder isteine Anhebung des allgemeinen Beitragssatzes vorgesehen?Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte.darf nur sagen: Diese Wiedergabe der Äußerungen <strong>von</strong>Frau Widmann-Mauz ist nicht zutreffend. Die in derFrage formulierte Vermutung ist <strong>von</strong> der ParlamentarischenStaatssekretärin Annette Widmann-Mauz nicht geäußertworden.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zur Nachfrage.Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE):Zur Konkretisierung: Wird sich demnach die Bundesregierungnicht in einer weiteren Kommission eigens mitder dem Koalitionsvertrag zu entnehmenden Neuausrichtungdes solidarischen Pflegeversicherungssatzes befassen?Habe ich das richtig verstanden?(C)(B)Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Gesundheit:Genau diese Frage ist Gegenstand der Beratungen inder Regierungskommission, die ihre Arbeit aufgenommen,in der letzten Woche zum ersten Mal getagt undsich mit den Vorträgen des Präsidenten des Bundesversicherungsamtesund des Vorsitzenden des Sachverständigenratszur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitsweseneinen ersten Überblick über die Entwicklungverschafft hat. Das heißt, die Regierungskommissionwird in den Beratungen zu konkreten Ergebnissen kommen,wie mit einem möglichen Defizit im Jahre 2011 zuverfahren ist. Vorentscheidungen über Beitragssatzentwicklungund Zusatzbeiträge können hier noch nicht getroffenwerden. Im Übrigen gilt die Vereinbarung desKoalitionsvertrages, der vorsieht, dass der schon in derletzten Legislaturperiode festgeschriebene Arbeitgeberbeitragweiterhin fest bleibt.Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Gesundheit:Nein, Frau Kollegin Senger-Schäfer, das haben Sieinsofern nicht korrekt verstanden, als der Unterschieddarin besteht, dass wir im Bereich der Gesundheitspolitikeine Regierungskommission zur nachhaltigen Finanzierungim Gesundheitswesen einsetzen – so sieht es derKoalitionsvertrag vor –, während wir für den Bereich derPflege vorsehen, die Pflegeversicherung vor dem Hintergrundeiner alternden Bevölkerung zukunftsfest undnachhaltig zu stabilisieren und dafür eine interministerielleArbeitsgruppe einzusetzen. Es ist der Plan der Regierung,dass diese interministerielle Arbeitsgruppe imzweiten Halbjahr dieses Jahres eingesetzt wird. Diese interministerielleArbeitsgruppe wird sich dann mit den Finanzfragender sozialen Pflegeversicherung ausreichendbeschäftigen.(D)Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage. – Sieverzichten.Dann rufe ich die Frage 6 der Kollegin KathrinSenger-Schäfer auf:Vizepräsidentin Petra Pau:Haben Sie eine zweite Nachfrage? – Keine. Danndanke ich dem Herrn Staatssekretär.Ist es zutreffend, dass sich die Regierungskommission zurnachhaltigen und sozial ausgewogenen Finanzierung des Gesundheitswesens– wie <strong>von</strong> der Parlamentarischen Staatssekretärinbeim Bundesminister für Gesundheit, AnnetteWidmann-Mauz, auf dem DAK-Pflegetag am 18. März 2010angekündigt – auch mit Fragen der zukünftigen Ausgestaltungder sozialen Pflegeversicherung befasst, und, wenn ja, welcheninhaltlichen Umfang hat diese weiterreichende thematischeAusrichtung der Kommission?Bitte, Herr Staatssekretär.Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Gesundheit:Gefragt war danach, ob sich die Regierungskommission,die in der letzten Woche zum ersten Mal getagt hat,auch mit den Fragen der Ausgestaltung der sozialenPflegeversicherung befassen wird. In der Frage wird dabeiauf Äußerungen meiner Kollegin, der ParlamentarischenStaatssekretärin Annette Widmann-Mauz, bei einerVeranstaltung am 18. März Bezug genommen. IchWir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministeriumsfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. ZurBeantwortung der Fragen steht der ParlamentarischeStaatssekretär Dr. Andreas Scheuer zur Verfügung.Ich rufe die Frage 7 des Kollegen Dr. Anton Hofreiterauf:Inwieweit trifft es zu, dass gemäß der Anfang Februar2010 veröffentlichten Ausschreibung „Begleitung/Beratungdes Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung(BMVBS) bei der Vergabe <strong>von</strong> vier ÖPP-Projekten imBundesfernstraßenbau“ das im Rahmen dieses Verfahrensausgewählte Beratungsunternehmen – bzw. einzelne Mitgliedereines Beratungskonsortiums – bei anderen als den vomausgeschriebenen Auftrag abgedeckten Projekten auch fürUnternehmen – gegebenenfalls als Mitglieder <strong>von</strong> Konsortien –arbeiten darf, welche als Bieter – gegebenenfalls in Konsortien– bei den A-Modell-Projekten beteiligt sind?Angesichts der komplizierten Fragestellung hoffe ichsehr, Herr Staatssekretär und Herr Abgeordneter, dassIhre Antworten und Zusatzfragen mir ermöglichen, dentieferen Sinn dessen, wonach hier gefragt ist, noch zu ergründen.– Bitte, Herr Staatssekretär.


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3027(A)Dr. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär beimBundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Frau Präsidentin, ich lade Sie gerne in den Verkehrsausschussein, damit Ihnen dieses Vokabular vertrautwird. Ich bemühe mich aber, für die Kolleginnen undKollegen, die nicht im zuständigen Ausschuss sitzen, dieFrage verständlich zu beantworten.Herr Kollege Hofreiter, das im Rahmen der AnfangFebruar 2010 veröffentlichten Ausschreibung „Begleitung/Beratungdes Bundesministeriums für Verkehr, Bauund Stadtentwicklung bei der Vergabe <strong>von</strong> vier ÖPP-Projekten im Bundesfernstraßenbau“ auszuwählendeBeratungskonsortium darf zeitgleich für Unternehmenarbeiten, die als Bieter bei ÖPP-Projekten im Bundesfernstraßenbaubeteiligt sind, sofern es sich dabei nichtum die in oben genannter Ausschreibung abgedecktenvier Projekte handelt.Vergaberechtliche Bedenken bestehen nicht. Jedereinzelne Berater muss im Falle der Beauftragung durchdas BMVBS eine Erklärung über die Verpflichtung imSinne <strong>von</strong> § 1 des Verpflichtungsgesetzes unterzeichnen.Die Berater sind insofern zur Geheimhaltung der im Zusammenhangmit diesem Auftrag erlangten Informationenim Sinne <strong>von</strong> § 353 b Abs. 2 Nr. 2 StGB verpflichtet.keitsuntersuchungen – um die handelt es sich letztendlich– durchführt und die darüber entscheidet, ob dieBundesrepublik ein Verkehrsinfrastrukturobjekt – zumBeispiel eine Autobahn – mithilfe <strong>von</strong> PPP oder klassisch-öffentlichausbaut. Es geht meistens um sehr vielGeld. Die Projekte haben einen Umfang zwischen500 Millionen und über 1 Milliarde Euro.Trifft es also zu, dass die Bundesregierung bestreitet,dass es einen Interessenkonflikt gibt, wenn ein Beraterdie Bundesregierung in die Richtung berät, dass die Unternehmen,für die er sonst tätig ist, einen Vorteil haben?Die Unternehmen haben doch ein ganz großes Interesse,dass die Autobahnen in Form <strong>von</strong> PPP-Projekten ausgebautwerden und nicht klassisch. Diese Meinung habendie Unternehmen auch geäußert.(C)Vizepräsidentin Petra Pau:Danke schön. – Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Dr. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär beimBundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Herr Kollege Hofreiter, Sie lassen in Ihrer Frage dieTrennung <strong>von</strong> Ausschreibung und Beratertätigkeitenvermissen. Ich denke, dass ich in meiner Antwort unmissverständlichklargestellt habe, dass das unabhängig<strong>von</strong> den in der Ausschreibung abgedeckten Projekten istund dass es eine Verpflichtung für die Berater gibt, dieseTrennung bei ihrer Arbeit sehr sorgfältig zu beachtenund umzusetzen.(B)Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN):Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Die Bundesregierunggeht also nicht da<strong>von</strong> aus, dass es sich um einen Interessenkonflikthandelt, wenn ein Mitarbeiter des Beratungsunternehmensoder des Beratungskonsortiums füreine Firma tätig ist, die auch Aufträge im Rahmen einesanderen PPP-Projektes annimmt – ich nenne zum Beispielden Ausbau der A8 zwischen München und Augsburg–, und wenn er gleichzeitig die Wirtschaftlichkeitsuntersuchungfür den Bund durchführt, ob PPP sinnvollist oder nicht sinnvoll ist. Habe ich es richtig verstanden,dass die Bundesregierung da keinen Interessenkonfliktsieht?Dr. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär beimBundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Wir gehen da<strong>von</strong> aus und sind fest da<strong>von</strong> überzeugt,dass sich die Berater, die sich vorher verpflichtet haben,an diese Verpflichtung halten. Somit ist der Sachverhaltso, wie ich ihn in der Antwort dargestellt habe. Ja.Vizepräsidentin Petra Pau:Ihre zweite Nachfrage.Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN):Das bedeutet also, dass die Bundesregierung abstreitet,dass es für einen Berater sinnvoll sein kann, im PPP-Geschäft für eine Firma tätig zu sein, die Wirtschaftlich-Vizepräsidentin Petra Pau:Wir kommen damit zur Frage 8 des KollegenDr. Anton Hofreiter:Inwieweit trifft es insofern zu, dass ein im Rahmen diesesAusschreibungsverfahrens ausgewähltes Beratungsunternehmenbeispielsweise bei kommunalen PPP-Projekten ein Bauunternehmenberaten darf, welches als Bieter – gegebenenfallsim Rahmen eines Konsortiums – an den Ausschreibungsverfahrenfür die A-Modell-Projekte teilnimmt?Bitte, Herr Staatssekretär.Dr. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär beimBundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Diese Frage zu demselben Themenkomplex beantworteich wie folgt: Berät ein Beratungskonsortium einBauunternehmen im Rahmen kommunaler ÖPP-Projekte,so schließt das eine Beauftragung im Rahmen derAnfang Februar veröffentlichten Ausschreibung nichtaus. Eine Beauftragung scheitert seitens des Bundesministeriumsfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auchdann nicht, wenn das Bauunternehmen zeitgleich als Bieter– gegebenenfalls im Rahmen eines Konsortiums – anÖPP-Projekten im Bundesfernstraßenbau beteiligt ist,sofern ein Interessenkonflikt ausgeschlossen werdenkann, das heißt in diesem Falle, sofern ausgeschlossenist, dass der Berater im Rahmen eines ÖPP-Projekts zeitgleichsowohl aufseiten der öffentlichen Hand als auchaufseiten der Privaten tätig wird.Vizepräsidentin Petra Pau:Ihre erste Nachfrage, bitte.(D)


3028 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN):Erst einmal vielen Dank, Herr Staatssekretär, für diedoch sehr eindeutigen Antworten. – Das heißt, die Bundesregierunggeht da<strong>von</strong> aus, dass ein Berater gewissermaßenin schizophrener Art in der Lage ist, zwischendem zu trennen, was er für das Bauunternehmen macht,und dem, was er für die Bundesregierung macht, unddies klar und sauber auseinanderzuhalten. Da solcheDinge zum Beispiel schon bei Banken scheitern, wennes sich um unterschiedliche Abteilungen handelt – denkenSie an sogenannte Chinese Walls usw. –, wie wollenSie dann in der Praxis sicherstellen, dass eine solcheTrennung im Kopf der Leute stattfindet?(Zuruf <strong>von</strong> der LINKEN: Das wüsste ich auchgerne!)Dr. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär beimBundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Ihre Bemerkung nehme ich gerne auf, Herr KollegeHofreiter. Über die psychischen Einschätzungen, die Siein der Frage unterstellen, will ich mir jetzt kein Urteil erlauben.Danke für das Lob an das Haus, dass wir so eindeutigantworten. Wir machen das sehr gerne.Vom Inhalt her ist völlig klar, dass es um zwei verschiedeneMandate geht und dass die Berater dies trennenkönnen. Dazu haben sie sich verpflichtet.(Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele [BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN]: Alles in einem Topf!)den. Wir haben aber auch bestätigt, dass all das, was indie vertraglichen Ausgestaltungen hineingreift, natürlichnicht Gegenstand der Diskussion sein kann. Wir habendarüber intensive Diskussionen im Fachausschuss geführt;Sie erinnern sich sicher an die letzten Sitzungen.Wir können und müssen aber generell über die Wirtschaftlichkeitdieser für den Verkehrsbereich wichtigenÖPP-Projekte diskutieren.Vizepräsidentin Petra Pau:Vorerst herzlichen Dank, Herr Staatssekretär.Wir bleiben im Geschäftsbereich des Bundesministeriumsfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Zur Beantwortungder Fragen 9 bis 13 steht der ParlamentarischeStaatssekretär Enak Ferlemann zur Verfügung.Ich rufe die Frage 9 der Kollegin Lisa Paus auf:Bei welchen Aufträgen der Bundesregierung, nachgeordneterBehörden oder der <strong>von</strong> ihr beherrschten Unternehmenan die Bilfinger Berger AG seit dem Jahr 2000 sind der BundesregierungVerdachtsfälle <strong>von</strong> Materialunterschlagungen, Manipulationenan der Bauausführung, überhöhten Abrechnungenoder korruptiven Praktiken bekannt geworden (ähnlichwie aktuell beim Bau der S-Bahn in Köln und Düsseldorf sowieder ICE-Trasse Nürnberg–München; vergleiche SüddeutscheZeitung vom 23. Februar 2010, Die Welt vom 24. Februar2010)?Bitte, Herr Staatssekretär.(C)(B)Vizepräsidentin Petra Pau:Ihre zweite Nachfrage.Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN):Wenn die Berater angeblich so unabhängig agieren,dann können wir sicher da<strong>von</strong> ausgehen, dass wir imVerkehrsausschuss über die Wirtschaftlichkeitsuntersuchungzumindest nach Abschluss der Projekte – die erstensind bereits im Bau – transparent diskutieren können.Wie steht die Bundesregierung dazu? Es geht also nichtum zukünftige Projekte, sondern darum, dass wir alsParlament die Projekte, die in der Vergangenheit stattgefundenhaben und bei denen auch diese Wirtschaftlichkeitsuntersuchungenerstellt wurden, evaluieren undüberprüfen können und darüber im Verkehrsausschuss intransparenter Weise diskutieren können.Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Dr. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär beimBundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Herr Kollege, die Bundesregierung ist immer umTransparenz bemüht. In diesem Sinne haben wir schonöfter im zuständigen Fachausschuss Ihre Anliegen aufgenommen.Ich habe Ihnen zugesagt, dass wir im Ausschusseine separate Diskussion über die Sinnhaftigkeitund Wirtschaftlichkeit <strong>von</strong> ÖPP-Projekten führen wer-Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Frau Präsidentin, die Frage beantworte ich wie folgt:Die Bundesregierung bzw. das nachgeordnete Eisenbahn-Bundesamt erteilen keine Aufträge im Eisenbahnbau.Vorhabenträger für Investitionen in die Bundesschienenwegeist die Deutsche Bahn AG. Dem Bundesministeriumfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie demEisenbahn-Bundesamt ist kein Verdachtsfall auf Korruptionder Firma Bilfinger Berger AG vom Jahr 2000 bisheute bekannt. Die Deutsche Bahn AG kann in derKürze der Zeit weder bestätigen noch ausschließen, dassihr ein entsprechendes Vorkommnis bekannt ist.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,Bilfinger Berger ist nicht nur im Eisenbahnbautätig. Die Bundesregierung ist zum Beispiel am Bau desBerliner Flughafens Schönefeld beteiligt. Wenn ich richtiginformiert bin – zumindest stand dies so in der Wirtschaftswoche–, ist im Rahmen des Bahnanschlusses unddes Gesamtkomplexes Flughafen sehr wohl ein Auftragan Bilfinger Berger erteilt worden. Von daher frage ichSie: Haben Sie die Vorkommnisse, die – wie wir inzwischenleider feststellen mussten – keine Einzelfälle sind,sondern gehäuft aufgetreten sind, zum Anlass genommen,um laufende und auch kürzlich abgeschlosseneBauarbeiten, an denen die Bundesregierung beteiligt istund die sich nicht nur auf den Eisenbahnbereich bezie-(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3029Lisa Paus(A)(B)hen, zu überprüfen? Sind Sie daraufhin auf neue Erkenntnissegestoßen?Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Geschätzte Kollegin, zunächst muss ich Sie etwaskorrigieren. Natürlich ist die Bilfinger Berger AG auchim Bahnbau und im Tunnelbau für Eisenbahnunternehmentätig. Die Fälle, in denen eine Beteiligung vorliegt,werden <strong>von</strong> der Deutschen Bahn AG überprüft. Das hatbisher zu keinen negativen Erkenntnissen geführt. ImÜbrigen baut die Bilfinger Berger AG unter anderem anU-Bahn-Schächten mit. Auch hier sind uns bis dato keinenegativen Fälle bekannt geworden, sodass ich – nachunserem Kenntnisstand – ein Fehlverhalten ausschließenkann.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie keine weiterenÜberprüfungen vorgenommen haben, obwohl dieBundesregierung selbst betroffen ist? Es liegt doch nahe,dass es nicht nur Einzelfälle in Düsseldorf, Köln, Nürnbergund München gegeben hat, sondern dass es eventuellauch bei anderen Bauprojekten, die <strong>von</strong> der BilfingerBerger AG durchgeführt worden sind, Materialunterschlagungen,Manipulationen an der Bauausführung undüberhöhte Abrechnungen gegeben haben kann. Ist esrichtig, dass Sie keine eigenen Überprüfungen veranlassthaben?Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Danke schön, Frau Präsidentin. – Die Frage beantworteich wie folgt: Auflagen bezüglich der Durchführung<strong>von</strong> Kalthandhabung für Häfen gibt es nicht. ImRahmen des Genehmigungsverfahrens für Transporte<strong>von</strong> Kernbrennstoffen wird geprüft, ob der Transport inÜbereinstimmung mit den einschlägigen Regeln des Gefahrgutrechtsund des Atomrechts durchgeführt werdenkann. Diese Prüfungen können auch die Durchführungeiner Kalthandhabung beinhalten.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage. – Sie verzichtenauf die Nachfrage.Ich rufe die Frage 13 der Kollegin Sabine Stüber auf:Welche deutschen Häfen haben bereits eine Kalthantierungmit Mischoxid- bzw. Uran-Brennelementen durchlaufen?Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Ich gebe folgende Antwort: In Cuxhaven wurde dieAbwicklung eines Transports mit Mischoxid-Brennelementengeprüft. In Bremerhaven wurden solche Transportebereits mehrfach durchgeführt. Transporte mitUran-Brennelementen werden in verschiedenen deutschenHäfen regelmäßig umgeschlagen.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.Sabine Stüber (DIE LINKE):Bitte spezifizieren Sie, welche verschiedenen deutschenHäfen das sind.(C)(D)Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Derzeit führen diese Überprüfungen diejenigen durch,die das Bauvorhaben als Bauherr begleitet haben. Wir finanzierenlediglich diese Vorhaben zum großen Teil,sind also nicht direkt an der Bauausführung bzw. an derKontrolle beteiligt. Wir haben aber diejenigen, die amBau beteiligt waren, gebeten, uns zu berichten, ob esVerfehlungen gegeben hat. Bisher ist uns nichts bekannt.Vizepräsidentin Petra Pau:Die Fragen 10 und 11 der Kollegin Dorothée Menznerwerden schriftlich beantwortet. Diese befassen sich,ebenso wie die jetzt folgenden Fragen 12 und Frage 13der Kollegin Sabine Stüber, mit Auflagen und Sicherheitsbestimmungenfür deutsche Häfen, mit der Abwicklung<strong>von</strong> Transporten <strong>von</strong> plutoniumhaltigen Mischoxidbzw.<strong>von</strong> Uran-Brennelementen.Ich rufe die Frage 12 der Kollegin Sabine Stüber auf:Welche Auflagen bezüglich des Durchlaufens einerKalthantierung im Rahmen <strong>von</strong> Transporten <strong>von</strong> Mischoxid-Brennelementen bzw. Uran-Brennelementen gibt es für dieeinzelnen deutschen Häfen?Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Das kann ich so nicht spezifizieren. Ich muss dieFrage schriftlich beantworten, weil das nicht in derKompetenz des BMVBS liegt.Vizepräsidentin Petra Pau:Haben Sie noch eine zweite Nachfrage? – Nein. Ichgehe da<strong>von</strong> aus, dass die entsprechenden InformationenSie erreichen werden.Die Frage 14 der Kollegin Bärbel Höhn wird schriftlichbeantwortet. Wir kommen zu den Fragen 15 bis 22,welche sich mit Kriterien für die Besetzung der demBund zustehenden Sitze im Aufsichtsrat der DeutschenBahn AG befassen. Die Fragen 15 und 16 des KollegenThomas Lutze werden schriftlich beantwortet.Ich rufe die Frage 17 der Kollegin Ingrid Remmers auf:Wie viele Frauen waren bislang Aufsichtsräte der Kapitalseiteseit Gründung der Deutschen Bahn AG Anfang 1994, undhat die Bundesregierung für den Aufsichtsrat der DeutschenBahn AG die Möglichkeit einer Frauenquote in Erwägung gezogen,wie sie jüngst in Frankreich allgemein für Verwaltungsräteund jüngst im Fall des Telekom-Aufsichtsrates beschlossenwurde, oder besteht zumindest ein Frauenförderplan?Bitte, Herr Staatssekretär.Bitte, Herr Staatssekretär.


3030 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Dazu gebe ich folgende Antwort: Bislang gab es eineweibliche Mandatsträgerin aufseiten der Anteilseignervertreterim Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG. DieBesetzung der Aufsichtsräte ist im Bundesgremienbesetzungsgesetzgeregelt. Darüber hinausgehende Regelungenfür die Deutsche Bahn AG bestehen nicht.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.Ingrid Remmers (DIE LINKE):Herr Kollege Ferlemann, ich hätte gerne einmal gewusst,ob es generell Überlegungen in der Bundesregierunggibt, Frauen in dieses Amt zu berufen, für dieseAufgabe auszuwählen. Oder gibt es dahin gehend überhauptkeine Vorschläge und Überlegungen?Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Es gibt immer die Überlegung, fachlich hochqualifizierteFrauen in Führungsgremien und Aufsichtsräte zuberufen. In diesem Fall haben wir eine entsprechendeKandidatin nicht vorgesehen.männlich oder weiblich sind. Wichtig ist, dass die Interessender Frauen bei der Beurteilung der Aufgabendeutlich gesehen werden, und das kann ich garantieren.(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: LetztesJahrhundert!)Vizepräsidentin Petra Pau:Zu einer weiteren Nachfrage hat die KolleginEnkelmann das Wort.Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE):Könnte Norwegen möglicherweise ein Vorbild für dieBundesrepublik sein? Immerhin ist dort vorgesehen,dass mindestens 40 Prozent der Mitglieder in Aufsichtsräten<strong>von</strong> börsennotierten Unternehmen Frauen seinmüssen.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Geschätzte Frau Kollegin, das entspricht nicht ganzdem Aufgabenfeld des Bundesministeriums für Verkehr,Bau und Stadtentwicklung. Gleichwohl will ich dieFrage gerne beantworten: Ich finde das prima. Je mehrFrauen in Leitungspositionen sind, umso besser ist das –wenn sie die fachliche Qualifikation dazu und den entsprechendenberuflichen Hintergrund haben. Danach habenwir die Kandidatinnen und Kandidaten jeweils ausgesucht.Natürlich kann man sehen, wie im europäischen Auslandmit solchen Quotierungen umgegangen wird. Ichhalte grundsätzlich nichts <strong>von</strong> Quoten, <strong>von</strong> festen Rahmen.Gleichwohl bin ich ein Vertreter derjenigen, diesehr dafür sind, auch Frauen in Führungspositionen zuberufen.(C)(B)Vizepräsidentin Petra Pau:Ihre zweite Nachfrage. – Sie verzichten.Jetzt stellt die Kollegin Sabine Leidig eine Zusatzfrage.(D)Sabine Leidig (DIE LINKE):Ich möchte Ihnen die Frage stellen, ob Ihnen bewusstist, dass die Deutsche Bahn im Nahverkehr überwiegendund im Fernverkehr etwa zur Hälfte <strong>von</strong> Frauen genutztwird. Ich möchte ferner fragen, wie Sie sicherstellenwollen, dass die Interessen <strong>von</strong> weiblichen Bahnnutzernauch im höchsten Aufsichtsgremium der Bahn repräsentiertwerden.Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Vizepräsidentin Petra Pau:Ausnahmsweise gibt es jetzt noch die Möglichkeit zurzweiten Nachfrage, auf die Sie vorhin verzichtet haben,Kollegin Remmers. Das ist dann die letzte zur Frage 17.Ingrid Remmers (DIE LINKE):Ich danke dafür, Frau Präsidentin. – Wenn ich Siejetzt richtig verstanden habe, Kollege Ferlemann, lag zurBesetzung des Aufsichtsrats nicht eine einzige weiblicheBewerbung vor.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Ich freue mich außerordentlich über die Zahlenangaben,auch wenn ich sie so nicht bestätigen kann. Wenn esso sein sollte, dass überwiegend Frauen mit der Bahnfahren, begrüße ich das außerordentlich. Wir freuen unsüber jeden Fahrgast, ob männlich oder weiblich, der dasEisenbahnsystem nutzt, weil das der Strategie der Bundesregierungentgegenkommt, den Verkehr <strong>von</strong> derStraße auf die Schiene zu verlagern.Die Interessen <strong>von</strong> Frauen werden in den Aufsichtsgremiender Bahn sehr gut vertreten. Dabei spielt eskeine Rolle, ob die Vertreter im AufsichtsgremiumEnak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Man kann sich bei uns nicht einfach so bewerben– nach dem Motto: Ich schicke einmal eine Bewerbungsmappehin und kann dann berufen werden –, sondern eswird gezielt nach Personen gesucht, die aus fachlichenGründen für diese Gremien infrage kommen.(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nichtgezielt nach Frauen!)Vizepräsidentin Petra Pau:Wir kommen zur Frage 18 der Kollegin IngridRemmers:


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3031Vizepräsidentin Petra Pau(A)(B)Aufgrund welcher Erfahrungen hält die BundesregierungProfessor Dr. Dr. h. c. Utz-Hellmuth Felchts Qualifikation fürdie Position des Aufsichtsratsvorsitzenden für ausreichend,wenn dieser zwei Wochen vor seiner ins Auge gefassten Wahlzum Aufsichtsratsvorsitzenden bekannt gibt, sich im Besitzeiner Modelleisenbahn zu befinden, selbst „kein Bahnfachmann“zu sein und zur aktuell maßgeblichen Frage der möglichenTrennung <strong>von</strong> Netz und Betrieb „einfach noch keine Linie“zu haben (Zitate Financial Times Deutschland und Handelsblattjeweils vom 11. März 2010)?Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Ich gebe folgende Antwort: Mit Utz-Hellmuth Felchthat die Bundesregierung einen erfahrenen Wirtschaftsfachmannmit exzellenten Referenzen und herausragendenManagementqualitäten für den Aufsichtsrat derDB AG gewonnen. Herr Felcht ist eine Persönlichkeitmit vielfältigen Erfahrungen in großen Industrieunternehmen,sowohl als Aufsichtsrat als auch im operativenwie auch im strategischen Geschäft.Vizepräsidentin Petra Pau:Ihre erste Nachfrage, bitte.Ingrid Remmers (DIE LINKE):Ich setze meine Frage in Bezug zur vorherigen Frage.Der Aufsichtsrat ist überwiegend mit Vertretern aus derWirtschaft besetzt. Sie haben eben festgestellt, dass mansich für diese Aufgabe im Vorstand nicht einfach bewerbenkann. Ich ziehe daraus jetzt den Schluss, dass sich inder gesamten deutschen Wirtschaft keine annäherndqualifizierte Frau für diese Aufgabe finden lässt.Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Die rhetorische Frage kann ich so nicht stehen lassen.Wir sind der Überzeugung, dass wir für diese Aufgabemit Utz-Hellmuth Felcht einen exzellenten Mann habengewinnen können.Vizepräsidentin Petra Pau:Eine zweite Nachfrage.Ich muss noch einmal nachhaken. Hat sich bei dieserAnforderung an die Qualifikation für dieses Amt oderfür andere Posten im Aufsichtsrat keine Frau gefunden?Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Ich beantworte die Frage wie folgt: Wir haben fürdiese Position genau diesen Mann gesucht und gefunden(Lachen und Beifall der Abg. Dr. MarliesVolkmer [SPD])und haben nicht aktiv nach einer weiblichen Person Ausschaugehalten.Auf Ihre Frage, ob Herr Felcht Erfahrungen im Bahnsektorhat, antworte ich: Er hat sehr wohl Erfahrungen.Uns lag im Wesentlichen daran, dass auch diejenigen,die ein Bahnsystem nutzen, den Aufsichtsgremien angehören.Jemand, der ein großes Chemieunternehmen geführthat und dort in verschiedenen Bereichen tätig war,ist ein großer Nutzer <strong>von</strong> Bahninfrastruktur und Bahnbetrieben.Daher liegen bei Herrn Felcht schon naturgegebengroße Erfahrungswerte vor. Deswegen ist gerade erfür die Position prädestiniert.(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Dasist aber schwach!)Vizepräsidentin Petra Pau:Ich habe den Wunsch nach zwei Nachfragen gesehen,nämlich <strong>von</strong> der Kollegin Leidig und <strong>von</strong> der KolleginMenzner. Danach gehen wir zur nächsten Frage über.Bitte, Kollegin Leidig.Sabine Leidig (DIE LINKE):Sie sprachen gerade <strong>von</strong> der Eigenschaft des HerrnFelcht als Nutzer der Bahn, indem er in seiner Verantwortungfür einen großen Chemiebetrieb Güter <strong>von</strong> derBahn transportieren ließ. Sehen Sie auch die Eigenschaftdes Herrn Felcht als Mitglied des Direktoriums eines dergrößten Baustoffkonzerne der Welt, nämlich des CRH,welches auch im Tiefbau tätig ist? Sehen Sie darin einebesondere Qualifikation, weil möglicherweise Geschäftsbeziehungenzur Deutschen Bahn AG geknüpftwerden können?(C)(D)Ingrid Remmers (DIE LINKE):Wir haben festgestellt, dass Herr Felcht nach eigenenAngaben keine näheren Kenntnisse über das neue Betätigungsfeldhat. Sein eigenes Zitat: „Ich bin kein Bahnfachmann.“Er hat keine eigene Linie zu der Frage, obbei der Bahn Netz und Betrieb getrennt werden sollen.(Birgit Homburger [FDP]: Aber wir habeneine! Das reicht!)Das heißt, wir haben hier jemanden, der sich mit der Materie,mit der er sich in Zukunft beschäftigen soll, bisjetzt noch nicht beschäftigt hat.Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Es geht nicht um die Eigenschaften <strong>von</strong> Herrn Felchtals Person, sondern natürlich als jemandem, der einemUnternehmen vorgestanden hat. Aus dieser Beziehungheraus gewinnt natürlich jemand, der solche Managementfunktionenwahrgenommen hat, die notwendige Erfahrungim Umgang auch mit der Eisenbahninfrastrukturund mit dem Unternehmen Eisenbahn.


3032 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Parl. Staatssekretär Enak Ferlemann(A)(B)Die Frage, ob hier Befangenheit oder Ähnliches vorliegt,kann ich eindeutig verneinen. Im Übrigen ist es so,dass jedes Mitglied in einem Aufsichtsrat zu Beginn seinerTätigkeit eine Erklärung nach dem Public CorporateGovernance Kodex zu unterschreiben hat. Damit sindsolche Verdächtigungen, wie Sie sie angedeutet haben,<strong>von</strong> vornherein haltlos.Vizepräsidentin Petra Pau:Die letzte Nachfrage zur Frage 18 stellt die KolleginDorothée Menzner.Dorothée Menzner (DIE LINKE):Herr Staatssekretär, laut Aktiengesetz hat der Aufsichtsratdie Pflicht, die Interessen des Eigentümers zuvertreten. Im Fall der DB AG ist die Bevölkerung derBundesrepublik Deutschland der Eigentümer. Wir alsParlament bzw. die Regierung sind ihre Vertreter. Sie habeneben ausgeführt, dass Sie es für ein lässliches Problemhalten, wenn dort eine große Eigentümergruppe,zum Beispiel Frauen, nicht vertreten sind. Wie gewährleistenSie in der Gesamtheit des Aufsichtsrates, dass dieInteressen der Eigentümer, sprich der Bevölkerung derBundesrepublik Deutschland, vertreten werden, wenndoch nach so strengen Kriterien, wie Sie sie eben ausgeführthaben, ausgewählt wird?Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Wir halten die Auswahl des Aufsichtsrates für exzellentund glauben, dass wir hervorragende Fachleute gefundenhaben. Wir gehen da<strong>von</strong> aus, dass die Interessender Eigentümer, in diesem Fall vertreten durch die Bundesregierung,natürlich mit kontrolliert durch den Deutschen<strong>Bundestag</strong>, stellvertretend für die Gesamtbevölkerung,ausreichend und gut vertreten werden.Vizepräsidentin Petra Pau:Ich rufe die Frage 19 der Kollegin Sabine Leidig auf:Wie kann die Bundesregierung glaubhaft vermitteln, dassProfessor Dr. Dr. h. c. Utz-Hellmuth Felcht als Aufsichtsratsvorsitzenderder DB AG das öffentliche Interesse vertritt undnicht in Interessenkonflikte gerät mit seiner Funktion alsManaging Director der Investmentgesellschaft One EquityPartners, OEP, die die Unternehmen Travelport, Travel AcquisitionsGroup und Carlson Wagonlit Travel kontrolliert, diemaßgeblichen Einfluss im weltweiten Management <strong>von</strong> Geschäftsreisenhaben, oder mit seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzenderder Süd-Chemie, eines Unternehmens mitgroßem Schienengüterverkehrsaufkommen?Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Vielen Dank, Frau Präsidentin. Die Frage 19 beantworteich wie folgt: Die Besetzung der Aufsichtsräte istim Bundesgremienbesetzungsgesetz geregelt. Alle Mandatsträgermüssen nach dem Public Corporate GovernanceKodex das Interesse des Bundes angemessen berücksichtigen.Vizepräsidentin Petra Pau:Ihre erste Nachfrage, bitte.Sabine Leidig (DIE LINKE):Ich möchte noch einmal nachfragen, ob Ihnen bekanntist und ob Sie sich mit diesem Problem inhaltlichbeschäftigt haben, dass Herr Felcht nicht nur in den Aufsichtsrätengroßer Bau- und Chemieunternehmen sitzt,sondern zugleich Managing Director eines Unternehmensnamens OEP ist, welches Reiseunternehmen kontrolliertund einer der größten Organisatoren <strong>von</strong> Management-/Geschäftsreisenist. Meine Frage lautet also:Sind Sie sich darüber im Klaren und halten Sie es fürrealistisch, dass ein einzelner Mensch in der Lage ist, inmindestens vier bis fünf Aufsichtsräten großer Konzernezu sitzen und zugleich eine gute Aufsichtsratsarbeit beider Deutschen Bahn AG zu leisten?Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Frau Präsidentin, ich habe jetzt ein Problem, weil einTeil der Nachfrage die nächste Frage ist. Den entsprechendenTeil möchte ich gern nach dem Aufruf dernächsten Frage beantworten, sodass ich jetzt, wenn Sieeinverstanden sind, nur den Teil beantworte, der sozusagenneu gefragt worden ist. Es geht um die Frage, obman gute Arbeit leisten kann, wenn man in vier bis fünfAufsichtsräten sitzt oder anders wirtschaftlich tätig ist.Klare Antwort: Ja, das kann man. Es ist sogar <strong>von</strong> Nutzen,wenn man über Erfahrungen aus verschiedenenBranchenunternehmen verfügt, um den Aufsichtsratsvorsitzin einem solch großen Konzern, wie es die DBAG nun einmal ist, wahrzunehmen.Vizepräsidentin Petra Pau:Haben Sie noch eine zweite Nachfrage?(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Nein!)Die Kollegin Remmers hat eine Nachfrage.Ingrid Remmers (DIE LINKE):Herr Kollege Ferlemann, ich streite ja nicht ab, dasses durchaus <strong>von</strong> Nutzen ist, wenn man vorher Erfahrungin Aufsichtsräten gesammelt hat. Hat die Bundesregierungjemals darüber nachgedacht, dass aber spätestenszum Zeitpunkt der Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzesin einem großen öffentlichen Unternehmen – das istkeine Aufgabe, die man nebenher erledigt – andere Aufgabenniedergelegt werden sollten, damit man sich vollund ganz auf diese Aufgabe konzentrieren kann und damitInteressenkonflikte, die möglicherweise entstehenkönnten – das bezieht sich auf die nächste Frage –, vermiedenwerden?Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Die Bundesregierung hat bei jeder Besetzung sehr intensivund gut nachgedacht und ist zu einem klugen Ergebnisgekommen.(C)(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3033Parl. Staatssekretär Enak Ferlemann(A)(B)(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN –Ingrid Remmers [DIE LINKE]: Danke!)Vizepräsidentin Petra Pau:Damit kommen wir zur Frage 20 der Kollegin SabineLeidig:Warum besetzt die Bundesregierung weiterhin sechs <strong>von</strong>zehn dem Eigentümer zustehenden Sitzen des Aufsichtsratesder Deutschen Bahn AG mit Vertretern aus der Wirtschaft, beidenen eigene wirtschaftliche Interessen dem öffentlichen Auftragzuwiderlaufen könnten, und warum werden weder unabhängigeEisenbahnexperten noch Vertreter <strong>von</strong> Fahrgast-,Umwelt- und Sozialverbänden benannt, um das öffentliche Interessezu wahren?Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Auf diese Frage gebe ich folgende Antwort: HerrFelcht ist aus Sicht der Bundesregierung ein ausgewiesenerExperte mit hoher fachlicher Kompetenz. Die Bundesregierunggeht <strong>von</strong> der Unabhängigkeit <strong>von</strong> HerrnFelcht aus. Die Möglichkeit <strong>von</strong> Interessenkonflikten istin jedem Einzelfall vom Aufsichtsratsmitglied selbst zuprüfen und anzuzeigen. Sollte bei einer Aufsichtsratsentscheidungeine Interessenkollision auftreten, so hat derMandatsträger die Pflicht, darauf hinzuweisen, und darfbei der Entscheidung nicht mitwirken.Vizepräsidentin Petra Pau:Ihre erste Nachfrage, bitte.Sabine Leidig (DIE LINKE):Meine erste Nachfrage nimmt den Teil der gestelltenFrage auf, den Sie bis jetzt nicht beantwortet haben. Ichfrage, warum in den Aufsichtsrat der Deutschen Bahnweder Eisenbahnexperten noch Vertreter <strong>von</strong> Fahrgastverbänden,Umweltverbänden oder Sozialverbänden berufenwerden, die das öffentliche Interesse, zu dessenWahrung die Bahn verpflichtet ist, wahrnehmen könnten,und warum sich die Bundesregierung stattdessen daraufkonzentriert, zusätzlich zu den Vertretern aus deneigenen Reihen ausschließlich Vertreter <strong>von</strong> Unternehmenin den Bahnaufsichtsrat zu berufen.Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Noch einmal: Wir halten die Besetzung für exzellentund freuen uns, dass wir diejenigen Personen gewinnenkonnten, die wir vorgeschlagen haben. Dass es sich umVertreter <strong>von</strong> Wirtschaftsunternehmen handelt, spielt füruns eine große Rolle, weil gerade die Industrieunternehmen,die Wirtschaftsunternehmen diejenigen sind, dieim Rahmen <strong>von</strong> Güterverkehr und Logistik die Bahnnutzen, also große Kunden sind und wissen, welche Problemedas Eisenbahnsystem insgesamt, sei es Betrieboder Infrastruktur, hat. Gerade das qualifiziert diejenigen,die wir dafür ausgesucht haben. Wir haben uns deshalbnicht für Vertreter <strong>von</strong> Fahrgastverbänden undanderen Verbänden entschieden, weil wir diesenSchwerpunkt ganz bewusst setzen wollten.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.Sabine Leidig (DIE LINKE):Meine zweite Nachfrage bezieht sich auf die Feststellung,dass der Kollege <strong>von</strong> der SPD, der vorhin eine AktuelleStunde beantragt hat, damit die <strong>von</strong> uns eigentlichvorgesehene Aktuelle Stunde zu diesem Thema verhinderthat. Meine Frage lautet, welche Aufsichtsratsmitgliederder Deutschen Bahn AG eigentlich <strong>von</strong> SPD-Verkehrsminister Tiefensee berufen worden sind.Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Zur Frage, warum wer wie eine Aktuelle Stunde beantragt,kann ich aus Sicht der Bundesregierung natürlichnicht Stellung nehmen; das ist das vornehmste Rechtdes Parlaments. Gleichwohl mache ich aus meiner persönlichenEinstellung keinen Hehl. Ich glaube, dass einesolche Aktuelle Stunde nur dazu genutzt werden sollte,Menschen, die sich für eine Aufgabe in einem großen internationalenUnternehmen zur Verfügung gestellt haben,zu diskreditieren. Ich bedaure es ausdrücklich, dassdie Fraktion Die Linke so etwas vorhatte.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)Vizepräsidentin Petra Pau:Zu einer Nachfrage hat die Kollege DorothéeMenzner das Wort.(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das war dochkeine Antwort, Herr Staatssekretär!)– Die Bundesregierung entscheidet, was sie antwortet,und dann können Sie das bewerten. Aber Sie könnenjetzt nicht diese Debatte weiterführen. – Bitte, KolleginMenzner.Dorothée Menzner (DIE LINKE):Herr Staatssekretär, Sie haben eben ausgeführt, wiesodie Bundesregierung ausdrücklich und bewusst Vertretergroßer Industrieunternehmen in den Aufsichtsrat berufenhat: weil der Güterverkehr – das ist unstrittig – einengroßen Anteil der Tätigkeiten der DB AG ausmacht.Wie wollen Sie als Bundesregierung aber dem Verdachtentgegentreten, dass ein zweites großes und im öffentlichenInteresse liegendes Nutzungssegment der Bahnnicht vertreten wird, nämlich der private Personennahund-fernverkehr? Dazu haben Sie nichts gesagt. Ichhätte darauf gerne eine Antwort <strong>von</strong> Ihnen.Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.(C)(D)


3034 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Frau Kollegin, da Sie schon lange Mitglied des Verkehrsausschussessind, ging ich eigentlich bis heute da<strong>von</strong>aus, dass Sie wissen, dass die Kompetenz für denregionalen Personennahverkehr mit dem Regionalisierungsgesetzin die Hände der Länder gegeben wordenist; das ist schon seit der Bahnreform 1994 der Fall. Insofernbin ich etwas erstaunt, dass Sie nicht über dieseKenntnisse verfügen.Ich erläutere Ihnen das. Hierfür sind die Länder zuständig,die als Besteller Unternehmen beauftragen, dieden Personennahverkehr durchführen. Die Bundesregierunghat darauf keinen Einfluss, die DB AG letztlich nurals Anbieter <strong>von</strong> Verkehrsleistungen. Hier muss sie sichin Form einer Ausschreibung einem Wettbewerb stellen.Dann wird entschieden, welches Unternehmen die Ausschreibunggewinnt. Dieses Unternehmen führt dann denVerkehr durch. Darauf haben wir, wie gesagt, keinenEinfluss. Deswegen macht es auch keinen Sinn, dass einVertreter dieses Segments einen Sitz im Aufsichtsrat derDeutschen Bahn hat.sitzt, bei deren Entscheidungen es um sehr viel Geldgeht, müssen Sie sich aber die Nachfrage gefallen lassen,ob es hier nicht zu Interessenkonflikten kommen kann.Daran schließt sich meine Frage an: Ist irgendwann einmaleine Form <strong>von</strong> Kontrolle vorgesehen worden? Wiralle wissen: Das sind Menschen, und hier geht es, wiegesagt, um viel Geld. Da ist die Frage zu klären: Wiekann man vermeiden, dass es zu Interessenkonfliktenkommt? Es geht nicht darum, irgendjemanden zu diskreditieren.(C)Vizepräsidentin Petra Pau:Zu einer weiteren Nachfrage hat der KollegeWolfgang Gehrcke das Wort.Vizepräsidentin Petra Pau:Bevor Sie antworten, Herr Staatssekretär, sei mir einHinweis gestattet, den ich im Verlauf dieser Fragestundeschon zweimal gegeben habe. Da aber nicht alle Kolleginnenund Kollegen schon anwesend waren, wiederholeich: Die Fragestunde zeichnet sich dadurch aus, dassFragen gestellt werden, die eine übersichtliche Satzlängehaben und die es den antwortenden Mitgliedern der Bundesregierungwiederum ermöglichen, die Frage in angemessenerZeit zu beantworten. Ein noch angenehmererEffekt einer solchen Verfahrensweise ist, dass möglichstviele der gestellten Fragen im Rahmen der Fragestundebearbeitet werden können und entsprechende Nachfragengestellt werden können. Danke.Bitte, Herr Staatssekretär.(B)Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE):Herr Staatssekretär, können Sie dem Haus einen einzigenFakt mitteilen, der Sie zu der Mutmaßung berechtigt,dass die Linke mit einer Aktuellen Stunde irgendwelchePersonen diskreditieren möchte? Ein einzigerFakt würde mir ausreichen. Ansonsten ist das eine unbewieseneund nicht statthafte Behauptung.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Herr Kollege, ich habe die Fragen, aufgrund derer dieAktuelle Stunde beantragt wurde und durchgeführt werdensollte, bekommen. Wenn man die Fragestellungenliest, stellt man fest: Es geht nur darum, Konflikte umPersonen und Gründe zu konstruieren, warum bestimmtePersonen nicht in ein bestimmtes Gremium berufen werdensollten. Das halte ich schon für ziemlich diskreditierend.Wenn das in Form einer Aktuellen Stunde geschieht,wird das nicht weniger, sondern eher mehr, weildie Debattenbeiträge in einer Aktuellen Stunde wesentlichlänger sind. Das hat mich zu dieser persönlichenEinschätzung gebracht.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Ich will nocheine Antwort nachliefern, weil ich vorhin hörte, dass einTeil nicht beantwortet war; das betraf die Frage der KolleginLeidig danach, ob bestimmte Personen schon früher– <strong>von</strong> dem Vorgänger des heutigen BundesverkehrsministersDr. Ramsauer – berufen worden sind. Ja, dasist der Fall; das sind all diejenigen, die <strong>von</strong> der Kapitalseitewieder berufen worden sind.Zu der Frage der Kollegin Remmers. Frau KolleginRemmers, ich bin sehr dankbar, dass Sie niemanden diskreditierenwollen; das begrüße ich außerordentlich. Natürlichmachen wir uns Gedanken darüber, wen wirwann warum wo wie berufen. Gerade deshalb, weil wirPersonen gesucht haben, die über einen großen, breitenErfahrungsschatz auf der Nutzerseite, in der Wirtschaft,insbesondere im Bereich Güterverkehr und Logistik,verfügen, haben wir diese Personalentscheidung so gefällt.Das Gegenteil ist also der Fall: Je mehr Erfahrung,je mehr Wissen da ist, umso besser ist es für die Aufsichtsgremienauch bei der Deutschen Bahn AG. Geradedas zeichnet ja Herrn Felcht besonders aus.(Ingrid Remmers [DIE LINKE]: Ich hatte nachKontrolle gefragt!)(D)Vizepräsidentin Petra Pau:Die letzte Nachfrage zur Frage 20 stellt die KolleginRemmers.Ingrid Remmers (DIE LINKE):Herr Staatssekretär, ich möchte an dieser Stelle zunächsteinmal vorwegschicken, dass ich keinesfalls dasZiel verfolge, hier irgendwelche Personen zu diskreditieren.Wenn jemand wie Herr Felcht in so vielen Aufsichtsrätenwirklich namhafter und großer UnternehmenVizepräsidentin Petra Pau:Ich rufe die Frage 21 des Kollegen Herbert Behrensauf:Warum ist Dr. Jürgen Großmann für den Bund im Aufsichtsratder Deutschen Bahn AG, und besteht nicht vielmehrein Interessenkonflikt mit seiner Funktion als Alleineigentümerder Georgsmarienhütte, zu der mindestens fünf Unternehmenzählen, die Zulieferer oder Dienstleister für die Deutsche


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3035Vizepräsidentin Petra Pau(A)Bahn AG sind, zu denen auch zwei Hersteller respektive Lieferanten<strong>von</strong> Rädern und Radsatzwellen – Bochumer VereinVerkehrstechnik GmbH und Radsatzfabrik Ilsenburg GmbH –gehören?Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich gebe folgendeAntwort: Herr Großmann ist aus Sicht der Bundesregierungein ausgewiesener Experte mit hoher fachlicherKompetenz. Die Bundesregierung geht <strong>von</strong> der Unabhängigkeit<strong>von</strong> Herrn Großmann aus. Die Möglichkeit<strong>von</strong> Interessenkonflikten ist in jedem Einzelfall vomAufsichtsratsmitglied selbst zu prüfen und anzuzeigen.Sollte bei einer Aufsichtsratsentscheidung eine Interessenkollisionauftreten, so hat der Mandatsträger diePflicht, darauf hinzuweisen, und darf bei der Entscheidungnicht mitwirken.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Bei der Auswahl der Personen ist die Bundesregierungfrei und kann sich für die Person entscheiden, diesie berufen will. Da gibt es sicherlich eine Auswahl untermehreren Personen. Wir haben uns für Herrn Felchtentschieden.Vizepräsidentin Petra Pau:Damit kommen wir zur Frage 22 des KollegenHerbert Behrens:Wie kann die Bundesregierung, die sich zu einer nachhaltigenEnergieerzeugung verpflichtet hat und die den Ausstiegaus der Atomenergie gesetzlich vereinbart hat, glaubhaft vermitteln,dass Dr. Jürgen Großmann als Bahnaufsichtsrat nichtin Interessenkonflikte mit seiner Funktion als Vorstandsvorsitzenderdes RWE-Stromkonzerns kommt, dessen Strommixvor allem auf Atom und Kohle basiert, wie leider auch der derDeutschen Bahn AG?(C)(B)Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.Herbert Behrens (DIE LINKE):Vielen Dank. – Herr Staatssekretär Ferlemann, Sie habenerwähnt, dass die Seite der Nutzer der Bahn einewichtige Rolle spielt bei der Besetzung des Aufsichtsrates,offenbar auch die der Lieferanten.Ist Ihnen bekannt, dass Herr Dr. Großmann einem Firmenimperiumvorsitzt, in dessen Holding die Radsatzlieferantender Bahn zu finden sind wie auch Firmen, diediese Radsätze überprüfen?Wir haben an Herrn Dr. Großmann selber die Fragegerichtet, wie er sich denn verhalten wird, wenn – das istja die Gefahr – in seiner künftigen Aufsichtsratspositionvergleichbare Entscheidungen zu fällen sind. Er sagte, erwürde sich dann der Stimme enthalten. Herr Staatssekretär,ist Ihnen bekannt, in wie vielen Fällen sich HerrDr. Großmann, der ja schon dem letzten Aufsichtsrat angehörte,bei Entscheidungen der Stimme enthalten hat?Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Ich beantworte die Frage wie folgt: Wie alle Mandatsträgermuss auch Herr Großmann nach dem Public CorporateGovernance Kodex das Interesse des Bundes angemessenberücksichtigen. Ich darf auf meine Antwortzu Frage 21, der vorigen Frage, verweisen.Vizepräsidentin Petra Pau:Ihre erste Nachfrage.(D)Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Das ist der Bundesregierung nicht bekannt.Herbert Behrens (DIE LINKE):Herr Staatssekretär, halten Sie es für problematisch,dass Herr Dr. Großmann auch Vorsitzender der RWEAG ist, da die RWE AG unter anderem Stromlieferant ist– maßgeblich auch <strong>von</strong> Atomstrom – und die Bahn imBetrieb leider noch maßgeblich <strong>von</strong> Atomstrom abhängigist? Vorstandsvorsitzender Grube hat gesagt, der Anteil<strong>von</strong> erneuerbaren Energien ließe sich nur begrenzterhöhen. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, auch denAnteil <strong>von</strong> erneuerbaren Energien zu erhöhen, oder ist esmöglicherweise mit der Person <strong>von</strong> Dr. Großmann verbunden,dass es diese Entscheidung nicht gibt?Vizepräsidentin Petra Pau:Ihre zweite Nachfrage.Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Herbert Behrens (DIE LINKE):Ist Ihnen die Information bekannt, dass HerrDr. Großmann für die Position des Aufsichtsratsvorsitzendenvorgesehen war und möglicherweise aufgrundder eben beschriebenen wirtschaftlichen Zusammenhängediese Funktion dann doch nicht übertragen bekommenhat?Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Ich halte die Berufung <strong>von</strong> Herrn Großmann nicht fürproblematisch, sondern begrüße sie im Gegenteil außerordentlich.Ich habe im Grunde auch nichts gegen Strom, derdurch die Kernkraftindustrie gewonnen wird. Ich haltedas für eine gute und saubere Energieerzeugung undkann deswegen Ihre Frage nicht verstehen.


3036 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage. – Sie verzichten.Dann hat die Kollegin Dorothée Menzner dasWort zu einer Nachfrage.Dorothée Menzner (DIE LINKE):Herr Staatssekretär, an dieser Stelle möchte ich danndoch noch einmal einhaken. Es ist Ihnen sicherlich bekannt,dass der Anteil des Stroms aus erneuerbarenEnergien bei der DB AG deutlich unterdurchschnittlichist. Gibt es die Absicht der Bundesregierung – und, wennja, welche Initiativen –, den Anteil erneuerbarer Energienbei der DB AG zu erhöhen, oder gibt es sie nicht?Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Danke für die Frage. – Wir wollen den Anteil erneuerbarerEnergien am Strommix deutlich erhöhen. Dasgilt auch hinsichtlich der Gewinnung des Bahnstroms.Wie Sie wissen, hat die DB AG vor kurzem einen eigenenWindpark erworben, das heißt, sie arbeitet selberdaran, den Strommix zu verändern. Wie wir als Bundesregierungdie erneuerbaren Energien insgesamt fördernwollen, so wollen wir sie auch hinsichtlich desBahnstroms fördern. Das sehen wir ausdrücklich vor.Initiativen dazu gibt es eine ganze Reihe. Diese werdenwir unter anderem dem Management der DB AGvortragen. Wir werden darum bitten, dass diese Erkenntnisseund Wünsche dort umgesetzt werden. Wir bringensie aber auch über die Aufsichtsgremien ein.paweit organisiert. Deswegen ist es wichtig, dass dieDB AG auch in der Lage ist, als großer europäischerPlayer im Eisenbahnsektor tätig zu sein.Vizepräsidentin Petra Pau:Die letzte Nachfrage zur Frage 22 stellt die KolleginLeidig.Sabine Leidig (DIE LINKE):Ich möchte noch einmal auf die Frage zurückkommen,warum die DB AG nicht in vorbildlicher Weiseschnell auf Energiegewinnung mittels regenerativerEnergien umstellt und sich stattdessen an einem dergrößten Kohlekraftwerksprojekte, nämlich in Datteln inNordrhein-Westfalen, beteiligt. Kann es hier eine Verbindungmit den Interessen <strong>von</strong> Eon geben? Eon ist dermehrheitliche Eigentümer dieses Kohlekraftwerks, andem sich die DB AG beteiligt, und Christoph Dänzer-Vanotti, Vorstandsmitglied <strong>von</strong> Eon, ist <strong>von</strong> dieser Regierungauch in den Aufsichtsrat der DB AG berufenworden.Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.(C)(B)Vizepräsidentin Petra Pau:Zu einer weiteren Nachfrage hat der Kollege Vogeldas Wort.Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU):Herr Staatssekretär, der neue Aufsichtsratsvorsitzendeder DB AG unterstützt das neue Konzept der Bahn zurUnterstützung des Kerngeschäfts, das da heißt: Eisenbahnfahrenin allen seinen Facetten. Dies muss – insbesonderemit Blick darauf, dass die Sicherheit weiter anBedeutung gewinnen muss – mit einer entsprechendenPersonalausstattung im Servicebereich und im Wartungsbereicheinhergehen.Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Ich kann das, was Sie sagen, nur bestätigen. Genaudas ist der Punkt, warum wir sehr froh darüber sind, dassHerr Felcht bereit ist, diese Funktion zu übernehmen.Das Konzept der Bahn, sich natürlich auf die Kernkompetenzzu konzentrieren, ist das, was wir als Bundesregierungin dieser Legislaturperiode in der Verkehrspolitikbesonders nach vorne stellen wollen.Ich weise allerdings auch darauf hin, dass ein zweiterPunkt wichtig ist. Die Bahnverkehre werden heute euro-Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Ich habe diese Frage schon mehrfach beantwortet: EinenInteressenkonflikt sehe ich nicht.Zum Thema Strommix möchte ich darauf hinweisen,dass diejenigen, die das Bahnsystem nutzen, ein großesInteresse daran haben, dass der Strom möglichst günstigbezogen wird. Daher ist es natürlich Aufgabe des Bahnvorstandes,den Strom für das Bahnsystem möglichstgünstig einzukaufen. Naturgemäß muss es einen Energiemixgeben, um ein vernünftiges Preisniveau zu erreichen.Denn wir haben ja ein Interesse daran, dass möglichstviele mit der Bahn fahren. Dabei spielt natürlichder Preis, den der Transport kostet, eine gewisse Rolle.Vizepräsidentin Petra Pau:Wir kommen damit zur Frage 23 der KolleginHeidrun Bluhm:In welchem Vertragsverhältnis mit der Deutschen BahnAG befindet sich der ehemalige Vorstandsvorsitzende derDeutschen Bahn AG Hartmut Mehdorn – bitte auch derzeitigeBezüge angeben –, und würde er auch noch in der ZukunftBonuszahlungen erhalten, wenn es zu einer Teilprivatisierungder DB AG bzw. einer Subholding käme?Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Diese Frage beantworteich wie folgt: Herr Mehdorn befindet sich derzeitin keinem Vertragsverhältnis mit der DeutschenBahn AG und erhält keine Bezüge. Bei einer Teilprivatisierungder DB AG oder einer Konzerntochter würde erkeine Bonuszahlungen erhalten.(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3037(A)Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage. – Sie verzichten.Ich rufe die Frage 24 der Kollegin Heidrun Bluhmauf:stieg der Aufsichtsratsbezüge auch die Erfolgsstory wider,die die Bahn in diesem Bereich geschrieben hat.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.(C)Wie rechtfertigt die Bundesregierung die Tatsache, dassdie Bezüge der 20 Aufsichtsräte – je 10 der Kapital- und10 der Arbeitnehmerseite – der Deutschen Bahn AG ausweislichder Geschäftsberichte 2004, 2005 und 2008 im Jahr 2004noch 281 000 Euro betrugen, im Jahr 2005 bei 303 000 Euro,2007 bei 873 000 Euro und 2008 bei 1 003 000 Euro angelangtsind, und ist es richtig, dass diese Verdreifachung derAufsichtsratsbezüge damit begründet wurde, sie geschehe imVorgriff auf eine Bahnprivatisierung, vor dem Hintergrund,dass die Bahnprivatisierung im Sommer 2008 abgesagt wurdeund auch die gegenwärtige Bundesregierung erklärt, eineBahnprivatisierung sei „nicht aktuell“?Heidrun Bluhm (DIE LINKE):Ich habe eine zweite Nachfrage: Herr Ferlemann, teilenSie nicht die Auffassung, dass an diesem Erfolg imWesentlichen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derDeutschen Bahn AG beteiligt sind? Glauben Sie nicht,dass der Leistungsanreiz für die Mitarbeiterinnen undMitarbeiter noch weiter ausgeprägt werden könnte,wenn man sie am Unternehmensgewinn beteiligte?(B)Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Die Frage nach der Höhe der Aufsichtsratsbezüge beantworteich wie folgt: 2006 wurde eine erfolgsabhängigeVergütung der Aufsichtsratsmitglieder der DeutschenBahn AG eingeführt. Die in der Frage genannteZahl aus dem Jahr 2008 bezieht sich auf den gesamtenDB-Konzern. Für die DB AG allein betrug die Höhe derVergütung 831 000 Euro.Vizepräsidentin Petra Pau:Sie haben das Wort zu einer ersten Nachfrage. Bitte.Heidrun Bluhm (DIE LINKE):Herzlichen Dank, Herr Kollege Staatssekretär. – Ichhabe eine erste Nachfrage. Nach unseren Recherchensind die Aufsichtsratsbezüge – ob leistungsabhängigoder nicht – in den Jahren <strong>von</strong> 2004 bis 2008 verdreifachtworden. Das heißt, im Durchschnitt – einzelnaufgeschlüsselt ist das sicherlich anders – erhält einAufsichtsratsmitglied der Deutschen Bahn AG circa45 000 Euro im Jahr.Kann die Bundesregierung erklären, warum das allgemeineLohn- und Gehaltsniveau der Bahnbeschäftigtenim unteren und mittleren Einkommenssegment im Zeitraum<strong>von</strong> 2005 bis 2008 im Wesentlichen stagnierte,während sich die Aufsichtsratsbezüge fast verdreifachten?Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Jedes Unternehmen – so auch die Deutsche Bahn AG –kann stolz auf den Fleiß und die gute Aufgabenerfüllungseiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein. Das giltinsbesondere für dieses manchmal sehr im öffentlichenFokus stehende Unternehmen. Insofern sind wir sehrdankbar dafür. Wir wissen das auch sehr zu schätzen.Für die Aushandlung <strong>von</strong> Tarifen sind allerdings nichtwir zuständig, sondern Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter,die die Löhne und Gehälter in Verhandlungenfestlegen. Das ist eine Frage der Tarifautonomie. Dawird sich die Bundesregierung nicht einmischen.Vizepräsidentin Petra Pau:Eine weitere Nachfrage stellt die Kollegin DorothéeMenzner.Dorothée Menzner (DIE LINKE):Herr Staatssekretär, Sie haben eben ausgeführt, dassdie Aufsichtsratsmitglieder eine erfolgsabhängige Vergütungerhalten. Ist vorgesehen, dass im Falle <strong>von</strong> Misserfolgoder schlechten Ergebnissen die Bezüge wiedergekürzt werden? – Ich frage das vor dem Hintergrund,dass wir in den letzten Wochen und Monaten feststellenmussten, dass ein Teil des Erfolges offensichtlich nur einzahlenmäßiger Erfolg in den Büchern war und auf Kosten<strong>von</strong> Qualität und Service erzielt wurde.(D)Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Wenn erfolgsabhängige Vergütungen für Aufsichtsräteeingeführt werden, dann profitieren diese natürlichauch vom Erfolg. Wenn man sich die Bilanzen der DeutschenBahn AG der letzten Jahre anschaut, dann stelltman fest, dass zum Teil hohe Gewinne ausgewiesenwurden. Diese Bilanzen sind eine Grundlage für den Anstiegder Aufsichtsratsbezüge. Insofern spiegelt der An-Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Letztlich misst sich der Erfolg an den Zahlen. DieZahlen werden in den Bilanzen vorgelegt. Die Interpretation,wie die Zahlen zustande gekommen sind, kannjede Fraktion für sich selbst vornehmen. Aber letztlichwerden sich Vergütungsmaßstäbe immer an den Bilanzenausrichten.


3038 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)(B)Vizepräsidentin Petra Pau:Die letzte Nachfrage zur Frage 24 stellt die KolleginLeidig.Sabine Leidig (DIE LINKE):Sie würden also aufgrund der Zahlen der Ansichtsein, dass die S-Bahn Berlin eine Erfolgsstory ist? WürdenSie auch die Tatsache, dass bei einem großen Teilder ICE-Flotte die Räder und Radsatzwellen ausgetauschtwerden müssen und es in einer erheblichen Größenordnungzu Zugausfällen kommt, als Erfolgsstorybezeichnen?Vizepräsidentin Petra Pau:Bitte, Herr Staatssekretär.Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:Ich gebe ehrlich zu, dass mich die Frage ein bisschenverwundert. Ich habe doch deutlich ausgeführt, dass sichder Erfolg an den Bilanzzahlen bemisst, und danachrichtet sich auch die Vergütung. Sicherlich gibt es in einemso großen Unternehmen auch Problembereiche, diebehoben werden müssen. Dazu gehören insbesonderedie beiden Bereiche, die Sie angesprochen haben. Wirdrängen mit Hochdruck darauf, dass schnell Lösungengefunden werden, die diese Probleme aus der Weltschaffen, weil sie in Zukunft auch die Bilanz belastenkönnen.Es ist also gerade das Gegenteil der Fall: Wir wollenzwar insgesamt den Erfolg der DB AG anerkennen, aberes gibt Teilbereiche, in denen die Bundesregierung mitden bisherigen Ergebnissen unzufrieden ist.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs.Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beantwortungder Fragen.Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriumsfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheitauf. Für die Beantwortung der Fragen steht Frau ParlamentarischeStaatssekretärin Katherina Reiche zur Verfügung.Wir kommen zur Frage 25 des Kollegen Dirk Becker:insbesondere durch eine Änderung des Atomgesetzes,die 2002 in Kraft getreten ist.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Haben Sie eine Nachfrage? – Bitte.Dirk Becker (SPD):Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. – Würden Sie miraber insofern recht geben, dass der Atomkonsens zumindesteine Art Geschäftsgrundlage für die anschließendeÄnderung des Atomgesetzes dargestellt hat?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Die <strong>von</strong> Ihnen als Konsens bezeichnete Vereinbarungzwischen Bundesregierung und Energieversorgungsunternehmensehen wir – ich glaube, darin haben wireine grundsätzlich unterschiedliche Auffassung – nichtals rechtlich bindend, sondern als eine politische Abrede.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Haben Sie eine weitere Nachfrage?Dirk Becker (SPD):Heißt das, dass eine politische Abrede für Sie nichtbindend ist und dass das, was dort in beide Richtungenvereinbart worden ist, eigentlich nichts anderes als einGoodwillpapier ist, das in beide Richtungen, also auchfür die Atomwirtschaft, als nicht besonders bindend gilt?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Rechtlich bindend wäre ein Vertrag. Das ist es offensichtlichnicht. Letzten Endes gilt die Gesetzgebung, dieauf die damalige rot-grüne Bundesregierung zurückgeht.Insofern ist die Vereinbarung in der Tat kein rechtlichbindendes Konstrukt, sondern eine Abrede zwischen derdamaligen Bundesregierung und den EVUs.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Zu einer Nachfrage hat der Kollege Kelber das Wort.(C)(D)Welchen rechtlichen Stellenwert misst die Bundesregierungdem Atomkonsens jeweils vor und nach der Novelle zumAtomgesetz im Jahr 2001 zu, und welche Rechtsfolgen ergebensich daraus jeweils für beide Seiten?Frau Staatssekretärin.Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Frau Präsidentin, ich beantworte die Frage des KollegenBecker wie folgt: Die Bundesregierung hat dieKernenergievereinbarung vom 14. Juni 2000 <strong>von</strong> Anfangan als eine rechtlich nicht verbindliche politischeVereinbarung im Sinne eines Gentlemen’s Agreementeingestuft. Die Umsetzung der Vereinbarung erfolgteUlrich Kelber (SPD):Frau Staatssekretärin, zur Einschätzung des Rechtsstatuseiner Vereinbarung ist nicht Ihre persönliche Vorliebeausschlaggebend, sondern eine Rechtsüberprüfung.Existiert ein internes oder externes Rechtsgutachten zurFrage des Rechtsstatus dieser Vereinbarung, mit der dieBundesregierung eine Verpflichtung eingegangen ist?Sind Sie bereit, dies dem Deutschen <strong>Bundestag</strong> zurÜberprüfung zur Verfügung zu stellen?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Von einem solchen Gutachten ist mir nichts bekannt.Sollte uns eines vorliegen, bin ich bereit, es Ihnen zurVerfügung zu stellen.


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3039Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche(A)(B)Ich möchte aber auf etwas anderes hinweisen – eswerden sicherlich noch viele unterschiedliche Fragen<strong>von</strong> den Kolleginnen und Kollegen kommen –: Sie habenimmer wieder das Wort „Konsens“ strapaziert. Ichmöchte aus der Vereinbarung zitieren, wo ganz klar Folgendesfestgehalten ist:Unbeschadet der nach wie vor unterschiedlichenHaltung zur Nutzung der Kernenergie respektierendie EVUs die Entscheidung der Bundesregierung,die Stromerzeugung aus Kernenergie geordnet beendenzu wollen.Das ist sicherlich das Gegenteil <strong>von</strong> Konsens. Allerdingshaben die EVUs zu Recht den Primat der Politik anerkannt;das muss auch so sein. Gleichwohl führt das Wort„Konsens“ in die Irre.Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass HerrTöpfer und Frau Merkel jeweils zu ihren Zeiten als Bundesumweltministertatsächliche Energiekonsensgesprächegeführt haben, in die jeweils die Opposition – damalsdie SPD – einbezogen war. Das ist 1998 beendetworden.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Frau Kollegin Hendricks, bitte.Dr. Barbara Hendricks (SPD):Frau Staatssekretärin, Sie haben eben ausgeführt, eineVereinbarung sei nicht bindend; dafür bedürfe es einesVertrages. Nun werden Sie sicherlich mit mir einer Meinungsein, dass eine Regierung keinen bindenden privatrechtlichenVertrag mit Privatunternehmen schließenkann, genauso wenig wie Privatunternehmen einenStaatsvertrag mit einer Regierung. Deswegen liegt esnahe, eine Vereinbarung zu schließen, auf deren Basisdann ein Gesetz verabschiedet wird. Dieses Gesetz istnatürlich bindend, solange es gilt. Wenn diese Bundesregierungbeabsichtigt, mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionendas Gesetz zu ändern, darf sie das natürlich.Ich darf aber darauf hinweisen, dass die Vereinbarungauf Seite 14 unter dem Datum vom 14. Juni 2000 <strong>von</strong> vierVertretern der Energiewirtschaft, nämlich <strong>von</strong> Eon AG,RWE AG, Energie Baden-Württemberg AG und HamburgischeElectricitäts-Werke AG, die mittlerweile inVattenfall aufgegangen ist – im Prinzip handelt es sichum die vier Player, die wir noch heute haben –, und <strong>von</strong>Bundeskanzler Gerhard Schröder, BundesministerJürgen Trittin und Bundesminister Dr. Werner Müllerunterschrieben worden. Wollen Sie weiterhin ernsthaftbehaupten, dass dies alles das Papier nicht wert sei, aufdas es geschrieben worden ist, oder was wollen Sie diesemdeutschen Parlament hier nahebringen?unterstützen kann. Sie wollen auf eine rechtliche Bindunghinaus, die es nie gab.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Wir kommen nun zu Frage 26 des Kollegen DirkBecker:Stimmt die Bundesregierung der Auffassung zu, dass einneuer Konsens über die Laufzeit <strong>von</strong> Atomkraftwerken eineförmliche Aufhebung des Atomkonsenses aus dem Jahr 2000verlangt?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Die Frage kann ich sehr kurz beantworten: Nein, dieserAuffassung stimmen wir nicht zu.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Eine Nachfrage, Herr Kollege.Dirk Becker (SPD):Darf ich Ihre Aussage dahin gehend deuten, FrauStaatssekretärin, dass wir bei allen Vereinbarungen, diekünftig eine Bundesregierung schließt, da<strong>von</strong> ausgehenmüssen, dass die Partner einer solchen Vereinbarung imEndeffekt nur für maximal vier Jahre mit der Verlässlichkeitder Bundesregierung rechnen dürfen?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Sie können meine Einlassung dahin gehend verstehen– das habe ich schon deutlich gemacht –, dass wir einepolitische Abrede, eine politische Vereinbarung, einepolitische Übereinkunft nun einmal als rechtlich nichtbindend ansehen und dass es jeder Regierung freisteht,eine gesetzliche Grundlage zu ändern. Das haben auchSie damals mit der Änderung des Atomgesetzes getan.(C)(D)Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Die <strong>von</strong> Ihnen unterstellte Behauptung habe ich nichtaufgestellt. Insofern weise ich sie zurück. Sie müssenmir zugestehen, dass ich Ihren Versuch, eine politischeAbrede zum Vertrag zu erklären oder zu verklären, nichtVizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Bitte.Dirk Becker (SPD):Sie versuchen ständig, den Wert dieser Vereinbarungschlechtzureden; es sei nur eine lockere Verabredung.Sie haben auch ein Zitat gebracht, aus dem hervorging,dass es nach wie vor unterschiedliche Auffassungen gab.Das ist ein Satz aus einer langen Erklärung, in der auchsteht, dass trotz dieser unterschiedlichen Auffassungenbeide Seiten ihren Teil dazu beitragen werden, dass derInhalt dieser Vereinbarung dauerhaft umgesetzt wird. Estut mir leid, aber „dauerhaft umgesetzt“ heißt, dass sichbeide bewusst waren, dass dieses Konstrukt – wie immerauch Sie es bezeichnen – mit den Unterschriften, dieFrau Dr. Hendricks eben genannt hat, mehr ist als eineAbsichtserklärung, nämlich die Grundlage für die spätereÄnderung des Atomgesetzes. Das steht dort ausdrücklich:Das ist die Grundlage für die spätere Änderungdes Atomgesetzes.


3040 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)(B)Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Es ist richtig, dass die rot-grüne Bundesregierung sichdamals mit den EVUs auf diesen Weg geeinigt hat unddanach eine Gesetzesänderung erfolgte. Aber ich versteheIhre Frage dahin gehend, ob ich diese Verabredung,diese Vereinbarung in irgendeiner Form qualifiziere.Ich nehme sie zur Kenntnis. Allerdings wird sichdiese Bundesregierung vorbehalten, so wie das Rot-Grün damals auch gemacht hat, das Atomgesetz weiterzuentwickeln.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Sie möchten eine weitere Zusatzfrage stellen. FrauHendricks, bitte.Dr. Barbara Hendricks (SPD):Frau Staatssekretärin, einer Vereinbarung messen Sieoffenbar nur sehr geringen Wert – um nicht zu sagen: garkeinen Wert – bei. Wie will diese Bundesregierung denBürgerinnen und Bürgern eigentlich klarmachen, dassauch das, was bei dieser Regierung bisher als Einzigesals sicher galt, nämlich die Koalitionsvereinbarung, keinerleiWert hat, sodass man überhaupt nicht mehr weiß,auf welcher Basis die Bundesregierung mit der Arbeitanzufangen gedenkt?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Sie unterstellen mir Wertungen, die ich nicht getroffenhabe, die auch diese Bundesregierung nicht getroffenhat. Ich habe lediglich auf den Unterschied zwischen einerVereinbarung und einem Gesetz oder einer Vereinbarungund einem Vertrag hingewiesen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Kollege Kelber.Ulrich Kelber (SPD):Allerdings, Frau Staatssekretärin, haben Sie mehrfachdarauf hingewiesen, dass eine Vereinbarung nicht rechtlichbindend ist und es einer Regierung nicht möglich ist,einen Vertrag mit Unternehmen zu schließen, sondern soetwas über ein Gesetz gemacht werden muss. MehrereMitglieder des Kabinetts und auch mehrere Ministerpräsidentenbzw. Exministerpräsidenten, die Ihrer Parteiangehören – unter anderem BundesumweltministerRöttgen, Ihr Minister, Ministerpräsident Koch und ExministerpräsidentOettinger –, haben zum Ausdruck gebracht,dass eine mögliche Gewinnabschöpfung aus einermöglichen Laufzeitverlängerung nicht gesetzlichgeregelt werden könnte, sondern über eine Vereinbarungmit den Betreibern erfolgen sollte. Wäre auch eine solcheVereinbarung nicht rechtsverbindlich, und könnte sie<strong>von</strong>seiten der Betreiber einseitig aufgekündigt werden?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Wie Sie wissen, sehen wir die Kernenergie alsBrückentechnologie. Wir sind jetzt bei der Erarbeitungeines Konzepts in der Frage, ob und, wenn ja, in welchemUmfang die Laufzeiten verlängert werden sollen.Im Rahmen der Erarbeitung dieses Konzepts werden wirauch darüber sprechen, ob Gewinne, die während derLaufzeitverlängerung anfallen – sie werden anfallen –,zum Beispiel für eine Unterstützung der erneuerbarenEnergien genutzt werden können und, wenn ja, in welchemUmfang. Wir haben uns allerdings noch nicht intensivmit der Frage befasst, auf welchem Wege dies geschehenkann. Dies wird im Rahmen der Gespräche undder Erarbeitung des Konzepts erfolgen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Lischka, bitte.Burkhard Lischka (SPD):Frau Staatssekretärin, ich gehe da<strong>von</strong> aus, dass Ihnendie Rechtsform eines öffentlich-rechtlichen Vertragesbekannt ist. Deshalb frage ich noch einmal: Welche Voraussetzungsehen Sie bei dieser Vereinbarung als nichterfüllt an, sodass Sie zu dem Schluss kommen, es handelesich nicht um einen öffentlich-rechtlichen Vertrag?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege, ich weise noch einmal darauf hin, dasses hier offenbar – das müssen wir an der Stelle zurKenntnis nehmen – eine unterschiedliche Bewertung derdamaligen Verabredung zwischen der rot-grünen Bundesregierung,der Regierung Schröder, und den EVUsgibt. Unsere Einschätzung ist die, dass hier keine rechtlicheBindung gegeben ist. Das können wir jetzt sicherlichnoch ein paar Mal hin und her wenden. Ich denke, esbleibt bei dieser Einschätzung.Ich möchte noch einmal bekräftigen, dass es der damaligenrot-grünen Bundesregierung freigestanden hatund auch dieser Bundesregierung freisteht, bestehendeGesetze zu verändern und weiterzuentwickeln, woraufsich die Unternehmen dann einzurichten haben.(Ulrich Kelber [SPD]: Das war nicht dieFrage!)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Kollege Dr. Miersch.Dr. Matthias Miersch (SPD):Frau Staatssekretärin, hat Ihre Rechtsauffassung zurFolge, dass die Überlegungen der Bundesregierung, denAtomkonsens augenblicklich aufzuheben und die Laufzeitenum 20, 28 Jahre zu verlängern, auch nur auf einGentlemen’s Agreement hinauslaufen können mit derFolge, dass wir über den generellen Ausschluss derAtomtechnologie in Deutschland keine rechtsverbindlicheEntscheidung treffen können?(C)(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3041(A)Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Wenn wir unser Energiekonzept diskutiert, vorgestelltund im Kabinett beschlossen haben, wird das zur Folgehaben, dass Gesetze geändert werden, unter anderem dasAtomgesetz. Diese Regierung – wie im Koalitionsvertragbeschrieben, angekündigt, festgelegt – bekennt sichdazu, dass wir die Kernenergie als Brückentechnologieweiterlaufen lassen wollen. In welchem Umfang, werdendie wissenschaftlichen Studien, die wir jetzt in Auftraggeben, zeigen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Nun kommen wir zur Frage 27 des Kollegen GerdBollmann:Wird die Bundesregierung einen Kabinettsbeschluss überdie Aufhebung der Konsensvereinbarung aus dem Jahr 2000herbeiführen, und auf welcher Grundlage kann dies geschehen,da die Bundesregierung sich in dieser Vereinbarung verpflichtethat, sie dauerhaft umzusetzen, inzwischen ins Amteingetretene Kabinettsmitglieder also in rechtliche Pflichteneingetreten sind, die ihre Amtsvorgänger eingegangen sind?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Die Planungen der Stadtwerke haben sich sicherlichauf die damalige und noch geltende gesetzliche Grundlagebezogen und auf den Beschluss der rot-grünen Bundesregierung,Kernenergie in Zukunft nicht mehr nutzenzu wollen, zugegebenermaßen für einen sehr langenZeitraum; 32 Jahre haben sie vereinbart. Ich kann undwerde Investitionen <strong>von</strong> Stadtwerken, die diese nicht nurnach bestem Wissen und Gewissen, sondern vor allemim Hinblick auf Gewinnmöglichkeiten getroffen haben,nicht kommentieren. Allerdings begrüße ich es, wennwir neben den vier großen EVUs starke Stadtwerke undStadtwerkverbünde haben, die mit kleineren Einheitenauch dezentral zur Energieversorgung beitragen. Geradedie Stadtwerke haben in den letzten Jahren viele Modernisierungenvorgenommen und sind ein wichtiger Playerim Konzert unserer Energieversorgung.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Nein? – DannHerr Dr. Miersch, bitte.(C)(B)Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege Bollmann, ich möchte Ihre Fragen 27und 28 gerne zusammen beantworten.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Dann rufe ich auch die Frage 28 des Kollegen GerdBollmann auf:Wie unterscheiden sich die Rechtspflichten aus der Vereinbarungzum Atomkonsens <strong>von</strong> solchen Rechtspflichten,die die Bundesregierung oder ein ihr zugehöriges Ressort miteiner dritten Rechtsperson eingeht?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Die Bundesregierung hat die Kernenergievereinbarungvom 14. Juni 2000 <strong>von</strong> Anfang an als eine rechtlichnicht verbindliche politische Vereinbarung im Sinne einesGentlemen’s Agreements eingestuft. Die Umsetzungder Vereinbarung erfolgte insbesondere durch eine Änderungdes Atomgesetzes, die 2002 in Kraft getreten ist.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Ihre Nachfrage, bitte.Gerd Bollmann (SPD):Frau Staatssekretärin, unabhängig <strong>von</strong> der rechtlichenVerbindlichkeit: Sieht die Bundesregierung es nicht alsproblematisch an, dass sich viele, beispielsweise dieStadtwerke, bei ihren Investitionsplanungen auf dieseVereinbarung, wie Sie sie auch immer nennen, verlassenhaben?Dr. Matthias Miersch (SPD):Frau Staatssekretärin, Sie benutzen die Begriffe„Brückentechnologie“ und „Gesetzesänderung“, aberSie beantworten nicht die Fragen. Vor dem Hintergrundder Auswirkungen des Atomkonsenses auf Investitionsentscheidungen<strong>von</strong> Stadtwerken frage ich Sie noch einmal:Ist für die Bundesregierung vor dem Hintergrunddessen, was sie augenblicklich diskutiert, die grundsätzlicheFrage: „Gibt es ein Ende der Atomtechnologie inDeutschland?“ eine Frage eines Gentlemen’s Agreements,oder gibt es eine Form <strong>von</strong> Verbindlichkeit, aufdie sich alle Wirtschaftsbeteiligten verlassen können?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Diese Regierung hat <strong>von</strong> Anfang an klargemacht,dass wir eine andere Haltung zur Kernenergie haben alsbeispielsweise Ihre Fraktion. Wir haben deshalb im Koalitionsvertragfestgelegt, ein Energiekonzept zu erstellen– und daran arbeiten wir –, das neben dem deutlichenAusbau der Erneuerbaren auch die Kernenergie weiterführenwird, bis die erneuerbaren wettbewerbsfähig sindund wir einen überwiegenden Teil unserer Energie ausregenerativen Energien gewinnen können.Noch einmal: Es bleibt jeder Regierung unbenommen,gesetzliche Grundlagen zu ändern. Das kann in Bezugauf für die Zukunft getroffene Entscheidungen Unsicherheitenfür die Investoren mit sich bringen; allerdingsdürfen diese Änderungen nicht rückwirkend in Geschäftsmodelleeingreifen. Das werden sie auch nichttun. Denn wir werden – da sind wir uns beispielsweisemit den Stadtwerken einig – darauf achten, dass die erneuerbarenEnergien deutlich ausgebaut werden.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Kollege Kelber.(D)


3042 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)(B)Ulrich Kelber (SPD):Frau Staatssekretärin, Sie haben sich jetzt mehrfachdazu geäußert, dass Sie in der damaligen Vereinbarungder beiden Partner keine verbindliche rechtliche Wirkungsehen. Hier geht es allerdings um die Frage, ob dereine Partner, nämlich die Bundesregierung, nicht dauerhafterechtliche Pflichten geschaffen hat. Sie kennen dieaktuelle Studie des Verbands kommunaler Unternehmen,in der beispielhaft der Unterschied in den Renditeerwartungeneiner bereits getätigten Investition bei Beibehaltungder damals festgelegten, in der Vereinbarung alsdauerhaft rechtlich verpflichtend festgeschriebenenRechtslage gegenüber einer <strong>von</strong> Ihnen beabsichtigteneventuellen Veränderung, die zu einer Minuserwartungin Bezug auf die Rendite führen könnte, dargestellt wird.Ist Ihnen als Staatssekretärin bekannt, dass die BundesrepublikDeutschland internationale Vereinbarungeneingegangen ist, die den Schutz <strong>von</strong> Investitionen vornegativen gesetzlichen Veränderungen vorsehen, wenndie Renditeerwartungen, Herr Staatssekretär – des andieser Stelle nicht beteiligten Ministeriums – Otto, indem normalen Zeitraum dieser Investitionen <strong>von</strong> solchenVeränderungen negativ betroffen werden, sodass dies zueiner Minuserwartung führt? Gilt das auch in diesemFall, und gilt die Rechtsverbindlichkeit für den einenPartner Bundesregierung nicht auch über Legislaturperiodenhinweg?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kelber, Ihre Frage zielt im Kern darauf ab, obzukünftige Bundesregierungen sich dauerhaft an politischeÜberzeugungen vorangegangener Bundesregierungenbinden sollen, und dies halte ich nicht nur in diesemFall, sondern auch für alle anderen politischen Felder füreine äußerst kühne Behauptung, der wir zumindest sonicht zustimmen können.Seitens des CDU/CSU-Teils, aber sicherlich auch derFDP kann ich sagen, dass schon in den vergangenen Jahren– auch zwischen 1998 und 2009 – klar war, dass dieUnion ein offeneres Verhältnis zur Kernenergie hatteund wir vor der Wahl mit Wahlaussagen, vor allem abermit dem Koalitionsvertrag deutlich gemacht haben, dasswir Laufzeitverlängerungen in unser energiepolitischesKonzept einbeziehen.Wenn Sie jetzt verlangen sollten, dass jetzige undkünftige Regierungen sich dauerhaft an das halten, wozuandere aus einer anderen politischen Konstellation undauch aus anderer – natürlich legitimer – politischerÜberzeugung gekommen sind, hielte ich das für einezwar interessante Haltung, muss Ihnen aber sagen: Dasist nicht unsere Haltung.(Ulrich Kelber [SPD]: Es gibt internationaleVereinbarungen, die <strong>von</strong> der BundesrepublikDeutschland unterschrieben worden sind!)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Kollege Bülow, bitte.Marco Bülow (SPD):Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin, Sie sind geradeauf die Stadtwerke eingegangen. Wenn ich Sie richtigverstanden habe, haben Sie gesagt, Sie würden sichdarüber freuen, wenn die Stadtwerke sich zusammenschlössen,um wahrscheinlich auch – ich vermute, dassteckt dahinter – den Wettbewerb zu stärken.Nun gibt es ein Gutachten, das Ihnen bekannt seinkönnte, auf das sich auch die Stadtwerke berufen, in demdeutlich analysiert wurde, dass der Marktanteil derKernkraftwerksbetreiber, also der vier großen Player indiesem Markt, den sie jetzt schon beherrschen, steigenwürde und ihre Marktstellung, die mit über 80 ProzentAnteil immer noch sehr hoch ist, durch die Aufkündigungdes Kompromisses gesichert oder sogar gesteigertwürde. Ist Ihnen das bekannt, und fließt es in Ihre Analysenund Ihre Entscheidungen ein?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Wir kennen dieses Gutachten, ebenso die Auffassungder Stadtwerke. Ich kann dazu nur sagen, dass wir beider Erarbeitung unseres Energiekonzepts sehr wohl daraufachten werden, dass am Ende drei Prämissen erfülltwerden, nämlich dass unsere Energieversorgung sicher,sauber und sozial erfolgt. Das bedeutet, dass sie klimapolitischden Erwartungen entspricht, denen sich übrigensauch schon die Große Koalition verpflichtet gefühlthat, dass sie sicher ist, dass also Investitionen erfolgenkönnen, also auch und gerade Investitionen in erneuerbareEnergien zukünftig erfolgen werden, und dass unsereEnergieversorgung den Anforderungen hinsichtlichder Erzeugungssicherheit, mithin der Sicherheit imSinne der Bereitstellung <strong>von</strong> Energie, genügt. Insofernwerden wir, wenn die Szenarien vorliegen, auch mit derÖffentlichkeit und allen interessierten Teilnehmern sprechen,die bei uns die Energielandschaft mitbestimmenbzw. begleiten, und dies selbstverständlich berücksichtigen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Frau Kollegin Hendricks. – Es hat sich erledigt. DannHerr Kollege Becker.Dirk Becker (SPD):Frau Staatssekretärin, ich komme noch einmal auf dieFrage des Kollegen Kelber zurück. Sie haben völlig zuRecht darauf verwiesen, dass es natürlich jeder Bundesregierungfreisteht, sich <strong>von</strong> Positionen der Vorgängerregierungabzugrenzen und Dinge anders zu bewerten.Aber die entscheidende Frage war ja nicht, ob Ihnen diesesRecht zusteht, sondern sie war: Wie bewerten Sie es,wenn Unternehmen – in diesem Fall Stadtwerke –, basierendauf einer gültigen Rechtslage, Investitionsentscheidungengetroffen haben und sie jetzt <strong>von</strong> einer Veränderungnegativ beeinflusst werden? Das war ja derPunkt der Frage vom Kollegen Kelber. Sie haben daraufgeantwortet: Eine Regierung muss die Möglichkeit haben,etwas politisch anders zu bewerten. – Es geht aberum die Folgewirkung für Unternehmen.(C)(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3043(A)(B)Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Veränderungen in der Gesetzgebung sind, wenn es umInvestitionen geht, an der Tagesordnung. Ich erinneremich daran, dass wir in der Großen Koalition gemeinsamdas Erneuerbare-Energien-Gesetz verändert und unteranderem Regelungen getroffen haben, die sehr wohlrückwirkend für bestimmte Branchen schwierig waren.Wir sind in dieser Regierung aufgefordert, Fehlentscheidungenzu korrigieren. Insofern ist eine Investition in derTat mit einem Risiko behaftet. Wir wollen aber die Veränderungenim Energiekonzept so durchführen, dass wirein ganz hohes Maß an Investitionssicherheit garantierenkönnen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Wir kommen nun zur Frage 29 des Kollegen MarcoBülow:Bestätigt die Bundesregierung die Auffassung, dass dieKonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall Europe im Fallder Atomkonsensvereinbarung durch entsprechende Willensbekundungenleitender Unternehmensvertreter seit dem Jahr2000 vertragsbrüchig geworden sind, und, wenn nein, warumnicht?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Bülow, ich möchte auch Ihnen zusammenhängendauf die beiden Fragen 29 und 30 antworten.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Dann rufe ich auch die Frage 30 des Kollegen Bülowauf:Inwieweit hat die Bundesregierung die rechtliche Möglichkeit,Vereinbarungen zu treffen mit Akteuren, <strong>von</strong> denenihr bekannt ist, dass sie durch öffentliche Willensbekundungengegenüber der Bundesregierung vertragsbrüchig gewordensind, während die Bundesregierung zum gleichen Zeitpunktden Vertrag eingehalten hat?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Den ersten Teil kennen Sie mittlerweile schon: Wir,vor allem aber auch die damalige Bundesregierung, habendie damalige Kernenergievereinbarung als rechtlichnicht verbindlich und als politisch angesehen. In der Einleitungzur Kernenergievereinbarung heißt es:Unbeschadet der nach wie vor unterschiedlichenHaltung zur Nutzung der Kernenergie respektierendie EVUs die Entscheidung der Bundesregierung,die Stromerzeugung aus Kernenergie geordnet beendenzu wollen.Abgesehen da<strong>von</strong> stellt eine Willensbekundung, eineVereinbarung ändern zu wollen, keinen Vertragsbruchdar.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Ihre Nachfrage.Marco Bülow (SPD):Danke, Frau Staatssekretärin. – Bei dem Konsensoder bei der Vereinbarung, wie auch immer man das bezeichnenwill, gab es Vorteile auf beiden Seiten. So hatauch die Atomwirtschaft da<strong>von</strong> profitiert, dass zumindestdie Politik sich an die Vereinbarung gehalten undzum Beispiel die Rücklagen für die Atombetreiber genehmigthat und ihnen auch bei anderen Vorteilen entgegengekommenist. Hätten wir in der Großen Koalitionbeispielsweise versucht, diese Vorteile zu beschneiden,wäre die Union wahrscheinlich die Erste gewesen, diedas verhindert hätte. Geben Sie mir da recht, und wiekann es sein, dass man zwar die Vorteile für die eineSeite beibehält, man sich also an die Absprachen hält,aber die Nachteile für diese eine Seite in neuen Konstellationenabstellen will? Machen dann solche Vereinbarungenjeglicher Art in Zukunft überhaupt noch Sinn?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Wir drehen uns hier leider ein bisschen im Kreis; aberdennoch erneut mein Versuch, unsere Haltung zu erläutern:Die Vereinbarung war eine politische Absichtserklärung,und Sie haben diese Absichtserklärung dannin ein Gesetz gegossen. Auch wir haben für diese Regierungeine Absicht geäußert, nämlich Erneuerbare auszubauen,CO 2 vermeiden zu wollen und Kernenergie alsBrücke zu nutzen, und wir werden die gesetzlichenGrundlagen dafür schaffen bzw. bestehende so weiterentwickeln,dass sie unseren Anforderungen genügen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Kollege Kelber, bitte.Ulrich Kelber (SPD):Frau Staatssekretärin, ich respektiere Ihre Ansicht,dass es sich nicht um einen Vertrag handelt und man deswegennicht vertragsbrüchig geworden sein kann, sondernnur um ein Gentlemen’s Agreement. ZentralerPunkt dieses Gentlemen’s Agreements war, dass mansich verpflichtet hat, trotz unterschiedlicher Sichtweisenzur Kernenergie die Festlegung des Gentlemen’s Agreementsdauerhaft umzusetzen. Landläufig gilt jemand, derein Gentlemen’s Agreement nicht einhält, nicht mehr alsEhrenmann. Einer der Unterzeichner <strong>von</strong>seiten derjenigen,die das nicht dauerhaft umgesetzt haben, warGerald Hennenhöfer. Können Sie mir erklären, warumSie jemanden, den Sie mit Ihrer Argumentation nicht alsEhrenmann bezeichnen, vor wenigen Wochen als Abteilungsleiterfür Atomtechnologie im Umweltministeriumeingestellt haben?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Die Bezeichnung, die Sie gerade Herrn AbteilungsleiterGerald Hennenhöfer haben zuteilwerden lassen,(Ulrich Kelber [SPD]: Nein, Sie!)(C)(D)


3044 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche(A)weise ich zurück. Noch einmal: Die damalige rot-grüneBundesregierung hatte sich entschlossen, die Kernenergienicht weiter nutzen zu wollen. Der damaligeBundeskanzler Schröder hat sich aus dem bestehendenKonsens der Regierung Kohl zwischen Regierung undOpposition, der darin bestand, dass man sich gemeinsamüber Energiefragen verständigt, weil Energiefragen <strong>von</strong>solcher Bedeutung sind, dass sie der Zustimmung desganzen Parlamentes bedürfen, verabschiedet.Den Versuch Ihrer Kollegen, durch wiederholtes Fragenzu der Kernenergievereinbarung im Nachhinein eineÜberhöhung zu konstruieren, die da heißt „Es gibt einerechtliche Vereinbarung, und jeder, der sich nicht daranhält, bricht sie“, weise ich zurück. Dies ist nicht unsereAuffassung.Was Herrn Hennenhöfer betrifft, möchte ich Ihnen sagen,dass er seine Funktion mit großer Sachkenntnis,Loyalität und Rechtstreue ausführt.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Dr. Miersch.Dr. Matthias Miersch (SPD):Frau Staatssekretärin, es war nicht der KollegeKelber, der den Begriff Gentlemen’s Agreement benutzthat, sondern es handelt sich um Ihre Auffassung zur Vereinbarungzum Atomkonsens.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Wir kommen zur Frage 31 des Kollegen OliverKaczmarek:In welcher Form beabsichtigt die Bundesregierung mitden Unternehmen einen neuen Konsens über die Laufzeiten<strong>von</strong> Atomkraftwerken verbindlich zu vereinbaren, die durchihren öffentlichen Einsatz gegen den gültigen Atomkonsensihrer Verpflichtung zur dauerhaften Umsetzung der gültigenVereinbarung nicht nachgekommen sind, und, sofern eineförmliche Neufassung des bestehenden Konsenses nicht vorgesehenist, welche alternativen formalisierten Verfahren sindvorgesehen?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege Kaczmarek, Ihre Frage beantworte ichwie folgt: In der Einleitung zur Kernenergievereinbarungheißt es:Unbeschadet der nach wie vor unterschiedlichenHaltung zur Nutzung der Kernenergie respektierendie EVUs … die Entscheidung der Bundesregierung,die Stromerzeugung aus Kernenergie geordnetbeenden zu wollen.Abgesehen da<strong>von</strong> steht eine öffentliche Äußerung, eineVereinbarung ändern zu wollen, der Umsetzung einergültigen Vereinbarung nicht entgegen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Haben Sie eine Nachfrage?(C)(B)Wir haben mehrfach in unseren Fragen darauf hingewiesen,dass diese Vereinbarung auch die Unterschriftder vier großen Player im Stromgeschäft in der BundesrepublikDeutschland trägt. Herr Hennenhöfer war einerder Repräsentanten und ist jetzt in Ihrem Haus tätig. Ichfrage Sie daher: Was muss man <strong>von</strong> jemandem halten,der eine solche Vereinbarung unterschreibt und der siejetzt im Rahmen seiner Arbeit an verantwortungsvollerPosition im zuständigen Bundesumweltministerium bricht?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Ich muss Sie leider enttäuschen. Der Begriff Gentlemen’sAgreement stammt nicht <strong>von</strong> mir, sondern war imJahre 2001 auf den Seiten des Bundesumweltministeriumszu finden, offenbar mit Billigung des damaligenStaatssekretärs Baake.(Ulrich Kelber [SPD]: Aber Sie haben das übernommen!Wie man sich bettet, so liegt man!)An dem Zustandekommen des Papiers war unter anderemder damalige Wirtschaftsminister Müller beteiligt,der wiederum, als er noch für ein Energieunternehmengearbeitet hat, die SPD und den damaligen MinisterpräsidentenSchröder in energiepolitischen Sachfragen unterstützthat.Noch einmal: Abteilungsleiter Hennenhöfer, zuständigfür die Reaktorsicherheit, führt sein Amt rechtstreuund mit großer Sachkenntnis aus.Oliver Kaczmarek (SPD):Frau Staatssekretärin, vielen Dank. – Der KollegeBecker hat gerade aus der Vereinbarung den Satz zitiert,dass sich beide Seiten dauerhaft dazu verpflichtet haben,diese Vereinbarung umzusetzen. Ich frage Sie, wie Siebei zukünftigen Vereinbarungen – in welcher Form auchimmer Sie diese mit den betroffenen Unternehmenschließen wollen – sicherstellen wollen, dass diese Vereinbarungtatsächlich dauerhaft umgesetzt wird. Wiewollen Sie Sicherheit für eine gemeinsame Vereinbarungmit den Energiekonzernen schaffen?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Wir führen Gespräche, die dazu dienen, gesetzlicheGrundlagen zu schaffen. Es ist der ganz normale Weg,dass die Fachkreise in einem Ministerium mit Branchenvertreternzusammentreffen und man über die Weiterentwicklung<strong>von</strong> gesetzlichen Grundlagen spricht. Dieandere Möglichkeit ist, dass sich das Parlament im Rahmeneiner eigenen Initiative dazu entscheidet, die gesetzlichenGrundlagen weiterzuentwickeln. Dies ist tagtäglichePraxis. Wir beabsichtigen, sie weiterzuführen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Eine weitere Nachfrage? – Bitte.Oliver Kaczmarek (SPD):Noch eine kurze Nachfrage: In welcher Form beabsichtigtdie Bundesregierung, das Parlament in diese Beratungeneinzubeziehen?(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3045(A)Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Ich vermute, dass Sie das Energiekonzept meinen.Oliver Kaczmarek (SPD):Ich meine die gerade <strong>von</strong> Ihnen geführte Diskussionüber die Verlängerung der Restlaufzeiten <strong>von</strong> Atomkraftwerken.Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Wir führen derzeit Diskussionen über ein Energiekonzept.Bedauerlicherweise interessiert sich die SPD anscheinendausschließlich für die Kernenergie. Ich würdemich freuen, wenn auch die erneuerbaren Energien aufIhr Interesse stoßen würden.(Beifall bei Abgeordneten der FDP – UlrichKelber [SPD]: Das andere ist ja gut geregelt! –Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Wenn Sie allesso lassen würden, wie es ist, dann wäre es jaokay! Sie brauchen einfach nur alles so zu lassen!)Wir haben in der letzten Zeit über Szenarien diskutiert.Die Aufträge zur Berechnung der Szenarien stehenkurz vor dem Abschluss. Wenn die Berechnungen vorliegen,werden wir daraus ein Konzept erarbeiten. Wirwollen im späten Herbst so weit sein, dass ein Konzeptzur Beschlussvorlage umfänglich vorliegt. Die Zeit dazwischenwird dafür verwendet, mit den betroffenenVerbänden und selbstverständlich auch mit dem Parlamentzu sprechen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Becker, bitte.Dirk Becker (SPD):Frau Staatssekretärin, Sie haben eben auf die Fragedes Kollegen Kaczmarek bezüglich der Gespräche überdie Verlängerung der Laufzeiten darauf verwiesen, dassdiese Frage im Spätherbst im Rahmen des Energiekonzeptesbeantwortet werde. Heißt das, dass es gegenwärtigzwischen der Bundesregierung und der Atomwirtschaftkeine Gespräche über die Verlängerung der Laufzeiten,über mögliche Rahmenbedingungen etc. gibt?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Es gibt momentan keine Gespräche; das ist richtig.(Dirk Becker [SPD]: Danke!)(C)(B)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Dr. Miersch, bitte.Dr. Matthias Miersch (SPD):Frau Staatssekretärin, Sie werden in der nächsten SitzungswocheGelegenheit haben, unsere Position in Fragender erneuerbaren Energien sehr deutlich zu spüren;denn das, was vorgesehen ist, ist alles andere als zukunftsweisend.Ich frage Sie noch einmal nach Ihrer Auffassung, dieSie zum Atomkonsens haben: Ist es nach Ihrer Meinungüberhaupt möglich, dass eine Partei, eine Regierung oderdas Parlament einen rechtsverbindlichen Atomausstiegbeschließen kann?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege, die Rechtsverbindlichkeit entsteht dann– das habe ich jetzt mehrfach erläutert –, wenn sich einegesetzliche Änderung ergibt. Wir werden so arbeiten,dass wir Veränderungen oder Weiterentwicklungen imEnergiesektor gesetzlich absichern. Die Instrumentekennen Sie. Das werden wir weiter tun.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Kollege Kelber, bitte.Ulrich Kelber (SPD):Frau Staatssekretärin, ich hatte Sie vorhin informiert,dass die Bundesrepublik Deutschland verbindliche internationaleVereinbarungen zum Schutz <strong>von</strong> Investitioneneingegangen ist, die übrigens auch der Veränderung <strong>von</strong>nationalen Gesetzen eine Grenze zum Schutz getätigterInvestitionen setzen. Haben Sie Rechtsgutachten in Auftraggegeben oder beabsichtigen Sie, Rechtsgutachten inAuftrag zu geben, die klären, ob bei einer eventuellenBeendigung des Atomkonsenses und einer Verlängerungder Laufzeiten Nachteile für Energieerzeuger entstehen,die keine Atomanlagen betreiben, aber bereits Investitionengetätigt haben, und ob diese die Möglichkeit derKlage und des Schadensersatzes gegenüber der BundesrepublikDeutschland haben, und können Sie mir für denFall, dass ein solches internes oder externes Rechtsgutachtenbereits existiert, in Auftrag gegeben wurde oderin Auftrag gegeben werden soll, verbindlich zusichern,dass dies dem Deutschen <strong>Bundestag</strong> zur Überprüfungder Position der Bundesregierung vorgelegt wird?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Wenn wir in der Gesetzgebung sind, Herr KollegeKelber, werden wir alle anstehenden Fragen und Interessenin diesem Prozess berücksichtigen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Kollege Dr. Ott.Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretärin,ich bin den Kolleginnen und Kollegen <strong>von</strong> der SPDsehr dankbar, dass sie dieses Thema hier in dieser Breitein das Plenum einbringen. Nach der Art und Weise, wieSie den Komplex des Atomausstieges, der <strong>von</strong> Rot-Grünverhandelt und vereinbart worden ist, behandeln, scheint(D)


3046 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Dr. Hermann Ott(A)(B)er ein Super-GAU für die umweltpolitische Handlungsfreiheitinsgesamt zu sein.(Elke Ferner [SPD]: Die ganze Regierung istein Super-GAU!)Hier ist doch im Einvernehmen mit der beteiligten Industrieder Weg gewählt worden, eine Vereinbarung zuschließen. Beide Seiten haben gegeben und haben genommen.Nun ist es so, dass der Staat sehr viel gegebenhat, zum Beispiel Möglichkeiten der Rückstellung undsogar eine Art Bestandsgarantie, wenn man das so formulierenwill, für Atomkraftwerke. Nun aber, da es eigentlichdarum ginge, die eigenen Verpflichtungen zu erfüllen,ziehen sich die Industrie durch verschiedeneTricks und nun auch das Ministerium, also die Bundesregierung,aus diesen <strong>von</strong> einer Vorgängerregierung geschlossenenVereinbarungen zurück. Ich frage Sie deshalb:Wie stellen Sie sich – Kollege Kaczmarek hat diesin seiner Frage angedeutet – eine Vereinbarung vor?Wenn man gesetzliche Maßnahmen vermeiden will, welcheHandlungsmöglichkeiten hat die Bundesregierungdenn dann noch, eine solche Vereinbarung zu treffen?Muss sie dann nicht ganz rigoros gesetzliche Maßnahmentreffen, ohne in einer Vereinbarung auf die betroffeneIndustrie einzugehen?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege, ich kann keine Frage erkennen. Sie habenlediglich ein Statement abgegeben.Ich sage Ihnen ganz klar: Selbstverständlich setzenwir auf gesetzliche Grundlagen, weil wir Rechtsverbindlichkeitsowie klare Richtlinien und Rahmenbedingungenbrauchen. Ich bin da<strong>von</strong> überzeugt, dass eine klareGesetzgebung am ehesten zu Rechtsfrieden und Investitionssicherheitführt.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Ich rufe die Frage 32 des Kollegen Oliver Kaczmarekauf:Wie bewertet die Bundesregierung den Umstand, dass Akteureim Strommarkt im Vertrauen auf die dauerhafte Umsetzungdes Atomkonsenses Investitionen getätigt haben odertätigen wollen, und entwickelt die veränderte Haltung derBundesregierung zum Atomkonsens gegebenenfalls Regressansprüchesolcher Akteure?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege, Ihre Frage behandelt erneut – allerdingsin anderer Form – die schon viel zitierte Energievereinbarung.Ich kann es Ihnen gerne noch einmal verlesen– ich befürchte, Sie können es bald mitsingen –:(Elke Ferner [SPD]: Sie können es offensichtlichnoch nicht auswendig!)Die Bundesregierung hat die Kernenergievereinbarungvom 14. Juni 2000 <strong>von</strong> Anfang an als rechtlich nicht verbindlichepolitische Vereinbarung eingestuft. Die Umsetzungder Vereinbarung erfolgte insbesondere durcheine Änderung des Atomgesetzes. Wie jedes Gesetzkann auch das Atomgesetz geändert werden. Der verfassungsrechtlicheGrundsatz des Vertrauensschutzes betrifftunter bestimmten Voraussetzungen ausschließlichGesetze mit rückwirkenden Regelungen. Das haben wir andieser Stelle – unter anderem beim Thema Stadtwerke –mehrfach diskutiert.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Sie haben eine Nachfrage?Oliver Kaczmarek (SPD):Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. Ich habe IhreAusführungen vorhin so verstanden, dass Sie nicht bestreiten,dass Unternehmen aufgrund der verändertenGrundlagen in der Energiepolitik möglicherweise inwirtschaftliche Schwierigkeiten geraten könnten. MeineFrage ist: Gibt es innerhalb der Bundesregierung – vielleichtauch in anderen Häusern – Überlegungen, Unternehmen,die Investitionsentscheidungen auf dieserGrundlage getroffen haben und nun in Schwierigkeitengeraten, zu unterstützen?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege, es ist häufig so: Durch Gesetzesänderungen– als Beispiel nenne ich das vielleicht nicht ganzso umstrittene Erneuerbare-Energien-Gesetz –,(Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben zweimaldagegengestimmt!)die wir im Kern als positiv und förderlich empfinden,können die Gewinnerwartungen der Unternehmen geschmälertoder – bestenfalls – befördert werden. Ich darfan die vergangene Legislaturperiode erinnern, in der aufexpliziten Wunsch der Sozialdemokraten im BereichBiomasseanlagen Entscheidungen getroffen wurden, diedie Betreiber <strong>von</strong> Biomasseanlagen in eine schwierigeSituation gebracht haben. Wir haben diese Fehlentwicklungdamals um des Koalitionsfriedens willen mitgetragen,aber jetzt korrigiert. Insofern glaube ich, dass SieKrokodilstränen vergießen, wenn Sie sich um einzelneUnternehmen Sorgen machen.Noch einmal: Der Gesetzgeber darf nicht ohne weiteresrückwirkend Änderungen vornehmen. Für zukünftigeEntscheidungen gilt das allerdings nicht. Wenn esGesetzesänderungen gibt – und die gibt es laufend –,dann gibt es auch für Investoren immer ein gewisses Risiko.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Bitte.(C)(D)Oliver Kaczmarek (SPD):Wenn ich das richtig sehe, dann stützen sich dieWachstumsprognosen der vier am Atomkonsens beteiligtenKonzerne auf Steigerungsraten durch die Verlängerungder Restlaufzeiten der Atomkraftwerke. Wennich das richtig verstehe, dann handelt es sich bei den Un-


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3047Oliver Kaczmarek(A)(B)ternehmen, die möglicherweise in Schwierigkeiten geraten– wir wissen es noch nicht genau; aber es gibt Anzeichen–, meist um mittelständische Unternehmen und dasHandwerk. Teilen Sie meine ökonomische Einschätzung,dass die Gefahr besteht, dass Sie eine Entscheidungzugunsten <strong>von</strong> Großkonzernen und zulasten <strong>von</strong>mittelständischen Betrieben treffen?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, einenklaren Schwerpunkt auf den Ausbau der erneuerbarenEnergien zu legen. Hier handelt es sich ganz klar ummittelständische Strukturen. Wir werden weiterhin inden Klimaschutz investieren, unter anderem bei der Gebäudesanierung.Das ist ein klares Votum für die kleinenund mittelständischen Betriebe. Ich glaube, dass dieseRegierung nicht nur ein sehr ausgewogenes Energiekonzeptvorlegen wird, sondern auch eine sehr ausgewogeneHaltung zu allen Mitspielern der Energiebranche hat. Esist unser erklärtes Ziel – das hat nicht nur BundesumweltministerRöttgen, sondern auch die Kanzlerin mehrfachausgeführt –, die erneuerbaren Energien zielstrebigauszubauen, damit wir auf mittel- und langfristige Sichtunsere Energieversorgung mithilfe regenerativer Energienbewältigen können.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Kollege Kelber, bitte.Ulrich Kelber (SPD):Eine ganz kleine Korrektur zu Beginn: Frau Staatssekretärin,die <strong>von</strong> Ihnen gerade erwähnte Entscheidungaus dem Jahr 2008 zu Biogasanlagen war keineswegsErgebnis einer Initiative der sozialdemokratischen <strong>Bundestag</strong>sfraktion,sondern des schwarz-gelb dominiertenBundesrates. Diese Entscheidung war übrigens richtigund ist am Ende durch das Bundesverfassungsgerichtunterstützt worden. Sie haben das trotzdem nachträglichgeändert. Das ist zwar Ihr gutes Recht; aber das sollteman dennoch festhalten.Ich habe zur Kenntnis genommen, dass Sie nicht zusagenwollen, mit Steuermitteln erstellte Rechtsgutachtender Bundesregierung dem Deutschen <strong>Bundestag</strong> zurVerfügung zu stellen. Sie haben diese Aussage gerademehrfach in Bezug auf Anlagen zur Stromerzeugung gemacht.Weitere Akteure am Strommarkt sind die Netzbetreiber,die auf der Basis geltender Gesetze Investitionengetätigt haben: <strong>von</strong> der Verteilebene – Überlandnetze –bis zum Einzelanschluss. Ein weiteres geltendes Gesetzbezieht sich auf die Stromaufsicht durch die Bundesnetzagentur.Sind sie bereit, das diesbezügliche Gesetz so zuverändern, dass Netzinvestitionen, die aufgrund desAtomausstiegs getätigt wurden und in Zukunft StrandedInvestments sind, sich also nicht mehr rechnen, weiternachträglich auf die Netzentgelte angerechnet werdenkönnen, oder haben auch diese Marktteilnehmer Pechgehabt?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege Kelber, im Rahmen des Energiekonzepteswerden die Stromnetze eine ganz zentrale Rolle spielen.Es ist ja das gemeinsame Ziel – Ihrer Fraktionebenso wie unserer Fraktion –, den Bereich der erneuerbarenEnergien auszubauen. Dazu brauchen wir mehrLeitungen. Wir brauchen einen konsequenten Leitungsausbau,intelligente Netze und Speicher. Über all daswerden wir – inklusive der dazu notwendigen gesetzlichenGrundlagen – im Rahmen des Energiekonzeptesberaten.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Frau Kollegin Dr. Flachsbarth.Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU):Frau Staatssekretärin, haben Sie Kenntnisse darüber,ob und in welchem Umfang die damalige rot-grüne Bundesregierungvor ihrer Vereinbarung mit den EnergieversorgernExpertisen bezüglich der volkswirtschaftlichenund betriebswirtschaftlichen Auswirkungen ihrer Entscheidung,die letztendlich in die Gesetzgebung eingeflossenist, eingeholt hat, und wissen Sie, ob sie die Auswirkungenbezüglich der CO 2 -Emissionen Deutschlandsund der Entwicklung der Strompreise, die für den IndustriestandortDeutschland <strong>von</strong> herausragender Bedeutungsind, überprüft hat?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Frau Kollegin Flachsbarth, solche Studien sind mirnicht bekannt.(Ulrich Kelber [SPD]: Das heißt nichts! Alsoehrlich! Gerade bei Ihnen!)Bekannt ist lediglich, dass im Vorfeld der Wahlen 1998der damalige Staatssekretär im hessischen Umweltministerium,Herr Baake, gemeinsam mit dem niedersächsischenUmweltminister Jüttner Überlegungen zumgesetzlich geregelten Ausstieg aus der Kernenergienutzungangestellt hat, die dann offenbar eingeflossen sind.Allerdings ist uns nicht bekannt, dass es Studien zu denvolkswirtschaftlichen Folgen eines Kernenergieausstiegsgegeben hat.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Kollege Becker.(Dirk Becker [SPD]: Hat sich erledigt!)– Das hat sich erledigt.Dann Frau Kollegin Hendricks.Dr. Barbara Hendricks (SPD):Frau Staatssekretärin, ich habe die ganze Zeit aufmerksamzugehört. Bisher weiß man <strong>von</strong> der Bundesregierung,dass sie gedenkt, das Atomgesetz zu verändernund längere Laufzeiten zuzulassen. Wie genau,(C)(D)


3048 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Dr. Barbara Hendricks(A)weiß man noch nicht. Aus all Ihren Antworten auf dievielen Fragen der Kolleginnen und Kollegen möchte ichvier Worte zitieren, die immer wieder genannt wurden,nämlich: im Rahmen des Energiekonzeptes. Das ist offenbardas <strong>von</strong> dieser Bundesregierung beabsichtigte,noch vorzulegende Energiekonzept. Können Sie für dieBundesregierung eine verbindliche Auskunft darüber geben,wann der Entwurf dieses Energiekonzeptes vorliegenwird?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Frau Kollegin Hendricks, ich habe vorhin den Zeitplanskizziert. Wir haben uns jetzt über die Rahmenbedingungenverständigt. Der Auftrag an die Gutachtergeht in den nächsten Tagen raus. Ich habe weiterhin erläutert,dass wir im zweiten Quartal, im Mai, die Ergebnisseder Studien erwarten. Es ist unser Ziel, auf derBasis wissenschaftlicher Studien zu politischen Entscheidungenzu kommen. Das scheint mir ein Unterschiedzur damaligen Verabredung der rot-grünen Bundesregierungmit den EVUs zu sein.stimmten Voraussetzungen ausschließlich Gesetze mitrückwirkenden Regelungen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Haben Sie eine Nachfrage? – Bitte.Ulrich Kelber (SPD):Vielen Dank für die verbundene Antwort. Der letzteTeil der zweiten Frage bezieht sich wie die Frage meinerKollegin Flachsbarth auf die Folgewirkungen für Dritte.Frau Kollegin Flachsbarth hat gefragt, ob Ihnen Studienund Gutachten zu der Frage der positiven oder negativenAuswirkungen eines Atomausstiegs auf verschiedeneWirtschaftsbranchen bekannt sind. Sie haben darauf geantwortet,dass Ihnen diese Studien nicht bekannt sind.Gleichzeitig haben Sie darauf hingewiesen, dass dieRahmenbedingungen für das Energiekonzept schon erstelltsind. Sind Sie bereit, sich in das Archiv des Bundesumweltministeriumszu begeben und sich bis zurnächsten Befragung über die Ergebnisse der damaligenStudien und Gutachten kundig zu machen, oder haltenSie das nicht für nötig?(C)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Wir sind immer noch beim gleichen Thema und kommenzur Frage 33 des Kollegen Ulrich Kelber:Wie bewertet die Bundesregierung das „Prinzip der Vertragstreue“beim Atomkonsens im Hinblick auf getätigte bzw.beabsichtigte Investitionen durch Akteure im Strommarkt?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege Kelber, Frau Kollegin Flachsbarth hatsich ausdrücklich mit der Zeit nach 1998 befasst.(Ulrich Kelber [SPD]: Ich auch!)In der Tat kenne ich solche Studien nicht. Fakt ist aber,Herr Kelber, dass sich der Strommarkt verändert hat.Beispielsweise wird im Vergleich zu 1998 sehr viel mehrregenerative Energie angeboten. Gerade heute hat derBundesumweltminister die jüngsten Zahlen veröffentlicht:Erstmals erreicht der Anteil der erneuerbaren Energienan der gesamten Stromproduktion 16 Prozent. DerAnteil <strong>von</strong> erneuerbarem Strom am Endenergieverbrauchliegt bei 10 Prozent. All dies sind positive Veränderungen.Worauf die Kollegin Flachsbarth hingewiesen hat,Herr Kelber, ist, dass die damalige Entscheidung volkswirtschaftlicheImplikationen hat. Ich habe die Frau Kolleginso verstanden, dass sie uns gebeten hat, beientsprechenden Entscheidungen volkswirtschaftlicheImplikationen nicht außer Acht zu lassen. Das werdenwir tun, sowohl was die <strong>von</strong> Ihnen mehrfach zitiertenStadtwerke als auch die vielen mittelständischen Betriebeim Bereich der erneuerbaren Energien betrifft,aber natürlich auch die großen EVUs mit ihren großenInvestitionen.(B)Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege Kelber, ich verbinde meine Antwort aufdie Fragen 33 und 34, die sich beide mit der Energievereinbarungbefassen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Dann rufe ich auch die Frage 34 des AbgeordnetenKelber auf:Wie kann die Bundesregierung sicherstellen, dass der juristischeStellenwert <strong>von</strong> Kabinettsentscheidungen bzw. Vereinbarungender Bundesregierung mit Folgewirkungen fürDritte nicht darunter leidet, dass die Inhalte der Vereinbarungaus dem Jahr 2000 trotz bereits eingetretener Folgewirkungenfür Dritte geändert werden sollen?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Ich wiederhole mich an dieser Stelle – das ändertnichts an unserer Rechtsauffassung –: Die Bundesregierunghat die Kernenergievereinbarung <strong>von</strong> Anfang an alseine rechtlich nicht verbindliche politische Vereinbarungim Sinne eines Gentlemen’s Agreement eingestuft. DieUmsetzung der Vereinbarung erfolgte insbesonderedurch eine Änderung des Atomgesetzes, die 2002 inKraft getreten ist. Wie jedes andere Gesetz kann auchdas Atomgesetz geändert werden. Der verfassungsrechtlicheGrundsatz des Vertrauensschutzes betrifft unter be-Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Wir sind fast am Ende der Fragestunde. Ich lasse nochdie beiden gemeldeten Zusatzfragen zu. – Zunächst HerrKollege Otto.Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP):Frau Staatssekretärin, teilen Sie angesichts dieserKaskade <strong>von</strong> Fragen der Kollegen <strong>von</strong> der SPD meine(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3049Hans-Joachim Otto (Frankfurt)(A)(B)Auffassung als Abgeordneter dieses Hauses, dass es demDemokratieprinzip und damit dem Grundgesetz widerspräche,wenn eine Bundesregierung, welche auchimmer, dem <strong>Bundestag</strong> durch Verträge, Absprachen,Gentlemen’s Agreements oder Ähnliches das Rechtnähme, neue Gesetze zu beschließen, und dass auch aufgrundenttäuschter Renditeerwartungen <strong>von</strong> Investorendem <strong>Bundestag</strong> nicht die Möglichkeit genommen werdendarf, neue Gesetze zu beschließen?(Ulrich Kelber [SPD]: Sie sollten als Wirtschaftsstaatssekretärdie Verträge der BundesrepublikDeutschland kennen!)– Ich halte sie ein.(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist unglaublich!Peinlich!)Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege Otto, ich teile Ihre Auffassung. Das istaber offenbar nicht nur die Auffassung dieser Bundesregierung,sondern war auch Auffassung vorherigerBundesregierungen, die je nach politischer Überzeugunghier und da Enttäuschungen produziert haben. Ob dasdem einen oder anderen Beteiligten immer recht gewesenist, vermag ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen.Wir jedenfalls werden unsere energiepolitisch sehr ausgewogenenKonzepte gesetzlich umsetzen.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Das Wort zur letzten Zusatzfrage hat nun der KollegeDr. Ott.Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Danke, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretärin, ichstelle fest, dass Sie meine vorherige Frage und auch diemehrfachen Fragen des Kollegen Kelber, die natürlichnervig sein können(Ulrich Kelber [SPD]: Nachdrücklich nervig!)– nachdrücklich nervig –, alle nicht beantwortet haben.(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)Deshalb möchte ich die Frage noch einmal andersherumformulieren.Ich kann für meine Partei, die Grünen, sagen, dass wiruns nie wieder auf eine solche Form der Regelung einlassenwerden, wenn sie so leicht zu ändern ist. Wie wollenSie gegenüber den Beteiligten in der Industrie sicherstellen,dass die Investitionssicherheit, die sie brauchen,in Zukunft gewährleistet ist? Wollen Sie mit Grundgesetzänderungenarbeiten? Meine Frage lautet: Wenn Siedieses Instrument so diskreditieren, wie Sie es hier tun,was wollen Sie dann eigentlich machen?Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin beim Bundesministerfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:Herr Kollege, zunächst muss ich sagen, dass ich esschade finde, dass Sie das Recht der Parlamentarier, dieRegierung zu befragen, als nervig bezeichnen.(Ulrich Kelber [SPD]: Er darf das! –Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN]: Wir genießen das, keine Sorge!)Ich glaube, es ist für uns alle ein Gewinn, wenn in eineDebatte eingestiegen wird, wie Sie das ja machen.(Lachen des Abg. Dr. Hermann Ott [BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN])Insofern müssten Sie jetzt unter sich ausmachen, ob derBegriff „nervig“ tatsächlich die Qualität Ihrer Fragen beschreibt.(Elke Ferner [SPD]: Die Qualität IhrerAntworten!)Ich weise dies ausdrücklich zurück.Ich möchte noch einmal auf das hinweisen, Herr Ott,was gerade vom Kollegen Otto sozusagen abschließendzu dieser Debatte gesagt wurde. Keiner Regierung undkeinem Parlament wird man jetzt oder in Zukunft dasRecht nehmen können, andere gesetzliche Grundlagenzu beschließen, die Einfluss auf Investitionen habenkönnen. Wir beabsichtigen nicht, rückwirkende Regelungenzu treffen, weil für uns der verfassungsrechtlicheGrundsatz des Vertrauensschutzes gilt. Das heißt abernicht, dass Rechtslagen für die Zukunft unabänderlichsind. Wir werden uns mit allen Beteiligten in einen Dialogbegeben, um einen Weg zu finden, die rechtlichenGrundlagen so zu ändern, dass wir zukünftig den Energiemixfür unser Land gestalten können.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Damit sind wir am Ende der Fragestunde. Wir habenden zeitlichen Rahmen voll ausgeschöpft.Frau Staatssekretärin, ich danke Ihnen für die Beantwortungder Fragen. Die restlichen Fragen werdenschriftlich beantwortet. 1)Die Fraktion der SPD hat zur Antwort der Bundesregierungauf die Frage 1 auf Drucksache 17/1107 eineAktuelle Stunde verlangt. Dieses Verlangen entsprichtNr. 1 b der Richtlinien für die Aktuelle Stunde. Deshalbrufe ich nun den Zusatzpunkt 2 auf:Aktuelle Stundeauf Verlangen der Fraktion der SPDzur Antwort der Bundesregierung auf dieFrage 1 auf Drucksache 17/1107Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rednerindas Wort der Kollegin Elke Ferner für die SPD-Fraktion.(Beifall bei der SPD)Elke Ferner (SPD):Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!Eigentlich könnte man eine feste Institution daraus1) Die Antworten auf die Fragen 87 der Abg. Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), 91 des Abg. Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) und 114 der Abg. Caren Marks werden zu einem späterenZeitpunkt abgedruckt.(C)(D)


3050 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Elke Ferner(A)machen und sich jede Sitzungswoche – es spielt eigentlichkeine Rolle, ob am Mittwoch, Donnerstag oderFreitag – über die öffentlichen Äußerungen der Koalitionsparteienbzw. einzelner Mitglieder der Koalitionsparteienunterhalten.(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wer hat denn hierden Antrag gestellt? – Max Straubinger [CDU/CSU]: Ihr stellt ja die Anträge!)Aber wir können uns hier nicht darüber unterhalten, wasdie Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionenim <strong>Bundestag</strong> eigentlich vorhaben.(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie wollten dochzur Honorarreform sprechen!)Ich hatte die Hoffnung, dass Herr Söder Manns genugist,(Heinz Lanfermann [FDP]: Die Aktuelle Stunde istzur Honorarreform, Frau Ferner!)hier <strong>von</strong> der Bundesratsbank aus seine Position im <strong>Bundestag</strong>vorzutragen. Aber offenkundig ist er zurückgepfiffenworden.(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie wollten doch zurHonorarreform sprechen, Frau Ferner!)– Nein, ich wollte nicht zur Honorarreform sprechen.Lesen bildet; schauen Sie sich an, was auf der Tagesordnungsteht.(Heinz Lanfermann [FDP]: Die AktuelleStunde ist aus der Frage zur Honorarreformentwickelt worden! Das hat die Präsidentindoch gesagt!)Es geht darum, dass Sie, Herr Lanfermann, den Menschenvor der Wahl in Nordrhein-Westfalen nicht reinenWein einschenken wollen.(Heinz Lanfermann [FDP]: Nein, das verwechselnSie mit der Bürgerversicherung! –Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Mit derBürgerverunsicherung!)Sie sagen nicht, was passieren soll und mit welchenMehrbelastungen die Menschen zu rechnen haben.(Heinz Lanfermann [FDP]: Bei Ihrer Bürgerversicherung!)– Nein, bei Ihrer Kopfpauschale, Herr Lanfermann.(Heinz Lanfermann [FDP]: Die gibt es ja garnicht!)Ich kann feststellen, dass die schwarz-gelben Chaostageweitergehen. Wenn es nicht eine grobe Beleidigungfür die Familie Hempel wäre, könnte man sagen, dass esbei Ihnen zugeht wie bei Hempels unterm Sofa.(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordnetender LINKEN – Zurufe <strong>von</strong> der CDU/CSU:Oh!)An diesem Wochenende ist deutlich geworden, dassin dieser Koalition zumindest in einem Punkt Einigkeitbesteht, auch zwischen Bayern – sprich: München – undBerlin. Die Einigkeit besteht darin, dass Sie alle der Auffassungsind, dass die Arbeitgeberbeiträge dauerhaft eingefrorenwerden sollen. Das hat Konsequenzen; darübermuss man in diesem Haus sprechen können.(C)(Heinz Lanfermann [FDP]: Ja, positive für dieArbeitsplätze!)– Herr Lanfermann hat gerade gesagt, es habe positiveKonsequenzen. Ich will Ihnen vorrechnen, mit welchenpositiven Konsequenzen die Versicherten in der gesetzlichenKrankenversicherung rechnen können:(Heinz Lanfermann [FDP]: Mit ihren Arbeitsplätzen!)Das Einfrieren des Arbeitgeberbeitrags bedeutet, dasskünftig die Versicherten alle Mehrkosten, die entstehen,tragen müssen: die Mehrkosten aufgrund der demografischenEntwicklung, aufgrund des medizinischenFortschritts, aufgrund der Unfähigkeit dieser Bundesregierung,im Hinblick auf die Ausgaben auch nur irgendetwaszu unternehmen,(Ulrike Flach [FDP]: Wie kommen Sie denndarauf?)die Mehrkosten aufgrund der Einlösung der Versprechungen<strong>von</strong> FDP und CDU/CSU an ihre Klientel undaufgrund der Mindereinnahmen infolge der <strong>von</strong> Ihnengeplanten Ausweitung des Niedriglohnsektors.(B)(Ulrike Flach [FDP]: Das, was Sie da sagen,zeigt doch nur, dass Sie es nicht verstanden haben,Frau Ferner!)All diese Kosten wollen Sie auf dem Rücken der Versichertenabladen.(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben es immernoch nicht verstanden!)Der BVA-Präsident hat letzte Woche geschätzt, dassdas Defizit 15 Milliarden Euro betragen wird. Nach demModell Rösler, der Kopfpauschale, hätte dies zur Folge,dass jedes GKV-Mitglied 24 Euro im Monat zusätzlichauf den Tisch des Hauses legen müsste.(Ulrike Flach [FDP]: Es ist bei Ihnen jede Wocheeine andere Zahl! – Heinz Lanfermann[FDP]: Letzte Woche sprachen Sie noch <strong>von</strong>5 Euro mehr!)Das entspricht 288 Euro im Jahr. Allein dadurch wäreIhre Kindergelderhöhung für Familien mit einem Kindschon verfrühstückt.(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]:Wieso das denn?)Über die Rentner und Rentnerinnen, für die dies de factoeine Rentenkürzung ist, habe ich bis jetzt noch gar nichtgeredet,(Heinz Lanfermann [FDP]: Vor allem redenSie nicht zum Thema! Es geht um die Honorarreform!)(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3051Elke Ferner(A)auch nicht über die Studierenden und über die 40 MillionenGKV-Versicherten, die ein Einkommen <strong>von</strong> wenigerals 2 500 Euro haben.Nach dem Modell Söder hätte das Defizit zur Folge,dass der Beitragssatz um 1,5 Prozentpunkte erhöht werdenmüsste; auch diese Beitragssatzerhöhung müsste allein<strong>von</strong> den Versicherten getragen werden. Bei einemMonatseinkommen <strong>von</strong> 2 000 Euro sind das schlappe30 Euro im Monat, also 360 Euro im Jahr.(Ulrike Flach [FDP]: Was Sie da <strong>von</strong> sich geben,sind reine Hypothesen, Frau Ferner!)Herr Lanfermann, das sind Ihre „Segnungen“, das ist das„Gute“ und „Positive“, das sich aus diesen Vorschlägenergibt. Das wird nicht reichen.Zum Thema „automatischer Sozialausgleich“ kannich Ihnen nur sagen: Es ist völlig ungeklärt, wie er funktionierenund woher das Geld kommen soll.(Ulrike Flach [FDP]: Ach du liebe Güte! Jetztgeht es weiter!)Die Steuern wollen Sie ja nicht erhöhen.Johannes Singhammer (CDU/CSU):Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen undHerren! Frau Kollegin Ferner, erst ärgern Sie sich darüber,dass ein bayerischer Staatsminister mehr medialeAufmerksamkeit bekommt als alle Gesundheitspolitikerder SPD zusammen,(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD] – PaulLehrieder [CDU/CSU]: So ist es!)und dann stellen Sie Markus Söder in den Mittelpunkteiner Aktuellen Stunde. Ich muss sagen: Dass ich dasnoch einmal erleben durfte! Das ist eine innovative Therapieform:Markus Söder als Antidepressiva gegen diemangelnde mediale Wahrnehmung der SPD.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachender Abg. Elke Ferner [SPD] – HeinzLanfermann [FDP]: Und das sogar ohne Zuzahlung!– Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Ganzgenau! Ohne Sonderbeitrag!)Das Thema ist ernst. Es geht um die Zukunft der gesetzlichenKrankenversicherung.(Elke Ferner [SPD]: Mit Ihnen hat sie keineZukunft!)Wir wissen, dass wir hier vor außerordentlich großenHerausforderungen stehen. Wir wissen auch, dass imkommenden Jahr ein Defizit zu erwarten wäre, wennjetzt nichts getan würde.(Elke Ferner [SPD]: Und was tun Sie? Nichts!)Deshalb sind wir miteinander im Gespräch.Wir sagen: Eine Systemumstellung bedarf einergründlichen Beratung.(Elke Ferner [SPD]: Ja!)Sie bedarf einer gründlichen Beratung im Hinblick aufdie Finanzierung, und sie bedarf einer gründlichen Beratungim Hinblick auf den Bauplan.(Elke Ferner [SPD]: Ich denke, Herr Söderwill das System gar nicht!)Die zentralen Kriterien, an denen sich der Erfolg desUmbaus des Systems messen lassen muss, sind ein Mehran Gerechtigkeit, ein Abbau der Bürokratie und eineSteigerung der Leistungsfähigkeit.(Beifall bei der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]:Ich sage nur: 360 Euro im Jahr!)Das ist seit langem öffentlich bekannt. Hätten Sie daswissen wollen, hätte ein Telefonanruf bei mir genügt.(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])Ich hätte Ihnen das erklären können. Dafür braucht mankeine Aktuelle Stunde.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf<strong>von</strong> der SPD: Ach was! Sie waren ja garnicht informiert! Sie wussten da<strong>von</strong> doch garnichts!)Liebe Kollegen <strong>von</strong> der SPD, „Opposition ist Mist“,das hat vor einiger Zeit ein ehemaliger Parteivorsitzen-(C)(B)(Heinz Lanfermann [FDP]: Richtig!)Im Gegenteil, Sie wollen die Steuern sogar senken. Ichsage Ihnen: Sie sind ein Sicherheitsrisiko für unseren Sozialstaat.(Ulrike Flach [FDP]: Ich finde, Sie sollten sichauch einmal zu Ihren eigenen Konzepten äußern!Gibt es da überhaupt welche?)Man erkennt auch an den aktuellen Umfrageergebnissen:Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Beliebtheitder schwarz-gelben Koalition genauso weit gesunken istwie die Beliebtheit der Kopfpauschale, die übrigensnicht kommen wird.(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben die 23 Euromit den 23 Prozent verwechselt!)(D)Ich denke, in diesem Sinne können die Wähler und Wählerinnenin Nordrhein-Westfalen am 9. Mai auch darüberabstimmen, ob sie 360 Euro im Jahr mehr bezahlen wollenoder nicht.Schönen Dank.(Beifall bei der SPD)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Nächster Redner ist der Kollege JohannesSinghammer für die CDU/CSU-Fraktion.(Beifall bei der CDU/CSU – Paul Lehrieder[CDU/CSU]: Guter Mann! Stell das jetzt malrichtig, Johannes! – Birgitt Bender [BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Jetzt kommt einer<strong>von</strong> der CSU! Das wird interessant! – ElkeFerner [SPD]: Als was redet er denn jetzt? Fürdie CSU?)


3052 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Johannes Singhammer(A)der <strong>von</strong> Ihnen zu Recht festgestellt. Ich kann durchausverstehen, dass es Sie ärgert, nicht in der Regierungskommissionmitgestalten zu können.(Elke Ferner [SPD]: Mit dieser Zielsetzungverzichten wir darauf!)Ich sage Ihnen aber: Das geschieht zu Recht.(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSUund der FDP)Denn mit der Geschwindigkeit, mit der Sie frühere Positionenräumen, sind Sie keine verlässliche Größe mehrin der Gesundheitspolitik.(Elke Ferner [SPD]: Aber Sie! Sie haben dasdoch alles mit beschlossen!)– Hören Sie einmal zu!(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU undder FDP)Sie wollen den Sonderbeitrag, den Sie 2003 selbst eingeführthaben, abschaffen.(Elke Ferner [SPD]: Den haben Sie uns aufgezwungen!)Sie wollen den Zusatzbeitrag zum Gesundheitsfonds,den Sie 2007 mit uns eingeführt haben, abschaffen.(Elke Ferner [SPD]: Sie doch auch!)Sie wollen die Praxisgebühr, die Sie 2003 selbst eingeführthaben, abschaffen und damit die Eigenverantwortungder Versicherten schwächen.(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Sie doch auch!Herr Rösler doch auch! – Elke Ferner [SPD]:„Eigenverantwortung“ heißt bei Ihnen immer:mehr bezahlen! – Britta Haßelmann [BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN]: Was will eigentlichdie CSU?)Was Sie hier aufführen – Positionen räumen und ständigDrehungen vollführen –,(Elke Ferner [SPD]: Wen meinen Sie? HerrnSöder?)ist allenfalls ein besonderes Subventionsprogramm füreinen bestimmten Bereich der Pharmaindustrie, nämlichfür den Teil der Pharmaindustrie, der Medikamente gegenGleichgewichtsstörungen herstellt.(Zuruf <strong>von</strong> der SPD: Zur Sache!)Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie wissenja selbst nicht, was gelten soll.(Elke Ferner [SPD]: Wer regiert denn: wir oderSie?)Seit vielen Jahren sprechen Sie da<strong>von</strong>, dass eine Bürgerversicherungeingeführt werden soll. Wie die Finanzierungaussehen und wo die Bemessungsgrenze liegensoll, wollen Sie nicht sagen.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – ElkeFerner [SPD]: Sagen Sie mal, wie hoch dieKopfpauschale werden soll, HerrSinghammer! 30 Euro? – Ich habe hier keinenWiderspruch gehört!)Sagen Sie endlich: Muss der Rentner, muss die RentnerinMieteinnahmen, Sparzinsen oder die kleine Zusatzrenteeinbeziehen, wenn der Beitrag berechnet wird? Insofernist Ihre Bürgerversicherung der beste Weg zueiner großangelegten Bürgerverunsicherung.Sie haben Staatsminister Söder angesprochen. HerrSöder hat mit seinen Äußerungen einen sensiblen Punktangesprochen, nämlich den des regionalen Ausgleichs.(Elke Ferner [SPD]: Ah!)Eine Reihe <strong>von</strong> Bundesländern, vor allem im Süden unseresLandes, leisten einen erheblichen Solidarbeitraginnerhalb der GKV. Wie dieser Solidarausgleich in derrichtigen Balance gehalten werden kann, darüber lohntsich in der Tat eine Debatte.(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Alles nach Bayern!– Elke Ferner [SPD]: Das sollen dann dieLeute in Ostdeutschland und in strukturschwachenRegionen im Westen bezahlen! Sehr solidarisch!– Weiterer Zuruf des Abg. Dr. KarlLauterbach [SPD]: Von NRW nach Bayern,<strong>von</strong> Düsseldorf nach München mit dem Geld!)Zu einer ernsthaften Debatte sind Sie aber nicht bereit.(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU undder FDP – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Ernsthafte Debatte!Butter bei die Fische!)Sie lamentieren und kritisieren; wir sorgen in dieserKoalition dafür, dass die Krankenkassen leistungsfähigbleiben.(Elke Ferner [SPD]: Oje, oje!)Deshalb haben wir den gesetzlichen Krankenkassen indiesem Jahr einen Solidarbeitrag <strong>von</strong> 15,7 MilliardenEuro aus der Steuerkasse gegeben – ohne Diskussion,kurzfristig, schnell und entschlossen.(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU undder FDP – Elke Ferner [SPD]: Kurzfristig,schnell und entschlossen? Das ist ja lächerlich!Wir mussten Sie zum Jagen tragen!)Das ist der Unterschied: Sie lamentieren, wir regieren.Und das ist gut so.(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU undder FDP – Elke Ferner [SPD]: Sie handelnaber nicht!)(C)(B)(D)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Kathrin Vogler ist die nächste Rednerin für die FraktionDie Linke.(Beifall bei der LINKEN)Kathrin Vogler (DIE LINKE):Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damenund Herren! Der Volksmund sagt: Wenn zwei sich streiten,freut sich der Dritte. Wer ist eigentlich der Dritte,


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3053Kathrin Vogler(A)der sich über den Streit der schwarz-gelben Koalition inSachen Gesundheitspolitik, in Sachen Finanzierung derKrankenkassen freuen kann?Es lohnt sich, näher hinzusehen: Die Bundesregierungplant die schrittweise Einführung einer Kopfpauschale.(Zurufe <strong>von</strong> der CDU/CSU und der FDP:Nein! Nein! – Gegenrufe <strong>von</strong> der SPD: Natürlich!)Wie hoch diese Kopfpauschale sein wird, das – die KolleginFerner hat das deutlich gemacht – wollen Sie nichtsagen. Alle bisher bekannt gewordenen Modelle bedeutenaber, dass die Beiträge vieler Versicherten steigen,außer die Beiträge derjenigen, die ein höheres Einkommenhaben. Wer gut verdient, wird entlastet; die Zechezahlen die weniger gut Betuchten.(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Auch falsch! –Gegenruf <strong>von</strong> der LINKEN: So ist das! Genauso!)Nun schießt die CSU aus Bayern dazwischen. HerrSöder markiert den starken Mann, indem er lautstark gegendas Kopfpauschalenmodell kämpft, will aber eineAusweitung der Zusatzbeiträge. Der Kollege Zöller– Mitglied der CSU-Landesgruppe hier im Haus – hältdas Ganze öffentlich für Kasperletheater. Beim Kasperletheatersollte man sich immer fragen: Wer ist hier eigentlichder Kasper,(Elke Ferner [SPD]: Ich sehe viele Kasperhier!)wer die Gretel und wer der böse Hotzenplotz?(Heinz Lanfermann [FDP]: Und wer dasKrokodil!)– Das Krokodil nicht zu vergessen.Man wundert sich ja schon, wie die Partner einer Koalition,zwischen die nach der Auffassung meines verehrtenKollegen Spahn <strong>von</strong> der CDU gar kein Blattpasst, in der Öffentlichkeit so laut über eines ihrer strategischenProjekte streiten können. Das sind aber nurScheingefechte.(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wie eureScheindebatte!)In einem sind Sie sich nämlich alle einig: Die Arbeitgeberbeiträgesollen eingefroren werden, künftige Ausgabensteigerungenim Gesundheitswesen wollen Sie alleinden Versicherten aufbürden, also den abhängig Beschäftigtensowie den Rentnerinnen und Rentnern, die Beitragsbemessungsgrenze,mit der die Beiträge <strong>von</strong> Besserverdienendenbegrenzt werden, wollen Sie nichtantasten, und auch <strong>von</strong> einer Anhebung der Versicherungspflichtgrenzesind Sie weit entfernt.Wer ist beim CSU-Modell jetzt also der lachendeDritte? Kollege Singhammer hat das gerade ja mit beneidenswerterOffenheit angedeutet: Er möchte sozusagendie regionale Spaltung Deutschlands, also die Spaltungder Versicherten in den unterschiedlichen Bundesländernbzw. Regionen. Das heißt, da, wo die Menschen ärmerund kränker sind, sollen sie künftig mehr bezahlen.(Max Straubinger [CDU/CSU]: An Solidaritätlässt sich die CSU nicht übertreffen!)Das ist „bayerische Solidarität“. Da machen wir nichtmit.(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordnetender SPD – Max Straubinger [CDU/CSU]: Erst mit der Solidarität der CSU habendie Menschen im Osten Deutschlands einevernünftige medizinische Versorgung bekommen!)Ganz besonders freuen könnten sich aber die Konzerne,die private Krankenversicherungen anbieten;denn sie haben Angst vor der Rösler’schen Kopfpauschale,weil sie fürchten, dass ihnen ihre Kunden weglaufen,da sie <strong>von</strong> niedrigeren Beiträgen in die gesetzlicheKrankenversicherung gelockt werden könnten, wenndie Beiträge der Gutverdienenden für die gesetzlicheKrankenversicherung sinken. Wenn man dann weiß,dass die Allianzgruppe, der größte deutsche Versicherungskonzern,ihren Sitz in München hat und die CSUjedes Jahr mit großzügigen Spenden versorgt,(Elke Ferner [SPD]: Allianzarena! – <strong>Christian</strong>Lindner [FDP]: Furchtbar! Immer dieses Argument!)dann wird doch klar, dass nicht nur die FDP Klientelpolitikrichtig gut kann.(Beifall bei der LINKEN – <strong>Christian</strong> Lindner[FDP]: SPD und Grüne haben <strong>von</strong> der Allianzauch Spenden bekommen!)Interessant ist in diesem Zusammenhang aber auchdie Rolle der SPD. In Nordrhein-Westfalen sammelt siegerade Unterschriften gegen die Kopfpauschale.(Heinz Lanfermann [FDP]: Sehr mühsam!)Auch das CSU-Modell – das haben wir gerade gehört –stößt bei ihr nicht auf Begeisterung.Lieber Kollege Lauterbach, wo waren Sie denn am31. Januar 2007, als der Gesundheitsausschuss den Gesundheitsfondsund damit auch die Zusatzbeiträge beschlossenhat, die doch die Grundlage für das jetzigeTheater hier bilden?(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das frage ich michauch! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Ich binfür einen Untersuchungsausschuss! – UlrikeFlach [FDP]: Da hat er wohl gefehlt! – WeitererZuruf <strong>von</strong> der FDP: Er durfte nicht kommen!)Sie sind mit Ihrer Kritik an den schwarz-gelben Konzeptenauch nur bedingt glaubwürdig; denn beinahe alles,was Sie hier und jetzt kritisieren, haben Ihre Bundesregierungenauf den Weg gebracht:(Elke Ferner [SPD]: Stimmt ja nicht!)den Ausstieg aus der paritätischen Finanzierung, die Zusatzbeiträgeund eine ganze Reihe <strong>von</strong> Leistungsausgrenzungenund Zuzahlungen,(Jens Spahn [CDU/CSU]: Hört! Hört!)(C)(B)(D)


3054 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Kathrin Vogler(A)wie zum Beispiel die Praxisgebühr. Dies führt schonjetzt dazu, dass die Versicherten, die Kranken, die Patientinnenund Patienten die größte Last der Gesundheitskostentragen.Wir haben das ja schon gehört: Es ist Wahlkampf imbevölkerungsreichsten Bundesland.(Max Straubinger [CDU/CSU]: Ach je!)Im Wahlkampf macht sich schon einmal ein Gesundheitsminister<strong>von</strong> der CDU zum Sprachrohr für das Gejammerder Ärzteschaft, die in Nordrhein-Westfalen angeblicham Hungertuch nagt. Ich komme aus Nordrhein-Westfalen. Mir ist da noch kein wirklich verhungert aussehenderDoktor begegnet.(Zurufe <strong>von</strong> der FDP: Oh!)Dies tun Sie auch noch – das hat uns der ParlamentarischeStaatssekretär aus dem Gesundheitsministerium,Daniel Bahr, gerade bestätigt – auf der Basis <strong>von</strong> bloßenSchätzungen und nicht auf der Basis <strong>von</strong> Zahlen, Datenund Fakten.Was macht die SPD? Sie spielt in diesem Kasperletheaterdas niedliche kleine Gretchen, das ganz unschuldigund naiv dem schwarzen Hotzenplotz in die Händegefallen ist.(Lachen des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU])Entschuldigung, aber das nehmen wir Ihnen nicht ab.Auch die Wählerinnen und Wähler in NRW werdenwissen, dass es nur ein wirksames Rezept gegen IhreAmnesie auf dem Gebiet der Gesundheitspolitik gibt,nämlich eine starke Linke;(Zurufe <strong>von</strong> der CDU/CSU: Oh!)denn nur wir werden die Umverteilung <strong>von</strong> unten nachoben, die Selbstbedienung der Pharmaindustrie und diePrivatisierung des Gesundheitswesens wirksam stoppen.(Beifall bei der LINKEN – Elke Ferner [SPD]:Sie werden die Kopfpauschale verhindern? Dalachen ja die Hühner!)Dazu hat Frau Ferner aber überhaupt nicht gesprochen.Das ist auch kein Wunder, weil Sie ja alles verdrängen,was die Gesundheitsministerin Ulla Schmidtauf den Weg gebracht hat.(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)Sie haben kein Wort darüber verloren, wie viel Verwirrungsie gestiftet hat, sodass sich kein Mensch mehr auskenntund wir erst einmal mühsam nachvollziehen müssenund prüfen müssen, was da eigentlich gelaufen istund wie man die gröbsten Fehler beseitigen kann.(Ulrike Flach [FDP]: So ist es!)Die Kollegin Ferner hat aber Sehnsucht danach, hierjede Woche zu sprechen; das haben wir gehört. Siemöchte das sozusagen zur Institution machen,(Elke Ferner [SPD]: Das machen Sie dochauch!)wahrscheinlich mit Blick auf die anstehende Landtagswahlin Nordrhein-Westfalen. Dort wollten Sie mit einerUnterschriftenaktion, mit einer Mischung aus Halbwahrheitenund Hier-und-da-etwas-Weglassen die Leute gegenden „Weltuntergang“ mobilisieren, als den Sie dieKopfpauschale immer bezeichnen. Aber das ist ersichtlichfalsch, weil das niemand will.(Elke Ferner [SPD]: Kopfpauschale bleibtKopfpauschale!)Bei Ihrer Unterschriftenaktion haben bisher unter 3 Promilleder Wahlberechtigten unterschrieben. Etwas besserdürfen Sie am 9. Mai schon abschneiden.(Elke Ferner [SPD]: Sie werden sich nochwundern!)Allerdings dürften die Hoffnungen begrenzt sein. Sie habenhier ja schon, sozusagen als freudsche Fehlleistung,die Falschmeldung, es gäbe eine Prämie in Höhe <strong>von</strong>29 Euro, in 23 Euro umgewandelt. Das allerdings, FrauFerner, war Ihr <strong>Bundestag</strong>swahlergebnis in Prozent – nurdamit das noch einmal gesagt wird.(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordnetender CDU/CSU)In dieser Aktuellen Stunde, haben wir gehört, wollenSie den Vorschlag eines bayerischen Ministers diskutieren.Aber so aktuell ist dieses Thema nicht; denn seitfünf Monaten ist dieser Vorschlag Vergangenheit und absoluterledigt.(Elke Ferner [SPD]: Offensichtlich weiß dasHerr Söder noch nicht!)Hier im Raum sind mehrere Zeugen, die dabei gewesensind. Der Vorschlag wurde im Oktober vorgelegt. Aberda er vorsieht, den Arbeitnehmerbeitrag einkommensabhängigauszugestalten, hat er sich erledigt; denn imKoalitionsvertrag ist festgelegt, dass langfristig eine Lösungmit einem einkommensunabhängigen Arbeitnehmerbeitragerzielt werden soll. Darüber berät jetzt in allerRuhe die Regierungskommission.(Beifall bei der FDP – Elke Ferner [SPD]: Dasscheint aber Herr Söder noch nicht zu wissen!(C)(B)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Nächster Redner ist der Kollege Heinz Lanfermannfür die FDP-Fraktion.(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordnetender CDU/CSU)Heinz Lanfermann (FDP):Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen undHerren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die SPD hathier ein bisschen Verwirrung hineingebracht. Diese AktuelleStunde ist aus der Frage 1 der heutigen Fragestundeentwickelt worden:Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung hinsichtlichder Auswirkungen der Honorarreform, dieseit 1. Januar 2009 in Kraft ist, auf die Vergütungniedergelassener Kassenärztinnen und -ärzte …(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3055Heinz Lanfermann(A)(B)Bei Herrn Söder ist das noch nicht angekommen!)Es kann vielleicht sein, dass sein persönlicher Referentauf dieses A4-Blatt statt „Ablage“ versehentlich„Wiedervorlage Frühlingsanfang“ geschrieben hat. Soist es eben mit der Frühlingssonne wieder aufgetauchtund hat seinen Weg in die Medien gefunden.Aber, meine Damen und Herren, was ist denn der eigentlicheAnlass für diese wöchentlichen Debatten, nachdenen sich Frau Ferner so sehnt?(Elke Ferner [SPD]: Ihr Gewürge! Ihröffentliches Gewürge!)Es ist ein Versteckspiel, ein Theaterspiel.(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – ElkeFerner [SPD]: Das Theaterstück geben Sie!Das ist schlechtes Kabarett!)Es ist aber kein Kasperletheater – darauf könnte manleicht kommen –, nein, es ist ein Theaterstück, abgeleitet<strong>von</strong> Samuel Becketts „Warten auf Godot“. Aber hierheißt es: Warten auf Lauterbach.(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)Am 17. Dezember 2009, meine Damen und Herren,hat Herr Lauterbach <strong>von</strong> diesem Pult aus Folgendes vorgetragen:Ich komme nun zu den konkreten Vorschlägen derSPD:Wir werden einen konkreten, durchfinanziertenVorschlag für eine Bürgerversicherung machen.Das kündige ich hiermit an.(Zurufe <strong>von</strong> der CDU/CSU und <strong>von</strong> der FDP:Aha! – Hört! Hört!)Das war am 17. Dezember 2009. Am 4. März 2010hat er das wiederholt. Inzwischen sind einige Monatevergangen, und gekommen ist nichts.(Elke Ferner [SPD]: Und wie lange regierenSie schon? Wo bleibt Ihr Kopfpauschalenkonzept?)Ein Antrag wurde hier vorgelegt, den wir diskutiert haben.Darin stand: Wir wollen eine Bürgerversicherung,und wir fordern die Bundesregierung auf, uns hierfür einKonzept vorzulegen. – Es ist ein einmaliger Fall, dassdie Opposition die Regierung für sich arbeiten lassenwill. Ich habe Sie schon damals in allem Ernst aufgefordert,Ihre Hausaufgaben doch bitte schön selber zu machen.(Elke Ferner [SPD]: Machen Sie doch malIhre! Sie sitzen nur im Sessel rum und tunnichts!)Gestern, meine Damen und Herren, hat die KolleginMattheis auf einer Podiumsdiskussion, die der BDI veranstaltethat, gesprochen. Sie hat sich dazu geäußert,wann wir denn mit diesen Vorschlägen rechnen können.Sie können mich korrigieren, aber ich habe gehört, dassSie <strong>von</strong> Juni gesprochen haben. Deswegen bitten wir Sieallen Ernstes – es sprechen ja gleich noch Redner aus IhrerFraktion hier am Pult –: Sagen Sie uns doch endlich,wann Sie diese Vorschläge vorlegen wollen, wann Sieden Bürgern sagen wollen, wie viel Prozent ihrer MieteinkünfteSie bei Ihrer Bürgerversicherung als zusätzlichenBeitrag erheben wollen.(Elke Ferner [SPD]: Sagen Sie doch mal, wie hochdie Kopfpauschale sein soll! 30 Euro?)Sagen Sie uns, wie viel Prozent <strong>von</strong> den Zinseinnahmenaller Bürger Sie zur Finanzierung Ihrer Bürgerversicherungals zusätzlichen Beitrag erheben wollen.(Elke Ferner [SPD]: Herr Lanfermann, wiehoch soll die Kopfpauschale sein? Sagen Siedoch mal, wie hoch sie sein soll!)Geben Sie erst einmal Auskunft vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen,damit alle Menschen auch wissen, wassie zu erwarten haben, wenn Sie dort eine rot-rot-grüneRegierung installieren.(Elke Ferner [SPD]: Nein! Geben Sie Auskunftdarüber, wie hoch die Kopfpauschalesein soll!)Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun dieKollegin Birgitt Bender das Wort.Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! HerrKollege Lanfermann, Sie knüpften vorhin an die Fragestundean. Wenn die Frage heißt „Welche Erkenntnissehat diese Regierungskoalition über die künftige Gesundheitspolitik?“,dann muss die Antwort heißen: keine.(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNENund bei der SPD – Max Straubinger [CDU/CSU]: Was?)Man kann in Ihre Richtung auch anders fragen: ÜbenSie noch, oder regieren Sie schon? Man weiß es wirklichnicht.(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNENsowie bei Abgeordneten der SPD)Das ist inzwischen wie in einer Daily Soap, wobei manvergisst, dass man nicht vor der Glotze sitzt, sonderndass dies ein Parlament ist und das Geschäft eigentlichRegieren heißen soll. Aber entweder wollen Sie nicht,oder Sie können es nicht.(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNENsowie bei Abgeordneten der SPD – ElkeFerner [SPD]: Die können nicht!)Die Frage richtet sich insbesondere an die CSU. Gewiss,der Unterhaltungswert ist nicht gering. Da hat eseinen adrenalingepeitschten bayerischen Jungmann ausder Nachwuchsklasse, der täglich neue Schlachten ficht,und dann eine Landesgruppe der CSU aus gesetzten älte-(C)(D)


3056 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Birgitt Bender(A)ren Herren, die sich überlegt, woher sie jetzt ein Beruhigungszäpfchennimmt und wie sie es appliziert.(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten desBÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPDund der LINKEN – Zurufe <strong>von</strong> der CDU/CSU:Na, na, na!)Das ist alles gut und schön, aber es verdeckt das tieferliegendeProblem. Das tieferliegende Problem ist,dass eine Partei Teil dieser Regierungskoalition ist, diesich vor allem als bayerische Regionalpartei sieht. Siekämpft für bayerische Sonderinteressen. Was heißt denndas sogenannte Konzept <strong>von</strong> Söder? Er will die derzeit<strong>von</strong> den Versicherten allein zu tragenden 0,9 Prozentpunkteund die Zusatzbeiträge in einen zusätzlich zumüblichen einkommensbezogenen Beitrag <strong>von</strong> den Versichertenzu tragenden Extrabeitrag <strong>von</strong> 1,5 Prozent umwandeln.(Max Straubinger [CDU/CSU]: Wie bei denGrünen auch!)Auf Deutsch, Herr Kollege Zöller, sind das 2 MilliardenEuro Mehrbelastung für die Versicherten bei eingefrorenemArbeitgeberbeitrag.(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNENund bei der SPD sowie bei Abgeordneten derLINKEN)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Nächster Redner ist der Kollege Jens Spahn für dieCDU/CSU-Fraktion.(Beifall bei der CDU/CSU)Jens Spahn (CDU/CSU):Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!Liebe Frau Kollegin Vogler, das ist kein Scheingefecht,sondern eine Scheindebatte, die wir hier führen.(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU undder FDP – Elke Ferner [SPD]: Wen meinen Siedenn jetzt? Herrn Söder oder wen?)– Liebe Frau Kollegin Ferner, Sie sind es, die uns jedeWoche durch Ihre Anträge und das, was Sie hier diskutierenwollen, dazu bringen, dass wir darüber reden, unddann beschweren Sie sich.(Elke Ferner [SPD]: Sie wollen nicht einmal mehrüber Ihre Politik hier reden, oder was?)Ich weiß nicht, welcher Anlass Sie noch dazu bringenkönnte, Aktuelle Stunden zu beantragen: wenn sichrheinland-pfälzische Minister zum Walfang im Südpazifikoder Bremer Senatoren zur Mehrwertsteuer äußern?Das Problem ist, dass Ihnen kein Anlass klein genug ist,um nicht jede Woche die gleiche Debatte mit den gleichenÜberschriften, aber leider mit wenig Substanz zuführen. Das ist das Problem, liebe Kolleginnen und Kollegen.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – ElkeFerner [SPD]: Dass Herr Söder für Sie einkleiner Anlass ist! Das wird den Herrn Söderjetzt aber freuen!)Es ist noch keine Woche her, seit ich schon einmal aufdas Murmeltierphänomen hingewiesen habe. Mankommt sich vor wie in dem Film „Und täglich grüßt dasMurmeltier“: Jede Woche führen wir hier die gleicheDebatte.(Heinz Lanfermann [FDP]: Ferner grüßt dasMurmeltier! – Elke Ferner [SPD]: Ist es angenehm,jede Woche hier blank zu stehen undnicht sagen zu können, was die Kopfpauschalekostet?)Das, was Sie mantraartig wiederholen, wird dadurchnicht richtiger.Unser Ziel ist es wert – zumindest, wenn man diesmöchte und auch ein gewisses Interesse an den Sachfragenund daran hat, die Probleme zu lösen und die Herausforderungenzu bewältigen –,(C)(B)(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das stimmtdoch nicht! Es ist riesig mehr! – Elke Ferner[SPD]: 15 Milliarden sind das!)Damit nicht genug, soll erstens das Geld, das diebayerischen Versicherten zahlen, in Bayern bleiben, undweil es so schön ist, soll es zweitens für Bayern noch einenzusätzlichen Zuschuss aus dem Gesundheitsfondsgeben. Das bedeutet, die Versicherten in Mecklenburg-Vorpommern zahlen etwas extra für die bayerischenÄrztehonorare. Ich gratuliere!(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNENund bei der SPD sowie bei Abgeordneten derLINKEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Wosteht denn das?)Dabei merkt man, dass es nicht darauf ankommt,wirklich etwas durchzusetzen. Denn das glaubt dochkein Mensch. So blöd sind selbst Sie nicht, wie Sie dortsitzen, dass Sie so etwas machen könnten; es kommtvielmehr auf den Gestus an.(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP –Heinz Lanfermann [FDP]: Das war eine sehrunparlamentarische Bemerkung!)Das ist die bayerische Variante der Soap Opera nachdem Motto „Hauptsache, wir haben es laut genug gesagt“.Wie sagte Seehofer mal so schön: Unser Arbeitsplatzist München; unser Kampfplatz ist Berlin. – DieCSU will gar nichts anderes, als vor allem laut sein undmit großem Gestus Politik machen. Da zählt nicht dieFrage, was sie durchgesetzt haben, sondern die Zahl derMedienauftritte.Sie sollten sich fragen, ob die Koalition damit regierungsfähigist. Ich glaube, die Antwort heißt Nein.(Maria Michalk [CDU/CSU], an die SPD gewandt:Das haben Sie nicht! – Gegenruf derAbg. Elke Ferner [SPD]: Im Gegensatz zu Ihnenhaben wir das!)(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3057Jens Spahn(A)darüber auch einmal sachlich zu diskutieren, statt einenPopanz aufzubauen, wie Sie es immer machen.(Elke Ferner [SPD]: Sagen Sie mal, was Siewollen, Herr Spahn!)(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Warumversteht das Herr Söder nicht? – Heiterkeitbei der SPD)– Da müssen Sie im Zweifelsfall den Kollegen fragen.(C)Der Sozialausgleich bzw. die Finanzierung der sozialenSicherungssysteme und insbesondere der gesetzlichenKrankenversicherung darf nicht ausschließlich auf demRücken der 28 Millionen abhängig Beschäftigten und ihrenArbeitgebern ausgetragen werden.Ich weise darauf hin, dass es das Anliegen aller dreidie Koalition tragenden Parteien ist,(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: HerrSöder gehört nicht dazu, oder wie?)(B)(Elke Ferner [SPD]: Die Rentner zahlen auchBeiträge, falls Ihnen das entgangen ist!)Vielmehr muss es uns gelingen, eine breitere Grundlagefür die Finanzierung, insbesondere für den Sozialausgleichzu finden. Deswegen wollen wir einen steuerfinanziertenSozialausgleich, der alles umfasst.(Elke Ferner [SPD]: Wer zahlt nachher mehr:die Besserverdienenden oder die Niedrigverdiener?)– Liebe Kollegin Ferner, das ist insofern eine gewisse intellektuelleHerausforderung, als das Anliegen spannenderweisedas Gleiche ist. Auch Sie wollen eine breitereBemessungsgrundlage. Wir werden aber – ich glaube,das ist Ihr größeres Problem – in dieser bürgerlichen Koalitiondiesem Ziel wesentlich näher kommen, als Sie esin den letzten Jahren geschafft haben. Das beschäftigtSie.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – ElkeFerner [SPD]: Gegen 70 Prozent der Bevölkerung!)Die gestrige Podiumsdiskussion ist schon vom KollegenLanfermann angesprochen worden. Dort haben wirgelernt, dass die SPD seit 2003 ein Bürgerversicherungskonzepterarbeitet. Bis heute haben Sie es aber nicht geschafft,ein solches Konzept vorzulegen.(Elke Ferner [SPD]: Wir haben es!)tatsächlich eine tragfähige, zukunftsfähige Finanzierungdes Gesundheitswesens zu schaffen. Das eigentlicheProblem ist, dass der demografische Wandel – wir allewerden immer älter; das ist etwas Schönes – und der medizinischeFortschritt – man kann heute in der Krebstherapieund der Krebsdiagnose Krankheiten behandeln underkennen, die man vor 20 Jahren nicht behandeln bzw.erkennen konnte –, die das Gesundheitswesen teurer machenund die Ausgaben steigen lassen, nicht automatischzu steigenden Arbeitskosten führen dürfen. Darüber,dass wir hier eine Entkopplung brauchen, herrscht Konsensbei allen drei die Koalition tragenden Parteien. Darübersollten Sie sich keine Sorgen machen, liebe FrauKollegin Ferner.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – ElkeFerner [SPD]: Das habe ich ja gesagt, dass dasder einzige Punkt ist, an dem Sie sich einigsind!)Frau Kollegin Vogler, zu den Ärztehonoraren. Wennmich nicht alles täuscht, kommen Sie genauso wie ichaus dem Münsterland, einer ländlichen Region. Das, waswir bei der letzten Honorarreform gemacht haben, hatinsbesondere darauf gezielt, die Situation der Hausärzteauf dem Land nicht nur in Ostdeutschland, sondern auchin anderen Regionen zu verbessern. Ich finde es daherbemerkenswert, dass Sie das so abtun, wie Sie es geradegetan haben. Das werden wir auch zu Hause kommunizieren;darüber machen Sie sich keine Sorgen. Man fragtsich, welche Interessen Sie hier vertreten.(D)– Ihre Frau Kollegin Mattheis hat gestern gesagt, seit2003 werde daran gearbeitet und Mitte dieses Jahreskönnten wir vielleicht mit einem Ergebnis rechnen.(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordnetender FDP – Kathrin Vogler [DIE LINKE]:Zahlen, Daten, Fakten!)(Hilde Mattheis [SPD]: Sie müssen mal zuhören!– Elke Ferner [SPD]: Das hat FrauMattheis bestimmt nicht gesagt!)– Das hat sie ganz sicher gesagt, und zwar vor vollemSaal.Wenn der nordrhein-westfälische Landesminister daraufhinweist, dass NRW aufgrund historischer Zusammenhängeetwas anders dasteht und für einen gewissenAusgleich kämpft, dann sollten Sie ihn auch und geradein Wahlkampfzeiten unterstützen, anstatt solche Redenhier zu halten.Wenn Sie es <strong>von</strong> 2003 bis 2010 nicht schaffen, einvernünftiges Konzept zu erarbeiten, dann geben Siedoch der Regierungskommission die paar Wochen, diesie braucht, um ein gemeinsam abgestimmtes Konzeptvorzulegen,(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)mit dem wir das Ziel – hier sind wir eigentlich gar nichtso weit auseinander – erreichen wollen. Das wäre einegewisse Fairness in der Diskussion.(Widerspruch bei der LINKEN)Auch das werden wir zu Hause kommunizieren. Worüberwir hier diskutieren, ist kein Selbstzweck. Unsgeht es vielmehr um eine vernünftige finanzielle Grundlagefür eine gute, flächendeckende medizinische Versorgung– auch in den ländlichen Regionen, auch imMünsterland –, die die Menschen beim medizinischenFortschritt mitnimmt. Das ist aller Mühen wert.Ich bleibe dabei: Wir sind frohen Mutes an der Arbeit.


3058 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Jens Spahn(A)(B)(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – ElkeFerner [SPD]: Da müssen Sie selber lachen,Herr Spahn!)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Nächster Redner ist der Kollege Dr. Karl Lauterbachfür die SPD-Fraktion.(Beifall bei der SPD – Heinz Lanfermann[FDP]: Jetzt kommt das Konzept!)Dr. Karl Lauterbach (SPD):Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen undHerren! Zuerst möchte ich dem Kollegen Zöller ganzherzlich danken. Er hat gestern vorgetragen, dass er <strong>von</strong>Herrn Söder die Schnauze voll hat.(Heiterkeit bei der SPD)Ich schließe mich ihm an. Er hatte in der gestrigen Sendung,in der ich auf ihn getroffen bin, schon Kreide gefressen.Heute ist er gar nicht da. Ich danke Ihnen für dieUnterstützung, Herr Zöller.(Beifall bei Abgeordneten der SPD)Jetzt zu Ihnen, Herr Lanfermann. Was beobachten wirim Moment? Neue Vorschläge <strong>von</strong> Herrn Söder. HerrSöder gegen Herrn Friedrich.(Ulrike Flach [FDP]: Was hat HerrLanfermann damit zu tun?)Herr Friedrich gegen Herrn Zöller.(Johannes Singhammer [CDU/CSU]:Niemals!)Bei der FDP: Rösler gegen den Landesminister im Saarland.Wir haben eine unglaubliche Verwirrung.(Maria Michalk [CDU/CSU]: Das hätten Siegern! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]:Bei der SPD! – Heinz Lanfermann [FDP]:Deswegen kommt auch kein Konzept, wegender Verwirrung!)– Es ist doch Ihre eigene Verwirrung. Herr Lanfermann,Sie sind doch durch geringere Anlässe verwirrbar.(Heiterkeit bei der SPD)Denken Sie sich doch in unsere Situation! Uns wird<strong>von</strong> Ihnen jeden Tag eine andere fischige Geschichte,wie es weitergehen soll, aufgetischt. Als einzige Weisheithören wir gelegentlich, dass wir alle älter werdenund dass es technischen Fortschritt gibt, was wir geradewieder <strong>von</strong> Herrn Spahn gelernt haben. Ich bitte Sie!(Ulrike Flach [FDP]: Wir sind hier nicht beimKarneval!)Wir wollten diese Aktuelle Stunde, weil wir wissen wollen,wie es de facto weitergehen soll. Anlass ist nichtHerr Söder, sondern das 15-Milliarden-Euro-Defizit, daswir im nächsten Jahr erwarten. Darum geht es.(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordnetender LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIEGRÜNEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Dashören wir jetzt zum ersten Mal!)– Sie belachen dies. Für diese herablassende Art, dasThema herunterzuspielen, bekommen Sie – HerrLanfermann, erinnern Sie sich an meine Worte! – bei derNRW-Wahl die Quittung.(Elke Ferner [SPD]: Aber eine ganz dicke! –Zuruf <strong>von</strong> der CDU/CSU: Sie kennen sich damitaus!)– Nein, wir kennen uns damit nicht aus.Herr Spahn, in Ihre Richtung sage ich: Sie verlangen<strong>von</strong> uns regelmäßig, dass wir jetzt ad hoc das Konzeptder Bürgerversicherung, durchgerechnet, vorlegen. HerrSpahn, wo<strong>von</strong> gehen Sie aus? Gehen Sie <strong>von</strong> Neuwahlenaus?(Lachen und Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf<strong>von</strong> der CDU/CSU: Gott behüte!)Hält diese Regierung nicht durch, sodass wir hier zuzuliefernhaben? Ist es das? Ich sage: Der Klamauk mussein Ende haben.(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)– Der Klamauk auf Ihrer Seite. Die Späße müssen einEnde haben.15 Milliarden Euro Defizit. Wir hören: 29 Euro solljetzt die kleine Kopfpauschale betragen. Die Leute werdenverunsichert ohne Ende.(Lachen und Beifall bei Abgeordneten derCDU/CSU und der FDP – Heinz Lanfermann[FDP]: Durch Sie doch!)Das ist der Sonderbeitrag, der zu zahlen ist, weil Sie infünf Monaten Regierungszeit nicht einen einzigen konkretenVorschlag, kein einziges Konzept, nichts vorgelegthaben.(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Sieerzählen einen Unsinn!)Das hat es in der Gesundheitspolitik noch nie gegeben.Die Kosten laufen da<strong>von</strong>. Es ist kein Ende in Sicht.(Heinz Lanfermann [FDP]: Aber Sie sind dochder Verunsicherungsprofessor!)– Verunsichernd sind Ihre Vorschläge. Wir machen damitnur Wahlkampf, und das ist auch richtig so.(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Ichdenke, wir haben keine gemacht!)Wir machen Wahlkampf mit Ihrer Inkompetenz. Sie legennichts vor.(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was denn jetzt?)Die Wahl in Nordrhein-Westfalen wird die Schicksalswahlfür das solidarische Gesundheitssystem sein.Nur durch diese Wahl ist Ihrer Inkompetenz, Ihrer Zauderei,Ihrem Versuch, die Arbeitgeber im Hinblick aufdie demografische Alterung zu entlasten, im BundesratEinhalt zu gebieten. Das machen wir zum Thema, ob Ihnendas gefällt oder nicht, meine sehr verehrten Damenund Herren.(C)(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3059Dr. Karl Lauterbach(A)(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordnetendes BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)Ich komme zum Abschluss. – Sie wollen – da treffensich Herr Söder und Herr Rösler – die Arbeitgeber beiden Herausforderungen des technischen Fortschritts undder demografischen Entwicklung herausnehmen undentlasten, egal wie. Sie sind im Prinzip die Koalition desSchutzes der Arbeitgeber, mehr nicht. Sie sind sozusagendie Arbeitgeberkoalition.(Beifall bei Abgeordneten der SPD)Sie wollen aber <strong>von</strong> den Arbeitnehmern gewählt werden,und das wird Ihnen nicht gelingen. Es geht Ihnennur darum, wie der Arbeitgeber entlastet wird. Soll derSonderbeitrag steigen, wie <strong>von</strong> Herrn Söder vorgeschlagen,oder soll die Kopfpauschale kommen? Sie überlegensich krampfhaft: Wie gelingt es uns, den Arbeitgeberaus der Verantwortung zu nehmen? In einer Zeit, wozum Teil Hungerlöhne gezahlt werden, wo Sie Mindestlöhneblockieren,(Ulrike Flach [FDP]: Jetzt wird es aberdramatisch!)haben Sie in der Gesundheitspolitik nichts anderes vorzutragenals die Frage, wie der Arbeitgeber entlastetwerden kann.(Ulrike Flach [FDP]: Das ist reineDemagogie!)Kein einziger Vorschlag zur Vorbeugepolitik! Kein einzigerVorschlag zur Qualität! Kein einziger Vorschlagzur Effizienz! Es geht nur darum, die Arbeitgeber zu entlasten.Mehr bringt diese schwarz-gelbe Koalition nichtzu Papier, und da ist sie noch zu feige, Ross und Reiterzu nennen, weil sie Angst hat – ich sage: mit Recht –, dieNRW-Wahl zu verlieren.(Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/CSU]: Nach Ihrem Beitrag nicht mehr!)Zum Abschluss, Frau Präsidentin, Folgendes: DieLage ist die: Nicht nur Herr Zöller hat die Schnauze voll,nicht nur wir haben die Schnauze voll, sondern auch– schauen Sie in die aktuellen Umfragen – der Bürgerhat die Schnauze voll. Das sage ich mit Recht. Das habenwir nicht verdient; das hat der Bürger nicht verdient.Herr Singhammer, wenn Sie meinen, dass wir medialnicht die Aufmerksamkeit haben, die Sie uns gönnen,(Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ärgertSie!)kann ich nur sagen: Machen Sie sich keine Sorgen; –(Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ärgert Sie schon!)(C)(B)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Nächster Redner ist der Kollege Dr. Erwin Lotter fürdie FDP-Fraktion.(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)Dr. Erwin Lotter (FDP):Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnenund Kollegen! Es war Heiner Geißler, der 1974 zum erstenMal <strong>von</strong> einer Kostenexplosion im Gesundheitswesengesprochen hat. Weil die Gesundheitskosten ganzeng an die Arbeitskosten geknüpft sind, waren allebisherigen Gesundheitsreformen im Wesentlichen Kostendämpfungsgesetze.Diese Kostendämpfungsgesetzehaben im Laufe der Zeit dazu geführt, dass das Gesundheitssystemimmer mehr reguliert wurde und dass dieBürokratie ein Ausmaß angenommen hat, das man wirklichnur noch als absurd bezeichnen kann, wenn mansieht, dass zum Beispiel ein Apotheker einen Kostenvoranschlagerstellen muss, wenn er eine Urinflasche für10 Euro abgeben will, oder dass ich einen eigenen Antragstellen muss, wenn ich einen Rehaantrag für einenPatienten stellen will.(Elke Ferner [SPD]: Was hat das jetzt mit derKopfpauschale zu tun?)Dabei wurden die eigentlichen Probleme dieses Gesundheitssystemsnicht gelöst und die eigentlichen Herausforderungennicht angegangen, nämlich die demografischeEntwicklung, die Frage, wie der medizinischeFortschritt für alle bezahlbar bleiben kann, und dieFrage, wie die Versorgung mit Haus- und Fachärzten inder Fläche sichergestellt werden kann. Das wird in derZukunft das große Problem und die große Herausforderungwerden.(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)Der vorläufig letzte Versuch, das Gesundheitswesenneu zu ordnen, war der Gesundheitsfonds, ein untauglichesInstrument, das zu regionalen Verwerfungen undVerwerfungen innerhalb der Facharztgruppen geführthat.(Elke Ferner [SPD]: Wo denn?)– Natürlich!(Elke Ferner [SPD]: Das muss man doch wiederzurückzahlen ans BVA!)– Sprechen Sie doch mit den Kollegen in NRW, FrauFerner! Sprechen Sie mit den Kollegen in Bayern! SprechenSie mit den Hausärzten in Berlin!(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Wir kennen unsselbst aus!)Sie werden Ihnen alle das Gleiche sagen. Es hat zu Verwerfungengeführt.Darüber hinaus ist dieser Gesundheitsfonds absolutunterfinanziert. In diesem Jahr fehlen 8 Milliarden Euro,sodass 3,9 Milliarden Euro Steuermittel zugeschossen(D)Dr. Karl Lauterbach (SPD):– die Aufmerksamkeit, die Sie haben, haben wir allemal.Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


3060 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Dr. Erwin Lotter(A)(B)werden müssen. Für das nächste Jahr wird ein Defizit<strong>von</strong> 6,(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN]: Und woher nehmen Sie jetzt das Geld? –Elke Ferner [SPD]: Bei 6 ist unterstellt: keineAusgabensteigerung! Das glaubt noch nichteinmal der Weihnachtsmann!)wahrscheinlich 11 und, wenn man die ungünstigstenPrognosen zugrunde legt, 16 Milliarden Euro an Steuermitteln,die in den Gesundheitsfonds fließen müssen,prognostiziert. Wie sollen die Zahlen dann erst im Jahr2012 aussehen?(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN]: Was ist Ihr Konzept?)So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Es bestehtHandlungsbedarf.(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU –Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Seitder <strong>Bundestag</strong>swahl!)In dieser Situation ist der Vorschlag <strong>von</strong> CSU-GesundheitsministerSöder eher kontraproduktiv. Er läuftauf ein forsches „Weiter-so!“ hinaus. Es ist eine Fortschreibungder jetzigen Finanzierung des Gesundheitswesensmit allen eklatanten Problemen. Der Gesundheitsfondssoll erhalten bleiben. Eine Entkoppelung derGesundheits- <strong>von</strong> den Arbeitskosten findet nicht statt.Im Gegenteil, die Versicherten sollen einkommensabhängigeZusatzbeiträge zahlen, und zwar bis zu1,5 Prozent ihres Einkommens. Das ist ein ungeeignetesKonzept.Es ist auch keinerlei Fortschritt gegenüber der verkorkstenGesundheitspolitik der Opposition. Es war jadie SPD, die uns maßgeblich den Gesundheitsfonds eingebrockthat.(Beifall bei der FDP – Elke Ferner [SPD]:Nein, Ihr Koalitionspartner! – Birgitt Bender[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann schafftihn doch ab!)Es war die SPD-Ministerin Ulla Schmidt, die neun Jahrelang ungerührt Zentralismus und Bürokratie wuchernließ. Es ist auch die SPD, die noch heute mit dem untauglichenKonzept der Bürgerversicherung eine langfristigeStabilisierung der Finanzen im Gesundheitswesenverhindern wollen würde.(Elke Ferner [SPD]: Was machen Sie denn?Wie hoch soll denn die Kopfpauschale sein,Herr Kollege?)Das ist erst recht keine Lösung der drängenden Probleme.Die Gesundheitsprämie ist eindeutig der bessereWeg. Die Arbeitskosten werden <strong>von</strong> den Gesundheitskosten– –(Elke Ferner [SPD]: Ja, wie hoch soll denn dieKopfpauschale sein?)– Das legt diese Kommission fest. Ja, das entwickelt dieKommission. Das ist aber allgemein bekannt, FrauFerner.(Elke Ferner [SPD]: Das legt die Kommissionfest: Das ist Ihr Verständnis <strong>von</strong> Parlamentarismus!?)Die Arbeitskosten werden <strong>von</strong> den Gesundheitskostenweitgehend unabhängig, und das halte ich für enormwichtig, weil damit wirklich Druck aus dem System herausgenommenist. Ein Sozialausgleich für die Schwächerenfindet im Steuersystem statt, dort, wo er auch hingehört.Durch die schrittweise Einführung der Prämiewollen wir verhindern, dass der Bundeshaushalt überfordertwird.(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Schon einmaletwas <strong>von</strong> Sozialpolitik gehört?)Wir werden sehen, Frau Ferner, was die Regierungskommissionzur Gesundheitsreform empfehlen wird. Eskann nur besser sein als die hilflosen und halbherzigenVorschläge der SPD.(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU –Ulrike Flach [FDP]: Die wir noch gar nichtkennen! – Elke Ferner [SPD]: Es ist keineSachverständigenkommission, die Sie eingesetzthaben!)Diese Vorschläge gehen zulasten der Patienten und derHeilberufe. Wir als Freie Demokraten werden sie nichtmittragen.(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordnetender CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: MehrGeld für die Ärzte, jawohl!)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Nun hat das Wort die Kollegin Dr. Carola Reimannfür die SPD-Fraktion.(Beifall bei der SPD)(C)(D)Dr. Carola Reimann (SPD):Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen undHerren! Auch ich erinnere mich, dass wir vor wenigenWochen eine Aktuelle Stunde zur schwarz-gelben Gesundheitspolitikhatten.(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Zurchristlich-liberalen!)Damals dachte ich, dass das Erscheinungsbild der Regierunginsbesondere im Bereich der Gesundheitspolitiknicht schlimmer werden kann. Aber ich muss feststellen:Ich habe die Söders, Seehofers, Röslers und Kubickisunterschätzt; sie können noch schlimmer.(Ulrike Flach [FDP]: Kubicki hat noch garnicht dazu gesprochen!)Während die CSU keine Gelegenheit auslässt, dieKopfpauschale zu kritisieren, womit sie ja recht hat, lässtMinister Rösler einen Testballon nach dem anderen aufsteigen:Einmal ist es eine Kopfpauschale <strong>von</strong> 29 Euro,einmal kostet der Sozialausgleich 10 Milliarden Euro imJahr, dann wieder nur 5 Milliarden. Ich nehme an, demnächstgibt es einen Vorschlag, dass er gar nichts mehrkostet, weil er einfach gestrichen wird.


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3061Dr. Carola Reimann(A)(B)(Elke Ferner [SPD]: Das bringt noch Geld rein! –Heiterkeit und Beifall bei der SPD)Ab und an verkündet dann der Minister via BILD-Zeitung,dass man bald oder demnächst, auf jeden Fallziemlich schnell und unmittelbar in den nächsten Wochen,direkt vor Ostern oder später, etwas zu den Arzneimittelnvorlegen wolle; aber <strong>von</strong> der Regierungskommissiondürfe man erst einmal keine Ergebnisseerwarten.Wer jetzt dachte, dass angesichts dieser Ankündigungennun die große Ruhe und Besonnenheit aufkommt,der kennt die schwarz-gelben Koalitionäre schlecht:Kubicki will auf die CSU einhauen – O-Ton –, bis dieSchwarte kracht, und Herr Söder sorgt gleich einmal amAnfang der Woche dafür, dass Herrn Kubickis Gewaltfantasienweiter Nahrung finden.(Heiterkeit bei der SPD sowie bei Abgeordnetender CDU/CSU)Während sich die Regierungskommission geradenoch vom anstrengenden Fototermin letzte Woche erholt,prescht Söder mit einem Bayern-Konzept vor. DenGrund dafür liefert er wieder via Presse – O-Ton –, dieFDP-Kopfpauschale sei nicht umsetzbar,(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt!)und es sei – ein weiteres Zitat – „falsch, wenn man80 Millionen Deutsche sozusagen zu Versuchskaninchen<strong>von</strong> Gesundheitsideologie macht“.(Elke Ferner [SPD]: Auch da hat er recht! –Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wo er recht hat,hat er recht!)Einen Tag später ist es aber gar kein Bayern-Konzeptmehr, sondern – so Landesgruppenchef Friedrich – nurnoch eine „Ideenskizze“ <strong>von</strong> Söder. Diese, so beklagtdann der Kollege Straubinger in der Thüringer Allgemeinen,(Max Straubinger [CDU/CSU]: Danke!)hätte besser in der Kommission besprochen werden sollen.Gemeint ist aber nicht die Regierungskommission,um das eben schnell klarzustellen, sondern die CSU-Gesundheitskommission.Die gibt es auch noch, und ihrVorsitzender ist Söder.(Jens Spahn [CDU/CSU]: Ich bin ganz verwirrt!– Elke Ferner [SPD]: Das ist sehr verwirrendbei Ihnen!)– Ja, das stiftet Verwirrung.Heute hören wir <strong>von</strong> Herrn Singhammer, dass er demSöder-Vorschlag noch zu Teilen zustimmt.(Heinz Lanfermann [FDP]: Wenn Sie so viellesen, kommen Sie gar nicht mehr zum Arbeitenan Ihrem eigenen Konzept, FrauReimann!)Dieses ganze „Kasperletheater“ – so nennt es ja HerrZöller – könnte ganz amüsant sein, ginge es dabei nichtum die Zukunft der Krankenversicherung <strong>von</strong> 80 MillionenBürgerinnen und Bürgern, und da hört der Spaßdann doch auf.(Beifall bei der SPD)Das scheint auch der Patientenbeauftragte der Bundesregierungso zu sehen, der eben mit diesem „Kasperletheater“zitiert wird, ebenso mit den Worten, die hier auchschon gefallen sind, dass er da<strong>von</strong> „die Schnauze voll“hat.Wenn ein so ruhiger und besonnener Mensch wieKollege Zöller solche Ausdrücke verwendet, was sollendann die Menschen, die Millionen <strong>von</strong> Versicherten denken?Ich bin mir sicher – das sind nicht meine Worte; ichbleibe bei den Worten <strong>von</strong> Herrn Zöller –, dass sie ebenfallsdie Schnauze voll haben: <strong>von</strong> den immer neuen Ankündigungenund <strong>von</strong> endlosen Debatten in immerschrilleren Tönen, bei denen am Ende nichts, aber auchgar nichts herauskommt.(Beifall bei der SPD)Deshalb kann ich Ihnen nur raten: Beenden Sie diesesKopfpauschalenchaos und kümmern Sie sich endlich umdie wirklichen Probleme und Herausforderungen im Gesundheitswesen,statt sich krampfhaft aus Angst vor Gesichtsverlustan Ihrer Kopfpauschalenideologie festzuklammern.Schon jetzt ist der Schaden groß, den dieseKopfpauschalendebatte angerichtet hat. Sie verunsichertdie Versicherten und raubt den Verantwortlichen dieZeit, sich wirklich um die drängenden Fragen zu kümmern.(Heinz Lanfermann [FDP]: Da sind Sie jaschon einsichtig!)Zu zentralen Aufgabenfeldern der Gesundheitspolitikhören wir nichts, weil die schwarz-gelben Entscheidungsträgermit sich selbst und mit der Kopfpauschalebeschäftigt sind.(Heinz Lanfermann [FDP]: Nein, wir sitzenhier, weil Sie dauernd Debatten beantragen! –Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Sonst wärenwir schon fertig!)Ein Konzept zur drängenden Frage der Gesundheitsversorgungauf dem Land? – Fehlanzeige. Ideen zur Stärkungder Prävention, die laut Ihrem Koalitionsvertragein Schwerpunkt sein sollte? – Fehlanzeige. Ich kann dieListe problemlos weiter fortsetzen: Krankenhäuser, Drogen-und Suchtpolitik, Patientenrechte, Pflege? – Fehlanzeige.Weiterentwicklung der Honorarreform? Das habenwir heute erlebt: Fehlanzeige. Bei den Arzneimittelnreden wir schon seit Ende letzten Jahres über den Handlungsbedarf,und noch immer haben wir aus dem Ministeriumkein Konzept vorgelegt bekommen. Ihre Debattenlähmen die Gesundheitspolitik, und das Schlimmeist: Bei all dem Gezänk merken Sie nicht einmal, dassIhnen das komplett aus dem Ruder läuft.Das Gesundheitssystem wartet nicht, bis Sie mit IhremKopfpauschalen-Klein-Klein zu Ende sind. BeendenSie das Kasperletheater und packen Sie die wirklichenProbleme an.Danke.(Beifall bei der SPD sowie des Abg. HaraldWeinberg [DIE LINKE])(C)(D)


3062 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)(B)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Das Wort hat der Kollege Max Straubinger für dieCDU/CSU-Fraktion.(Beifall bei der CDU/CSU)Max Straubinger (CDU/CSU):Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!In der vergangenen Legislaturperiode hatten wir immerwährendeAnträge – in diesem Fall <strong>von</strong> der Linken-Fraktion– mit der pauschalen Überschrift „Hartz IV mussweg“.(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Das habenSie gut erkannt!)In dieser Legislaturperiode bekommen wir offensichtlichdie ständige Wiederholung <strong>von</strong> Anträgen der SPD-<strong>Bundestag</strong>sfraktionzur Gesundheitspolitik. Die einzige Änderungbesteht darin, dass einmal der KollegeLauterbach und einmal die Kollegin Ferner eröffnet. DerInhalt ist letztendlich Inhaltslosigkeit bei der SPD.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)So haben wir damit auch diese Debatte zu bestreiten.Es wäre gelegentlich für die SPD sicherlich besser angelegteZeit, mehr über ihr schon lange angekündigtes Gesundheitskonzeptnachzudenken. Wenn viele immer sagen,als Regierung und die sie tragenden Fraktionenseien wir in der Bringschuld, dann mag ich dem zwar zustimmen;nur bin ich überzeugt, dass die Wählerinnenund Wähler in Nordrhein-Westfalen auch auf die Ergebnisseder Kommission <strong>von</strong> der SPD und auf ihre Vorschlägegespannt sind.(Elke Ferner [SPD]: Die wissen aber auf alleFälle, dass es bei uns gerecht zugeht und beiIhnen nicht!)Aber sie werden wohlweislich verschwiegen. In der vergangenengesundheitspolitischen Debatte hat auf einediesbezügliche Anfrage des Kollegen Lanfermann dieKollegin die entsprechende Antwort missen lassen. Siehat nur dargelegt: Kommt Zeit, kommt Rat. Das erinnertmich an ein anderes Sprichwort – –(Elke Ferner [SPD]: Nein, das habe ich nicht gesagt!Wenn, dann zitieren Sie mich richtig!)– Wenn es Zeit ist, haben Sie gesagt, Frau KolleginFerner.(Elke Ferner [SPD]: Wenn wir das für richtighalten!)Das zeigt aber sehr deutlich, dass Sie ideenlos und konzeptlossind.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP –Ewald Schurer [SPD]: Kollege Straubinger,zur Sache!)Das wird auch heute wieder zutage gefördert.(Elke Ferner [SPD]: Da sind Sie konzeptlos!)Die CSU steht und stand in der Vergangenheit für Solidaritätin der Krankenversicherung. Besonders wir, dieCDU/CSU-<strong>Bundestag</strong>sfraktion, Frau Kollegin Vogler,haben diese Solidarität den Bürgerinnen und Bürgern inden neuen Bundesländern zuteil werden lassen, nämlichbei der Wiedervereinigung, damit auch die Bürgerinnenund Bürger in den neuen Bundesländern an einem modernenmedizinischen Versorgungswesen teilhaben können(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP –Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN]: Sieht das Herr Söder auch so?)und nicht in einem Gesundheitssystem leben müssen, indem letztendlich die Funktionäre auf Westarzneimittelzurückgreifen konnten, während die anderen die Gelackmeiertenwaren.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)Deshalb wird sich die CSU auch zukünftig nicht in Solidaritätund solidarischer Finanzierung des Gesundheitssystemsübertreffen lassen.(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Elke Ferner [SPD]: Es istganz einfach, Sie da zu übertreffen! Das kannjeder!)Aber wenn heute hier angeführt worden ist, dass dieAbkopplung <strong>von</strong> Lohn und Gehalt angeblich sehrschlimm sei, so muss man eben darstellen, dass es auchum den Erhalt der Arbeitsplätze und der Wettbewerbsfähigkeitunserer Wirtschaft geht. Deshalb gibt es, HerrKollege Lauterbach, keinen Dissens zu den Arbeitgeberinnenund Arbeitgebern in unserem Land.(Elke Ferner [SPD]: Sie ziehen 16 Milliardenaus der Binnennachfrage heraus!)Wir sind darauf angewiesen, viele qualifizierte Arbeitsplätzein unserem Land zu haben, damit die hochwertigemedizinische Versorgung der Menschen überhaupt gesichertwerden kann.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)Sie wollen in diesem Haus künstlich einen Gegensatzaufbauen.(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Der Gegensatz istbei Ihren Verhandlungen! Ich bitte Sie!)Damit wollen Sie kundtun, dass die Solidarität nichtmehr gegeben ist. Dass wir über 15 Milliarden EuroSteuermittel in das Gesundheitssystem geben, zeigt dieSolidarität der Besserverdienenden in unserem Land mitden anderen Bürgerinnen und Bürgern.(Beifall bei der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]:Sie wollen ja auch Steuermittel!)Daher akzeptiere ich solche Konstrukte, die Sie hier darzulegenversuchen, in keiner Weise.Es geht natürlich um die Frage: Wie können wir daszukünftige Gesundheitssystem solidarisch, aber auch zukunftsfestfinanzieren? Das ist eine spannende Frage, diedie Regierungskommission mit dem BundesgesundheitsministerPhilipp Rösler an der Spitze beantworten muss.Die CSU ist an dieser Kommission mit Ilse Aigner an(C)(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3063Max Straubinger(A)der Spitze beteiligt. Meines Erachtens ist es wichtig, erstdie Ergebnisse abzuwarten und dann darüber zu reden.(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordnetender FDP)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Für die SPD-Fraktion hat das Wort die Kollegin HildeMattheis.(Beifall bei der SPD)(C)(B)Letztendlich geht es darum.Ich sage aber auch: Manche Dinge sind in der Theorieleichter zu formulieren, als in der Praxis umzusetzen.(Elke Ferner [SPD]: Erste Absetzbewegungen?)Das mag für ein prämiengestütztes System genauso gelten.Vor allen Dingen sollte man nicht die Hoffnung hegen,dass dadurch eine Verbilligung des Systems erreichtwird.(Elke Ferner [SPD]: Also wird es noch teurerfür die Versicherten!)Wir wissen auch, dass in der Schweiz, wo es seit13 Jahren ein Prämiensystem gibt, die Kosten genauso,vielleicht sogar stärker gestiegen sind als in unseremLand.Wir setzen auf Kostendämpfung. Wir setzen darauf,dass bei den Arzneimitteln eine Kostenreduzierung eintritt.(Elke Ferner [SPD]: Wo sind denn die Vorschläge?)Hier werden Vorschläge vom Bundesgesundheitsminister,<strong>von</strong> der CDU/CSU-Fraktion und <strong>von</strong> der FDP-Fraktiongemeinsam in den Deutschen <strong>Bundestag</strong> eingebracht.Hilde Mattheis (SPD):Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!Hier wird versucht, mit Lautstärke und mit Ankündigungen(Maria Michalk [CDU/CSU]: Das müssen SieIhren Leuten sagen!)eine Verteidigungslinie aufzubauen, die spätestens morgen<strong>von</strong> Ihren eigenen Leuten wieder eingerissen wird.(Beifall bei der SPD)Denn Herr Söder und Herr Seehofer werden sich mit Sicherheitnicht an das, was Sie hier appellativ <strong>von</strong> sichgegeben haben, halten, sondern sie werden weiterhinüber die Presse, wie sie es seit Montag getan haben, ihreeigenen Forderungen stellen.Sie konnten sich noch nicht einmal auf eine gemeinsameGesundheitskommission einigen.(Ulrike Flach [FDP]: Doch!)Da muss jemand in München und da muss jemand inBerlin tagen.(Max Straubinger [CDU/CSU]: Dürfen Parteiensich keine Gedanken machen?)– Augenblick, Herr Straubinger. – Sie werden mit Sicherheitin den Medien weiterhin Ihre Kämpfe austragenzulasten der Seriosität unserer Politik.(Max Straubinger [CDU/CSU]: Eurer Politikbestimmt nicht!)Das Ansehen der Politik wird durch Ihr Handeln deutlichgeschädigt.(Beifall bei der SPD)Denn die Regierung ist nicht in der Lage, eine einheitlicheSprache zu finden und einen Diskussionsprozess zugestalten. Vielmehr werden über die Medien Punkte gesetztund Hahnenkämpfe ausgetragen und nichts anderes.Die bisherigen Konzepte, die Sie versucht habenvorzulegen, sollen eines vertuschen: Es sind zwei Varianteneiner völlig ungerechten und unsolidarischen Lösung.(Beifall bei der SPD)Denn es geht Ihnen darum, dieses System, das <strong>von</strong> vieleninternational bewundert wird, zu zerschießen. Siewollen schlicht und ergreifend(Elke Ferner [SPD]: Kaputtmachen!)die Solidarität in diesem Land für dieses Versicherungssystemauflösen.(D)(Elke Ferner [SPD]: Wann denn?)Sie können die Beratung dieser Vorschläge begleiten.Wir laden Sie dazu herzlich ein.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – ElkeFerner [SPD]: Wann denn? Wann wird dassein? Noch vor der Nordrhein-Westfalen-Wahl?)Sie sollten konstruktive Vorschläge machen und nichtPolemik mit Blick auf die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen betreiben. Ihr Anliegen ist, die Bürgerinnenund Bürger vor der nordrhein-westfälischen Landtagswahlzu verunsichern. Sie glauben, so die Zustimmungder Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.(Elke Ferner [SPD]: Dann sagen Sie doch, wiehoch die Kopfpauschale sein wird! Dann weißjeder, woran er ist!)Ich bin überzeugt, da erliegen Sie einer Fehlkalkulation.Herzlichen Dank.(Elke Ferner [SPD]: Nein, Sie!)(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)(Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/CSU]: Frau Mattheis!)


3064 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Hilde Mattheis(A)Was ist das denn anderes, wenn Sie Arbeitgeberbeiträgeeinfrieren wollen,(Heinz Lanfermann [FDP]: Die haben Siedoch selber festgesetzt!)wenn Sie entweder über eine Kopfpauschale die Kostensteigerungenauffangen wollen oder in der zweiten Variante– der <strong>von</strong> Herrn Söder – darangehen wollen,neben diesem Bundeseinheitssatz einen speziellen Einheitsbeitrageinkommensabhängig einzuführen? Es istnichts anderes, als die Solidarität der Gesunden mit denKranken sowie der Reichen mit den Armen in diesemLand aufzubrechen.(Beifall bei der SPD)Diese Solidarität ist international zum Vorbild genommenworden. Jenseits des Teiches hat man gegen Lobbytruppenerkämpft,(Ulrike Flach [FDP]: Noch mehr dramatischeDiktion geht nicht!)dass es endlich ein Gesundheitssystem für alle gibt. Manhat dazu bei uns in Europa, in Deutschland Anleihe genommen.Sie machen das genau Umgekehrte: Sie zerschießendas, was sich andere zum Vorbild genommen haben. Ichglaube, dass die Bevölkerung dies erkennt, egal ob derEinzelne der FDP oder der CDU/CSU zugeneigt ist.(Elke Ferner [SPD]: Das sind nicht mehr viele!Es werden immer weniger!)Die Frage der Gerechtigkeit ist der Mehrheit der Bevölkerungein wichtiges Anliegen, egal welcher Partei derEinzelne zuneigt.Deshalb müssen Sie sich genau überlegen, welcheKonzepte Sie vorlegen –(Elke Ferner [SPD]: Deshalb sagen die nicht,was sie wollen!)wenn Sie überhaupt eines vorlegen – und ob Sie Ihre innerparteilichenund innerfraktionellen Kämpfe in dieserArt und Weise in aller Öffentlichkeit darstellen.(Jens Spahn [CDU/CSU]: Langweilig!)Ich rate Ihnen: Kommen Sie endlich aus Ihrer Startphaseheraus; denn sogar der Präsident des CDU-Wirtschaftsrateshat heute Morgen im Morgenmagazin gesagt: DieseRegierung ist enttäuschend.(Ulrike Flach [FDP]: Ach Gott! – Jens Spahn[CDU/CSU]: Jetzt sind Sie schon mit demWirtschaftsrat auf einer Seite!)Sie sind nicht aus der Startphase herausgekommen. Ichfinde das erstaunlich. Die Enttäuschung hat zwei Farben:schwarz und gelb.(Beifall bei der SPD)Sie sollten sich Ihrer Verantwortung als Regierungsfraktionensehr wohl bewusst sein.(Elke Ferner [SPD]: Das werden die nie!)Vorhin in der Fragestunde haben wir über die Atompolitikgesprochen.(Ulrike Flach [FDP]: Oh Gott, jetzt kommt dasauch noch!)Da haben Sie sich noch nicht einmal an Ihre Koalitionsvereinbarungerinnert. Das Gleiche passiert jetzt bei derGesundheitspolitik. Sie erinnern sich neben all den Ankündigungennoch nicht einmal daran, was Sie im Novembermiteinander vereinbart haben.(Heinz Lanfermann [FDP]: Habe ich dochvorhin vorgelesen!)Ich glaube, dass die Bevölkerung ein Anrecht auf Verlässlichkeitin der Politik hat, zumindest darauf. Nochnicht einmal das bieten Sie.Von daher: Nehmen Sie Vernunft an,(Elke Ferner [SPD]: Das wird nicht passieren,fürchte ich! Das wäre ja was Neues!)und versuchen Sie zumindest, den Zwist, den Sie jetzt inder Öffentlichkeit austragen, an einen runden Tisch zubringen. Glauben Sie mir, die Bevölkerung will ein anderesKonzept als das der Kopfpauschale.(Beifall bei der SPD)Sie will ein anderes Konzept als diesen zusätzlichen prozentualabgeleiteten Beitrag des Herrn Söder.(C)(B)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Frau Kollegin, ich muss Sie auf die Redezeit aufmerksammachen.Hilde Mattheis (SPD):Sie will eine Bürgerversicherung, in die alle einzahlenund in der alle Einkommensarten zur Beitragsbemessungherangezogen werden. Ich glaube, die Zukunftsaufgabedieses Parlaments ist es, für diese Solidarität zu sorgen.Danke.(Beifall bei der SPD)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Letzter Redner in dieser Debatte ist der KollegeLothar Riebsamen für die CDU/CSU-Fraktion.(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordnetender FDP)(D)Lothar Riebsamen (CDU/CSU):Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen undHerren! Eigentlich bin ich bisher da<strong>von</strong> ausgegangen,dass eine Aktuelle Stunde etwas mit aktuellen Themenzu tun hat.(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU undder FDP – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Sokann man sich täuschen! – Heinz Lanfermann[FDP]: So kann man sich täuschen!)Bisher habe ich <strong>von</strong> Ihnen nur das gehört, was wir immer<strong>von</strong> Ihnen hören. Sie wollen Verwirrung stiften. Sie


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3065Lothar Riebsamen(A)(B)verwenden den Begriff Kopfpauschale in Verbindungmit der angeblichen Abkehr <strong>von</strong> der Solidarität. Das istnicht aktuell, sondern das sind Themen <strong>von</strong> gestern.(Elke Ferner [SPD]: Auch Herr Söder ist nichtaktuell?)Das Einzige, was aktuell ist, ist die Tatsache, dass dieGesundheitspolitik bei uns in guten Händen ist und inguten Händen bleibt.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)In Wahrheit geht es Ihnen um etwas ganz anderes. Esgeht Ihnen darum, Ängste zu schüren, indem Sie mit Begrifflichkeitenwie Kopfpauschale jonglieren.(Elke Ferner [SPD]: Dann sagen Sie doch mal,wie hoch die Kopfpauschale sein soll!)Sie errichten einen Popanz. Sie machen einen Wirbel umdieses Thema. Sie brauchen diesen Wirbel, um <strong>von</strong> Ihreneigenen Unzulänglichkeiten abzulenken.(Elke Ferner [SPD]: Ihnen ist das unangenehm,dass das beim Namen genannt wird!)Das ist keine Aktuelle Stunde, das ist ein durchschaubaresManöver.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)Das einzig Gute an dieser Debatte ist, dass wir Gelegenheithaben, das eine oder andere mit großer Geduld undin kleinen Schritten geradezurücken, und zwar so lange,bis es jeder <strong>von</strong> Ihnen – jeder <strong>von</strong> Garmisch bis Flensburg– verstanden hat.(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Das kann dauern!– Dr. Karl Lauterbach [SPD]: HerrLanfermann, oder was?)Ich will einige wichtige Punkte anführen:Der Begriff Kopfpauschale ist falsch.(Elke Ferner [SPD]: Aber es ist eine!)Wir reden nicht <strong>von</strong> einer Kopfpauschale. Auch die Behauptung,wir verließen das Solidarsystem, ist falsch.Die Vorstellung, die bisherige sogenannte solidarischeFinanzierung sei rein solidarisch gewesen, ist erst rechtfalsch.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)Bitte wachen Sie auf, und erkennen Sie endlich denErnst der Lage.Eine Kopfpauschale steht nicht zur Debatte. EineKopfpauschale würde bedeuten, dass jeder – vom Kindbis zum Greis – den gleichen Beitrag in dieses Systemeinzahlen muss. Das wollen wir nicht. Das will niemand.(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordnetender FDP – Birgitt Bender [BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Rösler doch!)Stattdessen wollen wir einen über die Progression imSteuersystem finanzierten effizienten und gerechten Sozialausgleich.(Beifall bei der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wersoll denn mehr Steuern zahlen?)Sie sollten den Menschen keinen Sand in die Augenstreuen und nicht Begriffe verdrehen.(Elke Ferner [SPD]: Das machen ja Sie!)Es wäre viel vernünftiger, Sie würden Ihre Energie ineine sachliche Debatte investieren;(Elke Ferner [SPD]: Wir sind jederzeit bereit! –Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN]: Wie hoch wird die Kopfpauschale beider Beitragsbemessungsgrenze?)aber Sie haben selber kein Konzept. Wir werden unsnicht da<strong>von</strong> abhalten lassen, das Richtige zu tun.(Elke Ferner [SPD]: Doch, wir werden Sieda<strong>von</strong> abhalten!)Besonders tragisch ist, dass immer wieder der Eindruckerweckt wird, als sei bereits die jetzige Finanzierungder gesetzlichen Krankenversicherung rein solidarisch.(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Das sagtniemand!)Sie wissen ganz genau, dass es aufgrund der mehr oderweniger willkürlich gewählten Beitragsbemessungsgrenzeeine Tatsache ist, dass ein Angestellter, dessenGehalt nahe an der Beitragsbemessungsgrenze liegt, unterUmständen seinen Chef, der doppelt so viel verdient,und seine Familienversicherung subventionieren muss.Das ist eine Tatsache. Genau das wollen wir verbessern.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – ElkeFerner [SPD]: Wollen Sie jetzt auch noch dieFamilienversicherung abschaffen?)Weiterhin geht es darum, die steigenden Lohnnebenkostenzu senken.(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Arbeitgeberpartei!)Es geht nicht darum – wie es bei Ihnen immer anklingt –,die Arbeitgeber zu entlasten.(Elke Ferner [SPD]: Wollen Sie die Familienversicherungabschaffen?)Wir wollen nicht die Arbeitgeber entlasten, sondern dieLohnnebenkosten senken,(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)um gerade in Zeiten der Krise – aus der wir uns wiederherauszukommen bemühen müssen – Arbeitsplätze zusichern.(Elke Ferner [SPD]: Sagen Sie doch, wie hochdie Kopfpauschale werden soll!)Das Fazit ist: An wirklichen Reformen kommen wirnicht vorbei. Es gibt kein bloßes Weiter-so. Diesen Eindruckerwecken Sie bei den Menschen, und das ist nichtrichtig. Wir stehen vor enormen Herausforderungen. Daswissen wir als Koalition, und das wissen wir auch innerhalbder Union. Aber Sie sind nicht an Lösungen interes-(C)(D)


3066 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010Lothar Riebsamen(A)siert, sondern Sie haben Freude daran – man könnte auchmeinen, Schadenfreude –, dass es ein durchaus steinigerWeg ist, auf den wir uns begeben.(Elke Ferner [SPD]: Ich habe am Wochenendedoch nicht den Söder gegeben!)Dessen sind wir uns sehr wohl bewusst. Wir gehen dieProbleme an, wir wollen sie lösen, und wir stellen unsden Herausforderungen.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – PaulLehrieder [CDU/CSU]: Auf allen Ebenen!)Darum ist die Verantwortung bei uns in weit besserenHänden. Wir wollen ein Gesundheitssystem mit mehrTransparenz für mündige Bürger, die sich mit ihrer Versicherungidentifizieren. Identifizieren können sie sichmit ihrer Krankenversicherung aber nur, wenn sie sieauch verstehen.(Elke Ferner [SPD]: Wenn Sie fertig sind, habendie Leute keine Krankenversicherungmehr, die sie bezahlen können!)Deswegen brauchen wir dringend mehr Transparenz undweniger Beschäftigungsfeindlichkeit. Dann werden wirletztlich auch ein gerechteres System haben. Dafür arbeitenwir.(Elke Ferner [SPD]: Das glaubt ja keiner!)Politik ist die Kunst des Möglichen. Ich bin mir sicher:Die Regierungskommission wird sogar das vermeintlichUnmögliche möglich machen.Herzlichen Dank.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:Die Aktuelle Stunde ist beendet.Damit sind wir am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen <strong>Bundestag</strong>esauf morgen, Donnerstag, 25. März 2010, 9 Uhr,ein.Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und schließedie Sitzung.(Schluss: 17.05 Uhr)(C)(B)(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3067(A)Anlagen zum Stenografischen Bericht(C)Anlage 1Liste der entschuldigten AbgeordnetenIch habe versehentlich mit Ja gestimmt.Mein Votum lautet Nein.(B)Abgeordnete(r)entschuldigt biseinschließlichBernschneider, Florian FDP 24.03.2010Bockhahn, Steffen DIE LINKE 24.03.2010Burchardt, Ulla SPD 24.03.2010Dr. Danckert, Peter SPD 24.03.2010Erdel, Rainer FDP 24.03.2010Gabriel, Sigmar SPD 24.03.2010Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN24.03.2010Götz, Peter CDU/CSU 24.03.2010Golze, Diana DIE LINKE 24.03.2010Gottschalck, Ulrike SPD 24.03.2010Groth, Annette DIE LINKE 24.03.2010Hempelmann, Rolf SPD 24.03.2010Keul, Katja BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN24.03.2010Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 24.03.2010Dr. Luther, Michael CDU/CSU 24.03.2010Pflug, Johannes SPD 24.03.2010Roth (Esslingen), Karin SPD 24.03.2010Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 24.03.2010Ulrich, Alexander DIE LINKE 24.03.2010 *Werner, Katrin DIE LINKE 24.03.2010Zimmermann, Sabine DIE LINKE 24.03.2010* für die Teilnahme an der 122. Jahreskonferenz der InterparlamentarischenUnionAnlage 2Erklärungdes Abgeordneten Marco Bülow (SPD) zur namentlichenAbstimmung über den Entwurf einesGesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplansfür das Haushaltsjahr 2010(Haushaltsgesetz 2010) (32. Sitzung, TagesordnungspunktII)Anlage 3Antwortdes Parl. Staatssekretärs Daniel Bahr auf die Frage derAbgeordneten Martina Bunge (DIE LINKE) (Drucksache17/1107, Frage 3):Kann die Bundesregierung definitiv dementieren, dass imBundesministerium für Gesundheit mit dem Wissen des BundesministersDr. Philipp Rösler oder der Staatssekretäre Plänefür eine Gesundheitsprämie <strong>von</strong> 29 Euro erarbeitet wurden,und welche Höhe soll die vom Bundesminister Dr. PhilippRösler im Deutschlandfunk am 18. März 2010 erwähnte Teilprämiehaben?Zum ersten Teil der Frage: Ja.Zum zweiten Teil der Frage: Herr BundesgesundheitsministerRösler hat mehrfach darauf hingewiesen,dass kein radikaler Umbau des Finanzierungssystemsder gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) geplantist, sondern der Übergang zu einkommensunabhängigenPrämien in Teilschritten erfolgen wird. Mit den weiterenEinzelheiten dieser schrittweisen Einführung wird sichdie Regierungskommission, die am 17. März 2010 mitder konstituierenden Sitzung ihre Arbeit aufgenommenhat, in den kommenden Monaten befassen. Hier sind entsprechendeErgebnisse abzuwarten.Anlage 4Antwortdes Parl. Staatssekretärs Daniel Bahr auf die Frage desAbgeordneten Dr. Martina Bunge (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 4):Unter welchen Voraussetzungen würde die Einführung einervollen Kopfpauschale nicht zu einer Erhöhung der Nettogehälterbei den Beziehern höherer und hoher Einkommen inder gesetzlichen Krankenversicherung führen, und welchekonkreten Überlegungen gibt es seitens der Bundesregierung,einer finanziellen Entlastung der Bezieher höherer und hoherEinkommen durch eine Kopfpauschale entgegenzuwirken?Die Bundesregierung erarbeitet derzeit im Rahmender Regierungskommission entsprechend den Vorgabendes Koalitionsvertrags Vorschläge zur schrittweisenÜberführung des bestehenden Finanzierungssystems derGKV in eine Ordnung mit mehr Beitragsautonomie, regionalenDifferenzierungsmöglichkeiten und einkommensunabhängigenArbeitnehmerbeiträgen mit sozialemAusgleich. Die Verteilungswirkungen hängen dabei <strong>von</strong>der Ausgestaltung wichtiger Steuerungsparameter ab,über deren konkrete Festlegungen derzeit noch keineEntscheidungen getroffen wurden. Grundsätzlich dürftees aber unstrittig sein, dass mit Prämienmodellen in derZusammenwirkung <strong>von</strong> Prämie und Sozialausgleich sowiedurch die Ausgestaltung weiterer Parameter Be- undEntlastungen einzelner Einkommensgruppen gegenüber(D)


3068 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)dem Status Quo zielgenau und transparent gesteuert werdenkönnen.Anlage 8Antwortdes Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Fragedes Abgeordneten Thomas Lutze (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 16):(C)Anlage 5Antwortdes Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Fragender Abgeordneten Dorothée Menzner (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Fragen 10 und 11):Welche deutschen Häfen sind im Einzelnen für die Abwicklung<strong>von</strong> Transporten plutoniumhaltiger Mischoxid-Brennelemente bzw. <strong>von</strong> Uran-Brennelementen ausgelegt?Welche Unterschiede in Auflagen und Sicherheitsbestimmungengibt es bei der Widmung eines deutschen Hafens fürdie Abwicklung eines Transports <strong>von</strong> Mischoxid-Brennelementengegenüber der Widmung eines Hafens für Transporte<strong>von</strong> Uran-Brennelementen?Grundsätzlich sind alle Häfen, die über geeignetetechnische Einrichtungen für den Umschlag <strong>von</strong> frischenBrennelementen verfügen, für solche Transporte geeignet.Worin besteht im Fall des Dr. Heinrich Weiss die Qualifikation,im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG das öffentlicheInteresse zu vertreten, und besteht nicht vielmehr ein Interessenkonfliktzu seinen Tätigkeiten als Geschäftsführer desMaschinenbauers SMS, eines Unternehmens, das Großkundeder DB-Tochter Schenker ist, und als Mitglied im Verwaltungsratdes Bahnherstellers Bombardier Transportation?Herr Weiss ist aus Sicht der Bundesregierung ein ausgewiesenerExperte mit hoher fachlicher Kompetenz.Die Bundesregierung geht <strong>von</strong> der Unabhängigkeit <strong>von</strong>Herrn Weiss aus. Die Möglichkeit <strong>von</strong> Interessenkonfliktenist in jedem Einzelfall vom Aufsichtsratsmitgliedselbst zu prüfen und anzuzeigen. Sollte bei einer Aufsichtsratsentscheidungeine Interessenkollision auftreten,so hat der Mandatsträger die Pflicht, darauf hinzuweisen,und darf bei der Entscheidung nicht mitwirken.(B)Anlage 6Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Andreas Scheuer auf dieFrage der Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 14):Wie haben sich die CO 2 -Emissionen bei neu zugelassenenAutos in diesem Jahr entwickelt?Die durchschnittlichen CO 2 -Emissionen neu zugelassenerFahrzeuge sind weiterhin reduziert worden.Von 2008 zu 2009 ist ein Rückgang der Emissionenaller Pkw <strong>von</strong> 164,87 g CO 2 /km auf 154,07 g CO 2 /km,das heißt <strong>von</strong> 6,6 Prozent, da<strong>von</strong> minus 7,3 Prozent beiBenzinfahrzeugen und minus 4,2 Prozent bei Dieselfahrzeugen,zu verzeichnen. Für 2010 liegen noch keine Datenvor.Anlage 7Antwortdes Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Fragedes Abgeordneten Thomas Lutze (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 15):Anlage 9Antwortder Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fragendes Abgeordneten Dr. Matthias Miersch (SPD)(Drucksache 17/1107, Fragen 35 und 36):Wie kann die Bundesregierung sicherstellen, dass der politischeStellenwert <strong>von</strong> künftigen Kabinettsentscheidungenbzw. Vereinbarungen der Bundesregierung analog zu der überden Atomkonsens mit Folgewirkungen für Dritte nicht darunterleidet, dass die Inhalte der Vereinbarung zum Atomkonsensaus dem Jahr 2000 trotz bereits eingetretener Folgewirkungenfür Dritte geändert werden sollen?Wie kann die Bundesregierung sicherstellen, dass der ökonomischeStellenwert <strong>von</strong> künftigen Kabinettsentscheidungenbzw. Vereinbarungen der Bundesregierung analog zu der überden Atomkonsens mit Folgewirkungen für Dritte nicht darunterleidet, dass die Inhalte der Vereinbarung zum Atomkonsensaus dem Jahr 2000 trotz bereits eingetretener Folgewirkungenfür Dritte geändert werden sollen?Die Bundesregierung hat die Kernenergievereinbarungvom 11. Juni 2001 <strong>von</strong> Anfang an als eine rechtlichnicht verbindliche politische Vereinbarung im Sinne einesGentlemen Agreement eingestuft. Die Umsetzungder Vereinbarung erfolgte insbesondere durch eine Änderungdes Atomgesetzes, die 2002 in Kraft getreten ist.Wie jedes andere Gesetz kann auch das Atomgesetz geändertwerden. Der verfassungsrechtliche Grundsatz desVertrauensschutzes betrifft – unter bestimmten Voraussetzungen– ausschließlich Gesetze mit rückwirkendenRegelungen.(D)Kann die Bundesregierung für das Mitglied des Aufsichtsratesder Deutschen Bahn AG, DB AG, den Staatssekretär imBundesministerium für Verkehr, Bau und StadtentwicklungKlaus-Dieter Scheurle, Interessenkonflikte bezüglich seinerbis 2008 ausgeübten Tätigkeit als Managing Director bei derGroßbank Credit Suisse, wo er 2007 die Aufgabe hatte, dieseBank an der Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG zu beteiligen,ausschließen?Ja, ein Interessenkonflikt ist nicht ersichtlich.Anlage 10Antwortder Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf dieFragen der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Fragen 37und 38):


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3069(A)(B)Welche Personen nahmen an dem Ressortgespräch zurSchachtanlage Asse II teil, das am 10. Oktober 1995 <strong>von</strong>seitendes Bundesministeriums für Bildung und Forschung,BMBF, und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutzund Reaktorsicherheit, BMU, auf Leitungsebene stattfand– bitte alle Teilnehmer und Gesprächsort angeben –, undinsbesondere wer waren jeweils die ranghöchsten Teilnehmerseitens des BMBF, des BMU und gegebenenfalls auch seitensdes Bundeskanzleramtes?Welche wesentlichen Entscheidungen wurden bei demBMBF-BMU-Ressortgespräch zur Schachtanlage Asse II am10. Oktober 1995 getroffen, und welche konkreten Asse-spezifischenGegebenheiten wie beispielsweise Laugenzuflüssewurden dabei laut Aktenlage berücksichtigt?Zu Frage 37:Das Ressortgespräch zwischen dem BMBF und demBMU am 10. Oktober fand auf Staatssekretärsebenestatt. Die Staatssekretäre wurden durch die fachlich zuständigenMitarbeiter begleitet. Das Bundeskanzleramtwar auf diesem Ressortgespräch nicht vertreten. Das Gesprächfand beim BMBF statt.Zu Frage 38:In dem Ressortgespräch zwischen dem BMBF unddem BMU am 10. Oktober 1995 wurde vereinbart, denBetreiber Schachtanlage Asse (GSF) zu veranlassen, zügigdie Erarbeitung eines Konzeptes zur Schließung derSchachtanlage Asse zu veranlassen. Für die anstehendenAufgaben zur Erarbeitung des Schließungskonzeptessollte eine Vereinbarung zur Betriebsbesorgung zwischender Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb<strong>von</strong> Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE) und der GSFgeschlossen werden.Die Erstellung eines Abschlussbetriebsplans solltenach Ansicht der beiden Ressorts unter besonderer Berücksichtigungder Asse-spezifischen Gegebenheiten erfolgen.Explizit sind hierbei die eingelagerten radioaktivenAbfälle sowie die Beherrschung der Laugenzuflüssegenannt. Weiterhin herrschte Einigkeit zwischen den Ressorts,dass das Schließungsverfahren für die Asse nachBergrecht durchzuführen sei, da die Asse kein Endlagernach § 9 a AtG sei.Zu Frage 39:emissionen liegt, müsste Deutschland seine Treibhausgasemissionenbis 2050 um mindestens 90 Prozent unter das Niveau<strong>von</strong> 1990 senken –, der Aussage zu, dass sowohl diebisherigen Erneuerbaren-Ziele der Bundesregierung als auchdie Entwicklung der erneuerbaren Energien in bislang <strong>von</strong> derBundesregierung vorgelegten Szenarien zum Ausbau der erneuerbarenEnergien mittel- und langfristig nicht ausreichen,um die oben genannten Klimaziele zu erreichen?Die Bundesregierung will den Weg in das regenerativeZeitalter einschlagen. Ziel ist, dass die erneuerbarenEnergien den Hauptanteil an der Energieversorgungübernehmen. Noch in diesem Jahr wird die Bundesregierungim Rahmen des Energiekonzepts untersuchen, wieder Weg dahin am besten gestaltet werden kann. Bei derAktualisierung der im Auftrag des Bundesumweltministeriumserstellten Leitstudie zum Ausbau der erneuerbarenEnergien wird auf Kompatibilität mit den Eckpunktendes Energiekonzepts geachtet.Zu Frage 40:Die Bundesregierung erarbeitet derzeit ein Energiekonzept.Grundlage dafür werden Szenarien sein, die sichan der Zielsetzung orientieren, bis zum Jahr 2050 dieTreibhausgasemissionen um mindestens 80 Prozent unterdas Niveau <strong>von</strong> 1990 zu senken. Auf der Grundlage derSzenarien wird über Maßnahmen zur Zielerreichung entschieden,unter anderem auch über die Ausbauziele imBereich der erneuerbaren Energien. Detailliertere Untersuchungender erneuerbaren Energien, wie die Aktualisierungder Leitstudie zum Ausbau der erneuerbarenEnergien im Auftrag des Bundesumweltministeriums,werden dies berücksichtigen.Anlage 12Antwortder Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fragedes Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 41):(C)(D)Anlage 11Antwortder Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fragender Abgeordneten Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Fragen 39 und 40):Stimmt die Bundesregierung der Auffassung des Bundesministersfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,Dr. Norbert Röttgen, zu, dass bis 2050 annähernd eine Vollversorgungmit erneuerbaren Energien angestrebt werden soll,und, wenn ja, werden die Annahmen zum Ausbau der erneuerbarenEnergien zum Beispiel in den Leitszenarien des Bundesministeriumsfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheitfür 2020 nach oben angepasst?Stimmt die Bundesregierung vor dem Hintergrund derSchlussfolgerungen des Europäischen Rates vom 29./30. Oktober2009, die Treibhausgasemissionen für die EU bis 2050um 80 bis 95 Prozent zu reduzieren – das heißt, da ein EinwohnerDeutschlands im Vergleich mit Einwohnern andererEU-Mitgliedstaaten etwa im oberen Drittel der Treibhausgas-Wie hoch ist der Anteil der zusätzlichen Forschungsausgabenfür erneuerbare Energien an dem gesamten Aufwuchs derForschungsausgaben im Bundeshaushalt 2010, und wie hochsind die im Einzelplan 16 vorgesehenen Forschungsausgabenfür die Fotovoltaik – Summe aus Investitionen und Zuschüssen– im Vergleich zum Haushaltsjahr 2009?Wie bereits auf die schriftliche Frage Nr. 327 vom26. Februar 2010 geantwortet, sind für die Förderung<strong>von</strong> Forschungsmaßnahmen der Bundesregierung fürden Bereich erneuerbare Energien im Bundeshaushalt2010 Ausgaben in Höhe <strong>von</strong> insgesamt 239,56 MillionenEuro vorgesehen.Die Forschungsausgaben für die Photovoltaik betrugenim Haushaltsjahr 2009 32,9 Millionen Euro. Für dasHaushaltsjahr 2010 sind 28,0 Millionen Euro vorgesehen.Die Aufteilung der Mittel ist unverbindlich. Nachderzeitiger Planung ist aber da<strong>von</strong> auszugehen, dass dasVorjahresniveau überschritten wird. Da die Förderungals Zuwendung gewährt wird, die qualifizierte Anträge


3070 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)voraussetzt, ist eine konkrete Vorhersage für das Haushaltsjahr2010 nicht möglich.Anlagen aber auch <strong>von</strong> der Förderung nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz begünstigt.(C)Anlage 13Antwortder Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fragedes Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 42):Anlage 15Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Helge Braun auf die Fragedes Abgeordneten Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 44):(B)Wie viele Anträge auf Förderung nach dem Marktanreizprogramm– bitte genaues Fördervolumen angeben – liegenderzeit beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrollevor – bitte aufschlüsseln nach dem Restkontingent aus 2009und den neuen Anträgen seit Jahresbeginn 2010 –, und wannwird das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz undReaktorsicherheit die Aufhebung der gerade beschlossenenHaushaltssperre für das MAP beantragen müssen, um einevorzeitige Erschöpfung der Mittel mit dem damit verbundenenMarkteinbruch für regenerative Heizungssysteme zu vermeiden?Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle(BAFA) liegen derzeit insgesamt 44 480 noch zu bescheidendeAnträge auf Förderung in einem Fördervolumen<strong>von</strong> 86,2 Millionen Euro vor. Da<strong>von</strong> wurden 22 340 Anträgemit einem Fördervolumen <strong>von</strong> 47,5 Millionen Euroim Jahr 2009 und 22 140 Anträge in einem Fördervolumen<strong>von</strong> 38,7 Millionen Euro im Jahr 2010 gestellt. Diequalifizierte Haushaltsperre wurde aufgrund unsichererEinnahmeerwartung bei den mit 815 Millionen Euro veranschlagtenEinnahmen aus der Veräußerung <strong>von</strong> Emissionszertifikatenausgebracht. Die Aufhebung der Sperrekann dann beantragt werden, wenn die Entwicklung derEinnahmen eine entsprechende Einnahmehöhe für dasJahr 2010 erwarten lässt. Hierfür lässt sich ein Zeitpunktnoch nicht angeben.Anlage 14Antwortder Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fragedes Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 43):Was unternimmt die Bundesregierung gegen die wachsendePlanungsunsicherheit in der KWK-Branche – KWK:Kraft-Wärme-Kopplung – aufgrund der Haushaltssperre imMarktanreizprogramm und mit den dadurch zu rechnendenKürzungsplänen des erfolgreichen Impulsprogramms zur Förderung<strong>von</strong> Mini-KWK-Anlagen?Die Nationale Klimaschutzinitiative unterstützt ausMitteln des MAP-Titels verschiedene klimaschützendeMaßnahmen zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz,unter anderen auch Mini-KWK-Anlagen.Mit den bereits bewilligten Anträgen wird das zugeteilteBudget für das Impulsprogramm zur Förderung <strong>von</strong>Mini-KWK-Anlagen der Nationalen Klimaschutzinitiativedes BMU für das Jahr 2010 voll ausgeschöpft. EineUmschichtung des Budgets zulasten anderer Maßnahmender Nationalen Klimaschutzinitiative oder des MAP istnicht vorgesehen, sodass für weitere Bewilligungen oderVerlängerungen <strong>von</strong> Bewilligungszeiträumen keine Mittelzur Verfügung stehen. Generell werden Mini-KWK-Was wird die Bundesregierung konkret gegen die Ungleichverteilung<strong>von</strong> Bildungschancen und -möglichkeiten beiKindern mit Migrationshintergrund unternehmen?Von Bildungsarmut sind Kinder und Jugendliche mitMigrationshintergrund besonders stark betroffen. Heutehaben bei den Kindern unter fünf Jahren bereits 33 Prozenteinen Migrationshintergrund. Aufgrund der demografischenEntwicklung wird dieser Anteil in den kommendenJahren weiter ansteigen. Deshalb stehen Kinderund Jugendliche mit Migrationshintergrund in besondererWeise im Fokus der Anstrengungen, die die Bundesregierungzur Bekämpfung <strong>von</strong> Bildungsarmut und zurHerstellung <strong>von</strong> mehr Bildungsgerechtigkeit unternimmt.Durch Bildung Aufstiegs- und Teilhabechancenzu eröffnen – dieses Ziel hat für die Bundesregierunghöchste Priorität. Der Bund erhöht deshalb seine Ausgabenfür Bildung und Forschung bis 2013 um insgesamt12 Milliarden Euro. Der Zusammenhang <strong>von</strong> Bildungsherkunftund Bildungserfolg muss so früh wie möglichaufgebrochen werden. Am besten gelingt dies durch lokaleInitiativen, die mit den örtlichen Gegebenheitenvertraut sind und die Stärken und Schwächen aller Schülerinnenund Schüler kennen. Die Bundesregierung willdeshalb lokale Bildungsbündnisse an Grundschulen unterstützen,die es an vielen Orten bereits gibt und diehäufig aus Schulfördervereinen heraus entstanden sind,in denen Eltern, Lehrerinnen und Lehrer zusammenarbeiten.Solche Bündnisse leisten soziale und pädagogischeArbeit. Sie initiieren neue Formen der Zusammenarbeit<strong>von</strong> Schulen, Eltern und gemeindlichem Umfeld,zum Beispiel durch Dolmetscherdienste gerade auch indie Gruppen <strong>von</strong> Eltern hinein, die in anderen Kulturenverwurzelt sind. Die Arbeit solcher Bündnisse wird derBund in dieser Legislaturperiode mit insgesamt einerMilliarde Euro unterstützen.Die Bundesregierung fördert im Übrigen die Integration<strong>von</strong> Migrantinnen und Migranten in Bildungsprozessenbedarfsspezifisch in vielfältiger Weise, zum Beispieldurch Beratungs- und Unterstützungsangebote fürJugendliche mit Migrationshintergrund vor, währendund nach ihrer Ausbildung. An über 400 Standorten imganzen Bundesgebiet bieten Jugendmigrationsdienstefür junge Migrantinnen und Migranten bis zum 27. Lebensjahrfachkundige und individuelle Hilfestellung amÜbergang <strong>von</strong> der Schule in den Beruf an, beraten Elternund kooperieren in örtlichen Netzwerken mit weiterenAkteuren.Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration,Flüchtlinge und Integration unterstützt seit Mai 2008 mitder „Aktion zusammen wachsen“ Projekte für BildungsundAusbildungspatenschaften. Patinnen und Paten för-(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3071(A)dern mit ihrem bürgerschaftlichen Engagement Kinderund Jugendliche mit Migrationshintergrund zum Beispielbeim Erlernen der deutschen Sprache oder beimÜbergang in die Ausbildung.In welchem Zusammenhang steht dabei die Teilnahme desGeschäftsführers des Kernenergieunternehmens Areva NP,Ulrich Gräber, an der Delegation des Bundesministers desAuswärtigen bei dessen Lateinamerikareise im März 2010?Die Mitreise <strong>von</strong> Herrn Gräber im Rahmen der Wirtschaftsdelegationsteht nicht im Zusammenhang mit einerZusage <strong>von</strong> Hermesbürgschaften.(C)Anlage 16Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen desAbgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Fragen 45 und 46):In welche Delegationen und aus welchen Gründen wurdeder Unternehmer Dr. Cornelius Boersch, mit dem Dr. GuidoWesterwelle im Jahr 2009 das Buch Summa summarum <strong>von</strong>Politik und Wirtschaft herausgegeben hat, bei Reisen desBundesministers des Auswärtigen seit dessen Amtsantritt eingeladen?Wer hat Dr. Cornelius Boersch für diese Delegation vorgeschlagen,und wie wurde dieser Vorschlag jeweils begründet?Zu Frage 45:Herr Dr. Cornelius Boersch hat den Bundesaußenministerals Mitglied der Wirtschaftsdelegation auf zweiAuslandsreisen begleitet. Es handelt sich hierbei um a)die Reise Türkei/Saudi Arabien/Katar/Vereinigte ArabischeEmirate/Jemen und um b) die Reise Estland/Japan/China. Grundlage für die Mitreise innerhalb einer Wirtschaftsdelegationsind jeweils die fachliche Expertiseund regionale Interessen.Anlage 18Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage derAbgeordneten Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 48):Aus welchen Gründen wurde die Künstlerin und das BonnerFDP-Mitglied, Nurten Schlinkert, in die Delegation desBundesministers des Auswärtigen bei seiner Reise in die Türkeiim Januar 2010 eingeladen, und wer hat sie für die Teilnahmevorgeschlagen (Financial Times Deutschland vom12. März 2010)?Die Auswahl der mitreisenden Gäste wird nach einemeingespielten Verfahren, das im Auswärtigen Amt seitlängerem üblich ist, entschieden.Das gilt auch für Sondergäste aus den Bereichen Kulturoder Sport, die seit Jahren zur Begleitung eingeladenwerden.Dies galt auch für Frau Nurten Schlinkert beim Besuchin der Türkei.(B)Zu Frage 46:Die Auswahl der mitreisenden Gäste wird nach einemeingespielten Verfahren, das im Auswärtigen Amt seitlängerem üblich ist, entschieden. Die Abteilung fürWirtschaft und nachhaltige Entwicklung hat die Aufgabe,Vorschläge für die Teilnahme an der Wirtschaftsdelegationvorzubereiten. Dazu werden unter anderemdie Deutschen Botschaften in den besuchten Länderneingebunden. Zudem werden die jeweiligen Wirtschaftsverbändeangesprochen und ebenfalls um Vorschläge gebeten.Gleichzeitig nutzt das Auswärtige Amt natürlichauch eigene Kenntnisse <strong>von</strong> Unternehmen, die sich imBereich der Außenwirtschaft besonders engagieren. Darüberhinaus gibt es eine Reihe <strong>von</strong> Initiativbewerbungenaus der Wirtschaft.Es gibt also eine ganze Reihe <strong>von</strong> Quellen, die Grundlagefür eine solche Vorschlagsliste sein können. Diesewird <strong>von</strong> dem zuständigen Fachreferat erstellt. Sie wirdim Auswärtigen Amt mit anderen beteiligten Referatenabgestimmt, dann wird die Wirtschaftsdelegationslistevorgelegt. Die Entscheidungsgrundlage für die Mitreiseinnerhalb einer Wirtschaftsdelegation sind jeweils diefachliche Expertise und regionale Interessen.Anlage 17Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage derAbgeordneten Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN) (Drucksache 17/1107, Frage 47):Anlage 19Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen derAbgeordneten Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Fragen 49 und 50):Aus welchen Gründen wurde der Geschäftsführer RalfMarohn der Firma Far Eastern Fernost Beratungs- undHandels GmbH, an der auch der Bruder des Bundesministersdes Auswärtigen Anteilseigner ist, in dessen Delegation nachJapan und China im Januar 2010 eingeladen, und wer hat ihnfür diese Delegation vorgeschlagen?Aus welchen Gründen hat das Auswärtige Amt eine Pressemitteilungmit dem Briefkopf der Far Eastern Fernost Beratungs-und Handels GmbH veröffentlicht, in der der Geschäftsführerdes Unternehmens auf seine Teilnahme an einerAsienreise des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten KurtBeck verwies?Zu Frage 49:Die Auswahl der mitreisenden Gäste wird nach einemeingespielten Verfahren, das im Auswärtigen Amt seitlängerem üblich ist, entschieden. Die Abteilung fürWirtschaft und nachhaltige Entwicklung hat die Aufgabe,Vorschläge für die Teilnahme an der Wirtschaftsdelegationvorzubereiten. Dazu werden unter anderemdie Deutschen Botschaften in den besuchten Länderneingebunden. Zudem werden die jeweiligen Wirtschaftsverbändeangesprochen und ebenfalls um Vorschläge gebeten.Gleichzeitig nutzt das Auswärtige Amt natürlichauch eigene Kenntnisse <strong>von</strong> Unternehmen, die sich imBereich der Außenwirtschaft besonders engagieren. Da-(D)


3072 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)rüber hinaus gibt es eine Reihe <strong>von</strong> Initiativbewerbungenaus der Wirtschaft, die berücksichtigt werden.Es gibt also eine ganze Reihe <strong>von</strong> Quellen, die Grundlagefür eine solche Vorschlagsliste sein können. Diesewird <strong>von</strong> dem zuständigen Fachreferat erstellt. Sie wirdim Auswärtigen Amt mit anderen beteiligten Referatenabgestimmt, dann wird die Wirtschaftsdelegationslistevorgelegt.Die Entscheidungsgrundlage für die Mitreise innerhalbeiner Wirtschaftsdelegation sind jeweils die fachlicheExpertise und regionale Interessen.Zu Frage 52:Das in der Antwort auf Ihre erste Frage dargelegteVerfahren zur Zusammenstellung einer Wirtschaftsdelegationbietet aus Sicht der Bundesregierung keinen Anlass,eine Interessenkollision zu vermuten.Insofern erscheint es weder erforderlich noch zweckmäßig,diese in der Vergangenheit bewährte Vorgehensweisezu ändern.(C)Zu Frage 50:Dem Auswärtigen Amt lagen zum fraglichen Zeitpunkteine Reihe <strong>von</strong> Anfragen interessierter Medienvor. Aus diesem Grund hat das Auswärtige Amt einePressemitteilung des Unternehmens Far Eastern weitergeleitet.Anlage 21Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage desAbgeordneten Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 53):Welche Teilnehmer vertraten bei den Veranstaltungen inder Villa Borsig in Berlin direkt oder indirekt Unternehmen,bei denen der jetzige Leiter der Arbeitseinheit 06 im AuswärtigenAmt, Jörg Arntz, beschäftigt war?(B)Anlage 20Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen derAbgeordneten Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Fragen 51 und 52):Welche Usancen und Regeln der Bundesregierung, auf diesich die Vizeregierungssprecherin am 12. März 2010 namensder Bundeskanzlerin berief – vergleiche unter anderem SüddeutscheZeitung vom 13. März 2010 –, hat der Bundesministerdes Auswärtigen bei der Auswahl <strong>von</strong> Unternehmern, dieihn bei seinen Auslandsreisen begleiten, zu beachten?Welchen Handlungsbedarf erkennt die Bundesregierungangesichts der öffentlichen Debatten um die Mitnahme <strong>von</strong>Unternehmern und anderen Gästen auf Auslandsreisen desBundesministers des Auswärtigen, um die Richtlinien, Usancenund Regeln, nach denen diese Mitreisenden ausgewähltwerden, so anzupassen, dass selbst der Anschein einer demokratieschädigendenInteressenkollision vermieden wird?Zu Frage 51:Die Reisen des Bundesaußenministers sind politischund oft kurzfristig veranlasst. Soweit Anlass und Umständeder Reise die Mitnahme einer Wirtschaftsdelegationgeraten erscheinen lassen, holt das Auswärtige Amtzunächst bei den zuständigen deutschen AuslandsvertretungenEmpfehlungen ein, welche deutschen Unternehmenim Gastland kommerzielle Interessen, zum Beispielkonkrete Projekte, verfolgen.Zusätzlich werden einschlägig kompetente Wirtschaftsverbändeund -vereinigungen wie auch andere Informationsquellenzu Rate gezogen. Für die Zusammensetzungder Wirtschaftsdelegation ist wesentlich, welchewirtschaftlichen Interessen bestimmter Unternehmensrepräsentantenbestehen.Außerdem wird angestrebt, auch mittelständische Unternehmenin der Delegation angemessen zu berücksichtigen.Der vor diesem Hintergrund zusammengestellteVorschlag ist nach Entscheid durch die AmtsleitungGrundlage für die Einladungen zur Teilnahme an derReise.Es war ein Vertreter einer großen deutschen Bank anwesend.Herr Arntz hat bei diesem Institut <strong>von</strong> 1996 bis1998 eine Ausbildung absolviert.Anlage 22Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage desAbgeordneten Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 54):Trifft es zu, dass der Bundesminister des Auswärtigen,Dr. Guido Westerwelle, zu „Berliner Abenden“ in der VillaBorsig den Showmaster Thomas Gottschalk, den FußballtrainerFelix Magath, den Berlinale-Chef Dieter Kosslick, denVorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG RenéObermann und die TV-Moderatorin Sabine <strong>Christian</strong>sen eingeladenhat, wie es die Süddeutsche Zeitung vom 4. März2010 berichtet hat, und welche Rolle spielen diese Persönlichkeitenin der Außenpolitik des Bundesministers?Die „Berliner Abende“ in der Villa Borsig sind Teildes regelmäßigen Austauschs des Bundesministers desAuswärtigen und Stellvertreters der Bundeskanzlerin,Dr. Guido Westerwelle, zu aktuellen außen-, wirtschaftsundgesellschaftspolitischen Themen mit Vertretern ausDiplomatie, Politik, Wirtschaft und Medien.Anlage 23Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage desAbgeordneten Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 55):Wie bewertet die Bundeskanzlerin die Zusammensetzungder Delegation, die Bundesminister Dr. Guido Westerwellebei seiner Lateinamerikareise im März 2010 begleitete?Die Auswahl der mitreisenden Gäste wird nach einemeingespielten Verfahren, das im Auswärtigen Amt seitlängerem üblich ist, entschieden. Die Entscheidungsgrundlagefür die Mitreise innerhalb einer Wirtschafts-(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3073(A)delegation sind jeweils die fachliche Expertise und regionaleInteressen.Anlage 24Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage desAbgeordneten Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN) (Drucksache 17/1107, Frage 56):Warum wurde in das Auswärtige Amt ein dritter beamteterStaatssekretär berufen, obwohl der jetzige Bundesminister desAuswärtigen und ehemalige Oppositonsführer auf der Grundlagedes Liberalen Sparbuchs seiner Partei vor der letzten<strong>Bundestag</strong>swahl in jedem Bundesministerium die Streichungeines Staatssekretärspostens verlangt hatte?Die Aufgabenwahrnehmung sowie die entsprechendeRessourcenausstattung im Auswärtigen Amt orientierensich an den politischen Prioritäten der Amtsleitung.Die Anzahl der Staatssekretäre, die für die zielorientierteWahrnehmung der Aufgaben des AuswärtigenAmts verantwortlich sind, sowie deren Aufgaben spiegelndiese Priorisierung wider.Zu Frage 58:Grundsätzlich sind alle VN-Mitgliedstaaten aufgerufen,sich an UNIFIL zu beteiligen. Bei der deutschen Beteiligungan UNIFIL handelt es sich um eine freiwilligeLeistung. Die Bundeswehr hat sich <strong>von</strong> Anfang an amUNIFIL-Flottenverband beteiligt. Die Deutsche Marinehat den Flottenverband seit Oktober 2006 in mehrerenZeitabschnitten für insgesamt 21 Monate geführt und damitseit 2006 den weitaus größten Beitrag zur maritimenOperation geleistet. Gemäß Antrag der Bundesregierungvom 18. November 2009 zur Fortsetzung der Beteiligungbewaffneter deutscher Streitkräfte an UNIFIL, dem derDeutsche <strong>Bundestag</strong> am 3. Dezember 2009 zugestimmthat, ist die Obergrenze der deutschen Beteiligung <strong>von</strong>1 200 auf 800 abgesenkt worden.Mit dem im <strong>Bundestag</strong>smandat festgelegten Rahmen<strong>von</strong> 800 Soldatinnen und Soldaten ist die Deutsche Marinein der Lage, die Aufgaben im Bereich der Sicherungder seeseitigen Grenze und der Ausbildungsunterstützungfür die libanesische Marine wahrzunehmen. Derzeitsind circa 240 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz.(C)(B)Anlage 25Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen desAbgeordneten Dr. Rolf Mützenich (SPD) (Drucksache17/1107, Fragen 57 und 58):Welche Gründe hat die Bundesregierung, <strong>von</strong> der bisherigenPraxis einer Verlängerung des UNIFIL-Mandats umzwölf Monate abzuweichen und gegenüber dem <strong>von</strong> der Resolutiondes Sicherheitsrates der Vereinten Nationen gesetztenZeithorizont eine kürzere Frist für die deutsche Beteiligungfestzusetzen?Hält die Bundesregierung die bisher erreichten Erfolge desEngagements der internationalen Gemeinschaft für hinreichendund selbsttragend, um eine unilaterale Reduzierung derUNIFIL politisch vertreten zu können, obwohl sie in ihremAntrag vom 18. November 2009 ausdrücklich darauf hinweist,dass das Risiko eines erneuten bewaffneten Konflikts,nicht zuletzt angesichts innenpolitischer Spannungen im Libanonund ungelöster regionaler Konflikte, mit Israel fortbesteht?Zu Frage 57:Der Deutsche <strong>Bundestag</strong> hat dem Antrag der Bundesregierungzur Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräftean der Interimstruppe der Vereinten Nationen inLibanon (UNIFIL) erstmals im September 2006 zugestimmt,das Mandat wurde bis zum 31. August 2007 erteilt.Die erste Verlängerung des <strong>Bundestag</strong>smandatserfolgte bis zum 15. September 2008, die zweite Verlängerungbis zum 15. Dezember 2009, die dritte Verlängerungschließlich bis zum 30. Juni 2010. Eine etabliertePraxis, nach der die UNIFIL-Mandate jeweils um zwölfMonate verlängert werden, gibt es nicht. Die Bundesregierungist bestrebt, die Mandatsverlängerungen an politischeErfordernisse anzupassen, dies schließt die Dauerder Mandate ein.Anlage 26Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage desAbgeordneten Niema Movassat (DIE LINKE) (Drucksache17/1107, Frage 59):Ist es zutreffend, dass es bei einem ressortübergreifendenTreffen einen internen Entscheid <strong>von</strong> Auswärtigem Amt,Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Bundesministeriumder Finanzen, Bundesministerium für Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicherheit, Bundesministerium fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Bundesministeriumfür Bildung und Forschung am 24. Februar2010 gab, das Thema der Kandidatur Deutschlands für einennichtständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen– VN-SR-Kandidatur – zukünftig in allen Regierungsverhandlungenmit Empfängerländern des Bundesministeriums fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aktiv anzusprechenund beispielsweise in einem direkten Zusammenhangmit der Gewährleistung <strong>von</strong> Mitteln für Projekte zur Bekämpfungdes Klimawandels für südpazifische Inselstaatenund anderen Maßnahmen zum Thema „Erneuerbare Energien“für eine Reihe <strong>von</strong> Karibikstaaten zu diskutieren?Zutreffend ist, dass am 24. Februar 2010 auf Einladungdes Auswärtigen Amts eine Ressortbesprechungzum Thema Kandidatur Deutschlands für einen nichtständigenSitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationenstattgefunden hat. Ziel war es, die beteiligten Ressortssieben Monate vor der Abstimmung in der Generalversammlungder Vereinten Nationen über den Stand derKandidatur zu unterrichten und eine gute gegenseitigeAbstimmung über Auslandsaktivitäten sicherzustellen.Wie alle Staaten, die eine Wahl in den Sicherheitsratder Vereinten Nationen anstreben, argumentiert auchDeutschland bei der Wahlwerbung in den stimmberechtigtenStaaten unter anderem mit der Qualität der bilateralenBeziehungen. Die Wahlwerbung erfordert imWahljahr besondere Anstrengungen der gesamten Bundesregierungund umfassende gegenseitige Unterrichtung.(D)


3074 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)Es trifft nicht zu, dass vereinbart wurde, die Kandidaturin allen Regierungsverhandlungen des Bundesministeriumsfür wirtschaftliche Zusammenarbeit undEntwicklung anzusprechen oder dieses Thema mit Partnerländernin direktem Zusammenhang mit der Gewährung<strong>von</strong> Mitteln für Projekte zu diskutieren.Anlage 27Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage desAbgeordneten Niema Movassat (DIE LINKE) (Drucksache17/1107, Frage 60):Was gedenkt die Bundesregierung bezüglich des Verdachtes,dass es bei dem seit Mittwoch, dem 10. März 2010, herrschendenStreik der Mitarbeiter <strong>von</strong> Subunternehmen desThyssenKrupp-Werkes in Sepetiba, TKCSA, Rio de Janeiro,Brasilien, aufgrund eines <strong>von</strong> TKCSA beauftragten Polizeieinsatzeszu mindestens einem Todesfall unter den Streikendenund zu Verletzungen aufgrund <strong>von</strong> Schlägen kam, zuunternehmen, um den extraterritorialen StaatenpflichtenDeutschlands nachzukommen?Bei dem mittlerweile beendeten Streik ging es um Gehaltsverhandlungenbei Subunternehmen. Nach Kenntnisder Bundesregierung gab es hierbei keinen Konflikt zwischenden Streikenden und der Polizei und auch keinenTodesfall.muss entgegengetreten werden. Es ist im Interesse derBeteiligten, die Vorwürfe rund um die Gaza-Offensivevollständig aufzuklären. Hierzu ist eine ernsthafte undsorgfältige rechtliche Aufarbeitung des Goldstone-Berichtsdurch die Parteien selbst notwendig.Dafür setzt sich die Bundesregierung auch hochrangigein. So hat sich der Bundesminister des Auswärtigen,Dr. Guido Westerwelle, gegenüber dem israelischen Außenminister,Avigdor Lieberman, am 18. Januar 2010 imRahmen der deutsch-israelischen Regierungsverhandlungenfür geeignete Mechanismen zur Untersuchungeingesetzt.Nach Auffassung der Bundesregierung ist der Menschenrechtsratder Vereinten Nationen als Auftraggeberdes Goldstone-Berichts das geeignete Gremium für dieweitere Befassung.Deutschland ist im Sommer 2009 vorübergehend ausdem Menschenrechtsrat ausgeschieden und hat einenBeobachterstatus inne. Auch nach dem zeitlich begrenztenAusscheiden wirkt Deutschland bei den Verhandlungenum die weitere Behandlung des Goldstone-Berichtesaktiv mit. In den EU-Koordinierungen nimmt Deutschlandeine unverändert wichtige Rolle ein und bemühtsich um Herstellung einer einheitlichen Linie. Zudemäußert sich Deutschland zu Themen des Menschenrechtsratesauch als Beobachter vor dem Plenum.(C)(B)Anlage 28Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen desAbgeordneten Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Fragen 61 und 62):Wie wird die Bundesregierung der Aufforderung des EuropäischenParlaments (Entschließung vom 10. März 2010zur Umsetzung der Goldstone-Empfehlungen zu Israel-Palästina– P7_TA-PROV(2010)0054), den Goldstone-Bericht„sorgfältig zu prüfen“, nachkommen?Wird die Bundesregierung den Goldstone-Bericht demDeutschen <strong>Bundestag</strong> als offizielles Dokument der VereintenNationen zur parlamentarischen Behandlung weiterleiten?Zu Frage 61:Vorbemerkung: Die in Ihrer Frage genannte Entschließungdes Europäischen Parlaments enthält keineAufforderung an die Bundesregierung, den Goldstone-Bericht „sorgfältig zu prüfen“.In der Entschließung werden die Mitgliedstaaten aufgefordert,öffentlich dafür einzutreten, dass die Empfehlungendes Berichtes umgesetzt werden, die Umsetzungder Empfehlungen aktiv zu überwachen und die Ergebnisseder Ermittlungen, zu denen der Bericht auffordert,zu überwachen.Die Bundesregierung hat sich <strong>von</strong> Beginn an für eineangemessene und ausgewogene Behandlung des Goldstone-Berichtseingesetzt und wird dies weiterhin tun.Mögliche Verletzungen des Völkerrechtes müssensorgfältig untersucht und aufgearbeitet werden, Vorverurteilungenund Versuchen der InstrumentalisierungZu Frage 62:Der Goldstone-Bericht ist Ergebnis einer vom Menschenrechtsratder Vereinten Nationen mandatiertenUntersuchungskommission zur Frage <strong>von</strong> Menschenrechtsverletzungenwährend des Gaza-Konfliktes im Dezember2008 und Januar 2009.Der Bericht wurde am 15. September 2009 veröffentlichtund in den Vereinten Nationen in New York vorgestellt.Seither ist er innerhalb der Vereinten Nationen Gegenstandder Befassung des VN-Menschenrechtsrates,des VN-Sicherheitsrates und der Generalversammlunggewesen.Es handelt sich bei dem Bericht um ein öffentlich zugänglichesDokument der Vereinten Nationen, mit demsich der Deutsche <strong>Bundestag</strong> mehrfach beschäftigt hat.Anlage 29Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen derAbgeordneten Annette Groth (DIE LINKE) (Drucksache17/1107, Fragen 63 und 64):Wie positioniert sich die Bundesregierung zu der Empfehlungdes Goldstone-Berichtes an den Weltsicherheitsrat, einunabhängiges Expertengremium einzuberufen, um die israelischenund palästinensischen Untersuchungen zu kontrollieren?Wie wird die Bundesregierung den Aufforderungen derResolution des Europäischen Parlaments vom 10. März 2010nachkommen, in dem die Mitgliedstaaten der EuropäischenUnion aufgefordert werden, sich für die Umsetzung der Empfehlungendes Goldstone-Berichtes einzusetzen?(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3075(A)(B)Zu Frage 63:Der Goldstone-Bericht ist Ergebnis einer vom Menschenrechtsratder Vereinten Nationen mandatiertenUntersuchungskommission zur Frage <strong>von</strong> Menschenrechtsverletzungenwährend des Gaza-Konfliktes im Dezember2008 und Januar 2009.Der Bericht wurde am 15. September 2009 veröffentlichtund in den Vereinten Nationen in New York vorgestellt.Seither ist er innerhalb der Vereinten Nationen Gegenstandder Befassung des VN-Menschenrechtsrates,des VN-Sicherheitsrates und der Generalversammlunggewesen. Die Bundesregierung hat sich <strong>von</strong> Beginn anfür eine angemessene und ausgewogene Behandlung desGoldstone-Berichts eingesetzt. Vorverurteilungen undVersuchen der Instrumentalisierung ist sie entgegengetreten.Nach Auffassung der Bundesregierung ist der Menschenrechtsratder Vereinten Nationen als Auftraggeberdes Goldstone-Berichts das geeignete Gremium für dieweitere Befassung. Entsprechend ist die BundesregierungBemühungen, andere Gremien mit dem Bericht zubefassen, <strong>von</strong> Anfang an entgegengetreten.Es liegt im Interesse der Beteiligten, alle Vorwürferund um die Gaza-Offensive vollständig aufzuklären.Hierzu ist nach Auffassung der Bundesregierung eineernsthafte und sorgfältige rechtliche Aufarbeitung desGoldstone-Berichts durch die Parteien selbst notwendig.Dafür setzt sich die Bundesregierung auch hochrangigein. So hat sich der Bundesminister des Auswärtigen, Dr.Guido Westerwelle, gegenüber dem israelischen Außenminister,Avigdor Lieberman, am 18. Januar 2010 imRahmen der deutsch-israelischen Regierungsverhandlungenfür geeignete Mechanismen zur Untersuchungeingesetzt.regierung ist der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationenals Auftraggeber des Goldstone-Berichts das geeigneteGremium für die weitere Befassung.Anlage 30Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage desAbgeordneten Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 65):Welche Gespräche führte die Bundesregierung mit der britischenund der niederländischen Regierung bezüglich der politischenEinigung über die Aufnahme <strong>von</strong> Beitrittsverhandlungenzwischen der EU und Island im Vorfeld des EuropäischenRates am 25. und 26. März 2010, und inwiefern beeinflusstder Konflikt der isländischen Regierung mit der britischenund der niederländischen Regierung über das KreditabkommenIcesave auch die Positionierung der Bundesregierunghinsichtlich der Entscheidung über die baldige Aufnahme <strong>von</strong>Beitrittsverhandlungen mit Island?Im isländischen Verhalten nach dem Zusammenbruchder insolventen Online-Bank Icesave wurde bislang keinVerstoß gegen den EWR-Acquis festgestellt. Die Bundesregierungbetrachtet daher – wie die EuropäischeKommission – die Icesave-Verhandlungen als bilateraleAngelegenheit zwischen Island einerseits und Großbritannienund den Niederlanden andererseits; sie verhältsich in der Icesave-Frage neutral.Die Frage der Aufnahme <strong>von</strong> EU-Beitrittsverhandlungenund die Lösung der Icesave-Frage sollten nichtmiteinander vermischt werden. Die Bundesregierung hatdaher im Vorfeld des Europäischen Rates auch keine Gesprächegeführt, die eine solche Verbindung herstellen.(C)(D)Zu Frage 64:In der Entschließung werden die Mitgliedstaaten aufgefordert,öffentlich dafür einzutreten, dass die Empfehlungendes Berichtes umgesetzt werden, die Umsetzungder Empfehlungen aktiv zu überwachen und die Ergebnisseder Ermittlungen, zu denen der Bericht auffordert,zu überwachen. Die Bundesregierung hat sich <strong>von</strong> Beginnan für eine angemessene und ausgewogene Behandlungdes Goldstone-Berichts eingesetzt und wird diesweiterhin tun. Mögliche Verletzungen des Völkerrechtesmüssen nach Auffassung der Bundesregierung sorgfältiguntersucht und aufgearbeitet werden, Vorverurteilungenund Versuchen der Instrumentalisierung muss entgegengetretenwerden.Es liegt im Interesse der Beteiligten, die Vorwürferund um die Gaza-Offensive vollständig aufzuklären.Hierzu ist eine ernsthafte und sorgfältige rechtliche Aufarbeitungdes Goldstone-Berichts durch die Parteienselbst notwendig. Dafür setzt sich die Bundesregierungauch hochrangig ein. So hat sich der Bundesminister desAuswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, gegenüber dem israelischenAußenminister, Avigdor Lieberman, am18. Januar 2010 im Rahmen der deutsch-israelischen Regierungsverhandlungenfür geeignete Mechanismen zurUntersuchung eingesetzt. Nach Auffassung der Bundes-Anlage 31Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage derAbgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Drucksache17/1107, Frage 66):Wird die Bundesregierung angesichts der jüngsten und äußerstbrutal geführten Gefechte in der somalischen HauptstadtMogadischu, bei denen allen Seiten schwere Menschenrechtsverletzungenvorgeworfen wurden, zahlreiche Zivilistinnenund Zivilisten umkamen und vertrieben wurden und die sogenanntensomalischen Sicherheitskräfte, unterstützt durch US-Aufklärungsmittel, Seite an Seite mit der Sufi-RebellengruppeAhlu Sunna Waljamaca, ASWJ, gegen Anhänger deral-Shabaab kämpften, die weite Teile der Stadt und des Landeskontrollieren, anerkennen, dass in Somalia nach wie vorein Bürgerkrieg herrscht und sich eine einseitige Unterstützungeiner oder mehrerer Konfliktparteien durch die USA,Frankreich und die EU ebenso verbietet wie diejenige Äthiopiensund Eritreas, das deshalb mit Sanktionen belegt wurde,und wird sich die Bundesregierung deshalb dafür einsetzen,dass die Vorbereitungen für die EU-Trainingsmissionen in Somaliaund Uganda, mit denen Angehörige einer Konfliktparteimilitärisch geschult werden sollen, unverzüglich eingestelltund das Mandat beendet wird?Die Bundesregierung stellt nicht in Abrede, dass inSomalia Bürgerkrieg herrscht. Im Interesse einer Stabilisierungder Sicherheitslage fördert sie den <strong>von</strong> den VereintenNationen geleiteten, politischen Prozess. Er bindeterfolgreich die wichtigen Gruppierungen und Clans


3076 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)Somalias ein. Nur islamistische Extremisten stehen weiterhinabseits und bekämpfen die Übergangsregierung aktiv.Sie sehen sich als Teil des „internationalen Dschihad“und werden aus dem Ausland unterstützt.Zum politischen Prozess gehört auch, die internationalanerkannte Übergangsregierung Somalias in dieLage zu versetzen, ein Minimum an staatlicher Ordnungzu gewährleisten. Im Einklang mit den Anstrengungender Afrikanischen Union und gemeinsam mit den EU-Partnern wird die Bundesregierung an Maßnahmen festhalten,die hierauf abzielen.Die beiden nationalen Sportveranstaltungen <strong>von</strong> SpecialOlympics Deutschland, die Sportorganisation fürMenschen mit mentaler Behinderung, werden aufgrundder verfassungsmäßigen Kompetenzverteilung zwischendem Bund und den Ländern vom Bundesministeriumdes Innern und vom Bundesministerium für Familie,Senioren, Frauen und Jugend nicht gefördert. DasBundesministerium für Arbeit und Soziales prüft zurzeitden Antrag <strong>von</strong> Special Olympics Deutschland, das nebenden Wettkämpfen laufende Gesundheitsprogramm„Healthy Athlets“ bei den Sommerspielen in Bremen zufördern.(C)(B)Anlage 32Antwortdes Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage desAbgeordneten Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 67):Wie bewertet die Bundesregierung ihren Beitrag zur Ausbildungafghanischer Polizistinnen und Polizisten vor demHintergrund der Feststellung des Director of National Intelligenceder USA, Dennis Blair, im aktuellen Annual Threat Assessmentvom 2. Februar 2010, die afghanische Polizei werde<strong>von</strong> der dortigen Bevölkerung als gefährlicher wahrgenommenals die Taliban?Die statistischen Analysen, auf die sich die Bewertungdes Direktors der Nationalen Nachrichtendiensteder USA gründet, liegen der Bundesregierung nicht vor.Die Bundesregierung ist sich der Probleme innerhalbder afghanischen Polizei bewusst. Der mangelhafte Ausbildungsstandund die hohe Korruptionsrate tragen in derTat zur Verunsicherung der Bevölkerung bei. Die überspitzteDarstellung der afghanischen Polizei als Hauptgefahrenquellefür die Bevölkerung wird jedoch nichtgeteilt. Insbesondere bestehen erhebliche regionale Unterschiedein der Sicherheitswahrnehmung. Eine Reihe<strong>von</strong> Untersuchungen zeigen ferner, dass die Mehrheitder Bevölkerung die Arbeit der afghanischen Polizei beider Verbrechensbekämpfung durchaus differenziert betrachtet,was der obigen Einschätzung (der Polizei alsGefahrenquelle) widerspricht.Trotzdem bleibt festzuhalten, dass der Ausbildungsstandund die Personalstärke der afghanischen Polizei– gemessen an ihren Aufgaben – zu gering ist. Vor diesemHintergrund bewertet die Bundesregierung ihrenBeitrag zur Ausbildung afghanischer Polizistinnen undPolizisten als weiterhin notwendig und sinnvoll.Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur undMedien fördert unter dem Aspekt der kulturellen Bildungdas Special Olympics Begleitprojekt „Bewegungskünstler“in Bremen mit einem Betrag <strong>von</strong> 120 512,50 Euro.Das Bundesministerium des Innern fördert im Übrigenseit 1992 Special Olympics Deutschland. Die Förderungin den Jahren 2009 und 2010 setzt sich wie folgtzusammen: jährlich 75 000 Euro für Leistungssportpersonal(Geschäftsführer (1/2 Stelle) und Sportdirektorin).Für die Entsendung zu den World Winter Games 2009 inBoise/ldaho/USA wurden insgesamt 240 000 Euro. Weitere15 000 Euro für ein Internationales Volleyballturnierin Wilhelmsdorf/BW wurden bereitgestellt. Hinzu kommenEntsendekosten zu den European Summer Games2010 in Warschau in Höhe <strong>von</strong> 90 000 Euro und zur Vorbereitungauf die World Summer Games 2011 in Athenin Höhe <strong>von</strong> 92 500 Euro.Anlage 34Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Fragedes Abgeordneten Dr. Ilja Seifer (DIE LINKE) (Drucksache17/1107, Frage 69):Wie viele aktive Leistungssportlerinnen und -sportler– bitte differenziert nach männlich/weiblich sowie behindert/nichtbehindert nennen – sind bei obersten Bundesbehörden– mit Stand 31. Dezember 2009 – beschäftigt bzw. in einemAusbildungsverhältnis?In der Spitzensportförderung <strong>von</strong> Bundespolizei,Bundeswehr und Zoll befanden sich zum Stichtag31. Dezember 2009 insgesamt 984 Sportlerinnen undSportler. Darunter befinden sich keine Spitzensportlerinnenbzw. Spitzensportler mit Behinderung. Im Einzelnen:(D)Anlage 33Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Fragedes Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Fragen 68):Mit welchen Maßnahmen unterstützt der Bund die Vorbereitungund Durchführung – bitte einzeln, auch mit dem jeweiligenfinanziellen Betrag, nennen – der Special OlympicsNational Games im Juni 2010 in Bremen sowie die SpecialOlympics National Winter Games im Februar/März 2011 inAltenberg/Sachsen?Geschäftsbereich(GB)AnzahlgesamtweiblichmännlichBundespolizei(GB BMI) 155 59 96Bundeswehr(GB BMVg) 791 207 584Zoll Ski Team(GB BMF) 38 20 18Gesamt: 984 286 698


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3077(A)Im Übrigen gibt es keinen Gesamtüberblick über dieBeschäftigung aktiver Spitzensportlerinnen und Spitzensportlerbei Obersten Bundesbehörden und ihren Geschäftsbereichen.Zum genannten Stichtag waren insgesamt 5 Spitzensportlermit Behinderung in Obersten Bundesbehördeneinschließlich Geschäftsbereichen beschäftigt:AnzahlgesamtweiblichmännlichBundesministeriumdes Innern (einschließlichGB) 4 1 3Bundesministeriumfür Wirtschaft undTechnologie (GB) 1 - 1Gesamt: 5 1 4Danach stellt die Europäische Union sicher, dass Fluggesellschaften,die Auslandspassagierflüge in die oderaus den Vereinigten Staaten <strong>von</strong> Amerika durchführen,die in ihren Buchungssystemen enthaltenen PNR-Datendem DHS zur Verfügung stellen. Die Datenarten, die vomDHS erhoben werden dürfen, sind in Abschnitt III desdem Abkommen als Anlage angefügten Schreibens derUSA an die EU (abgedruckt BGBl. 2007 II Seite 1982 ff.)in insgesamt 19 Kategorien dargestellt.Die Weitergabe der Daten an Behörden in den USAoder in Drittstaaten ist in Abschnitt II des Schreibensdargestellt.(C)(B)Die Vereinbarkeit einer Karriere als Spitzensportlermit schulischer und beruflicher Ausbildung sowie Berufsausübung(sogenannte Duale Karriere) wird angesichtsder stark gestiegenen internationalen Konkurrenzund der damit verbundenen Professionalisierung auch imparalympischen Sport zunehmend erschwert. Auf Initiativedes Bundesministers des Innern soll die Förderungder „dualen Karriere“ paralympischer Sportlerinnen undSportler – auch durch Unterstützung der Wirtschaft –kontinuierlich weiterentwickelt werden.Anlage 35Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Fragedes Abgeordneten Andrej Konstantin Hunko (DIELINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 70):Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung darüber,<strong>von</strong> welchen Fluggesellschaften in Deutschland jeweils welcheDatenkategorien im Rahmen des Abkommens über Passagiernamensregister– PNR-Abkommen – mit den USA an dasUS-amerikanische Heimatschutzministerium übermittelt werden,und welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung darüber,an welche Behörden in den USA oder in Drittstaatendiese Daten weitergegeben werden?Grundlage der Übermittlung <strong>von</strong> Fluggastdaten istdas Abkommen zwischen der Europäischen Union undden Vereinigten Staaten <strong>von</strong> Amerika über die Verarbeitung<strong>von</strong> Fluggastdatensätzen (Passenger NameRecords – PNR) und deren Übermittlung durch die Fluggesellschaftenan das United States Department ofHomeland Security (DHS) (PNR-Abkommen 2007,ABI. EU L 204 vom 4. August 2007, Seite 18). Der <strong>Bundestag</strong>hat am 20. Dezember 2007 das Gesetz zu demAbkommen vom 26. Juli 2007 zwischen der EuropäischenUnion und den Vereinigten Staaten <strong>von</strong> Amerikaüber die Verarbeitung <strong>von</strong> Fluggastdatensätzen (PassengerName Records – PNR) und deren Übermittlungdurch die Fluggesellschaften an das United States Departmentof Homeland Security (DHS) (PNR-Abkommen2007) beschlossen (BGBl. 2007 II Seite 1978).Anlage 36Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frageder Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 71):Inwieweit teilt die Bundesregierung die Auffassung, dassRechtsextremismus und Rassismus, die laut Sächsische Zeitungvom 4. März 2010 seit Oktober 1990 in Deutschland149 Menschen das Leben kosteten (www.sz-online.de), dieHauptgefahr für jedwede Demokratie sind, und steht nachAuffassung der Bundesregierung die Kriminalisierung zivilgesellschaftlichenEngagements gegen Rechtsextremismusund Rassismus wie im Rahmen der Proteste gegen den geplantenAufmarsch <strong>von</strong> NPD und Pro NRW Ende März 2010in Duisburg in Form der Ermittlungen gegen Aktivisten desBündnisses „Duisburg stellt sich quer“ und „Marxloh stelltsich quer!“ wegen Aufrufen zur zivilgesellschaftlichen Gegenwehrwie friedlichen Blockaden nicht im Widerspruch zur<strong>von</strong> allen demokratischen Parteien geforderten Zivilcourageder Bürger gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus?Nach Auffassung der Bundesregierung stellt jedeForm <strong>von</strong> politischem Extremismus und Rassismus perdefintionem eine Gefahr für die freiheitlich demokratischeGrundordnung dar. Entsprechend der Formulierungin der Koalitionsvereinbarung tritt sie daher Extremismenjeder Art, seien es Links- oder Rechtsextremismus,Antisemitismus oder Islamismus, entschlossen entgegen.Dabei misst die Bundesregierung zivilgesellschaftlichemEngagement, das sich seinerseits an der Werteordnungunserer Verfassung orientiert, insbesondere die Spielregelneiner demokratischen Gesellschaft im Umgang mitanderen politischen Meinungen achtet, große Bedeutungzu.Ich bitte aber um Verständnis, dass die Bundesregierungschon mangels Zuständigkeit zu Maßnahmen derPolizeien der Länder sowie zu laufenden ErmittlungsoderStrafverfahren grundsätzlich keine Stellung nimmt.Stellung nehmen möchte ich jedoch zu der im Fragetextgenannten Zahl der Todesopfer rechter Gewalt, zumalder Bund für die bundesweiten Zahlen der politischmotivierten Kriminalität zuständig ist. Vorweg: JederMensch, der infolge einer rechtsextremistischen TatSchaden an Leib oder gar Leben erlitten hat, ist ein Opferzu viel.(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3079(A)(B)Sieht die Bundesregierung die Gefahr, dass ein Teil derSteuerlasten auf die Bürgerinnen und Bürger abgewälzt wird,wenn – wie in der Gemeindefinanzkommission geprüft werdensoll – die Kommunen als Ersatz für einen möglichenWegfall der Gewerbesteuer einen Zuschlag auf die Einkommen-und die Körperschaftsteuerzahlungen ihrer Bürgerinnenund Bürger – bitte begründen – erheben dürfen?Auftrag der Gemeindefinanzkommission ist es, diekommunalen Einnahmen und Ausgaben zu analysierenund Alternativen aufzuzeigen. Im Mittelpunkt der Kommissionsarbeitsteht der Prüfauftrag des Koalitionsvertrages.Der Kommission gehören neben den Bundesministernder Finanzen, des Innern und für Wirtschaft undTechnologie auch Finanz- und Innenminister der Ländersowie die kommunalen Spitzenverbände an. Es ist vorgesehen,zu einvernehmlichen Lösungen zu gelangen.Den Ergebnissen der Kommission sollte daher nicht vorgegriffenwerden. Die <strong>von</strong> Ihnen angesprochene Fragewird sicherlich in der Kommission behandelt. Dabei giltes, die Interessen aller Steuerzahler zu berücksichtigen.Anlage 41Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Fragender Abgeordneten Dr. Barbara Hendricks (SPD)(Drucksache 17/1107, Fragen 76 und 77):Strebt die Bundesregierung ein gesetzliches Verbot <strong>von</strong>– ungedeckten – Leerverkäufen an?Warum beurteilte die Bundesregierung, wenn sie ein Verbot<strong>von</strong> – ungedeckten – Leerverkäufen anstrebt, dann nochim Februar 2010 die Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht,diese Leerverkäufe wieder zuzulassen,als „sachgerecht“ (siehe die Antwort auf meine mündlicheFrage an die Bundesregierung, Plenarprotokoll 17/21,Anlage 29)?Anlage 42Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frageder Abgeordneten Viola <strong>von</strong> Cramon-Taubadel(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107,Frage 78):Hält die Bundesregierung angesichts des Grundsatzbeschlussesder Eurogruppe vom 15. März 2010 über die technischenEinzelheiten einer Finanzhilfe für Griechenland das aktuelleSparziel Griechenlands für den im Jahr 2009 offiziell6,605 Milliarden Euro starken griechischen Militärhaushaltfür ausreichend, und, wenn ja, wie begründet sie dies?In den am 16. Februar 2010 im Rahmen des verschärftenDefizitverfahrens beschlossenen Empfehlungen forderteder ECOFIN-Rat Griechenland zu umfassendenSparmaßnahmen zur Rückführung seines übermäßigenDefizits spätestens bis 2012 unter den Referenzwert <strong>von</strong>3 Prozent des BIP auf (Haushaltsdefizit 2009: – 12,7 Prozent).Die Ratsempfehlungen verlangen einen Defizitabbauum 4-Prozent-Punkte des BIP für 2010. Vor diesemHintergrund kündigte Griechenland in seinem Stabilitätsprogrammeine Reihe <strong>von</strong> Sparmaßnahmen an, die dieEinnahmen- und Ausgabenseite gleichermaßen betreffen.Laut Stabilitätsprogramm betragen die geplanten Einsparungenfür 2010 im Militärbudget 457 Millionen Euro.Das griechische Parlament hat über das Stabilitätsprogrammhinaus weitere Maßnahmen am 5. März 2010 verabschiedet.Die Kommission hat diese Maßnahmen der GRC-Regierungals ausreichend bewertet, um das Erreichen desHaushaltsziels 2010 sicherzustellen. Auf ihrem Treffenam 15./16. März 2010 haben der Bundesfinanzministerund die anderen Finanzminister der Eurogruppe dieseMaßnahmen ausdrücklich begrüßt.Anlage 43Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Fragedes Abgeordneten Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 79):(C)(D)Zu Frage 76:Das Bundesministerium der Finanzen wird noch imApril den Entwurf eines Gesetzes vorstellen, das einVerbot ungedeckter Leerverkäufe enthält. Der Regierungsentwurfsoll im Sommer 2010 vom Kabinett verabschiedetwerden.Zu Frage 77:Das <strong>von</strong> der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsichterlassene Verbot ungedeckter Leerverkäufe warzeitlich befristet und ist auf der Grundlage <strong>von</strong> § 4Abs. 1 WpHG zur Beseitigung und Verhinderung <strong>von</strong>Missständen erlassen worden. Vor dem Hintergrund derVerbesserung der Lage an den Finanzmärkten war essachgerecht, diese zur Bekämpfung <strong>von</strong> Missständen erlassene,einschneidende Maßnahme nicht weiter zu verlängern.Das geplante gesetzliche Verbot ungedeckterLeerverkäufe soll generell und nicht nur in den Fällengelten, in denen Anordnungen gemäß § 4 Abs. 1 WpHGgetroffen werden können.Wie positioniert sich die Bundesregierung gegenüber denForderungen des griechischen Regierungschefs GiorgosPapandreou, auf dem Europäischen Rat am 25./26. März 2010ein klares Votum zu finanziellen Hilfen für Griechenland abzugeben,und welche auf der innereuropäischen Solidaritätberuhenden Ideen wird die Bundesregierung zur Ausgestaltungdieser Finanzhilfen gegenüber den übrigen Staats- undRegierungschefs anbringen?Der Präsident des Europäischen Rates, Herman vanRompuy, hat das <strong>von</strong> Ihnen genannte Thema nicht fürdie Tagesordnung des Europäischen Rates am 25./26. März 2010 vorgesehen.Anlage 44Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Fragedes Abgeordneten Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 80):


3080 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)Verfügen derzeit deutsche Finanzbehörden über Daten ausdem Datenbestand der HSBC Private Bank Suisse, der – nachMedieninformationen über einen ehemaligen Mitarbeiter derBank (Süddeutsche Zeitung vom 6. März 2010) – im Sommer2009 in den Besitz der französischen Behörden gelangte?Deutsche Finanzbehörden verfügen derzeit noch nichtüber Daten aus dem genannten Datenbestand. Die deutschenFinanzbehörden werden Daten oder Teilmengen<strong>von</strong> Daten, die für Deutschland voraussichtlich erheblichsind, aufgrund der EU-Amtshilferichtlinie aus Frankreicherhalten, sobald solche Daten bei der Auswertungdes Datenbestandes in Frankreich festgestellt werden.Die Bundesregierung hat <strong>von</strong> der französischen Justizkeine Daten über deutsche Steuerhinterzieher angefordert.Sollte Frankreich wie auch andere Mitgliedstaaten derEuropäischen Union bei der Auswertung Daten oderTeilmengen dieser Daten, die für die Besteuerung inDeutschland voraussichtlich erheblich sein könnten,feststellen, dann ist Frankreich, wie auch jeder andereMitgliedstaat der Europäischen Union, entsprechend derEU-Amtshilferichtlinie verpflichtet, diese Daten unaufgefordertan Deutschland zu übermitteln.(C)(B)Anlage 45Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Fragedes Abgeordneten <strong>Christian</strong> Lange (Backnang) (SPD)(Drucksache 17/1107, Frage 81):Nach welchem Prinzip werden die Kosten, die der nordrhein-westfälischenLandesregierung durch den Ankauf derihr angebotenen sogenannten Steuersünder-CD angefallensind, auf andere oder alle Bundesländer verteilt, und ist derBundesregierung bekannt, ob sich Baden-Württemberg ebenfallsan den Kosten beteiligt?Der Bund hat NRW in Anlehnung an das Verfahrenbei der Liechtensteiner CD eine Beteiligung in Höhe <strong>von</strong>50 Prozent an der Zahlung zugunsten des Informantenzugesagt. Die verbleibenden Kosten tragen die Ländernach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel. Ob sichdas Land Baden-Württemberg an dieses Verfahren haltenwird, ist der Bundesregierung zum gegenwärtigenZeitpunkt nicht bekannt.Anlage 46Anlage 48Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frageder Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 84):Auf welchen Gesetzesnormen bzw. anderweitigen Normenberuht die Abführung eines pauschalen Einkommensteuerbetragsin Höhe <strong>von</strong> 10 Prozent der Prämiensumme in Fällenwie beim Ankauf der Daten über potenzielle Steuerhinterzieherdurch das Land Nordrhein-Westfalen, und unter welchenUmständen unterliegt – bitte mit Angabe der Gesetzesnormenund der Fundstelle der entsprechenden Normen bzw. der Vereinbarung– ein solcher Ankauf der Umsatzsteuer mit welchemSteuersatz?Die Abführung eines pauschalen Steuerbetrags für diean Informanten gezahlten Vergütungen geht auf Vereinbarungender obersten Finanzbehörden des Bundes undder Länder aus dem Jahr 1963, zuletzt bestätigt im Jahr1998, zurück. Die umsatzsteuerliche Behandlung des Ankaufshängt <strong>von</strong> den genauen Umständen des Einzelfallsab, deren Offenbarung aber gegen das Steuergeheimnisverstoßen würde. Genauere Angaben zur steuerlichen Behandlungsind deshalb nicht möglich.(D)Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Fragedes Abgeordneten <strong>Christian</strong> Lange (Backnang) (SPD)(Drucksache 17/1107, Frage 82):Ist der Bundesregierung bekannt, ob baden-württembergischeStrafverfolgungsbehörden Beamte der Steuerverwaltung,wenn sie die Daten der sogenannten Steuersünder-CD verwenden,strafrechtlich verfolgen werden?Hierüber liegen der Bundesregierung keine Erkenntnissevor.Anlage 47Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frageder Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 83):Hat die Bundesregierung <strong>von</strong> der französischen Justiz Datenüber deutsche Steuerhinterzieher kostenlos angefordert,die diese im Zusammenhang mit der Übergabe <strong>von</strong> Datendurch den ehemaligen Informatiker der HSBC-Bank H. F. erhaltenhat, und, wenn nein, warum nicht?Anlage 49Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frageder Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 85):Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus der Bewertungder EU-Kommission zum Stabilitäts- und Konvergenzprogrammder Bundesrepublik Deutschland vom17. März 2010 vor dem Hintergrund der Äußerung durch dieEU-Kommission, dass der Konsolidierungspfad ab 2011durch keinerlei konkrete Maßnahmen gestützt werde, und wieviel Spielraum für steuerliche Mindereinnahmen durch dieEinführung eines Stufentarifs bei der Einkommensteuer siehtdie Bundesregierung vor diesem Hintergrund?Der ECOFIN-Rat hat am 2. Dezember 2009 in seinenEmpfehlungen im Defizitverfahren gegenüber Deutschlandgefordert, die konjunkturstimulierenden Maßnahmenin 2010 wie beabsichtigt durchzuführen, ab 2011 zukonsolidieren und das strukturelle Defizit um mindestens0,5 Prozent des BIP durchschnittlich pro Jahr abzubauen.Bis 2013 läuft die Frist zur Rückführung desübermäßigen Defizits unter 3 Prozent des BIP. Die Vorgabenim Defizitverfahren in Bezug auf Deutschland


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3081(A)sind in völliger Übereinstimmung zu den Vorgaben derdeutschen Schuldenbremse.Im Rahmen des Defizitverfahrens muss Deutschlandbis zum 2. Juni 2010 über die Fortschritte bei der Umsetzungder Empfehlungen vom 2. Dezember 2009 berichten.Diese Halbjahresfrist ist im Stabilitäts- und Wachstumspaktfestgelegt. In diesem Stabilitätsprogramm wardaher noch keine Konkretisierung der Konsolidierungsmaßnahmengefordert.Die neue mittelfristige Konjunkturprognose im Frühjahrund die Steuerschätzung im Mai werden höhere Planungssicherheitüber die notwendigen Konsolidierungsschrittegeben. Wir werden sie vorlegen, sobald wir überden Entwurf für den Bundeshaushalt 2011 und den Finanzplanbis 2014 verfügen.Zur Frage nach den Steuerplänen hat die Bundesregierungwiederholt auf die Bedeutung der Steuerschätzungim Mai hingewiesen.Anlage 50Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frageder Abgeordneten Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN) (Drucksache 17/1107, Frage 86):schwedische Friedensforschungsinstitut SIPRI im März2010 veröffentlicht hat, beruhen auf einer eigenständigenMethodik, sodass sie sich für die Bundesregierungnicht nachvollziehen lassen.Die Bundesregierung übt eine verantwortungsvollePolitik bei der Kontrolle <strong>von</strong> Rüstungsexporten aus. Sieentscheidet im jeweiligen Einzelfall nach einer sorgfältigenPrüfung unter Berücksichtigung aller vorliegendenUmstände. Grundlage dafür sind die Politischen Grundsätzeder Bundesregierung für den Export <strong>von</strong> Kriegswaffenund sonstigen Rüstungsgütern aus dem Jahr 2000und der Verhaltenskodex der Europäischen Union vom8. Juni 1998 bzw. der entsprechende Gemeinsame Standpunkt,der am 8. Dezember 2008 durch den Rat verabschiedetwurde. Nach den Politischen Grundsätzen sindAusfuhren <strong>von</strong> Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgüternin NATO-Länder und EU-Mitgliedstaaten grundsätzlichnicht zu beschränken.Die Bundesregierung weist die in der Frage enthalteneUnterstellung zurück, dass der Bundesminister desAuswärtigen auf seiner Griechenlandreise am 2. Februar2010 für neue Rüstungsgeschäfte geworben habe.(C)(B)Welche konkreten Pläne zur Änderung der Dienstwagenbesteuerungverfolgt die Bundesregierung (siehe Focus vom6. März 2010), und wie bewertet sie die Auswirkungen dergeplanten Änderungen auf die Erreichbarkeit des <strong>von</strong> derBundesregierung beschlossenen Klimaschutzziels, die CO 2 -Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu senken?Gegenstand des Koalitionsvertrages ist (Zeilen 195 ff.)„die Besteuerung <strong>von</strong> Jahreswagenrabatten für Mitarbeiterzügig auf ein realitätsgerechtes Maß bringen; in diesemZusammenhang werden wir auch die Angemessenheitder Besteuerung des geldwerten Vorteils aus derPrivatnutzung betrieblicher Fahrzeuge überprüfen“. DieBundesregierung wird dem Prüfauftrag im Koalitionsvertragnachkommen. Derzeit stehen noch keine Änderungsplänehinsichtlich der Dienstwagenbesteuerungfest.Anlage 52Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf dieFrage des Abgeordneten Dr. Frithjof Schmidt (BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 89):Wie groß war der Weltmarktanteil Deutschlands im BereichRüstungsexporte in den vergangenen fünf Jahren – bitteaufschlüsseln nach Jahreszahlen –, und wie erklärt die Bundesregierungeventuelle Abweichungen zur neuen Erhebungdes Friedensforschungsinstituts SIPRI?Eine belastbare Angabe zum Weltmarktanteil Deutschlandsim Bereich Rüstungsexporte ist der Bundesregierungnicht möglich, da es keine weltweit gültigen, umfassendenStandards zur Erfassung und Veröffentlichung<strong>von</strong> Rüstungsexporten gibt. Die Bundesregierung informiertdas Parlament über ihre Rüstungsexportpolitik indem jährlich erscheinenden Rüstungsexportbericht.Die Erhebungen des FriedensforschungsinstitutsSIPRI zu den weltweiten Rüstungsexporten basieren aufbesonderen analytischen Methoden, die im SIPRI-Jahrbuchdetailliert erläutert werden. SIPRI verwendet einenRüstungsgüterbegriff, der <strong>von</strong> den international vereinbartenKategorien zum Teil signifikant abweicht. Daherlassen die SIPRI-Angaben einen Vergleich mit den Ergebnissenanderer Institute oder mit amtlichen Veröffentlichungenwie zum Beispiel dem EU-Jahresberichtnicht zu.(D)Anlage 51Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf dieFrage der Abgeordneten Viola <strong>von</strong> Cramon-Taubadel(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107,Frage 88):Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus den Zahlendes jüngsten Berichts des Stockholmer FriedensforschungsinstitutsSIPRI, nach denen Griechenland derzeit35 Prozent seiner Rüstungsgüter <strong>von</strong> deutschen Unternehmenbezieht, und wird sie, wie dies der Bundesminister des Auswärtigen,Dr. Guido Westerwelle, auf seiner Griechenlandreiseam 2. Februar 2010 bereits getan hat, weiter für neueRüstungsgeschäfte werben?Anlage 53AntwortDie Bundesregierung hat keine Kenntnis über denAnteil deutscher Rüstungsgüter an den aktuellen griechischenRüstungsimporten. Die Exportzahlen, die dasdes Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf dieFrage des Abgeordneten Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele (BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 90):


3082 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)Inwieweit trifft zu, dass deutsche Unternehmen 2003 bis2005 ohne Beanstandung des Bundesamtes für Wirtschaft undAusfuhrkontrolle sogenannte Tetra-Technik sowie sensibleKrypto-Technik an das sudanesische Innenministerium lieferten(vergleiche ARD-Sendung Monitor vom 14. Mai 2009),und welche Hinweise hat die Bundesregierung darauf, dassdie Lieferungen durch den sudanesischen Geheimdienst indessen Zentrale in Khartoum verwendet werden?Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse darübervor, dass deutsche Unternehmen 2003 bis 2005 sogenannteTetra-Technik sowie sensible Krypto-Technikan das sudanesische Innenministerium lieferten. DerBundesregierung liegen keine Hinweise vor, dass Lieferungen<strong>von</strong> Tetra-Technik sowie sensibler Krypto-Technikaus Deutschland durch den sudanesischen Geheimdienstin dessen Zentrale in Khartoum verwendet werden.Anlage 54Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf dieFrage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 91):Anlage 56Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf dieFrage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIELINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 94):Welche Delegationsreisen hat der Bundesminister fürWirtschaft und Technologie in dieser Wahlperiode durchgeführt,und wer gehörte zu den jeweiligen Delegationen?Der Bundesminister für Wirtschaft und TechnologieRainer Brüderle hat in dieser Wahlperiode bisher zweiDelegationsreisen unternommen, und zwar vom 5. bis7. Dezember 2009 nach China und vom 18. bis 19. Februar2010 nach Russland.Auf der China-Reise wurde Bundesminister Brüderlebegleitet <strong>von</strong> vier Abgeordneten des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es,14 Wirtschaftsvertretern und 25 Journalisten. Aufder Russland-Reise waren vier Wirtschaftsvertreter inder Delegation.(C)(B)Befürwortet die Bundesregierung die Pläne der polnischenRegierung, den Bau <strong>von</strong> Atomkraftwerken in Polen zuzulassen,und schließt die Bundesregierung generell deutsche odereuropäische Finanzhilfen für polnische Atomkraftwerke aus?Nach Auffassung der Bundesregierung steht es jedemStaat frei, über die Zusammensetzung seines Energiemixeseinschließlich des Einsatzes der Kernenergie selbstzu entscheiden. Dies gilt auch für die Pläne Polens zurNutzung der Kernenergie.Anträge auf Finanzhilfen für den Bau <strong>von</strong> Kernkraftwerkenin Polen sind der Bundesregierung nicht bekannt.Anlage 55Antwortdes Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf dieFrage der Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 93):Wie hoch sind jeweils die finanziellen Anfragen/Anträgefür Hermesbürgschaften im Bereich der Atomtechnologie, dieder Bundesregierung momentan vorliegen, und wann wird voraussichtlichdarüber entschieden?Derzeit liegen dem Interministeriellen Ausschuss fürExportkreditgarantien des Bundes keine weiteren Anfragenoder Anträge auf Übernahme einer Exportkreditgarantiefür Exporte <strong>von</strong> Nukleartechnologie vor. Allerdingssind vier Anträge in Bearbeitung, bei denen es sichum Lieferungen für Kernkraftwerke in der RussischenFöderation und der Volksrepublik China handelt. DieAnträge betreffen insgesamt ein Volumen <strong>von</strong> rund50 Millionen Euro zu kurzfristigen Zahlungsbedingungen.Es handelt sich um die Kernkraftwerke Leningradskaja3 und Novovoronezhkaja 4 in Russland sowie umKernkraftwerke in Taishan und Hawei in China. DerZeitpunkt der Antragsentscheidung ist unbestimmt.Anlage 57Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf dieFrage der Abgeordneten Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 95):Welche Konsequenzen haben nach Auffassung der Bundesregierungdie <strong>von</strong> den Fraktionen der CDU/CSU und FDPbeschlossenen Haushaltssperren in Höhe <strong>von</strong> 300 MillionenEuro bei den Verwaltungskosten für die Durchführung derGrundsicherung für Arbeitsuchende und in Höhe <strong>von</strong>600 Millionen Euro bei den Leistungen zur Eingliederung inArbeit – unter Berücksichtigung der Szenarien der Bundesagenturfür Arbeit – im schlimmsten Falle auf die einzelnenTräger der Grundsicherung nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch,und wann legt die Bundesregierung ein Konzeptvor, mit dem die Aufhebung der Sperren veranlasst werdenkann, um so diese Konsequenzen so weit wie möglich dochnoch abzuwenden?Für die Dauer der vom Haushaltsausschuss des Deutschen<strong>Bundestag</strong>es in seiner Bereinigungssitzung am4. März 2010 beschlossenen qualifizierten Sperrenkönnte das für das Jahr 2010 für die Durchführung desSGB II zur Verfügung stehende Verwaltungskostenbudgetvorerst nur in Höhe <strong>von</strong> 4,1 Milliarden Euro in Anspruchgenommen werden. Im Eingliederungsbudget wärendurch die Sperre zunächst nur 6,0 Milliarden Euro verfügbar.Die Grundsicherungsstellen partizipieren an diesenAnsätzen für Eingliederungsleistungen und Verwaltungskostenentsprechend den in der Eingliederungsmittelverordnung2010 festgelegten Verteilschlüsseln. Nach diesenwären auch die gesperrten Beträge auf alle Grundsicherungsstellenumzulegen.Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gehtda<strong>von</strong> aus, dass die Sperren zügig schon kurz nach Inkrafttretendes Haushaltsgesetzes 2010 aufgehoben werdenkönnen. Es wird das vom Haushaltsausschuss geforderteKonzept, wie dies Bundesministerin Dr. <strong>von</strong> derLeyen bereits erklärt hat, bis April 2010 vorlegen. Damitwird sowohl den berechtigten Interessen arbeitsuchenderMenschen und der Grundsicherungsstellen als auch denInteressen des Haushaltsausschusses, der Arbeitnehmer(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3083(A)und der anderen Steuerzahler Rechnung getragen. ImLichte des beabsichtigten zügigen Entsperrungsverfahrenserscheint es daher nicht opportun, eine umfangreicheVergleichsberechnung für die einzelnen Grundsicherungsstellenüber potenzielle Auswirkungen der Sperrenvorzunehmen.Die Bundesregierung wird sachgrundlos befristeteEinstellungen erleichtern, wie es im Koalitionsvertragvom 26. Oktober 2009 vorgesehen ist. Die Begründungfür die geplante Maßnahme ist ebenfalls dem Koalitionsvertragzu entnehmen.(C)(B)Anlage 58Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf dieFrage der Abgeordneten Brigitte Pothmer (BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 96):Wie beurteilt die Bundesregierung die Wirkung des§ 421 q des Dritten Buches Sozialgesetzbuch, SGB III – ErweiterteBerufsorientierung –, seit seiner Einführung, und beabsichtigtdie Bundesregierung vor dem Hintergrund ihrer Bilanz,den § 421 q SGB III in identischer oder gegebenenfallsmodifizierter Form über den 31. Dezember 2010 hinaus zuverlängern?Die bis Ende 2010 befristete Regelung zur ErweitertenBerufsorientierung hat sich nach Angaben der Bundesagenturfür Arbeit und Rückmeldungen aus der Praxisbewährt. Nach Auffassung der Bundesregierung sollsie deshalb in einem zukünftigen Gesetzgebungsvorhabender Bundesregierung verlängert werden.Durch diese Regelung konnte insbesondere das Engagementder Länder, die großteils die 50-prozentige Kofinanzierungleisten, deutlich vergrößert werden. DieVerlängerung entspräche den Intentionen <strong>von</strong> Koalitionsvertrag,Ausbildungspakt und Qualifizierungsinitiative,in denen ein Ausbau der Berufsorientierung gefordertwird. Die Verlängerung wird es ermöglichen, dieWirkung über einen längeren Zeitraum besser beurteilenzu können und den für eine Evaluation erforderlichenzeitlichen Spielraum zu schaffen.Anlage 59Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf dieFrage der Abgeordneten Anette Kramme (SPD)(Drucksache 17/1107, Frage 97):Wie steht die Bundesregierung zu in den Medien zitiertenPlänen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, nochim Mai 2010 die Liberalisierung des Arbeitsmarktes voranzutreibenund die Befristung <strong>von</strong> Arbeitsverträgen zu erleichtern,indem Unternehmen mehr Möglichkeiten eingeräumtwerden, Arbeitsverträge zeitlich zu begrenzen, ohne dafüreine juristisch überprüfbare Begründung liefern zu müssen,und würde die Bundesregierung solche Schritte unabhängig<strong>von</strong> konkreten Plänen begrüßen, obwohl aktuelle Zahlen belegen,dass schon heute jeder zweite neu abgeschlossene Arbeitsvertragbefristet ist und sich die Wissenschaft in weitenTeilen darin einig zeigt, dass die damit verbundene Unsicherheitfür die weitere Lebensplanung der Arbeitnehmer auchvolkswirtschaftlich kontraproduktive Effekte zeigt, da insbesonderedie überdurchschnittlich häufig betroffenen jüngerenArbeitnehmer Konsumentscheidungen und Familienplanungzurückstellen und sich zudem die mit Befristungen meist verbundenegeringere Motivation der Arbeitnehmer wiederumauf die Produktivität auswirkt?Anlage 60Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Fragender Abgeordneten Dr. Eva Högl (SPD) (Drucksache17/1107, Fragen 98 und 99):Aus welchen Gründen lehnt die Bundesregierung die <strong>von</strong>der Europäischen Kommission für die neue Strategie „Europa2020“ vorgeschlagene Reduzierung der Armutsrisikoquote alsquantitatives Ziel in Europa ab, und wird die Bundesregierungdies auch beim Europäischen Rat am 25./26. März 2010 vertreten?Welches sind die Gründe dafür, dass die Bundesministerinfür Arbeit und Soziales, Dr. Ursula <strong>von</strong> der Leyen, als zuständigesMitglied der Bundesregierung auf diversen Veranstaltungenzum Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzungdie Reduzierung und Verminderung <strong>von</strong> Armut alszentrales politisches Ziel herausstellt, aber im Rat für Beschäftigung,Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutzam 8. März 2010 dieses Ziel im Rahmen der Strategie „Europa2020“ abgelehnt hat?Zu Frage 98:Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass diekünftige EU-2020-Strategie auch als weiterer Schritt zueiner nachhaltigen sozialen Marktwirtschaft begriffenwird, die dem sozialen Ausgleich und der Solidaritätverpflichtet ist. In der neuen Strategie soll aus Sicht derBundesregierung der Dreiklang aus wirtschaftlichem Erfolg,sozialem Zusammenhalt und ökologischer Verantwortungweiter verfolgt werden.Im Zuge dessen ist die Bekämpfung der Armut unddie Förderung der sozialen Teilhabe ein wesentlichesAnliegen der Bundesregierung. Die <strong>von</strong> der EuropäischenKommission ins Spiel gebrachte Armutsrisikoquoteist jedoch keine geeignete Zielgröße zur Festlegung<strong>von</strong> Fortschritten auf diesem Gebiet. DieArmutsrisikoquote ist eine reine Kennziffer für die Einkommensverteilungund liefert keine Information überindividuelle Bedürftigkeit im Sinne <strong>von</strong> Armut. Insbesonderesteht sie in keinem Zusammenhang mit dem soziokulturellenExistenzminimum. Außerdem gehen geradeauf die Nachhaltigkeit der Armutsreduzierungzielende Sachleistungen nicht in die Berechnung ein.Die Armutsrisikoquote ist zudem eine sensible statistischeGröße. Unterschiede in der Datenbasis, bei der Heranziehungunterschiedlicher Haushaltsgrößen sowieUnterschiede bei den Berechnungsmethoden könnengroße Auswirkungen haben.Zu Frage 99:Wie zu Frage Nr. 98 ausgeführt, ist die Bekämpfungder Armut und die Förderung der sozialen Teilhabe einwesentliches Anliegen der Bundesregierung. Daher beteiligtsich die Bundesregierung nachdrücklich an der<strong>von</strong> der EU-Kommission initiierten Kampagne zum Eu-(D)


3084 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)(B)ropäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung.Die Kampagne der Bundesregierung steht unter demMotto „Mit neuem Mut“ und zielt darauf ab, das Bewusstseinfür Armut und soziale Ausgrenzung sowie diegesellschaftliche Verantwortung zu schärfen. Das Bundesministeriumfür Arbeit und Soziales, das in Deutschlanddie Durchführung des Europäischen Jahres 2010gegen Armut und soziale Ausgrenzung organisiert, hat40 Projekte ausgewählt, die in diesem Jahr <strong>von</strong> der EU-Kommission und dem Bund mit rund 1,4 Millionen Eurogefördert werden. Betroffenenvertreter, Verbände sowieLänder und Kommunen sind in die Aktion eingebunden.Auch durch dieses Engagement stellt die Bundesregierungunter Beweis, dass sie sich mittels vieler einzelnerpraktischer Maßnahmen der Armutsbekämpfungwidmet. Wie unter Frage Nr. 98 deutlich gemacht, ist dieFestlegung einer Armutsrisikoquote hingegen kein geeignetesMittel zur Armutsbekämpfung.Anlage 61Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Fragender Abgeordneten Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD)(Drucksache 17/1107, Fragen 100 und 101):Wird die Bundesregierung bei der Erstellung eines NationalenAktionsplanes zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonventiondie Abstimmung mit den Ländern suchen,und in welchen Artikeln der Konvention sowie Ressortbereichender Bundes- und Landesregierungen erkennt die Bundesregierunginsbesondere großen Abstimmungsbedarf mit denLändern?Welche konkreten Maßnahmen wird die Bundesregierungergreifen, um die Assistenz für Eltern mit Behinderung zurErfüllung ihrer Erziehungspflichten als Leistungspflicht einzuführenbzw. klarzustellen, und wie wird die Bundesregierunginsbesondere die Situation <strong>von</strong> Kindern mit psychischkranken Eltern verbessern?Zu Frage 100:Die Bundesregierung steht bei der Entwicklung einesAktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonventionin engem Kontakt zu den Ländern und wirddie Länder auch in den weiteren Entwicklungsprozessdes Aktionsplans einbeziehen. Gleichzeitig möchte dieBundesregierung die Länder anregen, eigene Aktionsplänezur Umsetzung der Konvention zu initiieren, dieden Aktionsplan der Bundesregierung ergänzen.Zu Frage 101:Die 18. Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz(GFMK) hat eine Entschließung „Rechtsanspruch auf ,Elternassistenz‘:Mütter und Väter mit Behinderungen beider Erfüllung ihres Erziehungsauftrages unterstützen“formuliert und diese der Arbeits- und Sozialministerkonferenz,ASMK, und der Jugend- und Familienminister(innen)konferenz,JFMK, übermittelt mit der Bitte, sich mitdem Thema zu befassen. Nachdem die 85. ASMK dasThema „Elternassistenz“ der Bund-Länder-Arbeitsgruppe„Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe“ zugewiesenhat, befasst sich dort eine interkonferenzielle Unterarbeitsgruppeauch mit diesem Thema. Die interkonferenzielleArbeitsgruppe, UAG V, „Sicherung der Teilhabe<strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen sowieRechtsanspruch auf Elternassistenz“ besteht aus Vertreterinnenund Vertretern der Arbeits- und Sozialministerkonferenz,der Kultusministerkonferenz, der Jugend- undFamilienministerkonferenz, der Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenzund des Bundes, BMAS, BMBF undBMFSFJ. Das Thema der sogenannten Elternassistenz istdort noch nicht abschließend behandelt worden. Dienächste Sitzung findet im April 2010 statt. Das Ergebnisder Unterarbeitsgruppe soll abgewartet werden.Anlage 62Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf dieFrage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (DIELINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 102):Bis wann und zu welchen Konditionen wird die Bundesregierungdas <strong>von</strong> ihr in Aussicht gestellte Gesetzgebungsverfahrenzur Entfristung der freiwilligen Weiterversicherung inder Arbeitslosenversicherung abschließen, um für die Betroffenenschnell Planungssicherheit herzustellen?Die Bundesregierung prüft, ob die freiwillige Weiterversicherungüber den 31. Dezember 2010 hinaus fortgeführtwerden soll. Bei dieser Prüfung wird sie auch diebisherigen Erfahrungen mit der freiwilligen Weiterversicherungberücksichtigen. Die Beratungen innerhalb derBundesregierung werden rechtzeitig abgeschlossen, umden bereits freiwillig weiterversicherten Personen unddenjenigen, die vor der Entscheidung stehen, sich freiwilligweiter zu versichern, Planungs- und Rechtssicherheitbieten zu können.(C)(D)Neben konkreten Maßnahmen und gesetzlichen Weiterentwicklungenmuss es bei der Entwicklung <strong>von</strong> Aktionsplänenauf den verschiedenen Ebenen vor allem darumgehen, das Leitbild der inklusiven Gesellschaft inder Lebenswirklichkeit zu verankern. Hierfür brauchenwir eine übergreifende gesellschaftspolitische Diskussionund eine Kultur des Denkens in gemeinsamer Verantwortung<strong>von</strong>seiten aller Akteure.Der Umfang des konkreten Abstimmungsbedarfszwischen Bund und Ländern wird sich insbesondere beider Entwicklung <strong>von</strong> Maßnahmen für die jeweiligen Aktionspläneim Laufe des Verfahrens zeigen.Anlage 63Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf dieFrage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (DIELINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 103):Wie hat sich die Zahl der Personen entwickelt, die sich seit2006 selbstständig gemacht haben, bezogen auf die Herkunftaus Erwerbstätigkeit, dem Arbeitslosengeld-I-Bezug, dem Arbeitslosengeld-II-Bezugund möglichen anderen relevantenBereichen, aus denen Menschen den Schritt in die Selbstständigkeitmachen – bitte die einzelnen Bereiche für einzelneJahre aufschlüsseln –, und plant die Bundesregierung, den


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3085(A)Kreis der Selbstständigen, die sich in der Arbeitslosenversicherungversichern können, über den derzeitigen Kreis hinauszu erweitern?Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende bei Aufnahmeder selbstständigen Tätigkeit gefördert wurden:(C)Statistische Daten, die in der gewünschten Detailtiefedanach differenzieren, aus welcher Situation herausMenschen eine Existenzgründung aufnehmen, liegen derBundesregierung nicht vor.Der Gründungsstatistik lassen sich folgende allgemeineDaten über die Anzahl <strong>von</strong> Existenzgründungenentnehmen:geförderte Personen2006 32 6002007 30 0002008 22 6002009 19 700 1Existenzgründungen1 Vorläufige Daten der Bundesagentur für Arbeit, revidierte Datenwerden erst Ende April 2010 vorliegen.2006 471 2002007 425 8002008 399 400Quelle: IfM Bonn (Basis: Gewerbeanzeigenstatistik des StatistischenBundesamtes, ohne Angaben zu freiberuflich Selbstständigen)Die Bundesagentur für Arbeit hat die Aufnahme einerselbstständigen Tätigkeit im Rechtskreis SGB III in denJahren 2006 bis 2009 wie folgt gefördert:Der Bundesregierung liegen keine Datensätze vor, dieArbeitslosengeld-II-Bezieher erfassen, die sich ohne dieFörderung mit Einstiegsgeld selbstständig machen.Die in der Antwort zu Frage Nr. 102 genannte Prüfungder Bundesregierung bezieht auch die Frage mitein, wie der zur freiwilligen Weiterversicherung berechtigtePersonenkreis zu bestimmen ist.Anlage 64(B)geförderte Personen2006 194 7002007 125 0002008 119 7002009 135 000Es kann aus den Datensätzen der Bundesagentur fürArbeit keine Aussage über Arbeitslosengeldbezieher getroffenwerden, die sich ohne Förderleistungen selbstständigmachen.Der nachfolgenden Tabelle lässt sich die Anzahl derArbeitslosengeld-II-Bezieher entnehmen, die durch denAntwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf dieFrage des Abgeordneten Werner Dreibus (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 104):Wie hat sich in den letzten zehn Jahren die Zahl der Solo-Selbstständigen entwickelt, und wie hat sich seit Einführungder Hartz-Gesetze die Zahl der Selbstständigen entwickelt,die aufstockende Leistungen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch– bitte jeweils Jahreszahlen aufführen – beziehen?Die amtliche Statistik der Bundesagentur für Arbeitdifferenziert nicht nach Solo-Selbstständigen und anderenFormen der Selbstständigkeit.Die Anzahl der Selbstständigen, die aufstockendeLeistungen nach dem SGB II beziehen, können dernachfolgenden Tabelle entnommen werden.(D)Selbstständig erwerbstätige LeistungsbezieherDeutschland, West, Ost 2005 bis 2009Monat(Daten für 2006liegen nicht vor)Selbstständig erwerbstätige LeistungsbezieherDeutschland Westdeutschland Ostdeutschland1 2 3September 2005 47 522 26 450 21 071September 2007 78 965 43 096 35 869September 2008 100 442 52 819 47 623September 2009 114 977 61 663 53 314


3086 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)Anlage 65Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf dieFrage des Abgeordneten Werner Dreibus (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 65):Wie hat sich die Anzahl der Personen entwickelt, die ausder Erwerbstätigkeit, aus dem Bezug <strong>von</strong> ALG I und aus demBezug <strong>von</strong> ALG II – ALG: Arbeitslosengeld – eine Tätigkeitim Ausland aufgenommen haben, und wie viele da<strong>von</strong> fallenunter die Regelungen des § 28 a des Dritten Buches Sozialgesetzbuch?Statistische Daten, die in der gewünschten Detailtiefedanach differenzieren, aus welcher Situation herausMenschen eine Tätigkeit im Ausland aufnehmen und zugleichunter die Regelung des § 28 a SGB III fallen, liegender Bundesregierung nicht vor.Der folgenden Statistik lässt sich entnehmen, wie vielAnträge auf ein Versicherungspflichtverhältnis nach§ 28 a SGB III <strong>von</strong> Arbeitnehmern, die im Ausland tätigsind, verteilt auf die Jahre 2006, 2007, 2008 und 2009gestellt wurden.(C)Anträge pro Jahr2006 2007 2008 2009Auslandsbeschäftigtegestellte Anträgebewilligte Anträge16781445247821872 776247433822967(B)Anlage 66Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frageder Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 106):Welche pflanzenartspezifischen Vorgaben zur guten fachlichenPraxis gemäß der Gentechnik-Pflanzenerzeugungsverordnungwird die Bundesregierung rechtzeitig vor demBeginn des kommerziellen Anbaus der gerade neu zugelassenengentechnisch veränderten Amflora-Kartoffel erlassen,und welche dieser Maßnahmen sind geeignet, die Schutzgütergemäß § 1 des Gentechnikgesetzes vor negativen Auswirkungendes Amflora-Anbaus zu schützen?Bis zum Beginn des diesjährigen Anbaus, der sich auf20 Hektar an einem Standort in Mecklenburg-Vorpommernbeschränken wird, wird die Bundesregierung keineÄnderung der Gentechnik-Pflanzenerzeugungsverordnungmit pflanzenartspezifischen Vorgaben für Kartoffeln erlassen.Folgende Regelungen sind bereits im Rahmen desBeschlusses der EU-Kommission und dessen Nebenbestimmungenzur Verhinderung eines unbeabsichtigtenVorhandenseins/Anbaus vorgesehen, die der Genehmigungsinhaberund anbauende Landwirte (Vertragsanbau)einzuhalten haben: die räumliche Trennung der gv-Stärkekartoffel<strong>von</strong> nicht gv-Kartoffeln während Pflanzung,Aufwuchs, Ernte, Transport, Lagerung und Verarbeitung,der Anbau <strong>von</strong> nicht gv-Kartoffeln ist im Folgejahrauf diesen Flächen nicht zulässig und die Flächen sindim Folgejahr auf Durchwuchs <strong>von</strong> Kartoffeln zu überprüfenund möglicher Durchwuchs ist zu vernichten.Der Genehmigungsinhaber ist verpflichtet, die Kartoffelnausschließlich an bestimmte Stärkeverarbeitungsbetriebezur Verwendung im geschlossenen System zuliefern.Weiterhin gelten die allgemeinen Bestimmungen desGentechnikgesetzes, insbesondere zur Haftung, und derGentechnik-Pflanzenerzeugungsverordnung (Koexistenzverordnung),in denen die notwendigen Koexistenzmaßnahmenallgemein beschrieben werden. Der Entwurf einesAnhangs der Koexistenzverordnung für Kartoffeln ist inVorbereitung.Die Überwachung der Einhaltung der Zulassungsbedingungensowohl beim Anbau als auch beim weiterenInverkehrbringen fällt in die ausschließliche Kompetenzder Überwachungsbehörden der Länder.Anlage 67Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frageder Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE)(Drucksache 17/1107, Frage 107):Welche Chancen und Risiken sieht die Bundesregierung inder Zertifizierung der Bundesforstflächen nach FSC-Kriterien– FSC: Weltforstrat – vor dem Hintergrund, dass solche Überlegungenaktuell in der CDU-FDP-Landesregierung in Hessenfür die dortigen Landesforstflächen vorangetrieben werden?Die Zertifizierbarkeit der Waldflächen des Bundesnach den Kriterien des FSC wurde in der 15. Legislaturperiodeeingehend geprüft. Dabei hat sich herausgestellt,dass der weitaus größte Flächenteil, dies sind insbesonderemilitärisch genutzte Waldflächen, nicht nach denFSC-Kriterien zertifizierbar ist. Die Waldflächen, diekeiner derartigen Zweckbindung unterliegen und die bisdahin nicht <strong>von</strong> einem in Deutschland akkreditiertenZertifizierungssystem erfasst waren, wurden nach FSCKriterien zertifiziert. Dies entspricht einer Fläche <strong>von</strong>rund 34 000 Hektar.Anlage 68Antwortdes Parl. Staatssekretärs <strong>Christian</strong> Schmidt auf die Fragendes Abgeordneten Burkhard Lischka (SPD)(Drucksache 17/1107, Fragen 108 und 109):(D)


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3087(A)(B)Ist es zutreffend, dass – wie Der Spiegel in seiner Ausgabe11/2010 berichtet – im Bundesministerium der Verteidigungeine Abteilung oder eine andere Organisationsstruktur – Referat,Stabsstelle oder Ähnliches – eingerichtet worden ist odersich in Planung befindet, die sich um das Ansehen des Bundesministerskümmern soll, und, wenn ja, wie viele Mitarbeitersind dort beschäftigt?Mit welchen Aufgaben sind diese Mitarbeiter gegebenenfallsbeauftragt, und welche Kosten verursacht diese Organisationseinheit?Im Bundesministerium der Verteidigung ist keine Abteilungoder andere Organisationseinheit eingerichtetworden, die sich um das Ansehen des Ministers kümmernsoll. Es ist nicht geplant, eine solche einzurichten.Anlage 69Antwortdes Parl. Staatssekretärs <strong>Christian</strong> Schmidt auf dieFrage des Abgeordneten Hans-<strong>Christian</strong> Ströbele(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107,Frage 110):Aus welchen Gründen wurden die Verhandlungen übernachhaltige Entschädigungen, die über die im Februar 2010geleistete „Winterhilfe“ für die Opfer bzw. Hinterbliebenendes Bombardements <strong>von</strong> Kunduz vom 4. September 2009durch Hilfspakete an Nahrung und Decken hinaus gewährtwerden sollen, und deren Abschluss seit über sechs Monatenimmer wieder hinausgeschoben, etwa indem vereinbarteTermine kurzfristig abgesagt werden, und welches Bundesministeriumist für die Verhandlungen, die Finanzierung, Abwicklungsowie eine etwaige Durchführung der einzelnen geplantenProjekte – laut Presse unter anderem ein Waisenhaus,Milchviehfabrik – letztlich zuständig?Im Rahmen der Gespräche des Bundesministeriumsder Verteidigung mit den Rechtsanwälten mutmaßlicherOpfer und Hinterbliebener des Luftangriffs der NATOvom 4. September 2009 wurde auf anwaltlichen Wunschlediglich ein Termin um zwei Tage verschoben. DasBundesministerium der Verteidigung hat einseitig keinenTermin abgesagt.Die Federführung für die Gespräche über möglicheProjekte, die den Opfern und Hinterbliebenen in der Regionum Kunduz zugutekommen sollen, liegt beim Bundesministeriumder Verteidigung; es stimmt sich hierbeimit dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministeriumfür wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungab.Anlage 70Antwortdes Parl. Staatssekretärs <strong>Christian</strong> Schmidt auf die Fragedes Abgeordneten Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 111):Treffen Medienberichte (Spiegel Online vom 18. März2010) über eine „Gruppe 85“ oder entsprechende Initiativenim Bundesministerium der Verteidigung zu, die den COMISAF-Bericht zu den Vorfällen in Kunduz „im deutschen Interessebeeinflussen“ sollten, und, falls ja, warum hat der ParlamentarischeStaatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung<strong>Christian</strong> Schmidt auf meine mündliche Frage – „Hat dieBundesregierung in irgendeiner Form Einfluss auf den Zeitpunktder Veröffentlichung oder den Inhalt des COMISAF-Berichtes über die Vorfälle am 4. September 2009 am Kunduz-Flussgenommen?“; <strong>Bundestag</strong>sdrucksache 17/191, Frage26 – dies in seiner Antwort – „Das Bundesministerium derVerteidigung hat <strong>von</strong> Anfang an großes Interesse an einerSachverhaltsaufklärung durch COMISAF bekundet. Es hatsich erfolglos um die Herabstufung des durch die NATO eingestuftenBerichtes bemüht“ – nicht erwähnt und dem Parlamentinsofern die Wahrheit vorenthalten?Die Unterstellung, die Wahrheit sei zurückgehaltenworden, weise ich deutlich zurück.Die <strong>von</strong> den Angehörigen dieser kleinen Arbeitsgruppeselbst so bezeichnete „Gruppe 85“ wurde in Verantwortung<strong>von</strong> Sts Dr. Wiehert am 9. September 2009eingerichtet. Sie hatte den Auftrag, die Situation im Umfeldder Ereignisse in Kunduz vom 4. September 2009zu prüfen und dahin gehend auszuwerten, dass das Bundesministeriumder Verteidigung auf den NATO-Abschlussbericht(sogenannter COMISAF-Bericht) reagierenkann.Hierbei ist wichtig festzustellen, dass damit keine eigenenationale Untersuchung eingeleitet worden ist, sondernnur die Begleitung, gegebenenfalls Unterstützungder ISAF-Untersuchung Ziel war. Daneben war es auchdas Ziel, die operativen Zusammenhänge, in denen sichdie Geschehnisse des 4. September 2009 ereignet haben,zusammenzutragen und darzustellen. Einer Analyse derSicherheitslage zum Zeitpunkt des Ereignisses kam undkommt hier entscheidende Bedeutung zu.Die Gründung dieser Arbeitsgruppe durch Sts Dr.Wiehert ist auch im Zusammenhang mit dem als „Reisebericht“bekannten Anfangsbericht des sogenannten InitialAction Teams zu sehen, der im Hinblick auf die Begleitungdieses Teams durch Medien nicht immer dieGewissheit gefördert hatte, dass eine vorzeitige, nichtauf der Kenntnis aller Fakten beruhende Bewertung ausgeschlossenwar.Nach den Informationsunsicherheiten der ersten Tagehatte sich das in meiner schriftlichen Antwort auf Ihremündliche Frage vom 16. Dezember 2009 genanntegroße Interesse des Bundesministeriums der Verteidigungan einer Sachverhaltsaufklärung durch COMISAFals richtig dargestellt. Die Existenz der „Gruppe 85“wurde auch nicht durch das BMVg zurückgehalten, sondernschon sehr frühzeitig in der Öffentlichkeit bekanntgemacht. Der damalige Sprecher des Bundesministeriumsder Verteidigung, Dr. Thomas Raabe, hatte in derBundespressekonferenz vom 11. September 2009 mitgeteilt,dass ein eigenes Team aus verschiedenen Vertreternder verschiedenen Abteilungen im Haus zusammengestelltworden sei, das im Zusammenhang mit dem Reiseberichtdes Initial Action Teams die Untersuchungen derNATO begleiten sollte. Dr. Raabe hat dann „begleiten“wie folgt definiert: „Wir tun das natürlich seriös und so,dass wir jederzeit Hilfestellung bieten können, wenn dieNATO das will. Das ist selbstverständlich.“Hinsichtlich der Bewertung des COMISAF-Reportsdurch diese zwischenzeitlich nicht mehr existierende Arbeitsgruppesehe ich mich im Hinblick auf die nach wievor besehende Einstufung des COMISAF-Berichts alsGEHEIM an einer offenen vertieften Auswertung gehindert.Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die ent-(C)(D)


3088 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010(A)(B)sprechenden Einsichtnahmemöglichkeiten für Mitgliederdes Deutschen <strong>Bundestag</strong>es, die bekannt sind. DieTatsache, dass sich in Medienberichten angebliche odertatsächliche Zitierungen aus diesem Bericht finden, ändertnichts an der Behandlung des Berichts durch dieBundesregierung. Die Entscheidung über einen Zeitpunktder möglichen Veröffentlichung des COMISAF-Berichts liegt ausschließlich und allein bei der NATO.Auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts istinsofern Einfluss genommen worden, als im Dezember2009 leider erfolglos versucht worden ist, diesen <strong>von</strong> derNATO eingestuften Bericht zu veröffentlichen, das heißtherabzustufen.Hinsichtlich der konkreten Arbeitsweise, einschließlichder schriftlichen und mündlichen Kontakte <strong>von</strong> Mitgliedernder sogenannten Gruppe 85 zur NATO, verweiseich auf das umfängliche Ablaufprotokoll derTätigkeit dieser Gruppe, das dem Untersuchungsausschussübermittelt worden ist.Anlage 71Antwortdes Parl. Staatssekretärs <strong>Christian</strong> Schmidt auf die Frageder Abgeordneten Ute Kumpf (SPD) (Drucksache17/1107, Frage 112):Wie plant die Bundesregierung die konkrete Ausgestaltungder Verkürzung <strong>von</strong> Wehrpflicht und Zivildienst, die, wiemit dem offensichtlich mit dem Bundesministerium für Familie,Senioren, Frauen und Jugend nicht abgestimmten Vorstoßdes Bundesministers der Verteidigung diese Woche angekündigt,anders als im Koalitionsvertrag festgelegt, nicht erst zum1. Januar 2011, sondern für Zivildienstleistende schon zum1. August 2010 in Kraft treten soll, um das <strong>von</strong> Caritas, Diakonie,Deutschem Rotem Kreuz und Paritätischem Wohlfahrtsverbandübereinstimmend angedrohte Chaos in den Einsatzstellenzu verhindern, und durch welche Maßnahmen imAusbau der Freiwilligendienste will die Bundesregierung Planungssicherheitund echte Alternativen für Einsatzstellen undJugendliche schaffen?dienstdauer auf sechs Monate erst zum 1. Januar 2011wünschenswert erscheinen.Die nunmehr gefundene Regelung ab 1. August 2010ist das Ergebnis eines Einvernehmens zwischen BMVgund BMFSFJ, das sowohl den Erfordernissen des Wehrdienstesals auch des Zivildienstes Rechnung trägt. ImErgebnis wirkt sich die Regelung nur auf diejenigenWehrpflichtigen aus, die zum 1. Oktober 2010 zumGrundwehrdienst einberufen werden. Nach unseren Planungenist keine Einberufung <strong>von</strong> Wehrpflichtigen zwischendem 1. August 2010 und dem 30. September 2010vorgesehen.Mit der Einführung eines freiwilligen zusätzlichen Zivildiensteswird der Vorgabe aus dem Koalitionsvertrag,dass sich die künftige Struktur der Wehrpflicht auch imZivildienst spiegeln wird, Rechnung getragen sowie dieeinstimmige Prüfempfehlung der Kommission „Impulsefür die Zivilgesellschaft“ umgesetzt. Schon gegenwärtigexistieren frei vereinbarte kurzzeitige Anschlusstätigkeitenan den Zivildienst in einer Vielzahl <strong>von</strong> Rechtsformen,die für die jungen Männer, aber auch für ihreDienststellen mit erheblichen Nachteilen verbundensind.Mit der an den freiwilligen zusätzlichen Wehrdienstangelehnten Regelung dieses Gesetzes gestaltet derBund als Dienstherr in Erfüllung seiner besonderen Fürsorgepflichtden jungen Männern gegenüber auch denfreiwilligen zusätzlichen Zivildienst als öffentlich-rechtlichesDienstverhältnis, das es den Dienstleistenden ermöglicht,ihre Tätigkeit in der Dienststelle und denKompetenzerwerb des Lerndienstes über die Dauer <strong>von</strong>sechs Monaten hinaus sozial abgesichert fortzuführen.Für den Zivildienstleistenden und seine Dienststelle bestehtein weiterer Vorteil dieser Form der Anschlusstätigkeitdarin, dass sie kein befristetes Arbeitsverhältnisnach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz ist.(C)(D)Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDPfür die 17. Legislaturperiode gibt vor, dass die Koalitionsparteienan der allgemeinen Wehrpflicht mit demZiel festhalten, die Wehrdienstzeit bis zum 1. Januar2011 auf sechs Monate zu reduzieren. Zum Zivildienstwird ausgeführt, dass sich in ihm die künftige Strukturder Wehrpflicht widerspiegeln wird.Der Vertrag lässt den tatsächlichen Stichtag, zu demdie neue Regelung wirksam wird, ebenso offen wie dieFrage, wie der Übergang mit Blick auf diejenigenGrundwehrdienstleistenden zu gestalten ist, die zum1. Juli 2010 bzw. 1. Oktober 2010 einberufen werden.Das „System W6“ muss zum 1. Januar 2011 funktionsfähigsein. Vor dem Hintergrund der notwendigenorganisatorischen Änderungen der Ausbildungsabläufe,die auch Vakanzen im Funktionsdienst verursachen werden,und den bisherigen Planungen auf der Grundlage einesneunmonatigen Grundwehrdienstes ließen mit Blickauf die Einsatzfähigkeit aus Sicht des Bundesministeriumsder Verteidigung eine Umstellung der Grundwehr-Anlage 72Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf dieFrage der Abgeordneten Caren Marks (SPD) (Drucksache17/1107, Frage 113):Welche Fragestellungen liegen den – <strong>von</strong> der Bundesregierungin ihrer Antwort zu Frage 14 der Kleinen Anfrage auf<strong>Bundestag</strong>sdrucksache 17/714 angekündigten – laufendenUntersuchungen der Qualifizierung sowie der wirtschaftlichenSituation <strong>von</strong> Tagespflegepersonen zugrunde, und inwelcher Form werden diese Untersuchungsergebnisse dem<strong>Bundestag</strong> vorgelegt werden?Bund und Länder haben in der abschließenden Sitzungder Arbeitsgruppe „Steuer- und sozialversicherungsrechtlicheBehandlung der Geldleistungen für Kinderin Kindertagespflege“ am 20. Mai 2008 inWiesbaden ein Gesamtpaket für die Kindertagespflegegeschnürt, um die durch die Besteuerung der Einkünfteaus öffentlicher Kindertagespflege ab dem Veranlagungszeitraum2009 folgenden Belastungen abzufedern.Kern der Vereinbarung sind die inzwischen mit demKinderförderungsgesetz (KiföG) umgesetzten hälftigen


<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3089(A)Erstattungen angemessener Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgedurch das Jugendamt, sodass Tagespflegepersonenim Ergebnis sozialversicherungsrechtlichwie Arbeitnehmer behandelt werden, und dieEinführung einer „leistungsgerechten Vergütung“.Deutschen <strong>Bundestag</strong> im Rahmen des Berichts nach§ 24 a Abs. 5 SGB VIII vorgelegt.(C)Weiterhin wurde vereinbart, durch eine befristete Sonderregelungim Fünften Buch Sozialgesetzbuch (§§ 10und 240 SGB V) für die Ausbauphase bis Ende 2013 Tagespflegepersonenin der Regel in der Gesetzlichen Krankenversicherungpauschal als „nebenberuflich selbständig“einzustufen, was zu erheblichen beitragsrechtlichenErleichterungen führt.Um sicherzustellen, dass nach Ende dieser ÜbergangszeitTagespflegepersonen wirtschaftlich in derLage sind, die regulären Krankenversicherungsbeiträgezu leisten, haben Bund und Länder weiterhin vereinbart,die wirtschaftliche Situation der Tagespflegepersonen zubeobachten. Die wirtschaftliche Situation <strong>von</strong> Tagespflegepersonenist dabei nicht zu trennen <strong>von</strong> der Frage derQualifikation der Tagespflegepersonen, die im Rahmender „leistungsgerechten Vergütung“ berücksichtigt werdensoll.Da diese Fragen in der jährlichen Kinder- und Jugendhilfestatistiknicht hinreichend erfasst werden, hatder Bund zu diesem Zweck Zusatzerhebungen bei Tagespflegepersonendurchgeführt mit Fragen nach demQualifizierungshintergrund und den Einkünften. DieseZusatzerhebungen werden zurzeit ausgewertet und demAnlage 73Antwortdes Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf dieFrage der Abgeordneten Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 115):Wann wird die Bundesregierung dem UN-Ausschuss fürdie Rechte des Kindes über den Generalsekretär der VereintenNationen zu den Maßnahmen Bericht erstatten, die sie zurVerwirklichung der UN-Kinderrechtskonvention getroffenhat, und ist eine Kenntnisnahme oder Befassung des Deutschen<strong>Bundestag</strong>es geplant?Die Bundesrepublik Deutschland ist als Vertragsstaatdes Übereinkommens verpflichtet, in periodischen Abständendem VN-Kinderrechteausschuss Bericht zu erstatten.Die Vorlage des nächsten Staatenberichts stehtnach Abschluss des aufwendigen Beteiligungsverfahrensunmittelbar bevor.Die Kabinettbefassung ist für April geplant. Bei derErarbeitung des Berichts sind, wie vom zuständigenAusschuss der Vereinten Nationen ausdrücklich gewünscht,auch Nichtregierungsorganisationen einbezogenworden.Der Bericht wird den zuständigen Ausschüssen desDeutschen <strong>Bundestag</strong>es zur Kenntnisnahme übersandtwerden.(B)(D)


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